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E4542 4 2008 Energie und Nachhaltigkeit Probleme – Zielkonflikte – Lösungsansätze

4 – 2008 - Zeitschrift POLITIK UND UNTERRICHT ... · 1 Editorial Wir erleben derzeit besonders drastisch, wie tief das Thema Energie in unseren Alltag eingreift. Die gestiegenen

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E4542

4 – 2008

Energie und NachhaltigkeitProbleme – Zielkonflikte – Lösungsansätze

Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

THEMA IM FOLGEHEFT

»Politik & Unterricht« wird von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB)herausgegeben.

HERAUSGEBERLothar Frick, Direktor

CHEFREDAKTEURDr. Reinhold [email protected]

REDAKTIONSASSISTENZSylvia Rösch, [email protected] Rapp, M. A., Offenburg

ANSCHRIFT DER REDAKTIONStafflenbergstraße 38, 70184 StuttgartTelefon: 0711/164099-45; Fax: 0711/164099-77

REDAKTIONSimone Bub-Kalb, Studiendirektorin, Staatl. Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien), StuttgartJudith Ernst-Schmidt, Oberstudienrätin,Werner-Siemens-Schule (Gewerbliche Schule für Elektrotechnik), Stuttgart Ulrich Manz, Rektor der Schillerschule (Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule), EsslingenDipl.-Päd. Holger Meeh, Akademischer Rat,Pädagogische Hochschule HeidelbergHorst Neumann, Ministerialrat, Umweltministerium Baden-Württemberg, StuttgartAngelika Schober-Penz, Studienrätin,Erich-Bracher-Schule (Kaufmännische Schule), Kornwestheim

GESTALTUNG TITELBertron.Schwarz.Frey, Gruppe für Gestaltung, Ulmwww.bertron-schwarz.de

GESTALTUNG INNENTEILMedienstudio Christoph Lang, Rottenburg a. N., www.8421medien.de

VERLAGNeckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-SchwenningenAnzeigen: Neckar-Verlag GmbH, Uwe StockburgerTelefon: 07721/8987-71; Fax: [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2 vom 1.5.2005.

DRUCKPFITZER Druck und Medien e. K., Benzstraße 39, 71272 Renningen

Politik & Unterricht erscheint vierteljährlich.Preis dieser Nummer: 3,00 EURJahresbezugspreis: 12,00 EURUnregelmäßige Sonderhefte werden zusätzlich mit je 3,00 EUR in Rechnung gestellt.

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesendete Manuskripte übernimmt die Redaktion keine Haftung.

Nachdruck oder Vervielfältigung auf elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung der Redaktion.

Titelfoto: picture-alliance/Roy HessingAuflage dieses Heftes: 20.000 ExemplareRedaktionsschluss: 3. November 2008ISSN 0344-3531

Inhalt

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2 Autoren dieses Heftes 2

Unterrichtsvorschläge 3–13

Einleitung 3Baustein A: Energie als Problem – Haushalte, Unternehmen, Politik 5Baustein B: Unsere Energie: Wo kommt sie her – wo geht sie hin? 9Baustein C: Lösungsansätze in der Diskussion 10Baustein D: Unser Globus – Momentaufnahmen und Perspektiven 12Literatur- und Internethinweise 14

Texte und Materialien 15–55

Baustein A: Energie als Problem – Haushalte, Unternehmen, Politik 16Baustein B: Unsere Energie: Wo kommt sie her – wo geht sie hin? 28Baustein C: Lösungsansätze in der Diskussion 33Baustein D: Unser Globus – Momentaufnahmen und Perspektiven 50

Lehrerteil: Simone Bub-Kalb, Holger Meeh, Horst NeumannBaustein A: Simone Bub-KalbBaustein B: Holger MeehBaustein C: Simone Bub-Kalb und Holger MeehBaustein D: Horst Neumann

Das komplette Heft finden Sie zum Downloaden als PDF-Datei unter www.politikundunterricht.de/4_08/energie.htm

Politik & Unterricht wird auf umweltfreundlichem Papier aus FSC-zertifizierten Frischfasern und Recyclingfasern gedruckt. FSC (Forest Stewardship Council) ist ein weltweites Label zur Ausweisung von Produkten, die aus nachhaltiger und verantwortungsvoller Waldbewirt-schaftung stammen. Das Papier wird in Unternehmen hergestellt, die alle nach ISO 9001 und ISO 14001 sowie EMAS zertifiziert sind.

Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik

HEFT 4 – 2008, 4. QUARTAL, 34. JAHRGANG

1

EditorialWir erleben derzeit besonders drastisch, wie tief das Thema Energie in unseren Alltag eingreift. Die gestiegenen Energie-preise sind zu einem heiß diskutierten Thema geworden. Aber nicht nur die Verbraucher sind betroffen: Auch Industrie und Gewerbe müssen mit den massiv gestiegenen Energiekosten zurechtkommen. Dabei geht es nicht zuletzt um Arbeits-plätze und um die internationale Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen.

Das Thema Energie ist unauflöslich mit dem Thema Nach-haltigkeit verknüpft. Denn zu der Frage, ob wir uns unseren Energieverbrauch überhaupt noch leisten können, tritt mit zunehmender Brisanz die Frage, wie lange die Welt mit den vorhandenen fossilen Energieträgern noch auskommt. Das Problem steht ganz oben auf der politischen Agenda und die Fragen rund um das Energie-Dilemma liegen auf der Hand: Wie abhängig ist unsere moderne Industriegesellschaft von der Energie? Wie soll »saubere« und kostengünstige Energie gewonnen werden? Wie soll unser Energiemix in Zukunft aus-sehen? Was sind die Lösungsansätze im Sinne einer nachhal-tigen Energiewirtschaft?

Mit der vorliegenden Ausgabe von »Politik & Unterricht« greift die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ein aktuelles Thema auf, das die Schülerinnen und Schüler in zahlreichen Lebenssituationen erreicht: in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule, beim Einkaufen, beim Reisen und nicht zuletzt beim Nachdenken über Zukunftsszenarien. Dabei wird deutlich, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Deutlich wird aber auch, dass die Themen Energie und Nach-haltigkeit hochpolitische und globale Themen sind, an denen sich Diskussionen entzünden. Vielfach sind die Lösungen von gestern die Probleme von heute. Andererseits wird wieder aktuell, was längst aus der Diskussion verschwunden schien. Entsprechend kontrovers werden die einzelnen Aspekte im Heft auch dargestellt.

Unter dem Motto »Jetzt das Morgen gestalten« stellt das Land Baden-Württemberg in seiner im Jahr 2007 ins Leben geru-fenen Nachhaltigkeitsstrategie die Verankerung des Nachhal-tigkeitsgedanken im Alltag in den Mittelpunkt. Dabei sind Akteure aus Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften, Kirchen, Sozialverbänden, Vereinen, Kommunen und Verwaltung zur aktiven Mitarbeit aufgerufen. Das Land geht damit neue Wege, wenngleich das Thema auch hier zwischen den unterschiedlichen gesell-schaftlichen Gruppierungen und Interessenvertretern nicht unumstritten ist.

Darüber hinaus haben die Vereinten Nationen die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade »Bildung für nachhaltige Entwick-lung« ausgerufen. Dieses wichtige Vorhaben wird natürlich auch in Baden-Württemberg unterstützt. Dass es sich dabei um eine zentrale Themen- und Aufgabenstellung in der Schule handelt, liegt auf der Hand. Es geht darum, das Verständnis junger Menschen für die komplexen Zusammenhänge zwi-

schen Globalisierung, wirtschaftlicher Entwicklung, Konsum, Umweltbelastungen, Bevölkerungsentwicklung, Gesundheit und sozialen Verhältnissen zu fördern. Die UN-Weltdekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« will Kompetenzen und Werte vermitteln, die für die Gestaltung einer menschenwür-digen Zukunft erforderlich sind. Das Leitbild der Nachhal-tigkeit soll in vielen Fächern und in fächerübergreifender Form thematisiert und als wichtiges Anliegen des Schullebens gestaltet werden.

In Baden-Württemberg und in den Bildungsplänen des Landes findet das seinen entsprechenden Niederschlag. Dennoch ist es für die Lehrerinnen und Lehrer nicht immer leicht, das ab-strakte und komplexe Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung im Unterricht praktisch umzusetzen und für Schülerinnen und Schüler erfahrbar zu machen. Mit dem vorliegenden Heft bieten wir anhand des Beispiels »Energie« konkrete und in der Unterrichtspraxis einzusetzende Materialien, die durch weiterführende Arbeitsvorschläge ergänzt werden. Jeder ein-zelne Baustein des Heftes, vor allem der letzte, verknüpft das Thema »Energie« mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Damit wird immer wieder auch der Bogen vom Lokalen zum Globa-len, vom Eigenen zum vermeintlich Fremden geschlagen. Mit diesem Heft wollen wir – ganz in der Tradition von »Politik & Unterricht« – aktuelle und ausgewogene Materialien für den Unterricht anbieten und zur fächerübergreifenden Auseinan-dersetzung mit dem Thema anregen.

Lothar FrickDirektor der LpB

Dr. Reinhold WeberChefredakteur

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Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und SportWer auf einem Herd eine Suppe kocht, muss rechtzeitig die Kochplatte ausschalten, sonst kocht die Suppe über. Wer an kalten Tagen ein warmes Zimmer haben will, muss heizen und die Fenster schließen. Sonst bleibt die Wohnung kalt und es wird teuer. – Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Eine ganze Menge. Denn Nachhaltigkeit heißt, rechtzeitig nachzudenken und rechtzeitig zu handeln. Doch was uns bei den genannten Beispielen selbstverständlich ist, vergessen wir im Umgang mit unserer Erde oft.

Obwohl wir wissen, dass der Klimawandel unsere Erde bedroht und dass die natürlichen Rohstoffe endlich sind, werden trotz vieler guter Ansätze die bestehenden Potenziale zur indivi-duellen Einsparung von Energie nicht hinreichend genutzt. Am Beispiel des Mittelmeerraums zeigt uns die Geschichte, welche Begleiterscheinungen ein zu wenig reflektierter, ein-seitig am Bedarf der jeweiligen Zeit orientierter Umgang mit natürlichen Ressourcen haben kann: Ursprünglich grüne und fruchtbare Hügel wurden jahrhundertelang für Kriegs- und Handelsflotten, zum Heizen und Bauen abgeholzt und bieten heute zumeist einen kahlen Anblick. Der ungeschützte Boden konnte dem Wind, der Sonne und dem Niederschlag keinen Widerstand mehr entgegensetzen und die fruchtbare Erde ging durch Bodenerosion verloren.

Nach jahrhundertelangem Raubbau am Rohstoff Holz begann man, sich an einen einfachen Grundsatz zu halten: Schlage nicht mehr Holz ein, als nachwächst. Und pflanze neue Bäume, damit auch deine Kinder und Enkel Holz haben. Nachhaltigkeit basiert auf diesem Grundsatz und geht heute noch weiter: Nachhaltigkeit heißt, eine wirtschaftlich, öko-logisch und sozial intakte Welt zu hinterlassen, so dass den nachkommenden Generationen die gleichen Möglichkeiten gegeben werden, die wir heute haben. Dennoch strapazieren wir mit unserem Lebensstil die natürlichen Lebensgrundla-

gen weiter. Hinzu kommt, dass das weltweite Bevölkerungs-wachstum eine akute Gefahr für eine zukunftsfähige Welt darstellt.

Wichtige politische Rahmenbedingungen für eine nachhal-tige Entwicklung wie die Ziele zur Verminderung des Energie-verbrauchs oder des Verkehrsaufkommens lassen sich jedoch ohne die Mitwirkung jedes Einzelnen nicht mit Leben füllen. Jeder von uns kann sich im Alltag kleine Handgriffe ange-wöhnen, so dass gemeinsam zum Beispiel die Treibhausgase vermindert werden können und aktiv gegen den Klimawandel vorgegangen werden kann. Wenn beispielsweise alle Euro-päer den Stand-by-Modus bei Geräten wie Fernseher, Stereo-anlage oder Computer ausschalten würden, könnte man so viel Energie sparen, wie zur Versorgung eines Landes in der Größe von Belgien nötig ist.

Gerade hier setzt das aktuelle Heft von »Politik & Unterricht« an, das den Lehrkräften am Beispiel der Energie Arbeitsma-terialien liefert. Die Fragen des Energieverbrauchs stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Diskussion der un-terschiedlichen Möglichkeiten der Energieversorgung. Auf-grund des fächerübergreifenden Ansatzes und der fundierten Materialien hebt sich dieses Heft von anderen Publikationen ab. Zudem will es den jungen Menschen kein erdrückendes Horrorszenarium der Zukunft vermitteln. Vielmehr soll es ein weiterer Baustein sein, um das Bewusstsein der weitrei-chenden ökologischen Konsequenzen unserer Lebensweise in die Schulen zu tragen.

Gernot TauchmannMinisterium für Kultus, Jugend und SportBaden-Württemberg

AUTOREN DIESES HEFTES Simone Bub-Kalb (StD‘in) ist Fach-leiterin für Gemeinschaftskunde/Wirtschaft am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gym-nasien) Stuttgart. Sie unterrichtet am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart. Holger Meeh ist Akademischer Rat an der Fakultät für Natur- und Gesell-schaftswissenschaften an der Päda-gogischen Hochschule Heidelberg.Horst Neumann leitet im Umwelt-ministerium den Bereich Kommuni-kation und Öffentlichkeitsarbeit.

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E INLEITUNG

Energie und Nachhaltigkeit»Energie – es dreht sich alles um Energie.« Nicht nur für Dan Kammen, Solarforscher an der Universität von Berkeley, ist die Entwicklung einer zukunftsfähigen Energieversorgung das Schlüsselproblem der Menschheit im 21. Jahrhundert. Die gesamte industrielle Produktion, unsere Lebensweise und unser Transportsystem basieren primär auf fossilen Ener- gieträgern. Der hohe Energieverbrauch der Industrieländer und der stark steigende Energiebedarf von aufstrebenden Nationen wie China und Indien haben die Energiepreise in den letzten Jahren auf ein bis dahin unbekanntes Niveau gehoben. Auch wenn sich die Preise auf dem Energiemarkt in der letzten Zeit wieder etwas normalisiert haben, so ist dennoch abzusehen, dass der weiter wachsende Ener-giebedarf und die immer knapper werdenden Energieres-sourcen ein neues System der Energieversorgung zur Folge haben werden. Hinzu kommen noch die ökologischen, öko-nomischen und sozialen Folgen des Klimawandels, der zu großen Teilen auf die Energieerzeugung aus fossilen Ener-giequellen zurückgeht.

Energie und NachhaltigkeitProbleme – Zielkonflikte – Lösungsansätze

Dass das Thema Energie so in den Fokus des öffentlichen In-teresses rückt, ist nicht neu, aber in dieser Massivität doch bemerkenswert. Zudem hat die aktuelle öffentliche Debatte um unser Energiesystem eine gänzlich neue Akzentuierung erhalten. Während es in den vergangenen Jahrzehnten vor allem darum ging, mehr Energie für ständig wachsende Be-dürfnisse zur Verfügung zu stellen, wird inzwischen über die grundlegende strategische Ausrichtung der Energiewirt-schaft diskutiert. Dieser Akzentverschiebung liegt die Er-kenntnis zugrunde, dass unsere Form der Energieerzeugung an existenzielle Grenzen stößt.

Fossile Energieträger gehen zur NeigeKohle, Öl und Erdgas waren in den letzten 200 Jahren die Hauptenergieträger. Mittelfristig werden diese Ressourcen zur Neige gehen. So wird in verschiedenen Studien für den Rohstoff Erdöl ein Förderzeitraum zwischen vierzig und 150 Jahren prognostiziert. Auch ist davon auszugehen, dass die Förderspitze in den nächsten 15 Jahren erreicht sein wird. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so dramatisch, lauten die Prog- nosen für die Energieträger Kohle und Uran. Die absehbare Verknappung der zur Energieversorgung benötigten Rohstoffe wird in jedem Fall zu steigenden Preisen und zunehmenden politischen Konflikten führen. Bereits jetzt wird Energie als macht- und geopolitisches Instrument eingesetzt, wie etwa im Erdgasstreit zwischen Russland und der Ukraine.

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Die fossilen Energieträger gehen mittelfristig zur Neige. Das Ziel muss es sein, die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern und den Kreislauf aus Umweltzerstörung und Verteilungs-konflikten zu durchbrechen. Das Foto zeigt Erdölfelder im Oman.

Einleitung

Fossile Energieträger sind verantwortlich für den TreibhauseffektBei der Verbrennung fossiler Energieträger entsteht Kohlen-dioxid (CO2), welches für den größten Teil des vom Menschen gemachten Treibhauseffekts verantwortlich ist. Die Folgen des damit einhergehenden Klimawandels lassen sich natürlich noch nicht exakt benennen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die ökologischen und ökonomischen Kosten sowie die sozialen Verwerfungen immens sein werden. Auch wenn also die Vorräte an fossilen Energieträgern noch einige Dekaden reichen werden, ist es aus Gründen des Klimaschutzes nicht ratsam, weiterhin primär auf diese Karte zu setzen.

Der Verbrauch von Energie ist weltweit ungleich verteiltEtwa zwanzig Prozent der Menschheit in den Industrielän-dern verbrauchen achtzig Prozent der weltweit genutzten Energie. Diese ungleiche Verteilung kann wegen der genann-ten Gründe nicht dadurch beseitigt werden, dass Schwellen- und Entwicklungsländer ihren Energiekonsum auf das Niveau der Industrieländer anheben. Dies würde zwangsläufig in ein vollständiges ökologisches Desaster führen.

Nimmt man die genannten Probleme in den Blick, stehen wir in den kommenden Jahrzehnten weltweit vor der Herausfor-derung, die Erzeugung und Nutzung von Energie grundle-gend neu zu ordnen.

Energieeffizienz und SuffizienzEnergiesparen ist die größte Energiequelle. In einer Steige-rung der Effizienz bei der Energieumwandlung sehen viele Experten das größte Potenzial, um schnell deutliche Effekte beim Kampf gegen die globale Erwärmung zu erzielen. Wär-medämmung, Niedrigenergiehäuser, Energiesparlampen und Hybridantrieb seien hier als wenige Schlagwörter genannt, um zu illustrieren, was in diesem Bereich an effizienten Technologien möglich ist. Eine weitere Strategie ist die

Verringerung des Energiekonsums durch bewussten Verzicht in den Industrieländern. Diese als Suffizienz bezeichnete Strategie berührt unseren gewohnten Lebensstil und ist daher eher schwer umzusetzen.

Neue Formen der EnergieerzeugungTrotz eines möglichen effizienten und suffizienten Umgangs mit Energie wird der Bedarf weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Aktuell decken wir zu fast neunzig Prozent unseren Energiebedarf mit der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Gas. Doch eine Vielzahl von – teilweise schon verfügbaren – Alternativen ermöglicht nun ein Um-denken. So sind die Technologien zur Nutzung regenerativer Energien – wie Biomasse, Solarthermie, Geothermie, Wind-energie oder Photovoltaik – auf einem ausgereiften Stand der Technik. Ein Einsatz ist daher ohne große Probleme mög-lich, allerdings oft mit enormen Kosten verbunden. Hinzu kommen Technologien, die noch nicht vollkommen ausgereift sind, wie etwa die Wasserstofftechnik. Auch die Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid bei der Nutzung fossiler Energien wird in den nächsten Jahren ein Thema bleiben. Auf welchen Energiemix auch in Zukunft gesetzt werden wird – sicher ist, dass massive Investitionen notwendig sein werden, um unser Energiesystem nachhaltiger zu gestalten. Der frühere Bundesumweltminister und UN-Generalsekretär für Umweltfragen Klaus Töpfer und der Vorsitzende des Rats für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung Volker Hauff sprechen in diesem Zusammenhang von einem Mond-landeprogramm für das Klima.

Zur Konzeption dieses HeftesDas Thema Nachhaltigkeit nimmt nach der Bildungsreform einen weitaus breiteren Raum in den Bildungsplänen ein als zuvor. Es ist in nahezu allen Schularten und Klassenstufen berücksichtigt. Vor allem im Rahmen der neuen Fächerver-bünde EWG (Realschule) und GWG (Gymnasium) werden die Schülerinnen und Schüler stufenweise an die ihrer Lebens-

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Umweltexperten nennen sie die ersten echten Opfer der vom Menschen ge-machten Erderwärmung. Tierschützer sprechen von einer Tragödie, die sich im Zeitlupentempo abspielt. Seit die Polkappen durch die globale Klima-erwärmung abschmelzen, löst sich der Lebensraum der letzten Eisbären buchstäblich in Wasser auf.

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Baustein A

welt so nahe liegende Problematik eines nachhaltigen Um-gangs mit Energie (Produktion und Nutzung) herangeführt.

Baustein A deckt Problemdimensionen unseres Umgangs mit Energie und mit verschiedenen Energieträgern auf und beleuchtet dabei sowohl die individuelle als auch die glo-bale Ebene. Politische, ökonomische und gesellschaftliche Perspektiven sollen hierbei berücksichtigt werden. Dass es dabei auch zu Zielkonflikten kommen kann, zeigt das »Ma-gische Dreieck nachhaltiger Produktion und Nutzung von Energie« (siehe Abb. unten).

Eine Bestandsaufnahme über Umgang mit, Herkunft und Verbrauch von Energie in der Bundesrepublik Deutschland bietet Baustein B. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über die unterschiedlichen Energieträger in der Bundesrepublik erhalten, indem sie Schaubilder und statistische Materialien auswerten.

Baustein C greift die zuvor erarbeiteten Ergebnisse auf und dokumentiert aktuelle Diskussionen um Lösungsansätze auf globaler, nationaler und individueller Ebene.

Baustein D bietet den Schülerinnen und Schülern Anre-gungen zur eigenständigen Reflexion. Auf der Basis des zuvor Erarbeiteten rückt hier das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung in den Mittelpunkt, zu der es keine Alternative gibt, wenn die Menschheit überleben will.

BAUSTEIN A

ENERGIE ALS PROBLEM – HAUSHALTE, UNTERNEHMEN, POLITIK

UNTERRICHTSPRAKTISCHE HINWEISE

In Baustein A sollen unterschiedliche Problemdimensionen des Themas Nachhaltigkeit am Beispiel der Energie analy-siert werden: Preisentwicklung, Ressourcenknappheit, Kli-mawandel, internationale Zusammenarbeit und individuelles Verhalten. Die Sammlung authentischer Schlagzeilen gibt dazu einen ersten sensibilisierenden Überblick (A 1).

Der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler entsprechend, greifen die Materialien A 2 – A 6 den Sektor der Haushalte auf und dokumentieren deren direkte Betroffenheit. Anhand von A 2 können die konkreten Preisentwicklungen von Benzin und Diesel sowie von Strom und Gas analysiert werden. Die unterschiedliche Preispolitik verschiedener Grundversorger in der Bundesrepublik deckt zugleich auch Handlungsalter-nativen auf und soll dazu anregen, alternative Angebote zu recherchieren, die nach der Öffnung des Strommarktes zur Verfügung stehen.

Die direkt Betroffenen der steigenden Energiepreise sind unter anderem die privaten Haushalte (A 3 – A 4), die mit großen Mehrbelastungen rechnen müssen. Immer mehr Haushalte sind daher von Armut mit all ihren sozialen Folgen bedroht. Aber auch die Kommunen (A 5) klagen über steigende Energiekosten etwa für Schulen, Kindergär-ten und Verwaltungsgebäude, was dann mittels kommu-naler Gebührenerhöhungen wiederum Auswirkungen auf die Geldbörsen der privaten Haushalte hat. Vom steigenden Preis des Dieselkraftstoffes direkt betroffen sind aber auch Speditionsunternehmen, die bereits Sonderkonditionen z. B.

