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coloproctology 4 · 2015 305 loproktologischen Pflege- und Assistenzpersonals ausgerichtet. Die Früherkennungs- Koloskopie: Wirksamste Methode der Prävention Werden Männer und Frauen ge- meinsam betrachtet, dann er- kranken jährlich etwa 62.000 Menschen an Darmkrebs, der damit häufigsten Krebsart. Wie groß der Nutzen der Vorsorge- koloskopie ist, zeigten die top- aktuellen Daten, die Profes- sor Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungsins- titut in Heidelberg präsentierte. Innerhalb von 10 Jahren konn- ten demzufolge 180.000 Todes- fälle vermieden und 40.000 früh erkannt werden. Nach wie vor ist jedoch die mangelhaſte Teil- nahme am Darmkrebsscreening das Hauptproblem. Mit einer er- höhten Teilnehmerrate könnte der Erfolg noch weiter verbessert werden. Das gilt besonders für Menschen mit einem familiären Risiko, betonte Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix-Burda-Stif- tung. Seit 2001 setzt sie sich für die Kommunikation der Chan- cen der Darmkrebsvorsorge und -früherkennung ein. Heute schon wissen, was uns morgen blüht? Den Blick in die „Kristallkugel“ verspricht das „Zauberwort“ DNA-Analyse. Die Entschlüsse- lung und Interpretation der eige- nen Erbsubstanz wird heute vie- lerorts angeboten. Was der Blick in die Gene wirklich zeigt, konn- te Prof. Dr. Theodor Dinger- mann vom Institut für Pharma- zeutische Biologie in Frankfurt erläutern. Summa summarum steckt die DNA-Diagnostik der- zeit zwar noch in den Kinder- schuhen; in Zukunſt wird sie je- doch eine gewichtige Rolle in der Medizin einnehmen. Software is eating the World Welche bedeutenden Auswir- kungen die Digitalisierung für die Medizin haben wird, konnte 41. Dt. Koloproktologen- Kongress 12.–14. April 2015, Park-Hilton, München Hybrid-TAMIS TME- Methode; Jens-Kirsch- Preis 2015 zeichnet neue Perspektive in der Rektumkarzinomchirurgie aus. München ist und bleibt unse- rer Umfrage zufolge auch in den kommenden Jahren der Austra- gungsort für den Dt. Koloprok- tologen-Kongress. Seit dem Wechsel von Bad Homburg in die kaiserliche Residenzstadt im Jahr 1997 gilt die Tagungsstätte mit Lage am Tucherpark mit all ihren unstrittigen Vorzügen als Erfolgsgarant für die dort mitt- lerweile 19 ausgerichteten Kon- gresse. Mit einem der Protagonisten unseres Zeitalters, dem kolorekta- len Karzinom, Fachvorträgen zu weiteren aktuellen emen der Proktologie und Einblicken über den Fachbereich hinaus, konnten wir wiederum zahlreiche Gäs- te zu den 3 Veranstaltungstagen begrüßen. Mit rund 1280 Besuchern wurde die Teilnehmerzahl des Vorjahres nochmals übertrof- fen (. Abb. 1). „Wir freuen uns, dass sich diese Veranstaltung so erfolgreich etabliert hat. Dass wir immer mehr Menschen für die- sen Kongress begeistern können, spricht für die Qualität der Ver- anstaltung“, so Prof. Dr. Alexan- der Herold, Generalsekretär der DGK. Der Erfolg ist ein Gemein- schaſtsprojekt aller Beteiligten; jüngster Kooperationspartner ist die ILCO, die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Sto- maträger und Menschen mit Darmkrebs. Als fester Bestandteil des Pro- gramms haben sich die einschlä- gigen Fachseminare und Kurse zu Beginn des Kongresses etabliert (. Abb. 3). Sie sind längst so et- was wie ein Geheimtipp und je- des Mal schnell ausgebucht. Das vielfältige interdisziplinäre Ange- bot für eine gezielte Fortbildung reicht vom Koloproktologischen Grundkurs bis hin zur Vorberei- tung und Prüfung auf die euro- päische Facharztprüfung EBSQ in der Koloproktologie. Bei der Patientenversorgung, bestehend aus Pflegetagung, Workshop und Seminar für MFAs, sind die e- menschwerpunkte wie bspw. Die Versorgung peristomaler Wunden, Hygiene in der proktolgischen Pra- xis, Krankheitslehre und Manage- ment auf die Bedürfnisse des ko- Abb. 1 8 Teilnehmer-Übersicht nach Bundesland (Quelle: MCN, Medizini- sche Kongressorganisation Nürnberg) Abb. 2 8 Teilnehmer-Übersicht gesamt (Quelle: MCN, Medizinische Kongressorganisation Nürnberg) Abb. 3 7 Blick in den Ballsaal auf dem 41. Dt. Koloproktolo- gen-Kongress © Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie e. V.

