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68. Jahrgang · Nr. 1 · Pfingsten 2013 Pfarrblatt »Seht, ich mache alles neu« Schwerpunkt Der Heilige Geist: Gaben, Unterscheidung, Charismen · Aus-Wirkungen · Neues wagen Dompfarre Mitarbeiterausflug · Tondo: Johannes Paul II. · Chromotop St. Stephan III · Steffl-Kirtag Spirituelles St. Stephan – ein Mariendom · Die Unwissenden lehren · Zum Nachdenken Literatur „Mein Vater – mein Freund“ · „Ungehorsam · „Religionen im 21. Jahrhundert“

68. Jahrgang·Nr.1·Pfingsten2013 Pfarrblatt...dern. Von vorne anfangen meint dabei keinen existentiellen Neubeginn. Viel-mehr müssen wir oft von Augenblick zu Augenblick umdenken,

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Page 1: 68. Jahrgang·Nr.1·Pfingsten2013 Pfarrblatt...dern. Von vorne anfangen meint dabei keinen existentiellen Neubeginn. Viel-mehr müssen wir oft von Augenblick zu Augenblick umdenken,

68. Jahrgang · Nr. 1 · Pfingsten 2013

Pfarrblatt

»Seht, ich machealles neu«

Schwerpunkt Der Heilige Geist: Gaben, Unterscheidung, Charismen · Aus-Wirkungen · Neues wagenDompfarre Mitarbeiterausflug · Tondo: Johannes Paul II. · Chromotop St. Stephan III · Steffl-KirtagSpirituelles St. Stephan – ein Mariendom · Die Unwissenden lehren · Zum NachdenkenLiteratur „Mein Vater – mein Freund“ · „Ungehorsam · „Religionen im 21. Jahrhundert“

Page 2: 68. Jahrgang·Nr.1·Pfingsten2013 Pfarrblatt...dern. Von vorne anfangen meint dabei keinen existentiellen Neubeginn. Viel-mehr müssen wir oft von Augenblick zu Augenblick umdenken,

Die gemeinsame Geschichte eines quer-schnittsgelähmten französischen Adeli-gen und eines algerischen Kleinkriminel-len klingt, objektiv betrachtet, nicht ge-rade nach großem Kino. Doch wer „Ziem-lich beste Freunde“ gesehen hat, weiß,dass es anders ist: Bei aller Tragik überdas erzählte Schicksal – die Leichtigkeitund der Humor sind so spontan und ehr-lich, dass man auch über Szenen lacht,die einem im realen Leben leicht den Rufeinbringen könnten, behindertenfeind-lich und gefühllos zu sein.

Als der 41-Jährige Philippe Pozzo diBorgo, Direktor der ChampagnerhäuserPommery und Lanson, beim Paraglidingabstürzt, verletzt er sich so schwer ander Wirbelsäule, dass er vom Hals ab-wärts gelähmt und deshalb seither kom-plett auf die Hilfe anderer angewiesenist. Nach monatelangem Kampf (medizi-nisch und mental) kehrt er jedoch ins Le-ben zurück. In einer Dokumentations-sendung1 sagt er rückblickend: „Ich habemein erstes Leben [vor dem Unfall] ge-liebt. Ich habe es geliebt, aber es war einIrrtum, eine Sackgasse. Ich bereue nichts.Man darf nicht bereuen. Wenn Sie bereu-en, sind Sie tot. Wenn man bereut, fängtman nicht noch einmal von vorne an. Be-reuen richtet sich gegen das Leben. ‚Ichbereue nichts‘, das ist Edith Piaf: ‚Je ne re-grette rien‘. Ein schönes Chanson. AmEnde heißt es: ‚Nein, ich bereue nichts.Denn heute fängt alles von vorne an –mit dir‘“.

Ermutigung zur Zukunft„Noch einmal von vorne anfangen“, einThema, das uns alle betrifft. In einerWelt, die immer schneller, komplexerund weniger durchschaubar wird, sindwir alle gefordert: Ein Anruf, ein SMS, derjahrelang verdeckte Steuermissbrauchin einem EU-Nachbarland, ein Tsunamiin Japan – alles kann unser Leben verän-dern. Von vorne anfangen meint dabeikeinen existentiellen Neubeginn. Viel-mehr müssen wir oft von Augenblick zuAugenblick umdenken, improvisieren,anders weitermachen.

In der Gestalt des Heiligen Geistesbietet Gott sich uns als Kraft an, die wirin Anspruch nehmen dürfen. Gott möch-te unser „mit dir“ sein (Edith Piaf). Wenner uns verheißt: „Seht, ich mache allesneu“2, wie der Titel des Pfarrblattes lau-tet, dann soll uns das nicht Angst ma-chen – denn die Vorstellung, dass „alles“neu wird, überfordert uns tief innenwohl auch irgendwie. Gott möchte unsmit dieser Zusage jedenfalls ermutigen:die Tränen, die Anstrengungen, das Kla-gen und Jammern werden Vergangen-heit sein, wenn wir zulassen, dass GottesGeist in uns wirkt, wenn Gott in unsererMitte wohnt.3 Damit ist nicht das Negie-ren von Gefühlen oder das Schönredenvon kleinen oder großen persönlichenTragödien gemeint. Gott lädt uns ein zueiner Haltung, die nicht stecken bleibt inden Fehlern, Missgeschicken und Schick-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 20132

Inhalt Editorial

Grüß Gott!

Hinweis.Wir bitten Autoren und Leser um Ver-ständnis, dass wir aus Gründen der bes-seren Lesbarkeit und der Unversehrtheitder Sprache Bezeichnungen wie „Christ“,„Katholik“ etc. so wie das ebenfalls gram-matikalisch maskuline Wort Mensch alsinklusiv, also geschlechtsneutral verste-hen und verwenden. Die Redaktion.

Reaktionen.Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen,dann zögern Sie nicht: Schreiben Sie an:Dompfarre St. Stephan, „Pfarrblatt“, Stephansplatz 3, A-1010 Wien, od. per E-Mail: [email protected]

n Editorial 2n Wort des Dompfarrers 3n Der Heilige Geist, die Kirche

und die Charismen 4n »Prüfet alles, das Gute behaltet« 5n Die 7 Gaben des Heiligen Geistes 6n Das jüdische Schawuot und

das christliche Pfingsten 8n Das II. Vatikanische Konzil 10n Das Schiff des Petrus

und die Beichte 11n Erfolgsprojekt YOUCAT – YouAsk!12n APG damals und heute 14n Predigt zum Steffl-Kirtag 2012 15n Ein Kind aus Liebe aufnehmen:

Pflege- und Adoptivkinder 16n Im Sterben Leben schenken 17n Pionier der Weltraumforschung 18n Wenn die Neugierde

zur Sucht führt 19n Benedikt XVI. –

ein historisches Pontifikat 20n »Der Geruch der Schafe« 21n »Wie beginnen Sie

ein neues Werk?« 22n FAIRTRADE 24n Spendenaktionen der Dompfarre 25n Im Weinberg des Herrn 25n Miteinander unterwegs 26n Firmvorbereitung 2012/13 27n Gebetsgruppe der

Charismatischen Erneuerung 28n Der selige Johannes Paul II.

im Wiener Stephansdom 28n Chromotopia St. Stephan III 30n Besonderheiten in St. Stephan 32n Vor 60 Jahren 33n Chronik 33n Geburtstagsbrief für

†Prälat Karl Hugel 34n Flammender Vorkämpfer

der Moderne 34n Anstelle eines Nachrufs 35n Ungehorsam 36n Religionen im 21. Jahrhundert 36n Mein Vater – mein Freund 37n Das vollkommene Ganze 37n Buchempfehlungen 38n Umbau Dommuseum 39n »Die beliebteste Wienerin« 40n Die Unwissenden lehren 42n Mariazeller-Fest 43n Steffl-Kirtag 44n Neue Herz Jesu-Tradition 44n Die Lange Nacht der Kirchen 45n Termine in St. Stephan 46n »Und schaut der Steffl…« 48n Induktiv Hören in St. Stephan 49n Diözesanwallfahrt 2014 50n Zum Nachdenken 52n Impressum 52

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Im Frühjahr bringt die Kraft der Sonnedie Natur wieder zum Blühen. Wie sehn-süchtig erwarten die Menschen – beson-ders nach einem langen Winter – diesesSchauspiel des Neubeginns! Jedes Jahrbin ich aufs Neue fasziniert von der Ma-rillenblüte in der Wachau. Dieses Wun-derwerk der Natur verhilft mir dazu, dasfrühlinghafte Neuwerden mit den Sin-nen zu erfahren: der Duft, die Farben-pracht, die Vorfreude auf die Früchte – alldas macht Herz und Geist offen und frei.

Die meisten erleben den Jahreszeiten-wechsel von Winter auf Frühling positiv.Für mich ist es aber nicht nur ein zu be-wunderndes Naturereignis, sondern einAusdruck für all das, was wir in unseremLeben von Gott zu Recht erwarten dürfen.

Und ich darf so oft dafür Zeuge sein:Die Freude der Eltern, Verwandten undFreunde bei einer Taufe über das, im wei-ßen Taufkleid, strahlende Kind, das nie-manden unberührt lässt. In den Momen-ten des Feierns treten die riesigen He-rausforderungen und Anstrengungender Mutter- und Vaterschaft mit durch-wachten Nächten hinter der Festfreudezurück. Ich denke an viele Taufpaten, dienicht selten wegen der Übernahme desPatenamtes ihre eigene Glaubensge-schichte neu schreiben.

Auch die vielen Erstkommunionkin-der der letzten Wochen sind mir in le-bendiger Erinnerung: ihre freudige Vor-bereitung, ihre Ungeduld und Aufre-gung, endlich – ganz wie die Großen –den Leib Christi empfangen zu dürfen.Da wird ein ganz neues Kapitel des Le-bens aufgeschlagen, das für die Zukunfttragend bleibt, auch wenn das Kind demErstkommunionskleid schon lange ent-wachsen ist.

Mir ist es geschenkt, im Auftrag desBischofs in rund 20 verschiedenen Pfarr-gemeinden Jugendlichen das Sakramentdes Erwachsenwerdens, also die Firmung,zu spenden. Junge Menschen nach einerintensiven Vorbereitung salben und stär-ken zu dürfen, ihnen in all die Verände-rungen und Unsicherheiten der Pubertäthinein die Kraft und die Gaben Gottes

zuzusprechen, ist für mich eine beson-ders verwandelnde Erfahrung der NäheGottes. Intensiviert wird das Erlebnis,wenn ich die Jugendlichen schon kenne,weil sie von mir getauft oder zur Erst-kommunion geführt wurden.

Wenn ich von den Hochzeiten zuschwärmen beginne, finde ich kein Ende.Ich heirate ja sehr gerne – und das gleichöfters, pflege ich gerne mit einem Lä-cheln zu sagen (um keine Missverständ-nisse aufkommen zu lassen).

Selbst die bedrängenden Erfahrun-gen menschlicher Schuld und lebensbe-drohlicher Krankheit können zu Erfah-rungen der neuschaffenden, vergeben-den und heilenden Liebe Gottes werden.

Und sogar der Tod von geliebten Men -schen, die uns einfach entrissen werden,ist für mich und so viele andere nachdem Abklingen der ersten Trauer schonzu einer Schule des neuen, dankbaren Le-bens geworden.

Wir wissen nicht, wie lange wir le-ben. Nützen wir unser Leben, um jedenTag eine neue Spur der Liebe zu hinter-lassen.

Ihr

Toni Faber, Dompfarrer

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 3

Wort des Dompfarrers

Liebe Freunde!salsschlägen der Vergangenheit; er er-mutigt uns zu einer Lebens-Einstellung,die sich vertrauensvoll, großherzig unddankbar auf die Zukunft ausrichtet.

In diesem Sinne wünsche ich uns einPfingsterlebnis, das uns ermöglicht demHeiligen Geist zu sagen: „Heute fängt al-les von vorne an – mit dir.“ Das aber auchzulassen kann, dass der Heilige Geist zujedem von uns sagt: „Heute fängt allesvon vorne an – mit dir.“

Susanne Leibrecht, Redaktionsleitung

1 „Ziemlich beste Freunde – Was im Lebenwirklich zählt“; 37 Grad Sendung (ZDF) vom31.01.2013; nachzusehen z.B. aufwww.zdf.de/37-Grad/Ziemlich-beste-Freun-de-25435440.html?mediaType=Video

2 Offb 21,53 Vgl. Offb 21,3f.

»Alles Alte, soweit es den Anspruch daraufverdient hat, sollen wir lieben;aber für dasNeue sollen wireigentlich leben.«

Theodor Fontane

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Niemand hat die Kraft, die Welträtsel zulösen. Nicht Wissenschaft, nicht Philoso-phie, nicht Geheimwissen aller Art kom-men hinter den Sinn des Weltlaufs. Fre-velhaft-dumm ist aber die Behauptung,die Welt sei sinnlos, alles zerstäube amEnde ins Leere. Nein: Der Sinn des Gan-zen, so sagt die Geheime Offenbarung,bleibt zwar jetzt siebenfach versiegelt.Aber nicht für immer. Denn das blutendeLamm kann die Siegel öffnen, und dannkommt ein Sturzbach an Erkenntnis, anFreude: ein „herzsprengendes Entzücken“über die geheimnisvolle Auflösung desRätselhaften. Denn dabei tut sich überra-schend auf: Immer schon durchglüht derGeist Gottes das Undurchschaubare. Im-mer schon führt Er, auch im Weglosen.

Wenn von den Gaben des Geistes dieRede ist, tauchen halb vergessene, halbverstandene Worte auf: Furcht Gottes,Rat, Weisheit, Stärke ... Ja, all das ist ver-sprochen, aber noch viel mehr. Die Gehei-me Offenbarung schüttet einen übervol-len, unerschöpflichen Korb aus. DasLamm „richtet“ zuerst die sieben Gemein-den. Sie zeigen sieben leuchtende Bega-bungen, darunter tapferes Bekenntnis,aber auch sieben Absturz-Gefahren derKirche: Lauheit, Götzendienst ... Richtenmeint immer „aufrichten“: Alle Gemein-den erhalten Lob und Tadel, und beides istLiebe, beides ist Gnade. Nach der uner-bittlich-wunderbaren Reinigung kom-men unvorstellbare Gaben: Die Standhaf-ten erhalten die Frucht vom Baum des Le-bens (diesmal ohne Sünde), den Kranz desLebens, das verborgene Manna, den neu-en Namen auf weißem Stein, Macht überdie Völker, ein weißes Gewand, sie werdenzur Säule im Tempel Gottes, sie nehmensogar Platz auf dem Thron Gottes!

Und über allem steht noch ein Kenn-zeichen: Diese Gaben, die Charismensind schön und sie machen leuchten.Charis heißt Gabe, dann auch Dank, und

weiter Anmut und Grazie. Wir sind nicht(mehr) gewohnt, von der Kirche als Trä-gerin der Schönheit zu sprechen. Aber esstimmt doch: Der Heilige Geist gibt An-teil nicht nur an Macht, an Reinheit, anLebendigkeit, an Speise, am Neuen – ergibt auch Anteil an Schönheit.

Verborgen und souverän Wer ist nun aber der HeiligeGeist? Offenbar mehr als alleGaben zusammen: Er ist ihreQuelle. Und deshalb ist esschwer, ihn wahrzunehmen.Der „demütig Göttliche“wirkt in seinen Gaben, aber erverbirgt sich als Urheber. Da-rin steckt ein wunderbaresGeheimnis. Denn wenn wiretwas schenken, gibt es zweiFehlformen: Entweder schen-ken wir aus „Pflicht“ und blei-ben dabei selbst gleichgültig.Oder umgekehrt: Wir setzenaufdringlich unsere „Duft-marke“ im Geschenk, damitman uns ja nicht übersieht.Das richtige Schenken siehtanders aus: In der Gabe gibtsich der Geber ganz, aberganz selbstvergessen.

Es ist weithin üblich ge-worden, die Kirche (in Eu -ropa) totzusagen. Oder ankla-gend von überfälligen Ände-

rungen zu reden. Aber der Geist wirktweit über vordergründiges Wünschenund Träumen hinaus. Normalerweise ar-beitet die Heizung unsichtbar im Keller;die Ölwanne steht nicht im Wohnzim-mer. Ganz da sein, alles tragen, alles be-leben und sich doch nicht aufdrängen –das ist die Kunst des Heiligen Geistes.Wie souverän zeigt sich immer wieder,dass Er die Kirche insgeheim erwärmt,richtet und aufrichtet. Hat es sich nichtunerwartet bei der Wahl des neuen Paps-tes bestätigt? Von „Irgendwo“ kam einUnbekannter – und schon nimmt dasSchiff wieder Fahrt auf. Ach, wir Klein-gläubigen! Unverdient reißt der göttlicheSchwung sogar unsere Trägheit mit. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 20134

Seht, ich mache alles neu

em. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. theol. hc.

Hanna-BarbaraGerl-Falkovitz leitetdas Europ. Institut

für Philosophie undReligion an der

Phil.-Theol. Hoch-schule Benedikt XVI.

in Heiligenkreuz

Der Heilige Geist ist die dritte Person des DreifaltigenGottes, der an Pfingsten auf die Jünger Jesu aus -gegossen wurde; seither wirkt er unaufhaltsam fort

Der Heilige Geist, die Kirche und die CharismenVon Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

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Die Frage ist alt – und zugleich zu allen Zei-ten aktuell: Wie kann man unterscheiden,„aus welchem Geist heraus“ jemand redetund Glauben beansprucht? Was kommtwirklich von Gottes Geist und Auftrag, undwas ist möglicherweise bloß eingebildet –oder gar bewusst vorgetäuscht? Gibt esKriterien, wann man jemandem trauendarf, oder umgekehrt: Warnzeichen?

Mehrfach begegnet uns in den Brie-fen des Neuen Testaments die Mahnungzu „prüfen“.2 Jesus selbst warnt vor „fal-schen Propheten“3 und vorgeblichenHeilsbringern, denen man „nicht nach-laufen“ soll. Welche Gefahr die Irrefüh-rung bedeutet war auch im Alten Testa-ment sehr bewusst: Der Prophet Elijabeispielsweise musste es mit einer Scharvon 450 Baalspropheten aufnehmen,ähnlich wie der Prophet Micha Ben Jim-la4; und Jeremija stand allein gegen sei-nen theologisch durchaus versiertenGegner Hananja5.

Die Notwendigkeit der „Unterschei-dung“ bezieht sich nicht nur auf die Prü-fung auftretender Charismen in der Kir-che, sondern auch auf die rechte Ein-schätzung der Vorgänge im eigenen in-neren Leben. Der erste Bereich betrifftden Wahrheitsanspruch einer Lehre: An-gesichts besonderer Vorkommnisse, wiez. B. Privatoffenbarungen, stellt sich un-weigerlich die Frage nach der Echtheit.Aber auch Therapie-Vorschläge, wie Pro-bleme in der Kirche oder in einer religiö-sen Gemeinschaft gelöst werden kön-nen, müssen sich auf ihre geistliche Soli-dität hin überprüfen lassen.

Weder Erfolg (nicht einmal Wunder-kraft!), noch ein äußerlich tadelloses Le-ben (was nicht gleichbedeutend ist mit„Früchten“!) sind ein zweifelsfreies Kriteri-um für das Wirken des Heiligen Geistes –auch wenn sittliche Integrität ein wichti-ges Kriterium für einen „Freund Gottes“ist. Entscheidend für die Beurteilung einerBotschaft ist der Inhalt. Steht sie in Konti-nuität zur Offenbarung, wie sie im Glau-ben der Kircheweitergegeben wird, oder

ist sie „eigenmächtige Auslegung“6? Liegtdas Ziel wirklich in der Vertiefung vonGlauben, Hoffnung und Liebe? Im Hinblickauf die Person des Boten galten als deutli-che Warnzeichen stets materieller Eigen-nutz, aber auch der leichte Anhauch vonGefallsucht und Geltungsbedürfnis7.

Erfahrene GnadeNotwendig ist die „Unterscheidung“ auchim geistlichen Leben: Wie kann ich in mirselbst – oder im Fall der geistlichen Be-gleitung: bei anderen – gute Anregungenvon Phantastereien oder gar Gefährdun-gen unterscheiden? Welche Anzeichenlassen auf die Tragfähigkeit einer Begeis-terung oder eines Vorhabens schließen?Was bedeuten Empfindungen beim Ge-bet – kann man sich da täuschen? ZumBeispiel dürfte jemand, der trotz Reueund empfangener Vergebung nicht gleichzum fühlbaren Frieden der Seele zurück-kehren kann, deswegen nicht an der Wirk-samkeit des Buß-Sakramentes zweifeln;er würde sonst sein subjektives Empfin-den über den Glauben stellen.

Aus dem reichen Schatz der geistli-chen Ratschläge sei nur einer erwähnt,der mit erstaunlicher Einmütigkeit durchdie Jahrhunderte hindurch wiederholtwird: Wer wirklich Gott nahe kommt, dernimmt unweigerlich an Demut zu. Eineechte Erfahrung der Gnade oder Beru-fung lässt den Menschen nämlich dieUnverdientheit der überwältigenden Zu-wendung Gottes und die Größe desGlaubens erfahren, den man als einzel-ner Mensch nicht ausschöpfen kann. DieDemut – in der man auch jemand ande-ren um Rat fragen wird und sich etwassagen lässt – wird begleitet von tieferFreude, Geduld und Stärke: von der Zuver-sicht, dass sich Gottes Wort und Wirkennicht aufhalten lassen. Sie hat als FruchtBarmherzigkeit und Vergebungsbereit-schaft und eine aufrichtige Liebe, die sichim fürbittenden Gebet auswirkt. Der ech-te Prophet, Mystiker und Freund Gotteserhebt sich nicht über „die anderen“,

auch wenn er mit Schmerz und Strengespricht. Und schließlich bringt die Erfah-rung der Gnade den intensiven Wunschhervor, das eigene Leben nach Gottes Wil-len zu führen; d. h., die Erfahrung wirdnicht als Erlebnis „konserviert“, was sieunfruchtbar machen würde.

Wachsende GabePaulus nennt die Fähigkeit, in geistlichenDingen einen klaren Blick zu haben, eineGabe des Heiligen Geistes. Sie kann für ei-nen bestimmten Fall als außerordentlicheHellsichtigkeit geschenkt sein – wie etwaDaniel den Prozess gegen Susanna alsJustizmord erkannte8, oder Petrus die Ab-sichten von Hananias und Saphira durch-schaute9. Doch sie ist nicht nur außerge-wöhnliches „Charisma“. Als Gabe mussund kann sie von Gott erbeten werden;und jeder Glaubende kann und soll auchetwas dazu tun, diese Gabe nach seinenKräften zu entwickeln. Frömmigkeit al-lein, das wussten bereits die Kirchenväter,bewahrt nicht immer hinreichend vorTäuschung; wichtig ist dazu eine guteKenntnis des Glaubens der Kirche. Dasschützt davor, sich in eigenen Ideen zuverfangen. Als drittes Element muss einaufrichtiges Leben aus dem Glauben hin-zukommen. Diese drei: Gebet, Glaubens-wissen und Leben aus dem Glauben, las-sen die Unterscheidungsgabe wachsen.n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 5

»Prüfet alles, das Gute behaltet«Marianne Schlosser über die Gabe der Unterscheidung1

Univ.-Prof. Dr. Marianne Schlosser ist

Ordinaria fürTheologie der

Spiritualität an der Kath.-Theol.

Fakultät der Universität Wien

1 Buchempfehlungsiehe Seite 38

2 1 Kor 12,10; 1 Joh 5,13 Mt 7,15-234 1 Kön 22

5 Jer 286 vgl. 2 Petr 1,18-237 vgl. 1 Thess 2,3-78 Dan 13,459 Apg 5,3

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 20136

Seht, ich mache alles neu

Mitunter wird die Wirkung des HeiligenGeistes mit „Begeisterung“ umschrieben– was ja auch ziemlich nahe liegt, wennwir auf das Pfingstereignis schauen: Diezuvor ängstlichen Apostel und Jüngertrauen sich nach der heilenden Wirkungdes Geistes auf die Straße und predigenJesus Christus. Aber ist diese Wirkung anPfingsten nicht eher mit „Mut“ zu um-schreiben? Die Wirkung des HeiligenGeistes mit (lauter) Begeisterung gleich-zusetzen, würde der Genialität des Geis-tes Gottes nicht gerecht werden. Die Ga-be des Geistes ist vielmehr die „Heilig-keit“. Und „Heiligkeit“ ist letztlich nichtsanderes als unsere Fähigkeit zu einer er-füllten Beziehung. „Beziehungsfähig-keit“ – also „Heiligkeit“ – ist aber eine Ga-be, die nicht nur auf die Gottesbezie-hung beschränkt bleiben kann, sondernuns in jeder möglichen Beziehung fähi-ger macht. Darin liegt das Glück desMenschen begründet. Selbst die Men-schen, die scheinbar nur nach Geld,Macht und Besitz streben, glauben, da-durch attraktiver zu werden – und in ih-ren Beziehungen glücklicher. DiesenUmweg haben wir Christen nicht nötig:Gott schenkt uns unmittelbar, was wirzu unserem Glück brauchen: seinenGeist der Heiligkeit. Nun gibt es unter-schiedliche Mängel und Defizite, die un-sere Beziehungen (auch unsere Bezie-hung zu Gott) gefährden. Deshalb hatdie Kirche immer schon mehrere Gabenunterschieden, die dem entgegenwirken– genauer: sieben Gaben. Mindestenssieben, sollte man hinzufügen.

Verstand – Liebe ist nicht bloß GefühlNicht wenige Menschen denken, dassdiejenigen, die sich verlieben, eine Lie-besbeziehung eingehen oder einer Reli-gion angehören, dies nicht mit ihremVerstand tun. Liebe und Religion seienvollkommen irrational – behaupten eini-ge. So, als wären wir nur ein willenloserSpielball von Gefühlen, Hormonen undreligiöser Erziehung.

Auf die Frage, was man tun muss, umdas ewige Leben zu erlangen, antwortetein Gesetzeslehrer, indem er aus dem Al-ten Testament zitiert: „Du sollst denHerrn, deinen Gott, lieben mit ganzemHerzen und ganzer Seele, mit all deinerKraft und all deinen Gedanken, und: Dei-nen Nächsten sollst du lieben wie dichselbst.“1 Von Hormonen ist dort verblüf-fender weise gar nicht die Rede. Liebe isttatsächlich weniger ein Gefühl, als viel-mehr eine Entscheidung. Nur der liebtwirklich, der sich frei dazu entschließt!

Klug handeln, klar erkennen, verant-wortungsvoll entscheiden – das sind kei-ne Einschränkungen der Liebe und unse-rer Beziehungen, sondern deren Voraus-setzungen. Nur wer bei klarem Verstandist, kann auch wirklich und wahrhaftiglieben. Das heißt nicht, dass wir nun nuraus kühler Berechnung Beziehungenknüpfen, sondern dass wir auch den Ver-stand in den Dienst der Liebe stellen.