Das »Magische Dreieck nachhaltiger Produktion und Nutzung von Energie«.

sicher

effizient, preisgünstig, verbraucherfreundlich umweltverträglich

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Essay: Nachhaltige Entwicklung und Bildung

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG UND BILDUNG

Der Begriff »Nachhaltigkeit« hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere durchlebt und sich zu einem fast inflationär gebrauchten Schlagwort entwickelt. Wer sich damit beschäftigen will, sollte immer genau definie-ren, was denn mit »nachhaltig« gemeint ist. Wenn näm-lich alles, was »edel, hilfreich und gut« ist, unter diesem Schlagwort subsumiert wird, verliert es an Trennschärfe und wird zu einer beliebig austauschbaren Floskel.

Bei einer nachhaltigen Entwicklung geht es um den Aus-gleich verschiedener Interessen, im Grunde um ein span-nendes Zieldreieck: Naturressourcen sollen nur in einem Maß genutzt werden, dass ihr Potenzial auch künftigen Ge-nerationen zur Verfügung steht. Wirtschaftliche Prosperität soll und muss auch künftig möglich sein, damit notwendige Aufgaben in Staat und Gesellschaft erledigt werden können. Und die Grundbedürfnisse der Menschen sollen dabei auch in Zukunft gestillt werden können. Dabei sollen nach Möglich-keit größere Verteilungskämpfe ausgeschlossen werden.

So logisch diese drei Komponenten erscheinen – im kon-kreten Alltagshandeln ist es schwierig, sie alle gleichzeitig anzustreben oder gar zu erreichen. Der oft als »Zauberwort« benutzte Begriff »Nachhaltigkeit« suggeriert – oberfläch-lich betrachtet –, dass die drei Ziele weitgehend in Harmo-nie und ohne nennenswerte Zielkonflikte zu verwirklichen sein könnten. Das aber ist wohl eher nicht zu erwarten. Es gilt also, genau hinzusehen und Ziele, Maßnahmen und Begleitumstände eines Prozesses in den Blick zu nehmen und jeweils auszutarieren.

Eine nachhaltige Entwicklung soll ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig sein. Das heißt konkret: Wir dürfen heute und hier nicht auf Kosten

zukünftiger Generationen und auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde leben. Das gilt für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, für die wirtschaftliche Entwicklung sowie für den sozialen Zusammenhalt und den demographischen Wandel. Nachhaltigkeit wird damit zu einer (fordernden) Querschnittsaufgabe und Sichtweise, weil sie alle Bereiche unseres heutigen und künftigen Lebens betrifft.

Politikintegration, die Verknüpfung von Ökonomie und Ökologie, von wirtschaftlichen und sozialen Anliegen mit Umweltschutzanforderungen ist Kern einer ökologischen Modernisierung unserer Industriegesellschaft. Ökologische Fortschritte ohne wirtschaftlichen Erfolg sind wohl kaum möglich, wirtschaftliches Wachstum ohne den Erhalt der natürlichen Ressourcen allerdings auch nicht.

Übergeordnetes Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es, unseren Kindern und Enkeln die gleichen Entwicklungs-chancen – in Frieden und Freiheit – zu ermöglichen, wie sie die heutige Generation – fast selbstverständlich – in An-spruch nimmt. Es geht konkret um Antworten auf Fragen, wie wir morgen leben, wohnen, produzieren und mobil sein wollen – und zwar lokal, regional und global.

Nachhaltige Entwicklung ist ein neuer Imperativ für poli-tisches und gesellschaftliches Handeln, ein Kurswechsel, der für Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ein neues Denken fordert. Am Anfang muss dabei die Ein-sicht stehen, dass es keine Perspektive für eine Zukunft gibt, in der alle Menschen gut leben können, wenn es so weitergeht wie bisher. Die Philosophien der linearen Stei-gerung und des quantitativen Wachstums (»höher, schnel-ler, weiter«) sind nicht mehr zukunftsfähig. Ändern müssen sich die täglichen Entscheidungen, die Art und Weise, wie Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen, wie sie miteinan-

Das »Magische Dreieck zur Nachhaltigkeit«.

Soziales

ÖkonomieÖkologie

Bildung

Ernährung

weitere Faktoren ...

Beschäftigung

Technik

weitere Faktoren ...

Energie

Ressourcen

weitere Faktoren ...

Bei einer nachhaltigen Entwicklung geht es u. a. um ...

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Essay: Nachhaltige Entwicklung und Bildung

der und mit ihrer natürlichen Umwelt umgehen. Weniger wird dann mehr: mehr Wohlstand und mehr Lebensqualität durch weniger Energie- und Ressourcenverbrauch, weniger Schadstoffe, Emissionen und Abfälle. Wenn diese ambiti-onierte Aufgabe Aussicht auf Erfolg haben soll, wird es darauf ankommen, möglichst viele Menschen für notwen-dige Innovationen zu gewinnen. Und dafür sind Bildung und Ausbildung die entscheidenden Schlüssel.

Bildung für nachhaltige Entwicklung Die herkömmliche Umweltbildung ging von einem konkret zu beobachtenden Bedrohungsszenario aus: Der anstei-gende Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen, die Abla-gerung toxischer Stoffe in der Natur und das globale Be-völkerungswachstum waren deutliche Warnsignale für den notwendigen Schutz der Natur. Die entwicklungspolitische Bildung warnte vor Ausbeutung, Armut und Unterdrückung. Dabei kam es gelegentlich zu einer Schuldzuweisung in Richtung der großen Industrienationen, deren Wohlstand auf Kosten der Menschen in der Dritten und Vierten Welt zu basieren schien. Oft entstand ein Elendsszenario, das ebenso hilflos machte wie das Bedrohungsszenario her-kömmlicher Umweltbildung.

Die zeit- und problemgemäße Bildung für nachhaltige Ent-wicklung geht über die bisherigen Ansätze der Umwelt- bzw. der entwicklungspolitischen Bildung weit hinaus. Dabei handelt es sich nicht um eine zusätzliche, neue Aufgabe für die Bildungseinrichtungen (»Müssen wir das jetzt auch noch machen?«), sondern um einen Perspektivwechsel mit neuen inhaltlichen Schwerpunkten und Arbeitsweisen.

Es geht um Kompetenzen, die Menschen zur aktiven Ge-staltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt befähigen sollen – und das unter Berücksichtigung globaler Aspekte. Zu dieser Gestaltungskompetenz gehören folgende Teil-kompetenzen:

weltoffen Wissen aufbauen und dabei neue Perspektiven integrieren;

vorausschauend denken und handeln;inter- oder transdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und

handeln;gemeinsam mit anderen planen und handeln können;an Entscheidungsprozessen partizipieren können;andere motivieren können, aktiv zu werden;die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren

können;selbstständig planen und handeln können;Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen

können;sich motivieren können, aktiv zu werden.

(Aus: Programm Transfer 21: Orientierungshilfe Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sekundarstufe I, Berlin 2007).

Die Kultusministerkonferenz und die deutsche UNESCO-Kommission haben am 15. Juni 2007 erstmals eine gemein-same Empfehlung zur »Bildung für nachhaltige Entwick-lung in der Schule« verabschiedet. Dabei soll das Verständ-nis junger Menschen für die komplexen Zusammenhänge zwischen Globalisierung, wirtschaftlicher Entwicklung, Konsum, Umweltbelastungen, Bevölkerungsentwicklung, Gesundheit und sozialen Verhältnissen im Unterricht ge-fördert werden.

Eine nachhaltige Entwicklung ist kein neues (zusätzliches) Thema, sondern eine neue Denkweise, bei der es jeweils um ganz verschiedene Aspekte geht, die bei allen Problemlö-sungen berücksichtigt werden sollten, wie z. B.:

UmweltveränderungenGesundheitMobilität und StadtentwicklungLandwirtschaft und ErnährungMigration und IntegrationEnergiegewinnungFriedenVielfalt der KulturenTechnologischer FortschrittWeltwirtschaftLebensstileBiologische VielfaltDemokratie und MenschenrechteEntwicklungszusammenarbeitSoziale SicherheitGenerationengerechtigkeitFreizeit und Tourismus

Nach dem Willen der UN-Weltdekade »Bildung für nach-haltige Entwicklung« (2005 bis 2014) soll das Leitbild der Nachhaltigkeit in möglichst vielen Fächern und in fächerübergreifender Form thematisiert und als wichtiges Anliegen des Schullebens gestaltet werden. Im Aktionsplan für Deutschland schreibt die UNESCO daher folgerichtig: Bildung für Nachhaltigkeit (BNE) betrifft jeden. Sie

ist ein andauernder Prozess und trägt zur Akzeptanz der Veränderungsprozesse in der Gesellschaft bei;

ist eine Querschnittsaufgabe und hat integrierende Funktion;

will die Lebenswelt der Menschen verbessern;schafft individuelle, gesellschaftliche und wirtschaft-

liche Zukunftschancen;fördert globale Verantwortung.

(Aus: Nationaler Aktionsplan, deutsche UNESCO- Kommission 2005, S. 4).

Horst Neumann

Baustein A

in die spezifischen Situationen von Industrie- und Schwel-lenländern (z. B. USA, Deutschland, China, Indien). Diese Sensibilisierung scheint insofern notwendig, als sie bei der folgenden Analyse von Lösungsansätzen auf der globalen Ebene (Baustein C) zum Verständnis der komplexen Diskus-sionen über internationale Gerechtigkeit auf internationalen Konferenzen (Kyoto, Bali) beiträgt.

Eine besondere Rolle spielt zunehmend die internationale Konkurrenz um Energieressourcen, die natürlich auch kri-tische Fragen der Außenpolitik aufwirft (A 14). Soll man zur Deckung des eigenen Energiebedarfs Geschäfte machen mit Staaten, welche die Menschenrechte missachten? Ist ein Nachfrageboykott eine Möglichkeit, politische Stabili-tät und Demokratiebereitschaft zu fördern? Angesichts des verstärkten Wettbewerbs mit Staaten wie China sollten von den Schülerinnen und Schülern solche Dilemmata ebenfalls als Problemdimension erkannt und diskutiert werden.

Jeder Mensch gibt im Durchschnitt pro Jahr 6,6 Tonnen Kohlendioxid (CO2) an die Atmosphäre ab. Große Unter-schiede bestehen hier allerdings im internationalen Ver-gleich (A 15). Ein US-Amerikaner hinterlässt im Durch-schnitt einen fast dreimal größeren CO2-Fußabdruck als ein Deutscher; dessen CO2-Fußabdruck ist allerdings immer noch zehnmal größer als der eines Afrikaners. Das angestrebte Ziel beträgt 3,3 Tonnen pro Person und Jahr. Die Grafik A 15 bringt somit die globale Dimension in Zusammenhang mit dem Aspekt des individuellen Verhaltens.

Mithilfe der angegebenen Rechner können die Schülerinnen und Schüler ihren eigenen, persönlichen CO2-Fußabdruck errechnen und ihre Ergebnisse vergleichen (A 16). Das Ma-terial soll einen besonders verschwenderischen Umgang mit Kohlendioxid dokumentieren und bietet somit den Schüle-rinnen und Schülern auch die Möglichkeit des Vergleichs mit ihren eigenen Ergebnissen. Um eine möglichst realistische

bei der Ökosteuer fordern, da sie sich sonst in ihrer Existenz bedroht sähen. Allgemein klagt die Wirtschaft über die stei-genden Energiekosten (A 6) und stellt die Sicherheit von Arbeitsplätzen in Frage, was dann ebenfalls Auswirkungen auf die privaten Haushalte hätte. Die Karikatur A 4 macht die prekäre Stellung des Verbrauchers im Spiel des »Grand Prix« der Energiekosten deutlich, indem sie ihn als Spielball der Gas- und Ölanbieter darstellt. Angesichts der Koppelung der Gaspreise an den Ölpreis wirkt der Verbraucher ohnmächtig gegenüber den beiden mächtigen Akteuren.

Gerade in Zeiten hoher Energiepreise sollte die Frage der Begrenztheit der Ressourcen an Primärenergieträgern ge-stellt werden. Die Karikatur (A 7) stellt das ausschließ-liche Streben nach Wachstum angesichts der abnehmenden Rohstoffreserven in Frage und leitet über zur Übersicht der nachgewiesenen Energiereserven und wissenschaftlichen Prognosen über die Erdölreserven (A 8 und A 9). Hier fällt bereits die deutlich gestiegene Nachfrage aus Schwellenlän-dern wie China und Indien auf.

Damit ist bereits die globale Ebene der Problemdimensionen erreicht. Am Beispiel von Treibhauseffekt und Klimawan-del sollen die Folgen (siehe auch Abb. unten) des global stark gestiegenen Energieverbrauchs dokumentiert werden (A 10 – A 13): Die Einheizer können differenziert werden nach Emissionsquellen (Kraftwerke, Rodung der Wälder, Landwirtschaft, Industrie, Verkehr u. a.) sowie nach Ländern bzw. nach Ländergruppen (Industrie-, Schwellen-, Entwick-lungsländer) (A 11). Die Schülerinnen und Schüler sollten hier einerseits die Verursacher unterscheiden, sich aber auch vergegenwärtigen, dass sogenannte Top-Ten-Listen der Ver-ursacher stark vom jeweils zugrunde gelegten Kriterium ab-hängen (A 12). So macht es einen Unterschied, ob man in absoluten Emissionswerten rechnet oder etwa den Pro-Kopf-Wert vergleicht. Ein Vergleich von Top-Emissionären und Top-Exportländern (A 13) ermöglicht ebenfalls Einblicke

Der Klimareport der Europäischen Umweltagentur (EEA) benennt die prognostizierten Folgen des Klima-wandels für die europäischen Regionen.

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Baustein B

Einschätzung zu erhalten, sollten zuvor die persönlichen Le-bensgewohnheiten bewusst gemacht und verglichen werden (A 17). Nachdem einerseits die Problemtiefe des Treib-hauseffekts erarbeitet wurde und andererseits auch bereits Lösungsansätze im Bereich des individuellen Verhaltens auf-gedeckt wurden, stellen Untersuchungsergebnisse aus der Psychologie dar, weshalb es dennoch ein weiter Weg ist, bis die Menschen tatsächlich bereit sind, ihr Verhalten zu ändern (A 18 – A 19). Auch die Rolle der Politik muss in diesem Zusammenhang erörtert werden (A 19 – A 20). Dass es hierzu bereits seit langem Ergebnisse und Zielfestschrei-bungen gibt, zeigt ein Auszug aus dem Brundtland-Report (A 21), der das Prinzip der Nachhaltigkeit geprägt hat und damit einen Wegweiser für den verantwortungsvollen Umgang mit Energie darstellt. Diese Zielformulierung einer nachhaltigen Entwicklung im Hinblick auf Befriedigung der Gegenwartsbedürfnisse, ohne dass die Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung künftiger Generationen beeinträch-tigt werden, sollte Messlatte für die Lösungsansätze (vgl. Baustein C) sein.

BAUSTEIN B

UNSERE ENERGIE: WO KOMMT SIE HER – WO GEHT SIE HIN?

Das Thema Energie steht ganz oben auf der öffentlichen Agenda. Dennoch lässt sich in Gesprächen häufig feststellen, dass es oftmals an Wissen um die Eckpfeiler der deutschen Energieversorgung mangelt. Dies wiederum führt zu vor-schnellen Urteilen. Wie viel Energie verbraucht Deutschland? Welche Sektoren verbrauchen wie viel? Woher beziehen wir unsere Energie? Und wie hat sich der Verbrauch verändert?

Baustein B soll dazu beitragen, notwendiges Basiswissen zum Thema zugänglich zu machen, um die Grundlage für eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema »Energie und Nachhaltigkeit« zu ermöglichen. Baustein B hat insofern primär informativen Charakter.

UNTERRICHTSPRAKTISCHE HINWEISE

Das Quiz B 1 soll als Einstieg in den Baustein dienen und steckt zugleich auch seinen thematischen Rahmen ab. Die dort gestellten Fragen motivieren zu einer ersten Ausei-nandersetzung mit der Struktur der Energieversorgung in Deutschland und einigen wichtigen »Kenngrößen«, wie etwa den Anteilen von Kernkraft und regenerativen Energien an der Energieversorgung. Die Schaubilder B 2 und B 3 zeigen zum einen, dass sich der Energieverbrauch in Deutschland im Zeitraum von 1990 bis 2006 nur bedingt verändert hat. Zum anderen lässt sich ablesen, dass es keine größeren Ver-änderungen im Energiemix gegeben hat. Die Verteilung des Energieverbrauchs wird im Schaubild B 4 aufgezeigt. Hier wird deutlich, dass entgegen weit verbreiteter Annahmen die Privathaushalte den größten Teil des Energiekuchens verbrauchen. Außerdem ist der Grafik zu entnehmen, in wel-chen Bereichen Haushalte Energie verbrauchen. Hier können noch einmal einzelne Ergebnisse des Fragebogens in A 17 angesprochen werden.

Das Diagramm in B 5 und der Text B 6 zeigen, dass nur etwa ein Viertel der in Deutschland verbrauchten Energie auch hier erzeugt wird. Die Differenz wird durch Energieimporte ge-deckt. Die damit verbundene hohe Importabhängigkeit wird in der Übersicht B 7 thematisiert. Hier wird deutlich, dass ein beträchtlicher Teil der Gas- und Ölimporte aus Russland kommt. Eine knappe tabellarische Übersicht in B 8 porträtiert die wichtigsten Energieträger mit ihren Vor- und Nachteilen sowie ihrer vermutlichen zeitlichen Verfügbarkeit.

Deutschlands Energie-Importrechnung fällt von Jahr zu Jahr höher aus. Dieser gewaltige Kaufkraftentzug hat natür-lich Folgen: Er dämpft die konjunktu-relle Entwicklung und trägt damit nicht gerade zum Abbau der Arbeitslosigkeit bei.

Baustein C

Das Energieflussdiagramm in B 9 zeigt eindrucksvoll, wie groß die Diskrepanz zwischen Primärenergie- und Energie-verbrauch durch Umwandlungsverluste ist. Hier kann gezeigt werden, dass in der Steigerung der Energieeffizienz eine der größten potenziellen »Energiequellen« liegt.

BAUSTEIN C

LÖSUNGSANSÄTZE IN DER DISKUSSION

Während die Schülerinnen und Schüler in Baustein A ausge-hend von ihrer Lebenswelt an die Problematik eines verant-wortungsbewussten und damit nachhaltigen Umgangs mit Energie herangeführt und erst auf dieser Basis die Probleme auf der internationalen Ebene analysiert werden, geht Bau-stein C umgekehrt vor. Er setzt bei Lösungsansätzen an, die auf der internationalen Ebene unternommen wurden bzw. werden, und geht dann auf die nationale und individuelle Ebene über. Da mittlerweile eine Vielzahl von unterschied-lichen Ansätzen zur Lösung der Probleme im Zusammenhang mit der Energiegewinnung und dem Umgang mit Energie diskutiert werden, kann hier nur exemplarisch vorgegangen werden. Es geht auch nicht darum, dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, alle Maßnahmen additiv zu erläutern. Ziel muss es vielmehr sein, anhand von sinn-vollen Kriterien (z. B. Realisierbarkeit, Wirtschaftlichkeit, internationale bzw. soziale Gerechtigkeit, Risiken) aus dem »Magischen Dreieck nachhaltiger Produktion und Nutzung von Energie« (vgl. Abb. S. 5) die ausgewählten Ansätze zu diskutieren und zu beurteilen. Die Einnahme verschiedener Perspektiven und die Unterscheidung unterschiedlicher In-teressen ist hierbei eine Grundvoraussetzung.

UNTERRICHTSPRAKTISCHE HINWEISE

Einen Anknüpfungspunkt zu Baustein A bietet der repräsen-tative Ökologische Fußabdruck (C 1), der den Handlungs-bedarf angesichts der Bedrohung der Erde deutlich macht. Es soll hier ebenfalls noch einmal reflektiert werden, wie eng verzahnt individuelles Verhalten und die Zukunft der Erde sind. Die Karikatur C 2 thematisiert die internationalen An-strengungen, die nach Ansicht des Karikaturisten nicht sehr effektiv sind, da sie unkoordiniert und lediglich verbal ab-laufen. Allerdings soll deutlich werden, dass alle im selben Boot sitzen und gemeinsam dem Abgrund entgegensteu-ern. Zwei internationale Abkommen (Kyoto 1997 und Bali 2007) können nun speziell daraufhin untersucht werden. Die Materialien zu den internationalen Abkommen und Lö-sungsversuchen korrespondieren dabei mit den Materialien A 10 – A 14. Einerseits dokumentieren die Quellen (C 3) die Ergebnisse von Kyoto und zeigen Trends der Umsetzung der Zielsetzungen auf (C 4), andererseits lassen sich ver-schiedene Ländergruppen (Industrie-, Schwellen- und Ent-wicklungsländer) differenzieren. Auch auf den schwierigen Ratifizierungsprozess sollte kurz eingegangen werden.

Die Fortschreibung der Kyoto-Ziele erfolgte auf einer Reihe von UNO-Klimakonferenzen, zuletzt im Jahre 2007 auf der indonesischen Insel Bali. Hier lassen sich besonders deut-lich die unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen der Länder erarbeiten (C 5). Während die EU vor allem auf kon-krete Zahlenangaben zur Verringerung von CO2-Emissionen pochte, legten die Schwellenländer China und Indien mit ihrer Initiative zur Technologie- und Finanzhilfe für die Entwicklungsländer die unterschiedlichen Positionen und Perspektiven von Entwicklungs-, Schwellen- und Industrie-ländern offen.

Brasilien und andere Länder mit großem Waldvorkommen wollen die Erhaltung ihrer Wälder als Leistung anerkannt be-

Zielkonflikt »saubere« Energie: Auf der einen Seite gilt Kernkraft als effiziente Energieerzeugung ohne CO2-Ausstoß, auf der anderen Seite steht die bislang ungeklärte Endlagerung radioaktiven Abfalls. Zurzeit werden abgebrannte, hochradioaktive Brennelemente noch bei den Atomkraftwerken direkt oder in zentralen Lagern zwischengelagert. Als geeignete Lösung für die Endlage-rung aller Arten radioaktiver Abfälle wird die Einlagerung in tiefe Bergwerke und deren nachfolgender dauerhafter Verschluss angesehen. Dass dieses Vorhaben mit vielen Risiken verbunden ist, zeigt das Forschungsbergwerk Asse II, für das schon nach 40 Jahren das Versprechen einer sicheren Atommüll-deponie endete.

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Baustein C

kommen (C 6), da der Regenwald Kohlenstoff aus der über-hitzten Atmosphäre speichern kann. Sie bieten die Dienstleis- tung »Rückgang der Waldrodung« und fordern dafür einen internationalen Fonds zur Finanzierung dieses Waldschutzes von den Industrieländern.

