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© Anästh Intensivmed 2015;56:582-589 Aktiv Druck & Verlag GmbH NACHDRUCK BDAktuell | DGAInfo 582 Aus den Verbänden News | Information | Events Wir danken dem Verlag Elsevier GmbH München für die Erteilung der Nachdruckgenehmigung für den nachfolgenden Artikel aus der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. ZEFQ 2015;109:182-189. Einleitung Die Sectio caesarea, auch Kaiser- schnitt oder Schnittentbindung ge- nannt, ist heutzutage ein häufiger perinatal-operativer Eingriff dessen Durchführungsrate in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen ist [1]. Nach Empfehlung der Weltge- sundheitsorganisation (WHO) sollte ein Kaiserschnitt nur durchgeführt werden, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit oder das Leben von Mutter oder Kind gefährden würde und somit eine Notlage besteht. Operative Schnittentbindungen wer- den ihrem Dringlichkeitsgrad ent- sprechend klassifiziert in elektive Sectio, Standardsectio, eilige Sec- tio und Notsectio (auch Cito-Sectio genannt). Bei letztgenannter be- steht eine akute, nicht behebbare Gefährdung sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind, weshalb eine unverzügliche Entbin- dung notwendig wird. Hierfür ist ein Zeitbedarf von unter 10 Minuten ziel- führend [2]. Diese Maßgabe entspricht dem Zeitfenster zwischen Indikati- onsstellung der Notlage bis zu der Entwicklung (Geburt) des Kindes und wird als Entschluss-Entwicklungs-Zeit (E-E-Zeit) bezeichnet [3]. Bei der eiligen Sectio ist eine E-E- Zeit unter 20 Minuten maßgebend, da auch hier die Gefahr für Mutter und/oder Kind nicht dauerhaft beho- ben werden kann. Bei einer Standardsectio wird das Kind innerhalb einer Stunde ohne akute Gefährdung operativ entbun- den. Ein möglicher Grund hierfür ist z. B. Erschöpfung der Mutter bei zu lange andauerndem Geburtsverlauf (sekundär indiziert). Elektiv durchgeführte Sectiones hin- gegen sind primär indiziert und laufen ohne Zeitdruck, geplant ab. Beispiele hierfür sind eine Mehrlingsschwanger- schaft oder der Zustand nach bereits erfolgter Sectio. Weiterhin werden Schnittentbindun- gen in absolute und relative Indika- tion unterschieden. Eine absolute Indikation wird gestellt, wenn ,,aus zwingenden geburtsmedizinischen Gründen [4] 1 ‘‘ wie beispielsweise eine Querlage, absolutes Missver- hältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken oder einer vorzeitigen Plazentaablösung, eine vaginale Geburt nicht mehr vollendet werden kann. Eine relative Indikation zur Sectio liegt dann vor, wenn die geburtsmedi- zinischen Risiken für Mutter und Kind abgewogen werden müssen: So bei Beckenendlage, Mehrlingsschwanger- schaften oder fetaler Makrosomie, um nur einige Beispiele zu nennen. Die zuvor genannten Begrifflichkei- ten sind jedoch deutlich von einer ,,Wunschsectio‘‘ abzugrenzen, bei der keine medizinische Indikation besteht [4] 2 . Letztendlich ist es jedoch dem Beurteilungsvermögen des erfahrenen Arztes überlassen, ob eine relative oder absolute Indikation zur Sectio besteht. Aufgrund der zeitlichen Limitation ist eine Notsectio immer eine Indikation für eine Intubationsnarkose (ITN), da eine Schwangere grundsätzlich als nicht nüchtern zu betrachten ist. Bei der geplanten (elektiven) Sectio hingegen ist grundsätzlich ein regio- nales Anästhesieverfahren wählbar. Sowohl in Spinalanästhesie (SPA) als auch in Periduralanästhesie (PDA) kann eine elektive Sectio eingeleitet werden. Eine Nahrungskarenz von 6 Stunden für feste Nahrung ist für die Durchführung einer SPA oder einer PDA empfehlenswert [5]. Material und Methode CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS- AINS) ist das bundesweite Ereignis- Meldesystem (Incident-Reporting- System) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie (DGAI e. V.) und Intensivmedizin und des Berufsver- bandes Deutscher Anästhesisten (BDA e. V.) für die anonyme Erfassung und Analyse von sicherheitsrelevanten 1 Befindet sich derzeit in Überarbei- tung 2 Befindet sich derzeit in Überarbei- tung Ereignissen in der Anästhesie, In- tensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. In den 3.633 Fällen 3 des CIRS-AINS lassen sich mit einer Suche nach den Schlagworten ,,Sectio‘‘ und ,,Kaiserschnitt‘‘ in den Freitexten der Berichte insgesamt 105 Fälle fin- den. Nach einer ersten Durchsicht der Berichte wurden 70 als relevant identifiziert. Die irrelevanten Berichte haben mit dem eigentlichen Thema entweder nichts zu tun, doppeln sich aufgrund der genutzten Schlagworte oder erwähnen die Begrifflichkeiten nur beispielhaft. Um die relevanten 70 Berichte systematisch auszuwer- ten, wurden sie in die perioperativen Phasen des Operationsprozesses und eine zusätzliche Kategorie ,,rechtliche Aspekte‘‘ eingeteilt (Tabelle 1). Der Begriff ‘‘perioperativ’’ umfasst dabei die Phasen vor (präoperativ), während (intraoperativ) und nach der Opera- tion (postoperativ), in diesem Fall der operativen Sectio. Dabei finden sich Probleme in allen Phasen des Operationsprozesses. Ins- besondere zeigt sich, dass mehrheit- lich (33 Berichte) Probleme während der intraoperativen Phase beschrie- ben werden. Der präoperativen Phase konnten 21 Berichte zugeordnet wer- den, elf Berichte der postoperativen Phase sowie fünf Berichte rechtlichen Aspekten. In einem nächsten Schritt wurden die Treffer zu insgesamt 15 Problem- feldern gruppiert (Tabelle 2). Pro Problemfeld finden sich zwischen einem und 21 Berichte. Ergebnisse Die vier identifizierten Hauptproblem- felder die im CIRS-AINS in Zusam- menhang mit Sectiones beschrieben werden — beziehen sich auf die pe- rioperativen Phasen des operativen Geburtsprozesses sowie auf rechtliche Gesichtspunkte: 3 Stand 09.09.2014 182 Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2015.04.002 PATIENTENSICHERHEIT CIRS-AINS Spezial: Systematische Auswertung von Berichten aus CIRSmedical Anästhesiologie - Problemfelder vor, während und nach der Durchführung von Sectiones

582 BD Aktuell Info| DGA · Die Sectio caesarea, auch Kaiser-schnitt oder Schnittentbindung ge-nannt, ist heutzutage ein häufiger perinatal-operativer Eingriff dessen Durchführungsrate

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© Anästh Intensivmed 2015;56:582-589 Aktiv Druck & Verlag GmbH

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BDAktuell | DGAInfo582 Aus den Verbänden

News | Information | Events

Wir danken dem Verlag Elsevier GmbH München für die Erteilung der Nachdruckgenehmigung für den nachfolgenden Artikel aus der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. ZEFQ 2015;109:182-189.

