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D 8512 50. Jahrgang Nr. 32 Montag, 18. August 2014 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de „Mit großer Entschlossenheit“ Bundesregierung startet den Hilfseinsatz für die notleidende Bevölkerung im Nordirak. Berlin. Die Bundesregierung hat am vergangenen Freitag den Hilfseinsatz für die notlei- dende Bevölkerung im Nordirak gestartet. Am Freitagmorgen um 6.55 Uhr hob die erste geschützte TRANSALL C-160 der Bundes- wehr vom Fliegerhorst Hohn in Schleswig-Holstein ab. Dieser ersten Maschine folgten im Laufe des Freitagvormittags insgesamt drei weitere geschützte und eine ungeschützte TRANSALL nach. Die Transportflugzeuge der Luft- waffe, die ins Krisengebiet ent- sandt wurden, führten insgesamt 36 Tonnen Hilfsgüter wie Sani- tätsmaterial, Lebensmittel und Decken mit sich. Ziel ist das kur- dische Erbil im Nordirak, wo Hilfsorganisationen der Verein- ten Nationen die Lieferungen in Empfang nehmen und die wei- tere Verteilung gewährleisten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war am Freitag- morgen beim Start der Hilfsaktion auf dem Militärflugplatz in Hohn mit dabei. „Mir war wichtig, dass Deutschland zügig die erste Hilfs- lieferung auf den Weg bringt“, erklärte die Verteidigungsminis- terin unmittelbar vor dem Start der ersten Maschine mit acht Tonnen Hilfsgütern an Bord. Die Minis- terin sagte weiter, Deutschland habe „mit großer Entschlossen- heit“ seine Verantwortung wahr- genommen. Die fünf Maschinen flogen am vergangenen Freitag zunächst den türkischen Militärstütz- punkt Incirlik an. Von Incirlik aus flogen drei der geschützten TRANSALLS die Hilfsliefer- ungen im Shuttle-Einsatz nach Erbil. Nach den Planungen vom ver- gangenen Freitag sollte der Hilfs- einsatz bereits am darauffolgen- den Samstag abgeschlossen sein. Möglicherweise werden in dieser Woche weitere Hilfsflüge folgen. In den Tagen zuvor hatte die Bundesregierung mit Hochdruck an der Vorbereitung der Hilfs- lieferungen gearbeitet. Von der Leyen sagte, auch die Liefer- ung von Ausrüstungsmaterial wie Schutzhelmen, Schutzwes- ten oder Unimogs könne sich „in den nächsten Tagen konkre- tisieren“. Zu möglichen Waffenliefer- ungen in den Nordirak äußer- ten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Verteidigungsmi- nisterin und Außenminister Frank-Walter Steinmeier aller- dings zurückhaltend, schlossen diese jedoch auch nicht gänz- lich aus. Die Kanzlerin sagte: „Es gibt bei Rüstungsexporten für die Regierung immer einen politi- schen und rechtlichen Spielraum, und den werden wir, wenn nötig, ausschöpfen.“ Der internationale Hilfseinsatz war von der westlichen Staaten- gemeinschaft für dringend not- wendig erachtet worden, weil sich die humanitäre Situation der Bevölkerung im Nordirak durch die menschenverachten- den Angriffe der Dschihadisten- gruppe Islamischer Staat (IS) in den vergangenen Wochen dra- matisch verschärft hatten und ein Völkermord drohte. Vor diesem Hintergrund griff knapp drei Jahre nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak das US-Militär erneut in dem Land ein. Die US-Luftwaffe bombardierte am vorvergange- nen Freitag Stellungen der IS im Nordirak, um den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. In den dar- auffolgenden Tagen bombardier- ten US-Kampfflugzeuge wieder- holt Ziele im Irak. US-Präsident Barack Obama hatte die „gezielten Luftangriffe“ genehmigt, um nach eigenen Angaben einen Völkermord zu verhindern und den Vormarsch der Extremisten zu stoppen. Der US-Präsident kündigte einen zeit- lich begrenzten Militäreinsatz an und schloss eine Rückkehr von Bodentruppen aus. Politisch ordnet sich die Lage im Irak unterdessen neu. Der amtierende Ministerpräsident Nuri Al-Maliki verzichtete am vergangenen Donnerstag zuguns- ten seines designierten Nachfol- gers Haidar al-Abadi auf eine dritte Amtszeit. Die USA und die UNO reagierten erleichtert auf den Rückzug al-Malikis. Er wolle die Bildung einer neuen Regier- ung ermöglichen, sagte al-Ma- liki, der sich bis zuletzt gewei- gert hatte, seinem Konkurrenten das Feld zu überlassen. Sein Sinneswandel wurde international begrüßt. UN-Gene- ralsekretär Ban Ki Moon erklärte, nunmehr sei der Weg für eine rasche Regierungsbildung end- lich frei. (eb) NACHRICHTEN MINISTERIUM Meinungsbild Studien zur Vereinbarkeit von Dienst und Familie sowie zu Afghanistanrückkehrern liefern ein Meinungsbild. Seite 3 EINSATZ Epidemie in Afrika Nach Ausbruch der Ebola-Seu- che in den Nachbarstaaten sind die Soldaten in Mali auf den Ernstfall vorbereitet. Seite 5 BUNDESWEHR „Mr. KFOR“ General Klaus Reinhardt war der erste Deutsche, der das Oberkom- mando über eine multinationale Friedensmission erhielt. S. 6/7 VERMISCHTES Unechte Briefe Die Email revolutionierte die globale Kommunikation. Vor 30 Jahren kam die erste in Deutschland an. Seite 11 Foto:dpa/pa Ministerin am Ort des Geschehens: Beim Verladen der Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Nordirak auf dem Fliegerhorst Hohn informiert sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei einem Lademeister über die Fracht. Foto: dpa/pa Start frei für den Hilfseinsatz: Eine TRANSALL C 160 der Luftwaffe rollt zum Start. Das Ziel der Mission lautet Erbil im Nordirak.

50. Jahrgang Nr. 32 Montag, 18. August 2014 „Mit großer ...€¦ · Nuri Al-Maliki verzichtete am vergangenen Donnerstag zuguns - ten seines designierten Nachfol-gers Haidar al-Abadi

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50. Jahrgang Nr. 32 Montag, 18. August 2014

DIE BUNDESWEHR IM INTERNET

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www.flickr.com/photos/augustinfotos

www.wirdienendeutschland.de

„Mit großer Entschlossenheit“Bundesregierung startet den Hilfseinsatz für die notleidende Bevölkerung im Nordirak.

Berlin. Die Bundesregierung hat am vergangenen Freitag den Hilfseinsatz für die notlei-dende Bevölkerung im Nordirak gestartet. Am Freitagmorgen um 6.55 Uhr hob die erste geschützte TRANSALL C-160 der Bundes-wehr vom Fliegerhorst Hohn in Schleswig-Holstein ab. Dieser ersten Maschine folgten im Laufe des Freitagvormittags insgesamt drei weitere geschützte und eine ungeschützte TRANSALL nach.Die Transportflugzeuge der Luft-waffe, die ins Krisengebiet ent- sandt wurden, führten insgesamt 36 Tonnen Hilfsgüter wie Sani-tätsmaterial, Lebensmittel und Decken mit sich. Ziel ist das kur-dische Erbil im Nordirak, wo Hilfsorganisationen der Verein-ten Nationen die Lieferungen in Empfang nehmen und die wei-tere Verteilung gewährleisten.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war am Freitag-morgen beim Start der Hilfsaktion auf dem Militärflugplatz in Hohn mit dabei. „Mir war wichtig, dass Deutschland zügig die erste Hilfs-lieferung auf den Weg bringt“, erklärte die Verteidigungsminis-terin unmittelbar vor dem Start der ersten Maschine mit acht Tonnen Hilfsgütern an Bord. Die Minis-terin sagte weiter, Deutschland habe „mit großer Entschlossen-heit“ seine Verantwortung wahr-genommen.

Die fünf Maschinen flogen am vergangenen Freitag zunächst

den türkischen Militärstütz-punkt Incirlik an. Von Incirlik aus flogen drei der geschützten TRANSALLS die Hilfsliefer- ungen im Shuttle-Einsatz nach Erbil.

Nach den Planungen vom ver-gangenen Freitag sollte der Hilfs- einsatz bereits am darauffolgen-den Samstag abgeschlossen sein. Möglicherweise werden in dieser Woche weitere Hilfsflüge folgen.

In den Tagen zuvor hatte die Bundesregierung mit Hochdruck an der Vorbereitung der Hilfs-

lieferungen gearbeitet. Von der Leyen sagte, auch die Liefer- ung von Ausrüstungsmaterial wie Schutzhelmen, Schutzwes-ten oder Unimogs könne sich „in den nächsten Tagen konkre-tisieren“.

Zu möglichen Waffenliefer- ungen in den Nordirak äußer-ten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Verteidigungsmi-nisterin und Außenminister Frank-Walter Steinmeier aller-dings zurückhaltend, schlossen diese jedoch auch nicht gänz-lich aus. Die Kanzlerin sagte: „Es gibt bei Rüstungsexporten für die Regierung immer einen politi-schen und rechtlichen Spielraum, und den werden wir, wenn nötig, ausschöpfen.“

Der internationale Hilfseinsatz war von der westlichen Staaten-gemeinschaft für dringend not-wendig erachtet worden, weil sich die humanitäre Situation der Bevölkerung im Nordirak durch die menschenverachten-den Angriffe der Dschihadisten-gruppe Islamischer Staat (IS) in den vergangenen Wochen dra-matisch verschärft hatten und ein Völkermord drohte.

Vor diesem Hintergrund griff knapp drei Jahre nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak das US-Militär erneut in dem Land ein. Die US-Luftwaffe

bombardierte am vorvergange-nen Freitag Stellungen der IS im Nordirak, um den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. In den dar -auffolgenden Tagen bombardier-ten US-Kampfflugzeuge wieder-holt Ziele im Irak.

US-Präsident Barack Obama hatte die „gezielten Luftangriffe“ genehmigt, um nach eigenen Angaben einen Völkermord zu verhindern und den Vormarsch der Extremisten zu stoppen. Der US-Präsident kündigte einen zeit-lich begrenzten Militäreinsatz an und schloss eine Rückkehr von Bodentruppen aus.

Politisch ordnet sich die Lage im Irak unterdessen neu. Der amtierende Ministerpräsident Nuri Al-Maliki verzichtete am vergangenen Donnerstag zuguns-ten seines designierten Nachfol-gers Haidar al-Abadi auf eine dritte Amtszeit. Die USA und die UNO reagierten erleichtert auf den Rückzug al-Malikis. Er wolle die Bildung einer neuen Regier- ung ermöglichen, sagte al-Ma -liki, der sich bis zuletzt gewei-gert hatte, seinem Konkurrenten das Feld zu überlassen.

Sein Sinneswandel wurde international begrüßt. UN-Gene-ralsekretär Ban Ki Moon erklärte, nunmehr sei der Weg für eine rasche Regierungsbildung end-lich frei. (eb)

NACHRICHTEN

MINISTERIUM

MeinungsbildStudien zur Vereinbarkeit von Dienst und Familie sowie zu Afghanistanrückkehrern liefern ein Meinungsbild. Seite 3

EINSATZ

Epidemie in AfrikaNach Ausbruch der Ebola-Seu-che in den Nachbarstaaten sind die Soldaten in Mali auf den Ernstfall vorbereitet. Seite 5

BUNDESWEHR

„Mr. KFOR“General Klaus Reinhardt war der erste Deutsche, der das Oberkom-mando über eine multinationale Friedensmission erhielt. S. 6/7

VERMISCHTES

Unechte BriefeDie Email revolutionierte die globale Kommunikation. Vor 30 Jahren kam die erste in Deutschland an. Seite 11

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:dpa

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Ministerin am Ort des Geschehens: Beim Verladen der Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Nordirak auf dem Fliegerhorst Hohn informiert sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei einem Lademeister über die Fracht.