Eine weitere internationale Initiative zur Verringerung des CO2-Ausstoßes wird mit dem Prinzip des Emissionshandels vorgestellt (C 7). Mit Beginn des Jahres 2005 hat die EU ein Instrument für den Klimaschutz eingeführt: den Emissi-onshandel für das Treibhausgas CO2. Der Ausstoß von Koh-lendioxid, das Kraftwerke und andere Industrieanlagen an die Umwelt abgeben, wird durch den Emissionshandel kos-teneffizient vermindert. Das Prinzip: Die Betreiber dieser Anlagen erhalten kostenlose Zertifikate, die den Besitzer zum Ausstoß einer genau festgelegten Menge an CO2 be-rechtigt. Die EU sieht sich in einer Art Vorreiterrolle für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls (C 8 und C 9) und hofft auf eine globale Ausweitung der Idee. Die Kommission möchte das System des Emissionshandels noch effektiver gestalten. Dazu sollen ab 2012 die Emissionsrechte den Unternehmen nicht mehr kostenlos zugewiesen werden. Vielmehr sollen sie diese ersteigern. Die Wirtschaft, besonders Unterneh-men aus den energieintensiven Bereichen und die Luftfahrt-industrie, fürchtet um ihre Konkurrenzfähigkeit, sofern das System nicht global angewendet wird.

Die Materialien C 10 – C 12 thematisieren den Prozess, mit dem die Politik zu konkreten Maßnahmen zur nachhaltigen Lösung der Energieproblematik gelangen will. Der Text C 10 dokumentiert die unterschiedlichen Interessen, mit denen Politik und Wirtschaft über die Zukunft des Energiesystems diskutieren. C 11 gibt einen prägnanten Überblick über die Ergebnisse der Energiegipfel. Dass auch von Seiten der Wis-senschaft und der Wirtschaft über die Energieversorgung der Zukunft nachgedacht und diskutiert wird, zeigt der Bericht über die Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwick-lung in C 12. In der Karikatur in C 12 wird das Thema vom Zeichner nochmals zugespitzt. Das Material C 13 eröffnet eine Außenansicht auf die Situation der Energiepolitik in Deutschland. Hier wird die Dilemma-Situation beschrieben, dass Deutschland einerseits den Verbrauch fossiler Energie-träger massiv reduzieren, andererseits aber auch bis 2020 aus der Nutzung der Atomenergie aussteigen möchte.

Wie die Ergebnisse des Energiegipfels von der Großen Koali-tion in konkrete politische Maßnahmen umgesetzt werden, dokumentiert der Text C 14. Kontrastiert wird der Maßnah-menkatalog durch das Schaubild C 15. Hier wird deutlich, dass das Energieprogramm vermutlich nicht ausreichen wird, um die angestrebten Minderungsziele von vierzig Prozent weniger CO2-Ausstoß zu erreichen. Wie schnell die Politik bei der Umsetzung einer nachhaltigen Energie- und Klimapolitik in Zielkonflikte bzw. in eine Dilemmasituation geraten kann, wird exemplarisch an den Themen Atomkraft (C 16 – C 18) und Biotreibstoffe (C 19 – C 21) behandelt.

Die Nutzung der Atomenergie ist seit den 1970er Jahren ein politisch höchst umstrittenes Feld. Nachdem die rot-

grüne Bundesregierung im Jahr 2000 den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen hatte, ist dieser Atomkonsens in den letzten Monaten quer durch die politischen Lager wieder vermehrt in Frage gestellt worden. C 16 beschreibt pointiert die Hauptargumente für die Beibehaltung des Ausstiegs aus der Atomkraft. Dass sich die Sichtweise auf die Atomkraft verändert hat und dass mit neuen Argumenten für deren Beibehaltung geworben wird, zeigt die Karikatur C 17. Sie setzt sich mit den Bestrebungen der CDU auseinander, Atom-kraft als »Öko-Energie« (Ronald Pofalla) im Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Eine Position pro Atomenergie nimmt der Text C 18 ein. Hier wird unter anderem mit der in C 15 beschriebenen Lücke zwischen Ziel und Prognose beim Erreichen der Klimaschutzziele argumentiert. Weitere Argumente für und gegen die weitere Nutzung der Kernener-gie sollten von den Schülerinnen und Schülern gesammelt werden.

Die Materialien C 19 – C 21 beschäftigen sich mit den Vor- und Nachteilen des Ausbaus der Biotreibstoffproduktion. Die vermehrte Verwendung von Biosprit, wie sie in C 19 themati-siert wird, bietet eine Reihe von Vorteilen, die einen Beitrag zur Minderung des CO2-Ausstoßes und der Ölabhängigkeit und somit zu einer nachhaltigen Energieversorgung leis- ten könnten. Biodiesel aus Raps könnte zu einem gewissen Anteil ein Ersatz für teuer importiertes Erdöl werden. Hinzu kommen noch die großen Potenziale der Bioethanolproduk-tion z. B. in Südamerika. Allerdings steht diesen Vorteilen eine Reihe von schwerwiegenden Nachteilen gegenüber. Einer der gravierendsten Nachteile kann mit der Karikatur C 20 erarbeitet werden. Hier wird thematisiert, dass die Aus-weitung der Biospritproduktion sich kontraproduktiv auswir-ken kann, wenn für die Schaffung von landwirtschaftlichen Anbauflächen in großem Umfang Wald gerodet wird. Ein weiteres Problemfeld wird in C 21 beschrieben. Hier kann verdeutlicht werden, dass der Energiehunger der Industrie-staaten zu realem Hunger in der Dritten Welt führen und somit im Sinn des Nachhaltigkeitsdreiecks nur als einge-schränkt nachhaltig gelten kann.

Die Texte C 22 und C 23 thematisieren Maßnahmen, die auf Landes- und Kreisebene ergriffen wurden, um energie-politische Weichenstellungen vorzunehmen. Der Text C 22 berichtet über das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das in Ba-den-Württemberg im Jahr 2008 in Kraft getreten ist und bundesweit Aufsehen erregt hat. Dieses Gesetz zielt auf die Senkung des Heizenergieverbrauchs durch den Einsatz regenerativer Energien. Allerdings gilt dieses Gesetz aktuell nur für Wohngebäude, nicht aber für öffentliche Gebäude. Dies sollte im Unterrichtsgespräch thematisiert werden. In diesem Zusammenhang kann auch der Gebäudeenergieaus-weis angesprochen werden, der Wohnhäuser ab 2008 und Gewerbeimmobilien ab 2009 in ihrer Energieeffizienz nach einem einheitlichen Schema bewertet und klassifiziert. C 23 zeigt am Beispiel des Neckar-Odenwald-Kreises, dass auch auf dieser Ebene eine Reihe von Handlungsoptionen be-steht.

Baustein D

Der Anbau von Biomasse zur Nutzung als Kraftstoff boomt. Deutschland ist mit Abstand der größte Produzent. Weltweit befindet sich Ethanol als Kraft- und Werkstoff aber gleich-falls auf dem Vormarsch.

Die ausgewählten Beispiele für Lösungsansätze auf der in-dividuellen Ebene (C 24 – C 27) korrespondieren mit den entsprechenden Materialien aus Baustein A (A 15 – A 19). Der Vergleich zweier persönlicher CO2-Tagesbilanzen (A 16 und C 24) macht deutlich, wie verschwenderisch bzw. wie bewusst sparsam der Einzelne handeln kann. Keinesfalls sollte hierbei der »pädagogische Zeigefinger« im Mittel-punkt stehen. Vielmehr geht es darum, das alltägliche Han-deln ins Bewusstsein zu rücken und seine Bedeutung für einen nachhaltigen Umgang mit Energie zu erfahren.

Dass bei einem solchen Bewusstseinswandel auch einiges schieflaufen kann, thematisieren die zwei Karikaturen C 25 und C 26. Beide Male fand ein Umdenkprozess bei den Men-schen statt. Allerdings folgen isoliert gesehene Handlungen, die nicht in einem größeren, komplexen Zusammenhang betrachtet werden. So nützt es nichts, wenn man z. B. auf Energiesparlampen umsteigt und dazu gleichzeitig einzeln zum Einkaufen fährt (C 26). Die Energieeinsparung durch den Kauf der Sparlampen wird durch den höheren CO2-Aus-stoß des Staus auf dem Zufahrtsweg wieder kompensiert. Der nachhaltige Effekt stellt sich nicht ein.

An das Prinzip des EU-Emissionshandels (C 7) angelehnt ist die Idee der CO2-Kreditkarte für den Verbraucher (C 27). Das wissenschaftliche Konzept bildet eine Diskussionsbasis für Politik und Gesellschaft und eignet sich für eine Erör-terung im Hinblick auf das dahinter stehende Prinzip: Wer verantwortungsbewusst mit Energie umgeht, wird belohnt, wer Energie verschwendet, muss dafür bezahlen.

BAUSTEIN D

UNSER GLOBUS – MOMENTAUFNAHMEN UND PERSPEKTIVEN

Jeder Einzelne kann eine Menge dafür tun, dass zwischen Lebensqualität und Erhalt unserer Umwelt kein unüberbrück-barer Gegensatz entsteht. Dabei ist es wichtig, nicht auf andere zu zeigen oder nach dem nachhaltigen Beitrag ande-rer zu fragen, sondern in seinem Umfeld selbst etwas zu tun. Global denken – lokal handeln! Das kann aber in einer plu-ralistischen Demokratie nicht per Befehl verordnet werden. Vielmehr muss in einer langfristig angelegten Bildungsarbeit immer wieder dafür geworben werden.

Ein überzeugender Einstieg in das Thema wird mit den hier ausgewählten Materialien gelingen, die zu einer weiteren Be-schäftigung mit der grundsätzlichen Problematik motivieren, aber auch nach ganz konkreten Beispielen – gerade auch im regionalen Umfeld – fragen lassen, wie sie in diesem Heft beispielhaft behandelt werden.

UNTERRICHTSPRAKTISCHE HINWEISE

D 1 zeigt eindrucksvoll und ernüchternd die Tagesbilanz der heutigen Umweltzerstörung, wobei noch nicht einmal alle Umweltprobleme aufgelistet sind. Die Aufgabe einer Priorisierung mit anschließender Begründung und die dabei gewonnene Erkenntnis, dass viele Umweltprobleme nur auf internationaler Ebene wirkungsvoll gelöst werden können, zeigt die existenzielle Dimension.

D 2 ist ein bildhafter und auch ein wenig emotionaler Ein-stieg in die aktuelle Situation auf unserem Planeten. Holz-schnittartig werden zwei Szenarien gegenübergestellt. Zu

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Baustein D

fragen wäre, ob es denn nur die beiden dargestellten Hand-lungsalternativen gibt (Panik oder weitere Ausbeutung) oder ob doch noch andere Antworten auf die bedrohliche Situa-tion möglich sind (z. B. eine ökologisch orientierte soziale Marktwirtschaft).

Der globale Verbrauch von Ressourcen bleibt in der Regel eine sehr abstrakte Größe. Bei D 3 wird demgegenüber beim Sprechen des Wortes »einundzwanzig« einmal konkret klar, um welche Dimensionen es sich handelt. D 4 spitzt noch weiter zu, indem die wachsende Weltbevölkerung plastisch und damit auch bedrohend dargestellt wird.

Die überraschende Montage der Welt (D 6) eröffnet nochmals neue, aber auch notwendige Perspektiven zum Themenbe-reich »Globalisierung« und zur »Nord-Süd-Problematik«. Hier und bei D 5 (»Die Erde bei Nacht«) kann die provokante Information eine zusätzliche Diskussion initiieren: Zwanzig Prozent der Menschheit nutzen achtzig Prozent der Ressour-cen und nehmen diese für ein gutes Leben in Anspruch. Besonders bei D 5 wird deutlich, wo auf der Welt viele Menschen leben – mit sehr hoher Lebensqualität –, wo aber eben auch viel Energie verbraucht wird. Andererseits sieht der Betrachter des virtuell zusammengesetzten Bildes, wo es dunkel ist, wo Hunger den Alltag bestimmt und wo man im Zweifel nicht unbedingt in Not geraten und z. B. in ein Krankenhaus eingeliefert werden möchte.

D 7 hat eine zentrale Funktion bei der Thematisierung einer nachhaltigen Entwicklung im globalen Maßstab und unter-streicht die zeitliche Dimension (also nicht kurzfristig von Wahlperiode zu Wahlperiode). Zunächst wird das Bedrohliche – und Neue – beschrieben: Die gefährlichen Prozesse schau-keln sich gegenseitig hoch und die Folgen eines nötigen Gegensteuerns sind frühestens in Jahrzehnten zu erwarten. Gleichzeitig wird aber vor Resignation und Fatalismus ge-warnt. Auch wenn es keine einfachen Lösungen gibt: Langer Atem und Sisyphosarbeit sind gefragt – Verzicht und die Überwindung großer Widerstände. Hier kann gefragt werden, was denn konkret gemeint ist, wo Hindernisse liegen können und woher »Mut und Kraft« kommen sollen, sich dem »Dro-henden entgegenzustemmen«.

Aufgeben und »Weiter so« kommen nicht in Betracht. Es gibt keine Alternative zu einer nachhaltigen Entwicklung. D 8 zieht das unmissverständliche Fazit: »Umweltpolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft«.

D 9 macht auf die unterschiedliche Ausgangslage der hoch-entwickelten und der weniger entwickelten Länder aufmerk-sam, die einen großen Nachholbedarf haben. Zu fragen ist nach den Folgen eines wirtschaftlichen Booms in den Schwellen- und Entwicklungsländern, nach Konsequenzen für die Umwelt, aber eben auch nach dem verständlichen Wunsch, (endlich) westlichen Lebensstandard und moderne Lebensqualität zu erreichen und zu sichern.

D 10 beschreibt die bedrohliche Situation in ihren Kon-sequenzen. Das eindrucksvolle Bild »Die Welt – ein Dorf«

(D 11) ist Ausgangspunkt für eine Diskussion von möglichen Alternativen und Lösungen. Wenn es auf dem Globus so zugeht, wie in dem hier beispielhaft beschriebenen Dorf, kann mit den Schülerinnen und Schülern nach Möglichkeiten einer Verbesserung (Zusammenarbeit, Ausgleich der Interes-sen, Bildung und Ausbildung, bessere Verteilung, Hebung des Lebensstandards) gesucht werden.

Es gibt Grund zur Hoffnung: »Nur Technik, Organisation und Governance eröffnen einen möglichen Ausweg. Wenn man die Dinge intelligent anpackt, kann man selbst bei angespannter Ressourcensituation aus weniger Natur mehr Wohlstand er-zeugen, dann gibt es mehr zu verteilen und balancierte Auf-holprozesse werden möglich. Die hier vorgeschlagene Lösung beinhaltet eine doppelte Zurückhaltung: Erstens muss sich die Menschheit als Ganzes auf Obergrenzen des Verbrauchs einigen, damit die Ökosysteme des Planeten nicht weiter aus dem Gleichgewicht geraten. Zweitens muss sich der Norden als reicher Teil sogar überproportional zurückhalten, damit der arme Teil eine Chance hat aufzuholen« (Franz Josef Radermacher/Bert Beyers: Welt mit Zukunft, Hamburg 2007, S. 115 f.). D 12 eröffnet in diesem Zusammenhang eine an- dere (konkrete) Perspektive. Wissenschaftler haben Konzepte und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung formuliert. Es geht dabei generell um den effizienteren Einsatz natür-licher Ressourcen, die Etablierung naturverträglicher Stoff-ströme, die Langlebigkeit von Produkten und einen notwen-digen Bewusstseinswandel, ohne den alle Bemühungen zum Scheitern verurteilt sind.

D 13 thematisiert die Chancen für innovative Umwelttechno-logien und damit auch die Chancen für die heimische Wirt-schaft. Diesen Aspekt gilt es in der gesellschaftlichen Kom-munikation zu verstärken: Ökologie und Ökonomie schließen sich nicht aus, sondern bedingen sich gegenseitig, wenn wir eine zukunftsfähige Entwicklung einleiten wollen.

Wichtig in diesem Zusammenhang bleibt, dass wir klare Ziele im Auge behalten. D 14 fasst die sogenannten Milleniums-ziele zusammen, die es Schritt für Schritt national und inter-national zu verwirklichen gilt. Dazu sind Vereinbarungen und Absprachen notwendig, wie etwa die Unterzeichnung dieser globalen Ziele durch die Staatschefs von 189 Ländern.

Der Spruch des Indianerstamms (D 15) besticht durch seine Einfachheit und Klarheit: Auf der einen Seite des Flusses wollen Menschen leben und überleben; auf der anderen Seite auch. Sie dürfen die Grundlage dafür nicht gefährden und den Fluss etwa »überfischen«, weil sonst alle nicht überleben können.

D 16 eröffnet noch einmal eine andere Perspektive: Eine nachhaltige Entwicklung soll es auch künftigen Generationen ermöglichen, in Frieden und Freiheit Entwicklungschancen zu haben und in Anspruch nehmen zu können, wie wir sie heute – fast selbstverständlich – für uns in Anspruch nehmen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung. Fortschreibung des Ak-tionsplans »Zukunft gestalten – Bildung für nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg« (Bestellmöglichkeit über www.dekade-bw.de).

Gönner, Tanja (Hrsg.): Umwelt und Zukunft. Prominente Antworten, Stuttgart 2007.

Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht, Greven 1987.

Hennicke, Peter/Fischedick, Manfred: Erneuerbare Energien. Mit Energieeffizienz zur Energiewende, München 2007.

Klimawandel. Ist die Erde noch zu retten? Ravensburg 2008.

Pötter, Bernhard: Tatort Klimawandel. Täter, Opfer und Pro-fiteure einer globalen Revolution, München 2008.

Programm Transfer 21: Orientierungshilfe Bildung für nach-haltige Entwicklung in Sekundarstufe I, Berlin 2007.

Radermacher, Franz Josef/Beyers, Bert: Welt mit Zukunft. Überleben im 21. Jahrhundert, Hamburg 2007.

Renn, Ortwin u. a.: Leitbild Nachhaltigkeit. Eine normativ-funktionale Konzeption und ihre Umsetzung, Stuttgart 2007.

SPIEGEL Special Nr. 1/2007: Neue Energien. Wege aus der Klimakatastrophe.

UNESCO HEUTE. Zeitschrift der deutschen UNESCO-Kommis-sion, Heft 1/2006: UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung«.

Weizsäcker, Ernst Ulrich von/Lovins, Amory B./Lovins, L. Hunter: Faktor Vier. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch, München 1995.

Welzer, Harald: Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getö-tet wird, Frankfurt/M. 2008.

Wiegandt, Klaus: Reihe »Die Zukunft der Erde« (Zehn Bücher zu verschiedenen Themenaspekten einer nachhaltigen Entwicklung), Frankfurt/M. 2007.

www.dekade-bw.de Bildung für nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg: Zukunft gestalten – Nachhaltigkeit lernen, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergwww.nachhaltigkeit.info Lexikon der Nachhaltigkeit, Aachener Stiftung Kathy Beyswww.nachhaltigkeitsbeirat-bw.de Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg, Universität Stuttgartwww.jetzt-das-morgen-gestalten.de Jetzt das Morgen gestalten: Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg, Umweltministerium Baden-Württembergwww.nachhaltigkeitsrat.de Rat für nachhaltige Entwicklung, Berlinwww.wupperinst.org Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbHwww.forum-fuer-verantwortung.de Forum für Verantwortung Stiftung

Literatur- und Internethinweise

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Energie und NachhaltigkeitProbleme – Zielkonflikte – Lösungsansätze

Baustein A Energie als Problem – Haushalte, Unternehmen, Politik

A 1 – A 6 Energiepreisentwicklung und ihre Folgen 16A 7 – A 9 Ressourcenknappheit 20A 10 – A 15 Einheizer der Erde 21A 16 – A 21 Individueller Umgang mit Energie 25

Baustein B Unsere Energie: Wo kommt sie her – wo geht sie hin?

B 1 – B 9 Eckpfeiler der deutschen Energieversorgung 28

Baustein C Lösungsansätze in der Diskussion

C 1 – C 9 Internationale Bemühungen 33C 10 – C 21 Nationale Energiepolitik 38C 22 – C 23 Regionale Initiativen 47C 24 – C 27 Verbraucher denken um 48

Baustein D Unser Globus – Momentaufnahmen und Perspektiven

D 1 – D 16 Nachhaltigkeit: lokal, regional und global 50

Texte und Materialien für Schülerinnen und Schüler

4-2008

Hinweis: Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte von Websites, auf die in diesem Heft verwiesen oder verlinkt wurde.

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Materialien A 1 – A 21

A 1 Schlagzeilen aus deutschen Medien

Energiekosten erdrücken private Haushaltewww.wallstreet-online.de, 19. 08. 2008

Rohöl: Preis auf RekordhochWegen des knappen Angebots steigt der Ölpreis un-gebrochen. www.focus.de, 17. 10. 2007

Umfrage: Konsumenten leiden unter hohen ÖlpreisenDie Kauflaune schwindetwww.abendblatt.de, 28. 05. 2008

UMFRAGE: Deutsche haben Angst vor PreisexplosionDie Deutschen haben Angst vor den steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie und Benzin. 85 Prozent fürchten, dass ihr Geld bald nicht mehr ausreicht, um den gegenwärtigen Lebensstandard zu halten.www.bild.de, 25. 08. 2008

Deutscher Mieterbund und Arbeiterwohlfahrt Bundesverband: Strom und Heizkosten müssen bezahlbar bleibenwww.schattenblick.de, 29. 07. 2008

Experte sieht Steigflug in die KlimakatastropheFilderstadt: Wissenschaftler stellt die Studie »Luft-verkehr 2007« vor. Geht das Wachstum ungebremst weiter, werden die klimaschädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs bis in fünf Jahren größer sein als die des Autoverkehrs. Esslinger Zeitung, 16. 07. 2008

Wort des Jahres 2007: KlimakatastropheAusgewählt wurden wie in der Vergangenheit Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erschei-nen. Klimakatastrophe wurde als Wort des Jahres ge-wählt. Dieser Ausdruck kennzeichnet prägnant die be-drohliche Entwicklung, die der Klimawandel nimmt. www.gfds.de, 7.12.2007

DWD-Experte: Zahl heftiger Tornados könnte zunehmenWegen des Klimawandels – Bislang aber kein Anstieg messbar – Weltweit höchste Windgeschwindigkeiten bis 500 km/hStuttgarter Zeitung, 15. 08. 2008

Eine verdrängte Wahrheit: Der Mensch richtet sich nach seinen Mitmenschen – Probleme beim Kli-maschutz sind die FolgenEsslinger Zeitung, 30. 07. 2008

Weltpolitische Dimension der Energiepreise: Von der unsichtbaren Hand der AutokratenDer Wettbewerb zwischen demokratischen und autori-tären »Systemen« geht zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges weiter.Neue Zürcher Zeitung, 14. 08. 2008

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1 Preis in Euro im Jahr für 20 000 Kilowattstunden und 15 Kilowatt Heizleistung im Jahr2 Bekannte Preisänderungen zum 1.8./1.9.2008 sind berücksichtigt. Quelle: www.faz.net

Günstigster Tarif des lokalen Grundversorgers1 Günstigster Tarif aller Anbieter

Stadt Grundversorger Januar 2005

Juli 20082

Anstieg in Prozent

Anbieter Tarif Ersparnis in Prozent

Leipzig SW Leipzig 1120 1768 57,8 Mitgas 1389 21,4

Hamburg E.on Hanse 967 1492 54,3 Vattenfall 1262 15,4

Berlin GASAG 1002 1513 50,9 Envia M 1240 18,0

Köln RheinEnergie 998 1500 50,2 E wie Einfach 1482 1,2

Stuttgart EnBW Gas 993 1342 35,2 TWF 1270 5,4

Mannheim MVV 1063 1388 30,6 SW Konstanz 1274 8,1

München SW München 1053 1323 25,6 SW München 1323 0,0

A 2 Entwicklung der Energiepreise

Autofahren wird zum Luxus: 2007 kostete der Liter Normalbenzin im Schnitt 132,7 Cent. Im Vergleich zu

--

kraftstoffe entwickelten sich ähnlich. Wer sparen will, dem bleibt nur, das Auto möglichst wenig zu nutzen oder sogar ganz darauf zu verzichten. Die Autoindustrie sieht in den sinkenden Zahlen der Neuzulassungen bereits eine Reaktion auf die steigenden Kosten des Autofahrens.

hat sich von 2000 bis heute um fast -

nenmusterhaushalt ist von monatlichen

62,50 Euro auszugehen. Im Jahr 2000 waren es noch 40,66 Euro.

