100
ww w.lsb-nrw. de Bewegt ÄLTER werden in NRW! Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 Band 6

Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

www.lsb-nrw.de

Bewegt ÄLTER werden in NRW!

Praxisbeiträge zum Seniorensport

Fachtagung 2012Band 6

Page 2: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia
Page 3: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 3

Bewegt ÄLTER werden in NRW!

Praxisbeiträge zum Seniorensport

Fachtagung 2012

Page 4: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

4 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Inhalt

Programm 6

Einführung 12

Bärbel Dittrich, Vizepräsidentin Breitensport Landessportbund NRW

Vorträge 15

Bewegt ÄLTER werden in NRW!: 15Aktuelle Entwicklung und Umsetzung der Programme im Landessportbund NRW Ilja Waßenhoven, Vorstand Landessportbund NRW

Bewegung, Spiel und Sport – Gesundheit und Lebensstil 20Prof. Dr. med. Klaus Völker, Leiter des Instituts für Sportmedizin des Universitätsklinikums Münster

Vital in Deutschland – Lokale Angebote auf einen Blick! 26Oliver Urbach, Deutsche Post AG

Praktisch für die Praxis 29Manfred Probst, Referent Wissensmanagement/Neue Medien, Landessportbund NRW

Aus der Praxis 32

„Das Angebotsprofil des TV Ratingen für Ältere – 32mit Schwerpunkt Fitnessstudio“ Irene Francke, TV Ratingen 1865 e.V.

„Club 60“ 33Ursel Weingärtner, DJK Heisingen 1920 e.V.

„Sport und Demenz“ – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein! 34Olaf Wittkamp, Kreissportbund Minden-Lübbecke e.V.

„Rollator-Walking“ 37Nicole Kons, Stadtsportbund Duisburg e.V.

Inhalt

Page 5: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 5

Workshops 38

Crossboccia – die neue Trendsportart 38Irene Francke

Sport und Demenz – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein 42Olaf Wittkamp

Rollator-Walking 44Nicole Kons

Fit und gesund im Wasser 51Ursel Weingärtner

Fuß- und Venengymnastik 54Andrea Schäfer

Wohlfühlstunde für Körper und Geist 57Elena Spereiter

Latino Dance Fitness 66Nicole Selent

Bewegungsangebote XXL 69Ursel Weingärtner

Brainwalking auf dem Ideen-TrimmPfad 72Michael Luther

Nordic-Walking – Dauerbrenner für Frischluftfans 77Nicole Kons

Der Redondo Ball – unschlagbar vielseitig 83Andrea Schäfer

Core-Training – Die Kraft der Körperkernmuskulatur 86Elena Spereiter

Sturzprävention in Theorie und Praxis 93Ursel Weingärtner

ausKLANG 96Nicole Selent

Zufriedenheitsabfrage: Positive Resonanz 98

Impressum 99

Inhalt

Page 6: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

6 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Freitag, 31.08.2012

ab 16:00 Uhr Anmeldung und Steh-Café

17:30 – Abendessen 18:45 Uhr

Mehrzweckhalle

19:00 Uhr Bewegt ÄLTER werden in NRW! (Trailer) Begrüßung und Einführung in die Tagung Bärbel Dittrich, Vizepräsidentin Breiten- sport Landessportbund NRW Grußwort Werner Stürmann, Abteilungsleiter Ministe- rium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW

Bewegt ÄLTER werden in NRW! – Aktuelle Entwicklung und Umsetzung der Programme im Landessportbund NRW Ilja Waßenhoven, Vorstand Landessport- bund NRW

19:30 Uhr Aus der Praxis – Modelle für die Vereinsarbeit • TVRatingen1865e.V.,IreneFrancke • DJKHeisingen1920e.V.,UrselWeingärtner • KSBMinden-Lübbecke,OlafWittkamp • SSBDuisburg,NicoleKons anschließend Diskussion 20:30 Uhr Bewegter „aufTAKT“ Susanne Strobel Moderation: Marcus Tepper

ab 21:15 Uhr Freies Sporttreiben, Sauna, Treff in der Tenne

Samstag, 01.09.2012

7:45 Uhr – Frühstück 8:45 Uhr

9:00 Uhr – Halle 3/Outdoor 10:00 Uhr WS 1 Crossboccia Irene Francke

Halle 2 WS 2 Sport u. Demenz – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein. Olaf Wittkamp

Outdoor/MZH WS 3 Rollator-Walking Nicole Kons

Schwimmbad WS 4 Fit und gesund im Wasser Ursel Weingärtner

Spielzimmer WS 5 Fuß- und Venengymnastik Andrea Schäfer

Vortragsraum WS 6 Wohlfühlstunde für Körper und Geist Elena Spereiter

10:00 Uhr – Pause10:30 Uhr

Programm

Programm

Page 7: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 7Programm

10:30 Uhr – Halle 3/Outdoor 11:30 Uhr WS 7 Crossboccia Irene Francke

Halle 2 WS 8 Sport und Demenz – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein. Olaf Wittkamp

Outdoor/MZH WS 9 Rollator-Walking Nicole Kons

Schwimmbad WS 10 Fit und gesund im Wasser Ursel Weingärtner

Spielzimmer WS 11 Fuß- und Venengymnastik Andrea Schäfer

Vortragsraum WS 12 Wohlfühlstunde für Körper und Geist Elena Spereiter

11:45 Uhr – Mittagessen13:00 Uhr

14:00 Uhr – Halle 315:30 Uhr WS 13 Latino Dance Fitness Nicole Selent

Halle 2 WS 14 Bewegungsangebote XXL Ursel Weingärtner

Outdoor/MZH WS 15 Brainwalking auf dem Ideen-TrimmPfad Michael Luther

Outdoor WS 16 Nordic-Walking – Dauerbrenner für Frischluftfans Nicole Kons

Spielzimmer WS 17 Der Redondo Ball – unschlagbar vielseitig Andrea Schäfer

Vortragsraum WS 18 Coretraining – Die Kraft der Körperkernmuskulaturt Elena Spereiter

15:30 Uhr – Kaffee-/Teepause16:15 Uhr

Page 8: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

8 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Programm

Programm

Sonntag, 02.09.2012

7:45 – Frühstück8:45 Uhr

Mehrzweckhalle9:00 Uhr Bewegung, Spiel und Sport, Gesundheit und Lebensstil Prof. Dr. med. Klaus Völker, Leiter des Insti- tuts für Sportmedizin des Universitätsklini- kums Münster

10:00 Uhr Diskussion zum Vortrag

10:15 Uhr Initiative Vital in Deutschland – Lokale Angebote für die Generation 50plus Oliver Urbach, Technischer Leiter

10:30 Uhr Bewegter „ausKLANG“ Nicole Selent

11:15 Uhr Mittagessen anschließend Abreise

Samstag, 01.09.2012

16:15 Uhr – Halle 3 17:45 Uhr WS 19 Latino Dance Fitness Nicole Selent

Halle 2 WS 20 Sturzprävention in Theorie und Praxis Ursel Weingärtner

Outdoor/MZH WS 21 Brainwalking auf dem Ideen-TrimmPfad Michael Luther

Schwimmbad WS 22 Nordic-Walking – Dauerbrenner für Frischluftfans Nicole Kons

Spielzimmer WS 23 Der Redondo Ball – unschlagbar vielseitig Andrea Schäfer

Vortragsraum WS 24 Core-Training – Die Kraft der Körperkern- muskulatur Elena Spereiter

18:30 Uhr – Abendessen Buffet20:00 Uhr anschließend Treff in der Tenne, Sauna, freies Sporttreiben

Page 9: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 9Programm

WS 1 und WS 7

Crossboccia Leitung: Irene Francke Crossboccia, auch Cross-Boule oder Street-Boccia ge-nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge-danken von Boccia und Boule wurde die Spielweise komplett verändert. Bei Crossboccia werden spezielle Crossboccia-Kugeln, die weich und leicht sind, verwendet. Der dreidimensionale Raum wird einbezogen und wird so selbst zum Spielfeld. Es werden Treppen, Tische, Bänke, Kästen, Bäume in das Spiel integriert. Die Spieler/innen bestimmen das Ziel und können so den Spielverlauf aktiv mitgestalten. Der Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt. Das Spiel kann drinnen in der Turnhalle oder im Treppenhaus, es kann draußen auf Straßen, in Parks oder im Wald gespielt werden.

WS 2 und WS 8Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein Leitung: Olaf Wittkamp

Sich gemeinsam bewegen und Sport treiben – dies bedeutet für viele Menschen ein wichtiges Stück Lebens-qualität. So auch für Menschen mit Demenz. Unter dem Motto „Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein“ sind in den letzten zwei Jahren in einem Kooperations-projekt vom KSB Minden-Lübbecke und dem Verein Le-ben mit Demenz-Alzheimergesellschaft Minden-Lübbecke im Kreisgebiet Sportgruppen für Menschen mit Frühde-menz erfolgreich aufgebaut worden. In diesem Workshop erhalten Sie einen Einblick in das Projekt und eine kurze praktische Einführung in dessen Inhalte. Mitmachen können alle, die sich für die bewegte Arbeit mit Demenz-Betroffenen im Frühstadium interessieren.

WS 3 und WS 9

Rollator-Walking Leitung: Nicole Kons

Unter dem Motto „raus aus dem Sessel – ran an den Rollator“ lernen Sie in diesem Workshop das „Rollator-Walking“ kennen. Ziel ist es, Tipps und Tricks mit dem Rollator für den Alltag aufzuzeigen, um so Unsicherheiten und Stürze zu vermeiden, die Freude an der Bewegung an der frischen Luft wieder zu entdecken sowie sich mit Gleichgesinnten gemeinsam auf den Weg zu machen. Themenschwerpunkte dieses Workshops sind das Ein-stellen des Rollators, die aufrechte Haltung, das richtige Schuhwerk, Sicherheitsaspekte, Übungen zur Überwin-dung von Hindernissen sowie das Rollator-Walking durch das Feriendorf Hachen.

WS 4 und WS 10Fit und gesund im Wasser Leitung: Ursel Weingärtner

Mit Wasser, Schwimmen, Baden verbinden viele Men-schen Urlaub. Wasser bietet darüber hinaus einen ho-hen gesundheitlichen Wert. Ob Wassergymnastik oder Aquafitness – gezielte Angebote können sowohl das Herz-Kreislaufsystem aktivieren, als auch den Haltungs- und Bewegungsapparat in „Schwung bringen“. Mit oder ohne Musik und unter Einsatz von Geräten bietet ein Bewegungsangebot im Wasser mehr als nur den gesund-heitlichen Aspekt: Abwechslung, Kommunikation, Spaß und Wohlbefinden!

Inhalte der Workshops

Page 10: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

10 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

WS 5 und WS 11

Fuß- und Venengymnastik Leitung: Andrea Schäfer

Unsere Füße sind geniale Alleskönner. Mit ihnen können wir gehen, laufen, springen. Doch oft muten wir ihnen zu viel zu. Langes Stehen, Sitzen, Gehen auf flachen und harten Böden und oftmals zu enge Schuhe beeinträchti-gen die Fuß- und Venengesundheit. Dieser Workshop gibt vielfältige praktische Beispiele rund um die Themen:• Gymnastik• Spielerische Bewegungsformen• Fußtänze/Entspannung/Massage

WS 6 und WS 12Wohlfühlstunde für Körper und Geist Leitung: Elena Spereiter

Körperorientierte Angebote aus dem Bereich Wellness und Entspannung werden vorgestellt. „Wellness“ als Begriff stammt aus Nordamerika und steht für eine Lebensphilosophie, deren Ziel das größtmögliche körper-liche und geistig/seelische Wohlbefinden jedes Einzelnen ist. Der Workshop präsentiert verschiedene Angebote aus den Bereichen Entspannung, fernöstliche Bewegungs-formen, Pilates, Chi Ball, Body-Conditioning, etc. Dieser Workshop gibt eine Einführung in die Wohlfühlmassage, zeigt den Facettenreichtum dieses Themas und liefert wertvolle Informationen und Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung.

WS 13 und WS 19

Latino Dance Fitness Leitung: Nicole Selent

In Anlehnung an neueste Fitnesstrends werden leichte Grundschritte aus dem Programm von „Salsa, Merengue und Co.“ vorgestellt, die dann zu Mitmachtänzen „zusam-mengebaut“ werden. Ganz nebenbei werden Themen wie Sturzprävention, Gehirnjogging und Koordinationstrai-ning angesprochen. Die Teilnehmer/innen dieses Work-shops sollen in die Lage versetzt werden, das Thema in ihre Unterrichtsstunden einzubeziehen und die Inhalte zielgruppengerecht im „Sport der Älteren“ umzusetzen. Tanzen und Fitness in Urlaubsatmosphäre!

WS 14Bewegungsangebote XXL Leitung: Ursel Weingärtner

Mehr als 50 % der deutschen Erwachsenen wiegen zu viel, ca. 1/5 haben bereits krankhaftes Übergewicht. Mit steigendem Lebensalter nimmt der Anteil der Überge-wichtigen zu. In Aus- und Fortbildungen wird bisher nur selten auf die besonderen Bedürfnisse dieser Menschen eingegangen. Übungsleiter/innen sollen in die Lage versetzt werden, übergewichtige Teilnehmer/innen in ihre Gruppen zu integrieren oder Bewegungsangebote ausschließlich für diese Zielgruppe anzubieten. Dieser Workshop zeigt Einschränkungen und Besonderheiten im Umgang mit übergewichtigen Teilnehmer/innen auf und setzt diese in die Praxis um. Methodische Überlegungen, Fragen zur Motivation sowie Aspekte zur individuellen Belastungssteuerung werden mit angesprochen.

Programm

Page 11: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 11Programm

WS 15 und WS 21

Brainwalking auf dem Ideen-TrimmPfad Leitung: Michael Luther

Gesundheit im ganzheitlichen Sinn umfasst auch die geistige Fitness – und viele Untersuchungen belegen, dass regelmäßiges Gehirntraining zu einer höheren geistigen Leistungsfähigkeit in allen Altersgruppen führt. Der Work-shop führt auf kreative Weise in den Ideen-TrimmPfad, ei-nen neuen „Fitnessparcours für das Gehirn“ ein, und zeigt, wie die mentale Fitness altersübergreifend und zeitgemäß mit Pfiff und Methode trainiert werden kann.

WS 16 und WS 22Nordic-Walking – Dauerbrenner für FrischluftfansLeitung: Nicole Kons

Nordic-Walking wurde in Finnland als Bewegungskonzept für die schneefreien Sommermonate zunächst für die Spitzenathleten aus den Bereichen Skilanglauf, Biathlon und der Nordischen Kombinationen entwickelt. Nordic-Walking hat sich mittlerweile in der Sportwelt etabliert und ist zu einem Dauerbrenner für Frischluftfans gewor-den. Doch die Technik will gelernt sein, denn nur eine gute technische Ausführung bringt uns an das Ziel einer gesundheitlich gesteuerten Belastungsdosierung. Der Workshop zeigt auf, wie es geht!

WS 17 und WS 23Redondo Ball – unschlagbar vielseitig Leitung: Andrea Schäfer

Der Redondo Ball vereinigt mehrere Eigenschaften in sich, die ihn gerade für die Zielgruppe der Älteren unverzicht-bar machen. Er hat eine angenehm weiche Oberfläche, sein Gewicht beträgt nur rund 200 g und er findet zusam-mengefaltet Platz in jeder Tasche. Vom Koordinations-training über die Kräftigung bis zur Entspannung, von der Gymnastik bis zum Spiel – dieser Ball bietet unbegrenzte Möglichkeiten. Lassen Sie sich überraschen!

WS 18 und WS 24

Core-Training – Die Kraft der Körperkernmuskulatur Leitung: Elena Spereiter

Gezieltes Training der Rumpfmuskulatur (Core-Körper-kernmuskulatur) ist die Grundlage für eine gut funkti-onierende Kraftübertragung auf die oberen und unte-ren Extremitäten. Durch unzureichendes, fehlerhaftes Training schwächen so genannte Haltemuskeln kontinu-ierlich ab. Das perfekte Zusammenspiel wird signifikant gestört, Fehlhaltungen schleichen sich ein und führen über kurz oder lang zu Haltungsschäden und somit zu Schmerzzuständen. Der Workshop zeigt Möglichkeiten auf, über gezielte grundlegende Sensibilisierung in Theorie und Praxis ein funktionelles Aufbautraining anzubieten, welches gleichsam der besseren Alltagsbewältigung, der allgemeinen Leistungssteigerung sowie der Verletzungs-prophylaxe dient.

WS 20Sturzprävention in Theorie und Praxis Leitung: Ursel Weingärtner

Kraft- und Balancetraining sind die „Kernelemente“ eines Sturzpräventionstrainings, die obligatorisch in Bewe-gungsangeboten durchgeführt werden. Darüber hinaus können Alltagssituationen „simuliert“ werden, um auch für „unvorbereitete“ Situationen, die sturzgefährdend sind, „gewappnet“ zu sein. In diesem Workshop werden verschiedene alltägliche Situationen „gestellt“. Die Teil-nehmer/innen sollen sich damit auseinander setzen, sich über die Sturzgefahren bewusst zu werden und praktisch damit umzugehen.

Page 12: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Sehr geehrter Herr Stürmann, lieber Reinhard Ulbrich, meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Bilder sprechen für sich (Frau Dittrich sprach nach einem Einführungsfilm mit dem Titel Bewegt ÄLTER werden in NRW! Anm. der Redaktion), man kann es wohl kaum prägnanter ausdrücken: „Manchmal hat man keine Lust – aber nachher fühlt man sich einfach besser!“ Be-wegung und Sport vermitteln Lebensqualität im Sixpack: Gesundheit, Vitalität, Lebensfreude, Gemeinschaft, Mobi-lität und Autonomie. Werte, die besonders für die Älteren eine hohe Bedeutung haben und für die es sich lohnt, sich zu bewegen. Werte, für die es sich aber auch lohnt, sich zu engagieren und gesellschaftlich einzusetzen.

Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,uns bewegt das Älterwerden. Ich freue mich, dass Sie hier sind und begrüße Sie alle sehr herzlich zur diesjährigen Fachtagung. Die Tagung steht unter dem Titel „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“. Das ist auch der Name des Pro-gramms, mit dem wir gemeinsam mit Ihnen im Verbund-system des Sports neue Wege gehen wollen. Der Blick in die Teilnehmerliste zeigt, dass Sie überwiegend als Übungsleiterinnen und Übungsleiter im Sportverein tätig sind. Deswegen geht es am morgigen Samstag natürlich wieder um die Sport- und Bewegungspraxis. Es geht uns aber auch darum, den Bezug zur neuen Programmatik des Landessportbundes herzustellen.

Wir wollen mit Bewegung und Sport mehr Lebensqualität ins Alter zu bringen!Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe und es stellt sich die Frage, wie uns dies im Verbundsystem des Sports und gemeinsam mit unseren Partnern gelingen kann. Im Pro-grammkonzept haben wir die Ziele und mögliche Wege zur Umsetzung beschrieben. Aber natürlich brauchen wir dafür Ihre Unterstützung und Ihre Mitarbeit!

Sie stehen in der direkten Arbeit mit den Älteren, betreuen die Gruppen und organisieren den Vereinsbetrieb. Vor allem aber vermitteln Sie mit Ihrem Engagement die

EinführungBärbel Dittrich, Vizepräsidentin Breitensport Landessportbund NRW

Page 13: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 13

Lebensfreude, die wir eben gesehen haben. So jung und lebensbejahend kann also Alter aussehen! Ohne Ihr Engage-ment wäre unser Land weniger bewegt – und das nicht nur mit Blick auf die Älteren. Sie alle und insgesamt mehr als 350.000 Ehrenamtliche leisten jährlich Arbeit im Wert von 1,7 Mrd. Euro! Damit erbringen Sie wertvolle und unbezahl-bare Leistungen für das Gemeinwesen!

Dafür gilt Ihnen unser ganz besonderer Dank und wir hoffen sehr, dass Sie auch weiterhin in diesem Sinne aktiv bleiben! Denn nicht nur die Bewegung selbst hält uns jung, sondern auch das Engagement und die geistig aktive Tätigkeit. Das ist wissenschaftlich erwiesen!

Ich bin stolz darauf, dass das Programm inzwischen gut an-gelaufen ist. Die Auftaktveranstaltung im November 2011 in Mülheim an der Ruhr und die Mitarbeit vieler Menschen aus dem Sport wie auch aus den Reihen unserer Partner hat dazu beigetragen, dass wir heute nicht nur ein tragfä-higes strategisches Konzept vorliegen haben, sondern dass das Programm auch die Beachtung und Anerkennung der Landesregierung und unserer Partner genießt.

Wir freuen uns natürlich über diesen Zuspruch! Wir wissen aber auch, dass Sportvereine heute mehr denn je im Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwick-lungen stehen. Sie müssen angemessen auf den demo-grafischen Wandel reagieren, neue Trends aufgreifen und sich zugleich als gemeinnützige Träger im Markt des Gesundheits- und Bewegungssektors behaupten. Im Segment „Ältere“ registrieren wir zwar steigende Mitglie-derzahlen, aber längst noch nicht alle Sportvereine haben erkannt, dass die Älteren allein vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Zielgruppe der Zukunft sind. Demgegenüber stehen viele ältere Menschen, die trotz der positiven Wirkung von Bewegung und Sport von den Vereinen nur schwer oder gar nicht erreicht werden können. Ich denke hier z.B. an Menschen mit Migrations-hintergrund, sozial Benachteiligte oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.

Hier müssen und werden wir neue Zugangswege finden! Andererseits sind ältere Menschen selbst daran interessiert, Lebensorte wie Sportvereine aufzusuchen, um sich mit

Bewegung und Sport fit und gesund zu halten. Sie präsen-tieren sich dabei als eine sehr heterogene, anspruchsvolle, selbstbewusste Zielgruppe, zudem vielseitig interessiert, aber auch bereit zum bürgerschaftlichen Engagement.

Wenn sich die Entwicklungstrends in unserer Statistik so fortsetzen, werden wir in den nächsten Jahren die Marke von einer Million Mitglieder in der Altersgruppe der über 60-jährigen erreichen. Vor diesem Hintergrund versteht sich der Landessportbund Nordrhein-Westfalen nicht nur als Sport- und Jugendorganisation, sondern auch als gro-ßer Träger der bewegungsorientierten Seniorenarbeit. Es ist klar, dass angesichts dieser Tatsache auch die drängen-den Fragen der Entwicklung einer neuen Sportinfrastruk-tur, der Mitarbeiterentwicklung und der Finanzierung der Vereinsarbeit in diesem Segment gelöst werden müssen.

Meine Damen und Herren,unser Anspruch, als gesellschaftliche Kraft zu wirken und dabei mitzuhelfen, dass sich die Lebensqualität bis ins hohe Alter verbessert, wird besonders durch unser Engagement für die Zielgruppe der Hochaltrigen deutlich. Ganz aktuell arbeiten wir gemeinsam mit dem Behin-dertensportverband NRW unter der Autorenschaft von Dr. Georg Schick an einem innovativen Strategiekonzept für den Aufbau von Bewegungsangeboten zum Thema „Sport und Demenz“. Innovativ ist das Konzept nicht nur, weil es einen ganzheitlichen Ansatz hat, sondern auch weil es bereits im präventiven Bereich ansetzt und die Vernetzung mit allen relevanten Institutionen innerhalb und außerhalb des organisierten Sports anstrebt.

Ähnlich stellen wir uns die Umsetzung in anderen The-menfeldern vor, zum Beispiel im Bereich Rollatorwalking oder dem Projekt MIA (Mobil im Alter). Wie das funk-tionieren kann, wollen wir mit Best-Practice-Modellen zeigen.

Sie wissen natürlich genauso gut wie ich, dass noch so gute strategische Konzepte und auch Best-Practice-Mo-delle nicht viel bewirken, wenn die Frage der landeswei-ten Umsetzung und der Finanzierung nicht geklärt ist. Der Landessportbund hat deswegen schon zur Landtagswahl im Mai 2012 einen klaren Forderungskatalog vorgelegt.

Einführung

Page 14: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

14 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Hier nur drei der insgesamt 13 Punkte aus dem Gesamtkatalog:Wir haben gefordert• dem Landessportbund NRW eine feste mehrjährige För-

derzusage zu geben, beginnend mit 36 Millionen Euro in 2013 und einer Steigerung von 1,5 Prozent p.a. bis 2017• die Förderung der Übungsleiter in Sportvereinen von

derzeit 5,7 Millionen Euro p.a. wieder auf das Niveau des Jahres 2002 anzuheben (= 11,6 Millionen Euro)• den Ausbau von Sportvereinsangeboten für ältere

Menschen gezielt zu fördern

Wir wünschen uns also von der neuen Landeregierung ein klares Bekenntnis zur verlässlichen Förderung unserer Arbeit. Erfreulich ist, dass der neue Koalitionsvertrag uns an dieser Stelle Hoffnung macht. Im Pakt für den Sport sind bereits wichtige Eckpfeiler beschrieben. Das neue Breitensportkonzept ihres Hauses, lieber Herr Stürmann, beschreibt weitere Inhaltsbereiche der Zusammenarbeit. Ich bin mir sicher, dass wir hier in den nächsten Jahren gemeinsam ein gutes Stück vorankommen werden!

Das Programm Bewegt ÄLTER werden in NRW! des Lan-dessportbundes steht wie die anderen Programme auch unter dem Dach unseres Gesamtkonzepts „Perspektiven schaffen, Chancen ergreifen, unsere Gesellschaft mitge-stalten – Vereinssport 2020“.

Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,viele von Ihnen haben die traurige Nachricht sicher schon erhalten, dass einer, der maßgeblich an der Entwicklung der Gesamtprogrammatik mitgewirkt hat, heute nicht mehr bei uns ist. Wir sind sehr traurig, dass Joachim Sommer, Mitglied des Vorstandes des Landessportbundes NRW, nach schwerer Erkrankung und doch für uns völlig unerwartet im Alter von nur 55 Jahren am 22. Juli 2012 verstorben ist. Diejenigen von Ihnen, die ihn gekannt ha-ben, werden ermessen können, welche Lücke er nicht nur menschlich, sondern auch fachlich in unserem Haus und für den Sport in Nordrhein-Westfalen hinterlässt.

Wir werden diese Arbeit nun in seinem Sinne fortsetzen!

Ilja Waßenhoven ist als Geschäftsführer und Vorstand bis zur Regelung der Nachfolge neben seinen eigentli-chen Aufgabenfeldern „Marketing und Kommunikation“ und „EDV“ jetzt auch für die beiden Programme Bewegt ÄLTER werden in NRW! und Bewegt GESUND bleiben in NRW! verantwortlich. Er übernimmt heute den Part der Vorstellung der Programme im Gesamtkonzept unseres Hauses. Vielen herzlichen Dank dafür!

An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, dem Tagungsteam und dem Team der Sportschule für die Vorbereitung und den Einsatz an diesem Wochenende bedanken.

Meine Damen und Herren,wir haben heute mit der Bewegung einen wichtigen Schlüssel zum gesunden Älterwerden und damit auch zu einem glücklicheren Leben im Alter in der Hand. Das Leben aber geht manchmal seine eigenen Wege und auch das gilt es bei aller Euphorie über die zunehmende Langlebigkeit zu akzeptieren. Was wir aber tun können, ist unsere Begeisterung für Bewegung und Sport weiter-zutragen in dem Bewusstsein, dass wir damit Gutes für andere Menschen, aber auch für uns selbst bewirken. Ich will mit Augustinus, der als bedeutender Philosoph und Bischof von 354 bis 430 n. Chr. gelebt und immerhin für seine Zeit ein biblisches Alter von 76 Jahren erreicht hat, schließen:

„Was Du entzünden willst, muss in Dir selbst brennen!“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß an diesem Wochenende. Nutzen Sie die Veranstaltung für neue Bewegungserfahrungen und viele gute Gespräche!

