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IV. MUSIK 256 540* ABT, Franz, 1819 – 1885. 2 eigenh. Musikmanuskripte, jeweils mit Namenszug am Kopf, 13 S. Querformat, 9-zeilig, und 2 e. Br. m. U., Zürich 30.VI.1852 und Braunschweig 6.I.1875, je 1 S. gr.-4 o und gr.-8 o , der erste Brief mit Siegel und Adresse. Rand- und Faltenrisse. Schwach gebräunt. Teilweise leicht fleckig. (600.—) Die Manuskripte: 1) Reinschrift von 5 Liedern für eine Singstimme und Klavier. Liedzyklus op. 45 I-V mit den unterlegten Texten nach Otto Julius Inkermann: „Dort drüben“, „Einschiffung“, „Die Heimath“, „Das dunkle Augeund „Schwermuth“. 2) Reinschrift von 3 Liedern für Sopran oder Tenor und Klavier. Der Doppelbogen enthält „Agnes“ op. 39 Nr. 4 aus „7 Lieder aus dem Buche der Liebe“ (Stuttgart 1846) mit unterlegtem Text nach Carl Herloß- sohn, „Grüsse“ op. 40 Nr. 6 aus „6 Lieder für Sopran oder Tenor“ (Stuttgart 1852) mit unterlegtem Text nach J. Mendelssohn sowie den Schluss eines Liedes mit unterlegtem Text nach A. Schultz. Die Briefe: 1) Zürich 1852. An seinen Verleger Karl Göpel in Stuttgart über die Veröffentlichung von Gesangskom- positionen bei Robert Cocks & Co. in London. „… Da Sie wohl noch einige Manuscripte von mir haben und, so viel ich mich erinnere, nur das Eigenthumsrecht für Deutschland beanspruchten, so möchte ich Sie ersuchen, mir etwa 3. Wochen vorher, ehe Sie ein Lied von mir herausgeben, einen Abzug, oder wenn sich das nicht thun läßt, eine Abschrift zu schicken welche ich nach London schicke damit es dort zu gleicher Zeit wie in Deutschland erscheint …2) Braunschweig 1875. An einen Verleger wegen einer Ausgabe von Liedern beim Musikhaus André. „… André ist nun Willens, auch eine Sopran Ausgabe zu bringen, was er hätte von Anfang an thun sollen u. möchte doch der Form wegen auch hiefür Ihre besondere Erlaubniß …“ Beiliegend ein Musikmanuskript von Kopistenhand: „Die Heimath“ op. 45 III für eine Singstimme und Klavier, angeheftet eine e. Korrektur m. U. Abts (Änderung der ersten 4 Takte). 541 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. Br. m. U. Coswig 18.IX.1894. 2 3 4 S. 8 o . (150.—) An die Kinderfrau, mit detaillierten Anweisungen für einen Ausflug der Kinder nach Dresden. – D’Albert war in zweiter Ehe mit der Pianistin Teresa C a r r e ñ o verheiratet; das Paar lebte mit den drei Kindern aus ihren ersten Ehen sowie mit den gemeinsamen Töchtern in Coswig. „… anliegend übersende ich Ihnen zwei Briefe an Wolfgang und ersuche ich Sie freundl. ihn Beide mög- lichst sofort beantworten zu lassen. An seine Grossmutter soll er zuerst schreiben u. zwar einen wirk- lichen Brief u. keine Karte. Die Abfassung desselben überlasse ich ganz Ihnen, denn Sie kennen meine Wünsche. Donnerstag ist grosses Feuerwerk im Ausstellungspark auf der Vogelwiese bei Dresden u. will ich den Kindern die Freude machen, es sich ansehen zu dürfen …“ 543 ALBRECHTSBERGER, Johann Georg, Komponist und Musiktheoretiker, Lehrer Beet- hovens, 1736 – 1809. E. Stammbuchblatt m. U. O. O. 8.I.1799. 1 S. quer-gr.-8 o . Etwas fleckig, Montagespuren am linken Rand. (600.—) Aus dem Stammbuch eines Freundes: Nei giorni tuoi felici ricordati di me! l’eterno amico / Giorgio Albrechtsberger M: D: C: [Domkapellmeister] / 8. Jan: 1799.“ Sehr selten.

540* ABT, Franz, 1819 – 1885. 2 eigenh. Musikmanuskripte ... IV_Musik.pdf · IV. MUSIK 262 Es wird festgelegt: „… Que M.V: Bellini s’engage à être rendu à Londres le premier

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IV. MUSIK

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540* ABT, Franz, 1819 – 1885. 2 eigenh. Musikmanuskripte, jeweils mit Namenszug am Kopf, 13 S. Querformat, 9-zeilig, und 2 e. Br. m. U., Zürich 30.VI.1852 und Braunschweig 6.I.1875, je 1 S. gr.-4o und gr.-8o, der erste Brief mit Siegel und Adresse. Rand- und Faltenrisse. Schwach gebräunt. Teilweise leicht fleckig. (600.—)

Die Manuskripte:1) Reinschrift von 5 Liedern für eine Singstimme und Klavier. Liedzyklus op. 45 I-V mit den unterlegten Texten nach Otto Julius Inkermann: „Dort drüben“, „Einschiffung“, „Die Heimath“, „Das dunkle Auge“ und „Schwermuth“.2) Reinschrift von 3 Liedern für Sopran oder Tenor und Klavier. Der Doppelbogen enthält „Agnes“ op. 39 Nr. 4 aus „7 Lieder aus dem Buche der Liebe“ (Stuttgart 1846) mit unterlegtem Text nach Carl Herloß-sohn, „Grüsse“ op. 40 Nr. 6 aus „6 Lieder für Sopran oder Tenor“ (Stuttgart 1852) mit unterlegtem Text nach J. Mendelssohn sowie den Schluss eines Liedes mit unterlegtem Text nach A. Schultz.Die Briefe:1) Zürich 1852. An seinen Verleger Karl Göpel in Stuttgart über die Veröffentlichung von Gesangskom-positionen bei Robert Cocks & Co. in London. „… Da Sie wohl noch einige Manuscripte von mir haben und, so viel ich mich erinnere, nur das Eigenthumsrecht für Deutschland beanspruchten, so möchte ich Sie ersuchen, mir etwa 3. Wochen vorher, ehe Sie ein Lied von mir herausgeben, einen Abzug, oder wenn sich das nicht thun läßt, eine Abschrift zu schicken welche ich nach London schicke damit es dort zu gleicher Zeit wie in Deutschland erscheint …“2) Braunschweig 1875. An einen Verleger wegen einer Ausgabe von Liedern beim Musikhaus André. „… André ist nun Willens, auch eine Sopran Ausgabe zu bringen, was er hätte von Anfang an thun sollen u. möchte doch der Form wegen auch hiefür Ihre besondere Erlaubniß …“Beiliegend ein Musikmanuskript von Kopistenhand: „Die Heimath“ op. 45 III für eine Singstimme und Klavier, angeheftet eine e. Korrektur m. U. Abts (Änderung der ersten 4 Takte).

541 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. Br. m. U. Coswig 18.IX.1894. 23⁄4 S. 8o. (150.—)

An die Kinderfrau, mit detaillierten Anweisungen für einen Ausflug der Kinder nach Dresden. – D’Albert war in zweiter Ehe mit der Pianistin Teresa C a r r e ñ o verheiratet; das Paar lebte mit den drei Kindern aus ihren ersten Ehen sowie mit den gemeinsamen Töchtern in Coswig.„… anliegend übersende ich Ihnen zwei Briefe an Wolfgang und ersuche ich Sie freundl. ihn Beide mög-lichst sofort beantworten zu lassen. An seine Grossmutter soll er zuerst schreiben u. zwar einen wirk-lichen Brief u. keine Karte. Die Abfassung desselben überlasse ich ganz Ihnen, denn Sie kennen meine Wünsche. Donnerstag ist grosses Feuerwerk im Ausstellungspark auf der Vogelwiese bei Dresden u. will ich den Kindern die Freude machen, es sich ansehen zu dürfen …“

543 ALBRECHTSBERGER, Johann Georg, Komponist und Musiktheoretiker, Lehrer Beet-hovens, 1736 – 1809. E. Stammbuchblatt m. U. O. O. 8.I.1799. 1 S. quer-gr.-8o. Etwas fleckig, Montagespuren am linken Rand. (600.—)

Aus dem Stammbuch eines Freundes:„Nei giorni tuoi feliciricordati di me! l’eterno amico / Giorgio Albrechtsberger M: D: C: [Domkapellmeister] / 8. Jan: 1799.“S e h r s e l t e n .

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544 AUBER, Daniel, 1782 – 1871. E. musikal. Albumblatt m. U. Paris 11.IX.1859. 1⁄2 S. quer-gr.-8o, 8-zeilig. Mit grüner Schmuckbordüre. Umlaufender Goldschnitt. An den Rändern leicht gebräunt. (200.—)

Vier Takte für Klavier, bezeichnet „Andante“. Beiliegend eine Portraitphotographie (Visitformat).

545 — Eigenh. Musikmanuskript m. U. und einer Widmung am Schluss. Paris 19.III.1862. 11⁄8 S. großes Querformat, 12-zeilig. (600.—)

„Andante“ für Klavier, 55 Takte. Die Widmung lautet „hommage à Madame Chabrier“; wohl die Mutter des Komponisten Emmanuel Chabrier. Am Kopf der ersten Seite eine montierte Portraitphotographie.

546 BARTÓK, Béla, 1881 – 1945. E. Br. m. U. Bratislava 11.XII.1904. 4 S. 8o. Ungarisch. Winzige Faltenrisse. (2.500.—)

An eine Dame, über gegebene und geplante Konzerte. – Im Januar war sein symphonisches Poem „ K o s s u t h “ in Budapest uraufgeführt worden, das den 23-jährigen Komponisten über Nacht berühmt gemacht hatte; im Februar hatte er Konzerte in England gegeben und im November sein zweites Klavier-quintett Sz 23/DD 77 in Wien uraufgeführt.„… Hier sende ich den mein Klavierspiel behandelnden Teil der Kritiken von Manchester. Noch habe ich nicht nach Wien geschrieben um zu erfahren, ob sich dieser Konzertagent momentan dort aufhält … Bisher habe ich weder aus England noch von Nikisch Bescheid bekommen. Man hat mir drei fabelhafte Kritiken aus Wien (über mein Quintett) geschickt; gemäss der einen (Extrablatt) lohnt es sich über das Werk gar nicht zu sprechen; in den anderen zwei werde ich etwas gnädiger abgetan. Ehrlich gesagt lässt mich dies gänzlich kalt; zwar freue ich mich über eine gute Kritik, aber lediglich von einem praktischen Standpunkt aus. Was sagen Sie zum Urteil über mein Quintett in ‘Az Újság’? Zweifelsohne hat dies ein ‘Uebermensch’ geschrieben, der bereits weit voraussieht (beziehungsweise -hört), Gedanken liest, usw. …Was das populäre Konzert betrifft, meint Thomán“ (Bartóks Klavierlehrer, der Liszt-Schüler István T.), „so etwas könne nur ein beliebter (berühmter) Künstler erfolgreich organsieren, ein d’Albert, ein Isaye (das denke ich auch); ansonsten war er von meinem Konzert nicht besonders begeistert …“ (Übersetzung).

547 — E. Ansichtskarte m. U. „B.“ Poststempel: Wien 14.I.1906. Ungarisch. Beidseitig eng beschrieben. Schwach fleckig. (800.—)

An die Violinistin Adylla Arányi in Budapest, eine Großnichte Joseph Joachims, die ihn wohl gebeten hatte, ein von offiziellen Stellen angeregtes Konzert in Preßburg zu geben. „… Ob ich die Sache annehmen kann, hängt davon ab, welche Informationen ich über das Konzert erhalten kann. Falls das Sanatorium z. B. geschlagene Obergespane“ (Vorsteher von Regierungsbezir-ken) „behandelt, würde ich nicht mitwirken können. Ich müsste wissen, ob ein anständiges Orchester dort spielen wird. Des Weiteren, falls Minister die Sache organisieren, sollen sie mir gratis Zugfahrkar-ten von Pozsony bis Budapest und zurück geben, da ich länger in Budapest bleiben muss, was mich Geld kostet, das man mit der Fahrkarte ausgleichen könnte …Ich könnte Liszt’s Es-Dur Konzert spielen. Aber davor müsste ich natürlich mit den zuständigen Minis-terfrauen in Briefkontakt treten. Vorerst hätte ich gerne drei Karten für das Wiener Konzert …“ (Über-setzung). – Auf der Adressseite ein e. Zusatz Bartóks in deutsch: „Postkarte“.

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548 BEETHOVEN, Ludwig van, 1770 – 1827. E. Schriftstück m. U. O. O. u. D. 1 S. Querfor-mat, 8-zeiliges Notenpapier. Schwach gebräunt. Mit Vermerken von Aloys Fuchs (rote Tinte).

(16.000.—)

„33 Veränderungen / Über einen Walzer / für das Hammer Klavier / von Ludwig van Beethoven“. Entwurf zum Titelblatt seiner D i a b e l l i - Va r i a t i o n e n C-Dur op. 120. – Der Titel der Originalausgabe vom Juni 1823 lautet: „33 / Veränderungen / über einen Walzer / für das / Piano-Forte / componirt, und / Der Frau Antonia von Brentano / gebornen Edlen von Birkenstock / hochachtungsvoll zugeeignet / von / Ludwig van Beethoven / 120tes Werk“.Die Notizen von Aloys Fuchs: „Diese Uiberschrift ist von L.v. Beethovens eigener Hand“ und „Op: 120. / Gestochen in Wien bei Diabelli.“Anton Diabelli, Musikverleger und Komponist, hatte 1819 insgesamt fünfzig zeitgenössische Komponis-ten gebeten, Variationen über einen von ihm geschriebenen Walzer zu komponieren. Trotz anfänglicher Abneigung gegen das Thema und die Beteiligung an dem Sammelwerk komponierte Beethoven im Laufe der Zeit nicht nur eine, sondern insgesamt 33 Variationen; die meisten entstanden 1822, die letzten im März und April 1823.Diabelli hatte Beethovens Opus voller Begeisterung noch im Jahr der Fertigstellung als eigenständiges Werk herausgegeben. Als er Beethoven zwei Jahre darauf an einen Kompositionsauftrag erinnerte, antwortete dieser: „… wozu wolltet ihr denn noch eine Sonate von mir?! Ihr habt ja ein ganzes Heer Komp., die es weit beßer können als ich, gebt jedem einen Takt, welch wundervolles werk ist da zu nicht zu erwarten? …“ (Briefwechsel Band 6 Nr. 2017).Die „Veränderungen über einen Walzer“ op. 120 bilden Beethovens letztes großes Klavierwerk.

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„in meinen jagdrewieren“

549 — E. Br. m. U. „Beethoven“. (Baden bei Wien) 3.IX.(1825). 1 S. 4o. Faltspuren, alt un-re gelmäßig beschnitten. (30.000.—)

An Karl Holz, ein Beethoven seit April des Jahres bekannter Verwaltungsbeamter und Violinist im Schuppanzigh-Quartett, der dem ertaubten Komponisten bei verschiedenen Besorgungen behilflich war. Zunächst mit der Bitte, einen (nicht mehr) beiliegenden Brief vom selben Tag an Friedrich Kuhlau zu übergeben, auf den er am Vortag in champagnerseliger Laune einen Scherzkanon („Kühl, nicht lau“, WoO 191) geschrieben hatte. Kuhlau hatte ihm zuvor ein musikalisches Anagramm auf den Namen Bach vorgelegt.„… Kaum bin ich zu Hause, so fäll[t] mir ein, was ich gestern für eine Schweinerey mag niedergeschrie-ben hab[en] – – übergebt das dem Kühlau – – alles übr[i]ge wißt ihr – – schreibt baldigst, oder kommt donnerstags Feiertags heraus, schreibt aber vorher – fragt ob die Köchin sich auch auf’s wildpret ver-steht, damit sie in meinen jagdrewieren schalten u. walten für mich kann – –bey Karl wird es noch beßer seyn, bloß bey’m Atrappér zu drohen mir es zu sagen – eilt euch prestissimo mit allem – bloß bey der Freundschaft denk[t] euch allzeit mich als cantum Fermum – – …“Holz hatte versprochen, sich um eine neue Haushälterin zu bemühen, und vermittelte auch in dem schwierigen Verhältnis Beethovens zu seinem Neffen Karl. – Verso zwei eigenh. Vermerke Beethovens: „Der widergefundene fl. –“ und „am 3ten septemb[er]“.Briefwechsel Band 6 Nr. 2052.

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550 — Gedruckte „Einladung zu Ludwig van Beethoven’s Leichenbegängniss“, Wien 29.III. 1827. 1 S. quer-gr.-8o (ca. 13,5 × 19,5 cm). Mit Trauerrand. Stärkeres Papier. (2.000.—)

Originaldruck des „Partezettels“: „… Man versammelt sich in der Wohnung des Verstorbenen im Schwarzspanier-Hause Nr. 200, / am Glacis vor dem Schottenthore. / Der Zug begibt sich von da nach der Dreyfaltigkeits-Kirche / bey den P.P. Minoriten in der Alsergasse. // Die musikalische Welt erlitt den uner-setzlichen Verlust des berühmten Tondichters am 26. März 1827 Abends gegen 6 Uhr. / Beethoven starb an den Folgen der Wassersucht, im 56. Jahre seines Alters, / nach empfangenen heil. Sacramenten …“

551 BELLINI, Vincenzo, 1801 – 1835. E. Br. m. U. Bergamo 16.VIII.1832. 22⁄3 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse (Poststempel und -vermerke). Etwas fleckig. (1.600.—)

An seinen Freund Nicola Tilli, einen Mitarbeiter der Theateragentur Lanari in Mailand, wegen der Auf-führungsrechte an seiner Oper „ N o r m a “ .„… mi domandi che io rinunzi alle pretensioni ec. ec. che ho con i pupilli Crivelli. Ho appoggiato a quello che tu mi hai supportato per parte di Lanari riguardo all’altra mettà di proprietà della Norma a me spettante; cioè che Lanari si rimette a me, pur come vorrò accomodare la cosa, ti dico che questo è il momento per non pensar più io, ne Lanari a questa proprietà, cioè che Lanari, o rileverà l’altra mia mettà col darmi il prezzo che hò chiesto di cinque mila lire …, o che m’assicuri con un’altra carta che egli resterà uno socio alla proprietà della Norma ad eguali potesi, aggiungendo che ogni qual volta vorrà rappresentare la Norma in un teatro di sua pertinenza dovrà abbonarmi mille lire … secondo il patto che ho con Crivelli per Venezia …“

552* — Schriftstück m. U. O. O. u. D. (wohl um 1833). 1 S. kl.-4o. Ungleichmäßig gebräunt. Größerer Ausschnitt am Unterrand. Drei Ecken mit kleinen Montageschäden. (1.200.—)

Ve r t r a g zwischen Bellini und Pierre François Laporte über die Aufführungsrechte von Bellinis Werken am King’s Theatre in London. – Der französische Impresario, der das Theater mit kurzer Unterbrechung von 1828 bis 1841 leitete, brachte als Erster Bellinis Opern („La somnambula“, „Norma“ und „I purita-ni“) auf eine englische Bühne.

(Beethoven)

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Nr. 551 Vincenzo Bellini

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Es wird festgelegt: „… Que M.V: Bellini s’engage à être rendu à Londres le premier Mai 1833, pour y diriger et arranger les operas de sa composition qui pourroient être donnés au Théatre du Roi ou dans tout autre Théatre de Londres où M. P. F. Laportee transportera son Entreprise.Pour ce M. P. F. Laporte s’engage à payer à M.V. Bellini à son arrivée à Londres la somme de cent livres Sterlings et sa moitié d’une soirée de Benefice assurée à trois cents livres Sterlings, ou un concert dont la recette lui seroit assurée à la même somme …“ – Sollten Aufführungen wegen „mort ou maladie grave du Roi“ ausfallen müssen, würden sich diese Summen reduzieren.

553* BENNETT, Sir William Sterndale, 1816 – 1875. E. Br. m. U. London 18.VII.1867. 2 S. 8o. Mit blindgeprägtem Briefkopf des Athenaeum Clubs. Schmaler Trauerrand. Kleiner Fleck. (350.—)

An die Sopranistin Therese Tietjens, der er zwei Arien seines Oratoriums „The Woman of Samaria“ auf den Leib schreiben wollte. „… Will you kindly allow me to say that you will take the principal Soprano in my little work at the Birmingham Festival? I will do my best to make you an effective part, if you will give me your permission before-hand. I will certainly do my best to meet your great talents … P.S. There will be two Arias and one very short recitative – and one Quartett, which I will bring to you in a fortnight.“Therese Tietjens hatte 1848 in Hamburg debütiert und feierte später in England große Erfolge.

554* BERG, Alban, 1885 – 1935. 2 e. Postkarten m. U. Wien (20.IV.1912). Blei- und Blaustift. Mit Namenstempel am Kopf. (2.500.—)

An seinen Schüler, den Komponisten Paul Königer in Wien, mit ausführlichen Überlegungen zu einer „Musikwoche der inoffiziellen österreichischen Tonkunst“ mit zeitgenössischer Musik während der erst-mals stattfindenden „Wiener Musikfestwoche“. – Zusammenhängender Text, geschrieben über 2 gelaufene Postkarten.1). „… die Sache passt nicht sehr günstig, der Akad[emische] Verband“ (Berg war im Februar 1912 Bera-ter des ‘Akademischen Verbandes für Literatur und Musik’ geworden) „betrachtet unser Unternehmen sehr skeptisch sowohl in pekuniärer als moralischer Hinsicht. Vor allem also müssen wir trachten Geld aufzutreiben. Wenn wir nur etwas erreicht haben, können wir von den 3 Vereinen etwas heraus kriegen. Früher aber redet sich einer auf den andern aus. Dann erst wird sich zeigen ob die Sache moralisch gelingen kann, ob sie so überzeugend u. groß angelegt gemacht werden kann, daß es ein Erfolg ist!! Aber daran zweifle ich: Bösendorfersaal u. Tonkünstlerorchester sind im Juni nicht zu haben.“2). „Also nicht nur daß ein Orchesterconcert dadurch unmöglich ist, kann die Vorlesung sowohl, als das eventuelle Kammermusik Koncert nur in einem Saal IIer Classe stattfinden; von einer Concurrenz kann also kaum noch die Rede sein. Und wenn es die nicht sein soll, so ist es ja nur ein Mittun mit einer höchst unrechten unsympathischen Sache wie’s die officielle Musik wohl ist. Aber das wollen wir andrerseits doch nicht, der Akad. V. meint unsere Sache noch zu nützen, wenn es im Herbst 2 – 3 S c h ö n b e rg -a b e n d e gibt u. einen Abend von uns: We b e r n ; mir etc. eventuell B a r t o k etc etc. … Mit den schöns-ten Grüßen Ihr ziemlich verzweifelter Berg“. Die Konzerte fanden am 25. und 29. Juni statt; die Presse reagierte wohlwollend bis ablehnend und sprach von einem „Trutzkonzert“. – Erwähnt den Schriftsteller Erhard Buschbeck, der das berühmte „Skandalkonzert“ im Wiener Musikverein unter der Leitung von Schönberg vom März 1913 organisieren sollte.

(V. Bellini)

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Nr. 557 Alban Berg

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555 — E. Ansichtskarte m. U. „Berg“. Berlin 14.III.1914. Blaustift, etwas verwischt. (600.—)

An den Kapellmeister Gottfried Kassowitz in Wien, der 1912 – 19 als Privatschüler von Alban Berg zum engeren Freundeskreis der Begründer der Zweiten Wiener Schule gehörte.„… kommen Sie also Montag 3 – 5 zu mir. – Aufführung in Amsterdam unvergleichlich schöner großer Erfolg …“Inspiriert durch die Amsterdamer Aufführung von Schönbergs „Fünf Orchesterstücken“ op. 16, kompo-nierte Berg seine „Drei Orchesterstücke“ op. 6, die er Schönberg ein Jahr später zu dessen 40. Geburtstag widmete.Die Bildseite zeigt den Lichthof des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Weinhauses „Rheingold“ am Pots-damer Platz.

556 — E. Postkarte m. U. Trahütten 9.IX.1921. Mit Absenderstempel. Minimal fleckig. (800.—)

An den Bibliothekar Heinrich Burkard in Donaueschingen, der im selben Jahr die dortigen Musiktage mit begründete, wo Bergs Sonate für Klavier op. 1 aufgeführt wurde. „… ich entnehme einem Feuilleton des Neuen Wr Tagblatts, daß die Kammermusik Aufführungen tat-sächlich stattgefunden haben und freue mich, daß sie so gut gelungen sind. Nunmehr wiederhole ich meine schon mehrfach gestellte Bitte um gefällige Retournierung meiner Photographie und der von mir angefertigten ausführlichen Analyse meiner Sonate. Die erstere gehört gar nicht mir u. ist unersetzlich … die letztere, die Analyse, hat mir soviel Arbeit gemacht, und ist in dem Festheft soviel wie garnicht zum Ausdruck gelangt, weshalb ich sie nun nicht als verloren betrachten möchte …“

557* — E. Br. m. U. Wien 21.I.1926. 3 S. gr.-8o. Mit gestempeltem Briefkopf. (2.000.—)

An einen Herrn, der ihm einen Operntext zugesandt hatte. „… Ich habe diesen bereits mit großem Interesse und viel Vergnügen gelesen, muß Ihnen aber leider gestehn, daß mir das Sujet tatsächlich ‘nicht liegt’.Soll ich Ihnen … unabhängig davon meine Meinung über Ihre Dichtung sagen, so möchte ich, wenn mir erlaubt ist, zu kritisieren, das eine ausstellen:Die eigentliche Handlung des 66 Seiten langen Stücks beginnt auf S 51. Die ersten drei Viertel des Dra-mas, gehen also, vom dramatischen Standpunkt aus gesehen, fast leer aus. Daran ändert auch nichts, daß sie reich sind an theatermäßigen u. vor allem auch sehr vielen musikalischen Situationen. Aber ich glaube, das genügt auch bei einer Oper nicht. Ja ich möchte sagen: die Gelegenheit zum Komponie-ren schafft man sich schon selbst, die Hauptsache für mich ist das Theater. Ein Beispiel: In Büchners Wo z z e c k befinden sich zwei Scenen …Sie werden sich … erinnern, wie in meiner Oper aus diesen 2 gar nicht zusammengehörigen Scenen eine einzige wurde, ja sogar ein Aktschluß u. (wie man allgemein behauptet) der wirksamste Theatermoment. Hier ist eben scheinbar alles was man von einer Oper erwartet, vorhanden … was die Hauptsache ist: das Drama selbst geht weiter, ja man erwartet die Fortsetzung mit Spannung.Dieses letztere Moment, daß das Drama nämlich weiter geht, scheint mir in der ersten, weitaus größeren Partie Ihres Stücks zu fehlen. Und das ist der Grund, warum ich fürchte, daß es als sogen. Libretto gewisse Gefahren in sich birgt, die zu überwinden ich mir nicht so ohneweiters zutraute …“Siehe die Abbildung auf Seite 263.

(Alban Berg)

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558 BERLIOZ, Hector, 1803 – 1869. E. Br. m. U. Paris 6.V.(1834). 2 S. gr.-8o. Schwacher Fleck am rechten unteren Rand. (1.600.—)

An den Dichter Antony D e s c h a m p s , der ihm anlässlich der gelungenen Uraufführung der Ouvertüre „König Lear“ im Dezember 1833 ein hymnisches Gedicht übersandt hatte.„… Je vous assure (c’est naïf j’en conviens) que rien ne me rend heureux, quand il y a succès coram populo, autant que les suffrages des intelligences d’élite telles que la vôtre … Je n’ai pourtant pas osé solliciter l’insertion de vos vers dans un journal. C’est à vous d’ essayer de l’obtenir … Revenez donc à Paris pour tout de bon, que l’on puisse vous voir et vous serrer la main. Car, si Diable que l’on me suppose, je n’ai pas, comme le Diable de Don Juan de Maran-na, la faculté d’étendre mon bras d’un bord à l’autre du Guadalquivir et moins encore celle de l’allonger de Paris à Versailles …“Im November des Jahres erschien in der „Revue de Paris“ Deschamps‘ Gedicht „A Hector Berlioz, après avoir entendu son ouverture du Roi Lear“.

559 — E. Br. m. U. Paris 9.V.1863. 1 S. gr.-8o. Braunfleckig. Verso Falzreste am linken Rand. (800.—)

An einen Herrn, den er aufsuchen wollte.„… Je partirai pour Strasbourg le 15 juin au soir; mais on m’a dit que vous étiez malade et je crains fort d’être indiscret en acceptant votre hospitalité si gracieusement offerte. J’espère que vous voudrez bien me dire la vérité à ce sujet …“

560 — E. Br. m. U. Wien o. D. („Vendredi matin“). 13⁄4 S. kl.-4o. Mit Oblatensiegel (Lyra) und Adresse. Minimal gebräunt. Kleine Rand- u. Faltenrisse (Einrisse im Adressblatt alt unterlegt). (2.500.—)

An Gottfried von Preyer in Wien, Direktor am Wiener Konservatorium, u. a. eine Probe im Wiener Theater betreffend.„… Veuillez avoir la bonté de prévenir les 8 élèves du conservatoire que votre obligeance m’a procurés pour mon prochain concert, que la 1re répétition aura lieu Mardi prochain 23 à 2 heures au théatre de la Wien au grand salon de répétitions au dernière étage. Je les prie de ne pas oublier d’apporter la musique.Je suis allé au conservatoire dernièrement pour avoir l’honneur de vous voir et vous veniez de sortir, je n’ai pas pu encore trouver quelqu’un pour me conduire chez vous et me servir d’interprète. Je serai plus heureux un de ces jours …“

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„Visez haut!“

561 BIZET, Georges, 1838 – 1875. E. Br. m. U. O. O. u. D. 3 S. kl.-8o. Schwach licht-randig. (1.200.—)

Wohl an den Komponisten Paul Puget, dessen musikalischer Durchbruch auf sich warten ließ.„… Si vous voulez permettre à un vieux cama-rade de vous donner un conseil, je vous dirai: Visez haut! Vous allez trouver la carrière plus ouverte qu’autrefois.P a s d e l o u p , C o l o n n e , L a m o u r e u x offrent des resources dont vous saurez vous ser-vir sans mépriser le théâtre qui est votre terrain naturel … Mais, je vous le répéte, visez haut. Du reste, vous m’indiquez une suite de travaux qui me prouvent que vous n’avez pas besoin d’être poussé dans la grand voie! – Soyez assuré, mon cher Puget, que vous ne trouverez nulle part un ami plus heureux de vos succès que votre dévoué et affectionné / G. Bizet …“

562 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 3⁄4 S. kl.-8o. (800.—)

An einen Freund, den er vor seiner Abreise nicht treffen könne.„… Nous sommes dans les malles jusqu’au cou! … Nous filons sur Port-Marly et nous ne pouvons avoir le plaisir de vous voir demain. Du reste, peut-être ètes-vous reparti? …En tous cas, nous allons vous retrouver à la campagne; voici la chaleur et le beau temps …“

563 BÖHM, Karl, 1894 – 1981. 2 gedruckte Partituren mit mehreren e. Namenszügen und Anmerkungen (Tinte, Blau- und Rotstift). Druck: New York o. J. und Kassel / Basel / Paris / London / New York 1964. Gr.-4o. Broschiert. (300.—)

Böhms Dirigierpartituren der Symphonien Nr. 1 und Nr. 25 von Wolfgang Amadeus Mozart.I) Symphonie Nr. 1 Es-Dur, KV 16. „Karl Böhm / Mozart / Sinfonie No 1 K.V. 16“ (Umschlag), auf S. 1 ein nochmaliger e. Namenszug und die Anmerkung „für Unitel mit W. Philh. 17/V. 1978 / Rosenhügel Wien“. II) Symphonie Nr. 25 g-Moll, KV 183. „4 Hn. 2 Fg 2 Ob / Z“ (Umschlag), auf dem Vortitel der e. Namens-zug „Karl Böhm / 1966“ und auf S. 4 die Anmerkung „Aufgenommen für die D. G. G. 24/III 1968 / mit den Berliner Philharmonikern / Aufnahme Unitel Rosenhügel Wiener Philh. / 17/V. 1978“.

564* BOIELDIEU, François Adrien, 1775 – 1834. E. Br. m. U. Paris 25.XI.1833. 4 S. 4o. Schwach gebräunt, leicht fleckig. (300.—)

Sehr persönlicher Brief an den Maler François Duval in Genf, wo er auf seiner Rückreise von Italien Station gemacht hatte; wegen der Nachricht vom Tod seiner Mutter habe er überstürzt abreisen müssen.„… vous … avez été si bon pour nous à notre passage à Genève. Au moins avez-vous entendu les adieus,

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les voeux pour la bonne santé que je vous ai adressés du haut de ces montagnes du Jura d’où j’avais sous les yeux le tableau le plus magnifique que j’ai vu de ma vie. Adieu bonne et charmante Genève! adieu bons et véritables amis … m’apprit la mort de ma bonne vieille mère. Tout cela a rendu bien triste mon retour en France mais je commence à me raclimater. J’ai repris mes habitudes et je ne regrette le beau ciel d’Italie que comme on regrette un rêve agréable. Il me semble en effet que tout ce que j’ai vu pendant mes voyages est un rêve pour moi et qu’il n’y a de réel que l’existence à laquelle je suis habitué à Paris quoiqu’elle ne soit pas entièrement dans mes goûts …“ – Erwähnt den Genfer Maler Wolfgang Adam Toepffer, „que je regrette tant de n’avoir pas vu. Le petit tableau que je dois à votre bonté est souvent admiré et apprecié par nos habiles peintres …“Elf Monate vor seinem Tod am 8.X.1834 geschrieben.

565* BOIELDIEU (fils), Adrien Louis Victor, 1815 – 1883. 9 e. Br. m. U. (Paris) und o. O. 20.IV.1863 bis 10.X.(1880) und o. D. 16 S. meist gr.-8o. Vereinzelt kleine Läsuren. (250.—)

An verschiedene Adressaten, darunter der Dramatiker Auguste Pittaud de F o r g e s (3) wegen Zusam-menkünften („de causer de notre affaire“) und über ein gemeinsames Projekt, über das er mit Albert Vi z e n t i n i gesprochen habe. „… voici ce qu’il demande pour le poëme. il ne le voit possible, comme oeuvre lyrique, qu’à la condition de faire disparaitre tout ce qui est croustilleux, chose qui ne sera pas difficile … Pour cet élagage, il déclare la pièce impossible vis à vis d’un public qui ne voudra jamais retrouver au théatre lyrique, l’operette des Bouffes …“ (22.VI. o. J.). – Vizentini war an Offenbachs Théâtre des Bouffes-Parisiens tätig, ehe er 1861 die musikalische Leitung des Théâtre Lyrique übernahm; de Forges schrieb mehrere Libretti für Offenbach.Die übrigen Briefe sind an den Präsidenten der Société des compositeurs (1863 und o. J.; u. a. wegen eines Benefizkonzerts zugunsten der „ouvriers de Rouen“ mit Musik aus seines Vaters Oper „La Dame blanche“) sowie an einen „cher collègue“ (1879/88) und an einen „brave ami“ (1879) gerichtet.

566 BOÏTO, Arrigo, 1842 – 1918. E. Br. m. U. O. O. u.J. 1 S. gr.-8o. Winzige Montagereste am Oberrand. (200.—)

An einen Herrn mit der Bitte um ein Treffen.„… C’est d’abord pour vous remercier et ensuite pour ne pas manquer d’occasion de faire votre connais-sance personelle que je vous écris ces quelques mots. Je passerai demain, vers trois heures à l’Hôtel, pour vous voir et causer un peu avec vous …“

567 BORODIN, Alexander, 1833 – 1887. E. Br. m. U. St. Petersburg 2.VII.1883. 1 S. gr.-8o. Leicht fleckig. (2.000.—)

(An Joseph J o a c h i m . )„Sehr geehrter Herr Professor! / Ich bitte Sie recht um Entschuldigung, dass ich so frei bin, Ihnen ein so unsauberes Schreiben zuzuschicken. Noch bitte ich mich zu entschuldigen, dass ich zu spät damit komme …“S e h r s e l t e n .

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568 BRAHMS, Johannes, 1833 – 1897. Eigenh. Musikmanuskript. 31⁄2 S. großes Querformat, 14-zeilig. Doppelblatt. Leicht fleckig, etwas gebräunt. Mit Anmerkungen von fremder Hand (in Blei- und Kopierstift). (40.000.—)

„ E t u d e n a c h F r. C h o p i n “ . – Vollständige Komposition für Pianoforte in f-Moll, am Kopf bezeich-net „Poco presto“; die Nr. 1 der „Studien für das Pianoforte“.Die Brahms’sche Bearbeitung der Etüde op. 25 Nr. 2 von Fryderyk Chopin, wohl in Wien Ende 1868 entstanden, ist um 18 Takte länger als die Vorlage. Womöglich schrieb Johannes Brahms die anspruchs-volle Klavierkomposition für Clara Schumann, die im November und Dezember 1868 mit ihm in Wien konzertierte. Die ersten nachgewiesenen Aufführungen der Komposition fanden am 11. und 15.XI.1868 durch Brahms in Hamburg statt.Im Januar 1869 schrieb Brahms dem Verleger Bartholf Senff: „Damit ich einstweilen meinen guten Wil-len zeige, offeriere ich Ihnen einige Klavier-Witze ‘Studien für das Pianoforte’. 1. Etüde nach Chopin. 2. Rondo nach Weber. Die Etüde (f moll op. 25) ist zu einer Sexten- und Terzen-Etüde geworden … sie [ist] sehr schwer und auch länger geworden … Es sind weder in der rechten noch linken Hand dieselben Noten …“ Das vorliegende Autograph war Stichvorlage der im selben Jahr bei Senff in Leipzig erschienenen Erst-ausgabe; neben Stechereintragungen enthält es dynamische Angaben und Phrasierungen von fremder Hand sowie die Vermerke „(1869) Studien für Pianoforte von Johannes / Brahms / N 1.“ am Kopf, sowie am Fuß „Verlag und Eigenthum von Bartholf Senff: Leipzig / 884, 885 [Platten- und Verlagsnummern der Erstausgabe] / Im Einverständnis mit den Verlegern / des Originals den Herren Breitkopf / & Härtel: Leipzig“. Im Brahms-Werkverzeichnis von Margit L. McCorkle (1984, S. 616) als Autograph (a) Nr. 1 verzeichnet. – Aus der Sammlung Wilhelm Heyer, zuvor im Besitz des Verlegers Bartholf Senff. Das Manuskript wurde nicht als Vorlage für die GA herangezogen.

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Nr. 568 Johannes Brahms

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569 — E. Br. m. U. Lichtenthal bei Baden-Baden 7.V. o. J. (wohl 1865). 4 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss. Tinte leicht durchschlagend. (4.000.—)

An seinem Geburtstag an seinen Freund, den Musikkritiker Theodor Avé-Lallemant („Lieber Avé“), dem er begeistert von seiner neuen Sommerwohnung bei Baden-Baden berichtet und den er einlädt, ihn bald zu besuchen.„… Es versteht sich daß ich schon lange die gute Absicht hatte schreiben zu wollen. Heute geschiehts am 7t. Mai, da ich den ersten Morgen in meiner Wohnung für den Sommer, einen wundervollen Morgen u. zugleich m. Geburtstag feire. Ich denke Du wirst Dir den Sommer die Gegend hier u. m. Wohnung selbst besehen sonst wäre ich in Versuchung Dir die prachtvollen Wälder u. Berge zu beschreiben die ich vom Fenster aus sehe. Daß ich des Schreibens dachte könnten Dir die schönen Kopien Schubert’scher Sachen bezeugen die ich Dir in Wien besorgte u. die hier bei mir liegen.Neulich war ich in Karlsruhe einige Tage. Ich hatte mich eben nach Friedels Wohnung erkundigen laßen als ich ihm zufällig begegnete, dem ganz ausgewachsenen, braunen, kräftigen u. Bass-redenden jungen Mann, den ich nicht erkannt hätte. Ich konnte in K. wenig ausgehen eines (noch von der Hamburger Brise her) kranken Hustens wegen. Doch habe ich Levi“ (der Dirigent Hermann L.) „u. Friedel bekannt gemacht u. denke auch nächstens wieder hinzukommen.Ich bin Dir u. Stockhausen“ (der Sänger Julius S.) „meinen besten Dank schuldig daß Ihr Euch m. Bücher u. Sachen angenommen habt. Gern hätte ich aber eine Idee davon was denn eigentlich bei St. steht, wie es mit den Bildern etc. ist, ob denn die Sachen stehen bleiben können oder ich sorgen soll sie ihm abzunehmen – u. unter uns – ob die Bücher bei St. so gehütet werden wie eben Bücher gehütet werden müßen, d. h. namentlich vorm Verleihen etc.Ich wollte gern an Vater u. auch an die Schwester schreiben, aber bei m. gescheiten Einpacken geschah’s denn auch daß das Notizbuch fehlt in dem ihre Addreßen stehen, so könnte es paßiren daß ich den einen Brief einlegte Du weißt doch eine von den 3 Addreßen wohl? Ich hoffe Du läßt jetzt einmal hören … wann u. wie recht bald Du zu kommen denkst …Der Tod des jungen Smith hat mich wirklich sehr ergriffen! Die Eltern müßen außer sich sein. Was fehlte ihm denn? Ich weiß gar nichts Näheres. Also: Mache Dich auf werde Lichtenthals ansichtig daß Deinen Körper nicht anficht des Stadtnebels Dichtigkeit. Das war tüchtig gedichtet …“ Brahms mietete sich 1865 in Lichtenthal bei Baden-Baden erstmals die Wohnung, in der er bis 1874 jeweils die Sommermonate verbrachte.

