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o Jahre Oberflachentechnik in JOT Fortsetzung des Ri..ickblicks aus JOT 11, S. 8, anlasslich des 40-jahrigen Jubilaums von JOT W ie bereits in der Einleitung des 1. Teils erwahnt, bieten wir mit diesem Beitrag einen unter- haltsamen Rtickblick und nicht einen vollstandigen Uberblick tiber 40 Jahre Oberflachentechnik. Beim Blattern frtiherer Ausgaben zeigt sich deutlich, dass gerade in der Lackiertechnik die Aufbruchstimmung der sechziger und siebziger Jahre in den vergangenen zwei Jahrzehnten einer wachsenden Routine und Feinabstimmung gewi- chen ist. Die Formulierungen und Aus- sagen der Autoren und Interviewpart- Damit es nicht knallt, wurde bei der Firma AIO 1974 ein Rahmen mit drei Neutralisatoren in die Pulver- kabine eingebaut. Die Erdung liegt gegenOber der HandsprOhpistole. ner werden in der Regel zurtickhalten- der und "geschliffener", was sich nattirlich auch auf die Form der Be- richterstattung in JOT auswirkt. Auch Bilder und Anzeigen werden professio- neller. Der Unterhaltungswert der Beitrage, Bilder und Anzeigen steigt zweifellos mit ihrem Alter. Daher haben wir auch auf den nachsten Sei- ten unser Hauptaugenmerk auf die frtiheren Jahre der JOT gerichtet. ,I ___ -r=nt II'lalchoplUlUUT Vertikal gleich optimal? Diese Fra· ge stellte JOT 1974 bei der Vorstel· lung des Vertak·Verfahrens, das BMW in Dingolfing als erster Auto· mobilhersteller eingesetzt hat. 1972 ... 5ein Name ist noch heute in der Pulverbranche gut bekannt: Frie· drich W. Hoppe von E5B. Beschichter Herbert Rapp, die Hand- griffe beim Farbwechsel. 50 Minuten brauchten die Rapp-Leute damals fUr den Farbwechsel. Auch die Vorbehandlung bekam einen neuen Stellenwert: "Sang- und klanglos geht die Mar von EPS als vor- behandlungsfreies Eldorado unter", hieB es 1972 auf dem Titel von JOT "Aufrichtig jedenfalls kann niemand mehr generalisiert sagen: EPS geht ... gab es in der Bundesrepublik ohne Vorbehandlung." rund 50 Lohnbeschichter mit EPS- Anlagen. Damals wurde die Haupt- menge noch in schwarz und weiB beschichtet. "Sonderfarben waren wohl moglich, wurden aber entweder erst ab einer bestimmten Pulvermenge (meist 200 kg) oder einer bestimmten Arbeitszeit (meist 8 oder 10 Stunden) angenommen." So etwa "ftihrte Hans Leistner in Mtinchen etwa 30 Farben im Standardprogramm, erwartet aller- dings yom Kunden, die Abnahme von tiber 500 m 2 innerhalb eines festen Zeitraumes. " Beschichtungspreise unter 8 DM/m 2 hat JOT "mehr karita- tiv als wirtschaftlich" genannt. Zunehmend wurden Mitte der sieb- ziger Jahre die Rationalisierungseffek- te beim Farbwechsel erkannt. Ein- drucksvoll demonstrierte JOT 1975 in einer doppelseitigen Bilderserie (mit 20 Bildern!), aufgenommen bei dem Wie auch heute erinnerten schon vor dreiBig Jahren die Diskussionen tiber Wirkungsgrade bei der Pulverbe- schichtung haufig an die Unterhaltung tiber den Siedepunkt des Wassers. In der Praxis lag der Wirkungsgrad nicht hoher als bei einem guten Cognac: "um die 40 %." 1m gleichen Zeitraum betrachtete man die bis dato anhaltende Diskussi- on tiber die NaBabscheidung von Pul- ver beendet. Ublicherweise kam da- mals die Siebmaschine und die Filter- schublade fUr die Rtickgewinnung zum Einsatz. Neben dem primaren Wirkungsgrad der Sprtihsysteme war die Pulverrtick- gewinnung lange Zeit ein Problem. 1973 schlieBlich garantierte Hans Sta- chel von EPV mit einer neuen Pulver- Zentrifuge in liegender Bauweise einen Wirkungsgrad von 99,8 %. "Fil- JOT 12 1 2000

