70. Jahrgang ISSN 0721-2402 H 54226 07 9 Frauen um Helmut Zander Frauen um Rudolf Steiner Peter Selg als Historiograph der Anthroposophie 343 Psychoszene/ · 2017-6-1

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    LDIEN

    ST Zeitschrift frReligions- undWeltanschauungsfragen 70. Jahrgang 9/07IS

    SN 0

    721-

    2402

    H 5

    4226

    Kreationismus und Intelligentes DesignArgumentationshilfen zur Auseinandersetzung

    Mglichkeiten und Grenzender Religionsfreiheit

    Frauen um Rudolf Steiner

    Geistiges Familienstellen Hellingers spirituelle Methodeweiter in der Kritik

    Evangelische Zentralstellefr Weltanschauungsfragen

    EZW, Auguststrae 80, 10117 BerlinPVSt, DP AG, Entgelt bezahlt, H 54226

    umschlag09.qxd 16.08.2007 08:59 Seite 1

  • Dem Kreationismus argumentativ begegnen 323

    Burkhard GuntauMglichkeiten und Grenzen der ReligionsfreiheitReligise Bindung und Verantwortung 325

    Zum Kreationismus und zur Theorie eines intelligenten Designs 337

    Helmut ZanderFrauen um Rudolf SteinerPeter Selg als Historiograph der Anthroposophie 343

    Psychoszene/PsychotrainingBert Hellingers Geistiges Familienstellen in der Kritik 349

    Lorber-BewegungNeuoffenbarungspublizist Wilhelm Kirchgsseralias Kurt Eggenstein verstorben 350

    INHALT MATERIALDIENST 9/2007

    INFORMATIONENZEITGESCHEHEN

    INFORMATIONENINFORMATIONEN

    IM BLICKPUNKT

    DOKUMENTATION

    BERICHTE

    inhalt09.qxd 16.08.2007 09:02 Seite 321

  • CHER

    Johannes KierschZur Entwicklung der Freien Hochschule fr GeisteswissenschaftDie Erste Klasse 351

    Reinhard Hempelmann, Johannes Kandel (Hg.)Religionen und GewaltKonflikt- und Friedenspotentiale in den Weltreligionen 353

    Paul WilliamsMein Weg zu Buddha und zurckWarum ich wieder Christ bin 357

    INFORMATIONENBCHER

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  • 323MATERIALDIENST DER EZW 9/2007

    Dem Kreationismus argumentativ begeg-nen. Ein altes und zugleich neues Themabeherrscht derzeit ffentliche Diskussio-nen und Diskurse: Wie verhalten sichchristlicher Schpfungsglaube und Evolu-tionslehre zueinander? Lange Zeit war dieAktualitt des christlichen Schpfungs-glaubens durch die kologische Krise be-stimmt. Die Frage nach dem Wie der Welt-entstehung spielte eine unterordneteRolle. Angesichts der unverkennbarenAusbreitung des konservativen Protestan-tismus gewinnen alte Fragen neue Rele-vanz. Die Einen freuen sich ber die zumAusdruck kommenden antievolutionisti-schen Perspektiven in ffentlichen Diskus-sionen. Die Anderen fragen besorgt, ob dieAmerikanisierung der europischen Reli-gionskultur weiter voranschreitet undwelche Folgen dieser Vorgang fr diezuknftige Gestalt des Christentums in Europa haben knnte. Kreationisten sehen zwischen naturwis-senschaftlicher Welterkenntnis wie sie inder Evolutionsbiologie, aber auch in derAstrophysik und der Geologie vorausge-setzt wird und dem christlichen Schp-fungsglauben einen Gegensatz. Sie sinddeshalb darum bemht, eine alternativechristliche Naturwissenschaft aufzubau-en. Der primre Grund fr ihre Haltungliegt dabei in ihrem Bibelverstndnis. Sieverstehen die Bibel als Buch, in dem u. a.ein irrtumsloses Informationswissen zurWelterschaffung ausgesprochen wird. Falsch am Kreationismus ist natrlichnicht, dass er an der Autoritt der Bibelfesthalten und einer atheistischen Weltan-schauung etwas entgegensetzen mchte.Problematisch an ihm ist jedoch, dass erden Charakter des biblischen Zeugnissesverkennt. Bereits im Alten Testament sinddie Vorstellungen vom Wie der Schpfung

