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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
Übergangsmetallkomplexe mit Schwefelliganden, XXIII* Gekoppelte Alkylierungs-, Redox- und Substitutionsreaktionen an Metall-Schwefel-Zentren: Reaktionen von [Ru(PPh3 )2 dttd] mit Aziden RN3 und NEt4CN in CH2 CI2
(dttd2- = 2,3;8,9-Dibenzo-l,4,7,10-tetrathiadeean(-2); R = NEt4+, [C(NH2 )(NMe2)2]+, H+, Me3 S i-)Transition Metal Complexes with Sulfur Ligands, XXIII*Coupled Alkylation, Redox and Substitution Reactions at Metal Sulfur Centers:Reactions of [Ru(PPh3)2dttd] with Azides RN3 and NEt4CN in CH2C12(dttd2- = 2 ,3 ; 8,9-dibenzo-l,4,7,10-tetrathiadecane(—2); R = NEt4+, [C(NH2)(NMe2)2]", H - , Me3Si—)
Dieter Sellmann+ und Michael WaeberInstitu t für A norganische C hem ie der U niversitä t, E gerlandstraße 1, D-8520 E rlangen
Herbert BinderInstitu t für A norganische Chem ie der U n iversitä t, P faffenw aldring 55, D-7000 S tu ttgart 80
Roland BoeseInstitu t für A norganische C hem ie der U niversitä t (G H S ), U n iversitä tsstraße 5 —7, D-4300 Essen 1
Z . N aturforsch. 41b, 1541-1550 (1986); eingegangen am 1. Juli 1986
R uthenium Sulfur C om plexes, R eactions, E SC A , X -R ay
A t the transition m etal sulfur cen ter of [R u(PP h3)2d ttd ], (d ttd “- = 2 ,3 ;8 ,9 -d ibenzo-l,4 ,7 ,10- te tra th iad ecan e (—2)), the substitution of one PP h , ligand by anions like N 3~ or C N ' in C H 2C12 is always coupled with a chlorom ethylation of one th io la to S atom in d ttd - yielding the [d ttd -C H 2Cl] ligand; with N3~ conversion of azido into cyano ligands takes place additionally . In the reaction of [R u(PP h3)2dttd] with covalent azides like M e3SiN3 o r H N 3, the PP h3 substitu tion is also coupled with the oxidation of R u (II) to R u(III). T hus [R u(P P h3)2dttd ] on reaction with N E t4N 3 or N E t4CN in boiling C H 2C12 yields [R u(P P h3)(L )(d ttd -C H 2C l)], (L - N 3- , C N "), w hereas with M e3SiN3 or H N 3 in addition to [R u(PP h3)(N 3)(d ttd -C H 2Cl)] the param agnetic (ueff = 1.58 B .M .) [R u(PP h3)(N 3)(dttd)] is ob tained. The very stable [R u (P P h 3)(C N )(d ttd -C H 2Cl)] form s deeply coloured adducts with H + as well as [C rC l3(T H F )3], A1C13 and B F3. W ith M el it yields [R u(PP h3)(C N )(M e-d ttd -C H 2Cl)]I. All com pounds have been characterized by e lem ental analysis as well as spectroscopic m eans including E SC A ; the structure of [R u(P P h3)(C N )(d ttd -C H 2Cl)] has been solved by X-ray structure analysis.
1. Einleitung
Die Aufklärung chemischer Elementarprozesse wie Substitutions-, Additions- und Redoxreaktionen an Metall-Schwefel-Zentren ist für das Verständnis der Wirkungsweise vieler Metallenzyme und insbesondere Nitrogenase von grundlegender Bedeutung[2]. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir Reaktionen von [Ru(PPh3)2dttd] (dttd2- = 2,3;8,9-Di- benzo-l,4,7,10-tetrathiadecan(—2 )) untersucht, dessen Ru-Zentrum überwiegend von S-Atomen koordiniert ist [3]. In [Ru(PPh3)2dttd] wird ein PPh3-Li-
* X X II. M itteilung s. Ref. [1].+ Sonderdruckanforderungen an Prof. D r. D . Sellm ann.
V erlag de r Zeitschrift für N aturforschung, D-7400 T übingen0340-5087/86 /1200-1541/$ 01.00/0
gand leicht durch Neutralteilchen unter Bildung von [Ru(L)(PPh3)dttd] (L = z.B. CO, N2H 4 oder NH3) substituiert [4]. Eine PPh3-Substitution erfolgt auch durch Anionen bei den Umsetzungen mit Alkylhalogeniden RX, wobei gleichzeitig die Thiolato-S- Atome des dttd-Liganden alkyliert werden und [Ru(X)(PPh3)(Me2-dttd)]X [5] entsteht.
Mit Aziden erwarteten wir daher die Bildung von Azidokomplexen, die wir als Ausgangsverbindungen für die Synthese von N2-Komplexen verwenden wollten.
2. Ergebnisse und Diskussion
Die Umsetzungen von [Ru(PPh3)2dttd] mit ionischen oder kovalenten Aziden haben bislang in kei-
1542 D. Sellm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe m it Schwefelliganden
nem Fall zu einer einfachen Substitution des PPh3- Liganden gemäß Gl. 1
+ N-! + PPh3(1 )
geführt, sondern waren stets von weiteren Reaktionen wie Alkylierung der Thiolato-S-Atome, Oxidation des Ru-Zentrums oder Umwandlung des Azido- in einen Cyano-Liganden begleitet.