Weisheit – Einfühlungsvermögen gewinnenGroßväter spielen in Kinderfilmen diegleiche Rolle wie die erfahrenen Richterin Gerichtsfilmen: Sie sind lebenserfah-ren, ehrlich, unbestechlich – und weise.Sie wissen Bescheid; nicht etwa, weil sieklüger als andere sind, sondern weil siesich in die Lage des anderen hineinver-setzen können und in ihrem langen Le-ben schon einige Erfahrungen in solchenLebenslagen gewonnen haben. Weisheitist eine Eigenschaft, die viele Beziehun-

gen retten kann. Mancher gewinnt sieauf hartem Wege durch – mitunter lei-der auch schmerzliche – Erfahrungen.Besser wäre es, als junger Mensch an derWeisheit der Alten teilhaben zu können.Oder, noch besser: an der Weisheit Got-tes. Wenn einer weiß, was im anderenvorgeht, dann Er.

Die sieben Gaben des Heiligen GeistesVon Peter van Briel

Peter van Briel,Schulpfarrer in

Recke/Nordrhein-Westfalen, ist u.a.Sprecher der Karl-

Leisner-Jugend

Der Heilige Geist möchte mit (mindestens)sieben Gaben bei den Menschen wirken.Für viele klingen diese heutzutage „alt-modisch“: Verstand/Einsicht, Weisheit,Rat, Stärke, Erkenntnis/(heilige) Wissen-schaft, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Der

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 7

Rat – Wissen, was zu tun istRat ist das Wissen um das, was zu tun ist;ist der Entschluss, das Gute zu liebenund das Böse zu meiden. In der Praxis istes nicht immer leicht, den rechten Wegvom Weg des Unheils zu unterscheiden.Darf ich in bestimmten Situationen lü-gen? Muss ich ein Geheimnis bewahren,selbst wenn es andere ins Unglückstürzt? Viele Fragen stellen sich, derenAntwort gelegentlich schwer fällt. In sol-chen Situationen sehnt sich auch der In-telligenteste nach einem guten Berater,um den rechten Weg vom falschen zu

unterscheiden. Der beste Berater ist Gottselbst – und seine diplomatische Vertre-tung in meinem eigenen Gewissen istder Heilige Geist.

Stärke – Mut, das Richtige zu tunEs gibt nicht nur die Gabe, die richtigeVorgehensweise zu erkennen, sondernauch den Mut, das Richtige zu tun bzw.das Falsche zu lassen – was oft noch vielschwerer ist. Stark zu sein heißt, konse-quent in Freundschaft mit Gott, demNächsten und seiner eigenen Natur zuleben. Der Geist des Menschen hat zu-nächst die Möglichkeit, das Gute als er-strebenswert zu erkennen. Der vom Hei-ligen Geist geheilte menschliche Geisthat außerdem die Fähigkeit, das Gutegegen alle Widerstände auch zu ergrei-fen. Jede Liebesbeziehung braucht gele-gentlich Heldenmut; ganz besonders inden ganz kleinen und einfachen Gesten.

Gut, dass es Gott gibt, der ein Meisterder kleinen und großen Taten ist.

Erkenntnis – die Wirklichkeit annehmen

Erkenntnis ist die schlichte Gabe, dieDinge so zu sehen, wie sie sind. Natürlichhat jeder seine eigene Brille auf, die ihmvor allem das zeigt, was er gerne sehenwill. Was aber ist wirklich? Die Fähigkeit,auch dann die Wirklichkeit zu akzeptie-ren, zu ihr Ja zu sagen, wenn sie nichtmeinen Wünschen entspricht – also inFreundschaft mit der Realität zu leben –ist eine Gabe des Geistes. Der Verliebtesieht in einer scheinbar gewöhnlichenPerson das Unwiderstehliche, Einmaligeund Großartige – wie Gott.

Frömmigkeit – der Liebe Ausdruck verleihen„Frömmigkeit“ klingt heutzutage nichtgut. In jeder Liebesbeziehung bedarf esaber genau dieser Fähigkeit, der Liebe Aus-druck zu verleihen – mit großen Gesten,poetischen Worten und der Treue im Klei-nen. Frömmigkeit ist die Zusammenfas-sung all unserer individuellen Fähigkeiten,um sie – indem wir unsere Liebe ausdrü-cken – in den größten Dienst zu stellen.

Frömmigkeit bedeutet also nicht, be-sonders viele Kniebeugen zu machen

oder lateinische Gebete aufsagen zukönnen, sondern Gott zu lieben, wie erist – und es Ihm auf die schönste undbeste Art und Weise zu zeigen, die unsmöglich ist.

Gottesfurcht – Respekt habenMit Furcht (Gottesfurcht) ist nicht etwaAngst gemeint. Furcht ist das alte deut-sche Wort für Respekt und Anerken-nung. Dazu gehört selbstverständlichder Respekt vor dem Geliebten – abereben auch die Anerkennung, dass ich,wenn ich geliebt werde, diese Liebe nichtverdient habe und nicht einklagen kann.„Ehrfurcht“ vor der Liebe des Anderen istaber nicht ein ständiges Zittern um des-sen Gunst, sondern eine permanenteFreude über das ungeschuldete Ge-schenk seiner Liebe. Eine echte Liebesbe-ziehung „hat“ man also nicht irgend-wann; eine wahre Liebe respektiert dieFreiheit aller in dieser Beziehung – auchdie Freiheit für Überraschungen.

Überraschungen? Ja: Zur Gottes-furcht gehört nämlich auch die Einsicht,nicht selbst Gott zu sein und Gott nie-mals ganz zu verstehen. Anzuerkennen,dass wir Geschöpfe sind und eben keineGötter, ist der Anfang der Freundschaftmit sich selbst. Die eigenen Grenzen an-zunehmen und Gott als Gott anzuer-kennen – das ist wahre Liebe und Beja-hung der eigenen Existenz. Nur so kön-nen wir auch dem anderen in Liebe be-gegnen: Weil wir wissen, dass der Ande-re Fehler hat, können wir verzeihen undum Verzeihung bitten. Letztlich kommtalles seelische Leid – alle Sünde – ausder Unzufriedenheit des Menschen,nicht Gott zu sein und sich an seine Stel-le zu setzen.

Der Geist will uns heilen, damit wirin das göttliche Liebesgeschehen hi-neingenommen werden können. DieGabe des Heiligen Geistes ist zunächstnur eine: Sie befähigt den Menschen,seine eigene Geistigkeit als Gotteshöchste Gabe anzuerkennen und alsgeistiger Mensch zu leben; wieder freizu werden und „Ja“ zu Ihm und SeinerSchöpfung zu sagen. n

1 Lk 10,27

darin verborgene Sinn und Inhalt ist jedoch alles andere als altmodisch – viel-mehr verhelfen uns diese Gaben unser Leben so zu leben, wie Gott es uns wünschtund für uns vorgesehen hat: in seinerganzen Fülle, in Liebe und Glück-Seligkeit

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Das jüdische Schawuot (Wochenfest) und Von Bernhard Dolna

„Seit dem Tage, da uns die Stimme Got-tes am Sinai überwältigte, sind wir nichtmehr dieselben. Es ist für immer unmög-lich, dass wir uns in ein Zeitalter zurück-ziehen, das vor dem Sinai-Geschehenliegt. Etwas nie Dagewesenes hat sichereignet: Gott offenbarte uns seinen Na-men, und wir werden nach Ihm genannt.‚Alle Völker der Erde sollen sehen, dassdu den Namen des Herrn trägst‘1. Es gibtzwei hebräische Namen für Jude: Jehudi,dessen drei erste Buchstaben die dreiersten Buchstaben des Unsagbaren Na-mens sind, und Israel, dessen letzte Silbe‚el‘ im Hebräischen ‚Gott‘ heißt.“ (RabbiAbraham Joshua Heschel).

Diese Worte weisen nachdrücklichdarauf hin, welche Bedeutung Schawu-ot, das Wochenfest, für das Judentum biszum heutigen Tag hat: Die Erlösung desVolkes Israel nahm mit der Befreiung ausÄgypten ihren Anfang und sie wurde amSinai mit der Gabe der Tora besiegelt.Denn die Erlösung aus der ägyptischen

Knechtschaft brachte, so eine Ausle-gung, körperliche Befreiung. Aber mitdieser allein ist es nicht getan. DerMensch muss auch geistig frei sein. Die-se geistige Befreiung erlebte Israel erstam Berg Sinai, als der Ewige die Tora gab,

die nicht nur die fünf Bücher des Mosesund die darin sich befindenden 10 Gebo-te umfasst, sondern die ganze Bibel, ein-schließlich der mündlichen Lehre (Misch -na, Talmud …).

Die Bedeutung der Tora„Der wahrhaft freie Mensch ist einer, dersich mit dem Studium der Tora befasst“,schreibt ein Rabbiner des 2. Jahrhun-derts. Er weist damit auf die „lebensnot-wendige“ Bedeutung der Tora für das Ju-dentum hin, das seit dem Sinaiereigniszugleich in einer Beziehung zur Tora undzu Gott steht. Ein gläubiger Jude ist nieallein vor dem Antlitz Gottes, die Tora istimmer mit ihm, sie ist ihm nicht nur Ge-setz, sondern Quelle der Weisheit, seinAtmen und sein Wesen.

Das Wochenfest (Schawuot) war ur-sprünglich ein Weizenerntefest. Es wird50 Tage (7 Wochen) nach Pesach gefei-ert und vollendet es (parallel zum christ-lichen Pfingsten = Pentecost). Aus die-

sem Grund trägt es auch den hebräi-schen Namen „Azeret“ – Schlussfest. Esist der krönende Abschluss des Pesach-festes mit der Gabe der Tora am Sinai.Aber neben Schawuot und Azeret hatdas Fest noch zwei andere Namen:

„Chag HaKazir“ – Fest des ersten Getrei-deschnittes, und „Chag Habikkurim“ –Fest der Erstlingsfrüchte. In der jüdi-schen Tradition gehören irdische Ernteund himmlische Offenbarung zusam-men. Auf diese Parallele weist eine tief-sinnige rabbinische Interpretation vonLev 23:17 hin, der Aufforderung, Erst-lingsgaben dem Herrn darzubringen:„Am Wochenfest bringt der Menschdem Herrn zwei Brote als Erstlingsga-ben dar; und Gott reicht dem Menschendie zwei Tafeln mit den 10 Geboten.“Selbst die Synagogen werden aus die-sem Grund mit Zweigen, Girlanden undBlumen geschmückt – zu Ehren der vonGott gegebenen Tora.

Von Sturm und Brausen begleitetZu den wichtigsten biblischen Texten,die zum Fest in den Synagogen gelesenwerden, gehören Exodus 19-20: die Of-fenbarung Gottes am Sinai und des Wei-tern die Gabe der Tora. Diese Ereignissewerden als die eigentliche Geburtsstundedes Volkes Israel verstanden.Daraus ein kurzer Abschnitt:

„Am dritten Tag, im Morgengrauen,begann es zu donnern und zu blitzen.Schwere Wolken lagen über dem Berg,und gewaltiger Hörnerschall erklang …Der ganze Berg Sinai war in Rauch ge-hüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihnherabgestiegen. Der Rauch stieg auf wieder Rauch eines brennenden Ofens. Derganze Berg bebte gewaltig“2.

Die Apostelgeschichte 2,4ff berichtetvon der Herabkunft des Heiligen Geisteswährend des Schawuotfestes. Dieser Au-genblick wird zur Geburtsstunde der Kir-che, des neuen Israel. Damit nimmt diechristliche Tradition die jüdische auf undführt sie weiter (theologisch gespro-chen: erfüllt sie). Im Pfingstbericht derApostelgeschichte heißt es in einerwörtlich kaum wiederzugebenden Wen-dung, die von Erfüllung spricht:

„Als sich der Tag der Pfingsten (= dasWochenfest) erfüllte, befanden sich alle

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 20138

Seht, ich mache alles neu

Die Tora, die hebräische Bibel, umfasst unter anderem die fünf Bücher des Mose und die10 Gebote; mit der Gabe der Tora wurde die Erlösung des Volkes Israel besiegelt, die mitder Befreiung aus Ägypten ihren Anfang genommen hat

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am gleichen Ort. Da kam plötzlich vomHimmel her ein Brausen, wie wenn einheftiger Sturm daher fährt und erfülltedas ganze Haus, indem sie waren. Und eserschienen ihnen Zungen wie von Feuer,die sich verteilten, auf jeden von ihnenließ sich eine nieder. Alle wurden mitdem Heiligen Geist erfüllt und began-nen, in fremden Sprachen zu reden, wiees der Geist ihnen eingab.“

Diesen Texten ist gemeinsam, dasssie über göttliche Offenbarungen be-richten, die beide von Sturm und Brau-sen begleitet sind. Der Zusammenhangvon den „Zungen wie von Feuer“ und vonder Fähigkeit, „in fremden Sprachen zureden“, wird dem einsichtig, der weiß,dass das hebräische Wort laschon so-wohl ‚Zunge‘ als auch ‚Sprache‘ bedeu-ten kann. Und auch die Lehre eines Rab-bis aus dem 2. Jahrhundert kann als ver-bindender Text zwischen den beiden Of-fenbarungen gelesen werden. Er meinte:„Als Gottes Stimme am Sinai hervorkam,

teilte sie sich in die siebzig Sprachen derMenschheit, so dass alle Völker sie ver-stehen konnten“3.

Gott sandte …Was ist nun das Weiterführende deschristlichen Pfingsten? Der Ausdruck„Als sich der Tag der Pfingsten erfüllte“lässt an das Wort im Galaterbrief 4:2ff.denken: „Als die Fülle der Zeit kam, sandteGott seinen Sohn … sandteGott den Geistseines Sohnes in die Herzen, der da ruft‚Abba, Vater!‘“

Zweimal findet sich in dieser Stellevon der Fülle der Zeit das Wort „Gottsandte“: Er sandte den Sohn … er sandteden Geist. Die Fülle der Zeit beginnt mitder Sendung des Sohnes Gottes in dieWelt hinein (Inkarnation – Menschwer-dung). Diese Sendung aber ist hin geord-net auf die Sendung des Geistes seinesSohnes in unsere Herzen inmitten der Kir-che. Im Gesamtkontext des Alten undNeuen Testaments wird mit Pfingstenetwas erfüllt, woraufhin in der Welt ge-lebt und gewartet wurde und wird!

Die Jünger, denen Jesus als letztesaufträgt, Jerusalem nicht zu verlassen,sondern „die Verheißung des Vaters“4 zuerwarten, vertreten in diesem Wartensowohl ganz Israel, als auch die gesamteMenschheit. Was an dieser Stelle auf-fällt, ist, dass Jesus die Geistmitteilungschlechthin „die Verheißung des Vaters“nennt, sozusagen den Inbegriff allergöttlichen Verheißung.

Von Wunder zu WunderWenn Jesus selbst der von Gott Verheiße-ne ist, der dem Abraham verheißeneNachkomme, in dem „alle Geschlechterder Erde gesegnet werden sollen“5, dannist der Heilige Geist die Verheißung Got-tes. Und die Segnung aller Geschlechterbesteht in der „Ausgießung des HeiligenGeistes über alles Fleisch“, wie sie beimPropheten Jeremia, Ezechiel und Joel6

verkündet wird. Auf diese Geistsendunghin hat Jesus gelebt und gelitten. In sei-

ner Auferstehung empfängt er von Gottden Geist in Fülle, um ihn allen mitzutei-len, für die er Mensch wurde und für dieer sich kreuzigen ließ. „Durch die RechteGottes erhöht, hat er die Verheißung, denHeiligen Geist, vom Vater empfangenund diesen ausgegossen, wie ihr sehtund hört“, deutet Petrus in seiner erstenPredigt das Pfingstgeschehen7.

Die Gabe der Tora und die daraus sichergebenden Pflichten und die Gabe desHeiligen Geistes in die Herzen, beidessind bis zur Stunde Wege, die Menschenmit ihrem Leben bezeugen, um dadurchder Menschenfreundlichkeit Gottes inder Welt zu dienen, indem sie SeinenWillen erfüllen.

Wohin wird uns Juden und Christendie Vorsehung Gottes noch führen, unddas trotz unserer so langen tragischengemeinsamen Geschichte? – Aus denbiblischen Texten ist jedenfalls evident:Aus dem Wunder sind wir gekommenund in das Wunder werden wir zurück-kehren. n

1 Dtn 28:102 Ex 19.16-193 Ex Rabbah 5:94 Lk 24:49 und Apg 1:45 Gen 26:4 und 28:146 Jer 31:31-34, Ez 36:26ff. und 39:29, Joel 3:1-47 Apg 2:328 Die Herabkunft des Heiligen Geistes, vonHans Alexander Brunner, Wien/Hernals

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 9

Prof. Mag. Dr. Bernhard Dolna,

Professor für NeuesTestament und

Jüdische Studien, istStudiendekan am

InternationalenTheologischen

Institut, Trumau

Nach Jesu Worten ist das Ausgießen desHeiligen Geistes die Verheißung des Va-ters schlechthin, der Inbegriff aller göttli-chen Verheißung8

das christliche Pfingsten

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Aufgrund der Begeisterung für den neu-en Papst ist die Tatsache in den Hinter-grund getreten, dass sich die katholischeKirche seit vergangenem Herbst in be-sonderer Weise des II. Vatikanischen Kon-zils erinnert, das am 11. Oktober 1962 er-öffnet wurde und in vier Sitzungsperi-oden bis zum Jahr 1965 gedauert hat.Wir feiern also seit vergangenem Jahrund noch bis 2015 das 50-Jahr-Jubiläumdes II. Vatikanums. Obwohl die Sitzungs-perioden der Kirchenversammlung da-mals alle im Herbst stattfanden, gab esein Frühlingserwachen in der Kirche. Vie-le haben das Konzil als ein „neues Pfings-ten“ oder als „Pfingsten des 20. Jahrhun-derts“ gedeutet, und vieles ist damals inder konkreten Erfahrung der Kirche und

in der Praxis der Seelsorge neu und an-ders geworden. Die Kirche erschien nachmanchen Erstarrungserscheinungenwieder auf der Höhe der Gegenwart undin besserem Einklang mit der Botschaftdes Evangeliums.

Vielleicht stehen wir ja – angestoßendurch Papst Franziskus – derzeit aucham Beginn eines neuen Aufbruchs? Auf-fällig ist jedenfalls, dass der heutigePapst ähnliche Sympathien auslöst wiedas dem großen Initiator des II. Vatikani-schen Konzils, Papst Johannes XXIII., ge-lang. Dieser hatte sich ebenfalls als einleutseliges und unkonventionelles Kir-chenoberhaupt präsentiert, einfach undeinprägsam in Worten, Gesten und Zei-chen, mit einem sehr offenen undfurchtlosen Herzen.

Der Heilige Geist: „Frischluftzufuhr“1965, nicht einmal drei Monate nach sei-ner Wahl, hatte Johannes XXIII. ein Konzilangekündigt. Als man ihn fragte, was ermit dieser Kirchenversammlung dennbeabsichtige, soll er an ein Fenster seinerpäpstlichen Wohnung gegangen seinund es weit geöffnet haben. Durch dasKonzil, so sagte er, möge frische Luft indie Kirche eindringen. In der Tat brachtedas II. Vatikanische Konzil eine außeror-dentliche Frischluftzufuhr für die Kirche.Besonders galt dies für das Kirchenver-ständnis. „Kirche“ war nicht mehr primäreine hierarchisch streng geordnete Gna-denanstalt, sondern das „pilgernde Got-tesvolk“, das sich als „Communio“ (Ge-meinschaft) verstand. Die Erneuerungder Liturgie war der sichtbarste Aus-druck dieses neuen Kirchenverständnis-ses. Revolutionär war aber auch das Zu-gehen der Kirche auf die anderen christ-lichen Konfessionen und auf andere Reli-gionsgemeinschaften. In ihnen sah mannicht mehr Gegner, sondern Verbündeteim Dienst an der Welt und den Men-

schen, der in den Konzilsdokumentenimmer wieder deutlich wurde. Er ist ge-wissermaßen das gemeinsame Grund-merkmal der Konzilsaussagen.

Vieles am II. Vatikanischen Konzil warpfingstlich. Denn, wo sich die Kirche öff-net und nicht in sich verschlossen bleibt,überall, wo sie sich bewegt und nicht aufder Stelle tritt, ist Pfingsten und wirktder Heilige Geist. Das Konzil war aberauch als Vorgang von pfingstlichem Cha-rakter: Es war ein Beispiel für das freieWort in der Kirche. Mutig kämpften ein-zelne Konzilsväter für Veränderungen,welche in dieser Konsequenz ja zunächstgar nicht geplant waren. Zugleich warman aber stets auch bemüht, den größt-möglichen Konsens zu erreichen, dermehr ist als ein bloßer Kompromiss zwi-schen einander widerstreitenden Mei-nungen. Es herrschte also ein intensivesBemühen um Einigkeit, das wiederumzur Basis hatte, dass die verschiedenenPositionen ausreichend dargelegt wer-den konnten. Dies war nur möglich, weilman gemeinsam auf den Heiligen Geistvertraute. Auch darin ist das Konzil bei-spielhaft: Es beweist, dass Gott selbst esist, der sein Volk leitet, und dass wir alsGemeinschaft der Glaubenden Größeresund Besseres erwarten dürfen, als wirselber zu planen wagen. n

1 Nähere Informationen zum Buch von P. Dr.Martin Leitgöb CSsR finden Sie auf Seite 38

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201310

Seht, ich mache alles neu

Das II. Vatikanische Konzil – ein neues Pfingsten für die Kirche1

Von P. Martin Leitgöb CSsR

P. Dr. Martin Leitgöb CSsR ist

Mitglied desRedemptoristen -

ordens und Kirchenhistoriker

Das II. Vatikanische Konzil wurde fürFranz Kardinal König, selbst prägendeKonzilsgestalt, zur Grundlage seinesDenkens und Handelns

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 11

Das Wesentliche ist zu erkennen auf derSkizze von Rembrandt, die im Louvre inParis bestaunt werden kann: Der Bug desBootes ist angedeutet und das am Mastherabgelassene Segel, das auf Schulter-höhe ein Kreuz bildet, gehalten vonoben. Markanter sind die Personen: Je-sus, der sich ziemlich lässig in die Seilelehnt, links; die Besatzung des Bootes, diesich an der rechten Seite auf Abstandhält oder vom reichen Fischfang in denHintergrund gedrängt wird; und in derMitte der Besitzer des Bootes, mit demetwas passiert ist. Auf Jesu Wort hin warer noch einmal auf den See hinausgefah-ren und hatte das Netz auf der rechtenSeite ausgeworfen, obwohl ihm die Auf-forderung dazu zwecklos erscheinenmusste – der erfahrene Fischer hatte dieganze Nacht vergeblich seine Netze aus-geworfen, mitten am Tag war bestimmtkein Fang mehr zu erwarten. Diese er-neute Ausfahrt war dann – wider Erwar-ten – doch nicht vergebliche Liebesmühgewesen.

Jetzt sehen wir den Fischer Petrus inder Mitte seines Bootes, der sich vor Je-sus auf die Knie geworfen hat, impulsiv,wie er war, und die Hände ringend, denKopf zur Seite wendend etwas sagt. Wassagt er wohl? Er sagt nicht: „Danke, Herr,für die reiche Beute!“ Er entschuldigtsich auch nicht mit seinem Fachwissenfür irgendwelche Zweifel, die er am Ur-teilsvermögen des Mannes gehegt hät-te, der von seinem Boot aus das Volk be-lehrt hatte. Denn, als Jesus ihn aufforder-te, noch einmal hinauszufahren, hatteSimon für alle gesprochen und sein Ver-trauen heraus posaunt: „Meister, wir ha-ben die ganze Nacht gearbeitet undnichts gefangen. Doch, wenn Du essagst, werde ich die Netze auswerfen.“

Versuchen und ScheiternIst dies der Punkt der Geschichte, dermit der Beichte zu tun hat? Passen zuunserer Erfahrung würde es ja wohl: Je-der, der regelmäßig beichtet, muss sich

die Vergeblichkeit eingestehen, die vie-len Versuchen zur Besserung des eige-nen Verhaltens anhaftet. Vergeblich er-scheinen einem manchmal alle vorheri-gen Bemühungen. Vergeblich – ein be-merkenswertes Wort in diesem Zusam-menhang! Vielleicht will die Geschichteuns dies sagen: Nach langer Nacht har-ter Arbeit wird die Stunde kommen, inder Dir klar wird, dass der Meister Dir,obwohl Du Dich schon so oft und so lan-ge bemüht hattest, aufträgt, es erneutzu versuchen, allen schlechten Progno-sen zum Trotz – im Vertrauen auf ihn:„Wenn Du es sagst …“.

Man kann das Evangelium so auf dieErfahrung mit der Beichte beziehen, dieman im eigenen Leben gemacht hat:Endlich, nach vielen vergeblichen Versu-chen, ist es doch gelungen – aufgerütteltvielleicht durch ein Wort der Schrift oder

durch ernste Ermahnung und nichtmehr im Vertrauen auf die eigene Wil-lensstärke, sondern im Vertrauen aufden Herrn, der in der Beichte seinenGeist verleiht, den Geist, den wir dort im-mer empfangen. Dann, im Nachhinein,müssen wir aber auch die früheren,

Das Schiff des Petrus und die BeichteVon Thomas Möllenbeck

Der „Fischzug Petri“ – eine Skizze des bekanntesten und bedeutendsten BarockkünstlersRembrandt

Dr. Thomas Möllen-beck gehört seitOktober 2012 zu

den Seelsorgern inSt. Stephan;

innerhalb kürzesterZeit hat er sich in

die Herzen derGottes dienst be -

sucher gepredigt.Herzlich willkommen am Stephansdom

und Gottes Kraft und Segen für Ihr Wirken als Seelsorger und Curpriester!

t

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201312

Seht, ich mache alles neu

Im Frühjahr 2011 erschien der YOUCAT.Rund um den Verleger Bernhard Meuserhaben Theologen mit etwa 50 Jugendli-chen und jungen Erwachsenen in Deutsch -land einen Jugendkatechismus erarbeitet.Die Österreichische Bischofskonferenzunter Kardinal Schönborn ist Herausgeberdes Buches, Papst Benedikt XVI. schriebdas Vorwort: „Studiert den Katechismus!Das ist mein Herzenswunsch.“

Wie der „große Katechismus“ ist derYOUCAT in vier Bereiche gegliedert:Glaube, Sakramente, christliches Lebenund Gebet. Auf 527 Fragen folgen eineAntwort in eher lehramtlichem Stil undein auf jugendliche zugeschnittenerKommentar, dazu gibt es eine umfang-reiche Sammlung von Bibelzitaten, Sprü-chen von Heiligen und anderen Perso-nen sowie Begriffs-Definitionen. Ein in-teressantes Design mit Fotos und Strich-männchen-Grafiken inklusive Daumen-kino prägt das Bild.