Und vor allem – geben Sie Ihre Freude an der Bewegung weiter!

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

Einführung

Page 15: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Bewegt ÄLTER werden in NRW!: Aktuelle Entwicklung und Umsetzung der Programme im Landessportbund NRWIlja Waßenhoven, Vorstand Landessportbund NRW

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch ich begrüße Sie sehr herzlich zur Fachtagung „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“ hier in unserer Willi-Weyer-Schule in Hachen und freue mich, dass Sie alle sich hier eingefun-den haben, um sich mit uns über den Einfluss des Sports auf die Perspektiven für mehr Lebensqualität im Alter auszutauschen.

Ich möchte Ihnen als Einstieg in die Veranstaltung einen kompakten Überblick über die Programmatik des Lan-dessportbundes NRW geben und erläutern, auf welche Bereiche des Sports sich die Aktivitäten des Landessport-bundes NRW konzentrieren.

Der Landessportbund NRW hat seit 2008 einem umfas-senden Reformprozess durchlaufen, der sowohl die innere Verwaltungsstruktur als auch die strategische und inhalt-liche Neuausrichtung umfasst. Dies war notwendig, um für die Mitgliedsorganisationen und die Vereine in NRW ein serviceorientierter Dienstleister zu sein.

Dem Präsidium des Landessportbundes gehören der Präsident sowie fünf Vizepräsidenten und zwei Beisitzer (Sprecher, Bünde, Verbände) an. Die Vizepräsidenten sind jeweils für unterschiedliche Bereiche (Breitensport, Finanzen, Leistungssport, Mitarbeiterentwicklung, Sport-jugend) verantwortlich. Alle Präsidiumsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. An der Spitze der Verwaltung steht ein normalerweise dreiköpfiger Vorstand, der die Tätig-keitsfelder des Landessportbundes in drei Geschäftsbe-reiche unterteilt hat. Derzeit sind wir im Vorstand jedoch leider nur zu zweit, da unser Kollege Joachim Sommer leider vor etwa 6 Wochen verstorben ist. Nach intensiven Analysen in den letzten Jahren und der Auswertung von Sportentwicklungsdaten hat sich der Landessportbund dazu entschlossen, seine Tätigkeiten in vier Programmen und vier Querschnittsaufgaben zu konzentrieren.

Vortrag

Page 16: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

16 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Grundlage für die Programme ist das Gesamtkonzept „Chancen ergreifen, Perspektiven schaffen, unsere Gesell-schaft mitgestalten, Vereinssport 2020“.

Die Landesregierung unterstützt den Landessportbund im Rahmen des Pakts für den Sport und mit dem gemeinsa-men Breitensportprogramm der Landesregierung und des Landessportbundes.

Chart 2 Alle Programme und Querschnittsaufgaben stehen unter dem Dach-Claim SPORT BEWEGT NRW!. Dieser Dach-Claim bildet zugleich die inhaltliche und mediale Klam-mer für die Programme.

Mit den vier Programmen verbinden wir ein zentrales Ziel: Wir wollen Menschen von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter bewegen! Damit dies gelingt, flankieren vier Querschnittsaufgaben die Arbeit in den Programmen. Für die Programme sind jeweils eigene gesellschafts- und sportpolitische Ziele formuliert. Diesen Zielen folgt die strategische und inhaltliche Ausrichtung, die natürlich in den jeweiligen Programmen sehr unterschiedlich ist.

Auch die personelle und finanzielle Ausstattung der Programme ist sehr unterschiedlich. Im Bereich des Leis-tungssports beispielsweise können wir mit ganz anderen Ressourcen operieren als dies zurzeit im Bereich des Breitensports möglich ist.

Chart 3 Ziel des Programms „SPITZENSPORT fördern in NRW!“ ist es, die Chancen junger talentierter Athletinnen und Athleten im Leistungssport durch wirksame Fördermaß-nahmen zu erhöhen und sie in ihren schulischen und be-ruflichen Entwicklungsmöglichkeiten zu unterstützen. Die Schwerpunkte des Programms sehen Sie auf dem Chart.

Der Landessportbund unterstützt in diesem Bereich in erster Linie seine Mitgliedsorganisationen (Fachverbände) in ihrer Leistungssportentwicklung, fördert aber darüber hinaus auch z.B. Olympiastützpunkte, sportmedizinische Untersuchungen der Athletinnen und Athleten oder Anti-Doping-Maßnahmen.

Chart 4 Das Programm „NRW bewegt seine KINDER!“ zielt darauf ab, die Bewegungsmöglichkeiten und -angebote für Kinder und Jugendliche auszubauen. Dabei liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf der engen Verzahnung zwischen Ganztagsschulen und der Jugendarbeit von Sportvereinen.

Innerhalb des inzwischen landesweit etablierten Pro-gramms koordinieren mittlerweile 72 in Bünden und Verbänden eingesetzte Fachkräfte die Aktivitäten in den unterschiedlichen Programmschwerpunkten.

Chart 5 Innerhalb des dritten Programms „Bewegt GESUND bleiben in NRW!“ werden Angebote aus den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation entwickelt, um die Lebensqualität der Bevölkerung in NRW zu erhalten und zu verbessern.

Ziele sind hier insbesondere • die Schärfung des öffentlichen Bewusstseins für die

Wichtigkeit von Bewegung und Sport für die Gesundheit • die Verbesserung des Informationsstands in der Be-

völkerung über die gesundheitsorientierten Leistun-gen und Angebote der Sportvereine • die Intensivierung der Vernetzung zwischen dem

gemeinwohlorientierten Sport und den Akteuren des Gesundheits-, Bildungs-, Arbeits- und Sozialsektors

Vortrag

Page 17: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 17

Chart 2

Chart 3

Chart 4

Chart 5

Chart 6

• die Sicherung und der kontinuierliche Ausbau der Strukturen und Qualitäten sportlicher Angebote im Präventions- und Rehabilitationsbereich • die Förderung der Bereitschaft der Sportvereine, ge-

sellschaftliche Mitverantwortung für die Gesundheit der Menschen zu übernehmen • und die Unterstützung der Sportvereine, sich zu

gesundheitsfördernden Lebensorten im umfassenden Sinne zu entwickeln.

Chart 6 Für das Programm „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“ wurden fünf zentrale Zielbereiche definiert:1. die Steigerung der Bewegungsaktivität älterer Men-

schen und Erhöhung des Anteils sportlich aktiver Älterer in den Sportvereinen

2. der kontinuierliche Ausbau hochwertiger, bedarfsge-rechter und zielgruppenorientierter Sport- und Bewe-gungsangebote für Ältere im Sportverein

3. der Aufbau eines zukunftsweisenden, bedarfsgerech-ten und modernen Qualifizierungssystems für die Zielgruppe „Ältere“

4. die Förderung der Generationenbeziehungen, Inte-gration, Chancengerechtigkeit und des ehrenamt-lichen Engagements im Sportverein und im gesell-schaftlichen Raum

5. der Aufbau von Strukturen für kommunales Netz-werkmanagement und die Intensivierung der Vernet-zung zwischen dem organisierten Sport und exter-nen Akteuren

Das Förderprogramm, welches die Aktivitäten unserer Mitgliedsorganisationen in diesen Zusammenhängen unterstützt, wird sehr rege nachgefragt.

Derzeit haben 22 Bünde/Verbände die Basisförderung für 2012 beantragt [Koordinierung], 10 Bünde/Verbände sind derzeit im internen Abstimmungsprozess, 75 Maßnah-menförderungen wurden bisher beantragt.

Diese Zahlen belegen eine große Akzeptanz des Programms.

Vortrag

Page 18: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

18 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Chart 7 Wie eingangs bereits erwähnt, flankieren 4 Querschnitts-aufgaben die Umsetzung der Programme:

Im Bereich Mitarbeiterentwicklung und Qualifizierung sind Landessportbund, Sportjugend und der Bildungswerk des Landessportbundes von jeher einem umfassenden Bildungsanspruch verpflichtet. Eine zentrale Bedeutung kommt der bedürfnis- und bedarfsorientierten Aus- und Fortbildung von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern im Sport zu.

Integration ist eine wichtige, dauerhafte, politische und gesellschaftliche Aufgabe. Da der organisierte Sport mit seinen weitreichenden individuellen Chancen und sozi-alen Möglichkeiten einen wichtigen Platz in der Gesell-schaft hat, ist er für eine langfristige Integration von Zuwanderern in die Gesellschaft von herausragender Bedeutung.

Mit der Kommission Gender Mainstreaming und Chan-cengleichheit verfolgt der Landessportbund NRW das Ziel, die Interessen beider Geschlechter in alle Handlungs-felder und Aktivitäten einzubeziehen. Dies gilt für jede Organisationsstufe, angefangen bei den Sportgruppen, über die Ausbildung von Übungsleiterinnen und Übungs-leitern bis hin zur Besetzung von Stellen in ehrenamtli-chen Gremien oder hauptberuflichen Positionen.

Der Bereich Sporträume, Umwelt und Klimaschutz be-schäftigt sich neben umwelt- und klimaschutzrelevanten Themen insbesondere mit der Sportstättenproblematik, die in Nordrhein-Westfalen als Schlüsselfrage der Sport-entwicklung für die nächsten Jahre gilt.

Chart 8

Chart 7

Vortrag

Page 19: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 19

Großer Modernisierungsbedarf bei traditionellen Sport-stätten, die zunehmende Übertragung der Steuerung kommunaler Sportstätten an Sportvereine und nicht zuletzt die Umnutzung nichtsportlicher Räume und Flächen sind signifikante Entwicklungen, die das Thema „Sporträume“ zukünftig noch stärker in den Mittelpunkt rücken werden.

Chart 8 Alle soeben beschriebenen Programme und Querschnitts-aufgaben werden im Verbundsystem des Sports umge-setzt. Das bedeutet, dass die Mitgliedsorganisationen des Landessportbundes, also die Stadt- und Kreissportbünde und die Verbände, klar definierte Aufgaben übernehmen.

Stadt- und Kreissportbünde bilden auf der kommunalen Ebene die Struktur im Verbundsystem, die eng mit den Vereinen an der Umsetzung der Programme arbeiten. Die Verbände übernehmen insbesondere die fachliche und sportartspezifische Weiterentwicklung in Bezug auf die Programme.

Für alle Handlungsprogramme sind entsprechende För-derprogramme aufgelegt, die allerdings derzeit noch sehr unterschiedlich personell und finanziell ausgestattet sind. Dies hat zum einen mit der unterschiedlichen Größenord-nung der Aufgabenstellung, aber auch mit der Schrittig-keit, mit der wir die Programme aufgelegt haben, zu tun. Hieran müssen und werden wir in den nächsten Jahren arbeiten. Vielen Dank.

Meine Damen und Herren, ich hoffe ich habe Ihnen einen kleinen Einblick in die Arbeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und die seiner Mitgliedsorganisatio-nen und angeschlossenen Vereine geben können.

Wie ich eingangs bereits sagte, ist es unser Ziel, unse-re Kraft gemeinsam mit der Nordrhein-Westfälischen Landesregierung in die vier Programme und vier Quer-schnittsaufgaben einzubringen. Nur so kann es uns ge-lingen, unsere Ressourcen effektiv und effizient im Sinne des Sports einzusetzen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns eine inte-ressante und erkenntnisreiche Tagung und hoffe, dass wir nach der Veranstaltung sagen können, dass wir am Wochenende bewegt ÄLTER geworden sind!

Vortrag

Page 20: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Bewegung, Spiel und Sport – Gesundheit und LebensstilProf. Dr. med. Klaus Völker, Leiter des Instituts für Sportmedizin des Universitätsklinikums Münster

Alter ist relativ.

In den alt-testamentarischen biblischen Geschlechtsre-gistern ist ein Alter von 800-900 Jahren keine Seltenheit. Immer noch im Alten Testament taucht jedoch schon bei Hiob eine Lebenszeit von 120 Jahren auf, die aus der Per-spektive moderner Alterstheorien, wie etwa der Telomer-theorie, als durchaus realistisch angesehen werden kann. Dass solch ein Alter durchaus mit sportlicher Aktivität vereinbar sein kann, zeigt das Beispiel eines der ältesten Münsteraner, Prof. A. Koch. Er spielt im Alter von 106 Jahren immer noch Golf.

Was ist Alterssport?

Je älter wir werden, umso verschiedener werden wir, umso verschiedener wird auch der Sport des Älteren. Motorischer Mobilisation, im Sitzkreis mit Reissäckchen, auf der einen Seite, steht leistungssportlich orientierter Sport auf der anderen Seite gegenüber. Hier finden sich zum Teil noch erstaunliche Resultate, wie etwa im Alter von 80 Jahren der 100m-Lauf, der noch unter 15 Sekun-den abgeleistet wird.

Was bringt Alterssport?

Bewegt lebt länger – titelt die Laienpresse und auch die wissenschaftliche Literatur bestätigt diese Tatsache, allerdings beziffert sie das Ausmaß auf wenige Jahre. Um derartigen Benefit einzufahren, wäre ein ausreichendes Maß an Bewegung die Voraussetzung. Der alte Mensch in Deutschland bewegt sich jedoch zu wenig. Zahlen des Robert-Koch-Instituts im Gesundheitssurvey aus dem Jahre 2009 belegen, dass das gesundheitlich relevante Mindestmaß von 2,5 Stunden pro Woche körperlicher Aktivität/Sport von einem großen Teil der Bevölkerung nicht erreicht wird. Bei Frauen liegt der Anteil mit zu we-nig Bewegung schon in der Gruppe der 18 bis 28-jährigen bei 60 % und steigt auf 70 % bei den über 75-jährigen. In der gleichen Altersspanne bewegt sich die Spanne bei Männern von 40 % auf über 60 %.

Vortrag

Page 21: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 21

Wer nichts tut, macht auch nichts falsch?

Berücksichtigt man die Tatsache, dass eine Vielzahl von Organen im Alter in ihrer Funktion nachlassen: Zwischen dem zwanzigsten (100 %) und dem achtzigsten Lebens-jahr sinkt die Leberleistung auf 80 %, die Nierenfunktion auf ca. 65 %, die Lungenfunktion auf knapp über 50 % und die Herzleistung auf knapp über 40 %. Motorische Funktionen sinken im vergleichbaren Zeitraum ebenfalls. Die Handkraft auf 80 %, die Sauerstoffaufnahme sprich Leistungsfähigkeit auf 60 %, die Beinkraft auf 30 % und die Balancefähigkeit auf 20 %.

Dabei ist diese Reduktion der Organleistung einerseits sicher altersbedingt, aber zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz auch aktivitäts- oder besser inaktivitätsbe-dingt. Der Verlauf der Kurve der Gesundheits- und Leis-tungsfähigkeit im Laufe des Lebens hat einen gesetzmä-ßigen Verlauf. Einem Anstieg bis zum 20. Lebensjahr folgt ein Plateau bis zum 30. Lebensjahr und dann ein kontinu-ierlicher Abfall. Letzterer ist jedoch nicht unbeeinflussbar. Bei grundsätzlich ähnlichem Verlauf liegt die Kurve von sportlich Aktiven oder gar Trainierten, parallel verscho-ben deutlich höher. Entscheidend aber ist vor allem der Zeitpunkt, wann diese Gesundheits- und Leistungskurve mit der Schwelle der Beeinträchtigung und Gebrechlich-keit kollidiert bzw. diese schneidet.

Die Schwelle der Gebrechlichkeit wird im Allgemeinen bei ca. 30 % der Leistungsfähigkeit angesetzt, die man als junger Mensch im Alter von ca. 30 Lebensjahren erreicht hat. Bei flachem Kurvenverlauf, infolge von Inaktivität bzw. Trainingsmangel, sind die Kollisionen der abnehmen-den Leistungsfähigkeitskurve mit der Gebrechlichkeits-schwelle durchaus schon im Alter zwischen 60 und 65 Jahren zu erwarten und auch leider schon real zu finden. Ein durch sportliche Aktivität angehobener Kurvenver-lauf schiebt den Schnittpunkt mit der Schwelle um Jahre hinaus. Dieses Hinausschieben kann durchaus 5-10 Jahre und bei hohem Ausgangsniveau sogar 15 und mehr Jahre betragen. Verlängerung der gesunden Lebensphase und Verschiebung der Phase, die durch Gebrechlichkeit und Krankheit geprägt ist, ist in höheren Altersklassen durch Bewegung und Sport erreichbar. Eine zusätzliche frohe und wichtige Botschaft ist, dass der Kurvenverlauf

Vortrag

Page 22: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

22 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

jederzeit und in jedem Alter durch dauerhafte Änderung des Aktivitätsniveaus verschiebbar ist. Am günstigsten natürlich in die positive Richtung.

Der als modellhaft skizzierte Verlauf der Leistungs- und Gesundheitskurve findet sich in der biologischen Reali-tät nahezu haargenau wieder, wenn man die maximale Sauerstoffaufnahme (Repräsentant der Ausdauerleis-tungsfähigkeit) im Laufe des Lebens betrachtet. Nach kontinuierlichem Anstieg bis zum 18. bis 20. Lebensjahr zeigt sich ein Plateau bis zum 30. Lebensjahr und dann ein nahezu gesetzmäßiger Abfall um 1 % pro Jahr in den darauf folgenden Jahren. Dass man diesem Verlauf quasi „weglaufen“ kann, ist wissenschaftlich vielfach belegt. Schon in den fünfziger Jahren propagierte die Arbeits-gruppe um Hollmann in Köln den Slogan: 20 Jahre 40 bleiben. Die schweizerische Baspo setzte noch einen oben drauf: Ein trainiertes Herz mit 70 ist so elastisch wie ein untrainiertes mit 30.

Die Bedeutung der Ausdauer- und Kraftfähigkeit im Alter

Die Abnahme der Sauerstoffaufnahme/Ausdauerleis-tungsfähigkeit im Alternsgang führt kaum oder erst relativ spät zu Einschränkungen in der Alltagsaktivität. Die Abnahme der Kraftfähigkeit hingegen führt schon wesentlich früher zu Beeinträchtigungen im täglichen Le-ben, was sich etwa beim Aufstehen aus einem armlosen Stuhl oder beim Treppensteigen zeigt. Hier sind durchaus schon im 7. Lebensjahrzehnt erhebliche Einbußen zu beobachten. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Lang-lebigkeit eng mit der Leistungsfähigkeit des Herzkreislauf- und Atmungssystems verbunden ist. Autonomie und Lebensqualität im Alter korrelieren jedoch viel enger mit dem Funktionszustand des neuromuskulären Systems, insbesondere mit den Kraftfähigkeiten. Die Abnahme der

Vortrag

Page 23: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 23

Kraftfähigkeit betrifft alle Muskeltypen und ist vor allem bei den für die Fortbewegung so wichtigen unteren Extre-mitäten besonders ausgeprägt. Dabei beginnt die Abnah-me der Kraftfähigkeit langsam, etwa mit dem 30. Lebens-jahr, beschleunigt sich im 6. und 7. Lebensjahrzehnt auf etwa 15 % pro Dekade, um im 8. Lebensjahrzehnt sogar 30 % Abnahme pro Dekade zu erreichen. Verantwortlich hierfür sind weniger die Alterungsprozesse, sondern die jahrelange progrediente Inaktivität.

Dabei ist vielfach nachgewiesen, dass dem Kraftrück-gang effektiv entgegen gearbeitet werden kann. Es muss nicht das Fitnessstudio sein, aber es kann. Training an Kraftmaschinen heißt nicht zwangsläufig „immer noch eine Scheibe drauf“, sondern es geht auch „immer eine Scheibe weniger“. Die orthopädische Rehabilitation belegt dies tagtäglich, wo Menschen nach Gelenkverletzungen und Operationen Krafttraining zur Rehabilitation sehr erfolgreich betreiben. Kraftgeräte bieten bei kontrollierter Haltung viele Möglichkeiten des gezielten und dosierten Trainings. Natürlich kann ein solches Training auch im Rahmen von gymnastischen Übungen mit dem eigenen Körpergewicht oder mit Hilfe einfacher Gerätschaften, wie etwa dem Theraband, ebenso vollwertig und ver-gleichbar effektiv durchgeführt werden.

Krafttraining macht auch vor dem Altenheim nicht Halt. Ein gerätegestütztes Training in einem Altenheim zeigte beeindruckende Steigerung der Kraftfähigkeiten in allen trainierten Körperregionen. Der Kraftzuwachs gewann aber erst dadurch an Wert, indem er die funktionellen Fähigkeiten der Heimbewohner verbesserte. So konnte der Barthel-Index, ein Score zur Quantifizierung der Selb-ständigkeit im Alltag, signifikant gesteigert werden. Einige Heimbewohner trainierten sich sogar aus ihren Pflegestu-fen heraus.

Vortrag

Page 24: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

24 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 Vortrag

Page 25: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 25

Es gibt ebenfalls keinen Hinweis, dass Anpassung der Kraftfähigkeiten ab irgendeinem Alter nicht mehr erfol-gen. In einer Studie, in der das mittlere Alter der Teilneh-mer 90 Jahre betrug, verbesserten sich die Kraftfähigkei-ten deutlich, die Ganggeschwindigkeit nahm zu, ebenso wie die Balancefähigkeit. Bemerkenswert waren zudem die Einflüsse auf das Niveau der Alltagsaktivität und der sozialen Interaktionen (gemessen an der Zahl der Face-to-Face-Kontakte), die signifikant zunahmen.

Das neuromuskuläre System im Alter

Die Abnahme der Kraftfähigkeit ist regelhaft von einem Verlust des neuromuskulären Systems begleitet. Im zent-ralen wie peripheren Nervensystem zeigen sich deutliche quantitative und qualitative Einbußen. Dies betrifft vor allem auch die Bewegungswahrnehmung, die propriozep-tiven Fähigkeiten lassen nach. Dies äußert sich in einer Zunahme der Körperschwankungen, also ist Ausdruck einer abnehmenden Gleichgewichtsfähigkeit. Auch die gegenregulatorischen Ausgleichsbewegungen lassen bei der Abstufung der Kraftfähigkeiten deutliche Defizite erkennen. Gesteigerte Körperschwankungen, Abnahme der Balancefähigkeit, gesteigertes Fallrisiko und Verände-rungen des Gangbildes sind die Folge.

Auch hier gilt, dass kompensatorisches Training möglich ist. Dies gilt nicht nur für die Erhaltung von Bewegungs-mustern (Softwareprogramme im Gehirn), sondern auch für die Neuverknüpfung der Nerven untereinander (Synaptogenese), hier geht es um Substanzerhaltung (Hardware). Selbst niederschwellige Angebote, etwa der Seniorentanz, zeigt positive Einflüsse auf die statische und dynamische Gleichgewichtsfähigkeit. Interventions-studien zeigen, dass Ansätze, die die Kraftfähigkeiten stärker in den Fokus nehmen, die neuromuskulären De-fizite besser zu kompensieren vermögen als Ansätze, die rein über die Ausdauerleistungsfähigkeit versuchen, das

Ziel zu erreichen. Der Verlust der Autonomie im höheren Lebensalter kann durch Krafttraining um Jahre herausge-zögert werden. Aufstehen vom Stuhl und Treppensteigen wird problemloser, Gehen am Stock und die Erledigung von Einkäufen werden wieder möglich, Krafttraining ist aktive Sturzprophylaxe und es besteht eine positive Korrelation des Kraftniveaus mit dem Niveau der allge-meinen Alltagsaktivität.

Bewegungschancen in den neuen Medien für Ältere

Viele der Entwicklungen der modernen Mediengesell-schaft haben die Inaktivität gefördert. Bei aller Kritik sollte man aber auch die Möglichkeiten solcher neuen Techniken nicht übersehen. Die Spielkonsole Wii hat Be-wegung in das Computerspiel gebracht, die für alte Men-schen auch positiv genutzt werden kann. Alte Menschen können gefahrlos virtuell kegeln, Golf spielen, Baseball spielen oder sogar Ski fahren oder Ski springen. Obwohl die Aktivitäten weit vom realen Sportvollzug entfernt sind, bringen sie jedoch Bewegung und Spaß in die häufig durch Dauersitzen geprägte Lebenssituation in Altenein-richtungen. Das Balance-Board, eine Art Kraftmessplatte, erweiterte die Spielmöglichkeit und brachte neue Feed-Back-Mechanismen ins Spiel. Auf dem Balance-Board gibt es eine Vielzahl von Gleichgewichtsaufgaben, die syste-matisch zum Training mit älteren Menschen eingesetzt werden können und der defizitären Gleichgewichtsfähig-keit Älterer etliches entgegen zu setzen vermag. Studien in Altenheimen mit Hochbetagten haben gezeigt, dass eine deutliche Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit durch Wii-Spielen erreicht werden kann.

Angepasste Bewegung und Sport können in jedem Alter, auch bei durchaus reduziertem Ausgangsstatus positive Effekte, physisch, psychisch und sozial, bewirken. Man muss es einfach nur machen. Man sollte in jeder Lebens-spanne nie aufhören oder nachlassen, sich und seine Umgebung zur Bewegung zu motivieren, aufzufordern und falls gewünscht und nötig, dazu anzuleiten.

Literatur beim Verfasser

Vortrag

Page 26: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Vital in Deutschland – Lokale Angebote auf einen Blick!Oliver Urbach, Deutsche Post AG

Mit der Initiative „Vital in Deutschland“, kurz vid, hat die Deutsche Post AG eine gemeinnützig orientierte Initiative ins Leben gerufen, die sich speziell nach den Bedürfnissen älterer Mitmenschen richtet. Ob Yogakurs, Gedächtnis-training, Bergwanderung, PC-Kurs oder ehrenamtliche Tätigkeit. Auf www.vitalindeutschland.de sind wichtige Informationen über Angebote und Vergünstigungen für Senioren im lokalen und überregionalen Umfeld auf einen Blick sichtbar.

Der Landessportbund NRW unterstützt die Initiative

Bundesweit können Kommunen mit ihren Sportverbänden seniorenfreundliche Ausrichtung zeigen, indem sie ihre Angebote präsentieren. Die Nutzung des Portals ist für die Besucher, gemeinnützige bzw. nicht gewinnorientier-te Initiativen und Institutionen sowie für die Kommunen selbst kostenlos. Die vid hat es sich zur Aufgabe gemacht, denjenigen, die nach dem Erwerbsleben weiterhin aktiv sein wollen und etwas erleben möchten eine werbefreie Kommunikationsplattform zu bieten. Denn im Internet wimmelt es nur so von Kursen, Sportangeboten oder ande-ren Freizeitaktivitäten bzw. Ratgeberseiten für Senioren.

Die Suche nach dem passenden Angebot gestaltet sich im Internetdschungel aber immer schwieriger. Deswegen sind ältere Menschen auf dieser Seite genau an der richtigen Adresse. Wer also noch nicht „in Rente gehen will“ und für seine Fitness etwas tun möchte, sollte auf jeden Fall auf www.vitalindeutschland.de vorbeischauen.

Der Landessportbund NRW unterstützt die Ideen und Ziele der Initiative und lädt zu reger Beteiligung ein.

Vortrag

Page 27: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 27

Vortrag

Jeder Sportverein kann seine Angebote kostenlos präsentieren

Um möglichst viele interessante Angebote in ganz Deutschland Senioren präsentieren zu können, freut sich die vid über alle Sportorganisationen, die die Plattform mit ihren Angeboten bereichern. Somit erreichen die-se noch mehr Menschen und gewinnen leichter neue Mitglieder. Aber auch Aktionen oder Veranstaltungen aus dem Vereinsleben können in unserem redaktionellen Bereich unter „Aktuelles“ und in dem vid-Newsletter platziert werden.