    nicht entscheidend. Verschiedene Vorstel-lungen von der Entstehung der Welt wer-den nebeneinander (!) stehen gelassen.Entscheidend ist die Botschaft der bibli-schen Zeugen. Sie bekennen, dass alles(Himmel und Erde) aus Gottes Handkommt. Sie bezeugen, dass Mensch undWelt dazu bestimmt sind, Gott alsSchpfer und Erhalter des Lebens zuloben. Sie unterstreichen, dass Gott einGegenber ist, das angeredet werdenkann. Sie weisen darauf hin, dass dieWrde eines jeden Menschen in seinerGottesebenbildlichkeit begrndet ist. Derbiblische Schpfungsglaube zielt auf einOrientierungswissen, nicht primr auf einnaturwissenschaftliches Informationswis-sen. Nach reformatorischer Theologie darfdie christliche Naturerkenntnis nicht ge-trennt betrachtet werden von den Erkennt-nismglichkeiten und -grenzen der menschlichen Vernunft berhaupt. Denndie menschliche Vernunft steht unter demfortdauernden Segen des Schpfers, ob-gleich sie nicht in der Lage ist, Gottes Heilzu erkennen. In dem Konzept vom Intelligenten Design(ID), das wie der Kreationismus antievolu-tionistisch ausgerichtet ist, wird von derkomplexen Struktur der Lebewesen undder Zielgerichtetheit der Natur auf einenintelligenten Planer geschlossen. Wie inden teleologischen Gottesbeweisen wirdauf Gott bzw. auf einen Designer und Ar-chitekten aus der Welt geschlossen.Vertreter der ID-Bewegung setzen sichdabei ber die philosophischen Diskussio-nen zum Misslingen aller Gottesbeweisehinweg und vergessen sofern sie christ-lich ausgerichtet sind die in der Bibelbezeugte Verborgenheit Gottes. Ein intelli-genter Planer ist noch nicht der Gott derBibel, der sich in der Geschichte des jdi-schen Volkes und im Leben, Sterben undAuferstehen Jesu Christi bezeugt hat. Derbiblische Gott ist weltlich nicht notwen-

    ZEITGESCHEHEN

    inhalt09.qxd 16.08.2007 09:02 Seite 323

  • dig. Er ist mehr als notwendig (EberhardJngel). Angesicht der Ausbreitung einer materia-listischen Weltanschauung und einer radi-kalen Naturalisierung des Menschen istder christliche Schpfungsglaube heutevielfach herausgefordert. Von einzelnenNaturwissenschaftlern wird ein groes En-gagement darauf verwandt, die einzigar-tige Wrde und Freiheit des Menschen zubestreiten. Auf diese Erhebung der Evolu-tionslehre zu einer umfassenden materia-listischen oder esoterischen Weltanschau-ung muss die christliche Theologie selbst-verstndlich reagieren. Sie sollte es jedochanders tun als der Kreationismus. Derchristliche Glaube strkt ein Orientie-

    rungswissen, das offen ist fr alle Erkennt-nisse der menschlichen Vernunft. DieBibel wird nicht berzeugend ins Ge-sprch gebracht, wenn ihr Charakter alsGlaubenszeugnis zurcktritt und man inihr einen Vorrat zeitloser, unfehlbarer Fak-ten sucht und findet. Die naturwissen-schaftliche Welterkenntnis kann GottesExistenz weder beweisen noch wider-legen. Die Sprache des Glaubens und dieSprache der Wissenschaft sind zwei unter-schiedliche Sprachen, auch wenn sie sichauf dieselbe Sache beziehen. Der unter-suchende Blick des Arztes in das mensch-liche Auge ist ein anderer als der einesLiebenden.