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A 3 Steigende Energiepreise: Verbraucherschützer warnt

Die Verbraucherzentralen haben vor wachsender Armut in Deutschland wegen des drastischen Preisanstiegs für Energie und Lebensmittel gewarnt: »Ich bin sicher, dass die Armuts-schwelle bei steigenden Energiepreisen nach oben gehen wird.« Das sagte der Chef des Bundesverbands der Verbrau-cherzentralen, Gerd Billen. »Das Problem wird verschärft durch die Lebensmittelpreise, die meiner Meinung nach ebenfalls weiter steigen werden. Wenn nicht gleichzeitig die Einkommen steigen, wächst die Gefahr der Verarmung.« Die Folge sei, dass die Menschen beim Essen sparten. »Diese Gruppe wird in den nächsten Jahren größer werden.«

Die höheren Energiepreise führen nach Angaben des Ver-braucherschützers zu großer Mehrbelastung. »Für einen Vierpersonenhaushalt haben die steigenden Energiekosten dazu geführt, dass er über das ganze Jahr gesehen rund 1.000 Euro mehr an Ausgaben für Strom, Heizung und Benzin haben wird als im letzten Jahr«, sagte Billen. Es gebe schon jetzt mehrere hunderttausend Haushalte, denen pro Jahr der Strom abgestellt werde. (…)

Der oberste Verbraucherschützer hält ein 20-Milliarden-Eu-ro-Programm zum Energiesparen für nötig, um Konsumenten zu entlasten. »Wir fordern, dass die Bundesregierung hier erheblich mehr Geld in die Hand nimmt, um ein wirksames Klima- und Energieprogramm zu finanzieren«, sagte Billen.

»Das ließe sich zum Teil mit den Erlösen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten finanzieren.« Mit zehn Milliarden Euro im Jahr könnten Hausbesitzer und Wohnungsbaugesellschaften unterstützt werden. Bei mehr als 15 Millionen Häusern, die saniert werden müssen, reichten keine günstigen Kredite für eine Heizung.

Fünf Milliarden Euro pro Jahr seien im Verkehr nötig. »Statt die Pendlerpauschale auszuweiten, plädieren wir dafür, mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr auszugeben und den Fernverkehr auszubauen.« Mit zwei Milliarden Euro solle unter anderem der Ausbau von Fernwärme und dezentraler Stromerzeugung gefördert werden, drei Milliarden sollten in mehr Anreize für Energiespargeräte fließen. »Deutschland ist ein Land mit alten Kühlschränken.« Das Durchschnitts- alter liege bei 15 Jahren. Kurzfristig könne ein Durchschnitts- haushalt bis zu 20 Prozent Energie sparen, etwa mit Energie- sparbirnen und dem Abschalten von Geräten über eine Stecker- leiste.

dpa vom 28. Juli 2008 (Interview: Marc-Oliver von Riegen)

A 4 »Verbraucher-Tennis«

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typischer Schulbau aus den 1970er Jahren. Er muss – wie rund 40.000 andere Schulen in Deutschland auch – beheizt werden.

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Endlos lange Autoschlangen sind auf deutschen Auto-bahnen an der Tagesordnung. Die steigenden Benzin-

Spediteure. Interessenvertreter der »Trucker« warnen vor dem Verlust von Arbeitsplätzen.

Städte und Gemeinden schlagen Alarm: Wegen explodie-render Energiekosten müssten die Menschen steigende Ge-bühren einkalkulieren. Wirtschaftsforscher haben errechnet, dass der steigende Ölpreis die Bundesbürger seit Jahresbe-ginn fast 25 Milliarden Euro gekostet hat.

Die Zahlen sind gigantisch. Den bundesdeutschen Durch-schnittshaushalt hat der Ölpreisanstieg seit Jahresbeginn rund 650 Euro gekostet, wie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) berechnete. (…) Doch die Kostenexplosion betrifft nicht nur den privaten Verbrauch. Wegen der hohen Energiekosten schließen Städte und Gemeinden Gebührenerhöhungen nicht aus. Die Heiz-kosten für 40.000 Schulen, 50.000 Kindergärten und 15.000 Verwaltungsgebäude stellten die Kommunen vor große Prob-leme, erklärte der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbandes, Gerd Lands-berg, sagte, man wolle Gebührenerhöhungen vermeiden, sie seien aber nicht auszuschließen. Die Energiekosten machten bereits jetzt über 2,6 Milliarden Euro im Jahr aus und entwi-ckelten sich zum Haushaltsrisiko. Viele der öffentlichen Ge-bäude stammten aus den 60er und 70er Jahren und müssten dringend saniert werden.

Belastungen ergeben sich dem Verband zufolge auch, weil die Kommunen über 70 Prozent der Unterkunftskosten für Hartz- IV-Empfänger zahlen müssen. Es gebe 3,6 Millionen Fami-lien, deren Heiz- und Energiekosten vollständig übernom-men würden.

Die Spediteure wollen in mehreren Bundesländern sogar gegen die drastisch gestiegenen Dieselpreise protestieren. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes, Heiner Rogge, warf der Bundesregierung vor, die Transportunternehmen mit ihren Existenzsorgen allein zu lassen. Eine Reihe von Spediteuren hätten schon aufgeben müssen. Den Spediteuren könne preiswerterer Diesel angeboten oder die Ökosteuer gestrichen werden. Die Konkurrenz in den europäischen Nachbarstaaten tanke weitaus billigeren Diesel, klagte Rogge.

SPIEGEL ONLINE vom 2. Juli 2008 www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,565545,00.html

A 6 200.000 Jobs im Mittelstand in Gefahr

Der Vorsitzende des Bundesverbandes mittelständische Wirt-schaft (BVMW), Mario Ohoven, befürchtet, dass wegen der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise hunderttausende Arbeitsplätze im Mittelstand in Gefahr sind.

»Ich fürchte, das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Durch die Energiepreissprünge könnten ungefähr 200.000 Arbeitsplätze wegfallen«, mahnte Mario Ohoven in Berlin. Einer Verbandsumfrage zufolge klagt etwa jeder

vierte Betrieb über Energiekosten, die gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 um mehr als ein Fünftel in die Höhe ge-schossen sind. Bei rund 42 Prozent der Firmen lagen die Kostensteigerungen zwischen zehn und zwanzig Prozent, bei einem Drittel der Firmen waren es immerhin noch bis zu zehn Prozent.

www.computerwoche.de vom 16. Juli 2008 (Richard Knoll)

20

A 7 Weiter so?

A 8 Wie lange ist der Erdölbedarf noch gedeckt?

Wegen des hohen Rohölpreises konnten die Investitionen zur Erschließung fossiler Energieträger in letzter Zeit kräftig ausgeweitet werden. Fördern lässt sich aber nur, was im Boden vorhanden ist. Und dies wird wegen des steigenden Bedarfes der aufstrebenden Schwellenländer früher erschöpft sein, als bis vor kurzem angenommen worden war.

Nach einer langen Tiefpreis-Phase haben sich die Rohöl-Notierungen in den vergangenen vier Jahren auf mehr als 90 US-Dollar je Fass verdreifacht. (…) So befürchtet die Internationale Energieagentur (IEA) wegen der zusätzlichen Nachfrage vonseiten der stärker entwickelten Schwellen-länder bis 2030 einen Anstieg des weltweiten Bedarfs an Primärenergie (Rohöl, Kohle, Erdgas) um maximal etwa 55 Prozent. Drei Viertel dieses Anstieges stammen von den rasch wachsenden Schwellenländern, für 45 Prozent seien allein China und Indien verantwortlich. (…) Tatsächlich hat der Preisanstieg des letzten Jahres einen eigentlichen Investitionsschub ausgelöst, neue Produktions- und Trans-portanlagen werden erschlossen, alte, schlecht gewartete wieder instand gesetzt. (…) Von der Formel »höhere Preise, mehr Investitionen, größeres Angebot« hat zumindest die erste Hälfte ihre Gültigkeit seit Überwinden der zwei Jahr-zehnte dauernden Investitionsflaute wieder zurückerlangt. Trotz der erheblichen Ausweitung des Kapitaleinsatzes in den vergangenen vier Jahren ist es vorerst aber nicht ge-lungen, die Produktion zu steigern. (…)

Die IEA ist in ihrem World Energy Outlook 2007 deutlich vorsichtiger. Sie geht davon aus, dass allein die Nachfrage nach Rohöl, dem wichtigsten Primärenergieträger, zwischen 2005 und 2030 von 84 Mio. auf 102 Mio. oder (im Falle sich die Nachfrage von China und Indien im bisherigen Maß weiter verstärkt) sogar bis auf 116 Mio. Fass pro Tag steigen wird. Sollten die notwendigen Investitionen vorgenommen

werden, werde es zwar gelingen, den zusätzlichen Mengen-bedarf zu decken, für die Zeit ab 2015 seien einzelne Ange-botskrisen, die zu abrupten Preisschüben führen könnten, jedoch nicht auszuschließen.

Die Anhänger der »Peak Oil«-Theorie sind noch skepti-scher. Einer der wichtigsten Vordenker dieser Schule, Colin Campbell, erwartet die maximale Ausbringung bereits für das Jahr 2011. Wie der britische Erdöl-Geologe kürzlich an einer Seminarveranstaltung vor Studenten der Universi-tät im schweizerischen Freiburg ausführte, ist für die Zeit danach eine rasch wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu erwarten. Es werde nicht nur zu einzelnen Preiseskalationen, sondern zu schweren und dauerhaften Versorgungsengpässen kommen.

Campbells Skepsis basiert auf der Annahme, dass die von den OPEC-Staaten ausgewiesenen »gesicherten« Reserven alles andere als gesichert seien. Die einzelnen Mitglieds-staaten hätten ihre Reservebestände willentlich zu hoch eingeschätzt. (…) Der Erdball sei rundherum intensiv »ab-getastet« worden, viel mehr, als jetzt schon bekannt ist, sei nicht zu erwarten.

Neue Zürcher Zeitung vom 3. Januar 2008 (T. K.)

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A 9 Energiereserven

Der in den vergan-genen Jahrzehnten zu beobachtende allmähliche Anstieg der Durchschnitts-temperatur der erd-nahen Atmosphäre und der Meere wird als globale Erwär-mung bezeichnet.

A 10

Die weltweiten Re-serven von fossilen Energieträgern sind begrenzt. Nach Be-rechnungen reicht Kohle – den heutigen Verbrauch vorausge-setzt – für fast 200 Jahre. Weitaus gerin-ger sind die Erdölvor-räte, die in 40 Jahren versiegen würden, wenn man das heu-tige Verbrauchsniveau unterstellt. Diese Berechnungen gehen allerdings davon aus, dass der Verbrauch konstant bleibt und die wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte sich nicht erhöhen.

22

A 11 Einheizer der Erde

A 12 Wer sind die Verursacher?

Für den Zeitraum von 1992 bis 2004 zeigt sich, dass die USA mit 24 Prozent der Gesamt-Emissionen der weltweit größte Emittent sind. Es folgen Europa (19 %), China (14 %), Russ-land (7 %), Japan (5 %), Indien (4 %), Kanada (2 %) und Australien (1 %). Die regionale Verteilung zeigt, dass die Entwicklungsländer Asiens zu fünf Prozent beitragen, Süd- und Mittelamerika, der Mittlere Osten und Afrika zu jeweils vier Prozent. Die Entwicklungsländer insgesamt verantwor-ten gut 30 Prozent.

Vergleicht man diese Daten mit denen eines früheren Zeit-raumes, so zeigen sich starke Veränderungen im Verhältnis der Anteile von Entwicklungs- und Schwellenländern zu In-dustrieländern, die auf die stärkere wirtschaftliche Tätigkeit sowie das Bevölkerungswachstum der ersteren zurückzufüh-ren sind. Es zeigt sich, dass die Anteile der Industrieländer abnehmen. (…)

Übergreifende Trends, die die Emission von Treibhausgasen und die Zuwächse oder Abnahmen in den einzelnen Staaten beeinflussen, sind steigender Energie- und Ressourcenver-brauch durch Bevölkerungswachstum, Verstädterung, Han-delsverflechtungen und Globalisierung, Wirtschaftswachs-tum allgemein, Motorisierung, Entwaldung und Landwirt-

schaft. Hinsichtlich von Fragestellungen zur internationalen Gerechtigkeit werden die Treibhausgase pro Kopf betrachtet. Innerhalb der Industrieländer gibt es hier große Unter-schiede. Wieder anhand des Beispiels der energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen betrachtet, führen die USA deut-lich mit 24 Tonnen CO2 pro Kopf (cap) vor Kanada (18 t CO2/cap). Ein effizienterer Umgang mit Energie und unterschied-liche Lebensstile erklären die geringeren Werte für z. B. Deutschland (10 t CO2/cap) und (Japan (9,5 t CO2/cap). Die aufgrund der hohen Bevölkerungszahlen hohen absoluten Emissionen Chinas (3,6 t CO2/cap) und Indiens (1 t CO2/cap) relativieren sich in der Pro-Kopf-Sicht.

Christiane Beuermann: Vom Menschen gemacht. Der anthropo-gene Treibhauseffekt, in: www.bpb.de/themen (Klimawandel)

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23

A 13 Spitzenreiter

Im Jahr 2005 wurden weltweit 27,1 Mrd. Tonnen des Treib-hausgases Kohlen-dioxid ausgestoßen. Davon entfielen allein 10,9 Mrd. Tonnen auf die beiden größten »Klimasünder« USA und China. Vergleicht man allerdings die

so steht das bevöl-kerungsreiche China mit einem Ausstoß von 3,9 Tonnen je Einwohner wesent- lich besser da. Die Vereinigten Staaten liegen mit einem CO2-Ausstoß von 19,6 Tonnen pro Kopf immer noch an erster Stelle.

Deutschland war auch im Jahr 2007 wieder »Exportweltmeister«. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr weltweit Güter im Wert von 13.900 Mrd. US-Dollar exportiert.

mehr als im Vorjahr.

24

A 14

Ein mächtiger neuer Konkurrent auf dem Energiemarkt ist China, das praktisch auf der ganzen Welt Verträge schließt, um an Energieressourcen zu gelangen – mit dem Iran, dem Sudan oder mit Australien. Wie sollen sich die westlichen Länder da verhalten?Es ist eine sehr große Herausforderung für den Westen. Für manche Länder besteht sogar die Gefahr, dass sie unter dem starken Konkurrenzdruck nicht in der Lage sein werden, sich die Energie zu sichern, die sie benötigen.

Ist neben dem Streben nach sicherer Energieversorgung

Staaten?Vernachlässigt man moralische Fragen, um kurzfristig an Öl zu gelangen, wird dieses Land langfristig mit großer Wahr-scheinlichkeit politisch instabil sein. Kümmert man sich um moralische Fragen und stabile Verhältnisse durch gerechte Verteilung der Einnahmen in den exportierenden Ländern, so schafft man langfristig ein sicheres Umfeld für die eigenen Investitionen.

Und kurzfristig?Durch den Wettbewerb mit den Chinesen und anderen asia-tischen Staaten ist alles viel komplizierter geworden. West-liche Ölfirmen sind in Fragen der moralischen Standards und nachhaltiger Hilfe für die Exportländer einem viel größeren öffentlichen Druck ausgesetzt. Daher kann es sein, dass sie

kurzfristig einen Wettbewerbsnachteil haben. Wer sich we-niger mit moralischen Fragen aufhält, hat weniger Probleme, einen Vertrag mit einer Regierung zu schließen, die sich nicht so sehr um Menschenrechte kümmert. (…)

Ist daran nur die Konkurrenz durch China schuld?China trägt eine Teilschuld, aber der Westen sollte schon selbstkritisch genug sein, um den eigenen Anteil zu erken-nen. Regime und Länder des Nahen Ostens waren und sind für die wirtschaftliche Stabilität und sichere Energieversor-gung des Westens von großer Bedeutung. Der Westen hat ein Auge zugedrückt, wenn es um mangelnde Respektierung der Menschenrechte und mangelnde Demokratiebereitschaft ging. (…)

Können Energiefragen bestehende Bündnisse verändern?Auch da spielt China eine große Rolle. Veränderungen auf dem Energiemarkt können zu bedeutenden geopolitischen Veränderungen führen, zur Neuausrichtung auch von Bünd-nissen zwischen Staaten. Das muss nichts Schlechtes sein. Die Geschichte zeigt, dass Staaten weniger dazu neigen, Konflikte mit militärischen Mitteln auszutragen, je vielfäl-tiger und tiefer ihre wirtschaftlichen Beziehungen sind, weil es eine gegenseitige Abhängigkeit gibt.

Fluter Nr. 19, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, März 2006, S. 7 ff. (Interview: Dirk Schönlebe)

A 15 Auf großem Fuß – auf kleinem Fuß

CO2-Fußabdrücke im internationa-len Vergleich. Das angestrebte Ziel

und Jahr.

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USA28 t pro Person und Jahr

Großbritannien12,7 t pro Person und Jahr

Afrika0,99 t pro Person und Jahr

Unser Ziel3,3 t pro Person und Jahr

Länder-FußabdrückeDie Zahlen verdeutlichen den CO2-Fußabdruck pro Person und Jahr.

Katar 69,5 tKuwait 34,2 tAustralien 20,5 tDeutschland 10 tFrankreich 6,8 t

China 3,5 tBrasilien 1,7 tBangladesch 0,27 tÄthiopien 0,11 tTschad 0,011 t

25

A 17 Persönlicher Lebensstil

Gruppenarbeit EinzelarbeitDarauf möchte ich auf keinen Fall verzichten ...

… mein digitaler Wecker

… täglich duschen

… Schulweg mit Musik im Ohr

… Aufzüge oder Rolltreppen benutzen

… Standby bei TV, PC oder Musikanlage

… unsere Geschirrspülmaschine

… Fahrt zur Schule mit dem Auto

… ein großes eigenes Zimmer

… täglich Fleisch und Wurst essen

… exotische Früchte (z. B. Kiwi, Mango, Ananas)

… Fastfood-Restaurants

... mit dem Flugzeug verreisen

... häufiges Shoppen (mindestens vier neue Kleidungsstücke im Monat)

... Bioprodukte (z. B. Lebensmittel, Jeans und T-Shirts aus Bio-Baumwolle)

... täglicher Gebrauch von Kosmetikartikeln

A 16 Mein persönlicher CO2-Fußabdruck

Jeder Mensch trägt zur Erderwärmung bei. CO2-Rechner im Internet ermitteln den persönlichen CO2-Fußabdruck, wel-cher angibt, für wie viel Kohlendioxid jeder Einzelne verant-wortlich ist. Mithilfe des Internets könnt Ihr Euren persön-

Durch unseren persönlichen Lebensstil hinterlassen wir täg-lich unsere CO2-Fußabdrücke. Wählt zehn Gewohnheiten aus, auf die Ihr keinesfalls verzichten wollt.

Versucht Euch anschließend in einer kleinen Gruppe auf fünf unverzichtbare Gewohnheiten zu einigen.

lichen Fußabdruck und den Eurer Familie errechnen. Hier findet Ihr geeignete Portale: www.latschlatsch.de, www.wdr.de/tv/quarks/, www.mycarbonfootprint.eu.

Radiowecker23 g

3 min heiß duschen (54 l)2.885 g

Fönen (3 min)48 g

Zähneputzen m. d. elektr. Zahnbürste

48 g

Eine Stunde Fernsehen, ansonsten Fernseher immer auf Standby

211 g

Frühstück (Teewasser kochen, zwei Brötchen vom Vortag aufbacken)

350 g

DVD-Player160 g

Zähneputzen mit der elektrischen Zahnbürste

48 g

Im Bett lesen50 g

Mit dem Auto zur Schule

2.400 g

Mittagessen (200 g Rindfleisch)

1.290 gErdbeeren, aus Süd-afrika eingeflogen

11.671 g

Hausaufgaben am Computer/Internet

290 g

45 min Sport auf dem Laufband

596 g

Abendessen(Schnitzel mit

Pommes)2.340 g

Gesamt

22.410 g

6.30

Uhr7.00

Uhr7.15

Uhr7.30

Uhr12.30

Uhr

13.30

Uhr

15.00

Uhr

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18.00

Uhr

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19.00

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DVD Pl

21.00

Uhr

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22.00

Uhr

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22.30

Uhr

26

A 18

Seit mehr als 20 Jahren warnen Wissenschaftler vor dem Treibhauseffekt. Doch die meisten Menschen scheinen

-bindung zu bringen. Dabei ist besonders der Anfang

Ist der Klimawandel in unserem Bewusstsein nicht an-gekommen?Es klingt zwar nicht sehr nett, aber wir sind sehr einfach gestrickt. Das geht los bei der Wahrnehmung. Den Klimawan-del sehen und hören wir nicht, wir können ihn nicht fühlen. Der Mensch muss sich das alles vorstellen und in Zahlen und Statistiken umsetzen. (…) Außerdem neigt der Mensch zu der Illusion, er habe alles im Griff.

Warum eigentlich?Das nennen wir in der Psychologie Kontrollillusion: Alles, was uns überrascht, von dem wir nicht direkt wissen, was es für Kon-sequenzen hat, macht uns unruhig. Dann neigen wir dazu, uns selbst zu beruhigen: Das schaffen wir schon. Wenn man einen Raucher befragt, ob er glaubt, dass er Lungenkrebs bekommen könnte, schätzt er die Wahrscheinlichkeit in der Regel als sehr gering ein. Ähnlich ist es beim Klimawandel: So schlimm wird’s nicht kommen, denken viele. Und wenn, dann wird man eine Technik haben, mit der man die Folgen abmildern kann.

An jedem Ferienbeginn meldet der Münchner Flugha-

keine Verbindung her? Untersuchungen zeigen immer wieder, dass die Leute ein schlechtes Gewissen haben. Sie finden auch, dass sie ir-gendwie ihr Verhalten ändern müssen. Das Problem: Wir haben nie nur ein Ziel vor Augen. Wir wollen auch bequem und schnell vorankommen. Und es ist sozialer Standard

geworden, von der Fernreise erzählen zu können oder sogar zum Einkaufen nach New York zu fliegen. Wir müssen ständig abwägen und Prioritäten setzen. Und dabei fällt die weniger umweltschädliche Alternative oft hinten runter.

Den Menschen beeinflusst, was andere machen, sagen Sie. Das kann man auch umkehren: Wie wichtig ist das, was andere Menschen nicht machen?Das ist ein großes Problem: Die Menschen denken, wenn ich mich begrenze, macht das nicht viel aus, solange es die ande-ren nicht auch machen. Und so lange man das Gefühl hat, dass die anderen nicht mitziehen, kommt schnell das Gefühl auf: Das ist nicht fair. Und gleichzeitig weiß man: Nur durch das eigene Verhalten kann man die Umwelt auch nicht retten.