Reaktionen mit ionischen Aziden
Mit ionischen Aziden wie NEt4N3 oder Tetrame- thylguanidiniumazid [C(NH2)(NMe2)2]N3 bilden sich nach Gl. 2
[Ru(PPh3)2dttd]N r , 3 d
sied. CH2C12, - P P h 3
CH2Cl
r S ' / PPh3
sn3
^ , ch2ci
,pph3
S'l CN(2)
nebeneinander Azido- und Cyano-Komplexe, in denen der dttd-Ligand jeweils chlormethyliert ist. IR- spektroskopisch läßt sich bei der Reaktion zunächst die Bildung einer Verbindung mit einer IR-Bande bei 2030 cm-1 beobachten; bei längeren Reaktionszeiten, insbesondere beim Erwärmen der CH2C12-
Lösung zum Sieden, treten weitere Banden bei 2085 cm-1 sowie 2110 cm-1 auf, deren Intensität bei wiederholter N30 -Zugabe zunimmt (Abb. 1). Gleichzeitig verändert sich die Farbe der Reaktionslösung von gelb nach grün.
Abb. 1. IR -spektroskopische V erfolgung der R eaktion von [R u(P P h ,).d ttd ] mit N E t4N3 in C H 2C1: a) nach 2 h bei 20 °C, b) nach w eiteren 2 h E rhitzen zum Sieden, c) nach 1 d Sieden und e rn eu ter N E t4N r Z ugabe , und d) nach 3 d Sieden und w iederho lter N E t4Nr Zugabe.
D. Sellm ann et al. • Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden 1543
Chromatographisch (S i02, CH2C12/THF, - 2 0 °C, Lichtausschluß) ließen sich aus dem gebildeten Produktgemisch zwei Verbindungen als gelbe bzw. gelbgrüne Fraktionen eluieren.
In der ersten Fraktion war das Produkt mit der Bande bei 2030 cm-1 enthalten; es wurde elementaranalytisch, spektroskopisch, magnetochemisch und durch seine chemischen Reaktionen als der diamagnetische und neutrale Ru(II)-Azidokomplex [Ru(N3)(PPh3)dttd-CH2Cl] identifiziert. Seine Bildung läßt sich plausibel dadurch erklären, daß nach der Substitution der PPh3-Liganden durch N3e in dem intermediär gebildeten anionischen [Ru(N3)(PPh3)dttd]e die Nucleophilie der Thio- lato-S-Atome des dttd-Liganden so erhöht ist, daß diese durch das Lösungsmittel chlormethyliert werden [6], Die spektroskopischen Daten von [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] sind in Tab. IV aufgeführt.
[Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] ist labil und zersetzt sich in CH 2C12 bereits bei Raumtemperatur; in fester Form ist es nur geringfügig beständiger. Mit HCl in
CH2C12 wird HN 3 freigesetzt, das durch seine IR- Bande bei 2130 cm-1 identifiziert wurde.
Aus der zweiten Fraktion der Chromatographie wurde in lichtgrünen Kristallen das Produkt mit der Bande bei 2085 cm -1 erhalten. Die Elementaranalysen, die spektroskopischen Daten und die große chemische Stabilität ließen sich nicht mit einem weiteren Azidokomplex vereinbaren, erlaubten allerdings auch keine eindeutige Charakterisierung des Produktes. Diese war erst durch eine Röntgenstrukturanalyse möglich, die überraschend ergab, daß der Cyanokomplex [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)j gebildet worden war.
Für seine Bildung läßt sich ein Mechanismus diskutieren, bei dem der primär gebildete Azidokomplex unter N2-Abspaltung in einen Nitren- bzw. Ni- trido-Komplex mit einem nucleophilen N-Liganden übergeht [7]; Chlormethylierung durch das Lösungsmittel, Deprotonierung, HCl-Abspaltung und Isomerisierung liefern schließlich den Cyanokomplex (Gl. 3):
k $/ H2Cl P P h 3"N-N'N --- —
W / H 2CI
J / PPh3 1 H
O R u .•N
1 .K H 2Cl2, - CI
S ' I 2) - H* - HClS
\\ c h 2ci
C _ S N Cs
Ru.
™2Cl,PPh3
■CN ( 3 )
Erst der Befund der Röntgenstrukturanalyse ermöglichte es, die im 'H-NMR-Spektrum (270 MHz) im Bereich von 3,5 bis 5,6 ppm auftretenden Paare von Dubletts den Protonen der CH2C1-Gruppe zuzuordnen. Ihre Aufspaltung (11 Hz) und Shiftdiffe- renz bis zu 1,13 ppm zeigen, daß die geminalen Protonen bereits so unterschiedliche Umgebungen aufweisen, daß sie AX-Systeme bilden. Das Auftreten mehrerer dieser Dublettpaare ist auf Diastereomere zurückzuführen. Die röntgenstrukturanalytisch untersuchten Einkristalle enthielten nur ein Enantio- merenpaar; das 'H-NMR-Spektrum dieser Kristalle wies entsprechend auch nur ein Dublettpaar bei 5,56 sowie 4,82 ppm auf.
Röntgenstrukturanalyse von [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] • CH2C12 = C33H31ClNPRuS4 • CH2C12
Ein geeigneter Einkristall wurde bei Raumtemperatur aus einer CH2C12-Lösung nach Überschichten mit Pentan erhalten; die Verbindung kristallisiert dabei als Solvat mit einem Molekül CH2C12 aus.
Dieser Kristall wurde in einer Glaskapillare fixiert und mit graphitmonochromatisierter MoKa-Strah- lung auf einem Nicolet-R3-Vierkreisdiffraktometer bei —150 °C vermessen. Die Zelldimensionen, verfeinert aus 25 Reflexen, betrugen a — 10,627(8) Ä, b = 12,353(12) Ä, c = 14,457(15) Ä, a = 87,53(8)°, ß = 75,19(7)°, y = 73,07(7)°, V = 1754(3) Ä 3.