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: dpa

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Start frei für den Hilfseinsatz: Eine TRANSALL C 160 der Luftwaffe rollt zum Start. Das Ziel der Mission lautet Erbil im Nordirak.

2 aktuell INTERN 18. August 2014

Sanfter Riese: Nachdem Robert Harting Gold bei der Europameisterschaft im Diskus gewonnen hatte, zeriss der Sportsoldat sein Trikot nicht, sondern herzte es ausgiebig.

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ago

BILD DER WOCHE

IMPRESSUM

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ISSN: 1618-9086

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr über-nommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

EDITORIAL

„Die Geschichte wird zeigen, ...“ Dieser Satz schwebt über bei-nahe allen Entscheidungen, die Politiker treffen. Sie gestalten schließlich die Zukunft, ob aber die gewünschten Effekte eintre-ten werden, kann niemand tat-sächlich vorhersagen.

So werden auch die Kämpfe im Nordirak vielfach als Fol-geerscheinung der US-Invasion im Jahr 2003 gesehen, die eine Destabilisierung des Landes nach sich gezogen habe. Doch ob diese Einschätzung korrekt ist oder nicht, ist heute zunächst irre-levant. Angesichts der Berichte von Flüchtenden und Verstößen gegen die Menschlichkeit scheint eine Diskussion auf dieser Meta-ebene unverantwortlich.

Die Politik muss auf die aktu-elle Lageentwicklung reagie-ren. Nur über das „Wie“ gibt es unterschiedliche Ansichten. Die Vereinten Nationen drängen auf eine rasche Regierungsbildung im Irak für eine politische Resta-bilisierung. Die USA greifen seit Kurzem direkt mit Luftschlä-gen ein, Frankreich will Waffen an die kurdischen Peschmerga liefern.

In Deutschland ist die Debatte um die Lieferung von Offen-sivwaffen und direktem mili-tärischen Ein greifen in vollem

Gange. Inzwi-schen haben T R A N S - ALL-Maschi-nen der Luft-waffe erste, dringend be- nötigte Hilfs-güter in den Nordirak geliefert. Weitere Hilfs-lieferungen sind in Planung. Somit zeigt die Bundesregie-rung Entschlossenheit, der not-leidenden Bevölkerung schnell und gezielt zu helfen (S. 1/3).

Auch die Ebola-Epidemie in Afrika stellt die internationale Gemeinschaft vor eine große Herausforderung. Das Bun-deswehrkontingent in Mali ist natürlich achtsam, auch wenn es momentan keine akute Gefähr-dung gibt (S. 5).

Mit Herausforderungen ganz anderer Art haben Behinderte jeden Tag zu kämpfen. Doch wozu sie trotz allem in der Lage sind, beweisen die Leistungs-sportler mit Behinderung immer wieder, so auch bei der Euro-pameisterschaft der Schwimmer im niederländischen Eindhoven (S. 10).

Alexander LindenRedakteur Sport/Vermischtes

KALENDERBLATT

Vor 10 Jahren: Am 22. August 2004 wird in Oslo ein Bild „Der Schrei“ aus einem Museum entwendet. Das Gemälde von großem Wert ist ein Werk des norwegischen Künstlers Edvard Munch.

Vor 50 Jahren: Am 20. August 1964 fliegen die ersten Entwick-lungshelfer nach Daressalam in Tansania, um bei der Sanierung von Elendsvierteln und in Hilfsdiensten in Kindergärten und Kliniken zu unterstützen.

Vor 55 Jahren: Am 18. August 1959 stellt der britische Automobil-hersteller Austin & Morris seine neuen Modelle vor. Herausragend ob seiner geringen Größe: Der „Mini“ – heutzutage ein Klassiker.

Vor 65 Jahren: Am 18. August 1949 schließen sich die Nachrichten-agenturen der drei westdeutschen Besatzungszonen sowie die Agen-turen dpd, dena und Süddeutsche Nachrichtenagentur zur Deutschen Presse-Agentur (dpa) zusammen.

Vor 70 Jahren: Am 21. August 1944 vereinbaren die USA, China, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion bei einem Treffen in Dumbarton Oaks bei Washington die Grundsätze zum Aufbau der Vereinten Nationen (UNO).

Vor 150 Jahren: Am 22. August 1864 unterzeichnen Vertreter von 22 Staaten in Genf eine Konvention über die Behandlung von ver-wundeten Soldaten im Krieg. (eb)

ZITAT

„Für mich kann es keinen schöneren Zeitpunkt geben, um das Kapitel Nationalmannschaft zu beschließen.“

Fußballweltmeister Miroslav Klose begründet am vergangenen Mittwoch seinen Rücktritt aus der Nationalelf.

18. August 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Differenziertes MeinungsbildStudien zur Vereinbarkeit von Dienst und Familie sowie zu Einsatzrückkehrern aus Afghanistan.

von Frank Bötel

Potsdam. Zwei Studien des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr haben in diesen Tagen ein differenziertes Stim-mungsbild aus der Bundeswehr geliefert. Dabei ging es zum einen um die bessere Vereinbarkeit von Familie und Dienst, ein zentrales Thema der Agenda Attraktivi-tät. Zum anderen befassten sich die Wissenschaftler mit Afgha-nistanrückkehrern. Zur Verein-barkeit von Dienst und Fami-lie haben die Wissenschaftler 6000 Berufs- und Zeitsolda-ten im Herbst 2012 schriftlich befragt. Sie wollten wissen, wie die Truppe die Vereinbarkeit von Familie und Dienst ganz prak-tisch erlebt – und wie diese ver-bessert werden kann. Exakt 1549 Soldaten antworteten auf die repräsentativ gestellten Fragen. „Viele Berufs- und Zeitsoldaten haben ganz konkrete Vorstellun-gen, wie es gelingen könnte, den Dienst besser mit dem Privat- und Familienleben zu vereinbaren“, heißt es in der Studie. Und wei-ter: „Am häufigsten genannt wer-den eine möglichst heimatnahe Verwendung, ein flächendecken-des, flexibles und kostengünsti-ges Kinderbetreuungsangebot, mehr Flexibilität bei der Gestal-tung der Dienstzeit, eine bessere Informationspolitik, um die Plan-barkeit zu erhöhen, Hilfen zur Integration der Familien an den Standorten, längere Stehzeiten und seltenere Versetzungen und geregelte Dienstzeiten.“

Das liest sich wie die im Juni auf den Weg gebrachte Agenda Attraktivität pur. Unter dem Leitmotiv „Aktiv. Attrak-tiv. Anders.“ sieht sie rund 30

Einzelmaßnahmen in acht The-menfeldern vor, die die Bun-deswehr zu einem der attrak-tivsten Arbeitgeber Deutschlands machen sollen. Ganz oben steht die bessere Balance von Fami-lie und Dienst. Beispielsweise sollen 110 neue Großtagespfle-geprojekte an Standorten der Bundeswehr realisiert und wei-tere Belegerechte für Kita-Plätze erworben werden. Auch die Zahl der Eltern-Kind-Arbeitszimmer in Kasernen soll von derzeit rund 350 weiter steigen.

„Afghanistanrückkehrer – der Einsatz, die Liebe, der Dienst und die Familie“ – so ist die gut 130 Seiten starke Studie betitelt, die das Thema Einsatzbelastung beleuchtet. Für sie haben Wissen-schaftler rund 850 aktive Soldaten befragt, die von März bis Okto-ber 2010 am Hindukusch einge-setzt waren. Die Angehörigen des 22. Deutschen ISAF-Kontin-gents haben „beträchtliche Erfah-rungen mit direkter und indirek-ter Gewalt gemacht“, stellen die Autoren der Studie eingangs fest. Beispielsweise erlebten 21 Pro-zent der Befragten „konkrete Gefechtssituationen“.

Laut der Studie wirkt der Ein-satz in den Soldaten zwar nach.Doch deren Mehrheit kommt mit diesen Belastungen gut zurecht. Rund zwei Jahre nach dem Ein-satz fühlen sie sich durch Büro-kratie, viel Arbeit oder häufigeAbwesenheiten von zu Hausestärker belastet als durch ihreErlebnisse in Afghanistan.

Allerdings berichten zehn Pro-zent aller befragten Soldaten mit Gefechtserfahrung von psychi-schen und physischen Beein-trächtigungen. Bei den Soldaten ohne Gefechtserfahrung sind eslediglich vier Prozent. Insgesamt sinkt die empfundene Belastung, je länger der Einsatz zurückliegt. 65 Prozent der Befragten gabenzudem an, schnell wieder in den Alltag zurückgefunden zu haben. Doch konstatiert die Studie auch: „Sechs Prozent der Soldaten fin-den nach eigenen Angaben rich-tige Freundschaft heute nur noch bei Kameraden, und vier Prozent der Befragten fühlen sich auchnoch mehr als zwei Jahre nachder Rückkehr aus dem Einsatzfremd im Leben.“ Die Mehrzahl der Befragten berichtet auch von positiven Auswirkungen des Ein-

satzes auf ihre Persönlichkeit:Gut zwei Drittel sind der Mei-nung, der Einsatz habe sie selbst-bewusster gemacht. Mehr alsdie Hälfte weiß ihr Leben heute mehr zu schätzen als noch vor dem Einsatz.

41 Prozent meinen, sie seienheute belastbarer als vorher.Wichtigste Stütze nach der Rück-kehr aus dem Einsatz ist daseigene soziale Umfeld. Rund 80 Prozent der Befragten und ihreFamilien haben Hilfe von Ver-wandten, Freunden, Kameraden und Vorgesetzen erfahren.

„Dialog und Transparenz“Staatssekretär Hoofe versteht Evaluierung der Truppe als den Härtetest.

Berlin. „Evaluation bietet für die gesamte Bundeswehr große Chancen.“ Mit diesen Worten hat Staatssekretär Gerd Hoofe am vergangenen Mittwoch die siebte Sitzung der AG Evaluierung im Berliner Bendlerblock eröffnet.

Die Leiter der einzelnen Evalu- ierungsteams informierten den Staatssekretär über den Stand ihrer Erkenntnisse. Diese bilden die Grundlage für den Bericht, der im Oktober Verteidigungs-ministerin Ursula von der Leyen vorgelegt werden soll. Die Neu-ausrichtung der Bundeswehr sei keineswegs abgeschlossen, betonte Hoofe. „Wir befinden

uns vielmehr mittendrin und die Umsetzung ist gleichzeitig der Härtetest.“ Es sei normal, dass es bei einem so großen Verände-rungsvorhaben Kinderkrankhei-ten gebe, jedoch merke man, dass die Dinge vorankämen, erklärte Hoofe.

Nach dem bewährten Motto „der Weg ist das Ziel“, sei die Evaluierung ein Prozess, der immer wieder neu bewertet und infrage gestellt werden müsse – und so schließlich auch Korrek-turen ermögliche.

In Kurzvorträgen erläuterten die Teamleiter Probleme und offenen Fragen. Dabei zeigte

sich, dass viele Herausforderun-gen bereits während des Unter-suchungsprozesses überwunden werden konnten. In einzelnen Bereichen bestünde jedoch wei-ter Handlungsbedarf.

„Ich bedanke mich für den tie-fen Einblick, den Sie mir durch Ihre engagierte und intensive Arbeit ermöglicht haben“, so Hoofe. Entscheidend sei aber, diese ebenso offen und transpa-rent zu kommunizieren, wie die Lösungsvorschläge und Hand-lungsempfehlungen. „Dialog und Transparenz müssen zu Merkma-len unserer Organisationskultur werden.“ (sr)

Grübel besucht Patriot-Verband Sanitz. Der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel hat Anfang August die Flugab-wehrraketengruppe 21 in Sanitz besucht. Weiter stand eine Visite bei der zum Verband gehörenden Friedensausbildungsstellung in Gubkow auf dem Programm. In der Siebenbuche-Kaserne wurde der Staatssekretär vom stellver-tretenden Kommandeur, Oberst-leutnant Carsten Bockstette, emp-fangen.