PATIENTENSICHERHEITCIRS-AINS Spezial: Systematische Auswertung vonBerichten aus CIRSmedical Anästhesiologie - Problemfeldervor, während und nach der Durchführung von Sectiones

Einleitung

Die Sectio caesarea, auch Kaiser-schnitt oder Schnittentbindung ge-nannt, ist heutzutage ein häufigerperinatal-operativer Eingriff dessenDurchführungsrate in den letztenzehn Jahren deutlich gestiegen ist[1]. Nach Empfehlung der Weltge-sundheitsorganisation (WHO) sollteein Kaiserschnitt nur durchgeführtwerden, wenn eine natürliche Geburtdie Gesundheit oder das Leben vonMutter oder Kind gefährden würdeund somit eine Notlage besteht.Operative Schnittentbindungen wer-den ihrem Dringlichkeitsgrad ent-sprechend klassifiziert in elektiveSectio, Standardsectio, eilige Sec-tio und Notsectio (auch Cito-Sectiogenannt). Bei letztgenannter be-steht eine akute, nicht behebbareGefährdung sowohl für die Mutterals auch für das ungeborene Kind,weshalb eine unverzügliche Entbin-dung notwendig wird. Hierfür ist einZeitbedarf von unter 10 Minuten ziel-führend [2]. Diese Maßgabe entsprichtdem Zeitfenster zwischen Indikati-onsstellung der Notlage bis zu derEntwicklung (Geburt) des Kindes undwird als Entschluss-Entwicklungs-Zeit(E-E-Zeit) bezeichnet [3].Bei der eiligen Sectio ist eine E-E-Zeit unter 20 Minuten maßgebend,da auch hier die Gefahr für Mutterund/oder Kind nicht dauerhaft beho-ben werden kann.Bei einer Standardsectio wird dasKind innerhalb einer Stunde ohneakute Gefährdung operativ entbun-den. Ein möglicher Grund hierfür istz. B. Erschöpfung der Mutter bei zulange andauerndem Geburtsverlauf(sekundär indiziert).Elektiv durchgeführte Sectiones hin-gegen sind primär indiziert und laufenohne Zeitdruck, geplant ab. Beispielehierfür sind eine Mehrlingsschwanger-schaft oder der Zustand nach bereitserfolgter Sectio.Weiterhin werden Schnittentbindun-gen in absolute und relative Indika-tion unterschieden. Eine absoluteIndikation wird gestellt, wenn ,,auszwingenden geburtsmedizinischen

Gründen [4]1‘‘ wie beispielsweiseeine Querlage, absolutes Missver-hältnis zwischen kindlichem Kopfund mütterlichem Becken oder einervorzeitigen Plazentaablösung, einevaginale Geburt nicht mehr vollendetwerden kann.Eine relative Indikation zur Sectioliegt dann vor, wenn die geburtsmedi-zinischen Risiken für Mutter und Kindabgewogen werden müssen: So beiBeckenendlage, Mehrlingsschwanger-schaften oder fetaler Makrosomie, umnur einige Beispiele zu nennen.Die zuvor genannten Begrifflichkei-ten sind jedoch deutlich von einer,,Wunschsectio‘‘ abzugrenzen, bei derkeine medizinische Indikation besteht[4]2. Letztendlich ist es jedoch demBeurteilungsvermögen des erfahrenenArztes überlassen, ob eine relativeoder absolute Indikation zur Sectiobesteht.Aufgrund der zeitlichen Limitation isteine Notsectio immer eine Indikationfür eine Intubationsnarkose (ITN),da eine Schwangere grundsätzlichals nicht nüchtern zu betrachten ist.Bei der geplanten (elektiven) Sectiohingegen ist grundsätzlich ein regio-nales Anästhesieverfahren wählbar.Sowohl in Spinalanästhesie (SPA) alsauch in Periduralanästhesie (PDA)kann eine elektive Sectio eingeleitetwerden. Eine Nahrungskarenz von 6Stunden für feste Nahrung ist für dieDurchführung einer SPA oder einerPDA empfehlenswert [5].

Material und Methode

CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS) ist das bundesweite Ereignis-Meldesystem (Incident-Reporting-System) der Deutschen Gesellschaftfür Anästhesiologie (DGAI e. V.) undIntensivmedizin und des Berufsver-bandes Deutscher Anästhesisten (BDAe. V.) für die anonyme Erfassung undAnalyse von sicherheitsrelevanten

1 Befindet sich derzeit in Überarbei-tung

2 Befindet sich derzeit in Überarbei-tung

Ereignissen in der Anästhesie, In-tensivmedizin, Notfallmedizin undSchmerztherapie.In den 3.633 Fällen3 des CIRS-AINSlassen sich mit einer Suche nachden Schlagworten ,,Sectio‘‘ und,,Kaiserschnitt‘‘ in den Freitextender Berichte insgesamt 105 Fälle fin-den. Nach einer ersten Durchsichtder Berichte wurden 70 als relevantidentifiziert. Die irrelevanten Berichtehaben mit dem eigentlichen Themaentweder nichts zu tun, doppeln sichaufgrund der genutzten Schlagworteoder erwähnen die Begrifflichkeitennur beispielhaft. Um die relevanten70 Berichte systematisch auszuwer-ten, wurden sie in die perioperativenPhasen des Operationsprozesses undeine zusätzliche Kategorie ,,rechtlicheAspekte‘‘ eingeteilt (Tabelle 1). DerBegriff ‘‘perioperativ’’ umfasst dabeidie Phasen vor (präoperativ), während(intraoperativ) und nach der Opera-tion (postoperativ), in diesem Fall deroperativen Sectio.Dabei finden sich Probleme in allenPhasen des Operationsprozesses. Ins-besondere zeigt sich, dass mehrheit-lich (33 Berichte) Probleme währendder intraoperativen Phase beschrie-ben werden. Der präoperativen Phasekonnten 21 Berichte zugeordnet wer-den, elf Berichte der postoperativenPhase sowie fünf Berichte rechtlichenAspekten.In einem nächsten Schritt wurdendie Treffer zu insgesamt 15 Problem-feldern gruppiert (Tabelle 2). ProProblemfeld finden sich zwischeneinem und 21 Berichte.

Ergebnisse

Die vier identifizierten Hauptproblem-felder die im CIRS-AINS in Zusam-menhang mit Sectiones beschriebenwerden — beziehen sich auf die pe-rioperativen Phasen des operativenGeburtsprozesses sowie auf rechtlicheGesichtspunkte:

3 Stand 09.09.2014

182Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ)http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2015.04.002

PATIENTENSICHERHEITCIRS-AINS Spezial: Systematische Auswertung vonBerichten aus CIRSmedical Anästhesiologie - Problemfeldervor, während und nach der Durchführung von Sectiones

Einleitung

Die Sectio caesarea, auch Kaiser-schnitt oder Schnittentbindung ge-nannt, ist heutzutage ein häufigerperinatal-operativer Eingriff dessenDurchführungsrate in den letztenzehn Jahren deutlich gestiegen ist[1]. Nach Empfehlung der Weltge-sundheitsorganisation (WHO) sollteein Kaiserschnitt nur durchgeführtwerden, wenn eine natürliche Geburtdie Gesundheit oder das Leben vonMutter oder Kind gefährden würdeund somit eine Notlage besteht.Operative Schnittentbindungen wer-den ihrem Dringlichkeitsgrad ent-sprechend klassifiziert in elektiveSectio, Standardsectio, eilige Sec-tio und Notsectio (auch Cito-Sectiogenannt). Bei letztgenannter be-steht eine akute, nicht behebbareGefährdung sowohl für die Mutterals auch für das ungeborene Kind,weshalb eine unverzügliche Entbin-dung notwendig wird. Hierfür ist einZeitbedarf von unter 10 Minuten ziel-führend [2]. Diese Maßgabe entsprichtdem Zeitfenster zwischen Indikati-onsstellung der Notlage bis zu derEntwicklung (Geburt) des Kindes undwird als Entschluss-Entwicklungs-Zeit(E-E-Zeit) bezeichnet [3].Bei der eiligen Sectio ist eine E-E-Zeit unter 20 Minuten maßgebend,da auch hier die Gefahr für Mutterund/oder Kind nicht dauerhaft beho-ben werden kann.Bei einer Standardsectio wird dasKind innerhalb einer Stunde ohneakute Gefährdung operativ entbun-den. Ein möglicher Grund hierfür istz. B. Erschöpfung der Mutter bei zulange andauerndem Geburtsverlauf(sekundär indiziert).Elektiv durchgeführte Sectiones hin-gegen sind primär indiziert und laufenohne Zeitdruck, geplant ab. Beispielehierfür sind eine Mehrlingsschwanger-schaft oder der Zustand nach bereitserfolgter Sectio.Weiterhin werden Schnittentbindun-gen in absolute und relative Indika-tion unterschieden. Eine absoluteIndikation wird gestellt, wenn ,,auszwingenden geburtsmedizinischen