570 — E. Br. m. U. „Johannes“. Poststempel: Wien 22.V.1877. 3 S. 8o (wohl Abriss eines Quartblattes). Mit e. adressiertem Briefumschlag. (4.000.—)

An seine Stiefmutter Karoline Brahms in Hamburg, mit der Bitte um Zusendung zurückgelassener Arbeitsmaterialien. – Brahms war im August des Vorjahres von Rügen aus nach Hamburg gereist, wo er für gut einen Monat an der Vollendung der Symhonie Nr.1 c-Moll op. 68 arbeitete, deren ersten Satz er bereits 1862 Clara Schumann zugesandt hatte.„Liebe Mutter,In den nächsten Tag[en] wird ein Mann zu Dir kommen der den Auftrag hat die Noten u. Bücher die ich im Sommer auslegte, zu packen u. zu schicken. Damit Du gewiß keine Mühe hast, übertragen wir die ganze Sache einem dortigen Spediteur … Du brauchst Dich um nichts zu kümmern, sondern ihm nur die Noten zu zeigen. Ob er eine Kiste nimmt oder sie in Leinen näht ist mir einerlei.Wenn er etwa die Kiste nicht voll kriegt, kannst Du von den Büchern noch Noten die mit I bezeichnet sind dazulegen! Hoffentlich sind die Sachen die ich in Eure Stube (auf den Fußboden) legte, noch so ungefähr beisammen. Alle Bände Bach sind doch auch dabei …… Schreibe auch wie es Euch gut geht, was Ihr für Reisepläne macht u. seid Alle schön gegrüßt von Deinem / Johannes.“Nachdem 1865 Brahms’ Mutter gestorben war, hatte sein Vater 1866 in zweiter Ehe Karoline Schnack geb. Paasch geheiratet, zu der Brahms ein inniges Verhältnis hatte. Brahms’ Vater war 1872 gestorben.

(J. Brahms)

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Nr. 569 Johannes Brahms

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571 — E. musikal. Albumblatt m. U. „J Brahms“. „Wien – Barmen“ Januar 1887. 1 S. quer-gr.-4o. Auf gedrucktem Notenpapier mit ornamentaler blauer Bordüre, darin Musikinst-rumente. Minimal gebräunt. Mittelfalte hinterlegt. (16.000.—)

„Ach Mutter, liebe Mutter“, 11 Takte aus dem Lied „Guter Rat“ für Singstimme und Klavier, im 2/4-Takt. Dazu der unterlegte Text: „Ach Mutter, liebe Mutter, der Kleider hab’ ich nicht viel; gieb / mir nur hundert Thaler, so kauf’ ich was ich will, so kauf’ ich, so kauf’ ich was ich will!“ – Geschrieben in Wien, wohl für einen Verehrer in Wuppertal-Barmen.Das Lied entstand 1877, das Autograph ist verschollen. Veröffentlicht in „Balladen und Romanzen für zwei Singstimmen und Klavier“ op. 75 Nr. 2 nach dem Gedicht „Wär ich ein Knab geboren“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano.

572 — E. Br. m. U. O. O. u. D. (Poststempel: Wien 29.IV.1896). 1 S. 8o. Minimal fleckig. Mit Umschlag (defekt). (2.000.—)

An den Musikschriftsteller Hans Pfeilschmidt in Frankfurt a. M. über sein Klavierquintett op. 34.„… Es ist immer leichter gefragt wie geantwortet. Darf ich im Allgemeinen sagen daß man für 2 Klaviere gewöhnlich so nebenher schreibt – des angesprochenen ‘Vierhändigen’ wegen, mit dem man das Neue gern spielte. Speciell in Ihrem fmoll-Fall u. beide Haydn-Variationen erinnert sich dessen mit Freude / Ihr ergebenster / J. Brahms.“Mit diversen, den Brief betreffenden Beilagen, darunter 2 e. Br. m. U. des Pianisten Max Schwarz (Frank-furt a. M. 1896) und 1 Brief der Deutschen Brahms-Gesellschaft (Berlin 1907), ferner 2 Portraitpostkar-ten Brahms’.

573 BRUCH, Max, 1838 – 1920. 2 e. Postkarten m. U. Liverpool 29.VIII.1882 und Bonn 11.VII. o. J. (120.—)

An seinen ehemaligen Lehrer und frühen Förderer Ferdinand H i l l e r in Köln.Liverpool 1882. „… Hocherfreut theile ich Ihnen und den Ihrigen mit, daß meine l. Frau heute von einem gesunden Mädchen glücklich entbunden worden ist …“ Bonn o. J. Wegen einer Einladung. „… Leider mußte ich Ihnen telegr. absagen, da meine l. Frau unwohl war. Würde es Ihnen vielleicht nächsten Freitag passen? Wir sind ohnehin Freitag in Cöln und reisen von da gegen Abend nach B. Gladbach …“ Bruch hatte am 1881 die Sängerin Clara Tuczek geheiratet; von 1880 – 1883 leitete er die Philharmonic Society in Liverpool.

574 — E. musikal. Albumblatt m. U. Breslau 24.I.1887. 1 S. quer-8o. Kleiner Randeinriss. (300.—)

Achttaktiges Notenzitat auf die Worte „Traget die Kunde, ihr wallende Wogen / hin zu der Heimath geseg-netem Strand“ aus seinem Oratorium „Achilleus“ op. 50. Das Libretto verfasste Heinrich Bulthaupt nach Motiven der „Ilias“; die Uraufführung hatte zwei Jahre zuvor auf dem Bonner Musikfest stattgefunden.Beiliegend ein e. Schriftstück m. U.: Metronomangaben zu seinem Chorwerk „Media vita“, op. 48/4 (F[riedenau-Berlin] 1911). Ferner beiliegend ein e. Billett m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte; er könne „in … diesem Winter aus Gesundheitsrücksichten Abends nicht ausgehen“ (Berlin 1911).

(J. Brahms)

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Nr. 571 Johannes Brahms

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„Ich mußte weinen!“

575 BRUCKNER, Anton, 1824 – 1896. E. Br. m. U. Wien 22.XII.1890. 4 S. gr.-8o. Minimal fleckig. (6.000.—)

An Paul H e y s e in München – den „größten Dichter Deutschlands“ –, der ihn nach der ersten Münche-ner Aufführung der „Romantischen“ Vierten Symphonie (am 10. Dezember) mit einem bewundernden Brief beglückt hatte.„… Ich werde diese wunderbare Reliquie, so lange ich athmen kann, als ein Heiligthum unter Glas und Rahmen aufbewahren! …In der romant. 4. Sinf. ist im 1. Satze das Horn gemeint, welches vom Rathause herab den Tag ausruft; dann entwickelt sich das Leben; in der Gesangsperiode ist das Thema: der Gesang der Kollmeise ‘Zizipe’. 2. Satz: Lied, Gebeth, Ständchen. 3. [Satz]: Jagd; u. im Trio, wie während des Mittagsmahles im Walde ein Leierkasten aufspielt …“Die unfreundliche Kritik der „Münchner Neuesten Nachrichten“, die „das Finale so weit zurücksetzt, ja sogar als verfehlt bezeichnet“, habe ihn sehr gekränkt. „… Die Themen alle zusammenfassen – das beabsichtigte ich gar nicht. Das kommt nur in der 8. Sinf. im Finale vor.Ewig schade, daß ich in München keinen Kritiker besitze wie B r a h m s solche viele in Wien aufzuweisen hat. ‘Wie Gott will!’Gestern 21.12. war im philharm: Concerte die Aufführung meiner dritten Sinf. in Dmoll (Wagner gewid-met)“ (die Uraufführung der endgültigen Fassung der 3. Symphonie unter Hans Richter) „und hatte einen Erfolg, wie ich ihn zumal in diesen Concerten nie erlebte. Ich wurde nach jedem Satze wiederholt u. am Schluße (ich glaube 4 bis 5 mal) mit Jubel gerufen. Lorbeerkranz etc … Ich mußte weinen! Hanslick, der öfter sagte er liebe mich, wird wohl jetzt seine Liebe wieder bezeugen!!! …“Briefe Band 2 Nr. 901222/1.

576 — Eigenh. Namenszug und Datum „Dr ABruckner / 27. Mai 1892.“ (Bleistift) auf der Rückseite seiner gestochenen Visitenkarte. Etwas staubfleckig. Recto Klammerspur. (800.—)

Recto: „Prof. Anton Bruckner / Ehren-Doctor der Philosophie / der k. k. Universität in Wien / Ritter des Franz Josef-Ordens / k. k. Hoforganist.“

577 BÜLOW, Hans von, 1830 – 1894. E. Br. m. U. Berlin 27.XII.1859. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, minimale Randläsuren. (200.—)

An einen Herrn, dem er eine musikalische Schrift geliehen hatte.„… entschuldigen Sie die vielleicht ganz ungegründete Anfrage, ob eine Ihnen vor ziemlich langer Zeit einmal mitgetheilte Broschüre von Rellstab über Spontini sich noch in Ihren Händen befindet? Ich ver-misse das mir gegenwärtig bei einer literär-musikalischen Arbeit werthvolle Document und suche, wie es zu geschehen pflegt, möglicherweise ganz am unrechten Orte …“Beiliegend ein e. Br. m. U. an eine Dame wegen einer Verabredung (o. O. 1856) sowie ein Telegramm mit einer Zimmerbestellung für sich und seine Mutter in Marienbad (München 1872).

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Nr. 575 Anton Bruckner

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578 BUSONI, Ferruccio, 1866 – 1924. E. Kunstpostkarte m. U. Berlin 29.XI.1920. Auf der Bildseite ein Portrait Busonis von Max Oppenheimer (Mopp). (180.—)

An den Musikhistoriker und Publizisten Oskar Bie in Berlin, dessen Einladung er ausschlagen müsse.„… Ihre Güte setzt mich nur sofern in Verlegenheit, als ich durch fortgesetzte Verabredungen u. Bespre-chungen, die sich zuweilen bis in die Nacht erstrecken, so völlig in Anspruch genommen bin, daß ich mit Mühe u. Geiz mir knapp die unumgänglich nöthige Zeit zu eigener Sammlung u. Thätigkeit erübrige. Unter diesen – augenblicklich – hindernden Umständen ist es mir versagt, angenehmer Geselligkeit mich hinzugeben …“Busoni hatte 1920 die Leitung der Meisterklasse in Komposition an der Berliner Akademie der Künste übernommen.

579 CALLAS, Maria, 1923 – 1977. Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug „Maria Meneghini Callas“ auf der Bildseite. Mitte 1950er Jahre. 14,7 × 10,4 cm. Schwarz-weiß-Aufnahme: Piccagliani, Mailand. Schwache Wisch- und Klebefilmspuren. (300.—)

R o l l e n b i l d als Alceste (aufgenommen in der Garderobe) aus der gleichnamigen Oper von Christoph Willibald Gluck.

580 CASALS, Pablo, 1876 – 1973. E. Postkarte m. U. Paris 12.III.1907. (150.—)

An sein Protégé, den ungarischen Komponisten Emánuel Moór in Brüssel, den er bittet, sich anlässlich eines Paris-Aufenthaltes bei ihm zu melden.„… j’aurais voulu entendre les repetitions de votre 7me! / Je ne vous envie pas de voir P e l l e a s à Bruxelles – et je suis sur que vous souffrirez …“Debussys 1902 in Paris uraufgeführte Oper „Pelléas et Mélisande“ wurde vom Publikum zunächst mit Befremden aufgenommen.

581 CHATSCHATURJAN, Aram, 1903 – 1978. Eigenh. Musikmanuskript m. U. Am Kopf bezeichnet, datiert und signiert (kyrillisch), nachträglich am Schluss nochmals signiert (latei-nisch). 1964. 2 S. Hochformat, 12-zeilig. (1.200.—)

Partiturdoppelblatt „Die beiden komischen Tanten haben sich gezankt“ für Klavier, bezeichnet „Vivo“; aus seinem zweiten Kinderalbum (1964).

582 CHERUBINI, Luigi, 1760 – 1842. Eigenh. Musikmanuskript. 1836. 11⁄2. Querformat, 12-zeilig. Verso kleine Leimspur. (800.—)

„Solfège pour l’examen semestrier des classes au mois de juin 1836 (composé le 15 mai par L. Cheru-bini)“. – Vollständige Komposition. 85 Takte, bezeichnet „Allegretto“; einige Korrekturen. Mit zittriger Hand geschrieben.Cherubini, seit 1821 Direktor des Pariser Konservatoriums, schrieb zahlreiche Solfèges für Unterricht und Prüfungen.

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583 — E. Br. m. U. Paris 19.VI.1809. 21⁄2 S. kl.-4o. Mit zerteiltem Siegel und Adresse (Ausriss an der Siegelstelle). Dreiseitiger Goldschnitt. (600.—)

An den Komponisten Sigismund von N e u k o m m in Montbéliard, in Trauer über J o s e p h H a y d n s To d am 31. Mai in Wien.„… Vous m’avez parlé de notre cher Pere Haydn! nous venons de reçevoir la triste novelle de sa mort … Vous ne vous immaginiez certainement pas, monsieur, qu’il étois à l’agonie pendant que vous me parliez de lui, et qu’il est espéré, pendant que votre lettre étoit en route pour arriver jusqu’à moi. C’est un grand malheur que ce grand homme n’existe plus, mais c’est un bonheur pour lui puisque il a cessé de souffrir, ce qu’il l’accabloit depuis fort longtemps. La musique perd beaucoup; ses ouvrages lui restent: mais c’est un grand malheur qu’il n’en puisse plus faire, et qu’il ne soit resté quelqu’un qui puisse le remplacer …“Neukomm war Schüler Michael Haydns und ein enger Mitarbeiter Joseph Haydns.

584 — E. Br. m. U. Paris 23.X.1811. 1 S. 4o. Mit Oblatensiegel und Adresse (Ausriss an der Siegelstelle). (400.—)

An den Wiener Dramatiker und Theaterdirektor Georg Friedrich Treitschke wegen eines Briefes seiner Frau, der Tänzerin Magdalena de Caro.„… attendant d’un jour à l’autre de voir arriver Madame votre épouse à la quelle j’aurais venir la lettre qui lui adressée, et que vous aviez inserée dans celle que vous m’aviez écrite. Mais depuis le tems, n’ayant pas vû paraître votre épouse, et ignorant si elle est même à Paris, je reponds à votre lettre pour vous instruire de cela, et pour vous demander ce que je dois faire de la lettre pour Mad:me Treïtschke, si je dois la garder, ou bien vous le renvoyer …“

585 CHOPIN, Fryderyk, 1810 – 1849. Eigenh. Musikmanuskript mit Widmung, Namenszug und Datierung am Schluss. Paris 4.IX.1847. 1 S. Querformat, 14-zeilig. Leicht (staub)fleckig sowie zwei schwach rötliche Flecke auf der unteren Blatthälfte. Einige kleinere Randläsuren (3 Eckchen fehlen). Verso Montagereste. (80.000.—)

„ Wi o s n a “ . – Vollständige Klavierpartitur des Liedes op. posth. 74 Nr. 2 (B. 116/117) in g-Moll, am Kopf bezeichnet „Lento“.Am Fuß die eigenhändige Widmung und Datierung des Komponisten: „Kochanemu Teofilowi Kwiatkows-kiemu FChopin 4. Sept. 1847. Pariz·“ (Dem lieben Teofil Kwiatkowski FChopin 4. Sept. 1847. Paris). Chopin schuf mit dieser Komposition – ursprünglich ein „Andantino“ für eine Singstimme mit Klavierbe-gleitung auf einen Text von Stefan Witwicki, komponiert wohl im Frühjahr 1838 – eine typische Dumka, ein melancholisches Gegenstück zum polnischen idyllischen Lied. Die Oszillation zwischen g-Moll und B-Dur führt zu einer nostalgischen „senza-fine“-Stimmung.Witwicki, der die Texte zu den meisten erhaltenen Liedern Chopins schrieb, hatte diesen gedrängt, eine polnische Oper zu komponieren. Chopin, der im privaten Kreis gern über polnische Lieder improvisierte, nahm seine Liedkompositionen weder in seine Konzertprogramme auf noch ließ er sie publizieren; manche wurden nur skizziert und sollten dem letzten Willen Chopins gemäß verbrannt werden. Heute sind lediglich 19 Lieder bekannt. Die Erstausgabe des Liedes „Wiosna“ erschien erst 1856 bei Aleksander Gins in Warschau; in dieser Ausgabe ist der Singstimme der Text eines Gedichtes von Stanislaw Jachowicz unterlegt. Der seit 1831 in Paris lebende polnische Maler Kwiatkowski war mit Chopin eng befreundet und schuf einige bekannte Zeichnungen und Gemälde, so „Die letzten Momente Fryderyk Chopins“ (1849/50) und „Chopins Polonaise oder der Ball im Hôtel Lambert“ (1859).Zuletzt versteigert bei J.A. Stargardt in der Auktion vom 18./19.II.1969.Siehe die Abbildung gegenüber dem Titelblatt.

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„fama e danari“

586 CLEMENTI, Muzio, 1752 – 1832. E. Br. m. U. London 27.I.1816. 1 S. 4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Schwach gebräunt, Adressblatt mit schmalem Falzrest. (2.000.—)

An den Violinisten Pierre B a i l l o t in Birmingham mit der Bitte, bei den Konzerten der Londoner Phil-harmonic Society schon am ersten Abend aufzutreten. Er begrüße Baillots Entschluss, nicht nach Bath zu gehen, sondern das große Konzert in Birmingham zu übernehmen.„… Fate benissimo di non andare a Bath per adesso, poichè sento che vi sia poca gente. Quanto al gran Concerto di Birmingham per li 21 Feb. farete anche benissimo di accettarlo, poichè vi procurerà fama e danari; basta che siate con noi in Londra li 23 dello stesso mese, che la prova pel primo concerto si fa Sabbato mattina, li 24. Ci farebbe grandissimo piacere se ci favoriste con qualche cosa di bello al primo concerto, ma lo lasciamo intieramente al vostro arbitrio … tutti i membri Filarmonici desiderano gran-demente d’aver il contento di vedervi e possedervi nella nostra orchestra al primo concerto …“Das erste „Birmingham Musical Festival“ hatte 1768 stattgefunden; seit 1784 wurde es in dreijährigem Rhythmus veranstaltet.S e h r s e l t e n .

587 CORNELIUS, Peter, 1824 – 1874. E. Br. m. U. „Peter“. Wiesbaden 4.III.1843. 3 S. gr.-8o. Mit Adresse. Hellblaues Papier. Etwas fleckig, winzige Faltenrisse. (250.—)

Als 18-jähriger Schauspieler am Wiesbadener Hoftheater an seine Freundin Fanny Kraemer.„… was macht … Dein Klavierspielen? Meine Schwestern sind recht fleißig, u. machen mir Freude. Bei der Klavierstunde denke ich immer an Dich, wünsche aber auch, Du mögest Dein schönes Talent benut-zen, um Dir einmal durch diese schöne Kunst das Leben zu verschönern; denn wie sehr die Kunst, u. die Musik gewiß besonders, das Leben veredelt, wirst Du immer mehr einsehen …“

588 CUI, César, 1835 – 1918. E. Br. m. U. St. Petersburg, „Fontanka – 38“ 22.XII.1894. 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (250.—)

An einen befreundeten Musiker, wohl ein Mitglied der „Gruppe der Fünf“, mit der Bitte, sich beim französischen Orchesterleiter Charles L a m o u r e u x für seine Werke einzusetzen und sich zuvor für die Übersendung der Partituren von „les Steppes de Borodine et surtout pour Thamara de Balakirew“ zu bedanken. – Cui gehörte, neben Borodin, Balakirew, Mussorgski und Rimski-Korsakow, zur sogenannten „Gruppe der Fünf“.„… Et, puisqu’il est en si bon train d’éxécuter la musique russe, ne voudra t-il pas essayer un peu de la mienne? La deuxieme Suite par exemple, que nous avons jouée chez Vous à quatre mains il y a un an et qu’il a paru gouta sincèrement, ou bien ma Suite miniature, qui est d’un effet immanquable et qui vient d’être éxécutée … à Dresde, par Schuch? … Comment ça va mon cher ami? Je sais que Vous faites des conférences sur les anciens. Quel brave, quel infatigable travailleur Vous êtes, et quelle misère que je ne peux pas assister à ces conférences. Quand je me rappèlle l’an passé, la 1-re de F l i b u s t i e r et puis sa fin si lamentable, j’en suis encore fort décon-certé et demoralisé …“Cuis Oper war nach der Pariser Uraufführung im Februar 1894 nach nur vier Vorstellungen abgesetzt worden. – Erwähnt den Dirigenten Édouard Colonne, der „deux grandes partitions“ von ihm besitze.

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Nr. 586 Muzio Clementi

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589 CZERNY, Carl, 1791 – 1857. Eigenh. Musikmanuskript. 2 S. Querformat, 12-zeilig. Montiert in einen e. Br. m. U., o. O. u. D., 1 S. gr.-4o, mit Adresse. Die Partitur auf stärkerem Papier, schwach staubfleckig; der Brief leicht gebräunt, Rand- und Faltenrisse teilweise aus-gebessert. (1.600.—)

Partitur aus einer Komposition für Klavier zu vier Händen. Auf der Vorderseite die 14 Schlusstakte aus dem Duett Nr. 17 „Holde Gattin“ und auf der rückwärtigen Seite anschließend die ersten 6 Takte aus dem Schlusschor „Singt dem Herren alle Stimmen“ aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, notiert in B-Dur.Der Brief ist an den Musikforscher und Autographensammler (Aloys) F u c h s gerichtet, dem er „die 3 Haydnschen Sinfonien“ zurückerstattet. „… u. bin so frey, um die gütige Mittheilung der bewußten 4ten Sinfonie [zu] bitten, welche ich nur bey Hrn Haslinger abzugeben bitte …“ – Am Kopf von Aloys Fuchs in roter Tinte bezeichnet „Original“.

590 — E. Br. m. U. Wien 28.X.1832. 2 S. gr.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Ausschnitt und kleine Löcher (geringer Buchstabenverlust) an der Siegelstelle. (600.—)

An „Hrn Probst-Kistner’s Musikhandlung in Leipzig“ wegen zahlreicher verstrichener Veröffentlichungs-termine. „… Ich werde bereits so häufig um das Erscheinen der Fortsetzung des 3ten Decameron befragt, daß ich mir die Freyheit nehmen muß, mich um die Ursachen dieser verzögerung zu erkundigen und zugleich zu bitten, mir bey den übrigen Heften doch auf alle Fälle ein Correkturexemplar frühe[r] zur Durchsicht gefälligst zu übersenden, da ich auch bei diesem Werke die möglichste Genauigkeit wünsche. Ein gleiches gilt von der Ihnen gelieferten Überarbeitung des Op. 87 für P[iano] f[orte] solo. Endlich werden Eu[er] Wohl[gebohren] sich erinnern, daß ich mit der verfloßenen Herbstmesse der, beynahe ein Jahr lange Ter-min schon verfloßen ist, welchen ich, auf Dero Wunsch, zur Berichtigung des Honorars der Fantasie für Pf, Flöte u. V[iolon]celle Op 256, bestimmte, welche ich ohnehin meinem verehrten Freunde Hrn Probst noch um einen Preis überließ, der für eine Arbeit dieses Genre ohne alles Verhältniß zu billig ist …“Nachdem Heinrich Albert Probst seinen 1823 gegründeten Verlag im Mai 1831 an Friedrich Kistner ver-kauft hatte, nannte sich der Verlag Probst und Kistner.

591* DANZI, Franz, 1763 – 1826. E. Br. m. U. (Karlsruhe um 1814.) 11⁄2 S. 4o. Leicht ge-bräunt. Kleinere Ausrisse am linken Rand. (800.—)

Wohl als Hofkapellmeister in Karlsruhe an den dortigen Intendanten (Karl Wilhelm Adolph von Ende), vor allem über die Unzulänglichkeit eines dortigen Kontrabassisten.„Euer Hochwohlgeboren, / bitte ich mir die Partitur von Frauenwerth“ („Der Kaiser als Zimmermann oder Frauenwerth“, 1814 entstandene Oper von Karl August von Lichtenstein) „gütigst zur Durchsicht mitzutheilen, da diese Oper bereits auf dem Repertoir steht.Zugleich bitte ich … dem Herrn Antreter“ (Franz Karl A., von 1811 bis 1815 am badischen Hoftheater) „einen Verweis zu geben, wegen seines nachläßigen Spiels in der gestrigen Vorstellung von Palmira“ (Oper von Antonio Salieri). „Er hat wieder, nach seiner gewöhnlichen Art, weder piano noch forte beob-achtet, mehr auf das Theater, als auf seine Noten gesehen, und gegen Ende gar nicht mehr gespielt, so daß ich genöthigt war, ihm ganz laut zuzurufen, welches zwar zu seiner Beschämung, aber nicht zu sei-ner Strafe hinreicht. Wenn der erste Contrabassist, der das Ganze, wenn es wankt, in das Gleichgewicht bringen sollte, durch Nachläßigkeit selbst in’s Wanken bringt, dann wäre es beßer einen Kontrabassisten zu haben, der weniger Talent, aber mehr Aufmerksamkeit und Diensteifer besäße …“Franz Danzi, Briefwechsel, hrsg. v. V. von Pechstaedt, Nr. 188.

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592 DA PONTE, Lorenzo, Pseudonym für Emanuele Conegliani, der Textdichter von Mozarts Opern „Figaros Hochzeit“, „Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“, 1749 – 1838. E. Br. m. U. New York 28.II.1831. 1 S. quer-schmal-4o (6 × 20,7 cm). Restauriert; Ränder auf-gezogen. (2.500.—)

An den Buchhändler Gamba in Italien, bei dem er ein Bücherpaket reklamiert.„… Io non ho ricevuto finora che i primi libri da Lei speditimi; e il sigr Rossetti mi scrive in data di Nov[em-br]e che la seconda cassa è ancora a Trieste, per mancanza d’occasione con cui inviarmela. Della terza non seppe darmi alcun conto …“ – In einer Nachschrift bittet er um Nachrichten von seinem lebenslangen Freund Michele C o l o m b o – „e se gli scrive, lo preghi di non lasciarmi si lungo tempo senza sue lettere.“Von Gläubigern verfolgt, war Da Ponte von London 1805 nach Amerika gegangen, wo er sich zunächst in Pennsylvania, dann in New York als Kaufmann und Verleger versuchte. 1825 wurde er Professor für italienische Literatur am Columbia College; im gleichen Jahr holte er die erste italienische Operntruppe nach New York, wo er sich auch für den Bau des ersten Opernhauses (1833) einsetzte.S e h r s e l t e n .

593* DAVID, Ferdinand, 1810 – 1873. E. Br. m. U. (Dorpat) 17./29.IX.1831. 21⁄2 S. gr.-8o. Mit Blindsiegel und Adresse. Schwach gebräunt, kleiner Ausriss an der Siegelstelle ohne Berührung des Textes. (400.—)

Reizender Brief an Doris Zelter in Berlin, die Tochter Karl Friedrich Zelters.„… Sie werden mich gewiß für einen grossen Windbeutel halten daß Sie bis jetzt noch keinen Brief von mir erhalten haben, aber die Tüke des Schiksals wollte nicht daß ein Brief den ich schon vor anderthalb Jahren an Ihren H. Vater schrieb und in welchem eine Einlage an Sie befindlich war an Ort und Stelle gelangen sollte … Wie oft denke ich an die angenehmen Stunden zurük die ich in Ihrem Hause erlebt habe, obgleich ich jetzt alle Ursache habe mit meinen Verhältnissen zufrieden zu seyn so beschleicht mich doch immer ein wehmüthiges Gefühl wenn ich an Berlin zurükdenke, und eine meiner Haupt-Erinnerungen ist immer Ihr Haus und Ihre angenehme Gesellschaft … Wie befindet sich denn Fräulein Rosamunde und Fräulein Flöricke?, ich bitte mich beyden Damen recht freundschaftlich und herzlich zu empfehlen …“ – Erwähnt ferner den jungen Komponisten Julius Kohl-reiff (1813 – 1844), den er in Moskau vermute.David war Violinist am Königsstädtischen Theater in Berlin, ehe er 1829 als erster Violinist der privaten Quartettkapelle des livländischen Landmarschalls und Garderittmeisters Carl Gotthard von Liphardt nach Dorpat ging.

594 DAVID, Johann Nepomuk, 1895 – 1977. Eigenh. Musikmanuskript m. U. „Joh Nep David“. 4 S. großes Hochformat, 10-zeilig. Leicht beschnitten. (250.—)

Doppelblatt „aus einem Solostück für Cello, noch nicht veröffentlicht“ (aus einer Begleitnotiz, datiert 4.VI.1977).

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595 DEBUSSY, Claude, 1862 – 1918. E. Br. m. U. O. O. 19.VIII.1898. 1 S. 8o (Faltbrief). (400.—)

An seinen Freund Lucien Fontaine in Mercin, dem er seinen Besuch ankündigt.„… Nul besoin n’était de me refraichir la mémoire et j’avais moi même l’intention de vous écrire.Je pars en voyage ce soir et je vous télegrapherai le jour de mon arrivée qui sera vraisemblablement lundi …“

596 — E. Br. m. U. (Paris 13.V.1902.) 1 S. gr.-8o. Mit Umschlag. (1.200.—)

Dankschreiben an den Komponisten Paul D u k a s , der über seine am 30. April des Jahres in der Opéra-Comique uraufgeführte Oper „Pélléas et Mélisande“ eine Kritik geschrieben hatte.„… On a dit, quelque part ‘Comprendre c’est égaler’ ... Jamais cela ne se trouveras plus complètement fortifié que dans votre ‘essai’ sur Pélléas!C’était d’ailleurs, purement naturel mais j’y trouve d’occasion renouvellée d’une joyeuse et si neuve fierté …“

597 — E. Br. m. U. Paris 25.III.1909. 1 S. kl.-4o (Faltbrief). Kleines Löchlein am Unter-rand. (500.—)

An einen Herrn („Berthault“), in einer Geldangelegenheit.„… je viens vous demander s’il vous serat possible de partager mon prochain billet en deux échéances soit: – à 4 Avril et 4 Juillet prochain. / Si cela vous dérangeait par trop je tacherai de m’arranger, mais cela me rendrait service …“

598 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 2⁄3 S. kl.-4o. (350.—)

An einen Herrn, der ihm ein Engagement vermittelt hatte, das er wohl nicht wahrnehmen könne.„… vous m’avez fait écrire aux fils de Borset-Leroy [?] qu’ils pouvaient compter sur moi le 12 de ce mois … vous m’avez fait donner beaucoup plus que je ne pouvais … Et maintenant je n’entendre plus parler de vous! Que ce passe t’il? …“

599 DIABELLI, Anton, 1781 – 1858. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 1846. 31⁄2 S. Hochformat, 14-zeilig. Etwas gebräunt. Kleine Randdefekte, Bugfalte hinterlegt.

(1.200.—)

Partitur eines „Graduale pro omni tempore“ für Sopran, Alt, Tenor und Bass mit Orgelbegleitung.Der Text beginnt mit den Worten „Domine Deus, speravi in te, o care mi Jesu, nunc libera me …“

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600* DONIZETTI, Gaetano, 1797 – 1848. Eigenh. Musikmanuskript. 1 S. Querformat, 16-zeilig. Leicht gebräunt, etwas fleckig. Kleine Randläsuren (alte Lochung am freien Unter-rand). (1.200.—)

Wohl Entwurf für eine Arie zu einer nicht identifizierten Oper: 56 Takte mit unterlegtem Text. – Am Unterrand des Blattes wohl der Beginn einer weiteren Komposition, ebenfalls mit unterlegtem Text (10 Takte).

601* — E. Br. m. U. Neapel 28.VII. 1836. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel und -vermer-ke). Leicht fleckig. Rand- und Fal-tenrisse (alt ausgebessert). Beidseitig Montagespuren. (3.000.—)

An Carlo Severini, den Direktor des Théâtre-Italien in Paris, über rechtliche Fragen zu einer Aufführung.„… Mi si scrive da Parigi che dar vog-liate in quest’ anno la mia L u c i a d i L a m m e r m o o r, e siccome il solo Pro-prietario è qui in Napoli il Sigr. Cot-trau“ (sein Freund, der Komponist und Verleger Guglielmo C.) „… il quale mi attesta non aver avuto alcuna ricerca di tale spartito da parigi, cosi vi prevengo che a lui solo dovreste indirizzarvi nel caso d’aquisto di tale spartito, che da ogn’altro, (almeno per ora) non avreste il vero: – Il danno sarebbe comune, e perciò mi affretto ad avvisarvene …“

„Donizetti è un indolente“

602* — E. Br. m. U. Neapel 27.IV.1837. 1⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel und -vermerke). Ausriss an der Siegelstelle (geringer Buchstabenverlust in der Unterschrift).

(800.—)

An den Musikologen und Komponisten Peter Lichtenthal in Mailand über seinen Lehrer Johann(es) Simon Mayr.„Spero che non direte come il nostro excellente amico Mayr, che Donizetti è un indolente. Eccovi servito. Troverete qui … un brano di lettera del sud[ett]o ciò potrà forse servire per autografo da inviare oltre la Biografia. –Ricordate al nostro Mayr che avanzo sua risposta, e s’egli fosse occupato, ditemi voi se egli se la sua famiglia è in ottimo salute …Amatemi, e servitevi di me in tutto ciò che mi credete abile …“

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603 DVORÁK, Antonín, 1841 – 1904. E. Br. m. U. O. O. 2.IV.1889. 3 S. 8o. Kleiner Falten-riss. (3.500.—)

An einen Dirigenten in Dordrecht, bei dem er sich für die erfolgreiche Aufführung seines „ S t a b a t M a t e r “ op. 58 bedankt.„… Sie gestatten mir, daß ich gleich heraus sage: Ihr hauptsächliches Verdienst ist es, daß mein Werk so glüklich abgelaufen ist; den Sie waren es, der die Aufmerksamkeit auf mein Werk gelenkt hat, Sie haben das Stück mit Liebe und Opfer an Zeit einstudirt … Auch bitte ich Sie den Soli Chor und Orchester meine Hochachtung auszusprechen.Die gewünschte Photografie werde ich Ihnen in nächster Zeit zukommen lassen.Sie erlauben mir daß ich Ihnen unter das Bild eine kleine Dedication in meiner böhmischen Mutterspra-che schreibe …“Dvorák hatte sein „Stabat Mater“ in tiefer Trauer um den Verlust seiner Kinder komponiert – Josefa starb 1875 zwei Tage nach der Geburt, zwei Jahre darauf starben die elf Monate alte Ružena an einer Vergiftung und der dreijährige Otakar an Pocken.

604 ELGAR, Sir Edward, 1857 – 1934. E. Br. m. U. London 26.IV.1912(?). 2 S. 4o. Mit ge-drucktem Briefkopf. Kleiner Randeinriss. (250.—)

Einige Wochen nach seiner Übersiedlung nach Hampstead an Gertrude Walker in Worcester.„… I should have written to you long ago but I have been undergoing a so-called rest cure & am even now supposed to avoid writing letters – but I break our rules to send a word to you: let us know if you are coming to London, we should be delighted to see you here – it is lovely & quiet & we have sun …“Nach dem Tod seiner Braut Helen Weaver hatte Elgar 1887 vergeblich um die Hand von Gertrude Wal-ker angehalten; 1889 hatte er Alice Stuart Wortley, Tochter des Malers John Everett Millais, geheiratet.

605 ELSNER, Joseph Xaver, der Lehrer Chopins, 1766 – 1854. E. Br. m. U. Warschau 12.III. 1823. 1 S. 4o. An den Ecken montiert; kleine Randläsuren. (1.200.—)

Wohl an Jean François L e S u e u r, den ehemaligen Hofkapellmeister Napoleons, mit einem Empfeh-lungsschreiben für den polnischen Komponisten Karol Kazimierz Kurpinski.„… Daignez d’accorder à lui la même bien veillance, avec laquelle, j’avois eu le bon heur d’avoir été reçue par Vous pendant mon Séjour à Paris l’an 1805. Je profite de son départ, de Vous répéter encore mes sentimens de la plus vive reconnaissance, dont mon coeur réstéra pénétré à jamais, et de Vous prier de vouloir bien agréér l’assurence de la plus haute consideration, que l’on doit a vos grands mérites, et de la veneration intime …“Kurpinski war seit 30 Jahren als zweiter Leiter des Orchesters des Warschauer Nationaltheaters Elsners Kollege, bevor er 1824 dessen Nachfolge antrat.S e h r s e l t e n .

606 ENESCU (Enesco), George, 1881 – 1955. E. Br. m. U. Sinaia 20.VII.1922. 4 S. 8o. Schwach gebräunt. (300.—)An den Flötisten (Louis Fleury) in Paris, den Leiter der „Société Moderne d’Instruments à Vent“, den er bittet, mit seinem Ensemble die Ausführung seines D i x t u o r für Bläser bei den Salzburger Festspielen zu übernehmen.

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Nr. 603 Antonín Dvorák

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„… on me demande une oeuvre pour figurer comme Roumain sur le programme du Festival de Salz-bourg. Sur l’un des journaux Viennois j’ai lu qu’il y avait les ‘vents de Paris’ qui y prenaient part, et alors j’ai de suite pensé au Dixtuor, et j’ai même fait de suite savoir à Richard S t r a u s s …, que c’était le Dixtuor que je proposais … Si c’est bien vous qui y allez, voulez vous me faire l’honneur et la joie d’y exécuter cette oeuvre? …“Richard Strauss dirigierte 1922 die erste Opernaufführung (Mozarts „Don Giovanni“) der zwei Jahre zuvor eröffneten Salzburger Festspiele.

607 FALLA, Manuel de, 1876 – 1946. E. Postkarte m. U. Poststempel: Granada 20.XI. 1924. (200.—)

An den französischen Musikwissenschaftler Henry Prunières, der sich nach seiner Gesundheit erkundigt hatte.„… J’ai souffert les mêmes vertiges qu’à Paris l’an dernier. C’est l’excès de travail, d’après mon medecin, mais maintenant je vais beaucoup mieux, bien que je dois prendre toujours de precautions pour eviter une rechute …J’ai proposé à Delgrange“ (der Cellist und Dirigent Felix D.) „une tournée avec le R e t a b l o “ (seine ein Jahr zuvor uraufgeführte Oper „Meister Pedros Puppenspiel“) „… avec l’Orquesta Bética de Camara, telle qu’elle va se faire en Espagne prochainement …“

608 — E. Br. m. U. Granada, Juni 1931. 2 S. gr.-8o. (200.—)

An eine Freundin, der er eine Reise nach Paris ankündigt, „esperant et souhaitant la joie de vous revoir.J’ai passé des très mauvais mois à cause d’une grave attaque grippale, et cela a été la cause de mon long silence …“

609 FAURÉ, Gabriel, 1845 – 1924. 2 e. Br. m. U. Paris u. o. O 25.X.1908 u. o. D. 2 S. 8o und gr.-8o. Ein Brief mit Briefkopf des „Conservatoire National de Musique et de Déclamation / Cabinet du Directeur“ (kleine Montagereste am linken Rand). (200.—)

An verschiedene Adressaten mit Einladungen.1908. An einen Herrn. „… Je suis infiniment touché de votre invitation si gracieuse; je serai charmé de m’y rendre et je vous prie de vouloir bien agréer tous mes remerciements ainsi que l’expression de ma gratitude …“

610 FÉTIS, François Joseph, 1784 – 1871. 2 e. Br. m. U. Brüssel 10.IV.1854 und 15.II.1857. 21⁄2 S. gr.-8o. Minimale Randläsuren. Mit Briefkopf „Conservatoire Royal de Musique“.

(250.—)Als Direktor des Brüsseler Konservatoriums in amtlichen Angelegenheiten.1854. An Henri Blanchard von der „Revue et gazette musicale“ mit einem Empfehlungsschreiben für „Madame Deligne“, eine Sängerin, die sich nach Paris begebe „dans l’espoir d’y obtenir un engagement“. 1857. An einen Violinisten, dem er eventuell anbieten könne, für einen verhinderten Schüler bei den „concerts du Conservatoire“ einzuspringen. „… Dans cette circonstance, et avant de le remplacer par un autre solo, je viens vous proposer de jouer à ce concert du 22 le concerto de Beethoven. Les répétitions auraient lieu Vendredi 20 et Samedi 21 …“

(George Enescu)

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611 FISCHER, Edwin, 1886 – 1960. E. Br. m. U. O. O. 6.IX.1910. 4 S. 8o. Minimal fleckig. (180.—)

Ausführlicher Brief an eine befreundete Dame über sein schlechtes Abschneiden beim Anton-Rubinstein-Wettbewerb in St. Petersburg. Fischer fürchtete, sich dort mit der Cholera angesteckt zu haben. „… Man überzeugte mich, dass es keine Cholera sei; ich hatte eine Herzschwäche mit Nervenklaps. Noch heute bin ich davon nicht ganz hergestellt. Der Arzt gab mir Verschiedenes, um mir das Spielen zu ermög-lichen. Bei der Losung zog ich No 1. Nachmittags 2 Uhr spielte ich also in dieser Verfassung als Erster von 28 Spielern das Rubinstein-Konzert … Ich war froh, wenigstens in Ehren bestanden zu haben …“Beiliegend ein e. Br. m. U. wohl an die Sängerin Viorica Ursuleac wegen „unserer Verabredung mit dem heutigen F i g a r o “ (o. O. u. D.).