1544 D. Sellm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden
Raumgruppe P I , Z = 2, D x = 1,58 g/cm3, pi = 9,69 cm“1. Die Datensammlung nach der 20:a>-scan- Methode erbrachte einen Datensatz von 4585 Intensitäten (20max = 45°), von denen 3842 als beobachtet behandelt wurden (F0 ;> 3,5a(F)). Die Strukturlösung nach direkten Methoden, die Strukturverfeinerung nach Block-Kaskaden-Methoden und die Darstellungen erfolgten mit dem SHELXTL-Programm- system [8 a] auf einem NOVA-3/12-Rechner von Data General. Die Wasserstoffatome der Methylengruppen bzw. Phenylgruppen wurden als starre Gruppen (C—H-Abstand 0,96 Ä, H —C —H-Winkel 109,5° bzw. C —C —H-Winkel 120°) mit einem isotropen Temperaturfaktor verfeinert, der dem 1,2-fa- chen des Ujj-Tensors des zugehörigen C-Atoms entspricht, die Phenylgruppen wurden ebenfalls mit einem C —C —C-Winkel von 120° und einem C —C- Abstand von 1,395 Ä verfeinert. R = 0,0361, R w =0,0332, w“ 1 = cr(F) 4- 0,00008 • F2, Zahl der verfeinerten Parameter: 401. In Abb. 2 ist die Molekülstruktur von [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] wiedergegeben,inTab. Ia(s. Experimentelles)bzw. Ibsind die Atomkoordinaten bzw. wichtigsten Abstände und Winkel aufgeführt [8 b],
Das Ru-Zentrum ist pseudooktaedrisch von 1C-, 1 P- sowie 4 S-Atomen umgeben; die Stellung der Chloralkyl-Thioether-Gruppe (S3) weist darauf hin, daß im Edukt [Ru(PPh3)2dttd] die Thiolato-S-Atome mms-ständig sind, wie dies bislang bei allen röntgen-
[Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] (ohne Wasserstoffatome).
Tab. Ib. Ausgewählte Abstände und Winkel in [Ru(CN)(PPh,)(dttd-CH;Cl)].
Abstände (Ä) Winkel (°)
Ru —S, 2,379(1) S) —Ru —S2 86.8(1)Ru —S; 2,372(1) S ) - R u — S3 87,1(1)Ru —S3 2,336(1) S2—Ru — S4 86,1(1)R u- S 4 2.405(1) S^—Ru —C 14 86,5(1)R u - P 2,337(1) S j - R u - P 100,3(1)R u-C ,4 2.008(5) S3—Ru —P 90,4(1)C 3 4 - N 1.161(6) C 34—R u —P 86,6(1)s 3- C a 1.810(5) R u —C 3 4 —N 173.6(5)S3 — C 33 1.796(5) R u —S3—C25 109.1(2)Q j - C l , 1.768(6) R u —S2—C27 104.0(1)S| — c 28 1,795(5)S | - C 26 1.829(4)
strukturanalytisch untersuchten [M(dttd)]-Komple- xen gefunden wurde [9]. Die geringen Abweichungen der Bindungswinkel von 90° am Ru-Zentrum sind sicherlich mit den sterischen Erfordernissen des vierzähnigen Schwefel- bzw. PPh3-Liganden zu erklären. Die beiden Thiolato-Atome Sj und S2 weisen erwartungsgemäß gleiche Abstände zum Zentralmetall auf, die Ru —S3- bzw. Ru —S4-Abstände sind demgegenüber kürzer bzw. länger. Dafür dürfte der elektronenziehende Einfluß der Chlormethylgruppe bzw. die gegenüber den anderen S-Atomen geringere Koordinationszahl des Thiolato-S4-Atoms verantwortlich sein. Die Verschiedenheit der S-Atome zeigt sich im übrigen auch in den ESCA-Spektren (s.u.). Die anderen Abstände und Winkel liegen im Bereich der üblichen Werte. Spektroskopische D aten des Cyanokomplexes sind in Tab. IV zusammengestellt.
Chemische Eigenschaften von [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)J
Auffallend ist die hohe Stabilität dieses Cyanokomplexes: In 1,1,2,2-Tetrachlorethan läßt sich bis 140 °C weder merkliche Zersetzung noch eine Substitution des Cyano- oder Phosphin-Liganden z.B. durch CO beobachten.
Auch bei der Umsetzung mit Protonen- oder Le- wis-Säuren bleibt die Ru —CN-Einheit erhalten; dabei bilden sich tieffarbige Addukte mit r(CN)- Frequenzen bei 2100—2140 cm-1. Diese Produkte sind so labil, daß sie bisher nur spektroskopisch zu beobachten waren. Beim Einleiten z.B. von HC1- Gas in die gelbgrüne CH2C12-Lösung von [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] schlägt die Farbe nach
D. Seilm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden 1545
v(CN) [cm ']
[R u (C N )(P P h ,)(d ttd • C H ,C I)] • HCl violett 2100 vw[R u (C N )(P P h ,)(d ttd • C H ,C I)] • [C rC l,T H F ,] olivgrün 2110 vst[R u (C N )(P P h ,)(d ttd • C H ,C I)] • A1C1, blau 2120 vst[R u (C N )(P P h ,)(d ttd • C H ,C I)] • B F, hellbraun 2140 vst
Tab. II. r(C N )-F req u en zen und Farben der P ro tonen- und L ew is-Säure-A ddukt- verbindungen von [R u (C N )(P P h ,)(d ttd -C H ,C l)].
vw = sehr schw ach, vst = sehr stark.
violett um. Mit HCl-gesättigtem Pentan kann zwar anschließend noch ein violetter Niederschlag ausgefällt werden, er bildet jedoch beim Trocknen wie auch bei Einwirkung von Luftfeuchtigkeit sofort die Ausgangsverbindung zurück. Ähnliche Reaktionen werden auch mit den Lewis-Säuren [CrCl3(THF)3], A1C13 oder BF3 beobachtet (s. Tab. II). Wegen der Labilität der Addukte konnte bisher nicht geklärt werden, ob der Angriff der Säuren an den Thiolat- Atomen des S-Liganden oder dem N-Atom des CN- Liganden erfolgt.