In Gubkow wurden dem Staats-sekretär die Besonderheiten einer Friedensausbildungsstellung erläutert. Bei einer Gesprächs-runde mit Staffelchefs, Staffel-feldwebeln, Vertrauenspersonen und dem Vorstand des Personal-rats tauschte Grübel Erfahrungen aus und besprach die Anliegen der Truppe.

Grübel erläuterte darüber hin-aus die Eckpunkte der Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“. Er zeigte sich optimistisch, dass sich der Dienstalltag mit der Umset-zung der Agenda spürbar verbes-sern werde.

Am Ende des Besuchs zeigte sich der Staatssekretär beein-druckt von der professionellen Arbeit und der hohen Motiva-tion der Soldaten. (eb)

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: dpa

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Dienst und Familie: Soldaten sind auch Väter – fürs Kind muss Zeit zum Spielen sein.

4 aktuell POLITIK/HINTERGRUND 18. August 2014

Geburtsstunde des ParlamentsVor 65 Jahren wählt die junge Bundesrepublik ihren ersten Deutschen Bundestag.

von Jörg Fleischer

Berlin. Es regnete! Als vor 65 Jahren die junge Repu- blik ihren ersten Deutschen Bun-destag wählte, gaben immerhin 78,5 Prozent der 31,2 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Sie ließen sich jedenfalls an diesem verregneten Sonntag, dem 14. August 1949, nicht vom Wet-ter abhalten. Es lohnte sich, wäh-len zu gehen. Doch nicht nur die Wähler erwiesen sich als wetter-fest, sondern fortan auch die par-lamentarische Demokratie.

Unvergessen die Schwarz-Weiß-Bilder, die den winken-den Konrad Adenauer (CDU) an diesem Tag zeigen. Er sollte der erster Kanzler Nachkriegs-deutschlands werden. Fotos sah man auch vom SPD-Vorsitzen-den Kurt Schumacher, der ers-ter Oppositionsführer werden sollte. Er war Adenauers poli-tischer Widersacher. Bei der Stimmabgabe in einem Wahl-lokal in Hannover musste sich Schumacher wegen seiner kör-perlichen Verletzungen aus NS-Gefängnissen und Konzen- trationslagern auf seine damalige Sekretärin und Vertraute Anne-marie Renger stützen, die spätere Bundestagspräsidentin.

Adenauer und Schumacher sollten sich in den kommenden Jahren heftige Redeschlachten in diesem Parlament liefern, bei-spielsweise über Westbindung und Wiederbewaffnung. Diese verfocht Adenauer – der in sei-nem rheinischen Dialekt völlig unverwechselbar das Wort „Sow-jetrussland“ artikulierte – so hart-

näckig wie erfolgreich: „Es ist die Schicksalsfrage Deutschlands! Wir stehen vor der Wahl zwi-schen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit!“ Redese-quenzen wie diese gehörten zu den Sternstunden des jungen Deutschen Bundestages.

Nach der erstmaligen Wahl des Deutschen Bundestages am 14. August 1949 konstituierte sich dieser am 7. September 1949 in der provisorischen Hauptstadt Bonn. Alterspräsident Paul Löbe (SPD) eröffnete die erste Sitzung des Parlaments mit den Worten: „Was erhofft sich das deutsche

Volk von der Arbeit des Bun-destages? Dass wir eine stabile Regierung, eine gesunde Wirt-schaft, eine neue soziale Ordnung in einem gesicherten Privatleben aufrichten, unser Vaterland einer neuen Blüte und neuem Wohl-stand entgegenführen.“

420 Abgeordnete zogen in den ersten Bundestag ein, darunter waren auch zehn Berliner Parla-mentarier. Die CDU/CSU bildete mit einem Stimmenanteil von 31 Prozent die stärkste, die SPD mit 29,2 Prozent die zweitstärkste Fraktion. Mit knapper Mehrheit von einer Stimme schlossen die

Fraktionen von Union, FDP und DP (Deutsche Partei) ein Regier- ungsbündnis.

Neben Kanzler Konrad Ade-nauer avancierte Wirtschaftsmi-nister Ludwig Erhard (CDU) zum beliebtesten Politiker der damali-gen Zeit. Mit seinem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft gilt er als „Vater des Wirtschaftswun-ders“.

Zum ersten Bundestagsprä-sidenten wurde Erich Köhler (CDU) gewählt. Er legte jedoch schon ein Jahr später sein Amt nieder, Hermann Ehlers (CDU) folgte ihm nach.

Irritation um russischen KonvoiKiew misstraut Moskau – Kanzlerin Merkel will Kontakt zu Putin nicht abreißen lassen.

Kiew. Dringende Hilfe für die Ostukraine oder ein trojani-sches Pferd aus Moskau? Aus Angst vor einer verdeckten rus-sischen Intervention ist in Kiew die Lage unübersichtlich. Nach-dem die Regierung zunächst eine Blockade der rund 280 aus Russland anrollenden Lastwagen angekündigt hatte, signalisierte das ukrainische Präsidialamt schließlich doch Bereitschaft, einen Hilfskonvoi für die notlei-dende Bevölkerung im umkämpf-ten Osten unter bestimmten Bedingungen anzunehmen.

Voraussetzung sei, dass der Konvoi für Lugansk die Grenze an einem Übergang nahe der Stadt überquere, von ukraini-schen Grenzwächtern kontrol-liert und die Hilfe in Lugansk

vom Roten Kreuz verteilt werde, sagte ein Sprecher des Präsidial-amts am vergangenen Mittwoch.

Moskau hatte am Vortag rund 280 Lastwagen Richtung Ukraine entsandt, mit mehr als 1800 Ton-

nen Lebensmitteln, Decken undStromgeneratoren.

Die Ukraine und westlicheStaaten befürchten, die humani-täre Hilfe Russlands solle eineOperation zur weiteren Destabi-

lisierung der Region bewirken und vor allem den prorussischen Rebellen helfen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte derweil ihre Bereitschaft, mit Russlands Prä-sident Wladimir Putin in Kon- takt zu bleiben. Sie bemühe sich „sehr darum“, den Gesprächs-faden mit ihm auch trotz der EU-Sanktionen nicht abreißen zu lassen. Allerdings gehörten „zum konstruktiven Miteinan-der eben immer mehr als einer“, betonte die Kanzlerin.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier forderte unterdessen alle Beteiligten auf, „transpa-rent“ vorzugehen. Die Men-schen in der Ostukraine seien „in großer Not“ und auf Hilfe von außen angewiesen. (ts)

Einigung auf RegierungsbildungKabul. Nach wochenlangemStreit haben sich die rivalisieren-den Präsidentschaftskandidaten in Afghanistan auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung geeinigt. Der frühere Finanzmi-nister Aschraf Ghani und Ex-Au-ßenminister Abdullah Abdullah unterzeichneten am vorvergan-genen Freitag in Kabul eine ent-sprechende Vereinbarung. US- Außenminister John Kerrybegrüßte die unter seiner Ver-mittlung erfolgte Einigung als wichtigen Schritt zur Stabilisie-rung Afghanistans. Gemäß der Vereinbarung soll unabhängig vom noch ausstehenden Ender-gebnis der Präsidentschaftswahl von Mitte Juni eine Regierung der nationalen Einheit gebildet werden. Beide Bewerber ver-pflichteten sich zur Zusammen-arbeit. (ogo)

Westen drängt auf Frieden in NahostGaza. Angesichts des wei-ter andauernden militärischen Konfliktes um den Gazastreifen hat der Westen eine umfassende politische Lösung angemahnt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien forderten Israel und die radikalislamische Hamas zu einer sofortigen Rückkehr zur Waffenruhe auf. Israels Regie-rungschef Benjamin Netanjahu erklärte, unter Beschuss werde sein Land keine Verhandlung- en führen. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens, Steinmeier, Fabius und Hammond bekräftig-ten in einer gemeinsamen Erklä-rung ihre Bereitschaft, „Unter-stützung bei der Herstellung eines dauerhaften Waffenstillstands zu leisten“. (ncw)

Im Kosovo Verdacht auf DschihadistenPristina. Im Kosovo haben Spezialeinheiten der Polizei 40 mutmaßliche Dschihadisten fest-genommen. Die Kosovaren wür-den verdächtigt, im Bürgerkrieg in Syrien an der Seite von „Terror- organisationen“ gekämpft zu haben, so Polizeikreise am ver-gangenen Montag. Die Männer wurden von der Dschihadisten-gruppe Islamischer Staat (IS) und der mit Al-Kaida verbün-deten Al-Nusra-Front rekru-tiert. Bei etwa 60 Durchsuchun-gen wurden den Angaben zufolge Sprengsätze, Waffen und Muni-tion sichergestellt. Auch Treff-punkte von Muslimen, die zur Anwerbung von Dschihadis-ten dienten, wurden durchsucht. Kosovos Präsidentin Atifete Jah-jaga lobte die Ermittler. (bfi)

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: dpa

/pa

Stimmenauszählung: Wahl zum ersten Deutschen Bundestag am 14. August 1949.

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Aufgebrochen: Moskau schickt, wie die russische Regierung sagt, einen Hilfstransport in Richtung Ostukraine.

18. August 2014 EINSATZ aktuell 5

Epidemie in WestafrikaNach dem Ausbruch in Nachbarstaaten sind Soldaten in Mali auf den Ernstfall vorbereitet.

Koulikoro. Die Ebola-Epidemie breitet sich in Westafrika immer weiter aus. Bisher starben mehr als 1000 Menschen an dem Virus, fast 2000 haben sich damit infi-ziert. Ein zugelassenes Medika-ment für die Bekämpfung der Krankheit gibt es derzeit nicht.

In Mali gab es bisher keine Verdachtsfälle. „Wir gehen unse-rem täglichen Routinebetrieb nach, an dem sich seit meiner Ankunft nichts geändert hat“, sagt Oberstabsarzt Philipp S. Der Inter-nist und Tropenmediziner ist zur-zeit als Truppenarzt im Rettungs-zentrum in Koulikoro eingesetzt.

„Die mediale Präsenz des The-mas in Deutschland hat die Wach-samkeit der Soldaten erhöht. Wir informieren sie und klären über die Krankheit auf“, erklärt der 40-jährige Mediziner. Neben anderen Infektions- und Tropen-krankheiten wird auch die Ent-wicklung der Ebola-Krankheit in Westafrika intensiv beobach-tet. Dabei steht der Tropenme-diziner im engen Kontakt zu den Experten beim Kommando Sani-tätsdienst der Bundeswehr.

Ein Notfallplan des Hauptquar-tiers EUTM (European Training Mission) Mali sieht für einen mög-lichen Ausbruch der Epidemie im Einsatzgebiet fünf Aktionsstufen vor, die sowohl truppendienstliche als auch sanitätsdienstliche Maß-nahmen umfassen. „Wir sind der-zeit in der Stufe 0, das bedeutet, es gibt in Mali keine Verdachts-fälle. Jede weitere Stufe ist ange-passt an die Lage, die durch Ver-

dachtsfälle oder gegebenenfalls bestätigte Fälle den Umfang der Maßnahmen bestimmt“, erklärt der Oberstabsarzt.

Der Plan sieht bei Bedarf sowohl materielle als auch perso-nelle Unterstützung vor. Zudem gibt es in Deutschland Experten, die zu Rate gezogen werden und bei Bedarf als Berater vor Ort unterstützen könnten.

Der Verlauf des Krankheits-ausbruches hatte bisher eine eher langsame, regional fortschrei-tende Tendenz. Es könne zu einer Ausweitung kommen, wenn man nicht mit den notwendigen Vor-kehrungsmaßnahmen agiere, so der Tropenmediziner.

„Wir sind kein öffentliches Krankenhaus oder Lager, in dem die Leute ein- und ausgehen. Die Gefahr ist im Camp daher deut-lich geringer, weil wir nicht von

potenziellen Kontaktfällen aufge-sucht werden“, erklärt Oberstabs-arzt S. seine Einschätzung der momentanen Situation.

