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04/26/23 Prof. Dr. Robert 1
04/26/23 Prof. Dr. Robert 2
und Globalisierung
Sozialstaat
GRUNDKURS IIGRUNDKURS II
04/26/23 Prof. Dr. Robert 3
„„Die Krise des Sozialstaates“ - UrsachenDie Krise des Sozialstaates“ - Ursachen
Interne Ursachen: Demographische EntwicklungGesellschaftlicher Wandel„Kostenexplosion“Steuerungsdefizite „Überversorgung“
Externe Ursachen:unzureichendes wirtschaftliches WachstumSteigende Arbeitslosigkeit„weltwirtschaftliche Verwerfungen“, sprich Globalisierung
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Interne Ursachen: Demographische Interne Ursachen: Demographische EntwicklungEntwicklung
15,6 13,5 12,7 12,4 11,6
67,9 66,2 64,7 60,3 57,9
12,7 15,3 15,5 19,6 20,7
3,7 5,1 7,1 7,8 9,8
0
20
40
60
80
100
2000 2010 2020 2030 2040
bis 15 15 bis 64 65 bis 79 80 u. älterQuelle: Rürup-Kommission
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Durchschnittliche RentenbezugsdauerDurchschnittliche Rentenbezugsdauer
010203040
1980 1985 1990 1995 2001 2005 2007
Ostdeutschland FrauenWestdeutschland FrauenWestdeutschland MännerOstdeutschland Männer
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund
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Entwicklung Entwicklung von von
Beitragzahlern Beitragzahlern zu Rentnernzu Rentnern
Quelle: Rürup-Kommission
Institut für Vorsorge und Finanzplanung http://www.finanz.sullus.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=78
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„„Krise des Sozialstaates“ und Krise des Sozialstaates“ und GlobalisierungGlobalisierung
Die Existenz eines Wirkungszusammenhangs zwischen Globalisierung und Sozialstaat steht außer Frage.
Allerdings fehlt es an eindeutigen Erkenntnissen über die Art und Weise des Wirkungszusammen-hangs.
Wir beschränken uns auf die Feststellung, dass die Globalisierung eine, aber auch nur eine von vielen Ursachen für die Krise des Sozialstaates ist.
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„„Krise des Sozialstaates“ – Zentrale Krise des Sozialstaates“ – Zentrale MerkmaleMerkmale
Die „Krise des Sozialstaates“ ist in wesentlichen Punkten eine Krise des Arbeitsmarktes und der sozialen Sicherung.
Die „Krise des Sozialstaates“ manifestiert sich als eine permanente Krise der Finanzen, als ein Leben auf Kosten künftiger Generationen.
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Okt. 2010: 2.945.491 Arbeitslose zuzüglich 1,48 Mio. Personen, die sich in einer vom Bund oder von der Bundesagentur geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme befanden.
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Antwort auf die „Krise des Sozialstaats“Antwort auf die „Krise des Sozialstaats“
Eine Kurskorrektur muß erfolgen. Aber die Richtung des Kurswechsels ist umstritten, da es auf zentrale Fragen wie die nach dem Verhältnis von Sozialstaat und Globalisierung keine präzise Antwort gibt.
Was ausscheidet, ist angesichts der spezifischen sozialstaatlichen Tradition in Deutschland eine umfassende Deregulierung.
Gefordert sind „Anpassungsleistungen“, insbesondere im Hinblick auf das Sozialbudget.
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Was ist ein Sozialbudget?
Das Sozialbudget ist ein regelmäßiger Bericht der Bundesregierung, der für
einen bestimmten Zeitraum die in Deutschland erbrachten Sozialleistungen
und ihre Finanzierung, verbunden mit einer kurz- und mittelfristigen
Vorausschau darstellt.