Die große Stabilität des Cyanokomplexes ließ erwarten. daß er sich auch bei der direkten Umsetzung von [Ru(PPh3),dttd] mit CN0-Ionen nach Gl. 4 bildet:
[ R u ( P P h 3)2d ttd ]NEt4CN, 35 °C, 15 min CH2C12, —PPh3
(4)
c '/ r ^Ru
s' I
,CH2Cl
,pph3
•CN
Die gelbe Suspension des Phosphinkomplexes in CH2C12 wandelt sich dabei rasch in die grüngelbe Lösung des CN-Komplexes um; die mit der PPh3- Substitution durch CNe gleichzeitig erfolgende Chlormethylierung zeigt wiederum, daß bei Substitutionen am Komplex erzeugte negative Ladungen in CH2C12 sofort durch Umwandlung eines Thiolat- in ein Thioether-S-Atom kompensiert werden. Die enge Verknüpfung bzw. der möglicherweise sogar synchrone Ablauf beider Reaktionen erklärt wahrscheinlich, warum die anionischen Komplexe [Ru(CN)(PPh3)dttd]e bzw. [Ru(N3)(PPh3)dttd]e bisher — auch in nichtalkylierenden Lösungsmitteln wie THF oder Toluol — nicht erhalten werden konnten.
Die Nucleophilie des noch vorhandenen Thiolat-S- Atoms in [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] oder [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH,Cl)] ermöglicht unter milden Bedingungen eine weitere Alkylierung zu den einfach positiv geladenen Komplexkationen nach Gl. 5 bzw. 6 :
^ TT T CH,CI,, 30 °CC H ^ I h ----------*
+ C H J CH2C12, R.T.2 h
/CH2Cl
/ PPh3
■ch3
™2Cl
l/PPh3
S ' | N3 S"CH3
V__c/
(5)
(6)
Sie enthalten nur noch Thioether-S-Donoratome aufgebaut sein [5]. Ihre v(CN)- bzw. vas(N3)-Fre- und dürften analog wie der röntgenstrukturanaly- quenzen unterscheiden sich nur geringfügig von den tisch gesicherte Komplex [Ru(I)(PPh3)(Me,-dttd)]I neutralen Ausgangsverbindungen (vgl. Tab. IV).
1546 D . Sellm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe mit Schw efelliganden
Reaktionen mit Me3SiN3 und HN3
Wesentlich rascher als mit ionischen Aziden verläuft die Umsetzung von [Ru(PPh3)2dttd] mit kovalenten Aziden wie Me3SiN3 bzw. HN3; sie führt außerdem zu teilweise anderen Produkten. Bei der Umsetzung nach Gl. 7
+ Me3SiN3, 40 °C, 2,5 h ^ T PPh,r ™ oder + HN3, 30 °C, 6 h r S^Ru" 3 C S^Ru" (7)[Ru(PPh3)2dttd] CH2C1 _ pph?----------------» S ' « " " 3 + W f N3
Vv CH2ci
r
verfärbt sich die ursprünglich gelbe Suspension langsam braungelb. Aus der filtrierten Reaktionslösung fällt bei Zugabe von Petrolether zunächst ein brauner Niederschlag aus; beim Stehenlassen dieser Suspension scheiden sich innerhalb von 14 d bei —20 °C zusätzlich feine, schwarze Kristalle ab. Sie lassen sich aufgrund ihrer größeren Dichte und Schwerlöslichkeit leicht durch Abdekantieren vom restlichen Niederschlag abtrennen und mit CH2C12 waschen.
Diese Kristalle wurden als der Ru(III)-Azidokom- plex [Ru(N3)(PPh3)dttd] identifiziert: Die vas(N3)- Bande tritt im KBr-IR-Spektrum als intensive Absorption bei 2020 cm- 1 mit einer Schulter bei 1990 cm“ 1 auf; das magnetische Moment (Gouy- Waage, 295 K) beträgt ^ eff = 1,58 B.M. und entspricht dem „spin-only“-Wert eines ungepaarten Elektrons bzw. dem für low-spin-Ru(III)-Komplexe zu erwartenden Paramagnetismus. Im FD-Massen- spektrum wird das Molekülion als schwaches Signal bei m/e = 714 beobachtet.
Wie [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] reagiert auch dieser Azidokomplex in CH2Cl2-Suspension mit HCl unter HN 3-Abspaltung; die verbleibenden [Ru(PPh3)dttd]-Komplexe, in denen elementaranalytisch kein Stickstoff nachgewiesen werden konnte, wurden bislang nicht näher untersucht.
Der von den Kristallen abgetrennte Niederschlag stellt das Hauptprodukt der Reaktion nach Gl. 7 dar und wird als ockerfarbenes Pulver erhalten. Die spektroskopischen und elementaranalytischen Daten weisen es als den oben beschriebenen Ru(II)-Azido- komplex [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] aus, der bei dieser Synthese allerdings stets mit dem Ru(III)- Komplex verunreinigt anfällt. Dies ist sowohl an der Farbe wie auch an einer leichten Verbreiterung der 'H-NMR-Signale zu erkennen.