Erfolgsprojekt Von Werner Pirkner

Neues über den Glauben lernen, diskutierenund ruhig auch mal streiten über wichtigeFragen des Lebens und des Glaubens: Jugendliche beim ersten Themenabend inder „Echolot“-Reihe zum YouCat mit Kardinal Schönborn

sogenannten vergeblichen Versucheneu beurteilen. Sie haben uns vorberei-tet: Weil es ernste Versuche waren, konn-te das vergeben werden, was wir vor-schnell „Scheitern“ nennen. So war esdann auch kein Scheitern mehr, nicht derPunkt, an dem ich aufgegeben habe, son-dern der Ausgangspunkt für einen Neu-beginn, viele Male vielleicht, und auf vie-lerlei Weise – Gott scheut davor nicht zu-rück. Er gibt die Kraft der Vergebung, in-dem er mir die Last der Vergangenheitabnimmt, damit ich erleichtert neu be-ginnen kann. Folglich können wir sagen:„Wir haben doch nicht einen Geist derVerzagtheit empfangen, sondern denGeist der Kraft und der Liebe …“1

Der Wurzelgrund der BeichteAuf diese Weise lässt sich das Evangeli-um lesen; die Beobachtungen sind auchnicht falsch, und von dem her, was Pe-trus am Ende tatsächlich – händerin-gend und kopfschüttelnd über sichselbst – sagt, ist klar, dass die Geschichteetwas mit der Beichte zu tun hat. Aller-dings führen die Worte des Petrus in ei-ne Tiefe, die man zuerst einmal ausgelo-tet haben muss, bevor man überhauptmit Sinn und Verstand beichten kann:„Herr“, sagt Simon. Nachdem er erlebthat, was auf dem See passiert ist, nennter Jesus nicht mehr bloß „Meister“, son-dern „Herr“. Das erklärt, wie er sein Er-lebnis deutet: Er ist Gott begegnet, hatdie Gottheit Gottes wahrgenommenund deshalb fährt er fort: „ … geh wegvon mir, ich bin ein Sünder!“2

Das ist eine natürliche Reaktion, diesinnvolle Schlussfolgerung aus seiner Er-fahrung mit dem reichen Fischfang aufder einen und seiner Selbstwahrneh-mung auf der anderen Seite: wir passennicht zusammen – der Herr und ich; wirspielen in einer andern Liga; ich bin nichtwert, mit ihm in einem Boot zu sitzen.Das, was Petrus da im Boot begriffen hat,ist der Wurzelgrund der Beichte: Ihr Fun-dament besteht nicht darin, das eigene

Leben auf bestimmte moralische Verfeh-lungen zu durchforsten oder Tugendenauszuwählen, die man demnächst besit-zen möchte – dazu würde eine gute psy-chotherapeutische Beratung auch hel-fen. Das Fundament der Beichte ist viel-mehr die Einsicht des Petrus: Mitten inmeinem Leben begegne ich Gott; und,weil Gott Gott ist, beuge ich das Knieund gestehe, dass ich nicht würdig bin,ihn in meinem Boot zu haben, weil erheilig ist, und ich nicht. Aber, da es inzwi-schen die Beichte gibt, muss ich nicht sa-gen: „Geh weg, Herr!“

Jesus antwortete dem Petrus da-mals, indem er ihn zum Jünger beruftund zum Menschenfischer bestimmt –wohlwissend dass Petrus auch die Erfah-rung göttlicher Vergebung nötig habenwird.

Die Beichte – ein NeubeginnWenn ich die erste Grundeinsicht vertie-fe durch das Bekenntnis all dessen, wasmir einfällt, was nicht passt zu Gott inmeinem Leben, was mich zum Sündermacht in seinen Augen, dann sind Ein-sicht und Bekenntnis ein guter Aus-gangspunkt. Aber wohin geht es dann?Gott sagt mir in der Beichte nicht nur,dass er mich in seiner Nähe haben will,sondern auch, dass er sogar etwas vorhat mit mir: Die Begegnung mit ihm sollnicht damit enden, dass ich mich immerheiligmäßiger mit mir selbst und mei-nen Sorgen beschäftige, sondern dassich loslasse, um die Hände frei zu haben,um andere in seine Nähe zu holen. DieBeichte ist also nicht nur ein Neubeginnfür mich, sondern für alle, die Gott durchmich erreichen will – im Vertrauen da-rauf, dass es nicht an mir scheitern wird,wenn ich es auf sein Wort hin erneut ver-suche. n

1 2 Timotheus 1,72 Lukas 5,8

s

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 13

Mittlerweile ist der YOUCAT in knapp20 Sprachen veröffentlicht (weitere Über-setzungen sind in Arbeit) und Millionenmal verkauft; dazu noch andere Bücher imselben Design und Geist wie Jugendkalen-der oder Firmkurs samt Begleiterbuch. EinSozialkatechismus und eine Jugendbibelsind in Arbeit. Hinzu kommt eine intensi-ve Internet-Nutzung mit Facebook-Profil(über 2400 Freunde), jede Menge Videosauf YOUCATchannel bei YouTube, 20 StudyGroups per Facebook und, und, und. Alldiese Projekte werden im Youcat-Zentrumin Augsburg koordiniert.

Erlebte ReaktionenViele Menschen staunen über die enor-me Verbreitung und bewundern den Ein-satz, der dahintersteht. Ich kenne kaumMenschen, die sich vom YOUCAT-Designnicht positiv angesprochen fühlen. Undtrotzdem erlebe ich sehr unterschiedli-che Reaktionen!

Manche haben sofort begonnen, denYOUCAT intensiv in ihre pastorale Arbeiteinzubeziehen: „Darauf habe ich schonlange gewartet!“ Einige Pfarren schen-ken ihn Jugendlichen zur Firmung oderErwachsenen beim Wiedereintritt.700.000 Teilnehmer beim Weltjugend-tag in Madrid bekamen ein Gratis-Exem-plar. Nicht nur junge Menschen gründenAustauschrunden, ich weiß sogar in ei-ner Pfarre von einer Senioren-YOUCAT-Runde.

Von anderen kommt deutliche Kritikwie „Das sind nicht meine Fragen“ oder„Die Antworten sind teilweise zu ver-kürzt oder immer noch zu hochtheolo-gisch.“ Mitunter höre ich auch „BeimKatechismus vermisse ich eine Hierar-chie der Wahrheiten: Was ist zentral fürunseren Glauben?“ oder „Da und dortbin ich anderer Meinung, hier steckt einKirchenzugang dahinter, der nicht mei-ner ist.“

Fragen dürfen und Antwort findenIch glaube, es sollte beim „YOUCAT-Ver-wenden“ um zweierlei gehen: Fragen be-antwortet bekommen und ermutigt wer-den, Fragen zu stellen.

Der YOUCAT schafft es wie noch keinKatechismus davor, kurz und prägnant,zeitgemäß in Sprache und Design zu in-formieren. Wichtig ist meines Erachtensein gesunder Umgang mit den vorgege-benen Antworten. Ich muss nicht jedenAntwort-Versuch als den bestmöglichennehmen, an manchen Formulierungenund Aussagen darf noch weiter gearbei-tet werden.

Vor allem, glaube ich, braucht esmehr als „nur“ Antworten. Ich möchteJugendliche (und alle) ermutigen, Fragenzu stellen, nicht nur vorgegebene Frage-Antwort-Sätze zu reproduzieren. Wo esgelingt, so mit dem YOUCAT zu arbeiten,dass die eigenen Themen Platz haben,wird es fruchtbar. Wenn es gelingt, dass( junge) Menschen zu ihren gerade rele-vanten Fragen im Kontext des kirchli-chen Glaubensschatzes ihre eigenenAntworten finden können, dann kommtdas Evangelium an! n

Mag.Werner Pirknerist Diözesan -

jugendseelsorger

Echolot-YouCat-Abend.

Der zweite der drei Echolot-YouCat-Themenabende für interessierte Jugendliche und junge Erwachsenefindet statt am 24. Mai mit Weihbi-schof Stephan Turnovszky in der Ju-gendkirche.Katholische Jugend und Ministran-tenseelsorge der Erzdiözese Wien la-den herzlich ein!

YOUCAT – YouAsk!

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Apostelgeschichte damals und heuteVon Andrea Geiger

„Manchmal erscheint der Heilige Geistder Kirche nicht nur in Form einer Taube,sondern in Form eines Pleitegeiers.“ Die-se nüchterne Aussage des evangelischenPastors Eckart Krause bei der ersten Diö -zesanversammlung 2009 im Stephans-dom hat bei vielen ein Schmunzeln her-vorgerufen, anderen ist das Lachen imHals steckengeblieben. Mir zum Beispiel.

Ich träume gerne von einer Kirche als„Wohlfühlgeschichte“, über der der Hl.Geist friedlich als Taube schwebt. DerPleitegeier stört mein Bild. Doch nochhaben wir genug. Noch sind wir Viele. Al-lerdings sind wir ein bisschen staubiggeworden. Wie das halt so ist, wenn manin die Jahre kommt.

Damals, als noch niemand katholischwar, als es weder Kirche, noch (Ordens-)Gemeinschaften gab, gab es laut der lu-kanischen Apostelgeschichte ein intensi-ves Zusammentreffen der Apostel mitdem auferstandenen Jesus. „Wirst dujetzt das Reich für Israel wieder herstel-len?“1, fragen die Jünger. Da klingt etwasmir Vertrautes mit: „Jesus, mach dochendlich was! z. B. eine große, starke,mächtige Kirche oder zumindest einefreundliche, weltoffene Kirche, in derman fröhliche Lieder singt und sich desLebens freut…“ Ist das denn so falsch? Je-sus antwortet: „Euch [also auch mir]steht es nicht zu (darüber zu befinden)…Aber ihr [also auch ich] werdet die Kraftdes Heiligen Geistes empfangen und ihrwerdet meine Zeugen sein …“ Und dann„verschwindet“ er, die Apostel werdenangehalten keine Löcher in die Luft zustarren, sondern sich bereit zu machenfür sein Wiederkommen. Die ziehen sichdann zurück nach Jerusalem, ins Oberge-mach2, hinter verschlossene Türen (mankann ja nicht wissen), einmütig im Gebetverharrend (aus Angst oder der Verhei-ßung vertrauend wird nicht geklärt) mitden Frauen und mit Maria, der MutterJesu. Sie hat schließlich am meisten Er-fahrung mit dem Heiligen Geist, weiß,wie konkret und (im wahrsten Sinne des

Wortes) leibhaftig er wirkt, da GottesWort Fleisch wurde in ihr.

Der Heilige Geist wirktIn diesem Setting passiert das erstePfingstfest, also die Bevollmächtigungdurch den Heiligen Geist!3 Kein Steinbleibt auf dem andern. Aus Angst wirdFreude, Staunen, Dankbarkeit und einegroße Liebe zum Leben. Gottes Geistschafft Einheit und Geschwisterlichkeit.

Die menschlichen Macken der JüngerJesu sind nicht weggezaubert. Darumkann man sie auch nicht entzaubern.Vielleicht bezaubert Gottes Geist dieMenschen – heute sagen wir gerne „ent-flammt“, entzündet ein Feuer, tief innendrin, leidenschaftlich und dennoch gelas-sen, leicht, aber immer voller Hoffnungund niemals zweideutig auf der Seite desLebens und der Liebe. Barmherzigkeit istein gutes Wort dafür. Der Hl. Geist istnicht harmlos – weder damals, noch heu-te. Klar und eindeutig bewirkt er dasFleischwerden von Gottes Wort.

Und so sind sie damals hinausgegan-gen in die große Welt und in ihren klei-nen Alltag. Hatten von Anfang an ge-merkt, dass sie sich gegenseitig brau-chen, zur Ermutigung und zur Ermah-nung. Sie haben gestritten und gefeiertin ihren Häusern. Vor allem aber habensie sich daran erinnert, was Jesus ihnengesagt hatte. Wir sagen heute dazu „Bi-bel teilen“ oder Jüngerschaftsschulung.Sie haben sich gefragt, was Er jetzt tunwürde, wohin und zu wem Er sie heutesendet. Sie haben gebetet um Zeichen

und Wunder in ihren Hausgemeinschaf-ten und in den immer größer werdendenGemeinden. Und sie haben sich gegen-seitig erzählt, was der Herr mit ihnen zu-sammen wirkt. So ist Kirche entstanden –damals. Davon wollen wir lernen – heute.

PerspektivenwechselVielleicht ist es gut, die letzten beidenKapitel der Apostelgeschichte zu lesen.In 2000 Jahren hat sich nämlich wohlauch etwas Ballast angesammelt, einSchiffbruch scheint naheliegend. Im Ver-trauen darauf, dass alle gerettet werden,können die Jünger auch das ihnen Not-wendigste und Liebgewordenes überBord werfen4. Es macht sie frei und ange-wiesen auf die Gastfreundschaft ande-rer. In diesem Moment, wo das Vertrauenineinander, auf die Fremden und auf denHerrn auf die Spitze getrieben wird, ge-schehen Zeichen, Wunder und Heilun-gen5. Ich glaube, das ist auch heute so.

Wenn wir heute in der ErzdiözeseWien manche Strukturen ändern müs-sen, weil sie zu groß und zu teuer gewor-den sind, weil das Programm zu umfang-reich geworden ist, dann wird auch beiuns das Vertrauen auf die Spitze getrie-ben. Dann sind vielleicht tatsächlich wie-der die fünf Brote und zwei Fische ge-fragt6, die ein kleiner Junge bei sich hat-te. Und ja, der Heilige Geist fegt nach wievor in Menschen auch in unserer Erzdi-özese, die Ja sagen (wie Maria). GottesWort wird heute Fleisch, ganz konkret,Menschen bilden sich zu Gemeinden,lassen sich verwandeln in Christi Leib.

Manchmal muss ich möglicherweisemeine Perspektive verändern, um dasNeue zu entdecken, um zu staunen, ummich darüber zu freuen und es zu för-dern. Der Hl. Geist ist Beistand, hilft,treibt an, tröstet, schenkt Freude und Zu-versicht. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201314

Seht, ich mache alles neu

Andrea Geiger istProjektleiterin der Apg 2010 bzw. Apg 2.1

1 Apg 1,4-112 Apg1,13f3 Apg 2,1

4 Apg 27,33ff5 Apg 27,39-28,106 Joh 6,1-14

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Der Stephansdom hat mich von Kind-heit an fasziniert. Gerne bin ich hier he-reingekommen. Viele Figuren und Altäregab es zu bestaunen. Mehr als die De-tails jedoch beeindruckt mich bis heuteder Raum selbst: es wohnt ihm eineKraft inne, die in eigenartiger Weise Grö-ße und Intimität verbindet. Man verliertsich nicht, sondern kommt zur Ruhe. Bisheute bin ich davon fasziniert und ver-mutlich geht es den unzähligen Men-schen, die tagtäglich hierher kommenähnlich. So ist es mir eine besondereFreude, heute zum Fest der Domweihezu predigen. Merkwürdig ist freilich,dass die Liturgie dazu ausgerechnet je-nen Text vorlegt, der über den Turmbauzu Babel berichtet.

Zwischen dem Projekt der Babylo-nier und jenem der Wiener scheint eseinige Parallelen zu geben. Auch dieBürger unserer Stadt wollten damalsden größten und schönsten Turm derdamaligen Welt bauen. Und wie herr-lich ist dieses Unternehmen gelungen!Für einige Jahrhunderte war der Steffltatsächlich das höchste Bauwerk Eu ro -pas. Bis heute gehört er zu den schöns-ten Beispielen der gotischen Architek-tur. Geziert mit filigranem Maßwerk,verjüngt er sich elegant nach oben. Sei-ne Spitze strebt in den Himmel, ohnediesen jedoch zu erreichen. Und genaudarin besteht der entscheidende Unter-schied: während das babylonische Un-ternehmen dazu dient, das menschlicheKönnen in Szene zu setzen, weisen dieKirchtürme des Mittelalters geradezuvon sich weg. Sie wirken wie große Zei-gefinger in der Landschaft, die in denHimmel zeigen.

Den Blick weitenDie sakrale Baukunst der Gotik will denBlick himmelwärts lenken, damit wirMenschen nicht bei uns selbst hängenbleiben, damit unser Leben nicht in einerfortwährenden Nabelschau verkommt.Die Perspektive soll uns geweitet wer-

den, damit die eigenen Sehnsüchte,Wünsche, Sorgen und Nöte uns nicht ge-fangen nehmen indem sie den Horizontunseres Lebens zunehmend bestimmtenund verengen. Die Kirchenbaukunst desMittelalters will uns davor bewahren,nur im eigenen Saft zu schmoren und zuversauern. Deshalb verweist sie auf Di-mensionen, die jenseits unseres Blickesliegen und die unser Leben bei weitemübertreffen.

Symbolisch stellt das der große Turmunseres Domes dar, indem das Viereckdes unteren Teils zum Achteck mutiert.Vier steht für die Welt mit ihren vierHimmelsrichtungen oder den vier Jah-reszeiten. Acht hingegen bezeichnet dieEwigkeit. Sie bricht an, wenn unsere Zeitaufhört und damit die Sieben-Tage-Wo-chen zu Ende kommen. Der Blick soll alsogeweitet werden: weg von unseren All-täglichkeiten hin zur großen Vision derEwigkeit.

Mit diesem Verweis will die sakraleBaukunst der Gotik auch dazu ermuti-gen, das Leben einzusetzen für Visionen,die weiter sind als die eigenen vier Wän-de. Nur wer sein Leben einsetzt für Gro-ßes, wird wachsen und Großes schaffen.Die gotischen Dome zeigen das in ein-drucksvoller Weise. Kaum eine Mensch,der an einem solchen Bau mitgearbeitethat, konnte hoffen, seine Vollendung zusehen. Projekte dieser Art übertrafen dieeigene Lebensspanne bei weitem. DerBau zog sich ja über Jahrhunderte hin.Dennoch gehören jeder Mitarbeiter undjeder Stein unauslöschlich zu jenemMeisterwerk, das heute jährlich vonmehr als fünf Millionen Menschen be-wundert wird.

Die Kraft des DomesDie Faszination des Stephansdoms unddie ihm innewohnende Kraft speist sichaus zumindest zwei Komponenten: ausdem Verweis auf die Ewigkeit sowie ausdem Lebenseinsatz der unzähligen Men-schen für eben diese Welt des Himmels.

Entscheidend ist, dass beides bis heutefortwährt. Was Menschen vergangenerJahrhunderte getan haben, wird weiter-geführt durch die vielen, die hier arbei-ten und beten: viele der Mitarbeiter sindnicht bloß ihres Jobs wegen am Dom,sondern auch weil sie ein geistliches In-teresse haben und weil ihnen der christ-liche Glaube etwas bedeutet. Dieser As-pekt kann gar nicht unterschätzt wer-den, denn zwischen Orten und dem, wasMenschen dort tun, besteht ein Zusam-menhang.

Räume können Menschen prägen,aber mehr noch werden Orte durch dasgeprägt, was dort geschieht. Wenn ir-gendwo zwei Menschen streiten, so sa-gen wir, es sei „dicke Luft“. Deutlich spürtman den Einfluss des Konfliktes auf dieAtmosphäre einer Umgebung, obwohlrein physikalisch gesehen, die Luft sichernicht dicker oder dünner geworden ist.Gleiches trifft für positive Verhaltens-weisen zu: auch diese sind für die Um-welt erfahrbar. Orte, an denen unzähligeMenschen Ruhe und Frieden gefundenhaben, haben zugleich diese Plätze ge-prägt. Zugleich haben sie beigetragen,dass neue Generationen dort wiederumRuhe und Frieden finden. Alle, die in un-seren Dom hereinkommen, gliedern sichalso ein in eine lange Schar all jener, diein vergangenen Zeiten hier Gebet undGottesdienst gepflegt haben. Mehrnoch: sie helfen mit, die Kraft unseresDomes zu pflegen, zu bewahren und andie nächsten Generationen weiterzuge-ben. Dafür muss man sich freilich Zeitnehmen.

Wer den Steffl als reines Kunstobjektbetrachtet, wird seine Botschaft vermut-lich nur partiell erfassen. Der Dom unddie ihm innewohnende Kraft erschließensich vor allem im stillen Verweilen. Undwem sich dadurch der Blick für die Weltdes Himmels öffnet, dem wird auch dieBereitschaft wachsen zu einem Lebens-einsatz für eine Vision, die das eigeneDasein bei weitem übertrifft. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 15

Predigt zum Steffl-Kirtag 2012Von Konstantin Reymaier

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201316

Seht, ich mache alles neu

Ein Kind aus Liebe aufnehmen: Pflege- und AdoptivkinderVon Ingrid Erlmoser

Ein Anruf verändert alles: „Es gibt einKind für Sie! Haben Sie morgen am Nach-mittag Zeit, es kennen zu lernen?“ Frau R.kann es gar nicht erwarten, ihrem Mannvon diesem Telefonat mit „ihrer“ Sozialar-beiterin zu erzählen. Zwei Mal läutet dasTelefon, bis er „endlich“ abhebt. EinWechselbad der Gefühle beginnt: Wei-nen und Lachen, die Stimme überschlägtsich. Überwältigt, fassungslos, einfachüberglücklich fallen sich die Beiden spä-ter in die Arme. Endlich, nach monatelan-gem Warten, war es so weit: Der Tag, derdas bisherige Leben aus den Grundfestenhob, war angebrochen. „Wir haben unssofort für Samira entschieden, haben ‚Ja‘gesagt ohne das Kind persönlich zu ken-nen. Die Erzählungen der Sozialarbeiterinüber die spezielle Geschichte des Mäd-chens reichten für uns aus“, meinte Herr R.

In der Wartezeit hatte das Ehepaareinige Vorbereitungskurse besucht.Wichtig war für sie dabei der Austausch

mit den Fachleuten und mit den andernKursteilnehmern.

Für Ehepaar R. gab es an diesem Don-nerstag viel zu tun: Arbeitgeber infor-mieren, Kinderbett aufbauen, Babywä-sche ordnen, usw. Die Nacht verbrachtedas Ehepaar fast schlaflos. Am nächstenMorgen war Herr R. der Erste vor demGeschäft für Kinderwägen. Dann ging al-les sehr schnell: der Besuch bei der Sozi-alarbeiterin, dann ins Krankenhaus, umdas erste Mal das Kind zu sehen. „Es warsofort unser Kind“ erzählen die Beiden.

Es folgten sechs Monate der Unge-wissheit: solange hat die leibliche Mut-ter das Recht, sich doch noch für dasKind zu entscheiden – was allerdings sel-ten vorkommt.

Unterscheidung: Adoption – Pflegekind Als Ehepaar R. 2 Jahre später erfuhr, dieleibliche Mutter Samiras habe wieder

ein Kind geboren, das sie nicht behaltenkann, war die Entscheidung für diesesKind sehr rasch getroffen: Marius wurdeals Pflegekind aufgenommen.

Ehepaar R. waren die Unterschiedezwischen einem Pflege- und einemAdoptivkind klar: das Pflegekind bleibtauf unbestimmte Zeit bei ihnen, ein Kon-takt zur Herkunftsfamilie ist verbindlichvorgesehen. Meist hat der Jugendwohl-fahrtsträger die Obsorge inne, die Pfle-geeltern regeln alltägliche Angelegen-heiten des Kindes. Die Sozialarbeiterin-nen stehen den Pflegeeltern – sie sindPartner der Jugendwohlfahrt – zur Seite.

Anders als bei Samira durfte EhepaarR. diesmal die leibliche Mutter kennenlernen. „Diese Begegnung war sehr be-rührend für uns“ erinnert sich Frau R. Lei-der gelingt es nicht immer, eine Vertrau-ensbasis zwischen den leiblichen Elternund den Pflegeeltern herzustellen. Dieleiblichen Eltern sind oftmals in ihre ei-genen Konflikte und Defizite verstrickt.Nicht selten werden Gerichte, Gutachterund die Sozialarbeiter der Jugendwohl-fahrt hinsichtlich der Besuchskontakteund Obsorgeregelung bemüht.

Für die Kinder ist es nicht immerleicht, „zwei Mütter“ zu haben. Der 8-jährige Manuel, ein Pflegekind, hat fürsich jedoch eine Antwort gefunden,wenn er zu seiner Pflegemutter sagt:„Elisabeth hat mich im Bauch getragen,Du aber im Herzen!“ n

Ingrid Erlmoser ist Diplom-Sozial -

arbeiterin mit Schwerpunkt

Pflegefamilienarbeit

Adoption ist .für ungewollt kinderlose Paare eine Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen,denn nicht alle können und wollen auf medizinische Hilfe zurückgreifen. 2012 wurden in Wien 30 Kinder zur Adoption frei gegeben und vermittelt. Darü-ber hinaus wurden Eignungsfeststellungen für Werber – 37 für Inlandsadoptio-nen, 15 für Auslandsadoptionen – durchgeführt.

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Wird bei einem Kind eine lebensbegren-zende Erkrankung diagnostiziert, ist diegesamte Familie davon betroffen. VomZeitpunkt der Diagnose an bis zum Toddes Kindes können in manchen FällenJahre vergehen. Dies hat auch Auswir-kungen auf das Leben der Eltern und Ge-schwister. Ein normaler Tagesablauf istkaum noch möglich. Denn bei schwerst-kranken Kindern liegen Leben und Ster-ben oft nahe beieinander.

Die jungen Patienten, die „austhera-piert“ aus dem Krankenhaus entlassenwerden, brauchen daher eine speziellePflegeform: die palliative Begleitung. Dasbedeutet, dass alles getan wird, um demKind trotz seiner Krankheit ein lebens-wertes Dasein ohne Schmerzen zu er-möglichen und die Familie im Alltag zuentlasten. Während es solch eine Pflegefür Erwachsene bereits gibt, war es fürKinder bis vor einigen Jahren in Öster-reich nicht möglich, zu Hause palliativ be-treut zu werden. Deshalb haben die Pal-liativ-Medizinerin Brigitte Humer-Tischlerund die Lebensberaterin Sabine Reisingerim Jahr 2005 den „Verein Netz“ und 2007das „Kinderhospiz Netz“ gegründet. Ge-meinsam mit einem multiprofessionellenTeam bestehend aus palliativ ausgebilde-ten Kinderkrankenschwestern, Sozialar-beitern und Therapeuten betreuen siemit Hilfe ehrenamtlicher Mitarbeiter dieFamilien sterbenskranker Kinder – oftüber mehrere Jahre hinweg.

Aus persönlicher BetroffenheitSabine Reisinger, Obfrau des VereinsNetz, hat 66 Tage nach der Geburt ihrekleine Tochter verloren. Für sie war dieGründung des Kinderhospizes daher einpersönliches Anliegen: „Damals, im Jahr1997, lag meine Tochter 66 Tage auf derIntensivstation und es gab keine Mög-lichkeit, dass wir sie mit nach Hause be-kommen. Sie musste beatmet werdenund es war undenkbar, dass so etwas imKinderzimmer passieren kann“, erzähltReisinger. „Vielleicht wäre vieles durch

ein Kinderhospiz einfacher gewesen. Vorallem, weil man ja nicht die ganze Zeit imKrankenhaus sein kann und ich eine da-mals vierjährige Tochter zu Hause hatte.“

In Österreich sterben übrigens jedesJahr rund 440 Kinder an Krankheiten, dienicht heilbar sind. Da die Arbeit des „Kin-derhospiz Netz“ rein durch Spendengel-der finanziert wird, stößt der Verein mitden Ressourcen oft an seine Grenzen. Eskönnen nicht immer alle Familien, diedringend Unterstützung bräuchten, be-treut werden.

