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6. BWK-Kstentag in Wismar
Ort: Altes Zeughaus, Wismar
Datum: 21. April 2017
Der im Jahr 2012 durch die fnf deutschen Ksten-
lnder ins Leben gerufene BWK-Kstentag fand in
diesem Jahr bereits zum 6. Mal statt. Austragungs-
ort war die Hanse- und Welterbestadt Wismar, die
fr das diesjhrige Thema Kstenstdte & mariti-
me Infrastrukturen hinsichtlich der wasserbauli-
chen, raumplanerischen und konomischen Frage-
stellungen die passende Kulisse fr die Veranstal-
tung bot.
Empfangen wurden die insgesamt 85 Teilnehmer
im denkmalgeschtzten Alten Zeughaus, welches
bereits auf eine lange hafenbauliche Geschichte
zurckblicken kann. Das um 1700 errichtete Ge-
bude lag ursprnglich direkt an der Hafenkante
und diente zu Zeiten der schwedischen Herrschaft
als Waffenarsenal. Im Eingangsbereich des Gebu-
des erinnert noch heute eine Sturmflutmarke an
die sehr schwere Sturmflut von 1872, die in Wis-
mar mit 2,83 m ber Normal den bis zum heutigen
Zeitpunkt hchsten messtechnisch erfassten
Sturmflutwasserstand an der Kste Mecklenburg-
Vorpommerns aufweist.
Die Gruworte zur Veranstaltung hielt Herr Beyer,
Oberbrgermeister von Wismar, welcher neben
der Bedeutung der Hansestadt im Ostseeraum
noch einmal auf die Dringlichkeit von Hochwasser-
schutzmanahmen in dichtbesiedelten und intensiv
genutzten Kstengebieten wie Wismar einging.
Die fr Kstenregionen permanent bestehende
Hochwassergefahr wurde einmal mehr durch eine
Sturmflut Anfang dieses Jahres deutlich, welche
auch an Wismar nicht spurlos vorberging. Der
erste Fachvortrag der Veranstaltung widmete sich
ausfhrlich diesem Hochwasserereignis, welches
am 4./5. Januar an der gesamten deutschen Ost-
seekste das Ausma einer schweren Sturmflut
erreichte. Der hchste Wasserstand wurde am
Pegel Wismar mit 1,83 m ber Normal registriert.
Herr Sommermeier vom Staatlichen Amt fr Land-
wirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg
berichtete ber Entstehung und Auswirkungen der
Sturmflut und den sich fr das Land M-V daraus
ergebenden kurz- und mittelfristigen Handlungs-
bedarf. Die Januarsturmflut war das hchste
Sturmflutereignis seit ber 10 Jahren. Ereignisse
dieser Art treten mit einer statistischen Wahr-
scheinlichkeit von bis zu 20 Jahren ein. Zur Behe-
bung der Sturmflutfolgen wurden durch das Land
kurzfristig Frdermittel in Hhe von 25 Mio. Euro
bereitgestellt.
Die Teilnehmer des 6. BWK-Kstentages im Alten Zeughaus in Wismar.
Anschlieend referierte der Prsident des BWK
e.V., Professor Dr.-Ing. Schttrumpf, in seiner Funk-
tion als Leiter des Instituts fr Wasserbau und
Wasserwirtschaft der RWTH Aachen ber ein zu-
kunftsfhiges Hochwasserrisikomanagement fr
Kstenstdte. Anhand regionaler und internationa-
ler Beispiele wurde die besondere Sensitivitt des
Kstenraumes eindrucksvoll dargestellt. Betont
wurde, dass die zunehmende Siedlungs- und Nut-
zungsdichte im Kstenraum mit drastischen Aus-
wirkungen auf die natrlichen Ressourcen bei
gleichzeitiger Zunahme des Schadenspotentials
verbunden ist. Die Bercksichtigung bestehender
Schadenspotentiale und -risiken ist neben der Un-
tersuchung mglicher Versagensmechanismen von
Schutzanlagen sowie der Konzeption nachhaltiger
Schutzstrategien unabdingbare Voraussetzung fr
die Optimierung des Ksten- und Hochwasser-
schutzes.