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Sozialleistungsquote in Deutschland 1960 bis 2009
21,1 22,5 24,530,7 29,8 29,1 26,9
30,4 31,9 31,3 31,9 32,2 31,4 31,3 30,3 29,3 2931,9
05
101520253035
Proz
ent
Sozialle istungen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt
Zahlenangabe für 2009 geschätzt. Quelle: Sozialbudget 2009
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Sozialbericht nach Leistungen und Sozialbericht nach Leistungen und Arten 2007Arten 2007
BIP 2007 2.423 Mrd. EuroBIP 2007 2.423 Mrd. Euro
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Sozialbudget – Finanzierung nach Sozialbudget – Finanzierung nach Arten – Anteile in %Arten – Anteile in %
QuelleQuelle: : Sozialbericht 2009Sozialbericht 2009
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Zur Geschichte des Sozialstaates in Deutschland
Entstehung im 19. Jahrhundert als Folge der Industrialisierung und des Verlustes privater Versorgungszusammenhänge
Integration der Arbeiterschaft in das Wilhelminische Reich
Nach dem Zweiten Weltkrieg politischer Konsens auf der Basis des „Wirtschafts-wunders“
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Entwicklung des Sozialstaats in Entwicklung des Sozialstaats in DeutschlandDeutschland
1881 „Kaiserliche Botschaft“ zur Sozialgesetzgebung
1952 Eigenständige Sozialgerichtsbarkeit
1883/4 Krankenversicherung, Unfallversicherung
1957 Einführung der bruttolohnbezo-genen dynamischen Rente
1889 Alters- und Invalidenversicherung
1961-9 Bundessozialhilfegesetz Bundeskindergeldgesetz, Arbeitsförderungsgesetz
1913 Volksversicherung für Alter und Invalidität in Schweden
1977 Erstes „Kostendämpfungsgesetz“ im Gesundheitswesen
1927 Arbeitslosenversicherung staatl. Arbeitsvermittlung
1992/4 Nettolohnbezogene Anpassung der Renten; Einführung der Pflegeversicherung
1949 Sozialstaatsprinzip im GG verankert Tarifvertragsgesetz
2001 Rentenreform – staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge
1951 Gesetz über die Selbstverwaltung der Sozialversicherung
2003 Einführung der Grundsicherung. „Reformagenda 2010“
Aktuelle Maßnahmen – besonders umstritten: > Hartz IV Regelungen > Rente mit 67
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Sozialstaat in Deutschland – ein historischer Kompromiss
.
G E R E C H T I G K E I T
Liberalismus Bürgertum Kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschafts-ordnung
Konservatismus Adel, Großgrundbesitz, Bürgertum Staat, Geschichte und Volk als gesellschaftliche Grundkategorien
Parlamentarische Demokratie Soziale Marktwirtschaft
System
Menschenwürde Sozialismus Arbeiterschaft Solidarische Gesellschaft der Gleichen und Freien
Rechts-staat
Sozial-staat
Demo-kratie
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Sozialstaat und Typen sozialer Sozialstaat und Typen sozialer SicherungSicherung
Liberaler Wohlfahrtsstaat
Konservativer Wohlfahrtsstaat
Sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat
Basis Primat der Eigen-verantwortlichkeit
Legitimation des Systems, Integrationsfunktion
Soziale Bürgerrechte als Anspruchsgrundlage
Ziel Sozialstaat als letztmöglicher Akteur
Sicherung des sozialen Friedens, des Humankapitals
Versorgung auf hohem Niveau, soziale Nivellierung
Folge Soziale Stigmatisierung
Ausdifferenziertes und schwerfälliges Sozialsystem
Hohe Sozialausgaben, Umverteilung
Finanzie-rung
Beiträge für private Vorsorge
Versicherungsprinzip, paritätische Finanzierung und Anteile aus der Staatskasse
Zu großen Teilen aus der Staatskasse mit Arbeitgeberanteilen
Beispiele USA, Kanada, Großbritannien
Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich
Skandinavische Staaten
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Sozialstaat und GrundgesetzSozialstaat und Grundgesetz
„Die Bundesrepublik ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ (Art. 20 Abs. 1 Satz 1)
Ein festgefügtes Sozialstaatsmodell kennt das Grundgesetz nicht.