Im März meldete Guinea einen Ebola-Ausbruch. Das Virus brei-tete sich nach Liberia und Sierra Leone aus, kürzlich wurden auch erste Fälle aus Nigeria gemeldet. Am 8. August erklärte die Welt-gesundheitsorganisation (WHO) die Epidemie zum internationalen Gesundheitsnotfall. Daraufhin schloss Guinea die Grenzen zu Sierra Leone und Liberia, Nigeria rief den nationalen Notstand aus.

Ebola ist eine von Viren ver-ursachte Krankheit, die Infektion endet sehr oft tödlich. Die Erreger werden durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkei-ten übertragen. Anders als etwa eine Grippe kann sich Ebola nicht über die Luft verbreiten.

Bei den aktuellen Fällen han-delt es sich um den ersten doku-mentierten Ebola-Ausbruch in Westafrika. Neben Menschen können auch Flughunde und andere Wildtierarten, wie

Menschenaffen und kleine Wald- antilopen, den Erreger in sich tragen. Kommen Menschen mit den Körperflüssigkeiten infizier-ter Tiere in Kontakt, etwa indem sie deren Fleisch nicht durchga-ren und trotzdem essen, kann das Virus auf sie übergehen.

Tödlicher Virus: Bisher starben mehr als 1000 Menschen.

Bei den meisten Menschen, die sich bislang mit dem Virus angesteckt haben, konnten Ver-bindungen zu anderen Infizierten rekonstruiert werden – etwa durch eine Teilnahme an Trauer-feiern. Jedoch könne nicht aus-geschlossen werden, dass das Virus in einigen Fällen weiter von Tieren auf die Betroffenen übergehe. (kkl)

Schutz vor LeishmaniosePräventive Maßnahmen beugen tropischer Infektionskrankheit in den Einsatzgebieten vor.

Mazar-e Sharif. Tiefe, tro-ckene oder feuchte, offene Wun-den, umgeben von einem roten, entzündeten, blutunterlaufenenRand, plötzlich auftretendes Fieber begleitet von quälenden Schmerzen, Durchfällen, Erbre-chen und starker Gewichts-abnahme. Es klingt wie die Beschreibung einer Horrorszene, doch es sind die Symptome einer Krankheit, die von einem ein-zigen Insektenstich übertragen werden kann.

Jährlich erkranken weltweit rund zwei Millionen Menschen an Leishmaniose, 70 000 von ihnen sterben an den Folgen. Um deutsche Soldaten im Auslands- einsatz vor den Gefahren der Infektionskrankheit zu schützen, wurden in den betroffenen Ein-satzgebieten umfassende Schutz-maßnahmen ergriffen.

Leishmaniose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die – abhän-gig vom Erreger und der Immun- antwort des Menschen – ver-schiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Symptomen hervorrufen kann. Zum einen können Haut und Schleimhäute betroffen sein, indem sich krater-artige Beulen oder Geschwüre bil-den. Zum anderen kann die Leish-maniose auch die inneren Organe befallen. Bei ausbleibender oder falscher Behandlung kann diese Form zum Tod führen.

Übertragen wird der krank-heitserregende Parasit beispiels-weise mit dem Stich der weibli-chen Sandmücke. Aufgrund der schleichend auftretenden Symp-tome gestaltet sich die Diagnose schwierig. Den tatsächlichen Beweis für die Leishmaniose lie-fern erst Parasitennachweise aus Gewebeproben oder der Nachweis von Parasiten-DNA. Eine zielge-richtete Behandlung muss danach umgehend eingeleitet werden.

Bisher gibt es keinen Impfstoff. Den besten Schutz erwirken Sol-daten, indem sie ausschließlich die dienstlich bereitgestellte Uni-form tragen und ab Eintritt der Dunkelheit bis zum Morgen die Ärmel heruntergekrempelt las-sen. Eine Spezialimprägnierung sowie Dichte und Steife des Stof-fes machen es Insekten schwer, hindurch zu stechen. Das Moski-tonetz ist ebenso ein guter Schutz.

In den Jahren 2004 und 2005 kam es zu vermehrten Infektio-nen im Camp Marmal bei bri-tischen und niederländischen Soldaten. Auch deutsche Sol-daten waren zu Beginn des Ein-satzes immer wieder betroffen. Daraufhin wurden umfangrei-che prophylaktische Maßnah-men getroffen.

Ein Träger der Leishmaniose ist der Gerbil, ein Nagetier, das zu den Rennmäusen zählt. Um die-sem Überträger den Lebensraum im Camp zu nehmen, wurde die obere Erdschicht abgetragen, das Gelände ausgeschottert und ver-dichtet. Seit drei Jahren kam es zu keinen Infektionen im deut-schen Kontingent. (iwi)

Befehlshaber besucht Mali

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Koulikoro.Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, hat in der vergangenen Woche das deutsche Einsatz-kontingent der European Trai-ning Mission (EUTM) in Mali besucht. Er nahm sich auch Zeit, um in Bamako mit den Soldaten zu sprechen, die bei der Multidi-mensionalen Integrierten Stabi-lisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) eingesetzt sind. „Ich freue mich zu hören, dass die Ausbildung Früchte trägt“, sagte Fritz aner-kennend. „Ich danke auch aus-drücklich all denen, die nicht direkt mit der Ausbildung zu tun haben, wie dem Sanitäts- und dem Unterstützungspersonal“, ergänzte er bei der Verleihung der Einsatzmedaille an deutsche Soldaten. Auf dem Besuchspro-gramm standen sowohl Gesprä-che mit Vertretern der deutschen Botschaft als auch mit dem stell-vertretenden Generalstabschef der malischen Streitkräfte. Der französische Brigadegeneral Marc Rudkiewicz, Komman-deur der EUTM Mali, informierte Fritz darüber hinaus über die aktuelle Lage der Ausbildungs-mission. Weiterhin erhielt er vom ruandischen Kommandeur MINUSMA, Generalmajor Jean Bosco Kazura, einen Überblick über die Arbeit der UN-Mission in Mali. (kkl)

Klein und gefährlich: Die Sand-mücke ist drei Millimeter groß.

Einsatz: Oberfeldwebel R. bekämpft die Sandmücken mit Heißnebel.

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Überträger: Der Flughund kann den Erreger in sich tragen.

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Großes Interesse: Oberstabsarzt S. Soldaten klärt über Ebola auf.

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6 aktuell aktuell 7BUNDESWEHR

Ein Diplomat in UniformEin Tag mit General a.D. Klaus Reinhardt: Er war der erste Deutsche, der mit dem KFOR-Einsatz das Oberkommando über eine multinationale Friedenstruppe übernahm. Der heute 73-Jährige blickt im Gespräch mit aktuell zurück.

von Jörg Fleischer

München. Klaus Reinhardt hat Taktgefühl. Das hat ihn nicht nur zum passionierten Jazz-Schlag-zeuger gemacht, sondern auch zum militärischen Führer. Er kann mit Menschen umgehen. „Ich war 41 Jahre Soldat“, berich-tet der heute 73-jährige Gene-ral a.D. im Gespräch mit aktu-ell. „Und wenn ich in dieser Zeit eines gelernt habe, dann das: Alleine bist Du nix!“

Die Kunst der militärischen Führung besteht für den Lieb-haber klassischer Musik darin, „dass Du die Mannschaft hin-ter Dich bringst – wenn Du das schaffst, dann hast Du eigent-lich gewonnen“. Gegenseitiges Vertrauen sei das Wichtigste. „Dazu kommt Verantwortung. Das heißt, sich um seine Leute wirklich zu kümmern.“ Für Klaus Reinhardt sind „Glaubwürdig-keit“ und „Vorbild sein“ keine leeren Worte.

Seine Fähigkeit, Menschen zu motivieren, hat er während sei-ner militärischen Karriere immer wieder eingebracht. So etwa im Kosovo. Er war der erste Deut-sche, der das Oberkommando über eine multinationale Frie-denstruppe der NATO übertra-gen bekam. Von Oktober 1999 bis April 2000 übernahm er die Herausforderung, 50 000 Solda-ten aus 39 Nationen erfolgreich zu führen. Eine Herkulesaufgabe. „Während meiner Zeit als Kom-

mandeur KFOR habe ich kaum eine Nacht mehr als vier Stunden geschlafen.“ KFOR führen zu müssen, habe er stellenweise als eine „Mission impossible“ emp-funden, die dann allerdings doch gelang. Der deutsche Vier-Ster-ne-General löste damals den Bri-ten Michael Jackson ab, der mit dem Spitznamen „Macho Jacko“ den Ruf eines Haudegens hatte. Klaus Reinhardt hingegen gilt als ein Diplomat in Uniform.

Diese Charakterisierung will er im Gespräch mit aktuell im Münchner Eden Hotel Wolff nicht dementieren. „Ich habe im Kosovo immer versucht, die Leute dort abzuholen, wo sie standen, mit der Bevölkerung möglichst auf Augenhöhe zu sein.“ Das hat damals viel zur Entspannung der Lage beigetra-gen und zum Gelingen der Mis-sion. Heute, nach nunmehr 15 Jahren, kann der KFOR-Einsatz als ein Erfolg angesehen werden.

Der General a.D. ist in Zivil erschienen, trägt einen dunkel- blauen Anzug mit Krawatte. Der promovierte Historiker erinnert sich an seine ersten Auslands- einsätze. „Sie waren Anfang der 90er Jahre Neuland für uns und mussten in kürzester Zeit umge-setzt werden.“

In seiner Eigenschaft als Befehlshaber des damaligen Heeresführungskommandos in Koblenz befehligte Reinhardt die Missionen in Somalia, Kro-atien und Bosnien-Herzego-

wina. Dies im Rahmen der unter NATO-Kommando stehenden multilateralen Friedenstruppen IFOR und SFOR.

Reinhardt denkt einen Moment nach und sagt dann: „Die Aus-landseinsätze gehörten zweifellos zu den Höhepunkten meiner mili-tärischen Laufbahn.“ Er erwähnt seine Zeit als Adjutant des dama-ligen Verteidigungsministers Manfred Wörner, den er als einen „guten Kumpel“ in Erinnerung habe. Er vergisst nicht seine Jahre als Stabsabteilungsleiter für Pla-nung im Führungsstab der Streit-kräfte auf der Bonner Hardthöhe. In dieser Funktion organisierte

er als Brigadegeneral im Rah-men der Wiedervereinigung die Zusammenführung von Bundes-wehr und Nationaler Volksarmee.

Später, nach der Ernennung zum Generalmajor, wurde er zum Kommandeur der Führungsaka-demie in Hamburg berufen, die er zu einem Thinktank neuen Stils umwandelte, die auch Vertre-tern des ehemaligen Ostblocks offen stand.

Als hochrangiger Offizier der Bundeswehr ist der gebür-tige Berliner in der Welt viel herumgekommen. Aber Rein-hardt, der in Bayern aufwuchs, hat sich seine Bodenständig-keit stets bewahrt. Noch heute ist seine große Verbundenheit zu den Gebirgsjägern zu spü-ren. Dort fing 1960 alles an. Bald wurde Reinhardt Zug-führer im Gebirgsjägerbatail-lon 222 in Mittenwald. In den unterschiedlichsten Funktio-nen blieb der Wahl-Bayer sei-nen Gebirgsjägern erhalten, bis hin zur Kommandoübernahme der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall im Jahre 1986.

Tiefpunkte? „Ja, die hat es natürlich auch gegeben.“ So etwa Anfang der 80er Jahre, als er als Bataillonskommandeur im Verlauf eines Übungsschießens zwei Soldaten verlor.

Der General a.D., der ein gefragter Interviewpartner, Pub-lizist und Autor ist, verfolgt mit großem Interesse den tiefgrei-fenden Wandel der Bundeswehr hin zur Freiwilligenarmee. Rein-hardt, der sich einen begeisterten Anhänger der Wehrpflicht nennt, hält allerdings die Freiwilligen-armee angesichts der wachsen-den Zahl von Auslandseinsätzen für die bessere Lösung.

