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Kraftfahrzeugtechnik 6 Fahrsicherheitssysteme Herzog 6 Fahrsicherheitssysteme 6.1 Gliederung von Fahrsicherheitssystemen 6.2 Radschlupf-Regelsysteme 6.3 Fahrdynamik-Regelung

6.1 Gliederung von Fahrsicherheitssystemen 6.2 … · 2018-06-29 · Kraftfahrzeugtechnik 6 Fahrsicherheitssysteme Herzog 6.1 Gliederung von Fahrsicherheits-Systemen Aktive Sicherheitssysteme

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Kraftfahrzeugtechnik 6 Fahrsicherheitssysteme Herzog

6 Fahrsicherheitssysteme

� 6.1 Gliederung von Fahrsicherheitssystemen

� 6.2 Radschlupf-Regelsysteme

� 6.3 Fahrdynamik-Regelung

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6.1 Gliederung von Fahrsicherheits-Systemen

� Aktive Sicherheitssysteme– Antiblockiersysteme– Antriebsschlupfregelungen– Fahrdynamikregelungen– Fahrerassistenzsysteme– …

� Passive Sicherheitssysteme– Sicherheitsfahrgastzelle– Airbags– Sicherheitsgurte– Gurtstraffer– …

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6.2 Radschlupf-Regelsysteme

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Aufgabe eines Radschlupf-Regelsystems

� Die Lenkbarkeit des Fahrzeugs soll bei allen Fahrbahnbeschaffenheiten sichergestellt sein.

� Die Haftreibungszahl zwischen den Rädern und der Fahrbahn soll maximal ausgenutzt werden, wobei Lenkbarkeit und Fahrstabilität Vorrang haben.

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Längs- und Seitenkraftübertragung eines Reifens und ABS-Regelbereiche

Quelle: Bosch

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ABS-Regelkreis

Quelle: Bosch

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Dynamik des gebremsten Rades

FT

FBhFBv

h

l

Gv Ghlh

MBv

vϕ&&

MBh

hϕ&&

Bremskraft GFB ⋅µ≤ µ = Reibwert Fahrbahn-Reifen

Fahrbahnreibmoment dynBR rFM ⋅=

rdyn = dynamischer Rollradius

ϕ⋅=− &&rRB JMM MB = Bremsmoment Jr = Massenträgheitsmoment des Rades ϕ&& = Winkelverzögerung des Rades

Radumfangsverzögerung ϕ⋅= &&dynra

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Übungsaufgabe

Die dynamischen Verhältnisse eines Rades während eines Bremsvorganges sollen untersucht werden. Vereinfacht soll von einem Fahrzeug mit gleicher Radlast an jedem Rad ausgegangen werden. Als weitere Vereinfachung soll die dynamische Radlaständerung beim Bremsen vernachlässigt werden.

a) Bestimmen Sie die Radumfangsverzögerung bei sehr hohen Reibwerten zwischen Fahrbahn und Reifen unter der Annahme, dass kein Schlupf auftritt.

b) Das Fahrzeug erreicht nun einen Fahrbahnabschnitt mit Glatteis und der Reibwert sinkt schlagartig auf µ = 0,1. Welche Radumfangsbeschleunigung ergibt sich, wenn das Bremsmoment konstant gehalten wird?

c) Zu Beginn des Fahrbahnabschnittes mit Glatteis beträgt die Radumfangsgeschwindigkeit 80 km/h. Wie lange dauert es, bis das Rad blockiert?

Fahrzeugdaten: reduzierte Fahrzeugmasse einschließlich Zuladung mF,red = 1450 kg Bremsmoment an jedem Rad MB = 1000 Nm Dynamischer Rollradius rdyn = 0,315 m Massenträgheitsmoment eines Rades Jr = 1,0 kg m2

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Regelgrößen von Radschlupf-Regelsystemen

� Grundlage von Radschlupf-Regelsystemen sind die Signale der Raddrehzahlsensoren.

� Da der Schlupf nicht direkt gemessen werden kann, wird im Steuergerät eine ihm ähnliche Größe berechnet, und zusätzlich werden weitere Regelgrößen verwendet.

� Die Radumfangsbeschleunigung bzw. –verzögerung ist eine wichtige Regelgröße, aber aufgrund verän-derlicher Massenträgheiten an den angetriebenen Rädern alleine nicht aussagekräftig genug.

� Da bei Schlupf an den Rädern die Fahrzeuggesch-windigkeit nicht gemessen werden kann, wird eine Referenzgeschwindigkeit berechnet.

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Passive Raddrehzahlsensoren

Quelle: Bosch

a Passiver Sensor mit Impulsradb Signal bei konstanter Raddrehzahlc Signal bei steigender Raddrehzahl

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Aktive Raddrehzahlsensoren

Quelle: Bosch

Messprinzip: Halleffekt(oder auch magnetoresistiver Effekt)

a Multipolimpulsgeberradb Stahlimpulsrad mit Magnet im Sensor

Konstruktive Ausführung Sensorinterne Signalaufbereitung

a Rohsignalb AusgangssignalDer Sensor verfügt nur über zwei elektrische Anschlüsse und wird mit einer konstanten Spannung versorgt. Das Rechteckausgangs-signal liegt bei 7mA (low) und 14 mA (high). Zusätzlich können über die Pulsbreite weitere Informationen übertragen werden.