Vortrag

Page 28: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

28 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 Vortrag

Page 29: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praktisch für die PraxisManfred Probst, Referent Wissensmanagement/ Neue Medien, Landessportbund NRW

Die erfolgreiche Artikelserie „Stundenbeispiele“ gibt es jetzt als Online-Archiv auf dem Portal www.vibss.de des Landessportbundes NRW. Einige Zahlen sollen die Beliebtheit der Artikelserie belegen. Sie begann 1994 in der Zeitschrift des Landessportbundes „Wir-im-Sport“. Jeden Monat erschien ein Artikel für den Sportbereich Kinder/Jugendliche. Im Jahr 2000 kam der Sportbereich Erwachsene hinzu. Ab 2011 kann man nun alle Artikel in einem attraktiven Archiv finden, in ihm recherchieren und bei Bedarf den ausgewählten Artikel auf den PC, das Notebook, Touchpad oder Smartphone herunterladen. Es sind insgesamt über 350 Artikel erschienen, davon 24 Ar-tikel für den Bereich Sport-der-Älteren, und jeden Monat kommen zwei Artikel hinzu. Eine wahre Fundgrube also für Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Seit der Einfüh-rung des Archivs können bis zu 19.000 Seitenaufrufe von „Praktisch-für-die Praxis“ festgestellt werden.

Und so gelangt man zum Archiv:Das Portal www.vibss.de im Internetbrowser eingeben. Dann den gelben Karteireiter VEREINSPRAXIS anwäh-len. Darunter im Menü STUNDENBEISPIELE aufrufen und schließlich im Untermenü einen Bereich, z.B. Sport-der-Älteren, anklicken. Auf der linken Seite tauchen die Themen zum ausgewählten Bereich auf. Mit dem Ankli-cken eines Themas werden alle Artikel dazu aufgerufen. Mit dem Anwählen eines Artikels erscheint ein kurzer Inhaltstext zum Artikel und mit der Bestätigung eines Buttons wird der gesamte Artikel als pdf-Dokument aufgerufen.

Alle Artikel eines Bereichs sind kompakt auch zu einem sogenannten eBook zusammengefasst. In diesem eBook kann geblättert werden wie in einem ganz normalen Buch. Das Buch kann ebenfalls komplett heruntergeladen werden.

Zu den eBooks gelangt man am schnellsten, wenn man in der Startseite des VIBSS-Portals in das Suchfeld den Begriff „eBooks“ eingibt.

Vortrag

Page 30: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

30 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 Vortrag

Page 31: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 31Vortrag

Page 32: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

32 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Modelle für die Vereinsarbeit:

„Das Angebotsprofil des TV Ratingen für Ältere – mit Schwerpunkt Fitnessstudio“Irene Francke, TV Ratingen 1865 e.V.

Aus der Praxis

Aus der Praxis

Page 33: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 33

Modelle für die Vereinsarbeit:

„Club 60“ Ursel Weingärtner, DJK Heisingen 1920 e.V.

Aus der Praxis

Aus der Praxis

Page 34: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

34 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Aus der Praxis

Modelle für die Vereinsarbeit:

„Sport und Demenz“ – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein!Olaf Wittkamp, Kreissportbund Minden-Lübbecke e.V.

Aus der Praxis

Page 35: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 35Aus der Praxis

Page 36: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

36 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 Aus der Praxis

Page 37: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 37

Aus der Praxis

Modelle für die Vereinsarbeit:

„Rollator-Walking“ Nicole Kons, Stadtsportbund Duisburg e.V.

Aus der Praxis

Page 38: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 1 und WS 7

Crossboccia – die neue Trendsportart Irene Francke

Ob Boule, Petanque oder Boccia, das Spiel mit den Kugeln ist den meisten als Freizeit- oder Wettkampfspiel bekannt. Die Geschichte des Kugelspiels lässt sich bis 460 v. Chr. zurückverfolgen. In Frankreich spielt man nach-weislich seit 1319.

Crossboccia baut auf dem Grundgedanken des Boule-Spiels auf. Im Vordergrund steht, wie bei anderen Trendsportarten Parkour, Free-Running oder Crossgolf, der Freiheitsgedanke, unabhängig von Standards, die Kre-ativität jeden Einzelnen zu fordern. Jede/r Spieler/in kann den Spielablauf aktiv mitgestalten.

Der 26-jährige Deutsche Timo Beelow aus Wuppertal revolutionierte die Spielweise und entwickelte die Spiel-idee des Crossboccias. In jedem Gelände, über Hinder-nisse, von hohen Gebäuden in die Tiefe, mit den weichen Spielkugeln kann man überall zielgenau spielen. Durch die Beschaffenheit der Crossboccia-Kugeln können Uneben-heiten im Gelände oder im Raum ausgeglichen werden und es wird möglich den dreidimensionalen Raum selbst als Spielfeld zu gestalten. Treppen, Fensterbänke, Tische, auch Banden, Wände, Türen und Bäume werden ins Spiel integriert. Die Spieler/innen bestimmen das Ziel und können so den Spielverlauf aktiv mitgestalten. Der Krea-tivität sind fast keine Grenzen gesetzt. Es wird draußen, in Parks, im Wald oder auf der Straße gespielt. Ebenso gut kann man in der Turnhalle, in Gymnastikräumen, in Treppenhäusern, in Fußgängerpassagen, in Einkaufzentren und sogar in einem Flughafengebäude spielen.

Crossboccia-Kugeln sind in etwa gleich groß wie die tra-ditionellen Kugeln aus Holz, Plastik, Leder oder Metall der oben genannten Kugelspiele, unterscheiden sich jedoch im Wesentlichen durch ihre Beschaffenheit. Die Cross-boccia-Kugeln bestehen aus zwei Stoffschichten und sind mit Kunststoffgranulat gefüllt. Die Außenhaut ist aus stabilem Kunststoff gearbeitet, der doppelt vernäht ist und eine wasserabweisende Beschichtung aufweist. Sie sind per Hand waschbar.

Workshop

Page 39: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 39

Der Kern der Kugel ist so ausbalanciert, dass er eine perfekte Rolleigenschaft der Kugel auf jedem Untergrund gewährleistet. Die Kugeln kommen so schneller zum Lie-gen und das auch bei Gefälle. Sie passen sich unterschied-lichen Untergründen an, kleinere Unebenheiten werden durch die soften Kugeln ausgeglichen, was den Spieler/innen ermöglicht, den dreidimensionalen Raum in das Spielfeld zu integrieren.

Um die Kugeln auch bei großer Entfernung sicher un-terscheiden zu können, ist jeder Satz Kugeln mit einem prägnanten Design versehen. Ein Satz Crossboccia-Kugeln besteht aus drei Spielkugeln, sowie einem Marker. Die Spielkugeln haben ein Gewicht von ca. 115 g und der kleinere Marker wiegt etwa 20 g.

Im Sport der Älteren können die Crossboccia-Kugeln noch vielfältiger eingesetzt werden. Aufgrund der Be-schaffenheit sind sie griffig und kompakt. Durch die softe Hülle und das geringe Gewicht ist keine Verletzungsge-fahr gegeben. Kombiniert mit anderen Kleingeräten, wie Family-Tennisschläger, Frisbeescheibe oder Scoop-Schlä-ger, ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für das Koordinationsstraining. In Verbindung mit einem Walk durch Wald oder Park wird das Herz-Kreislaufsystem angesprochen. Dies sind nur einige Möglichkeiten, die Kugeln in Übungsstunden einzusetzen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Crossboccia der erste altersübergreifende Trendsport ist, in dem es altersbedingte motorische und konditionelle Leistungs-unterschiede kaum gibt und somit alle in einem gemein-schaftlichen Spiel integriert werden können.

Stundenverlauf und Inhalte

• Informationen über die Entstehung des Crossboccia-Spiels. Spielidee und Entwicklung seit dem Geburts-jahr 2009.• Kennenlernen von Material und Flugeigenschaften der

Crossboccia-Kugeln. · Jede/r TN bekommt ein Satz Kugeln. · Die TN werfen den Marker beliebig weit und setzen unterschiedliche Wurftechniken ein.• Gewöhnung an das Spielgelände

· Die TN verteilen sich im Gelände, werfen den Mar-ker auf unterschiedliche Böden und platzieren ihn vor, hinter unter oder auf unterschiedlichen Gegen-ständen (Treppen, Bäume, Pfützen, Bänke usw.) und probieren ihre vorher ausgeführten Wurftechniken aus. Sie sammeln Erfahrungen mit den „Flug- und Landeeigenschaften“ der Kugeln.

· Da die Kugeln leicht und weich sind, brauchen keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

• Die TN bilden Paare. Jede/r TN bekommt drei Kugeln. Jedes Paar besitzt einen Marker. Im Spiel 1:1 werden folgende Regeln befolgt:

· Wer den Marker wirft, bestimmt die Abwurfstelle und die Wurfart. Danach wirft er/sie die erste Kugel. Dann wirft der/die andere Spieler/in die erste Kugel.

· Es werden immer die besten Kugeln der beiden Spieler/innen verglichen. Wer weiter vom Marker entfernt liegt, wirft die nächste Kugel.

· Zum Schluss bekommt der/die Spieler/in den Siegpunkt, der/die die bestplatzierteste Kugel geworfen hat.

• Je 2 Paare spielen gegeneinander.

Workshop

Quelle: www.crossboccia.de

Page 40: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

40 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Regelwerk

Spielziel:Ziel ist es, seine Spielbälle möglichst nah an dem Marker (Zielball) zu platzieren und hierdurch zu punkten.

Spielverlauf Einzel:Alle Spieler erhalten jeweils drei gleiche Spielbälle. Zunächst wird ein Spieler bestimmt/ausgelost, der von einem frei wählbaren Ausgangspunkt den Marker wirft. Danach spielen alle anderen Spieler ebenfalls von diesem Ausgangspunkt aus. Der Marker kann an einen beliebigen Punkt geworfen werden, ein bestimmtes Spielfeld ist nicht vorgesehen. Der Spieler, welcher den Marker geworfen hat, darf auch beginnen.

Nachdem er seinen ersten Spielball geworfen hat, wer-fen die restlichen Spieler nacheinander jeweils einen ih-rer Spielbälle. Der Spieler, dessen Spielball am weitesten vom Marker entfernt liegt, wirft nun seinen zweiten und dritten Spielball. Die anderen Spieler werfen ebenfalls, abhängig von der Entfernung ihres Spielballs zum Mar-ker, ihren zweiten und dritten Spielball. Anschließend werden die Punkte gezählt. Der Spieler, der die meisten Punkte gesammelt hat, eröffnet durch den Wurf des Markers an einen beliebigen Ort die nächste Runde. Sollten mehrere Spieler innerhalb einer Runde dieselbe Punktzahl erreicht haben, so darf der Spieler, der auch die vorangegangene Runde für sich entschieden hat, die nächste Runde eröffnen.

Spielverlauf Team:Ein Team besteht aus drei Spielern. Jedes Team spielt mit 2 Sets, also insgesamt 6 Spielbällen, wobei jeder Spieler zwei Spielbälle erhält. Es spielen immer 2 Teams gegeneinander. Das Teamspiel ist in zwei Spielphasen unterteilt. Zu Beginn des Spiels wird ein Team ausgelost oder bestimmt, welches den Marker wirft und hiermit das Spiel eröffnet. Hiernach werfen alle Spieler beider Teams abwechselnd ihren ersten Spielball. Hiernach wird der bestplatzierte Spielball eines jeden Teams bestimmt und mit dem gegnerischen bestplatzierten Spielball verglichen.

Das Team, dessen Abstand zwischen dem bestplatzier-ten Spielball und Marker am größten ist, wirft seinen nächsten Spielball und beginnt hiermit die zweite Phase. In der zweiten Phase wirft jedes Team nur so lange, bis es den Abstand zum Marker unterbietet. Dies setzt sich solange fort, bis alle Spielbälle geworfen wurden. Falls einem Team es nicht gelingt, den Abstand zum Marker zu unterbieten und dem anderen Team noch Spielbälle verbleiben, so hat dieses Team die Möglichkeit, die rest-lichen Spielbälle punktebringend zu platzieren.

Workshop

Page 41: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 41

Punkte:Jeder Spielball, der näher zum Marker liegt als einer der gegnerischen Bälle, zählt einen Punkt (jeder Ball wird inklusive Etikett gewertet). Sollten mehrere Spielbälle verschiedener Spieler in gleicher Entfernung zum Marker liegen oder diesen berühren, wird jeder Ball gewertet. Liegt ein Spielball auf einem gegnerischen Ball mindes-tens zur Hälfte auf, so ist dies ein „Kill“ und der geg-nerische Ball wird nicht gewertet. Spielt ein Spieler zu Beginn einer Runde ein Objekt (bspw. eine Bande) mit dem Marker bewusst an, so muss dies vorher angesagt werden, falls er möchte, dass alle übrigen Spieler eben-falls diese Kombination spielen. Spielt ein Spieler trotz Ansage diese Kombination nicht, dann wird sein Ball nicht gewertet.

Ein Satz endet, sobald ein Spieler 13 Punkte erzielt hat. Der Satz muss jedoch mit 2 Punkten Abstand zum zweitbesten Spieler entschieden werden (z.B. 11-13 oder 12-14). Das Spiel ist entschieden, sobald einer der Spie-ler zwei Sätze gewonnen hat.

CombosCombos sind bestimmte Gruppierungen, die mit den Kugeln in Kontakt mit dem Marker gebildet werden: Kon-takt, Wurm, Schlange, Pyramide, Blume, King of the Hill. Diese Combos werden besonders gewertet.

Hinweise

• In der Artikelserie „Praktisch für die Praxis“ sind im April und Mai 2012 zwei ausgearbeitete Stundenbil-der zum Crossboccia erschienen. Sie können gesichtet und bei Bedarf heruntergeladen werden. Zu fi nden unter www.vibss.de/vereinspraxis• Es gibt zwei empfehlenswerte Internet-Portale:

www.crossbocchia.com und www.crossboule.commit vielen weiteren Informationen, Videos, Veranstal-tungsterminen, Verkaufshops usw.• Interessante und informative Videoclips gibt es wie

immer zahlreich bei YouTube. Zum Beispiel Videoclips der Weltmeisterschaften 2011 und 2012 in Duisburg

Workshop

Page 42: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 2 und WS 8

Sport und Demenz – Gemeinsam bewegen wir uns lieber als allein Olaf Wittkamp

Sich gemeinsam bewegen und Sport treiben – dies bedeutet für viele Men-schen ein wichtiges Stück Lebensqualität. Einen besonderen Stellenwert hat die Bewegung und die soziale Teilhabe in den Sportgruppen der Älteren. Aber durch das mittlerweile lebenslange Sporttreiben treten neben den altersbedingten Veränderungen bei den Teilnehmenden auch neue Krank-heitsbilder und Persönlichkeitsveränderungen auf, auf die sich die Übungs-leitungen, die Gruppenmitglieder, aber auch die Vereinsverantwortlichen in der Zukunft einstellen müssen. Durch die Beschäftigung mit dieser Entwick-lung und im Austausch mit dem Verein „Leben mit Demenz“ in Minden-Lübbecke (NRW) ist der Kreissportbund Minden-Lübbecke immer wieder auf das Thema Sport und seine Bedeutung für die Lebensqualität und die Teilha-be sowie als Mittel der Selbsthilfe für Menschen mit Demenz gestoßen. Der Verein „Leben mit Demenz“ – Alzheimergesellschaft Minden-Lübbecke e.V. unterstützt/moderiert seit mehreren Jahren Selbsthilfegruppen für Men-schen mit Demenz und hat aus dieser Arbeit heraus eine beeindruckende Vielfalt sportlicher Aktivitäten für Menschen mit (Früh)Demenz entwickelt. Im Kreisgebiet Minden-Lübbecke sind in den letzten 2 Jahren Sportgruppen für Menschen mit Frühdemenz erfolgreich aufgebaut worden. Die Erfahrun-gen und neu gewonnenen Erkenntnisse machen Mut, diese Entwicklung zu begleiten und aktiv voran zu bringen.

In den zwei durchgeführten Workshops konnte in einer Zeitstunde ‚nur‘ ein Überblick zu diesem weiten Themenfeld vorgestellt werden. Zur Einstim-mung und auch für ein gemeinsames Verständnis wurde zu Beginn der im Herbst 2011 gedrehte Kurzfilm unter dem gleichnamigen Titel des Work-shops gezeigt.

Workshop

Mabuse-Verlag 2012: ISBN 978-3-86321-020-5

Page 43: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 43

Einrichtung:

Was muss bei der Einrichtung einer Sportgruppe für Demenzbetroffene beachtet werden?

Rahmenbedingungen:

• Teilnehmerzahl </= 6 • Angemessene Raumgröße für die Anzahl der TN• Barrierefreier Zugang zum Raum • Ausreichend Getränke •Mindestens 1 „Sporthelfer“

Übungsleiter/in:

• Geduld• Vertrauen der TN/Angehörigen• hohe Sensibilität• freundliche Ansprache• Empathie

Der größte sichtbare Unterschied zwischen z.B. einer „normalen“ Breitensportstunde für Ältere und einer Be-wegungs-Einheit für demenziell veränderte Teilnehmer/innen zeigt sich im Stundenaufbau (und Zeitumfang)

„Normale“ Breitensportstunde Min.

„Demenz“- Bewegungs-Stunde Min.

Begrüßung 5 Abholen/in Empfang nehmen/Umziehen

10

Einstimmung 10 Ritual: Ankommen; Bewegung /Erwärmen (alltagsnah)

15

Pause/Trinken 10

Haupteil 60 Gymnastik; ca. 2 Spiele 35

Ritual 10

Ausklang 15 Umziehen/Verabschie-den/Abholen

10

Selbstverständlich spielen auch Menschen im Zustand einer Frühdemenz gerne. Doch für den Übungsleiter stellt gerade dieser Aspekt eine hohe Herausförderung da. Die Besonderheiten für die Durchführung von Spielformen in

Bewegungsangeboten für Demenzbetroffene zeigen sich insbesondere im/in:•Minimaler methodischer Aufbau• Klare, genaue, strukturierte, kurze Ansage• Geduld, Geduld• Hilfsmittel suchen

· Bilder · Farben

Beispiel:Feuer – Wasser – Blitz

Wasser: blaue Gymnastikmatten in einer Ecke des Raumes; darauf pro TN ein Hocker (Stuhl ohne Arm-Lehnen)

Blitz: grüne Airex-Matten zu einer Bahn aneinandergelegt

Feuer: einen kleinen Bereich mit roten Seilchen, roten Gymnas-tik-Reifen, roten Pylonen, u. ä. in der Nähe/an einer Tür einrichten

Mögliche Inhalte und Ziele in einem Sportangebot für demenziell Betroffene sind neben den bekannten (in der Regel) motorischen Komponenten eine nicht unerhebli-che Anzahl an ‚besonderen‘ (Demenz) Zielen.

Zur Veranschaulichung dient nachfolgende Aufstellung:

Motorische Ziele: • Kraft (Oberschenkel,

Rücken/Bauch; Stützkraft Handgelenke)• Beweglichkeit• Koordination• Kondition (Ausdauer)• Körperwahrnehmung• Feinmotorik• Sturzprävention

Demenz-Ziele:• Sicherheit /Vertrauen

(Raum, Bewegung, Ablauf)• SPASS & Freude =>

Motivation• Konzentration• Kognition• Kommunikation• Selbstbestimmung• Selbstvertrauen• Selbstbewußtsein

Workshop

Page 44: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 3 und WS 9

Rollator-WalkingNicole Kons

Die nachfolgenden Ausführungen sind dem Handout „Sport der Älteren „Rollator-Walking“ Informationen für Übungsleiter/innen (Handout für die Fachtagung)“ ent-nommen, die beim Landessportbund NRW zu erhalten ist.

„Rollator-Walking“ und die Ziele der Prävention

Kernziele präventiver und gesundheitsfördernder Sport- und Bewegungsangebote sind:• Förderung der körperlichen Leistungsfähigkeit und

Funktionsfähigkeit• Förderung der psychosozialen Leistungsfähigkeit• Stärkung psychosozialer Gesundheitsressourcen• Förderung der individuellen Gestaltungsfähigkeit• Förderung von Gesundheitswissen

Ein Hauptziel der präventiven/gesundheitsfördernden Angebote ist die bewusste, refl ektorische Auseinander-setzung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Bewe-gungs- und Gesundheitsverhalten. Daher ist es wichtig, Ansatzpunkte für Gespräche zu fi nden, diese zu initiieren und das eigene Handeln zu refl ektieren. Ein weiterer we-sentlicher Bestandteil ist der Bezug zum Alltag und Tipps und Übungen für zu Hause oder die Senioreneinrichtung zu suchen, zu fi nden und zu besprechen.

Einstieg ins Thema „Rollator-Walking“

„Es gibt viele Gründe, weshalb die Mobilität von Menschen eingeschränkt sein kann – ob nun durch altersbedingtes Nachlassen körperlicher Fähigkeiten oder aufgrund eines Unfalls: Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch Er-schwernisse im Alltag erheblich beeinträchtigt.

Um die Bewegungsfreiheit nach besten Möglichkeiten wieder herzustellen, eignen sich Hilfsmittel wie Gehstö-cke oder Rollatoren. Sie geben ihren Nutzern Halt, verein-fachen die Fortbewegung und schützen vor Stolperfallen. Der Einsatz einer Gehhilfe oder eines Rollators ermöglicht den betroffenen Personen, sich frei und sicher in ihrem Lebensumfeld zu bewegen.“ (DIETZ® Reha-Produkte)

Workshop

Page 45: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 45

„Barrierefreiheit und Mobilität sind die Grundvorausset-zungen für die Unabhängigkeit des Menschen. Und diese gilt es zu erhalten – auch wenn bestimmte Lebenssitu-ationen den Grad der Eigenbewegung einschränken.“ (BECHLE®)

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels rücken Kurs-Angebote in den Blickpunkt, die man so vor einigen Jahren noch für unmöglich gehalten hätte, z.B. „Rollator-Walking“. In den nächsten Jahren dürfte das Thema für immer mehr Menschen von Bedeutung werden.

Der Ursprung des Rollators

Der Rollator, auch Gehwagen genannt, ist die Bezeich-nung für eine fahrbare Gehhilfe, meistens mit vier Rädern. Der Rollator wurde 1978 von der Schwedin Aina Wifalk erfunden, die aufgrund einer Kinderlähmung gehbehindert war. Über den schwedischen Entwicklungs-fonds fand sie Kontakt zu einer Firma, die einen Prototyp fertigte. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist die Gehhilfe auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbrei-tet. (vgl. www.de.wikipedia.org/wiki/Rollator)

Aufbau und Funktion des Rollators

Der Rollator wird überwiegend von Senioren als Unter-stützung genutzt. Aber auch für gehbehinderte und kör-perlich schwache Personen, die z.B. an Multiple Sklerose oder Parkinson erkrankt sind, erleichtert der Rollator den Alltag: Sie gewinnen mehr Mobilität, Sicherheit und Freiheit.

Es gibt mehrere Varianten des Rollators: Der „Klassiker“ wird aus Metallrohren gefertigt und besteht meistens aus einem Metallrahmen mit vier Rädern an den unteren Rahmenteilen und zwei Handgriffen an den oberen Rah-menenden. Die Bodenberührungspunkte der Räder sind in Form eines regelmäßigen Vierecks (alte Versionen) oder eines Trapezes (neu, bessere Standsicherheit) angeordnet.

Im Unterschied zum Gehstock oder zu Unterarmgehstüt-zen muss diese Gehhilfe zu keinem Zeitpunkt vom Boden abgehoben werden. Rollatoren lassen sich für den Trans-port im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zusammenklappen. (vgl. de.wikipedia.org/wiki/Rollator)

Workshop

Page 46: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

46 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Rollatoren – unterschiedliche Typen und Zubehör

Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Firmen, die sich auf die Herstellung von Rollatoren spezialisiert ha-ben, immer neu entwickelte Modelle mit diversen Extras und Zubehör. Ein Video zu verschiedenen Rollator-Typen und Zubehör finden Sie unter: www.vitaconnect.net/vi-deo/hilfsmittel/rollatoren-typen-und-zubehoer-16

Rollator-Walking beim Stadtsportbund Duisburg

Unter dem Motto „raus aus dem Sessel – ran an den Rol-lator“ bietet der SSB Duisburg seit Juli 2011 ein neues Be-wegungsangebot an: „Rollator-Walking“. Bisher wird das Projekt unter der Leitung von Nicole Kons mit fünf Duis-burger Sportvereinen durchgeführt und von qualifizierten Übungsleitern umgesetzt. Die Vereine kooperieren mit zwei Seniorenheimen, zwei Senioren-Begegnungsstätten und einer Wohnungsgenossenschaft. Teilnehmen können alle interessierten Bürger/-innen, die auf einen Rollator angewiesen sind, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau.

Die Ziele des Rollator-Walkings

Sicheres Gehen bedeutet auch selbstbestimmtes Handeln der Menschen im Alltag. Durch das gezielte Üben mit dem Rollator soll den Senioren die Sicherheit in ihr alltäg-liches Leben zurückgeben werden und selbstbestimmtes Handeln möglichst lange erhalten bleiben.

Ziel ist es, Tipps und Tricks mit dem Rollator für den Alltag kennen zu lernen, um so Unsicherheiten und Stürze zu vermeiden, sich frei in der eigenen Wohnung bewegen, eigenständiges einkaufen oder durch den Park spazieren gehen zu können, die Freude an der Bewegung in der Natur und an der frischen Luft wieder zu entdecken, sich mit Gleichgesinnten gemeinsam auf den Weg zu machen sowie das Herz-Kreislauf-System zu stärken.

Themenschwerpunkte

Themenschwerpunkte sind das Einstellen des Rollators (Höhe der Griffe und Bremsen), richtiges Schuhwerk, Sicherheit am Rollator, die aufrechte Haltung, individuelle Gangschule und schließlich das Rollator-Walking durch die Einkaufszone im Stadtteil oder durch einen nahe gele-genen Park oder Wald.

Finanzierung

Die Finanzierung der Übungsleitung kann über lokale Sponsoren (z.B. Apotheken, Sanitätshäuser) oder eine ge-ringe Eigenbeteiligung der Teilnehmer (2,00 Euro/Stunde) abgedeckt werden.

Workshop

Page 47: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 47

Praktische Übungen

Das Einstellen des Rollators• Stellen Sie die Höhe der Handgriffe so ein, dass die

Ellenbogengelenke leicht angewinkelt sind. • Sie sollten nicht das Gefühl haben, dass Sie die Schul-

tern hochziehen oder sich nach vorne beugen müssen. • Nützlich ist eine Ankipphilfe. Mit ihr überwinden sich

leichter Hindernisse wie Bordsteinkanten. • Ziehen Sie hierfür die Bremsen an und treten Sie mit

dem Fuß die Ankipphilfe herunter. • Beim Lösen der Bremse fährt der Rollator automa-

tisch nach vorne.

Eine komplette Gebrauchsanleitung finden Sie im Anhang dieser Konzeption!

Einige Sanitätshäuser bieten zudem Schulungen für Mit- arbeiter/innen der Alten- und Pflegeheime, Übungsleiter/ innen, Angehörige und die Rollator Fahrer („Rollator-Führerschein“) an.

Aufwärmübungen mit und ohne Rollator • Lockerungsübungen im Stand und in der Bewegung• z.B. Hände bewegen, Handgelenke lockern• Arme kreisen, Schultern lockern• Kniebeuge • Beine abwechselnd nach oben heben• Füße auf und ab bewegen

Die Aufwärmübungen können Sie der umfangreichen Li-teratur am Ende dieser Konzeption entnehmen. Es eignen sich Übungen aus der Sitz-/Stuhlgymnastik oder auch dem Nordic-Walking – je nach Fitness-Stand der Teilneh-mer/innen.