612 FLESCH, Carl, 1873 – 1944. 4 Br. m. U. und 3 (2 eigenh.) Post- bzw. Portraitpostkarten m. U. Baden-Baden und Berlin. 3.X.1931 bis 27.XII.1935. 4 S. gr.-4o und die Karten. Mit den Umschlägen. (500.—)

An die Violinistin Andrea Wendling, die Tochter des Violinisten und Stuttgarter Konservatoriumsdirektor Karl Wendling (eine Karte ist an ihn gerichtet), die regelmäßig an seinen Sommerkursen in Baden-Baden teilnahm.24.XI.1933. „… Ich gratuliere herzlichst zu dem grossen Erfolg in Bonn. Wenn Sie sich nicht sicher gefühlt haben, so ist es natürlich ganz richtig, dass Sie aus Noten gespielt haben. Was Sie von der Zwangsvorstellung des fehlenden Gedächtnisses schreiben, kommt öfter vor als man denkt; nur mache ich Sie darauf aufmerksam, dass wenn Sie die Absicht hätten, dafür in Behandlung eines Nervenarztes zu gehen, dass Sie keinesfalls zu einem Psychoanalytiker Freudscher Richtung gehen dürfen, doch eher zu einem Individualpsychologen Adlerscher Richtung …“26.XII.1934. „… Vielen herzlichen Dank für die schöne Überraschung, die Sie mir mit dem Bill[r]oth-Brahms-Briefwechsel bereitet haben … , denn es ist eines der schönsten Bücher über Musik, die man lesen kann …“27.XII.1935. „… Selbstverständlich sind Sie mir höchst willkommen, wenn Sie während meines Badener Aufenthalts mir mal vorspielen wollen …, denn ich möchte wirklich nicht Deutschland verlassen, ohne Sie nochmals gesehen und gehört zu haben, nachdem wir so lange und doch so erfolgreich zusammen gearbeitet haben …“ – Im Juni des Jahres war Flesch die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen worden, woraufhin er nach London emigrierte.Beiliegend eine Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug auf dem Untersatzkarton (24 × 18 cm): „Andrea Wendling, meiner lieben Schülerin mit aufrichtigen Wünschen für Ihre Zukunft. / Ich meins’s gar nicht so!“ – Die Aufnahme (Brustbild, en face) zeigt Flesch, sitzend mit einer Zigarette in der Hand (wohl 30er Jahre).Ferner beiliegend 20 weitere Photographien aus den 30er Jahren, vielfach Privataufnahmen aus dem Familienkreis sowie 8 Gruppenaufnahmen seiner Baden-Badener Kursteilnehmer; abgebildet sind unter vielen anderen Gregor Piatigorsky, Carl Friedberg, Max Rostal, Ricardo Odnopossoff, Henryk Szeryng und Alma Moodie.

613 FLOTOW, Friedrich von, 1812 – 1883. E. musikal. Albumblatt m. U. Schwerin 9.V.1856. 1⁄3 S. quer-gr.-8o. Schwach fleckig. (600.—)

Fünftaktiges Notenzitat aus dem dritten Akt seiner Oper „[Allesandro] Stradella“, bezeichnet „Andan-te“; dazu der Text „Jungfrau Maria, himmlisch verklärte Hohe Mad[donna] …“Aus dem Album des Schauspielers Karl Sontag. – Albumblätter Flotows sind s e h r s e l t e n .

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614 FORTNER, Wolfgang, 1907 – 1987. Eigenh. Musikmanuskript, am Kopf nachträglich bezeichnet, signiert und datiert. 1978. 4 S. gr. Hochformat, 32-zeilig. Kugelschreiber.

(600.—)

„Skizze zu Orchesterstück für Düsseldorf (Einweihung der Tonhalle) 1978“. Partitur, mit Korrekturen; paginiert 11 – 13. – Fortner widmete sein „Triptychon für großes Orchester“ den Düsseldorfer Sympho-nikern, die Uraufführung fand am 6.IV.1978 unter der Leitung von Bernhard Klee statt.Beiliegend eine Portraitkarte Fortners, verso mit e. Namenszug und zweitaktigem Notenzitat.

615 FRANCK, César, 1822 – 1890. E. Br. m. U. O. O. (1888). 2 S. kl.-8o. Nadellöcher am Kopf. (200.—)

Wohl an seinen Kopisten wegen der Stimmen zu seiner Symphonischen Dichtung „ P s y c h e “ .„… Voici ma Psyché … Il faudra de suite autographier les choeurs en partition, car c’est la première chose dont on aura besoin. – il faudra les avoir pour mardi car on repete mercredi …“

616 FRANZ, Robert, 1815 – 1892. E. Billett m. U. (Halle) o. D. 1 S. quer-gr.-8o. Kleine Rand-läsuren, Oberrand scharf beschnitten. (150.—)

„Academischer Gesangverein.Sonnabend den 29.ten Jan. Probe zu den liturgischen Chören in der Dom Kirche Nachmittags 2 Uhr. / Rob. Franz“.Robert Franz leitete den „Akademischen Gesangverein“ (ab 1866 „Sängerschaft Fridericiana“) und die „Singakademie“ (ab 1907 „Robert-Franz-Singakademie“) in Halle und wurde 1859 Universitätsmusikdi-rektor der Universität Halle-Wittenberg.

617* FUCHS, Aloys, österreichischer Hofkriegsratsbeamter, Musikforscher und Auto-graphensammler, 1799 – 1853. E. Br. m. U. Wien 22.VIII.1843. 4 S. gr.-8o. Braune und rote Tinte. (1.200.—)

Wohl an einen befreundeten Musikwissenschaftler in Paris, der ihn um Kontakte und Beiträge für eine Arbeit über Christoph Willibald G l u c k gebeten hatte.„… Aus Ihrem letzten Schreiben habe ich mit Beruhigung entnommen, daß das Gl[ucksche] Autograf wohlbehalten angekommen ist: ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, es nicht mehr in mei-nem Besitz zu wissen …Was Ihre Wünsche fürs Album betrift – so bin ich für dermal nicht im Stande – Ihnen Bedeutendes zu melden: weil ich seit 8 Tagen krank – das Zimmer nicht verlassen konnte – daher die genannten Herrn … nicht aufsuchen konnte … den Hen. Mekarsky“ (der Arzt und Schriftsteller Victor Mekarski Edler von Menk) „kenne ich nicht näher – begreife auch gar nicht, was Ihnen dieser trokene Pedant Ersprießli-ches liefern könnte – der, so viel ich von Ihm gesehen – aus 99 Büchern Exerpte macht. Von einer bloßen Unterredung mit Levitschnig“ (der Schriftsteller und Journalist Heinrich Ritter von L.) „kann ich mir nicht viel versprechen, weil er jedenfalls einen bestimmten Antrag verlangen wird, den ich Ihm nicht machen kann. Ich werde aber jedenfalls mit Ihm sprechen, und Ihnen berichten. Mit den übrigen Litte-raten Wiens – bin ich in gar keiner Verbindung …“Erwähnt Franz Schubert. – Fuchs’ Autographensammlung war eine der bedeutendsten ihrer Zeit.

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618 FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886 – 1954. E. Br. m. U. Mannheim 30.VIII.1915. 1 S. gr.-8o. Lochung hinterlegt. (200.—)

Nach den Angaben eines Vorbesitzers an die Altistin Sigrid O n é g i n , wohl ein gemeinsames Gastspiel in Wien betreffend.„… Da ich auf meine letzten Zeilen noch keine Antwort habe, da man andererseits in Wien unbedingt sofort die Programme veröffentlichen will, bitte ich um möglichst umgehende Antwort ob Ihnen mein Programm-Vorschlag (wie ich sehr hoffe) passend istMax Reger / Gustav Mahler / Lieder mit Orchesterbegleitungund welche davon Sie im einzelnen singen wollten …“

619 GADE, Niels Wilhelm, 1817 – 1890. E. Br. m. U. Kopenhagen 16.XII.1888. 4 S. gr.-8o. Dänisch. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. Falzreste am Oberrand der ersten Seite. (400.—)

An den dänischen Pianisten Frits Hartvigson wegen eines Gastpiels in Kopenhagen.Es seien „unvorhergesehene Umstände eingetroffen …, die wahrscheinlich den Vorstand zwingen wer-den, die Konzerte ganz umzulegen, nämlich so, dass die 3 Kammerkonzerte im Januar und Februar abgehalten werden und die 2 großen Konzerte Anfang März. – Nun rate ich Ihnen deshalb, das Angebot von den ‘Filharmoniske Koncerter’ anzunehmen … Als Sie mir im Sommer von Ihrem Wunsch sprachen, hier bei uns zu spielen, sagte ich Ihnen geradezu, dass Sie ja wüssten, dass die Honorare nicht so seien, dass es einträglich für Sie sein könnte, eine solche Reise zu unternehmen …“ (Übersetzung, liegt bei).

620 GIESEKING, Walter, 1895 – 1956. E. Br. m. U. Gstaad 20.VIII.1954. 4 S. folio, eng be-schrieben. (200.—)

Inhaltsreicher Brief an den französischen Organisten und Musikschriftsteller Bernard G a v o t y, der ihm das Manuskript seiner im selben Jahr erscheinenden Monographie über ihn zugesandt hatte. – Gieseking, der sich kritisch mit dem Text auseinandersetzt, schildert detailliert seinen musikalischen Werdegang, seine Arbeits- und Interpretationsweise.„… Ce que vous dites est si intéressant et important que je sacrifie volontiers une partie de mes vacances pour vous répondre en détail – et en toute franchise! …Permettez-moi tout d’abord d’éclairer quelques points qui ne concernent pas la musique. Ma mère n’était pas française … mais allemande, née à Berlin … je tiens à ce qu’on n’explique ma familiarité avec D e b u s s y pas par une ascendance française, qui est absolument inexistante dans toute ma famille … ... la concentration sur la beauté de l’oeuvre … et sur les intentions du compositeur (qui est toujours plus important en musique que le plus grand des interprètes!) est … capable de créer un état de communion intime, de sûreté, qui fait … savoir exactement comment il faut jouer un thème ou chanter une mélodie. Presque toujours l’image des notes donne toute de suite, à première vue, cette certitude …“Erwähnt zahlreiche Komponisten und ihre Werke.

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„la nouvelle musique russe“

621 GLASUNOW, Alexander, 1865 – 1936. E. Br. m. U. „Alexandre Glazounow“. O. O. 6.X. 1887. 3 S. 8o. Leicht gebräunt. Kleiner Faltenriss. (300.—)

An einen befreundeten Herrn, ausführlich über sein gegenwärtiges Schaffen sowie über eine Konzert-reihe, in deren Rahmen vornehmlich selten gespielte Werke russischer Komponisten aufgeführt werden sollten. „… Au moment je suis fort occupé à instrumenter ma fantaisie pour l’orchestre portant le nom de ‘la Forêt’, qui sera executée dans un des 5 concerts symphoniques composés exclusivement de la nouvelle musique russe, qui commenceront à la fin de ce mois. Le premier sera dédié à la mémoire du feu Borodi-ne.“ – Alexander Borodin war im Februar des Jahres, erst 43jährig, auf einem Faschingsball tot zusam-mengebrochen.„En voici le programe: 2mme Symphonie (elle vient de paraître en partition, chez Bessel), 2 parties de la Symphonie inachevée, ouverture à l’opera ‘Igor’ avec mon instrumentation, la ‘Marche Polonienne’ du même opéra, instrumentée par R. K o r s a k o f f , et quelques romances.Dans les concerts suivents, on va éxécuter beaucoup d’oeuvres de différents auteurs pour la première fois, p[a]r ex[emple] une Symphonie en mi mineur par Whitol, un capricio Espagnol par R. Korsa-koff, le Scherzo ‘B-a-b-e-g’ de César Cui (nouvellement instrumenté), une Mazurka pour l’orch[estre] par Liadoff, une romance pour violoncelle par S. Blumenfeld, un Allegro de concert pour Piano et orch[estre] par son frère F. Blumenfeld, un Allegro symphonique par Antipoff, un Scherzo d’Artei-boucheff, ma ‘Rêverie orientale’ etc. …“Beiliegend ein e. musikalisches Albumblatt m. U.: zwei Takte im 4/4 Takt, b-Moll, bezeichnet „Moderato“ (Paris 1.XI.1929).

622 GLINKA, Michail Iwanowitsch, 1804 – 1857. Eigenh. Manuskript. 21⁄2 S. kl.-8o. Etwas gebräunt und brüchig, kleine Randdefekte (eine Fehlstelle). (2.500.—)

Niederschrift eines dreistrophigen französischen Liedtextes. Die erste Strophe lautet:„ O si tu étais avec moi Dans la barque brune Au rayon de la lune Tu vois fuir sur la mer; Oh si tu étais avec moi! Je t’aurois ravi ma bien aimée aux malheureux rivages où nous devons languir.“

Auf den Rückseiten eine italienische Übersetzung von fremder Hand. – S e h r s e l t e n .

623 GOUNOD, Charles, 1818 – 1893. E. Br. m. U. „Palais de Compiègne“ 18.XI.1861. 11⁄4 S. gr.-8o. Minimale Faltenrisse. (300.—)

An den Verleger (Jacques-Léopold) Heugel wegen einer Verabredung.„… Votre petit mot m’a été remis au moment même où nous étions tous réunis dans les Salons pour accompagner S.M. L’Impératrice“ (Kaiserin Eugenie) „dans une grande promenade en forêt, malgré le tems peu favorable à ce genre d’exercise … Je suis ici encore, vous le savez sans doute, pour jusqu’à la fin de la Semaine: Dimanche je retourne à Paris où j’arriverai sans doute pour l’heure du dîner: donc à partir de Lundi vous me trouverez chez moi tous les jours le matin jusqu’à Midi …“

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624 — E. Br. m. U. O. O. u. J. 1 S. gr.-8o. (250.—)

Energischer Brief an einen Herrn, durch dessen wiederholte Anfragen er sich belästigt fühlte.„… Il est près de 4 h. et je rentre seulement chez moi. Je suis abruti de courses, d’affaires, et de travail: je n’ai pas un instant. Vous semblez mettre en doute et en demeure ma bonne volonté:Je ne voudrais pas vous voir vous abonner à ce genre de perplexités: Je ne suis pas libre d’un instant, et vous ne le savez pas assez: vous ne le croyez pas non plus … ne me parlez donc plus de mon obstination à vous refuser, c’est une opinion qui me serait trop désobligeante …“Beiliegend eine Portraitphotographie: Brustbild aus mittleren Jahren (ca. 10,3 × 6,4 cm, Aufnahme: Fritz Luckhardt, Leopoldstadt) sowie 2 e. Zeilen m. U.: Widmung für die Violinistin Maria Tayau, „… un affectueux souvenir / de son admirable talent. / Ch. Gounod“ (Ausschnitt).

„la France est encore pour moi le pays promis“

625 GRIEG, Edvard, 1843 – 1907. E. Br. m. U. Bergen 27.X.1884. 13⁄4 S. gr.-8o. Etwas ge-bräunt. Faltenrisse. (800.—)

An eine musikbegeisterte Dame in Frankreich.„… C’est très flattant pour moi d’accepter le titre de membre d’honneur de votre societé musicale. Je serai bien fier d’y être incorporé et j’espere bientôt pouvoir contribuer quelque-chose à votre program-mes. Combien je serai heureux d’avoir ocassion de vous offrir verbalement mes remerciments pour l’intérêt que vous m’avez temoigné, moi et mon art – mais hélas! je ne saurait pas le faire, parceque je ne sais point parler la langue française. Tant pis, la France est encore pour moi le pays promi[s], où il ne m’est pas devenu permi de mettre mon pièd. Mais une fois mon chemin me conduira sans doute à votre belle patrie, si longtemps desiré par moi …“Beiliegend eine Portraitphotographie, verso mit vierzeiligem, signierten und datierten eigenh. Zusatz: „Fröken Kai Dekker med Tak for den vakkern Paket fra derer / Edvard Grieg“ (April 1882, größeres Visitformat, Aufnahme: Brokesch 1881 Leipzig). – Dreiviertel-Profil aus mittleren Jahren.

626* — Portraitpostkarte mit e. Zeile und Namenszug auf der Bildseite. O. O. u. D. Verlag Rotary Photos, London. (400.—)

„This has never been / Edvard Grieg“. – Aufnahme aus mittleren Jahren, Brustbild im Dreiviertelprofil nach links: Grieg in Samtrock mit verschränkten Armen.

627* HAHN, Reynaldo, 1874 – 1947. Eigenh. Musikmanuskript. 1 S. kl. Hochformat, 16-zei-lig. Bleistift. Kleine Randdefekte zum Teil ausgebessert. (300.—)

Fragment einer Liedkomposition für eine Singstimme mit unterlegtem Text und Klavier.

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628 HANSLICK, Eduard, Musikforscher, 1825 – 1904. E. Br. m. U. Wien 21.IX.1883. 1 S. gr.-8o. Liniiertes Papier. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse teilweise ausgebessert. (200.—)

An den Komponisten, Pianisten und Musikschriftsteller Eduard Reuss, der wohl behauptet hatte, Hans-lick habe sich für einen Artikel in der „Neuen Freien Presse“ bei einem Artikel von Reuss bedient.Hanslick erklärt, er habe „niemals einen Aufsatz von Ihnen in der Karlsruher Z[ei]t[un]g gelesen, auch bis heute nie etwas von einer ‘Mitwirkung B ü l o w ’s in Bayreuth’ gehört …, also auch nie auf diese bei-den Themen angespielt … Der Beweis liegt in meinen 4 Feuilletons über ‘Parsifal’ vor, … die mit meiner bekannten Chiffre Ed. H gezeichnet sind u. nur von dem Werk selbst sprechen …“Beiliegend 1 e. Br. m. U. an Betty Figdor, deren Einladung er ausschlagen müsse (Wien 1896, mit Umschlag), 2 e. Postkarten m. U. (Karlsbad 1883 und Wien 1903) sowie eine gedruckte Visitenkarte mit e. Zusatz.

629* HASKIL, Clara, 1895 – 1960. E. Br. m. U. Baden 5.VII.o. J. 2⁄3 S. gr.-8o. (120.—)

An einen Herrn, der ihr die Noten zu „El Pelele“ (von Enrique Granados) geliehen hatte.„… J’espère qu’il n’en résulte pas d’ennui pour vous et je compte passer un jour prochain vous voir au magasin de musique …“

„die Exemplairs meiner Schöpfung“

630 HAYDN, Joseph, 1732 – 1809. E. Br. m. U. Eisenstadt 22.VIII.1800. 1⁄2 S. 4o. Mit kleinem Siegelrest und Adresse. Minimal lichtrandig. (20.000.—)

An seinen Verleger „Monsieur Artaria et Compag. / a / Vienne“ wegen seines Oratoriums „Die Schöp-fung“. Haydn reklamiert die verzögerte Auslieferung von Subskriptionsexemplaren seiner im Selbstverlag veröffentlichten Komposition nach England.„Messieurs! / Gestern erhielte ich mit Verwunderung ein schreiben unterm 16t July von H. Clementi aus London, daß die Exemplairs meiner Schöpfung alldort noch nicht angekomen sind. ich bitte Sie drin-gend, zu untersuchen, worin die schuld dieser Verzögerung ligt, indem dieselbe schon über 3 Monathe abgegangen sind. ich bin durch diesen Aufenthalt in gefahr zweÿ tausent gulden zu verliehren, indem Sie H. Clementi schon nachgestochen hat. schreiben Sie mir doch, ob Sie von dort noch kein nachricht des empfangs erhalten haben. indessen bin ich / Messieurs / Dero dienstfertigster d[iene]r / Jos: Haydn mppria“ Haydn, der die Partitur 1800 im Selbstverlag veröffentlicht hatte und dessen Subskribentenverzeichnis 409 Personen enthielt, teilte Artaria am 3. September mit, er habe von Clementi nun die Nachricht bekommen, „daß endlich die erstere hundert Exemplairs in London angekomen sind“.Die Komposition des Oratoriums „Die Schöpfung“ Hob. XXI:2 nach Miltons „Paradise Lost“ in den Jahren 1796 – 1798 war für Haydn ein religiöses Erlebnis, das ihn zutiefst erschöpfte: „Ich war auch nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder, und bat Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen Ausführung dieses Werkes verleihen möchte“ (Griesin-ger 1810, S. 101). – Die öffentliche Uraufführung fand Mitte März 1799 im Wiener Burgtheater statt, nachdem das Werk ein Jahr zuvor unter der Leitung des 66-jährigen Komponisten vor geschlossener Gesellschaft bereits großes Interesse hervorgerufen hatte.Bartha Nr. 250 („verschollen“).

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Nr. 630 Joseph Haydn

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631 HENSELT, Adolf, 1814 – 1889. E. Br. m. U. Berlin 9.VI.1837. 2 S. gr.-4o. Kleine Falten-schäden teilweise ausgebessert. (400.—)

An einen Freund („Mein lieber Karl“), über seine bevorstehende Reise nach Breslau, wo er die Familie seiner Braut kennenlernen wollte, sowie über seine neueren Kompositionen.„… Mit einem Concert hier ist vor der Hand also nichts. An die Policarpoff hab ich geschrieben, glaubst du daß der Brief an sie gelangt … An Tolstoi werd ich auch schreiben, u. ihr etwas von meiner Compo-sition schicken. C l a r a “ (Wieck) „hab ich auch was geschickt, suche Wi e c k mit mir zu versöhnen, u. sag ihm er sollte sich schämen sich von jedermann etwas aufschwätzen zu lassen. Auch bitte ich Dich nochmal die Rosen u. Rec[itative] an S c h u m a n n zu schicken … ein paar neue Etuden hab ich wieder geschrieben, auch bin ich jetzt ernsthaft darüber sie alle zu Papier zu bringen u. heraus zu geben …“Im Oktober heiratete Henselt Rosalie Manger, im folgenden Jahr ging er als Lehrer der Kinder Kaiser Nikolaus’ I. an den russischen Hof.

632 HENZE, Hans Werner, 1926 – 2012. E. musikal. Albumblatt m. U. Marino, März 1981. 1 S. quer-8o. Grauer Karton (Briefkarte) mit geprägtem Briefkopf. Kleiner Randeinriss.

(250.—)Großzügig geschriebenes Notenzitat (12 Noten) im Violinschlüssel.

633 HERZ, Henri, 1803 – 1888. 2 e. Br. m. U. Paris 20.XII.1831 und 17.XII.(1853). 2 S. gr.-4o. Mit (Siegel) und Adresse. Ein Brief mit geprägter Adresse „Maison Herz“ am Kopf.

(300.—)

1831. Wohl an den Wiener Verleger Carl Haslinger, dem er ein neues Werk angeboten hatte. „… quoique le prix de 800 frs que vous m’offrez pour mon ouvrage: La fête pastorale“ (die 1833 erschienene „Gran-de Fantaisie pour le Pianoforte seul“ op. 65) „ne soit nullement celui que j’ai l’habitude de prendre, je compte sur votre promesse, que si vous faites de bonnes affaires avec ce morceau vous me tiendrez compte des deux cents francs restants, et j’accepte votre proposition …“1853. An E. Alexandre in Paris, wegen eines Klaviers. „… Je tiens entièrement à votre disposition le piano … et vous pourrez le faire prendre quand vous voudrez …“

634* HILLER, Johann Adam, der Schöpfer des deutschen Singspiels; dirigierte 1781 das erste Gewandhauskonzert, 1728 – 1804. Eigenh. Musikmanuskript. 16 S. Querformat, 15 – 18-zeilig, und 35 S. Querformat, 12 – 16-zeilig. Etwas gebräunt und fleckig, vereinzelt kleinere Randlä-suren. In einem von Hiller betitelten Umschlag. (8.000.—)

Vier geistliche Arien für eine Singstimme, Streicher und wechselnde Bläserbesetzung; Partitur und Stim-mensatz.1) „Herr, wie zahllos sind die Werke. C. Alto. Fl. Ob.“, 3/8, bez. „Allegretto“, 2) „Frohlocket ihr Himmel – D# Can. Ob. Cor.“, 4/4, bez. „Allegro di molto“,3) „Arm und elend wird auf Erden – D# Can. Ob. Fl. Cor.“, 4/4, bez. „Allegro“,4) „Entschwinge dich, Seele, – A# Can. Fl. Fag. Ob.“, 2/4, bez. „un poco lento“.Partitur: 9 Bll. (das 10. Blatt mit dem Schluss der vierten Arie fehlt). Zur ersten Arie ist außer Hillers eigenhändigem Text zusätzlich ein abweichender Text von fremder Hand eingetragen; die Arien 2 und 3 sind hier bezeichnet „Arminio“ bzw. „Ezio“.Stimmensatz für 14 Stimmen vollständig auf 19 Bll.: „Voci cantanti“, „Flauto 1“ (Nr. 1, mit „Oboe 1“: Nr. 2), „Flauto 1“ (Nr. 3), „Flauto 2“ (Nr. 1, mit „Oboe 2“: Nr. 2), „Flauto 2“ (Nr. 3), „Oboe 1“ (Nr. 1

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Nr. 634 Johann Adam Hiller

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und 2 unisono; Nr. 3 und 4), „Oboe 2“ (Nr. 3 und 4), „Fagotti“ (Nr. 1, 3 und 4), „Corno 1“ (Nr. 2 und 3), „Corno 2“ (Nr. 2 und 3), „Violino 1“, „Violino 2“, „Viola“ und „Basso“. Hiller spielte im Musikleben Leipzigs eine bedeutende Rolle. Er wurde 1781 der erste Gewandhaus-Kapellmeister, fungierte einige Jahre lang als Musikdirektor einiger Kirchen und wurde schließlich Tho-maskantor. Überregionale Bedeutung erlangte er durch verschiedene Musikzeitschriften und durch seine Singspiele, deren Aufführungen auch Goethe begeisterten.Musikmanuskripte Hillers sind im Handel s e h r s e l t e n .

635 HILLER, Ferdinand von, 1811 – 1885. E. musikal. Albumblatt m. U. Braunschweig 24.III.1856. 1 S. quer-gr.-4o. Leicht gebräunt. Recto kleine Montagespuren. (180.—)

„Appassionato“, 8 Takte für Viola. Die Widmung: „Zur gefühlvollen Erinnerung an / Ferdinand Hiller.“

636 — 3 e. Br. m. U. Köln und o. O. 15.II.1863, 25.V.1878 und o. D. 6 1/2 S. 4o und 8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Ein Brief schwach fleckig; ein Brief angefalzt. (300.—)

O. O. 1863. An den Gesangspädagogen und Dirigenten Julius Stern vom Stern’schen Konservatorium in Berlin, dem er eine Reise nach Berlin ankündigt. „… gedenke dort etwa 14 Tage zuzubringen. Hoffent-lich lassen Sie mich recht viel Schönes hören …“O. O. 1878. An einen Freund in Darmstadt, den er besuchen wollte. „… Ich führe am 18. Juni in Stuttgart ein neues Werk, ein biblisches Idyll, ‘ R e b e c c a ’ auf – einige Tage später reise ich nach Cöln zurück u. da könnte ich ja in Darmstadt einige Stunden verweilen …“ Köln o. D. An eine Dame, die er zum gemeinsamen Musizieren einlädt. „… Sie finden nur einige wenige Bekannte – die Prinzessin A rd e c k aus Wiesbaden, eine große Musikfreundin, ist hier – wir wollen ihr ein klein bischen Musik machen, vielleicht singen Sie (die Tochter) auch ein bischen, aber es ist dies durchaus keine Bedingung …“

637 HINDEMITH, Paul, 1895 – 1963. E. Br. m. U. Leipzig 19.II.1924. 3⁄4 S. 4o. Rechter Rand perforiert. (350.—)

An den Librettisten Poul Knudsen.„… Die mir übersandten Texte habe ich zwar mit grossem Interesse gelesen, leider kann ich mich zur Zeit aber gar nicht mit Bühnen-Kompositionen befassen, da ich mit der Komposition von K a m m e r m u s i k vollauf beschäftigt bin …“

638 HOFMANN, Józef, 1876 – 1957. E. Br. m. U. Los Angeles 30.IV.1946. 2 S. kl.-folio. Mit Umschlag. (200.—)

An die Pianistin Wanda Auer, die Witwe des Violinisten Leopold Auer in New York, mit Genesungswün-schen und Neuigkeiten aus der Familie.„… The news of your being confined to a hospital has distressed me greatly, for you know how very fond I am of you! What the nature of your ailment is, I do not know but I have the greatest confidence in your remarkable physique and – last but not least – your very strong and precise character …“ Beiliegend eine Portraitphotographie mit e. Widmung u. U., 25,6 × 20,5 cm, sowie ein Telegramm an die Witwe des 1932 gestorbenen Pianisten Arthur Friedheim in New York (Philadelphia 1937).

(J. A. Hiller)

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639 HONEGGER, Arthur, 1892 – 1955. E. musikalisches Albumblatt m. U. „AHonegger“. November 1936. 2⁄3 S. 4o. Mit Kopfgoldschnitt. Leicht gebräunt. (250.—)

Dreitaktiges Notenzitat. – Auf der Rückseite u. a. eine e. Widmung m. U. des Schriftstellers und Filme-machers Lucio d’Ambra.

640 HUMMEL, Johann Nepomuk, 1778 – 1837. E. Br. m. U. Weimar 16.II.1835. 1 S. gr.-4o. Mit Oblatensiegel und Adresse. Kleiner Ausriss in der Unterschrift durch Öffnen des Siegels.

(800.—)

An Anton D i a b e l l i , bei dem Hummels um 1821 entstandene „Große Sonate für Klavier zu vier Händen in As-Dur“ op. 92 erschienen war, und der sich nun einen vierten Satz dazu erbeten hatte. Der Zeitpunkt sei äußerst ungünstig, da er „bisher so viel zu die Geburtsfeste des Großherzogs u. der Großherzoginn zu thun gehabt hätte; diese ist immer die böseste Zeit für mich im ganzen Jahre.“ – Hum-mel war seit 1819 Hofkapellmeister in Weimar; sowohl Herzog Karl Friedrich als auch seine Gemahlin Herzogin Maria Pawlowna hatten im Februar Geburtstag.„… Lieber Freund, ich habe mir alle erdenkliche Mühe gegeben um Ihren Wunsche eines 4ten Satzes zur 4mains Sonate zu befriedigen; doch, es ist mir unmöglich trotz aller Anstrengung etwas zu ersinnen, was ich diesem Werke gerade als würdig beifügen könnte; – diese Sonate ist in der ganzen Welt so anerkannt, daß ich mir offenbar den gerechtesten Tadel mit Recht zuziehen müßte, da es nicht allein wie hineinge-schneyt aussehen und statt den Spielern Vergnügen zu machen, sie nur langweilen würde …“

641 — E. Br. m. U. Weimar 1.X.1835. 22⁄3 S. gr.-4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht ge-bräunt. Minimal fleckig. Kleine Faltenrisse. (600.—)

An den Musiker Carlo Unia in Turin, über dessen Sohn Giuseppe, den er seit einem Jahr unterrichtete.„… Lui m’a parlato e desidera di continuar ancora qualche mesi da me à Weimar; mi disse che anche Lei hà acconsentito al suo desiderio, sperando che in consequenza di questo io faccio un ribasso del prezzo delle lezioni!Questa prolungazzione gli sarà in ogni caso utile, perchè c’è ancor da fare sibben per il suonare ed ancor di piu per la composezione, un anno essendo certamente troppo poco per arrivar ad una certa perfezzione in tutto questo. – Il glielo ho promesso, e per dimostrarle che è solamente il desiderio mio di veder vostro figlio cultivato tanto che possibile nell’ Arte, non ho suggezzione di diminuire il prezzo per l’avenire di 3 Taleri a due per lezzione …La Condotta del vostro figlio è buona ed è da per tutto ben veduto, mà pure desiderai che frequentasse un poco meno le società per aproffitar ancor di piu del suo tempo …“

642 HUMPERDINCK, Engelbert, 1854 – 1921. E. musikal. Albumblatt m. U. Frankfurt a. M. 1892. 1 S. quer-8o. Kleine Randeinrisse. (250.—)

Takte 25 – 29 der Bratschenstimme aus der Einleitung zum 2. Aufzug aus Wagners „Parsifal“ mit wohl von Humperdinck hinzugefügtem Schluss (2 Takte).„Dem lieben alten ‘Bayreuther’ / Alfred Borch! / Bayreuth, 1882 – Frankfurt a/M 1892 / E. Humper-dinck“.Humperdinck hatte 1880 – 82 als Assistent Wagners in Bayreuth gearbeitet. Am 26.VII.1882, zu den 2. Bayreuther Festspielen, fand die Uraufführung von Wagners „Parsifal“ statt.

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643* JANÁCEK, Leoš, 1854 – 1928. E. Schriftstück m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-gr.-8o. Tsche-chisch. Kleine Randläsuren. Etwas sporfleckig. (600.—)

Wohl Geschäftsangelegenheiten mit einem Musikveranstalter betreffend.„Bedingungen:1. Schulden für frühere Rundfunksendungen begleichen2. Mindestbetrag von 1000 Kronen für ‘Die Sache Makropulos’ sofort an die Brünner Adresse (Dr. ph. Leos Janácek, Brno, Kounicova 30) überweisen …“ (Übersetzung).Janáceks Oper „Die Sache Makropulos“ wurde 1926 in Brünn uraufgeführt.

644* JOACHIM, Joseph, 1831 – 1907. Eigenh. Musikmanuskript. 5 S. Hochformat, 16-zeilig. Leicht gebräunt. In der Bugfalte gebrochen, einige (vereinzelt stärkere) Rand- und Faltenschä-den teilweise ausgebessert. (1.200.—)

„ R o m a n z e “ . – Vollständige Komposition für Violine und Klavier in B-Dur op. 2, bezeichnet „Andan-tino“.Joachims berühmtes Violinstück ist vor 1849 in Leipzig entstanden und Joachims Harmonielehrer Moritz Hauptmann gewidmet. Das auf Anhieb populäre Stück des jungen Geigenvirtuosen lässt noch die Nähe und den Einfluss seines Vorbildes und Mentors Felix Mendelssohn Bartholdy hören, dessen früher Tod im Winter 1847 dem 16jährigen Joachim sehr naheging. In Weimar, wohin Joachim 1849 zog, fügte er dem op. 2 noch ein „Phantasiestück“ und eine „Früh-lingsphantasie“ hinzu; es erschien erstmals 1852 als Nr. 1 der „Drei Stücke für Violine und Klavier“ bei Breitkopf & Härtel in Leipzig im Druck. Die Romanze erfreut sich bis heute unverminderter Beliebtheit und ist Pflichtstück des „Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs“ in Hannover.Mit zweimaliger Widmung von fremder Hand an den Pianisten „Herrn Dionys Pruckner“, einen mit Joseph Joachim befreundeten Schüler Liszts.

645 — Eigenh. Musikmanuskript m. U. „Joseph Joachim“. Weimar 18.IV.1857. 1 S. Hoch-format, 12-zeilig. Leicht gebräunt und fleckig. Auf Karton montiert. (600.—)

17 Takte des Liedes „Es schleicht um Busch und Walde“, notiert für eine Singstimme und Klavier, mit durchgängig unterlegtem Text, am Kopf bezeichnet „Langsam“. – Als Vorlage diente das Gedicht „Es schleicht um Busch und Halde“ von Emanuel von Geibel (aus „Juniuslieder“, „Herbstlieder“ Nr. 3).

646 — E. Br. m. U. „J. J.“ Aigen bei Salzburg o. D. (13.IX.1877). 4 S. gr.-8o. Kleiner Falten-riss. (300.—)

An seinen Freund, den Musikkritiker Theodor Avé-Lallemant, über die Stimmqualitäten seiner Frau, der Altistin Amalie J. geb. Schneeweiss.„… Da Du … am 15ten Morgens Bescheid haben willst, muß ich mich mit meiner Antwort dazuhalten: heute ist der 13te (Frau Schumanns Geburtstag, ein Tag nach meines Johannes 13tem Geburtstag).... Ich freue mich ordentlich auf Deine Freude, wenn Du meine Frau wieder singen hörst, stimmlich ganz

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wie sonst, aber mir däucht wirklich immer wärmer und künstlerischer, nach all den Leiden. Ich glaube wohl, daß Sie zu den Auserlesenen gehört, die Gott liebt, wenn er sie züchtigt, daß all das Edle von der Kraft gehoben erscheint, welche die Überwindung der Leiden herausfordert. Du wirst verstehen, wie ich’s meine, wenn wir uns sonst auch nicht immer über Alles einig finden …“Wenige Jahre später wurde die Ehe nach zermürbenden Streitigkeiten geschieden.Beiliegend ein e. Br. m. U. des Sängers Julius Stockhausen an denselben über den Auftritt einer nicht genannten Sängerin: „...ich will dabei seyn, ungemerkt … still in einer dunkeln Ecke des Theaters“ (o. O. u. D.). – Ferner beiliegend ein e. Br. m. U. von Amalie Joachim an denselben (o. O. u. D.) sowie ein Brief eines anonymen Verfassers (o. O. u. D.): „Morgen früh präzise 8 Uhr soll im Hause Schumann, vor dem Transport der Leiche nach dem Bahnhof ein Stück ‘Schlaf nun u. ruhe’ aus Paradies u. Peri aufgeführt werden …“ – Robert Schumann, der am 29.VII.1856 starb, wurde zwei Tage darauf auf dem Bonner Friedhof beerdigt; Brahms und Joachim schritten dem Sarg voran.

„möchte heraus“

647 KLEMPERER, Otto, 1885 – 1973. 2 e. Br. m. U. (Los Angeles) 2.XII.1938 und o. D. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. (200.—)

1938. An Gertrud Friedemann, ein früheres Mitglied des 1929 – 33 von ihm geleiteten Berliner Philhar-monischen Chors, die ebenfalls emigriert war. „… Einliegend die Empfehlung an Stoessel, die hoffentlich hilft … Ich sorge mich mit Ihnen um Ihren Schwager. Dass das Sanatorium geschlossen ist, ist schon schlimm. Hoffentlich hören Sie bald Gutes von Max. Vielleicht hören Sie bald von Frau Gertrud Marcus (die langjährige Begleiterin im Chor). Sie schrieb mir, möchte heraus. Ich werde ihr – mit Ihrer Erlaub-nis – Ihre Adresse geben. Hier im Westen ist kein Feld für sie. Vielleicht in N.Y. …“O. D. Die oben erwähnte Empfehlung an Albert Stoessel, den Dirigenten der New York Oratorio Society, für Gertrud Friedemann – „an excellent singer“. „… Before I had the honour to take the Choir Mrs. Friedemann was 16 years member of the Choir under Siegfried O c h s (the founder) …“

648* KOLBE, Johann Karl, 1762 – 1830. 3 e. Br. m. U. Potsdam 15.XII.1792 bis 27.XI.1795. 5 S. 8o. Leicht gebräunt, winzige Nadellöcher. (400.—)

An einen Musikalienhändler mit der Bitte, Subskribenten für seine angekündigten Stücke zu sammeln.15.XII.1792. „… Ich werde sie die Herzogin von Meklenburg Schwerin Dedecirn. Wenn ich Ew. Hoche-delgeb. kann wieder Dienen, so stehe ich jederzeit zu Diensten …“15.III.1793. „… Hier übersende die verlangten 10 Ex. und 2 bitte für Ihre Mühe anzunehmen. Sollten meine Variazionen Ihren Beyfall erhalten, und Sie etwa noch Gelegenheit haben welche unterzubringen, so kann ich noch mit welchen … aufwarten; das Porto will ich allenfalls selbst besorgen …“27.XI.1795. „… Ich nehme mir abermahls die Freyheit Dieselben mit einer Bitte beschwerlich zu fallen; nehmlich – mir zu diesen angekündigten Sonaten wieder einige Pränumeranten gefälligst zu sammlen. Da sie leicht sind, so schmeichle mir daß sie Beÿfall erhalten werden …“ – Beiliegend Kolbes gedrucktes „Avertissement“ der Sonaten („Drey leichte Claviersonaten für Liebhaber“), 11⁄2 S. kl.-8o.Kolbe war Königlicher Kammermusikus in Potsdam und Berlin; seine „Veränderungen fürs Clavier“ erschienen 1793 bei Rellstab (RISM K 1308), „Leichte Klavierveränderungen für Liebhaber … 2. Samm-lung“ (RISM K 1308) bei Starke. RISM verzeichnet für beide Drucke jeweils nur ein Exemplar (in Berlin).