41. Dt. Koloproktologen- Kongress · Hohenberger mit dem Schwer-punkt kolorektales Karzinom aus. Zu Beginn meiner Hospitati-on in Erlangen am neunten März fand ich mich im Sekretariat

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Page 1: 41. Dt. Koloproktologen- Kongress · Hohenberger mit dem Schwer-punkt kolorektales Karzinom aus. Zu Beginn meiner Hospitati-on in Erlangen am neunten März fand ich mich im Sekretariat

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loproktologischen Pfl ege- und Assistenzpersonals ausgerichtet.

Die Früherkennungs-Koloskopie: Wirksamste Methode der Prävention

Werden Männer und Frauen ge-meinsam betrachtet, dann er-kranken jährlich etwa 62.000 Menschen an Darmkrebs, der damit häufi gsten Krebsart. Wie groß der Nutzen der Vorsorge-koloskopie ist, zeigten die top-aktuellen Daten, die Profes-sor Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungsins-titut in Heidelberg präsentierte. Innerhalb von 10  Jahren konn-ten demzufolge 180.000 Todes-fälle vermieden und 40.000 früh erkannt werden. Nach wie vor ist jedoch die mangelhaft e Teil-nahme am Darmkrebsscreening das Hauptproblem. Mit einer er-höhten Teilnehmerrate könnte der Erfolg noch weiter verbessert werden. Das gilt besonders für Menschen mit einem familiären Risiko, betonte Dr. Christa Maar,

Vorstand der Felix-Burda-Stif-tung. Seit 2001 setzt sie sich für die Kommunikation der Chan-cen der Darmkrebsvorsorge und -früherkennung ein.

Heute schon wissen, was uns morgen blüht?

Den Blick in die „Kristallkugel“ verspricht das „Zauberwort“ DNA-Analyse. Die Entschlüsse-lung und Interpretation der eige-nen Erbsubstanz wird heute vie-lerorts angeboten. Was der Blick in die Gene wirklich zeigt, konn-te Prof. Dr. Theodor Dinger-mann vom Institut für Pharma-zeutische Biologie in Frankfurt erläutern. Summa summarum steckt die DNA-Diagnostik der-zeit zwar noch in den Kinder-schuhen; in Zukunft wird sie je-doch eine gewichtige Rolle in der Medizin einnehmen.

Software is eating the World

Welche bedeutenden Auswir-kungen die Digitalisierung für die Medizin haben wird, konnte

41. Dt. Koloproktologen-Kongress12.–14. April 2015, Park-Hilton, München

Hybrid-TAMIS TME-Methode; Jens-Kirsch-Preis 2015 zeichnet neue Perspektive in der Rektumkarzinom chirurgie aus.

München ist und bleibt unse-rer Umfrage zufolge auch in den kommenden Jahren der Austra-gungsort für den Dt. Koloprok-tologen-Kongress. Seit dem Wechsel von Bad Homburg in die kaiserliche Residenzstadt im Jahr 1997 gilt die Tagungsstätte mit Lage am Tucherpark mit all ihren unstrittigen Vorzügen als Erfolgsgarant für die dort mitt-lerweile 19 ausgerichteten Kon-gresse.

Mit einem der Protagonisten unseres Zeitalters, dem kolorekta-len Karzinom, Fachvorträgen zu weiteren aktuellen Th emen der Proktologie und Einblicken über den Fachbereich hinaus, konnten wir wiederum zahlreiche Gäs-te zu den 3 Veranstaltungs tagen begrüßen.

Mit rund 1280 Besuchern wurde die Teilnehmerzahl des Vorjahres nochmals übertrof-fen (. Abb. 1). „Wir freuen uns, dass sich diese Veranstaltung so erfolgreich etabliert hat. Dass wir

immer mehr Menschen für die-sen Kongress begeistern können, spricht für die Qualität der Ver-anstaltung“, so Prof. Dr. Alexan-der Herold, Generalsekretär der DGK.

Der Erfolg ist ein Gemein-schaft sprojekt aller Beteiligten; jüngster Kooperationspartner ist die ILCO, die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Sto-maträger und Menschen mit Darmkrebs.