40 Jahre Oberflächentechnik in JOT

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o Jahre Oberflachentechnik in JOT Fortsetzung des Ri..ickblicks aus JOT 11, S. 8, anlasslich des 40-jahrigen Jubilaums von JOT

W ie bereits in der Einleitung des 1. Teils erwahnt, bieten

wir mit diesem Beitrag einen unter-haltsamen Rtickblick und nicht einen vollstandigen Uberblick tiber 40 Jahre Oberflachentechnik. Beim Blattern frtiherer Ausgaben zeigt sich deutlich, dass gerade in der Lackiertechnik die Aufbruchstimmung der sechziger und siebziger Jahre in den vergangenen zwei Jahrzehnten einer wachsenden Routine und Feinabstimmung gewi-chen ist. Die Formulierungen und Aus-sagen der Autoren und Interviewpart-

Damit es nicht knallt, wurde bei der Firma AIO 1974 ein Rahmen mit drei Neutralisatoren in die Pulver-kabine eingebaut. Die Erdung liegt gegenOber der HandsprOhpistole.

ner werden in der Regel zurtickhalten-der und "geschliffener", was sich nattirlich auch auf die Form der Be-richterstattung in JOT auswirkt. Auch Bilder und Anzeigen werden professio-neller. Der Unterhaltungswert der Beitrage, Bilder und Anzeigen steigt zweifellos mit ihrem Alter. Daher haben wir auch auf den nachsten Sei-ten unser Hauptaugenmerk auf die frtiheren Jahre der JOT gerichtet.

, I ___ -r=nt

~ II'lalchoplUlUUT

Vertikal gleich optimal? Diese Fra· ge stellte JOT 1974 bei der Vorstel· lung des Vertak·Verfahrens, das BMW in Dingolfing als erster Auto· mobilhersteller eingesetzt hat.

1972 ...

5ein Name ist noch heute in der Pulverbranche gut bekannt: Frie· drich W. Hoppe von E5B.

Beschichter Herbert Rapp, die Hand-griffe beim Farbwechsel. 50 Minuten brauchten die Rapp-Leute damals fUr den Farbwechsel.

Auch die Vorbehandlung bekam einen neuen Stellenwert: "Sang- und klanglos geht die Mar von EPS als vor-behandlungsfreies Eldorado unter", hieB es 1972 auf dem Titel von JOT "Aufrichtig jedenfalls kann niemand mehr generalisiert sagen: EPS geht

... gab es in der Bundesrepublik ohne Vorbehandlung." rund 50 Lohnbeschichter mit EPS-Anlagen. Damals wurde die Haupt-menge noch in schwarz und weiB beschichtet. "Sonderfarben waren wohl moglich, wurden aber entweder erst ab einer bestimmten Pulvermenge (meist 200 kg) oder einer bestimmten Arbeitszeit (meist 8 oder 10 Stunden) angenommen." So etwa "ftihrte Hans Leistner in Mtinchen etwa 30 Farben im Standardprogramm, erwartet aller-dings yom Kunden, die Abnahme von tiber 500 m 2 innerhalb eines festen Zeitraumes. " Beschichtungspreise unter 8 DM/m2 hat JOT "mehr karita-tiv als wirtschaftlich" genannt.

Zunehmend wurden Mitte der sieb-ziger Jahre die Rationalisierungseffek-te beim Farbwechsel erkannt. Ein-drucksvoll demonstrierte JOT 1975 in einer doppelseitigen Bilderserie (mit 20 Bildern!), aufgenommen bei dem

Wie auch heute erinnerten schon vor dreiBig Jahren die Diskussionen tiber Wirkungsgrade bei der Pulverbe-schichtung haufig an die Unterhaltung tiber den Siedepunkt des Wassers. In der Praxis lag der Wirkungsgrad nicht hoher als bei einem guten Cognac: "um die 40 %."

1m gleichen Zeitraum betrachtete man die bis dato anhaltende Diskussi-on tiber die NaBabscheidung von Pul-ver beendet. Ublicherweise kam da-mals die Siebmaschine und die Filter-schublade fUr die Rtickgewinnung zum Einsatz.

