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75 JahreSchullandheim
.in Hoisdorf
Festschrift zum Jubiläum
1922 -1997
Verein der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums (Schullandheim Hoisdorf) e.V.
IMPRESSUM
Herausgeber
Verein der Freunde des Albrecht-Thaer-GymnasiumsWegenkamp 3,
22527 Hamburg,Tel.: 5473 06-0
Spendenkonto:
Nr.7492702bei Bank fiir Sozialwirtschaf~Hannover
Bankleitzahl 251 205 J0
Redaktion(in. illphabetischer,-Polge)
Carsten Großmann,Olof Gutowski,HeJga Reichelt,Peter Reichelt,
Horst Rlttmüller(V.i.S.d.P.),
Dr. Detlev Stoltenberg,Ursula Ziegeler-Schulz,
AutorinneulAutoren
siehe Inhaltsverzeichnis
Hinze & SachseEmilienstraße 14.,
20259 Hamburg
Auflage
1000 Exemplare
Bitte beachten Siedie Anzeigen unserer Inserenten
7S JAHRE SCHULLANDHEIM HOISDORF
VORWORT 1Von Horst Rittmüller, Verwalter des Schullandheims
GRUßWORTE
ZUM 75. GEBURTSTAG •••.•.•....••••.••••••.....•.•••.•.•.......•.•••.••••.••.....•••••••••••.••••••....•.•.•.•••....••••.•••••.••••..•.......•. 5
von Wolfgang Necke!, Ehrenvorsitzender des Verbandes deutscher Schullandheime und ehern. Landesschulrat
ANERKENNUNG UND BEIFALL .•••........•.•.•.•...........••..••.•.••••.••....••.••.............••.•.•.••.•••.......•.••......••..••••... 7
Von Claus-Peter eramer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime e.V.
ZUM JUBILÄUM 9
von Wolfgang Raap, 1. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums (SchullandheimHoisdorf) e.V.
DAS ATH UND SEIN SCHULLANDHEIM HEUTE ..•.•.•.•.......•.••.••.•........•••.••.•.•.•....•.••••.••.•••••.....•.......•• 11
von Birgit Niedlich, Schulleiterin am ATh
UNSER VIELFÄLTIGES SCHULLANDHEIM ODER HOISDORF AUS SICHT VON ELTERN••.•.....•..••••• 15
Von Helga Reichelt, Elternratsvorsitzende am ATh,und Peter Reichelt, ehern. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums(Schullandheim Hoisdorf) e.V.
HERZLICHES WILKOMMEN 17
von Dieter Schippmann, Bürgermeister von Hoisdorf
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH 19
von der S.V. Holsatia
CHRONIK und HISTORIE
KENNZEICHNENDE JAHRESDATEN AUS DEM WERDEGANG DES SCHULLANDHEIMS 21
von Horst Rittmüller, Verwalter des Schullandheims
DER PEEMÖLLER-HOF 27
von Adolf Christen, ehern. Lehrer in Hamburg, Gründer des Stormarnschen Dorfmuseums, ehern. Chronist vonHoisdorf
EIN TRADITIONSHAUS MIT BEWEGTER GESCHICHTE 29
Von Klaus Kruse, Geschäftsführer und Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle des Verbandes deutscherSchullandheime,und Tobias Mittag, Autor der Examensarbeit mit dem Thema: Zur Geschichte der deutschen Schullandheimbewegung von den Anfängen in der Weimarer Republik bis zur Zeit nach dem zweiten Weltkrieg unter besondererBerücksichtigung Heinrich Sahrhages
DR. HEINRICH SAHRHAGE 35
von Dr. Detlev Stoltenberg, ehern. Schulleiter des ATh
HOISDORF WÄHREND DER LUFTANGRIFFE AUF HAMBURG 1943 45
von auo Sahrhage, ehern. Lehrer arn ATh, ehern. Geschäftsführer des Verbandes deutscher Schullandheime,ehern. Geschäftsführer des Schulvereins, ehern. Heimvater in Hoisdorf
Festschrift
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
MENSCHEN IM SCHULLANDHEIM