Als fester Bestandteil des Pro-gramms haben sich die einschlä-gigen Fachseminare und Kurse zu Beginn des Kongresses etabliert (. Abb. 3). Sie sind längst so et-was wie ein Geheimtipp und je-des Mal schnell ausgebucht. Das vielfältige interdisziplinäre Ange-bot für eine gezielte Fortbildung reicht vom Koloproktologischen Grundkurs bis hin zur Vorberei-tung und Prüfung auf die euro-päische Facharztprüfung EBSQ in der Koloproktologie. Bei der Patientenversorgung, bestehend aus Pfl egetagung, Workshop und Seminar für MFAs, sind die Th e-menschwerpunkte wie bspw. Die Versorgung peristomaler Wunden, Hygiene in der prok tolgischen Pra-xis, Krankheitslehre und Manage-ment auf die Bedürfnisse des ko-

Abb. 1 8 Teilnehmer-Übersicht nach Bundesland (Quelle: MCN, Medizini-sche Kongressorganisation Nürnberg)

Abb. 2 8 Teilnehmer-Übersicht gesamt (Quelle: MCN, Medizinische Kongressorganisation Nürnberg)

Abb. 3 7 Blick in den Ballsaal auf dem 41. Dt. Koloproktolo-gen-Kongress

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Mitteilungen des BCD und der DGK

Erfahrungsbericht zum Hospitationsstipendium der deutschen Gesellschaft für Koloproktologie

Die Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie (DGK) schreibt jährlich ein drei-tägiges Hos-pitationsstipendium im Vor-feld des Deutschen Koloprokto-logen-Kongresses in München mit anschließendem Besuch des Kongresses aus. Eine aktu-elle Liste mit den verschiedenen Hospitationszentren und de-

ren Schwerpunkten ist über die Homepage der DGK abzurufen. Die Bewerbung für das Stipendi-um ist für alle approbierten Ärzte mit besonderem Interesse an der Koloproktologie möglich. Der Bewerbungsantrag dafür besteht aus einem Motivationsschrieben mit Schilderung der klinischen und wissenschaft lichen Tätigkeit,

Prof. Dr. Stefan Stoll von der Du-alen Hochschule Baden-Würt-temberg im Berufspolitischen Seminar des BCDs anhand ein-drucksvoller Beispiele aufzeigen. Die Digitalisierung der Medizin wird zukünft ig innovative Ver-fahren in Diagnose und Th era-pie sowie neue Formen der Zu-sammenarbeit in Forschung und Arbeitsalltag von Ärzten mit sich bringen.

Jens-Kirsch-Preis 2015

Für ihre Erkenntnisse um die neue Hybrid-TAMIS-TME – Eine neue Perspektive in der Rektumkarzi-nomchirurgie – wurden PD Dr. A. D. Rink, Prof. Dr. K.-H. Vestwe-ber, Leverkusen; Prof. Dr. H. Lang und Prof. Dr. W. Kneist, Mainz, mit dem mit 3000 EUR dotierten Jens Kirsch-Preis ausgezeichnet (. Abb. 4). Der Unterscheid zur bisherigen TME-Methode ist eine Kombination aus zwei Operati-onszugängen. Der Enddarmtumor wird minimal-invasiv mit Hilfe der Videoendoskopie operiert, sowohl vom Bauchraum als auch vom Analkanal aus. Diese innovative Vorgehensweise kann eine radikale Tumorentfernung unter Erhalt der Kontinenz und somit eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

Posterpreis 2015

Den mit 1000 EUR dotierten Posterpreis erhielten Dr. Nadia Slavova, Prof. Dr. M. E. Kreis, PD Dr. J. Gröne; Berlin für den Klini-schen Verlauf und Benefi t unter er-

weiterter Immunsuppression und anti-TNFα-Th erapie beim peri-analen Crohnbefall (. Abb. 5).

Nachwuchsförderung

Bei der traditionsreichsten und größten Veranstaltung für Kolo-proktologie in Deutschland rich-ten wir unser Augenmerk aber auch auf die Förderung unseres proktologischen Nachwuchses. So wurden in diesem Jahr zwei 3-tägige Prä-Kongress-Stipendi-en in Höhe von jeweils 1500 EUR vergeben. Darin enthalten:

5 Eine dreitägige Hospitation in einem Kompetenz- oder Referenzzentrum für Chirur-gische Koloproktologie oder in einem Zentrum gleich-wertiger Qualifi kation.