Einsatz für die GeschwisterkinderDie beste und gesündeste Umgebungfür ein krankes Kind ist die eigene Fami-lie. Deshalb bildet Sabine Reisinger jähr-lich ca. zehn ehrenamtliche Mitarbeiterinnerhalb eines mehrere Monate dau-ernden Befähigungskurses aus. DieseSchulung ist nötig, um die oft jahrelangin den Familien tätigen Ehrenamtlichenauf ihre Rolle in der Familie vorzuberei-ten. Sie sind wertvolle Gesprächspartnerfür die Eltern und das kranke Kind. Ihrunschätzbarer Wert liegt aber vor allemin der Betreuung der gesunden Ge-schwisterkinder. Diese sind durch ihrespezielle Familiensituation oft sozial iso-liert. Die Eltern sind Tag und Nacht mitder Pflege des kranken Kindes beschäf-tigt und haben wenig Zeit und Kraft, sichum das gesunde Kind zu kümmern. Un-sere Ehrenamtlichen helfen den Kindernbei den Schulaufgaben, unternehmenetwas mit ihnen, oder haben einfach Zeitfür sie und hören ihnen zu.

Seit 2011 gibt es zusätzlich noch dasAngebot der Geschwistergruppe „Dubist uns wichtig“. Im Rahmen monatli-cher Treffen wird versucht, diesen Kin-dern unbeschwerte und fröhliche Stun-den zu schenken: Stunden, in denen aus-nahmsweise sie und ihre Bedürfnisse imMittelpunkt stehen.

Was uns in unserer oft schweren Ar-beit stärkt, sind Rückmeldungen wie bei-spielsweise die von Dr. Kurt Palm (Wie-

ner Regisseur und Autor): „Aus eigenerschmerzlicher Erfahrung weiß ich, wiewichtig es ist, beim Verlust eines Kindeskompetente Ansprechpartner zu haben.Aus diesem Grund kann die Arbeit desKinderhospiz Verein Netz gar nicht hochgenug eingeschätzt werden.“ n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 17

Im Sterben Leben schenkenVon Irene Eberl

Mag. Irene Eberl ist seit 2012

stellvertretende Obfrau des

Kinderhospiz Netz

Kinderhospiz Netz.

Das mobile „Kinderhospiz Netz“ be-treut Familien, in denen ein Kind mitbegrenzter Lebenserwartung lebt.

Kinderhospiz NetzBreitenseer Str. 19/27, 1140 Wien(01) 786 34 12www.kinderhospiz.at ˘ SozialMarie Preisträger 2012˘ Buchempfehlung siehe Seite 38

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201318

Seht, ich mache alles neu

Pionier der Weltraumforschung in Österreich: Johannes Ortner1

„Stellen Sie sich vor, man schaltet einmal24 Stunden lang alle Kommunikations-bzw. Navigationssatelliten ab. Chaos wür-de existieren auf der Erde! Die Weltraum-technologie bringt der Menschheit un-glaublich viel. Entwicklungsländern er-möglicht sie zum Beispiel, dass die Lebens-bedingungen durch die Weltraumfor-schung, durch die Weltraumtechnologieerheblich verbessert werden. Auch derFortschritt der Meteorologie ist enorm!Wenn man die meteorologischen Satelli-ten nicht hätte, könnte man die Wettervor-hersage noch immer nicht so gut machen.Man ist sich dessen nicht bewusst, was al-les möglich wird durch die Satelliten, dieim Umlauf sind. Doch dieser Bereich ist,wohin in Zukunft das Geld gehen wird – al-les, womit man helfen kann, die Lebensbe-dingungen der Menschen zu verbessern.Beispielsweise Bodenschätze suchen vomWeltraum aus, mit sogenannten Ferner-kundungs-Satelliten“, so Johannes Ortner.

Große Verdienste1972 wurde in Österreich die AustrianSpace Agency (ASA) gegründet, 1974 wur-de Ortner zu ihrem Managing Directorbestellt. Ein wichtiges Projekt für Öster-reich war 1991 der Flug des ersten öster-reichischen Astronauten Franz Vieh böckzur russischen Raumstation „Mir“.

Der gebürtige Wiener Johannes Ort-ner ist einer der Pioniere der Weltraum-forschung in Österreich und der Europäi-schen Weltraumorganisation ESA, die vonvielen als „Europäisches Tor zum Welt-

raum“ gesehen wird. Die Zielsetzung derProjekte ist vielfältig – von der Erfor-schung der Erde, ihres unmittelbarenUmfelds, des Sonnensystems und desUniversums über die Entwicklung satelli-tengeschützter Technologien und Dienst-leistungen bis hin zur Förderung verschie-dener europäischer High-Tech-Industrien.Seit 1987 ist Österreich eines von 20 Mit-gliedstaaten der ESA, Johannes Ortnerwar bei diesem wichtigen Schritt dabei.Immer hat er die Kooperation mit denstarken Partnern Amerika und Russland,sowie den Kontakt mit vielen österrei-chischen Firmen gesucht, um bei ihnenein Interesse für die Beteiligung an euro-päischen und internationalen Raum-fahrtprogrammen zu wecken. „Es war de-primierend“, sagt der heute 80-Jährigerückblickend. Die Skepsis und die Angstviel Geld zu verlieren waren groß. Schließ-lich konnte doch der erste große Auftragfür Österreich realisiert werden: die Ent-wicklung eines Fensters für das Space-Lab – und dieses erste „österreichischeWeltraumfenster“ wurde zum Erfolg.

33 Jahre lang leitete Johannes Ortnerdie 1975 erstmals abgehaltene „Europäi-sche Weltraum-Sommerschule“ in Alp-bach/Tirol. Die Sommerschule Alpbach

hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu einerIdeenfabrik und Kaderschmiede für dieeuropäische Raumfahrt entwickelt. All-jährlich ermöglicht sie 60 jungen Dokto-randen und Wissenschaftlern vertiefen-de Studien zu Teilgebieten der Welt raum -forschung.

Dabei oder draußen seinTrotz seiner Pensionierung 1998 gehendie Aktivitäten für die europäische undinternationale Weltraumforschung vonJohannes Ortner unbeirrt weiter. Was dieInvestition in Weltraumforschung bringt?„Dass man 100 Prozent Zugang hat zumKnowhow dieser komplizierten Hoch-technologie, die man für solche Projekteentwickelt; und dieser Zugang ermög-licht, dass man in Kontakt kommt mit al-len Firmen in den Mitgliedstaaten, dieauch Hochtechnologie betreiben. Europawächst ja auch auf dem Gebiet derHochtechnologie zusammen. Wenn manda nicht mitmacht, wird man zu einemtechnologischen Entwicklungsland“. n

1 Dieser Artikel ist zusammengestellt aus derSendung „Menschenbilder“ vom 15. Juli 2012auf Ö1; Gestaltung der Sendung: Heinz Janisch. Wir danken ihm sehr herzlich fürdie Druckerlaubnis!

Prof. Dr. Phil. Johannes Ortner istVize-Präsident derEurisy in Paris und

Mitglied des Boardsder Internationalen

Weltraum -universität (ISU)

in Straßburg

Bilder aus dem Weltall, wie hier der sogenannte Pferdekopfnebel (Milchstraße), sindfaszinierend; doch neben der Faszination bewirkt die Weltraumforschung eine große Ver -änderung unseres Alltags, vieles nehmen wir selbstverständlich in Anspruch – im Bereichder Kommunikation (z.B. Handy), der Navigation (z.B. GPS) oder der Wettervorhersage

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Experimentier- und Risikoverhalten, dasErkunden von Neuland – insbesonderebei Jugendlichen – wird aus entwick-lungspsychologischer Sicht als ein Ver-halten im Rahmen der Normalität be-trachtet. Es findet in vielen Bereichenstatt, und zu bestimmten Altersphasenzeigt es sich womöglich auch im Um-gang mit Suchtmitteln. Es entspringtsehr oft den Bedürfnissen nach sozialerAnerkennung, Genuss und Abenteuern.Im Umgang mit Risiken erkunden Ju-gendliche ihre Fähigkeiten und Grenzen.Auch wenn Risikoverhalten kein aus-schließliches Merkmal der Pubertät ist,machen Menschen zumeist in ihrer Ju-gendzeit die ersten Erfahrungen mit Al-kohol und Tabak. Das Experimentierenmit Cannabis ist beispielsweise oftmalsnur eine vorübergehende Phase in derEntwicklung von jungen Menschen. Fürandere wiederum wird Rauschmittel-konsum zum Problem. Auch Alkohol wirdriskant konsumiert, wenn er zu häufigund zu viel getrunken wird. Bei manchenentsteht – aufgrund sehr unterschiedli-cher und individueller Gründe – spätereine Suchterkrankung.

Sucht ist eine KrankheitWenn Ihr Kind etwa über einen längerenZeitraum hindurch nur mehr vor demComputer sitzt, Computerspiele die ein-zige Freizeitbeschäftigung sind oder dasHandy nicht mehr aus der Hand legt,kann dieses Verhalten ein Hinweis aufProbleme oder entwicklungsbedingte„Krisen“ Ihres Kindes sein. Diese solltenSie ernst nehmen. Das Verhalten bedeu-tet aber nicht automatisch, dass Ihr Kindbereits süchtig ist. Nicht jedes Problem-verhalten oder jede entwicklungsbe-dingte „Krise“ ist gleich eine Suchter-krankung. Sucht ist der umgangssprach-liche Begriff für eine Abhängigkeitser-krankung. Diese Krankheit betrifft alleGesellschaftsschichten, Frauen wie Män-ner, junge wie alte Menschen. Ist einMensch von einer bestimmten Substanzabhängig – zum Beispiel von Alkohol,Medikamenten, Kokain –, wird diese Er-krankung substanzgebundene Sucht ge-nannt. Ist eine Person von einem be-stimmten Verhalten abhängig – zumBeispiel davon, in Spielhallen um Geld zuspielen –, wird diese Erkrankung sub-stanzungebundene Sucht oder Verhal-tenssucht genannt. Sucht kann von Psy-chologen oder Psychiatern diagnosti-ziert werden. Die betroffenen Menschenbenötigen auf jeden Fall professionelleBeratung und Begleitung, und zwar jefrüher, desto besser.

Sie können etwas gegen eineSuchtentstehung tunKonsum kann ein problematisches Aus-maß erreicht haben, wenn mehrere der

folgenden Auffälligkeiten auftreten, undzwar gleichzeitig und über einen länge-ren Zeitraum:˘ schwächere Leistungen in der Schule

bzw. im Beruf,˘ häufige Unruhe, Nervosität oder Lau-

nenhaftigkeit,˘ eine Verschlechterung des allgemei-

nen Gesundheitszustandes,˘ ein Nachlassen der Konzentration,˘ wenig Interesse, geringe Begeiste-

rung,˘ ein Rückgang von sozialen Kontakten

zu Familie und Freunden.Wenn ein Mensch sich anders verhältoder es Auffälligkeiten gibt, muss dasnicht automatisch mit einem Suchtver-halten zusammenhängen. Auch ein Um-zug oder Liebeskummer können Verhal-tensänderungen bewirken. Wichtig ist,dass diese Auffälligkeiten ernst genom-men und aufmerksam beobachtet wer-den. In solchen Fällen ist es empfehlens-wert, sich professionelle Hilfe zu holen. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 19

Wenn die Neugierde zur Sucht führtVon Artur Schroers

Dr. Artur Schroers istWissenschaftlicherLeiter des Instituts

für Suchtpräventionder Sucht- und

DrogenkoordinationWien

Tipps für Eltern und Bezugspersonen von Kindern .˘ Eignen Sie sich Wissen an – Wissen reduziert Ängste und gibt Sicherheit.˘ Zeigen Sie Interesse an Ihrem Kind – das bedeutet Anerkennung und Zuwen-

dung geben.˘ Bleiben Sie im Dialog – Kommunikation schafft Nähe und Vertrauen.˘ Seien Sie Vorbild – Vorbilder bieten Orientierung.˘ Setzen Sie angemessene Grenzen – Grenzen fördern eine klare Haltung und

geben Sicherheit.

Suchtprävention (ISP).der Sucht- und DrogenkoordinationWien ist die Landesfachstelle fürSuchtprävention in Wien und dasKompetenzzentrum für suchtprä-ventive Aktivitäten; es bietet speziellfür Eltern Informationsmaterialienund Workshops an.isp.drogenhilfe.at

Beratungsstellen in Wien .checkit!Gumpendorfer Straße 8, 1060 Wien(01) 4000-53650www.checkyourdrugs.at

DialogIntegrative SuchtberatungGudrunstraße 184, 1100 Wien(01) 604 11 21www.dialog-on.at

Das Institut für!

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201320

Seht, ich mache alles neu

Castel Gandolfo, 28. Februar 2013, 17.41Uhr. In dem 9.000 Einwohner Städtchenhoch über dem Albaner See geschehenhistorische Ereignisse: An diesem Abendwird Papst Benedikt XVI. den Namen derStadt auf immer in das dicke Buch derGeschichte der katholischen Kirche ein-schreiben. Auf dem Platz vor der Burgdes Papstes haben sich Tausende ver-sammelt um ein Ereignis mitzuerleben,das es zum letzten Mal am 13. Dezember1294 gegeben hatte: die Abdankung ei-nes Papstes aus freiem Willen. Damalswar Papst Coelestin V. zurückgetreten, andiesem Abend wird der 264. Nachfolgerdes heiligen Petrus, Papst Benedikt XVI.sein Amt niederlegen. Als er an das Fens-ter tritt, erwartet die Menge eine Ab-schiedsrede, eine große Geste. Doch Jo-seph Ratzinger wird an diesem Abend et-was Einzigartiges tun, etwas, das dasAmt des Papstes ganz nah an Jesus zu-rückführen wird. Er hält keine große Re-de – er bedankt sich bei den Menschen,die gekommen sind und sagt dann et-was Sensationelles zum Abschluss sei-nes Pontifikates: „Gute Nacht“. Mit die-sem schlichten Gruß geht der großeTheologe Joseph Ratzinger. Was er damitsagt: Es geht nicht um mich, um denPapst Emeritus. Ich will jetzt kein theolo-gisches oder persönliches Testamentmehr hinterlassen. Mein Schicksal, mei-ne Zukunft, meine letzten Wege auf die-ser Erde sind egal – es geht um Christus;es geht nicht um meine Botschaft, esgeht um die Botschaft Gottes. Das ist dieletzte Botschaft des Papstes, der so un-gern im Mittelpunkt stand, der seineWahl vom 19. April 2005 mit seiner Ent-hauptung verglich. Als das „Fallbeil“ zufallen drohte, also seine Wahl bevor-stand, hat er nach eigener Aussage zuGott gebetet, er möge einen anderennehmen. Aber Gott wollte ihn, JosephRatzinger.

Geschichtliche EreignisseAm 28. Februar sorgt dieser schüchterneMann aus Bayern für eine Sensation:sein Rücktritt und den Rückzug nachCastel Gandolfo – der Burg, die Papst Kle-mens VIII. Familie Savelli wegnahm, weildiese ihre Schulden nicht bezahlenkonnte. Seitdem ist die Burg der Som-mersitz der Päpste.

Das Schicksal wollte es so, dass ausge-rechnet Papst Klemens XIV. (Papst zwi-schen 1769 und 1774) den Ort Castel Gan-dolfo erstmals in die Geschichte der Kir-che eingehen lässt. Er liebte es, mit sei-nem Pferd während wilder Galoppadendurch die Wälder bei Castel Gandolfo zurasen. Er ritt so schnell, dass seine Beglei-ter ihm nicht folgen konnten. Nach zweischweren Stürzen musste Klemens mitden wilden Ritten aufhören, noch bevor eram 21. Juli 1773 den Orden der Jesuitenauflöste, dem jener Jorge Mario Bergoglioangehört, der am 23. März 2013 in CastelGandolfo als erster Papst der Geschichteseinen Vorgänger zu einem Mittagessentreffen wird. Auch vor seinem Nachfolgermacht Papst Benedikt XVI. keinen Hehldaraus, wie schwer es ihm gefallen ist,sein Amt auszuüben. Joseph Ratzingerwar ein Leben lang Denker, Theologe, Pro-fessor, aber kein Macher. Mit den Intrigendes Vatikans fertig zu werden fiel ihmschwer; dafür hat vielleicht kein Papst vorihm in so einfachen Worten die christli-che Botschaft so genial erklären können.Sätze, wie „Wer glaubt ist nie allein“ ge-hen in die Geschichte ein.

Glauben: erfüllter lebenIhm ist wichtig, dass die Menschen ver-stehen sollen, dass das Christentumnicht einfach eine Reihe von Gebotenund Verboten ist, sondern den Menschenein erfüllteres und glücklicheres Lebenbescheren kann. Der Glaube ist für Jo-seph Ratzinger alles – das zeigt er der

Welt. Als Papst wird er das Sakrale stär-ken, er wird selber immer ausschließlichdie Mundkommunion spenden, um dieHeiligkeit der Eucharistie zu unterstrei-chen. Er wird eine besonders feierlicheArt und Weise der päpstlichen Gottes-dienste einführen. Unter Papst BenediktXVI. ist es vorbei damit, dass währendder hl. Messen des Papstes lange gejohltoder geklatscht wird. Der bescheideneMann aus Bayern, der sein Leben langdie Kirche geliebt hat, wird sich auf derganzen Welt bei den Menschen ent-schuldigen, die von Priestern und Or-densleuten sexuell missbraucht wordensind. Innerhalb der Kirche räumt er auf:Für Verbrecher gibt es keinerlei Toleranzmehr. Mit eisernem Besen kehrt er dieKirche aus, aber es fällt ihm nicht leicht.Das Ausmaß der Missbrauchsfälle ent-setzt den Papst. Das Kreuz des JosephRatzinger ist schwer, immer wieder wirder angefeindet. Als erster Papst der Ge-schichte wird er einen privaten, persönli-chen Brief an alle Bischöfe schreiben undsich bitter darüber beklagen, wie heftigdie Angriffe aus den eigenen Reihen sind,es gäbe innerhalb der Kirche ein „Beißenund Zerreißen“ wird er schreiben …

… für alle, die mehr lesen möchten:Die Geschichte des Rücktritts von PapstBenedikt XVI. und der Wahl von PapstFranziskus können Sie in meinem aktuel-len Buch lesen: „Franziskus – Zeichen derHoffnung“; weitere Informationen sieheSeite 38. n

Benedikt XVI. – ein historisches PontifikatVon Andreas Englisch

Andreas Englisch istlangjähriger

Vatikan-Insider undBestsellerautor

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Am 13. März 2013 um 19.15 Uhr stieg vomkleinen Kamin der Sixtina weißer Rauchauf. Ich ging auf die Piazza San Pietro, diesich rasch mit Menschen füllte. Nachdem festlichen Glockengeläut und einerrund halbstündigen Wartezeit wurdendie Vorhänge der mittlerweile erleuchte-ten Loggia von St. Peter zur Seite gezo-gen, die Kardinäle erschienen auf denverschiedenen Loggien, es wurde ange-kündigt: „Annuntio vobis gaudium mag-num: habemus Papam.“ Kardinal JorgeMario Bergoglio, mit dem Namen Fran-ziskus. Dann erschien ganz in Weiß derneue Papst. Er begrüßte die versammel-ten Menschen schlicht mit: „Buona Sera”.Vom Anfang an ließ er merken, wer dasHeft in der Hand hat: Die übliche Purpur-mozetta lehnte er ab, und die prachtvolle

Stola gab er nach dem Segen wiederdem Zeremoniar zurück. Er wandte sichnach dem Segen nochmals an die Men-schen, bat um ihr Gebet und entließ siemit einem: „buona notte“.

Kardinal Bergoglio von Buenos Aireswar mir dem Namen nach bekannt: Mit34 Jahren wurde er Provinzial der Jesui-tenprovinz Argentinien (1974– 1980) ineiner äußerst schwierigen Situation; einstarker Mann, sehr bescheiden in Le-bensstil und mit einem tiefem Sinn fürMenschlichkeit und Gerechtigkeit. Jesui-

ten sollten nach dem entschiedenenWillen des Ordensgründers Ignatius vonLoyola nicht Bischöfe werden. Jetzt istein Jesuit Papst – was wird das bedeu-ten? Der Jesuitenorden ist von seinen Ur-sprüngen her ein päpstlicher Orden. Wirsprechen ja auch das Papstgehorsams-gelübde aus, das auf Ignatius zurückgehtund von dem die Päpste bis zum heuti-gen Tag Gebrauch machen. Die Gesell-schaft Jesu wird ihrem Wort getreu, dem„römischen Papst, dem StellvertreterChristi auf Erden“ (GründungsdokumentNr. 1) für seine Sendungen zur Verfügungstehen und für ihn beten.

Gelebte TheologieManche fragen sich, wie Papst Franzis-kus zur Befreiungstheologie steht oderwelche theologische Position er ein-nimmt. Papst Franziskus teilt zentraleAnliegen mit der Befreiungstheologie:die Liebe zu den Armen, den Ernst deskonkreten Einsatzes für sie und das An-liegen, für gerechtere wirtschaftlicheund politische Strukturen zu arbeiten.Der Weg dazu ist verschieden. Sein tieferImpetus kommt aus der Mitte des Evan-geliums. Er fordert die Priester auf (wiebei der Predigt in der Chrisammesse amGründonnerstag), an die „Peripherien“,an die „Ränder“ zu gehen, um dort diegute aufmunternde und hoffnungge-bende Nachricht des Evangelium von derNähe Gottes zu verkündigen. Dafür sei-en die Priester selbst gesalbt worden.„Ich bitte euch, seid Hirten bei denenman ‚den Geruch der Schafe‘ riecht“. Andiesem Abend wusch er im Jugendge-fängnis von Rom Insassen die Füße undküsste sie. Es werden jeden Tag neuekleine Zeichen berichtet, die Papst Fran-ziskus setzt. Wenn er einen jungenSchweizer Gardisten in seiner Rolle ver-unsichert: der Papst tritt am Morgen ausdem Tor von Santa Marta und sieht denGardisten Wache stehen. Er geht auf ihnzu und grüßt den stramm salutierendenSchweizer, indem er ihm die Hand hin-

streckt. Dann fragt er ihn, ob er die ganzeNacht da gestanden sei. Dieser bejahte.Darauf ging Papst Franziskus ins Hauszurück und holte einen Sessel und eineTasse Kaffee. Sympathisch: beide fielenaus der Rolle.

Hat das mit Theologie zu tun? Ichdenke sehr viel. Und zwar mit einer wohlreflektierten und in Praxis von Liebe undZuwendung inkarnierten Theologie. Soähnlich stelle ich mir auch die Predigtvon Jesus vor. Über ihn ärgerten sich dieSchriftgelehrten und Pharisäer, diemeinten „Verflucht sei das Volk, das vomGesetz nichts versteht“ (Joh 7, 49). Jesusliebte dieses Volk, und es liebte ihn. DieMenschen spüren es, wenn einer siegern hat. Bezeichnender Kommentarvon Papst Franziskus beim Besichtigender bereitgestellten päpstlichen Gemä-cher im obersten Stockwerk des Dama-suspalastes: „Hier ist Platz für 300 Men-schen.“ Es scheint, dass er sich nicht be-eilt, die viel einfachere Umgebung vonSanta Marta zu verlassen, wo er Perso-nal, Priester und Bischöfe trifft.

Dass Kardinal Bergoglio den NamenFranziskus gewählt hat ist Programm fürihn. Er steht für Liebe zu den Armen, fürmenschliche Einfachheit und einfachenLebensstil, für frei gewählte Armut. Ersteht auch für Liebe und Verantwortungfür Welt und Schöpfung. Im Sonnenge-sang bezeichnet Franziskus die Geschöp-fe als seine Geschwister, sogar den Tod.Er steht für die Liebe zu den Menschen –wie sie sind – und für die Liebe zur Kirche– wie sie ist. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 21

»Der Geruch der Schafe«Pater Severin Leitner SJ über Papst Franziskus

P. Severin Leitner SJist Generalsberater

und Assistent derZentral- und Osteu-

ropäischen Assis-tenz; 2001–2008war er Provinzial

der ÖsterreichischenProvinz der

Gesellschaft Jesu

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Wir fragen prominente Persönlichkeiten:

Auf etwas aufmerksam zu werden istder eigentliche Anfang all meiner Projek-te. Das kann während einer Reise passie-ren, weil dabei das Sensorium natürlichweit geöffnet ist, oder zum Beispieldurch die Medien. Es muss nichts Beson-deres sein, eine Begegnung, ein Ereignis,ein optischer Reiz, vielleicht vollkommenalltäglich, aber doch genau in dem Mo-ment des Eintreffens dazu angetan,mich denken zu lassen, dass ich mich da-mit noch nie näher beschäftigt habe.Und dann setzt mein Lernwille ein. So-fort beginne ich die Recherche, stöberein meinen Bücherregalen, schlage dortund da nach, durchforste das Internet,auf der Suche nach ähnlichem, nach Ver-weisen, nach Hintergründen oder Um-feldern. Und während dieser Recherche,unter dem Eindruck all der Bilder oderTexte die mir dabei unterkommen, for-miert sich dann die Idee zu einer Bilder-serie, mit der ich mich beschäftigen, dieich erarbeiten möchte. Dann kommt eszur Feinabstimmung. Gezielt durchsu-che ich die eigenen Archive und wiederdie Medien nach brauchbarem Material,oder beginne zu fotografieren um meineSujets zu konstruieren. Erst dann begin-ne ich mit der Malerei. Ab diesem Mo-ment ist nichts mehr dem Zufall überlas-sen, die Wahl der Materialien, der Di-mensionen genau auf die beabsichtigteWirkung hin konzipiert. Zufall war esdann letztlich nur, wie ich auf mein Pro-jekt gestoßen bin, und dieses hat viel-leicht bei Beginn der Verwirklichungnichts mehr mit dem auslösenden Ereig-nis zu tun.

Verschiedene Werke haben verschiedeneAnfänge und entwickeln sich jeweilsnach eigenen Gesetzen. Es gibt zwei Be-reiche, in denen ich tätig bin: in der Öl-malerei und in der Lyrik.