Viele sagen: Warum soll ich mein Verhalten ändern, wenn die USA oder China ihren Energieverbrauch nicht reduzie-ren. Geben Sie denen Recht?Das ist schon nachvollziehbar – was macht schließlich mein Gewicht im Vergleich zu den ganzen USA aus? Hier müssen auch die Länderregierungen entsprechend handeln und Sig-nale setzen, sonst passiert gar nichts. Es wäre eine große Motivation für uns als Einzelpersonen, wenn wir sehen: Aha, auch in der Politik ist das Bemühen da.

Es ist also nicht der Bürger, der anfangen muss?Doch, er muss anfangen, es ist ja ein Wechselspiel. Der Druck auf die Politik wird größer, wenn die Bürger zeigen, dass sie zur Veränderung bereit sind. Allerdings gibt es hier eine große Zeitverzögerung. Es dauert, bis sich das dann niederschlägt.

Süddeutsche Zeitung vom 16./17. August 2008, S. 24 (Interview: Johannes Rossteuscher)

A 19

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A 20 Generationendialog 2040

A 21

Von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung wurde nachhaltige Entwicklung so definiert: »Sustainable develop-ment meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.« Nachhaltigkeit ist demnach eine Entwicklung, »die den Be-dürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen«.

Dementsprechend müssen die Ziele wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit

definiert werden, in allen Ländern – Industrie- und Entwick-lungsländern, marktorientierten oder zentral gelenkten.

»Die Menschheit ist einer nachhaltigen Entwicklung fähig – sie kann gewährleisten, dass die Bedürfnisse der Gegen-wart befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen.«

www.nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland-report_563.htm

Führt in Eurer Klasse eine Umfrage zu den persönlichen Lebensstilen durch (A 17). Ermittelt anschließend Euren persönlichen CO2-Fußabdruck (A 16) und vergleicht Eure Ergebnisse.

Die Psychologin Dr. Ittner untersuchte Einstellungen und Verhalten des Einzelnen hinsichtlich des Klimawandels (A 18). Antwortet ihr in einem Leserbrief.

Interpretiert die beiden Karikaturen A 19 und A 20. Dis-kutiert die Position des Karikaturisten. Bezieht hierbei die Zielbeschreibung einer nachhaltigen Entwicklung (A 21) mit ein.

Analysiert die Entwicklung der wichtigsten Energiepreise (A 1 – A 2) und informiert Euch im Internet über die neu-esten Preisstände.

Stellt in einer Tabelle die von den steigenden Energieprei-sen Betroffenen einander gegenüber (A 3 – A 6). Benennt die spezifischen Probleme, die sich für die jeweilige Gruppe daraus ergeben.

Vergleicht die Daten der nachgewiesenen Energiereserven (A 8 – A 9) und diskutiert, welche Schlussfolgerungen sich daraus ziehen lassen. Vergleicht Eure Ergebnisse mit der Aussage der Karikatur A 7.

Erarbeitet Ursachen, Akteure und Auswirkungen des Kli-mawandels (A 10 – A 17) und stellt Eure Ergebnisse auf einem aussagekräftigen Plakat zusammen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU A 1 – A 21

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B 1

1. a / 2. c / 3. b / 4. b / 5. b / 6. a / 7. c / 8. b / 9. a / 10. b / 11. b

Fossile Energieträger decken derzeit den größten Teil des weltweiten Energiebedarfs.Welche Energiequelle steht dabei an erster Stelle?

1.ErdölHolzKohle

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a

Deutschland erzeugt immer mehr Strom mithilfe erneuer-barer Energien. Welcher dieser Energieträger hat dabei den höchsten Anteil?

8.WasserkraftWindkraftBiomassePhotovoltaik

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a

Wie viel Prozent tragen diese Energieträger derzeit zur Energie-versorgung in Deutschland bei?

9. 4 % 8 % 13 %

bc

a

Wie viele Windkraftanlagen gibt es derzeit in Deutschland?

10. 5.60018.70033.000

bc

a

Wie viele Vierpersonenhaushalte kann ein durchschnittliches Windrad mit Strom versorgen?

11. 100 1.00010.000

bc

a

Welcher Energieträger wird von Deutschland nicht impor-tiert, sondern zu annähernd 100 Prozent im Inland abge-baut?

2.

SteinkohleErdgasBraunkohle

bc

a

Welcher dieser Sektoren ver-braucht in Deutschland am meisten Energie?

3.

VerkehrHaushalteIndustrieGewerbe, Handel, Dienstleistungen

bcd

a

Elektrogeräte im sogenannten Stand-by-Betrieb verbrauchen in deutschen Privathaushalten permanent Strom. Pro Jahr ent-spricht die verbrauchte Energie-menge in etwa der Leistung von:

4.

einem Kernkraftwerkzwei Kernkraftwerkendrei Kernkraftwerken

bc

a

Wie viele Kernkraftwerke sind in Deutschland 2008 aktiv?

5.

71735

bc

a

Wie hoch ist der Anteil der Kernkraftwerke an der Gesamt-energieerzeugung?

6.

12,523,739,4

bc

a

Wie viele Vierpersonenhaushalte kann das Kernkraftwerk Biblis laut Angaben des Betreibers mit Strom versorgen?

7.

1,2 Mio3,8 Mio6,5 Mio

bc

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B 2

B 3

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B 5

B 6

Deutschland muss knapp 75 Prozent der Rohstoffe importie-ren, die zur Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoffen nötig sind. Die Atomkraft, deren Renaissance die Union nun fordert, basiert gar zu 100 Prozent auf Uran-Importen. 2005 wurden in Deutschland 14,2 Trillionen Joule Energie erzeugt. (…) Während die Kernenergie etwas mehr als ein Viertel zur Stromversorgung beiträgt, macht sie bei der Ge-samtenergieversorgung nur ein Achtel aus.

In der wieder aufgeflammten Diskussion um die Energieprob-lematik muss man zwei Bilanzen unterscheiden, in denen die einzelnen Energieträger eine zum Teil sehr unterschiedliche Rolle spielen: Der Primärenergieverbrauch und die Strom- erzeugung. Der Primärenergieverbrauch bezeichnet die ge-samte einer Volkswirtschaft zugeführte und verbrauchte Ener- gie. Strom ist neben Wärme und Verkehr also nur einer der drei Sektoren des Primärenergieverbrauchs. Für Wärme und Kraftstoffgewinnung werden in erster Linie fossile Brenn-stoffe wie Mineralöle, Naturgase und Kohle verwendet, die es in Deutschland kaum gibt. Mineralöle wurden 2005 zu 97 Prozent importiert, Naturgase zu 83 Prozent und Steinkohle zu 61 Prozent. Das für den Betrieb der Atomkraftwerke not-wendige Uran wird gar zu 100 Prozent importiert. Lediglich bei Braunkohle und bei den erneuerbaren Energien kann auf deutsche Rohstoffe zurückgegriffen werden.

Insgesamt muss die Bundesrepublik etwa drei Viertel der zur Energiegewinnung notwendigen Rohstoffe importieren – zu einem Großteil aus Russland, das 41 Prozent des Erdöls, 37 Prozent des Gases und 19 Prozent des Urans und acht Prozent der Kohle für Deutschland liefert. (…) Die aus Atomkraft-werken gewonnene Energie wird zu 100 Prozent verstromt und macht knapp 30 Prozent der Nettostromerzeugung aus, so viel wie kein anderer Energieträger. Dieser Anteil muss bis 2021, wenn mit Neckarwestheim 2 der letzte deutsche Atommeiler vom Netz gehen soll, ersetzt werden. Da einem Ausbau der fossilen Stromquellen Braunkohle, Steinkohle und Naturgas naturgemäße und auch finanzielle Grenzen gesetzt sind, denkt Umweltminister Gabriel vor allem an den Ausbau der regenerativen Energien, die 2005 immer-hin schon mit 10,2 Prozent zur Stromproduktion beitrugen. Das Gros des Öko-Stroms wurde mittels Wasserkraft und Windenergie erzeugt. Für die Stromerzeugung haben die erneuerbaren Energien also schon einen ganz beträchtlichen Anteil. Bei der Wärmebereitstellung sind es dagegen nur 5,4 Prozent, beim Kraftstoffverbrauch 3,4 Prozent. Im gesamten Primärenergieverbrauch ergibt das einen Wert von 4,6 Pro-zent. Über das Mengenpotenzial der regenerativen Energien wird sicher noch heftig gestritten werden.

Süddeutsche Zeitung vom 9. November 2007 (Bernd Oswald)

B 7

Recherchiert weitere Vor- und Nachteile der einzelnen regenerativen Energien (B 8, letzte Zeile) und stellt diese detailliert in einer Präsentation zusammen.

Gebt die zentralen Aussagen des Schaubildes B 9 in eige-nen Worten wieder.

Vergleicht Eure Ergebnisse im Quiz B 1 miteinander. Welche der richtigen Antworten hat Euch besonders verblüfft?

Wertet die Grafiken aus und fasst Eure Ergebnisse schriftlich in fünf Kernaussagen zusammen.

Fasst mit Hilfe von sowie B 8 die Situation der Energieerzeugung in Deutschland stichwortartig zusammen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU B 1 – B 9

32

B 8

B 9

– vielseitig verwendbar– relativ einfach und billig zu fördern– einfach zu transportieren und zu

lagern

– effizient nutzbar– relativ schadstoffarm

– Grundversorgung aus eigenen Vor-kommen

– einfach und sicher zu transportieren und zu lagern

– effiziente Energieerzeugung– kein CO2-Ausstoß– Rohstoffversorgung politisch sicher

– saubere und sehr emissionsarme Energieerzeugung

– geringe Importabhängigkeit

(Wind/Wasser/Sonne/Biomasse/Erdwärme)

– hohe Importabhängigkeit– hoher CO2-Ausstoß– hohe Preisrisiken– begrenzte Vorkommen

– hohe Importabhängigkeit– aufwändige Erschließung und

Förderung– hohe Preisrisiken– begrenzte Vorkommen

– hohe Förderkosten– hoher CO2-Ausstoß– hohe Schadstoffbelastung– massive Eingriffe in die Natur

(bspw. Tagebau)

– sehr hohe technische Anforderungen– Sicherheitsrisiken– ungeklärte Endlagerung radioaktiven

Abfalls– Gefahr von Terrorangriffen und terro-

ristischem Einsatz von radioaktivem Material

– hohe Anlaufinvestitionen (Forschung / Entwicklung)

– Techniken teilweise noch nicht ausgereift

– teilweise hoher Flächenverbrauch– Problem der Energiespeicherung– schwankendes Aufkommen

Ist unter Fachleuten umstritten. Schätzungen schwanken zwischen 40 und 150 Jahren.

Die derzeit bekannten und er- schlossenen Gasvorkommen reichen noch mindestens 60 Jahre.

Bei gleichbleibendem Verbrauch reichen die weltweiten Kohlevorräte noch über 200 Jahre.

Ist unter Fachleuten umstritten. Schätzungen schwanken zwischen 50 und 200 Jahren.

Praktisch unbegrenzt ...

Detailliertere Informationen zu den einzelnen Energieträgern bietet die interaktive Präsentation »Energie bewegt die Welt« unter www.zdf.de/ZDFmediathek/content/216600

33

C 2

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Unter dem Ökologischen Fußabdruck wird diejenige Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebens-stil und Lebensstandard eines Menschen – unter Fortführung heutiger Produktionsbedingungen – dauerhaft zu ermögli-chen. Das schließt Flächen ein, die etwa zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie,

Wohnen 1,28 ha

Ernährung 0,62 ha

Verkehr 0,94 ha

Konsumgüter 1,21 ha

Dienstleistungen 0,80 ha

aber beispielsweise auch zum Abbau des von ihm erzeugten Mülls oder zum Binden des durch seine Aktivitäten freige-setzten Kohledioxids benötigt werden.

Die Tabelle zeigt den Ökologischen Fußabdruck einer Esslin-ger Schülerin aus der Klasse 10. Man kann darin sehen, in welchen Bereichen er besonders groß ist. Außerdem kann man herausfinden, wie viele Erden wir benötigen würden, wenn jeder Mensch so leben würde.

Der durchschnittliche Deutsche hat einen Ökologischen Fuß-abdruck von 4,7 ha. Bei einer Weltbevölkerung von mehr als 6 Milliarden Menschen würden wir 2,4 Erden benötigen, wenn jeder Mensch so leben würde wie wir.

www.econautix.de/site/econautixpage_1084.php

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In dem Abkommen von 1997 – unterzeichnet in der ja-panischen Stadt Kyoto – wurde vereinbart, dass die In-dustriestaaten ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2012 um insgesamt 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 verringern. Entwicklungsländer haben das Abkommen eben-falls unterzeichnet, sind aber von den Verpflichtungen be-freit.

Auf dem ersten UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 ver-einbarten 178 Staaten einen »Aktionsplan 21. Jahrhundert« – die Agenda 21. Ziel war ein verbesserter Lebensstandard für alle Länder sowie ein besser geschütztes Ökosystem. Ange-strebt wurde zudem eine umweltverträgliche, nachhaltige Entwicklung, die auch den Kampf gegen Armut und gegen die Schuldenlast der Entwicklungsländer beinhalten sollte. Die Industrieländer sagten unverbindlich zu, ihren CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2000 auf den Stand von 1990 zu senken. (…) Das Kyoto-Protokoll verpflichtet die Industriestaaten, ihren Ausstoß an Kohlendioxid bis zum Jahr 2012 zu senken. Zu seinem Inkrafttreten müssen 55 Staaten das Abkommen ratifizieren, die für mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. (...)

Gut vier Jahre nach der Klimakonferenz von Kyoto hat der Bundestag der damals verabredeten Verminderung von Treib-hausgasen am 22. März 2002 zugestimmt, am 26. April auch der Bundesrat. Mit den Stimmen aller Parteien wurde das Gesetz zur Ratifizierung des Kyoto-Protokolls beschlossen.

Zum Zeitpunkt des Inkrafttretens im Februar 2005 hatten insgesamt 141 Staaten das Protokoll ratifiziert. Es musste von mindestens 55 Ländern ratifiziert werden, auf die 1990 mindestens 55 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes der In-dustrieländer entfielen. Das Kyoto-Protokoll ist seit dem 16. Februar 2005 für die Teilnehmerstaaten bindend. In der Praxis bedeutet das, dass die vereinbarten Ziele eingehalten werden müssen, ansonsten treten Sanktionen in Kraft.

Die UN-Klimakonferenz in Montréal hat sich im Dezember 2005 auf eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls geei-nigt. Nach zweiwöchigen Beratungen beschlossen die rund 10.000 Delegierten aus 189 Ländern weitere Vereinbarungen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen. Die Einigung wurde auch von den USA akzeptiert, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben.

www.lpb-bw.de/klima/kyoto.php

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C 6

Brennendes Unterholz, dazwischen vereinzelte Bäume, die verkohlt in den trüben Himmel ragen. Die Luftaufnahmen vom amazonischen Regenwald dokumentieren vor allem eins: eine Orgie der Zerstörung. Mehr als 15.000 Flugkilo-meter von Manaus entfernt, auf der indonesischen Insel Bali, wo gerade die 13. Weltklimakonferenz stattfindet, geht es auch um das Wohl und Wehe dieses Waldes. Denn Bäume sind gut für das Klima – und nirgendwo stehen immer noch so viele wie am Amazonas.

Tatsächlich ist die Zerstörung des Amazonasregenwaldes im dritten Jahr hintereinander deutlich zurückgegangen. Bra-siliens Politiker begreifen langsam, dass Wald wertvoller sein kann als gerodetes Land. Obendrein aber setzt sich die Erkenntnis durch, dass Regenwald in den Zeiten des Klima-wandels etwas ganz Besonderes sein kann: eine lukrative Quelle von Einkommen. Tatsächlich zeigen neue Studien, dass der tropische Wald deutlich mehr Kohlenstoff aus der überhitzten Atmosphäre in Blättern und Bäumen einlagert, als bisher gedacht. Forscher haben errechnet, dass der Re-genwald jährlich bis zu 1,8 Milliarden Tonnen Kohlenstoff bindet, rund ein Viertel dessen, was durch die Verbren-nung von Kohle, Öl und Gas anderswo in die Luft gepustet wird. Der monetäre Wert für die Dienstleistung »Kühlung des Planeten« lasse sich errechnen, sagt der Biologe Philip Fearnside. Nach seinem Kalkül speichert ein Hektar Tropen-wald 160 Tonnen Kohlenstoff im Jahr. Berechnet man für die Tonne nur 60 Dollar, summiert sich die Arbeit des 6,7

Millionen qkm großen Amazonaswaldes auf einen Wert von 60 Milliarden Dollar.

Das ist viel Geld. Brasilien und den anderen Waldländern wird es allerdings bislang verwehrt. Im Kyoto-Protokoll zum Kli-maschutz wird die Erhaltung von Wald nicht als Leistung an-erkannt. Jetzt, bei der Klimakonferenz in Bali, könnte dieser Fehler behoben werden. Der Tropenwald und sein Überleben sind dort eines der großen Themen. Rechnet man die Emis-sionen aus der Abholzung aber in die Gesamtsumme der Emissionen ein, verändert sich der Blick auf Täter und Opfer des Klimawandels: Plötzlich steht Indonesien an Platz drei der CO2-Statistik, Brasilien auf vier. Keines dieser »Waldlän-der« akzeptiert für sich Emissionsobergrenzen. »Wir haben allein durch den Rückgang der Entwaldung in den letzten drei Jahren 500 Millionen Tonnen CO2 vermieden«, sagt [die brasilianische] Umweltministerin Silva. Sie sagt auch, dass Brasilien seinen Strom fast vollständig aus sauberer Wasserkraft erzeugt und viel Sprit aus klimaverträglichem Zuckerrohr. Es seien die Industrieländer, die hundert Jahre lang Kohle und Öl verfeuert und außerdem ihre eigenen Wälder bis auf klägliche Reste verheizt hätten. Jetzt hätten sie die Gelegenheit, ihre Schulden zu begleichen. Deshalb fordert Silva in Bali, die Industrieländer sollten einen inter-nationalen Fonds auffüllen, aus dem Waldschutz finanziert wird. (…)

ZEIT ONLINE 50/2007 (Bernhard Pötter)

C 5

Die UNO-Konferenz auf Bali hat in einer dramatischen Schlusssitzung das Verhandlungsmandat für ein neues Kli-maschutzabkommen beschlossen. Zuvor hatte es am Samstag im Plenum der Konferenz einen harten Schlagabtausch zwi-schen der USA einerseits und verschiedenen Schwellen- und Entwicklungsländern andererseits gegeben. Der Text wurde allerdings hinsichtlich der Pflichten der Entwicklungsländer abgeschwächt. Entgegen dem Wunsch der EU und vieler Entwicklungsländer enthält das Mandat selbst keinerlei Zahlenangaben zur Verringerung von CO2-Emissionen. Die Teilnehmerstaaten erkennen lediglich an, »dass starke Ver-ringerungen der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen erforderlich sind«, um das gesetzte Ziel einer Bekämpfung des Klimawandels zu erreichen. Der Text verweist aber auf die Empfehlungen im Bericht des Weltklimarats (IPCC), der solche Reduktionsziele vorsieht.

Die Initiative Indiens, unterstützt von China, hatte die Delegierten auf dem falschen Fuß erwischt. Alles hatte mit einer Obstruktionstaktik der Russen gerechnet – doch dann meldeten die Inder überraschend einen bedeutenden Ände-rungswunsch an dem Entwurf einer Bali-Abschlusserklärung an. Die Änderung lief darauf hinaus, dass die Industriestaaten sich zu »messbaren, meldepflichtigen und überprüfbaren« Technologie- und Finanzhilfen für die Entwicklungsländer

verpflichten sollten. Zugleich sollten die drei Begriffe an einer Stelle getilgt werden, wo sie sich auf die Treibhausgas-Senkungen der Entwicklungsländer bezogen hätten.

»Völlig inakzeptabel«, sagte die niederländische Umwelt-ministerin Jacqueline Cramer. Ein Scheitern der Konferenz schien plötzlich wieder denkbar. Doch die EU schluckte die Kröte: Unter dem Jubel der anderen Delegierten stimmte die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft dem Vorschlag Indiens zu. Die Ernüchterung folgte nur wenig später: »Wir können diesem Vorschlag nicht zustimmen«, sagte Paula Dobriansky, Leiterin der US-Delegation. Buh-Rufe waren die Antwort. In den kommenden Minuten mussten die Ameri-kaner eine Reihe teils heftiger Angriffe über sich ergehen lassen. Angesichts der massiven Angriffe knickten die Ame-rikaner ein und nahmen die sogenannte »Bali-Roadmap« an. »Wir treten dem Konsens bei«, sagte Dobriansky. Dies-mal gab es teils stehende Ovationen der Delegierten. Zuvor hatten Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon dramatische Appelle an die Delegierten gerichtet.

SPIEGEL ONLINE vom 15. Dezember 2007 www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,523497,00.html

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C 8

Umweltschutz gibt es nicht umsonst: Laut »manager ma-gazin« führt die von der EU geplante Verschärfung des Emissionshandels zu enormen Belastungen für die deutsche Wirtschaft. Würden sämtliche CO2-Verschmutzungsrechte versteigert, dann drohten den Unternehmen Mehrkosten von 13 Milliarden Euro. Konkret werden die Pläne der Euro-päischen Union erst im Jahr 2020, doch die Unternehmen in Deutschland machen sich schon heute Sorgen. Denn spä-testens in zwölf Jahren sollen die Firmen sämtliche Ver-schmutzungsrechte, die sie für ihren Betrieb benötigen, ersteigern. Das sieht die von der EU geplante Verschärfung des Emissionshandels vor. Das »manager magazin« hat nach-gerechnet, was dies bedeutet: Auf die deutsche Wirtschaft kommen enorme Belastungen zu. Müssten Energiekonzerne und Industrie schon heute ihre CO2-Verschmutzungsrechte komplett selbst ersteigern, würde dies für die Unternehmen allein in diesem Jahr zu Mehrkosten von rund 13 Milliarden Euro führen.

Der EU-weite Emissionshandel soll die Industrie dazu ver-anlassen, weniger Klimagase in die Luft zu blasen. Für jede Tonne CO2, die ein Unternehmen ausstößt, benötigt es ein entsprechendes Zertifikat. Spart die Firma CO2 ein, kann sie übriggebliebene Zertifikate verkaufen. Will sie mehr CO2 emittieren, muss sie Zertifikate hinzukaufen. Der Preis bildet sich am Markt nach Angebot und Nachfrage. Bisher bekommen die Unternehmen ihre Anfangsausstattung an

Zertifikaten umsonst. Künftig will die EU diese Verschmut-zungsrechte jedoch versteigern. Die Unternehmen fürchten dadurch massive Belastungen – vor allem dann, wenn der Rest der Welt nicht mitzieht.

Laut »manager magazin« führt ein europäischer Alleingang beim Emissionshandel zu spürbaren Wettbewerbsverzer-rungen. Unternehmen aus den energieintensiven Branchen wie Papier, Stahl, Zement und Chemie könnten in ihrer Existenz bedroht werden. Zumal viele ihre Effizienz kaum noch verbessern könnten. »Inzwischen sind die großen Schritte an den Produktionsstandorten gemacht, jetzt sind nur noch Feinjustierungen möglich«, sagt BASF-Vorstand Harald Schwager dem Bericht zufolge.

Stark betroffen ist auch die Luftfahrtindustrie, die künftig ebenfalls in den europäischen Emissionshandel einbezogen werden soll. So fürchtet die Lufthansa, auf wichtigen inter-kontinentalen Strecken ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber der schnell wachsenden Konkurrenz aus den Schwellenlän-dern zu verlieren. »Wir mästen damit die Airlines aus den Golfstaaten, darunter auch Emirates, die ohnehin in ein paar Jahren die größte Fluglinie der Welt sein wird«, sagte ein Lufthansa-Manager dem Magazin.