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649 KOMPONISTEN. – 73 Autographen, meist e. Briefe und Postkarten m. U. 19. und 20. Jahrhundert. (1.600.—)

Franz Abt, Giulio Alary, Hendrik Andriessen (2), Settimio Battaglia (sign. Portraitphotographie), Nadia Boulanger, Max Bruch, Ignaz Brüll (2; davon 1 e. musikal. Albumblatt, Karlsbad 1904), Alfredo Casella, Luigi Dallapiccola, Luigi Denza, Ludwig Erk, Hans Gál (Grußzeile o.U. auf seiner Visitenkarte, 1908), Karl Goldmark, Siegmund von Hausegger (Br. m. U.), Emmerich Kálmán (sign. Portraitphotographie, 1931), Friedrich Kiel, Wilhelm Kienzl (e. musikal. Albumblatt m. Widmung an Eugen Wolbe, Aussee 1908), Armin Knab, Juan Manén (29; überwiegend e. Br. m. U. an den Musikschriftsteller und Komponis-ten Emil Hilb und den Pianisten Felix van Dyck, meist über Verträge, Engagements und Konzertreisen), Jules Massenet, Saverio Mercadante (Turin 1832, an Giovanni Battista Perucchini in Venedig), Sigismund Ritter von Neukomm, Flor und Mareike Peeters, Carl Reinecke (3), Federico Ricci, Alexander Rihm (Heft 8o, 87 beschriebene Seiten, Liste besuchter Konzerte 1888 – 1899), Emil von Sauer (2), Max von Schillings, Aloys Schmitt, Othmar Schoeck und Hilde Bartscher-Schoeck, Johann Friedrich Schwencke (Hamburg 1834, an den Musikverleger Carl Friedrich Kistner in Leipzig), Christian August Sinding, Bernhard Stavenhagen (e. musikal. Albumblatt m. U., München 1905), Robert Stolz, Francesco Paolo Tosti (2), Egon Joseph Wellesz (e. Namenszug auf Karte des Lincoln College in Oxford), Johann Wenzel-Kalliwoda, Ladislao Zavertal (2).Beiliegend eine Visitenkarte von Anton Bruckner sowie der Programmzettel des „Sonder-Konzertes“ des Blüthner-Orchesters mit Max Reger, Philipp Wolfrum und Hermann Abendroth (Berlin 1915).

650 KORNGOLD, Erich Wolfgang, 1897 – 1957. E. Br. m. U. Wien, „im April 1930“. 2⁄3 S. gr.-4o. Gelocht. (200.—)

Wohl an Franz Lehár („Hochverehrter Herr Dr“) mit Glückwünschen zu dessen Geburtstag am 30. April.„… Auch ich möchte nicht in der Zahl Ihrer Gratulanten fehlen, die Ihnen anlässlich Ihres 60. Geburts-tages ihre Verehrung bezeugen …“

651 KOŽELUCH, Leopold Antonín, 1747 – 1818. E. Br. m. U. „L:Koželuh Maitre de chapel-le de S: M: L’empereur“. Wien 3.VIII.1799. 2 S. 4o. Mit Oblatensiegel (Einriss) und Adresse. Leicht braunfleckig. Mit Falzresten auf der Adressseite. (600.—)

An den Verleger John Bland in London, über eine Reise dorthin.„… Je suis inconsolable de ne pas pouvoir profiter pour apresent de cette belle occasion, que je souhaitois depuis longtems, pour voir l’Angleterre, mais j’espere qu’en deux ans il me sera plus facile; dites à Mr Taylor, que je lui fais bien des compliments, et que pour cette anne je ne puis pas avoir la permission, mais que j’espere de l’obtenir en deux ans, et que jamenerai avec moi ma fille“ (die Pianistin Katharina K., 1809 verh. Cibbini, spätere Kammerfrau Maria Annas von Savoyen, gehörte zum engeren Freundeskreis Beethovens) „qui à apresent treze ans elle joue le Piano forte de la premiere force, et jusque a ce tems la elle sera aussi perfectionée dans le Chant, car elle ha un belle voix; et qu’il est necessaire que nous soyons arrangé ensemble une anné avant, par ca je profiterai du tems, e j’espere de rendre son opera, et les Concertos bien brillants; le jour apres avoir reçu votre lettre j’en ai parle a la cour mais on m’ha dit que pour cettefois il est impossible, j’ai justement aussi a composer un ouvrage pour S:M:L’Imperatrise“ (M a r i e T h e r e s e ; der kaiserliche Hof ernannte K. zum Musiklehrer der Erzherzogin Elisabeth).„… Le jeune Mr C r a m e r etoit ici à Vienne, je ne sais pas s’il est encore ici, il a cherché d’être introduit dans ma maison, et plusieurs personnes me l’ont voulu presenter, mais come j’ai toujours beaucoup à faire, je me suis excusé de le voir“ (der Pianist Johann Baptist C. befand sich 1799 auf seiner großen Kontinentalreise in Wien, wo er sich mit Beethoven anfreundete), „j’ai l’honneur de Vous assurer que je ne le connais pas encore, ainsi Vous n’avez rien a craindre de sa part …“ – S e h r s e l t e n .

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652 KRENEK, Ernst, 1900 – 1991. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 2.II.1979. 1 S. quer-gr.-4o. Kugelschreiber auf Transparentpapier. (400.—)

Drei Notenzitate aus den Opern „Orpheus und Eurydike“ op. 21 und „Karl V.“ op. 73 sowie „Sechs Ver-messene“ op. 168 für Klavier, jeweils mit den Hinweisen auf Entstehungsjahr und Copyright:Neun Takte aus dem 3. Akt von „Orpheus und Eurydike“ mit unterlegtem Text „Nebelwälder, beginnet euch wieder zu öffnen …“ (1923), sieben Takte aus dem Zwischenspiel („Adagio“) aus „Karl V.“ (1933) und vier Takte aus „Sechs Vermessene“ (1958).

„zu meinem Glück!“

653 KREUTZER, Conradin, 1780 – 1849. E. Br. m. U. Köln 17.X.1840. 1 S. gr.-4o. Mit zer-teiltem Siegel und Adresse. Kleinerer Ausriss an der Siegelstelle ohne Berührung des Textes, Rand- und Faltenrisse unterlegt. (600.—)

An Adolph Bäuerle, Redakteur der „Allgemeinen Theaterzeitung“ in Wien, nach seiner Übersiedlung von Wien nach Köln, wo er seine Stelle als städtischer Musikdirektor angetreten hatte. Am Rhein komme ihm „alles so freundlich, so liebe- und achtungsvoll entgegen … daß sich ein regieren-der grosser Herr dieser Aufnahme nicht schämen dürfte. – Auch in lucrativer Beziehung stehe ich hier brillant – ein Einkommen von 2400 Thaler – wovon mehr denn die Hälfte lebenslänglich von der Stadt Cöln mir zugesichert sind – 3 Monath Urlaub – am Rheinstrom – wo ich in 2 Tagen in Paris – in London u. der Schweitz seyn kann! – – Sie gestehen mir doch ein, daß mich die Wiener mit Allgewalt fortgetrieben – und nun wirklich zu meinem Glück! …“

654 LACHNER, Franz, 1803 – 1890. E. Br. m. U. München 2.II.1878. 1 S. gr.-4o. Mit grün geprägtem Monogramm am Kopf. Bugfalte mit Montageresten. (300.—)

An einen Justizrath, der ihm eine Einladung zur Feier des Fünfzigsten Stiftungsfestes des Frankfurter Liederkranzes am 15. Februar des Jahres hatte zukommen lassen.„… es schmerzt mich in der That, dieselbe wegen meines hohen Alters nicht annehmen zu können, um so mehr, als mir die vorzüglichen Leistungen Ihres Vereines wohl bekannt sind und die Stadt Frankfurt stehts eine treue Pflegerin unserer Kunst war …“Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. seines Bruders Ignaz L.: Zeugnis für die Musiker Eduard Kupfer und Fritz Marwege (Hamburg 1857).

655* LAUSKA, Franz, 1764 – 1825. E. Br. m. U. Berlin 15.XI.1809. 1 S. gr.-4o. Kleine Wurm-spur. (350.—)

Wohl an einen Musikalienhändler, von dem er Stücke in Kommission genommen hatte.„Ich … will es künftig schon so zu machen wissen, daß Ihnen jede Messe für das Verkauffte ein hiesiger Kauffmann von meinen Bekannten das Geld dorth auszahlt … Wenn Sie mir gelegentlich einmal schrei-ben, so laßen Sie mich doch wissen, was mich ein Jeu d’Ange kostet, welches aber sehr gut, und etwas stark seyn muß. Da d e r K ö n i g bald kömmt, so könnt es wohl gegen das Frühjahr mit einem probiren wollen. Holzarth etc. etc. ist gleichgültig …“Lauska war Klavierlehrer der königlichen Familie (und auch Meyerbeers). Der vor den napoleonischen Truppen nach Ostpreußen geflohene König Friedrich Wilhelm III. kehrte am 23.XII.1809 nach Berlin zurück. – Aus der Sammlung Künzel.

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656 LEHÁR, Franz, 1870 – 1948. E. musikal. Albumblatt m. U. München 9.VII.1907. 1 S. gr.-8o. Dreiseitiger Rotschnitt. Dünner Karton. (120.—)

Acht Takte aus der „Lustigen Witwe“ („Lippen schweigen ’s flüstern Geigen: hab mich lieb!“).

657* LEONCAVALLO, Ruggiero, 1857 – 1919. E. Br. m. U. Brissago 10.XII.1910. 4 S. kl.-4o. (300.—)

Nach Angaben eines Vorbesitzers an Georg Dröscher, den Generalintendanten der königlichen Schauspie-le und Oberregisseur der Oper in Berlin, dem er anlässlich der Übersendung von „nouveaux arrangments pour M a i a “ ausführlich seine Wünsche für die Berliner Erstaufführung der Oper darlegt.„… Permettez moi de vous rappeler que les scenes restent les mêmes des dessins que vous avez du recevoir l’année passée. Mais les costumes doivent subir une modification car nous avons porté l’action dix années en arrière … Je vous envoie ci joint une gravure du costume que doit porter le tenor au premier acte. Dans le second et le troisieme il sera habillé en riche bourgois de l’endroit et de l’époque …... il me ferait tout plaisir si à l’époque ou on doit donner Maia … on pourrait reprendre mon R o l a n d … Je voudrais avoir … le compte rendu des recettes qu’on a envoyé, à mon editeur depuis la Premiere de P a g l i a c c i (novembre 1892) jusqu’à aujourd’hui pour mes operas Bajazzo, Medici et Roland …“

658 — E. Br. m. U. Bagni di Montecatini 19.VII.1917. 2 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. (300.—)

An den Librettisten Valentino Soldani wegen des Vertrags über die Oper „Mirandolina“ nach Goldoni sowie über den geplanten Film „Romeo und Julia“.„… Il capitalista per il scorto film di cui vi svelmi il sogetto, sarebbe trovato!!! … converra che io rada a Roma a concludere definitivamente se il sogetto gli piace! Metterebbe subito i capitali a mia disposizione per fare la film! Ora siccome non mi pare che possa non piacere, così vorrei che in questi giorni buttaste giù una tela che dovrebbe servirmi andando a Roma sopratutto per pure osservare che non si tratta di Shakespeare!! Vedete che io non dormo! …“

659* LE SUEUR, Jean François, 1760 – 1837. Eigenh. Musikmanuskript. 2 S. quer-gr.-8o, 9-zeilig (Ausschnitt). Etwas fleckig. (600.—)

Zweimal fünf Takte aus einer Opernpartitur, aus einem Auftritt von „Séline“ und „Le choeur des jeunes filles“.Mit Echtheitsbestätigung seiner Witwe am Unterrand: „Feuille autographe de M. le Sueur, mon mari. / Paris ce 24 avril 1842 …“

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660 LINCKE, Paul, 1866 – 1946. E. Br. m. U. Arzberg 8.I.1946. 2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht. Eine Ecke mit leichtem Mäusefraß (Buchstabenverlust). (150.—)

An einen befreundeten Herrn („Liesegang“), aus dem oberfränkischen Arzberg, in das Lincke nach dem Krieg übergesiedelt war, da er für Berlin keine Zuzugsgenehmigung erhielt.„… Sind Sie wieder ganz gesund? Ich liege schon 8 Tage im Bett. Jetzt ist die Krankheit festgestellt worden: / Es lief der Herr Adlatus / von Pontius zu Pilatus / Was war der ganze Status – / Ein Flatus! Ein Flatus!Auf Wiedersehn bei Griebel und Schulte / Wo der Weinkellner steht am Pulte / Auf Wiedersehn bei Schulte u. Griebel / Na die Sache wäre nicht übel! …“Lincke starb am 3. September des Jahres im Harz, einen Tag bevor die Zuzugsgenehmigung für Berlin in Arzberg ankam.

661 LIND, Jenny, verh. Goldschmidt, Sängerin, die „schwedische Nachtigall“, 1820 – 1887. E. Br. m. U. „Jenny“. (Leipzig 8.IV.1846.) 4 S. gr.-8o. Mit rot geprägten bekrönten Initialen am Kopf. Minimaler Faltenriss. (200.—)

An ihre Freundin Amalie Wichmann in Berlin, die sie im Winter zuvor kennen gelernt hatte und mit der sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.„… Du weißt daß ich Dich liebe – aber für immer und ewig; und Du glaubst auch gewiß, daß dies keine Redensart allein ist, sondern die wahre empfindung meinem dankbarem Herzens! Gott Beschütze Sie alle! und gebe Ihnen einmal zehnfach wieder was Sie mir gutes bewiesen haben! – denn – Amalia – zum erstenmal in meinem Leben hab’ ich gefühlt als ob ich Æltern hätte; und zum ersten mal hab’ ich die seeligkeit der hauslichkeit genos[s]en! … im Bernburg war es mir schrecklich eng und düster. und ich war froh da ich gestern Abend hierher kam ich ging gleich zu M e n d e l s s o h n s hin und die Freundlichkeit die ich da empfand, war mir sehr wohlthuend …“Am 12. April gaben Felix Mendelssohn Bartholdy und Jenny Lind ein gemeinsames Konzert in Leipzig.

662 — E. Br. mit Namenszug am Kopf. Wiesbaden o. J. 3 S. gr.8o. Blaues Papier. Kleine Randeinrisse, Montagereste auf der leeren vierten Seite. (150.—)

In dritter Person geschriebener Brief an Madame Gerson (wohl die Inhaberin des berühmten Berliner Modehauses), der sie eine Rechnung zurücksendet, „da unbedingt Mme Gerson sich geirrt haben muss im Preis von mehreren Auslagen für Madame Goldtschmidts beiden Kleider.Madame Goldschmidt weiss … genau was der aller höchste Werth sey von den Spitzen-Bänden und andere Sachen die an diesen Kleidern sind … Mme Goldschmidt hatten schon mehrere Damen die Kleider gezeigt – und die Rechnung!“

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663 LISZT, Franz, 1811 – 1886. Eigenh. Musikmanuskript (Tinte) mit e. Zusätzen und Paginierung „5“ bis „10“ in Rötel. „23 Sept 45“. 6 S. großes Hochformat, 15-zeilig. Leicht gebräunt, etwas fleckig. Leichte Rand- und Faltenrisse. (5.000.—)

Frühe Niederschrift seines Liedes „Ich möchte hingeh’n“ für eine Singstimme und Klavier in A-Dur. 158 Takte (davon 12 durchstrichen) mit unterlegtem Text nach dem Gedicht „Strophen aus der Fremde“ von Georg Herwegh.Der Text beginnt mit der 3. Strophe: „Ich möchte hingeh’n wie der Blume Duft Der freudig sich dem schönen Kelch ent[ringet] / Und auf dem Fittig blüthen / schwangrer Luft Als Weihrauch auf des Herren Altar schwinget“. Es folgen die Gedichtstrophen 4 – 7, wovon Liszt von Strophe 6 nur den Text notiert: „Du wirst nicht hingehn wie das Abendroth, / Du wirst nicht stille wie der Stern versinken, / Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod, / Kein Morgenstrahl wird deine Seele trinken“. In der 1859 veröffentlich-ten Fassung findet sich in dieser Strophe das strittige „Liebestrank“-Motiv mit dem „Tristan-Akkord“, von Liszt um eine Oktave versetzt notiert.Am Kopf ein Besitzvermerk von Pauline Apel, der langjährigen Haushälterin Liszts, die bis bis zu ihrem Tod 1923 Kuratorin der als Museum eingerichteten Hofgärtnerei in Weimar war: „Pauline Apel – Weimar 24. Juni 1890“.

664 — E. Br. m. U. Poststempel: Weimar 2.VI.1878. 1 S. 8o. Mit Umschlag. (600.—)

An seinen Freund, den Juristen Carl Gille in Jena. „… Betrübt von Deinem Leiden, hofft baldige Besserung, und sagt Dir herzlichst auf Wiedersehen in Wiesbaden / Dein alter getreuer / F. Liszt … / Gruss an den lieben Sekretär Jenny.“Beiliegend u. a. ein e. Schriftstück (Programmzettel: „Müllner Quartett / oder ein symphonisches Stük – Ouverture, Marsch, Entre Acte etc. welches sich am Abend des Ta s s o am besten der Aufführung aneignen würde …“), 3 e. adressierte Briefumschläge (1864/65; an Franz Brendel, „Redakteur der ‘Neuen Zeitschrift für Musik’“) sowie eine Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. am Unterrand (für die „Hofgärtnerin“ der Altenburg; Schrift etwas verblasst).

665 — E. Br. m. U. Schottenhof in Wien 14.IV.1885. 1 S. gr.-8o. Gebräunt. Mit schwachem Lichtrand. (400.—)

An einen Herrn in Geldangelegenheiten.„… Schon wieder muss ich ihre Gefälligkeit in Anspruch nehmen und Sie bitten mir baldig tausend florins zu schicken …“ – Vermerk „Cassa“ von fremder Hand in der oberen linken Ecke.

666 — LISZT, Daniel, sein Sohn, 1839 – 1859. E. Br. m. U. „ton fils“. Berlin 25.II.1856 (Poststempel). 3 S. 8o. Grünliches Papier. Mit Umschlag. (1.200.—)

Entzückender Brief des Siebzehnjährigen an seine Mutter Marie d ’ A g o u l t („mon cher mimi“) in Paris. – Franz Liszt hatte sich bereits 1843 von Marie d’Agoult getrennt und lebte inzwischen mit Carolyne zu Sayn-Wittgenstein in Weimar. Nachdem sein Sohn Daniel und seine Töchter Blandine und Cosima, die in Paris bei Liszts Mutter Anna lebten, wieder verstärkt Kontakt mit Marie d’Agoult aufgenommen hatten (Marie d’Agoult hatte 1845 auf das Sorgerecht verzichtet), holte Liszt die Kinder 1855 nach Weimar und übertrug deren weitere Erziehung Franziska von Bülow in Berlin, der Mutter Hans von Bülows.

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Nr. 663 Franz Liszt

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„… Je me rappelle très bien de la mine que tu m’as faite l’année dernière parce que j’étais allé chez Zack avant d’aller chez toi. Cette fois j’arriverai à Paris samedi à 5 heures du matin. Je serai donc à 6 heures et demi à l’avenue Ste Marie. Ouvre moi ta porte pour l’amour de Dieu. Car ma chandelle n’est pas morte et j’ai encore du feu.Est-il arrivé malheur au portrait de Claire?“ (seine Schwester Claire Christine d’Agoult, Marquise de Charnacé) „J-a-t-il quelque autre raison pour qu’il n’arrive pas? Cela m’inquiète beaucoup. S’il n’était pas parti encore j’aimerais mieux qu’il partit après mon arrivée à Paris. Car j’ai très envie de le voir.Adieu, mon cher mimi, (j’ai fait une provision de réponses pour toutes les questions qui me seront adressées, et j’espère être Clair …“Daniel Liszt starb drei Jahre darauf, erst zwanzigjährig, an Tuberkulose. Er hatte 1857, dem Rat seines Vaters folgend, ein Jurastudium in Wien aufgenommen.Beiliegend ein gemeinsamer Brief von Daniel und seiner Schwester Blandine an ihre Großmutter Anna Liszt. Blandine erwähnt ihre Schwester Cosima; Daniel schreibt u. a.: „… Mme Patersi hat mir ein hüb-sches Siegel gegeben. Es ist in Elfenbein und drauf ist geschrieben ‘Nil operosum volenti’ das im Latei-nisch will sagen: Wer will der kann. Mein Brief ist damit gesiegelt …“ (Paris 1852). S e h r s e l t e n .

667 LOEWE, Carl, 1796 – 1869. Eigenh. Musikmanuskript. O. O. u. D. Titel und 5 S. großes Querformat, 6-zeilig. Etwas gebräunt, Rand- und Faltenschäden. 2 Blätter alt zusammenge-falzt. (2.000.—)

„Stabat mater / von / Pergolesi. / Basso.“ Bearbeitung der originalen Fassung (Sopran- und Alt-Solo, Streicher und Basso continuo), hier wohl für Soli, vierstimmigen Chor und Orchester, davon die kom-plette Bass- und ein Teil der Tenor-Singstimme, jeweils mit unterlegtem Text in Deutsch und Latein. – Mit einer Anmerkung von Maximilian Runze, dem Herausgeber der 17-bändigen Gesamtausgabe der Balla-den, Legenden und Gesänge von Carl Loewe: „Handschrift C. Loewes / aus früher Zeit“.

668* — Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug „Loewe“ am Kopf. 11⁄3 S. großes Querfor-mat, 12-zeilig. Etwas gebräunt. Kleiner Randeinriss. Mittelfalz. (3.000.—)

„Traumlicht. / Lied von Fr[iedrich] R ü c k e r t “. – Vollständige Komposition für eine Singstimme und Klavier. 26 Takte in As-Dur (6/8-Takt), bezeichnet „Adagio“, mit dem unterlegten Text: „Ein Licht im Traum hat mich besucht, es nahte kaum, und nahm die Flucht …“ – Stichvorlage mit Vermerk „Auf 2 Platten!“ (schwacher Bleistift), erstmals gedruckt im „Album für Gesang“, Leipzig 1842.

669* — E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-schmal-8o. Leicht braunfleckig. Beschnitten. (200.—)

„Fräulein Louise Kugler übernehmen gefälligst die Arie ‘Doch Du ließest ihn im Grabe nicht’ “ (aus Hän-dels „Messias“) „und haben einen Kl. Auszug? Wo nicht, steht der unsrige zu Befehl. Die Mittwoch’sche Stunde bitte ich am Donnerstag von 11 – 12 gefälligst nehmen zu wollen. Dero, Ihro, / Loewe.“

(Daniel Liszt)

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Nr. 668 Carl Loewe

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670 LORTZING, Albert, 1801 – 1851. E. Br. m. U. Berlin 14.VIII.1850. 12⁄3 S. gr.-4o. Kleine Randeinrisse sorgfältig repariert. (1.200.—)

An einen Sänger, der sich um ein Gastspiel am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater beworben hatte.„… Was … Ihre Angelegenheit … betrifft, so ist leider bei unsrer Bühne jetzt kein günstiger Zeitpunkt – das heißt: wohl um sich zu zeigen – nicht aber, um Geld zu verdienen. Es gastiren nämlich gegenwärtig bei uns die Herrn Scholz und Grois aus Wien, welche das ganze Interesse des Publikum’s in Anspruch nehmen. Ihnen folgen die Herren Rott und Treumann, gleichfalls aus Wien; was nun zwischen diese Vor-stellungen fällt, wird leider vom Publikum außer Acht gelaßen, um so mehr, als es eigentlich für musika-lische Genüße höherer Gattung noch wenig Sinn hat. Ich hoffe es gegen den Winter dahin zu bringen …“Sämtliche Briefe Nr. 445.

671 LWOW, Alexej, 1798 – 1870. E. Br. m. U. „Alexis de Lvoff“. Ems 16./28.VII.1852. 1 S. 8o. Montageschäden an den Rändern (Verlust eines Buchstabens). (250.—)

An das Modegeschäft (M. Doctor Sohn) in Frankfurt a. M.„… J’ai eu le plaisir de recevoir … les objets que Vous avez eu la bonté d’envoyer à mes Dames; Pour moi, je dois Vous remercier d’avance pour l’aimable souvenir que Vous voulez bien me faire en faisant broder mes armes …“

„Oberon erscheint“

672* MAHLER, Gustav, 1860 – 1911. Eigenh. Musikmanuskript. Wohl Maiernigg, Sommer 1907. 3⁄4 S. großes Hochformat, 18-zeilig. Schwarze Tinte. (20.000.—)

S k i z z e n b l a t t zu einer Szene aus Mahlers „neuer Bühneneinrichtung“ von Carl Maria von Webers Zauberoper „ O b e r o n “ , die er im Sommer 1907 in Maiernigg am Wörthersee begann.Das Blatt ist mit Blaustift „Melodram N. 3“ überschrieben und umfasst das „Allegro“ (6 Takte) und das „Allegro furioso“ (20 Takte) des Melodrams 9a der gedruckten Fassung (Universal-Edition Wien und Leipzig 1919) sowie die beiden Schlusszeilen der vorhergehenden Szene. Es beginnt mit den Worten des „Zweiten Gartenhüters“ im Garten des Kalifen Harun al Raschid in Bagdad: „Halt! dieses Horn wird uns Beistand herbeirufen (er stößt mit voller Gewalt in das Horn)“ und endet mit der Erscheinung Oberons, „einen sternengleichen Lichtschein von seinem Haupte aus verbreitend.“Mit einigen Abweichungen von der Notation und dem Text der gedruckten Fassung, in der z. B. die drei Gartenhüter „voll Schreck nach rechts“ davoneilen, während es im vorliegenden Manuskript heißt: „Die 3 Gart.h. eilen erschreckt davon“.

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Nr. 672 Gustav Mahler

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„eine größere Novität“

673 — E. Br. m. U. „Mahler“ (Wien, Herbst 1909.) 11⁄3 S. quer-gr.-4o. Linker Rand perfo-riert. Schwach gebräunt. (2.500.—)

An den Konzertunternehmer Emil Gutmann, vor seiner dritten Amerikareise.„… Ich schiffe mich am 12 Oktober in Bremen ein. Es thut mir daher sehr leid den Herrn in Nürnberg dießmal nicht zur Verfügung stehen zu können … Falls die Herren dennoch ihre Absicht durchführen wollten, so würde ich rathen, hierzu Hr. Hofkapellmeister [Bruno] Wa l t e r von der hiesigen Hofoper einzuladen, der mich, wie kein Anderer zu vertreten befähigt ist …“Im Nachwort fügt er an: „Bezüglich der cyclischen Conzerte haben Sie mich misverstanden. Ich meinte, dieselben sollen im Herbst 1910 (statt im Frühjahr 1910) stattfinden, da ich zu dieser Zeit leicht disponi-bel bin und außerdem auch eine größere Novität“ (die Achte Symphonie) „zur Verfügung stellen könnte; während dieß und überhaupt meine Mitwirkung für ein so umfaßendes Programm im Frühjahr (nach einer anstrengenden Herbstsaison) fraglich sein könnte …“ – Die erwähnten Konzerte kamen nicht zustande; die Uraufführung der bereits 1907 fertiggestellten Achten Symphonie fand am 12.IX.1910 in München statt. Mahlers „Briefe“, hrsg. von Herta Blaukopf, 1982, Nr. 427.

„Herrn Werfels Bett-Decken“

674 — MAHLER-WERFEL, Alma, geb. Schindler, in erster Ehe mit Gustav Mahler, in zwei-ter mit Walter Gropius und in dritter mit Franz Werfel verheiratet, 1879 – 1964. 5 e. Br. m. U. und 1 e. Br. o. U. (Paris), Venedig, Hollywood und o. O. 16.IV.1934 bis 25.VIII.1942 und o. D. 12 S. gr.-8o und quer-gr.-4o. Violette, blaue u. schwarze Tinte. Mit einem Umschlag. (600.—)

An verschiedene Adressaten.(Venedig) o. D. Anweisungen für die Haushälterin. „… Herr We r f e l ist weiter auf dem Semmering und arbeitet … Ich habe meinen Hutkoffer gepackt – aber nicht endgültig. Ich bitte Sie, ihn aufzumachen und zwischen die Bestecklagen weiche Sachen zu stecken. – In den Kabinkoffer müssen die Silberleuchter kommen und ganz flach und geschützt Annerls“ (ihre Tochter Anna Mahler) „vier Zeichnungen … ... Nun aber etwas sehr Wichtiges – das Grammophon! Ich glaube am Allerbesten in Herrn Werfels Bett-Decken, Plumeaus Polster etc. einwickeln und in seinen Kasten stellen. Dann findet er es gleich wenn er kommt und es ist das wärmste Zimmer …“5.V. o. J. An Karl B ö h m . „… Da ich seit Monaten von Wien abwesend bin – habe ich Ihre Sendung nicht erhalten. / Gleich nach meiner wahrscheinlichen Rückkehr im Juli will ich Ihren Wunsch sehr gern erfüllen … / für Franz Werfel / Venezia / San Polo 2542“; d. i. die Adresse der Casa Mahler.6.XI.1935. An die Oberschwester Ida Gebauer vom Leopoldstädter Kurspital nach dem Tod ihrer Tochter Manon Gropius am 23. April. „… Ich danke Dir noch einmal für Deine übergroße Hilfe und Liebe …“16.IV.1937(?). An den Schriftsteller und Übersetzer Carl Brinitzer. „… Ich habe Ihnen vor Monaten die Übersetzung von ‘ I n e i n e r N a c h t ’ gegeben – und nichts mehr gehört. Ich bitte Sie nun herzlich, mir so schnell als möglich das Buch hierher zu schicken – da wir es dringend brauchen …“25.VIII.1942. An Edith Abercrombie Snow, die Übersetzerin von Gedichten Franz Werfels ins Englische. „… Here I am sending a few words about my life, which a friend of mine has written for you. It is too flattering for me. Excuse me. I have not written it myself …“ – Beiliegend der erwähnte dreiseitige Leb-ensabriss.

(Gustav Mahler)

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675* MALIPIERO, Gian Francesco, 1882 – 1973. E. musikal. Albumblatt m. U. Parma, Juni 1922. 1 S. quer-4o, 8-zeilig. Leicht gebräunt. (300.—)

„San Francesco d’Assisi / Mistero“. – Acht Takte für eine Singstimme und Klavier, am Kopf bezeichnet „Ritenuto, ma non troppo“, mit unterlegtem Text aus dem „Sonnengesang“ von Franz von Assisi: „Altis-simo, onnipotente, bon Signore …“ – Das gleichnamige Werk für Soli, Chor und Orchester entstand 1920/21 und wurde 1922 in New York uraufgeführt.Beiliegend seine gedruckte Visitenkarte mit dem handschriftlichen Vermerk „Asolo (Treviso)“ und verso einer e. Lageskizze, wie der Ort Asolo erreicht werden kann.

676* — E. Br. m. U. Asolo 30.X.1932. 2 S. gr.-4o. Auf Bütten. (200.—)

An seinen Pariser Agenten.„… Et mon Concerto pour violon et orchestre? Max Eschig ne t’a plus rien dit? Donne moi des nouvelles et si Max Eschig ne marche pas ne peut tu rien faire avec Durand et avec Ronart Lerolle? Travaille un peu pour cela …Je t’envoie par le même courier le petit prélude sur Bach que je te prie de publier sous le titre: Prélude à une fugue imaginaire …“ – Erwähnt Luigi Pirandello, dessen „La favola del figlio cambiato“ er vertonte.

„Eierbier zum Frühstück“

677 MARSCHNER, Heinrich, 1795 – 1861. E. Br. m. U. Hannover 10.IV.1842. 4 S. 12o (als Leporello gefaltet). Stark feuchtfleckig. Ränder unregelmäßig beschnitten. (300.—)

Liebevoller Brief an einen seiner minderjährigen Söhne mit Ratschlägen für eine – wohl erstmals allein – angetretene Reise von Hannover nach Lingen.„1) Hält sich die Post irgendwo eine halbe Stunde auf, u. ist es zu bekommen, so laß Dir, wenn keine Bouillon zu haben ist, Eierbier zum Frühstück machen, das schmeckt gut, u. wärmt. / 2) Du hast Nie-mand, außer dem Kellner, wo Du übernachtest, ein Trinkgeld von 2 ggr. zu geben nöthig. / 3) Muß Dir ein Post-Pakträger den Koffer in’s Wirthshaus tragen, so bekommt der auch nur 2 ggr. höchstens 4 ggr. / 4) Schließe die Nacht Dein Zimmer gut ab, u. lege Deine Sachen gut zurecht, damit Du nichts vergißt. / 5) Halte Dich so warm als möglich, auch wenn Du nicht frierst, damit Du nicht Dich erkältest. / 6) Sei höf-lich gegen Domestiquen, aber sage in bestimmten Tone Deine Wünsche, damit Du als Unmündiger nicht geprellt werdest. / 7) In Lingen erwartest Du auf der Post, wenn Du ankommst, Deinen Koffer u. laße ihn nicht aus den Augen, u. gehe mit dem der ihn trägt direct in das Haus des Herrn Directors, u. empfiehl Dich gleich durch ein freundliches, bescheidenes Wesen. Der erste Eindruck, ist immer der beste …“ – Es folgen drei weitere beachtenswerte Punkte sowie eine Auflistung seiner voraussichtlichen Ausgaben. Der Brief endet: „Und nun sei Gott mit Dir! Denke Unser recht oft, u. wie wir stets mit Sehnsucht Deiner gedenken u. frohe Nachrichten von Dir erwarten. Dein Dich liebender Vater …“

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678* — E. Br. m. U. Hannover 13.XI.1853. 1 S. gr.-4o. (300.—)

An seinen Schwager Wilhelm August Wohlbrück über die Aufführung seiner 1822 entstandenen Oper „ Va m p y r “ , zu der Wohlbrück das Libretto nach dem gleichnamigen Schauspiel von Heinrich Ludwig Ritter verfasst hatte.„… Dein Baritonist Hr Ueberhorst hat mir geschrieben, er wolle … meinen Vampyr geben u. wäre bereit, für meine Erlaubniß durch die Direction mir 2 Louisd. zahlen zu laßen.Da ich Hrn. Ritter unter derselben Bedingung die Aufführung dieser Oper gestattete, so bin ich natürlich auch gern bereit, sie unter Deiner Direction zu gewähren. Es bedarf deshalb nur Deiner Zusage u. Zusen-dung, um den Vampyr zu geben. Natürlich ist dies kleine ‘Spielgeld’ für jede Aufführung zu verstehen. Die Kunde von dem ergiebigen Fortgang Deiner trefflich geleiteten Geschäfte hat uns recht herzlich gefreut. Möge es so fortgehen …“

679* — E. Br. m. U. H(annover) 24.IX.1857. 3 S. gr.-8o. Einrisse an der Bugfalte, am rechten Rand Klebefilm-Spuren. (400.—)

An einen Freund bei Übersendung „von den Charakterstücken f[ür] P[iano]f[orte]“, mit Nachrichten aus dem Freundeskreis.„… Im gastfreundlichen W.schen Hause“ (im Brühler Sommerhaus des wohlhabenden Kölner Fab-rikanten Hans Wendelstadt hatte Marschner in den frühen 1830er Jahren seine Oper ‘Hans Heiling’ komponiert) „wird es – wie ich hoffe – wohl gut gehen. Ich habe an Fay“ (Justizrat Gerhard F. aus Köln) „geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Grüße ihn u. seine schöne Frau … u. sag’ ihm, daß wir immer u. immer der schönen bei ihnen verlebten Tage u. Wochen gedenken u. uns noch gar nicht an das hiesige troken u. verknöcherte Wesen gewöhnen können …Unsre Kunstkneipe“ (Opernhaus Hannover) „schlendert so fort in der alten Manier u. wagnert recht waker. Am 18ten war der Holländer u. am 20ten der Tannhäuser. Dafür nun soll am 27ten der Lohengrin gegeben werden. Das Publicum stöhnt u. seufzt u. das Orchester reißt sich aus Verzweiflung alle Haare aus u. wird täglich glatzköpfiger. Indessen bin ich aufgefordert, den Te m p l e r “ („Der Templer und die Jüdin“, seine 1829 uraufgeführte Oper) „neu einzustudiren, u. in Folge dessen habe ich bereits 7 Proben gehalten. Wann er aber in Szene gehen wird, wißen nur die Götter, ich vermög’s nicht zu sagen …“

680 MARTINI, Giovanni Battista, „Padre Martini“, 1706 – 1784. E. Schriftstück m. U. (Bo-logna) 28.VII.1740. 1 S. quer-gr.-8o. An den Rändern minimal fleckig. (1.600.—)

Quittung über 84 Lire für Unterricht und Verpflegung eines Musikschülers.„Io infrascritto hò ricevuto dal Sig. Dom[eni]co Mantovani … lire ottantaquattro … e questi per il Sig. Paolo Guastarobba in Padova per sua Scuola, Donzena, e Manotenzione …“Paolo Guastarobba wird auch als Schüler Tartinis genannt.S e h r s e l t e n .

(H. Marschner)

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681 MASCAGNI, Pietro, 1863 – 1945. E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 8.V.1901. 1 S. quer-12o (Briefkarte, mit geprägter Blume). Knickfalte. Minimal staubig. (300.—)

Zwei Takte aus der Arie der Lola aus seiner Oper „ C a v a l l e r i a r u s t i c a n a “ , zu den Worten „Fior di Giaggiolo“.

682 MASSENET, Jules, 1842 – 1912. E. ausgefüllter Vordruck m. U. (Paris), „Académie des Beaux-Arts“ 12.III.1881. 1 S. quer-gr.-4o. Winziger Faltenriss. (200.—)

Wahlschein: „Election d’un Membre de la Section d’architecture“ der Académie des Beaux-Arts. – Nach etlichen geheimen Abstimmungen wurde für das verstorbene Mitglied Hector Martin „Lefuel“ der Archi-tekt Paul René Léon „Ginain“ (1825 – 1898) gewählt.

683 — E. musikal. Albumblatt mit Namenszug. Paris 31.V.1894. 1⁄2 S. quer-4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Kleine Randeinrisse, schwach gebräunt. (250.—)

Vier Takte eines „Lent“ überschriebenen Klaviersatzes (in Es-Dur oder c-Moll).

684* MAYSEDER, Josef, einer der berühmtesten Violinvirtuosen seiner Zeit, 1789 – 1863. E. Br. m. U. „J. Mayseder / k. k. Kammer-Virtuos“. Wien 16.X.1837. 11⁄2 S. gr.-4o. Leicht fle-ckig. Kleiner Ausriss am Oberrand (Buchstabenverlust). (300.—)

Wohl an einen befreundeten Musiker, der ihm einen Schüler empfohlen hatte.„… Es freut mich ungemein, daß Sie in angenehmen Verhältnißen und in einem Wirkungskreise leben, wo Sie der Kunst, der Sie immer mit ganzer Seele zugethan waren, vollkommen huldigen können. – Auch ich würde mich mit meiner Famille ganz glüklich fühlen, wenn nicht zuweilen die bittere Erinnerung an den Verlust zweier Kinder, (welche mir vor einigen Monaten durch den Tod entrißen wurden) mich in tiefsten Schmerz versetzen würde. – / Den jungen Mann … werde ich mit Vergnügen als Schüler übernehmen …“

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„die Direction des Musikfestes“

685 MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809 – 1847. E. Br. m. U. Düsseldorf 13.II.1835. 22⁄3 S. gr.-4o. Mit Oblatensiegel und Adresse. Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse. (3.500.—)

An den mit ihm befreundeten Appellationsrat Erich Heinrich Wilhelm Ve r k e n i u s in Köln, Präsident des Kölner Komitees für die Niederrheinischen Musikfeste, zunächst über eine verlegte „Partitur des Bachschen Concertes sammt den Stimmen“, dann ausführlicher über die von Verkenius vorgeschlagene Leitung des bevorstehenden Festes in Köln sowie eine Liste Händelscher Oratorien, die Mendelssohn für das Programm vorschlägt. – 1833 hatte Mendelssohn das Musikfest in Düsseldorf erstmalig geleitet; 1834 in Aachen leitete es Ferdinand Ries.„… Ich würde die Direction des Musikfestes mit der größten Freude annehmen, wenn das Comité sie mir übertrüge, ja mehrere Umstände kommen zusammen die mir es gerade bei diesem nächsten Feste wün-schenwerther noch als sonst machen. Auch ist es wohl möglich daß ich zu Ende dieses Jahres Düsseldorf verlassen würde, so daß ich denn sobald nicht wieder einen solchen Genuß u. solche Freude haben könnte … So würde also ein Antrag dieser Art für mich nur erfreulich und anregend sein … Nun hatte ich aber so gewiß geglaubt, daß mir die Direction von Cöln aus nicht angetragen werden würde, daß ich für den Anfang Mai eine Reise nach England machen u. in den dortigen Philharmonischen Concerten einiges Neuere aufführen wollte. Da mirs immer mein größter Wunsch ist im Vaterlande zu bleiben u. zu wirken, wenn ich kann, so würde ich für das Musikfest diese Reise gern aufgeben …So weit von mir. Was die Musikstücke nun betrifft, so kenne ich B e l s a z z a r nur wenig; was ich draus kenne ist wunderschön. Zu J e p h t a hingegen würde ich namentlich aus dem Grunde nicht rathen, weil in der Moselschen“ (der österr. Komponist Ignaz Franz von M.) „Bearbeitung davon, die schönsten Chöre aus D e b o r a h hineingebracht sind, welche voriges Jahr in Aachen aufgeführt wurde … Auch in Belsazzar soll Mosel mehrere Chöre aus andern schon bekannten Oratorien angelegt haben, was doch immer unangenehm … Ist denn S a u l schon bei den Pfingstfesten aufgeführt? Dies ist gewiß eins der ergreifendsten u. effectreichsten Händelschen Oratorien, und so reich daß man nur etwa einiges weg-zulassen, nicht zu bearbeiten u. zuzufügen brauchte – also den ächten Händel hätte. Auch S a l o m o n ist prächtig, u. wohl noch nicht gehört. Von beiden könnte ich ebenfalls sämmtliche Chor- u. Orchester-stimmen schaffen (von den Chorst. über 200). Ihre Wahl der M o z a r t schen ddur Sinfonie ist gewiß eine sehr glückliche. Ich liebe sie auch ganz vorzüglich, u. für ein so massenhaftes Orchester muß sie sich gar prächtig machen …“Mendelssohn sollte das Musikfest 1835 ein zweites Mal leiten. Zur Aufführung brachte er schließlich Händels 1748 entstandenes Oratorium „Salomon“ nach der Originalpartitur und mit Orgelbegleitung; die Chorleitung oblag seiner Schwester Fanny Hensel.In „Sämtliche Briefe“ nicht gedruckt.