ESCA-Untersuchungen
Wegen der oben erwähnten Schwierigkeiten, [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] mit spektroskopischen und chemischen Methoden zweifelsfrei zu charakterisieren, haben wir vor der Röntgenstrukturanalyse auch noch eine ESCA-Untersuchung der beschriebenen Komplexe durchgeführt, in die wir zu Vergleichszwecken den röntgenstrukturanalytisch gesicherten Diazenkomplex [a-N2H 2{Ru(PPh3)dttd}2] einbezogen. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Tab. III zusammengefaßt sowie in Abb. 3 und 4 wiedergegeben:
Tab. III. N ( ls ) - , S (2p)-, R u(3d)- und P(2p)-B indungsenergien (eV) der Ru-Kom plexe.
Komplex N l s S2pi/2,3/2 Ru 3 d5/2 P 2 p
1) [R u(N ,)(P P h ,)(d ttd -C H ,C l)] 406,0 401,8 165,6 163,3 282,1 132,22) [R u(N 3)(PP h ,)d ttd ] 405,3 401,2 164,8 163,0 282,8 131,73) [R u(C N )(P Ph3)(d ttd-C H ,C l)] 399,8 164,8 162,6 282,5 131,74) [w -N ,H ,{R u(PPh3)dttd},] 403,0 165,1 163,3 282,9 131,8
D. Seilm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden 1547
405 400 eV
A bb. 3. N 1 s-E lek tronen lin ien der V erbindungen aus T ab. III.
160A bb. 4. S 2 p 1/2- ,S 2 p 3/2-E lek tronenli- nien der V erb indungen aus T ab . III.
Aus Abb. 4 ist zu ersehen, daß Thioether-S-Atome verschieden sind; den beiden[Ru(N3)(PPh3)dttd] und [//-N2H 2{Ru(PPh3)dttd}2] Thioether-S-Atomen kommt dabei die jeweilsein sehr ähnliches Linienmuster für die S2p- höhere Bindungsenergie zu. DementsprechendBindungsenergien aufweisen. Die Abweichungen ist bei [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] bzw.von dem zu erwartenden l:l-Intensitätsverhältnis [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] das Thioether-Signalsind auf die Überlagerung der S(2 p 1/2,3/2)-Linien- erheblich intensiver, das Thiolat-Signal tritt nurbreiten zurückzuführen, die für Thiolato- und mehr als Schulter auf.
Tab. IV. A usgew ählte spektroskopische D aten der Komplexe.
Komplex IR (K B r) [ c m 1](vas(N 3); v(CN))
'H -N M R (ppm , C D 2C12) (FD ) MS (m /e ,102R u)
[R u(N 3)(P P h3)(d ttd -C H 2Cl)](gelb)
2030 vst
•
1 .7 -2 ,9 (m , C ,H 4(4))3 .7 —5,7 (6 x d , C H ,C l(2 ))a 7,6 (m, C6H 5, Q H 4 (23))
763 M T 728 (M + —CI) 721 (M +- N 3)
[R u(N 3)(P P h3)(M e-d ttd -C H 2Cl)]I(orangegelb)
2020 vst 2 ,1 -3 ,0 (m, C ,H 4(4))2,2; 3,1 (2 x s , C H 3(3))b 3 ,5 -5 ,7 (6 x d , CH,C1(2))C 7,5 (m , Q H 5, C 6H 4(23))
848 [R u (I)(P P h 3)(d ttd -C H ,C l)] + 813 [R u (I)(P P h 3)(M e-d ttd )] +799 [R u (I)(P P h ,)d ttd ] +763 [R u (N ,)(P P h 3)(d ttd -C H ,C l)] + 728 [R u(N 3)(P P h 3)(M e-d ttd )] +721 [R u(P P h3)(d ttd -C H 2Cl)] +707 [R u (C l)(P P h3)dttd] +
[R u(N 3)(P P h3)dttd](schw arzbraun)
2020 vst 1990 Sch
param agn. 1,58 B .M . 714 M + (sehr schwach)
[R u(C N )(P Ph3)(d ttd -C H 2Cl)](lichtgrün)
2085 1 ,6 -3 .1 (m . C 2H 4(4))3 ,5 -5 ,6 (4 x d , C H ,C l(2 ))d 7,6 (m, C 6H 5, C 6H 4(23))
747 M +697 (M +- C H 2C1)
[R u(C N )(P Ph3)(M e-d ttd -C H 2C l)]I(gelborange)
2090 m 2 ,0 -3 ,8 (m , C ,H 4(4))2,2; 3,1 (2 x s , C H ,(3 ))b 3 ,9—5,6 (4 x d , C H ,C l(2 ))d 7,6 (m , C6H 5, C 6H 4(23))
747 [R u (C N )(P P h 3)(d ttd -C H ,C l)] + 712 [R u (C N )(P P h 3)(M e-d ttd )] +697 [R u (C N )(P P h 3)dttd] +
IR -D aten : In tensitä t der A bsorp tionen : vst = sehr stark , m = m ittel, Sch = Schulter; ‘H -N M R -D aten : ppm (rel. TM S); s = S ingulett. d = D ub le tt, m = M ultip lett; Z ah len in Klam m ern: rel. G esam tin tensität. a 6 D u b le tts , J HH = 11 Hz; b 2 Singuletts; c 6 D uble tts, 7Hh = 1 1 Hz; d 4 D ubletts, 7HH = 11 Hz.