SPIEGEL ONLINE vom 23. Juli 2008 www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,567511,00.html

C 7

Der EU-Emissionshandel ist das international wichtigste Ins-trument bei der Bekämpfung des Klimawandels. Darin sind sich Experten wie der für Energie zuständige EU-Kommissar Andris Piebalgs und Eric Heymann von Deutsche Bank Re-search einig. »Europa muss durch den Emissionshandel zur weltweit treibenden Kraft bei der Umsetzung des Kyoto-Pro-tokolls werden und Pionierarbeit im Klimaschutz leisten«, sagte EU-Kommissar Andris Piebalgs.

Im Kyoto-Protokoll hatten sich 15 EU-Länder verpflichtet, ihre Treibhausgas-Emissionen bis zum Zeitraum 2008/2012 um acht Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Eine erste Zwischenbilanz zeigt indes, dass lediglich vier der 15 EU-Länder – nämlich Frankreich, Großbritannien, Finnland und Schweden – ihre Ziele erreicht haben. Der Emissions-handel sei trotz einiger Probleme vor allem wegen seines Symbolcharakters im Klimaschutz positiv zu werten. Trotz der insgesamt lobenden Worte für das EU-Emissionshandels-

systems erachtet es Heymann als notwendig, die Attrakti-vität des Systems weiter zu steigern, um so eine globale Ausweitung der Idee zu erreichen. »Die Versteigerung von Emissionsrechten ist die beste Methode«, sagt EU-Kommissar Piebalgs. (…)

Von einigen Vertretern der Energiebranche erhielt Piebalgs bei dieser Forderung Unterstützung: »Wir müssen in eine neue Energiewelt hinein«, sagte ein niederländischer Vertre-ter der Branche. Es gelte bei der politischen Umsetzung des Klimaschutzes allerdings auch, die Kräfte der Marktwirtschaft zu nutzen, sagen Experten. »Durch die Versteigerung der Zertifikate könnte der Marktmechanismus bereits während des Vergabeprozesses eine bessere Wirkung entfachen«, sagt Heymann, der hierdurch mehr Transparenz und eine Verein-fachung des Systems erwartet. Hierdurch sei ein schnellerer Umstieg auf kohlenstoffärmere Energieträger möglich.

»Die EU-Kommission muss eine harte Linie verfolgen, wenn sie das gesteckte Reduktionsziel erreichen will«, fordert der Energie-Experte der Deutschen Bank. Andris Piebalgs wehrte sich in Berlin gegen die Kritik der Energieversorger. Das Ziel der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen müsse als übergeordnet betrachtet werden. Nachdem sich heraus-stellte, dass die EU-Länder in der ersten Phase des EU-Emis-sionshandelssystems ihre Unternehmen ganz offensichtlich zu reichlich mit Emissionsrechten ausgestattet haben, ist der Preis dieser Zertifikate an den entsprechenden Börsen kräftig unter Druck geraten und von 30 Dollar je Tonne auf unter fünf Dollar je Tonne abgesackt. Bei der zweiten Phase müsse auf alle Fälle darauf geachtet werden, dass eine übermäßige Ausstattung der Wirtschaft mit solchen »Luftverschmutzungsrechten« vermieden wird. »Ohne eine Knappheit an zugeteilten Zertifikaten kann der Emissions-handel nicht funktionieren«, sagt Heymann im Gespräch mit dem Handelsblatt. Eine sukzessive Erhöhung der Ver-steigerungsanteile von CO2-Emissionsrechten an Stelle einer kostenlosen Zuteilung an die Industrie sieht der Fachmann als vorteilhaft an. (…)

Handelsblatt vom 26. Januar 2007 (Udo Rettberg) © Handelsblatt GmbH

C 9

Recherchiert im Internet die Positionen weiterer Länder (z. B. China) und führt ein Konferenzspiel durch. Daran nehmen teil: Vertreter von Industrieländern (USA, Deutsch-land), Schwellenländern (Brasilien, China, Indien) und armen Ländern (Afrika).

Erläutert das Prinzip des Emissionshandels (C 7) und seine Entwicklung in der Europäischen Union .

Berechnet Euren eigenen Ökologischen Fußabdruck (C 1) und diskutiert die Ergebnisse.

Analysiert die Karikatur . Diskutiert die Meinung des Karikaturisten zu internationalen Lösungsansätzen des Kli-mawandels mithilfe der Materialien zu den internationalen Konferenzen in Kyoto und Bali .

Erläutert die besondere Situation und Position eines Schwellenlandes wie z. B. Brasilien angesichts des Klima-wandels . Arbeitet dazu die Argumente der brasilia-nischen Regierung heraus.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 1 – C 9

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C 10

Woher soll die Energie für Deutschland in Zukunft kommen? Und wie kann der Energieverbrauch geringer und weniger klimaschädlich werden? Das sind die Fragen, über die Bun-deskanzlerin Angela Merkel beim dritten und letzten Ener-giegipfel im Kanzleramt beraten will. Zu Gast sind die Chefs von Energieunternehmen, einige ihrer Großkunden aus der Industrie sowie Experten und Verbraucherschützer. Im Ideal-fall soll sich diese Runde auf die Grundlagen eines Energie-konzepts verständigen, das den Weg bis ins Jahr 2020 weist. Soweit der Plan – doch ob der Gipfel die gewünschten Ergeb-nisse liefern kann, ist mehr als fraglich. Denn die Interessen und Wünsche der Teilnehmer liegen weit auseinander. (…)

Die Bundesregierung will vor allem ihre Klimaschutzziele erreichen, die sie sich auch international immer wieder auf die Fahnen geschrieben hat: Der Ausstoß von Kohlendioxid soll bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Der Anteil der Energie aus Sonne, Wind und Biomasse soll auf 20 Prozent steigen. Und: Die Energie soll bis 2020 doppelt so effizient eingesetzt werden wie 1990. Vielen Vertretern von Industrie und Wirtschaft gehen diese Ziele zu weit. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl drohte sogar mit der Auswan-derung der gesamten Branche.

Besonders die Steigerung der Energieeffizienz ist heftig um-stritten. Nach dem Willen der Bundesregierung soll 2020 mit einer Einheit Energie doppelt so viel produziert werden wie 30 Jahre zuvor. Das kann nach Experten-Berechnungen nur erreicht werden, wenn in den nächsten Jahren rund 17 Prozent des gesamten deutschen Energieverbrauchs einge-spart werden. (…) Mit dem erwogenen Milliardenprogramm zur Energieeffizienz sollen Gebäude energiefreundlich mo-dernisiert werden, erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Anlagen gefördert und Forschungsausgaben in dem Bereich aufgestockt werden. (…)

An dem Punkt kommt der Streit über die Atomkraft ins Spiel. Die Industrie argumentiert wie folgt: Statt milliardenschwere Investitionen in sparsamere Maschinen und Prozesse zu er-zwingen, möge man doch bitte die deutschen Atomkraft-werke länger laufen lassen. Die produzierten billig Strom und kein Kohlendioxid. Die Energieversorger haben den Traum sowieso nie aufgegeben, den im Jahr 2000 unterschrie-benen Atomkonsens zu kippen. Abgesehen davon, dass es für den Ausstieg aus dem Ausstieg derzeit keine Bundestags-mehrheit gibt, laufen dagegen auch die neuen Spieler auf dem Strommarkt Sturm, nämlich die Ökostromproduzenten. Selbstbewusst sagte die Ökobranche unmittelbar vor dem Gipfel zu, die bis 2020 vom Netz gehenden Atomkraftwerke voll zu ersetzen – allerdings nur, wenn es beim bisherigen Ausstiegsfahrplan bleibt. Zu alldem kommt noch der koali-tionsinterne Streit um den Atomausstieg: Zwar ist der Aus-stieg aus der Kernkraft im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD festgelegt. Aber führende Unionspolitiker stellen die Vereinbarung immer wieder in Frage. Zündstoff an allen Ecken und Enden also – und wieder ein schwieriger Gipfel für die Kanzlerin.

www.tagesschau.de/wirtschaft/meldung16756.html (3. Juli 2007)

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ZB

Fasst die Ergebnisse des Energiegipfels in C 11 mit eige-nen Worten zusammen.

Wie soll die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland aussehen? Beschreibt die Interessen, Wünsche und Hand-lungsmotive der in genannten Interessengruppen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 10 – C 11

C 11

Bei drei Gipfeln im Kanzleramt ist über die deutsche Ener-gieversorgung der Zukunft beraten worden. Die Diskussionen sollen in ein Energiekonzept einfließen, das zur Grundlage von politischen Maßnahmen werden soll. Ein Überblick über zentrale Weichenstellungen:

Neue Techniken, um Energie optimal zu nutzen, gelten als Schlüssel für den Kampf gegen den Kli-mawandel. Hier hat eine Gipfel-Arbeitsgruppe ein Aktions-programm in 67 Punkten vorbereitet, womit die Verdoppe-lung der Energieproduktivität und das Ziel einer Kohlen-dioxid-Minderung um 40 Prozent bis 2020 angeblich erreicht werden. Dafür muss die Effizienz pro Jahr um drei Prozent erhöht werden. Das halten Kritiker aus der Wirtschaft für nicht erreichbar. Die Bundesregierung will trotzdem bis zum Herbst ein umfassendes Programm auf den Weg bringen. Dabei soll es darum gehen, Autos, Kraftwerke, Häuser und Elektrogeräte künftig sparsamer zu machen. Außerdem soll auch die Technik der Kraft-Wärme-Koppelung ausgebaut werden. Im Vordergrund steht der massive Ausbau der Ener-gieeinsparung an Gebäuden, wozu aus der Arbeitsgruppe der Vorschlag einer Aufstockung der jährlichen Fördermittel von jetzt 1,4 auf rund 3,5 Milliarden kam. Dies will die Regierung prüfen.

Die Bundesregierung will bis 2020 rund 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Teile der Wirtschaft halten dies für zu teuer und wollen zur CO2-Verringerung auf Atomkraft setzen. Die Koalition will aber am Atomausstieg bis 2020 offiziell weiter festhalten. Kohle- und Gaskraftwerke sollen weiter eingesetzt, die er-neuerbaren Energieträger wie Wind- und Bioenergie jedoch ausgebaut werden. Erdgas soll künftig wichtiger werden und nicht mehr nur für das Heizen, sondern auch mehr für die Stromerzeugung eingesetzt werden.

Auch die steigenden Strompreise wurden bei den Energiegipfeln diskutiert. Die Bundesregierung will hierbei an ihren Maßnahmen zur Sen-kung der Preise festhalten: So erhält das Kartellamt mehr Macht, um gegen überhöhte Strompreise vorzugehen, die Konzerne müssen ihre Netze Konkurrenten künftig billiger zur Verfügung stellen. Neue Kraftwerksbetreiber können ihre Anlagen billiger an die Netze der großen Konzerne an-schließen. Die Bundesregierung sichert den Versorgern aber weiter zu, sie nicht wie von der EU-Kommission verlangt zum Verkauf ihrer Netze zu zwingen. Hier sollen andere Wege ge-funden werden, um zu verhindern, dass die großen Konzerne den Besitz der Netze in ihrem Sinne ausnutzen können. Auch solle der europäische Rahmen für den CO2-Emissionshandel weiterentwickelt werden.

Die Regierung will mit einer »Exportinitiative Energieeffizienz« leistungsstarke deutsche Technologie international vermarkten. Für die Energiefor-schung soll eine Art Zeitplan aufgestellt werden – zum Beispiel für Leuchtturmprojekte, darunter ein Windenergie-Testfeld auf hoher See. Für den Ausbau erneuerbarer Ener-gien wurden schon 40 Milliarden Euro zugesagt. Die Bun-desregierung verpflichtete sich zudem, in den nächsten vier Jahren für die Erforschung besserer Energietechnik rund zwei Milliarden Euro auszugeben. Zentrale Bereiche der Ener-gieforschung sollen neben Energiesparen und erneuerbaren Energien künftig die Speicherung und Abtrennung von CO2 sowie die Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnik sein. Schon auf dem ersten Energiegipfel wurde vereinbart, dass die Energiewirtschaft bis 2012 rund 30 Milliarden Euro in den Bau neuer Kraftwerke steckt.

Die Versorgung mit Energie aus dem Ausland soll sicherer werden. Wirtschaft und Bundesregie-rung sollen dafür jährlich zu einem Dialog zu dem Thema zusammenkommen. Parallel dazu strebt die Bundesregierung im Rahmen der EU derzeit eine europaweit einheitliche Energiepolitik an. Die EU prüft dabei unter anderem, statt der bisherigen Abhängigkeit bei Öl und Gas von Russland stärker auf andere Lieferländer zu setzen. Außerdem sollen Lieferländer mehr Hilfe bei der Erneuerung oft veralteter Anlagen erhalten.

www.tagesschau.de/inland/meldung16666.html (3. Juli 2007)

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C 12

»Die Kunst, das Morgen zu denken« – unter diesen Titel hat der Nachhaltigkeitsrat seine Jahrestagung 2006 gestellt. Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beraten in Berlin über alternative Energien, Wachstum, Umwelt und soziale Gerechtigkeit.

Es geht um die Auswirkungen des demographischen Wan-dels auf Umwelt, Wachstum und soziale Gerechtigkeit, es geht um die Verantwortung der Unternehmen, es geht um den Umbau der Sozialsysteme und die zukünftige Struktur der Energieversorgung. Angelika Zahrnt, Ratsmitglied und Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, sagte: Klimawandel, Migration, Kriege, Armut, Umweltzerstörung und Ressourcenverschwendung – diese zentralen Mensch-heitsprobleme hingen miteinander zusammen – was die Poli-tik jedoch ignoriere: »Politik reagiert auf diese Problemfülle mit Phlegma und Unwillen, provinziell und jedenfalls mit viel zu kleinen Schritten. Man hält die klassischen Politik-felder hoch und dort ist man auch im üblichen Maße dis-kussionsbereit und handlungsfähig: Kündigungsschutz und Höhe der Renten. Doch im Grunde hat sich die Rangordnung der Themen verändert. Gemessen an den großen globalen Problemen Ökologie, Migration, Sicherheit, Armut, sind die deutschen Themen eher kleine Hausaufgaben. Aber die his-torische Dimension der internationalen Herausforderungen wird nicht angenommen.« (…)

Fritz Vahrenholt, Vorstandschef der Repower AG, einem Un-ternehmen, das Windkraftanlagen herstellt, hält den Impuls-vortrag im Forum »Energie 2030 – zurück zum Stadtwerk?«. Die Struktur der Energiesysteme sei das wichtigste Thema auf dem Kongress, sagt der Windkraftmanager. Er fordert, den vier großen Monopolisten auf dem deutschen Energie-markt die Netze zu entziehen und den 800 Stadtwerken in

Deutschland mehr Selbstständigkeit zu verschaffen. Nur so könnten neue Anbieter Energie verkaufen und die Verbrau-cher wählen, ob sie Strom aus Kohle, Wasser-, Wind- oder Atomkraft haben möchten. Für eine nachhaltige Energiepoli-tik sei es jedoch auch entscheidend, dass Deutschland sich nicht abhängig mache von wenigen ausländischen Energie-lieferanten. Der Windkraft-Unternehmer sprach sich daher dafür aus, den Atomausstieg um zehn Jahre auf 2030 zu verschieben: »Wir müssen uns Zeit kaufen, um erneuerbare Energien wettbewerbsfähig zu machen. Wir müssen auch an die heimische Kohle denken. Die heimische Kohle hat das Zeug dazu, uns unabhängig zu machen vom Persischen Golf, wenn man sie umweltfreundlich machen, wenn man das CO2 rausholen kann. Dazu brauche ich Zeit. Der Ausstieg ist vorgezeichnet, aber warum nun unbedingt in den nächsten zehn Jahren?«

Repower-Vorstand Vahrenholt sagte, der Rat für Nachhal-tigkeit habe durchaus Einfluss auf die Politik. Als Beispiel nannte er die Erforschung CO2-freier Kohlekraftwerke: »Das haben wir 2001 thematisiert, 2002 der Bundesregierung auf den Weg gegeben und – siehe da – in 2003 wurde ein 100-Millionen-Euro Forschungsprogramm auf den Weg gebracht. Und jetzt haben die ersten beiden Konzerne erklärt, sie bauen die ersten Pilotanlagen. Ich finde, das ist ein gutes Beispiel. Das war ein Thema, was völlig vergraben war. Kohle war hässlich, dreckig, alt und klimaschädlich. Und jetzt auf einmal hat sie eine Renaissance bekommen durch die Auf-merksamkeit des Rates.«

Deutschlandradio vom 26. September 2006 (Philip Banse)

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Die Sicherung der Energieversorgung in Westeuropa bleibt auch angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen im Kaukasus ein erstrangiges Thema. Gerade für Deutschland, das unter spezifischen Strukturen und Abhängigkeiten leidet, stellt sie eines der großen Zukunftsprobleme dar. Wer be-greifen will, worum es geht, muss nur eine kleine Reise tun. Diese beginnt in Köln und führt ins nahe Örtchen Nieder-außem, das mitten in einem der riesigen Braunkohlereviere der Gegend liegt. Gleich hinter den Häusergiebeln erhebt sich ein wahres Gebirge von rauchenden und dampfenden Schloten und Kühltürmen, von Heizkesseln, Turbinenhallen, Förderbändern und Kohlehalden – ein gewaltiges Konglo-merat großindustrieller Technik, das der Stromproduktion dient. (…)

Dann, eine Stunde stromaufwärts, jenseits von Bonn und kurz vor Koblenz, erreicht man das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich. Dieses wäre Deutschlands modernstes. Es steht aber still. Seine Totgeburt war in einer Reihe von Gerichtsfäl-len 1998 letztinstanzlich verfügt worden, nachdem es zehn Jahre lang betriebsbereit gehalten worden war, aber nicht ans Netz durfte. Nun soll es »rückgebaut« werden. Damit leistet sich Deutschland den Luxus, auf eine Kapazität von 1.300 Megawatt zu verzichten, die einen beträchtlichen Beitrag zur Lieferung der wichtigen Grundlast-Energie hätte erbringen können. (…)

Kohlekraftwerke (Steinkohle und Braunkohle) sowie Erd-gasanlagen produzieren in Deutschland fast 60 Prozent des Stroms. Die AKWs steuern weitere 26 Prozent bei. Die ther-mischen Kraftwerke decken somit rund 85 Prozent des deut-schen Strombedarfs. Demgegenüber kann die Wasserkraft nur gerade 3,5 Prozent liefern; sie wird bereits überflügelt von der Windenergie mit gut 7 Prozent. Diese wenigen Zahlen mögen andeuten, was an Diskussionen und Disputen auf die deutsche Öffentlichkeit zukommt, wenn sich einerseits die Klimaerwärmung fortsetzt (womit zu rechnen ist) und anderseits der Energiehunger weiter wächst (was genauso erwartet werden darf).

Die Atomenergie hat es in Deutschland nie leicht gehabt. Angesichts der schon in den siebziger Jahren heftigen Wi-derstände, die auch gewaltsame Formen annahmen, ist es erstaunlich, dass überhaupt Reaktoren ans Netz gehen konn-ten. (…) Die Unfälle in Three Mile Island und Tschernobyl, aber auch die Abfallprobleme lieferten den Gegnern das ideo- logische Rüstzeug, um den gesamten Komplex von Produk-tion und Forschung zu stigmatisieren. Schon früh herrschte eine ausgeprägt AKW-skeptische Grundstimmung vor.

Heute allerdings droht diese Haltung in ein Dilemma zu führen. Bundeskanzlerin Merkel ließ sich durch den Koa-litionsvertrag mit der SPD in die atomare Stillhaltefront einbinden. Anderseits hat sie das Potenzial erkannt, welches in der Klimadiskussion liegt, und so versucht sie, sich als Vorkämpferin des Klimaschutzes zu profilieren. In einem Land, in welchem fast 60 Prozent des Stroms mit fossi-len Brennstoffen erzeugt werden, ist dies freilich heikel. Denn eine Substitution nur schon dieser Energieträger durch nichtfossile, erneuerbare Energien ist schlicht unmöglich. Die Rechnung geht vollends nicht auf, wenn man die Kern-energie in die Substitutionspläne mit einbezieht, wie dies deren Gegner tun. Man kann nicht auf beides verzichten. Selbst wenn man ein Maximum an Sparmöglichkeiten und alternativen Energien voraussetzt, wird ein enormes CO2-Problem sichtbar, das politisch irgendwann thematisiert werden muss.

Genau dies könnte nun, nach jahrelangem Stillschweigen, langsam in Gang kommen. Nicht zuletzt unter dem Eindruck eines Mentalitätswandels in andern Ländern Europas werden auch in Deutschland Stimmen laut, die ein Überdenken der bisherigen Energiestrategien fordern. Dies gilt nicht nur für die Verstromung von Kohle und die Kernenergie. Es betrifft letztlich auch den Verbrauch von Erdöl und Erdgas. Letz-teres bezieht Deutschland bereits jetzt zu über 40 Prozent aus Russland. Die Abhängigkeit von diesem heiklen Partner könnte, zumindest nach Ansicht des Berliner Instituts für Wirtschaftsforschung, bis 2030 auf fast 80 Prozent steigen. Dies zu akzeptieren wäre angesichts der politischen Risiken geradezu töricht und verantwortungslos. Irgendetwas wird also geschehen müssen. (…)

www.nzz.ch (23. August 2008)

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C 14 14 Schritte zum besseren Klima

Das Bundeskabinett hat ein ehrgeiziges Energie- und Klima-programm verabschiedet. Das 14-Punkte-Paket hat erheb-liche Auswirkungen auf Wirtschaft, Autofahrer, Mieter und Hausbesitzer. Es bildet den Kern der insgesamt 29 Eck-punkte, auf die sich das Kabinett im August 2007 geeinigt hatte. Dabei geht es vor allem um stärkeres Energiesparen und den Ausbau erneuerbarer Energien bei Gebäudeheizung, Strom und Verkehr.

Mit dem integrierten Energie- und Klimaprogramm will die Regierung ein Signal für entschlossenes Handeln gegen die Klimaerwärmung aussenden. Über einen Teil der Gesetze und Verordnungen wie die Umstellung der Kfz-Besteuerung vom Hubraum auf den Kohlendioxid-Ausstoß soll allerdings erst später entschieden werden. Das Programm soll nach Darstel-lung von Umweltminister Sigmar Gabriel eine CO2-Minderung von rund 36 Prozent bis 2020 sichern. Damit wäre der Groß-teil auf dem Wege zur Umsetzung des Regierungszieles einer Reduzierung des Schadstoffausstoßes um 40 Prozent durch konkrete Handlungsschritte unterlegt.

Die Bundesregierung will damit unter anderem Anreize zur Verwendung erneuerbarer Energien schaffen. Der Anteil des Stroms aus diesen Quellen soll bis 2020 auf 25 bis 30 Prozent steigen, der Anteil an der Wärmeversorgung soll auf 14 Prozent erhöht werden. Das Programm beinhaltet Vorgaben für eine effizientere, sparsamere Energienutzung sowie für einen forcierten Einsatz von erneuerbaren Ener-gien. Im Fokus stehen die Bereiche Gebäude und Heizung, Energieproduktion und -verteilung sowie Verkehr. Die Regie-rung will den Klimaschutz möglichst bezahlbar halten, um Verbraucher nicht zu überfordern. Das Programm verlangt ihnen zwar kurzfristig zusätzliche Belastungen ab, soll auf längere Sicht aber unter dem Strich sogar durch Kostenein-sparungen zu Gewinnen führen. Während Bundesumwelt-minister Sigmar Gabriel von einer konkreten Hilfestellung für Energieeinsparungen sprach, sieht Grünen-Chef Reinhard Bütikofer das ganze sehr viel kritischer. Er sprach von einer »lauen Lösung« und »Etikettenschwindel«.

