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Datum: 25.06.2017 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/ Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 168'662 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 999.051 Auftrag: 1086740 Seite: 81 Fläche: 186'988 mm² Referenz: 65813825 ARGUS DATA INSIGHTS ® Schweiz AG | Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich T +41 44 388 82 00 | E [email protected] | www.argusdatainsights.ch Ausschnitt Seite: 1/6 Begrünte Aussenwände: Tour des Cedres in Lausanne

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Datum: 25.06.2017

SonntagsZeitung8021 Zürich044/ 248 40 40www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/

Medienart: PrintMedientyp: Tages- und WochenpresseAuflage: 168'662Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 999.051

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BegrünteAussenwände:

Tour des Cedresin Lausanne

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Die Fassadeerfindetsich neuTerrassenbrüstungen aus dem Laser-drucker oder von Robotern gebauteMauerwerke: Computertechnologiengeben Gebäuden ein neues GesichtUlrike Hark

Vor fünf Jahren wurde mitten inZürich deutlich, wohin die archi-tektonische Reise gehen würde:Das Cafe Collana auf dem Sechse-läutenplatz setzte mit seiner Me-tallfassade ein Statement für dasOrnament - und die Digitalisie-rung. Lange schlossen sich dasKonstruktive und das Dekorativeaus. Generationen von Architek-ten folgten dem Reinheitsgebotmit glatten, weissen Fassaden. Inletzter Zeit ist jedoch ein wahrerDammbruch passiert, das Orna-ment ist salonfähig und punktetan Hauswänden als Accessoire desReichtums und des Luxus.

Überall in der Schweiz siehtman an privilegierten WohnlagenBauten mit gelaserten Balkon- undTerrassenbrüstungen. Dass sichdas Ornament nach seiner Tot-sagung zurückmeldet, ist zumeinen der jungen Generation vonGestaltern zu verdanken, die mitdem Diktat der Lehrmeinung et-was entspannter umgehen. Zumandern kann man mit computer-gesteuerten Techniken wie demLasern komplizierte Muster ein-

fach und günstig produzieren.Nicht immer sind die Versuche

so geglückt wie beim Collana, oftwird banale Architektur damit vor-dergründig aufgepimpt, und derEdelkitsch blüht, denn die Repeat-Taste ist rasch gedrückt. BeimOrnament kommt es, wie bei sovielem, auf Können und Dosierungan. Stimmen die Proportionen?Stimmt der Kontext? Erzählt dasMotiv an diesem Ort die richtigeGeschichte?

Die adäquate Geschichte erzähltetwa die Architektin Tilla Theusmit ihrem jüngsten Bau, dem Ge-meindehaus in Unterengstringen.Um den offiziellen Charakter desGebäudes zu unterstreichen, hatsie aus dem Gemeindewappen dieMotive Pflug und Rebmesser ent-nommen und sie aus bronzefarbigeloxiertem Aluminium heraus-lasern lassen. Darunter liegt einedurchgehende Alufassade in Dun-kelrot. Die Symbolik erkennt manerst beim Nähertreten, von wei-tem wirkt die Fassade wie ein dun-kelrotes Spitzenkleid.

Kein noch so versierter Maurerkönnte solche Fassaden bauen

Gelaserte Fassadenteile sind abernur eines der Resultate der digita-len Revolution, die derzeit dasBauwesen erfasst. KompliziertesMauerwerk, von Computern be-rechnet und auf der Baustelle vonRobotern gebaut, ist der anderegrosse Trend. Die Verlegung istzum Teil höchst komplex, keinnoch so versierter Maurer könnteso etwas bauen.

Bei der Cuverie des WeingutsGantenbein in Fläsch zum Beispielhaben die Architekten Bearth De-plazes Ladner mit Ziegeln wie mitPixeln gearbeitet. Die durchbro-chenen Wandscheiben wurden amComputer ausgetüftelt und als ein-zelne Elemente von einem Robo-ter vorgefertigt. Von aussen lässtdie Fassade interessante geomet-rische Figuren erscheinen, im In-nern entstehen durch die Perforie-rung reizvolle Lichtspiele. Aber vorallem sorgen die luftigen Wändeauf natürliche Weise für eine per-fekte Klimatisierung der Cuverie.

