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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle 7. Foliensatz Betriebssysteme und Rechnernetze Prof. Dr. Christian Baun Frankfurt University of Applied Sciences (1971–2014: Fachhochschule Frankfurt am Main) Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften [email protected] Prof. Dr. Christian Baun – 7. Foliensatz Betriebssysteme und Rechnernetze – FRA-UAS – SS2018 1/27

7. Foliensatz Betriebssysteme und Rechnernetze · 2020. 10. 1. · GrundlagenderComputervernetzung ProtokolleundReferenzmodelle 7.Foliensatz BetriebssystemeundRechnernetze Prof.Dr.ChristianBaun

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

7. FoliensatzBetriebssysteme und Rechnernetze

Prof. Dr. Christian Baun

Frankfurt University of Applied Sciences(1971–2014: Fachhochschule Frankfurt am Main)Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften

[email protected]

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Heute

Organisatorisches zur VorlesungGrundlagen der Computervernetzung

Parallele/serielle DatenübertragungRichtungsabhängigkeit der DatenübertragungBitrate, BaudrateBandbreite, Latenz

ProtokolleTCP/IP-ReferenzmodellHybrides ReferenzmodellOSI-Referenzmodell

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Einordnung der Computernetze in die Informatik

Computernetze gehören zur praktischen Informatik und technischen Informatik

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Zwingend nötige Elemente für Computernetzwerke

Für den Aufbau und Betrieb eines Computernetzwerks sind nötig:1 ≥ 2 Endgeräte mit Netzwerkdiensten

Die Rechner in einem Computernetz sollen miteinander kommunizierenoder gemeinsam Ressourcen nutzenEin Netzwerkdienst stellt einen Dienst (Service) zur Kommunikation odergemeinsamen Ressourcennutzung bereit

2 Übertragungsmedium zum Datenaustausch (siehe Foliensatz 8)Gängige Übertragungsmedien für leitungsgebundene Netze sind elektrischeLeiter (Twisted-Pair-Kabel oder Koaxialkabel) und LichtwellenleiterAuch nicht-leitungsgebundene (drahtlose) Übertragung ist möglich

3 Netzwerkprotokolle (siehe Folie 12)Regeln, die festlegen, wie Rechner miteinander kommunizieren können

Regeln (Netzwerkprotokolle) sind zwingend nötig. Ansonsten können sich dieKommunikationspartner nicht verstehen. Man stelle sich einen Telefonanruf ins Ausland vor. DieVerbindung kommt zustande, aber kein Teilnehmer versteht die Sprache des anderen. Nur wennbeide Kommunikationspartner die gleiche Sprache sprechen, ist Kommunikation möglich

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Parallele Datenübertragung Bildquelle: http://www.elektron-bbs.de und Google

Kommunikation zwischen Rechnern ist mit paralleler und seriellerDatenübertragung möglichBei paralleler Datenübertragung gibt es neben den Steuerleitungenmehrere Datenleitungen

Beispiel: Parallele Schnittstelle zumklassischen Anschluss von Druckern

Darüber kann pro Zeiteinheit einkomplettes Byte an Daten übertragenwerden

Vorteil: Hohe GeschwindigkeitNachteil: Es sind viele Leitungen nötig

Das ist bei großen Distanzenkostenintensiv und aufwändig

Anwendung: Lokale Bus-Systeme

Das Bild zeigt die parallele Schnittstelle (25-polig)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Serielle Datenübertragung Bildquelle: http://www.elektron-bbs.de

Bei serieller Datenübertragungwerden die Bits auf einer Datenleitungnacheinander übertragen

Ein Byte übertragen dauert 8x so langewie bei paralleler Datenübertragung(mit 8 Datenleitungen)

Vorteil: Auch für große Distanzengeeignet, da nur wenige Leitungen nötigNachteil: Geringerer DatendurchsatzAnwendung: Lokale Bus-Systeme undVerbindungen in Computernetzen