In der Malerei gibt es wiederummehrere Genres, die mir jeweils verschie-dene Vorgangsweisen abverlangen. Seitgeraumer Zeit arbeite ich an einer Serievon Damenbildnissen, die ich „Die Mu-sen“ nenne. Sie sind zuerst als Fotos ent-standen. Ich lud die Modelle ein, für michzu sitzen und machte Aufnahmen vonihnen, unbekleidet oder drapiert, bezie-hungsweise in Kleidern mit sehr unter-schiedlichem Licht, natürlichem undkünstlichem. Ich habe mit dem Licht ex-perimentiert und es ist ein großer Fun-dus an Bildern entstanden. Wenn ichLust habe, eine Muse zu malen, so neh-me ich eines der Fotos und fange an, dasBild danach zu malen, wobei das Modellauch sitzen muss, um die Hautfarbe rich-tig hin zu bekommen. Die Schönheit undden Liebreiz einer Frau darzustellen, oh-ne dass es schlüpfrig wird, gehört zu denschwierigen Aufgaben des Malers undkann nur mit der richtigen Einstellungzur Würde der Person bewältigt werden.

Das Altarbild für eine Kapelle in Gua-temala City, „Hermano Pedro“, entstandnach klassischen Vorbildern und mitSkizzen in Bleistift und Öl. Das Bild ist3,5m hoch und ich habe oft um ein gutesGelingen gebetet. Oft habe ich die Füh-rung des Heiligen Geistes gespürt. EinWerk beginnt immer mit der Liebe undLeidenschaft für das dargestellte Thema.Liebe zu Gott, aber auch Liebe zur Schöp-

fung. Meine Malerei ist durch Liebe mo-tiviert, meine Lyrik nicht immer.

Meine Lyrik ist auch von Wut und Em-pörung motiviert, so entstehen politischeund sozial-kritische Gedichte, Themen,die es nicht gibt in meiner Malerei. Ende2012 ist, nach 5-jähriger Arbeit, mein ers-ter Lyrikband erschienen. „You are theMirror“ enthält Gedichte in englischerSprache, die sehr verschiedene Themenbehandeln, sie fangen als Klageschrift an(siehe Seite 38). Das wird deutlich in Ver-sen wie „Sacrement of Death“ und „MyTiny Brother“, in der ich das Thema Geno-zid durch Abtreibung behandle. Ein Ge-dicht fängt sehr oft mit einer Zeile an, diedas Thema vorwegnimmt und mir spon-tan einfällt, immer in dem Rhythmus desjeweiligen Gedichtes.

Grundsätzlich kann ich sagen, dasses leichter ist, ein Werk anzufangen, alses zu vollenden.

Die sakrale und religiöse Malerei ist eineder höchsten und reichsten Kulturgüterder westlich-christlichen Welt. Wie vieleMaler, die dieser Tradition folgen oderdiese seit Jahrhunderten geprägt haben,schöpfe ich meine Inspiration aus demGebet, der Heiligen Schrift und vor allemaus dem heiligen Messopfer.

Wenn ich ein Thema, beispielsweisedas Pfingstfest, in einem Bild behandle,beginne ich bei der schriftlichen Überlie-ferung in der Apostelgeschichte. Wäh-rend dessen mache ich Skizzen, in Formvon Zeichnungen oder als Ölskizzen. Einewichtige Vorarbeit ist das Studieren vonBildern alter Meister zu diesem Thema.

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Seht, ich mache alles neu

Peter Baldingerist Künstler; erhat das diesjäh -rige Fastentuchfür den Stephansdom gestaltet

Michael Fuchs ist ein in Paris geborener österreichisch-amerikanischerKünstler und Autor

Clemens Fuchsist freischaffen-der Künstler

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So kann ich mich technisch, geschicht-lich und ikonografisch in dieses Themaversetzen.

Oft verzichte ich völlig auf Vorskizzenund beginne gleich nach der Natur oderaus der Fantasie ein Bild zu schaffen.Hierbei ist meine bevorzugte Technik Ölauf Leinwand. Die Ölfarbe hat die Eigen-schaft, sehr organisch und formbar zusein. Eines der wichtigsten Elemente inmeinem Werk ist das Einfangen des Lich-tes, hierfür gibt es keine bessere Malwei-se als die in Öl.

Zunächst beschäftige ich mich mitder Komposition des Bildes. Mir ist eswichtig, dass der Bildaufbau harmonischist und die Geschichte so einfach undprägnant wie möglich erzählt wird. Hier-bei konzentriere ich mich auf die zentra-len Figuren der erzählten Geschichte. Ineinem Bild müssen die Protagonistenglaubwürdig miteinander kommunizie-ren, nur dann wird das Bild auch den Be-trachter berühren und zum Gebet inspi-rieren. Die Komposition ist das Funda-ment eines schönen Bildes.

Sobald die Komposition in ihrenGrundzügen feststeht, beginne ich dasBild mit einer Untermalung oder gleichin Farbe anzulegen. Hierfür benutze ichtraditionelle und altmeisterliche Tech-niken.

Etwas, das heute selten in Bildernglaubwürdig behandelt wird, ist die zwi-schenmenschliche Beziehung oder dieBeziehung zwischen Gott und dem Men-schen. Die Heilige Schrift und das heiligeMessopfer zeugen jedoch von denschönsten und berührendsten Offenba-rungen zwischen dem Schöpfer und sei-ner Schöpfung. Das Pfingstfest ist einesder machtvollsten und schönsten Bei-spiele, wie intensiv Gott mit uns einBündnis eingehen möchte. Diesen aufder Liebe fundierten Bund Gottes zumMenschen, mache ich zu einem zentra-len Thema meines Schaffens.

Ich betrachte meine Arbeit als eineArt Gebet. Dadurch ist die Malerei nichtnur Beruf sondern Berufung.

Ich wollte schon immer Familie haben.Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich ei-nen wunderbaren Mann und zwei Kinderhabe, die mein Leben – im positiven Sinne –völlig auf den Kopf gestellt haben. Ich ge-nieße mein Mama-Dasein! Bei den Ent-scheidungen, ob ich eine neue Rolle an-nehme, sind sie deshalb immer das wich-tigste Kriterium: Ich muss das Gefühl ha-ben, diese Rolle füllt mich so aus, kann mirso eine schöne Zeit verschaffen, dass essich lohnt, dass die Kinder in dieser Zeit et-was zurückstecken müssen. Für mich istüberhaupt die Zeit vor dem Einstudiereneiner Rolle die wichtigere Phase; das Ein-studieren selbst ist dann einfach ein Rück-griff auf das gelernte „Handwerkszeug“.

Nach einer Rollenanfrage überlege ichalso: Spricht mich diese Rolle an? Bereichertsie mich? Wie ist das Team/der Regisseur?Ich traue aber auch meinem Bauchgefühl,selbst wenn es sich nicht immer als richtigerweist. Doch im Leben ist nichts umsonst.Ich glaube, dass „da oben“ einer sitzt, dermein Schicksal lenkt. Eben zum Beispieldurch konkrete Rollen-Anfragen. Undwenn ich einmal enttäuscht werde, bringtmich das trotzdem weiter. Mir ist ein Anlie-gen, dass unsere Kinder erleben, das Wich-tigste zu sein. Doch es gehört auch zum Le-ben dazu, Geld zu verdienen. Ich möchte Ih-nen aber durch meine Arbeit und meinenArbeitsstil vermitteln, wie wichtig es ist,Freude zu haben an dem, was man tut.Dann geht nämlich alles leichter von derHand. Interessant ist für mich: Seit ich Kin-der habe, tue ich alles mit mehr Leichtigkeitund mehr Genuss. Daran denke ich, wennich ein neues Projekt angehe.

Das Motto dieser Ausgabe „Seht, ich ma-che alles neu“ spricht mich sehr an, dennes ist etwas, was ich in meinem Musiker-alltag erleben darf, wenn ich mich an dieErarbeitung eines neuen Werkes mache.

Ein neues Projekt beginnt für michschon bei der Anfrage. Damit ich als Sän-gerin authentisch musizieren kann,muss ich auch das verkörpern können,was mir wertvoll ist. Und das ist der viel-fältige Bereich der geistlichen Musikvom Frühbarock bis hin zur Spätroman-tik. Mir ist Gott, und somit sein lebendi-ges Wort, sehr wichtig. Ich kann sogar sa-gen, dass die Beziehung zu Gott mein Le-ben bestimmt und motiviert. So ist eseinfach das Größte für mich, diese Liebein Kombination mit der Musik zu lebenund zu gestalten. J. S. Bachs Musik istmein persönlicher Favorit.

Einen gewissen Zeitraum vor demKonzert ziehe ich mich in mein Arbeitszim-mer zurück, um mich mit dem Werk ver-traut zu machen. Im Prozess des musikali-schen Einstudierens beginnt bereits dieBegeisterung, welche die Musik in Verbin-dung mit dem Wort für mich hat. Ich lassemich darauf ein, lasse mich begeistern, las-se beides in mein Herz hineinsprechen. Sowird es Teil von mir und meiner Person. Ja,es wird zu einem Gebet, das ich stimmlichwiedergebe. Und Freude wächst in mir,diese Begeisterung auch weiterzugeben,in Proben und Konzert. Diese Begeisterungist ansteckend, denn sie kommt von dem,der auch an Pfingsten begeistert hat undmir in meiner Arbeit mit „Alter Musik“ im-mer wieder lebendig zeigt: „Siehe, ich ma-che alles neu.“ n

Caroline Vasicekist Schauspielerinund Sängerin

Miriam Feuersin-ger ist Sopranistinmit SchwerpunktLiedgesang, Oratorium undAlte Musik

»Wie beginnen Sie ein neues Werk?«

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Seht, ich mache alles neu

FAIRTRADE: neue Lebenschancen ermöglichenVon Siegfried Kröpfl und Bernhard Moser1

FAIRTRADE. Jeder hat dieses Wort schongehört oder gelesen. Manche denken da-bei an Länder, in denen sie gerne Urlaubmachen würden. Anderen macht es einschlechtes Gewissen. Die einen verbindendamit den Gedanken: Das ist zu teuer fürmich. Für andere ist es eine einfacheMöglichkeit, etwas zu einer gerechterenWelt beitragen zu können durch etwas,was sie ohnehin oft tun: einkaufen.

Die faire Handelsinitiative FAIRTRADEÖsterreich wurde vor genau 20 Jahren ge-gründet. Das allererste Produkt, das es hierin Österreich zu kaufen gab, war Kaffee.

Was heißt und was tut FAIRTRADE? FAIRTRADE, fairer Handel, bedeutet zu-nächst stabile Preise für Rohstoffe wie z.B.Kakao, Kaffee oder Reis, die die Kosten einernachhaltigen Produktion decken. Dazukommt die Bezahlung einer Prämie für In-vestitionen in die soziale und wirtschaftli-che Entwicklung, die das FAIRTRADE-Güte-siegel als einziges Label verbindlich fest-legt. Die Prämie fließt direkt von jedemEinkauf auf ein separates Prämienkontoder jeweiligen Produzentenorganisation.Kleinbauernfamilien und Arbeiter aufPlantagen entscheiden dann selbständigund demokratisch darüber, welche Projek-te sie mit dem Geld realisieren möchten.

Umweltschutz ist ebenfalls ein wich-tiger Aspekt des fairen Handels. DieKleinbauernfamilien werden unterstütztihre Produktion auf biologische Anbau-

methoden Schritt für Schritt umzustel-len, Wiederaufforstung zu betreiben,Wasser zu sparen und sich ökologischfortzubilden. Im fairen Handel setzt manauf umweltschonende und nachhaltigeLandwirtschaftsmethoden, die die Ge-sundheit der Bauern und Arbeiter be-wahren und wertvolle Ökosysteme fürspätere Generationen aufrechterhalten.

Seit 1993 gingen Direkteinnahmen inHöhe von USD 140 Mio. in Form von FAIR-TRADE-Mindestpreis, -prämie für Sozia-les, Infrastruktur und Bildung und FAIR-TRADE-Bioaufschlag durch die Verkäufevon Produkten in Österreich an die Pro-duzentenorganisationen im FAIRTRADE-Netzwerk. Große Teile der FAIRTRADE-Prämie werden beispielsweise investiertin die Entwicklung neuer Geschäftsfel-der, internes Controlling und Qualitäts-management, Straßenbauprojekte, denBau von Schulen, Aus- und Weiterbil-dung, die medizinische Versorgung oderdas Abfallmanagement.

FAIRTRADE schmecktIn unserem Hotel verwenden wir einigeAlltagsprodukte: den Kaffee für das

Frühstück, den Zucker zum Versüßen, dieSchokolade für unsere Seele, und auchdie Früchte sind sehr begehrt. FAIRTRA-DE-Produkte sind einfach einzigartig inder Qualität! Seien es Bananen, Mangosoder Ananas: sie schauen nicht nur wun-derschön aus, sie sind auch voll gereiftund schmecken deshalb hervorragend.Der Kaffee hat ein herrliches Aroma undist köstlich geröstet. Verschiedene Scho-koladesorten werden von uns in derMehlspeisküche zu herrlichen Gerichtenverarbeitet. Wir verwenden aber auchandere FAIRTRADE-Lebensmittel wie Ko-kosmilch oder Reis.

Uns ist wichtig, jungen Menschen,also zum Beispiel unseren Lehrlingen inder Küche und im Service den „fairen Ge-danken“ weiter zu geben. Ich persönlichunterstütze FAIRTRADE jedenfalls austiefster Überzeugung und kann sagen:Mir schmeckt FAIRTRADE. Und unserenHotelgästen auch! n

1 Mag. Bernhard Moser ist Mitarbeiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vonFAIRTRADE Österreich

Siegfried Kröpfl ist Executive-Chef

(Hotel Bristol)

In diesem Jahr feiert FAIRTRADE Österreich seinen 20. Geburtstag; durch den Kauf fairerProdukte können Menschen in Entwicklungsländern unter gerechteren Bedingungenarbeiten und leben; hier im Bild ist eine Produzentin, die Tee auf einem Feld der Koope-rative Coop Thien Hoang pflückt

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Weihnachtsmarkt am 1./2. Dezember 2012Die Arbeiten der Bastelgruppe (Weih-nachtsdekoration wie Engerln, Kugeln,Sterne, Kerzen usw., wunderbare Strickar-beiten wie Mützen, Schals, Westen, Pullo-ver, Trachtensocken, Fäustlinge undHaus patschen, Häkeltäschchen) sowiedie Erzeugnisse der Bastel-Außenstelle inInprugg (hier vor allem 70 kg ausgesuch-te, geschmackvolle Backwaren, Schnäpse,Marmeladen, Bärlauchpesto, Wurzelwerkund noch einige gesunde Gewürzmi-schungen) wurden an den beiden Ver-kaufstagen bewundert, probiert und fastrestlos verkauft. Der Erlös von 5.305,90Euro geht an die Pfarr-Caritas. Danke!

Fastensuppenessen am 17. Februar 2013Die von unseren 3-Hauben-Köchen HansWalzl und Otto Meisl gekochten und ge-spendeten 240 Liter Suppe in zehn Vari-anten wurden von den Gästen hoch ge-lobt. Die eingegangenen Spenden in Hö-he von 1.681,69 Euro gehen zu Gunstender Missionsstation der ED Wien in SanSalvador de Jujuy in Argentinien. Der Er-lös wurde von der Pfarr-Caritas auf2.530,– Euro aufgestockt und wiederuman Veronika Schermann, die dort in ei-

nem Kinderheim und einer Armenküchearbeitet, überwiesen. In ihrem Berichtschreibt sie: „Aus dem Spendengeld ha-ben wir zu Schulbeginn für die KinderHefte, Buntstifte, Lineale usw. gekauft.Vielen konnte durch die Spende derSchuleintritt überhaupt erst ermöglichtwerden, da wir die Einschreibgebührenmit den Spenden bezahlen konnten. DieMissionare unterstützen, wo es notwen-dig und möglich ist, nicht nur Schulkin-der, sondern auch Jugendliche, die miteiner Berufsausbildung anfangen.

Vielen Dank für diese Unterstützungs-möglichkeit durch Ihre Spende!“ n

Spendenaktionen der Dompfarre Von Anneliese Höbart und Veronika Schermann

Im Weinberg des HerrnVon Josef Mörth

Dort, wo sonst diverse Veranstaltungenkundgemacht werden, hing im WeingutIrene Langes während der Fastenzeit einHandout des Fastentuches von St. Ste-phan 2013. Und an der Stelle, an dersonst ein Kreuz hängt, fand ein gerahm-tes Poster des Fastentuches seinen Platz.So wurde man als Besucher des Wein-guts zum Innehalten und Nachdenkendes Martyriums Christi angeregt. Fürmich ist dieser Impuls ein gelebtes Bei-spiel zum Masterplan unseres Erzbi-

schofs Kardinal Schönborn: Glauben er-halten. Danke, lieber Dompfarrer Toni Fa-ber, für die Präsentation dieser schöpferi-schen Gottesgabe des Künstlers PeterBaldinger im Stephansdom1. n

1 Einen kleinen Einblick in sein Arbeiten gibtPeter Baldinger auf S. 38.

Irene Langes (im Bild rechts) war so be-geistert vom diesjährigen Fastentuch imStephansdom, dass sie in ihrem Weingutam Bisamberg ein Poster aufgehängt hat

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Aus der Dompfarre

… dann lacht der Himmel. Es muss wohlso sein, sonst wären uns nicht mitten imdiesjährigen Endlos-Winter zwei soschöne Tage geschenkt worden!

Zum mittlerweile neunten Mal ver-brachten Mitarbeiter und Freunde derDompfarre ein gemeinsames Wochenen-de in einer nicht allzu weit entferntenStadt. Diesmal war unser Reiseziel diemährische Stadt Olmütz (Olomouc), diesechstgrößte Stadt Tschechiens, Erzbis-tum, Standort der zweitältesten tsche-chischen Universität und bis ins 17. Jahr-hundert historisches Zentrum Mährens.Die während der kommunistischen Ärazum Teil stark heruntergekommene Stadtwurde in den letzten 20 Jahren sehr auf-wändig und liebevoll renoviert und er-strahlt an so vielen Plätzen und Ecken inneuem Glanz. Unser perfekt Deutsch spre-chender, äußerst vielseitiger und kompe-

tenter junger Führer Stefan machte unsmit den Schönheiten der Stadt vertraut.

Trotz strahlender Sonne blies uns eineisiger Wind um die Ohren, und nachzweieinhalb Stunden „Kultur“ waren allefroh, im Café am Hauptplatz Platz zu fin-den, um sich aufzuwärmen. Beim wun-derbaren Abendessen in einem typischenOlmützer Restaurant klang der schöneTag in netter Runde gemütlich aus.

Da es in Olmütz keine deutschspra-chige Gemeinde gibt, entschieden wiruns, unsere Sonntagsmesse in einemRaum unseres neu gebauten Hotels zufeiern. Alle – auch die zunächst Skepti-schen – waren sehr berührt von der sehrpersönlich gestalteten Gemeinschafts-messe. Nach dem Gottesdienst besuch-ten wir dann das vor wenigen Jahrenneu eröffnete Diözesanmuseum nebendem Wenzelsdom mit seinem großen

Kunstschatz aus vielen Jahrhunderten,um danach in kleineren „Neigungsgrup-pen“ die Schönheiten der Stadt nochweiter zu erkunden.

Viel Schönes haben wir an diesenzwei Tagen miteinander erlebt: Architek-tur, Kunst, Gemeinschaft, Gebet und Ku-linarik. n

Miteinander unterwegs…Von Karin Domany

Das Ziel des 9. Ausflugs der Mitarbeiter der Dompfarre am 2./3. März 2013 war Olmütz

Das ist es mir wert.Danke, dass Sie unser Pfarrblatt lesen!Die Produktion eines Heftes kostet rund 3 Euro.

In den vergangenen Jahren konntenwir im Schnitt mit den eingelangtenSpenden etwa ein Viertel der anfallendenJahreskosten decken.

Wenn Sie uns unter stützten möch-ten, überweisen Sie bitte Ihren finanziel-len Beitrag mit dem Zahlschein auf Seite49 auf unser Pfarrblatt-Konto. Herzlichen Dank!

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Firmvorbereitung 2012/13 in der DompfarreVon Karin Domany

Es gibt sicher viele Gründe, warum soviele junge Menschen bei uns ihre Firm-vorbereitung absolvieren wollen. Einersteht spätestens nach dem gemeinsa-men Wochenende auf der Burg Wildeggfest: fad ist es bei uns (fast) nie!

Das garantieren die bunte Schar derFirmbegleiter und die vielen verschie-

denen Aktionen in den fünf einzelnen,aber auch in der Gesamtgruppe: Wo-chenende auf der Burg Wildegg – Ad-ventkranzbinden – Vorstellmesse mitPfarrcafé und EZA-Markt – Ziegen-Kauffür Menschen in Not – Bußgottesdienstund Beichte – Stunde der Barmherzig-keit – Kreuzweg – Festmahl für den

Nächsten – Interviews mit Pfarrmitar-beitern – „Feuer-fest“ in der Jugendkir-che – Sonntagsmesse in der Curhaus-kapelle – Spezialführung im Domu.v.a.m.

Wir freuen uns auf das Fest der Fir-mung mit unserem Dompfarrer Toni Fa-ber am 2. Juni! n

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Aus der Dompfarre

Gebetsgruppe der Charismatischen ErneuerungVon Martha Friedl

Der selige Johannes Paul II. im WienerEin Tondo von Bernd Fasching

Seit 16 Jahren ist Toni Faber in St. Ste-phan am Werk, und wir dürfen mit gro-ßer Dankbarkeit sagen, dass wir von An-fang an seine wohlwollende Unterstüt-zung nicht nur für unsere Gebetsgruppe,sondern auch für „unser“ Seminar (ein

Wo chenende in der Fastenzeit) hatten: Mit ganz wenigen Ausnahmen trifft

sich unsere kleine Gebetsgruppe dasganze Jahr hindurch seit mehr als 30Jahren jeden Mittwoch um 18.00 Uhr zurAnbetung in der Curhauskapelle; so wirddieses Seminar auch schon im Gebetvorbereitet.

Aus der Anbetung schöpfen wir Kraftfür viele andere Aufgaben. Wir gehörennicht zum Pfarrgebiet von St. Stephanund sind daher auch intensiv in unserenHeimatgemeinden engagiert: Zu uns ge-hören Pfarrgemeinderätinnen, eine De-kanatsrätin; eine aus unserer Runde ver-

anstaltet seit fünf Jahren für das DonBosco Bildungshaus monatlich eineWeltreligionen-Exkursion zu Orten reli-giöser Begegnung.

Seit Bestehen unserer Gebetsgruppehaben wir jedes Jahr Einkehrtage im klei-nen Kreis gehalten. Seit zehn Jahrenführt uns durch diese Tage Father CyrilDesbruslais S.J., Professor für Philosophieund Theologie in Indien, und Superiordes weltweit größten Jesuitenkollegs. Erhat in Indien viele soziale Projekte ins Le-ben gerufen, die wir nach Kräften unter-stützen. Seine Mitarbeiter sucht er sichaus dem Umfeld aller Religionen, und bei

Nahe dem Haupteingang des Stephans-domes, auf dem Weg zum Maria Pócs-Al-tar, befindet sich neben dem Eingang zurEligiuskapelle seit dem 28. Februar 2013ein Gemälde in Form eines Rundbildes:das Tondo zeigt das Antlitz von Papst Jo-hannes Paul II. (1920–2005). Anlässlicheines Dankgottesdienstes nach demPontifikat von Papst Benedikt XVI. hat esder Apostolische Nuntius in Wien, Erzbi-schof Peter Stephan Zurbriggen, enthülltund gesegnet.

Mit dem Tondo greife ich ein Formatauf, das seine Ursprünge in der Antikehat und das im Florenz des 14. Jahrhun-derts seine Renaissance erlebte. Das Por-trät des Papstes zitiert die Ikonographieder Massenmedien unserer Zeit. Es istdas Antlitz des von Krankheit und Altergezeichneten Menschen Karol Wojtyl/a,der als Nachfolger Petri seinen Leidens-weg vor der Öffentlichkeit nicht verbor-gen hat; seine von Schmerzen geprägtenGesichtszüge sind als emotional aufge-

ladene Bilder Bestandteil des kollektivenGedächtnisses geworden, nicht nur beiKatholiken.

Mit der Wahl des Bildformates undmit der Geschichte des Tondo verweiseich auf die Zeitdimension und damitauf die Wurzeln des christlichen Glau-bens und der Kirche in der antikenWelt. In der Darstellung des Porträtier-ten lenke ich die Aufmerksamkeit aufdie Mechanismen der Medienwelt, inder (nicht nur) die Tugend der Diskreti-on zugunsten quotenträchtiger Schau-lust zum Opfer gerät.

Wenn all unsere Kräfte nachlassengibt es immer noch Würde, die man le-ben kann. Dies hat bei Johannes Paul II.einen medial extremen Ausdruck gefun-den. Aber vielleicht gibt uns diese Erfah-rung einen Hinweis auf das, was im Ver-hältnis von Leben, Vitalität, Gestaltungs-kraft und Tod eine Rolle spielt.

Das im Auftrag der Dompfarre ge-schaffene Werk hat seinen Platz vor der

Eligiuskapelle gefunden, denn: In dieseKapelle, in der jeden Tag von 6 bis 22Uhr Anbetung gehalten wird, hat sichauch Johannes Paul II. vor den Gottes-diensten während seiner Pastoralbesu-che in Wien zum stillen Gebet zurück-gezogen. n

Charismatischen Erneuerung.

Zeit: jeden Mittwoch, 18–19.30 Uhr Ort: Curhauskapelle (Stephansplatz 3)Kontakt: Martha [email protected], (01) 888 76 49

Gebetsgruppe der.

Künstler Bernd Fasching

Das Tondo mit dem Antlitz des seligen Papst Johannes Paul II.

im Stephansdomlädt seit 28. Februar

zum Beten und Verweilen ein

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Die Autoren dieser Nummer.