686 — E. Br. m. U. Leipzig 24.I.1837. 1 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse. Schwach gebräunt. Minimal fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (1.200.—)

An den Leipziger Stadtrat Carl Wilhelm August Porsche, den er um einen Termin für eine Unterredung bittet.„… Ich wünsche dringend Sie in einer mich betreffenden Angelegenheit auf ein Paar Worte sprechen zu dürfen, u. erlaube mir daher die ergebne Anfrage ob ich Sie wohl heut im Laufe des Tages entweder in Ihrem Hause oder auf dem Rathhause antreffen könnte, u. um welche Stunde …“Mendelssohn, der seit 1835 in Leipzig lebte, wollte für sich und seine zukünftige Frau Cécile Jeanrenaud, die er im März des Jahres heiratete, um eine Bescheinigung seiner Anstellung als Musikdirektor und den gemeinsamen städtischen Schutz in Leipzig bitten.A. a. O. Band 5 Nr. 1542.

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Nr. 685 Felix Mendelssohn Bartholdy

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687* — E. Br. m. U. Berlin 14.VIII.1841. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit Oblatensiegel und Adresse. Kleiner Ausriss an der Siegelstelle. (2.500.—)

An Ignaz Seydlitz, den Schwiegersohn von Erich Heinrich Wilhelm Verkenius, der schwer erkrankt war.„… Ein Brief Ihres Herrn Schwiegervaters … hat mich über seinen Gesundheitzustand so lebhaft beun-ruhigt, daß mir alles daran liegen muß, sobald als möglich etwas Ausführliches, Bestimmtes darüber zu erfahren, zu wissen, ob die Befürchtungen, die er in seinem kurzen Briefe ausspricht nur vorübergehend, oder ob sie (was Gott verhüte) begründete, von den Aerzten getheilte sind; mit einem Wort zu wissen, wie es mit ihm steht. Er sagt in seinem Briefe, es sei möglich daß ich ihn bald nicht mehr wiedersehen könne. Ich hatte von seiner Krankheit durch ganz entfernt Stehende gehört, und an nichts weniger gedacht als an solch Schreckensbotschaft. Deshalb verzeihen Sie mir wohl, wenn ich Sie hiedurch recht dringend bitte mir über diesen Gegenstand, der mir so sehr nahe am Herzen liegt, baldmöglichst ein Paar Worte zu schreiben. Sagen Sie mir unverhohlen wie Sie es ansehen, was die Aerzte sagen, was wir zu hoffen oder fürchten haben. Die Ungewißheit in einer solchen Frage ist gar zu peinlich …Ich schreibe heut an Herrn Verkenius, weil er mich dazu auffordert, u. erwähne wie natürlich meiner Befürchtungen und dieses Briefes an Sie nicht …“ – Verkenius starb zwei Wochen später.A. a. O. Band 8 Nr. 3232.

„freue Dich, daß Deine Musik so viele erfreut“

688 — DIRICHLET, Rebecka, seine jüngere Schwester, verheiratet mit dem Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet, 1809 – 1858. E. Br. m. U. (Berlin), von Felix Mendelssohn in Rötel datiert „Mai [18]36“. 11⁄4 S. kl.-8o. Mit Siegelmarke und Adresse. (600.—)

„ A n d e n Ve r r ä t h e r F e l i x “ , ihren Bruder.„Lieber Felix in der weiten Welt! Denn officiell wissen wir nicht, bist Du noch in Leipzig oder schon in Düsseldorf; da aber Dir[ichlet] über Wahrscheinlichkeit lieset, hat er ausgerechnet, Du wärst wahr-scheinlich in D. – ist es christlich, seine Nächsten so im Dunkel zu lassen? Bücher u. Noten ohne Worte haben wir bekommen … Sey gesund, u. freue Dich, daß Deine Musik so viele erfreut …Leb wohl. Guter Hoffnung, schlechter Gegenwart Deine getreue / R.“

689 MESSIAEN, Olivier, 1908 – 1992. E. Schriftstück mit Namenszug am Kopf. (Frühjahr 1958.) 3 S. gr.-4. Bleistift. (300.—)

Anweisungen an einen Toningenieur für die Aufnahme seiner „Turangalîla-Symphonie“.„… Toute la Turangalîla-Symphonie est une sorte de double concerto pour Piano, Onde, et orchestre – On doit entendre l’orchestre – On doit aussi entendre le Piano et l’Onde – Il faut dans cette oeuvre de vrais fortissimo, des fortissimo terribles, faisont contraste avec les détails et les pianissimo …“

(F. Mendelssohn Bartholdy)

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690 MEYERBEER, Giacomo, 1791 – 1864. E. Br. m. U. (Paris) 3.IV.1830. 1 S. gr.-8o. (180.—)

An einen Herrn, der ihn bei einem Besuch nicht angetroffen hatte. Er bedauere dies „d’autant plus que Vous ne m’aviez pas laissé votre adresse. Aujourd’hui seulement j’ai pu savoir votre habitation, & de suite je me suis empressé de m’y rendre & de Vous embrasser. Malheureusement je ne Vous trouve pas. Je viendrai demain … entre 4 & 5 heures. Si cette heure ne Vous convenait pas écrivez moi un petit mot …“Beiliegend ein e. Billett m. U. von Fromental Halévy; an einen Freund: „… il m’est impossible de rester plus longtemps dans cette situation …“ (o. O. u.J.) sowie eine Portraitphotographie Halévys (Kniestück, aus mittleren Jahren).

691 MILHAUD, Darius, 1892 – 1974. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszügen auf dem Titel und der ersten Seite. Am Schluss datiert „4 Juillet 1914 / l’Enclos “ und nochmals signiert. Titelblatt und 63 S. großes Hochformat, 30-zeilig. Einzelblätter, am linken Rand angefalzt. Schwarze Tinte, Anweisungen in Blei sowie Rot-, Blau- und Grünstift. Titelblatt mit hinterleg-tem Ausriss, über dem Titel und auf Seite 1 zwei ebenfalls hinterlegte Ausschnitte. Vereinzelt kleine Einrisse. Dunkelgrüner Halblederband mit Rückenvergoldung. (16.000.—)

„ L’ A g a m e m n o n d ’ E s c h y l e “ . Bühnenmusik für Sopran, Männerchor und Orchester in einer Übersetzung von Paul Claudel nach Aischylos, op. 14, dem Musikwissenschaftler und Politiker Jacques Benoist-Méchin gewidmet. – Erster Teil der Trilogie „L’Orestie d’Eschyle“ (1913 – 1922).Vollständige Niederschrift der Komposition mit dem Untertitel „Dialogue de Clytemnestre et du choeur“, zwischen September 1913 und Juli 1914 in Hellerau und l’Enclos in Aix-en-Provence entstanden, wie von Milhaud auf dem Titelblatt vermerkt. – Die Seiten sind jeweils nur recto beschrieben, bis auf eine nachträglich durchstrichene Anmerkung auf dem Titelblatt verso: „Note: / Les Choeurs devront régler leurs nuances, leurs accents, leur rhytme sur la prosa du texte et le sens de la phrase littéraire sans tenir compte les nuances de l’orchestre / DM.“Das Werk „L’Agamemnon d’Eschyle“ des erst zwanzigjährigen Komponisten bildete den Anfang einer lebenslangen und äußerst fruchtbaren künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Milhaud und Claudel, die sich 1912 erstmals begegnet waren. Milhaud berichtet darüber in seiner Autobiographie „Noten ohne Musik“ (München 1962): „Claudel hatte deutlich angegeben, wo die Musik in das Spiel einzugreifen hat. Er hatte beobachtet, daß bei Äschylus, besonders in gewissen Chören und Dialogen, plötzliche Über-gänge zu einem lyrischen Stil von solcher Intensität stattfanden, daß sie unbedingt die Unterstützung von Chorgesang und Orchester verlangten. Er wollte keinerlei Musik, bevor nicht Klytämnestra mit der blutigen Axt in der Hand aus dem Palast kommt und dem Chor der alten Männer gegenübertritt. Aus ihren heftigen Vorwürfen entspringt die Musik. Ich bemühte mich, den üblichen Typ der Begleitmusik zu vermeiden, gegen deren Ausdrucksform ich damals Abneigung empfand. Nichts scheint mir falscher als das Eindringen einer musikalischen Phrase, während die Schauspieler ruhig mit dem Sprechen ihrer Zeilen fortfahren; denn Melodie und Sprache existieren auf ganz und gar unvereinbaren Ebenen …“Walter Straram und die Sopranistin Marcelle Bunlet brachten das Werk am 14.IV.1927 in Paris konzer-tant zur Uraufführung; erst im April 1963 erfolgte in der Regie von Gustav Rudolf Sellner die szenische Erstaufführung des kompletten Zyklus’ an der Deutschen Oper Berlin.Siehe die Abbildung auf Seite 319.

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692* — E. Br. m. U. „Mexico“ o.D. (1946). 1 S. gr.-8o. (250.—)

Von seiner Mexikoreise auf Einladung des Komponisten Carlos Chávez Ramírez an den amerikanischen Violinisten und Komponisten Efrem Zimbalist, Direktor des „Curtis Institute of Music“ in Philadelphia.„… Mexico est merveilleux! / Je suis enchanté qu’Edmond joue mon Concerto à la Philharmonique. / Je pense aller dans l’Est en Décembre. Pouvez vous me prendre comme guest pour diriger q[uel]ques unes de mes oeuvres? / Je travaille beaucoup …Allez vous jouer la Jeanne d’Arc de Rosenthal?“Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Milhaud in die USA emigriert.

693 — E. Br. m. U. Oakland, CA 31.I.1955. 1 S. gr.-4o (Luftpost-Faltbrief). Mit Adresse. (250.—)

An Jacques Coulon, einen Mitarbeiter des Musikverlages Hohner in Paris, dem er seine Bedingungen für eine Auftragskomposition nennt.„… Je pense que nous devrions aboutir à réaliser ce projet de Concerto“ (wohl ein Konzert für Akkor-deon und Orchester) „suggeré par Monsieur Hohner, avec des concessions mutuelles. Voici donc ce que je puis vous proposer:1o une somme de deux mille dollars pour la commande de l’oeuvre2o je vous en confierai l’édition, mais aux conditions habituelles c’est à dire 10% sur l’édition papier (vente) et 50% sur les locations de parties d’orchestre et sur les droits mécaniques de toutes sortes (dis-ques, bands, télévision, film etc. etc.) …“Beiliegend diverse Abschriften (Typographien) von Briefen von bzw. an Milhaud.

694* MILLÖCKER, Karl, 1842 – 1899. E. musikal. Albumblatt m. U. „Wien im März 895“. 1 S. quer-schmal-8o. Vollflächig montiert auf den Untersatzkarton einer Portraitphotographie (Druck, 40,5 × 29,5 cm). Minimal fleckig. (200.—)

Acht Takte in B-Dur zu dem unterlegten Text: „Zähl’n Sie auch zur Infant’rie und nicht zur Cavall’rie so wünsch’ ich doch daß nie dies Bild mög’ ärgern Sie –“ Mit einer Widmung an den Wiener Waldhornisten und Opernregisseur „Herrn Richard Lewy von seinem / herzlich ergebenen Millöcker“.

695 MORLACCHI, Francesco, 1784 – 1841. E. Br. m. U. Dresden 22.X.1840. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Siegelrest; Adresse abgeschnitten. (250.—)

An einen Musikalienhändler, bei dem er Partituren zu zwei Opern D o n i z e t t i s bestellt.„… Sono a pregarlo che ci procuri una buona e corretta copia della partitura dell’opera Lucia di Lemer-mor e del Belisario … e tutto colla maggior sollecitudine possibile …“Morlacchi bittet um Versand an die „Direzione Ge[nera]le del Teatro di S.M. il Re di Sassonia – Dresda“, wo er seit 1810 kgl. Kapellmeister war.

(D. Milhaud)

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Nr. 691 Darius Milhaud

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696 MOSCHELES, Ignaz, 1794 – 1870. E. musikal. Albumblatt m. U. Leipzig, „November 1851“. 1 S. quer-gr.-8o. Etwas fleckig. Kleine Randläsuren. (300.—)

Zwei Takte für Klavier, notiert im 3/4-Takt, überschrieben „Fragment aus einer Fantasie: Die Erwartung nach F. Schillers Gedicht“, bezeichnet „Andante espressivo“.Beiliegend ein Portraitstich Moscheles’ aus den „Bildnissen der berühmtesten Menschen“, 1828 in Zwi-ckau bei den Gebrüdern Schumann erschienen; Robert Schumanns Vater August Sch. hatte den Verlag 1799 gegründet.

697 — E. Br. m. U. (Leipzig) 18.II.1859. 1 S. 4o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Die Un-terschrift berührender Feuchtigkeitsschaden ausgebessert. (180.—)

An den Pianisten und Komponisten Alexander Dreyschock mit einer Einladung.„… Erlauben Sie mir hierdurch anzufragen, ob Sie sich entschloßen haben heute hier zu bleiben, in’s Con-servatorium zur Abendunterhaltung zu gehen, und den Rest des Abends beÿ uns zu zu bringen, woran sich meine und meiner Frau Bitte schließt auch Ihre lieben Geschwister beÿ uns zu sehen …“

698 MOZART, Wolfgang Amadeus, 1756 – 1791. Eigenh. Musikmanuskript. (Sommer 1776.) 6 S. Querformat, 10-zeilig (ca. 16,5 × 22 cm, Wasserzeichen Tyson WK 35). Mit Kopfgold-schnitt. Am rechten und unteren Rand leicht fleckig. Auf der linken Seite winzige Löcher einer alten Heftung. Jeweils in der oberen rechten Ecke recto Foliierung „1“ bis „3“ in Blei. Sauber und frisch. – Gebunden in hellrotes geglättetes Maroquin mit Rücken-, Deckel-, Steh- und Innenkantenvergoldung, Marmorpapiervorsätze (sign. Johannes Gerbers, Hamburg), in pas-sendem Schuber. (300.000.—)

Das in zierlicher Handschrift geschriebene Divertimento (Fragment) KV 288 (271h; KV6 246c), 77 Takte, bezeichnet „Allegro“ zu Beginn oberhalb des 1. bzw. „allegro“ oberhalb des 5. Systems, für „2 / Corni / in / f“, „Violino“, „Viola“ und „Basso“. Mit der Echtheitsbestätigung von Georg Nikolaus Nissen „Von Mozart und seine Handschrift“ sowie der Datierung „177-“ von der Hand Johann Anton Andrés am Kopf. Auf der rechten Seite des ersten Blattes quer der Vermerk „3 Blätter / 6 Seiten“, darunter die umkreiste Zahl „52“ in Blei.Mozart begann mit der Komposition des Quintetts wohl im Juni 1776 in Salzburg und hat es wohl – zusammen mit dem Divertimento KV 247 – zum 13. Juni des Jahres, dem Namenstag der Gräfin Antonia Lodron, komponiert. – In einem Brief vom 12.V.1800 an Breitkopf & Härtel in Leipzig führt Constanze Mozart unter Punkt 6 der „Schlußnachrichten über Mozarts Fragmente“ ein „Unvollendetes Allegro in Partitur für 1. Violine, Viola, Basso, 2 hörner“ an, das mit KV 288 identisch sein kann (Bauer/Deutsch, Bd. 4 Nr. 1297).„Das Manuskript trägt alle Züge einer ausgefertigten Partitur; die letzte erhaltene Seite ist voll beschrie-ben und endet inmitten einer regulären Taktgruppe. Diese Merkmale lassen den Schluß zu, daß die Nie-derschrift an dieser Stelle nicht abgeschlossen war und auf mindestens einer folgenden Seite weitergeführt worden ist. Es muß unentschieden bleiben, ob es sich insgesamt um ein kompositorisches Fragment oder um einen lediglich unvollständig überlieferten Satz handelt“ (Neue Mozart-Ausgabe, Serie X: Supple-ment, Werkgruppe 30, Band 4, 2002, S. 230).Besitzvermerk auf der ersten Leerseite und Fremdeintragungen auf dem hinteren freien Vorsatzblatt in Blei.Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rück-deckel. Zuvor im Besitz von André Erben (Leo Liepmannssohn, Versteigerung 62 vom 9.XII.1932, Nr. 8 bzw. Versteigerung 64 vom 23./24.V.1934, Nr. 728). Johann Anton André, Offenbach, hatte das Manu-skript im Herbst 1799 von Constanze Mozart erworben.

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Nr. 698 Wolfgang Amadeus Mozart

Seite 1

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„anectoden aus meines Bruders Leben“

699 — MOZART, Maria Anna (Nannerl), verehel. Freifrau von Berchtold zu Sonnenburg, die Schwester des Komponisten, 1751 – 1829. E. Br. m. U. „M:A: Reichsfreyin von Berchtold zu Sonnenburg“. St. Gilgen 24.XI.1799. 4 S. kl.-4o. Ein wenig beschnitten. In moderner blauer Leinenmappe mit ledernen Schließen und goldgeprägtem Lederschildchen. (20.000.—)

An Breitkopf und Härtel in Leipzig mit Erinnerungen an ihren Bruder Wolfgang Amadeus.„… Sie wünschen noch etwelche anectoden aus meines Bruders Leben zu wissen, hiemit folgen einige aus seiner Kindheit, in Falle Sie solche gebrauchen wollen. 1ten. Da die Reisen so wir machten, ihn in unterschiedene Länder führten, so sann er sich wärend daß wir von einen ort in das andere fuhren ein Königreich aus, welches er das Königreich Rücken nannte, er sagte er wäre der König von diesen Reiche, und, unser Bediente, der ein wenig zeichnen konnte, musste eine Karte davon machen, wovon er ihm die Nammen der Städte, Märkte, und Dörfer dictirte.2ten. Er hatte so eine zährtliche Liebe zu seinen Eltern, besonders zu seinen Vater, daß er eine Melodie componirte, die er täglich, vor dem schlafen gehen, da ihm sein Vater auf einen Sessel stellen musste vor-sang, der Vater musste alzeit die Secund dazu singen, und wenn dann diese Feyerlichkeit vorbey ware, welche keinen Tag durfte unterlassen werden, so küsste er seinen Vater mit innigster Zährtlichkeit, und legte sich dann mit vieler Zufriedenheit und Ruhe zu Bette … Diesen Spas trieb er bis in sein 10tes Jahr.3ten. In London, wo unser Vater auf den Tod krank lag, durften wir kein Clavier berühren, um sich also zu beschäftigen, componirte er seine erste Sinfonie mit allen Instrumenten Trompeten und Pauken, ich musste sie ihm neben seiner abschreiben, indeme er sie componirte und ich sie abschrieb, sagte er zu mir, ermahne mich, daß ich dem Waldhorn etwas zu thun gebe.4ten. In Olmitz, wo er die Blattern bekam, die ihn so sehr krank machten, daß er neün Tage nichts sahe, und etwelche Wochen nach seiner Genesung die Augen schonen musste, wurde ihm die Zeit lang, er suchte also Beschäftigung, der Hofkaplan von dortigen Bischof Hr: Hay nachheriger Bischof von Königsgrätz besuchte uns täglich, dieser ware in KartenKünsten sehr geschickt, mein Bruder lernte sie mit vieler Behändigkeit von ihm, und da uns auch der dortige Fechtmeister besuchte, so musste ihm dieser das Fechten lehren.Er hatte zu allen schönen Künsten, die grösste Freude, jeder Compositeur, Mahler, Kupferstecher, und dergleichen Künstler so wir auf unsern Reisen kennen lernten, mussten ihm von ihrer Geschicklichkeit ein Angedenken geben, welche er sich sorgfältig aufbewahrte …Nach vielen nachsuchen fand ich, da ich alle Kleinigkeiten von meinen Bruder aufbewahrte, etwelche Menuets in Spart, und auch einige auf das Klavier von ihm gesetzt und geschrieben, ich weis zwar nicht, ob Sie dieses gekratzel lesen oder brauchen können, aber um Ihnen zu bezeugen daß ich alles aufgesucht habe, um Sie einigermassen befriedigen zu können, so lege ich sie Ihnen bey …Die Abschriften von einigen seiner Messen habe ich nach dem Tode meines Vaters schon in das Kloster zum hl: Kreuz nach Augspurg geschickt, die Sparten davon hatte mein Bruder seel …“Als Nachschrift: „Ich übersende Ihnen auch einen Kupferstich, der wie wir in Paris waren gestochen wurde, hieraus sehen Sie, daß mein Bruder ein recht Hübsches Kind war, erst nachdem Blattern hatte er sich so verunstaltet, und noch mehr wie er von Italien zurück gekommen, bekamm er die welsche gelbe Farbe, die ihn ganz unkenntlich machte. er war ein kleines doch proportionirtes Kind.“ Bauer/Deutsch Nr. 1268.Eine wichtige Quelle zu Mozarts Kindheit und so v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . – Siehe die Abbildung auf Seite 325.

(Mozart)

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Nr. 698 Wolfgang Amadeus Mozart

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„unser Wolf“

700 — MOZART, Constanze, geb. Weber, Mozarts Witwe, in zweiter Ehe mit dem dänischen Legationsrat G. N. von Nissen verheiratet, 1762 – 1842. E. Br. m. U. „Constanza Von Nissen“. (Salzburg) 2.XI.1835. 23⁄4 S. 8o. Mit Adresse. Schwach gebräunt. (6.000.—)

Trostbrief an Josephine von Baroni-Cavalcabo geb. Gräfin Castiglioni (1788 – 1860), die Gönnerin, Geliebte und spätere Alleinerbin ihres Sohnes Franz Xaver (gen. Wolfgang Amadeus) Mozart. „… ich muß bekennen, daß es mich unendlich trauerig macht, daß ich nicht für Sie meine Beste leiden kan, allein das harte Schicksal will es einmahl so und nicht anders haben. Tragen wir mit gedult und ergebenheit alles was die weise Vorsehung uns zu unserer Prüfung zu läßt; Tragen wir unser Kreiz wie Christus gethan, und Folgen wir seinem Beispiel, so wird gewis auch wieder eine Sonne für uns aufgehen, und wir getröstet werden. Glauben Sie meine geliebte Freundin, daß Sie nichts treffen kan, was nicht auch mich getroffen hat, und ich dahero den grösten antheil an allem nehme, was Sie so tief Nieder trückt. Nichts könnte mich auf recht halten, als die Göttliche Religion zu der gewiß auch Sie Ihre zuflucht nehmen werden …“Nachschrift: „Ich wünsche daß Sie alles leßen können sonst soll Wolfgang leßen. Meine gute Schwester“ (Sophie Haibel) „grüst und umarmt Sie alle mit mir aufs zärtlichste, auch unseren Wolf zählen wir unter die zahl die geküßt werden müßen …“Nicht bei Bauer/Deutsch.

701 — LANGE, Aloisia, geb. Weber, Opernsängerin; Mozarts Schwägerin und eine der wichtigsten Interpretinnen seiner Werke, 1759 – 1830. E. Br. m. U. „Louise Lange“. Hamburg 1.XI.1797. 1⁄2 S. gr.-8o. Linker Rand etwas beschädigt. (4.000.—)

An den Bremer Theaterintendanten Daniel Schütte (1763 – 1850), der sie für einen Gastauftritt gewinnen wollte. – Die Sängerin war damals am Schröderschen Theater in Hamburg engagiert und stand auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.„… Sehr unangenehm ist es mir Ihnen sagen zu müßen daß ich gar keine aussicht habe diesen Winder nach Bremen zu komen, ich kan Ihnen aber mit der zuversicht sagen, daß ich anfangs April mit der grösten Freude mich einstellen werde …“Auf der unteren Blatthälfte ein sechszeiliger zeitgenössischer Vermerk: „Die Schwiegerinn Mozarts … Nur ihr erlaubte Mozart seine Compositionen durch manche kleine Verzierungen des Vortrags noch mehr zu heben.“Aloisia Weber, die Schwester Constanzes, war die älteste Tochter Franz Fridolin Webers, dessen Familie Mozart 1777 in Mannheim kennenlernte. Er verliebte sich leidenschaftlich in die Siebzehnjährige, die seinen musikalischen Genius beflügelte, seine Hand jedoch ausschlug und den Schauspieler Joseph Lange heiratete.Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

702 — LANGE, Joseph, Schauspieler; Schwager Mozarts, 1751 – 1831. E. Br. m. U. Wien 3.IV.1779. 1 S. 4o. (3.000.—)

„Lieber Freünd! / Wenn Sie mir von H: Felsecker oder H: Kopfmüller könnten Julie und Belmond ver-schaffen, so würten Sie mich unendlich verpflichten – es müste aber heüte noch seyn, denn Mistr. Ernest bat mich darum er will dafür zahlen was es kostet …“Das Trauerspiel „Julie und Belmont“ von H.P. Sturz wurde eine Woche später, am 10. April, am Hofthe-ater aufgeführt. Im selben Jahr heiratete Lange die Sängerin Aloisia Weber, deren Schwester Constanze drei Jahre später Mozarts Fau wurde. – S e h r s e l t e n .

(Mozart)

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Nr. 699 Maria Anna Mozart

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703 MOZARTVEREIN in Gotha. – 42 Autographen von Komponisten, überwiegend e. Br. m. U. (6.000.—)

Zum größten Teil an den Rechtsanwalt und Notar Carl Haushalter in Wernigerode, den Sekretär des Mozartvereins in Gotha, der um die Mitgliedschaft im Verein und um Beiträge zu einem geplanten Mozart-Album gebeten hatte.Franz Abt (2), Eduard Devrient (2 Br. m. U., Karlsruhe 1855 und 1856), Gustav Graben-Hoffmann, August Eduard Grell, Ferdinand Hiller, Johann Wenzel Kalliwoda (2), Jan Bedrich Kittl (2; davon 1 Brief mit Zusatz von Albert Graf von Nostitz-Rieneck), Christian Louis Köhler (3), Franz Lachner, August Lindner (2), Peter Joseph von Lindpaintner, Franz Liszt (mit einer Ablehnung der Mitgliedschaft: „… bedaure ich jedoch durch mehrere Umstände verhindert zu sein der mir zugedachten Ehre theilhaftig zu werden und die damit verbundenen Verpflichtungen zu übernehmen …“, Weimar 1856), Henry Litolff, Friedrich Wilhelm Markull (3), Heinrich August Marschner (2), Giacomo Meyerbeer („… Mit großer Freude und doppeltem Dank nehme ich Ihre Einladung an Mitglied des Direktorium des Mozartvereins zu werden … unter der Aegide und zur Verherrlichung des größten aller Tonmeister …“, Venedig 1858), Ferdinand Möhring (2), Ignaz Moscheles, Richard Pohl (2; beide im Auftrag von Franz Liszt), Gustav Reichardt (e. Br. m. U. auf einer gedruckten Einladung zum „Mozart-Säcular-Fest / im Jahre 1856“, Schlangenbad 1855), Carl Reinecke (3; davon 1 Brief mit Zusatz von Franz Liszt, Barmen 1856), Carl Gottlieb Reissiger (3; davon 1 e. „Anmerkung“ m. U. mit Zusatz von Ernst Lampert und Peter Joseph von Lindpaintner, o. O. u. D.), Johann Gottlob Schneider junior, Eduard Stein, Julius Stern und Richard Ferdinand Wüerst.Beiliegend 3 weitere e. Br. m. U. an denselben (o. O. 1855; mit einem Umschlag).

704 MUSIKER. – Dirigenten, Sänger, Streicher und Musikwissenschaftler. 49 Autographen. Überwiegend 19. und 20. Jahrhundert. (1.200.—)

Dirigenten, meist Namenszüge. – Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Karl Böhm (2), Christoph Eschen-bach, José Iturbi (Br. m. U., Beverly Hills 1945), Herbert von Karajan (3), Jean Martinou, Kurt Masur, Emil Paur (2; davon 1 e. musikal. Albumblatt m. U., 1887) und Julius Rietz (e. Br. m. U., Düsseldorf 1840).Sänger, meist Namenszüge. – Kurt Böhme, Augusto Beuf (e. Widmung m. U., London 1946, zudem die Namenszüge der Schauspielerin Gloria Swanson sowie verso des Pianisten Moriz Rosenthal, London 1934), Dietrich Fischer-Dieskau (e. Postkarte m. U., Berlin 1948, mit Beilage), Joseph Schütz (e. Br. o. U., o. O. u.J., erwähnt seine Frau, die Sängerin Amalie S. und den Sänger Albericus Curioni) und Renata Tebaldi (Doppelportraitphotographie mit dem Sänger Gianfranco Cecchele, mit ihrem Namenszug).Streicher, meist e. Br. und Postkarten m. U. – Carl Davidoff, Friedemann Erben (Namenszug), Jakob Moritz Grün (Portraitphotographie verso mit e. Widmung m. U. an Ilona Eibenschütz), Wilma Hallé geb. Neruda (sign. Portraitphotographie mit Widmung an Ilona Eibenschütz), Alfred Holmes (London 1859, an Ignaz Moscheles), Julius Klengel, Apollinaire de Kontski/Apolinary Katski, Fritz Kreisler, Alfredo Piatti, Pablo de Sarasate (Namenszug auf Konzertprogramm vom 8.XII.1902 in Marburg, mit Namenszug der Pianistin Berthe Marx-Goldschmidt) und Eugène Ysaÿe (2 e. Telegramme m. U., Brüssel 1891 und 1893, an den Musikkritiker Octave Maus).Musikwissenschaftler, meist e. Briefe u. Postkarten m. U. – Eleonore von Breuning, Tochter von Gerhard Breuning, Verfasser der Beethoven-Erinnerungen „Aus dem Schwarzspanierhause“ (2; Wien 1916, an einen Professor, über ihren Vater und sein Buch), Friedrich Chrysander (3), Alfred Einstein, Bernard Gavoty, August Göllerich, Hans Halm (2), Max Kalbeck, Friedrich Wilhelm Marpurg (e. Albumblatt m. U., Bremen 1791), Paul Mies, Ludwig Nohl und Carl Ferdinand Pohl.

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IV. MUSIK

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705 — Über 25 Autographen. Meist Briefe und Namenszüge. (800.—)

Darunter Hermann Abendroth, Adolphe Adam, Eugen d’Albert, Stefan Askenase, Wilhelm Backhaus (3; davon 2 e. Br. m. U. Darmstadt 1913 u. Wien o. J.), Alfred Cortot, Leopold Godowsky, Alfred Grünfeld (e. musikal. Albumblatt m. U. auf der Rückseite seiner Visitenkarte), Vladimir Horowitz (e. Namenszug 1986), Friedrich Kalkbrenner, Wilhelm Kempff (e. Br. m. U. auf einer Portraitpostkarte: an Elly N e y, der er mitteilt, „daß ich vor drei Wochen wieder einmal Vater geworden bin“, o. O. 1940), Zoltán Kodá-ly, Adalbert Lindner, Marguérite Long, Moritz Moszkowski (e. musikal. Albumblatt m. U. Ischl 1892), Arthur Nikisch (2), Wladimir de Pachmann (signierter Portraitdruck), Françis Planté (e. musikal. Albumblatt m. U.), J. C. F. Rellstab, Edouard Risler, Arthur Schnabel (2 signierte Portraitkarten) und Geza Zichy.Beiliegend u. a. ein gedrucktes Programm des „Ersten Gesellschafts-Concerts“ der Gesellschaft der Musikfreunde unter der Leitung von Johannes Brahms (Wien 10.XI.1872).

706 — 14 Autographen, meist e. Br. m. U. (400.—)

Siegmund von Hausegger (2; Frankfurt a. M. 1905), Carl Heymann-Rheineck (e. Postkarte m. U. an Max Werner, Berlin-Lichterfelde 1902), Ferdinand Hummel (e. Postkarte m. U., Berlin 1905), Karl Muck (e. Rohrpostkarte m. U. an Max Werner, Berlin 1903), Bianca Panteo (Berlin 1902), Xaver Scharwenka (Berlin 1906), Christian Sinding (e. Briefumschlag auf Notenpapier an Eugen Hildach in Berlin, Paris o.D.), Wilhelm Tappert (3; 1 e. Br. mit 2 Notenzitaten u. U., mit Umschlag an Max Werner, „Dirigent der Berliner Liedertafel“, 1 e. Albumblatt m.U mit Notenzitaten aus „Die ‘Maulbronner Fuge’ in Scheffels ‘Gaudeamus’ “ und „Canon ohne Ende“, Berlin 1895, und 1 e. Postkarte m. U., Berlin 1905), Theodor Wachtel (Wiesbaden 1881) und August Wilhelmj (2; 1 e. Postkarte m. U. an Max Werner und 1 e. Br. m. U. mit Umschlag an A. Kühne in Wernigerode, Dresden-Blasewitz 1889 und 1892).

707 — 10 Autographen. (300.—)

Eugen d’Albert (e. Postkarte m. U., 1923), Wilhelm Backhaus (e. Grußworte m. U. auf Ansichtskarte), Paul Hindemith (e. Br. m. U., Berlin 11.I.1933), Elly Ney (sign. Portraitphotographie), Felix Mottl (e. Billett m. U., 1910), Max Reger (2 e. Postkarten m. U., 1911, an Carl Hasse), Max v. Schillings (Br. m. U., 1932), Julius Stockhausen (Albumblatt) und Georg Vierling (e. Billett m. U.). – Beiliegend je ein e. Br. m. U. der Sängerinnen Lilli Lehmann, Jenny Lind-Goldschmidt und Marie Seebach.

708 — 10 Autographen. (300.—)

Eugen d’Albert (e. musikal. Albumblatt m. U., Wien 1904), Max Bruch (e. Postkarte m. U., Detmold 1889), Alfred Cortot (e. Br. m. U., o. O. 1943), Engelbert Humperdinck (2 e. Ansichtskarten m. U., davon eine mit Notenzitat, Cairo und Bozen, 1915 und 1921), Wilhelm Kienzl (e. musikal. Albumblatt m. U., Wien 1920), Felix Mottl (e. Br. m. U., München 1906), Camille Saint-Saëns (e. Br. m. U., o. O. u. J.) und Leo Slezak (2; 1 e. Br. m. U., Wien 1903 und 1 Albumblatt m. U., Innsbruck 1928).

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709 — 5 Autographen. Montiert. (350.—)

Max Bruch (1 e. musikal. Albumblatt m. U., Zitat aus „Odysseus“, und 1 e. Br. m. U., 1876), Ignaz Brüll (e. musikal. Albumblatt m. U., 1877, etwas fleckig), Ferdinand Hiller (e. Br. m. U., 1877) und Edmund Kretschmer (e. Br. m. U., 1876).

710 — 4 signierte (und teilweise gewidmete) Portraitphotographien. (350.—)

Joseph Haas (2 e. Zeilen m. U. auf einer Portraitpostkarte, München 1935), Arthur Nikisch (o. O. 1920, stark ausgeblichen), Willy Steffen und Henryk Szerynk (1968, mit Violine).Beiliegend ein e. Namenszug von Arturo Toscanini (Bayreuth 1930), eine Portraitpostkarte von Winifred Wagner (Bayreuth 1930; abgebildet Siegfried und Winifred Wagner gemeinsam mit den Kindern auf einer Gartenbank sitzend), eine Portraitpostkarte mit Widmung u. U. von Albert Schweitzer („… an der Orgel in Günsbach Oct 1954“) sowie 10 weitere Musikerphotographien, darunter eine Portraitphotographie von Franz Liszt (1886 an seinem Schreibtisch sitzend, verso die Zeilen: „Fr. Liszts letzte Aufnahme in Weimar 75 Jahr von seiner alten 30jährigen Dienerin Paulin“).

711 NICOLAI, Otto, 1810 – 1849. Eigenh. Musikmanuskript 2 S. Querformat, 20-zeilig. Leicht gebräunt. Oberrand scharf beschnitten. (600.—)

Ein Blatt („9“) aus der Partitur seiner Oper „Rosmonda d’Inghilterra“ (1838), die 1839 unter dem Titel „Enrico Secondo“ in Triest uraufgeführt wurde.Auf der Rückseite beginnt das Duett von „Eleonora“ („Mi splendeva …“) und „Enrico“.Unten rechts aufgeklebt ein Kärtchen von der Hand des Musikwissenschaftlers Oswald Schrenk: „Dem hervorragenden Interpreten der ‘Lustigen Weiber’, Herrn Johannes Schüler in herzlicher Freund-schaft …“, Dezember 1938.Selten.

712 NIELSEN, Carl, 1865 – 1931. E. Br. m. U. Skagen 29.VII.1918. 23⁄4 S. gr.-8o. Dänisch. Randeinriss (repariert); unteres Drittel der zweiten Seite des Doppelbogens abgetrennt.

(300.—)

An den Großkaufmann Carl Henriques Melchior über seine neue Schauspielmusik auf Adam Oehlenschlä-gers Theaterstück „Aladdin eller den forunderlige lampe“; Nielsen komponierte den größten Teil seines Opus 34/FS 89 während des Sommers in Skagen.„… Ich hatte und habe noch viel zu tun, um die Musik für ‘Aladdin’ zu komponieren und ich hoffe, die Arbeit bald abschließen zu können …… Wollen Sie nicht einmal mit … Holm sprechen, ob es nicht ein wenig Honorar für Hauptmann Ove Bauditz geben könnte, dem ich eine Melodie“ (das Lied „Christianshavn – Kong Christian stod paa Slots-holmens Grund“, FS 90, komponiert im selben Jahr) „gegeben hatte …“ (Übersetzung).Das Werk wurde im Februar 1919 in Kopenhagen uraufgeführt.In der „Carl Nielsen Brevudgaven“ nicht enthalten.

(Musiker)

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713 NONO, Luigi, 1924 – 1990. E. Br. m. U. O. O. (1962). 1 S. folio. Luftpostpapier. Gelocht (minimaler Buchstabenverlust). (200.—)

An den Komponisten Francesco S i c i l i a n i , seit 1957 Direktor der Scala, dem er vorschlägt, die War-schauer Inszenierung seines Balletts „ I l m a n t e l l o r o s s o “ auch an der Scala zu geben.„… Una proposta: all’opera di Varsovia han dato il mio balletto ‘mantello rosso’ – sei ben assicurato: molto molto bene, per ballo + scene – forse: sarebbe possibile invitarli a la Scala? … / nel ‘63: concerto MADERNA a la Scala con variazioni op. 31 Schönberg …!!!“ Nono war mit Schönbergs Tochter Nuria verheiratet.

714 OFFENBACH, Jacques, 1819 – 1880. E. Br. m. U. O. O. u. D. 3 S. 8o. Schmaler Trauer-rand. Mit Empfängerangabe und Siegelrest (kleiner Ausriss an der Siegelstelle). (500.—)

Wohl als musikalischer Leiter des Théâtre Français an einen befreundeten Herrn, der um eine Loge gebeten hatte.„… Vous savez que passe 3 heure on ne trouve plus Houssaye“ (der Schriftsteller Arsène H., seit 1849 Direktor des Theaters, der Offenbach Anfang 1850 verpflichtet hatte) „au theatre, il est donc tres difficile de vous avoir la loge … je suis desolé, cher ami, que vous ne m’ayez pas demandé cela avant 2 heure, cela n’aura je pense fait aucune difficulté et j’aurais été très heureux de vous être agreable …“

715 — E. Br. m. U. Köln o. D. 3 S. gr.-8o. Mit Adresse. Minimale Randläsuren. (600.—)

An die Librettisten Armand Artois (Pseudonym für Gabriel de Lurieu) und Bernard Lopez in Paris, mit denen es zu Unstimmigkeiten gekommen war.„… j’avais ésperé, que les considerations que je vous avais fait valoir, et qui helas ne sont que trop reelles vous decideraient à laisser jouer ici votre piece, sous un nom supposée.je vois maintenant que d’une affaire que je croyais excellente, deviendra non plus seulement mauvaise mais ruineuse pour moi, car qu’oi que vous en disiez, le directeur est completement en droit de deman-der des dommages et interet et il fera malheureusement de son droit, j’en suis completement convaincu.j’ésperé malgré cela avois un moyen de l’en empecher, et je vais le tenter immediatement, c’est de lui offrir de faire un autre Opera.Comme cela prie donnera un ouvrage de diable, car il me faudrait travailler nuit et jour, je ne pourrais pas aller à Paris perdu mon temps à causer chez les Directeurs comme je l’ai fait assez longtemps. il faudrait donc que vous arretez avec le Directeur l’epoche fixe à la quelle la piece peut entrer en répéti-tions …“

716* PACINI, Giovanni, 1796 – 1867. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug und Datum am Schluss. Palermo 24.XI.1843. 11⁄3 S. Querformat, 12-zeilig, ca. 21 × 28,5 cm. Dreiseitiger Goldschnitt. Heftspuren, leicht gebräunt. (800.—)

Komposition für eine Singstimme und Klavier auf den Text „Perché solingo e mesto gemi o mio cor“, As-Dur, 38 Takte, beginnend „Andantino“ (6/8-Takt), dann „Allegretto“ (3/8-Takt).Wohl aus einer der 74 Opern Pacinis (Klavierlieder sind bibliographisch nicht nachweisbar).S e h r s e l t e n .