Aus DER GEBURTSSTUNDE DES SCHULHEIMS...................••.•.•..•.•..•.......•.............•.............••.•••.•.•••• 47
von Dr. Arno Meschkat, Schüler der Klasse Dr. Heinrich Sahrhages (Abiturjahrgang 1926), Biologe bei der.fAO(UNO) - zuständig für die Entwicklung der Fischerei in Südamerika und Afrika, Mitglied der S.V. Holsatia
ERINNERUNGEN AN HorSDORF ................••.•.••.•...............••.••..•••••.•.•.••......•..•.............................•...... 51
von Joachim Junge, ehern. Lehrer am ATh, ehern. 1. Vorsitzender des Schulvereins
RÜCKBLICK AUF ÜBER 30 JAHRE AUFENTHALTE IN HorSDORF••.•...•...•...................•...••.••.....••.••..• 53
von Götz Donandt, ehern. Lehrer arn ATh, ehern. Schulleiter des Gynasiums Stellingen, ehern. Hauptseminarleiter
BAUER SELLHORNS ÄPFEL....•.••.•.••.•........•.••.••••......••••.••.........•.••••.•.••.•.........•••.•.••.•••...............•..••.•••.. 54
von Dr. Wolfdieter Lenck, ehern. Schüler am ATh, Abiturjahrgang 1956, Chemiker bei Beiersdorf(Forschung/Entwicklung tesa), Vorsitzender der S.V. Holsatia
INTERVIEW MIT FRAU UND HERRN VORPAHL.•.......••••••............•.••••••.•..•••..............•.•..•.•••••.•....•...... 57
von Usern Ziegeler, Lehrerin und Koordinatorin am ATh
HorSDORF ODER DIE ERINNERUNGEN EINES SCHÜLERS.•......••••.•••.........•.•.•.••••.•............•••.•.•••.•••.. 59
von Sebastian Reinhardt, Mitglied des Schulsprechertearns arn ATh
KINDER AUS TSCHERNOBYL ZUR ERHOLUNG IM SCHULLANDHEIM 61
von Helga Reichelt, Elternratsvorsitzende am ATh,und Peter Reichelt, ehern. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums(Schullandheim Hoisdorl) e.V.
50 JAHRE HorSDORF IM SPIEGEL DER GÄSTEBÜCHER ••••...•.••.••••.•.......•.•.•.•.•.•......•.••.•.......••••••.•..... 65
von Joachim Junge, ehern. Lehrer am ATh, ehern. 1. Vorsitzender des Schulvereins
VERSCHIEDENES
LITERARISCHE REISE DURCH STORMARN ...•..•••......••••.••....•.•.•..•.....•••.......•••........•••.•..•......•••.••.••.•••. 67
von Joachim Wergin, ehern. Beamter der Zollverwaltung in Hamburg, Mitarbeiter im Stormarnschen Dorfmuseum, Archivar des Amtes Siek, Vorsitzender des Stormarner Schriftstellerkreises
EIN GEMEINNüTZIGER BESCHÄFTIGUNGSTRÄGER STELLT SICH VOR ••.••..•.•......•............•.••.••...•.. 71
von Wilfried Büntzly, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei Arbeit und Lernen Harnburg GmbH (alh)
DIE .S.V. HOLSATIA STELLT SICH VOR .....•.••........••••.•••..•................•.•.•.•.......................•.•••..........•••• 73
VOn DL Wolfdieter Lenck, ehern. Schüler arn ATh, Abiturjahrgang 1956, Chemiker bei Beiersdorf(Forschung/Entwicklung tesa), Vorsitzender der S.V. Holsatia
Festschrift -------------------
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Vorwort
von Horst Rittmüller
Wie es sich gehört, erscheintzum 75-jährigen Jubiläum unseres Schullandheims eine Festschrift. Und es gibt dazu Anlaßgenug.
Mag das Schullandheim "Holstentor" auch nicht das erstesein, das als solches in Deutschland gegründet wurde, so ist esmeines Wissens jedoch dasälteste in seiner herkömmlichenGestaltung in unserem Landnoch erhaltene, also nicht daserste, jedoch das älteste.