5 Teilnahme am Kongress sowie 5 die Teilnahme am Koloprok-tologischen Grundkurs oder am Koloproktologischen Postgraduierten-Kurs.

Welche Erfahrungen und positi-ven Eindrücke die Hospitanten dabei gewinnen konnten, haben sie in den nachfolgenden Berich-ten zusammengefasst.

Aufrufen möchten wir an dieser Stelle auch alle Chirurg-INNEN in der klinischen und experimentellen Forschung auf dem Gebiet der Koloproktolo-gie, sich um die mit 10.000 EUR dotierte Forschungsförderung der Firma DR. KADE zu be-werben. Die Frist läuft noch bis zum 31. 12. 2015. Der beste Vor-

schlag wird im Rahmen des 42. Dt. Koloproktologenkongres-ses ermittelt und vergeben. Die Bewerbungskriterien fi nden Sie nachfolgend unter der Ausschrei-bung der DR. KADE-Forschungs-förderung der Deutschen Gesell-schaft für Koloproktologie oder auf unserer Homepage: www.ko-loproktologie.org.

Save the Date

Auch im nächsten Jahre werden wir erneut für alle Beteiligten ein spannendes und lehrreiches Pro-gramm bieten. Bitte jetzt schon vormerken:

10.–12. März 2016

Im Mittelpunkt stehen u. a.: 5 Die Endoskopie 5 Remission nach Radioche-motherapieWas kommt diagnostisch und therapeutisch auf uns zu?

5 Komplikationsmanagement bei abdominellen Eingriff en

5 die Analfi stel und 5 die Durchführung eines Endo sonographiekurses

M. StollGeschäft sstelleProf. Dr. Alexander HeroldGeneralsekretär DGKDr. Bernhard StrittmatterVorsitzender BCD

Abb. 4 8 Verleihung des Jens-Kirsch-Preises: (v.l.n.r.) Dr. Jens Kirsch (Preisstifter), Prof. Dr. W. Kneist und Prof. Dr. Dr. h. c. W. Hohenberger

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Abb. 5 8 Verleihung des Posterpreises: (v.l.n.r.) Prof. Dr. Dr. h. c. W. Hohen-berger, PD Dr. J. Gröne

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sowie dem Lebenslauf. Zusätzlich wird für die Bewerbung ein Emp-fehlungsschreiben des Chefarztes benötigt. Einsendeschluss ist je-des Jahr der 31. Dezember.

Für den Hospitationsteil des Stipendiums wählte ich die Chi-rurgische Klinik des Universi-tätsklinikums Erlangen unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. Hohenberger mit dem Schwer-punkt kolorektales Karzinom aus. Zu Beginn meiner Hospitati-on in Erlangen am neunten März fand ich mich im Sekretariat von Professor Hohenberger ein. Die-ser begrüßte mich persönlich und empfi ng mich freundlich in seiner Klinik (. Abb. 6). Er erläuterte mir ausführlich das Programm für die kommenden drei Tage und nannte mir die ge-planten Operationen, an denen ich aktiv teilnehmen könnte. Im Anschluss folgte die morgend-liche Visite auf der Intensivsta-tion. Hier stellte mir Herr Prof. Dr. Hohenberger kurz die aktu-ellen Fälle vor und erklärte mir die jeweils geplante Therapie und die Behandlungskonzep-te. Daraufh in fand das tägliche interdisziplinäre Tumorboard mit anschließender chirurgi-scher Frühbesprechung statt. Am ersten Hospitationstag hat-te ich die Möglichkeit mit Ober-arzt Dr. Weber ein T-4 Karzinom des Colon transversum zu ope-rieren. Während der OP wurde das Konzept der CME ausführ-lich besprochen und am konkre-

ten Patienten demonstriert. Am zweiten sowie dritten Hospitati-onstag operierte Herr Prof. Dr. Hohenberger jeweils ein Karzi-nom des Colon ascendens. Auch hier bestand ausreichend Mög-lichkeit Fragen zum Konzept der CME zu stellen. Zusätzlich wurden praktische Hinweise zum operativen Vorgehen und Tipps zum operativen Handling gegeben.