Das Bild zeigt die serielle Schnittstelle (25-polig)

Das Bild zeigt die serielle Schnittstelle (9-polig)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Richtungsabhängigkeit der Datenübertragung

SimplexDer Informationstransfer funktioniert nur in einer RichtungNach dem Ende der Übertragung kann der Kommunikationskanal voneinem anderen Sender verwendet werdenBeispiele: Radio, Fernsehen und Funkmeldeempfänger (Pager)

Duplex (Vollduplex)Der Informationstransfer funktioniert in beide Richtungen gleichzeitigBeispiele: Telefon, Netzwerke mit Twisted-Pair-Kabeln, denn diese bietenseparate Leitungen zum Senden und Empfangen

Wechselbetrieb (Halbduplex)Der Informationstransfer funktioniert in beide Richtungen, aber nichtgleichzeitigBeispiele:

Netzwerke auf Basis von Glasfaser- oder Koaxialkabeln, denn hier gibt esnur eine Leitung für Senden und EmpfangenFunknetze mit nur einem Kanal

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Bitrate und Baudrate Bildquelle: http://maggiesfarm.anotherdotcom.com

Bitrate: Anzahl der übertragenen Nutzdaten in Bits pro ZeiteinheitTypischerweise wird in Bit pro Sekunde (Bit/s) gemessen

Baudrate: Anzahl der übertragenen Symbole pro SekundeBaud nennt man auch Schrittgeschwindigkeit oder Symbolrate1 Baud ist die Geschwindigkeit, wenn 1 Symbol pro Sekunde übertragenwirdUrsprünglich gab die Baudrate die Signalisierungsgeschwindigkeit beimTelegrafen an, also die Anzahl der Morsezeichen pro Sekunde

Das Verhältnis zwischen Bitrate und Baudrate hängt vom verwendetenLeitungscode ab

Leitungscode. . .

Der Leitungscode legt in Computernetzen fest, wie Signale auf demverwendeten Übertragungsmedium übertragen werdenDen Leitungscode einer Netzwerktechnologie legt das verwendeteProtkoll der Bitübertragungsschicht festAus Zeitgründen können wir dieses Thema in BSRN nicht behandeln

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Bandbreite und Latenz (1/2)

Entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Computernetzes:Bandbreite (Durchsatz)Latenz (Verzögerung)

Die Bandbreite gibt an, wie viele Bits innerhalb eines Zeitraums überdas Netzwerk übertragen werden können

Bei einem Netzwerk mit einer Bandbreite bzw. Durchsatzrate von1Mbit/s können eine Millionen Bits pro Sekunde übertragen werden

Ein Bit ist somit eine millionstel Sekunde, also 1µs breitVerdoppelt sich die Bandbreite, verdoppelt sich die Bits, die pro Sekundeübertragen werden können

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Bandbreite und Latenz (2/2)

Die Latenz eines Netzwerks ist die Zeit, die nötig ist, bis eine Nachrichtvon einem Ende des Netzwerks zum anderen Ende gelangt ist

Latenz = Ausbreitungsverzögerung + Übertragungsverzögerung + Wartezeit

Ausbreitungsverzögerung =Entfernung

Lichtgeschwindigkeit ∗ Ausbreitungsfaktor

Entfernung: Länge der NetzwerkverbindungLichtgeschwindigkeit: 299.792.458m/sAusbreitungsfaktor (Verkürzungsfaktor): Vakuum = 1, TP-Kabel = 0,6, Glasfaser = 0,67, Koaxialkabel = 0,77

Übertragungsverzögerung =Nachrichtengröße

BandbreiteÜbertragungsverzögerung = 0, wenn die Nachricht nur auseinem einzigen Bit besteht

Wartezeiten gegeben sich durch Netzwerkgeräte (z.B. Switche)Diese müssen empfangene Daten vor dem Weiterleiten zwischenspeichern

Wartezeit = 0, wenn es sich bei der Netzwerkverbindung zwischen Sender und Empfänger um eine Direktverbindung handelt