Nicht nur das, es ist aufs engstemit einem Manne verbunden,der "der exponierteste Vertreterder deutschen Schullandheimbewegung, nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland war", wie Tobias Mittag inseiner Examensarbeit mit demThema "Zur Geschichte derdeutschen Schullandheimbewegung von den Anfängen in derWeimarer Republik bis zur Zeitnach dem zweiten Weltkriegunter besonderer Berücksichtigung Heiruich Sahrhages" aufSeite 3 schreibt, nämlich mit Dr.Heinrich Sahrhage. ( In dieserFestschrift findet sich auch einArtikel von Klaus Kruse undTobias Mittag zur Geschichteunseres Schullandheims. )
Sicherlich ist Sahrhages Wirkenaus heutiger Sicht kritisch zusehen, denn er hat nicht nur dieSchullandheimbewegung auchwährend des ]\iationalsozialismus in entscheidender Funktion vertreten, sondern war auchals Gausachbearbeiter für dieKinderlandverschickung inHamburg tätig, bekleidete alsomaßgebliche Posten in dieserZeit. Das setzte sicherlich auchLinientreue voraus. Zwar hat
sich die Schullandheimbewegung vehement gegen die Einvernahme durch die Hitlerjugend gewehrt, hat sich aberauch zum Teil durch vorauseilenden Gehorsam der damaligen Führung angedient, um zuprosperieren. Andererseits hatHeinrich Sahrhage große Arbeitfür unser Heim und die Schullandheimbewegung geleistet.Ohne ihn gäbe es unser Heimnicht und vielleicht auch einigeandere Heime nicht oder nichtmehr.
Vielleicht ist es aber auch vermessen, versehen mit der"Gnade der späten Geburt",über Sahrhage aus heutigerSicht zu richten. Deshalb habenwir Sahrhage im Artikel vonDr. Stoltenberg vornehmlichselbst zu Wort kommen lassen.Wir sind uns der Problematikdessen bewußt, tun dies jedoch,damit sich ein jeder selbst einBild machen kann. Auch mitden unbequemen Punkten derVergangenheit muß man sichauseinandersetzen. Dies gebietet die historische Aufrichtigkeit.
Die reiche Tradition unseresHeims bietet jedoch überwiegend positive Rückblicke. Geboren wurde es 1922 als Ausfluß der damaligen Kulturkritikund der damit verbundenenReformpädagogik. Die Inhumanität, der Stumpfsinn undder Leistungsdruck der Industriegesellschaft der Jahrhundertwende und die Hinwendung der Menschen zum Materiellen, zu Pomp und Kitsch,mißfiel insbesondere der damaligen Jugend. In der Schulewandte man sich gegen dieeinseitige Betonung des Kogni-
tiven, die Vernachlässigung desSchöpferischen. Die Reformpädagogen propagierten Naturverbundenheit, Persönlichkeitsbildung, Primat der Erziehunggegenüber der Wissensvermittlung, Gemeinschaftserlebnis,geistige Selbsttätigkeit, Unterrichtsform des Erlebens, praktisches Arbeiten, Schulwerkstätten.
Betrachtet man die heute aktuelle Diskussion in den Schulen und insbesonqere unsereGedanken zur Bildung desProfils unserer Schule, so hörtman Begriffe wie ökologischesDenken, ganzheitliche Erziehung, Sozialpraktikum nachaußen und innen, Teamarbeit,Interaktion, Realbegegnung,eigenständiges Erarbeiten vonInhalten, offener Unterricht,außerschulische Lernorte, Projektunterricht, Handlungsorientierung, Hinführung auf dasBerufsleben (ITB). Ich meine,dies alles ist bereits im Satzzuvor zu lesen gewesen.
Sicherlich waren die Reformpädagogen für ihre Zeit fortschrittlich. Es verwundert nicht,daß das staatliche Schulsystemden pädagogischen Stand vonvor 1933 nicht über den Nationalsozialismus hinweg rettenkonnte.