Gründen [4]1‘‘ wie beispielsweiseeine Querlage, absolutes Missver-hältnis zwischen kindlichem Kopfund mütterlichem Becken oder einervorzeitigen Plazentaablösung, einevaginale Geburt nicht mehr vollendetwerden kann.Eine relative Indikation zur Sectioliegt dann vor, wenn die geburtsmedi-zinischen Risiken für Mutter und Kindabgewogen werden müssen: So beiBeckenendlage, Mehrlingsschwanger-schaften oder fetaler Makrosomie, umnur einige Beispiele zu nennen.Die zuvor genannten Begrifflichkei-ten sind jedoch deutlich von einer,,Wunschsectio‘‘ abzugrenzen, bei derkeine medizinische Indikation besteht[4]2. Letztendlich ist es jedoch demBeurteilungsvermögen des erfahrenenArztes überlassen, ob eine relativeoder absolute Indikation zur Sectiobesteht.Aufgrund der zeitlichen Limitation isteine Notsectio immer eine Indikationfür eine Intubationsnarkose (ITN),da eine Schwangere grundsätzlichals nicht nüchtern zu betrachten ist.Bei der geplanten (elektiven) Sectiohingegen ist grundsätzlich ein regio-nales Anästhesieverfahren wählbar.Sowohl in Spinalanästhesie (SPA) alsauch in Periduralanästhesie (PDA)kann eine elektive Sectio eingeleitetwerden. Eine Nahrungskarenz von 6Stunden für feste Nahrung ist für dieDurchführung einer SPA oder einerPDA empfehlenswert [5].

Material und Methode

CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS) ist das bundesweite Ereignis-Meldesystem (Incident-Reporting-System) der Deutschen Gesellschaftfür Anästhesiologie (DGAI e. V.) undIntensivmedizin und des Berufsver-bandes Deutscher Anästhesisten (BDAe. V.) für die anonyme Erfassung undAnalyse von sicherheitsrelevanten

1 Befindet sich derzeit in Überarbei-tung

2 Befindet sich derzeit in Überarbei-tung

Ereignissen in der Anästhesie, In-tensivmedizin, Notfallmedizin undSchmerztherapie.In den 3.633 Fällen3 des CIRS-AINSlassen sich mit einer Suche nachden Schlagworten ,,Sectio‘‘ und,,Kaiserschnitt‘‘ in den Freitextender Berichte insgesamt 105 Fälle fin-den. Nach einer ersten Durchsichtder Berichte wurden 70 als relevantidentifiziert. Die irrelevanten Berichtehaben mit dem eigentlichen Themaentweder nichts zu tun, doppeln sichaufgrund der genutzten Schlagworteoder erwähnen die Begrifflichkeitennur beispielhaft. Um die relevanten70 Berichte systematisch auszuwer-ten, wurden sie in die perioperativenPhasen des Operationsprozesses undeine zusätzliche Kategorie ,,rechtlicheAspekte‘‘ eingeteilt (Tabelle 1). DerBegriff ‘‘perioperativ’’ umfasst dabeidie Phasen vor (präoperativ), während(intraoperativ) und nach der Opera-tion (postoperativ), in diesem Fall deroperativen Sectio.Dabei finden sich Probleme in allenPhasen des Operationsprozesses. Ins-besondere zeigt sich, dass mehrheit-lich (33 Berichte) Probleme währendder intraoperativen Phase beschrie-ben werden. Der präoperativen Phasekonnten 21 Berichte zugeordnet wer-den, elf Berichte der postoperativenPhase sowie fünf Berichte rechtlichenAspekten.In einem nächsten Schritt wurdendie Treffer zu insgesamt 15 Problem-feldern gruppiert (Tabelle 2). ProProblemfeld finden sich zwischeneinem und 21 Berichte.

Ergebnisse

Die vier identifizierten Hauptproblem-felder die im CIRS-AINS in Zusam-menhang mit Sectiones beschriebenwerden — beziehen sich auf die pe-rioperativen Phasen des operativenGeburtsprozesses sowie auf rechtlicheGesichtspunkte:

3 Stand 09.09.2014

182Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ)http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2015.04.002

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Tabelle 1 Kategorien, identifizierte Problemfelder, Anzahl der Berichte in den Problemfeldern.

Kategorie Problemfeld Anzahl der Berichte

Anzahl proProblemfeld

Summe

A präoperativ 1. Materialfehler2. Technische Fehler3. Unzureichende Kommunikation4. Organisation

35310

21

B intraoperativ 5. Medikamente6. Technische Fehler7. Unzureichende Organisation8. Komplikationen9. Abweichen vom Standard

212433

33

C postoperativ 10. Komplikationen mit dem Kind nach Sectio11. Komplikationen mit der Mutter nach

Sectio12. Unzureichende Kommunikation

632

11

D rechtliche Aspekte 13. Sectiones auf Wunsch14. Anwesenheit von Hebammen bei Sectio15. Nichteinhaltung von Regeln

221

5

Summe 70

Tabelle 2 Intraoperative Medikations- und präoperative Organisationsfehler.

Präoperative Organisationsschwierigkeiten Intraoperative Medikationsprobleme

Subkategorien Anzahl der Berichte Subkategorien Anzahl der Berichte

Organisationsdefizit 8 Medikamentenverwechslungen 11Unzureichende Einarbeitung 1 Unzureichend wirksame Spinale 3Erschwerte Patientenidentifikation 1 Anwendungsfehler 1

Fehlende Medikamente 2Patientenreaktion auf Medikamente 2Zu hohe Volumengabe 2

Summe 10 Summe 21

Tabelle 3 Verteilung der Berichtenach der Dringlichkeit der Sectiones.

DringlichkeitsstufeAnzahl der Berichte

Elektive Sectio 18 (26%)Eilige Sectio 19 (27%)Notsectio 18 (26%)unbekannt 15 (21%)

1. präoperativ2. intraoperativ3. postoperativ4. rechtliche Aspekte

Unerwünschte Ereignisse finden sichbei allen Dringlichkeitsstufen vonSectiones. Einen Überblick dazu gibtTabelle 3. Die am häufigsten genann-ten Problemfelder nehmen Bezug auf

Medikationsfehler innerhalb des intra-operativen Prozesses und auf organi-sationsbedingte Aspekte im präopera-tiven Setting (Tabelle 2) und werdenim Folgenden näher beschrieben.