Peter Baldinger, KünstlerDr. Johannes Berchtold, stellv. VorsitzenderPGR St. Stephan

Victoria Coeln, LichtkünstlerinProf. Dr. Mag. Bernhard Dolna, Studiendekan –Internationales Theologisches Institut, Hoch-schule für Katholische Theologie Trumau

Mag. Karin Domany, PGR St. Stephan, Redakti-onsmitglied

Mag. Irene Eberl, stellvertretende Obfrau desKinderhospiz Netz

Andreas Englisch, Journalist und SchriftstellerIngrid Erlmoser, Diplom Sozialarbeiterin(Schwerpunkt Pflegefamilienarbeit)

Dompfarrer Toni FaberBernd Fasching, Maler und BildhauerDr. Annemarie Fenzl, DiözesanarchivarinMiriam Feuersinger, SopranistinMag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, LL.M.,Redaktionsmitglied

Martha Friedl, Charismat. Gebetsgr. St. StephanClemens Fuchs, KünstlerMichael Fuchs, Künstler und Autorem. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. theol. hc. Hanna-Bar-bara Gerl-Falkovitz, Leitung Europ. Inst. f.Philosophie u. Religion a. d. Philosoph.-Theol.Hochsch. Benedikt XVI. in Heiligenkreuz

Andrea Geiger, Projektleiterin Apg 2010Reinhard H. Gruber, DomarchivarAnneliese Höbart, PGR St. Stephan, Redakti-onsmitglied

Siegfried Kröpfl, Executive Chef, Hotel BristolMag. Susanne Leibrecht, RedaktionsleitungP. Dr. Martin Leitgöb CSsR, Kirchenhistorikerund Autor

P. Severin Leitner SJ, Generalsberater und Ass.der Zentral- und Osteuropäischen Assistenz

Mag. Peter Menasse, Kommunikationsberater,Chefred. des jüd. Magazins NU, Autor

Dipl.-Theol. Dr. Thomas Möllenbeck, CurpriesterJosef Mörth, ehem. stellv. PGR-Vors. St. Stephan Mag. Bernhard Moser, Mitarbeiter der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit von FAIRTRADEÖsterreich

Prof. Dr. Phil. Johannes Ortner, Vize-Präsidentder Eurisy in Paris und Mitglied des Boardsder Internationalen Weltraumuniversität(ISU) in Straßburg

Mag. Werner Pirkner, JugendseelsorgerMMag. Konstantin Reymaier, Leiter des Refera-tes Kirchenmusik und Domkurat

Dr. Caecilia Roithner, Dompfarre St. StephanUniv.-Prof. Dr. Marianne Schlosser, Ordinariafür Theologie d. Spiritualität an der Kath.-Theologischen Fakultät der Universität Wien

Dr. Artur Schroers, Wissenschaftl. Leiter Insti-tut f. Suchtprävention d. Sucht- und Drogen-koordination Wien und Geschäftsführungund Büro des Wiener Drogenkoordinators

Mag. Dr. phil. Johanna Schwanberg, Direktorindes Wiener Dom- und Diözesanmuseums

Mag. Birgit Staudinger, RedaktionsmitgliedDipl. theol. univ. Peter van Briel, Pfarrverw. inHalverde St. Peter und Paul (Dtl.), Schulpfar-rer in Recke, Sprecher d. Karl-Leisner-Jugend

Caroline Vasicek, Schauspielerin und SängerinP. Bernhard Vosicky OCist, Professor an derTheologischen Hochschule und Wallfahrtsdi-rektor von Heiligenkreuz

MMag. Franz Zehetner, Archivar der Dombau-hütte St. Stephan

Redaktion.Redaktionsleitung: Mag. Susanne LeibrechtLektorat: Reinhard H. Gruber, Daniela TollmannRedaktionsteam: Dompfarrer Toni Faber, Mag. Karin Domany, Mag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, Reinhard H. Gruber, Anneli-se Höbart, Mag. Birgit Staudinger

den Gebetstreffen mit seinen Studentenin Indien werden die heiligen Schriftenaller Religionen verehrt: die Bibel für Ju-dentum und Christentum, der Koran fürden Islam, die Bhagavad Gita für denHinduismus und die Dhammapada fürden Buddhismus. In unserer Gebets-gruppe geht es dann selbstverständlichum biblische Themen, aber mit einemoffenen Herzen für alle Religionen.

Wir sind im wahrsten Sinn des Wor-tes schon lange miteinander unterwegs,sind aber immer offen für alle, die mituns gemeinsam beten möchten. Wirfreuen uns auf Sie/Dich! n

Foto-Credits.Archiv St. Stephan: S. 40; Beck: S. 36 unten;Böhler: S. 40; Cech: S. 32 rechts unten; Clubalpha: S. 32 links oben; Coeln: S. 30f.; DIVAConsult: S. 28; Dolna: S. 9 oben; Domany: S.26, 27; Englisch: S. 20; Erlmoser: S. 16; Fenzl: S.36 oben; Ferkl: S. 31 Mitte; C. Fuchs: S. 22rechts; M.Fuchs: S. 22 Mitte; Gentil homme/FAIR TRADE Österreich: S. 24 unten; Gerl-Fal-kovitz: S. 4 oben; GNA Free DocumentationLicense: S. 8; Graf: S. 22 links; Gräser: S. 32 un-ten links; Huber: S. 45 kleines Bild; Jesuiten: S.21 rechts; Kröpfl: S. 24 oben; Kuhn: S. 37; Hin-terberger: S. 21 links; kathbild.at: S. 3, 4 unten,6/7, 9 unten, 10 unten, 14, 29, 32 rechts oben,34, 35, 41, 42 unten, 43, 44 rechts, 45 unten, 48rechts; Katholische Jugend Wien: S. 13 oben;Kinderhospiz Netz: S. 17; KirchenmeisteramtSt. Stephan: 44 unten, 48 links; Leitgöb: S. 10oben; Lichtenberg: S. 18 oben; Mimmo musi-co: S. 23 rechts; Möllenbeck: S. 11 oben;Mörth: S. 25 unten; NASA, ESA & Hubble He-ritage Team (AURA/STScI): S. 18 unten; realti-me productions/Brandstetter: S. 19; Podrec-ca Architekten: S. 31 unten; Riedl: S. 2; Ruth: S.25 oben, 44 oben; Schermann: S. 25 Mitte;Schlosser: S. 5; Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen: S. 1; Seher: S. 12/13; Van Briel: S. 6 oben; Vasicek: S. 23 Mitte; Vosicky: S. 42 oben; Wilke: S. 39 oben;www.zeno.org/Kunstwerke/B/Rem-brandt+Harmensz.+van+Rijn%3A+Fisch-zug+Petri?hl=rembrandt+louvre: S. 11 unten

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 29

Stephansdom

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Chromotopia St.Stephan IIIVictoria Coeln über die Via Activa im Dialog des Lichts

Von 8. Mai bis 8. Juni und 31. Oktober bis5.Dezember 2013 lädt der Wiener Ste-phansdom erneut zum Eintauchen indas erstaunliche Farbuniversum derWiener Lichtkünstlerin Victoria Coeln. In-mitten einer von gotischer Mystik inspi-rierten Atmosphäre lenkt Coeln den Blickbewusst „himmelwärts“ in das imposan-te Gewölbe des Doms.

Das Neue an Chromotopia St. Ste-phan III ist die Via Activa: ein Weg zu sie-ben Orten mit besonderen Lichtquellen.Diese projizieren maßgeschneiderte,ovale „Lichtfenster“ in die scheinbar un-endlichen Höhen und Tiefen von St. Ste-phan. In den großen Höhen seiner Säu-len leben die Bewohnerinnen des Do-mes. Sieben Schutzpatroninnen werdenaus ihrer Abgeschiedenheit geholt understrahlen im überwältigenden Univer-sum von Farbe und Licht. Aus ihren far-benprächtigen Lichtfenstern grüßen sienun nicht nur die Besucher des Domessondern vor allem ihre besonderen Gäs-te an den Projektionsquellen:

Sieben große Frauen – Mystikerin-nen, Künstlerinnen, Aktivistinnen undDenkerinnen – melden sich zu Wort:Hannah Arendt, Hildegard von Bingen,Waris Dirie, Elfriede Jelinek, AngelaKrauß, Rosa Luxemburg, Edith Stein.

˘ Martern, die mir die Brust durchwüh-len, vergebt mir!

˘ Im Inneren ist das Wesen der Seelenach innen aufgebrochen.

˘ Alles Verdinglichen ist Verwandlungund Transformation.

˘ Und auf welchem Weg gehe ich? Aufdem Weg des Irrtums.

˘ Wer nicht weiterweiß, sollte eine be-liebige kleine Handlung vollziehen.

˘ Es gibt viel mehr zu tun, als nur Ver-sprechungen zu machen.

˘ O bitte, beachten Sie doch diesenherrlichen Tag!

Um herauszufinden, welcher dieser sie-ben Sätze von wem formuliert wurde, la-den wir Sie herzlich ein, persönlich ent-

lang der Via Activa durch St. Stephan zuwandern. An jeder der sieben Stationenfindet sich einer dieser Sätze, eingebet-tet in das Originalzitat. Den Autorinnensind folgende Heilige des Domes, vor al-lem die Virgines capitales1 zugeordnet:

Elfriede Jelinek – Sophia von Mailand (15. Mai) Als die vermutlich Radikalste unter densieben ausgewählten Heiligen, provo-ziert die heilige Sophia bewusst zuerstden Märtyrertod ihrer drei Töchter (Fides,Spes und Caritas) und dann den eigenen.

Edith Stein – Maria Magdalena (22. Juli)Als eine der (weiblichen) Hauptfigurenim Neuen Testament und in vielen zeit-genössischen Glaubensausrichtungenwird die heilige Maria Magdalena Schutz -patronin der Frauen.

Hannah Arendt – Katharina von Alexandrien (25. November) Die heilige Katharina überzeugt mit gro-ßer Intelligenz die 50 scharfsinnigstenPhilosophen des Römischen Kaisers vomChristentum.

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Aus der Dompfarre

Die heilige Barbara Die heilige Margarethe

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Hildegard von Bingen – Dorothea von Cäsarea (6. Februar)Das Wunder des Kindes, das Rosen undÄpfel zu ihren Peinigern bringt, machtdie heilige Dorothea zu einer besondersbeliebten Patronin in der Geschichte desChristentums.

Angela Krauß – Barbara von Nikomedien (4. Dezember)Dargestellt als mutige, intelligente Frau,wird die heilige Barbara die Schutzpatro-nin der Bergleute und Metapher für dieewige Suche der Bergleute nach dem Licht.

Waris Dirie – Margarethe von Antiochia (20. Juli)Von ihrem Vater auf Grund ihrer christli-chen Haltung verstoßen, kämpft die hei-lige Margarethe allein mit unerschütter-lichem Glauben gegen ihre Verfolgerund den Teufel in Form eines Drachens.

Rosa Luxemburg – Sr. Maria Restituta Kafka (29. Oktober)Als unbändige, sich unaufhaltsam küm-mernde empathische Stimme in finste-ren Zeiten, wird Sr. Restituta Kafka 1943von den Nationalsozialisten ermordet. n

1 Die Virgines capitales sind die vier Haupt-jungfrauen Margarethe, Barbara, Katharinaund Dorothea. Letztere ist im Dom nochnicht „ad personam“ vertreten. Die erstendrei finden sich wieder in einem volkstüm -lichen Merkspruch: „Margaretha mit demWurm (Drachen), Barbara mit dem Turm,Katharina mit dem Radl, das sind die dreiheiligen Madl.“

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Besonderheiten in St.Stephan

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Aus der Dompfarre

Für die am 23. Jänner verstorbene Dr. Maria Schaumayer hat KardinalSchönborn am 15. Februar im Stephans-dom ein Requiem gefeiert. Die ehemaligePräsidentin der Österreichischen Natio-nalbank hat jahrelang die ErzdiözeseWien in finanziellen Belangen überausumsichtig und kompetent beraten. „Ruhe in Frieden!“

Zum Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. am 28. Februar waren rund 80 Priesterund tausende Gläubige in den Stephansdom zu einem Dankgottesdienst gekommen –mit anschließender Möglichkeit zum Gebet für einen guten neuen Papst.

Zum diözesanen Weltjugendtag lud Kardinal Schönborn am 16. März in denStephansdom. Aufgrund seiner Teilnahmeam Konklave (Papstwahl) feierte dannDompfarrer Toni Faber mit den Jugend -lichen die hl. Messe im Dom. Der nächste „große“ Weltjugendtag istvon 23.–28. Juli in Rio de Janeiro – der erste WJT mit Papst Franziskus.

„Wir haben ein starkes Herz füreinander“, in dieser Grundhaltung feierten Menschenmit und ohne Down Syndrom am 17. März im Stephansdom eine hl. Messe. Seit 2006 ist der 21. März „Welt-Down-Syndrom-Tag“.

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vor 60 Jahren (Auszüge)Februar 1953

11.2. Die seit Juni 1951 laufende Ste-phansgroschen-Aktion zugunsten desWiederaufbaus von St. Stephan wirdjetzt abgeschlossen. In einer Zeitungs-sendung werden alle gebeten, restlicheStephansgroschen mit Abrechnung zu-rückzusenden. Gleichzeitig wird allen,die zum Erfolg der Aktion beigetragenhaben, der aufrichtigste und herzlichsteDank ausgesprochen. (…)

März 195331.3. Heute wird der neue Klöppel der

Pummerin, der nicht in St. Florian, son-dern von der VOEST in Linz geschmiedetworden ist, nach Wien gebracht. (…)

Inzwischen ist auch der definitiveGlockenstuhl für die Pummerin fertigge-stellt worden, der später auf den Nord-turm kommen wird. (…) Gewicht des al-ten Klöppels 813kg – Gewicht des neuenKlöppels 720kg – Gewicht des Glocken-stuhles 10 Tonnen – Gewicht des Joches 3Tonnen – Höhe des Glockenstuhls 8m

April 19534.4. Bei der Auferstehungsprozession

um 18 Uhr läutete die Pummerin seitdem Bruch des Klöppels zum ersten Malwieder. (…)

15.4. Eine schriftliche Informationüber die Arbeiten am Dom erging an dieeb. Cur. Die Hauptpunkte:1. In der Bischofsgruft unter dem Fried-richsschiff sind die drei Hauptbogen er-richtet. Der Boden ist betoniert. Das Al-tarbild aus Stein (Auferstandener Chris-tus von J. Troyer) geht seiner Vollendungentgegen. Die Bischofsgruft wird biszum Sommer fertiggestellt werden. (…)2. Durch eine Spende der Gattin desBundeskanzlers, Hilde Figl, von sfr.5.000.- war es möglich, das Mittelschiffdes Domes bis zur Orgelempore mit Tep-pichen auszulegen. (…)3. Beide Beichtstühle unter der Orgel-empore wurden umgebaut und denendes Apostelchores im Stil angepasst. DerBeicht stuhl im Querschiff (Adlertor) wurdeebenfalls umgebaut und angepasst. (…)4. Beim Adlertor soll eine Balustradeaus Stein oder Eisen zum Abgang in dieGruft durch die Dombauhütte errichtet

werden. Unter dem Querschiff des Do-mes werden die vorhandenen Grabstei-ne, die in den Katakomben und auf demKirchendach verstreut liegen, zusam-mengetragen, und es wird eine Art Lapi-darium als Vorraum zur Bischofsgruftgeschaffen. Die Zugänge zu den Kata-komben werden mit eisernen Gitternabgesperrt. Die Bischofsgruft wird zu ge-wissen Zeiten allgemein zugänglich ge-macht werden. (…)5. Pummerin: Anstrich des Glocken-stuhls und des Glockenjoches. (…)6. Windfang beim Riesentor: Der neueWindfang langte Montag, 13.4.53 in St.Stephan ein. Die Grazer Landesregierunghat die Fa. Tschernokomen beauftragt,mit den Aufstellungsarbeiten sofort zubeginnen. (…) Den Plan entwarf HofratHoley im Verein mit dem Baureferentender Landesregierung, Hofrat Prangl. (…) 7. Teppich für den Wiener Neustädter-Al-tar: Von dem großen Teppich, den PrälatFried der Domkirche für den Hochaltar ge-spendet hat, mussten 2m herausgeschnit-ten werden, weil er für den Platz zwischenden Domherrnstühlen zu breit war. Dieser20m� große Streifen soll auf einen Tep-pich für den Wr. Neustädter Altar bei derFa. Wachuda umgearbeitet werden.8. Kommunionbank bei Maria Pócs:Graf Goudenus hat aus seinem Stein-bruch im Waldviertel einen sehr schönenMarmor für eine Kommunionband beiMaria Pócs gespendet.9. Läutewerk für die Pummerin: Gene-raldirektor Habig von der Versicherungs-anstalt Österreichischer Bundesländerüberbrachte diese Woche S 20.000,– fürdas elektrische Läutewerk der Pumme-rin. Die Versicherungsanstalt hätte dieKosten für den neuen Klöppel auf sichnehmen müssen, weil wir bei ihr versi-chert waren. Landeshauptmann Dr.Gleißner, der zugleich der Präsident derVersicherung ist, ordnete die Sache so,dass die VOEST die Kosten für den Klöp-pel zur Gänze trug, dass aber die Versi-cherung die Kosten für das neue Läute-werk übernimmt. Dieses soll bei Bookel-mann & Kuhle in Herford, Westfalen, be-stellt werden. Dompfarrer Dr. Dorr be-suchte mit Ing. Kurt Stögerer von derDombauhütte diese Firma. (…) Das Läute -

werk wird sich exklusive Montage auf et-wa S 18.000,– stellen. Sollten sich die Kos-ten erhöhen, so hat sich die Versiche-rungsanstalt Österreichischer Bundeslän-der erklärt, diese zu übernehmen. (…) n

Seit dem Herbst-Pfarrblatt zu Weihnachten 2012:

Von uns gegangen sind :Gisela Steinberger, Brunhilde Kolbe, Dr.Magdalena Slaby, Daniela Raikich, KarlKalman, Bernhard Sturm, Elisabeth Czer-mak, Eva Misner, Rudolf Pollak, Dr. phil.Anna Karner, Dr. Maria Schaumayer,Horst Paschinger, Editha Berndt, MariaZemanek, DI Johann Stein, Erika Reither,Theodor Mair, Egon Keck, Emma Schöber,Eva Turnwald

Hinweis :Auf Grund neuer Datenschutz-Regelun-gen gratulieren wir all jenen, die mit derVeröffentlichung einverstanden sindund die in den letzten Monaten im Ste-phansdom getauft wurden, die geheira-tet haben und allen „Geburtstagskin-dern“ im nächsten Pfarrblatt.

Wir danken˘ P. Mag. Edward Daniel SAC, der von

Dezember 2009 bis Dezember 2012als Ehrendomkurat am Stephans-dom tätig war. Aus gesundheitlichenGründen ist ihm nicht möglich, seinepriesterlichen Dienste weiterhin inSt. Stephan auszuüben. Wir erbittenGottes Segen für seine Zukunft.

Wir gratulieren herzlich˘ Bojana und Alexander Bojic (Dom-

Aufseher) zur Geburt ihres SohnesViktor am 3. 1.

˘ Martina und Georges Kasbo (Dom-Florist) zur Geburt ihres Sohnes Tobiasam 8. 1.

˘ Diakon Ing. Erwin Boff zur Ernen-nung zum Geistlichen Rat.

˘ MMMag. Benedikt MICHAL zum be-standen Rigorosum.

Wir denken dankbar an˘ Dompf. Kan. Msgr. Alois Penall: 45. To-

destag am 19.8.

Chronik

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Geburtstagsbrief für †Prälat Karl HugelSehr geehrter Herr Prälat Hugel,am 22. September 2012 hätten Sie Ihren100. Geburtstag gefeiert. 1990 sind Sieals Pfarrer von St. Stephan in Pension ge-gangen und doch sind Sie bei vielen inder Pfarre noch in sehr lebendiger Erin-nerung. Bei mir beginnt diese Erinne-rung im Jahr 1952 mit der Glockenwä-sche der Pummerin bei ihrem Einzug inSt. Stephan. Als Kind konnte ich mir da-mals nicht vorstellen, warum ein Priesterauf der Glocke „herumturnen“ musste,und ich hatte Angst, dass Ihnen dabei et-was passieren könnte.

Als Sie 1968 die Leitung der Dompfar-re übernommen haben, war es für Sie

nach dem charismatischen Pfarrer Dr.Dorr und dem gemeindeverbundenenPfarrer Penall sicher nicht leicht, eineneigenen Weg zu gehen und Ihre persönli-che „Marke“ zu entwickeln. Erschwerendkam dazu, dass die Demokratie in derPfarre mit erstmals von der Gemeindegewählten Pfarrgemeinderäten erst „ge-hen lernen“ musste, die Liturgie solltesich nach den Konstitutionen des II. Vati-kanischen Konzils weiterentwickeln, undSt. Stephan verlangte als ewige Baustel-le ein hohes Maß an Managementfähig-keiten. In dieser Situation sind Sie unbe-irrt Ihren Weg gegangen, haben als gu-ter Zuhörer uns manchmal viel Geduld

abverlangt und trotzdem auch Neueszugelassen. Tief in Erinnerung bleibt vorallem Ihre Redlichkeit und unermüdlichePflichterfüllung bei allen Ihren Aufga-ben, vorbildlich für alle in der Pfarre –Priester und Laien.

Sie haben Menschen in ihren wichti-gen Festen genauso wie mit tröstendenWorten begleitet. Das wollen wir anläss-lich Ihres 100. Geburtstages nicht ver-gessen, wir wollen Ihnen auch nochmalsfür Ihre Arbeit während Ihres langenpriesterlichen Wirkens (1936 bis 2000)danken und weiterhin für Sie beten.

Ihre Dr. Caecilia Roithner n

Flammender Vorkämpfer der ModerneHeinrich Foglar-Deinhardstein zum 40. Todestag von Msgr. Otto Mauer

Das Priesterleben von Msgr. Otto Mauerwar von den Themen Politik, Kunst undÖkumene geprägt, sein Name ist un-trennbar mit der Katholischen Aktion,der Galerie nächst St. Stephan und ProOriente verbunden. Sein Bezug zu St.Stephan war zum einen seine Freund-schaft zu Dompfarrer Dorr; zum anderenwirkte er hier ab 1954 als Domprediger.

Zum Gedenken folgen einige Gedan-

ken zum Pfingstfest, die Otto Mauer imJuni 1962 im Wiener Kirchenblatt veröf-fentlicht hat:

„Das also ist die Kirche des HeiligenGeistes: die Kirche, die Türen und Fensteraufmacht, nicht die Kirche, die sich aus-sperrt und verteidigt. Die Kirche ist […]wie eine moderne Stadt, in die der Ver-kehr heraus- und hineinflutet; sie ist derOrt der Begegnung aller Völker, der Um-

schlagplatz ihrer höchsten Gedanken,der Wallfahrtsort aller Welt. Sie ist dieEinladende zur Festversammlung derzersprengten Kinder Gottes, der Sam-melplatz aller Gottsucher. Bei Tag undNacht ist sie beleuchtet, und alle großenWege münden in sie ein; ihr Herr ver-heißt ja: ‚Ich bin das Licht der Welt‘ und‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und dasLeben‘“. n

Msgr. Otto Mauer, * 14. Februar 1907, † 3. Oktober 1973

Aus der Dompfarre

»Schön wäre es, wenn wir uns den Heiligen Geist nicht nur ab und zu,gleichsam nach Bedarf und Launewünschten, sondern wenn er in uns ein ›unwiderstehlicher‹ Geist wäre. Eine innere Kraft, die uns innerlichzum Guten und Richtigen treibt, allenäußeren Widerständen zum Trotz.«

Paul Vautier

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 35

in St. Stephan.Führungen u. Besichtigungen.

DOMFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.30 und 15.00 UhrSonn- und Feiertag: 15.00 Uhr

KATAKOMBENFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.00–11.30 Uhr und 13.30–16.30 Uhr

GRUPPENANMELDUNGEN für Dom- und/oder Katakomben-führungen unter Tel: 51 552-3054 /per Fax: 51 552-35 26 / per E-Mail:[email protected]

TURMBESTEIGUNG (Südturm)täglich: 9.00–17.30 Uhr

AUFZUG ZUR PUMMERIN (Nordturm)Jänner – Juni und September – Dezember: 8.15–16.30 UhrJuli, August: 8.15–18.00 Uhr

AUDIOGUIDE: (ganzjährig, Domführung inkl. evtl.Sonderausstellungen)Mo. bis Sa.: 8.30–11.30 Uhr und 13.00– 17.30 Uhr

FÜHRUNGEN FÜR KLEIN UND GROSSSpezialführungen zu verschiedenen ThemenMargareta Chwatal 0664/46 22 007Abendbesuche für Kinder im DomDr. Annemarie Fenzl 51 552-3239

ÖFFNUNGSZEITEN DES DOMESMo. bis Sa.: 6.00–22.00 UhrSonn- und Feiertag: 7.00–22.00 Uhr

AUSSTELLUNG: „DER DOM-SCHATZ KEHRT ZURÜCK“Mo. bis Sa. von 10.00–18.00 UhrSonn- und Feiertag 13.00–18.00 Uhr

Nähere Informationen und Preise:www.stephanskirche.at

N EU !

Anstelle eines NachrufsAusschnitte aus dem Buch „Augenblicke“ von †Altbischof Reinhold Stecher1

Es wäre nicht zu verantworten, Leserin-nen und Leser mit meiner Biographie zubelasten. Mein Leben verlief nicht vielanders als das Leben vieler meines Jahr-gangs. Aber hie und da tauchen im stille-ren Rückblick auf die Alltäglichkeitenund Belanglosigkeiten Augenblicke auf,die des Innehaltens wert sind, fröhlicheund belastende, helle und dunkle Erfah-rungen, die ein Nachdenken oder einNachlächeln auslösen.

Es ist doch merkwürdig – wenn ichdie Erinnerungen ganz weit zurück-schweifen lasse, landen sie beim Thea-tervorhang des Kindergartens. Der Thea-ternachmittag war immer eine großeSache. Und der rote Vorhang, der im be-reits dunklen Saal nur von unten her be-leuchtet war und hinter dem man einaufgeregtes Getuschel, manchmal un-terbrochen von einem energischen„Pssst!“ der Kindergartenschwester hör-te, vermittelte Spannung. Beim Glocken-zeichen steigerte sich die Erwartungnoch mehr – und dann begann sich derVorhang zu raffen. Schwester Robertazog an den Leinen.

Ich muss ein wenig abschweifen undbei diesem Kindergartentheatervorhangstehen bleiben. Ein sich öffnender Vor-hang ist doch ein schönes Symbol fürden Vorhang des Lebens, das sich mit allseinen Wundern einem Kind erschließt,voll Neugier, Spannung, Träumen undHoffnungen. Und so möchte ich diesenroten Vorhang auch als Leitmotiv für die-ses kleine Buch verwenden. Ich öffne ihnfür ein paar Szenen meines nun neigen-den Lebens, für Komödie und Tragödie,Ängste und Heiteres, Dramen und Sket-ches. Vielleicht kann sich das persönlichund privat Erlebte da und dort zu einerallgemein gültigen Erfahrung verdichten– vor allem in der einen Erkenntnis, diemir immer mehr zu Bewusstsein gekom-men ist: dass hinter allem ein Großer,Gütiger Regie geführt hat und immernoch tätig ist. Er ist ein zurückhaltender,

weiser Regisseur, kein Puppenspieler derdie Menschen wie willenlose Figurentanzen lässt, sondern ein behutsamerTheaterleiter, der auf der Bühne der Indi-vidualität und der Freiheit der AkteureRaum lässt. Manchmal tritt er so weitzurück, dass man meinen könnte, die Zü-gel der Aufführung seien ihm entglittenund auf der Bühne der Geschichteherrschten chaotische Zustände. Aberdas scheint nur so. Er bleibt hinter denKulissen der vordergründigen Realitätdurchaus Herr der Lage.