Im dritten Vortrag wurde das im Jahr 2015 fertig-
gestellte Sturmflutschutz-Sperrwerk Greifswald-
Wieck vorgestellt, welches 2016 fr seine auer-
gewhnlich innovative Lsung mit dem Deutschen
Ingenieurbaupreis gewrdigt wurde. Herr Lettner
von der hpl Ingenieurgesellschaft mbH Berlin war
mageblich in die Planung und Baudurchfhrung
des Grovorhabens involviert. Das realisierte
Sperrwerk zhlt im Verbund mit anbindenden Ks-
tenschutzanlagen (Deiche, Schiebetore) mit rund
40 Mio. zu den kostenintensivsten Bauvorhaben
des Landeskstenschutzes in M-V. Der Hauptver-
schluss des Sperrwerkes besteht aus einem Dreh-
torsegment, das fr die Schifffahrt eine Durch-
fahrtsbreite von 21 m gewhrleistet.
Eine der wichtigsten Wirtschaftssulen des Landes
M-V ist der Tourismus. Dabei bildet die fast 2.000
km lange Kste einen der touristisch attraktivsten
Schwerpunkte. Die Entwicklung nachhaltiger tou-
ristischer Infrastrukturen ist hier von groer Bedeu-
tung. Herr Opfermann von b&o Ingenieure Ham-
burg stellte diverse Vorhaben an der deutschen
Ostseekste vor, an deren Planung und Umsetzung
sein Bro seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolg-
reich mitwirkte. Zu den bislang realisierten Projek-
ten zhlen unter anderem Seebrcken, Promena-
den und Hfen.
Die Referenten des 6. BWK-Kstentages in Wismar (v.l.n.r.):
Herr Lettner (hpl Berlin), Herr Sommermeier (StALU MM Rostock), Herr Opfermann (b&o Hamburg), Herr Groth (Bauamt
Wismar) und Herr Gersonde (Seehafen Wismar). Es fehlt Herr Prof. Schttrumpf (RWTH Aachen).
Bezugnehmend auf den Veranstaltungsort wurde
im letzten Teil der Vortragsreihe die stdtische
Hafenentwicklung der Hansestadt Wismar vorge-
stellt. Herr Groth vom Bauamt Wismar informierte
ber den aktuellen Stand der Planungen fr das
Entwicklungsgebiet Alter Hafen. Hier sind unter
anderem die Sanierung der Kaianlagen, die Quar-
tiersentwicklung und der Bau eines neuen Kreuz-
fahrtterminals vorgesehen. Das Projektgebiet, wel-
ches neben seiner Hafenlage auch mit der unmit-
telbar angrenzenden, zum Unesco-Weltkulturerbe
zhlenden Wismarer Altstadt punkten kann, wurde
im Rahmen einer nachmittglichen Exkursion be-
sichtigt.
Den Abschlussvortrag hielt Herr Gersonde von der
Seehafen Wismar GmbH, einem der modernsten
Logistikunternehmen im Ostseeraum und Knoten-
punkt fr vielfltige Gterstrme. Jhrlich werden
hier ca. 8 Millionen Tonnen Gter umgeschlagen,
vor allem Holz- und Forstprodukte, Salze und Dn-
gemittel sowie Recyclingmaterialien. Die Planungen
zur Erweiterung des Hafens sehen unter anderem
eine Vertiefung der Hafenzufahrt von derzeit 9,5 m
auf 11,5 m vor.
Neben der bereits erwhnten Fachexkursion durch
den Alten Hafen wurde den Teilnehmern am
Nachmittag auch ein kulturhistorischer Stadtrund-
gang durch Wismars Weltkulturerbe geboten.
Fr das erfolgreiche Gelingen des 6. BWK-
Kstentages mchte der BWK- Landesverband M-V
der Hansestadt Wismar fr die groe Unterstt-
zung bei der Ausrichtung der Veranstaltung dan-
ken, ebenso den Referenten und allen interessier-
ten Gsten.
Bleibt abschlieend noch der Hinweis auf den
7. BWK-Kstentag, der am 20.04.2018 in Brunsbt-
tel zum Thema Grobaustelle Nord-Ostsee-Kanal
stattfinden wird.
Dipl.-Ing. Knut Sommermeier
Dipl.-Ing. Anja Klee
Versammeln der Teilnehmer zum Exkursionsteil vor dem Wismarer Zeughaus.
Fachexkursion durch das Wismarer Entwicklungsgebiet Alter Hafen. Herr Groth vom Bauamt Wismar informiert
ber die Bauvorhaben im Hafengebiet.
Kulturhistorischer Stadtrundgang durch Wismars Welterbe.