UnzureichendeOrganisation

Innerhalb der präoperativen Versor-gung werden Probleme imorganisatorischen Rahmen beschrie-ben - darunter ein typischer Fall ausdem Bereich der Patientenidentifi-kation (Fall-Nr.: 27907). Hier konnteeine schwangere Patientin aufgrundvon Sprachbarrieren nicht eindeutigidentifiziert werden. Ein andernortsübliches Patientenarmband wurdenicht angelegt, da davon ausgegangen

wurde, dass schwangere Patientinneni. d. R. eindeutig kommunizieren undsich somit auch identifizieren können.Die Versorgung mit Patientenidentifi-kationsarmbändern bei der Aufnahmealler Patienten (ohne Ausnahme)könnte hierbei Abhilfe schaffen.In einem weiteren Bericht (Fall-Nr.:2666) wird eine Patientengefährdungaufgrund unzureichender Einarbei-tungsabläufe beschrieben. Einemneuen Mitarbeiter ist der Ablauf beiNotsectioalarm, samt Informations-kette, unbekannt. Eine Patientenge-fährdung kann nur dank besondererAufmerksamkeit eines Arztes, dereine Pflegekraft über die Station eilensieht, vermieden werden.In weiteren Ereignissen, die inTabelle 2 unter der Subkategorie

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 109 (2015), 182—189183http://www.elsevier.com/locate/zefq

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Kasten 1: Ausgewählte Fälle

Fallnummer 7796

Problemfeld: Organisationsdefizit

Titel: Sectio und Neugeborenenerstversorgung bei Hochrisikoschwangerschaft:Reduzierte Ressourcen und Komplikationen

Zuständiges Fachgebiet: AnästhesiologieWo ist das Ereignis eingetreten: KrankenhausWo ist das Ereignis eingetreten: OPTag des berichteten Ereignisses: WochentagWelche Versorgungsart: RoutinebetriebPatientenzustand Hochrisikoschwangerschaft 38. SSW bei Adipositas permagna ohne weitere

bekannte VorerkrankungenASA-Klassifizierung:Wichtige Begleitumstände:

ASA III2 Wochen zuvor diagnostizierter Halstumor im Bereich des Sinus piriformis.Einengung und Sichtbehinderung der Glottisebene, leichte Schluckstörungund kloßige Sprache.Primär geplante Sectio, sekundär sollte der HNO-Tumor wenige Tage späterentfernt werden.

Fallbeschreibung: Geplante Sectio in SPA. Tracheotomiebereitschaft bei erwartet schwierigemLuftweg, alternatives Equipment zur Sicherung des Luftwegs sämtlichvorhanden.Schwierige SPA, Ausdehnung bis ca. Th 4-5 bds. Intermittierende Volumen-und Akrinorgabe bei rezidivierender Hypotonie und Übelkeit.Zu diesem Zeitpunkt war statt des primär vorgesehenen Oberarztes undFacharztes nur ein Facharzt mit zusätzlicher Betreuungsfunktion für andereSäle vor Ort. Der Anästhesist ist gleichzeitig für dieNeugeborenenerstversorgung zuständig.Unter der Sectio überraschend vorliegende Plazenta und Querlage desKindes. Massiver Blutverlust (2-2,5 Liter), moderater hämorrhagischer Schockmit Hb-Abfall auf 8,0 mg/dl nach 1500 ml Volumen und 1500 ml Ringer.Gleichzeitig verzögerte Entwicklung des Kindes mit interkurrenter Verlegungder Nabelschnur. Extreme Anpassungsstörung mit verlängerten Atempausenund deutlich reduzierter motorischer Aktivität, APGAR 6 nach einer Minute.Ein zusätzlicher Anästhesist trifft eine Minute nach Alarmierung ein. Nachintermittierender CPAP-Ventilation respiratorische Besserung. Verlegung mitAPGAR 9-10 in den Kreissaal. Dort nach ca. 20 min. erneutepH-Verschlechterung (7,15) und Atempausen (Sa02 initial 50%). Alarmierungeines ortsansässigen Kinderarztes. Verlegung mit Babynotarzt in 30 kmentfernte Kinderklinik.Die Mutter kann stabil in den Kreissaal verlegt werden.

Was war besonders gut: � Zeitgerechte, akribische Abwägung der risikorelevanten Umstände imVorfeld.� Bereitstellung von erfahrenem Personal und erforderlicher Technik.� Guter Volumenstatus noch vor der relevanten Blutung, so dass bei stabilerMutter ausreichend Zeit zur notfallmäßigen Neugeborenenversorgung blieb.� Dringend herbeigerufener ärztlicher Kollege war zwar nur bedingtabkömmlich, kam aber innerhalb von 1 Minute zur Unterstützung.� Sukzessives Abarbeiten der aufgetretenen Komplikationen in Absprachemit den Operateuren, nach ca. 15 min. war die Lage entspannt.

Was war besonders ungünstig: � Organisatorische Umstellung: Es stand bis zum Beginn derNeugeborenenversorgung nur ein erfahrener Anästhesiefacharzt bereit.� Wg. Hochrisikoschwangerschaft:� Beginn einer derartigen riskanten OP nur bei ausreichender personellerRessourcenbereitstellung, also mindestens zwei verfügbare erfahreneAnästhesieärzte, ggf. auch zwei Fachpflegekräfte statt einer.

184Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 109 (2015), 182—189

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Kasten 1: Ausgewählte Fälle

Fallnummer 7796 Organisationsdefizit

Problemfeld:

Eigener Ratschlag(take-home-message):

� Bei jeder Hochrisikoschwangerschaft mit subakuten Begleiterkrankungensollte beachtet werden:� Beginn einer derartigen riskanten OP nur bei ausreichender personellerRessourcenbereitstellung, also mindestens zwei erfahrene Anästhesieärzte mitFacharztstandard.� Im Vorfeld ‘gesunde‘ interdisziplinäre Kommunikation mit Abwägungweitgehend aller in Betracht zu ziehender relevanter Komplikationen.� Der immer mehr zunehmende ökonomische Druck im operativen Bereichtrug dazu bei, dass mit dem Eingriff dennoch begonnen wurde, obwohl diepersonelle Situation in diesem Zeitraster angespannt war.� Patientensicherheit lässt sich durch personelle Qualität und Quantitäterheblich steigern. Nun entfernen wir uns davon Schritt für Schritt immermehr davon.

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

mehrmals pro Jahr

Fallnummer 29611Problemfeld MedikamentenverwechslungTitel: Verwechslung von InfusionslösungenZuständiges Fachgebiet: AnästhesiologieWo ist das Ereignis eingetreten: Krankenhaus - OPTag des berichteten Ereignisses: WochentagWelche Versorgungsart: RoutinebetriebPatientenzustand: SectioASA-Klassifizierung:Wichtige Begleitumstände:

ASA II

Fallbeschreibung: Anstatt Elektrolytlösung ohne Zusatz wurde die bereits vorbereiteteElektrolytlösung mit 10 iE Oxytocin zur OP-Vorbereitung angeschlossen. Diesfiel nur zufällig noch vor dem Aufdrehen der Infusion auf, da dasKennzeichnungsklebeschild durch die Etikette der Infusionsflasche verdecktwar.

Was war besonders gut: + die nochmalige Kontrolle vor dem AufdrehenWas war besonders ungünstig: + zwei Infusionen des selben Fabrikats/Größe/AussehenEigener Ratschlag (take-home-message): Generell 1000 ml-Infusionen verwenden, da dieser Flüssigkeitsbedarf ohnehin

meistens besteht - Oxytocin generell in eine 500 ml-Infusion zuspritzen -weitere Kennzeichnung nahe des Dreiwegehahns