Ich wurde in der Abteilung von Herrn Prof. Hohenberger sehr freundlich empfangen. Die Hospitation bei ihm hat mir ei-nen tiefen Einblick in die Arbeit und das Therapiekonzept der onkologischen Chirurgie seiner Klinik gegeben und mich noch mehr für die kolorektale Chirur-gie begeistert. Besonders interes-sant waren für mich die vielen gleichförmigen Behandlungsan-sätze der eigenen Klinik und der chirurgischen Klinik in Erlangen, aber auch die unterschiedlichen Varianten, Tricks und Tipps. Ich habe viele Anregungen aus der Hospitation mit nach Neuss ge-nommen und werde diese mit meinen Lehrern und Kollegen diskutieren.

Ich möchte mich herzlich bei Herrn Prof. Dr. Hohenberger für die Möglichkeit der Hospi-tation, die Gastfreundschaft an seiner Klinik und die ausführ-lichen Erläuterungen sowie die persönliche Betreuung, die ich in diesem Ausmaß nicht erwar-tet hätte, bedanken. Des Weite-

ren bedanke ich mich bei Herrn Prof. Dr. Gröhl für die Berück-sichtigung auf dem Operations-plan sowie bei Herrn. Dr. Weber für die freundlichen Erläuterun-gen während den Operationen.

Den Abschluss meines Sti-pendienprogramms bildete der 41. Deutsche Koloproktologen- Kongress in München. Zu Be-ginn des Kongresses besuchte ich das eineinhalb tägige ESBQ- (Eu-ropean Board of Surgical Quali-fi cation Coloproc tology) Semi-nar. Dieses diente ursprünglich als Vorbereitungskurs auf die ESBQ-Prüfung, wird jedoch auch von vielen koloproktolo-gisch tätigen Kollegen zur Auf-frischung des eigenen Wissens-standes genutzt. In Beiträgen von 30–60 Minuten mit Vor-stellung der aktuellsten Studien und Leitlinien wurde von Spe-zialisten des jeweiligen Th emen-gebietes aus dem deutschspra-chigen Raum kurz und präzise Aktuelles zu Th emen rund um die Koloproktologie vorgestellt. Die Dozenten diskutierten di-verse wissenschaft liche Arbeiten mit den Teilnehmern und ga-ben Hinweise auf Stolperfallen bei der Betrachtung von Statis-tiken und Tipps zum Lesen von wissenschaft lichen Arbeiten. Im Laufe des Kongresses gab es vie-le interessanten Vorträgen und Diskussionen. Die Th emenge-biete reichten von der Th erapie des Sinus Pilonidalis über Neu-igkeiten in der Analfi stelchirur-gie bis hin zum neusten Stand in der Forschung über das ko-lorektale Karzinom. Besonders hat mir der begeisternde Vortrag zur „Key Note Message“ über das humane Genom und dessen Auswirkungen auf die ärztliche Th erapie von Herrn Prof. Din-germann (Frankfurt) gefallen. Er verdeutlichte in seinem Vor-trag anhand seiner eigenen ge-netischen Disposition die für ihn daraus resultierenden Th erapie-

konsequenzen und Besonderhei-ten. In den Pausen bestand aus-reichend Möglichkeit sich in der Industrieausstellung über techni-sche Neuerungen in Diagnostik und Th erapie in der Koloprokto-logie zu informieren.

Der Koloproktologen-Kon-gress in München hat meinen Hospitationsbesuch in Erlan-gen abgerundet und mir vie-le neue Einsichten in aktuelle Forschungsgebiete gegeben. Ich habe eine vielfältige und inter-essante Woche hinter mir und möchte ich an dieser Stelle noch bei einigen Personen bedan-ken, ohne die dieses Stipendi-um für mich nicht möglich ge-wesen wäre. Zunächst danke ich meinem Chefarzt Herrn Prof. Goretzki und meinem leiten-den Arzt Herrn Dr. Lammers, die mich bei meinem Vorhaben, mich für dieses Stipendium zu bewerben, stets bestärkt haben. Zudem gilt mein Dank meinem ehemaligen Oberarzt Dr. Ren-ter, der mir während der Bewer-bungsphase stets mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite stand. Ihm wünsche ich alles Gute als neuer Chefarzt im St. Josef Kranken-haus Moers. Ich möchte mich auch bei meinen Kollegen der Chirurgischen Klinik I des Lu-kaskrankenhauses Neuss be-danken, die mir während mei-ner Abwesenheit den Rücken freigehalten haben. Zuletzt dan-ke ich der Deutschen Gesell-schaft für Koloproktologie für das Vertrauen und den Erhalt des Stipendiums.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Björn Dirk SostmannLukaskrankenhausChirurgische Klinik IAllgemein-, Visceral-, Gefäß- und ThoraxchirurgiePreussenstraße 8441464 [email protected]