Reuters, dpa und ddp vom 5. Dezember 2007

C 15 Wirkung des Klimaprogramms der Bundesregierung

Bewertet vor diesem Hintergrund das in C 14 beschriebene Energie- und Klimaprogramm.

Erörtert Lösungsmöglichkeiten, wie die in C 15 gezeigte Lü- cke zwischen Ziel und Prognose geschlossen werden könnte.

Erarbeitet aus den Materialien C 12 und C 13 die Dilem-masituation, vor der die Politik bei der Neugestaltung der Energieversorgung steht.

Interpretiert die Karikatur in C 12. Wie stellt der Zeichner das Dilemma dar?

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 12 – C 15

Reduzierung in Mio t CO2 pro Jahr

0 10 20 30 40 50

ZielPrognoseZPPStromeinsparungen 40,0

25,5

Erneuerung fossiler Kraftwerke 30,015,0

Ausbau erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung

55,054,4

Kraft-Wärme-Kopplung 20,014,3

Gebäudesanierung und Heizungsanlagen

41,031,0

Ausbau erneuerbarer Energien zur Wärmeerzeugung

14,09,2

Verkehr 30,033,6

Sonstige Treibhausgase (Methan usw.)

40,036,4

Ziel ist eine Emissionsminderung von 270 Mio t CO2, was genau 40 Prozent weniger Ausstoß entspricht.Die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen ergeben einen Minderungseffekt von 219 Mio t CO2 (-36,6 Prozent).

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C 16

Es ist immer wieder erstaunlich, wie wandlungsfähig Po-litiker sind. In den 70er Jahren kämpften die Grünen und große Teile der SPD für eine ökologische Wende, gegen den erbitterten Widerstand der Union. Heute beschuldigen ausgerechnet die Vorsitzenden der christlich-konservativen Parteien ihre ökologisch gesinnten Gegner, nicht genug gegen den Klimawandel zu tun, jedenfalls nicht das Rich-tige. Richtig wäre, davon sind Angela Merkel und Erwin Huber überzeugt, den von Rot-Grün beschlossenen und im Koalitionsvertrag verankerten Atomausstieg rückgängig zu machen. Damit das nicht wie Vertragsbruch aussieht, werden regelmäßig »unerwartete Entwicklungen« ausgemacht, die den Beschluss von damals in neuem Licht erscheinen lassen (...). Der alarmierende Bericht des Klimarates der Verein-ten Nationen 2007 war für industriefreundliche Politiker so ein unerwartetes Ereignis. Jedenfalls forderten sie darauf-hin vehement eine Rückkehr zur Kernenergie, der Umwelt zuliebe. Ein halbes Jahr später warnte die Internationale Energieagentur vor Abhängigkeit von russischem Erdgas – sofort forderten konservative Politiker und Strommanager längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Jetzt sind auch noch die Öl- und Gaspreise explodiert: Der Schrei nach einem Ausstieg aus dem Atomausstieg wird ohrenbe-täubend, die SPD ist kurz vor dem Einknicken – schließlich stehen Wahlen vor der Tür und in Umfragen ist mittlerweile fast die Hälfte der Bevölkerung für längere Laufzeiten.

Trotz berechtigter Angst vor schwindendem Wohlstand, po-litischer Destabilisierung und Treibhauseffekt darf jedoch nicht einfach verdrängt werden, weswegen der Atomausstieg seinerzeit beschlossen wurde: Die Kernenergie birgt das kon-krete Risiko, hunderttausende Menschen zu töten und erheb-liche Teile der Erdoberfläche unbewohnbar zu machen. Die Gefahr ist nicht geringer, sondern sogar noch höher als vor zehn Jahren. Zwar ist die neueste Reaktorgeneration deutlich

besser gegen Kernschmelze und austretende Radioaktivität geschützt. Doch die gestiegene Gefährdung durch Terror- anschläge macht den technischen Sicherheitsfortschritt mehr als zunichte. Zudem sind neue Kernkraftwerke astronomisch teuer und die Hersteller auf Jahrzehnte ausgebucht. Deshalb bewirkt die zunehmende Akzeptanz der Nukleartechnik vor allem, dass veraltete AKW länger laufen dürfen, insbeson-dere in Ländern mit schlechten Sicherheitsstandards und mangelndem Schutz vor Anschlägen.

Schließlich ist das Kardinalproblem der Kernenergie welt-weit nach wie vor ungelöst: Rund 300.000 Tonnen hoch radioaktiver Abfall, darunter 2.000 Tonnen des giftigen Bombenstoffes Plutonium, strahlen mangels Endlager in überirdischen, improvisierten Hallen vor sich hin. Dass in dieser Situation zu den rund 450 existierenden AKW dem-nächst rund 100 neue hinzukommen sollen, die meisten in Entwicklungs- und Schwellenländern, grenzt an kollektiven Wahnsinn. Übrigens wurden die angeblich »neuen« Argu-mente für die Kernenergie – Verknappung fossiler Ener- gieträger, Klimawandel und Abhängigkeit vom Öl- und Gas-import – bereits vor 20 Jahren diskutiert. Deshalb war der Atomausstieg mit dem Vorsatz verbunden, nachhaltige Energien schnell weiterzuentwickeln. (…) Weil man aber jahrzehntelang bequem weitermachte wie bisher, ist die Krise jetzt nicht mehr abzuwenden – das Gebot der Stunde heißt »Anpassung«. Also müssen, mangels Alternativen, die Restlaufzeiten der Kernkraftwerke notgedrungen verlängert werden. Das löst das Energieproblem aber genauso wenig wie ein höherer Deich das Erdklima rettet. Und es birgt die Gefahr, dass sich alle wieder für ein paar Jahrzehnte zurück-lehnen – weil es bequem ist und der Strom ja sowieso aus der Steckdose kommt.

Der Tagesspiegel (Berlin) vom 9. Juli 2008 (Alexander S. Kekulé)

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Es gibt wohl kein zweites Forschungsfeld, auf dem sich Deutschland innerhalb weniger Jahrzehnte erst erfolgreich an die Spitze gearbeitet hat, um dann als Weltmarkt- und Technologieführer den Fortschritt per Gesetz zu verbieten. In den kommenden Jahren sollen Kernkraftwerke abgeschal-tet werden, die zu den sichersten und zuverlässigsten der Welt zählen. Wie können wir dann unseren Energiehunger stillen und gleichzeitig den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen? Genau dies aber ist möglich, und deshalb steht in vielen Ländern die Kernkraft vor einer Renaissance. Beim G-8-Gipfel in Japan setzten bis auf Deutschland alle Staaten auf die Förderung der Kernspaltung als Ökoenergie. (…)

Alternativen sind nicht weit genug entwickelt, nicht hin-reichend verfügbar oder zu unzuverlässig. Auch die saubere Wiedergeburt, die der Kohle vorhergesagt wird, ist unge-wiss: Konzerne versprechen zwar Kraftwerke, die kaum noch klimaschädliches CO2 ausstoßen. Bis die dazu notwendige Technik einsatzreif ist, werden jedoch viele Jahre vergehen. Nach den Unfällen von Harrisburg und Tschernobyl war es sinnvoll, Alternativen zur Kernenergie zu prüfen und zu entwickeln. Aber auch die Forschung an Reaktoren hat Fort-schritte gemacht – zuletzt allerdings nicht mehr in Deutsch-land. Und so wird in weiten Teilen der Welt nicht nur aus Energienot, sondern im Vertrauen auf die Technik das Urteil über die Kernenergie revidiert. In Europa, Amerika und Asien werden Neubauprojekte angekündigt. In Finnland errichten deutsche und französische Kerntechniker einen modernen Druckwasserreaktor. Premierminister Gordon Brown will die Stromversorgung Großbritanniens mit dem Bau von mindes-tens zwanzig neuen Reaktoren sichern. US-Energieminister Samuel Bodman sieht für sein Land einen Bedarf von mehr als hundert Reaktoren. China will die Zahl seiner Meiler auf etwa vierzig nahezu vervierfachen, auch Indien plant ge-waltige Investitionen. Dass Deutschland derweil an seinen Abschaltplänen festhält, ist sachlich längst nicht mehr zu begründen. Für viele Politiker bei den Grünen, aber auch in der SPD war der Ausstiegsbeschluss die Vollendung ihres Lebenswerks. Der Ausstieg aus dem Ausstieg wäre ihr Wa-terloo.

Jenseits aller Ideologien bleiben vier Argumente, die von den Gegnern der Kernenergie immer wieder beschworen werden. Erstens ist die bei jedem brüchigen Dübel aufkei-mende Frage nach der Sicherheit der Reaktoren seit Tscher-nobyl ein verlässlicher Angstmacher. Zweitens wurde die Endlagerfrage in Deutschland so lange politisch verhandelt,

dass es vielen prinzipiell unmöglich erscheint, radioaktiven Abfall sicher zu verwahren. Wer kann, drittens, garantieren, dass das strahlende Material nur friedlichen Zwecken dient? Und, viertens, reichen die Uranvorräte überhaupt aus?

Für die Probleme gibt es eine – technische – Lösung, auf die Fragen eine – auch politische – Antwort: Während der einstige Technologieführer Deutschland nahezu vollständig aus der Kernforschung ausgestiegen ist, treiben Wissen-schaftler weltweit unter anderem zwei Projekte voran. Sie wollen lange strahlende Abfälle in kurzlebige verwandeln und so die notwendigen Sicherheitsgarantien für Lagerstät-ten von mehreren Hunderttausend Jahren auf Jahrhunderte reduzieren. (…) Die Uranvorräte reichen nicht nur für viele Jahrzehnte aus, sie lagern anders als Öl und Gas zudem in politisch sicheren Regionen, etwa in Kanada und Australien. (…)

Einen »Energiekonsens, wie ein modernes Industrieland ihn braucht«, nennt der SPD-Vordenker und Kernkraftgeg-ner Erhard Eppler seinen jüngsten Vorschlag: Man könne über Laufzeitverlängerungen bestehender Kraftwerke reden, wenn ein Neubauverbot in die Verfassung aufgenommen würde. Tatsächlich zeugt es von erschreckender Zukunfts-blindheit, qua Grundgesetz eine Technik zu verdammen, deren Potenzial erst allmählich sichtbar wird.

Der Gegenvorschlag: An Laufzeitverlängerungen führt man-gels Alternativen kein Weg vorbei. Wir werden den Atom-strom brauchen. Der Betrieb bereits abgeschriebener Kraft-werke verschafft den Konzernen enorme Gewinne. Sie gilt es zu investieren: in Form einer Stabilisierung des Preises, verbunden mit Anreizen zum Stromsparen. Der andere Teil muss in die Forschung fließen, für saubere Kohle und alter-native Energien – und natürlich in die Kernforschung. (…)

Die ZEIT vom 10. Juli 2008 (Andreas Sentker)

diskutiert diese vor dem Hintergrund des Klimaprogramms der Bundesregierung.

Interpretiert die Karikatur C 17. Welche Dilemmasituation spitzt der Karikaturist zu?

Stellt die Argumente der Atomkraftgegner und -befürwor-ter in und in einer Tabelle einander gegenüber und

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 16 – C 18

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Ab 1. Januar 2007 fahren Deutschlands Autos mit neuar-tigem Sprit: Jeder Liter Benzin und Diesel muss dann einen Mindestanteil Biokraftstoff enthalten, bei Benzin zunächst 1,2 Prozent. Ein entsprechendes Gesetz wurde im November vom Bundesrat endgültig verabschiedet. Der Gesamtanteil von Biokraftstoff bei Benzin und Diesel soll bis zum Jahr 2015 auf acht Prozent steigen. Ähnliche Gesetze werden zurzeit in zahlreichen anderen EU-Staaten verabschiedet. Der Tiger im Tank bekommt grüne Pfoten. (…)

Pflanzliche Kraftstoffe könnten theoretisch zu bedeutenden Emissionsminderungen führen, weil bei ihrer Verbrennung nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie die Pflanze selbst wäh-rend ihres Wachstums aufgenommen hat. Schon jetzt hat Deutschland mit einem Anteil von 3,4 Prozent Biosprit an der gesamten Kraftstoffversorgung einen Platz in der EU-

Spitzengruppe. In die Tanks kommt bevorzugt der aus Raps gewonnene Biodiesel. Fast 1,5 der insgesamt 12 Millionen Hektar Ackerfläche werden zurzeit in Deutschland mit Ener-giepflanzen bebaut; auf zwei Drittel dieser Fläche wächst Raps. (…)

Zweiter in zahlreichen Ländern eingesetzter Alternativkraft-stoff ist das Bioethanol. Der Alkohol-Sprit kann aus Zucker-rüben, Kartoffeln oder Getreide hergestellt werden. Brasilien verwendet heimisches Zuckerrohr, Schweden Holzabfälle zur Produktion. Brasilien hat den Ethanolanteil bereits auf mehr als 44 Prozent des gesamten Treibstoffverbrauchs gestei-gert. In Deutschland werden zurzeit pro Jahr etwa 120.000 Tonnen Bioethanol erzeugt. Das reicht gerade mal für 0,5 Prozent des Benzin-Gesamtverbrauchs. (…)

Umweltminister Gabriel, der Verband der Automobilindus-trie und Teile der Mineralölwirtschaft setzen daher auf Bio-sprit der nächsten Generation, sogenannte synthetische Biokraftstoffe. Sie werden nicht nur aus Pflanzenfrüchten, sondern aus Pflanzenmaterial jeder Art gewonnen, zum Bei-spiel aus Stroh oder Restholz. Der Mineralölkonzern BP hat im Sommer den neuen Geschäftsbereich »Biofuels Business« gegründet, zu dem ein mit 500 Millionen US-Dollar ausge-stattetes Forschungsinstitut gehört. Und Forschungsbedarf gibt es reichlich, denn die Entwicklung synthetischer Bio-kraftstoffe steckt zurzeit noch in den Kinderschuhen. Die neue Generation von Biosprit wird vermutlich erst Mitte des nächsten Jahrzehnts in relevanter Größenordnung zur Verfügung stehen.

SPIEGEL ONLINE vom 6. Dezember 2006 www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,452010,00.html

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»Fiat Panis« – »Es werde Brot!«, lautet der lateinische Wahl-spruch der Welternährungsorganisation FAO. Aber was ist, wenn auf den Feldern keine Nahrungsmittel mehr wachsen, sondern Rohstoffe für Biosprit? Beim Gipfeltreffen in Rom sagte es FAO-Generalsekretär Jacques Diouf ganz deutlich: »Angesichts von 862 Millionen Hungernden auf der Welt versteht niemand, warum in einem einzigen Jahr hundert Millionen Tonnen Getreide dem menschlichen Verzehr ent-zogen werden und dafür hauptsächlich den Treibstoffdurst von Autos stillen.« »Na ja«, milderte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Tag danach diplomatisch ab: »Sicher sind die Biotreibstoffe ein Grund für die heutige Nahrungsmit-telkrise, aber eine Gesamtbewertung können wir noch nicht vornehmen.«

»Stimmt«, sagt Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. »Wie es im menschlichen Körper ›gutes‹ und ›schlechtes‹ Cholesterin gibt, so gibt es auch guten und schlechten Biosprit.« Brasilien stellt – neben den USA – weltweit das meiste Ethanol her. Mit rhetorischer Wucht macht sich Lula also beim FAO-Gipfel für seinen »guten« Biosprit stark. Anders als die Gegner behaupteten, werde zumindest in Brasilien kein Ackerland der Nahrungsproduktion entzogen:

(…) Und der tropische Regenwald werde gleich gar nicht angetastet. Auch führe Ethanol aus Zuckerrohr zu einem bis zu acht Mal niedrigeren CO2-Ausstoß als beispielsweise nord- amerikanisches Ethanol aus Mais oder gar der europäische Biodiesel aus Ölpflanzen, sagt Lula. Dessen Sicht wird von der OECD geteilt, dem Klub der dreißig reichsten Industrie-länder der Erde: »Wir müssen unterscheiden zwischen Bio-sprit, der dort verwendet wird, wo die Produktion rentabel ist, und einer Förderpolitik, die mit Subventionen, Zöllen und Verwendungsquoten Agrarprodukte in den Tank lenkt«, sagt OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann. Brasilien sei in der Tat das einzige Land, in dem sich die Produktion von Bioethanol lohne. Die EU hingegen, noch mehr aber die USA, »vermehren mit ihrer Subventionspolitik für Biotreibstoffe den Hunger in der Welt«. Der Anbau von Mais und Ölsaaten in den USA und in der EU, so Tangermann, »bindet Flächen, auf denen sonst Nahrungsmittel oder Futtermittel angebaut würden, trägt zu einem hohen Preisniveau bei, und das wie-derum macht das Leben für die Armen noch schwerer«.

Gerade in den bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, in China und Indien, steigt nicht nur die Nachfrage nach Brot-getreide oder Reis, sondern auch der Bedarf an Tierfutter. In China ist der Fleischkonsum seit 1980 um 150 Prozent, also um mehr als das Doppelte, gestiegen. »Wir sind ja glücklich, wenn die Menschen in diesen Ländern mehr essen«, sagt FAO-Generalsekretär Diouf, »das ist ein Zeichen für Entwick-lung, für wachsenden Wohlstand«. Andererseits vergrößert der neue »Reichtum« dort die Armut in anderen Regionen, in weiten Zonen Afrikas beispielsweise, die sich aufgrund chronisch vernachlässigter Landwirtschaft nicht mehr selbst versorgen können und genau die Nahrungsmittel impor-tieren müssen, die auf dem Weltmarkt knapper und teurer geworden sind. (…)

Der Tagesspiegel (Berlin) vom 5. Juni 2008 (Paul Kreiner)

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Die Bundesregierung plant die weitere Förderung von Bio-kraftstoffen. Diskutiert, welchen Stellenwert diese in einem zukünftigen Energiemix haben sollten.

Erläutert mit Hilfe der Materialien und , welche Vorteile Biokraftstoffe gegenüber konventionellen Kraft-stoffen besitzen. Welche Nachteile gibt es?

Interpretiert die Karikatur . Recherchiert im Internet weitere Argumente für und gegen

den vermehrten Einsatz von Biokraftstoffen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 19 – C 21

C 22

In Baden-Württemberg wird eine Pflicht zur ökologischen Beheizung von Wohngebäuden eingeführt. Der Stuttgarter Landtag verabschiedete gestern das bundesweit erste Er-neuerbare-Wärme-Gesetz. Demnach muss in allen von April 2008 an neu gebauten Häusern im Land der Wärmebedarf zu mindestens 20 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Ab 2010 gelten auch beim Beheizen von Altbauten strengere Regeln für den Klimaschutz. Mit dem Gesetz werden die Bauherren und Besitzer von Wohngebäuden zur Nutzung umweltfreundlicher Heizsysteme verpflichtet, die mit Son-nenenergie, Erdwärme oder Biomasse gespeist werden. Bei Neubauten ist der Einsatz regenerativer Energien zwingend, bei Altbauten gilt dies nur, wenn die alte Heizungsanlage ohnehin ausgetauscht wird.

Auch ist der vorgeschriebene Anteil der erneuerbaren Ener-gie bei Altbauten mit zehn Prozent niedriger als bei Neu-bauten. Wirtschafts- und Bürogebäude sind von der Pflicht ausgenommen. Der Landtag verabschiedete das Gesetz mit der Mehrheit von CDU und FDP, aber auch der oppositio-nellen Grünen. Die SPD stimmte gegen das Gesetz, weil es Landesgebäude nicht betrifft.

Stuttgarter Zeitung vom 8. November 2007

Ergänzung der Redaktion P&U: Das Gesetz gilt vorerst nur für Wohnhäuser, eine mögliche Ausweitung auf Büro- und Firmengebäude wird nach einer dreijährigen Bewährungsfrist überprüft. Das Gesetz trat zum 1. Januar 2008 in Kraft.

C 23

Mit einer ganzen Reihe von Projekten will der Neckar-Oden-wald-Kreis bis 2009 nicht nur das ehrgeizige Ziel geschafft haben, seine Privathaushalte mit Strom aus regenerativen Energien zu versorgen und somit energieautark zu werden. Landrat Dr. Achim Brötel nahm umgehend das Angebot des Berliner Umweltstaatssekretärs Michael Müller an, sich als Modellregion in Sachen Energieautarkie zu bewerben und damit Vorbild zu sein für andere Regionen in der Welt. (...)

Der Umweltstaatssekretär lobte die Bemühungen des Land-kreises als »mustergültig«. Das Interessante am Neckar-Odenwald-Kreis sei, dass man mehrere Wege gehe, um schäd-liche Emissionen deutlich zu senken und Energie aus nach-wachsenden Rohstoffen zu erzeugen, die halt eben nicht zur Lebensmittelproduktion verwendet werden. (…) Bei der Begrüßung wies Landrat Dr. Brötel den Gast darauf hin, dass der Landkreis spätestens Ende 2009, zumindest bezogen auf die privaten Haushalte, energieautark sein wolle und das ausschließlich auf der Basis regenerativer Energien. Dies sei ein ehrgeiziges, aber keineswegs unrealistisches Ziel, an dem man mit Hochdruck arbeite und das man wahrscheinlich schon zu einem früheren Zeitpunkt erreichen werde.

Der Landkreis nehme bei der Erzeugung regenerativer Ener-gien eine Vorreiterrolle ein. Es gehe dabei um Ökologie, um Klimaschutz, um eine nachhaltige und ressourcenschonende

Entwicklung und um das gute Beispiel auch für andere. Genauso wichtig sei aber auch die Ökonomie. Im Landkreis gebe es mit Buchen, Walldürn und Mosbach nur noch drei selbstständige Stadtwerke. Die Wertschöpfung finde aber außerhalb des Landkreises statt. Bis zu 200 Millionen Euro flössen nach Karlsruhe zur EnBW oder zur MVV nach Mann-heim ab. Das Ziel heiße Wertschöpfung in der Region für die Region. Als Beispiel nannte der Landrat das im Bau befind-liche Biomasseheizkraftwerk Obrigheim, das im Herbst ans Netz gehen und bis zu 50.000 Einwohner mit elektrischer Energie auf der Basis nachwachsender Rohstoffe versor-gen soll. Genannt wurde auch der von der AWN konzipierte Biogaspark Neckar-Odenwald mit seiner ersten Anlage in Rosenberg. Weitere Standorte soll es in Haßmersheim und Schöntal geben. (…)

Rhein-Neckar-Zeitung vom 1. August 2008

Diskutiert die in genannten Ausnahmen vom Erneuer-baren-Wärme-Gesetz.