Im Gespräch mit aktuell ist es Reinhardt wichtig zu sagen: „Es gibt nur wenige Armeen, die so

gut ausgerüstet sind wie die Bun-deswehr.“ Dies sagt er trotz aller öffentlichen Kritik und im Wis-sen darüber, dass es hier und da Probleme gibt.

Reinhardt ist weiterhin froh, dass die Truppe bewaffnungs-fähige Drohnen bekommen soll. „Wir brauchen sie, weil sie unsere Soldaten im Einsatz schützen.“ Die klare Positionie-rung von Verteidigungsministe-rin Ursula von der Leyen für die Beschaffung bewaffnungsfähiger Drohnen findet der General – so sein Kompliment zum Abschluss des Gespräches – „mutig und richtig“.

Vor 15 Jahren: Klaus Reinhardt befehligt im KFOR-Einsatz 50 000 Soldaten aus 39 Nationen

Sie haben als erster Deutscher das Ober-kommando über eine multinationale Frie-denstruppe übernom-men. Wie denken Sie heute an diese Auf-gabe zurück?

Am Anfang haben alle meine Freunde gesagt: „Du wirst scheitern!“ Ich stand vor der Frage, wie bekomme ich 50 000 Soldaten aus 39 Nati-onen unter einen Hut. Das verbindende Element war das Bemühen der jungen Soldaten, die Welt im Kosovo etwas besser zu machen. Die KFOR-Soldaten hatten in den Dörfern des Kosovo einen heißen Draht zur Bevöl-kerung. So wurden Verbesserungen unmittelbar sicht-bar. Wenn Soldaten einer Nation Erfolg hatten, sprach sich das unter ihren Kameraden schnell herum. Nach dem Motto: Wenn die es schaffen, dann schaffen wir es auch. Es entstand ein Wettbewerb. Diese Dynamik hat es mir relativ einfach gemacht, KFOR zu führen. Ich habe großen Wert darauf gelegt, stets mit den Sol-daten im Gespräch zu bleiben, Ihnen klar zu machen, was Sinn und Zweck der Mission ist.

Welche Lehren kann die Bundeswehr aus dem KFOR-Einsatz ziehen?

Die erste und wichtigste Lehre ist, dass die nationalen Grenzen einer solchen Mission fließend und alle moder-nen Einsätze heute multinational ausgerichtet sind. Inter-nationales Denken, Planen und gemeinsames, eng aufei-nander abgestimmtes Vorgehen sind der Schlüssel zum Erfolg. Eine Mission wird nur dann Erfolg haben, wenn sie die Bevölkerung des jeweiligen Landes mit einbe-zieht. Das war im Kosovo zeitweise sehr schwierig, aber Agieren von oben herab und über die Köpfe der Leute bringt auf Dauer nichts.

Der KFOR-Einsatz dauert mittlerweile mehr als 15 Jahre – wie lautet Ihre Zwischenbilanz?

Im Jahre 2008 ist das Kosovo selbstständig geworden. Die Bürger haben ein Parlament demokratisch gewählt, zwei weitere Wahlen folgten. KFOR hat ein hohes Maß an Sicherheit geschaffen und mit geholfen, eine funk-tionierende Polizei aufzubauen. Diese Erfolge brauch-ten ihre Zeit und sprechen dafür, dass Auslandseinsätze eher langfristig als kurzfristig geplant werden sollten. Ich bin der Meinung, dass die Bundeswehr im Kosovo an einem Punkt angelangt ist, an dem die internationale Gemeinschaft intensiv darüber nachdenken sollte, das Land zu verlassen. Es ist an der Zeit, dass das Kosovo auf eigenen Füßen steht.

Worauf kommt es in Zukunft an, damit das Kosovo eine gute Entwicklung nimmt?

Entscheidend wird sein, die hohe Arbeitslosigkeit abzubauen und den Menschen im Kosovo eine begrün-dete Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Dafür ist es erforderlich, Industrie und Joint-Venture dort hin-zubringen, damit Jobs entstehen. Voraussetzung dafür wiederum ist, dass die politische Lage eindeutig und sicher bleibt. Wer dort investiert, will sein Geld nicht in den Sand setzen.

Wie lautet Ihr ganz persönliches Fazit des Kosovo-Ein-satzes?

Meine Bilanz ist positiv. KFOR ist ein Auslandsein-

satz, der erfolgreich war und ist. Ein Erfolg deshalb, weil das Morden ein Ende hat. Das Kosovo hat die Chance bekommen, zur Normalität zurückzukehren. Es gibt funktionierende staatliche Institutionen einer parlamentarischen Demokratie wie eine selbständige, frei gewählte Regierung plus ein eigenes Staatsober-haupt. Es gibt – mit Hilfe von EULEX – den Aufbau einer eigenständigen Justiz und moderner Bildungsein-richtungen. All dies war nur möglich dank des Engage-ments von UNMIK und KFOR, dank des Engagements von NATO und EU und dank dem gemeinsamen Willen der Soldaten aller Nationen, zum Wohl der Bevölkerung zusammenzuarbeiten. Das Engagement der Soldaten war vorbildlich und ist richtungsweisend für derartige Einsätze. Bei all diesen Erfolgen darf man nicht verges-sen, dass wir vor 15 Jahren bei Null angefangen haben.

Aus Ihren Worten spricht Zuversicht. Worauf grün-det sich diese?

Auf meine äußerst positiven Erfahrungen mit der Jugend im Kosovo. Der Drang, gut zu sein, ist bei den jungen Leuten sehr ausgeprägt. Das kann ich als jemand sagen, der Studenten dort ausbildet. Der Wunsch der jungen Kosovaren, Kommilitonen aus anderen europä-ischen Ländern das Wasser reichen zu können, ist stark. Ich lernte eine Generation junger Leute kennen, die sehr clever und weltoffen ist.

Das sind gute Voraussetzungen, damit das Land nicht in mittelalterliche Verhaltensweisen zurückfällt und in absehbarer Zeit in die Europäische Union aufgenom-men werden kann. Die EU bietet die sicherste Struktur und beste Bewähr, das Kosovo vor dem Rückfall in alte Fehler zu bewahren. (jf)

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Truppenbesuch: Als Befehlshaber Heeresführungskommando unterstehen Klaus Reinhardt (3.v.r.) die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Der Berg ruft: Gebirgsjäger Reinhardt (l.) mit Seil und Karabiner.

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Unterwegs mit dem ORF-Bataillon: Unruhen – vornehmlich im Nordkosovo – machen 2012 den Einsatz des Re-servebataillons auf dem Balkan notwendig.

Balkan: Klaus Reinhardt (M.) übergibt das Kommando über die IFOR-Truppe in Bosnien-Herzegowina.

UNOSOM: Einer der ersten Einsätze, Klaus Reinhardt (r.) mit dem damaligen Verteidigungsminister Volker Rühe (l.).

Das Video „15 Jahre KFOR“ ist

unter www.youtube.com/bundes-

wehr zu finden.

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8 aktuell BUNDESWEHR 18. August 2014

Frau Hauptmann von KöpenickDas Wachbataillon „besetzt“ symbolisch das Rathaus und zeigt sein Können.

von Patricia Franke

Berlin. Kurz bevor es losgeht, überprüft Hauptmann W encke Sarrach noch einmal die Uni-formen ihrer Soldaten. Sitzen das Barett und das Koppel richtig? Für die ausgebildeten Protokollsoldaten des Wachba-taillons ist das Routine. Mehr als 600 Einsätze bestreiten die Gardesoldaten pro Jahr. Emp-fänge für Staatsgäste im In- und Ausland gehören zum Tagesge-schäft. Der vergangene Diens-tag war jedoch etwas Besonderes für die gebürtige Cuxhavenerin. Denn es ist in Teilen ihr ehe-maliger Zug mit dem die Prüf- offizierin aus dem Karriere- center Stuttgart das Köpenicker Rathaus symbolisch „besetzte“.

Bis zu ihrer Versetzung im vergangenen Jahr diente die Fall-schirmjägerin zwei Jahre als Zug-führerin im Wachbataillon in Berlin, als erste Frau überhaupt. In dieser Zeit besuchte sie auch

die Köpenicker Altstadt. Hier ist die Geschichte vom „Hauptmann von Köpenick“ überall präsent.

Im Jahr 1906 besetzte der arbeitslose Schuster Wilhelm Voigt das Rathaus Köpenick und nahm den Bürgermeister fest. Diese Aktion gelang nur, weil er sich eine Hauptmanns-Uni-form des preußischen Garde- Regimentes von Trödlern kaufte und zufällig vorbei marschie-rende Soldaten seinem Kom-mando unterstellte. Mit diesen Wachsoldaten besetzte er dann das Rathaus, um die Stadtkasse zu plündern. Der Coup flog auf und Voigt wurde festgenommen.

Carl Zuckmayer griff die his-torische Begebenheit auf und durch zahlreiche Verfilmungen, unter anderem mit Filmlegende Heinz Rühmann, und Theater-stücke seiner Erzählung wurde der „Hauptmann von Köpenick“ weltberühmt. Noch heute wird die so genannte „Köpenicki-ade“, die schon Kaiser Wilhelm

amüsierte, mit Schauspielern für Touristen nachgestellt.

Sarrach, selbst am Karabiner 98k ausgebildet, hatte die Idee die Schauspieler durch echte Gar-desoldaten zu ersetzen. Dies setzte sie jetzt um.

Bezirksbürgermeister Oliver Igel fand die Idee witzig: „Das traut man der Bundeswehr ja gar nicht zu.“ Schließlich sei die Parade mit einem Augenzwinkern zu sehen, erklärt der 36-Jährige. Igel wurde auch nicht, wie im Ori-ginalstück, festgenommen son-dern bekam ein Bild als Geschenk vom Wachbataillon überreicht. Zu Ehren des Bürgermeisters und des Stadtteils Köpenick marschierte das Wachbataillon vor dem Rat-haus. Aus Sicht von Oliver Igel solle und dürfe sich die Bundes-wehr nicht verstecken. „Sie ist Teil unserer Gesellschaft und soll ihr Können auch zeigen“, so Igel

weiter. Gleichzeitig betonte er die gute Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und dem Stadt-teil Köpenick und dankte den Sol-daten für ihre Unterstützung bei zahlreichen Vorhaben.

Nach der Meldung an den Bür-germeister zeigte das Drillteam in einer Show den präzisen und auf die Sekunde genau abgestimm-ten Umgang mit dem Karabiner.

Bevor es wieder zurück in die Kaserne ging, wird Sarrach von einer Journalistin gefragt, wie sie sich denn als Frau fühle, wenn sie die ganzen Männer führe. „Das kann ich Ihnen nicht beantwor-ten“, sagt die Fallschirmjägerin mit einem Lächeln, „ich weiß ja nicht wie man sich als Mann fühlt.“

Jubiläum für „Tornado“40 Jahre nach seinem Erstflug gehört das Kampfflugzeug noch lange nicht zum alten Eisen.

Köln. Vor genau 40 Jahren, am 14. August 1974, hatte der „Tornado“ seinen Erstflug. Das Mehrzweckkampfflugzeug war von Deutschland, Großbritan-nien und Italien konzipiert wor-den. Ziel war ein Mehrzweck-kampfflugzeug, das bei jedem

Wetter einsetzbar und zu extre-mem Tiefflug fähig sein sollte. Insgesamt wurden 357 Maschi-nen für Deutschland produziert. Seit seiner Indienststellung ist er zudem in den Streitkräften Groß-britanniens, Italiens und Sau-di-Arabiens im Einsatz.

Seit Jahrzehnten hat sich der „Tornado“ in verschiedenen Vari-anten bewährt. Die Bundeswehr fliegt ihn als Jagdbomber und Auf-klärer.