405 400 eV
1548 D. Seilm ann et al. • Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden
Die Auflösung der N(1 s)-Spektren reichte aus, um für die Azidokomplexe jeweils zwei Linien zu beobachten (Abb. 3): Die N(ls)-Linie mit der geringeren Intensität ist jeweils dem mittleren, positiveren N-Atom zuzuordnen; das metallgebundene Stickstoffatom erhält durch die .T-Rückbindung die gleiche Elektronendichte wie das endständige, in
der Resonanzform M —N = N = N formal negative N- Atom, so daß die N(ls)-Linien für diese beiden Atome zusammenfallen und doppelte Intensität besitzen. Da für den Cyanokomplex nur eine N(ls)- Linie beobachtet wurde, konnte bereits zu diesem Zeitpunkt das Vorliegen eines Azidoliganden ausgeschlossen werden. Die niedrige Bindungsenergie bestätigt die hohe ;r-Akzeptorstärke des Cyano-Ligan- den und stimmt mit den Werten anderer CN-Kom- plexe überein [10 ].
Experimentelles
Allgemeines
Alle Reaktionen wurden unter Stickstoff in abso- lutierten, stickstoffgesättigten Lösungsmitteln durchgeführt und — soweit möglich — IR-spektro- skopisch verfolgt. Die Lösungsspektren wurden in CaF2-Küvetten mit Kompensation der Lösungsmittelabsorptionen aufgenommen. Die Spektren wurden auf folgenden Geräten vermessen: IR: Zeiss IMR 16; 'H-NMR: Jeol FT JNM-GX 270; MS: Varian MAT 212. Die ESCA-Messungen wurden mit dem Röntgen-Photoelektronenspektrometer ES 200 der Fa. AEI, Manchester, England, durchgeführt. Die Photoionisierung erfolgte mit einer Röntgenröhre mit Al-Anode (Al —Kal 2 = 1486,6 eV), die mit 18 kV/mA betrieben wurde. Die E B-Werte wurden aus je drei Messungen gemittelt; als Referenz diente die Au(4f7o)-Linie bei 84,0 eV. Während der Bestrahlung ließ sich keine Veränderung der Spektren beobachten. [Ru(PPh3)2dttd] wurde nach I.e.[3] synthetisiert; NEt4N3 wurde durch doppelte U m setzung von NaN3 mit NEt4Cl in MeOH und Umkristallisieren aus Aceton erhalten.
Synthesen
1. [ R u ( N 3) ( P P h 3) ( d t t d - C H 2C l)]
a) aus [Ru(PPh3)2dttd] und NEt4N3 bzw. [C(NH2)(NMe2)2]N3
Eine Suspension von 1 g (1 mmol) [Ru(PPh3)2dttd] in 50 ml C H 2C12 wird mit 0,1 g (1,5 mmol) NEt4N3 bzw. 0,2 g (1.5 mmol) [C(NH2)(NMe2)2]N3 unter Lichtausschluß 3 d zum Sieden erhitzt, wobei nach
Tab. Ia . A tom koord ina ten (x lO 4) und isotrope T h erm alparam eter ( p n r x lO -1) der N ichtw asserstoffatom e.
A y z U
Ru( l ) 1934(1) 7567(1) 1253(1) 14(1)*S (l) 80(1) 8572(1) 619(1) 17(1)*S(2) 2911(1) 6597(1) - 258(1) 17(1)*S(3) 676(1) 6312(1) 1864(1) 18(1)*S(4) 2992(1) 8989(1) 559(1) 19(1)*P d ) 1285(1) 8479(1) 2756(1) 15(1)*C l(l) 937(1) 3811(1) 1909(1) 35(1)*Cl(2) -3 8 8 4 (3 ) 4633(1) 3710(2) 86(1)*Cl(3) -2 9 9 3 (2 ) 6568(1) 4030(1) 64(1)*N( 1) 4402(4) 5901(3) 1917(3) 26(2)*C(2) 2321(2) 9231(3) 4141(2) 25(2)*C(3) 3330 9435 4504 28(2)*C(4) 4643 9259 3919 23(2)*C(5) 4947 8878 2970 22(2)*C(6) 3938 8673 2607 19(2)*C (l) 2625 8850 3192 18(2)*C(8) - 577(3) 8025(2) 4430(2) 26(2)*C(9) - 934 7381 5217 34(2)*C(10) - 16 6362 5359 36(2)*C(11) 1260 5985 4715 36(2)*C(12) 1616 6628 3928 26(2)*C(7) 698 7648 3785 21(2)*C( 14) -1 3 4 4 (3 ) 9699(2) 2738(2) 21(2)*C(15) -2 4 7 0 10654 2843 23(2)*C(16) -2 3 9 0 11698 3111 22(2)*C(17) -1 1 8 6 11788 3275 25(2)*C( 18) - 60 10833 3170 22(2)*C(13) - 140 9788 2901 18(2)*C(19) 4041(4) 7351(4) - 914(3) 15(2)*C(20) 4908(4) 6869(4) -1 7 9 0 (3 ) 21(2)*C(21) 5785(5) 7433(4) -2 3 2 2 (4 ) 25(2)*C(22) 5815(4) 8460(4) -1 9 7 5 (3 ) 24(2)*C(23) 4953(5) 8934(4) -1 1 1 4 (3 ) 22(2)*C(24) 4038(4) 8384(4) - 556(3) 17(2)*C(25) 1593(5) 4917(4) 1325(4) 28(1)C(26) 758(5) 8261(4) - 668(3) 20(2)*C(27) 1548(5) 7032(4) - 882(3) 19(2)*C(28) -1 0 3 7 (4 ) 7692(4) 845(3) 17(2)*C(29) -2 2 0 8 (5 ) 8007(4) 486(3) 24(2)*C(30) -3 0 5 0 (5 ) 7309(4) 611(4) 29(2)*C(31) -2 7 6 8 (4 ) 6324(4) 1108(4) 28(2)*C(32) -1 6 4 0 (4 ) 6013(4) 1486(3) 25(2)*C(33) - 751(4) 6689(4) 1344(3) 19(2)*C(34) 3539(5) 6560(4) 1663(3) 18(2)*C(35) -4 3 3 1 (7 ) 6129(5) 3772(5) 54(3)*
* Ä quivalente isotrope U berechnet als ein D ritte l der Spur des o rthogonalen U irT ensors.