Abb. 6 8 (v. l. n.r) Prof. Dr. Dr. h. c. W. Hohenberger mit Stipendiant Dr. B. D. Sostmann

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Mitteilungen des BCD und der DGK

Abb. 7 7 Besuch des 41. Deutschen Koloproktologen- Kongress in München (v. l. n.r) Stipendiant Dr. S. Eisoldt und Dr. Ruppert

Reisebericht zum Hospitationsstipendium der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie

Im Rahmen eines Hospitations-stipendiums der Deutschen Ge-sellschaft für Koloproktologie wurde mir die Möglichkeit gege-ben drei Tage am Klinikum Neu-perlach bei Herrn Dr. Ruppert zu hospitieren sowie anschließend den 41. Deutschen Koloprokto-logen Kongress in München zu besuchen.

Klinikum NeuperlachMein erstes Ziel war das Klini-kum Neuperlach, ein Haus der höchsten Versorgungsstufe im Süden von München, an dem ich vom 09.03. bis 11. 3. 2015 hospi-tieren durft e. Die Klinik für All-gemeinchirurgie wird hierbei im Kollegialsystem von Frau Prof. Dr. Nüssler sowie Herrn Dr. Rup-pert geleitet. Während Frau Prof. Dr. Nüssler für den oberen Gast-rointestinaltrakt sowie die en-dokrine und die Hernienchirur-gie verantwortlich ist, liegt das Hauptaugenmerk von Herrn Dr. Ruppert auf der Koloproktologie.

Am Morgen des 9. 3. 2015 nahm ich zunächst an der Visi-te auf der chirurgisch geführten Intermediate Care teil. Die Visi-te war hierbei von einer kollegia-len und sehr konstruktiven Stim-mung geprägt.

Anschließend wurde die wöchentliche abteilungsinter-ne Fortbildung abgehalten. Es erfolgte zunächst eine Vorstel-lung der hauseigenen Ergebnis-se der Th erapie der perianalen Fisteln durch Herrn Dr. Hem-minger. Hierbei konnte bei Spal-tung der Fistel und anschließen-der Sphinkternaht auch nach 5-Jahren eine Rezidivfreiheit bei Nicht-Crohn-Fisteln von 78 % erreicht werden. Ergänzend er-folgte noch ein Vortrag zur Epi-demiologie und Therapie der Condylomata accuminata.

Danach ging ich mit Oberarzt Dr. Roemer in den Op. Es stan-den an diesem Tag verschiede-ne proktologische Operationen auf dem Plan. Bei einer Stapler-hämorrhoidopexie nach Longo erklärte mir Herr Dr. Roemer nochmals die wichtigen Schrit-te der Operation einschließlich möglicher „pitfalls“. Anschlie-ßend erfolgte eine Operation bei einem Patienten mit einem aus-geprägten Befund einer Condy-lomata accuminata sowie eine Narkoseuntersuchung einer Pa-tientin bei Verdacht auf ein Rezi-div einer transsphinkteren Fistel.

Am Nachmittag nahm ich an der Koloproktologischen Sprech-stunde teil. Diese wird an jedem Nachmittag von Montag bis Frei-tag von Herrn Dr. Ruppert sowie den Oberärzten durchgeführt.

Die Sprechstunde deckt dabei das gesamte Spektrum der Kolo-proktologie ab. Neben Nachkon-trollen von bereits entlassenen Patienten und Untersuchungen bei erstmalig vorstelligen Pati-enten wurden ergänzend auch Nachsorgeuntersuchungen bei Patienten mit Rektum- und Analkarzinomen durchgeführt.

Zwischen den Patienten be-stand ausreichend Zeit die Krank-heitsbilder mit Herrn Oberarzt Dr. Römer zu diskutieren und insbesondere Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Vorgehen in Neuperlach und in meiner Abteilung zu diskutieren. Interessant war hierbei insbeson-dere, dass Patienten mit einem Rektumkarzinom im mittleren Drittel entsprechend der Ergeb-nisse der OCUM-Studie bei ei-nem negativen CRM im MRT pri-mär operiert werden. Weiterhin fi el noch die hohe Anzahl der Pa-tienten auf, die mittels der APPE-AR (Anterior Perineal PlanE for

ultra low Anterior Resection oft the Rectum) – Technik operiert wurden und sich zur Nachkontrol-le in der Sprechstunde vorstellten.