Die Ausbildung der „Tor-nado“-Crews, das heißt der Pilo-ten und Waffensystemoffiziere, findet seit 1996 in Holloman, New Mexico statt. Mit rund 800 Stund- enkilometern im Tiefflug über die Wüste ist nur ein Aspekt des umfangreichen Trainings, das die Besatzungen in den USA durchlau-fen. Die Piloten und Waffensys-temoffiziere lernen hier das Flug-zeug zu fliegen, erhalten aber auch eine Basis-Waffenausbildung.

Zum ersten Einsatz kamen die „Tornados“ erstmals 1999 auf dem Balkan. Das Aufgabenspek-

trum umfasste dabei den elektro-nischen Kampf gegen gegneri-sche Radarstellungen sowie die taktische Aufklärung. Um Auf-klärung ging es auch beim Af- ghanistan-Einsatz der „Tornados“, der von 2007 bis 2010 dauerte.

Im Lauf der Jahrzehnte wurde das Kampfflugzeug regelmäßig modernisiert. Mit dem neuesten Fähigkeitsstandard ist die gesamte „Tornado“-Flotte von derzeit 85 Flugzeugen erheblich flexib-ler, sodass der „Tornado“ bis über das Jahr 2025 hinaus ein moder-nes Mehrzweck-Kampfflugzeug bleibt. (ab)

Bundeswehr Platz 2 als Top-ArbeitgeberBerlin. Im aktuellen Schüler-barometer des Meinungsfor-schungsinstituts „trendence“belegt die Bundeswehr denzweiten Platz im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber. Beiden 10 000 befragten Schülern der Klassen acht bis 13 verbes-serte sich die Bundeswehr damit gegenüber dem Vorjahr um einen Platz und liegt so nur noch knapp hinter der Polizei, die das Ran-king wie bereits 2013 anführt. Im direkten Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der Abstand zwi-schen dem 1. und 2. Platz jedoch deutlich. Auf Platz 3 folgt BMW, im Vorjahr noch Platz 2. Die Ver-besserung in der Rangliste lässt sich vor allem auf einen über-durchschnittlich starken Zuwachs der Beliebtheit bei den befrag-ten Schülerinnen zurückführen. Unter den 100 Top-Arbeitge-bern im Ranking legte die Bund- eswehr bei den Mädchen am stärksten zu. (uje)

Großer Zapfen- streich in Strausberg Strausberg. Am 23. August lädt das Kommando Heer in die Liegenschaft Strausberg Nord ein. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kas-dorf, will mit einem Großen Zapfenstreich sein Kommando vorstellen. Ein Teil der Ver-anstaltung wird die Umbenen-nung der Kaserne in „Von-Har-denberg-Kaserne“ sein. Zu den Traditionslinien der Bundeswehr gehören die Preußischen Refor-men sowie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Mit dem Namen „von Hardenberg“, wird beidem Rechnung getra-gen. Zum einen wird der preu-ßische Reformer Karl August Fürst von Hardenberg gewürdigt, zum anderen der Widerstands-kämpfer Carl-Hans Graf von Hardenberg. (eb)

Studie zu Sanitäts-einrichtungenDiez. Im Auftrag des Vertei-digungsministerium werden inden nächsten Monaten Befra-gungen zur Zufriedenheit derSoldaten mit der Behandlungsowie der Unterstützung durchdie regionalen Sanitätseinrich-tungen der Bundeswehr statt-finden. Dazu werden Soldatennach ihrer Behandlung gebeten, anonym einen Fragebogen aus-zufüllen. Ziel der Studie ist es,Stärken und mögliches Verbes-serungspotenzial zu identifizie-ren, um eine Optimierung einzu-leiten. Der Abschluss der Studie sowie die Veröffentlichung sind für Anfang 2015 geplant. (eb)

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Bewährt: Der Kampfjet „Tornado“ ist bei jedem Wetter einsetzbar .

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Außergewöhnlich: Hauptmann Wencke Sarrach meldet dem Bür-germeister die Aufstellung des Wachbataillons vor dem Rathaus.

Übergabe: Das Wachbataillon mit Bürgermeister Igel im Rathaus.

Eine Bildergalerie zu „40 Tor-

nado Erstflug“ auf www.luft-

waffe.de

Eine Bildergalerie zur „Köpe-

nickiade“ auf www.bmvg.de.

18. August 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9

Washington in FlammenIm Krieg von 1812 zerstört ein britischer Vergeltungsangriff das Regierungszentrum der USA.

von Oberstleutnant Heiner Bröckermann, Unteroffizier-schule des Heeres.

Geschichte. Die nationalen Katastrophen der USA sind All-gemeinwissen. Natürlich kennt man die Terroranschläge vom 11. September 2001 und den japa-nischen Angriff auf Pearl Harbor vom 7. Dezember 1941. Aber das Niederbrennen der Hauptstadt der USA am 24. August 1814 – eine britische Vergeltungsmaß-nahme – ist nahezu unbekannt.

Den Hintergrund dieses Ereig-nisses bildete der sogenannte Krieg von 1812. Die Jahre von 1812 bis 1815 stehen in der euro-päischen Geschichtsschreibung ganz im Fokus der Befreiungs-kriege gegen Napoleon. Der Krieg von 1812 gehört in die-sen Zusammenhang, er hatte aber auch typisch amerikani-sche Aspekte.

Die jungen USA sahen sich durch britische Maßnahmen als neutrale Macht im freien See-handel eingeschränkt. Auf dem Höhepunkt der britischen See-blockade gegen Frankreich sah sich England im Recht, jeglichen Handel zu unterbinden. Darüber hinaus versuchte die Royal Navy alles, um ihre Deserteure zu jagen und gleichzeitig mit Gewalt Ma- trosen zu werben. Im Zeitraum von 1810 bis 1815 waren so etwa 5000 Seeleute von Schiffen unter US-Flagge geholt worden, darun-ter 1361 geborene Amerikaner.

Forderungen nach Krieg wur-den in den USA mit Hoffnun-

gen verknüpft, auf Kosten der nur schwach verteidigten briti-schen Kolonie Kanada Land zu erobern. Man unterschätzte seine Fähigkeiten zum Krieg gegen die größte Militär- und Finanzmacht der damaligen Welt. Erst 1814 konnten die USA nach Achtungs-erfolgen zur See auch zu Lande eine Bedrohung für das britische Heer in Kanada sein, das mit der Unterstützung der Ureinwohner Nordamerikas kämpfte. Durch den Sieg über Napoleon konnte England jedoch Kräfte freima-chen. Die US-Armee kämpfte derweil in der Nähe der Niaga-ra-Fälle auf kanadischem Boden. So war ihre Hauptstadt nahezu unverteidigt.

Vor der Küste der USA lei-tete Konteradmiral Sir George Cockburn eine britische See- blockade, kämpfte gegen ame-

rikanische Freibeuter und führte mit Generalmajor Robert Ross handstreichartige Überfälle auf Plantagen und Orte in Küstennähe durch. Der Angriff auf die Haupt-stadt sollte die Vergeltung für die Brandschatzung der kanadi-schen Stadt York – heute Toron- to – sein. Nach einem Gewalt-marsch von sieben Stunden besiegten die Engländer am 24. August 1814 bei Bladenburg zahlenmäßig überlegene ameri-kanische Milizen.

Als die „Rotröcke“ am Abend Washington erreichten, war die Stadt fast menschenleer. Die Ver-teidigung bestand nur noch in einem Feuerüberfall, dem das Pferd von Generalmajor Ross und ein Soldat zum Opfer fie-len. Bald wehte der Union Jack über Washington. Generalmajor Ross bezog Quartier im Boar-

dinghouse der Witwe Suter. Er erklärte, dass die Wahl auf ihr Haus gefallen sei, weil man von dort einen schönen Blick auf die öffentlichen Gebäude der Stadt hatte, die es nun anzuzünden galt. Darunter waren das Kapitol, die Kongressbibliothek und viele andere Verwaltungsgebäude. Am Sitz des Präsidenten tranken die englischen Offiziere auf baldi-gen Frieden mit Amerika, das Wohl ihres Prinzregenten und auf das Verderben von US-Präsident James Madison. Dann wurden auch dort die Fackeln angelegt. Ziviler Besitz war zu schonen. Noch während der Nacht wurde ein britischer Plünderer erschos-sen und zwei weitere erhielten je 100 Peitschenhiebe als Strafe.

Der Schock des Brandes und die ökonomischen Folgen des Krieges wirkten. Alle Seiten zweifelten am Sinn des ohnehin auf dünner Grundlage begonne-nen Konflikts. Der Krieg wurde Ende 1814 nach Verhandlungen im heute belgischen Gent mit einer Beibehaltung der ursprüng-lichen Verhältnisse beendet. Ver-lierer waren die Verbündeten der Briten, die Indianerstämme, deren Traum von einem indiani-schen Staat im Westen der USA zur Spielmasse der Friedensver-handlungen wurde. Traurig war auch der größte Sieg der US-Ar-mee des Krieges. Er wurde im Januar 1815 zwei Wochen nach Friedensschluss bei New Orle-ans erfochten. Die Nachricht vom Frieden hatte die Truppe einfach noch nicht erreicht.

Eine „so vollkommene große Victori“Im August 1704 schlagen britisch-österreichische Truppen ein franco-bayerisches Heer vernichtend.

von Eberhard Birk

Geschichte. Nur selten traf eine Siegesmeldung so zu wie jene des Prinzen Eugen. Es war einer englisch-österreichischen Alli-anzarmee unter dem Kommando von John Churchill von Marl-borough und dem „edlen Rit-ter“ gelungen, den Nimbus der Unbesiegbarkeit der Heere des „Sonnenkönigs“ Ludwigs XIV. zu zerstören. Im vierten Jahr des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1713/14) schlug die Alli-anz in Bayerisch-Schwaben bei Höchstädt eine franco-bayerische Armee.

Dabei schien im Frühjahr 1704 alles auf einen Erfolg Frankreichs hinzudeuten. Seine Heere standen am Oberrhein, im verbündeten Bayern und Oberitalien. Ein kon-zentrischer Vormarsch auf Wien

konnte nur durch ein Zusammen-wirken der Alliierten verhindert werden. Marlborough führte ein englisches Heer von Holland nach Bayern, wo er sich mit den Truppen Eugens vereinigte. Ihnen gegenüber standen jene der Feldherren Tallard, Marsin und des bayerischen Kurfürsten Max II. Emanuel. Deren sieben Kilometer lange Aufstellung war an mehrere Dörfer hinter dem Nebelbach und die Donau als Flügelschutz angelehnt. Am 13. August stand den mehr als 100 000 Soldaten beider Seiten eine europäische Völkerschlacht bevor.

Nach Einnahme der Ausgangs-stellung gegen 12 Uhr – Eugens kommandierte den rechten, Marl- borough den linken Flügel – begann der Angriff der Alliierten. Der Abschnitt Eugens sah den

ganzen Tag über hitzige Gefechte mit für beide Seiten wechseln-dem taktischem Erfolg. In einer längeren Gefechtspause ordnete Marlborough seine Truppen neu. Ein massiver Kavallerieangriff mit über 80 Schwadronen gegen

das französische Infanteriezen-trum führte zu einem „Cannae des Durchbruchs“. Die französi-sche Kavallerie ritt auf der Flucht die eigene Infanterie nieder. Mit ihrer Kapitulation gingen die in Blindheim (engl.: Blenheim) ein-

geschlossenen zwölf bis 14 000 Infanteristen in alliierte Gefan-genschaft. Mit 26 000 Toten und Verwundeten ist Höchstädt eine der verlustreichsten Schlachten des 18. Jahrhunderts.

Für Marlborough wurde auf Staatskosten der Blenheim-Pa-lace erbaut, in dem übrigens Win-ston Churchill geboren wurde. Für den langjährigen britischen Premierminister veränderte Höchstädt die „Achse der Welt-politik“. Der 13. August blieb für ihn stets „Blenheim-Day“. Als der britische Feldmarschall Montgomery am 13. August 1942 in Ägypten das Kommando über die 8. Armee übernahm, wies er später in dessen Gästebuch aus-drücklich auf die welthistorische Bedeutung der Schlacht hin, die im deutschen Sprachraum fast vergessen ist.