Quelle: Larry L. Peterson, Bruce S. Davie. Computernetzwerke. dpunkt (2008)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Bandbreite-Verzögerung-Produkt

Berechnet das Volumen einer NetzwerkverbindungSignale bewegen sich auf Übertragungsmedien nicht unendlich schnell

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit wird in jedem Fall von derLichtgeschwindigkeit begrenzt und hängt vom Ausbreitungsfaktor(Verkürzungsfaktor) des Übertragungsmediums ab

Das Produkt aus Bandbreite und Verzögerung (Latenz) entspricht dermaximalen Anzahl Bits, die sich zwischen Sender und Empfänger in derLeitung befinden können

Beispiel: Ein Netzwerk mit 100Mbit/s Bandbreite und 10ms Latenz

100.000.000Bits/s× 0, 01 s = 1.000.000Bits

Es befinden sich maximal 1.000.000Bits auf der NetzwerkverbindungDas entspricht 125.000Bytes (ca. 123 kB)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Protokolle

Ein Protokoll ist die Menge aller vorab getroffenen Vereinbarungenzwischen Kommunikationspartnern

Zu den Vereinbarungen gehören:Regeln zum Aufbau und Abbau von VerbindungenArt und Weise der Synchronisation von Sender und EmpfängerMaßnahmen zur Erkennung und Behandlung von ÜbertragungsfehlernDefinition gültiger Nachrichten (Vokabular)Format und Kodierung von Nachrichten

Protokolle definieren. . .die Syntax (= Format gültiger Nachrichten)die Semantik (= Vokabular und Bedeutung gültiger Nachrichten)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Schichtenmodelle

Kommunikation in Computernetzen ist in Schichtenmodelle unterteiltJede Schicht (Layer) behandelt einen bestimmten Aspekt derKommunikation und bietet Schnittstellen zur darüberliegenden unddarunterliegenden SchichtJede Schnittstelle besteht aus einer Menge von Operationen, diezusammen einen Dienst definierenIn den Schichten werden die Daten gekapselt (=⇒ Datenkapselung)Weil jede Schicht in sich abgeschlossen ist, können einzelne Protokolleverändert oder ersetzt werden, ohne alle Aspekte der Kommunikationzu beeinflussenDie bekanntesten Schichtenmodelle sind. . .

das TCP/IP-Referenzmodell,das OSI-Referenzmodellund das hybride Referenzmodell

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

TCP/IP-Referenzmodell bzw. DoD-Schichtenmodell

Wurde ab 1970 vom Department of Defense (DoD) im Rahmen desArpanet entwickeltDie Aufgaben der Kommunikation wurden in 4 aufeinander aufbauendeSchichten unterteiltFür jede Schicht ist festgelegt, was sie zu leisten hatDiese Anforderungen müssen Kommunikationsprotokolle realisieren

Konkrete Umsetzung wird nicht vorgegeben und kann unterschiedlich seinDaher existieren für jede der 4 Schichten zahlreiche Protokolle

Nummer Schicht Protokolle (Beispiele)4 Anwendungsschicht HTTP, FTP, SMTP, POP3, DNS, SSH, Telnet3 Transportschicht TCP, UDP2 Internetschicht IP (IPv4, IPv6), ICMP, IPsec, IPX1 Netzzugangsschicht Ethernet, WLAN, ATM, FDDI, PPP, Token Ring

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

TCP/IP-Referenzmodell – Nachrichtenaufbau

Jede Schicht fügt einer Nachricht zusätzliche Informationen als Headerhinzu

Einige Protokolle (z.B. Ethernet) fügen in der Netzzugangsschicht nichtnur einen Header, sondern auch einen Trailer am Ende der Nachricht anHeader (und Trailer) wertet der Empfänger auf gleicher Schicht aus

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Hybrides Referenzmodell

Das TCP/IP-Referenzmodell wird in der Literatur häufig (u.a. beiAndrew S. Tanenbaum) als fünfschichtiges Modell dargestellt