Am folgenden Tag konnte ich Herrn Dr. Ruppert bei ver-schiedenen Koloproktologischen Operationen assistieren. Hier-zu gehörten eine Fistelexzision bei transsphinkterer Fistel mit Sphinkterspaltung und anschlie-ßender primärer Sphinkterrekon-struktion, die Versorgung einer jungen Frau mit einem Dammriss IV. Grades nach vaginaler Geburt sowie eine Resektionsrektopexie bei Rektumprolaps.

Am Nachmittag begleitete ich Herrn Dr. Ruppert bei der Kolo-proktologischen Sprechstunde und es ergab sich nochmals die Gelegenheit zur Diskussion ver-schiedener Krankheitsbilder so-wie deren Th erapie.

Am 3. Tag assistierte ich nochmals Herrn Dr. Roemer bei mehreren Fistel- sowie Hämor-rhoidenoperationen. Am Nach-mittag konnte ich zum Abschluss noch an der Interdisziplinären Tumorkonferenz teilnehmen, die einmal wöchentlich abgehal-ten wird. Das Vorgehen und die

Festlegung der möglichen Th era-pieoptionen wurde im interdiszi-plinären Konsens festgelegt und entspricht dem Vorgehen, wel-ches ich auch von meinen eige-nen Haus kenne.

41. Deutscher Koloproktologen-Kongress Im Anschluss an meine Hospi-tation in Neuperlach besuchte ich vom 12. bis 14. 3. 2015 den 41. Deutschen Koloproktolo-gen-Kongress ebenfalls in Mün-chen (. Abb. 7).

Am 12. 3. 2015 nahm ich zu-nächst am Aufbaukurs: Der ano rektale Prolaps teil. Hier-bei wurde von den Vortragen-den nochmals diff erenziert die Diff erentialdiagnostik und Th e-rapieoptionen des anorektalen Prolaps dargestellt. Interessant war hierbei insbesondere die Un-terscheidung zwischen den ver-schiedenen Prolapsformen, wie dem Anal-, dem Mukosa- und dem manifesten Rektumprolaps.

Parallel zu diesem Aufb aukurs fanden noch der Koloproktolo-gische Grundkurs, der Vorberei-tungskurs fürdie EBSQ-Prüfung, ein Gastroenterologie-update

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für Koloproktologen, ein Kurs zur chirurgischen Onkologie des kolorektalen Karzinom sowie Se-minare zur proktologischen Der-matologie und anorektalen In-kontinenz statt.

Der Kongress begann offi zi-ell am Morgen des 13. 3. 2015 mit einer Sitzung zur neoadjuvan-ten Th erapie des kolorektalen Karzinoms. Nach einer Einfüh-rung durch Herrn Prof. Hohen-berger war insbesondere die Vorstellung der Ergebnisse der Zwischenauswertung der FOx-TROT-Studie durch Herrn Prof. Morton aus Birmingham inte-ressant. In dieser Studie sollen die Wirksamkeit einer neoad-juvanten Chemotherapie bei T3-Tumoren des Kolons unter-sucht werden. Die bisherigen Er-gebnisse zeigen, dass hierdurch ein Downstaging und eine hö-here Rate an R0-Resektion er-reicht werden kann. Die Rate an Anastomoseninsuffi zienzen ist hierbei nicht erhöht. Weite-re Vorträge in dieser Sitzung be-schäft igten sich mit dem aktu-ellen Stand der neoadjuvanten Radiochemotherapie beim Rek-tumkarzinom, einer möglichen neoadjuvanten Th erapie im Sta-dium IV sowie deren Einfl uss auf die operative Th erapie. An-schließend erfolgten Sitzungen die im Rahmen von freien Vor-trägen das gesamte Spektrum der Koloproktologie abbildeten.

Das Nachmittagsprogramm begann mit einer Special Lecture von Herrn Prof. Montgomery zur Zukunft einer freien Ärzte-schaft und einer Special Lecture von Herrn Prof. Dingermann aus Frankfurt zum Th ema „Sollten wir in unsere Gene schauen – von der Faszination des Wissens in das eigene Erbgut“. In diesem in-formativen und unterhaltsamen Vortrag berichtete er unter ande-rem über seine eigenen Erfahrun-gen mit einer DNA-Analyse.

Im Anschluss beschäftigte sich eine Sitzung mit der Vorsor-ge und Prävention bei kolorekta-len Neoplasien.