Workshop

Page 48: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

48 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Sicheres Hinsetzen mit dem Rollator • Rollator langsam zur Bank hin drehen.•Mit den Händen zur Sitzfläche der Bank vortasten.• Langsam hinsetzen. • Der Rollator kann jetzt weggestellt werden• Zumindest eine Bremse festmachen, damit der Rolla-

tor nicht wegrollen kann.

Ein Video zum sicheren Hinsetzen finden Sie unter:www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator- training-4

Sicheres Aufstehen mit dem Rollator•Oberkörper nach vorne beugen.• Abwechselnde Gewichtsverlagerung des Gesäßes.• Abstützen an der Vorderkante der Sitzfläche oder den

Armlehnen.•Wenn Sie das Gefühl haben, Sie stehen sicher, dann

an den Rollator greifen.• Achten Sie darauf, den Rollator nahe am Körper zu

führen.• Die Füße sollen sich stets zwischen den Rädern

befinden.• Achten Sie auch bei Richtungswechseln darauf, dass

die Füße immer zwischen den Rädern bleiben.• Nutzen Sie die Sitzfläche für Pausen.• Bremsen anziehen und langsam absetzen.• Aufstehen, umdrehen, Bremsen erst kurz vor dem

Loslaufen lösen.

Ein Video zum sicheren Aufstehen finden Sie unter:www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator- training-4

Gangschule: es sind verschiedene Wege mit und ohne Rollator abzulaufen (Gangbild, versch. Geharten)

Workshop

Page 49: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 49

Sicherheitstraining/Sturzprophylaxe: Bewältigen eines Parcours mit verschiedenen Stationen und Hindernissen.

Herz-Kreislauf-Training: Auf einem gemeinsamen Rundgang die Umgebung erkunden, dabei verschiedene Untergründe wie Asphalt, Schotter oder Wiese erspüren.

Das Überwinden von Bordsteinen und Stufen mit dem Rollator • Fahren Sie mit den Vorderrädern bis an die Bordstein-

kante/Treppenstufe heran und stoppen.• Ziehen Sie die Bremse an.• Treten Sie einen Schritt näher an den Rollator heran

und heben Sie die vorderen Räder an.•Wenn Sie jetzt die Bremsen lösen, fährt der Rollator

nach vorne über die Borsteinkante bzw. die erste Treppenstufe.

Wichtiger Hinweis: Bordsteine und Treppen nicht rück-wärts überwinden!

Ein Video zum Überwinden von Bordsteinen und Stufen mit dem Rollator finden Sie unter: www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator-training-4

Workshop

Page 50: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

50 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Einsteigen in den Bus oder die Straßenbahn• Steigen Sie möglichst in die nächste Türe nach der

Fahrertüre ein, da sich dort die Behindertenplätze befinden.• Bremsen beim Einsteigen nach oben ziehen und Vor-

derräder anheben.• Sitzplatz ansteuern, hinsetzen und Bremsen anziehen.• In Bussen und Bahnen auf keinen Fall auf den Rollator

setzen!• Stehen sie nicht erst auf, wenn der Wagen steht, son-

dern solange er gleichmäßig fährt.• Suchen Sie vorher eine Möglichkeit zum Festhalten.• Erst wenn der Wagen steht, Bremsen lösen und Hal-

testange loslassen.• Zügig austeigen.

Viele Verkehrsbetriebe bieten ein kostenloses Training für Senioren zum sicheren Ein- und Aussteigens in Bus und Bahn mit und ohne Rollator an! Ein Video zum sicheren Einsteigen in die Straßenbahn finden Sie unter: www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator- strassenbahn-11

Tipps und Tricks für den Alltag

Das Rollator 1 x 1 von Polizeihauptkommissar Joachim Tabath• Der Rollator sollte der DIN EN ISO 11199 Teil 2 ent-

sprechen.• Die Drehgriffe des Rollators müssen fest sitzen

(dürfen nicht locker sein).• Abgefahrene Reifen ersetzen.• Bremse regelmäßig kontrollieren. Defekte Bremszüge

austauschen.• Lockere und defekte Schrauben austauschen. Nur

Original-Schrauben verwenden (Gewährleistung).• Rollator in dem Sanitätshaus reparieren lassen, in

dem er gekauft wurde.• Korb nicht zu voll laden (max. 5 Kilo). Ansonsten

verlagert sich der Schwerpunkt zu weit nach vorne (Kippgefahr!). Als Transportmöglichkeit eignet sich der Rollator nur für kleinere Einkäufe.• Zusammengeklappten und fixierten Rollator nicht

tragen, nur rollen.

• Rollator nicht alleine stehen lassen oder mit einem Schloss sichern (Diebstahlsicherung)• Gebrauchsanweisung mitführen.• Der Rollator lässt sich mit Lampen, Klingeln und Re-

flektoren nachrüsten.• Handtasche nicht am Rollator festbinden, sondern

stets am Körper tragen•Quelle: Wie geht s heute, Ausgabe 2/2011: Generati-

on Rollator. Freiheit auf vier Rädern.

AnlagenVideos zum Rollator-Training

• Ein Video zu verschiedenen Rollator-Typen und Zubehör: www.vitaconnect.net/video/hilfsmittel/rollatoren-typen-und-zubehoer-16• Ein Video zum sicheren Hinsetzen und Aufstehen:

www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator-training-4• Ein Video zum sicheren Einsteigen in die Straßenbahn

www.vitaconnect.net/video/mobilitaet/rollator- strassenbahn-11

Weitere Informationen zum Rollatortag unter:www.rollatortag.de

Workshop

Page 51: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 4 und WS 10

Fit und gesund im Wasser Ursel Weingärtner

„Wenn die Gesundheit nicht baden gehen soll – musst Du schwimmen gehen!“

Mit „Wasser, Schwimmen, Baden“ verbinden viele Men-schen Urlaub. Wasser bietet darüber hinaus einen ho-hen gesundheitlichen Wert. Ob Wassergymnastik oder Aquafi tness – gezielte Angebote können sowohl das Herz-Kreislaufsystem aktivieren, als auch den Haltungs- und Bewegungsapparat in „Schwung bringen“. Mit oder ohne Musik und unter Einsatz von Geräten bietet ein Bewegungsangebot im Wasser mehr als nur den gesund-heitlichen Aspekt: Abwechslung, Kommunikation, Spaß und Wohlbefi nden!

Sportvereine versuchen durch vielfältige Aktivitäten gesundheitsorientierte Bewegungsangebote zu schaf-fen. Dazu gehören auch Kurse und Sportgruppen im Schwimmbad. Schwimmkurse, Wassergymnastik oder Aqua-Fitness bedürfen einer gründlichen Planung, Orga-nisation und Vorbereitung.

Die Rahmenbedingungen sind deutlich anders als in der Turn- oder Gymnastikhalle. Die Geräuschkulisse, andere Sichtverhältnisse und erweiterte Sicherheitsmaßnahmen müssen unbedingt berücksichtigt werden.

Workshop

Page 52: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

52 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Folgende Punkte müssen im Vorfeld abgeklärt und geregelt werden:

• Größe und Tiefe des Beckens• Befindet sich in der Schwimmhalle nur ein Becken

oder mehrere?• Ist ein Schwimmmeister vor Ort?• Klärung von Telefon, Handyempfang im Schwimmbad?• Informationen über die Zielgruppe (Alter, Gesund-

heitszustand …)• Gruppengröße• Schwimmer/innen oder Nichtschwimmer• Vorerkrankungen, „Kontraindikationen“ der TN• Sicherheit am und im Becken•Qualifikation des Übungsleiters/der Übungsleiterin• Rettungsfähigkeit des Übungsleiters/der Übungsleiterin• Spezifische Eigenschaften des Wassers

(Druck, Auftrieb, Dichte, Widerstand)•Wassertemperatur• Standort des Übungsleiters/der Übungsleiterin•Organisationsformen• Einsatz von Geräten• Einsatz von Musik• Ist eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ von einem

Arzt notwendig?• Dürfen TN vor oder nach der Übungsstunde ins

Wasser? Aufsichtspflicht?

„Olympische Spiele“ – ein exemplarisches Stundenbeispiel:

„Einzug“Zur Aufwärmung „ziehen“ die Teilnehmer/innen ins „Stadion“ ein …• gehen und „begrüßen“• gehen/walken/laufen in Schlangenlinien in Kleingruppen• „Formationen“ gehen: Die ÜL zeigt den TN jeweils

eine große Karte. Darauf sind Buchstaben, Zahlen, geometrische Formen o.ä. aufgezeichnet (1, H, S, X, 5, Spirale, Dreieck, Herz …). Die TN versuchen als Ge-samtgruppe die gezeigte Formation zu bilden. (Musik-einsatz bei Belieben)

Die einzelnen Länder stellen sich vor …Die TN bewegen sich kreuz und quer durchs Becken. Vor-her vereinbarte Bewegungen werden bei verschiedenen Signalen umgesetzt:• USA – Freiheitsstatue (1 TN) – stehen wie die Frei-

heitsstatue• Frankreich – Eifelturm (1 TN) – die Arme über dem

Kopf zusammenführen, gegrätschte Beine• Ägypten – Pyramide (3 TN) – die Arme anheben, die

Hände berühren sich • Niederlande – Brücke (2 TN) – paarweise eine Brücke

darstellen• Österreich – Riesenrad (1 TN) – mit den Armen kreisen• Deutschland – Kuppel vom Reichstag (> 3 TN) die

Kuppel darstellen• China – Mauer (> 3 TN) mehrere TN stehen neben-

einander• …

Workshop

Page 53: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 53

Verschiedene Disziplinen an verschiedenen „Sport-schauplätzen“ (Zirkeltraining) • Turnen – Sprung in den Stütz (Beckenrand)• Kanu fahren – mit einer Schwimmsprosse paddeln• Rhythmische Sportgymnastik – durch einen Reifen

steigen oder springen• Pferderennen – auf der Nudel durchs Wasser „reiten“ • Gewichtheben – Übung mit der Aqua-Hantel• Diskuswerfen – eine Frisbeescheibe durch das Wasser

schieben, ziehen, drehen (die Hand liegt flach in der Frisbeescheibe)• Schwimmen – Mit den Armen Schwimmbewegungen

(Brustschwimmen) durchführen (Schwimmhandschu-he o.ä. nutzen) • Leichathletik – Abschluss-Staffel (Pendelstaffel mit

Staffelholzübergabe: Stab, Klotz, Pullboy o.ä.)

Eine Bewegungsgeschichte zum Thema FußballMusikeinsatz: Waka Waka

Verschiedene Bewegungen und Situationen von einem Fußballspiel umsetzen:• einen imaginären Ball schießen• schnelles Laufen• Torwart – Ball halten• Schiedsrichter – gelbe Karte zeigen• Zuschauer/Fans – jubeln (Arme nach oben, in die Luft

springen, „schimpfen“ …)• Schiedsrichter – gestikulieren (Spielerwechsel anzei-

gen etc.)• Linienrichter – seitlich bewegen• Trainer – Gesten zu den Spielern andeuten …• …

„Auszug“Die TN ziehen, gehen paarweise hintereinander durch das Wasser …• auslockern• Atemübungen• „winken“

Musikeinsatz: Time to say good bye

Dieses Bewegungsbeispiel enthält die Stundenelemente einer klassischen Breitensportgruppe:• Einstimmung/Einstieg• Schwerpunkt• Schwerpunktabschluss• Ausklang/Abschluss

Je nach Zielgruppe sollte die Übungsleitung die einzelnen Übungsbeispiele modifizieren und ggf. Differenzierungs-möglichkeiten anbieten.

Die Ausstattung der Schwimmhalle (Geräte, Becken-größe), die Gruppengröße, die Wassertemperatur, die Wassertiefe und die Konstellation der Gruppe (Schwim-mer, Nichtschwimmer, körperliche Einschränkungen …) spielen bei der Übungsauswahl eine große Rolle. Wei-terhin ist entscheidend, ob die Gruppe bereits verschie-dene Organisationsformen kennt (Kreisform, Gasse, Stationsbetrieb …)

Der Übungsleitung sind keine Grenzen gesetzt, das o.g. Stundenbeispiel zu verändern und zu erweitern.

Bei aller Phantasie und Ideenreichtum der ÜL steht aber die Sicherheit, das gesundheitsorientierte Sporttreiben und die Freude der Teilnehmenden im Vordergrund!

Workshop

Page 54: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 5 und WS 11

Fuß- und VenengymnastikAndrea Schäfer

Einstieg:

Du stehst und fällst mit Deinen Füßen, die Dich täglich tragen müssen. Erleichtere Dir Deine Wege durch eine wohlbedachte Pflege. Vor allem erstmal sorge Du für ein Paar nicht zu enge Schuh. Es ist ein Jammer zu erblicken, wie sich die krummen Zehen drücken. Hühneraugen bilden sich und schmerzen wirklich fürchterlich. Auch Stöckelschuhe sind verkehrt, das Fußgewölbe wird be-schwert.

Kommst Du des Abends spät nach Haus, so zieh’ die Schuh’ und Strümpfe aus. Wasch’ deine Füße, streck’ die Zehen, laß sie zuweilen barfuß gehen. Du sollest es, dass ist nicht zum Lachen, so wie die Indianer machen. Die stellen, wenn sie viel gerannt, die Füße hoch an eine Wand. Kurzum, verachte nicht den Fuß. Wo Du ihn pfle-gen kannst, da tu’s. (Auszüge aus dem Gedicht von W. Jordan (1902 – 1983)

In diesem Gedicht stecken viele Wahrheiten rund um das Thema “Füße und Venen“. Fuß- und Venenerkrankungen nehmen immer mehr zu, viele Millionen Menschen leiden unter Spreiz-Knick-Senkfüßen, Krampfadern und ande-ren Beschwerden der Venenfunktion. Körperliche Betä-tigung und gymnastische Übungen sind sehr hilfreich, um Beschwerden entgegenzuwirken oder vorzubeugen. Durch die Bewegung der Fuß- und Beinmuskulatur wird der Bluttransport aus den Beinvenen zum Herzen hin unterstützt. Ein Venenleiden kommt nicht plötzlich. Was mit kleinen „Besenreisern“ und schweren Beinen beginnt, kann leicht zu einer schweren Beeinträchtigung der Beine führen.

Zu den Risikofaktoren gehören:• Übergewicht• Bewegungsmangel• Falsche Ernährung• Genetische Faktoren

Workshop

Page 55: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 55

Methodik/Didaktik/Stundenaufbau:

Spielerische Bewegungsaufgaben allein, zu zweit oder in der Klein- bzw. Gesamtgruppe sollen die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und zur allgemeinen Erwärmung beitragen.

Im weiteren Verlauf werden gymnastische Übungen vor-gestellt und ein Tastgarten ausprobiert. Zum Abschluss der Stunde wird eine entspannende Fußmassage vor-gestellt und durchgeführt. Und danach? Lassen Sie sich überraschen.

„Hallo“

Die Teilnehmer bewegen sich zu motivierender Musik durch den Raum und „begrüßen“ sich mit den Füßen auf unterschiedliche Art und Weise.

Variation 1: bei Musikstopp „Begrüßung“ der FüßeVariation 2: eine Musik mit Pause wählen, z.B. Break-Mixer oder Samba-Stop.

Paarweise hintereinander durch den Raum bewegen, auf Tempo und Bewegungen des führenden Partners achten. Dann Rollentausch.

„Zahlen und Buchstaben“

Das Paar sucht sich einen Platz im Raum:Einer geht eine Zahl oder einen Buchstaben, der andere versucht, diesen zu erraten.Dann Rollentausch.

„Aller guten Dinge sind drei“

Es werden drei Fußbewegungen vereinbart, z.B. Schrit-te am Platz, Hacke-Spitze re./li. Fuß, Füße im Wechsel anheben. Diese drei Bewegungen werden nacheinander ausgeführt, also Partner 1 = Bewegung 1, Partner 2 = Bewegung 2, Partner 1 = Bewegung 3.

Variation: einer der Partner macht eine der drei Bewe-gungen vor, der andere „antwortet“ mit einer der beiden anderen Bewegungen.

Gymnastik auf dem Stuhl

• Im aufrechten Sitz abwechselnd Ferse und Zehenspit-zen eines Fußes nach vorne aufsetzen. Schwieriger wird es, wenn die Übung mit beiden Füßen gleichzei-tig gegengleich ausgeführt wird.• Im aufrechten Sitz ein Bein anheben und im Wechsel

die Fußspitze Richtung Schienbein anziehen und dann wieder den Fuß strecken, Beinwechsel.• Im aufrechten Sitz abwechselnd rechten und linken

Unterschenkel leicht nach vorne kicken.• Im aufrechten Sitz beide Fersen etwas weiter vorne

aufstellen, die Zehen einkrallen und dann die Span-nung wieder lösen.• Im aufrechten Sitz ein Bein leicht anheben und die

Füße kräftig aus dem Fußgelenk auf und ab, nach rechts und links bewegen und in alle Richtungen „kreisen“ lassen.• Im aufrechten Stand beide Füße aufstellen. Die Zehen

einkrallen und im „Raupengang“ vorwärts bewegen.•Mit den Zehen schnipsen.• Im Stand, evtl. durchfassen zum Kreis: Auf der Stelle

marschieren und dabei jeden Fuß bewusst von den Zehenspitzen bis zur Ferse abrollen.• Schnelle kleine Schritte auf der Stelle ausführen.• Auf der Stelle gehen und dabei jeden Fuß bewusst auf

der Ferse aufsetzen und bis zum Fußballen abrollen und von den Zehenspitzen abdrücken.• Auf der Stelle marschieren und die Knie immer etwas

höher anheben.• Im Stand Drei-Punkt-Auflage (Ferse, Kleinzeh- und

Großzehballen) der Fußsohle erspüren.• Im Stand beide Fersen mehrmals anheben und ab-

senken.• Im Einbeinstand mehrmals eine Ferse anheben und

wieder absenken, Beinwechsel.• Das Gewicht abwechselnd von den Fersen (Fersen-

stand) auf die Zehenspitzen (Ballenstand) verlagern.

Workshop

Page 56: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

56 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Tastgarten

Paarweise zusammenfinden, Partner 1 legt Gegenstände z.B. aus der Natur auf den Boden. Partner 2 wird, wenn möglich, mit geschlossenen Augen zu jeder einzelnen Station geführt und soll die Materialien mit den Füßen ertasten. Dann Wechsel, jetzt werden z.B. Materialien des täglichen Bedarfs ausgelegt.

Massage für die Füße

Den Fuß in eine Hand nehmen und mit der freien Hand folgende Bewegungen ausführen:• Nacheinander alle Zehen zwischen Daumen und

Zeigefinger nehmen und von der Zehenspitze zum Zehenansatz massieren.• Danach in kreisenden Bewegungen mit der Handflä-

che über den Fußrücken bis zum Knie gehen. Die freie Hand zur Faust ballen und kräftig unter der Fußsohle entlang streichen, von den Zehen zur Ferse.•Mit beiden Händen den rechten und linken Knöchel-

bereich kreisend massieren.• Zum Schluss die Ferse in eine Hand nehmen, gut

durchkneten und kreisend mit der Handfläche bis zur Kniekehle gehen.• Zur Unterstützung dieser Massage eine Körpercreme,

Öl oder ein spezielles Massage-Präparat benutzen.

Hinweis: keine Massagen bei vorhandenen Schwellungen, Krampfadern, Ekzemen, offenen Wunden.

„Überraschung“

Jeder TN packt mit den Füßen ein kleines Geschenk aus, z.B. ein in eine Serviette eingerollten Schokoriegel o.ä.

Medien/MaterialienCD-Spieler, motivierende Musik, die sich gut zum Gehen eignet, z.B. Pop, Polka. Ruhige Musik für die Massage.Materialien für den Tastgarten: Natur: z.B. Holz, Moos, Tannenzapfen, Alltag: Watte, Schwämme, Handtuch

Resumée/Ergebnisse

Wichtige Regeln für Füße und Venen:• Die Beinmuskulatur in Bewegung halten durch Wan-

dern, Gymnastik, Schwimmen• Bei langem Stehen oder Sitzen Füße zwischendurch

aktiv bewegen• Beine häufig hochlagern• Übermäßige Wärme vermeiden• Alkohol nur in Maßen• Beine regelmäßig kühl duschen, an den Füßen auf-

wärts bis zum Oberschenkel• Regelmäßige Fußpflege durch einen Podologen

Literaturhinweise:Buch: Venen-Fitness von Thomas Klycz und Michael Jünger

Buch: Venengymnastik für gesunde, schöne Beine von Heike Höfler

Internet: www.venenratgeber. de und www.gesundheit.de

Workshop

Page 57: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 6 und WS 12

Wohlfühlstunde für Körper und GeistElena Spereiter

Der nachfolgende Text ist Teil eines Workshop-Handouts zur Fachtagung.

Einstieg:

Der Begriff Wellness (Wohlbefinden/Wohlfühlen) wurde erstmals 1654 in einer Monografie von Sir A. Johnson als „wealnesse“ im Oxford English Dictionary mit „gute Ge-sundheit“ übersetzt, steht nach modernem Verständnis für ein ganzheitliches Gesundheitskonzept und ist seit den 1950er Jahren in den USA Oberbegriff einer seinerzeit neuartigen Gesundheitsbewegung. (Quelle: Wikipedia)

Wellness als Begriff steht für eine Lebensphilosophie, deren Ziel das größtmögliche körperliche und geistig/see-lische Wohlbefinden jedes Einzelnen ist. Ab 1972 begann eine umfassende „Wellnessbewegung“, zu der es sogar Studiengänge an mehreren Hochschulen gibt. In Deutsch-land setzte die „AKTION PRÄVENTION“ in den achtziger Jahren deutliche Akzente. Es entstand ein „Europäisches Wellness Modell“, eine ganzheitliche Lebensrezeptur, welche folgende Aspekte zusammenfasst:

• Körperliche Fitness• Geistige Beweglichkeit• Seelische Belastbarkeit• Positive Arbeitseinstellung• Harmonisches Privatleben• Einklang mit der Umwelt

Eine „Wohlfühl- (Wellness) Stunde“ im Sportverein vereint körperorientierte sowie geistig/seelische Ange-botsformen.

Workshop

Page 58: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

58 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Die „Methode-Pilates“

„Pilates“ ist eine sehr sanfte, individuelle, jedoch äußerst effektive Trainingsmethode, bei welcher die Kondition und die Anatomie jedes Einzelnen berücksichtigt werden. Der Urvater der Methode, Joseph Hubertus Pilates wurde 1880 in der Nähe von Düsseldorf geboren. Im Vorder-grund dieser renommierten Trainingsmethode steht der ganzheitliche Ansatz, Körper und Geist über konzentrier-te, kontrollierte Körperarbeit gleichsam zu fordern.

Die „Methode Pilates“ baut auf sechs Prinzipien auf – Konzentration, Atmung, Kontrolle, Zentrierung, Bewegungsfluss und Präzision. Gerade diese Prinzipien unterscheiden diese Technik von anderen Bewegungs-angeboten und machen das Training so funktionell. Die nachfolgenden Bewegungen sowie Übungen basieren auf langjähriger Erfahrung mit den unterschiedlichen Ansät-zen der „Methode Pilates“ und orientieren sich an den gesundheitsorientierten Grundsätzen für Bewegungskon-zepte im präventiven Bereich.

Elementares

„Die Körperhaltung“Eine funktionelle Haltung (Prinzipien der Rückenschule) gilt als „gute“ Haltung.

Die „Pilates-Atmung“Die so genannte „seitliche Brustkorbatmung“ zur Ver-besserung der muskulären Situation der Atemmuskulatur, dabei wird die Atmung bewusst in den seitlichen, rück-wärtigen und vorderen Brustkorb gelenkt und der Schul-tergürtel „organisiert“, um eine freie Bewegung insbeson-dere der oberen Extremitäten und der Halswirbelsäule zu gewährleisten.

Die „Pilates-Box“Die „Pilates–Box“ versteht sich als „Rechteck“ welches von Schulter zu Schulter und von Hüfte zu Hüfte reicht (vier Eckpunkte ergeben ein Rechteck). Die „Pilates-Box“ ist eine sinnvolle Unterstützung zur Ausrichtung einer funktionellen Haltung. Sie gewährleistet über die „axia-le Verlängerung“ der Wirbelsäule und der Ausrichtung des „neutralen Beckens“ sehr schonende, ökonomische Bewegungen.

„Axiale Verlängerung“Ein elementarer Begriff der „Methode Pilates“. Als Achsenorgan hat die Wirbelsäule mit ihren physiologi-schen Krümmungen (Doppel S-förmige Schwingung) unterschiedliche Funktionen. Über eine bewusst initiierte Streckung der Taille vergrößert sich der Abstand zwischen den Beckenkämmen und dem Brustkorb, wodurch die Lendenwirbelsäule entlastet wird (dekomprimiert). Über die „Schultergürtelorganisation“ kommt es auch im Bereich der Halswirbelsäule zu einer Streckung und somit zu einer Entlastung.

„Neutrales Becken“Bei der „Trainingsmethode Pilates“ werden alle Übungen über ein neutral ausgerichtetes Becken ausgeführt. Man spricht hier von der physiologischen Haltung des Beckens. Eine Steilstellung der Lendenwirbelsäule (zwanghaftes Aufheben der Lendenlordose) während der Übungsaus-führung kann zu Schädigungen der Wirbelsäule führen.

Das „Powerhouse“ (Körper- oder/Kraftzentrum)Dieser Begriff umfasst das komplexe Zusammenspiel von Bauch-, Beckenboden- und tiefliegender Rückenmusku-latur. Über die neutrale (physiologischen) Haltung des

Workshop

Page 59: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 59

Beckens bietet das kontrollierte „Ansteuern“ der queren Bauchmuskulatur (m. transversus abdominis) in Kombi-nation mit der gleichzeitigen Aktivierung der Beckenbo-denmuskulatur und reflektorischer Mitbeteiligung der tiefliegenden Rumpfmuskulatur, den größtmöglichen Schutz für den Haltungs- und Bewegungsapparat, insbe-sondere für die Lendenwirbelsäule und dient der aktiven Aufrichtung des Oberkörpers.

Die „Schultergürtelorganisation“Über die bewusste „Schultergürtelorganisation“ wird eine sehr intensive Sensibilisierung auf eine entlasten-de, Struktur schonende Haltung im Bereich der Hals-/Nackenregion gefördert und gefestigt. Die Arme locker aus dem Schultergelenk herabhängen lassen, die Schul-terblätter ziehen sehr sanft in Richtung Wirbelsäule, das Brustbein wird zart aufgerichtet, der Brustkorb weich angehoben (nicht überstreckt), der Kopf in Verlängerung der HWS ausgerichtet.

Die „Selbsteinschätzungen“Die so genannten „Selbsteinschätzungen“ dienen dem Feststellen des „Ist-Zustandes“ rund um den Haltungs- und Bewegungsaparat. Sie werden zu Beginn einer jeden „Pilates-Stunde“ durchgeführt! Nachstehend zwei Beispiele:

Zur Vorbereitung der Selbsteinschätzungen gilt:• Entlastende Ausgangsposition• Neutrales Becken

• Atmung fließen lassen, den kompletten Brustkorb beatmen!• Powerhouse deaktiviert!• Kontrolle der Box• Axiale Verlängerung der Wirbelsäule• Schultergürtelorganisation• Keine Wiederholungszahlen vorgeben!

„Ab- und Aufrollen“ Kontrolliertes Ab- und Aufrollen aus dem funktionellen Stand über die HWS, BWS, LWS zur Überprüfung der aktuellen Situation rund um die Wirbelsäule. Dabei wird beim Abrollen ausgeatmet – und beim Aufrollen wieder eingeatmet.