1 Radnabe2 Kugellager3 Multipolring4 Sensor

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Vereinfachter Bremsvorgang

Quelle: Bosch

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Bestimmung der Referenzgeschwindigkeit

� Die Referenzgeschwindigkeit bei Teilbremsungen bestimmt das schneller laufende Rad einer „Diagonalen“ (z.B. rechtes Vorderrad und linkes Hinterrad).

� Während einer ABS-Regelung bestimmt das Steuergerät die Referenzgeschwindigkeit aus der Fahrzeuggeschwindigkeit bei Regelbeginn und lässt diese rampenförmig abnehmen.

� Die Steilheit der Rampe wird durch weitere logische Verknüpfungen im Steuergerät berechnet.

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Beispiel für einen ABS-Regelzyklus

Quelle: Bosch

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ABS-Hydraulik

Quelle: Bosch

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6.3 Fahrdynamikregelung

� Eine Fahrdynamikregelung soll kritische Fahrzustände (z.B. Schleudern) erkennen und das Fahrzeug dann wieder stabilisieren.

� Die Eingriffe einer Fahrdynamikregelung erfolgen durch Schlupfregelung an den einzelnen Rädern mit Hilfe von Bremsen- und Motoreingriffen.

� Im normalen Fahrbetrieb greift die Fahrdynamikregelung nicht ein.

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Einspur-Fahrzeugmodell

x

y

βν

ψvS

δ

ν

R

0m aq = m

vS2

R

vS

R= m ν R

m aq = m vS (ψ − β) <= µ m g

Für stationäre Kreisfahrt (β = 0) ergibt sich:aq

vS

ψ =

Für l << R gilt:

αv = δ + β − lv ψ

vS

αh = β + lh ψ vS ψ lh

ψ lv

vS

vS

vh

vv

αh

αv

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Regelungskonzept

Regelstrecke:Fahrzeug

Zustands-beobachter

Sollwertbestimmung:

Fahrzeugregler

Stellglieder:BremshydraulikMotorsteuerung

Messdatenerfassung:RaddrehzahlenLenkwinkel δQuerbeschleunigung ay

Gierrate ψ

Schwimmwinkel β

βsoll

ψsoll

-

-

β

ψ

ψsoll =ay

vx

βsoll = f(δ, vx)

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Übungsaufgabe

Gegeben ist eine Auswahl von Messwerten eines Fahrzeugs mit Fahrdynamikregelung. Stellen Sie anhand der gegeben Werte fest, ob ein Eingriff der Fahrdynamikregelung erforderlich ist. Bestimmen Sie die Soll-Winkelgeschwindigkeit und den Soll-Schwimmwinkel. Daten: Fahrzeuggeschwindigkeit v = 80 km/h Querbeschleunigung aq = 2 m/s2

Gierwinkelgeschwindigkeit ψ& = 0,15 rad/s Fahrzeugmasse mF = 1340 kg Schwerpunktabstand vorne lv = 1,25 m Schwerpunktabstand hinten lh = 1,35 m Schräglaufsteifigkeit an der Vorderachse cαv = 50 000 N/rad Schräglaufsteifigkeit an der Hinterachse cαh = 50 000 N/rad

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Komponenten einer Fahrdynamikregelung (Bosch ESP 8)

Drehzahlfühler

Hydraulikmodulmit Drucksensorund Anbausteuergerät

Drehratensensor mit integriertemBeschleunigungssensorLenkradwinkelsensor

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Funktionsprinzip Drehratensensor

v1

v2

R1

R2mvR

ψ

v1 = R1 ψ

v2 = R2 ψ

Coriolisbeschleunigung:

ac = 2 ψ vR

rotierende Scheibe

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Drehratensensor (Bosch)

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Längs- und Querkraftverhalten eines Reifens in Abhängigkeit vom Schlupf

Längskraft

Querkraft

F = Reifenkraft

s = LängsschlupfF(s)

F(s = 100%)

F(s = 0)

Kammscher Kreis

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Giermomentänderung durch Längsschlupfänderung

F

Schwer-punkt

h

MZ

Längsschlupf = 0

F

Schwer-punkt

hMZ

Längsschlupf > 0

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Zusammenfassung

� Hauptaufgabe einer Fahrdynamikregelung ist die Begrenzung des Schwimmwinkels.

� Der Schwimmwinkel wird mit Hilfe eines Zustandsbeobachters (Einspurmodell) geschätzt.

� Die Querbeschleunigung wird durch den Reibwert begrenzt. Aus Querbeschleunigung und Fahrzeug-geschwindigkeit ergibt sich die Sollgierrate.

� Der Reglereingriff erfolgt durch Giermoment-änderung. Diese wird durch Schlupfveränderung an den einzelnen Rädern erzeugt. Hierbei kann nicht die Größe der Reifenkräfte sondern nur deren Richtung beeinflusst werden.