Internationales ZeitreiseprojektOnline. Die Piloten des Ersten Welt-kriegs wurden in der natio-nalen Propa-ganda ihrer Herkunftslän-der zu Rittern der Lüfte, Pionieren und Helden stilisiert. Doch wie sah die Rea-lität aus? Wie wurde ein Mann Pilot? Was erlebte er im Krieg? Wie nahm er seine Umwelt war? Das Royal Air Force Museum London, das Musée de l’Air et de l’Espace – Aéroport de Paris – Le Bourget und das Militärhis-torische Museum der Bundes-wehr (MHM) auf dem Flugplatz Berlin-Gatow wollen online im Gemeinschaftsprojekt „Drei Pilo-ten – Ein Krieg“ („Three Pilots, One War“ – 3p1w) einen Ein-blick in die Lebenswelt von drei Soldaten geben, die im Ersten Weltkrieg kämpften. Im Zentrum stehen Feldpostbriefe, die exakt 100 Jahre nach Verfassen ver-öffentlicht werden. Sie werden durch Exponate und andere per-sönliche Unterlagen ergänzt. Das Online-Projekt steht in Bezie-hung zu den Ausstellungen der Museen zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“. Die Expo-nate, die online präsentiert wer-den, sind in den Museen ausge-stellt. Das MHM zeigt in Dresden die Ausstellung „14 – Menschen – Krieg” und in Berlin-Gatow die Ausstellung „Falkenstein zieht in den Krieg”. (mhm)

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Inferno: Ein Zeitgenosse fertigte diese Zeichnung vom Brand an.

Das Projekt „Three Pilots – One

War“ kann unter www.3p1w.eu

mitverfolgt werden.

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In die Fluten: Britische Kavallerie treibt Franzosen in die Donau.

10 aktuell SPORT 18. August 2014

Sechs Starts – fünf MedaillenSebastian Iwanow überzeugt bei den Europameisterschaften der Schwimmer mit Behinderung.

Eindhoven. Mit Sebastian Iwanow ist ein Hoffnungsträger im Team der deutschen Schwim-mer mit Behinderung nach langer Leidenszeit zurückgekehrt. Der Leverkusener hatte in den ver-gangenen anderthalb Jahren mit Verletzungen zu kämpfen und musste im März 2013 an der Schulter operiert werden. Den-noch wurde er im November ver-gangenen Jahres für das Förder-programm der Bundeswehr für Sportler mit Behinderung vom Deutschen Behinderten Sportver-band (DBS) vorgeschlagen. Erst Anfang dieses Jahres ist Iwanow wieder ins Training eingestie-gen. Voll belastbar ist er erst seit April.

Bei der Europameisterschaft am vorvergangenen Wochen-ende meldete sich der 29-Jäh-rige dafür eindrucksvoll zurück. Mit zweimal Gold, zweimal Sil-ber und einmal Bronze war er der erfolgreichste deutsche Schwim-mer im Pieter-van-den-Hoogen-band-Schwimmstadion. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so gut abschneiden werde. Die Zei-ten waren noch nicht perfekt, aber das konnte man auch nicht erwar-ten“, erklärte Iwanow. Kleiner Wermutstropfen war für ihn die knapp verpasste Goldmedaille über 100 Meter Freistil. „Da will ich immer unbedingt gewinnen und war daher etwas enttäuscht. Insgesamt überwiegt aber ein-deutig die Freude.“ Lob gab es

auch von Bundestrainerin Ute Schinkitz. „Wir sind total glück-lich, dass er zurückgekehrt ist. Sebastian hat unser Vertrauen zurückgezahlt und wird gestärkt aus den Wettkämpfen hervorge-hen“, sagte sie.

Die Bundestrainerin zog auch insgesamt ein positives Fazit. Nach sieben spannenden Wett-kampftagen belegten Deutsch-lands Athleten mit sechsmal Gold, achtmal Silber und zehn-mal Bronze Platz sieben im Medaillenspiegel.

„Es gibt zwar keinen Grund zu überschwänglicher Euphorie, aber wir haben viele gute Ergeb-nisse und einige neue Bestzei-ten gesehen, was sich auch in Medaillen ausgedrückt hat“, resü-mierte Schinkitz. Alles könne jedoch im Sport nie rund laufen, sodass auch in Eindhoven wie-der Freud und Leid eng beiein-

ander gelegen hätten. So lande-ten die deutschen Schwimmer allein achtmal auf dem undank-baren vierten Platz und verpass-ten weitere Medaillen nur hauch-dünn. „Es ist zu spüren, dass das weltweite Niveau immer höher wird“, beobachtete Teammana-ger Bernhard von Welck. Beson-ders die Ukraine, Russland und Großbritannien trumpften groß auf. Für die Bundestrainerin war die EM eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Paralympics 2016. In Eindhoven herrschten Top-Bedingungen für eine aktu-elle Standortbestimmung. „Für uns ist jetzt Halbzeit – zwei Jahre nach London und zwei Jahre vor Rio. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten, um den Anschluss an die Weltspitze zu halten“, betonte Schinkitz.

Großen Applaus gab es dann noch für eine ganz Große des

paralympischen Sports. Kirsten Bruhn nahm von der internationa-len Bühne Abschied und beendete ihre aktive Zeit in der deutschen Nationalmannschaft. Zweimal Gold und einmal Bronze holte die 44-jährige Wasbekerin in Eind-hoven. Durch einen Motorradun-fall querschnittgelähmt hatte sie 2002 ihre Karriere im Behin-dertensport begonnen und unter anderem acht Goldmedaillen bei EM, vier bei WM und 2012 auch eine bei den Paralympics gewon-nen.

Sie will die deutschen Schwim-mer jedoch weiterhin unterstüt-zen. „Ob als Patin oder Ratge-berin in der Nationalmannschaft – da ist vieles denkbar. Gerade die Nachwuchsförderung liegt mir sehr am Herzen“, sagte Bruhn. „Eines kann ich allerdings ausschließen. Ich werde definitiv keine Trainerin.“ (kmü/dbs)

Durchwachsenes ErgebnisDie deutschen Kanuten bleiben bei der Weltmeisterschaft überraschend hinter den Erwartungen.

Moskau. Die erfolgsverwöhnte Flotte des Deutschen Kanu-Ver-bandes (DKV) ist bei den Welt-meisterschaften in Moskau vom Kurs abgekommen. In den wich-tigen zwölf olympischen Klas-sen standen am vorvergangenen Wochenende letztlich nur eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille zu Buche. Sport-direktor Jens Kahl flüchtete sich danach in Galgenhumor, Präsi-dent Thomas Konietzko kün-digte eine intensive Aufarbeitung der größtenteils ernüchternden Ergebnisse an.

„Wir haben die eigenen Erwar-tungen nicht erfüllt und viel Schatten und wenig Licht gese-hen. Wir werden jetzt in aller Ruhe und ohne Hektik analysie-ren, wo Fehler gemacht worden sind und mit einigem Abstand zur WM über die Strategie nach-denken“, sagte Konietzko. Sechs Medaillen und zwei Titel lautete die ehrgeizige Zielsetzung des

erfolgreichsten deutschen Som-mersportverbandes. Die erpad-delten drei Podestplätze reichten nur zum enttäuschenden vierten Platz im Medaillenspiegel. Bei der Heim-WM vor einem Jahr in Duisburg holte der DKV in den olympischen Disziplinen noch sieben Medaillen (3-3-1).

Gold gewann nur Sebastian Brendel im Canadier-Einer über 1000 Meter. Die beiden weite-ren deutschen Medaillen holten

die Europameister Feldwebel Ronald Rauhe und Obergefrei-ter Tom Liebscher mit Silber im Kajak-Zweier über 200 Meter sowie Yul Oeltze und Stabsun-teroffizier (FA) Ronald Verch mit Bronze im Canadier-Zweier über 1000 Meter.

Rauhe und Liebscher überquer-ten hinter den Überraschungssie-gern Grujic und Novakovic aus Serbien die Ziellinie. Ganz auf Gold eingestellt wollte bei bei-

den keine richtige Freude auf-kommen. „Man ist natürlich nicht glücklich, wenn man das ganze Jahr dominiert und dann bei der WM verliert“, meinte Rauhe mit der Silbermedaille um den Hals. Auch sein Zweierpartner zeigte sich etwas betrübt. „Letztend-lich sind wir hergekommen, um den Titel zu holen, es ist schon ärgerlich, dass es nicht geklappt hat“, sagte Liebscher offensicht-lich enttäuscht.

In allen Wettbewerben ver-zeichnete der DKV in der russischen Hauptstadt zwei Gold-, fünf Silber- und eine Bronzemedaille. Feldwebel Tina Dietze hatte im Kajak-Zweier zusammen mit Franziska Weber Anteil an einer der Silberme-daillen. An der mageren Bilanz änderten schließlich auch die drei abschließenden Staffeln nichts mehr. Bei der Heim-WM 2013 konnten noch 17 Medaillen (8-6-3) errungen werden. (sid/dkv/eb)

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Trotz aller Kritik Sportler des MonatsLeichtathletik. Der deutsche Weitsprung-Meister MarkusRehm ist Weltbehindertensport-ler des Monats Juli. Der 25-Jäh-rige gewann die Internetwahl des Weltverbandes IPC vor dem brasilianischen Goalballspieler Lemon Silva und dem austra-lischen Rollstuhl-Basketballer Shaun Norris. Rehm hatte bei den deutschen Meisterschaften Ende Juli in Ulm mit 8,24 Metern über-raschend die Weitsprung-Kon-kurrenz gewonnen, war aber vom Deutschen Leichtathletik-Ver-band nicht für die Europameis-terschaft in Zürich nominiert worden. (ab)

Das Ziel im freien Fall getroffenFallschirmspringen. Im ita-lienischen Belluno hat Haupt-feldwebel Stefan Wiesner den Weltcup im Fallschirmzielsprin-gen gewonnen. Beim vierten von sechs Turnieren der Serie am vorvergangenen Wochenende sprang er dabei nur knapp an einem neuen Deutschen Rekord vorbei. Die Plätze zwei und drei belegten Springer aus Ungarn und Slownien. (eb)

0,1 Punkte hinter BronzeSkispringen. Hauptgefreiter Richard Freitag hat beim zwei-ten Einzelwettbewerb der Som-mersaison im schweizerischen Einsiedeln das Podest knapp ver-passt. Der 22-Jährige landete am vorvergangenen Wochenende mit 404,2 Punkten auf Rang vier hin-ter dem Österreicher Michael Hayboeck mit 404,3 Punkten. Den Sieg sicherte sich Gregor Schlierenzauer aus Österreich vor dem Polen Piotr Zyla. Ober-gefreiter Dominik Mayländer wurde Elfter vor Oberstabsge-freiter Daniel Wenig. Oberfeld-webel Andreas Wank landete auf dem 19. Platz. (sid/eb)

Für das Finale qualifiziertBogenschießen. Erstmals in der Geschichte des Deutschen Schützenbundes (DSB) haben sich drei deutsche Starterinnen für das Finale des Weltcups in Lau-sanne qualifiziert. Obwohl beim Schießen im polnischen Bres-lau keine Medaille in Reichweite war, konnte sich auch Stabs- unteroffizier (FA) Elena Rich-ter einen der Startplätze sichern. Für alle Schützen des DSB war beim Turnier am vorvergange-nen Wochenende spätestens im Viertelfinale Schluss. (eb)

Nicht alles Gold, was glänzt: Rauhe (r.) und Liebscher mit Silber.

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Zug von vorne: Durch eine Fehlbildung der Beine muss Iwanow die Kraft aus dem Oberkörper holen.