Dies ist nur eines jener Projek-te, das auf die Forschungsarbeitvon Fabio Gramazio und Matthi-as Kohler von der ETH Zürich zu-rückgeht. Die beiden Architektensind so etwas wie die Väter des di-gitalen Bauens in der Schweiz (sie-he Interview rechts). 2005 began-nen sie ihre Arbeit mit einem Ro-boter und ein paar Backsteinen, in-zwischen werden die beiden ETH-Professoren dank ihrer Forschungan der digitalen Fabrikation inter-national beachtet. Die von ihnenentwickelte Technik, ganze Fassa-denteile mit Computer und Robo-tik zu produzieren, ist seit 2013nach europäischen Normen zerti-fiziert. Der Clou: Jeder einzelneStein ist beliebig dreh- und posi-tionierbar.

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Das gebaute Ergebnis lässt sichbei der Wohnüberbauung Le Stel-le in Locarno begutachten, wo derArchitekt Francesco Buzzi verdich-teten Wohnraum für den Mittel-stand schuf. Vorgefertigte Fassa-denmodule aus speziell verlegtenKlinkern überziehen die wuchti-gen Häuserfronten mit einer git-terartigen Struktur und lassen sieleichter erscheinen. Die 3-D-Wir-kung lässt auf den ersten Blick einefast kunsthandwerkliche Fertigungvermuten, dabei standen Compu-

ter und Roboter Pate. Doch wie im-mer bei neuen Technologien istauch die Digitalisierung des Bau-ens nicht nur Wiege neuer Ent-

wurfsideen. Mit ihr ist vor allemdie Hoffnung auf Effizienz undKostensenkung verbunden.

Die begrünten Fassaden, diesich mehr und mehr auch bei unsdurchsetzen, scheinen da fast auseiner anderen Welt zu stammen.Doch sie sind kein Widerspruchzur Digitalisierung, sondern nurdie andere Seite des Blattes. Über-all holt man die Natur in die Stadt,denn begrünte Häuser bereicherndie Sinne, binden CO2, produzie-ren Sauerstoff; verbessern das Kli-ma im Haus und senken die Tem-peratur der Städte. In Bern-Wabern

haben Buchner Bründler Architek-ten vor kurzem den Garden Tower

fertiggestellt, das erste begrünteHochhaus der Schweiz. 16 Stock-werke zieht sich der polygonaleBau in die Höhe. Auf den begeh-baren Betonplatten mit ihrenPflanztrögen ranken sich immer-grüne Pflanzen empor und lasseneinen 1200 Quadratmeter grossen,vertikalen Garten entstehen. Nachund nach wird das Hochhaus da-hinter verschwinden.

Noch höher wird der Tour desCMres in Chavannes bei Lausannewerden. Stefano Boeri, der auchden Bosco Verticale in Mailand ge-baut hat, wird hier 3000 Quadrat-meter mit Ahorn, Zedern undEichen bepflanzen.

Von Roboterngebaut: Cuverie

des WeingutsGantenbein

in Fläsch

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GelasertesAluminium:

Gemeindehausin Unter-

engstringenFoto: Urs Jaudas

Architektur-InstallationenIn der Kunst ist digital möglich, wasauf der Baustelle erst noch Utopieist. Deshalb treten die beiden ETH-Professoren und ArchitektenFabio Gramazio und MatthiasKohler immer wieder auch alsKünstler auf. Bis zum 16. Juli stel-len sie im kleinen, aber exquisitenMuseum of Digital Art MuDA an derZürcher Pfingstweidstrasse poe-

tische Installationen aus, die aufcomputergesteuerter Technik ba-sieren. Bei der Installation «Sisy-phus» schwebt etwa ein Roboterüber dem Boden, saugt Sand einund kreiert durch das Ausblasendes Sandes eine Landschaft mitsanften Mustern. Ein spielerischerProzess, der Fragen zum nachhal-tigen Bauen aufwirft: Wie bauen,damit das Material wiederverwen-

det werden kann? Bei einer ande-ren Arbeit lassen zwei Roboter-arme ein Styroporkügelchen durchden Raum schweben. Mit einemakustischen Schwebesystem aus-gestattet, können die Roboter denPartikel berührungslos im Raumbewegen: poetisch und doch vonlogischer Schönheit. (uh)

www.muda.co

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Ornamentewerden salon-fähig: CafeCollana auf demSechseläuten-platzFoto: DominiqueMeienberger