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

Mehrmals pro Jahr

,,Organisationsdefizit‘‘ zusammen-gefasst wurden, werden u. a. dasFehlen von Medikamenten oder einesperipheren Venenverweilkathetersbei Sectiobeginn beschrieben. Einsicherer i. v.-Zugang ist essentiell beijeder Anästhesie, um eine sichereApplikation notwendiger Medikamenteoder Flüssigkeiten während der Ope-ration zu gewährleisten. Eine 100%igeSicherheit, dass ein einmal geleg-ter peripherer (oder auch zentraler)Zugang immer korrekt intravasalliegt, durchlässig und somit uneinge-schränkt nutzbar ist, gibt es leidernicht. Daher wird bei Risikopatienten

oder vorhersehbarem hohen Volu-menverlust mitunter die Anlage eineszweiten ,,Rescue-Zugangs‘‘ im Hinblickauf mögliche Komplikationen wiez. B. der Bildung eines Paravasatesempfohlen.In zwei weiteren Fällen wird die Not-sectio im Kreißsaal durchgeführt, dader dafür vorgesehene Notsectiosaalnoch mit einer geplanten infektiösenSectio belegt ist bzw. noch nichtentsprechend gereinigt wurde.Andere organisatorische Defizite wer-den in weiteren Fällen deutlich. ImFall einer eiligen Sectio kommt esaufgrund zu vieler geplanter, parallel

durchgeführter Operationen zu Perso-nalknappheit bzw. zu einer vermeint-lichen Narkoseeinleitung durch diePflege. Hierbei liegen Versäumnissevon Seiten des Krankenhausträgersvor. Laut der Vereinbarung über dieZusammenarbeit in der operativenGynäkologie und in der Geburtshilfevon DGAI und BDA mit der Deut-schen Gesellschaft für Gynäkologieund Geburtshilfe (DGGG) und demBerufsverband der Frauenärzte (BVF)obliegt es der Organisationspflicht desKrankenhausträgers, ,,für eine ausrei-chende anästhesiologische Versorgungder Geburtshilfe‘‘ zu sorgen [6]. Um

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 109 (2015), 182—189185http://www.elsevier.com/locate/zefq

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Kasten 1: Ausgewählte Fälle

Fallnummer 7796 Organisationsdefizit

Problemfeld:

Eigener Ratschlag(take-home-message):

� Bei jeder Hochrisikoschwangerschaft mit subakuten Begleiterkrankungensollte beachtet werden:� Beginn einer derartigen riskanten OP nur bei ausreichender personellerRessourcenbereitstellung, also mindestens zwei erfahrene Anästhesieärzte mitFacharztstandard.� Im Vorfeld ‘gesunde‘ interdisziplinäre Kommunikation mit Abwägungweitgehend aller in Betracht zu ziehender relevanter Komplikationen.� Der immer mehr zunehmende ökonomische Druck im operativen Bereichtrug dazu bei, dass mit dem Eingriff dennoch begonnen wurde, obwohl diepersonelle Situation in diesem Zeitraster angespannt war.� Patientensicherheit lässt sich durch personelle Qualität und Quantitäterheblich steigern. Nun entfernen wir uns davon Schritt für Schritt immermehr davon.

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

mehrmals pro Jahr

Fallnummer 29611Problemfeld MedikamentenverwechslungTitel: Verwechslung von InfusionslösungenZuständiges Fachgebiet: AnästhesiologieWo ist das Ereignis eingetreten: Krankenhaus - OPTag des berichteten Ereignisses: WochentagWelche Versorgungsart: RoutinebetriebPatientenzustand: SectioASA-Klassifizierung:Wichtige Begleitumstände:

ASA II

Fallbeschreibung: Anstatt Elektrolytlösung ohne Zusatz wurde die bereits vorbereiteteElektrolytlösung mit 10 iE Oxytocin zur OP-Vorbereitung angeschlossen. Diesfiel nur zufällig noch vor dem Aufdrehen der Infusion auf, da dasKennzeichnungsklebeschild durch die Etikette der Infusionsflasche verdecktwar.

Was war besonders gut: + die nochmalige Kontrolle vor dem AufdrehenWas war besonders ungünstig: + zwei Infusionen des selben Fabrikats/Größe/AussehenEigener Ratschlag (take-home-message): Generell 1000 ml-Infusionen verwenden, da dieser Flüssigkeitsbedarf ohnehin

meistens besteht - Oxytocin generell in eine 500 ml-Infusion zuspritzen -weitere Kennzeichnung nahe des Dreiwegehahns

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

Mehrmals pro Jahr

,,Organisationsdefizit‘‘ zusammen-gefasst wurden, werden u. a. dasFehlen von Medikamenten oder einesperipheren Venenverweilkathetersbei Sectiobeginn beschrieben. Einsicherer i. v.-Zugang ist essentiell beijeder Anästhesie, um eine sichereApplikation notwendiger Medikamenteoder Flüssigkeiten während der Ope-ration zu gewährleisten. Eine 100%igeSicherheit, dass ein einmal geleg-ter peripherer (oder auch zentraler)Zugang immer korrekt intravasalliegt, durchlässig und somit uneinge-schränkt nutzbar ist, gibt es leidernicht. Daher wird bei Risikopatienten

oder vorhersehbarem hohen Volu-menverlust mitunter die Anlage eineszweiten ,,Rescue-Zugangs‘‘ im Hinblickauf mögliche Komplikationen wiez. B. der Bildung eines Paravasatesempfohlen.In zwei weiteren Fällen wird die Not-sectio im Kreißsaal durchgeführt, dader dafür vorgesehene Notsectiosaalnoch mit einer geplanten infektiösenSectio belegt ist bzw. noch nichtentsprechend gereinigt wurde.Andere organisatorische Defizite wer-den in weiteren Fällen deutlich. ImFall einer eiligen Sectio kommt esaufgrund zu vieler geplanter, parallel

durchgeführter Operationen zu Perso-nalknappheit bzw. zu einer vermeint-lichen Narkoseeinleitung durch diePflege. Hierbei liegen Versäumnissevon Seiten des Krankenhausträgersvor. Laut der Vereinbarung über dieZusammenarbeit in der operativenGynäkologie und in der Geburtshilfevon DGAI und BDA mit der Deut-schen Gesellschaft für Gynäkologieund Geburtshilfe (DGGG) und demBerufsverband der Frauenärzte (BVF)obliegt es der Organisationspflicht desKrankenhausträgers, ,,für eine ausrei-chende anästhesiologische Versorgungder Geburtshilfe‘‘ zu sorgen [6]. Um

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Kasten 1: Ausgewählte Fälle

Fallnummer 7796 Organisationsdefizit

Problemfeld:

Eigener Ratschlag(take-home-message):

� Bei jeder Hochrisikoschwangerschaft mit subakuten Begleiterkrankungensollte beachtet werden:� Beginn einer derartigen riskanten OP nur bei ausreichender personellerRessourcenbereitstellung, also mindestens zwei erfahrene Anästhesieärzte mitFacharztstandard.� Im Vorfeld ‘gesunde‘ interdisziplinäre Kommunikation mit Abwägungweitgehend aller in Betracht zu ziehender relevanter Komplikationen.� Der immer mehr zunehmende ökonomische Druck im operativen Bereichtrug dazu bei, dass mit dem Eingriff dennoch begonnen wurde, obwohl diepersonelle Situation in diesem Zeitraster angespannt war.� Patientensicherheit lässt sich durch personelle Qualität und Quantitäterheblich steigern. Nun entfernen wir uns davon Schritt für Schritt immermehr davon.

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

mehrmals pro Jahr

Fallnummer 29611Problemfeld MedikamentenverwechslungTitel: Verwechslung von InfusionslösungenZuständiges Fachgebiet: AnästhesiologieWo ist das Ereignis eingetreten: Krankenhaus - OPTag des berichteten Ereignisses: WochentagWelche Versorgungsart: RoutinebetriebPatientenzustand: SectioASA-Klassifizierung:Wichtige Begleitumstände:

ASA II

Fallbeschreibung: Anstatt Elektrolytlösung ohne Zusatz wurde die bereits vorbereiteteElektrolytlösung mit 10 iE Oxytocin zur OP-Vorbereitung angeschlossen. Diesfiel nur zufällig noch vor dem Aufdrehen der Infusion auf, da dasKennzeichnungsklebeschild durch die Etikette der Infusionsflasche verdecktwar.

Was war besonders gut: + die nochmalige Kontrolle vor dem AufdrehenWas war besonders ungünstig: + zwei Infusionen des selben Fabrikats/Größe/AussehenEigener Ratschlag (take-home-message): Generell 1000 ml-Infusionen verwenden, da dieser Flüssigkeitsbedarf ohnehin

meistens besteht - Oxytocin generell in eine 500 ml-Infusion zuspritzen -weitere Kennzeichnung nahe des Dreiwegehahns

Wie häufig tritt ein Ereignis dieser Art inIhrer Abteilung auf?