18. August 2014 VERMISCHTES aktuell 11

Fluch und SegenDie erste E-Mail über den Atlantik ging an ein deutsches Forscherteam – ein Siegeszug begann.

von Alexander Linden

Karlsruhe. „Früher hat es so ‘was wie Spam in meinem Läb‘n nicht gegäb‘n.“ So for-muliert es der Klavierkabaret-tist Bodo Wartke in einem Lied. Damit legt er den Finger in eine Wunde, die vor nunmehr 30 Jah-ren auch Deutschland zugefügt wurde. Allerdings waren die Fol-gen damals schwer abzuschätzen.

Genau genommen war es der 2. August 1984, an dem die erste E-Mail nach Deutschland abge-schickt wurde. Doch damals funktionierte E-Mail noch etwas mehr wie Briefe. Da die Lei-tungen nicht so leistungsfähig waren, wurde eine bestimmte Menge Mails im Paket auf die Empfängerserver geschickt und von dort musste sie abgeholt wer-den. Darum kam die Nachricht erst am 3. August an.

„Ich bin sonntags extra ins Büro gefahren, um mir die Mail zu holen“, erinnert sich Michael Rotert, damals technischer Leiter im Forschungsteam an der Uni-versität Karlsruhe. Nach Monaten intensiver Tests zur Anpassung der Hard- und Software war die Verbindung mit dem amerikani-schen System „Computer Science Network“ (CSNET) funktions-tüchtig.

Karlsruhe war der erste interna-tionale Partner der USA. In enger Kooperation mit den US-Kolle-gen leitete Rotert das Projekt, den ersten deutschen Server auf-zusetzen. Dabei musste auch mit der Deutschen Bundespost eng zusammengearbeitet werden. Eine DIN-A4-Seite zu übertra-gen, kostete umgerechnet etwa 20 Cent, Standleitungen meh-rere hunderttausend D-Mark pro Monat. Darum wurden die Ver-bindungen temporär aufgebaut.

Dennoch war das neue Medium deutlich schneller als Briefe, weniger zeitzonenabhängig als Telefon und qualitativ besser als Fax. Die neuen Möglichkeiten dieses asynchronen Kommuni-kationsmittels führten zu einer raschen Ausbreitung in der For-schungslandschaft.

Der Fall der Mauer vollzog sich auch digital. 1989 wurde das Netzwerk für die Öffentlich-keit freigeschaltet. Die Nachfrage führte zu weiteren technischen, bisher unwirtschaftlichen Ent-wicklungen. Ab den 90er-Jah-ren sprossen Provider, Server und Standleitungen geradezu aus dem Boden. Die Zahl der empfange-nen Mails stieg allein in Deutsch-land von einer Milliarde im Jahr 1999 auf über 500 Milliarden heute; Spam nicht mitgerechnet.

Womit sich der Kreis zu Bodo Wartke schließt. Die Schätzun-gen zum Spam-Aufkommen schwanken zwischen 70 und 90 Prozent aller durch das Netz geschickten Mails. Was tun? Spamfilter im Postfach und auf den Servern können helfen, wich-tiger ist jedoch Selbstdisziplin im Umgang mit den eigenen Adres-sen und Passwörtern.

Die Zukunft der Mail gestaltet sich zwiegespalten. Während die Zahl geschäftlicher Mails jährlich um circa zehn Prozent wächst, bewirken vor allem Kurznach-richtendienste und soziale Netz-werke einen Rückgang um vier bis fünf Prozent im privaten Bereich.

Das Schicksal der Mail wird sicherlich mit durch die Frage der Sicherheit entschieden. Denn momentan kann noch jeder mit-lesen. Auch die schnelle Erreich-barkeit, die durch die Mobilfunk-digitalisierung noch verstärkt wird, ist kritisch. Abschalten ist nicht mehr möglich. Man-che Unternehmen verbieten das Beantworten dienstlicher Mails nach Feierabend. 25 Prozent der Beschäftigten gaben bei einer Studie an, mehr als 50 Mails pro Tag zu erhalten. 20 Stunden ver-brauchen sie wöchentlich, um sich diesen zu widmen.

Letztlich fällt es auf den Ein-zelnen zurück. Jeder muss und

kann für sich entscheiden, wie erreichbar er sein will.

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Für immer gegangenOscarpreisträger Robin Williams nimmt sich Anfang vergangener Woche offenbar das Leben.

Los Angeles. Hollywoodstar und Komiker Robin Williams ist tot. Wie die Polizei am vergange-nen Dienstag mitteilte, wurde der 63-Jährige Montagmittag (Orts-zeit) mit einem Gürtel um den Hals tot in seinem Haus aufge-funden. Außerdem hatte er dem-nach leichte Schnittverletzungen an seinem linken Handgelenk. „Kampfspuren“ habe es nicht gegeben. Williams‘ Spreche-rin Mara Buxbaum erklärte, der Schauspieler habe zuletzt unter schweren Depressionen gelitten. Williams war bekennender Alko-holiker. Im Jahr 2006 hatte er nach 20 Jahren Abstinenz einen Rückfall erlitten und sich in eine Entziehungskur begeben.

„Heute Morgen habe ich mei-nen Ehemann und besten Freund verloren, während die Welt einen

ihrer beliebtesten Künstler und liebenswertesten menschlichen Wesen verloren hat“, schrieb

Williams‘ Witwe Susan Schnei-der, mit der der Schauspieler seit 2011 in dritter Ehe verhei-ratet war. Sie sei untröstlich und hoffe, dass die Erinnerungen an ihren Mann nicht so sehr von sei-nem Tod, „als von den zahllo-sen Momenten der Freude und des Lachens“ geprägt sein wür-den, die er Millionen von Men-schen verschafft habe. Als einer der ersten würdigte US-Präsident Barack Obama den Schauspie-ler. „Er hat jedes Element des menschlichen Geistes berührt.“

Williams begann seine Karri-ere als Stand-up-Komiker. Der für sein anarchisches, energie-gelandes Spiel bekannte Schau-spieler wirkte in zahllosen Filmen

mit und erhielt 1998 den Oscar für die beste Nebenrolle in dem Film „Good Will Hunting“. Drei-mal wurde er als bester Haupt-darsteller nominiert: für „Good Morning, Vietnam“, „Der Club der toten Dichter“ und „König der Fischer“.

Im kommenden Jahr sollte Wil-liams eine Fortsetzung seines Kino-Erfolgs „Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen“ drehen. Das Projekt wurde nach der Nachricht von seinem Tod abgesagt. Drei Filme mit Wil-liams sind derzeit in der Nachbe-arbeitung, darunter eine Fortset-zung von „Nachts im Museum“, die Ende des Jahres in die Kinos kommen soll. (gt)

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: dpa

/pa

Die erste ihrer Art: So sah die Nachricht auf Roterts Bildschirm aus.

Good Morning, Afghanistan: Williams besucht im Dezember 2004 US-Truppen in Bagram.

Mit „E-Mail“ zu „E-Mil“

Das Internet und auch die E-Mail wurden 1969 im Rahmen eines militärischen For-schungsprojektes in den USA entwickelt. Neben dem NATO-Netzwerk bestanden bis in die 90er-Jahre hinein nur nationale Netze, die bestimmte Übergabepunkte hatten.

Ende des 20. Jahrhunderts wurde das LoNo-System in der Bundeswehr einge-führt, das eine Ausweitung der Führungs-aktivität und Informationsdichte bewirkte. Die Befehlsumfänge wuchsen massiv. „Frü-her hat es eine höhere Sprachdisziplin gege-

ben“, erinnert sich Hauptmann Robert Bopp,lange Zeit in der Operationsführung. Heutebemüht man sich wieder um Kürze. Auchwird nach wie vor Führung mit Stift undPapier ausgebildet. „Ein Meldeblock kannnass werden, aber nicht abstürzen.“

Gewinnauslosung

aktuell 30/2014: Die Freikarten für „Transformers – Ära des Untergangs“ gehen an Simone Priesnitz.

Herzlichen Glückwunsch!

12 aktuell VERMISCHTES 18. August 2014

Der Beitrag „Constable Dues“

unter www.youtube.com/bun-

deswehr.

Eine Rose auf dem BalkanRegine Rose war als Angestellte der Wehrverwaltung bereits zum zweiten Mal im KFOR-Einsatz.

Kiel/Prizren. Für die meisten war sie einfach nur die Rosi von der Einsatzverwaltung – eine Abteilung, mit der jeder Soldat im Einsatz in Berührung kommt. Für Regine Rose war jedes Anlie-gen gleich wichtig.

Zu Hause ist die 57-Jährige im Kompetenzzentrum Bauma-nagement Kiel. Als Infrastruk-turfeldwebel war sie nach 2012 das zweite Mal im Einsatz. „Ich habe es nicht bereut“, sagt sie. Zwar müsse man sich an das Leben im Feldlager gewöhnen, „doch mit Kameradschaft geht alles“, unterstreicht die frischge-backene Großmutter der kleinen Amelie, gerade sieben Monate alt. Ihr 30-jähriger Sohn ist auch bei der Bundeswehr.

Trotzdem waren die vergange-nen Monate für die Angestellte der Wehrverwaltung äußerst auf-regend. Sie habe schon hin und wieder leicht gezweifelt, ob sie den Anforderungen eines Aus-landseinsatzes letztlich genügen könne. Schließlich sei sie ja auch nicht mehr die Jüngste, koket-tiert Rose. Doch es war ein echtes Aha-Erlebnis. „Ich meistere das“, sagt sie stolz. Der absolute Höhe-punkt des Einsatzes war für sie persönlich der Besuch der Ver-teidigungsministerin Mitte Mai. Daran denkt sie gerne zurück. Wenn es nach ihr ginge, müsste der Einsatz bei KFOR auch nicht der letzte gewesen sein – sie würde es auf jeden Fall wie-der tun. (tsh)

Was ist Ihre größte Errungenschaft?Erkenntnisse im Leben gesammelt zu haben.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?Singen.

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?Frauen in Familie und Beruf, wie zum Beispiel Verteidigungs- ministerin Ursula von der Leyen.

Was können Sie besonders gut kochen?Mein Sohn schwärmt von meiner Pizza.

Was wäre Ihre berufliche Alternative?Ich wäre gerne auch als Fotografin tätig.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?Wenn mich jemand um Hilfe bittet und zu einer guten Tasse Kaffee.

Wo möchten Sie am liebsten leben?Da, wo sich mein Herz wohlfühlt.

Was sind Ihre Lieblingstugenden?Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?Akzeptanz und Respekt vor anderen Menschen und auch gegen-über Tieren.

Was mögen Sie an sich selbst nicht?Wenn ich zu viel über Dinge nachdenke, die nicht mehr zu ändern sind.

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?Unfallhelfer und Soldaten.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Jeden Tag mit einem Lächeln zu beginnen, ist die beste Medizin.

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: tsh

/Red

Bw

Ausgewählte Medienbeiträge19. August, 20.15 Uhr, ZDF:ZDFzeit: Die Suche nach den verlorenen Söhnen – 100 Jahre Erster WeltkriegEine einmalige Sammlung im Stadtarchiv Wesel wird zumAusgangspunkt einer Spurensu-che nach dem Schicksal junger Menschen, die 1914 bis 1918 das Grauen der Schlachtfelder erleb-ten. Entscheidende Momenteihres Weges werden rekonstru-iert und historisch eingeordnet. Der Film zeigt, wie französische Archäologen die Toten aus einem eingestürzten Kampfstollen ber-gen. Weitere Recherchen führen zu den Namen der Verschütte-ten, sodass nach fast 100 Jah-ren die Nachfahren etwas mehr über ihre Familienhistorie erfah-ren können.

Youtube-Video der Woche:In London ist die Fregatte „Nie-dersachsen“ mit Salutschüssen empfangen worden. Am zweiten Tag ihres Besuchs überbrachte die Mannschaft zum „Consta-ble Dues“ im Tower von Lon-don Wegzoll in Form eines Fäss- chen Weins. Ein ehrwürdigesZeremoniell, das gut 650 Jahre in die Geschichte von London zurückreicht. (eb)