Die Vormittagssitzung am 14. 3. 2015 war Standards und Neuerungen in der transana-

len Tumorchirurgie gewidmet. Anschließend wurden in der Preisträgersitzung des Jens J. Kirsch-Preises die besten einge-reichten wissenschaft lichen Ar-beiten in Kurzvorträgen vorge-stellt. Preisträger war hierbei die von Prof. Kneist aus Mainz vor-gestellte Arbeit zur Hybrid-TA-MIS TME, die sicherlich eine interessante Neuerung für die Zukunft darstellt.

Die abschließende Sitzung be-schäft igte sich in einem update Proktologie mit der aktuellen Th e-rapie von Analfi ssuren, dem Pilo-nidalsinus sowie der Akne inversa.

Für die Verleihung des Hos-pitationsstipendiums möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie bedanken.

Weiterhin möchte ich Herrn Prof. Ruppert für die Möglich-keit einer Hospitation im Kli-nikum Neuperlach danken. In diesem Rahmen möchte ich ins-besondere auch Herrn Dr. Roe-mer danken, der mich während meiner Hospitation quasi an die Hand genommen und mir wert-volle Tipps aufgrund seiner lang-jährigen Erfahrung in der Kolo-proktologie gegeben hat.

Weiterhin möchte ich mich bei meinem Chef Herrn Prof. Dr. Sailer sowie allen Kolleginnen und Kollegen in Hamburg be-danken, dass sie dieses Vorhaben unterstützt haben und während meiner Abwesenheit die zusätz-lich anfallende Arbeit übernom-men haben.

Die während dieser Hospita-tion sowie auch dem Koloprok-tologen-Kongress in München gemachten Erfahrungen bestär-ken mich darin, mich weiter in der Koloproktologie fortzubil-den und den Kongress auch im nächsten Jahr auf jeden Fall wie-der zu besuchen.

Korrespondenzadresse

Dr. Stefan EisoldtBethesda Krankenhaus BergedorfKlinik für ChirurgieGlindersweg 8021029 [email protected]

Ausschreibung „DR. KADE – Forschungsförderung“ der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (DGK)

Die Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie (DGK) bietet Chirurginnen und Chirurgen mit Ambitionen in der klinischen und experimentellen Forschung auf dem Gebiet der Koloprokto-logie erstmals eine Forschungs-förderung in Höhe von 10.000,– EUR an. Die Summe wird von der Firma DR. KADE zur Verfü-gung gestellt, die seit vielen Jah-ren ein wichtiger Anbieter im Indikationsgebiet Proktologie ist und die Forschung auf diesem Gebiet sowohl bezüglich konser-vativer wie auch invasiver Aspek-te voranbringen möchte. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln sollen experimentelle und klini-sche Forschungsprojekte unter-stützt werden. Die eingereich-ten Projektskizzen werden von einem durch den Vorstand der DGK ausgewählten Gremium begutachtet und die Förderung für den besten Vorschlag wird im Rahmen des Koloproktolo-genkongresses 2016 vergeben.

Voraussetzung für die Erlangung der Forschungsförderung sind:

5 der/die Bewerber(in) stellt einen Antrag nach untenste-henden formalen Kriterien

5 der/die Bewerber(in) ist ent-weder Facharzt für Allge-mein- oder Viszeralchirur-gie oder in Ausbildung zum Facharzt für Allgemein- oder Viszeralchirurgie

Formale Kriterien eines Bewerbungsantrages:

5 der Antrag sollte max. 5 Sei-ten (DINA4; 1,5 Zeilenab-stand; Schrift größe 11pt) umfassen inklusive:

5 Projektzusammenfassung, wissenschaft licher Hinter-grund, verwendete Metho-den, statistische Angaben, Personalbedarf, Materialkos-ten, Zeitrahmen

5 Kurzbeschreibung der bis-herigen klinischen Tätigkeit sowie Leistungen auf dem Gebiet der Koloproktologie (inkl. wissenschaft licher Tä-tigkeit)

5 Tabellarischer Lebenslauf mit Publikationsliste

5 Stellungnahme zu Beweg-gründen für die Bewerbung um eine solche Forschungs-förderung

5 Empfehlungsschreiben des Vorstandes bzw. Chefarztes/Klinikdirektors

Der/die Bewerberin verpfl ichtet sich einen Forschungsbericht zu verfassen und die wichtigsten Er-gebnisse im Journal coloproctolo-gy zu publizieren.

Die vollständigen Bewerbungs-unterlagen sind per E-Mail bis 31. 12. 2015 an die Geschäft sstelle der DGK e. V., Maienstr. 3, 79102 Freiburg i. Br. ([email protected]) zu senden.