Grund: Es ist sinnvoll, die Netzzugangsschicht in 2 Schichtenaufzuteilen, weil diese völlig unterschiedliche Aufgabenbereiche haben

Dieses Modell ist eine Erweiterung des TCP/IP-Modells und heißthybrides Referenzmodell

Die Aufgaben der einzelnen Schichten werden anhand des hybriden Referenzmodells diskutiert

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Bitübertragungsschicht – Physical Layer (siehe Foliensatz 8)

Überträgt die Einsen und NullenPhysischer Anschluss an das NetzUmsetzung (Kodierung) der Daten in Signale

Protokoll und Übertragungsmedium bestimmenu.a.:

Wie viele Bits können pro Sekunde gesendetwerden?Kann die Übertragung in beide Richtungengleichzeitig stattfinden?

Geräte: Repeater, Hub (Multiport Repeater)

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Sicherungsschicht – Data Link Layer (siehe Foliensatz 9)

Ermöglicht fehlerfreien Austausch von Rahmenzwischen Netzwerkgeräten in physischen Netzen

Erkennt Übertragungsfehler mit PrüfsummenRegelt den Zugriff auf das Übertragungsmedium(z.B. via CSMA/CD oder CSMA/CA)

Definiert physische Adressen (MAC-Adressen)

Beim Sender: Verpackt die Pakete der Vermittlungsschicht in Rahmen(Frames) und überträgt sie mit der gewünschten Zuverlässigkeitinnerhalb eines physischen Netzes von einem Gerät zum anderenBeim Empfänger: Erkennt die Rahmen imBitstrom der BitübertragungsschichtGeräte: Bridges, Layer-2-Switches(Multiport-Bridges) und Modems verbindenphysische Netze

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Vermittlungsschicht – Network Layer (siehe Foliensatz 10)

Vermittelt (routet) Pakete zwischen logischenNetzen (über physische Netze)

Für dieses Internetworking definiert dieVermittlungsschicht logische Adressen (IPs)Jedes Paket wird unabhängig ans Ziel vermittelt(geroutet) und der Pfad nicht aufgezeichnet

Beim Sender: Verpackt die Segmente derTransportschicht in PaketeBeim Empfänger: Entpackt die Pakete aus denRahmen der SicherungsschichtRouter und Layer-3-Switches verbinden logische Netze

Meist wird das verbindungslose Internet Protocol(IP) verwendet

Andere Protokolle (z.B. IPX) wurden von IPverdrängt

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Transportschicht – Transport Layer (siehe Foliensatz 11)

Transportiert Segmente zwischen Prozessen aufunterschiedlichen Geräten über sog.Ende-zu-Ende-ProtokolleBeim Sender: Verpackt die Daten derAnwendungsschicht in SegmenteBeim Empfänger: Entpackt die Segmente in denPaketen der VermittlungsschichtAdressiert Prozesse mit Portnummern

Sicherungsschicht und Vermittlungsschicht adressieren Netzwerkgerätephysisch und logisch

Verschiedene Protokolle bieten verschiedene KommunikationsformenUDP (User Datagram Protocol): Verbindungslose KommunikationTCP (Transport Control Protocol): Verbindungsorientierte Komm.

Kombination TCP/IP = de-facto Standard für Computernetze

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Anwendungsschicht – Application Layer (siehe Foliensatz 12)

Enthält alle Protokolle, die mitAnwendungsprogrammen (z.B. Browser oderEmail-Programm) zusammenarbeitenHier befinden sich die eigentlichen Nachrichten(z.B. HTML-Seiten oder Emails), formatiertentsprechend dem jeweiligenAnwendungsprotokollBeispiele für Anwendungsprotokolle: HTTP,FTP, SMTP, POP3, DNS, SSH, Telnet

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Ablauf der Kommunikation (1/2)