Neben dem primaren Wirkungsgrad der Sprtihsysteme war die Pulverrtick-gewinnung lange Zeit ein Problem. 1973 schlieBlich garantierte Hans Sta-chel von EPV mit einer neuen Pulver-Zentrifuge in liegender Bauweise einen Wirkungsgrad von 99,8 %. "Fil-

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ter gestorben ", lautete 1973 die eupho-rische Schlagzeile in Oberflache.

"Pulverrtickgewinn ungsanlagen", so O. Gebhardt in einem Beitrag in Oberflache + JOT (1978) sind ein Luxus, der bei konsequenter Weiter-entwicklung der Sprtihsysteme frag-wtirdig wird. Mit dieser Behauptung

Mitte der achtziger Jahre verstarkt Ein-zug in die Lackierereien.

Die Dunnschichttechnik ...

... kam vor 40 Jahren in wenigen industriellen Anwendungen vor,

wurde in der Branche viel Staub aufge- obwohl der Wissensstand tiber diese wirbelt. Der Luxus der Rtickgewin- Technik schon weit fortgeschritten nung ist uns bis heute geblieben.

Nach einer Flaute in den siebziger Jahren ist der Pulverlackmarkt in West-europa zwischen 1978 und 1983 wieder krafig gewachsen, von 32 000 Tonnen auf etwa 60 000 Tonnen.

Mit dem Thema Farbwechsel mischte ein Schweizer Lohnbeschich-ter die Branche auf, als er 1986 eine neue Kabine mit automatischer Innen-relll1gung prasentierte. Hans-Ulrich Ramseier lieB dem staunenden Fach-publikum einen Farbwechsel in zehn Minuten vorfUhren.

Weniger durchsetzen konnte sich die Idee, einen schnellen Farbwechesl mit einer rotierenden Trommel-Kabine zu erreichen, die 1988 in JOT vorge-stellt wurde.

Vor deiBig Jahren ...

... funktionierten die meisten Ent-lackungsmittel "recht gut. Bei Gehan-gen mit acht oder zehn Schichten tiber-einander, wird jedoch haufig noch zum schweren Hammer gegriffen."

Die Entlackung muBte erst noch aus der Schmuddelecke heraus. 1974 schrieb Oberflache: "Dort, wo es kocht und stinkt, wo Besucher Hustenrei-zungen versptiren, wo gelbgesichtige Mitarbeiter ihre Arbeit verrichten, in dieser Nahe ist auch der letzte Arbeits-gang einer Lackiererei zu finden. Erst nach und nach entdecken eifrige Betriebsrechner, daB das Entlacken in maBgeschneiderten Anlagen, sicherer und wirtschaftlicher ist."

Der Hersteller von Entlackungs-chemikalien, die Lackfabrik Antony bietet 1975 erstmals mit den Chemika-lien auch die Abfallbeseitigung an und ist in der Lage den Entlackungs-schlamm zu regenerieren. Die CKW-freien Entlackungsmedien halten etwa

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war. So wurde bereits 1963 tiber die Veredelung von Glasoberflachen durch dtinne Aufdampfschichten berichtet. JOT-Lesern war die Dtinnschichttech-nik kaum gelaufig. Den Lesern wur-den 1975 das CVD-Verfahren so beschrieben: "Keine Abktirzung fUr eine politische Partei, vielmehr eine Technik, tiber die man Bescheid wis-sen sollte." Mitte der achtziger Jahre zeigte sich deutlich, dass der Technolo-gietransfer in der Dtinnschichttechnik wesentlich schleppender voranschrei-

Langjahrige Institution im Hause Schering: Wolfgang Riedel (JOT 1975)

Die Anzeigen orientieren sich zunehmen nach modemen Marke-ting-Aspekten (JOT 1975)

tet, als erwartet. Dennoch wird das Vor-dringen der Dtinnschichttechnik in neue Anwendungsbereiche, wie Optik, Elektronik, Kunststoffmetallisierung und VerschleiBschutz prognostiziert (Oberflache+JOT 1986).

Die industrielle Reingung ...

... hat sich in den vergangenen Jahr-zehnten gravierend gewandelt. 1965 wurde in Schleif- und Poliertechnik erstmals ein neuer Tri- und Per-chlorethylen-Einkammer-Entfettungs-apparat fUr die Dampfentfettung von Metallteilen sowie fUr die Trocknung vorgestellt. Schon damals hieB es: "Die Einsparung von Arbeitskraften ist ein wichtiger, wesentlicher Faktor, der in Betracht gezogen werden muB."