Mehrmals pro Jahr

,,Organisationsdefizit‘‘ zusammen-gefasst wurden, werden u. a. dasFehlen von Medikamenten oder einesperipheren Venenverweilkathetersbei Sectiobeginn beschrieben. Einsicherer i. v.-Zugang ist essentiell beijeder Anästhesie, um eine sichereApplikation notwendiger Medikamenteoder Flüssigkeiten während der Ope-ration zu gewährleisten. Eine 100%igeSicherheit, dass ein einmal geleg-ter peripherer (oder auch zentraler)Zugang immer korrekt intravasalliegt, durchlässig und somit uneinge-schränkt nutzbar ist, gibt es leidernicht. Daher wird bei Risikopatienten

oder vorhersehbarem hohen Volu-menverlust mitunter die Anlage eineszweiten ,,Rescue-Zugangs‘‘ im Hinblickauf mögliche Komplikationen wiez. B. der Bildung eines Paravasatesempfohlen.In zwei weiteren Fällen wird die Not-sectio im Kreißsaal durchgeführt, dader dafür vorgesehene Notsectiosaalnoch mit einer geplanten infektiösenSectio belegt ist bzw. noch nichtentsprechend gereinigt wurde.Andere organisatorische Defizite wer-den in weiteren Fällen deutlich. ImFall einer eiligen Sectio kommt esaufgrund zu vieler geplanter, parallel

durchgeführter Operationen zu Perso-nalknappheit bzw. zu einer vermeint-lichen Narkoseeinleitung durch diePflege. Hierbei liegen Versäumnissevon Seiten des Krankenhausträgersvor. Laut der Vereinbarung über dieZusammenarbeit in der operativenGynäkologie und in der Geburtshilfevon DGAI und BDA mit der Deut-schen Gesellschaft für Gynäkologieund Geburtshilfe (DGGG) und demBerufsverband der Frauenärzte (BVF)obliegt es der Organisationspflicht desKrankenhausträgers, ,,für eine ausrei-chende anästhesiologische Versorgungder Geburtshilfe‘‘ zu sorgen [6]. Um

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Patientengefährdungen aufgrund or-ganisatorischer Mängel zu vermeiden,hat die DGGG in Kooperation mit derArbeitsgemeinschaft Medizinrecht (AGMedR) eine Leitlinie zu Mindestanfor-derungen an prozessuale, strukturelleund organisatorische Voraussetzungenfür geburtshilfliche Abteilungen derGrund- und Regelversorgung erstellt.Darin wird u.a. festgelegt, dass inner-halb von 10 Minuten ein Anästhesistbei der Schwangeren verfügbar seinmuss [7]. Die Bereitstellung von biszu zwei Anästhesisten innerhalb von10 Minuten bereitet jedoch vielenAbteilungen in der heutigen Zeitgroße Probleme. Insbesondere dieVerfügbarkeit an kleineren Häusernim Bereitschaftsdienst verursachthohe Kosten und Dienst-Belastungen.Das ist eine allgemein bekannte, den-noch nicht zu akzeptierende Realität.In einem kleineren Haus muss mandaher geeignete Regelungen treffen:etwa der Art, dass ein Anästhesistimmer im Bereitschaftsdienst sofortzur Verfügung steht, ein weitereroder der Pädiater innerhalb kurzerZeit ebenfalls den Kreissaal erreichenkann. Durch eine Rufdienstregelungwird dies nicht immer zu realisierensein, da hier regelhaft von größerenZeitintervallen ausgegangen wird.Handelt es sich um ein neonatolo-gisches Schwerpunkthaus, so ist dieAbteilung gut beraten durch ganzklare und verbindliche Absprachenfestzulegen, dass auch der Neonato-loge innerhalb von 10 Minuten bei derPatientin sein kann.Unter der Fallnummer 7796 wird inKasten 1 ein Bericht zur unzureichen-den organisatorischen Vorausplanungdargestellt. Hier werden bei dergeplanten Versorgung einer Hochri-sikoschwangerschaft unzureichendpersonelle Ressourcen eingeplant [8].Der Fall bietet eine Fülle von Aspek-ten, welche bei der organisatorischenPlanung bekannter medizinischerBesonderheiten sowie möglicherKomplikationen bedacht werden müs-sen. In der Geburtsmedizin ist dabeivor allem an die mögliche notwen-dige Versorgung zweier Menschen zudenken — der Mutter und des Neu-geborenen. In einer Stellungnahmezur Erstversorgung von Neugeborenenwird gefordert:

,,In der Geburtshilfe ist da-von auszugehen, dass ein

anästhesiologischer Dienst vor-gehalten wird, der in wenigen Mi-nuten zur Verfügung stehen kann.Wenn zugleich kein neonatologischversierter Pädiater bereit steht,sollte neben dem Geburtshelferauch der Anästhesist in der Lagesein, in unvorhergesehenen Not-fällen die Erstversorgung des Neu-geborenen bis zum Eintreffen desNeugeborenen-Notarztes bzw. desNeonatologen vorzunehmen [9].‘‘

Da im Falle einer intensivmedizini-schen Versorgung des Neugeborenenbei Abwesenheit eines Neonatolo-gen sowohl für die Mutter als auchfür das Kind ein Anästhesist zur Ver-fügung gestellt werden muss, sindbesonders im Risikofall zwei Anästhe-sisten vorzuhalten. Erfahrungen in derNeugeborenen-Reanimation [10] sindhierbei entscheidend. Weiterhin wirdbei einer Hochrisikoschwangerschaftdie Verlegung / Behandlung in einPerinatalzentrum empfohlen [9].In Kasten 2 sind Vermeidungsstrate-gien aus der Praxis zu zuvor genann-ten Beispielfällen dargestellt.

Medikationsfehler

Obwohl bereits eine Sonderausgabezu Medikationsfehlern erschienen ist[11], soll an dieser Stelle erneut dasAugenmerk auf Medikationsfehler mitgesondertem Blick auf geburtshilflicheMedikamente gerichtet werden, daeine große Anzahl der Berichte (ins-gesamt 33 von 70) auch beim ThemaSectio in die Gruppe der Medikations-fehler fallen (davon allein 11 Berichtein die Kategorie Medikamentenver-wechslungen). Zudem sind bei einerSectio im Verwechslungsfall immer so-fort zwei Personen gefährdet, nämlichMutter und ungeborenes Kind.Fallbeispiel 29611 (s. Kasten 1) ver-deutlicht beispielhaft die Zusammen-hänge bei der Verwechslung von Medi-kamenten. Es werden Verwechslungenaufgrund von nebeneinanderliegendenSpritzen gleicher Wirkart und Größemit handschriftlicher Beschriftungbeschrieben (5 Berichte, davon Ver-wechslungen z. B. von Scandicain 1%mit 4% oder Succinylcholin mit Atra-curium), Verwechslungen trotz derVerwendung von Klebeetiketten (5Berichte, davon z. B. Verwechslun-gen von Oxytocin und Dexamethasonoder Epinephrin mit Ephedrin) und ein

Kasten 2: Vermeidungsstrate-gien und Ratschläge aus derPraxis von Berichtenden zuorganisatorischen Aspekten(Quellen: Berichte aus demCIRS-AINS)

� Geplante, infektiös einge-stufte Eingriffe am Ende desOP-Plans einordnen

� Notsectiosaal nie mit geplan-ten Sectios belegen

� Alarmierungswortlaut zur,,Notsectio‘‘ eindeutig festle-gen

� Alarmierungskette muss ein-deutig und jedem bekanntsein

� Im Falle einer Hochrisi-koschwangerschaft Verlegungder Patientin in ein Perinatal-zentrum