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717 PADEREWSKI, Ignacy Jan, 1860 – 1941. E. Br. m. U. (Morges) 27.VI.1935. 31⁄2 kl.-4o. Mit gedruckten Initialen am Kopf. Breiter Trauerrand. Kleine Rand- und Faltenschäden aus-gebessert. Mit Umschlag. (200.—)

An den Musikschriftsteller Adolphe Boschot in Paris, der die Vorbereitungen zur Feier des Hundertsten Geburtstages von Camille Saint-Saëns leitete.„… Camille Saint-Saëns n’a pas de plus fervent admirateur que moi et rien ne me serait aussi doux que de pouvoir rendre hommage à sa glorieuse mémoire à l’occasion du centenaire que vous organisez.Pendant dix-huit mois je n’ai pas joué du tout. Une intolérable nérvis te ne me permettait même pas de lever le bras. Cependant, lorsque notre ami Doret m’a parlé de votre projet, je me suis courageusement et immédiatement remis au piano …Malheureusement aujourd’hui encore, bien qu’il y ait un notable progrès dans mon bras et dans mes doigts aussi, je ne puis dire si je vais être en état de paraître en public …“

718 PAGANINI, Nicolò, 1782 – 1840. E. Br. m. U. Verona 12.XI.1816. 1 S. 4o. Tinte leicht verblasst. Etwas fleckig. Mit Adresse und Siegelspur (Ausrisse an der Siegelstelle). (2.000.—)

Liebevoller Brief an seine Mutter Teresa Bucciardo („mia cara madre“) in Genua, die er mit einem Kre-ditbrief und einer monatlichen Geldzuwendung bedenkt und der er eine Vollmachtsurkunde sendet, damit sie seine Geschäfte erledigen könne. „… Io non manco di munirvi della procura che giustamente mi chiedete per l’esito dei miei affari pen-denti. Se al caso fosse neccessaria la firma del Console Sardo, che stà a Venezia potrete ritornarmela, che colà la farò firmare. troverete in essa tutte le faccoltà, e più di esigere, e riscuottere i frutti dei miei capitali.Siete molto discreta nella domanda di lire cento al mese, io non posso assegnarvene meno di centoventi, è in prova di ciò troverete qui acclusa una lettera di credito per Franchi 612.430, e prima che terminino ed sei mesi penserò ad inoltrarvene un’altra; ma pregovi di non risparmiarvi l’incomodo di comandarmi perchè io non sarò contento se non la sarete voi, ed in’ attenzione di un pronto riscontro mi dò il piacere di sottoscrivermi …“Einer der frühesten erhaltenen Briefe von Paganini. In „Epistolario“ Band I nicht gedruckt.

719 PAISIELLO, Giovanni, 1740 – 1816. E. Br. m. U. Neapel 9.X.1810. 2 S. 4o. Gedruckter Briefkopf „Direzione della Musica delle LL. MM.“, mit Holzschnitt-Vignette. Mit Blindsiegel und Adresse. (400.—)

Als Leiter der königlichen Kapelle an eine Sängerin, der er mitteilt, dass Königin Caroline (Bonaparte) ihren Auftritt in einem Konzert wünsche. „Mi do il piacere di fargli sapere che S. M. La Regina desidera che Lei intervenisse al Concerto in Portici … Nel R[e]al Palazzo; e perciò la prevengo che desidera la M.S. che lei cantasse l’aria dell’Opera Ines de Castro“ (von Zingarelli). „… Oltre a ciò … lei riceverà la parte di un Terzetto dell’Opera di C a t o n e i n U t i c a di mia Composizione …“

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Nr. 718 Nicolò Paganini

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720* PFITZNER, Hans, 1869 – 1949. 2 e. Postkarten m. U. Poststempel: Unterschondorf und Straßburg 3.IV.1909 und 10.VIII.1922. Beide Karten leicht gebräunt, eine Karte mit kleinen Randeinrissen (teilweise ausgebessert). (350.—)

Straßburg 1909. An den Ethnologen und Schriftsteller Albert Friedenthal, adressiert nach Berlin. „… Soweit ich die Sache überschaue, ist der … Vorschlag die beste + einzige Lösung. Es handelt sich doch in diesem Falle darum, daß die Hinterbliebenen desjenigen Componisten auch was bekommen, für die es heißt: ‘après moi la tantiéme!’ …“ – Die Karte wurde Friedenthal über Constantine nach Tripolis nachgesandt.Unterschondorf 1922. An den Dirigenten Richard Lert in München über eine P a l e s t r i n a -Aufführung. „… bitte kommen Sie am 14ten. Später kann ich nicht (16. u. 17. München) den P[alestrina] dirigiere ich nicht … Ich halte es allerdings für notwendig mich mit dem Regisseur persönlich auszusprechen, wenn Sie ihn also mitbringen können, wäre es mir lieb … Bitte nur, mir sehr zeitig genaue Nachricht zu geben, wann sie kommen. (Sie können München ab 700 früh fahren, über Herrsching, mit dem Dampfer an Schondorf 948 …“

721 — E. Br. m. U. O. O. 20.V.1918. 1 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss. Gelocht (Buchstabenver-lust). (300.—)

Wohl an eine Sängerin, der er Noten hatte zukommen lassen.„… (Die) ‘Frühlingsahnung’ in B-dur fand ich in meinen Noten, u. habe es Jemandem – ich weiß nicht mehr, wem – zur Besorgung an Sie gegeben. Da Sie es nicht erhalten haben, scheint es verloren zu sein. Hoffentlich ist es noch zu beschaffen; übrigens werden Ihnen Ries & Erler gern Exemplare schicken, falls noch welche da sind …“„Wie Frühlingsahnung weht es durch die Lande“ op. 7 Nr. 5 erschien 1895 bei Ries & Erler in Berlin.

722 — E. musikal. Albumblatt m. U. auf der Textseite einer Portraitpostkarte. 1918. (250.—)

4 Takte der Arie des Siegnot aus seiner Oper „Die Rose vom Liebesgarten“ mit unterlegtem Text nach James Grun „Bitt’ für mich, Sonnenkind Bei der Königin blütenlind“. – Die Bildseite zeigt den Kompo-nisten in mittleren Jahren.

723 PIANISTEN. – Über 110 Autographen, meist e. Briefe und Postkarten m. U. sowie Namenszüge. 19. und 20. Jahrhundert. (1.200.—)

Géza Anda, Conrad Ansorge (2), Vladimir Ashkenazy, Stefan Askenase (2), Paul Badura-Skoda, Tzimon Barto, Harold Bauer (2), Jorge Bolet, Alexander Borovsky, Shura Cherkassky (3), Harvey Lavan „Van“ Cliburn (2), Alfred Cortot (2), Harold Craxton, Clifford Curzon, Theodor Döhler (4), Ernst von Dohná-nyi (2), Anton Door (mit Namenszug des Komponisten Joachim Raff, Wien 1878), Alexander Dreyschock, Julius Epstein, Rudolf Firkusny, Malcolm Frager, Homero Francesch, Justus Frantz, Ignaz Friedman, Bruno Leonard Gelber, Alfred Grünfeld, Mark Hambourg (2), Dame Myra Hess, Alfred Hoehn (sign. Portraitphotographie, 1925), Anna Jessipowa, Grant Johannesen (2), Wilhelm Kempff (4), Kevin Ken-ner, Raoul Koczalski, James und Frieda Kwast-Hodapp (4; davon 1 verso sign. Portraitphotographie

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von Frieda K.-H., 1922), Frederic Archibald Lamond (4), Teodor Leszetycki, Nikita Magaloff (2; davon 1 e. Albumblatt mit zusätzlichem Namenszug des Dirigenten Hans Schmidt-Isserstedt), George Malcolm, Tito Mattei, Poldi Mildner, Branka Musulin (2 Br. m. U.), Elly Ney (2), Ignacy Jan Paderewski, Max von Pauer, Murray Perahia, Isidore Philipp (2; davon 1 eigenh. Musikmanuskript m. U. „Minuit“ für Klavier, aus „Féeries“, Nr.1), Francis Planté, Louis Plaidy (e. Schriftstück m. U., mit e. Zusatz m. U. des Komponisten Ignaz Moscheles), Willy Rehberg, Alfred Reisenauer, Swjatoslaw Richter (2), Hans Richter-Haaser (2), Helmut Roloff, Moriz Rosenthal, Artur Rubinstein, Emil von Sauer, Irene Scharrer, Franz Xaver Scharwenka, August Schmid-Lindner (sign. Portraitphotographie, 1950), Rudolf Serkin (2), Giovanni Sgambati (2), Dimitris Sgouros, Alexander Siloti (2), August Stradal, Roberto Szidon, Ricardo Viñes, André Watts, Alexis Weissenberg (3), Józef Wieniawski, Michael Zadora und Krystian Zimerman.Beiliegend 2 gedruckte Programme von „Thalberg’s Farewell“ (Birkenhead 1863) und dem „Clavier-Concert“ von Sofie Menter in Hamburg (Conventgarten 1900), ferner beiliegend die Einladung zur „Todten-Feier“ von Hans von Bülow (Hamburg 1894).

724 PIXIS, Friedrich Wilhelm, 1786 – 1842. Schriftstück m. U. „F.W. Pixis / Organist“. Wien 31.XII.1814. 1⁄2 S. folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Stempelpapier. (150.—)

Quittiert den Erhalt von 25 Gulden, den er von „hiesiger evangelischen Kirchengemeinde Helvetischer Confession … als den Betrag seiner Besoldung vom dritten Quartale dieses Jahres, an heutigen Tage richtig empfangen hat“.

725 POULENC, Francis, 1899 – 1963. E. Br. m. U. Noizay (1933). 2 S. gr.-4o. Bläuliches Papier. Minimale Randeinrisse. Leichter Lichtrand. (400.—)

An einen Musikkritiker („Cher ami“).„… J’ai toujours très bien su ce qui me manquait et comme vous voyez je soigne de plus en plus ma technique. Dites moi si j’ai encore deux ou trois jours pour la pièce de B a c h “ (Vladimir Horowitz hatte Poulencs Toccata in C-Dur aus den „Trois pièces“ im Repertoire; der Komponist widmete ihm seine „Valse-improvisation sur le nom de Bach“, komponiert 1932). „C’est terriblement difficile surtout quand il s’agit d’un tel monsieur …Pensez vous que mon S e x t u o r pour piano et instruments à vent dont je donnerai la première audition cet hiver à la Sérénade intéresserait le Festival d’Amsterdam …“Die wohl verschollene erste Fassung seines Sextetts für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier feierte am 13.XII.1933 im Rahmen der „Concerts de la Sérénade“ in Paris Premiere. Poulenc schuf 1939 eine zweite Fassung.

726 PROKOFJEW, Sergej, 1891 – 1953. E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. Russisch. Bleistift. Durchgehender Faltenriss alt ausgebessert, alte Klebung erneuert. (300.—)

An den Ingenieur „Vladimir Andrejewitsch“ Malko, den Bruder des Dirigenten Nicolai Malko.„… Es ist sehr schade, dass wir uns nicht treffen konnten. Bitte rufen Sie mich unter K73604 an. / SPro-kofjew“ (Übersetzung).Beiliegend ein Telegramm an Nicolai und Berthe Malko in Chicago: „Many thanks for letter greetings to you both Prokofieff“ (15.V.1947).

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727 PUCCINI, Antonio, Sohn des Komponisten, 1886 – 1946. 3 e. Br. m. U. „Toniotto“ und „Toni“. Straßburg, Paris und London 4.IV.1909, (7.XI.1910) und 30.XII.1910. 83⁄4 S. gr.-4o und gr.-8o. Mit Briefköpfen „Hotel Christoph – Strassburg“, „Hôtel Westminster – Rue de la Paix – Paris“ und „The Cunard Steamship Company Limited – R.M.S. ‘ L u s i t a n i a ’ “. Mit den Umschlägen. (250.—)

An seine Mutter Elvira geb. Bonturi in Mailand.4.IV.1909. Verzweifelter Brief nach dem Zerwürfnis seiner Eltern und dem Selbstmord von Doria Man-fredi, einer Bediensteten aus dem Hause Puccini, der Elvira Puccini aus Eifersucht ein Verhältnis mit ihrem Mann nachgesagt hatte. „… Non puoi immaginare la mia tristezza, il vuoto che ho nel cuore. Mi par mill’anni di avesti lasciata. E la Forca anche e le mie Passaione! …“(7.XI.1910). Begeisterter Brief aus Paris, von wo er mit seinem Vater über London nach Amerika reiste, um den Proben und der Uraufführung seiner Oper „La fanciulla del West“ am 10. Dezember in New York beizuwohnen. „… Abbiamo la più bella cabine del vapore – (Cabina imperiale) Costa ora in inverno 5 000 e d’estate 8 500!! … come mi dispiace averti lasciato sola distraiti, e soprattutto mangia e chiama il dottore per quel dolore di vita …“ 30.XII.1910. Während der Rückreise von New York auf der „Lusitania“. „… Le Dio vuole è finita! Tu immaginerai facilimente il perchè – Il mare è buono come un olio e fa una temperatura primaverile però ci s’annoia tanto! Di salute bene si dorme o per lo meno io dormo come un ghiro – Papà … mangia dolci …“ – Die Premiere unter der Leitung von Arturo Toscanini und der Mitwirkung von Enrico Caruso und Emmy Destinn war ein großer Erfolg gewesen.

„Krösusdienste“

728 RACHMANINOW, Sergej, 1873 – 1943. E. Br. m. U. „S. Rachmaninow“. O. O., „Mars 1899“. 1 S. gr.-8o. (1.200.—)

Vor seiner ersten London-Reise wohl an einen deutschen Konzertagenten.„… Ihr wehrtes Anerbieten habe ich leider zu spät erhalten, und kann auf selbiges nicht eingehen, da ich im Krösusdienste stehe und Urlaub nur auf sehr kurze Zeit erhalten habe. Ich hoffe dass Sie mir das Vergnügen bereiten mich in London im Hotel … aufzusuchen, wo wir das Nähere über die Concerte besprächen können …“Rachmaninow, der nach der durchgefallenen Uraufführung seiner 1. Symphonie im März 1897 in Depressionen verfallen war und für drei Jahre unfähig war zu komponieren, hatte aus Geldgründen die Leitung der Privatoper des Moskauer Industriellen Mamontoff übernommen. Die erfolgreichen Londoner Symphonie-Konzerte beendeten diese Anstellung.

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729 RAVEL, Maurice, 1875 – 1937. E. Br. m. U. (Paris) 5.III.1911. 21⁄2 S. gr.-8o. Leicht fleckig. (400.—)

An einen befreundeten Musiker. „… Si nous en recevons, des mélodies! seulement on ne les joue pas; et les vôtres seront les bienvenues, je n’en doute pas un instant. La date du concert d’orchestre n’est pas encore définitive. Mais ce sera sans doute, comme l’an dernier, vers le milieu de Mai …Peut-être vous rencontrerai-je au concert Durand, Mercredi prochain? …“Ravel reiste noch im März nach Valvins in sein Elternhaus La Grangette; Mitte Mai des Jahres wurde sein Einakter „L’Heure espagnole“ in Paris uraufgeführt.

730 — 3 e. Br. m. U. St. Cloud und o. O. 9.V. bis XI.1919. 31⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. 2 Faltbriefe mit dem von ihm entworfenen Monogramm. Bläuliches Papier. 2 Briefe leicht gebräunt (einer unregelmäßig). (800.—)

An seinen Freund, den Schriftsteller André-Ferdinand H é r o l d in Paris, mit Verabredungen.9.V.1919. „… comptez sur moi pour Mardi. / Je vous remercierai de vive voix pour votre livre, ce que la reprise du travail m’a empêché de faire par lettre …“(10.XI.1919). „… je serai très heureux de vous revoir. Donc, à Mardi prochain …“19.XI.1919. „… comptez sur moi pour Jeudi. Si j’étais en retard, n’en accusez que les transports: J’ai mis hier une heure à atteindre la porte d’Auteuil et le train de minuit et demi m’a déposé à St Cloud à 2h! / Mais le ‘triomphe de l’ordre’ va arranger tout ça …“Ravel wohnte vom Dezember des Jahres bis zum April 1920 im Landhaus von Hérold im Department Ardèche, wo er die Lieder „Deux mélodies hébraiques“ orchestrierte und an „La valse“ arbeitete.

731 — E. Br. m. U. Montfort l’Amaury 22.X.1925. 1 S. gr.-8o, eng beschrieben. Faltbrief mit dem von ihm entworfenen Monogramm. Bläuliches Papier. (800.—)

An seinen Freund, den Musikkritiker Georges J e a n - A u b r y in London, über seine Tournee, die ihn – vor der Premiere seiner Oper „L’enfant et les sortilèges“ in Paris am 1. Februar 1926 – nach Belgien, Skandinavien, England und Schottland führte.„… heureusement que je n’avais pas appris aux directeurs de l’Op[éra]-Com[ique] que la séance de Copenhague était reculée! Autant que possible, il vaut mieux les laisser dans cette ignorance. Vous avez peut-être lû, d’ailleurs, le communiqué qui annonce la rép[étition] générale pour la 23ème. l’auteur devant partir immédiatement après pour la Scandinavie – dans un fauteuil …Vous n’avez pas encore répondu au sujet des programmes – musique de chambre et orchestre – Il est bien entendu qu’on laisse tomber la symphonie de M o z a r t ? Ça ne m’amuse plus du tout, et je ne vois pas quel intérêt ça pourrait avoir pour le public.Je vous fais aussi de me renseigner sur le concert de Liège. Il y a déjà pas mal de temps que M. Hogge, au nom de jour sais plus quelle société qui avait donné un ‘festival’ il y a 2 ou 3 ans, me faisait de remettre cela: j’ai besoin de votre renseignement pour lui répondre. (Urgent)Pour ce qui est des séances à ceser entre Stockholm et l’Angleterre …“ Beiliegend eine von Ravel gefertigte Skizze zur Programmgestaltung.

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732 REGER, Max, 1873 – 1916. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 3 S. Hochformat, 12-zeilig. Schwarze und rote Tinte. Vereinzelte Hinzufügungen von fremder Hand in Blei. Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse, Heftspuren. (4.000.—)

„ M e i n e m K i n d e . “ – Das dritte der acht Lieder op. 43 für Alt und Klavier in Ges-Dur (transponiert von der Originaltonart As-Dur), bezeichnet „Langsam, sehr ausdrucksvoll. (nicht schleppend, leise bewegt.) Die Begleitung ist mit größter Delicatesse zu spielen!“ – Der unterlegte Text nach einem Gedicht von Gustav Falke beginnt: „Du schläfst und sachte neig’ ich mich über dein Bettchen …“Der Anlass für die Transposition des 1899 komponierten Liedes von As- nach Ges-dur war eine Auffüh-rung durch Iduna Walter-Choinanus gewesen; Reger schrieb ihr im September 1901: „Anbei finden Sie die Lieder in die gewünschte Tonart transponiert“. – Das Manuskript stammt aus dem Nachlass der Altistin Iduna Walter-Choinanus.Reger-Werkverzeichnis Band 1 (2010) S. 174 ff.

„Es ist etwas saudummes passiert“

733 — E. Br. m. U. O. O. (Anfang Oktober 1912). 4 S. gr.-8o. Winzige Faltenrisse. (800.—)

An seinen Freund Hans von Ohlendorff („Lieber Hansl“), seit 1910 Vorstandsmitglied der Philharmoni-schen Gesellschaft in Hamburg.„Es ist etwas saudummes passiert, das mir höchst unangenehm ist. M e n g e l b e rg hat in Frankfurt a/M mein C o n c e r t i m a l t e n S t y l , wo doch die Uraufführung in Hamburg am 28. Oktober sein sollte, gemacht u. zwar sehr schlecht gemacht. Ich bitte Dich hiemit dringendst, den Herren in Hamburg vom philharmonischen Comité folgendes zu sagen: … ich habe noch am Tage vor der Frankfurter Aufführung telegraphiert, daß die Frankfurter Aufführung unmöglich vor der Hamburger sein dürfe – ohne Erfolg; Mengelberg hat sich einfach nicht daran gekehrt; sodann: ich habe bereits Ende Mai Bote & Bock darauf aufmerksam gemacht, daß die Uraufführung in Hamburg am 28. Okt. ist. Also: ich habe alles gethan, um die Frankfurter Aufführung zu verhindern – leider ohne Erfolg! … Folgendes theile ich Dir allein noch mit: wenn ich die Sachlage beurtheile, scheinen die entsetzlich geld-gierigen Bote & Bock nicht ganz unschuldig an der Sache zu sein! Bitte, behalte Du das für Dich; ich werde Dir, wenn ich in Hamburg bin alles mündlich erzählen …“Die Uraufführung seines „Konzerts im alten Stil“ op. 123 hatte am 4. Oktober im Museumskonzert in Frankfurt a. M. unter Leitung von Willem Mengelberg stattgefunden. Die Hamburger Aufführung folgte am 28. Oktober.

734 REICHA, Anton, 1770 – 1836. E. Br. m. U. Paris 14.VIII.1829. 2 S. kl.-4o. Mit Blindsie-gel und Adresse. Leicht fleckig. (300.—)

An den Komponisten Philippe Musard, der ihm ein Quartett gewidmet hatte.„… votre aimable lettre … m’est arrivée dans un moment où jétais encore très souffrant. A la suite d’un refroidissement dangereux, je viens d’être gratifié des maux de reins, de tête, d’un accès de fièvre, d’un dérangement total des fonctions gastriques, d’un rhume de cerveau et de poitrine. Toutes ces gentilesses là m’ont laissé dans un état de faiblesse …je vous remercie aussi pour les 3 gilets de flanelle, qui me rendent en ce moment un grand service …“

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Nr. 732 Max Reger

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735 REICHARDT, Johann Friedrich, 1752 – 1814. E. Br. m. U. G(iebichenstein) 18.II.1796. 1 S. 8o. (800.—)

An einen Herrn, dem er für einen Beitrag zu seiner kurzlebigen Zeitschrift „Deutschland“ dankt.„Im Begriff mit unserm Freund Wolff“ (der Altphilologe Friedrich August Wolf) „auf einige Tage nach Leipzig zu fahren, eil’ ich nur Ihnen … mit einigen flüchtigen Zeilen für Ihr gütiges Andenken u. für den … Beitrag zu meinem Deutschl. herzl. zu danken. Sie werden mich durch öftere Beiträge dazu recht sehr verbinden. Für den Verl[eger]“ (J.F. Unger) „bitt’ ich … nur Ihre Bedingungen wißen zu laßen. Was jedes andre Journ. zugesteht, steht er dem Autor auch gerne zu …“

736* REINECKE, Carl, 1824 – 1910. E. Br. m. U. Leipzig 18.IX.1905. 4 S. gr.-8o. (180.—)

Tröstende Worte für einen Kapellmeister, der erste eigene Kompositionen zu veröffentlichen suchte.„… Ich weiß, wie schwer es für den Componisten ist, seine Werke zu veröffentlichen, und ebenfalls habe ich durch meine Söhne (welche, wie Ihnen vielleicht bekannt, Musikverleger sind“ – seine Söhne Franz u. Carl R. leiteten den Verlag „Gebrüder Reinecke“) „erfahren wie schwer es für diese ist, ein Publikum für ihre Verlagswerke zu interessiren, wenn diese nicht zur allerleichtesten Sorte gehören. Man darf daher die Verleger nicht schelten …“

„die Idee davon soll mir keinen Augenblik meines Lebens verderben“

737 RIES, Ferdinand, 1784 – 1838. E. Br. m. U. „Dein Ferdinand“. Frankfurt a. M. 22.VIII. 1837. 3 S. gr.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig; kleine-re Randläsuren. Geringe Buchstabenverluste an der Siegelstelle. (600.—)

Inhaltsreicher Brief an seinen jüngsten Bruder Hubert, kgl. Konzertmeister in Berlin, dem er die Furcht vor der seit 1830 in Europa grassierenden Cholera nehmen möchte.„… Vor allen Dingen laß den Muth mit diesen leider traurigen Cholera Fällen nicht sinken – und nehme meinen Rath und Lebens Maxime an. Ich glaube nicht, daß unser Tod durch Zufall herbeygeführt, dazu ist alles andere in der Welt zu bestimmt geordnet: also kann und muß man allen Gefahren mit so viel mehr Kraft und Faßung entgegen sehen – und dadurch das Übel schwächen. Möglich ist es, daß Du daß ich daran sterben müßen, allein die Idee davon soll mir keinen Augenblik meines Lebens verderben: denn daß wir sie hier auch bekommen, kann wohl kein vernünftiger Mensch bezweifeln, ich will sie aber ruhig abwarten …“Er bedaure, dass sich das Streichquartett des Bruders wegen der „Schlechtigkeit oder Charakterschwä-che“ des Violoncellisten Julius Griebel aufgelöst habe; es handle sich dabei um einen der „gewöhnlichen Musikantenstreiche …, die mit Recht machen, daß man sie mit dem Instrument in der Hand wohl bewun-dern, aber nie als Mensch schätzen kann …Euer Theater ist also noch immer beim Alten? und die Direktion auch? … Möchte ich bey euch ordentlich angestellt seyn, schwere Pillen würden von Zeit zu Zeit zu schlucken seyn, daran zweifle ich nicht, doch auch manches Gute, Angenehme für mich. Ich weiß nicht ob ich nicht einmal wieder an Grafen Redern schreiben soll? …“ – Ferner über seine kürzlich erfolgte Ernennung zum Direktor des Frankfurter Cäcilienvereins („die Sache ist in einer gräßlichen Unordnung“) und mit weiteren Nachrichten aus dem musikalischen Leben.Fünf Monate vor seinem plötzlichen Tod am 13.I.1838 geschrieben.

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738* RIMSKIJ-KORSAKOW, Nikolai, 1844 – 1908. E. Widmung m. U. auf dem Titel des Drucks seiner „4 Mélodies“ op. 50. O. O. 30.IV.1898. 14 S. Hochformat. Edition M.P. Belaïeff, Leipzig 1898. Minimal fleckig. Kleine Randeinrisse. Russisch. (600.—)

„An den liebsten / Wladimir Iwanowitsch Bilski / N. R-Korsakow / 30 Apr. 98“ (Übersetzung). – Der Lib-rettist Wladimir Belski war eng mit Rimskij-Korsakow befreundet und schuf die Libretti für verschiedene seiner Opern.

739 ROSSINI, Gioacchino, 1792 – 1868. E. Br. m. U. (Paris) 24.XII.1834. 1⁄2 S. gr.-8o. Mit Oblatensiegel und Adresse. Schwach gebräunt, Adressblatt mit Montagespuren. (600.—)

An Monsieur Brillante.„… C’est Monsieur Menadier qui vous presentera ma prose, je vous le recommande très chaudement …“

740 — E. Br. m. U. Bologna 16.XI.1845. 1 S. 4o. Mit Adresse. Leicht fleckig, kleiner Falten-riss. (1.600.—)

An die Sängerin Matilde Branca Tuva in Turin, zunächst über seine schlechte Gesundheit und Nieder-geschlagenheit seit der Nachricht vom Tod seiner ersten Frau Isabella (am 7. Oktober), von der er seit 1830 getrennt gelebt hatte.„… La Salute è alquanto compromessa, il morale è abbattuto per le sventure recentemente risentite per la perdita di mia moglie, sperò che il tempo ristabilirà l’ecquilibrio …“Im Folgenden über seinen Protegé Emanuele Biletta (1825 – 1890), Student an der Accademia Filarmonica in Bologna, der ein im kleinen Kreis mit Erfolg aufgeführtes Salve Regina komponiert habe. Rossini bittet die Adressatin, sich für eine Aufführung des Werks in Turin einzusetzen und selbst die Sopranpartie zu übernehmen.„… Biletta … fece moltissimi pregressi, dette all’Accademia Filarmonica l’esame per essere agregato alla stessa … Compose una Salve Regina, che fù eseguito da una Sig[no]ra mia amica, a quattro voci concertanti e Coro che ebbe uno brillantissimo successo, e tale que si volle eseguita in altra casa Signorile … desidero che voi la faciate eseguire in Torino incaricandovi della parte di Soprano …“

„in un mondo gigante come l’attuale“

741 — E. Br. m. U. (Florenz) 31.XII.1853. 13⁄4 S. gr.-8o. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig. (1.200.—)

An einen Mitarbeiter des Herzogs von Wellington, dem er für dessen Einladung zu einer Konferenz der Society of Arts dankt. Rossini bedauert, dass seine schlechte Gesundheit ihm eine Teilnahme nicht erlaube.„… Ciò mi è tante più increscevole, quanto che avrei partecipato alla dolce ed’onorevole compagnia del Sigr Duca di Welington pel quale nutro sensi di alta stima pari alla somma bontà che esso ha per me. Se pertanto al convegno delle arti presso di Lei manca la Musica, la perdita non è grave. Nel sistema scolastico di Carlo Magno essa stava in gradini Elementari della istruzione: ed’ella ben vede che in un mondo gigante come l’attuale, d’Elementi si può far di meno …“ Arthur Wellesley, 2. Herzog von Wellington, der Sohn des großen Feldherrn, war damals Mitglied des englischen Kronrats.

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742 ROUSSEL, Albert, 1869 – 1937. E. Br. m. U. (Paris) 20.X.1925. 3⁄4 S. 4o. Mit Umschlag. (180.—)

An den Musikkritiker und Übersetzer Georges Jean-Aubry in London wegen der Aufführung seiner Vio-linsonate Nr. 2 op. 28 durch die Violinistin Adila Fachriri und die Pianistin Lucie Caffaret in London; er werde selbst zur Aufführung kommen.„… Je pense que Caffaret a dû répéter avec Adila Fachiri dès son arrive là-bas. Elle a délicieusement joué la sonatine l’autre soir; il faudra seulement qu’elle donne un peu moins de force dans la partie de piano de la sonate de violon …“

„musique oblige“

743 RUBINSTEIN, Anton, 1829 – 1894. E. Br. m. U. „Ant. Rubinstein“. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. (200.—)

An eine Gräfin mit einer Terminabsage.„… musikalische Hinderniße machen es mir leider ganz unmöglich Sie morgen bei mir zu Tische zu sehen … Auch bitte ich Sie dasselbe Frau von Bülow wissen zu lassen deren Adresse ich nicht weiß – ein Wort Antwort erbitte ich und auch Verzeihung! – / Aber ‘musique oblige’ …“Beiliegend ein verso signierter u. datierter Programmzettel seines Konzerts im Festsaal der Liederhalle: „Ant Rubinstein / Stuttgart den 15ten November / 1879“ unter einer halben Note a’ in einer Notenzeile mit Violinschlüssel.

744 RUBINSTEIN, Joseph, Pianist, 1847 – 1884. E. Br. m. U. Bayreuth 21.VIII.1884. 2 S. gr.-8o. (200.—)

Einen Tag vor seinem Selbstmord an eine Excellenz, der er seine „unerwartete“ Abreise nach Luzern mitteilt.„Ew. Excellenz / werden gütigst entschuldigen, wenn ich, durch eine unerwartete Veranlassung genöthigt, heute nach Luzern abzureisen, nicht selbst mich noch präsentiere um meinen Dank für Ihre freundlichen Einladungen auszusprechen und in aller Form Abschied zu nehmen. Sehr würde ich gebeten haben, falls Ihnen die Adresse der Gräfin Dönhoff bekannt wird, mir dieselbe nach Luzern poste restante wissen zu lassen, da ich zwei Bücher der Gräfin mit mir führe und dieselben ihr gerne zustellen möchte. Im Voraus für diese Freundlichkeit Dank. Bitte mich der Frau Fürstin zu Füßen zu legen und den Herrn Grafen sowie Fräulein Daniela auf das Innigste von mir zu grüssen …“Rubinstein erschoss sich einen Tag später, erst sechsunddreißigjährig, am Vierwaldstättersee in Tribschen bei Luzern, wo er im April 1872 erstmals Wagner begegnet war. Er arbeitete für Wagner als Korrepetitor, Kopist und Hauspianist. Sein Leichnam wurde auf Betreiben Cosima Wagners nach Bayreuth überführt und auf dem Israelitischen Friedhof beigesetzt.

745 SÄNGERINNEN und SÄNGER. – 22 Autographen. Meist signierte Photographien (mit e. Zusätzen), Briefe (meist eigenh.) und Albumblätter. Erste Hälfte 20. Jahrhundert. (250.—)

Darunter Licia Albanese, Fedora Barbieri, Gabriella Besanzoni, Eugene Conley, Richard Crooks, And-reas Dippel, Lucien Fugère, Frieda Hempel, Edward Johnson, Giacomo Lauri-Volpi, Lilli Lehmann, Jean Madeira, Giovanni Martinelli, Toti dal Monte, Lucien Muratore, Alice Nielsen, Édouard de Reszke, Stella Roman, Martial Singer (2) und Otto Wolf (2).

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746 SAINT-SAËNS, Camille, 1835 – 1921. E. Br. m. U. „C. SaintSaëns“. Paris 6.IV.1903. 1 S. kl.-4o. Minimal fleckig. (120.—)

Nach den Angaben eines Vorbesitzers an den Schriftsteller Henri L a v e d a n .„… en rentrant à Paris je trouve votre livre avec votre aimable dédicace et je m’empresse de vous en remercier et vous assurer par la même occasion de toute mon admirative sympathie …“

747* SARASATE, Pablo de, 1844 – 1908. 2 e. musikal. Albumblätter m. U. Breslau 22.II.1891 und Biarritz 29.VII.1902. 1 S. quer-kl.-4o und 1 S. quer-kl.-8o (Postkarte, mit Absenderangabe „Festival de la caridad en Cádiz“). Leicht fleckig bzw. gebräunt. (350.—)

Breslau 1891. Vier Takte der Violinstimme aus „Peteneras“ op. 35, gewidmet „A ma Chère Mimi“.Biarritz 1902. Acht Takte aus seinem op. 42, bezeichnet „Moderato – M i r a m a r – Zortzico – – Sara-sate“.

748 SATIE, Erik, 1866 – 1925. E. Br. m. U. „ES“ (ligiert). Arcueil-Cachan 3.VI.1915. 2⁄3 S. 8o. (1.200.—)

An eine junge Dame, die eine Verabredung nicht eingehalten hatte.„Bonjour, Mademoiselle. / Je comptais vous voir, hier. / N’ai pu. / Suis désolé. / Viendrai prochain mer-credi. / Merci de votre gentil mot. / Vous êtes une bonne Demoiselle …“

749 SCHNABEL, Artur, 1882 – 1951. E. Br. m. U. New York 10.I.1951. 1 S. gr.-8o. Auf Brief-bogen des „Hotel Peter Stuyvesant“. (200.—)

An den Komponisten Ben Weber in New York, der seit 1946 für ihn als Kopist tätig war.„… here enclosed you find the check for Mr. Greenberg’s help (soon composing, as I handle it, will become a ruinous enterprise!). / I read about your Sonata recently performed, and also that Mitropoulos is going to present one of your works. That is all very satisfying. / Hoping that you will soon again spend an evening with us (Therese is, thank God, almost back to her old condition) …“Schnabels Ehefrau, die Altistin Therese Schnabel-Behr, war eine der führenden Lied- und Konzertsän-gerinnen ihrer Zeit. – Schnabel starb wenige Monate später, am 15. August des Jahres.Beiliegend 2 als Albumblätter gestaltete Namenszüge, eines davon mit dem Namenszug seiner Frau The-rese Schnabel-Behr (Charlottenburg 1910 und o. O. 1950).

750 SCHOECK, Othmar, 1886 – 1957. E. musikal. Albumblatt m. U. Zürich, „Sommer 1956“. 2⁄3 S. gr.-4o. Auf seinem Briefpapier. (400.—)

Zwei Notenzitate auf das Wort „Ah –“ aus dem II. Bild seiner Märchenoper „Vom Fischer un syner Fru“ op. 43.

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„ich schreibe nicht leicht genug“

751 SCHÖNBERG, Arnold, 1874 – 1951. Br. m. U. Wien 10.X.1905. 1⁄2 S. gr.-8o. (800.—)

Wohl an einen Redakteur.„… Leider ist es mir nicht möglich, Ihren Wunsch zu erfüllen, denn nicht nur bin ich zu dem gleichen Beitrag auch von einigen andern Blättern eingeladen, sondern habe leider auch einige andere Beiträge zugesagt und weiss absolut nicht wann ich all das machen soll. Wahrscheinlich wer[de] ich deshalb, wie meistens in solchen Fällen gar keinen der geforderten Artikel schreiben können.Sehr gerne hätte ich Ihrem Wunsch entsprochen, aber, wie gesagt: es geht leider nicht; ich schreibe nicht leicht genug, um ein solches Tempo einhalten zu können …“

752* — E. Br. m. U. Los Angeles o. D. 1 S. kl.-4o. Auf seinem (hellbraunen) Briefpapier. Ge-locht. (400.—)

An den Dirigenten und Komponisten Eric Simon.„… dank für Ihre sehr sorgfältige Korrektur – alle Fragen waren berechtigt – / Ich mache so rasch ich kann alles. Beste Grüße an all[e] / Freunde und an Sie / Ihr / Arnold Schoenberg“.

753 SCHOSTAKOWITSCH, Dmitri, 1906 – 1975. Br. m. U. Moskau 28.II.1967. 2⁄3 S. folio. Russisch. Leicht gebräunt und knittrig, gelocht. Mit frankiertem Umschlag (defekt). (600.—)

An den Generalsekretär der Gustav-Mahler-Gesellschaft in Berlin.„… Ich bin einverstanden, Mitglied des Ehrenvorsitzendenkomitees der Gustav-Mahler-Gesellschaft zu werden.Ich möchte Ihnen dazu nur mitteilen, daß mein Gesundheitszustand es mir nicht erlaubt, viel zu reisen. Deshalb würde ich kaum nach Berlin fahren können, um persönlich an der Arbeit der Gesellschaft teil-zunehmen …“ (Übersetzung).

754 SCHREKER, Franz, 1878 – 1934. E. Br. m. U. Wien 20.VI.1919. 1 S. kl.-folio. Rosa Papier. Oberrand perforiert. (250.—)

An den Industriellen und Musikgelehrten Paul H i r s c h in Frankfurt a. M. „… Ich möchte Sie fragen ob Sie … August, oder Anfang September in Frankfurt sind: Dann kämen wir gern auf einige Tage um den ‘ S c h a t z g r ä b e r ’ vorzuspielen. Bei Ihnen, wie wirs seinerzeit vereinbart. Die Première soll am 24. November sein … Darf ich … wirklich auf Ihre Gastfreundschaft rechnen? Auch in diesen wenig angenehmen Zeiten? Ich denke mir, vielleicht haben Sie communistische Einquar-tierung …“ – Die Oper wurde erst am 21.I.1920 in Frankfurt a. M. uraufgeführt. Um 1930 besaß Paul Hirsch (1881 – 1951) die größte private Musikbibliothek Europas, die er nahezu vollständig in die Emigration nach Cambridge retten konnte.

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755 SCHUBERT, Franz, 1797 – 1828. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug „Frz. Schu-bert [manu]p[ro]p[r]ia“ am Kopf. „Den 1. August 1815“. 1 S. Querformat, 16-zeilig. Etwas gebräunt. Senkrechte Mittelfalte. (25.000.—)

„ D i e S c h l a c h t . S c h i l l e r “ . – 35 Takte Vorspiel für „Fortepiano“, bezeichnet „Marcia.“ und eine vorbereitete Akkolade zu drei Systemen für die „Singst[imme]“ über einem h-moll-Akkord im Klavier, bezeichnet „Rec[itativo]“ im Anschluss. Der fragmentarische Liedentwurf nach dem Gedicht von Friedrich Schiller wurde im Deutsch-Verzeichnis unter der Nr. 249 aufgenommen; eine zweite Bearbeitung als Kantate für Soli, Chor und Klavier (D. 387) vom März 1816 ist ebenfalls nur als Entwurf erhalten. – Die jeweils bis auf wenige Noten gleiche Klavier-einleitung benutzte Schubert später im „Allegro moderato“ der „Trois Marches Héroiques“ op. 27 D. 602 Nr. 1 für Klavier zu vier Händen.