jeweils etwa 12 h weitere 0,1 g NEt4N3 bzw. 0,2 g [C(NH2)(NMe2)2]N3 zugegeben werden. Anschließend wird die Reaktionslösung filtriert und das Filtrat auf ca. 5 ml eingeengt. Diese Lösung wird über S i0 2 (Aktivitätsstufe 5) in C H 2C12/THF (5:1) bei —20 °C unter Lichtausschluß chromatographiert (1 = 75 cm, 0 = 2 cm). Dabei werden 2 Fraktionen
D. Seilm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe mit Schwefelliganden 1549
beobachtet: Aus der auf 10 ml eingeengten ersten Fraktion wird mit 80 ml Petrolether das THF-Solvat von [Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] • THF als hellgelbes Pulver ausgefällt. Ausbeute: 150 mg (18% d.Th.).Elementaranalyse für C,7H 37C 1N 3OPRuS4 (835,5)
Gef. C 54,80 H 4,66 N 5,76,Ber. C 53,19 H 4,46 N 5,03.
b) aus [Ru(PPh3)2dttd] und HN3 bzw. Me3SiN3
Eine Suspension von 1 g (1 mmol) [Ru(PPh3)2dttd] in 40 ml CH2C12 wird mit 10 ml einer etwa 10-proz. HN3-Lösung in CH2C12 (ca. 25 mmol) versetzt und6 h bei 30 °C gerührt, wobei eine braungelbe Suspension entsteht.
Bei der Umsetzung mit Me3SiN3 wird 1 g (1 mmol) [Ru(PPh3)2dttd] in 50 ml CH2C12 mit 1 ml (ca. 8 mmol) Me3SiN3 etwa 2,5 h zum Sieden erhitzt. Man filtriert von Ungelöstem ab und versetzt das Filtrat nach Einengen auf 20 ml mit 80 ml Petrolether, wobei ein ockerfarbener Niederschlag ausfällt. Nach etwa 2 Wochen bei —25 °C haben sich aus dieser Suspension schwarzbraune Kristalle abgeschieden, von denen der flockige Niederschlag mit der Mutterlauge abdekantiert wird. Der flok- kige Niederschlag wird durch Filtration abgetrennt, mit wenig Petrolether gewaschen und getrocknet. Ausbeute: 300 mg (39% d.Th.) (bzw. 350 mg (46%) bei der Me3SiN3-Umsetzung) ockerfarbenes f Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)].Elementaranalyse für C33H 29C1N3PRuS4 (763,38)
Gef. C 51,81 H 4,38 N 5,29,Ber. C 51,92 H 3,83 N 5,51.
2. [ R u ( N 3) ( P P h 3) d t t d ]
Die schwarzbraunen Kristalle, von denen der Ru(II)-Azidokomplex unter 1 b) mit der Mutterlauge abdekantiert wurde, werden mit CH2C12 gewaschen und getrocknet. Ausbeute: 90 mg (13% d.Th.) (bzw. 150 mg (2 1 % d.Th.) bei der Me3SiN3-Umset- zung) [Ru(N3)(PPh3)dttd],
Elementaranalyse für C32H 27N3PRuS4 (713,9)Gef. C 53,99 H~4,05 N 5,97,Ber. C 53,84 H 3,81 N 5,89.
3. [ R u ( C N ) ( P P h 3) ( d t t d - C H 2Cl)]a) aus [Ru(PPh3)2dttd] mit NEt4N3 bzw. [C(NH2)(NMe2)2]N3
Bei der unter 1 a) beschriebenen Chromatographie der Reaktionslösung wird eine zweite, gelbgrüne Fraktion aufgefangen. Diese Fraktion wird zur Trockne abgezogen, in 5 ml CH2C12 wieder aufgelöst und unter gleichen Bedingungen wie bei 1 a) erneut
chromatographiert. Der Cyanokomplex wandert dabei als grüngelbe Zone über die Säule, die Reinheit dieser Fraktion wird IR-spektroskopisch anhand der Bande bei 2085 cm-1 kontrolliert. Das Lösungsmittel wird zur Trockne abgezogen, der Rückstand in 10 ml CH2C12 gelöst, filtriert und vorsichtig mit 50 ml Petrolether überschichtet. Bei R.T. kristallisieren innerhalb 2—3 d 200 mg (25% d.Th.) lichtgrüne Kristalle von [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2C l ) ] C H 2Cl2 aus.Elementaranalyse für C3sH31C1,NPRuS4 (832,3)
Gef. C 50,24 H 3,67 N 1,60,Ber. C 50,51 H 3,75 N 1,68.
b) aus [Ru(PPh3)2dttd] und NEt4CNEine Suspension von 0,5 g (0,5 mmol)
[Ru(PPh3)2dttd] in 40 ml CH2C12 wird mit 2 g (16 mmol) NEt4CN 15 min zum Sieden erwärmt, wobei bereits nach etwa 2 min eine klare, gelbgrüne Lösung entsteht. Die auf 20 ml eingeengte Reaktionslösung wird dreimal mit je 50 ml H20 gewaschen, mit Na2S 0 4 getrocknet, filtriert und mit 100 ml Petrolether überschichtet. Innerhalb von 1 —2 d scheidet sich [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] • CH2C12 in lichtgrünen Kristallen ab. Ausbeute: 470 mg (57% d.Th.).Elementaranalyse für C 3sH 31C l3N P R u S 4 (832,3)
Gef. C 51,47 H 3,51 N 2,07,Ber. C 50,51 H 3,75 N 1.68.