„Kosak“Die Arme locker in Höhe der Brust übereinander legen („Kosak“). Den Oberkörper zur Überprüfung der Be-wegungsfähigkeit-/Bewegungsfreiheit im Bereich der Brustwirbelsäule mit der Ausatmung sanft zu einer Seite, dann wieder mit der nächsten Ausatmung zur anderen Seite drehen (Bewegung ohne Beteiligung des Beckens und der Beine).

Vorbereitende Übungen

Übungen in der Rückenlage

Zur Vorbereitung der Übungen:Funktionelle Rückenlage. „Powerhouse“ deaktiviert, „Box“ kontrollieren, seitliche Brustkorbatmung durchführen, die Wirbelsäule axial verlängern, neutrales Becken ausrichten.

Workshop

Page 60: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

60 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

„Beckenuhr“ (Erlernen des neutralen Beckens)Ausgangsposition funktionelle Rückenlage. Vorstellung: das Becken liegt auf einem Zifferblatt. Unter dem Steiß-bein befindet sich die 6, unter dem Nabel die 12. Einat-men. Ausatmen und dabei das Becken im Uhrzeigersinn/gegen den Uhrzeigersinn bewegen.

„Nackenrolle“ Einatmen und beim Ausatmen den Kopf zu einer Seite wenden. Auf dem Weg zurück zur Mitte wieder einatmen, ausatmen und dabei den Kopf zur anderen Seite wenden.

„Nicken“ Gleiche Ausgangsposition. Einatmen, beim Ausatmen das Kinn Richtung Brustbein ziehen (Kopf nicht anheben). Ein-atmen und den Kopf wieder in Ausgangsposition führen.

Erste Übungen

Übungen in der Rückenlage

Zur Vorbereitung der Übungen:Funktionelle Rückenlage. „Powerhouse“ aktivieren und die „Box“ kontrollieren, seitliche Brustkorbatmung durch-führen, die Wirbelsäule axial verlängern, neutrales Becken ausrichten.

„Engelarme“Funktionelle Rückenlage. Die Arme beim Einatmen über die Senkrechte weiter nach hinten unten führen und hin-ter dem Körper ablegen. Beim Ausatmen, Arme über den Boden in Ausgangsposition zurückführen.

„Schulterbrücke“ Gleiche Ausgangsposition. Einatmen, Schulterblätter an die Wirbelsäule ziehen. Ausatmen, über das Steißbein, Kreuzbein, LWS, BWS in die Schulterbrücke kommen (nicht überstrecken). Erneut einatmen und langsam wie-der zurück in die Ausgangsposition gelangen.

Übung in der Bauchlage

Zur Vorbereitung der Übungen:Funktionelle Bauchlage. „Powerhouse“ aktivieren und die „Box“ kontrollieren, seitliche Brustkorbatmung durchfüh-ren, die Wirbelsäule axial verlängern, neutrales Becken ausrichten.

„Schwimmen I“ Funktionelle Bauchlage. Die Stirn ruht auf den übereinan-der gelegten Händen. Einatmen. Während der folgenden Ausatmung die Beine nacheinander leicht vom Boden lösen und „paddeln“ (gegengleich auf- und abwärts be-wegen). Nach einigen Wiederholungen, die Beine einzeln wieder in die Ausgangsposition führen (Oberkörper hebt nicht ab).

Abschließende Übungen

Zur Vorbereitung der alle abschließenden Übungen gilt:• Entlastende Ausgangsposition• Neutrales Becken• Atmung fließen lassen, den kompletten Brustkorb

beatmen!• Powerhouse deaktiviert!• Axiale Verlängerung der Wirbelsäule• Kontrolle der Box• Schultergürtelorganisation• Keine Wiederholungszahlen vorgeben!

„Die Katze“ Vierfüßlerstand. Einatmen, funktionelle Haltung. Ausat-men, dabei sanft das Kinn Richtung Brustbein ziehen und im Bereich der BWS leicht runden.

ControllingZum Ende einer „Pilates-Stunde“ wird ein so genanntes „Controlling“, eine „Erfolgskontrolle“ durchgeführt. Dazu werden die oben beschriebenen Selbsteinschätzungen noch einmal durchgeführt!

Workshop

Page 61: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 61

„Chi-Ball Methode“ – Körper im Einklang

Der Einfluss, den das „moderne Leben“ zwangsläufig auf viele Menschen ausübt, führt in der Summe der einzelnen Faktoren zu einer immer größer werdenden Distanz vom „natürlichen Zustand“, unter welchem der Mensch im Einklang mit der Natur, in einem Zustand der Zufrieden-heit und des Wohlbefindens existiert. Fitness- und leis-tungsorientierte Sportangebote tragen nicht immer dazu bei, diesen Zustand zu erreichen. Die „Chi-Ball Methode“ versteht sich als ein ganzheitlich orientiertes Bewegungs-konzept, welches durch den Einfluss fernöstlicher und westlicher Bewegungsphilosophien dabei helfen kann, diesen Zustand nahegehend wieder zu finden.

Übungen und Einflüsse aus dem Qi Gong, Tai Ji, Yoga, dem Chi-Ball Dance, Pilates, Feldenkrais, der Tiefenent-spannung, sowie der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) unter Einsatz eines kleinen bunten (Duft-) Balls (Farb- und Aromatherapie), welcher die Konzentration auf den eigenen Körper fördert, machen diese Bewe-gungsform zu einer besonders sanften ganzheitlichen Trainingsform.

Eine besondere Bedeutung wird der Atmung beigemes-sen. Nach chinesischer Lehre fördert „richtige“ Atmung die „universelle Lebensenergie“ das „Chi“. Nach westlicher Auffassung sind lebensnotwendige biologische körperei-gene Prozesse von einer korrekten Atmung abhängig.

Bei der klassischen „Chi-Ball Methode“ kommen farbige „Duftbälle“ zum Einsatz (Farb- und Aromatherapie), wel-che Körperenergien mobilisieren sollen.

Nachstehend sind die wichtigsten „Figuren“ der „Chi-Ball Methode“ aufgeführt, welche mit verschiedenen Bein-bewegungen aus dem klassischen Aerobic kombiniert werden können. Zur Ausführung bietet sich neben dem Innenstirnkreis auch die Gasse, der Halbkreis, Partner- und Kleingruppenaktivität an.

„Schmetterling“Einatmen, den Ball in die rechte Hand nehmen und beide Arme bis auf Schulterhöhe anheben. Ausatmen, beide Arme senken und den Ball dabei in die linke Hand überge-ben. Erneut einatmen, Seitenwechsel usw.

„Wasserschöpfen“Einatmen, den Ball mit beiden Händen auf Brusthöhe anheben. Ausatmen, dabei den Ball in einem Bogen über unten (ein Bein gestreckt mit der Ferse am Boden nach vorne setzen) nach vorne unten zum gestreckten Bein füh-ren (Rücken gerade lassen). Erneut einatmen den Ball und das Bein zurück in Ausgangsposition führen. Seitenwechsel.

„Die Sonne umkreisen“Einatmen, den Ball in die rechte Hand nehmen und den Arm vor dem Körper in Richtung der linken Schulter füh-ren und den Ball in einem Bogen hinter dem Kopf herum-kreisen. Ausatmen, den Arm zur rechten Seite öffnen und senken. Seitenwechsel.

„Den Mond umkreisen“Einatmen, den rechten Arm mit dem Ball weit zur ech-ten Seite strecken. Den Ball in einem weiten Bogen über hinten führen ohne dabei die WS zu überstrecken. Ausat-men, dabei den Ball über den Kopf zur linken Seite führen, sodass die rechte Körperseite leicht gestreckt wird. Den Arm diagonal vor dem Körper senken. Seitenwechsel.

Workshop

Page 62: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

62 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

„Regenbogen“Den Ball mit beiden Händen halten, die Knie leicht beugen, den Oberkörper leicht runden. Den Ball auf die linke Seite neben den Oberschenkel führen. Einatmen, Seitschritt nach rechts und dabei gleichzeitig den Ball mit der rechten Hand in einem großen Bogen über den Kopf führen. Ausatmen, den Ball senken, gleichzeitig mit dem linken Arm (ohne Ball) den Bogen beschreiben und den linken Fuß zum rechten schließen. Seitenwechsel.

„Schwalbe“Den Ball mit beiden Händen auf Brusthöhe halten. Einatmen, einen Schritt nach vorn auf das linke Bein und dabei die Arme weit nach vorne und zur Seite führen. Den Ball in der rechten Hand auf Schulterhöhe halten und das rechte Bein hinten anheben. Ausatmen, den rechten Fuß absetzen, mit dem linken Bein einen Schritt nach hinten, den rechten Arm zum Körper zurückführen. Den Ball wie-der mit beiden Händen halten. Seitenwechsel.

„Scirocco“Den Ball mit beiden Händen auf Brusthöhe halten. Mit dem linken Bein einen Schritt nach vorn außen (diagonal), danach mit dem rechten Bein einen Schritt nach rechts außen. Ausatmen, dabei mit dem linken und dem rech-ten Bein nacheinander wieder in die Ausgangsposition zurückkommen (V-steps). Mit dem Ball dazu über links beginnend einen großen liegenden Kreis vor dem Körper beschreiben. Einige Male die Bewegung mit links ausfüh-ren. Seitenwechsel.

Als unterstützend hat sich der Einsatz von Musik (Chi-Ball von Lucia Schmidt, Tai Chi- und Yoga Musik) erwiesen.

Yoga

Yoga ist eine indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen (z. B. Asanas, Pranayama, Meditation und Askese) umfasst. Der Begriff Yoga stammt aus dem Sanskrit (Alt Indisch, klassische Sprache der Brahmanen) und wird mit „anjochen, zu-sammenbinden, anspannen, anschirren“ übersetzt, was sowohl als „Vereinigung“ oder „Integration“, als auch „Anschirren“ und „Anspannen“ des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration, zum Einswerden mit Gott verstanden werden kann.

Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, welche unter dem „Sammelbegriff“ Hatha Yoga zusammengefasst werden (z. B. Iyengar Yoga, Sivananda Yoga, Kundalini Yoga, Marma Yoga, Asthanga Vinyasa Yoga u.a.m.). Sie alle präsentieren sich mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Westeuropa und Nordamerika denkt man bei dem Begriff Yoga oft nur an die rein körperliche Form (Übungen), die Asanas (Haltungen) oder Yogasanas.

Meditative Formen des Yoga legen ihren Schwerpunkt auf geistige Konzentration, andere auf Atemübungen (Prana-yama), eine weitere Richtung betont die Askese.

Längst sind die Zeiten vergangen, in denen Menschen, die Yoga-Kurse besuchten, als „esoterisch angehaucht“ belächelt wurden. Die körperliche Form des Yoga ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil von präventiven und therapeutischen Ansätzen im Bezug auf den Haltungs- und Bewegungsapparat sowie der Atmungsorgane.

Workshop

Page 63: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 63

Wissenschaftlich belegt werden konnte, dass Yoga einen direkten Einfluss auf biochemische Prozesse hat und so-mit auch Stress reduzierend wirken kann. Yoga wird daher auch besonders gern als Entspannungsform angeboten.Viele physische Störungen haben einen psychosomati-schen Ursprung – Yoga ist ein Instrument, um diesen Stö-rungen auf ganzheitlicher Ebene entgegenzuwirken. Yoga ermöglicht durch konsequente Praxis und dem „Studium“ der Philosophie ein Kennen lernen des eigenen „Ich“. Es ist ein lebenslanger Übungsweg, welcher zu einem neuen Lebensstil führen kann.

Lockerungen„Schwingen und Wiegen“Funktioneller Stand. Den Oberkörper leicht und locker von einer Seite zur anderen drehen (Rotation in BWS/ LWS), die Arme dabei aus dem Schultergelenk herab-hängend mit um den Körper schwingen. Die Intensität langsam steigern, die Bewegung auf den ganzen Körper übertragen. Die Arme höher mitschwingen, bis auf Schul-terhöhe.

Aus der Drehbewegung in eine Wiegebewegung kommen (Körpergewicht von einer Seite zur anderen verlagern). Die Arme dabei vor dem Körper mitpendeln. Auch hier die Intensität steigern.

„Pendeln, Vibrieren und Federn“Funktioneller Stand. Das Körpergewicht zwischen Fuß-ballen und Ferse hin und her pendeln, die Arme pendeln entsprechend.

Wieder in die Ausgangsposition zurückkehren und begin-nen über den ganzen Körper zu vibrieren (Schüttelungen).

Zum Abschluss über ein Abheben und Senken der Fer-sen ins Federn kommen. Die Intensität und das Tempo allmählich steigern.

Asanas (Haltungen)„Der aufrechte Stand - Berghaltung“ (Tadasana)Funktionellen Stand einnehmen. Das Becken in einer neu-tralen Position halten. Die Wirbelsäule axial verlängern, die Arme locker aus dem Schultergelenk herabhängen lassen. Sich mit dem Boden „verwurzeln“. Sich vorstellen ein „Berg“ zu sein … in sich ruhend, unerschütterlich … Die Atmung entspannt fließen lassen, den Blick in die Ferne richten.

„Der Baum“ (Vrikshasana)Funktioneller Stand. Das Körpergewicht auf eine Seite verlagern. Stabilität im Standbein aufbauen. Das Spielbein nach außen drehen, den Fuß vom Boden lösen und an der Innenseite den Standbeines anlegen (Höhe individuell), Knie nach außen drehen. Sich mit dem Boden „verwur-zeln“, ein „Baum“ sein… kraftvoll, Jahrzehnte überdau-ernd… Die Atmung entspannt fließen lassen, den Blick in die Ferne richten. Die Arme (die „Äste“) über die Seiten langsam anheben und dort halten, wo es angenehm ist.

Wellnessmassage

Überall auf der Welt in unterschiedlichen Kulturen wird Massage seit Jahrtausenden zum Wohle der Menschheit praktiziert. Man könnte Massage auch als „die heilsame Berührung“ bezeichnen, denn auch die Wissenschaft belegt sehr eindeutig, dass durch Berührung messbare Erfolge zum Beispiel im Bereich Stress- und Schmerzredu-zierung zu beobachten sind. Massagen können weiterhin die Atem- und Herzfrequenz verlangsamen, den Blut-druck senken, somit Herz-Kreislauf protektiv wirken. Sie können Angst reduzieren und antidepressiv wirken, das Immunsystem stärken und sogar Einfluss auf das Körper-gewicht nehmen!

Workshop

Page 64: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

64 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Massageansät-zen wie z. B. die therapeutische Massage, die Sportmassa-ge, die Fuß-/Handreflexzonenmassage, die Ayurvedische Heilmassage, die Thailändische Massage, die Klopfmassa-ge, die Bindegewebsmassage u. v. m.

Im Nachfolgenden wird eine Form der Massage beschrie-ben, zu welcher keine spezielle Massageausbildung erfor- derlich ist und die keine therapeutische Ausrichtung hat – die „Wellnessmassage“… Wohlfühlmassage für sich selbst oder mit Partner/in!

Ein paar Worte zum richtigen Einsatz, zur Umgebung und den nötigen Hilfsmitteln:Da eine Massage sowohl entspannend als auch vitalisie-rend wirken kann, kommt es in erster Linie auf die ver-wendeten Grifftechniken an. Von daher muss darauf ge-achtet werden, zu welcher Tageszeit findet das Angebot statt und in welcher allgemeinen Verfassung befinden sich die TN. Ein Massageangebot sollte mit der Gruppe abgesprochen und langfristig angekündigt werden, damit die TN sich darauf vorbereiten können!

Die Massagegriffe sollten nie im Bereich der Wirbelsäule und insbesondere der Nieren ausgeführt werden. Krampf-adern sind ebenfalls weiträumig auszusparen.

Bei der „Wellnessmassage“ in offenen Gruppen werden weder der Bauch/Becken- noch der Brustbereich mit einbezogen!

Bei Schmerzen, Infektionen, offenen Wunden ist auf eine Massage zu verzichten. Herz-Kreislauferkrankungen, krampfartige Anfallsleiden, fortgeschrittene Formen der Osteoporose, schwere Atemwegserkrankungen u. a. Grunderkrankungen schließen eine Massage aus!

Die räumlichen Faktoren spielen neben der Zeit eine gro-ße Rolle. Kalte Räume, welche von außen einsehbar sind, keine Möglichkeit bieten frische Luft hineinzulassen, so-wie ständig eine hohe Geräuschkulisse aufweisen, eignen sich keinesfalls für jegliche Arten von Massage!

Als Hilfsmittel werden Matten, Decken, große Handtü-cher, Kissen, Bänke, kleine Kästen, Gymnastikhocker (o. ä.) benötigt.

Da die Hände beim Massieren auf der Haut ungehindert gleiten sollten, ist ein Massageöl oder eine Massagelotion nötig. Da es eine große Anzahl an Menschen gibt, die auf die unterschiedlichsten Dinge allergisch reagieren, ist bei der Auswahl des Mediums auf exotische Mischungen zu verzichten. Klassische Öle sind z. B. Lavendel-, Rosmarin-, Arnika-, Zitronen- und Zypressenöl. Eventuell ist es sogar ratsam, dass die TN „ihr“ Öl mitbringen, um Probleme auszuschalten!

Grundsätzlich muss darauf hingewiesen werden, dass eine Massage großes Vertrauen voraussetzt und immer freiwillig geschehen sollte!

Massagegriffe:Im Sitzen (Handmassage)

Entspannende Hand-MassageDas ausgiebige Eincremen der Hände mit einer Lotion/Öl wird i. d. R. schon als äußerst entspannend empfunden. Durch bewusst eingesetzten Druck an unterschiedlichen Stellen kann bereits ein entspannender Massageeffekt er-zielt werden. Die Finger werden ebenfalls mit einbezogen und einzeln massiert. Dazu den Daumen an die Innen-seite, den Zeigefinger an die Außenseite eines Fingers legen und mit kreisenden Bewegungen (Zirkelungen) von

Workshop

Page 65: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 65

der Wurzel bis zur Fingerkuppe massieren, anschließend den gleichen Massagegriff an den Außenseiten der Finger ausführen.

Eine Reflexzonenmassage fördert nicht nur die lokale Durchblutung, sondern auch die Entspannung des ganzen Körpers. Einer der wichtigsten Punkte ist die Mitte des Handtellers. Die Technik ist denkbar einfach, den Dau-men in der Mitte des Handtellers auflegen und kreisende Bewegungen (Zirkelungen) ausführen, der Rest der Finger wird mit den Fingern der anderen Hand verschränkt.

Literaturempfehlungen:• „Das große Buch Pilates“ – Anna Selby/Alan Herdman

ISBN 3-333-01071-2• „Pilates für Anfänger“ – Darcey Bussel

ISBN 3-8310-0865-5• „Chi-Ball“ – Lucia Schmidt

ISBN3-405-16065-0• „Yoga – Kraft für die Seele“ – Anna Trökes

ISBN 3-7742-6674-3• „The Body Shop – Wellnessmassage“ – Monica Rose-

berry ISBN 978-3-8310-1122-3

Musikempfehlungen:Unterrichtsmusik für unterschiedliche Kursprofile erhält-lich bei: www.sportlaedchen.de

Spezielle Entspannungsmusiken oder Musik aus verschie-denen Ländern erhältlich bei: www.silenzio.de

Allgemeine Empfehlungen:• Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des LSB und der

Qualifizierungszentren• Aus- und Fortbildungen des Deutschen Roten Kreu-

zes, Landesverband Nordrhein• Aus- und Fortbildungen von BodyMindSpirit – Health

Concepts/Lucia Nirmala Schmidt – www.body-mind-spirit.ch• BDY – Berufsverband der Yogalehrenden in Deutsch-

land e.V. – www.bdy.de oder www.yoga.de• Berufsverband der B.K.S. IYENGAR Yoga Vereinigung

Deutschland e.V. – www.iyengar-yoga-deutschland.de• Stichwortsuche „Wellnessmassage“ – Ausbildungsan-

bieter

Workshop

Page 66: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 13 und WS 19

Latino Dance FitnessNicole Selent

In Anlehnung an neueste Fitnesstrends werden leichte Grundschritte aus dem „Salsa, Merengue und Co.“- Pro-gramm vorgestellt, die dann zu Mitmachtänzen „zusam-mengebaut“ werden. Ganz nebenbei werden Themen wie Sturzprävention, Gehirnjogging und Koordinationstraining angesprochen. Die Teilnehmer/innen dieses Workshops sollen in die Lage versetzt werden, das Thema in ihre Unterrichtsstunden einzubeziehen und die Inhalte ziel-gruppengerecht im „Sport der Älteren“ umzusetzen.

Tanzen und Fitness in Urlaubsatmosphäre.

Einstieg:

Theorie und praktische Einheiten im Wechsel.

Merengue

Geschichte/Hintergrund:Piraten sollen mit ihren „Klumpfüßen“ den „Stampftanz“ im 17. Jh. geprägt haben. Danach war der Merengue lange ein Tanz der Landbevölkerung. Ab 1930 wurde der Tanz zum Propagandamittel von Diktator Rafael Trujillo. Er inszenierte Bälle und Festivals. Heute ist Merengue nationales Kulturgut in der Dominikanischen Republik und Haiti.

Tanzschritt:Jeder Taktschlag ein Schritt, Marschieren mit markanter Hüftbewegung, körperbetonte Tanzweise

Musikbeispiele: Tres Deseos – Gloria Estefan (Merengue), Pegando Pecho – Grupo San Sabor (Merengue)

Workshop

Page 67: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 67

Phase Titel – Interpret Stilrichtung

Einstimmung Latinos – Proyecto Uno

Latino Aerobic (siehe Tanzbeschreibung unten)

Hauptteil Hasta Que Salga El Sol – Don Omar

Modern (siehe Tanzbeschreibung unten)

Pegando Pecho – Grupo San Sabor

Merengue (Beschreibung auf Wandzeitung)

Balada – Gusttavo Lima

Modern (siehe Tanzbeschreibung unten)

Mas Que Nada – Black Eyed Peas

Salsa (siehe Tanzbeschreibung unten)

Bamboleo – Gipsy Kings

Flamenco (Beschreibung auf Wandzeitung)

Dulce Amor – Gloria Estefan

Cumbia (Beschreibung auf Wandzeitung)

Obsession – Aventura

Bachata (siehe Tanzbeschreibung unten)

Ausklang Volveras – Gloria Estefan

Salsa

Geschichte:Im 17 Jh. kam es zum ersten Kontakt zwischen afroka-ribischen und europäischen Tanzstilen. Gruppentänze (ähnlich dem Square Dance) der Kolonialherren und rhythmische religiöse Tänze der Sklaven verbanden sich im Laufe der Jahrhunderte. Um 1950 Massenemigration kubanischer Bevölkerung nach Amerika. Ab 1960 wird der Tanz/die Musik weiterentwickelt.

Tanzschritt:Schritt, Schritt, Schritt Pause (Zählweise: 123 Pause 567 Pause)

Musikbeispiele: La Bamba – Trini Lopez (Salsa), Mas Que Nada – Sergio Mendes (Salsa)

Flamenco

Geschichte:Flamenco ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Lie-dern und Tänzen aus Andalusien. Er gilt als traditionelle spanische Musik, geht jedoch auf Einflüsse unterschiedli-cher Kulturen zurück.

Technik und Ästhetik Der Flamencotanz ist nicht völlig auf die rhythmische Fußtechnik zentriert. Oberkörper, Arme, Hände, Finger, Blickrichtung, Verhalten und Gebaren sind ebenfalls sehr wichtig.

Musikbeispiele:Heart Still/Beating – Ottmar Liebert (Nouveau Flamen-co), Bamboleo – Gipsy Kings (Flamenco)

Bachata:

Geschichte:Dieser Tanz entstand Anfang der 60er Jahre. 1970 bis 1980 eher vulgäre Musik (Prostitution und Armut wurden mit Bachata assoziiert). Ab 1990 änderte Juan Luis Guerra das Image. 1992 gewann er einen Grammy mit seinem Album „Bachata Rosa“, 2004 kam Obsession von Aventura heraus.

Tanzschritt: Chasse mit Merenguehüftbewegung, pro Taktschlag einen Schritt, auf 4 leichtes Anheben eines Beines mit „Hip Lift“.

Musikbeispiele: Pasion – Monchy & Alexandra (Bachata), Obsession – Aventura – (Bachata)

Cumbia

Geschichte:Diese Musikform war ursprünglich kein Paartanz sondern ein Kreistanz und hat ihre Anfänge in der Kolonialzeit. Das Ursprungsland ist Kolumbien.

Tanzschritt: 1 und 2 und 3 und 4, wobei das „und“ unbetont ist. („Stöckelschuh“ und „flacher Schuh“)

Musikbeispiele: Abriendo Puertas – Gloria Estefan (Cumbia), Dulce Amor – Gloria Estefan (Cumbia)

Festigung der Tanzschritte durch Wiederholung und Ergänzung

Workshop

Page 68: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

68 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Latinos – Proyecto Uno

12 Zz. Doppel Step Touch R/L/R (doppelter Seitanstellschritt)4 Zz. evtl. Drehung zurück8 Zz. March (marschieren) rück und vor8 Zz. Offen stehen, Oberkörper schwingt rück und vor, ¼ Drehung linksschultrig

Hasta Que Salga – El Sol Don Omar

Intro “Highheel”Strophe 16 x SeitanstellschrittRefrain I 8 x Arme re/li oben, re/li untenRefrain II 8 x Platz, Platz, WechselschrittStrophe 16 x SeitanstellschrittIntermezzo 16 x re, 16 x li “Highheel”Refrain I 8 x Arme re/li oben, re/li untenRefrain II 8 x Platz, Platz, WechselschrittBridge trommelnIntermezzo 16 x re, 16 x li “Highheel”Refrain I 8 x Arme re/li oben, re/li untenRefrain I 2 x Arme re/li oben, re/li unten im Karree (zu allen Seiten)Refrain II 8 x Platz, Platz, WechselschrittStrophe 16 x SeitanstellschrittStrophe 8 x doppelter Seitanstellschritt

Mas Que Nada – Black Eyed Peas

Teil 1 8 x Salsa Grundschritt 8 x Salsa seit 8 x Salsa vor 8 x Salsa rückTeil 2 4 x Spitze, Hacke, ran (langsam)Teil 1 s.oTeil 2 s.o.Teil 1 s.o.Teil 3 4 x vierer kreuzen Salsa seitTeil 3 s.o.Teil 4 Doppelter Seitanstellschritt erst langsam, dann schnellEnde Salsa Grundschritt

Obsession – Aventura

Teil 1 8 x Grundschritt Basic 8 x vor/rück Basic mit Knie Teil 2 3 x 4 Schritte zur Seite gehen, (evtl.) zurück drehen 1 xTeil 3 Ausfallschritt 6 x Grundschritt klein alles wdh.Teil 1 s.o.Teil 2 3 x 4 Schritte zur Seite gehen, (evtl.) zurück drehen 2 xTeil 3 s.o.Teil 1 s.o.Teil 2 3 x 4 Schritte zur Seite gehen, (evtl.) zurück drehen 3 xEnde Grundschritte (Marilyn Monroe)

Balada – Gusttavo Lima

IntroStrophe 2 8 x vorne, Seite, ran re/li im WechselRefrain 4 x Wechselschritt, Arme vor, Arme ran, Arme re, li diagonal wdh.Strophe 1 12 x boxen, re, li (unten/oben), Körperwelle wdh. Strophe 2 8 x vorne, Seite, ran re/li im WechselRefrain s.o.Strophe 1 s.o.Strophe 2 s.o.Refrain s.o.Strophe 1 s.o.Strophe 2 s.o.Refrain s.o.Strophe 2 s.o.