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756 SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819 – 1896. E. Br. m. U. Zürich 24.X.1862. 3 S. gr.-8o. Kleine Einrisse in der Bugfalte. Minimal gebräunt. (1.600.—)

Wohl an Theodor Avé-Lallemant in Hamburg, den Förderer und väterlichen Freund von Johannes Brahms, über ihre Konzertpläne. „… Ich hatte … einen Engagementsantrag nach Holland, und erwarte dieser Tage von dort Antwort, wann die Concerte da statt finden sollen. Ein Engagement für d. 25 Nov. In Cöln gebe ich auf, und komme nach Hamburg zum 21ten, natürlich in der Voraussetzung noch einiger Soireen mit S t o c k h a u-s e n . In Cöln kann ich eben so gut im Januar spielen, und das will ich mit H i l l e r besprechen, aber Holland muß ich abwarten …Kommen Sie nicht zum F a u s t nach Elberfeld? … Das wäre wohl der Mühe werth, Sie würden es nicht bereuen, denn das Werk ist zu herrlich, und Stockhausen als Faust unerreichbar …Ich habe Ihren Sohn gestern leider verfehlt, erwarte Ihn diesen Morgen wieder. Ich gab gestern eine Soiree mit K i r c h n e r, er hatte aber leider die Sache überstürzt, viel zu kurz vorher angezeigt, und es war leer – das ist mir kaum einmal passiert, und mir sehr unangenehm …J o h a n n e s in Hamburg nicht zu finden wird mir allerdings hart sein, doch man muß man sich ja in so Vieles schicken! …“

757 — E. Zusatz auf ihrer gedruckten Visitenkarte. Frankfurt a. M. 18.VI.1880. Quer-32o. (150.—)

„Frau Clara Schumann mit den herzlichsten Glückwünschen“.

758 — 3 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U. Frankfurt a. M. und Düsseldorf 20.II.1883 bis 18.I.1890. Zus. 16 S. gr.-8o und 8o. (800.—)

An den ihr befreundeten Konzertagenten Martin Levy und dessen Frau Elise, eine Cousine Hermann Levis, in Berlin. Meist mit Nachrichten aus dem Familien- und Freundeskreis.1883. Wohl nach einem Aufenthalt Claras in Berlin. „… Wir sind glücklich zurück, und geht es mir bis auf die Hand, die sehr angegriffen ist, gut … alles sammelt sich stets zu Hause an, wenn man mal ein paar Wochen fort war! Da weiß ich immer gar nicht, wo anfangen …“ 1886 (Br. m. U.). „… J o a c h i m kann Ihnen erzählen, welches Pech wir hatten, als wir dem regneri-schen Wetter zu entfliehen, nach Meran gingen, und dort fast verzweifelten …Was haben sie wohl, zu dem Auftreten der Frau Joachim gesagt: ich finde es betrübend; – wie mag wohl unser lieber Joachim es aufgefaßt haben, ob es ihn nicht sehr erregt hat? …“Joseph Joachim und seine Frau, die Sängerin Amalie Schneeweiß, hatten sich 1884 nach über zwanzigjäh-riger Ehe scheiden lassen, nachdem Joachim vergeblich versucht hatte, seiner Frau Untreue nachzuweisen.1890. „… ich liege seit 3 Wochen an der Influenza, und soll erst heute das Bett, in welchem ich eben noch schreibe, verlassen. Gott sei Dank habe ich meinen Töchtern keine ernste Sorge gemacht …“ Für Glück-wünsche zum 60. Geburtstag habe sie danken wollen. „… Sie müssen in Betracht ziehen, lieber Freund, daß ich über 300 Zuschriften hatte. Es kam so furchtbar viel an mich, daß es mir passiren mußte, grade was meinem Herzen so nahe lag, zu vergessen. Nachher, später, glaubte ich es gethan zu haben. Also nicht wahr, Sie verzeihen! …“Beiliegend ein Brief und eine Postkarte in ihrem Namen; der Brief ebenfalls an Levy: „… Wie es mit Joa-chims steht, wüßte ich gerne, ich habe den Zeitungsnachrichten, wie ich sie hier gelesen geglaubt – nach Ihrem Briefe bin ich aber wieder zweifelhat. – So viel ich mich erinnere meine ich gelesen zu haben daß auf Aufforderung der Fr. J. das Paar J. gerichtlich geschieden und Herr J. verurtheilt sei. Ist das nicht wahr? …“ (Frankfurt a. M. 1885). Die Karte an einen Herrn in Berlin, den Transport ihres Konzertflü-gels nach Berlin betreffend (Frankfurt a. M. 1889).

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Nr. 762 Robert Schumann

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IV. MUSIK

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759 — E. Postkarte m. U. „Frau Schumann“. Franzensbad 25.VII. (zwischen 1886 und 1890). Adressseite mit kleinen Montageschäden. (400.—)

Von ihrem sommerlichen Kuraufenthalt in Dr. Loimanns Badehaus an das Weißwarengeschäft Sonnen-berg & Brugo in Frankfurt a. M. mit der Anfrage, „ob Sie mir bis zum 8ten August einen schwarzen leichten Unterrock (wollener Stoff) fertigen lassen können? in diesem Falle bitte ich mir einige Proben zu schicken damit ich mir den Stoff auswähle. Sobald dies geschehen erhalten Sie einen Proberock um den Neuen genau darnach zu fertigen …“ – Mit Angabe ihrer Frankfurter Adresse „32 Myliusstrasse“.

Drei Romanzen für Hoboe als Weihnachtsgabe für Clara

760 SCHUMANN, Robert, 1810 – 1856. Eigenh. Musikmanuskript. 4 S. Hochformat, 24-zei-lig (Doppelbogen). Bugfalte mit Klebefilm ausgebessert. (40.000.—)

Die „ R o m a n z e I . “ und die „ R o m a n z e N r. 2 “ für „Hoboe“ und „Pianoforte“. Beide Romanzen, die – zusammen mit einer dritten – Ende 1849 entstanden, erschienen um 1850/51 unter dem Titel „Drei Romanzen für Hoboe ad libitum Violine oder Clarinette mit Begleitung des Pianoforte“ als op. 94. Ein Entwurf der dritten Romanze ist verschollen, ebenso sind Reinschrift, Stichvorlagen sowie Korrekturabzüge von op. 94 heute nicht mehr nachzuweisen. – Das vorliegende Manuskript ist der einzige autographe Nachweis dieser bedeutenden Komposition.„Romanze I.“ in a-Moll, bezeichnet „Nicht schnell. q=“ (Metronomangabe fehlt), ist auf Seite 1 (Takte 1 – 40) und 4 (Takte 41 – 87) notiert; die meisten Dynamikangaben und Pedal-Zeichen sind angegeben. Takt 60 wurde dreimal geän dert (durchkreuzt); die anschließenden Takte 61 bis 66, die den Takten 4 – 8 entsprechen, wurden nicht nochmals ausgeschrieben, sondern Schumann notierte an der Stelle „von I-II“ und kennzeichnete die Takte 4 und 8 entsprechend mit „I“ und „II“. Wohl aus Platzgründen notierte Schumann die Stimmen von Oboe und Klavier in den 5 Schlusstakten auf den beiden letzten Systemen getrennt.„Romanze Nr. 2“ in A-Dur ist auf Seite 2 und 3 notiert; es fehlen die Satzbezeichnungen „Einfach, innig“ und „Etwas lebhafter“ der Erstausgabe, jedoch sind manche Dynamikangaben und Pedal-Zeichen ange-geben. Der Teil „Einfach, innig“ (Takte 1 – 26) ist vollständig notiert, vom Mittelteil „Etwas lebhafter“ sind 29 Takte lediglich skizziert und durchgestrichen; die Oboe ist teilweise eine Oktave tiefer notiert. Der von Schumann mit „Schluss“ bezeichnete Teil (Takte 70 – 81) ist wieder vollständig notiert. Die Takte (mit Auftakt) 52 – 69 sind nicht notiert, da diese eine Wiederholung der Takte 9 – 26 darstellen.Erwähnungen der „Romanzen“ finden sich in Schumanns „Haushaltsbuch“ u. a. am 7., 12. („Romanzen für Hoboe zieml. fertig“) und 27.XII.1849 („Nachmittag Musiciren m. Schubert’s – Romanzen f. Oboe“) sowie am 2. („Probe der Hoboen-stücke m. [dem Oboisten Friedrich] Rogier“) und 21.XI.1850. – Die ersten nachweisbaren öffentlichen Aufführungen fanden postum am 16. und 24.I.1863 im Gewandhaus zu Leizpig statt.Schumann übersandte die Komposition – nachdem diese bei André in Offenbach abgelehnt worden war – am 13. November 1850 an den Verleger Nikolaus Simrock in Bonn: „Es würde mich freuen, sie vielleicht bis zur Weihnachtszeit fertig zu sehen, um sie m e i n e r F r a u mitbescheren zu können, doch nur in dem Fall, daß es Ihnen so paßt. Die Violinstimme habe ich nicht besonders copiren laßen. Der Stecher kann sie nach der Hoboe stechen. Es sind nur wenige Abweichungen, und diese mit doppelten Noten angegeben.“ Auf Anfrage Simrocks, ob Alternativfassungen für Violine und Klarinette auf den Titelblättern jeweils als Originalfassungen und nicht als ad-libitum-Besetzung ausgegeben werden könnten, entgegnete Schu-mann: „Den Titel so zu laßen, wie ich Ihnen schrieb, würde ich Sie jedenfalls bitten. Wenn ich originaliter für Violine oder Clarinette componirt hätte, würde es wohl etwas ganz anderes geworden sein …“Die von Schumann als „Romanzen für Hoboe“ bezeichneten Stücke stellen seine einzige Originalkompo-sition für das Instrument dar und sind heute fester Bestandteil des Repertoires. Im Schumann-Werkverzeichnis von Margit L. McCorkle (2003, S. 409) als Autograph I (a) verzeichnet.

(Clara Schumann)

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Nr. 760 Robert Schumann

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761 — E. Br. m. U. „R. Schumann.“ Düsseldorf 11.XII.1852. 13⁄4 S. gr-8o. Leicht gebräunt. Einige kleine Läsuren. (2.500.—)

Wohl an einen Librettisten oder Komponisten, dem er „für das Darlehen der Stimmen“ dankt.„… Zu meinem Bedauern konnte ich sie leider nicht benutzen, da für jetzt nicht zu beseitigende Umstän-de einer Aufführung entgegenstanden. Um so erfreulicher würde mir es sein, den Eindruck der ersten Aufführung vielleicht in Weimar zu empfangen. Ich werde nicht versäumen, Ihrer deshalb gütig ausge-sprochenen Einladung nachzukommen …“

„wir streben immer von Neuem Vorwärts“

762 — E. Br. m. U. „R. Schumann“ Düsseldorf 19.X.1853. 3 S. gr.-8o. Mit geprägtem Mo-nogramm am Kopf. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse (rechtes oberes Eckchen fehlt). (4.000.—)

Bedeutender Brief an Franz B r e n d e l , den Herausgeber der „Neuen Zeitschrift für Musik“ in Leip-zig, bei Übersendung eines Aufsatzes, „der, wie ich glaube, einige Bewegung in der musikalischen Welt hervorbringen wird.“ – Schumann hatte seit dem Verkauf der Zeitschrift an Brendel 1844 dort keinen Artikel mehr veröffentlicht.„Meine Vorschläge bei Uebernahme des Abdrucks sind diese: daß er sobald als möglich erscheine, daß er an die Front eines Blattes kömmt, daß mir 25 Freiexemplare zugestellt werden und mir eine Revision vor dem Erscheinen gesandt werde. Sonst wünsch’ ich keinen andern Entgelt, – wenn nicht den, daß die Neue Zeitschrift meinen Productionen die Theilnahme zuwenden möchte, die sie ihrer Mannigfaltig-keit und ihrer beziehungsweisen Bedeutung verdienen. Wir sind nicht, wie die älteren Meister, die auf ihren gesammelten Lorbeeren ruhen; wir fangen immer von Neuem an, wir streben immer von Neuem Vorwärts. Deshalb sollten auch in einer Zeitschrift, in der ich immer die höchsten Principien vertreten habe, nicht solch elende Recensionen, wie über die G e n o v e v a “ (Schumanns einzige Oper, die im Juni 1850 in Leipzig unter seiner Leitung uraufgeführt worden war), „oder solche freche Äußerungen, wie von Uhlig“ (der Wagner nahestehende Kritiker Theodor U.), „daß keine meiner kleinsten Kompositionen vollkommen wären, nimmermehr gestanden haben. Damit schaden Sie nicht mir, sondern sich selbst und der Kunst. Alle persönlichen Anti- und Sympathien müßen der hohen Sache der Kunst gegenüber verschwinden. So übertreiben Sie es auch mit Wa g n e r ; wär’ er ein vielseitig positiver Schöngeist, der auch Oratorien, Symphonien, Quartette u. dgl. schriebe, so wäre es gerechtfertigt. Aber seine großen Vorzüge, wie seine großen Fehler sind allen bekannt. Dadurch wird der Besprechung anderer bedeuten-der Kompositionen Platz genommen … Ich habe mich offen gegen Sie ausgesprochen; nur das führt zur Wahrheit. Gelegentlich werde ich auch wieder ein Wort mitsprechen …“Schumanns Aufsatz „ N e u e B a h n e n “ war am 28. Oktober des Jahres in der Zeitschrift erschienen.In der „Schumann Briefedition“ nicht gedruckt.Siehe die Abbildung auf Seite 345.

763 SECHTER, Simon, 1788 – 1867. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 1860. 1 S. quer-gr.-8o. Mit grün gedruckter Schmuckbordüre. (600.—)

Komposition für Klavier, 26 Takte. – Aus der Autographensammlung des Freiherrn von Reden, der am Fuß vermerkt, das Stück sei „nie gedruckt worden“. Auf der Rückseite die ersten 31 Takte einer zweiten Komposition Sechters, die ersten Takte mit dem Text „In jedem Menschen steckt die Neugierde irgend wo“. – Der bereits todkranke Schubert begann bei Sech-ter 1828 mit Kontrapunkt-Unterricht; weitere Schüler waren u. a. Anton Bruckner und Franz Lachner.

(Robert Schumann)

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764 SIBELIUS, Jean, 1865 – 1957. Br. m. U. Järvenpää 12.I.1948. 1 S. 4o. Unterschrift in Blei. Mit Umschlag. (400.—)

An Cyril Clemens, Präsident der Internationalen Mark Twain-Gesellschaft in Webster Groves, Missouri.„… I consider it a great honour having been elected the Honorary Chairman of the Society’s Music Com-mittee and I may assure you that I fully appreciate the importance of this distinction. I have always been a great admirer of Mark Twain and his works have meant very much to me.I was pleased to hear that my fellow members have voted me a complimentary life subscription to the Mark Twain Quarterly. The biography of A t l e e : The Man from Limehouse, has reached me safely and I thank you cordially for these publications which I indeed shall enjoy very much …“

765 SILCHER, Friedrich, 1789 – 1860. E. Br. m. U. Tübingen 4.V.1845. 1 S. 4o. Mit Siegel-spur und Adresse. Einige leichte Flecke. (800.—)

An den Stuttgarter Musikverleger Gustav Adolf Z u m s t e e g , dem er für eine „Mittheilung über die Mannheimer Lieder“ dankt. „… Es freut mich, daß auch eins von mir gesungen werden soll. Sie schreiben: Des Sängers Kränze p, ich erinnere mich aber nicht, ein Lied unter diesem Titel komponirt zu haben: ist es vielleicht: Wo ist des Sängers Vaterland – wo Kränze für das Schöne blühten? …Die Lauppsche Buchhandlung hat mich … um 1 Heft 3stimmige Tu r n - L i e d e r aufgefordert, was ich ihr zusagen mußte …Ich glaube, daß so etwas an der Zeit ist …“

766* SMETANA, Friedrich, 1824 – 1884. E. Br. m. U. „Bedrich Smetana“. Prag 8.V.1882. 1 S. gr.-4o. Tschechisch. Leicht gebräunt und leicht fleckig. (3.000.—)

Dankschreiben an den Gesangverein „Tyl“ in Kuttenberg (Kutna Hora, Böhmen).„… Ich spreche dem hochwürdigen Verein meinen innigen Dank für die Auszeichnung aus, die ich dadurch bekam, daß ich zum Ehrenmitglied des Vereins der altehrwürdigen Stadt Kuttenberg ernannt wurde.Die Auszeichnung betrachte ich als Anerkennung meines guten Willens und meines Strebens, die ich immer nach besten Kräften unserer Sache gewidmet habe …“ (Übersetzung).Der in Kuttenberg geborene Dramatiker Josef Kajetán Tyl (1808 – 1856) hatte 1848 gemeinsam mit Sme-tana im Prager Künstlerverein „Concordia“ verkehrt. Ein von F. Škroup vertontes Lied aus seiner Posse „Fidlovaèka“ wurde tschechische Nationalhymne.S e h r s e l t e n .

767 SPOHR, Louis, 1784 – 1859. E. Br. m. U. Kassel 30.V.1831. 1 S. 4o. Leicht gebräunt. (350.—)

An einen Herrn, bei dem er sich für die Übersendung eines Portraits bedankt.„… Es wird im Rahmen und unter Glas eines unsrer Zimmer schmüken. Mögte mir Gelegenheit werden, durch ein Produit meiner Kunst Ihnen meine Erkenntlichkeit für Ihr schönes Geschenk bezeugen zu können! …“

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768 — 11 e. Br. m. U. Kassel 29.VII.1855 bis 29.V.1856. 23 S. gr.-4o. 8 Briefe mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Einige kleinere Rand- und Faltenschäden (vereinzelt Buchstaben-verlust). Heftspuren am linken Rand. (4.000.—)

An den Rechtsanwalt und Notar Carl Haushalter in Wernigerode; ausführlich über die Gründung des M o z a r t v e r e i n s in Gotha, dessen Sekretär er 1856 wurde.29.VII.1855. „… Da Mozart von frühester Jugend an mein Vorbild, und der Gegenstand meiner Vereh-rung war, so bin ich ganz einverstanden, daß sein 100jähriger Geburtstag ein geeigneter Tag ist, irgend ein Unternehmen zu seiner Ehre und seinem Gedächtniß in’s Leben zu rufen, und gern bin ich erbötig, mich Ihrem Vorschlage in thätiger Weise anzuschließen, wenn er, wie ich hoffe und wünsche, allgemeinen Anklang finden sollte! …“ – Spohr schlägt vor, den „Herzog von Coburg“ (Ernst II.) „das Protectorat“ übernehmen zu lassen. 27.VIII.1855. „… Um den sich bildenden Mozartverein nicht hindernd in den Weg zu treten, will ich zwar den Eintritt in das Directorium nicht ablehnen, doch werde ich ihm keine große Thätigkeit widmen können, da meine Zeit durch die vielen Berufsgeschäffte gar zu sehr beschränkt sind. Ich befürchte nur, daß Sie bey L i s z t nicht gleiche Willfährigkeit gefunden haben werden, da er bekanntlich ganz andere Götter verehrt, als den, der unserm Verein den Namen geben soll! …“ – Er schlägt vor, zur Bildung eines Fonds in Kassel eine „Theatervorstellung zum Besten desselben zu Stande zu bringen“.21.I.1856. „… Eine Mozartfeyer werden wir nächsten Sonntag haben, aber nicht zum Besten der Mozart-stifftung, sondern der Theaterkasse! … Der 27te wird nun zeigen, was für die Mozartstifftung in Deutsch-land geschehen wird, und ob es gelingt, ein einigermaßen nennenswerthes Stammkapital zusammen zu bringen …“ – Mozarts Geburtstag jährte sich am 27.I.1856 zum hundertsten Mal.17.II.1856. Über die bevorstehende Wahl der „Directions-Mitglieder“ und über „die Kompositionen für das Mozarts-Album“. „… Ich begreife aber kaum, wie man dem Doktor Liszt nochmals die Mitgliedschaft antragen kann, da er sie bey der ersten Wahl abgelehnt hat. Auch trete ich der Bemerkung des Herrn Lampert“ (der Hofkapellmeister Ernst L.) „bey, daß dem Herzoge vor Absendung der Schreiben Kentniß von dem Schritt des Directoriums gegeben werden muß …“23.II.1856. In derselben Angelegenheit. „… Nach sorgfältiger Prüfung übersende ich Ihnen nun auch die 18 Beyträge für das Mozart-Album, die unter den Direktoren circulirt haben. Leider habe ich darunter nicht viel gutes gefunden, und bin daher der Ansicht … daß die Herausgabe solcher Kompositionen unserm Verein weder Ehre noch Gewinn bringen könne! Auffallend war es mir, daß die beyden ersten Nummern (die einzigen Beiträg[e] von namhaften Komponisten,) fast di[e] schlechtesten sind, so wohl in der Erfin[dung] wie Textbehandlung; das Kalliwoda’sche Lied besonders wegen der geschmacklosen und ganz unnöthigen Textwiederholungen und müßigen Zwischenspielen. Sollten die Beyträge der bisherigen Directoren, und das, was … noch eingesandt werden wird, nicht bedeutend besser seyn, wie das Vorlie-gende, so möchte ich von der Herausgabe eines Mozarts-Album lieber ganz abrathen …“ – Das „Mozart-Album für Gesang u. Pianoforte“, erschienen o. J. (wohl 1858) in Leipzig, mit 21 Original-Kompositionen u. a. von Franz Abt, Ferdinand Hiller, Giacomo Meyerbeer und Louis Spohr.Beiliegend ein e. Br. m. U. über eine Einsendung von Liedkompositionen von Julius Lammers für das Mozart-Album; Spohr bescheinigt dem Komponisten „musikalische Begabung“, hätte sich jedoch eine „Instrumentalkomposition“ gewünscht, „weil man daraus erst das Wichtigste der musikalischen Bega-bung, nämlich die eigene Erfindung und die selbstgeschaffene Form der Musikstücke erkennen kann, während bey Liedern durch den Text und dessen Inhalt die Form, die Melodie, und selbst der Charakter der Begleitung gewissermaßen schon vorgeschrieben sind …“ (o. O. u. D., wohl 1857).

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769 SPONTINI, Gaspare, 1774 – 1851. E. Br. m. U. Wohl Berlin 10.VI.1831. 1 S. 8o. Minimal gebräunt. (350.—)

Als Generalmusikdirektor in Berlin an „Monsieur le Conseiller“ mit der Bitte um einen Termin.„… Une affaire qui concerne Mr. le Musikdirector N a u e de Halle, dont j’eus [été] l’honneur, il y a plus d’un an, d’entretenir Mr. le Ministre d ’ A l t e n s t e i n , me fait désirer (dépuis le bonheur d’avoir fait votre connoissance chez Mr. S c h i n k e l ) d’avoir quelques minutes d’entretien, à ce sujet, avec vous, Monsieur le Conseiller …“In Anlehnung an die erfolgreichen Elbmusikfeste hatte Johann Friedrich Naue mit privaten Mitteln ein Musikfest in Halle ins Leben gerufen, das zu seinem völligen Ruin beitrug.

770* — E. Br. m. U. Berlin 26.VI.1831. 1 S. gr.-4o. Randläsuren. (400.—)

Wohl an den Dichter und Musikschriftsteller Ludwig R e l l s t a b , eine Anhörung vor Gericht betref-fend. – Rellstab hatte 1827 durch seine Satire „Über mein Verhältniß als Kritiker zu Herrn Spontini als Komponisten und Generalmusik-Director“ Spontini der Lächerlichkeit preisgegeben, worauf dieser einen Prozess angestrengt hatte. „… je suis … tout prêt à vous répondre …, quand vous le désirerez, en présence des témoins, et notam-ment de Mr. l’auditeur Nicolay, et ce qui sera reconnu et jugé vrai et juste reglera mes actions. En atten-dant, la menace que vous me faites de vos démarches qui pourront m’être désagreables, ne m’effraye nullement, elles pourront rétomber sur vous seul, car je serai justifié devant tous par des témoins très respectables de beaucoup de poid et d’autorité dans l’opinion, par vos propres lettres, et par d’autres preuves fortifiées, s’il le faut, par mon serment …“1835, nach einem langen Prozess, wurden sowohl Spontini wie Rellstab mit mehrwöchigen Haftstrafen belegt.

771 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. (300.—)

Wohl an einen Künstler, dem er ein Treffen absagt.„… Demain aussi j’ai des rendez-vous avec des poêtes; mais pourtant, jusques à quatre heure pourrais-je vous rencontrer à votre atelier! Ou, seriez-vous assez aimable, pour venir prendre une tasse du thé avec nous, demain au soir mardi, no 59 chez mad. Bonnemaison! Nous pourrions causer un peu à loisir de nos affaires de tout genre …“

772 STRAUSS (Vater), Johann, 1804 – 1849. E. Br. m. U. O. O. 27.X.o. J. 11⁄2 S. gr.-8o. Linker Rand scharf beschnitten, leicht fleckig. (800.—)

An den Musikverleger (Carl) Haslinger wegen einer Veröffentlichung.„… Wiest“ (der Humorist Franz W.) „habe ich seit gestern Mittags 1⁄2 2 Uhr nicht mehr gesehn. Er verließ mich als er in mich drang zur Censur selbst mit zu gehn, trotz daß ich doch lieber schon verzichtete. Der k.k. Hof-Secretär konnte es für sich nicht thun, er müßte es dem Hrn. Hofrath (Maly) vorlegen und der Bescheid würde heute an die Redaction (Bäuerle)“ (der Kritiker und Verleger Adolf B.) „abgehn. – Da ich mich Hrn. Wiest erklärte, daß wen es auch wirklich censurirt würde ich dennoch nach aller Überlegung lieber geneigt seyn es zu unterlassen, so bitte ich Sie im Falle es an Hrn. Bäuerle abgeschikt wäre, wie möglich damit Einhalt zu thun da ich es eben so betrachte als wen er es aufgenommen hätte und meinen Dank dafür abstatten werde. Die näheren Gründe Ihnen mitzutheilen behält sich vor / Ihr / achtungsvoll ergebener / Strauß“.

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773 STRAUSS, Johann (Sohn), 1825 – 1899. E. Br. m. U. Hamburg, „Hôtel Hamburgerhof“ 4.IV.(1886). 3 S. 8o. Am Kopf eine farbig geprägte Vignette mit den Anfangstakten des Trüffel-Couplets „Stets kommt mir wieder in den Sinn“ aus der Operette „Das Spitzentuch der Köni-gin“. (400.—)

Wohl an Ludwig Ganghofer, über ein neues Opernlibretto.„… Meinem Versprechen gemäß Ihnen von meinem Entschluss einen Operettenstoff zu bearbeiten, sofort Mittheilung zu machen nehmen Sie zur Kenntniß, daß Goldschmidt & Priester“ (die Komponisten Adal-bert G. und Josef P.) „mir einen solchen gestern vorlegten, und ich wahrscheinlich die Arbeit in Angriff nehmen werde. Dies schliesst doch den mich sehr beschäftigenden Gedanken nicht aus, das Ihrige Buch für die Opernbühne zu componiren – und zwar würde ich mich während ich an der Operette schreibe gleichzeitig mit dem Ihrigen beschäftigen …“

774 — E. Br. m. U. (Bad Ischl) o.D. 21⁄2 S. 8o. Leicht staubfleckig. Faltenrisse (ausgebessert). Mit einer gedruckten Photographie der „Villa Erdödy“ am Kopf. (300.—)

An einen Herrn („Carl“), mit Glückwünschen zur Vermählung.„… Es steht nichts über den guten lieben Carl – die personificierte Liebenswürdigkeit! Keine Gelegenheit lässt er verstreichen ohne seine Aufmerksamkeit an den Tag zu legen. Wahrlich wird dessen Frau zu welcher Wahl ich anticipando gratulire einen Gemahl in ihr Herz schliessen um den sie Millionen Weiber beneiden werden.Adele – Alice und meine Wenigkeit danken herzlichst und hegen den Wunsch Sie vielleicht diesmal doch in Ischl zu sehen. Beim Peter“ (Hotel- und Pensionsbesitzer in Bad Ischl) „ist’s so schön!!!!!!!! …“

775* STRAUSS, Johann (Enkel), 1866 – 1939). Portraitpostkarte mit e. Namenszug „Johann Strauß“ auf der Bildseite (Bleistift). Verso Montagespuren. (250.—)

776 STRAUSS, Richard, 1864 – 1949. E. Br. m. U. (Berlin 5.X.1901.) 11⁄2 S. 8o. Leicht ge-bräunt. (400.—)

Wenige Monate nach Antritt seines Vorsitzes des Allgemeinen Deutschen Musikvereins an dessen Schatz-meister Gustav Rassow über die seit 1888 initiierte Gesamtausgabe der Werke von Franz Liszt.„… Anbei das gewünschte Schriftstück mit der Bitte, das was da fehlt: nämlich die Betonung der Unmög-lichkeit einer Revision oder heimlichen Herstellung der Gesamtausgabe vor den Jahren 1816 mündlich aufs schärfste verfechten zu wollen …Hoffentlich höre ich von Ihnen nach Weimar: seien Sie dort bitte, recht fest. Es sind dort verschiedene schwache Herren, die der Beredsamkeit des Herrn von Hase“ (Oskar von H., Verlagsleiter von Breitkopf & Härtel) „schwerlich gewachsen sein dürften. Lassen“ (der Komponist und Dirigent Eduard L., als Nachfolger von Liszt bis 1895 Hofkapellmeister in Weimar) „wird wohl meine Ansicht teilen! …“ Nach diversen rechtlichen Schwierigkeiten mit dem Verlag Breitkopf & Härtel konnte erst 1907 mit der Herausgabe der Großherzog Carl Alexander-Ausgabe der musikalischen Werke Liszts begonnen werden; 1937 wurde der Allgemeine Deutsche Musikverein zwangsaufgelöst und die Herausgabe eingestellt.Beiliegend ein e. adressierter Umschlag an den Musikverleger Henri H i n r i c h s e n in Leipzig mit Absender-Stempel „Richard Strauss / Garmisch“ (1935).

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777* — 52 e. Br. m. U. Berlin, Charlottenburg, Garmisch, Marquartstein und o. O. Aus den Jahren 1902 – 1914, 1918/19 und 1931; 4 Briefe o. D. Über 100 S. meist 8o-Formate. Häufig mit Briefköpfen „Königl. Musik-Direction“ und „Landhaus Richard Strauss“. Vielfach leicht gebräunt, mit kleineren (vereinzelt größeren) Rand- und Faltenrissen. Teilweise mit Bearbei-tungsvermerken des Empfängers. (16.000.—)

Bedeutende Brieffolge an Georg D r ö s c h e r, 1902 bis 1917 Oberspielleiter des Königlichen Schauspiel-hauses in Berlin, anschließend Direktor der Staatsoper. – Strauss selbst war seit 1898 erster Hofkapell-meister und ab 1908 Generalmusikdirektor in Berlin. Später trat Strauss häufig als Gastdirigent in Berlin auf.Die Briefe geben einen Einblick in das immense Arbeitspensum des Komponisten: Das jeweilige „Wochen-repertoire“ muß erstellt und einstudiert, Besetzungsfragen geklärt und Klavierauszüge eingerichtet wer-den. Immer wieder muß er, der sich als Komponist „fortwährend“ zurückgesetzt fühlt, die Aufführungen seiner Opern geradezu einfordern. 23.X.1902. Über die Berliner Premiere von „ F e u e r s n o t “ . „… Vor allem Andern meinen schönsten Dank für die Mühe u. Sorgfalt, die Sie meiner Feuersnot angedeihen lassen! … / Darf ich Ihnen die Paar Kleinigkeiten, da ich sie im Lärm der großen Probe leicht vergesse, hiermit schriftlich mitteilen?I.) Macht der Chor u. Ballet, wenn die Leute auf der Bühne sind u. nicht zu singen haben, noch immer viel zu viel Lärm. Könnten da die Inspizienten nicht ein bischen schärfere Disziplin halten? …“ – Es folgen die Punkte „II.“ bis „IV.“, die Schwierigkeiten mit der Dekoration behandeln.„So nun habe ich Alles vom Herzen runter u. bitte, gütigst zu verzeihen, daß ich Sie so viel plage! Noch 2 kleine Bitten: bei der nächsten Annonce in der Zeitung bitte ich zu setzen: Richard Strauss’s Feuernot, / ein Singspiel von E . v o n Wo l z o g e n ! Der Dichter ist am Ende gekränkt, wenn man ihn in keiner Voranzeige nennt …“ 14.IX.1903. Über die Probenarbeit. „… Nicht wahr, Sie vergessen nicht, mir für die nächste Woche 4 Vormittage zu großen Ensembleproben am Klavier: Meistersinger frei zu halten, wobei ich auf vollzählige Anwesenheit des gesammten Solo Personals u. aller Meister fest rechnen kann. / Ist die Prügelscene von allen Solisten nunmehr sicher nachstudirt?Ich lese in der Zeitung, daß das Theater des Westens den C o r r e g i d o r von Hugo Wo l f erwerben will. Das wäre eine große Schande für’s Opernhaus, wenn wir uns dies Werk entgehen ließen.Wir wollen doch lieber Herrn Prasch den Roland von Berlin abtreten, da dieser Unglücksmensch L e o n -c a v a l l o wirklich so töricht zu sein scheint, zu seiner u. des Opernhauses gräßlichster Blamage abtreten zu wollen …“19.I.1906. Die seiner Meinung nach ungenügenden Vorbereitungen zur „ S a l o m e “ -Premiere betreffend. „… Ich habe gegen den übersandten Repertoireentwurf vor Allem einzuwenden, daß wenn Fräulein D e s t i n n am 1. Februar die ziemlich anstrengende Euryanthe übernehmen soll (mit zwei Proben), wobei doch der neueinstudirte Postillon auch noch weiter gegeben wird, sie mir für Salome vermutlich ganz entzogen wird u. ich (und wohl auch das Theater) haben doch das allergrößte Interesse, daß zwischen dem 27. Januar u. ihrem Urlaubsantritt Fräulein Destinn ohne Unterbrechung zweimal die Woche Salome singt u. das läßt sich nach meiner Meinung mit einer Einstudirung der Euryanthe nicht vereinigen. Ich also protestire ebenso höflich wie dringend gegen Euryanthe: die kann auch noch bis zum nächsten Herbst warten. Wegen der Paar leeren Häuser von Euryanthe lohnt sich doch wohl nicht, den Erfolg von Salome zu gefährden …“ 10.XI.1907. Nach den ersten 50 Aufführungen. „… Die k. Regie u. die Solomitglieder des k. Opernhau-ses haben mich gestern durch Überreichung einer schönen Lorbeerspende geehrt und außerordentlich erfreut. Ich fühle mich durch dieses sichtbare Zeichen der freundlichen Sympathie um so inniger berührt, als Alles das, was die k. Regie u. die in Salome mitwirkenden Künstler in den 50 Aufführungen für mein Werk getan, meine Dankbarkeit u. Bewunderung auf einen Siedepunkt gebracht haben …“ Warschau 20.II.1908. Verärgert über die seltener werdenden Aufführungen. „… Fräulein Destinn Aida, Santuzza, Mignon lese ich in den Zeitungen fortwährend. Sie hat 2 mal den ganzen Winter Salome gesungen. Es gibt wirklich keine Worte für die fortwährende Zurücksetzung, die man mir angedeihen läßt. Na, Sie selbst sind daran unschuldig: Aber es ist wirklich arg, wie ich stets um mein gutes Recht kämpfen muß und – doch nichts erreiche.

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Können wir Donna Diana nicht Anfang April statt Iphigenie herausbringen? Hugenotten u. Evangeli-mann sind ja ‘natürlich’ wichtiger. Aber schließlich e i n e Oper eines Deutschen wäre wirklich nicht allzu viel in einer Saison, schließlich ist R e z n i c e k , das zu seiner Entschuldigung gelten mag, nicht mal ein deutscher Componist, sondern ein Böhme …“8.XI.1908. Über die Berliner E l e k t r a -Premiere. „… Habe Sie leider vor meiner Abreise nicht mehr gesehen u. muß Ihnen nun so mitteilen, daß Frl. Rose mir für Elektra sehr wackelig zu sein scheint. Sie spielt auch schon Primadonna u. will nicht zweite Garnitur sein u. behauptet zu mir, die Elektra sei für sie zu hochdramatisch. Bitte, setzen Sie ihr baldigst Proben an u. versichern Sie sich, ob auf sie als Elektra fest zu rechnen ist. Ebenso wie es mit Frl. Hempel als Chrysothemis steht …Darf ich fragen, wie die Einnahmen der letzten Salome war, u. ob es die Kasse nicht zuläßt, das Werk wieder etwas öfter aufs Repertoir zu setzen, etwa alle 14 Tage …“ – Die Dresdner Uraufführung mit Annie Krull als Elektra fand am 1. Januar statt, die Berliner Premiere wenige Zeit später mit Thila Plai-chinger in der Titelrolle.26.IV.1909. Erneut verärgert über die Zurücksetzung seiner Opern. „… Warum bin ich mit dieser Woche fast volle 14 Tage nicht auf dem Berliner Repertoire? Wenn Frau Plaichinger den Ring singt, so gibts doch schon so viele andre vortreffliche Elektra’s – ich habe Ihnen schon einmal wärmstens Frl. Fass-bender (München) empfohlen, falls Frl. Walter oder Krull nicht frei sind. Und wenn schon, konnte man nicht mal im Opernhaus wieder mal Salome ansetzen, die schon seit 4 Monaten nur mehr im Kroll’schen Musikstadl ‘mockirt’ wurde?Wäre ich doch in Italien geboren? Da würde in Deutschland jeder von selbst für mich sorgen, ich glaube nicht, daß Herr P u c c i n i es nötig hat, seine Berliner Aufführungen so ängstlich zu controlliren, wie ich – der allerdings nicht ‘Hoffähige’! …“ – Dem Berliner Hof hatten seine bisherigen Opern nicht son-derlich gefallen. Erwähnt u. a. den Wiener Bühnenbildner Alfred Roller, „Ach, wenn wir den Mann nach Berlin bringen könnten!“ und „die kolossale M i l d e n b u rg “.16.I.1919. Aus der Zeit der Arbeiterräte. „… Ich höre mit Schrecken, daß ein Volksrat (oder Künstler-rat oder Solistenrat) nun auch den Repertoirsitzungen beiwohnen soll. Ist das nicht zu vermeiden? Ich fürchte sehr, da wird es mit der Aufstellung eines wirklich künstlerischen Spielplans sehr bedenklich hapern: da wird es nur mehr bequeme singbare ‘dankbare’ Opern auf dem Repertoire geben, da brauch-te der Kaiser gar nicht abzutreten, wenn dennoch ‘Alles beim Alten’ bleibt – da war die ganze Revolution überflüssig …“11.II.1919. Empört über Gerüchte, seinen Weggang aus Berlin betreffend. „… Jeden Tag stehen Alarm-nachrichten in den Zeitungen: ‘Die Berliner Staatsoper sucht einen Direktor’ / ‘man sucht einen Ersatz für Rich. Strauss’ / ‘die Berliner Oper ist schnell ins Rutschen gekommen’ / ‘man schwankt zwischen Muck u. Gregor’ etc.Was heißt das Alles? / Daß verkrachte Theaterleiter wie Gregor, Weingartner etc. nach dem Berliner Posten angeln u. in ihren Blättchen dafür hetzen lassen, verstehe ich ja – / ich hätte jedoch gerne von Ihnen einen authentischen Bericht, ob irgend etwas Besonderes los ist …“ – Im selben Jahr wurde Strauss zusammen mit Franz Schalk Direktor der Wiener Staatsoper.13.VI.1919. Über einen geplanten Austritt aus dem Deutschen Bühnenverein. „… Vor mir liegt ein Flugblatt … zur Reform des ‘Bühnenbetriebs’. Dieses und die Ereignisse der letzten Monate haben in mir immer mehr einen Gedanken befestigt, den ich gleichfalls Max R e i n h a rd t zur Erwägung vorlege – Austritt aus dem Bühnenverein u. Sezession derjenigen Bühnenleiter, denen ihr Amt ‘Gewissens und Herzenssache’, ‘Lebensideal’ ist …“Diverse Beilagen, darunter ein e. Br. m. U. seiner Frau Pauline de Ahna in seinem Namen, schlechte Kritiken betreffend (o. O. u. D.), ein Durchlag eines Br. m. U. von Dröscher an Strauss u. a. über die schwierigen Arbeitsbedingungen in der Nachkriegszeit („… Die Arbeit hier ist kein Vergnügen. Gestern Sonnabend standen wir vor der Alternative schliessen zu müssen, da die Arbeiter … zu streiken droh-ten …“, 5.I.1919).

(R. Strauss)

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Nr. 777 Richard Strauss

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778 — E. Widmung m. U. (Bleistift) unter einer Heliogravure nach einer Zeichnung von Jósef Faragó (1905). 40 × 30 cm. Photographische Gesellschaft in Berlin. Rechte untere Ecke mit kleinem Montageschaden (minimale Berührung der Unterschrift). (300.—)

„Herrn Kapellmeister Willy Steffen zur Erinnerung Dr. Richard Strauss“. – Eindrucksvolles Dreiviertel-Profil nach links.