1966 ist erstmals ein umfangreicher Beitag tiber die Mechanisierung und

1975 stellte JOT eine neue Erfin-dung von Eisenmann vor: eine Pul-verkabine mit um/aufendem Filter-band als Kabinenboden .

1975 Mon-tage-/nspek-tor bei Ofner: Ulrich von der Mahlen

ESB-Anzeige aus Oberflache+JOT 1986

Automatisierung im Bereich der Me-tallreingiung mittels Uisungsmittel erschienen. Der Uisemittelreinigung wird darin steigende Bedeutung beige-messen. Die Entwicklung der fluorier-ten Chlorkohlenwasserstoffe erschloB

ausgemacht. Voll-mechanisierte Anla-gen werden ver-starkt angeboten, die Massengut ohne Nachwischen von Hand reinigen kon-nen.

Die Teilereini-gung mit Lose-mitteln kommt Mit-te der 80er Jahre in die Diskussion. 1987 setzte der Gesetzgeber erst-mals in deutlicher Form eine Diskus-sion tiber das Verur-sacherprinzip fUr die Verwendungvon Per in Gange. So groB die Verunsiche-rung allseits auch war, die Richtung war klar: FCKWs wie CKWs mussten, wo moglich, substi-tuiert werden. Da-mit begann eine langjahrige und fUr die Reinigungsbran-

che schwierige Phase des Umbruchs. Die wassrige Reinigiung erlebte einen beispiellosen Boom, der erst Mitte der neunziger Jahre einer ge-wissen Erntichterung und realistische-ren Betrachtung der Alternativen ge-

vollig neue Anwendungen und half wichen ist. Reinigungsprobleme zu liisen, die bis-lang schwierig oder gar nicht liisbar waren (Oberflache 1968). Der MAK-Wert fUr fluorierten Chlorkohlenwas-serstoff betrug damals 1000 ppm, gegentiber 100 bei Tri oder Per.

Die Rationalisierung der Prozesse steckte noch in den Kinderschuhen. Dennoch: Bereits 1971 stellte JOT die Frage, "ob eine vollautomatische Metallwaschmaschine 200000 Mark kosten darf. Wenn Sie damit fUnf Wascherinnen einsparen konnen, dann ja. Eine Wascherin kostet jahrlich 20000 Mark. Die Maschine ist also nach zwei Jahren amortisiert."

In den frtihen siebziger Jahren wird die Metallreinigung in Handanlagen zunehmend als Rationalisierungslticke

Hans-Ulrich Ramseier, prasentierte 1986 die erste Pulver-Kabine mit automatischer Innenreini-gung

In der Branche ungeliebt aber respektiert: Wenn Hans Sutter (Ober-flache+JOT 1981) vom Um-weltbundesamt sprach, musste

Bietet erstmals zur Entlackungschemie die Abfallbeseiti-gung an - Wolf Antony in Ober-flache (1975)

Helmut Vesper; G escha /tsfOhrer der DFBO (Ober-flache 1976)

die Lackierbranche zuhoren.

Peter Pelzl wurde 1980 zum GeschaftsfOhrer der Gema ernannt und hat bis heute das Zepter in SI. Gal-Ien in der Hand

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"finer muss die Drecksar-be it machen _" Veit Wagen-seil (Ober-flache+JOT 1983), Mit-inhaber und GeschaftsfOh-rer der Ab-laugerei SOd

Stopp!

Dieser Beitrag kiinnte jetzt bis in die Gegenwart fortgefiihrt werden. Doch mit jedem durchgeblatterten Jahrgang schwindet der Reiz der friihen Jahre und damit - davon ist aus-

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Dr. Horst Otto, anerkannter Sicherheits-experte fOr die Oberfiachen-technik (in Oberfiache + JOT 1986): Aufpassen daB nichts passiert!

zugehen - auch Ihr Interesse am Lesen des Beitrages. Daher schnell wieder zuriick in die Gegenwart, in der neue Herausforderungen zu meistern sind. Das JOT-Team freut sich darauf, auch in Zukunft ein wacher Beobachter und Wegbegleiter der Oberflachenbranche zu sein. (Ke)

SFB-Anzeige: Adolf Berkmann sorg-te durch Ideenreichtum sowie mit kritischen Bemerkungen in der Fach-Offentlichkeit oft fOr Wirbel