«Das Digitale ist ein zeitgemässesund mächtiges Werkzeug»

Die beiden ETH-Professoren Fabio Gramazio und Matthias Kohlergelten als Väter des digitalen Bauens in der Schweiz

Ulrike Hark

Fassadenteile werden mitcomputergestützten Technikenkonstruiert und von Robotern gebaut.Wo liegen die Chancen und dieRisiken dieser Entwicklung?Die Digitalisierung des Planens und Bau-ens ändert die Herstellungsbedingungender Architektur und öffnet dem Archi-tekten, der diese Register gekonnt bedie-nen kann, neue gestalterische und kons-truktive Möglichkeiten. Dies betrifft nichtnur die Bandbreite der möglichen Lösun-gen, sondern erlaubt einen in der Formnoch nie dagewesenen Zugriff des Archi-tekten auf die Materialisierung.Computer und Roboter sindEffizienzsteigerer. Braucht es daüberhaupt noch konventionellePlanungs- und Architekturbüros?

Effizienzsteigerung und Rationalisierung Unbedingt! Die neuen Methoden erset-sind, sollten sie eintreffen, willkomme- zen jedoch nicht zwingend die alten,ne Nebeneffekte, aber nicht die Treib-feder für unsere Auseinandersetzung mitdem digitalen Paradigma. Die Digitali-sierung wird nicht weniger, sondern mehrund vor allem hoch qualifizierte Pla-nungsleistungen erfordern. Die Angst,dass Innovation und Strukturwandel eineganze Berufsbranche überflüssig machen,hat Tradition. Zuletzt hat man dies in den90er-Jahren beim Aufkommen der digi-talen Bildbearbeitung bei den Grafikernbefürchtet. Das Gegenteil ist eingetreten.

Wie können sich Architektenauf die digitale Zukunfteinstellen? Braucht es neueEntwurfsmethoden? Die Pioniere

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Fabio Gramazio (1.) gilt zusammen mit Mat-

thias Kohler als Pionier des digitalen Bau-ens in der Schweiz. Als Architekten undProfessoren leiten sie an der ETH Zürichden Studienbereich Digitale Fabrikation.Seit 2005 loten sie die Schnittstelle vonvirtueller Computersprache und physi-scher Materie aus.sondern sie ergänzen diese. GekonntesMixen von Techniken, um verschie-denen Anforderungen und Situationenoptimal gerecht zu werden, heisst hierdie Devise.

Besteht die Gefahr, dass mitdem 3-D-Drucker an denHausfassaden künftig ästhetischeOrgien aus gespritztem Betongefeiert werden?Dieses Risiko besteht durchaus. Jede tech-nische Innovation erfordert die Entwick-lung einer neuen architektonischen Spra-che und ästhetische Sensibilität. In die-sem Prozess werden gezwungenerweiseauch Irrwege begangen, denn nur so kön-nen sich eine möglichst authentische Aus-drucksform und ein kritischer Diskursherausbilden. Die engagierte Teilnahme

der Architekten an diesem Prozess ist fürdie Minimierung technischer Irrwegemassgebend.Sie sind selber Architekten. Wosetzen Sie bei Ihren Projektendigitale Techniken ein?

Nur dort, wo sie uns und den Bauherrneinen eindeutigen Mehrwert bringen.Wir machen von allen traditionellen Ent-wurfstechniken genauso Gebrauch, dennwir verstehen das Digitale nicht als einenStil oder eine Ideologie, sondern als zeit-gemässes und mächtiges Werkzeug.