� Vorhalten von zwei Anästhe-sisten bei Risikoschwanger-schaften, einer für die Mutter,einer fürs Kind

� Optimale geburtshilflicheDiagnostik vor der Sectioanfordern

Bericht bei dem die Verwechslung derLokalanästhetika Scandicain und Car-bostesin anscheinend in persönlichenFaktoren (Müdigkeit) begründet lag.In der Literatur finden sich bereitszahlreiche Publikationen, die sichmit Gründen und Lösungsvorschlägenzum Thema Medikamentenverwechs-lungen auseinandersetzten. So hatbeispielsweise die DGAI mit ihrenEmpfehlungen zur Kennzeichnungvon Spritzen [12] sowie deren Über-arbeitungen [13], [14] einen großenBeitrag geleistet, die Patientensicher-heit aufgrund einer optisch besserenUnterscheidung von Medikamentenzu verbessern. Doch nicht nur diefarbliche Unterscheidung sei hierzielführend, sondern vielmehr dieKombination mit sogenannten ,,tallman letters‘‘, welche dazu beitra-gen soll, die Aufmerksamkeit desAnwenders zu erhöhen [15].Dennoch finden sich trotz Kennzeich-nung durch eine nach DIVI-Normgeeignete Etikettierung einige Fällevon Medikamentenverwechslungen inCIRS-AINS. Hier wurde versehentlichvorzeitig oder zu schnell das Uteroto-nikum Oxytocin verabreicht, was mit

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einer Gefährdung des Neugeboreneneinhergehen kann. Durch eine mög-licherweise starke Kontraktion desUterus kann es zu Einschränkungender Blutversorgung oder lebensbe-drohlichen Bradykardien beim neu-geborenen Kind kommen. Aber auchfür die Mutter kann eine zu schnelleOxytocingabe unerwünschte hämo-dynamische Wirkungen hervorrufen[16], [17]. Hier sollte man die höchstmögliche Sorgfalt walten lassen, dassBolusinjektionen von Oxytocin grund-sätzlich nicht durchgeführt werden,sondern die Applikation bedarfsweiseimmer erst nach der Entwicklungdes Kindes im Rahmen einer Dauer-infusion erfolgt. Verschiedene inCIRS-AINS zu findende Vorschlägeweisen darauf hin, sind aber manch-mal auch nicht sicher genug. So wirdvorgeschlagen (siehe Kasten 5), eineSpritze Oxytocin bereitzulegen underst bei gewünschter Applikation derInfusion zuzusetzen. Gerade diesesVorgehen erscheint auch wieder ge-fährlich, da eine fertige Spritze inder Hektik schnell einmal gegriffenwird. Bewährt hat sich u.a. die Be-reitstellung einer Oxytocin Infusionals 250 ml Lösung, wenn alle anderenInfusionen 500 oder 1000 ml betra-gen. Bei einer Verwechslung trotz derVerwendung von standardisierten,farbkodierten Klebeetiketten wie esin einem Fallbericht bei Dexame-thason und Oxytocin der Fall war,können Praxistipps wie in Kasten 3zusammengetragen, hilfreich sein.

Kasten 3: Vermeidungsstrate-gien aus der Praxis von Berich-tenden zu Medikamentenver-wechslungen (Quellen: Berichteaus dem CIRS-AINS)

� Kennzeichnung zusätzlichnahe des Dreiwegehahns

� Unterschiedliche Spritzen-größen für unterschiedlicheWirkstoffe verwenden

� Medikamente nach Indikationbzw. dem zeitlichen Ablaufder Operation folgend anord-nen

� Nie Notfallmedikamenteund Medikamente für ,,nachAbnabelung‘‘ in einem,,Spritzenset‘‘ aufbewahren

Beispiele von Vermeidungsstrategien,wie Medikamentenverwechslungenim Allgemeinen vorgebeugt werdenkönnen, sind dem Kasten 4 zu entneh-men.Im Folgenden wird eine kurze Über-sicht über die berichteten Ursachengegeben, die neben Medikationsver-wechslungen noch maßgeblich zukritischen Ereignissen im Zusammen-hang mit Medikamenten während derintraoperativen Phase beigetragenhaben:

� Anwendungsfehler, z. B. Öff-nung des Belüftungsventils einesInfusionsbeutels bestimmter In-fusionsgemische, obwohl derAnwendungshinweis ,,unbelüftetanwenden‘‘ vom Hersteller auf derVerpackung angegeben wird. Dar-aus kann das Problem resultieren,dass bei schneller Infusion undgeöffnetem Belüftungsventil einLuft/Flüssigkeitsgemisch infundiertwird.

� Fehlende geburtshilfliche Notfall-medikamente

� Nicht oder unzureichend wirksameSpinalanästhesie nach Wechseldes Lokalanästhetikums Bupi-

Kasten 4: Beispiele von Ver-meidungsstrategien aus derLiteratur zu Medikamentenver-wechslungen [11,12,21—23]

� Aufmerksames Lesen jederBeschriftung

� Aufkleber sollten durch einezweite Person oder durch einBarcode-Lesegerät überprüftwerden (Cross-Check), bevordas Medikament gespritztwird

� Beschriftungspflicht: JedeSpritze, muss beschriftet sein,andernfalls wird sie verworfen

� Beschriftung mittels ISO-normierten Klebeetikettenz. B. nach überarbeitetemDIVI-Standard (Änderung derFarbgebung und Tall-Man-Lettering)

� Längsbeklebung von Spritzenmit farbkodierten Etiketten

� Angabe von Wirkstoffmenge(z. B. Konzentration pro ml)und Darreichungsform

vacain 0,5% hyperbar des einenHerstellers auf das eines anderenHerstellers

� Patientenreaktionen auf Medika-mente aufgrund unbekannter oderunbeachteter Allergien

� Gabe von zu viel Flüssigkeit beiunbeachteten Nebendiagnosen

Wie in Tabelle 1 ersichtlich wurdenin der intraoperativen Phase nebenMedikationsfehlern noch weitereProblemfelder beschrieben, wie auf-getretene Komplikationen (z.B. derschwierige Atemweg) oder das Abwei-chen von Standards beim Managementeiner Notsectio.Die letzte Subkategorie innerhalb derintraoperativen Versorgung beziehtsich auf organisationsbedingte Feh-lerquellen. So führte zum Beispielein Infusionssystem ohne Rückschlag-ventil zu intraoperativer Wachheit (s.hierzu auch unser CIRS-AINS Spezial,,Das Rückschlagventil im Infusions-system - ein kleines Detail für mehrPatientensicherheit?‘‘ [18]).Weitere berichtete Ereignisse be-ziehen sich auf die postoperativePhase, wie z.B. Komplikationen mitdem Neugeborenen (z. B. neonataleApnoe) als auch mit der Mutter (z. B.Hämorrhagie oder Meningitis). LautLeitlinie zur postoperativen Überwa-chung von Kaiserschnittpatientinnender DGGG muss ,,Die postoperativeÜberwachung einer Kaiserschnittpati-entin [. . .] nach den gleichen Prinzi-pien erfolgen wie bei allen anderenoperativen Eingriffen‘‘ [19]. Dem-nach muss eine Kaiserschnittpatientinin einem Aufwachraum überwachtwerden und verbleiben, ,,bis sie ausder Narkose erwacht und wieder imVollbesitz ihrer Schutzreflexe ist undkeine unmittelbaren Komplikationenseitens der Vitalfunktionen mehr zuerwarten sind‘‘. ,,Besteht kein Auf-wachraum und muss die Patientin ausdiesem Grunde schon während derpostoperativen Aufwachphase auf diegynäkologische Krankenstation zu-rückverlegt werden, so ist auch dortdie Überwachung sicherzustellen.[. . .] Der Krankenhausträger hat dann[. . .] die dafür zusätzlichen erforder-lichen Pflegekräfte zur Verfügung zustellen‘‘ [6].In anderen Berichten bestehen Kom-munikationsschwierigkeiten in derpostoperativen Versorgung.