Ganz am Schluss, wenn über alleSchicksale und Ereignisse der letzte Vor-hang gefallen sein wird – dann wird dergeheimnisvolle Regisseur hervortretenund es wird einen tosenden Beifall durchdas ganze Universum geben. Die Theolo-gen haben diesen universalen Applausdie „Gloria Dei“ genannt. Er wird so über-wältigend sein, weil in allem die Liebegesiegt haben wird. n

1 Reinhold Stecher, Augenblicke, 2003, 155 Seiten, Tyrolia

Für den Tiroler Altbischof, Reinhold Stecher,ist am 29. Jänner 2013 der letzte Vorhanggefallen. Geboren am 22. Dezember 1921in Innsbruck wurde er 1947 zum Priestergeweiht, seine Bischofsweihe erfolgte 1981

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Ein Buch mit dem Titel „Ungehorsam“löst zurzeit bei kirchlich-sozialisierten„Normalkatholiken“ in der Regel soforteinen gedanklichen Reflex aus, der hierwohl nicht näher erläutert werdenmuss. Nicht zuletzt aus diesem Grundlohnt es sich, ein solches Buch, über denAnlass hinaus, auch noch in einem ande-ren Kontext zu betrachten.

Der eigentliche Ausgangspunkt ist

eine Festgabe: auf Einladung zweier pro-minenter und engagierter Herausgeber,Rotraud Perner und Herbert Kohlmaier,haben sich insgesamt 25 ernst zu neh-mende Autoren unterschiedlichster Posi-tion des sensiblen Themas angenom-men und – in großer Denkfreiheit – ei-nen weiten Bogen ebenso unterschied-lichster möglicher Sichtweisen vorge-legt. Dieser Bogen spannt sich von bib-lisch begründeten Argumenten überüberwiegend wissenschaftlich-theoreti-sche Beiträge bis hin zu emotional er-wärmenden Abhandlungen wie jene vonJ. Dirnbeck und vor allem von P. Josef Gar-cia-Cascales, der inzwischen wohl imHimmel in noch größerer Weitsicht wei-terdenkt.

Gewohnt klug und erhellend der Bei-trag von Rotraud Perner, der „vom Aufrich-ten“ handelt. Hilfreich vor allem der Bei-

trag von Wolfgang Mazal, der die, trotz somancher Vorbehalte, letztlich kluge Reak-tion der Kirche im Brennpunkt grundsätz-lich unterschiedlicher weltlicher undkirchlicher Maßstäbe verständlich analy-siert und lösungsbemüht aufzeigt.

Daher mein Fazit: ein wichtiges Buch,das weit über den Anlass hinaus greift,den es würdigt. Denn „Gehorsam“ ist janicht nur ein innerkatholisches Problem.Es gibt unzählige Varianten des Unge-horsams in unterschiedlichsten profa-nen Lebensbereichen. So wirbt diesesBuch, abseits von der immer noch aktu-ellen innerkirchlichen Debatte, auch umVerständnis für andere Sichtweisen, diein einer pluralistischen Welt und Zeitmöglich sein müssen. Darüber hinauskann es alle Verantwortlichen in Kircheund Welt anspornen, ihre jeweiligen, oftüberaus komplexen, Standpunkte so zuargumentieren und auch im Leben zubezeugen, dass am Ende, wenn schonnicht Übereinstimmung, so doch Ver-ständnis möglich wird. n

Heiner Boberski und Josef Bruckmoserstellen in ihrem jüngst bei Tyrolia erschie-nenen Buch „Weltmacht oder Auslauf-modell – Religionen im 21. Jahrhundert“eine Frage mit Sprengkraft. Dass am Titeldas Fragezeichen fehlt, dürfte kein Zufallsein. Die beiden Autoren nähern sichdem Thema mit distanzierter Offenheitund diktieren den Lesern keine fertigenAntworten. In guter journalistischer Tra-

dition, die hierzulande schon selten zufinden ist, haben sie eine Fülle von Mate-rial recherchiert, es leicht verständlichzusammengestellt und in klarer Spracheangeboten. Der Leser kann sich selbst einBild zur Stellung der Religion heute ma-chen. Alle Aspekte sind gewürdigt, so dieFrage, ob der Atheismus im Vormarschist, wie es um den Streit um Glaube undVernunft steht, welche Rolle der Islamspielen wird und viele andere mehr. Um-fangreiches statistisches Material undPositionen von Denkern aus der ganzenWelt machen das Buch auch zu einemNachschlagewerk zu allen Themen rundum Religion und Gesellschaft.

Jedes Kapitel bietet Stoff für eineweitere Vertiefung. So wird etwa derFunktion der Religion in der heutigenWelt breiter Raum gegeben. Was brau-chen die Menschen unter den herr-

schenden Verhältnissen mit ihrem Man-gel an moralischen Vorgaben? Werdenes die traditionellen Religionen sein, diediese Lücke füllen oder erleben wir einVordringen von Quasi-Religionen obsku-ren Zuschnitts? Oder aber: Entstehtdurch festgeschriebene Religionsregelndie Gefahr, den Glauben an Gott zu miss-brauchen, weil diese Regeln Gott nachmenschlichen Vorstellungen interpretie-ren? Werden wir in einer pluralistischenGesellschaft mit religiösem Pluralismuszu rechnen haben?

Das Buch wirft in bester Diskurs-Tra-dition Fragen auf, stellt Material undMeinungen zur Verfügung und lässt sodem Leser breiten Raum für die eigeneBeurteilung. Ein erfrischend undogmati-sches Buch zu einem heißen Thema, zudessen Lektüre hiermit ausdrücklich ge-raten sei. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201336

Buchempfehlungen

Religionen im 21. JahrhundertVon Peter Menasse

Mag.Peter Menasse ist

Kommunikations -berater in Wien und

Chefredakteur desjüdischen MagazinsNU (www.nunu.at)

Dr. Annemarie Fenzlist Diözesan -

archivarin der ED Wien

UngehorsamVon Annemarie Fenzl

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 37

Der Autor, Peter Kraft, wurde 1935 in Wiengeboren, wuchs in Linz auf, wo er – nachdem Studium in Wien – auch hauptsäch-lich als Kulturredakteur und Autor tätigwar. Dieses Annähern und wieder Entfer-nen von Wien und dem Stephansdomhat offensichtlich den Blick auf den Domgeschärft: Das Buch ist eine Sammlungvon 115 kurzen Texten über den Dom, ent-standen ab den 1960er Jahren. Trotz die-

ses langen Entstehungszeitraumes for-men sie eine Einheit, da sie geprägt sindvon einem feinen Gespür für unserenDom: nicht nur für seine Schönheit, son-dern auch für die Anstrengungen imhandwerklichen und spirituellen Sinn,die dahinter stehen.

Auch wenn durch neue Forschungenmanche Zitate, auf die er sich bezieht,nicht mehr aktuell sind, nähert er sichsehr einfühlsam an dieses Bauwerk an,wobei nicht so sehr die genaue Beschrei-bung und die Baugeschichte im Vorder-grund stehen, sondern sehr persönlicheImpressionen, die bei Betrachtungenvom Domplatz, Besuchen im Dom undauf den Gerüsten der Dombaustelle ent-standen sind.

Gerade die Texte aus den 1960er Jah-ren zeigen, wie kurz die 50 Jahre seit ih-rer Entstehung im Vergleich zur Ge-

schichte des Domes sind: Nur Kleinigkei-ten verändern sich, das Wesentliche desDomes und seiner Bedeutung für dieWiener Bevölkerung bleibt. Ähnlich ist esmit der Arbeit der Dombauhütte zur Res-taurierung und Erhaltung des Domes:die Beschreibung der Baustelle am Turmkönnte ebenso aus dem Jahr 2012 stam-men wie aus dem Jahr 1962.

Der Graphikkünstler Peter Huemerwurde 1952 in Linz geboren, studierte inLinz, hat Lehraufträge in Australien undan der Linzer Kunstuniversität, ist Autor,Kurator und als Künstler in vielen Mu-seen vertreten. Die Graphiken für denvorliegenden Band verwenden alsGrundlage Fotos von St. Stephan, dieteils verfremdet, überarbeitet, und inteils ungewohnten, sehr subjektivenaber reizvollen Perspektiven und Aus-schnitten den Dom zeigen. n

Das vollkommene Ganze……und seine unvollendeten, bruchstückhaften Teile. Franz Zehetner über „Rätsel Stephansdom“

MMag. Franz Zehetner ist Archivar der

Dombauhütte St. Stephan

„Das Geheimnis glücklicher Söhne“ – derUntertitel macht eine Mutter von dreiSöhnen neugierig. Die Geschichte der jü-dischen Adelsfamilie Stern verlief imletzten Jahrhundert allerdings alles an-dere als glücklich. Die weitverzweigteGroßfamilie fällt fast zur Gänze der Sho-ah zum Opfer. Dennoch: Ein Engel wachtüber diese Familie. Der Vater des neun-jährigen Arno Stern folgt seiner Intuitionund entscheidet sich kurzerhand zurFlucht. Mitten im Spiel wird der kleineBub seinem gewohnten Leben entrissen.Eine abenteuerliche Reise ins Ungewissebeginnt, zwölf Jahre lang ist die Familiezu jeder Stunde vom Tod bedroht, immerwieder scheint alles vor dem endgülti-gen Aus. Doch Arnos Vater zweifelt nicht,er weiß sich in Gottes Hand, und wiedurch viele Wunder überlebt er mit sei-ner Frau und seinem Sohn. Das bloße

Überleben wird zum kostbaren Ge-schenk.

Arno, seiner eigenen Kindheit beraubt,entdeckt nach einer Begegnung mitKriegswaisen seine Berufung: die Errich-tung eines Malateliers für Kinder. Er be-ginnt die Kunst der Kinder zu erforschenund gründet mehrere „Malorte“ in Paris.

Sein vielseitig begabter Sohn André,der die Familiengeschichte weiter-schreibt, wächst im elterlichen Haus-halt auf, ohne die Schule zu besuchen.Er unterstützt seinen Vater bei dessenArbeit von klein auf, geht darüber hi-naus auch seine eigenen Wege als Mu-siker, Gitarrenbauer und Buchautor. DieErfahrung der Zerbrechlichkeit mensch-lichen Lebens macht schließlich auchvor dem werdenden Vater André nichtHalt. So wie einst sein Großvater ver-sucht nun André das ihm anvertraute

Leben seines Sohnes Antonin zu schützen. Beim Lesen der Texte fühlt man sich

ins Haus dieser Familie eingeladen. Manwird freundlich aufgenommen, Familien-mitglieder werden vorgestellt, spannen-de Geschichten aus der Vergangenheit er-zählt, Themen immer wieder gewechselt,Fotos und Briefe gezeigt. Die Erfahrungder Heimatlosigkeit, der Erniedrigungund des unsagbaren Leids hat bei den Be-troffenen keine Spuren von Groll und Res-sentiments hinterlassen. Vielmehr darfman Platz nehmen in einem Haus der Ge-borgenheit und spürt den gegenseitigenRespekt, eine tiefe unausgesprocheneDankbarkeit, eine Freiheit, die wachsenlässt, vor allem aber die Liebe, die im be-dingungslosem Vertrauen zwischen El-tern und Kindern gründet – eine Atmo-sphäre, die Menschsein trotz widrigerUmstände einfach gelingen lässt. n

Mein Vater – mein FreundVon Birgit Staudinger

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201338

Buchempfehlungen

Ungehorsam, Rotraud A. Perner/Herbert Kohlmaier (Hg.), 2012, 338 Seiten, aaptos Verlag

Weltmacht oder Auslauf -modell, Religionen im 21. Jahrhundert; Heiner Boberski, Josef Bruckmoser;2013; 222 Seiten; Tyrolia

Mein Vater – mein Freund. Das Geheimnis glücklicherSöhne, Arno und André Stern,2011, 160 Seiten, Zabert Sandmann Verlag

Die Gabe der Unterscheidung– Texte aus zwei Jahrtausen-den, Marianne Schlosser (Hg.),2008, 295 Seiten, Echter Verlag

Dem Konzil begegnen. Prägende Persönlichkeiten des II. Vatikanischen Konzils,Martin Leitgöb, 2012, 192 Seiten, Topos plus

Kinder und Tod, Elisabeth Kübler-Ross, 2011, 304 Seiten, Droemer Knaur

Franziskus – Zeichen der Hoffnung. Das Erbe Benedikts XVI. und die Schick-salswahl des neuen Papstes,Andreas Englisch, 2013, 288Seiten, C. Bertelsmann Verlag

You are the Mirror: Poems and Drawings, Michael Fuchs, 2012, 206 Seiten, Sectio Aurea Publishing Wien

Rede an uns, Peter Menasse, 2012, 112 Seiten, Edition-A

Heute noch heiraten? 36 Persönlichkeiten – 36 Ansichten, Gertraude und ClemensSteindl (Hg.), 2013, 296 Seiten, Innsbruck-Wien

Rätsel Stephansdom. Das vollkommene Ganze und seine unvollendeten,bruchstückhaften Teile, Peter Kraft, mit Bildern von Peter Huemer, 2013, 124 Seiten,Bibliothek der Provinz

Vorgestellt wird das Buch, das einen Beitrag von Dompfarrer Toni Faber enthält, am Dienstag, 21. Mai um 18.30 Uhr auf dem Dachboden des Stephansdoms. Herzliche Einladung!

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 39

Die Fenster sind geöffnet, die Sonne lässtdie ausgeräumten Räume hell undfreundlich erscheinen. Was für ein wun-derbarer Blick Richtung Stephansdom,was für ein schöner Ort für ein Museummitten im Herzen von Wien!

Am 1. März habe ich die Leitung desDom- und Diözesanmuseums übernom-men, das derzeit komplett umgebautund 2015 wiedereröffnet wird. Eine he-rausfordernde Aufgabe, in die ich meinebisherigen Erfahrungen in musealen,wissenschaftlichen, journalistischen undvermittelnden Feldern so gut wie mög-lich einzubringen versuche. Denn ichmöchte dieses Museum mit den viel-schichtigen Sammlungsbeständen aus

dem kostbaren Domschatz, den Samm-lungen des Bistums und der Diözese wieauch der umfangreichen Otto Mauer-Sammlung mit 3000 Werken der Moder-ne und Avantgarde bestmöglich in derheimischen wie internationalen Muse-umslandschaft positionieren.

Derzeit arbeite ich daran, den Ortauch während des Umbaus ansprechendzu gestalten: mittels einer Bild-Textin-stallation des Grafikers Richard Ferkl, dieeinen Baustellenzaun symbolisiert, so-wie den Wortspielen „Dommuseumum-bau“ und „Dommuseumbau“(s. oben).Das dazu in Deutsch und Englisch ge-brachte Zitat von Monsignore Otto Mau-er „Die Kunst verändert den Menschen –sie verändert das Leben“ weist auf die

positive Kraft künstlerischen Tuns hin. Dann haben natürlich die Sanierung

und der Umbau Priorität. Die Pläne vonArchitekt Boris Podrecca werden nebender Schaffung klimatisch perfekter Be-dingungen für die kostbaren Objekteviele räumliche Änderungen mit sichbringen. Die wohl Entscheidendste: DasMuseum wird künftig einen direkten Zu-gang mit Glasfassade vom Stephans-platz haben. Gleich im Eingangsareal mitShop wird ein Sitzbereich platziert – einOrt der Begegnung mit Blickbezug zumStephansdom; dahinter folgt das Herz-stück der neuen Architektur: die vertikaleErschließung als klassische „forma ser-pentinata“. Boris Podrecca: „Die als Raum -

skulptur ausgebildete Stahltreppe mitdem gläsernen Aufzug mündet auf einerGlas-Brücke von der man die Ausstel-lungsräume betritt.“

An der genauen Raumaufteilung giltes noch zu arbeiten. Fix ist, dass es – ne-ben einer aus konservatorischer wie aus-stellungsgestalterischer Sicht bestmög-lichen Präsentation der Sammlungendes Doms, der Erzdiözese und des Bis-tums – auch eine ständige Ausstellungder Sammlung Otto Mauer geben wird.Ergänzt durch eine kleine Galerie der Ge-genwart, wo ich Otto Mauers Anliegen,den Dialog mit der aktuellen Kunst sei-ner Zeit zu fördern, weiterführen werde.Zusätzlich wird es großzügige Räumlich-keiten für Sonderausstellungen geben,

um Epochen übergreifende Ausstellun-gen zeigen zu können.

Gegenwartskunst braucht nicht un-bedingt perfekte museale Räume. Des-halb wird das erste größere Projekt be-reits im Oktober 2013 im Zuge der „Lan-gen Nacht der Museen“ zu sehen sein:Der österreichischen Künstler HubertLobnig befasst sich in der Serie „Die Bau-stelle“ mit den prekären Arbeitsverhält-nissen von häufig migrantischen Bauar-beitern und stellt zugleich formale Ana-logien zur Kreuztragungsikonografie her.

Ich freue mich auf alle inspirierendenGespräche und die Unterstützung vieler,denen dieses spannende Vorhaben einAnliegen ist. Nur durch gemeinsameskonstruktives Arbeiten und das Ziehenan einem Strang lässt sich so ein zu-kunftsorientiertes Projekt am Stephans-platz verwirklichen. n

»Die Kunst verändert den Menschen –sie verändert das Leben« Johanna Schwanberg über die Neugestaltung des Dom- und Diözesanmuseums

Seit 1. März ist Mag. Dr. phil.

Johanna Schwanberg

Direktorin des Wiener Dom- und

Diözesanmuseums

So soll die Fassade des völlig neu gestalteten Dom- und Diözesanmuseumsab 2015 ausschauen

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201340

Aktuelle Heilige

Unser Stephansdom ist bekanntlich demhl. Erzmärtyrer Stephanus und nach demWillen von Herzog Rudolf IV. auch allenHeiligen geweiht. Sowohl der 26. De-zember als auch der 1. November werdenfeierlich als Patroziniumstage begangen.Aber ob der gezählten dreiundneunzig

Mariendarstellungen auf Altären, alsPfeilerstatuen oder auf Grabdenkmälernist St. Stephan eigentlich auch ein Mari-endom. Egal wo man sich in der Kirchebefindet, immer sieht man irgendwo ei-ne Darstellung der Muttergottes. Des-halb ist es auch sehr passend, dass aufdem barocken Hochaltar (1647) als be-krönende Figur „Mariä Himmelfahrt“ zusehen ist.

„Die beliebteste Wienerin“, so hatunser Erzbischof Kardinal ChristophSchönborn einmal die Gottesmutter be-zeichnet und hinzugefügt: „Keine be-kommt täglich so viele Blumen und Ker-zen wie sie.“ Unter diesen vielen Marien-darstellungen gibt es einige, die als Gna-denbilder verehrt werden, allen voran

natürlich die ehrwürdige Ikone von MariaPócs (1676), die täglich von vielen Beternbesucht wird. Dieses schlichte, fast bäu-erlich naiv anmutende Gnadenbild, dasden Betrachter sofort anspricht, war das„Palladium“ (eine Art Hausheiligtum)der Habsburger und ist bis heute wohleiner der „durchbetetsten“ Orte unseresDomes. Daneben erfreut sich auch dielegendenumwobene Dienstbotenmut-tergottes (um 1300) bei der Domorgel –übrigens die älteste Marienfigur im Ste-phansdom – regen Besuchs, und unweitvon ihr ist das alte Gnadenbild „Maria inder Sonne“ (um 1470) das Ziel so man-cher Beter. Etwas versteckt - oder bessergesagt besonders behütet - wird in derEligiuskapelle, der Anbetungskapelle vonSt. Stephan, die Hausmuttergottes (um1330) verehrt. Ursprünglich als Gnaden-statue im Himmelpfortkloster kam sienach der Aufhebung des Klosters unterKaiser Joseph II. in den Stephansdom.Der größte und bedeutendste Marienal-tar ist natürlich der gotische Flügelaltar(1447) im Marienchor, eine Stiftung vonKaiser Friedrich III. für das Neukloster inWiener Neustadt, den wir wegen seinesursprünglichen Standortes als „WienerNeustädter Altar“ kennen und dessenPrachtseite einen Marienzyklus zeigt.Erst 1884 wurde er vom Domkapitel er-worben und steht seit 1952 an dieserStelle. Hier finden im Marienmonat Maidie Maiandachten und im Rosenkranz-monat Oktober die Rosenkranzandach-ten statt.

SchutzmantelmadonnaEine der beliebtesten und in ihrer Sym-bolik schönsten Mariendarstellungenist für viele die „Schutzmantelmutter-gottes“. Unter ihrem weiten, ausgebrei-teten Mantel suchen und finden dieverschiedenen Standesgruppen Zu-

»Die beliebteste Wienerin«St. Stephan – ein Mariendom. Von Reinhard H. Gruber

Domarchivar Reinhard H. Gruber

Schutzmantelmadonna auf der erstennördlichen Säule des Mittelschiffes, entstanden zwischen 1420 und 1460

„Unter deinen Schutz und Schirm …“ Diese Statue an der ersten südlichen Säule desMittelschiffes entstand zwischen 1430 und 1460; betritt man den Dom durch eines der Fürstenportale, fällt der Blick als erstes auf die Schutzmantelmuttergottes

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flucht: Man erkennt Papst und Kaiser,Bischof und Mönche, Frauen und Män-ner. Jeder Betrachter kann sich wohlselbst unter den gezeigten Personenwiederfinden. Diese Art der Darstellunggibt es etwa seit der Mitte des 13. Jahr-hunderts. Dabei wird das Symbol desMantelschutzes aus der weltlichenRechtsprechung in den religiösen Be-reich übertragen und zum Ausdruckheilsgewissen Geborgenseins: DerMantel bietet dem, der Zuflucht sucht,Schutz und Sicherheit. Darum wendetsich der Gläubige im Gebet vertrauens-voll an Maria. Das älteste uns erhalteneMariengebet, das auf einem koptischenPapyrus des 3. Jahrhunderts im Wüsten-sand entdeckt wurde und noch heute inder östlichen Liturgie verwendet undganz ähnlich auch bei uns gebetet wird,lautet: „Wir fliehen unter deine Barm-herzigkeit, Mutter Gottes, verschmähenicht unser Gebet in der Not, sondernerrette uns aus den Gefahren, du einzigReine und Gebenedeite.“ Dieses Fliehenunter den „Mantel der Barmherzigkeit“symbolisieren die Schutzmantelma-donnen.

Zuflucht und SchutzIm Dom gibt es drei dieser Marienfigu-ren. Die älteste (um 1320) befindet sichan der Südseite des Mittelchores in derNähe des Volksaltars, die beiden ande-ren im Mittelschiff jeweils am zweitennördlichen bzw. südlichen Pfeiler. DieStatue am nordwestlichen Pfeiler imMittelschiff ist wohl die schönste. Sieentspricht im Stil dem so genanntenspröden Realismus, stammt wahr-scheinlich aus einer lokalen Werkstätteunter Jakob Kaschauer bzw. aus demUmkreis des Niclaes Gerhaert van Ley-den und wurde zwischen 1446 und 1465geschaffen. Für das ikonografische Pro-gramm ist die Situierung der beiden Fi-guren von großer Bedeutung: Wenn derBischof oder der Landesfürst durch dasfür ihn reservierte Hauptportal den

Dom betrat, erblickte er im Tympanondie „Maiestas Domini“, Christus als Wel-tenrichter auf dem Thron, umgeben vonder Mandorla – eine eindringliche Erin-nerung an die Verantwortung des Herr-schers. Im Inneren stehen dann ernstund feierlich die Heiligenfiguren auf denSäulen Spalier und geleiten den Besu-cher hin zum Hauptaltar. Betraten dieeinfachen Menschen den Dom durchdas Singer- oder das Bischofstor, so fielihr erster Blick auf die Schutzmantelma-donna. So wie unter dem Mantel Mari-ens alle Zuflucht finden, so birgt der ho-he Dom unter seinem weiten Dach dieGläubigen:

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten, sondern errette uns jederzeit aus allen Gefahren, o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.Unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin.Versöhne uns mit deinem Sohne, empfiehl uns deinem Sohne, stelle uns vor deinem Sohne.Amen. n

Bei Maria Pócs suchen und finden Beter von früh bis spät Kraft und Trost

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Im Jahr des Glaubens ist es nicht nurnotwendig, die Glaubenshingabe anGott zu stärken und den Glaubensge-horsam dem Willen Gottes zu leben,sondern auch die Glaubensinhalte bes-ser kennen zu lernen. Wie kann ich anGott glauben und Ihm vertrauen wennich Ihn zu wenig kenne? Viele Christenhaben kaum Kenntnisse über die ein-zelnen Glaubenswahrheiten und derenTragweite für unser Leben nach demGlauben. Daher sollten wir die Unwis-senden in diesem Jahr des Glaubenslehren, durch ein eifriges Studium desKatechismus der Katholischen Kirche(KKK). Der emeritierte Papst BenediktXVI. fordert in seinem Vorwort zum Ju-gendkatechismus (YOUCAT): „Studiertden Katechismus! Das ist mein Her-zenswunsch. Studiert den Katechismusmit Leidenschaft und Ausdauer! Stu-diert ihn in der Stille Eurer Zimmer, lest

ihn zu zweit, wenn Ihr befreundet seid,bildet Lerngruppen und Netzwerke,tauscht Euch im Internet aus. Ihr müsstim Glauben noch viel tiefer verwurzeltsein als die Generation Eurer Eltern.“

Es ist ein Werk der Barmherzigkeitwenn wir Lerngruppen bilden und auchüber Kommunikationsmedien miteinan-der den YOUCAT studieren, um so dieGlaubensinhalte tiefer zu erfassen undneue Freude am Glauben zu finden.

Wer andere belehrt, hilft ihnen in ih-rer geistigen Not. Er trägt dazu bei, dasssie ihr Leben besser bewältigen können.Ein weises Wort lautet: „Gib dem Hungri-gen Brot, so hast du ihm in der Not ge-holfen; belehre ihn, so hast du ihm ausder Not geholfen.“

Von Herz zu HerzUnwissende lehren – was bedeutet das?Zunächst heißt das, dass wir alle An-

strengungen unternehmen müssen, umMenschen Wissen zu vermitteln und sieso auf das spätere Leben vorzubereiten.Für das Leben lernen wir. Nur der Ausge-bildete kann sich im Berufsleben bewäh-ren. Selbständiges Denken und Urteilenverschafft Tüchtigkeit und Tauglichkeitim praktischen Leben.