Kleiner Tipp: Viele Ideen und Anregungen findet man auf www.youtube.com

In den Stadtbüchereien findet man unter Musik aus aller Welt viele CDs mit lateinamerikanischer Musik.

Workshop

Page 69: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 14

Bewegungsangebote XXLUrsel Weingärtner

Mehr als 50% der deutschen Erwachsenen wiegen zuviel, ca. 1/5 haben bereits krankhaftes Übergewicht. Mit stei-gendem Lebensalter nimmt der Anteil der Übergewichti-gen zu.

In Aus- und Fortbildungen wird bisher nur selten auf die besonderen Bedürfnisse übergewichtiger Menschen eingegangen. ÜL sollen in die Lage versetzt werden, übergewichtige TN in ihre Gruppen zu integrieren oder Bewegungsangebote ausschließlich für diese Zielgruppe anzubieten. Dieser Workshop zeigt Einschränkungen und Besonderheiten im Umgang mit übergewichtigen TN auf und setzt diese in die Praxis um.

Methodische Überlegungen, Fragen zur Motivation sowie Aspekte zur individuellen Belastungssteuerung werden mit angesprochen.

• Es gibt nicht „die/den“ Dicke/n …• Es gibt nicht „die“ Übung für Dicke …• Es geht darum, Bewegungsprogramme so zu „konst-

ruieren“ (modifizieren und differenzieren), dass auch übergewichtige Menschen an Bewegungsangeboten in Gruppen teilnehmen können! Dabei stehen im Vordergrund:

· Die Motivation der TN · Gesundheitsorientierte Inhalte · Spaß und Freude an der Bewegung wecken (Sporttreiben ein Leben lang)• Abnehmen steht nicht im Vordergrund. Es gibt keine

Stunden mit der Waage, „Gewichtsabfragen“ finden nicht statt, TN werden nicht bloß gestellt! Bewegung und Sport kann allerdings als hilfreiche Ergänzung zum Abnehmen gesehen werden. Themen wie Abnehmen, Diät, Ernährung, Stoffwechsel usw. können im Rahmen der Gruppe thematisiert werden. Dem Austausch der TN untereinander kommt hier ein besonderer Stellenwert zu!

Workshop

Page 70: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

70 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Das folgende Bewegungsbeispiel zeigt exemplarisch Sportinhalte auf, die mit übergewichtigen TN durchge-führt werden können. Hierbei gilt es zu berücksichtigen:

• Gesundheitsaspekte bzw. Einschränkungen, Erkran-kungen im Vorfeld abklären (Bluthochdruck, Gelenk-beschwerden o.ä.)• Neueinsteiger, Anfänger im Sport?• Ggf. Schamgefühl, Hemmungen• Kleidung, Schuhwerk• Vermehrtes Schwitzen• Haltungsprobleme• Lagerungsschwierigkeiten (Hilfe, Tipps bzw. Alter-

nativübungen vom ÜL), Unterlagerungshilfen durch Handtuch, Kissen• …

Bewegungspraxis:

„Koffer packen“ mit Bewegung (Musikeinsatz)Die TN bewegen sich kreuz und quer durch die Halle (gehen, walken), der ÜL bewegt sich außen herum, gibt ein Signal, stehen zu bleiben und führt an einer beliebigen Stelle eine Bewegung durch, die die TN mit machen. Der ÜL gibt das Zeichen zum Weitergehen, alle bewegen sich wieder. Der ÜL bleibt an einem anderen Standort stehen, eine zweite Übung wird dazu „gepackt“. D.h. die erste Be-wegung wird wiederholt, die neue Übung wird angehängt usw … So kommen mehr und mehr Bewegungen dazu. Diese Form bietet folgende Möglichkeiten:• der ÜL außen hat alle TN im Blick• die TN können beim „freien“ Bewegen ihr individuel-

les Tempo wählen• beim Durchführen der Bewegungen am Platz kann

jede/r seinen Platz wählen

• die Übungsleitung wechselt den Standort – die Orien-tierungsfähigkeit wird geschult• ÜL an verschiedenen Orten bedeutet für die TN: Nie-

mand steht immer „vorne oder hinten“ wie z.B. bei einer Blockaufstellung in einer Aerobicstunde• Durch den Wechsel von Gehen/Walken im Raum und

den einzelnen Gymnastikübungen kommt vielen TN die Bewegungsform nicht so statisch vor, bzw. nicht wie Aerobic („das kann ich nicht …“). Am Ende ergibt sich aus dem „Kofferpacken“ auch eine kleine Cho-reografie.

Der Einsatz von SpielkartenSpielkarten an die TN verteilen, kreuz und quer in der Halle bewegen (individuelle Bewegungsformen). Der ÜL nennt verschiedene Aufgaben, die TN finden sich nach verschiedenen Merkmalen zusammen oder treffen sich an einer Hallenseite o.ä. (rote Karten, schwarz, Zahlen, Bilder, Primzahlen, Zahlen, die durch drei teilbar sind usw.)

Die Karten mit den Bildern sichtbar auf dem Boden ausle-gen: Jeder Karte wird eine Bewegung zugeordnet (König/Dame – verbeugen, Ass – ein Ass darstellen mit dem Kör-per, rote Karte mit dem rechten Fuß antippen, schwarze Karte mit links, Joker – eine Lieblingsübung machen, 10 – in die Hände klatschen, 2 – drübersteigen oder hüpfen …)

Ausdauerspiel: Es werden vier Gruppen gebildet nach den Farben der Karten (Kreuz, Pik, Herz, Karo). In jeder Ecke der Halle steht ein kleiner, umgedrehter Kasten. Die Gruppen „sammeln“ Karten ihrer „Farbe“ in ihrem Kasten. Dazu gehen oder laufen die TN (jeder einzeln im eigenen Tempo) verschiedene Laufwege. (z.B. außen um das Spielfeld herum oder in einer „Acht“ durch die Halle. An einer oder zwei Stellen liegen zunächst alle Spielkar-ten verdeckt auf einem Stapel. Jeder TN, der hier vorbei

Workshop

Page 71: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 71

kommt, zieht eine Karte und bringt sie in den gemeinsa-men Kasten seiner Gruppe/Farbe. Zieht er eine andere, fremde Karte/Farbe, bringt er diese in einen „Nietenkas-ten“ … (z.B. in der Hallenmitte). Wenn alle Karten weg sind, zählt jeder Gruppe ihre Karten. Zählweise: Pro Karte gibt es einen Punkt, ein Joker zählt doppelt oder dreifach. Variation: Die Karten nach ihren Punktwerten zählen …

Variation: wer eine „Niete“ zieht, macht eine Zusatzübung

Durchführung von Pulskontrollen als messbares Kriteri-um der Belastungskontrolle!

Stehen – Sitzen – Liegen(funktioneller Stand, hinsetzen und aufstehen, hinlegen und aufstehen, herumdrehen im Liegen …) An dieser Stelle kann der ÜL Tipps und Übungen geben für die Sportstun-de, aber auch für zu Hause.

Sitzgelegenheiten in der Turnhalle schaffen für die TN, die nicht liegen können oder Probleme mit dem Gleichge-wicht haben: Steppbretter, Langbank, kleine Kästen (drei verschiedene Höhen!), Kastenunterteil + Kastendeckel, Hocker, Stühle …

Alternative Übungen für gemischte Gruppen (z.B. sitzende und liegende TN)Wie können Bauchmuskeln oder Rückenmuskeln im Sit-zen oder im Liegen auf der Matte trainiert werden? Nicht immer lassen sich Übungen 1:1 übertragen, aber der ÜL kann versuchen, ähnliche Übungen bzw. Alternativen für die entsprechende Muskelgruppe anzubieten. Methodisch kann dies erfolgen, indem er dem einen Teil der Gruppe Übungen demonstriert und erläutert. Wenn er sieht, dass die TN die Aufgabenstellungen umsetzen und selbststän-dig üben, kann er sich der zweiten Gruppe widmen und diesen ihre Übung vorstellen. Das erfordert organisato-

risch und zeitlich mehr Aufwand, ermöglicht aber in hete-rogenen Gruppen, vielen TN gerecht zu werden. Wichtig dabei, dass der ÜL trotzdem alle TN im Blick behält und sich auch Zeit für Korrekturen nimmt.

Der Einsatz von „Hilfsmitteln“ Kissen, Handtuch, Decke, Rolle …Viele Übergewichtige haben Rückenprobleme in der Rückenlage, ggf. hilft eine Rolle unter den Knien. Bei an-deren „fällt“ der Kopf zu stark nach hinten in den Nacken – an dieser Stelle ist die Unterlagerung des Hinterkopfes hilfreich. In der Seitenlage ist für viele TN ein Kissen zwi-schen den Knien/Beinen angenehmer.

Hier gilt es, die TN immer wieder zu motivieren und auszuprobieren. An dieser Stelle ist auch die Eigenverant-wortung der TN gefordert, sich selbst von zu Hause ein Handtuch, eine Rolle o.ä. mitzubringen.

Ballspiel: KategorienKreisform: Ein Ball wird von einem TN zum anderen zuge-spielt. Der TN, der den Ball abwirft, nennt eine Farbe, z.B. grün. Der Fänger wird zum nächsten Werfer. Beim Abwurf nennt er ebenfalls eine Farbe z.B. rot. usw. Keine Farbe darf wiederholt werden! Wird eine Farbe ein zweites Mal genannt oder ein TN braucht sehr viel Zeit zu überlegen, macht derjenige TN eine „Lustrunde“ (zur besseren Hirn-durchblutung“)

Weitere Kategorien: Sportarten, Obstsorten, Gemüsesor-ten, Getränke, Brotsorten …

Diese Form kann ein Auftakt dazu sein, sich mit dem Thema Ernährung spielerisch zu befassen.

„Abklopfen“Viele übergewichtige TN haben ihr Körpergefühl verloren. Durch Formen wie „den Körper abklopfen“ können TN wieder dazu hin geführt werden, sich mit ihrem Körper zu befassen. (Körperwahrnehmung)

Workshop

Page 72: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 15 und 21

Brainwalking auf dem Ideen-TrimmPfadMichael Luther

Einstieg:

„Bewegt ÄLTER werden“ ist ein Motto, das für den Körper genauso gilt wie für den Geist. Schon im Altertum galt „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ – und die Sportwissenschaft hat auf dem Gebiet der Gesundheits-förderung die gesicherte Erkenntnis gemacht, dass Kopf und Körper sich in der Tat weitreichend beeinflussen. Was also liegt näher im Programm „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“, als Bewegung für Körper UND Kopf anzubieten und nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die mentale Leistungsfähigkeit bis ins Alter hinein zu fördern und zu fordern. Die Zeit ist reif für geistige Fitness – ganz speziell in diesem Jahr 2012, das zum offiziellen EU-Jahr des aktiven Alterns ausgerufen wurde.

Gehirnleistung für alle

Um sein Gehirn zu trainieren, gibt es eine ganze Reihe mentaler Fitness-Trends: Train your brain heißt die Devise – durch Angebote wie Gehirnjogging, BrainGym® und Brainwalking soll der Motor für Ideen, Kreativität, Lern- und Lösungskompetenz fit gehalten und auf ein optimales Aktivationsniveau gebracht werden. Schon 1987 stellte der renommierte Sportmediziner Hollmann fest: „Das Gehirn lässt sich, funktionell gesehen, gut mit einem Muskel vergleichen; mit dem Effekt: „Es passt sich an, in beide Richtungen“:• Einerseits kann es durch Nichtbeanspruchung, Mo-

notonie und Vernachlässigung abbauen und in seiner Leistung nachlassen. • Andererseits kann es durch Training und gezielte

wachstumsfördernde Reizsetzung stimuliert und gestärkt werden!“

Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Gehirntraining zu einer nachweisbar höheren geistigen Leistungsfähigkeit führt. Neuroplastizität heißt das Zau-berwort und besagt, dass entgegen früherer Ansicht das Gehirn bis ins hohe Alter hinein nicht nur neue Verbin-dungen knüpfen, sondern sogar neue Nervenzellen pro-

Workshop

Page 73: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 73

duzieren kann. Entsprechendes Training bzw. Reizsetzung vorausgesetzt, wie schon bei der LSB-Fachtagung 2010 der Sportwissenschaftler Allmer anmerkte. Und das wirkt sich positiv auf eine Vielzahl mentaler Fähigkeiten aus: angefangen von der Lern- und Merkfähigkeit, über Lö-sungskompetenz, Kombinations-/Koordinationsfähigkeit und geistige Flexibilität, bis hin zu Merkmalen wie Ideen-reichtum und Ideenflüssigkeit, Phantasie, Originalität und Kreativität. Fähigkeiten, die gerade im Alter besonderer Aufmerksamkeit und Förderung bedürfen.

Fitnessparcours für das Gehirn – Zeit für geistige Sprünge

Eine entscheidende mentale Qualität, wenn es um neue Ideen, Lösungen, wirkungsvolle Informationsaufnahme- und -verarbeitung geht, ist Kreative Kompetenz & Fit-ness. Bekannt seit den 1950er Jahren hat die Forschung auf diesem Gebiet gerade in jüngster Zeit durch die Einbindung aktueller Felder, wie z.B. Psychophysiologie, Bewegungs-Neurowissenschaft und Kreativitätspädago-gik spannende Erkenntnisse gewonnen – und anregende Programme und Mitmachangebote entwickelt. Zeitgemä-ße Stimuli für das Gehirn, um Farbe in die grauen Zellen zu bringen und sich vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer zu entwickeln.

Ein innovatives Mentaltrainings-Angebot ist Deutsch-lands 1. Ideen-TrimmPfad, der als Fest-Installation im April 2012 seine Türen öffnete. Dieser Fitnessparcours für das Gehirn umfasst 15 Stationen, die die grauen Zellen gründlich auf Touren bringen. Körperliche Voraussetzun-gen braucht es dafür nicht, weswegen sich der Parcours auch für Nicht-Sportler, Freizeit-Denker, Best-Ager und Berufstätige nach der Arbeit anbietet. Gefragt ist die Be-reitschaft, den eigenen „Denkmuskel“ zu trainieren. Das kann zu zweit oder in einer kleinen Gruppe geschehen, wobei sich der Pfad für Teilnehmer von 8-88 Jahren eig-net und aufgrund seiner Übungsauswahl (und 3 verschie-denen Schwierigkeitsstufen je Station) ganz besonders für die Zielgruppe „Ältere“ anbietet.

Neu ist auch, dass der Parcours weit über das Angebot bisheriger Gedächtnisprogramme hinausgeht, die nur einen kleinen Bereich der mentalen Fitness ausmachen.

Die spannende und abwechslungsreiche Mischung aus Denksportanforderungen, Gedächtnisübungen, kreativen Lösungsherausforderungen und komplexen BrainTeasern macht Spaß und fordert die mentale Leistungsfähigkeit von Alt und Jung umfassend.

Dieses innovative Konzept hat auch die Jury des bun-desweiten Wettbewerbs „Deutschland – Land der Ideen“ überzeugt. Und so wurde der 1. Ideen-TrimmPfad Deutschlands offiziell als einer der „365 Orte im Land der Ideen“ 2012 in der Kategorie „Gesellschaft“ ausgezeich-net, die einen nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.

Beispiele für Stationen und Aufgaben, die ausgewählte Denkfertigkeiten nach dem Kreative Fitness-Konzept© gezielt aktivieren, sind:• Denksportaufgaben und Gehirnakrobatik• Lösungs- und Gestaltungsaufgaben•Wahrnehmung und Sinnesschulung• Phantasie und Vorstellungsvermögen•Querdenken und Experimentierfreude•Originalität, Ideenreichtum, Ideenfluss• Gestaltungs- und Ideationsübungen• persönliche Komfortzone erweitern und sich (altersun-

abhängig) über (geistige) Grenzen hinaus bewegen

Workshop

Page 74: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

74 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

DenkAn: Wissenswertes zur mentalen Fitness• Das menschliche Gehirn kann bis ins hohe Alter

hinein neue Verknüpfungen bilden (Neuroplastizität), die alten stabilisieren (Neuromodulation) und neue Nervenzellen und Synapsen bilden (Neurogenese) – entsprechende Reizsetzung vorausgesetzt.• Schon eine 30-minütige Reizsetzung täglich durch ein

entsprechendes mentales Training hält das Gehirn auf Trab, beugt Alterungserscheinungen vor und schafft eine nachhaltige Funktionsreserve für Alltag und Beruf.• Ein ganzheitliches Gehirntraining umfasst mehr als

nur Merkfähgkeit und Gedächtnisleistung (vergangen-heitsbezogen); Eigenschaften wie Wahrnehmungsge-schwindigkeit und Multisensorik, geistige Flexibilität, Ideenreichtum und Ideenfl üssigkeit, Originalität, Lösungskompetenz und andere (gegenwarts-/zu-kunftsbezogen) stehen gleichberechtigt nebeneinan-der und sind wichtige Merkmale in Alltag und Beruf, die speziell zu fördern sind.• Ein moderates Ausdauertraining in Verbindung mit

geistigem Fitnesstraining reduziert nachweislich den Verlust von Gehirngewebe und verbessert sowohl Wahrnehmungs-, wie auch Entscheidungsprozesse.

Mit Brainwalking Farbe in die grauen Zellen brin-gen (Methodik/Medien)

Weil aber nicht jeder Verein sich gleich einen eigenen Ideen-TrimmPfad bauen kann, gibt es ein kompatibles Programm dazu: Brainwalking – „Ideen- und Kreative-Fit-ness 2 go“ sozusagen. Das Programm umfasst eine Reihe ausgewählter Musterstationen, die sich vorzüglich für den Indoor-Einsatz in Programm- und Kursangeboten für Älte-re eignen und mit etwas Phantasie und wenig Aufwand in jeder Halle oder jedem Seminarraum installieren lassen. Nachfolgend fi nden sich 6 Beispielsstationen, die sehr gut im Rahmen eines Bewegungs- oder Gesundheitsangebots eingesetzt oder mit anderen Übungsteilen kombiniert werden können:

1. Schlagfertig• Stationsziel: Ideenfl uss und Schlagfertigkeit anregen• Charakter: Gehirnakrobatik•Material: ---• Beispielsaufgabe: „Paarweise zusammentun (A + B).

A gibt B 3 Stichworte, die nichts miteinander zu tun haben (wie z.B. Kaiser Wilhelm, Schlagsahne, Mond-rakete). B legt sofort los und verbindet die Begriffe zu einer 1-minütigen, phantasievollen Geschichte“• Gefragt hier: Fähigkeit, gegebene Impulse schnell zu

erkennen und zu verbinden bzw. darauf zu reagieren.

Workshop

Page 75: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 75

2. Kniffl ig• Stationsziel: Mehrdeutigkeiten erkennen• Charakter: Knobelaufgabe•Material: 6 große „Streichhölzer“ (wie z.B. Gymnas-

tikstäbe)• Beispielsaufgabe: „Bildet mit nur 6 Streichhölzern

genau 4 gleichgroße und gleichseitige Dreiecke, wobei alle Streichhölzer ganz bleiben müssen und sich nicht überkreuzen dürfen.“• Gefragt hier: Helle Köpfe, die auch mal unorthodox,

abseits des Weges, über den Tellerrand hinausdenken können

3. Denkwerker• Stationsziel: Experimentierfreude entwickeln• Charakter: BrainGym®-Übung•Material: ---• Beispielsaufgabe: „Formt als Gruppe mit Euren Kör-

pern ein Wort, wobei jedes Gruppenmitglied einen Buchstaben darstellt.“• Gefragt hier: Auch mal die eigene „Komfortzone“

überschreiten und sich auf Ungewöhnliche Handlun-gen einlassen.

4. Sinnvoll• Stationsziel: Sinne schärfen• Charakter: Wahrnehmungsschulung•Material: Augenbinden

• Beispielsaufgabe: „A steht hinter B und „schreibt“ mit einem Finger ein einfaches (!) Wort (wie: Auto, Haus, Baum, …) langsam auf den Rücken von A, der es erkennen soll. Danach wechseln“• Gefragt hier: Den oft vernachlässigten Sinnessyste-

men mehr Aufmerksamkeit schenken

5. Inthronisation• Stationsziel: Einfallsreichtum anregen• Charakter: Imaginationsaufgabe•Material: Poolnudeln, Tennisbälle, weiteres Material• Beispielsaufgabe: „Baut in 3 Minuten aus Euren Kör-

pern, den bereitliegenden Poolnudeln, Tennisbällen und/oder anderem bereitgestellten Material einen majestätischen Thron, den ihr den anderen mit einer feierlichen Thronrede vorstellt.“• Gefragt hier: Lust, Neues auszuprobieren und auch,

existierende Komponenten (Materialien) neu zu nut-zen und kombinieren.

6. DenkAn• Stationsziel: Denkhorizonte erweitern• Charakter: Knobelaufgabe•Material: Baumersatz (z.B. Frisbeescheiben), 1 langes

Seil• Beispielsaufgabe: „10 Bäume sollen in einem Park so

arrangiert werden, dass sich auf 5 Geraden jeweils 4 Bäume befi nden.“• Gefragt hier: Bereitschaft und Ausdauer, verschiedene

Lösungswege ausprobieren

Workshop

Page 76: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

76 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Resümee

Alle Übungen können als eigenständiges Kursangebot durchgeführt werden oder, mit einer moderaten körper-lichen Bewegung ergänzt, auch in andere Programme miteinfließen. Das bietet Anreize insbesondere für die Generation 50+, über die körperliche Fitness hinaus Lust an einer umfassenden Schulung psycho-physischer Fähig-keiten zu bekommen. Für Vereine schafft es neue Ange-bote für eine hochaktuelle und wachsende Zielgruppe.

In Vorbereitung ist derzeit auch eine mobile Variante, bei der aus einem Koffer, „out of the box“, heraus 10 Stationen nach dem Kreative Fitness-Konzept aufgebaut werden und in Training, Kurs-Programm oder Tagesevent zum Einsatz kommen können. Perfekt, um eigene Maß-nahmen und Programme gehirngerecht aufzupeppen und Ideenpotenziale mit Pfiff zu aktivieren.

Allen, die Vorstellung bekommen möchten, welcher Art die Herausforderungen sind, sei das Buch „Königsweg Kreativität“ empfohlen, das als Vorlage diente und eine Schatzkiste voller Anregungen für Einzelpersonen und Gruppen darstellt, ihr Gehirn auf Trab zu bringen.

Anfragen für weitere Parcours und DenkAn-Tage sind hochwillkommen!

InformationenIdeen-TrimmPfad: Der festinstallierte Ideen-TrimmPfad steht in Leverkusen, auf der Anlage des TSV Bayer 04 Le-verkusen. Die Kontaktadresse für Rückfragen und Anmel-dungen: Tel. 0241 868 00-26

Ein weiterer Ideen-TrimmPfad steht in Herne auf der Anlage des TV Wanne 1858. Die Kontaktadresse für Rückfragen und Anmeldungen: Tel. 02325 794 310

Informationen zum Ideen-TrimmPfad-Konzept, zum Brainwalking-Programm und zur mobilen Kreative Fit-ness-Variante: Michael Luther: [email protected]

LiteraturhinweiseLuther/Gründonner: Königsweg Kreativität. Paderborn 2000. ISBN 3-87387-379-6

Suter/Katz/Ruben: Keep your brain alive: 83 Neurobic exercises … . 1999 ISBN 0761110526

Geistig fit: Zeitschrift der Gesellschaft für Gehirntraining e.V., Ausgabe 2. 2012.

Workshop

Page 77: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 16 und 22

Nordic-Walking – Dauerbrenner für FrischluftfansNicole Kons

Einstieg:

Etwa jeder fünfte Deutsche macht inzwischen Nordic Walking. Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Kon-sumforschung (GfK) ist Nordic Walking die beliebteste Sportart, mit der Bundesbürger neu einsteigen.

Entstehungsgeschichte

Nordic Walking wurde in Finnland als Bewegungskonzept für die schneefreien Sommermonate zunächst für die Spit-zenathleten aus den Bereichen Skilanglauf, Biathlon und der Nordischen Kombination entwickelt. Es entpuppte sich schnell als neue Trendsportart, die einfach zu erlernen ist, die fast überall und bei jedem Wetter ausgeführt werden kann, und die für fast jeden geeignet ist – unabhängig von Alter, Geschlecht, Gewicht und Fitness-Zustand: • Anfänger/innen•Wiedereinsteiger/innen• Übergewichtige • Personen mit Gelenkschäden• Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen• Rehapatienten• Leistungssportler/innen (Nordic Walking als Aus-

gleichssport)

Gesundheits- und Trainingseffekte

Durch den Einsatz spezieller Stöcke ist Nordic Walking als ein sanftes und schonendes, aber dennoch effektives Ganzkörpertraining zu bezeichnen.• Es trainiert das gesamte Herz-Kreislauf-System und

führt somit zu einer Verbesserung der allgemeinen aeroben Ausdauer, aber auch der Kraft, Beweglichkeit und Koordination.• 90 % der Muskulatur werden gleichzeitig trainiert,

insbesondere die Schulter-, Rücken-, Bauch-, Arm- und Beinmuskulatur.• Die gesunde aufrechte Körperhaltung wird besonders

durch die Mobilisation, Kräftigung und Dehnung der Rumpf-, Schulter- und Nackenmuskulatur gefördert.

Workshop

Page 78: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

78 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

• Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich kön-nen sich lösen, Stress kann abgebaut und das Immun-system gestärkt werden.• Durch den aktiven Einsatz der Atemhilfsmuskulatur

wird die Sauerstoffversorgung des gesamten Organis-mus gesteigert.• Nordic Walking ist um ca. 40 % effektiver als her-

kömmliches Walking, der Energieverbrauch liegt um ca. 30 % höher. Bis zu 400 kcal/pro Stunde können verbrannt werden. Dabei ist die Umsetzung der richti-gen Technik entscheidend.• Richtig angewendet ist eine körperliche Überlastung

ausgeschlossen.

Die Ausrüstung/Stöcke

Zur Nordic Walking Ausrüstung gehören eine sportliche Garderobe, möglichst Funktionsbekleidung, Walking-, Lauf- oder Leichtwanderschuhe, evtl. Handschuhe für ei-nen besseren Griff), evtl. eine Pulsuhr (zur Herzfrequenz-messung) und die richtigen Stöcke. Diese können aus Glas- oder Kohlefaser, Fieberglas, Aluminium, Komposit oder Carbon bestehen.

Je höher der Carbon-Anteil ist, desto leichter, stabiler, widerstandsfähiger, haltbarer und vibrationsärmer ist der Stock, der mit einem ergonomisch geformten Griff (aus Kunststoff oder Kork) und einem speziellen Hand-schlaufensystem ausgestattet ist. Dieses absorbiert belastende Schwingungen auf die Handgelenke, Ellbogen und Schultern und garantiert eine optimale Anpassung an die Hand. Die Stockspitze ist abgewinkelt und kann mit einem Gummi-Aufsatz (Pad) versehen werden, der für fast alle Untergründe geeignet ist.

Zu unterscheiden sind Stöcke mit einer festen Länge, die eine bessere Funktionalität aufweisen, von Teleskop-Stö-cken, die sich in der Länge verstellen lassen und prakti-scher auf Reisen sind.

Die richtige Stocklänge

Entscheidend bei der Wahl der richtigen Stocklänge ist vor allem die Körpergröße, aber auch weitere Faktoren wie die Arm- und Beinlänge, die Kondition, die Beherr-schung der Technik, das Gehtempo oder die Beschaffen-heit des Geländes können eine Rolle spielen. Die optimale Stocklänge sollte 70 % der Körpergröße betragen. Die Faustformel lautet: Körpergröße in cm x 0,7.