779 — E. Br. m. U. München o. J., „18. December“. 2 S. 8o. Leicht fleckig. Auf der 2. Seite Montagespuren. (350.—)

Wohl an seinen Nachfolger im Amt des Meininger Hofmusikdirektors, dessen Einladung zum „Weih-nachtsconcert“ er annehme.„… Ich leiste ihr mit um so größerer Freude Folge, als das Concert zum Besten des Orchesterpensi-onsfonds ist, zudem es mir nun auch vergönnt ist durch mein Kommen vielleicht ein kleines Scherflein beizutragen.Wie mir s. z. Leinhos“ (der Meininger Hornist Gustav L.) „erzählte, haben Sie mein Werk bereits aus-gezeichnet vorbereitet u. einstudirt … da werden ja zwei kleine Vertständigungsproben … vollkommen für mich ausreichen. Ich weiß nur nicht, ob es Ihnen möglich ist, am ersten Feiertage Abends eine Probe anzusetzen; es wäre mir furchtbar angenehm, denn dann könnte ich den Christabend auch zu Hause verleben u. würde Dienstag Früh über Würzburg reisen u. wäre Nachmittag 4 Uhr in Meiningen …“Mit nur 21 Jahren hatte Strauss 1885 (bis 1886) die Stelle als Hofmusikdirektor in Meiningen angetreten.

780 STRAWINSKY, Igor, 1882 – 1971. E. Ansichtskarte m. U. Poststempel: Nizza 29.XII.1926. Russisch. (400.—)

An „M[ada]me Paul K o c h a n s k i “ in New York, mit Neujahrswünschen. – Der polnische Violinist lehrte seit 1924 an der Juilliard School in New York.„Ich sende Ihnen und der lieben Zosia“ (die Ehefrau Arthur Rubinsteins) „für das Neue Jahr meine herzlichsten Grüße und Wünsche, einer davon ist, dass Sie mich nicht vergessen. Das scheint mir beinahe so zu sein seit Ihrer Ankunft in New York …“ (Übersetzung). Arthur Rubinstein hatte Strawinsky mit Paul Kochansky 1914 in London bekannt gemacht; Ende 1925 hatte Strawinsky die Kochansky gewidmete „Suite Italienne“ fertiggestellt.

781 — E. Portraitpostkarte m. U. und e. Widmung auf der Bildseite. Paris 6.X.1936. Am Oberrand montiert. Aufnahme: Venturini, Rom. (400.—)

An die Schauspielerin Dagmar Godowsky in New York, die Tochter des Komponisten und Pianisten Leopold Godowsky.„Merci, chère ami de votre mot. Mme Seligman qui va demain à New York vous apportera et vous remet-tera avec cette carte le parfum que vous désirez.A bientôt, j’espère – je viendrai probablement avec les Dushkin’s vers Noël …“Schöne Aufnahme aus mittleren Jahren, ohne Brille (Dreiviertel-Pprofil nach rechts). – Beiliegend ein Portraitphoto Stravinskys, am Flügel sitzend (Boris Lipnitzki, Paris 1929).

(R. Strauss)

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782* — E. Namenszug und Datum, als Albumblatt geschrieben: „Igor Stravinsky / Holly-wood July 16 / 65“. 1 S. quer-kl.-8o. Roter Kugelschreiber auf gehämmertem Feinkarton.

(200.—)

783 SVENDSEN, Johan, 1840 – 1911. E. Br. m. U. „JSvendsen“. Paris 30.IV.1880. 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (250.—)

An den Verleger Max Abraham von C. F. Peters in Leipzig, der Werke von ihm veröffentlichen wollte.„… Soeben erhalte ich durch Herrn Fritzsch“ (der Musikverleger Ernst Wilhelm F. in Leipzig) „die erfreuliche Nachricht daß Sie zwei von meinen Orchestersachen verlegen wollen, und beeile ich mich Ihnen die Partituren derselben zu übersenden. Daß ich mich sehr glücklich schätze in geschäfftliche Beziehung zu Ihnen und Ihrer berühmten Firma zu treten brauche ich wohl kaum zu versichern; hof-fentlich werde ich in nicht allzulanger Zeit Ihnen Besseres und – für Sie – Vortheilhafteres anbieten können …“Bei C. F. Peters erschien 1881 lediglich der „Norwegische Künstler-Carneval für Orchester“ op. 14; alle anderen Werke verlegten vor allem E.W. Fritzsch (später C. F.W. Siegel bzw. Kistner & Siegel), Breitkopf & Härtel und Verlage in Kopenhagen und Oslo.

784 TARTINI, Giuseppe, 1692 – 1770. E. Br. m. U. Padua 10.IV.1767. 1 S. quer-kl.-4o. Oben scharf beschnitten, kleiner Randeinriss unterlegt. (3.000.—)

Wohl an seinen Verleger mit der Bitte, zwei seiner Bücher auf Rechnung des Anatomen Leopoldo C a l -d a n i auszuliefern.„Devo nuovam[en]te incomodar V[os]tra Riv[eren]za con questa mia per notificarle, che al Sig[no]r Michele Zanini primo Ministro del Sig[no]r Antonio Gnudi consegni quattro pariglie de’ due miei libri per ordine dell’Ill[ustrissi]mo Sig[no]r Leopoldo Caldani …“ Gemeint sind wohl Tartinis 1767 erschienenen Werke „Risposta di G.T. alla critica del di lui Trattato di musica di Mons. Serre di Ginevra“ und „Dissertazione dei principi dell’armonia musicale“ (eine erwei-terte Fassung seines „Trattato di Musica“ von 1754).Tartini war seit 1721 Kapellmeister und Erster Geiger an der Antoniuskirche in Padua. Seine „Tar-tinischule“ für Geigenspiel und Komposition erlangte europäischen Ruf und wurde zum festen musikpädagogischen Begriff.S e h r s e l t e n .

785 TAUBER, Richard, 1891 – 1948. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. „Cairo – Alexandria“ Februar 1937. Ca. 23 × 17 cm. Kleine Oberflächendefekte. Aufnahme: Dietrich, Wien. (300.—)

Rollenbild: Richard Tauber als Octavio in Franz Léhars Oper „Giuditta“. – Die Widmung: „Meiner blen-denden Giuditta Frau [Jarmila] K š í r o v á zum freundlichen Gedenken an die gemeinsamen Erfolge im ‘Sonnenland’ Afrika von ihrem Octavio / Richard Tauber“.

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786 TAUBERT, Wilhelm, 1811 – 1891. E. Br. m. U. (Berlin) 31.I.1847. 21⁄2 S. gr.-4o. Mit zer-teilter Siegelmarke und Adresse. Kleiner Randeinriss. (200.—)

An den Musikverleger Gotthelf Siegmund Böhme (C. F. Peters) in Leipzig bei Rücksendung des korrigier-ten Stichs seiner „Humoresken“.„… Nun noch eine Angelegenheit, die mir sehr am Herzen liegt. Ich habe ein Streichquartett (c moll) vollendet, daß hier … von dem Quartettverein der H. Zimmermann, Ronneburger, Richter, Lotze, vor einer zahlreichen Versammlung von Kennern und Liebhabern dieser Gattung mit großem Beifall gespielt, u. von der Kritik … ausgezeichnet worden ist … ich glaube, daß es Ihnen auch von mehr Werth sein wird, von mir selbst zu hören, daß ich dies Quartett als eine meiner gelungensten Arbeiten betrachten darf. – Die baldige Herausgabe desselben ist mir sehr wünschenswerth …“

787 THALBERG, Sigismund, 1812 – 1871. E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. Nadelloch. (120.—)

Wohl an einen befreundeten Musiker, der sein Instrument abholen wollte.„… Ma pauvre femme“ (Zecchina T., Tochter des italienischen Bassisten Luigi Lablache, die er im Früh-jahr 1843 geheiratet hatte) „est terriblement malade aujourd’hui et en a pour plusieurs jours de lit. Elle me charge donc de vous dire de ne plus vous gêner à cause d’elle, et d’emballer l’instrument, s’il la faut …“

788 TOMASCHEK, Wenzel Johann, 1774 – 1850. E. Br. m. U. Prag 5.I.1813. 13⁄4 S. 8o. (350.—)

An seinen Musikverleger (Ambrosius Kühnel / C. F. Peters) bei Übersendung seiner Autobiographie.„… Nach der Durchlesung dieser gedrängten Biographie werden Sie … ersehen, wie mühsam ohne aller Anleitung ich das Fortepianospiel, die Composition erlernt hatte, und ob mir schon deswegen ein Plätz-chen in der großen Reihe der bisher aufgezählten Tonsetzer und Tonkünstler gebühre …“ – Erwähnt seine „12 Rapsodien“, eine Sonate und Singterzette, die er zum Verlag angeboten hatte.Tomaschek war von großer Wirkung auf das Musikleben seiner Zeit; er stand mit Beethoven und Goethe in Verbindung.Aus der Sammlung Künzel.

Die Salzburger Festspiele

789 TOSCANINI, Arturo, 1867 – 1957. 2 e. Br. m. U. Salzburg 18.7.1935. 3 S. gr.-4o. Auf Briefbogen des „Grand Hotel de l’Europe“. Ein Brief schwach fleckig. (500.—)

Zwei Schreiben vom selben Tag an den Juristen Erwin K e r b e r (1891 – 1943), den Geschäftsführer der Salzburger Festspiele.I) „… je suis arrivé hier dans l’après midi … Demain – Vendredi 19 – les artistes de Falstaff seront prêtes pour commencer les repetitions. / Voulez vous me dire à quelle heure je peux les inviter – et, si au theatre ou dans quel autre endroit? / Savez vous si Dusolina-Giannini est arrivée à Salzburg? …“II) „… Voilà le premier programme: Rossini La scala di seta (Ouverture) / Mozart Symphonie in g moll … / Brahms Symphonie in E moll … / J’ai avec moi les parties d’orchestre … Pour le second programme nous en causeront plus tard. / Vous pouvez changer la répétition d’orchestre du 23 … pour le 22 à 5 heure du soir. Nous pourrions fixer la répétition des artistes du Falstaff pour l’après midi de demain …“Beiliegend die Durchschläge von 2 Telegrammentwürfen Kerbers an Toscanini (1937). – In den Jahren 1934 bis 1937 war Toscanini die prägende Gestalt der Salzburger Festspiele.

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790 TSCHAIKOWSKI, Peter, 1840 – 1893. E. Br. m. U. „P. Tschaïkovsky“. O. O. 27.VII./ 8.VIII.1889. 4 S. 8o. Leicht gebräunt. (3.500.—)

An „Chère, bonne, très respectée Madame!“, vermutlich die Sängerin Désirée Artôt de Padilla, mit der der Komponist 1868, über zwanzig Jahre zuvor, so gut wie verlobt gewesen war. Er habe soeben erfahren, dass sie noch immer nicht seine „Lieder“ (wohl die „Sechs Lieder auf französischen Text“ op. 65) erhalten habe. Schuld daran trage sein Moskauer Verleger Jurgenson. „… J’en ai eu une insomnie et ne saurai[s] Vous exprimer combien M[onsieur] Jurgenson et sa manière d’agir me désespèrent. Et voilà tantôt un quart de siècle que j’ai affaire à cet homme! Il est d’une dis-traction, d’un désordre inimmaginable! Heureusement j’ai ici un exemplaire de l’édition allemande et je m’empresse de Vous l’envoyer en Vous suppliant de ne pas m’en vouloir! Je Vous jure que ce n’est pas ma faute! … Chère Madame je vous écrirai une autre fois pour Vous raconter tout ce que j’ai fait depuis le mois de Février 1889; maintenant je n’ai que le temps de Vous écrire ces quelques lignes …“Siehe die Abbildung auf Seite 361.

791 VERDI, Giuseppe, 1813 – 1901. E. Br. m. U. Turin 26.XI.1861. 1 S. gr.-8o. Mit Siegelrest und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig. (800.—)

An seinen Rechtsanwalt Ercolano Balestra in Parma, vor seiner Abreise nach St. Petersburg zur Auffüh-rung seiner neuen Oper „ L a f o r z a d e l d e s t i n o “ („Die Macht des Schicksals“).„… Avrei voluto parlargli prima di partire, ma non ho avuto tempo di venire a Parma …Gli mando 20 Nap. d’oro … Di fretta le dico addio – a rivederci in Marzo se non gelerò …Mi scriva con qust’indirizzo / Monsieur Verdi / au Théatre Italien / Russie / St Petersbourg“Der Briefbogen trägt das geprägte Wappen der „Camera dei Deputati“, des in Turin tagenden ersten italienischen Parlaments, dem Verdi als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei angehörte.

792 VIARDOT-GARCIA, Pauline, 1821 – 1910. E. Br. m. U. Baden-Baden 13.VI.o. J. 12⁄3 S. 8o. Schmaler Trauerrand. (200.—)

An eine Dame, die sich anlässlich einer Spanien-Reise an sie gewandt hatte.„Non, certainement, madame, je ne vous ai point oubliée, et je serais enchantée de pouvoir vous être de quelque utilité pendant votre voyage en Espagne – mais, comme je n’y ai jamais séjournée moimême, et que je n’y ai passé en tout que train mais il y a de cela vingt ans, je n’y ai pas la moindre connaissance …“

793 VIOTTI, Giovanni Battista, 1755 – 1824. E. Br. m. U. (Paris) 16.VIII.1821. 1 S. gr.-4o. Leicht fleckig, verso Falzreste und Sammlerstempel. (400.—)

Als Direktor der Pariser Oper an einen Vorgesetzten („Monseigneur“), bei dem er sich über eine Kürzung seiner Besoldung beschwert.„… Aujourd’hui j’apprens, à mon grand étonnement, qu’étant logé à la nouvelle salle, mes appointements sont reduits à douze mille. –Les revers de fortune que j’ai éprouvé dans ma vie, ne me permettent pas … d’occuper un appartement de mille écus, mes dernieres pertes en Angleterre surtout, pertes que j’ai faites pour n’avoir pas eû assez de temps de mettre en ordre mes affaires, exigent de ma part la plus stricte économie. Je viens donc supplier Votre Excellence de me permettre que je retourne de nouveau dans mon humble logement de 900 ou mille Francs …“Im November dieses Jahres trat Viotti nach zweijähriger Amtszeit von der Direktion zurück.

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794* WAGNER, Richard, 1813 – 1883. E. Br. m. U. Paris 16.III.1860. 1 S. gr.-8o. Tinte leicht verblasst. Unregelmäßig gebräunt. Rand- und Faltenrisse (teilweise ausgebessert). Zwei Eck-chen fehlen. (1.200.—)

Wohl an den Musikverleger Gustave Alexandre Flaxland, den er um eine Gefälligkeit bittet.„… Durch Unwohlsein verhindert, selbst bei Ihnen vorbeizukommen, erlauben Sie mir Sie ergebenst zu ersuchen, das beiliegende Paket Musikalien sobald als möglich an die Herren Breitkopf & Härtel in Leipzig befördern lassen zu wollen …“WBV Nr. 2717, Sämtliche Briefe Band 12 Nr. 72.

795 — E. Br.o.U. (ausgeschnitten). St. Petersburg 18.III.1863. 4 S. gr.-8o. Minimal ge-bräunt, kleiner Faltenriss am Oberrand. (2.000.—)

An Carl Schüler, einen Mitarbeiter seines Freundes, des Juristen und Weinhändlers August Wilhelmj, seine Wohnungsangelegenheiten in Biebrich betreffend.Geschrieben während seiner russischen Konzertreise. „… Schliessen Sie, ich bitte, mit Herrn Frickhöfer nur unter der Bedingung ab, dass er mir, bis zum möglichen Einzug in das von ihm mir zu erbauende Haus, die bisher in seinem Haus mir vermiethete Wohnung ruhig und ohne irgend welche Erschwerung weiter überlässt. Versteht sich Herr Frickhöfer hierzu nicht, so schwindet für mich jeder Grund, der mich bisher die Acquisition eines Grundstückes grade in Biebrich, und die Erbauung eines Wohnhauses grade durch Herrn Frickhöfer, wünschen liess. Ganz bestimmt ersuche ich Sie daher … , jede weitere Verhandlung mit Herrn Frickhöfer definitiv abzubrechen, und dafür gefälligst mit dem Wirth des Euro-päischen Hofes … Rücksprache zu nehmen, dass er mir im ersten Stock seines Gasthofes … vorläufig 1 grösseres Zimmer einräume …“ – Es folgen detaillierte Anweisungen für den geplanten Umzug sowie Überlegungen zum eventuellen Grundstückserwerb „in der Nähe von Walluf, Eltville, Winkel, und wie die gleichschönen Ortschaften alle heissen …Eines muss ich noch erwähnen! Nach meiner Rückkehr von Moskau werde ich Ihnen noch 3000 fl. anweisen: über diese Anzahlungssumme von zusammen 5000 fl. glaube ich mich jedoch nicht verpflichten zu können, und würde ich, sobald Sie nicht glaubten das übrige Capital hypothekarisch aufnehmen zu können, vorläufig noch auf jeden Bau verzichten müssen, da ich mich jetzt auf das Aeusserste anstrenge und nicht sobald ähnlichen Fatiguen mich aussetzen kann, zur Einrichtung aber von meinen jetzigen Ersparnissen noch eine starke Summe reserviren, und ausserdem für einige Zeit für meine Lebensbedürf-nisse, sowie für Einlösung von Verpflichtungen sorgen muss …“Nach der Rückkehr aus Rußland bezog Wagner eine luxuriös eingerichtete Wohnung in Wien und musste im März 1864, aufgrund seines anhaltend aufwendigen Lebensstils, vor der drohenden Schuldhaft fliehen. WBV 3548, Sämtliche Briefe Band 15 Nr. 87 (mit kurzer Inhaltsangabe).Beiliegend ein Portrait Wagners (Lithographie nach einem Gemälde von Franz von Lenbach) mit den Unterschriften von Karl Muck, Erik Schmedes, Ellen Gulbranson, Anton van Roy und Alois Burgstaller, als Erinnerung an die Bayreuther Festspiele 1901 und mit einem nachträglichen Namenszug von Wolf-gang Wagner sowie ferner beiliegend zwei e. Br. m. U. von Houston Stewart Chamberlain (Dresden 1887 u. Wien 1896).

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Nr. 790 Peter Tschaikowski

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796 — Widmungsexemplar: „Die Meistersinger von Nürnberg“. Vollständiger Klavieraus-zug. Mainz, B. Schott’s Söhne (1868). Gr.-4o. Roter Halblederband der Zeit mit Rücken- und Deckelvergoldung. Berieben und bestoßen, Kanten mit rotem Klebefilm ausgebessert.

(2.000.—)

Am oberen und unteren Rand des Titelblatts die eigenhändige Widmung „Seiner hochverehrten Freundin Frau Anna Gräfin von P o u r t a l è s / 10. Juni 1868. in dankbarer Erinnerung Richard Wagner“. Mit der gedruckten Widmung an König Ludwig II. – Der preußische Gesandte Graf Albert Pourtalès und seine musikbegeisterte Frau hatten Wagner 1861, nach dem Theaterskandal um die Aufführung des „Tannhäu-ser“ an der Pariser Oper, im Gesandtschaftsgebäude aufgenommen.Am 19. Juni des Jahres fand die Generalprobe der „Meistersinger von Nürnberg“ im Königlichen Hof- und National-Theater in München im Beisein Ludwigs II. statt; die Uraufführung folgte zwei Tage später unter der Leitung von Hans von Bülow. Ludwig II. ließ Wagner nach dem Vorspiel in die Königsloge rufen, um die Ovationen entgegenzunehmen.Von dem vollständigen Klavierauszug mit dem von Hans von Bülow arrangierten Vorspiel wurden 1868 lediglich 150 gestochene Exemplare gedruckt (Plattennummer 18975, 402 Seiten). WBV A 291.

797 — E. Br. m. U. Luzern 13.X.1870. 1 S. gr.-8o. (2.500.—)

An seinen Verleger Fritzsch in Leipzig wegen des Drucks seines „ B e e t h o v e n “ -Buches.„… Wenn Sie meinen letzten Brief, in welchem ich Ihnen den Empfang des Geldes anzeigte, erhalten haben … so begreife ich nicht, dass Sie die Druckprobe nicht auch erhielten, da ich das ausgewählte Blatt doch dem Briefe beigelegt zu haben glaube. Wie dem nun auch sei, so bitte ich Sie nicht länger zu zögern: der letzte Druck ist mir im Ganzen recht, und was das Papier betrifft, so werden Sie das schönste leicht selbst bestimmen.Besten Dank für die Besorgung der Photographie …“ – Fritzsch nahm Reproduktionen einer 1867 in Paris entstandenen Portraitphotographie Wagners (Geck 20A) in sein Verlagsangebot auf.WBV Nr. 5675, Sämtliche Briefe Band 22 Nr. 228.

798 — E. Br. m. U. Bayreuth 1.IX.1879. 1 S. 4o. Leicht gebräunt und fleckig. Kleiner Ein-riss, alt hinterlegt. (1.600.—)

An Bernhard Pollini, den Intendanten der Hamburger Oper, der Teile des „Ringes“ aufführte.„… Mit herzlichem Danke zeige ich Ihnen den richtigen Empfang Ihres Wechsels auf 4 000 M. an, und ersuche Sie mit der directen Zusendung der ferner mir zufallenden Tantièmen von dem Tage ab, an welchem dieselben zuletzt dem Herr Traeger, als meinem Bevollmächtigten übergeben wurden, für die Zukunft fortfahren zu wollen …“ WBV Nr. 8206.Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. von Fürst Rudolf von Liechtenstein, der Josef Standhartner, Leibarzt der Kaiserin Elisabeth und einer der engsten Freunde Richard Wagners, den Betrag von „Vierhundert Gulden Subscriptions Gelder“ quittiert (Wien 1864).

(Richard Wagner)

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Nr. 796 Richard Wagner

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799 — WAGNER, Cosima, die zweite Ehefrau Richard Wagners, Tochter Franz Liszts, in erster Ehe mit Hans von Bülow verheiratet, 1837 – 1930. E. Br. m. U. „C. von Bulow Liszt“. O. O. u. J. „Samstag früh“. 11⁄4 S. gr.-8o. Kleine Rand- und Faltenrisse (zum größten Teil hin-terlegt). (400.—)

Aus der Zeit ihrer Ehe mit Hans von Bülow an eine Dame („Frau Baumann“) mit der Bitte an deren Ehemann, „die heutige Probe allein zu leiten, da mein Mann krank ist …“„… Bei dieser Gelegenheit ersuche ich Ihren Herrn Vater freundlichst mir es nachzusehen dass ich die gewünschten Autographen noch nicht verschaffte; mein Mann und H e r r Wa g n e r kamen noch nicht dazu dieselben mir zu übergeben. – Auch Ihre Frau Schwester bitte ich um Vergebung dass ich Sie noch nicht aufsuchen konnte, trotz meines Wunsches und der nahen Nachbarschaft …“Beiliegend ein Brief in ihrem Namen, eine Verabredung betreffend (o. O. u. D.; ebenfalls aus der Zeit ihrer Ehe mit Hans von Bülow). Ferner beiliegend ein e. Br. m. U. der Gräfin Marie d ’ A g o u l t , ihrer Mutter, die sich von einem Herrn u. a., „pour la 2e édition de m o n h i s t o i r e d e 4 8 , l’ouvrage de M. Elias Regnault“ erbittet, sowie ein Brief eines „V[icom]te de Flavigny“ (Paris 1846).

800* — — E. Br. m. U. O. O. u. D. 2 S. quer-kl.-8o (Briefkarte). Leimspur. (300.—)

An eine Dame, deren Besuch sie aus einem Missverständnis heraus abgewiesen hatte.„… après avoir couru les appartements toute la matinée, je venais de me mettre sur ma couchette lorsque sans me dire qui c’était on m’annonçe une visite. Si vous m’aviez envoyé votre carte je me serais permis de vous recevoir dans le plus profond négligé …“

801 — WAGNER, Siegfried, 1869 – 1930. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 15.I.1890. 4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (250.—)

Wohl an Marie Gräfin von Schleinitz-Wolkenstein in Berlin, eine Gönnerin Richard Wagners, die um seine Portraitphotographie gebeten hatte. Wagner hatte im Vorjahr mit einem Kompositionsstudium bei Engelbert Humperdinck begonnen. „… Was mein musikalisches Studium betrifft, so ist mir dasselbe eine wahrhafte Freude, ja Nothwendig-keit, und, meinem eigenen Gefühle nach zu urtheilen, glaube ich, befriedigende Fortschritte zu machen. Was weniger erbauend ist, sind die frankfurter Musikzustände. Die alte, in den letzten Zügen liegende Schumannclique benützt noch ihre kurze Frist auf Erden, um öde Compositionen öde aufzuführen, und so muss ich mich denn nach Mannheim, wo jetzt Weingartner sehr energisch auftritt, und nach Karlsru-he wenden. So hören wir zum Beispiel morgen in Mannheim die Dantesymphonie …“Beiliegend Briefe seiner Schwestern: 1 e. Br. m. U. von Eva Wagner (o. O. 1891) und 2 e. Br. m. U. von Daniela Thode (Meiningen 1885 und Gardone 1894).

802 — — Portraitkarte mit e. Widmung und Namenszug. O. O. „1918“. (120.—)

Schöne Aufnahme Wagners mit seiner Frau Winifred (Brustbild im Profil nach rechts). – Recto von ihm bezeichnet: „Winifred / Siegfried / Wagner“; verso die Widmung: „mit den herzlichsten Grüssen und Wünschen für das Wohlergehen der verehrten lieben Freunde.“ Beiliegend eine Portraitpostkarte von Cosima Wagner mit ihrem Enkel Wieland, ca. 1917 (der umseitige Namenszug stammt nicht von ihrer Hand).

(Richard Wagner)

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803 — 8 Autographen. Zum größten Teil Briefe aus der Kinder- und Enkelgeneration. (600.—)

Siegfried Wagner (e. Br. m. U. an Ludwig Föhlich, einen ehemaligen Mitschüler, „eine Adresse an den Rector Grossmann …, deren Kosten und Ausführung meine Mutter übernommen hat“ betreffend, Wahn-fried 1892), Winifred Wagner (2; e. Br. m. U. und e. Postkarte m. U.: ein Brief wohl an einen Anwalt, in Vertrags- und Gehaltsfragen des Festspiel-Orchesters, Wahnfried 1923, die Karte mit einem Ostergruß für den Juristen Eduard von Liszt, Überlingen 1938), Eva Chamberlain (2 e. Br. m. U.: ein Trostbrief an „Herrn Kapellmeister Karl Kittel“, o. O. u. D. und ein Brief an eine Dame, mit Dank für eine Honigsen-dung, Wahnfried 1915), Houston Stewart Chamberlain (eigenh. Manuskript: wohl Artikel zu seinem 1905 erschienen Kant-Buch: „Zweck dieses Buches ist, jeden gebildeten, ernsten Leser in das Gedankenwerk Kant’s einzuführen …“ und Wieland Wagner (2; e. Br. m. U., Genf 1963 und e. Weihnachtsgrüße m. U. „Ihre Wagners“, Bayreuth 1963).

804 WALTER, Bruno, 1876 – 1962 und Arturo TOSCANINI, 1867 – 1957. Doppelportrait mit e. Namenszügen auf dem Untersatzkarton sowie einer e. Notenzeile Bruno Walters auf der Photographie. Leipzig 25.V.1935. Ca. 17 × 22 cm, der Untersatzkarton ca. 24,6 × 31,4 cm. Aufnahme: E. Hoenisch, Leipzig. Der Karton gebräunt mit Randläsuren, die Aufnahme leicht berieben. (350.—)

Eindrucksvolles Doppelportrait (Hüftbild): Walter und Toscanini, an einem runden Tischchen sitzend. – „Zur Erinnerung an den 25.V.1935 und an Bruno Walter – Arturo Toscanini / Leipzig 25 – 5-35“. Die Notenzeile, in der oberen linken Ecke, zu dem unterlegten Text: „Das Leben gleicht dem Spiel“, Arie des Hermann aus „Pique Dame“ von Peter Tschaikowski. Beiliegend ein Br. m. U. von Walter an Ossip Schnirlin, der um Karten für die Städtische Oper Berlin gebeten hatte: „Leider kann ich Ihren Wunsch nicht erfüllen. Das ganze Haus gehört am Abend der Pre-miere der Presse, die die alleinige Verfügung über die Karten hat und die Generalprobe ist geschlossen“ (Berlin 1927).

805 WEBER, Carl Maria von, 1786 – 1826. E. Albumblatt m. U. Berlin 8.VI.1821. 1 S. quer-8o. Schwach fleckig. (1.200.—)

„Beharrlichkeit führt ans Ziel!Berlin d: 8. Juny 1821. Carl Maria von Weber.“Geschrieben zehn Tage vor der Uraufführung des „Freischütz“ im Berliner Schauspielhaus.

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806* WEBERN, Anton von, 1883 – 1945. E. Br. m. U. „Dr Anton vonWebern“. Wien 23.IX. 1911. 11⁄2 S. 8o. Gelocht, Klammerspur. (800.—)

An einen Redakteur (Tischer), dem er einen Artikel über Arnold S c h ö n b e r g zusagt.„… Ich komme mit großer Freude Ihrer Aufforderung, über Arnold Schönberg einen Artikel zu schreiben, nach. In meiner Bedingung richte ich mich ganz nach den bei Ihnen üblichen Bezahlungen … Bis wann spä-testens wollen Sie ihn haben? Ich werde mich bemü-hen, ihn Ihren Angaben entsprechend zu schreiben.Es freut mich auch sehr, daß Sie etwas von meinen Kompositionen kennen lernen wollen …“

„Schönberg ist beides“

807* — E. Br. m. U. „Dein Webern“. Leoben 1.III.1916. 13⁄4 S. gr.-4o. Leicht unfrisch. (1.200.—)

An seinen Freund Paul Königer, den Mann seiner Schwägerin Maria K. geb. Mörtl, ein früherer Schön-berg- und Alban Berg-Schüler, die sich gemeinsam mit weiteren Freunden bemühten, Schönberg vom Militärdienst zu befreien. Schönberg war im Dezember 1915 eingezogen worden und besuchte von März bis Mai 1916 die Brucker Reserveoffiziersschule.„… Mit welcher Begründung das Gesuch abgelehnt wurde, weiß ich noch nicht. Ich fragte natürlich sofort bei Stein“ (Schönbergs Schüler Erwin St.) „an, sagte ihm, er müsse das zu erfahren trachten. Bis heute keine Antwort noch. Auch nicht darüber was er bei K r a u s u . L o o s erfahren hat … er schrieb mir noch nicht Deine 3. Frage: ob der Enthebung der Umstand entgegensteht, daß Schönberg als Freiwil-liger dient? Meinst Du damit: Einjährig-Freiwilliger oder ‘Kriegs-Freiwilliger’. Schönberg ist beides …Nun glaube ich aber ganz bestimmt, daß dies bei der Ablehnung des Gesuches Schönberg betreffend nicht maßgebend war. Es muß was andres gewesen sein. Was kann ich mir aber nicht denken … Ich bin ja sozusagen für einen geschäftlichen Betrieb (Theater) enthoben worden … Aber Schönbergs Enthebung geschähe doch von einem viel höheren Standpunkt aus, dem gegenüber überhaupt nichts bindend sein kann, kein Militärverhältnis …Wie gesagt, ich glaube auch nicht, daß das überhaupt in Schönbergs Fall ein Hindernis bedeutet. / Wenn Du meinst, daß jene Gesellschaft etwas erwirken kann, dann wende Dich an sie. / Wir dürfen nichts ver-säumen. / Aber eins: die Sache muß möglichst geheim bleiben / Vor allem darf Schönberg einstweilen von allen unsern Versuchen nichts wissen. / Ich denke daß Hertzka“ (Emil H., Schönbergs Verleger) „auch was machen könnte …Schönberg hat mir schon länger nicht geschrieben. Es geht ihm, glaube ich ich so weit gut. Körperlich. – Wäre er endlich erlöst …Schönberg hatte, als das Sextett“ (Streichsextett „Verklärte Nacht“ op. 4) „gespielt wurde, ungeheuren Erfolg – es war ein Triumph für ihn …“Endgültig wurde Schönberg erst im Dezember 1917, wegen körperlicher Untauglichkeit, aus der Armee entlassen, nachdem sich u. a. auch der Wiener Tonkünstler-Verein für ihn eingesetzt hatte.

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„Meine Clara“

808* WIECK, Friedrich, Vater von Clara Schumann, 1785 – 1873. E. Br. m. U. Dresden 15.II. 1857. 4 S. gr.-8o. Schwach fleckig.

(1.200.—)

An einen Herrn in Kempten, der geplant hatte, Wieck die musikalische Erziehung seines Sohnes zu überantworten.„… Wie Sie sich das ausgedacht, so geht’s nicht: mein Logis ist viel zu klein u. ich bin ja mit Marie zu Zeiten nicht da … Ihr Sohn kommt in eine achtbare Familie, wo er gut aufgehoben ist, mein bester Schüler Herr Reichel giebt ihm regelmäßig Unterricht in schönem Clavierspiel u. Theorie (später im Letzterm der berühmte Cantor Otto) ich u. Marie blos zu Zeiten – den schönsten musikali-schen Umgang hat er in meinem Hause – Uebung in Accompagniren u. Transponiren hat er schön u. außerordentlich nutzbringend, indem er meiner kleinen Catharine, die durch ihre wunderbare Fortschritte im Gesange bereits allgemeines Aufse-hen macht, begleitet …Weil ich mich um Weihnachten in hiesiger Kälte immer sehr schlecht befinde, so hatte ich Lust, December u. Januar an [den] Bodensee mit Marie zu gehen u. war also Aussicht, Sie in Kempten zu besuchen. Aber die Concerte von meiner ältesten Toch-ter C l a r a , v. J e n n y L i n d u. viele andere ließen mich nicht fort …Meine Clara ist jetzt in München u. geht nach der Schweitz, kehrt aber im Januar wieder hieher zurück. Ihr Urtheil über Ihren Sohn kann ich nur unterschreiben. Er ist ein ganz ähnliches Naturell wie meine 13jährige Catharine und macht einen Eindruck, der Ihrer Erziehung u. Bildung die größte Ehre macht. L i s z t führte hier einige Symphonische Dichtungen von sich auf mit eben solchem zweifelhaften Erfolg wie allerwärts. Er hatte seine Trabanten u. Schüler mit. Sein bester nach seinem Urtheil der 15jährige Tausch spielte – nein amboßte bei mir: So etwas Entsetzliches habe ich nie gehört. Wie viele Talente wer-den da zur Carrikatur gemacht! Doch das unter uns …“Nach dem Tod ihres Mannes ein Jahr zuvor übersiedelte Clara Schumann 1857 nach Berlin zu ihrer Mutter und konzentrierte sich auf ihren Beruf als Pianistin.

809 WIENIAWSKI, Józef, 1837 – 1912. E. Br. m. U. Baden-Baden 17.IX.1858. 12⁄3 S. gr.-8o. (300.—)An Otto Lindner, Redakteur der „Vossischen Zeitung“ in Berlin.„… Vous avez eté si aimable pour moi de vouloir bien ne pas m’oublier auprès du public de Berlin, il y a quelque temps, que c’est la raison qui m’enhardit à vous écrire aujourd’hui; Me voici à Bade depuis quel-que temps et oú je me suis fait entendu 2 fois. Le 1er de ce mois, à un concert organisé pour les pauvres, et dans le quel concert j’ai joué avec la célèbre Comtesse de Kalergis (une éleve de C h o p i n ) le Duo de Thalberg sur la ‘Norma’. Puis, j’ai donné mon propre concert sur le quel vous trouverez un petit article, ci-joint, et qui vient de paraitre dans la ‘Feuille de Baden’ …“Beiliegend der gedruckte Programmzettel zu seinem Konzert am 11.IX.1858 und die erwähnte Konzert-besprechung (Zeitungsausschnitt).S e h r s e l t e n so früh.

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810* WOLF, Hugo, 1860 – 1903. E. Br. m. U. Matzen 7.IX.1895. 23⁄4 S. gr.-8o. (1.600.—)

An seinen Freund und Förderer, den Arzt und Musiker Heinrich Potpeschnigg („Mein lieber Enrico!“) in Graz, über die Fortschritte seiner Oper „ D e r C o r r e g i d o r “ . – Der Verleger Franz von Lipperheide hatte Wolf nebst einer jährlichen Rente sein Jägerhäusl im Schloss-park Matzen zur Verfügung gestellt, wo dieser den größten Teil der Oper schrieb.„… Herr Maresch“ (der Grazer Kopist Bern-hard M.) „scheint sich auf mein Manuskript mit einer Gier zu stürzen wie ein Tieger auf seine Beute. Sapperment ist der aber fix. Schon fertig mit dem 1. Akt! Das laß ich mir gefallen! Somit schicke ich Dir wohlverpackt … die 2. Hälfte des 2. Aktes u. die beiden letzten Aufzüge. Auch den Schluß des 1. Aktes lege ich bei. Montag wird das Manuskript wohl schon in Deinen Händen sein. Grohe reiste so bald fort, weil der Baron die Verfügung getroffen, daß Frl. Oberer den ganzen Tag die Aufsicht über die Arbeiten im Schloße zu führen habe, wodurch sie ihrer Pflicht als Köchin entzogen wurde, wir also in der brennendsten Mittagshitze nach Brix-legg wandern mußten, um dort unser elendes Mittagsmahl einzunehmen. Diese Einrichtung

behagte ihm nicht – mir auch nicht, u. so ging er, was ich am liebsten auch gethan hätte, wenn nicht meine Arbeit mich daran verhindern würde. Ich werde wohl noch einige Zeit hier bleiben, aber gar lange wird es wohl nicht dauern …“„Briefe an Heinrich Potpeschnigg“ Nr. 49.

811* WOLF-FERRARI, Ermanno, 1876 – 1948. 2 e. Br. m. U. Planegg und München 12.IV. 1942 u. 30.V.1943. 4 S. folio bzw. quer-gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Leicht gebräunt. Gelocht (ein Brief mit Ausrissen an der Lochung: Buchstabenverlust). (350.—)

(An den Dirigenten Bernhard Conz.)Planegg 1942. Mit Dank für eine Aufführung seiner 1911 entstandenen Oper „Der Schmuck der Madon-na“. „… In freudiger Rückerinnerung der schönen, warmen, lebendigen Aufführung des ‘ S c h m u c k s ’ unter Ihrer musikalischen Leitung, und der herzlichen Begegnung mit Ihrer liebenswerten Persönlichkeit …, freut es mich, Ihnen von hier aus Dank und Gruss zu senden …Bitte Fr. Hadrobova“ (die tschechische Sängerin Eva H.) „meinen Dank und meine schönste Anerken-nung auszusprechen / Auch Fr. Ossy G l ö c k n e r für Ihre ganz ausserordentliche Tanzeinstudierung, die einem wirklich Lust einflössen könnte ein Ballett zu schreiben! Dürfte ich Sie bitten, mir den Namen jener Dame zu verraten, die … im Verlag Sikorski so viel leistet? …“München 1943. Nach der Heidelberger Aufführung seiner 1906 entstandenen Oper „Die vier Grobiane“, vom der ihn eine Cousine unterrichtet hatte. „… Der lebhafte Erfolg der 4 Grobiane dort, zeigt mir, wie gut Sie dieselben dirigiert haben müssen. (Nun, ich habe Sie als Musiker schon in Nürnberg hoch schätzen gelernt.) …“

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812* YRADIER, Sebastián de, Komponist von „La Paloma“, 1809 – 1865. E. Br. m. U. Madrid 9.IV.1863. 22⁄3 S. gr.-8o. Mit Umschlag (defekt). (300.—)

An den Musikverleger Jacques-Leopold Heugel in Paris, dem er einen geschäftlichen Besuch vorschlägt.„… como de un dia a otro saldre para Londres, y me detendre algunos dias en esa, habla se muy sobre este asunto diciendole de paso que mi proposicion ultima de las 26 canciones para formar un Bolumen en 8o por 2000 fl. y 100 por cada una … se grave separada, es proposicion ventajosisima para V.; pues solo las canciones = D u o d e l Ve s t i d o a z u l J u a n i t a L o l a y P a l o m a [.] Valen la suma que le pido a V. por toda la coleccion de las 26 …”

813 ZEMLINSKY, Alexander von, 1871 – 1942. E. musikal. Albumblatt mit e. Widmung u. U. (Prag 1919.) 1 S. 8o. Linke Seite ungleichmäßig beschnitten. (250.—)

Motiv aus seinem Arnold Schönberg gewidmeten Streichquartett Nr. 2 op. 15 (1915), mit der Widmung an „Herrn Prof. [Gottfried] Feist, dem / unübertrefflichen Meister in / größter Bewunderung u. mit / dem tiefsten Dank / Zur I. Aufführung meines II. Quartettes in Prag / Alex Zemlinsky“. Das Feist-Quartett spielte die Prager Erstaufführungen am 11. und 23.V.1919 im Rahmen des Prager Vereins für musikalische Privataufführungen (Uraufführung 1918 in Wien). Zemlinsky, der 1911 einem Ruf als Musikdirektor ans Neue Deutsche Theater in Prag gefolgt war, hatte dort zwischen 1913 und 1915 sein zweites Streichquartett komponiert.