Unwissende lehren bedeutet nichtnur Analphabeten Lesen und Schreibenbeibringen und Wissensvermittlung

Die Unwissenden lehrenP. Bernhard Vosicky OCist über das 1. der sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201342

Werk der Barmherzigkeit

P. Dr. BernhardVos�icky OCist

ist Professor an derTheologischen

Hochschule und Wallfahrtsdirektorvon Heiligenkreuz

Immer wieder hat Jesus Menschen belehrt – bekanntestes Beispiel ist die Bergpredigt; hier dargestellt in einem Detail aus dem größten Fastentuch der Welt von Sepp Jahn und Edith Hirsch (Dominikanerinnenkloster Kirchberg am Wechsel, NÖ)

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durch schulische Ausbildung gewähren,sondern auch Herzensbildung. Wer nurden Verstand des Menschen anspricht,tut zu wenig. Der Mensch hat nicht nureinen Kopf sondern auch ein Herz. Da-rum ist es wichtig auch immer wiederdas Innerste im Menschen, sein Herz, an-zusprechen. Wer aus einem Menscheneinen guten Menschen machen will,darf das nicht aus dem Auge verlieren.Herz meint hier die Fähigkeit des Men-schen zu lieben, Rücksicht zu nehmen,anderen zu helfen, Freude zu empfindenund weiterzugeben, zu vertrauen, Brü-cken zu bauen … Ein Sprichwort sagt:„Was von Herzen kommt, geht auch zuHerzen. Was nicht von Herzen kommt,geht nicht zu Herzen.“ Daher bitten wirin der Herz Jesu Litanei den Herrn: „Jesus,sanftmütig und demütig von Herzen, bil-de unser Herz nach Deinem Herzen.“ So-mit ist es der Herr selbst, der unsere un-wissenden Herzen belehrt, bildet, formtund gestaltet und ihnen so das Formatseines liebenden Herzens schenkt. Mitdem Kopf gelingt viel im Leben, mit demHerzen alles!

Unwissende lehren heißt auch, dasswir anderen sagen und zeigen, wie wich-tig Gott im Leben des Menschen ist. Oh-ne Gott ist der Mensch letztlich allein,ohne Ihn geht vieles schief im Leben.„Wer glaubt ist nie allein!“ (Benedikt XVI.)Wir brauchen Gott um menschenwürdigexistieren zu können. Er trägt uns, wennuns nichts mehr trägt! Ohne Gott endetder Mensch unweigerlich im Nichts. Diehl. Theresia von Jesus/Theresa von Avila(1515–1582) belehrt die unwissendeMenschheit mit ihren weisen Worten:„Nichts soll dich ängstigen, nichts dicherschrecken! Alles vergeht! Gott aberbleibt derselbe! Wer Gott besitzt, demkann nichts fehlen. Gott allein genügt!“

Glaubwürdig lebenWer Unwissende lehrt wird auch das Ge-bet lehren, das nichts anderes ist als einvertrautes Gespräch mit einem gutenFreund, mit dem man oft und gern zu-sammenkommt. Der selige Papst Johan-nes XXIII. erklärt einer unwissendenMenschheit, die das Gebet kaum mehrkennt und praktiziert: „Der Mensch ist

nie so groß, als wenn er kniet vor seinemGott und Ihn anbetet.“ Wer richtig zu be-ten weiß, weiß auch richtig zu leben.

Das barmherzige Werk der BelehrungUnwissender setzt voraus, dass der Leh-rende selbst hinter dem steht, was er sagtund was er tut. Ohne das gute Vorbild desLehrers geht jede Belehrung des Schülersin die Irre. Jesus lehrt was er ist, was er lebtund was er bis zur letzten Konsequenzaus Liebe praktiziert. Er lehrt durch seinschweigendes Vorbild und Beispiel bis zurHingabe am Kreuz. Glaubwürdige Lehrersind heute mehr denn je gefragt. Glaub-haft ist nur die Liebe. Der Lehrer muss sel-ber ein Belehrter sein, bevor er lehren will(Anton Ziegenaus).

Der österreichische Dichter AdalbertStifter meint: „Ich glaube, dass es keineandere Krankheit der Zeit gibt als Un-wissenheit und Unredlichkeit und dassalles Übel, das in jüngster Vergangen-heit die Welt heimgesucht hat, alleinvon diesen zwei Dingen gekommen ist.“Daher ist Christus unser Lehrer undMeister, der Herz und Hirn von der Un-wissenheit befreit und die Armut desGeistes mit dem Reichtum der WeisheitGottes beschenkt. Er macht alles neu, in-dem er uns ein weises und ein hörendesHerz schenkt, das Gottes Wissen in sichsammelt. n

Mariazeller-Fest am 7. September 2013 im Stephansdom .In Hinwendung zum Patrozinium der Basilika Mariazell, Mariä Geburt, gibt es je-des Jahr um den 8. September das „Mariazeller-Fest“ im Stephansdom, an demauch die Wiener Wallfahrtsvereine teilnehmen. In früher Zeit waren der Dom unddie Curgeistlichkeit eng mit der Wallfahrt nach Mariazell verbunden, erst spätersplitterten sich aus der einen großen Wiener Wallfahrt die pfarransässigen Wall-fahrtsvereine auf. Aus jener Zeit stammte die domeigene Nachbildung der Ma-riazeller Gnadenstatue, die vor wenigen Jahren verloren gegangen ist. Deshalbwurde am 10. September 2011 eine neu angefertigte Nachbildung im Dom inthro-nisiert, beim jährlichen Mariazeller-Fest können die Gläubigen den Einzelsegenmit der Gnadenstatue empfangen.

„Mariazeller-Fest“ im Stephansdom: Samstag, 7. September, 17 UhrMariazeller-Litanei · Lichterprozession · Wallfahrts-Lieder · feierliches Hochamt ·Einzelsegen mit der Gnadenstatue

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Neue Herz Jesu-Tradition in St. Stephan

Herzliche Einladungzum Steffl-Kirtag im und um den Stephansdom!

Die Feier des Herz Jesu-Freitags (ersterFreitag im Monat) hat in St. Stephan seitLangem Tradition – eine Tradition, dienicht zuletzt von den Wiener Erzbischö-fen persönlich gepflegt wurde. Zum„Jahr des Glaubens“ wurden die monat-lichen Herz Jesu-Feiern mit Jahresbeginnnach einem neuen Konzept vorbereitetund Priesterpersönlichkeiten eingeladen,

die mit St. Stephan und der Herz Jesu-Verehrung verbunden sind.

Die Gottesdienste beginnen um je-weils um 19 Uhr mit einer kurzen An-dacht beim Baldachin-Altar mit dem alt-ehrwürdigen Herz Jesu-Bild, danach führteine Bittprozession zum Hauptaltar zurFeier der Messe mit Predigt und Musik-gestaltung. n

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201344

Aus der Dompfarre

Termine 2013: jeweils Freitag, 19 Uhr

7. Juni (Hochfest): Domdekan Prälat Karl Rühringer 5. Juli: Provinzial P. Lic. theol. Lorenz Voith 2. August: Abt Mag. Michael Prohazka 6. September: Regionalvikar DDr. Ludwig Juza 4. Oktober: Domdekan Prälat Karl Rühringer1. November: Allerheiligen, keine Herz Jesu-Messe6. Dezember: Abt P. Dr. Maximilian Heim

Vom 17.–26. Mai erwarten Sie wieder be-sondere Gottesdienste, Konzerte, dieLichtinstallation Chromotopia St. Ste-phan III (nähere Infos siehe Seite 30f.),sowie Spezialführungen im Dom. AmStephansplatz sind Sie eingeladen zu ei-nem reichhaltigen Angebot an guterWiener Küche, Gewerbe und Handwerk.

Als besondere Attraktion erwartetSie die Highline-Erstbegehung (s. S.45).

Einen Folder mit dem gesamten Kir-tags-Programm finden Sie eingelegt imPfarrblatt bzw. an verschiedenen Stellenim und um den Stephansdom, sowie aufunserer Homepage www.dompfarre.info.

50. Flohmarkt der Dompfarre:Sa 15. Juni von 10–17 UhrSo 16. Juni von 10–15 Uhr im Curhaus, Stephansplatz 3(Pfarrsäle im Erdgeschoß)

Warenabgabe vom 1.–12. Juni(z.B. Bücher, Hausrat, Uhren, Kleidung, Spielzeug, Werkzeug …)beim Portier im CurhausHerzliche Einladung!

»Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heils.«

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19.00–20.30 UhrThe Longfield Gospel SingersEin 80-köpfiger Chor singt die bekann-testen Gospel-Songs und Spirituals

20.30–22.00 UhrStunde der BarmherzigkeitMusik – Anbetung – Stille

22.00–23.00 UhrCharles Gounod: Cäcilien-MesseSolisten, Wr. Domchor und Domorchester

23.00–24.00 UhrOrgelmusikGustav Holst: Die PlanetenMichael Gailit, Orgel

0.00–1.00 UhrThe Vienna Horns: „Um Mitternacht“Das Ensemble aus ersten HornistenÖsterreichischer Orchester spielt Werkevon Knut Nystedt, John Tavener und Gustav Mahler

19.00–1.00 Uhr Victoria Coeln „Chromotopia St. Stephan III.“ Lichtinstallation rund um und in St. Stephan

19.00–22.00 Uhr Gräbergang in St. StephanMeditativer Rundgang durch die Kata-komben

19.00–22.00 Uhr Offene DombauhütteDombaumeister und Steinmetze infor-mieren. Die Dombauhütte ist von außenbegehbar.

19.00–22.00 Uhr 343 Stufen in die TürmerstubeBesteigung des Südturms

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 45

Die Lange Nacht der Kirchen im Stephansdom am 24. Mai 2013 von 19.00–1.00 Uhr

LANGE NACHTDER KIRCHEN

24.05.13

WWW.LANGENACHTDERKIRCHEN.AT

Highline-Erstbegehung am Stephansdom am 24. Mai!:Christian Waldner wird mit seiner Slackline den Stephansdom in rund 60 MeterHöhe vom südlichen Heidenturm zum Südturm (Steffl) überqueren.Show-Beginn ist jeweils um 18.00 und um 20.00 Uhr (wetterbedingte Änderun-gen vorbehalten).

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 201346

MaiMaiandacht:Täglich (Mo–Fr) 17.00 Uhr beim Wiener Neustädter Altar

So 12.5. 9.00 Uhr Pfarr-ErstkommunionMo 13.5. – Unsere liebe Frau in Fatima 17.00 Uhr Maiandacht mit Chorgestaltung mit Bischofsvikar FreistetterDi 14.5. 20.00 Uhr PfarrgebetDo 16.5. – Joh. Nepomuk 8.00 Uhr Altarpatrozinium 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen Vaters 19.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen Leidender und Kranker mit Dompfarrer FaberFr 17.5. – Beginn Steffl-KirtagSa 18.5. 9.00 Uhr Diözesanfirmung mit Kardinal Schönborn, Domdekan Rühringer und

Dompfarrer Faber 18.00 Uhr Hochamt zum Domweihefest mit Dompfarrer Faber und Domkurat McDonnell

(Predigt)So 19.5. – Pfingstsonntag 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn 16.30 Uhr Pontifikalvesper mit Kardinal SchönbornMo 20.5. – Pfingstmontag 10.15 Uhr Hochamt mit Domdekan RühringerMi 22.5. 17.00 Uhr Maiandacht mit Chorgestaltung mit Rektor P. Fux 20.00 Uhr Präsentation der Lichtinstallation von Victoria Coeln im Dom Fr 24.5. – Lange Nacht der Kirchen 18.00-1.00 Uhr (siehe S. 45)Sa 25.5. 17.00 Uhr Marienfeier mit Domdekan Rühringer (Festandacht, Lichterprozession, Hochamt)So 26.5. – Ende Steffl-Kirtag Nach allen Gottesdiensten verteilt die „aktion leben“ (gegen Spende)

5.000 Überraschungspackerl zum Tag des LebensMo 27.5. 8.00 Uhr Altarpatrozinium am DreifaltigkeitsaltarDo 30.5. – Fronleichnam 8.30 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn, anschl. Prozession durch die Innenstadt 16.30 Uhr VesperFr 31.5. 17.00 Uhr Maiandacht mit Chorgestaltung mit Abt Prohazka, Segnung und Verteilung der

Marienrosen

JuniSo 2.6. 10.15 Uhr Pfarrfirmung mit Dompfarrer FaberFr 7.6. – Hochfest Herz Jesu 19.00 Uhr Hl. Messe am Herz Jesu-Hochfest mit Domdekan Rühringer Do 13.6. – Antonius 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen VatersFr 14.6. 19.00 Uhr Stunde der BarmherzigkeitSa 15.6. 9.00 Uhr Priesterweihe mit Kardinal SchönbornSa 22. und So 23.6. 50.Flohmarkt der Dompfarre (Warenabgabe: 1. – 12.6. beim Portier im Curhaus)Mo 24.6. – Geburt Johannes der Täufer 8.00 Uhr Altarpatrozinium Johannes BaptistDo 27.6. 19.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen Leidender und KrankerSa 29.6. – Peter und Paul 12.00 Uhr Altarpatrozinium Peter und PaulSo 30.6. Beginn der Sommerordnung (geänderte Gottesdienst- und Beichtzeiten im Dom)

JuliFr 5.7. – Herz Jesu-Freitag 19.00 Uhr Herz Jesu-Messe mit Provinzial VoithDo 11.7. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen Vaters

Termine in St.Stephan

Aus der Dompfarre

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013 47

AugustFr 2.8. – Herz Jesu-Freitag 19.00 Uhr Herz Jesu-Messe mit Abt ProhazkaDo 8.8. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen VatersMi 14.8. 7.30 Uhr Altarpatrozinium Maria in der Sonne Do 15.8. – Hochfest Mariä Himmelfahrt 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal SchönbornMi 28.8. 10.00 Uhr Fiakrius-Messe mit Dompfarrer FaberSa 31.8. Ende der Gottesdienst-Sommerordnung

SeptemberFr 6.9. – Herz Jesu-Freitag 19.00 Uhr Herz Jesu-Messe mit Regionalvikar JuzaSa 7.9. 17.00 Uhr Mariazeller-FestDo 12.9. – Maria Namen 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen VatersSa 14.9. 16.00 Uhr Maria Namen-FeierSo 15.9. 15.00 Uhr Maria Namen-FeierDi 24.9. 16.00 Uhr Medjugorje Friedensgebet

OktoberRosenkranzandacht:Täglich (Mo-Fr) 17.00 Uhr beim Wiener Neustädter Altar

Fr 4.10. – Franziskus 8.00 Uhr Altarpatrozinium 17.00 Uhr Tiersegnung am Stephansplatz mit Dompfarrer Faber 19.00 Uhr Herz Jesu-Messe mit Domdekan RühringerSa 5.10. 17.00 Uhr MarienfeierDo 10.10. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen VatersDo 17. – Sa 19.10. Diözesanversammlung im StephansdomSa 26.10. – Nationalfeiertag 17.00 Uhr Marienfeier Schutzfrau Österreichs

November1.11. – Allerheiligen 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn 16.30 Uhr Vesper mit Kardinal Schönborn2.11. – Allerseelen 17.00 Uhr Totengedenken/Gräbergang mit Dompfarrer Faber und Chorgestaltung 18.00 Uhr Requiem für alle Verstorbenen mit Kardinal SchönbornFr 8.11. 20.00 Uhr Nacht der Mystik im StephansdomDo 14.11. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen VatersFr 22.11. – Cäcilia 8.00 Uhr Altarpatrozinium Sa 23.11. 18.00 Uhr Hl. Messe zur Präsentation des neuen Gotteslobes mit Kardinal SchönbornMo 25.11. – Katharina 8.00 Uhr Kapellenpatrozinium Sa 30.11. – Andreas 17.00 Uhr Adventkranzsegnung mit Dompfarrer Faber

DezemberMo 2.12. – Eligius 8.00 Uhr KapellenpatroziniumDi 3.12. – Franz Xaver 8.00 Uhr AltarpatroziniumFr 6.12. – Nikolaus 19.00 Uhr Herz Jesu-Messe mit Abt HeimSo 8.12. – 2. Advent 16.30 Uhr Immaculata-Feier mit Kardinal SchönbornDo 12.12. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Heiligen Vaters

Alle weiteren Termine entnehmen Sie bitte unserer Homepage: www.dompfarre.infoKurzfristige Änderungen vorbehalten

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Chronik

48 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013

»Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…«Seien Sie gegrüßt!Nach längerer Abstinenz melde ich michwieder bei Ihnen in der Hoffnung, dasses Ihnen halbwegs nach Wunsch geht.Nach einem langen, sehr trüben Winterfreuen wir uns nun über die Sonne unddas blühende Leben, das den Augen undder Seele so gut tut. Jedes Jahr bin ichvon neuem überwältigt, wie positiv sichSonne und Licht auf die Menschen aus-wirken, wie die Lebensgeister erwachenund die Laune sich hebt. Der Kreislaufder Jahreszeiten ist einfach faszinierend.„Seht, ich mache alles neu“, lautet der Ti-tel dieses Pfingst-Pfarrblattes und ichfinde, er passt sehr gut sowohl zur kalen-darischen Jahreszeit als auch zur liturgi-schen: Das hohe Pfingstfest, der Ge-burtstag der Kirche, steht vor der Tür. Seitunserem letzten Pfarrblatt ist einiges ge-schehen. Papst Benedikt XVI., der 2007im Stephansdom mit der Gemeinde Got-tesdienst gefeiert hat, ist unerwartetaus Altersgründen zurückgetreten. Nachspannenden Tagen des Vorkonklavesund dann der Papstwahl haben wir inPapst Franziskus einen neuen Papst be-kommen, der seit seinem ersten Auftrittdas Papstamt in einer neuen, anderenWeise ausübt als seine Vorgänger. Inmeinem langen Leben habe ich schonviele Päpste erlebt – zur Zeit der Chor-

weihe 1340 residierten sie gerade in Avi-gnon –, drei haben den Dom besucht, je-der hat dieses schwierige Amt auf seineeigene, individuelle Art nach den Um-ständen der Zeit ausgefüllt. Und immergab es begeisterte Zustimmung, lauteund leise Kritik sowie rigorose Ableh-nung. „Allen Menschen recht getan, isteine Kunst, die niemand kann!“ lehrt einaltes Sprichwort und ich habe einmalaufgeschnappt, wie jemand hinzugefügthat: „Nicht einmal der Herrgott!“ Wiedem auch sei, mit Dankbarkeit und Res-pekt denke ich an Papst Benedikt und er-bitte für den neuen Papst weiterhin denBeistand des Heiligen Geistes. Und ichbin mir sicher, dass auch Sie, liebe Leser,dies tun werden.

Aber auch in der Domkirche wurdemanches neu. Am Domweihetag, dem23. April, konnte nach einjähriger Restau-rierung die Reliquienkapelle im West-werk wieder feierlich eröffnet werden. Inihr kann nun der Reliquienschatz vonSt. Stephan im Rahmen der Ausstellung„Der Domschatz kehrt zurück“ bewun-dert werden. Die Reliquien der Heiligenhaben in der Allerheiligenkirche St. Ste-phan wieder einen würdigen Ort gefun-den. Und etwas ganz Neues gibt es auch:Die romanische Turmkammer des nördli-chen Heidenturms ist nun auch zugäng-lich, man kann in einem der ältestenRäume des Domes stehen und sich an je-nen Reliquien erfreuen, die Pfarrer Tho-mas Lambrichs, Dechant von Erdberg,über Jahre gesammelt und der Domkir-che übergeben hat. Der Steffl sagt Dankeund Vergelt’s Gott!

Ihnen allen ein gesegnetes Pfingst-fest und viel Vertrauen in das Wirken desHeiligen Geistes, der alles neu macht!

So grüße ich Sie wie immer mit ei-nem herzlichen „Grüß Gott“!

Der DomschatzDer Domschatz

Domkirche St. Stephan zu Wien

www.der-domschatz-kehrt-zurueck.at

www.kailuweit-kultur.com

Ab 3. Juli 2012 | Westempore von St. Stephan

Die Ausstellung auf der Westemporevon St. Stephan ist geöffnet: täglich von 10 bis 18 Uhr, Sonn- u. Feiertags von 13 bis 18 Uhr.

Ein- und Ausblicke

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Induktiv Hören in St.StephanDer Stephansdom verfügt über eine induktive Hörschleife.Schwerhörige mit Hörgerät sind eingeladen, im blau markiertenBereich die Gottesdienste mitzufeiern.

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Mit Paulus unterwegs

2.-11. April 2014

GERUFEN IN DIE SCHULE DES

MEISTERS

Weitere Informationen:

Erzdiözese Wien Stabstelle APG

www.apg2010.at

„Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht,sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“(Paulus an die Gemeinde von Ephesus: 2,19)

AthenKorinth

Split

Thessaloniki

Venedig

Ephesus

Patmos

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DiözesanwallfahrtVon Paulus lernen: als Gemeinde leben, Gemeinde gründen und aufbauenSchifffahrt mit einer Kombination aus Bibelschule, Wallfahrt,Freizeit und Kultur – zusammen mit Kardinal Dr. ChristophSchönborn und Vertretern der Diözesanleitung

Im Lesen von Paulustexten, im Hören über sein Leben, im Be-sichtigen ausgewählter Orte seines Wirkens und im Auseinan-dersetzen mit seiner Bedeutung für uns heute wollen wir denApostel und seine Botschaft besser kennenlernen. Es wird ge-meinsame Zeiten des Austausches, des Gebetes, der Liturgie unddes Feierns geben.

Wir wünschen uns für die Teilnehmer der Wallfahrt eine neueErfahrung der Schönheit des Glaubens, um gestärkt und gesandtin den Alltag zurück zu kommen.

Weitere InformationenKosten: ab 999,– ( je nach Kabinenkategorie) inkl. aller am Pro-gramm angeführten Transfers und Ausflüge, Vollpension, geistli-chem und kulturellem Programm.

Stabstelle APG – [email protected] – Tel: 01/51552-3594

»Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.«

Aristoteles

Hinweis.Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass es in diesemJahr kein Osterpfarrblatt gegeben hat. Dafür haben wir erst-mals seit langer Zeit ein Pfingstpfarrblatt erarbeitet, dasrechtzeitig zum Steffl-Kirtag (17. – 26. Mai) und zur LangenNacht der Kirchen (24. Mai) erscheint. Die nächste Pfarrblattnummer wird die Weihnachtsausgabe2013 sein. Die Redaktion

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51Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Pfingsten 2013

Kultur und Wirtschaft im Dialog.

In Wien bestehen Kunst, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft oft in stiller Übereinkunft nebeneinander. Was könnte da befruchtender sein, als ein Ort des Dialoges, offen für alle, die einander begegnen möchten – oder es lange schon wollten. Mit dem von Grund auf behutsam renovierten ehemaligen „Verkehrsbureau“ am Naschmarkt, dem Novomatic Forum, ist Wien nun um einen neuen Ort für den Dialog von Kultur und Wirtschaft reicher.

Arbeiten und relaxen im Herzen der Stadt. Das Novomatic Forum ist ein Hotspot. Gratis ins Internet mit Freewave.

Friedrichstraße 7, 1010 Wienwww.novomaticforum.com

Willkommen im Novomatic Forum.

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DompfarrerToni Faber 51552-3521

[email protected]. bis Fr. 9.00–12.00 Uhr

www.dompfarre.infowww.facebook.com/Dompfarre

[email protected] Fax: 51552-3720Christian D. Herrlich 51552-3530

[email protected]. Susanne Leibrecht 51552-3535

[email protected] Michalke 51552-3136

[email protected] und TrauungsanmeldungAnna Jez (zusätzlich Fr. 14.00–18.00 Uhr) 51552-3534

[email protected], SeniorenpastoralMariette Auersperg 51552-3544Mi. und Do., 9.30–11.30

[email protected] H. Gruber 51552-3531Altmatrikeneinsicht Do. 13.00–15.00 Uhr

[email protected]@edw.or.at

Domsakristei 51552-3536Kirchenmeisteramt/FührungenFinanz- und Verwaltungs-direktion 51552-3767Führungsanmeldung 51552-3054

[email protected]

Führungen für Klein und Groß 0664/46 22 007

Dombausekretariat 51552-3714Portier des Curhauses 51552-3540Dommusik www.dommusik-wien.at

[email protected] Markus Landerer

[email protected]

MMag. Ernst Wally [email protected]

Dommusikus Mag. Thomas Dolezal 0699/1500 21 31

[email protected]

Impressum.P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 SImpressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan, Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874 (1766)Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommu ni ka -tionsorgan der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glau-bensverkündigung und die Seelsorge.Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Toni Faber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit derAnsicht des Herausgebers übereinstimmen.Bildnachweis und Autorenverzeichnis siehe Seite 29.Gestaltung und Satz: Charly Krimmel / ww.sonderzeichen.atDruck: Zimmer Offset- und Digitaldruckges. mbH, 1160 Wien gedruckt auf Offset papier, chlorfrei gebleicht.

Zum Nachdenken

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So erreichen Sie uns:

Der Heilige Geist, die Kraft von oben, soll uns immerneu bewegen und ermutigen: zum nächsten Schritt,zum Einsatz für andere, zur Dankbarkeit, zur Großherzigkeit – damit wir selbst und die Welt, in der wir leben, neu werden. Das wünscht Ihnen, unseren Lesern, zum diesjährigen Pfingstfest Dompfarrer Toni Faber mit dem Redaktionsteam.

Die Kraft, die „das Antlitz der Erde erneuern“ kannDie Kraft des Heiligen Geistes beschränkt sich nicht darauf, uns zu erleuchten und zutrösten. Sie richtet uns auch auf die Zukunft aus, auf das Kommen des Gottesreiches.Was für eine wunderbare Vision einer erlösten und erneuerten Menschheit sehen wirin der neuen Zeit, die uns vom Evangelium verheißen wird! Der hl. Lukas sagt uns, dassJesus Christus die Erfüllung aller Verheißungen Gottes ist, der Messias, der den Heili-gen Geist in Fülle besitzt, um ihn mit der ganzen Menschheit zu teilen. Die Ausgie-ßung des Geistes Christi auf die Menschheit ist ein Unterpfand der Hoffnung und derErlösung von allem, was uns verarmen lässt. Sie schenkt den Blinden neues Augen-licht, sie befreit die Zerschlagenen und schafft Einheit in und durch Verschiedenheit(vgl. Lk 4,18-19; Jes 61,1-2). Diese Kraft kann eine neue Welt schaffen: sie kann „das Ant-litz der Erde erneuern“ (vgl. Ps 104,30)!

Die Kraft, die Gnade des Geistes, ist nicht etwas, das wir uns verdienen oder erarbei-ten, sondern nur als reines Geschenk empfangen können. Gottes Liebe kann ihre Kraftnur entfalten, wenn wir zulassen, dass sie uns von innen her verändert. Wir müssensie die harte Kruste unserer Gleichgültigkeit, unserer geistlichen Trägheit und unsererblinden Anpassung an den Geist dieser Zeit durchbrechen lassen. Nur dann könnenwir sie unsere Vorstellungskraft entflammen und unsere tiefsten Sehsüchte formenlassen. Aus diesem Grund ist das Gebet so wichtig: das tägliche Gebet, das persönli-che Gebet in der Stille unseres Herzens und vor dem Allerheiligsten und das liturgi-sche Gebet im Herzen der Kirche. Gebet ist reine Aufnahmebereitschaft für GottesGnade, Liebe in Aktion, Gemeinschaft mit dem Geist, der in uns wohnt und uns durchJesus in der Kirche zu unserem himmlischen Vater führt.

Papst Benedikt XVI. bei der Eucharistiefeier zum Abschluss des XXIII. Weltjugendtages in Sydney, 20. Juli 2008

Hinweis zum Titelbild: Die Flamme ist eines von sechs Fensterbildern der „Sonnenau“-Hauskapelle in Schönstatt/Vallendar der Künstlerin Maria Kiess.