Beispiel: Bei einer Körpergröße von 170 cm wird eine Stocklänge von 120 cm empfohlen. Greift man den Stock fest am Griff und legt den Ellbogen dabei an den Körper an, so sollte der Oberarm mit dem Unterarm einen 90 Grad Winkel bilden. Die Stöcke werden in Abstufungen von 5 cm (100 cm – 140 cm) im Sportfachhandel angeboten.

Die richtige Technik

Die Bewegungsausführung des Nordic Walking gleicht der des Skilanglaufs. Der physiologische, diagonale Bewe-gungsablauf beim Walken wird durch den bewussten Stockeinsatz unterstützt.

Der rechte Stock hat dann Bodenberührung, wenn die linke Ferse aufsetzt und umgekehrt. Die Schultern sollten locker und entspannt sein, der Oberkörper und die Hüf-ten harmonisch schwingen und die Füße gerade nach vor-ne zeigen. Die Stöcke werden mit fast gestreckten Armen nah am Körper geführt und setzen jeweils mit der Spitze unter dem Körperschwerpunkt auf.

Workshop

Page 79: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 79

Die Hände sind dabei leicht, bei der Streckung nach hinten ganz geöffnet. Sie greifen nur beim Aufsetzen des Stockes kurz zu. Am Ende der Bewegung wird der Stock zurückgeführt.

Die Schrittlänge ist raumgreifend und dadurch länger als beim normalen Gehen. Der Fuß setzt auf der Ferse auf und rollt dann über den Mittelfuß zum großen Zeh ab. So entstehen lange Bodenkontaktzeiten und viel Dynamik in der Bewegung.

Die „ALFA Technik“ beschreibt die grundlegenden Bewe-gungsmerkmale der Nordic Walking Technik:

A: die aufrechte Körperposition. Ziel ist die natürliche Aufrichtung der Wirbelsäule für ein funktionelles und rückenfreundliches Gangbild. Die Position des Beckens ist hierbei eine der Schlüsselstellen.

L: der lange Arm. Durch den langen Arm während der Schwung- und Schubphase wird ein optimaler Einsatz der Arm- und Oberkörpermuskulatur garantiert. Es handelt sich hierbei nicht um einen „gestreckten Arm“, sondern um raumgreifende Bewegungen.

F: der fl ache Stock. Ein Einsatzwinkel des Stockes von ca. 60° bietet dem Nordic Walker eine optimale Kombination zwischen Stütze und Trainingsgerät. Der Stockwinkel in Verbindung mit der richtigen Stocklänge ist die Grundla-ge für eine gute Technik, die mit einem zu steil eingesetz-ten Stock nicht erzielt werden kann.

A: die angepasste Schritte. Ziel ist die Anpassung der Schrittlänge an die jeweilige Situation. Je größer der Schub der Arme, desto länger der Schritt. Auch hier entscheidet die richtige Stocklänge über den Erfolg. Des Weiteren ist die Schrittlänge von Gelände, Untergrund und letztendlich auch von der körperlichen Konstitution des Nordic Walkers abhängig.

Aufrechte Körperposition

Langer Arm

Flacher Stock

A

F

L

Angepasste Schrittlänge L

Workshop

Illustrationen: © axel kock - Fotolia.com

Textquelle: www.sjsw-sightjoggingberlin.de/nordic_wal-king.html und Nordic Fitness Center Berlin: www.nordic-fi tness-center.de

Page 80: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

80 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Stundenaufbau

Eine optimale Trainingseinheit lässt sich in fünf Abschnit-te einteilen:1. Aufwärmen: Ein kalter Muskel sollte nie belastet und

daher mindestens zehn Minuten erwärmt werden: z.B. auf der Stelle laufen mit diagonalem Armschwung, lockeres Laufen im Kreis mit betontem Armschwung oder langsames Loslaufen.

2. Kardio Teil 1: Herz-Kreislauf-Training: Nordic Wal-king, Dauer 20 -–40 min, je nach Fitness-Zustand der Teilnehmer und zur Verfügung stehende Zeit. Zur Abwechslung Trainingsvariationen einbauen.

3. Krafttraining: Training der Oberkörper- und Bein-muskulatur, z.B. Abfahrtshocke, Ganzkörperübungen, Liegestütz auf den Stöcken, Ausfallschritt (auch Part-nerübungen sind möglich)

4. Kardio Teil 2: Herz-Kreislauf-Training wie oben5. Cool down/Stretching: sollte immer fester Bestandteil

nach jeder Trainingseinheit sein, ebenfalls mind. 10 Minuten. Die Muskel Dehnung (insbesondere Ober-schenkel, Hüftbeuger, Waden, Schultern, Rücken und Brust) sollten jeweils ca. 20 Sek. gleichmäßig gehalten und gesteigert werden.

Trainingsvariationen und Übungsformen

Durch einfache Variationen des Bewegungsablaufs, der Intensität oder der Umgebung kann das Training noch abwechslungsreicher gestaltet werden:• Die Intensität unterschiedlich gestalten: Ein kräftige-

rer Arm-, Oberkörper- und Stockeinsatz erhöht das Tempo und steigert die Effektivität.• Das Tempo wechseln: Intervalltraining• Die Intensität steigern: niedrige Belastungsstufen bis

zum High Impact Workout• Nordic Walking und Joggen im Wechsel• Sprungübungen (Jumping) für Fortgeschrittene ein-

bauen• Gleichzeitiger, paralleler statt diagonaler Stockeinsatz

(Passgang)• Schnelle Trippelschritte• Große, weit ausladende Schritte• Leicht hügeliges Gelände

Didaktische und methodische Hinweise

Beim Nordic Walking in der Gruppe ist darauf zu achten, dass die langsameren Walker nicht zu weit zurück fallen. Deshalb gehen die Flotteren bei zu großen Abständen von ihrer Führungsposition in die umgekehrte Richtung an das Gruppenende zurück und schließen sich dort wieder an.

Um ein optimales Training zu gewährleisten, walkt jeder Teilnehmer in seinem idealen Pulsbereich. Die schnel-leren Geher können dabei zu einer zuvor festgelegten Zwischenstation vorgehen und dort Zusatzaufgaben erledigen (Zusatzrunden, kurzes Stretching), bis auch die langsameren Walker wieder aufgeschlossen haben.

Der Kursleiter pendelt immer zwischen der „Führungs-spitze“ und dem Schluss der Gruppe hin und her und beobachtet die einzelnen Teilnehmer und gibt ihnen ggf. Tipps und Korrekturen zur Haltung und Technik, erkun-digt sich nach ihrem Pulswert, dem subjektiven Befinden und motiviert sie, falls es einmal nicht so gut klappt.

Die Trainingsbelastung

Die Belastung (Belastungsdauer- und intensität) wird nicht nur von den körperlichen Faktoren (Herz-Kreislauf-System), bestimmt, sondern auch von den psychologi-schen (Emotionen, Stress), den Umweltfaktoren (Hitze, Kälte) und besonders den individuellen Voraussetzungen (Alter, Geschlecht, persönliche Neigungen, sportlichen Vorerfahrungen, Trainingszustand und Trainingsziel).

Workshop

Page 81: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 81

Objektives Belastungskriterium: der Puls

• Die Beurteilung der Puls- bzw. der Herzfrequenz stellt die einzig objektive Belastungskontrolle (neben EKG und Laktatmessung) dar.• Die Herzfrequenz dient einerseits als Belastungskri-

terium der Intensität der Kreislaufbelastung und des Stoffwechsels, andererseits als Kontrollgröße für den oberen Grenzwert, der nicht überschritten werden sollte.• In der Ruhe liegt die Herzfrequenz bei 60 - 80 Schlä-

gen. Bei ausdauertrainierten Personen kann sie bis auf 40 Schläge/Minute absinken.• Ein erhöhter Ruhepuls kann bereits Rückschlüsse auf

mögliche Krankheitsbilder wie zu hoher Blutdruck iode Diabetes ermöglichen.• Der optimale Trainingspuls orientiert sich an der

aerob-anaeroben Schwelle und liegt bei einem Untrainierten bei etwa 60 - 75 % der maximalen Leistungsfähigkeit. Die Pulsschlagzahl errechnet sich aus 180 minus Lebensalter (bei Anfängern zwischen 120 - 130 Schläge/Minute). Zwei Drittel des Trainings sollte in diesem Pulsbereich liegen.• Die errechnete maximale Herzfrequenz hängt vom

Lebensalter ab und errechnet sich aus 220 minus Lebensalter. Die Streubreite wird mit +/- 10 Schläge angegeben. Eine 60-jährige Teilnehmerin kommt demnach nur noch auf 160 Schläge/Minute.

Die Vorteile der Pulsmessung beim Nordic Walking

• Die Herzfrequenzmessung kann als Mittel zur Schu-lung der Körperwahrnehmung dienen: Über den Kont-rollparameter „Herzfrequenz“ lernen der Teilnehmer im Sinne eines Biofeedbacks ihre individuelle Belas-tung besser zu beurteilen und dieses Belastungsemp-finden auch auf den Alltag zu übertragen.• Das Training kann individueller und effektiver gestal-

tet werden. Durch die Pulskontrolle bestimmt der Teilnehmer die „richtige Dosierung“ selbst.• Eine schrittweise Stärkung des Herz-Kreislauf-

Systems führt zu einer spürbaren Verbesserung der Leistungsfähigkeit.• Ziele lassen sich besser setzen und kontrollieren,

Leistungen lassen sich besser erreichen, Unter- und Überforderung lässt sich vermeiden.• Risiken der sportlichen Belastung lassen sich so mini-

mieren.

Die Atmung

• Über die Atmung wird vermehrt Sauerstoff aufge-nommen und die Herzfrequenz gesenkt.• Beim Nordic Walking muss keine bestimmte Atem-

technik erlernt werden. Die Atmung funktioniert von Natur aus ganz von selbst.

Folgende Atem-Regeln sollten dennoch beachtet werden:• Nicht außer Atem sein• Schnelles Gehen ohne zu schnaufen (ein Gespräch

mit dem Nachbarn sollte noch möglich sein)• „Lächeln statt hecheln“• Eine Pressatmung oder Hyperventilation (Hechelat-

mung) ist auf jeden Fall zu vermeiden.

Workshop

Page 82: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

82 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Resümee

Erlebniswelt Nordic Walking: Neben dem Sporterleb-nis (Bewegung, Leistung, Technik) hat das regelmäßige Nordic-Walking-Training einen positiven Einfluss auf das psychosoziale Wohlbefinden der Teilnehmer/innen.

Positive psychosoziale Effekte

• Steigerung des Selbstbewusstseins und des Selbst-wertgefühls• Verbessertes Körperbewusstsein•Wohlbefinden, Freude, Zufriedenheit• Steigerung der Aktivität, Attraktivität und Lebens-

qualität• Verstärktes Gesundheitsbewusstsein (Bewegung und

Ernährung)• Entstehung von neuen sozialen Kontakten•Möglichkeit der Eingliederung in eine Sportgruppe

Nordic Walking als Natur-Erlebnis

Nordic Walking bedeutet Bewegung in der freien Natur, frischer Luft und auf unterschiedlichem Terrain. Nordic Walking ist DIE Outdoorsportart für Frischluftfans: Egal in welcher Landschaft sie betrieben wird- in einem Park, im Wald, im Gebirge, in der Stadt, auf einem Sportplatz, in einer Sporthalle, am Strand oder auf einem speziellen Nordic-Walking-Parcours. Jede Umgebung hat ihre Reize und macht das Training abwechslungs- und erlebnisreich.

Glücksgefühle beim Nordic Walking

Nach einer halbern Stunde Bewegung im aeroben Bereich werden körpereigene Substanzen, Glückshormone wie Serotonin und Endorphine, ausgeschüttet. Diese Stoffe wir-ken entspannend und regen die Phantasie und Kreativität an. Dieses Gefühl, dass sich nach regelmäßigem Training einstellt, wird auch als „runner s high“ bezeichnet.

Nordic Walking als Gruppenerlebnis: gemeinsames Trainieren von Jung und Alt

Die meisten Menschen legen Wert auf Gemeinschaft und Geselligkeit und sind der Meinung, dass ein schönes Erlebnis noch besser wird, wenn man es mit anderen

teilen kann. Nordic Walking bietet sich hervorragend an, in einer Gruppe durchzuführen und dabei noch zu unter-halten.

Literatur•Mittermaier, Rosi/Neureuther, Christian, Nordic-

Walking, Knaur Verlag 2004•Mommert-Jauch, Petra, Nordic Walking. Offizielles

Kursmanual des DWI (Deutsches Walking Institut), Meyer & Meyer Verlag Aachen, 3. überarbeitete Auf-lage 2010•Ohne Autor, Nordic Walking. Das effektive Ausdau-

ertraining. Verlag topfit und gesund. Genehmigte Sonderauflage (ohne Jahr)•Ohne Autor, Nordic Walking. Leicht zu erlernen. DVD

(ohne Jahr)•Ohne Autor Nordic Walking. Technik, Training & Ge-

sundheit.Tandem Verlag (ohne Jahr)• Pramann, Ulrich/Schäufle, Bernd, Schlank und fit mit

Nordic Walking: Technik und Ausrüstung- Ernährung und Motivation- Abnehmen mit Spaß. Südwest Ver-lag 2004• Pramann, Ulrich/Schäufle, Bernd, Nordic Walking für

Einsteiger. Südwest Verlag 2005• Prell, Nicole/Wilhelm, Andrea, Nordic Fitness Pocket

Guide, Will s Mountain (ohne Jahr)• Regelin, Petra/Mommert-Jauch, Petra, Nordic Walking

aber richtig! BLV Sport praktisch 2005• Regelin, Petra/Mommert-Jauch, Petra, Nordic Walking

statt Diät. BLV Verlag 2006• Roschinsky, Johannes, Nordic Walking. You can do it.

Meyer & Meyer Verlag Aachen, 2. Auflage 2005 • Schwanbeck, Klaus, The Ultimate Pole Walking Book.

(englische Ausgabe), Meyer & Meyer Verlag, 2. Aufla-ge 2012• Schmidt, Mathias R./Helmkamp, Andrea/Mack, Nor-

bert/Winki, Norbert, Nordic Walking. Feel good! Das best verkaufte Nordic Walking Buch! GU Verlag 2007 • Steffny, Herbert, Walking und Nordic Walking. Süd-

west Verlag 2003• Strunz, Ulrich, Nordic Fitness. Heyne Verlag Mün-

chen, 3. Auflage 2004•Wilhelm, Andreas/Mittermaier, Rosi/Neureuther,

Christian, Nordic Walking Praxisbuch. Leichter Einstieg in 7 Schritten mit der Nordic ALFA Technik. Knaur Verlag 2006

Workshop

Page 83: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 17 und 23

Der Redondo Ball – unschlagbar vielseitigAndrea Schäfer

Einstieg:

Der Redondo-Ball vereinigt mehrere Eigenschaften in sich, die ihn gerade für die Zielgruppe der Älteren unver-zichtbar machen. Er hat eine angenehm weiche Oberflä-che, sein Gewicht beträgt nur rund 200 Gramm und er findet zusammengefaltet in jeder Tasche Platz: Er kann somit problemlos transportiert werden. Der Redondo-Ball ist in 3 Größen erhältlich, 18 cm, 22 cm sowie 26 cm Durchmesser und dabei recht kostengünstig. Er wird mittels einer Aufblashilfe mit Luft befüllt und mit einem Ventil verschlossen. Mit dem Öffnen des Ventils und dem Zusammendrücken des Balles kann die Luft langsam entweichen, so dass jeder Teilnehmer nach individuellem Befinden in unterschiedlichen Phasen der Übungsstunde den Luftgehalt variieren kann. Vom Koordinationstraining über die Kräftigung, von der Gymnastik bis zur Entspan-nung, dieser Ball bietet unbegrenzte Möglichkeiten.

Methodik/Didaktik/Stundenaufbau

Gewöhnung an den Ball/Konzentration:Teilnehmer stehen im Kreis, nach und nach werden einige Redondo-Bälle in Umlauf gebracht und zum jeweils rechten Nachbarn weitergegeben. Auf Zeichen z.B. Hand-klatsch oder Tamburinschlag Richtungswechsel.Variation: bei der Ballabgabe etwas weiches (Kissen) oder rundes (Sonne) nennen.

Die Teilnehmer finden sich zu Paaren zusammen:• Partner A hat einen Ball, Partner B ohne Ball.

Alle bewegen sich durch den Raum.• Evtl. Einsatz von motivierender Musik.• Bei Musikstopp finden sich die Paare zusammen,

A übergibt B den Ball.•Mehrmals wiederholen.• Variation 1: Bei Musikstopp wird einem beliebigen

Mitspieler, der ohne Ball ist, dieser übergeben.• Variation 2: Der Ball wird geworfen.

Workshop

Page 84: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

84 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Partner A und B finden sich zusammen:• Der Ball wird auf unterschiedliche Art und Weise

übergeben bzw. geworfen:•Mit beiden Händen zuwerfen, mit beiden Händen

fangen•Mit rechter Hand werfen, mit rechter Hand fangen• Dito mit links• Einmal um den Körper kreisen lassen, dann dem

Partner zuwerfen• Unter einem Bein durchreichen, dann dem Partner

zuwerfen• Vor dem Fangen des Balles eine Kniebeuge ausführen• Vor dem Fangen des Balles in die Hände klatschen

Rücken an Rücken:• Beide Partner stehen Rücken an Rücken, einen Ball

zwischen sich, einer geht vorwärts, der andere rückwärts.• Hinweis: langsam gehen• Beide Partner stehen nebeneinander, klemmen sich

einen Ball zwischen die Schultern und gehen vor-wärts durch den Raum.• Variation: Während des Gehens im Wechsel z.B.

Körperteile mit 4 Buchstaben aufzählen (Hand, Nase, Herz usw.)

Finde Deine Balance:• Kreisfassung, jeder TN hat einen Ball vor sich am

Boden liegen:• Einen Fuß auf den Ball legen und diesen vorwärts und

rückwärts rollen, Beinwechsel•Mit einem Bein einen Kreis um den Ball beschreiben,

in beide Richtungen• Im sicheren Stand den Ball prellen, dann im Einbein-

stand • Im Einbeinstand den Ball um den Körper kreisen.

Gymnastik mit dem Redondo-Ball (s. Buchtipp)Gerade Bauchmuskulatur:• Rückenlage: Ball zwischen den Knien halten, Kopf und

Schultern anheben. Die Hände stützen den Nacken.• Hinweis: Nicht mit den Händen am Kopf ziehen. Auf

Atmung achten!

Rückenstrecker, Schultergürtel:Bauchlage: Den Ball mit der rechten Hand über dem Rücken oder das Gesäß in die linke Hand geben, vor dem Kopf den Ball wieder in die rechte Hand geben.

Rückenstrecker, Gesäßmuskulatur:Bauchlage: Ball liegt zwischen den Fußgelenken, mit dem Zusammendrücken des Balles die Beine anheben und senken.

Workshop

Page 85: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 85

Übung für die Lendenwirbelsäule: (Luftgehalt im Ball individuell gestalten)Rückenlage: Der Ball liegt unter dem Rücken am Über-gang Kreuzbein/Steißbein.• Das Becken wird von rechts nach links bewegt, dabei

rollt es über den Ball.• Das Becken macht eine Kippbewegung vor und zurück.• Das Becken beschreibt einen Kreis.

Entspannung:Den Ball unter den Kopf legen (Luftgehalt individuell variieren):• Der Kopf wird langsam zur rechten und linken Seite

gedreht.• Der Kopf dreht nach rechts. Gleichzeitig wird der

linke Arm, auf dem Boden liegend, in Richtung Füße geschoben. Diese Position wird einen Moment lang gehalten, dann mit links beginnen.• Hinweis: evtl. Einsatz von ruhiger Musik

Der Kopf wird langsam zur rechten und linken Seite gedreht.Variation:Entspannung: Den mit Luft befüllten Ball auf dem Rücken eines Partners rollen, im Stand oder in Bauchlage• Variation 1: Alle Teilnehmer stehen im Kreis und rol-

len ihren Ball über den Rücken des vorderen Partners.• Variation 2: Paarweise hintereinander, beide mit Blick

zur Mitte im großen Kreis, Partner außen mit Ball, Partner innen ohne Ball:

• Der äußere Partner rollt den Ball über den Rücken des vorderen Partners, geht dann auf Zeichen zum nächs-ten Partner nach rechts weiter.• Nach einer Weile dann Wechsel der Außen- bzw.

Innenplätze.

Medien/Materialien

• Pro Teilnehmer ein Ball und eine Aufblashilfe. Evtl. Strohhalme als Ersatz.• Pro Teilnehmer eine Gymnastikmatte• CD-Spieler

Resumée/Ergebnisse

Der Redondo-Ball eignet sich auch als Trainingsgerät im Alltag. Die Teilnehmer sollten allerdings mit dem Ball vertraut sein und Übungen sicher beherrschen.

LiteraturhinweiseBuchtipp: I. Kracht, M. Ellinger: Trainingsbuch Redondo Ball, Meyer & Meyer Verlag 2009, Seiten 79,95,98,104,108 (Gymnastik entnommen)

Workshop

Page 86: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 18 und 24

Core-Training – Die Kraft der KörperkernmuskulaturElena Spereiter

Immer noch werden sehr oft erfolglos bei unzähligen Disziplinen des Körpertrainings „gezielt“ einzelne Mus-keln/Muskelgruppen trainiert! Das Ziel, eine signifikante Verbesserung der allgemeinen körperlichen Situation, wird eher selten erreicht. Durch bewusstes, funktionelles Training unter Einbeziehung der Körperkern-/Rumpfmus-kulatur (engl. Core), lässt sich eine tatsächliche Konditi-onsverbesserung im Bereich Kräftigung und Koordination der Gesamtkörpermuskulatur, Steigerung der kardialen Ausdauerleistungsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Flexibilität erreichen. Zweitrangig ist die Verbesserung der Optik in Form von Körperstraffung gewisser Körper-partien (jedoch ein schönes Nebenprodukt), so wie z. B. in so genannten „Bauch, Beine, Po“ oder „Problemzonen-training“ Kursen.

Das gezielte Training der Rumpfmuskulatur (Core-Trai-ning) ist die Grundlage für eine gut funktionierende Kraftübertragung auf die oberen und unteren Extremitä-ten. Durch unzureichendes, fehlerhaftes Training schwä-chen so genannte Haltemuskeln (lokale Stabilisatoren s. u.) ab. Das perfekte Zusammenspiel wird signifikant gestört, Fehlhaltungen schleichen sich ein und führen über kurz oder lang zu Haltungsschäden und somit zu Schmerzzuständen.

Ziel des Core-Trainings ist demnach, über gezielte, grund-legende Sensibilisierung in Theorie und Praxis, ein funk-tionelles Aufbautraining anzubieten, welches gleichsam der besseren Alltagsbewältigung, der Leistungssteigerung sowie der Verletzungsprophylaxe dient.

Workshop

Page 87: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 87

Was ist die „Core-Muskulatur“?

Als Core-Muskulatur wird der Bereich bezeichnet, der den Körperschwerpunkt darstellt und für eine Stabilität der Bewegung sorgt – die Rumpfmuskulatur. Hierbei wird eine Unterscheidung vorgenommen zwischen:

Globale Stabilisatoren und Mobilisatoren (Haltungs- und Bewegungsmuskulatur):•M. obliguus internus (innere schräge Bauchmuskulatur)• M. obliguus externus (äußere schräge Bauchmuskulatur)• Die äußeren Anteile des M. multifidus (vielgespaltener

Rückenmuskel)• Die tiefen Anteile des M. spinalis (Dornfortsatzmuskel)•M. rectus abdominis (gerade Bauchmuskulatur - für

Bewegung im Bereich LWS und Rumpf)•M. quadratus lumborum (viereckiger Lendenmuskel -

dito)•M. iliocostalis (Darmbeinrippenmuskel - dito)•M. longissimus (langer Rückenmuskel - dito)

Oberflächliche, große Muskeln /Muskelgruppen die den Rumpf stabilisieren und mobilisieren:Lokale Stabilisatoren (Haltemuskulatur)•M. multifidus (tiefer lumbaler Anteil)•M. transversus abdominis (querer Bauchmuskel)•M. psoas (Lendendarmbeinmuskel)•Mm. Intertransversarii (Zwischenquerfortsatzmus-

keln)/Mm. interspinalis (Zwischendornfortsatzmus-keln – sensomotorische Aufgabe)• Zwerchfell und Beckenboden

Diese Muskeln liegen nahe an der Wirbelsäule und ver-spannen einzelne Wirbelkörper miteinander. Sie stabili-sieren die Wirbelsäule und machen sie für Bewegungen bereit.

Beide Muskelsysteme (oberflächliches und tiefliegendes) sind in ständiger Interaktion – koordinativ vernetzt. Bei der Bewegung selbst erfolgt die Aktivierung der Bewe-gungsmuskulatur zeitversetzt. Durch Koordination und Kontrolle von Seiten der neuronalen Systeme (Zentra-les Nervensystem und Rückenmark) wird ein ständiger Abgleich von IST- und SOLL-Zustand vorgenommen. Zum Schutz der Wirbelsäule bei Bewegungen aller Art muss die vorbereitende Stabilisierung (lokale Stabilisatoren) immer wieder optimal eingestellt werden. Viele Rü-ckenproblematiken rühren von einer gestörten „inneren Kontrolle“.

Beckenbodenmuskulatur sowie Zwerchfell sind an diesem Mechanismus beteiligt. Die Kontraktion dieser Muskeln erfolgt, bevor die Bewegung eingeleitet wird. Hierdurch wird der Rumpf auf den Einsatz vorbereitet. Eine nur 5 - 10 % stärkere Aktivierung dieser Muskeln ist ausreichend, um die Wirbelsäule für die Aktivitäten des täglichen Lebens zu stabilisieren.

Core Training wird diesen hochkomplexen Ansprüchen gerecht. Es entwickelt nicht nur die oberflächliche Muskulatur, sondern aktiviert und trainiert ganz gezielt die tiefliegenden Haltemuskeln. Beide Muskelsysteme werden koordinativ vernetzt, die Grundlage für ökono-mische Bewegung und Verletzungsprophylaxe. Verein-facht gesagt, gibt es lokale und globale Muskeln, welche Gelenke stabilisieren, während sie von anderen Muskeln bewegt werden.

Sämtliche Bewegungen des alltäglichen Lebens sind dreidimensional. Daher ist die aus dem Fitnessstudio bekannte Konzentration auf die isolierten Streck- und Beugebewegungen (zweidimensional), realitätsfern. Das Trainieren der stabilisierenden Muskulatur unterstützt neben alltäglichen auch sportartspezifische Bewegungen. Somit ist Core-Training die Grundlage aller Bewegungen!

Workshop

Page 88: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

88 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Die Idee des Core-Trainings stützt sich auf die Theorie der Bewegungsmöglichkeiten auf den verschiedenen Bewegungsebenen. Der Rumpf, die Rumpfmuskulatur, wird hierbei als Kraftüberträger bei Bewegung allgemein angesehen. Ohne die aktive Unterstützung dieser Mus-keln kommt es auch bei geringer (Alltags-) Belastung durch äußere Faktoren zu folgenschwerer Instabilität auf unterschiedlichen Ebenen. Somit haben diese Muskeln den größten Anteil an der so genannten Core Stability (Kernstabilität). Wie wichtig ein sinnvoll abgestimmtes Training ist, belegt die Tatsache, dass selbst vermeintlich gut trainierte Sportler wie z.B. Schwimmer oder Klette-rer Bandscheibenvorfälle erleiden können. Hier fehlt es offensichtlich an segmentaler Stabilität (lokale Stabilisa-toren).