Heute - mehr als 50 Jahre nachdem zweiten Weltkrieg - sinddie Zielsetzungen fortschrittlicher Pädagogen - wenn auchmit anderen Begrifflichkeiten ähnlich denen der Reformpädagogen, aus welchen herausu.a. die Schullandheimbewegung entstand. Ein Heim wieunseres eignet sich in vielfältiger Form zur Umsetzung dieser
Festschrift ~ _ Seite 1
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Diese Festschrift gibt U.a. dieErlebnisse mehrerer Generatio
nen von Schülern,Lehrern und EItern wieder, diesie während ihrerAufenthalte inHoisdorf hatten.Offenbar bleibtdie Erumerungdaran bis ins hoheAlter wach. Auchdiese Tatsachezeigt die nachhaltige Wirkung vonSchullandheimaufenthalten. Besonders erwähnenswert ist derBeitrag von Dr.Arno Meschkat, in
felhaft ein außerschulischerLernort, der sich hervorragendfür Projektunterricht eignet, dadie gesamte Klasse über mehrere Tage beisammen ist undeinzelne Gruppen sich zur Arbeit zurückziehen körmen.Auch bietet eine Klassenfahrt .auf Schritt und Tritt Realbegegnung in vielfältigster Weise.Und daß sich in der Naturökologisches Bewußtsein eherbildet als in der Stadt, stehtwohl auch außer Frage.
Ein Schullandheim ist unzwei-
für das zukünftige Berufslebenvermitteln.
Schullandheimaufenthalte sindein optimales soziales Erfahrungsfeld, derm aufgrund deszeitlichen, räumlichen undpersönlichen Aufeinanderangewiesenseins kommt dabeidem Umgang miteinander einebesondere Bedeutung zu. Dadie Schule in steigendem Maßeerzieherisch tätig werden muß,bieten sich zum Einüben sozialen Handelns Klassenreisen an.
Ziele und könntesomit ein heraus-ragender Be-standteil desProfils unsererSchule werden ein unverzichtbarer Eckpfeiler,um Ansprücheder pädagogischen Diskussionin entsprechendeTaten münden zulassen.
Denn das Gemeulschaftserlebnis, die gemeinsame Bewältigung realer Probleme in dazuherausfordernder Umgebungist geradezu prädestiniert zurSchulung der Teamfähigkeit,die die heutige Gesellschaft vonihren Mitgliedern fordert undein geeignetes Gegenmittel zurKompensation der allenthalbenbeklagten zunehmenden Individualisierung. Nicht zum Spaßschicken Industrieunternehmenihre Führungskräfte für teuresGeld zu erlebnispädagogischenAufenthalten. Durch mehrKlassenfahrten geeigneten Inhalts körmte die Schule einewichtige Schlüsselqualifikation
Seite 2 Festschrift _
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
dem der Autor die Atmosphärezur Zeit der Heimgründungaufleben läßt. Der Klassenlehrervon Herrn Dr. Meschkat warnämlich Heinrich Sahrhage,und so kam er in den Genußdes wohl ersten Arbeitseinsatzes, den ATh-Schüler in Hoisdorf leisteten, noch vor derEinweihung 1922. Bei ihmmöchte ich mich besondersherzlich bedanken, da er sichnoch im Alter von nunmehr 89Jahren a11 die Schreibmaschinegesetzt hat, um seinen Beitragzur Festschrift zu leisten. MeinDank geht aber auch an alleanderen Autoren. In jedemArtikel steckt eine Menge Arbeit.