Vertikale KommunikationNachrichten werden von oben nach unten Schicht für Schicht verpacktund beim Empfänger in umgekehrter Schichtreihenfolge wieder entpacktData Encapsulation (Datenkapselung) und De-encapsulation

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Ablauf der Kommunikation (2/2)

Horizontale KommunikationAuf den gleichen Schichten von Sender und Empfänger werden jeweils diegleichen Protokollfunktionen verwendet

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

OSI-Referenzmodell

Einige Jahre nach dem TCP/IP-Referenzmodell (1970er Jahre) wurdedas OSI-Referenzmodell ab 1979 entwickelt

1983: Standardisiert von der Intern. Organisation für Normung (ISO)OSI = Open Systems Interconnection

Der Aufbau ist dem TCP/IP-Referenzmodell ähnlichDas OSI-Modell verwendet aber 7 Schichten

Im Gegensatz zum hybridem Referenzmodell sind die Aufgaben derAnwendungsschicht beim OSI-Referenzmodell auf 3 Schichten aufgeteilt

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Sitzungsschicht – Session Layer

Kontrolliert die Dialoge (Verbindungen) zwischen ProzessenLegt fest, welcher Teilnehmer als nächstes senden darf

Ermöglicht Kontrollpunkte, die in längeren Datenübertragungen zurSynchronisierung eingebaut werden können

Beim Verbindungsabbruch kann zum letzten Kontrollpunkt zurückgekehrtwerden und die Übertragung muss nicht von vorne beginnen

Beispiele für Protokolle mit den geforderten Fähigkeiten: Telnet zurFernsteuerung von Rechnern und FTP zur Übertragung von Dateien

Diese können aber auch der Anwendungsschicht zugeordnet werdenDie Anwendungsschicht enthält die Protokolle, die dieAnwendungsprogramme verwenden

FTP und Telnet werden direkt von den Anwendungsprogrammenverwendet und nicht von abstrakteren Protokollen in höheren Ebenen

Darum ist es sinnvoller die Protokolle der Sitzungsschicht derAnwendungsschicht zuzuordnen

Die Sitzungsschicht wird in der Praxis kaum benutzt, da alle dieser Schichtzugedachten Aufgaben heute Anwendungsprotokolle erfüllenProf. Dr. Christian Baun – 7. Foliensatz Betriebssysteme und Rechnernetze – FRA-UAS – SS2018 25/27

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Darstellungsschicht – Presentation Layer

Enthält Regeln zur Formatierung (Präsentation) der NachrichtenDer Sender kann den Empfänger informieren, dass eine Nachricht ineinem bestimmten Format (z.B. ASCII) vorliegt, um die eventuell nötigeKonvertierung beim Empfänger zu ermöglichenDatensätze können hier mit Feldern (z.B. Name, Matrikelnummer. . . )definiert werdenArt und Länge der Datentypen können definiert werdenAuch Kompression und Verschlüsselung sind der Darstellungsschichtzugedachte Aufgabenbereiche

Die Darstellungsschicht wird in der Praxis kaum benutzt, da alle dieserSchicht zugedachten Aufgaben heute Anwendungsprotokolle erfüllen

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Grundlagen der Computervernetzung Protokolle und Referenzmodelle

Fazit zu den Referenzmodellen

Fazit: Das hybride Referenzmodell bildet die Funktionsweise vonComputernetzen realistisch ab

Es unterscheidet die Bitübertragungsschicht und SicherungsschichtDas ist sinnvoll, weil die Aufgabenbereiche so unterschiedlich sind

Es unterteilt die Anwendungsschicht nichtDas wäre auch nicht sinnvoll, weil es in der Praxis nicht stattfindetFunktionalitäten, die für Sitzungs- und Darstellungsschicht vorgesehensind, erbringen heute die Protokolle und Dienste der Anwendungsschicht

Es kombiniert die Vorteile des TCP/IP-Referenzmodells und desOSI-Referenzmodells, ohne deren jeweilige Nachteile zu übernehmen

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