Die „Soziale Marktwirtschaft“ ist nur ein nach dem Grundgesetz mögliches Sozialstaatsmodell
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Funktionen des SozialstaatesFunktionen des Sozialstaates
Schutzfunktion: Sicherung der Individuen gegen die Risiken der Industriegesellschaft
Umverteilungsfunktion: Korrektur der primären Einkommensverteilung
Produktivitätssteigerung: Motivations- und Leistungsanreize in der Arbeitswelt
Legitimationsfunktion: Akzeptanz und Stabilität des politischen Systems
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Definition von SozialpolitikDefinition von SozialpolitikSozialpolitik umfasst sowohl politische Institutionen als auch Vorgänge und Entscheidungsinhalte. Sie sind gerichtet auf:
– Schutz vor Not im Sinne der Garantie eines Existenzminimums
– Sicherung gegen Wechselfälle des Lebens oder Risiken, die die Kräfte des Einzelnen und seiner Nächsten übersteigen.
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Soziale Sicherung ISoziale Sicherung I
V e rs iche ru n gsp rin z ip"D o , u t de s ."
V e rso rg u n g sp rin z ipA lim e n ta tion
F ü rso rge p rin z ipso z io -ku ltu re lle s E x is te n zm in im um
P rin z ip ien
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Soziale Sicherung IISoziale Sicherung II
U n fa llve rs iche ru ng K ra n ke n v ers iche ru ng A lte rsve rs iche ru ng A rb e its lo se n vers iche ru ngA L G II
P fle ge ve rs ic h eru ng
S ä u len
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Soziale Sicherung IIISoziale Sicherung III
Fehlsteuerung im Sozialstaat
Globalisierung: Internationaler
Wettbewerb
Gesellschaftlicher Wandel, z.B. Wertewandel
Sozialdumping
Familienlastenausgleich
Ausbildungs- förderung
Lohnfortzah-lung
Beamten-ver-
sorgung
Kranken-/Unfallver-sicherung
Rentenversicherung
Arbeitslosen- Versicherung
ALG II
Sozialhilfe
Grund-sicherung
Wohn-geld
Interne Herausforde
rung
Interne Herausfor-
derung
Externe Herausfor-
derung
Externe Herausfor-
derung
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Soziale Sicherung und Soziale Sicherung und RationalitätenfalleRationalitätenfalle
Erstens: Die Politik kann notwendige Haushaltskonsolidierung auch dann nicht betreiben, wenn sie langfristig dem Ziel der Sicherung des Sozialstaates dient, weil Sparpolitik in der Regel keine Honorierung durch Wählerstimmen erfährt.
Zweitens: Es ist zwar individuell vernünftig, bei möglichst geringen eigenen Leistungen möglichst viel an Gegenleistungen aus dem System der sozialen Sicherung herauszuholen, ein entsprechendes Verhalten sprengt aber die Systemlogik einer Solidargemeinschaft
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VerschärfungVerschärfung der Rationalitätenfalle der Rationalitätenfalle durch Globalisierungdurch Globalisierung
Das politische System gerät von außen unter strukturellen Anpassungsdruck.
Es kommt zu Kosten, die personell und zeitlich ungleich verteilt sind.
Es entsteht ein zunehmendes Ungleichge-wicht zwischen Gewinnern und Verlierern der Globalisierung.
04/26/23 Prof. Dr. Robert 27
Ein GrunddilemmaEin Grunddilemma
„Globalisierung braucht für ihren Erfolg Sozialpolitik, erfolgreiche Sozialpolitik
aber untergräbt den nationalen Wohlfahrtsstaat.“ (Vobruba 1998)
04/26/23 Prof. Dr. Robert 28
Mögliche Antworten auf das Mögliche Antworten auf das GrunddilemmaGrunddilemma
Überbrückung der Situation für die Globalisierungs-verlierer durch eine zügige Anpassung und Reintegration in den Arbeitsmarkt!
Suche nach Alternativen zur herkömmlichen Beschäf-tigungspolitik und Abschied von einer lohnarbeitszen-trierten Sozialpolitik!
Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, Sozialpolitik ist mehr als eine Politik sozialer Sicherung. Sie ist stets
auch Gesellschaftspolitik.
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