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Kasten 5: Ratschläge von Berichtenden aus der Praxis zum Thema versehentliche vorzeitige Gabe des Uteroto-nikums Oxytocin (Quellen: Berichte aus dem CIRS-AINS)

� Oxytocin generell erst nach Kindsentwicklung aus der Schublade holen� Keine Infusion vorbereiten und anhängen, in der sich bereits Oxytocin befindet, ggf. Spritze mit Oxytocin vorbe-

reiten und im Gebrauchsfall ,,just in time‘‘ zuspritzen� Keine Notfallmedikamente mit Medikamenten für ,,nach Abnabelung‘‘ gemeinsam in einem ,,Spritzenset‘‘ aufbe-

wahren (z. B. Nierenschale)� Oxytocin nicht als Bolus sondern nur als Kurzinfusion verwenden� Oxytocin-Infusionen erst nach Kindsabnabelung entsprechend gekennzeichnet an Dreiwegehahn anschließen� Unterschiedliche Infusionsgrößen benutzen, z. B. Oxytocin in 250 ml NaCl-Lösungen beimischen, wenn andere

Infusionen bereits in 500 ml oder 1000 ml anhängen

Unter rechtlichen Aspekten findensich Regelverstöße sowie juristischeFragestellungen bezüglich elektivenWunschsectiones oder zur verpflich-tenden Anwesenheit von Hebammenbei Kaiserschnitten. Hierzu sind be-reits nützliche Hinweise in den Fach-kommentaren zu den CIRS-Berichtenzu finden. Demnach ist z. B. laut § 4des Hebammengesetzes die Durch-führung einer geplanten Geburt ohneHebamme nicht zulässig, da ,,DieÄrztin und der Arzt [. . .] sind ver-pflichtet, dafür Sorge zu tragen, dassbei einer Entbindung eine Hebammeoder ein Entbindungspfleger zuge-zogen wird‘‘ [20]. Zudem wird in derzuvor genannten Leitlinie der DGGGvorausgesetzt, dass ,,mindestens eineHebamme ständig rund um die Uhrim Bereitschaftsdienst verfügbar seinmuss‘‘ [7].

Fazit

Die systematische Auswertung vonBerichten aus dem CIRS-AINS zumThema Sectio zeigt unterschiedlicheProblemfelder bei der prä,- intra- undpostoperativen Durchführungsphase.Zwei Schwerpunkte, die bei der Aus-wertung von Berichten zu Sectio be-sonders auffielen, wurden hier näherbeleuchtet und die Maßnahmen zuderen Vermeidung sowie Tipps aus derPraxis in Kasten 2, Kasten 3, Kasten4, und Kasten 5 dargestellt. DieseMaßnahmen zielen vor allem daraufab, für unerwünschte Ereignisse imperioperativen Setting von Sectioneszu sensibilisieren und mögliche Ver-meidungsstrategien aufzuzeigen, umso die Patientensicherheit zu stärken.Eine Auswertung der CIRS-AINS Daten-bank kann naturgemäß nur Hinweiseauf mögliche Gefahren geben bzw.

beschreibt konkrete Fälle, bei denenentsprechende Probleme aufgetretensind. Eine solche Auswertung sagtjedoch nur wenig über die Häufigkeitdieser Fehler aus. Durch die Beschrei-bung konkreter Einzelfälle aus einemCIRS kann jedoch das Bewusstsein fürbestimmte Problemfelder geschärftwerden.

Literatur

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[5] Durchführung von Analgesie- undAnästhesieverfahren in der Geburts-hilfe. 2. überarbeitete Empfehlungender Deutschen Gesellschaft für An-ästhesiologie und Intensivmedizinund des Berufsverbandes Deutscher

Anästhesisten in Zusammenarbeit mitder Deutschen Gesellschaft für Gy-näkologie und Geburtshilfe.DeutscheGesellschaft für Anästhesiologie undIntensivmedizin (DGAI), Berufsver-band Deutscher Anästhesisten (BDA),editors. Entschließungen, Empfeh-lungen, Vereinbarungen. 5th ed.Ebelsbach: Aktiv Druck & Verl; 2011.p. 183—90.

[6] Vereinbarung über die Zusammenar-beit in der operativen Gynäkologieund in der Geburtshilfe der Deut-schen Gesellschaft für Anästhesio-logie und Intensivmedizin und desBerufsverbandes Deutscher Anästhesi-sten mit der Deutschen Gesellschaftfür Gynäkologie und Geburtshilfeund dem Berufsverband der Frau-enärzte.Deutsche Gesellschaft fürAnästhesiologie und Intensivmedizin(DGAI), Berufsverband DeutscherAnästhesisten (BDA), editors. Ent-schließungen, Empfehlungen, Verein-barungen. 5th ed Ebelsbach: AktivDruck & Verl; 2011. p. 19—24.

[7] Arbeitsgemeinschaft der Wissen-schaftlichen Medizinischen Fachge-sellschaften (AWMF). Mindestanforde-rungen an prozessuale, strukturelleund organisatorische Voraussetzungenfür geburtshilfliche Abteilungen derGrund- und Regelversorgung. 2013[cited: 2014 Nov 12]. Available from:http://www.awmf.org/uploads/tx szleitlinien/015-078l S1 ProzessuleStrukturelle OrganisatorischeVoraussetzungen 2013-05.pdf

[8] CIRSmedical Anästhesiologie(CIRS-AINS). Fall des Monats -September 2010. 2010 [cited:2014 Nov 20]. Available from:https://www.cirs-ains.de/files/fall-des-monats/CIRS-AINS-Fall-des-Monats-September-2010.pdf

[9] Erstversorgung von, Neugeborenen.,Gemeinsame Stellungnahme derDeutschen Gesellschaft für Gynäkolo-gie und Geburtshilfe, der DeutschenGesellschaft für Anästhesiologieund Intensivmedizin, der Deutschen

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Gesellschaft für Perinatale Medizinund der Deutsch-ÖsterreichischenGesellschaft für Neonatologie undPädiatrische Intensivmedizin.DeutscheGesellschaft für Anästhesiologie undIntensivmedizin (DGAI), Berufsver-band Deutscher Anästhesisten (BDA),editors. Entschließungen, Empfeh-lungen, Vereinbarungen. Ebelsbach:Aktiv Druck & Verl; 2011. p. 57.

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[23] Krankenhaus-CIRS-Netz Deutsch-land. Fall des Monats - März 2014- Medikamentenverwechslung: Aza-thioprin und Azithromycin. 2014[cited: 2014 Nov 25]. Availablefrom: http://www.kh-cirs.de/faelle/maerz14.html

Anne Zage1,∗

Andrea Sanguino Heinrich1

Tina Rhaiem2

Alexander Schleppers2

Michael St. Pierre3

Christian Thomeczek1

Wolfgang Heinrichs4

1 Ärztliches Zentrum für Qualität inder Medizin, Berlin2 Berufsverband Deutscher Anäs-thesisten e. V. (BDA), Deutsche Ge-sellschaft für Anästhesiologie undIntensivmedizin e. V. (DGAI), Nürn-berg3 Anästhesiologische Klinik, Universi-tätsklinikum Erlangen, Erlangen4 AQAI GmbH, Nierstein

Korrespondenzadresse:Anne ZageÄrztliches Zentrum für Qualität in derMedizinGemeinsames Institut von BÄK undKBVTiergartenTowerStraße des 17. Juni 106-10810623 BerlinTel.: +49 (0)30 4005 2504E-Mail: [email protected] (A. Zage)

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