Core-Training in der Praxis

Die Möglichkeiten des Einsatzes sind breit gefächert. Vom gesundheitsorientierten Breitensport, Prävention, Reha-bilitation bis hin zum Leistungssport. Die Unterschiede liegen zum Einen im Stundenaufbau und der Übungsaus-wahl, zum Anderen in der Übungsintensität. Wichtige Bereiche des Trainings sind jedoch immer Übungen aus dem Bereich Kraft-/Kräftigungstraining und die Schulung bestimmter koordinativer Aspekte, vorrangig die Schu-lung der Reaktions-, Gleichgewichts- und Orientierungs-fähigkeit (räumliche Orientierungsfähigkeit), aber auch der Anpassungs- und Antizipationsfähigkeit.

Das Angebot an Trainingsformen- und Geräten ist groß. So wird z.B. die Standsicherheit (statische Gleich-gewichtsfähigkeit) aber auch Bewegungsformen mit Positions- oder Lageveränderung (dynamische Gleichge-wichtsfähigkeit) auf Therapiekreiseln, Balance Igeln (halbe etwa fußgroße Noppenbalancebälle), Aero Steps (2-Kam-mer Luftgefülltes Trainingsgerät mit Noppen), Balance pads, Sitzbällen, Matten u. ä. erfolgreich trainiert.

Stabiler Rumpf, stabile Wirbelsäule?

Ergebnisse wissenschaftlicher Studien belegen, dass ein einzelner Muskel keine Wirbelsäulenstabilität bewirken kann. Es ist vielmehr das Zusammenspiel von ober-fl ächlicher und tiefl iegender Muskulatur während einer Bewegung, welches den Rumpf stabilisiert. Diese Erkennt-nis stellt einmal mehr die bei Training und Wettkampf praktizierten Isolationstechniken in Frage. Hierbei wird die Funktion eines Rumpfmuskels im Vergleich zu den übrigen Muskeln besonders betont, was, so propagiert, zu einer Stabilitätsverbesserung führen soll.

Wichtig für die Verbesserung der Haltungs- und Bewe-gungskontrolle, somit der Rumpf- und Wirbelsäulensta-bilisation, ist die Schulung der inter- und intramuskulären Koordination. Hierbei werden mehr Muskelfasern inner-halb eines Muskels rekrutiert (intramuskuläre Koordina-tion), sowie das Zusammenspiel der an einer Bewegung beteiligten Muskulatur (intermuskuläre Koordination) effi zient verbessert (Vorteil: verbesserte muskuläre Reak-tions- und Anpassungsfähigkeit für alltägliche Anforde-rungen).

Mit Kleingeräten aus dem Bereich des Sensomotorik Trainings ist der Körper bestrebt, auf die indizierten Bewegungsimpulse zu reagieren. In erster Linie mit dem Ausbalancieren des Kopfes in der horizontalen Ebene und dem Erhalt der aufrechten Position, also zur Rumpfstabi-lisation.

Der Zusammenhang von schlechter Situation der Core Muskulatur und Verletzungen ist wissenschaftlich belegbar. Bei Frauen ist die Verletzungsgefahr infolge von einer un-günstigen Stellung (Außenrotation) und der schwächeren

Workshop

Page 89: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 89

Abduktionskraft der Hüfte, sowie einer allgemein schlech-teren Situation der Beckenbodenmuskulatur (anatomischer Aufbau, genetische Voraussetzung), signifi kant höher als bei Männern.

Schmerzzustände im Bereich der Wirbelsäule beruhen sehr oft auf einem falsch geplanten und praktizierten Training. Die Körperkern-/Tiefenmuskulatur wird durch herkömmliches Training nicht angesprochen (ange-steuert). Beide Systeme müssen, wie bereits erwähnt, zusammenarbeiten, um den größtmöglichen Schutz zu gewährleisten.

Insbesondere sei an dieser Stelle auf die Wichtigkeit der so genannten segmentalen Stabilität der Wirbelsäule hingewiesen. Der Muskulus Multifi dus (vielgespaltener Muskel – tiefe Wirbelsäulenmuskulatur) erhöht z. B. die segmentale Stabilität der Lenden-/Becken (lumbopel-vische) Region. Kleinere Querschnittsfl ächen (Hinweis für verminderte Kraft des Multifi dus) könnten daher mit Schmerzen in diesem Bereich korrelieren.

Verbessern stärkere Core-Muskeln die Leistungsfähigkeit?

Die Wichtigkeit des Core Trainings wird von vielen Seiten bestätigt, von wissenschaftlicher, wie auch von Seiten der Trainer und Sportler. Eine einheitliche Meinung, sowie ein einheitlicher Vorschlag zur Herangehensweise in Bezug auf die Trainingsgestaltung auf verschiedenen sportlichen Ebenen, stehen jedoch immer noch aus. Aus breiten-

sportlicher, gesundheitsorientierter Sicht macht es jedoch keinen Sinn, sich auf ein isoliertes Auftrainieren der so genannten Core Muskulatur zu beschränken. Ein einseiti-ges, verletzungsförderndes Training wäre die Konsequenz einer solchen Vorgehensweise. Ein funktionelles, ausge-wogenes Training, welches sich an der Situation der TN orientiert, ist immer noch das Training der Wahl! Es ist jedoch unabdingbar, dass die ÜL über ein breitgefächertes Wissen zu diesem Thema sowie ein großes Repertoire in Bezug auf die Umsetzung verfügt.

Angestrebt werden sollte eine Bewusstseinserweiterung der TN in Bezug auf die Wichtigkeit der Core Muskulatur und deren Beitrag zur Verbesserung der alltäglichen und sportlichen Leistungsfähigkeit und der Tragweite einer ständigen Vernachlässigung.

Bewegungspraxis

Hinweis: ALLE nachfolgenden Übungen mit aktiviertem Beckenboden und aktivierter Bauchmuskulatur (quere Bauchmuskulatur – M. transversus abdominis) und ent-lastender, funktioneller Ausgangsposition ausführen!

Workshop

Page 90: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

90 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Übungen mit dem Over-Ball auf dem Hocker

„Ballthron“In funktioneller Sitzposition auf einem/r Hocker/Stuhl/Kasten/Schwedenbank etc. auf dem fast entlüfteten Over-Ball sitzen und dazu:• Das Becken i. W. kippen und aufrichten• Von einem Sitzbeinhöcker auf den anderen bewegen• Beckenkreise rechts/links ausführen• Angewinkelte Beine i. W. nach außen „klappen“ und

zurückführen, Arme dazu einsetzen• Hampelmann (Jumping Jack) ausführen• Vor die Sitzbeinhöcker bewegen, halten und die Arme

i. W. gestreckt aus dem Schultergelenk nach vorne, anheben und senken •Wie zuvor, Arme i. W. in U-Halte und Latissimuszug

bewegen•Wie zuvor, Arme in U-Halte, Oberkörper i. W. von

einer Seite zur anderen rotieren•Wie zuvor, Fingerspitzen an den Kopf, „Scheibenwi-

scher“ ausführen (Oberkörper über BWS i. W. von einer Seite zur anderen neigen)•Wie zuvor, Arme in Seithalte ausstrecken und den

„Flieger“ ausführen (über BWS rotieren, oberer „Trag-fläche“ hinterher schauen)• Hinter die Sitzbeinhöcker bewegen, halten und die

Arme i. W. in der Vorhalte aus dem Schultergelenk nach vorne und zurück bewegen, dabei über die BWS rotieren •Wie zuvor, Unterarme übereinander legen und den

Oberkörper i. W. von einer Seite zur anderen rotieren •Wie zuvor, dazu das gegengleiche Bein angewinkelt

anheben und senken• Hinter die Sitzbeinhöcker bewegen, Arme in Vorhalte,

ein Bein angewinkelt anheben und halten; i. W. Arme in Hochhalte führen, Bein strecken und beugen, Fahr-rad fahren und wieder in Ausgangsposition

Übungen mit dem Over-Ball bäuchlings über dem Hocker, Stuhl …

„Großer Ball I“Eine Matte über den Hocker legen (langes Ende herab-hängen lassen). Den Over-Ball auf den Hocker legen. Bäuchlings auf den Over-Ball legen, Kniestand vor dem Hocker:• Beide Arme nach vorne strecken (Daumen zeigt nach

oben). Arme gegengleich auf- und ab bewegen.•Wie zuvor, aber: Handflächen aneinander legen. Den

Oberkörper aus der BWS heraus, von einer Seite zur anderen bewegen (Scheibenwischer).• Variation: Handflächen zusammen lassen und „Kur-

ven fahren“ (BWS rotiert rechts/links)•Wie zuvor, aber: Arme in die Seithalte führen (Dau-

men zeigen nach oben), den Oberkörper i. W. zur Seite rotieren (oberem Arm nachschauen).

„Großer Ball II“• Gleicher Übungsaufbau w. o. aber: Hände am Boden

stützen. Beine nacheinander anheben (in Verlänge-rung des Hüftgelenkes):• Gegengleich anheben und senken (Tempo verändern)• Spreizen und schließen• Kreise über außen ausführen• Unterschenkel i. W. beugen und strecken • Unterschenkel gebeugt halten, Fußsohle i. W. zur

Hallendecke schieben und senken

Workshop

Page 91: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 91

Übungen mit dem Over-Ball in der Rückenlage

„Bauchkraft“Funktionelle Rückenlage. Den Over-Ball unter dem „Kreuzbeinsteißbein Dreieck“ platzieren. Beim Ausatmen die Beine nacheinander in die Stufenlagerungsposition (90°) führen, dazu• ein angewinkeltes Bein Richtung Matte führen, Fuß

kurz auftippen und wieder in Ausgangsposition zu-rückführen• ein Bein langsam in die Senkrechte/diagonal nach

vorne oder parallel zur Matte strecken und wieder in Ausgangsposition zurückführen• wie zuvor, jedoch das Bein in der Endposition aus der

Hüfte mehrere Male über außen kreisen und wieder in Ausgangsposition zurückführen

„Beinarbeit“Ausgangsposition Stufenlagerung (Over-Ball unter Kreuzbein-Steißbeindreieck). Beine nacheinander in die Senkrechte strecken, dann:• Beine dynamisch spreizen und wieder heranführen• Gespreizt halten und kleine Trichterkreise aus dem

Hüftgelenk geführt, ausführen• Gespreizt halten und die Unterschenkel dynamisch

beugen und strecken• Beine schließen und Trichterkreise über rechts/links

ausführen• Beine schließen und „liegende Achten“ über rechts/

links ausführen• Beine schließen und Beinpendel ausführen

Übung mit dem Over–Ball in der Seitlage:

„Schwebendes Becken“Funktionelle Seitlage (Beine im 90° Winkel), mit dem Becken auf dem fast entlüfteten Over-Ball und dazu:•Oberes Bein anheben und senken•Oberes Bein zum unteren Mattenende hin strecken

und beugen•Mit dem oberen Bein vor- und rückwärts Radfahren• Beide Beine zum unteren Mattenende hin strecken

und beugen• In der gestreckten Seitlage oberes Bein spreizen und

zurück führen•Oberes Bein vor- und rück pendeln

Übungen mit dem Balance-Pad

„Knieschule“In funktioneller Ausgangsposition auf dem Balance-Pad stehend:• Knie i. W. heben und senken•Wie zuvor, aber: heben, strecken und beugen des

Unterschenkels• Knie i. W. heben und das Bein seitlich ausstrecken• Knie i. W. heben und das Bein nach hinten ausstre-

cken (Standwaage)• Oberkörper aus der Hüfte in die Vorlage bringen, i.

W. Beine angewinkelt nach hinten oben anheben und senken•Wie zuvor, ein Bein hinten oben lassen, Unterschenkel

strecken und beugen•Wie zuvor, aber: gestrecktes Bein anheben und senken•Wie zuvor, aber: gestrecktes Bein oben halten, in die

Standwaage gehen und Kniebeugen mit dem Stand-bein ausführen, Arme dazu in die Hochhalte führen

Workshop

Page 92: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

92 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

• Aus der funktionellen Ausgangsposition Kniebeugen (Squats) ausführen, Arme dazu in die Vorhalte führen•Wie zuvor, aber: nach der Kniebeuge Beine i. W. seit-

lich abspreizen und zurückführen, Arme dazu in die Seithalte führen•Wie zuvor, aber: Beine i. W. schräg nach hinten oben

anheben•Wie zuvor, aber: Knie i. W. seitlich nach oben ziehen•Wie zuvor, aber: Oberkörper leicht zur Gegenseite

verlagern (zum Knie drehen)• Nach der Kniebeuge i. W. Kicks zur Seite ausführen• In den Ausfallschritt kommen (ein Fuß auf dem

Balance-Pad, der andere am Boden), Kniebeugen ausführen•Wie zuvor, aber: nach der Kniebeuge, i. W. das hintere

Bein angewinkelt nach vorne oben führen und wieder hinten unten absetzen•Wie zuvor, aber: i. W. das hintere Bein gestreckt zur

Seite spreizen und wieder hinten unten absetzen•Wie zuvor, aber: i. W. mit dem hinteren Bein Kicks zur

Seite ausführen und wieder hinten unten absetzen

„Stabiler Kern“Im Unterarmstütz-/Langarmstütz auf dem Balance-Pad (Knie deutlich hinter dem Hüftgelenk positioniert):• Knie und Fußballen auf der Matte; i. W. die Knie von

der Matte anheben und senken•Wie zuvor, in der Endposition bleiben und das Becken

hin und her „schaukeln“ • i. W. Ausgangsposition (Unterarmstütz) und Brettpo-

sition (Langarmstütz) einnehmen• In der Brettposition bleiben und i. W. die gestreckten

Beine nach hinten oben anheben und senken•Wie zuvor, aber: Beine i. W. nach außen spreizen und

zurückführen. •Wie zuvor, aber: Beine i. W. über außen kreisen. •Wie zuvor, aber: Arme i. W. gestreckt anheben und

senken•Wie zuvor, aber: Arm und Bein gegengleich i. W. an-

heben und senken •Wie zuvor, aber: i. W. die gestreckten Beine seitlich

vom Körper zum Rumpf hin anwinkeln und wieder in Ausgangsposition führen

Übungen mit dem Balance-Pad und dem Over-Ball

„Six Pack“Auf dem Balance-Pad sitzen:• Den Over-Ball zwischen den Oberschenkeln einklem-

men, i. W. Arme in Vorhalte (Handflächen nach oben), über die C-Kurve nach hinten unten rollen, dazu die Arme in die Hochhalte führen und wieder in die Aus-gangsposition aufrollen• In der Endposition bleiben („im Balance-Pad“), Arme i.

W. aus der Vorhalte in die Hochhalte führen, ein Bein dazu anwinkeln und strecken (über der Matte)•Wie zuvor, aber: hinten unten bleiben, Unterarme auf

Brusthöhe übereinander legen (Kosak), den Oberkör-per über die BWS von einer Seite zur anderen rotie-ren, dabei den entsprechenden Ellbogen Richtung Matte/Boden führen (Russian twist)•Wie zuvor, aber: Arme aus dem Kosak in die Seithalte

ausstrecken und den „Flieger“ ausführen (über BWS rotieren, mit hinterer Hand Matte/Boden berühren – „Tragflächen tauchen ab“)•Wie zuvor, aber: zum Kosak/Flieger gegengleiches

Bein strecken und beugen

Weiterführende Adressen:• www.amazon.de (Fachbücher/CD/DVD)• www.buch24.de (Fachbücher/CD/DVD) • www.buecher.de (Fachbücher/CD/DVD) • www.silenzio.de (Musik aus aller Welt für fast jeden

Anlass)• www.togu.de (sensomotorische Trainingsgeräte/Trai-

ningsgeräte allgemein/Rehatrainingsgeräte)• www.bco-togu.com (dito)• www.sissel.de (dito/Pilates Geräte/Trainingsgeräte

allgemein/Rehatrainingsgeräte)• www.sportlaedchen.de (Fachbücher/CDs/DVDs/

sensomotorische Trainingsgeräte/Pilates Geräte/ Trainingsgeräte allgemein/Rehatrainingsgeräte/ …)• www.thieme.de (sensomotorische Trainingsgeräte/

Trainingsgeräte allgemein/Rehatrainingsgeräte/ Pilates Geräte/CD/DVD)

Workshop

Page 93: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

WS 20

Sturzprävention in Theorie und Praxis Ursel Weingärtner

Bei den letzten Fachtagungen wurde das Thema Sturz-prävention bereits in Workshops präsentiert. Erläuterun-gen zur Defi nition, zu Ursachen und Folgen von Stürzen, sowie zu Inhalten von Bewegungsprogrammen können in der Dokumentation der Fachtagungen 2006, 2008 und 2010 nachgelesen werden.

Kraft- und Balancetraining sind „Kernelemente“ eines Sturzpräventionstrainings, die obligatorisch in Bewe-gungsangeboten durchgeführt werden. Weitere koor-dinative Fähigkeiten und multi-tasking Training werden geschult.

Darüber hinaus können Alltagssituation „simuliert“ werden, um auch für „unvorbereitete“ Situationen, die sturzgefährdend sind, „gewappnet“ zu sein.

In diesem Workshop werden verschiedene alltägliche Si-tuationen „gestellt“. Die TN sollen sich damit auseinander setzen, sich über die Sturzgefahren bewusst werden und praktisch damit umgehen.

Bewegungspraxis:

„Roboter und Schlenkerpuppe“Wechsel zwischen Körperspannung und „schlaffer“ Muskulatur

Die TN bewegen sich kreuz und quer wie ein „Robotor“ oder wie eine „Schlackerpuppe“. Die TN setzen sich mit Körperhaltung, Körperspannung und Sturzgefährdung durch „anrempeln, anstoßen“ anderer Menschen ausein-ander. (Stadtbummel, Menschenansammlungen, Warte-schlange an einer Kasse o.ä.).

Workshop

Page 94: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

94 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Der Einsatz von Matten

Beim Einsatz von Matten ist es wichtig, im Vorfeld zu überprüfen, wie die Bodenbeschaffenheit und die Mat-ten sind. Die örtlichen Gegebenheiten können sehr unterschiedlich sein. Die Bewegungsvorschläge müssen individuell auf die jeweilige Zielgruppe angepasst werden. Verschiedene Kriterien müssen berücksichtigt werden:• Dicke der Matten• Rutschgefahr der Matten ausschließen!• Schuhwerk der TN• Leistungsfähigkeit/Leistungsstand der TN

Matte einzelnJeder TN steht an einer Matte. Auf der Matte:• gehen, vorwärts, rückwärts, seitlich• die Füße abrollen• leise/laut gehen• auf den Zehenspitzen/auf den Fersen• von der Matte absteigen und aufsteigen•mit und ohne Armeinsatz• Beine öffnen und schließen• Eine Mattenkante kann bereits eine „Stolperfalle“

sein. Die TN werden aufgefordert, ganz bewusst die Füße anzuheben beim Auf- und Absteigen.

Matten paarweise (je nach Dicke der Matten können zwei Matten aufeinander gelegt werden)Zu zweit nebeneinander:• im „Gleichschritt“ die Fußspitzen auf die Matte auf-

setzen – beide mit dem rechten Fuß, beide mit links• gegen den Gleichschritt – TN A mit links, TN B mit

rechts, dann TN A mit rechts, TN B mit links• bei „Wechsel“ die Schrittform verändern: TN A und

TN B gehen im Gleichschritt. TN A sagt „Wechsel“. TN B geht weiter wie bisher, TN A versucht seine Schritte so umzustellen, dass beide gegen den Gleich-schritt die Füße auf die Matte setzen.• gemeinsam auf- und absteigen (nebeneinander,

gegenüber)

Matten zu viert (je nach Dicke der Matten werden zwei, drei oder vier Matten aufeinander gelegt)Jeweils ein TN steht an einer Mattenseite:• Die Füße im Wechsel auf die Matte aufsetzen (Fuß-

spitzen, Fersen, ganzer Fuß, seitliches Aufsetzen …)• gemeinsamen Rhythmus finden• Armbewegungen dazu nehmen z.B. beim Aufsetzen

des rechten Fußes in die Hände klatschen, beim Auf-setzen des linken Fußes mit den Fingern schnipsen …• Alle TN bewegen sich auf der Matte (verengter

Raum) – ohne anstoßen, leichtes Anstoßen• Ein TN steht auf der Matte und bewegt sich vor und

zurück (auf die Zehen und die Fersen rollen). Wie weit kann sich der TN vor- und rückbewegen? Wann muss er einen Fuß vorsetzen als Ausgleich? Wann benötigt er die Hilfe der anderen TN, die zur Sicher-heit außen stehen?

Parcours

Verschiedene Geräte werden so aufgebaut, dass ein „Rundgang“ möglich ist. Die TN gehen die einzelnen Stationen ab. Dabei gibt es verschiedene Herangehens-weisen:•Mit Sicherheits-/Hilfestellung•Ohne Sicherheits-/Hilfestellung• Veränderter Aufbau (Geräte weg, neue Geräte

dazu …)• Unterschiedliche Aufgabenstellungen (Richtungs-

wechsel, Seitwärtsgehen, mit einem Gegenstand in der Hand o.ä.)• paarweise• Alltagsbezug deutlich machen: Treppen, Baustelle,

Stolperkanten, veränderte und unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten …

Workshop

Page 95: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012 | 95

Beispiele:• Steppbretter als Treppe (ein Steppbrett auf der un-

tersten Stufe, ein Steppbrett auf Stufe Zwei, ein Brett auf Stufe drei, dann wieder ein Brett auf Stufe zwei, ein Brett auf Stufe eins)• Balanciermöglichkeiten: Langbank, dito: umgedreht,

Linien in der Halle, Seilchen, Tau, Aerosteps, Balan-cepads in einer Reihe auslegen, Teppichfliesen … (auf Sicherheit und Bodenbeschaffenheit achten!)• Schiefe Ebene (Baustelle): zwei Sprungbretter gegen-

einander legen, „bergauf und bergab …• Slalom gehen – Fahnenstangen/Markierungshütchen• Über Gegenstände und drum herum gehen (Keulen,

Tennisringe …)• Durch eine enge Gasse gehen – zwischen zwei relativ

eng gestellte Langbänke gehen (Baustelle)• Hindernisse überwinden, daran vorbei gehen (Sand-

säckchen, Tennisringe … zum Vergleich für Kastanien, Blätter, Eicheln, Müll im Alltag )

Hinweis: Alle Geräte müssen sicher aufgebaut sein. Sie sollten deutlich sichtbar sein, Gefahrenmomente ausschließen oder besonders darauf hinweisen. Auf Alltagssituationen verweisen, auf die Hindernisse aufmerksam machen!

Schwungtuch

Die TN verteilen sich um das Schwungtuch herum und fassen am Tuch an. Verschiedene Aufgaben werden ge-meinsam durchgeführt:• Schwingen• Schwingen in Kombination mit der Atmung• Schwingen, dabei auf die Zehen steigen, in die Hocke

gehen• Das Tuch festhalten, „stabilen“ Stand suchen und nach

hinten „hängen“ lassen• Gemeinsam das Tuch bewegen wie eine sich „drehen-

de Scheibe“• Schwingen mit nur einem Arm (rechts und links im

Wechsel)• Schwingen, dabei auf einem Bein stehen (rechts und

links im Wechsel)• Seitlich stehen (rechte Schulter zur Mitte), das Tuch

mit der rechten Hand fassen und vorwärts gehen, zusätzlich mit dem rechten Arm das Schwungtuch bewegen, zusätzlich mit dem linken Arm kreisen• Alle TN schwingen oder wedeln, bestimmte, vom ÜL

benannte TN umrunden das Tuch (z.B. alle die, die an einem blauen Streifen des Tuches stehen, alle die, die im Oktober Geburtstag haben …). Nur kleine Perso-nengruppen wählen, sodass genügend TN übrig bleiben zum Schwingen. • Umrunden des Tuches im Uhrzeigersinn, gegen den Uhr-

zeigersinn, beide Richtungen (Vorsicht Gegenverkehr!)• Einen Ball auf dem Schwungtuch „tanzen“ lassen• Einen Ball auf dem Schwungtuch von TN zu TN rollen

lassen (quer über das Tuch, von einem zum nächsten …)• Schwingen, die Übungsleitung zählt bis 3 – alle TN

lassen gleichzeitig das Tuch los …

Workshop

Page 96: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

96 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Diese spielerischen Übungen mit dem Schwungtuch bilden einen Abschluss einer Übungsstunde. Verschiedene Elemente wie Gleichgewicht, Reaktion, Orientierungsfä-higkeit, Anpassung, Kraft kommen erneut zum Einsatz. Das „gemeinsame Tun“ in der Gruppe verbindet die TN an dem Tuch miteinander und kann Freude und Spaß vermitteln.

ausKLANG Nicole Selent

Was ist ein passender Ausklang für eine Veranstaltung wie diese? Sucht man nach Synonymen für das Wort Ausklang findet man Begriffe wie: Abschluss, Ergeb-nis, Finale. Warum also sollte man den interessierten Übungsleiter/innen zum Finale nicht auch noch ein wei-teres Ergebnis mit auf den Heimweg geben. Mit leichten Bewegungsformen und eingängigen Rhythmen soll dieser „ausKLANG“ die Fachtagung abrunden.

Wirkung von Musik auf den KörperNach dem Sehen ist das Hören die zweitwichtigste Sinneswahrnehmung des Menschen. Bestimmte Lieder wirken beruhigend, während andere Lieder zur Bewegung animieren. Musik ist eine der schönsten und effektivsten Arten, Gefühle auszudrücken und zu erleben. Darüber hinaus verändert sich sogar die Körperhaltung bei un-terschiedlichen Musikrichtungen. Die Teilnehmer/innen können selber erfahren und entscheiden, welche Wirkung die drei folgenden Musikstücke auf sie haben, zumal jedes Mal die gleichen Schritte getanzt werden.

Schrittfolge:•marschieren am Platz (re,li,re Pause, li,re,li, Pause)• Tip zur Seite im Wechsel (re,li)

Hand/Armbewegung:• typisch, elegante Arm- und Handbewegung des Fla-

menco• klatschen a la Flamenco

ausgewählte Musikstücke:

Titel Band ausgeführte Bewegung

Scarce O´Tatties

Irish Ceili Band marschieren am Platz (re,li,re Pause, li,re,li, Pause)Tip zur Seite im Wechsel (re,li)

SunnyBoney M. s.o.

zusätzlich Handbewegung des Flamenco

Volare Gipsy Kings s.o.singen OO und OOOO klatschen a la Flamenco

Workshop

Page 97: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia
Page 98: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

98 | Praxisbeiträge zum Seniorensport · Fachtagung 2012

Zufriedenheitsabfrage:

Positive Resonanz

Grafik: Fachtagung Teilausschnitt

Zufriedenheitsabfrage

Page 99: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Impressum

Herausgeber

Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V.

Redaktion

Anke Borhof, Michael Heise, Dirk Hoffmeier, Norbert Käfer, Ines KonnertLandessportbund Nordrhein-Westfalen e.V.Michael Stephan

Fotos

Andrea BowinkelmannLandessportbund Nordrhein-Westfalen e.V.www.lsb-nrw.de/bilddatenbank

Gestaltung

Komhus – Agentur für Kommunikation, Essen

Druck

völcker druck, Goch

Auflage

1.500 Stück

Erscheinungsdatum

Juni 2013

Informationen

Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V.Friedrich-Alfred-Straße 25 47055 Duisburg

Tel. 0203 7381-832E-Mail: [email protected] Internet: www.lsb-nrw.de

Page 100: Praxisbeiträge zum Seniorensport Fachtagung 2012 · nannt, ist eine neue Trendsportart und läutet eine neue Ära des Kugelsports ein. Basierend auf den Grundge - danken von Boccia

Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V.Friedrich-Alfred-Straße 25 47055 Duisburg

Tel. 0203 7381-0 Fax 0203 7381-616 E-Mail: [email protected] www.lsb-nrw.de