    Reinhard Hempelmann

    324 MATERIALDIENST DER EZW 9/2007

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  • 325MATERIALDIENST DER EZW 9/2007

    Der Wandel der religis-weltanschaulichen Situation in Deutschland schlgt sich auchin verfassungsrechtlichen Neubestimmungen nieder. Nach Meinung von Experten lassesich eine Entwicklung beobachten, die vom Staatskirchenrecht zum Religionsverfas-sungsrecht fhrt. Mit den Hintergrnden und den sich daraus fr die kirchliche Weltan-schauungsarbeit ergebenden Folgen befasste sich die EZW-Jahrestagung fr landeskirch-liche Beauftragte fr Weltanschauungsfragen und Referenten der Kirchenleitungen, dievom 7. bis 9. Mai 2007 in Bad Urach (Wrttemberg) stattfand. Im Rahmen der Tagung,die unter dem Thema Religionsrechtliche Auseinandersetzungen stand, erluterte derVizeprsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),Burkhard Guntau, das Verhltnis von Staat und Religion und die Folgen, die sich darausfr die christlichen Kirchen ergeben. Wir danken dem Autor, dass er seinen Vortrag frdie Verffentlichung im MD zur Verfgung gestellt hat.

    Burkhard Guntau, Hannover

    Mglichkeiten und Grenzen der ReligionsfreiheitReligise Bindung und Verantwortung

    Jede Religion erhebt den Anspruch, dasgesamte Verhalten an ihr auszurichten. Esgibt keine Religion, die ohne Konsequenzenfr die Lebensfhrung wahrhaftig gelebtwerden kann. Insofern hat jede Religionstets auch eine politische Dimension. Siebetrifft nicht nur das private, sondern auchdas ffentliche Leben. Die offene Gesell-schaft westlicher Prgung lebt von der Viel-falt von Basisorientierungen, Meinungen,Lebensvorstellungen, Weltanschauungenund Religionen, deren Beziehungen zuein-ander im Prozess der zivilgesellschaftlichenffentlichkeit auf der Grundlage gegensei-tiger Toleranz gestaltet werden mssen.Die Erfahrungen aus der Katastrophe derReligionskriege im Heiligen RmischenReich Deutscher Nation im 16. Jahrhun-dert haben gelehrt, Toleranz als das Kom-plementrprinzip zur Religionsfreiheit zubegreifen. Religionsfreiheit ist damit per seeine gebundene und nicht eine absolute

    Freiheit. Toleranz ist dabei nicht gleich-zusetzen mit: alles fr richtig halten undjedem Recht geben. Wenn alles gleichgltig ist, wird alles gleichgltig, beliebigund verliert an Bindungs- und berzeu-gungskraft. Religise Toleranz meint dasAushalten und Austragen von Differenzenin Anerkennung der Gleichrangigkeit. Diefreiheitliche, offene Gesellschaft lebtdabei nicht davon, dass man sich gegen-seitig in Ruhe lsst; sie braucht die wache,selbstbewusste Toleranz, die den Dialogeinfordert, um Antworten auf die die Men-schen bewegenden Fragen zu suchen.Sptestens die Ereignisse des Terrors seit2001 haben deutlich gemacht, wie unaus-weichlich der Dialog ist, um die religiseToleranz auch in unserem Lande nicht zugefhrden. Sie ist die Voraussetzung frdas friedliche Zusammenleben in der plu-ralen Gesellschaft und fr den Friedenzwischen Vlkern, Kulturen und Religio-

    IM BLICKPUNKT

    inhalt09.qxd 16.08.2007 09:02 Seite 325

  • nen. Sie zu erhalten ist um Gottes undder Menschen willen Aufgabe aller Reli-gionen. Die Gewalttaten in Amerika, Eu-ropa, der Trkei und islamischen Lndernhaben der politischen Klasse klargemacht,dass die tatenlose Hinnahme der Entwick-lung religis begrndeter Parallelgesell-schaften w