Die Texte und beschreiben konkrete Maßnahmen, wie Energie nachhaltiger erzeugt und genutzt werden soll. Recherchiert in Eurem Wohnort bei der Gemeindeverwaltung und den Stadtwerken, ob es dort ähnliche Aktivitäten gibt oder ob welche geplant sind.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 22 UND C 23

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Aufziehwecker Heiß Duschen mit wassersparendem Duschkopf (24 l)

Haare an der Luft trocknen lassen

Zähneputzen mit einer normalen

Zahnbürste

Frühstück (Teewasser im

Wasserkocher kochen, zwei Brötchen auf

Brötchenaufsatz des Toasters aufbacken)

Mit dem Fahrrad zur Schule

Mittagessen (200 g Schweine-

fleisch in der Region erzeugt)

1 kg Äpfel mit dem LKW vom Bodensee

angeliefert

Hausaufgaben am Computer/Internet

45 min Laufen im Stadtpark

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Eine Stunde Fernsehen, danach kein Standby

Freunde kommen zu Besuch,

miteinander reden

Zähneputzen mit einer normalen

Zahnbürste

Im Bett lesenAbendessen(frisches Gemüse

auf E-Herd gekocht)

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»CO2 Card 2008« steht in großen Lettern auf der blauen Plas-tikkarte. Sie ist eine Art Kreditkarte, über die jeder Verbrau-cher jährlich eine bestimmte Menge an Emissionsrechten erhält, mit der er wirtschaften muss. Noch ist das nicht Realität, aber das von der unabhängigen Aachener Stiftung Kathy Beys vorgestellte Konzept ist diskussionswürdig und sollte von Wissenschaftlern und Politik zügig und ernsthaft geprüft werden. Jeder Mensch, egal wo er lebt, soll langfris-tig das gleiche Recht auf Kohlendioxid-Emissionen haben – auf höchstens zwei Tonnen, weil nur so ein gefährlicher Klimawandel vermeidbar ist. Diese Vision hat Bundeskanz-lerin Angela Merkel. (…) Nötig seien Instrumente, die eine Emissionssenkung ins finanzielle Interesse von Verbrauchern und all jenen rücken, die nicht am obligatorischen Emis-sionshandel teilnehmen. Ein solches marktwirtschaftliches Konzept hat die Stiftung erarbeitet.

Mit der »CO2 Card« würde an der Tankstelle und beim Be-zahlen der Strom-, Öl- oder Gasrechnung automatisch der im Energieträger enthaltene CO2-Anteil vom persönlichen CO2-Konto abgebucht. Vorschriften und Verbote für den Verkehrs-, Strom- und Heizbereich könnten der Vergangen-heit angehören. Der Einkauf von sonstigen Produkten, Le-bensmitteln und Dienstleistungen wird nicht mit der Karte

bezahlt, denn Produzenten und Anbieter müssten selbst die für sie notwendige Menge an CO2-Einheiten am Markt einkaufen.

Die privaten Emissionsrechte sind handelbar, so das Kon-zept. »Wer den Kreditrahmen nicht ausschöpft, kann Rechte zurückgeben und erhält den Wert seinem Bankkonto gut-geschrieben«, erläutert der wissenschaftliche Leiter Klaus Dosch. Wer im Herbst auf den Kontoauszügen merkt, dass die Rechte nicht bis zum Jahresende reichen, erteilt seiner Bank die Order, neue zuzukaufen. Der Preis wird vom Bankkonto abgezogen. Und wer klimaneutralen Ökostrom bezieht, mit Holzpellets heizt oder Erdwärme nutzt, verbraucht keine oder kaum CO2-Rechte. Das System würde den EU-Emissi-onshandel ergänzen. »Die Konsumenten einzubeziehen, ist besonders wichtig, weil der Emissionshandel nur 45 Prozent der CO2-Emissionen abdeckt«, erklärt Dosch. Die nötige ra-dikale Emissionssenkung lasse sich nicht mit freiwilligen Maßnahmen erreichen. »Sie erfordert eine jährlich durch den Staat festgelegte absolute Obergrenze für Emissionen, die zwischen Bevölkerung und Industrie aufgeteilt wird.« (…)

Handelsblatt vom 12. Februar 2008 (Susanne Bergius) © Handelsblatt GmbH

Veranstaltet eine Talkshow zum Thema »CO2-Kreditkarte für Verbraucher – Emissionshandel auch im privaten Be-reich?« . Teilnehmer sind: Vertreter der Aachener Stif-tung Kathy Beys, Vertreter der Verbraucherschutzzentrale, Vertreter aus der Wirtschaft sowie Politiker.

Vergleicht einen verschwenderischen »CO2-Tag« mit einem sparsamen »CO2-Tag« . Überlegt, wo Ihr persönlich einsparen könntet .

In den Karikaturen und werden Energiesparmaß-nahmen der Menschen thematisiert. Antwortet den jeweils sprechenden Personen in den dargestellten Situationen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU C 24 – C 27

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»Stellen wir uns die Erde als ein riesiges Raumschiff vor. Mit Menschen an Bord rast es durch das Weltall. (…) Die Passagiere müssen mit den vorhandenen Vorräten an Nah-rung, Wasser, Sauerstoff und Energie auskommen. Während die Zahl der Menschen an Bord steigt, verringern sich die Vorräte. Gleichzeitig steigen Abfall- und Schadstoffmengen an. Das Leben wird immer schwieriger, die Luft zum Atmen immer knapper.

Einige Bewohner des Raumschiffes geraten in Panik. Sie prophezeien einen baldigen Tod durch Ersticken, Verdurs-ten, Verhungern oder Erfrieren. Andere beuten die zu Ende gehenden Vorräte aus, schlagen Warnungen in den Wind, maßvoller damit umzugehen. Sie vertrauen darauf, dass je-mandem noch in letzter Minute etwas zur gemeinsamen Rettung einfallen werde.«

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Um sich vorzustellen, wie lang eine Sekunde ist, sagt man üblicherweise »Einundzwanzig« vor sich hin. Sprecht bitte einmal laut diese Zahl: »einundzwanzig …«.

Was glaubt Ihr, wie viel Erdöl in dieser Zeit weltweit ver-braucht wurde?

Antwort: Es waren (bezogen auf den Verbrauch des Jahres 2004) 147.000 Liter oder 147 Kubikmeter oder etwa sieben große Tanklastwagen voll.

pro Jahr 81.267.634 Menschen

pro Monat 6.772.303 Menschen

pro Woche 1.562.839 Menschen

pro Tag 222.651 Menschen

pro Stunde 9.277 Menschen

pro Minute 155 Menschen

pro Sekunde 2,6 Menschen

Zuwachs derWeltbevölkerung

Quelle: Deutsche Stiftung

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Im weltweiten Kampf gegen Hunger und Klimawandel geht uns die Zeit aus. (...) Die drängendsten Probleme der Menschheit – Übervölkerung der südlichen Hälfte, Hunger, Rohstoffman-gel und Klimawandel – haben einen Grad der gegenseitigen Rückkoppelung erreicht, der alle kurzfristigen Maßnahmen, also alle herkömmlichen Instrumente der Politik, wirkungslos macht. Das Bedrohliche – und Neue – besteht darin, dass die gefährlichsten Prozesse sich wechselseitig hochschaukeln, im besten Fall träge auf ein Gegensteuern reagieren und im schlechtesten Fall irreversibel sind. Was auch immer heute unternommen wird, um etwa die Folgen der Erderwärmung zu mildern, wird sich frühestens in Jahrzehnten auswirken.

Manches spricht dafür, dass es der grünen Gentechnik nicht gelingen wird, die Ernteerträge so schnell zu steigern, dass die wachsende Weltbevölkerung trotz des ständigen Schrumpfens der Anbauflächen in Zukunft halbwegs ver-nünftig ernährt werden könnte.

Manches spricht auch dafür, dass der Energieforschung die Zeit davonläuft, die fossilen Brennstoffe rasch genug durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen, um die explodie-rende Nachfrage in aller Welt zu befriedigen. Und renom-mierte Klimaforscher haben jüngst die Prognosen des Welt-klimarats der Vereinten Nationen als viel zu optimistisch

abgetan, die Menschheit könne den Klimawandel mit den bereits beschlossenen Maßnahmen noch aufhalten. (…)

Darauf mit Fatalismus zu reagieren, mit achselzuckender Hilf-losigkeit angesichts der Apokalypse, wäre verständlich, aber falsch. Dass der Klimawandel unabänderlich ist, bedeutet ja nicht, dass seine Ursachen sich nicht bekämpfen und seine Folgen sich nicht abpuffern ließen. Dass es keine einfachen Lösungen gibt, heißt auch nicht, alle Anstrengungen einzu-stellen. Im Gegenteil. Mehr denn je ist Sisyphos ein Vorbild.

Der erste Schritt den Berg hinauf wäre es, sich die Probleme der Welt vorzulegen, in aller Klarheit. Und sich darüber zu verständigen, dass keine Lösung ohne Verzicht, ohne die Überwindung enormer Widerstände möglich sein wird. Dass bislang alle Untergangsvisionen widerlegt wurden, liegt ja nicht daran, dass sie alle Hirngespinste waren. Sondern daran, dass alle Menschen noch stets den Mut und die Kraft gefunden haben, sich dem Drohenden entgegenzu-stemmen.

Die ZEIT vom 17. April 2008 (Heinrich Wefing)

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»Umweltpolitik wird die Friedenspolitik der Zukunft. Die klassischen Kriegsursachen scheinen weniger zu werden – aber die Umweltbedrohungen nehmen zu. Es drohen weltweit Kriege um Öl und Wasser im neuen Jahrhundert. Deshalb wird Umweltpolitik die Friedenspolitik der Zukunft.«

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»Aber erst, wenn ich so vollgefressen bin wie du!«

Klaus Töpfer, Chef der UNO-Umweltbehörde und früherer deut-scher Umweltminister, in der 3sat-Sendereihe »Grenzenlos-Extra« vom 28. März 2000

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Die Folgen des Klimawandels bedrohen die Sicherheit der Europäischen Union. Dies geht aus einem Bericht hervor, über den die Staats- und Regierungschefs der EU bei einem Gipfeltreffen in Brüssel beraten. »Der Klimawandel wird die politischen Verstimmungen zwischen jenen, die am meisten für den Klimawandel verantwortlich sind, und jenen, die am meisten von ihm betroffen werden, verschärfen«, heißt es in dem von der EU-Kommission und dem EU-Ministerrat gemeinsam erarbeiteten Papier. (…) Der nicht mehr ver-meidbare Klimawandel werde für Knappheit von Trinkwasser, den Verlust von Ackerflächen und sinkende Fischbestände sorgen.

»Wasserknappheit ist geeignet, zu Unruhen und zu erheb-lichen wirtschaftlichen Verlusten auch in funktionierenden

Volkswirtschaften zu führen«, warnt der Bericht. In Regi-onen mit starkem Bevölkerungsdruck sei damit zu rech-nen, dass bestehende Konflikte um Ressourcen angeheizt würden. Zugleich bedrohe der Anstieg des Meeresspiegels wegen schmelzenden Eises die Menschen in den Küsten-gebieten – ein Fünftel der Weltbevölkerung. Die Ostküsten Chinas und Indiens, die Karibik und Mittelamerika seien besonders betroffen.

dpa vom 7. März 2008

D 12

Die gegenwärtigen Lebensstile sind vielfach nicht zukunfts-fähig. Der Naturverbrauch in den reichen Ländern sowie armutsbedingte Umweltzerstörungen in den weniger reichen Ländern zehren am Kapital der Natur. Wir müssen lernen, von den Zinsen der Natur zu leben, d. h. von ihren Erträgen, und nicht von ihrer Substanz.

Wissenschaftler aus aller Welt haben dafür Konzepte bzw. Strategien entwickelt:

Effizienterer Einsatz natürlicher Ressourcen durch ver-änderte Produktions-, Vertriebs-, Verbrauchs- und Entsor-gungsmethoden (Effizienzstrategie);

Etablierung konsistenter (naturverträglicher) Stoffströme (Konsistenzstrategie);

Erhöhung der Dauerhaftigkeit von Produkten (Permanenz-strategie);

Förderung eines Bewusstseinswandels (z. B. »Gut leben statt viel haben«) (Suffizienzstrategie).

Zukunft gestalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ak-tionsplan für die UN-Dekade in Baden-Württemberg, 2005, S. 4

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Wenn die Welt ein Dorf mit 1.000 Einwohnern wäre, sähe sie etwa wie folgt aus: Eine Person ist superreich und verfügt über rund 30 Prozent des gesamten Wohlstandes. Ein Drittel der Fläche des Dorfes ist von hohen Mauern umgeben und damit der Öffentlichkeit entzogen. Es ist eine Welt der Privat-flughäfen, der Konferenzzentren und der Fünf-Sterne-Hotels. 200 Personen, darunter auch der Superreiche, verfügen über 80 Prozent des Reichtums. Dieser Bereich des Dorfes ist mit einer luxuriösen Shopping-Mall ausgestattet, die sich inmit-ten weiter Parkareale befindet. Daran angeschlossen sind ein Villenviertel und ein Vorort mit Einfamilienhäusern. Fast jede Familie fährt ein Auto, viele sogar zwei oder mehr. Diese 20 Prozent der Dorfbewohner emittieren deutlich mehr als die Hälfte des von Menschen erzeugten Kohlendioxids. 400 Be-wohner zählen zum »Mittelstand«, im globalen Sinn bedeutet dies aber etwas völlig anderes als in Industriestaaten. Es sind zum Beispiel Kleinbauern am Rande des Dorfes mit einem Stück Land und ein paar Hühnern oder Ziegen.

400 Dorfbewohner sind arm, ihnen stehen pro Kopf und Tag nur zwei US-Dollar zur Verfügung, oft weniger. Ihre Häuser

und Hütten haben keine sanitären Anlagen, die Anfälligkeit für Krankheiten und die Kindersterblichkeit sind hoch. 200 Personen aus dem Kreis der Armen leben sogar nur von einem US-Dollar täglich. Viele hungern. Schulen gibt es so gut wie keine. Die Menschen sind auf einem winzigen Flecken des Dorfes zusammengepfercht, in einem Slum am Rande der Müllkippe. Von hier beziehen sie einen wesentlichen Teil des Baumaterials für ihre Hütten und ihre Lebensmittel. Meist sind es stinkende Reste, die auch die Kinder essen müssen. Die Ärmsten des Dorfes haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, sondern entnehmen es Pfützen und dem nahe gelegenen Bach. Auf dem Dorfplatz steht ein klappriges Fern-sehgerät, das an einer Autobatterie hängt. Dort versammeln sich die Ärmsten der Armen jeden Abend, schauen Seifen-opern an und sind so über die Lebensgewohnheiten in den abgeschirmten Teilen des Dorfes bestens informiert.

Franz Josef Radermacher/Bert Beyers: Welt mit Zukunft, Hamburg 2007, S. 115 f.

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»Wir brauchen keine weiteren Versprechen. Wir müssen an-fangen, die Versprechen einzuhalten, die wir bereits abge-geben haben«, sagte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan im Jahre 2004. Die Weltgemeinschaft hat mit den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen eine klare Vorstellung davon entwickelt, wie weit sie bis zum Jahr 2015 auf dem Weg der Überwindung von Armut und Not kommen will. Staatschefs von 189 Ländern haben die Millenniumsentwicklungsziele unterzeichnet. Sie sind all-gemein akzeptiert und ambitioniert. Kofi Annan hat darauf hingewiesen, dass Tag für Tag für 150.000 Menschen ein Zugang zu sauberem Trinkwasser geschaffen werden müsste, damit das Ziel, 500 Millionen Menschen zusätzlich mit einem Zugang zu sauberem Wasser auszustatten, bis 2015 erreicht wird.

Von einem solchen Fortschritt sind wir derzeit noch weit entfernt, aber für einen Global-Marshall-Plan sind die Mil-lenniumsentwicklungsziele eine Art Prüfraster. Sie stellen ein vernünftiges und seit langem überfälliges Entwicklungs-programm dar. Die Ziele in Kurzfassung:

1. extreme Armut und Hunger beseitigen;2. Grundschulausbildung für alle Kinder gewährleisten;3. Gleichstellung der Frauen fördern;4. Kindersterblichkeit senken;5. Gesundheit der Mütter verbessern;6. HIV/Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen;7. Ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten;8. eine globale Partnerschaft für Entwicklung realisieren.

Die rasche Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele ist ein Zwischenschritt zu einer gerechten Weltordnung, zu einer globalen Ökosozialen Marktwirtschaft und zu nachhal-tiger Entwicklung.

Franz Josef Radermacher/Bert Beyers: Welt mit Zukunft, Hamburg 2007, S. 173 f.

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Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich mit der Kraft einer ökonomischen Urgewalt. Dennoch ist Unterwürfigkeit fehl am Platze. Denn auch wenn auf absehbare Zeit die Musik in anderen Weltregionen spielen wird – Deutschland hat gute Chancen mitzuspielen. Denn das Land verfügt über hoch-wertiges Knowhow, das in den aufstrebenden Siegerstaaten dringend benötigt wird – etwa bei Maschinen und Anlagen, mit denen dort die Industrialisierung vorangetrieben wird. Auch deutsche Umwelttechnologie wird international zuneh-mend gefragt sein – denn die enorme Belastung von Luft, Wasser und Böden droht in den boomenden Schwellenländern zunehmend zu einer Wachstumsbremse zu werden. Mit diesen Technologien helfen wir darüber hinaus auch uns selbst – denn sie tragen dazu bei, unsere einseitige Abhängigkeit von den Öl- und Gaslieferanten zu mindern. Daher macht es wenig Sinn, alten Zeiten nachzutrauern. Besser ist es, darauf zu setzen, dass die weltweiten Veränderungen auch große Chancen bieten – und diese beherzt zu nutzen.

Stuttgarter Nachrichten vom 10. Juli 2008 (Klaus Köster)

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Wir fischen auf unserer Seite, ihr fischt auf eurer Seite. Und niemand fischt in der Mitte.

Spruch eines Indianerstamms

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Die Karikatur (D 9) und die EU-Studie (D 10) machen auf ein Problem internationaler Verhandlungen und Abkommen aufmerksam. Fasst dieses Problem mit eigenen Worten zu-sammen und nehmt Stellung dazu.

Macht Vorschläge zur Weiterentwicklung der modellhaften Mini-Welt (D 11). Was hat Priorität? Worauf ist grundsätz-lich zu achten? Wie soll am geschicktesten vorgegangen werden?

Veranschaulicht jedes der vier Konzepte bzw. jede der vier Strategien in D 12 mit konkreten Beispielen aus Eurem Alltag.

Was ist denn mit den »großen Chancen« in D 13 ge-meint?

Überlegt, welche Folgen es im Einzelnen haben könnte, wenn die acht Milleniumsziele (D 14) nicht nur angestrebt, sondern auch erreicht würden.

Der Indianerspruch (D 15) ist weise und »nachhaltig«. Begründet diese Aussage.

Auf welchen Zusammenhang macht die Karikatur (D 16) aufmerksam? Nehmt als Vertreter der jüngeren Generation dazu Stellung. Versetzt Euch aber auch in die Rolle Eurer Eltern und Großeltern und argumentiert aus deren Sicht.

Beschreibt die Reaktionen der Menschen in ihrem »Raum-schiff« (D 1 und D 2). Gibt es neben den beiden dargestell-ten Möglichkeiten noch eine dritte?

Wer sich den Ölverbrauch einmal so konkret vorstellt wie in D 3, erkennt die Dimensionen, um die es geht. Formuliert Konsequenzen und Schlussfolgerungen.

Überlegt, wie viele Menschen in einer Familie, einer Schule, einer Stadt oder in ganz Deutschland leben. Versucht nun die Zahlen in D 4 dadurch konkret fassbar zu machen, indem Ihr ihnen entsprechende Beispiele zuordnet.

Informiert Euch im Internet über die Bevölkerungsent-wicklung der Welt in den vergangenen eintausend Jahren. Stellt diese Entwicklung in einem Liniendiagramm dar. Fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen.

Das virtuelle Bild der Erde bei Nacht (D 5) zeigt deutlich, wo auf der Erde viele Menschen wohnen, wo der Lebensstan-dard hoch ist, wo aber auch viel Energie verbraucht wird. Überlegt andererseits, wo Ihr – wenn es denn sein muss – in ein Krankenhaus gehen würdet, um Euch einer schwierigen Operation zu unterziehen.

Wer die Perspektive wechselt, kommt zu neuen Ansichten (D 6). Formuliert Eure neuen Erkenntnisse z. B. zur »Nord-Süd-Problematik« und zur sogenannten Dritten und Vierten Welt.

Informiert Euch über die Sagengestalt des Sisyphos (D 7)und erklärt, warum wir uns – nach Ansicht des Autors – bei der Lösung globaler Herausforderungen Sisyphos als Vorbild nehmen sollen.

ARBEITSAUFTRÄGE ZU D 1 – D 16

D 16

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»Ich jedenfalls verleih’ nie wieder etwas.«

34. Jahrgang2008

Heft 1-2008

Volksrepublik ChinaEine neue Weltmacht?

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Autor dieses Heftes 2

Unterrichtsvorschläge 3–15Einleitung 3Baustein A: Olympische Spiele – das »Reich der Mitte« präsentiert sich der Welt 10Baustein B: China – eine wechselvolle Geschichte zwischen Demütigungen u. Selbstständigkeit 11Baustein C: Vorankommen um jeden Preis? – Wirtschaft, Wachstum, Umwelt 12Baustein D: Weltmacht im Werden – politisches System und globales Agieren 14Literaturhinweise 15

Texte und Materialien 17–55

Einleitung und alle Bausteine: Prof. Dr. Ingo Juchler

www.politikundunterricht.de/1_08/china.htm

Heft 3-2008

GedenkstättenLernorte zum nationalsozialistischen Terror

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Autorinnen dieses Heftes 2

Unterrichtsvorschläge 3–19Einleitung 3Baustein A: Die frühen Konzentrationslager: Machtausbau durch Terror 9Baustein B: NS-Rassenideologie: Ausgrenzung, Gewalt und Mord 12Baustein C: Das Außenlagersystem des KZ Natzweiler: Vernichtung durch Arbeit 17Literaturhinweise 19

Texte und Materialien 21–55

Lehrerteil: Dr. Anette HettingerBausteine A und B: Dr. Anette HettingerBaustein C: Dr. Anette Hettinger und Angelika Stephan

www.politikundunterricht.de/3_08/gedenkstaetten.htm

Heft 4-2008

Energie und NachhaltigkeitProbleme – Zielkonflikte – Lösungsansätze

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Autoren dieses Heftes 2

Unterrichtsvorschläge 3–13Einleitung 3Baustein A: Energie als Problem – Haushalte, Unternehmen, Politik 5Baustein B: Unsere Energie: Wo kommt sie her – wo geht sie hin? 9Baustein C: Lösungsansätze in der Diskussion 10Baustein D: Unser Globus – Momentaufnahmen und Perspektiven 12Literatur- und Internethinweise 14

Texte und Materialien 15–55

Lehrerteil: Simone Bub-Kalb, Holger Meeh, Horst NeumannBaustein A: Simone Bub-KalbBaustein B: Holger MeehBaustein C: Simone Bub-Kalb und Holger MeehBaustein D: Horst Neumann

www.politikundunterricht.de/4_08/energie.htm

Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

Heft 2-2008

Die rechtsextremistische SzeneEinstiege – Gegenstrategien – Ausstiege

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2 Autor dieses Heftes 2

Unterrichtsvorschläge 3–19Einleitung 3Baustein A: »Moderne« Nazis 12Baustein B: »Erlebniswelt« Rechtsextremismus 13Baustein C: Rechtsextreme Gewalt: Täter – Opfer – Zuschauer 15Baustein D: Gegenstrategien und Ausstiege aus der Szene 18Glossar @Literaturhinweise @Internethinweise @

Texte und Materialien 21–55

Einleitung und alle Bausteine: Siegfried Frech

www.politikundunterricht.de/2_08/rechtsextremismus.htm

www.lpb-bw.de

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