4. P r o t o n i e r u n g von [ R u ( C N ) ( P P h 3) ( d t t d - C H 2C l)]
In eine Lösung von 300 mg (0,36 mmol) [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] in 20 ml CH2C12 leitet man in schwachem Gasstrom HCl ein. wobei ein sofortiger Farbumschlag der grüngelben Lösung nach violett erfolgt. Mit 80 ml HCl-gesättigtem Petrolether wird ein violetter Niederschlag ausgefällt, der sich jedoch bereits beim Trocknen wieder gelb färbt. Aus der HCl-haltigen CH2C12-Lösung kann der Ausgangskomplex durch Auswaschen mit dreimal 15 ml H20 , Trocknen der CH2C12-Phase mit Na2S 0 4 und Ausfällen mit 80 ml Petrolether zurückerhalten werden.
5. [ R u ( N 3) ( P P h 3) ( M e - d t t d - C H 2C l) ] IEine Lösung von 200 mg (ca. 0.25 mmol)
[Ru(N3)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] in 15 ml CH2C12 wird mit 0,5 ml (1,15 g, 8 mmol) CH3I 2 h bei R.T. gerührt. Die gelbe Reaktionslösung wird zur Trockne abgezogen, der Rückstand in 20 ml CH2C12 wieder aufgelöst, filtriert und vorsichtig mit Pentan überschichtet. Innerhalb von 3 d kristalli
1550 D. Sellm ann et al. ■ Ü bergangsm etallkom plexe m it Schw efelliganden
sieren 200 mg (81% d.Th.) des CH2Cl2-Solvats [Ru(N3)(PPh3)(Me-dttd-CH2Cl)]I ■ CH2C12 in dunkelgelben Nadeln aus.
Elementaranalyse für C35H34CI3N3PR11S4 (990,3) Gef. C 42,94 H 3,23 N 4,31,Ber. C 42.45 H 3,46 N 4.24.
6 . [ R u ( C N ) ( P P h 3) ( M e - d t t d - C H 2C l) ] I
Eine Lösung von 300 mg (0,36 mmol) [Ru(CN)(PPh3)(dttd-CH2Cl)] in 20 ml CH2C12 wird mit 1 ml C H 3I (2,3 g, 16 mmol) versetzt und bei 30 °C etwa 1 h gerührt, wobei sich die Farbe nach gelborange verändert. Abziehen zur Trockne, Lösen des Rückstandes in 10 ml CH2C12, Filtrieren
und Überschichten des Filtrats mit 50 ml Petrolether liefern 330 mg des CFl2Cl2-Solvats [Ru(CN)(PPh3)(Me-dttd-CH2Cl)]I-CH2Cl2 (94% d.Th.).
Elementaranalyse für C36H34Cl3NPRuS4 (974,2)Gef. C 45,83 H 3,73 N 1,59,Ber. C 44,38 H 3,52 N 1.44.
Diese Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Verband der Chemischen Industrie — Fonds der Chemischen Industrie— und der Dr.-Otto-Röhm-Gedächtnisstiftung unterstützt. wofür wir auch an dieser Stelle herzlich danken möchten.
[1] X X II. M itteilung: D . Sellm ann, G. B inker und R. B oese, J. O rganom et. C hem . 311, C l l (1986).
[2] Vgl. dazu: M olybdenum Enzym es, Ed. Th. G. Spiro, J. W iley and Sons, New Y ork 1985.
[3] D. Sellm ann und E. B öhlen , Z . N aturforsch. 37b, 1026 (1982).
[4] D. Sellm ann und M. W aeber, Z . N aturforsch. 41b, 877 (1986).
[5] D. Sellm ann, M. W aeber, G . H ü ttn e r und L. Z solnai, Inorg. Chim . A cta 118, 49 (1986).
[6] Vgl. dazu: E. D eutsch . M. J. R oot und D. L. Nosco. in A dvances in Inorganic and B ioinorganic M echanism s, Vol. 1, E d. A . G. Sykes, A cadem ic Press, L ondon 1982, p. 269.
[7] E ine N itren-Z w ischenstufe wird z .B . auch bei der Bildung von [{R u(N H 3)5}N2]4+ aus [R u(N H 3)5N 3]2+ diskutiert: L. A. P. Kane M aguiere. P. S. Sheridon. F. Basolo und R. G . Pearson. J. A m . C hem . Soc. 92, 5685 (1970).
[8] a) SH EL X T L -Program m system von Prof. D r. G. M. Sheldrick, G öttingen (R evision 1983);b) w eitere E inzelheiten zur K rista llstruk turun ter- suchung können beim F achinform ationszen trum E nerg ie, Physik, M athem atik G m b H , D-7514 Eggen- stein-L eopoldshafen 2, u n ter A ngabe der H in terle gungsnum m er CSD 51985, der A u to ren und des Z eitschriftenzitats angefordert w erden.
[9] Vgl. z .B . die R ön tgenstruk turanalysen von [w-N^H^{Ru(PPh3)dttd}->] oder[R u(N 2H 3M e)(PP h3)d ttd j: D. Sellm ann, E. B öhlen , M. W aeber, G. H ü ttn er und L. Z solnai. Angew’. C hem . 97, 984 (1985): A ngew. C hem ., In t. Ed. Engl. 24, 981 (1985), bzw. I.e. [4],
[10] D. N. H endrickson, J. M. H ollander und W. L. Jolly, Inorg. Chem . 8, 2642 (1969).