Ein Schullandheim kann sichüber eine solch lange Zeit nurdann halten, wenn sich inlmerwieder Menschen finden, diemit viel Einsatz an Arbeit undEnergie den Betrieb gewährleisten. Dies gilt insbesondere fürdie Heimeltern. Ihnen gilt meinbesonderer Dank. Mit demEhepaar Vorpahl haben wir1992 ein ideales Heimelternpaar gefunden, das umsichtigund gewandt im Umgang mit
den Lehrern und anderen Betreuern ist und stets ein offenesOhr für die Probleme der Kinder und Jugendlichen hat, unddas rund um die Uhr. Beidesind in Küche, Häusern unddem großen Gelände währendder Belegungszeit fast rastlostätig. Die jetzige Umbruchzeitder Sanierung des Reetdachhauses ist für Familie Vorpahlmit vielen Unannehmlichkeitenverbunden. Trotzdem wollenbeide mit dem Heim dieseDurststrecke überstehen. Zualledem gehören starke Nervenund eine große Liebe zum Beruf. Hoffentlich bleiben sie unsnoch lange als Heimeltern erhalten.
Dank gebührt auch allen vorherigen Heimverwaltern. Dabeihervorzuheben ist Herr HeinzZietz. Er übernahm das Heimals es diesem schlecht ging undführte es unter großem persönlichen Einsatz durch schwierigeZeiten. Dazu gehärt viel Idealismus.
Zahlreiche Schüler, Eltern undLehrer haben in den vergangenen 75 Jahren ehrenamtliche
Arbeit am und für das Heimgeleistet. Das beginnt bei demArbeitseinsatz in Hoisdorf undendet (nicht) mit den Vorbereitungen dieser 75-Jahr Feier.
Mein besonderer Dank gilto den Mitgliedern des Schul
vereins, insbesondere demamtierenden VorsitzendenHerrn Wolfgang Raap sowieseinem Vorgänger, HerrnKarl-Heinz Siemssen für ihraußerordentliches Engagement für das Schullandheim,
o der jetzigen Schulleiterin,Frau Birgit Niedlich und ihrem Vorgänger, Herrn Dr.Detlev Stoltenberg für ihrestets offenen Ohren, welU1 esum Hoisdorf geht,
(I meinen Tutanden des Abitur-Jahrgangs 1993 für mehrere intensive Arbeitseinsät-ze,
o den jetzigen 11. Klassen undHerrn Konrad Otto für dasAusräumen des Reetdachhauses in Vorbereitung derGrundinstandsetzung,
o den Besuchern des alljährlichen Jour-Fixe, die dadurchihrer Verbundenheit mit
Fcstscllrifl ~_._~.. Seite 3
75 JAHRE SCHULLANDHEiJ'vl HOiSIJORF
Festschrift _
unserem Heim Ausdruckverleihen, insbesondere denMitgliedern der S.V. Holsatia "in Treue fest",
o der ArbeitsgemeinschaftHamburger Schullandheime, insbesondere dem ersten Vorsitzenden ClausPeter eramer, der mir stetsmit Rat und Tat zur Seitesteht,
• dem Verband DeutscherSchullandheime, insbesondere dem Geschäftsführer,Herrn Klaus Kruse, für dieBereitstellung von Archivmaterial aus vielerlei Anlaßund Frau CharJotte Seedorfund dem Ehrenvorsitzenden, Herrn Wolfgang Nekkel, für ihre Unterstützung.
Ohne die Hilfe von Behördenund Institutionen wäre es auchnicht gegangen. Dank an:• die Hamburger Schulbehör
de, insbesondere HerrnDetlef Asmus,
• das Amt Siek und den Bürgermeister von Hoisdorf,Herrn Dieter Schippmannfür die Sanierung des Teiches,
• die untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Storman, insbesondere Herrnvon Helmigs, für Rat undTat bei der Sanierung desReetdachhauses,
• die Hamburger Behörde fürArbeit, Gesundheit und Soziales, insbesondere FrauUrsula Iseler für die Befürwortung der Sanierung desReetdachhauses durch denBeschäftigungsträger "Arbeit und Lernen HamburgGmbH",
G "Arbeit und Lernen Harnburg" I insbesondere dieHerren Klaus Quitsdorf undHans-I-I. Hirsch, daß sieguten Mutes bleiben, obwohl sie mit immer neuenSchäden am Reetdachhauskonfrontiert werden und
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von einer Ohnmacht in dieandere fallen.
Weiterhin möchte ich mich" bei allen Handwerkern, die
bei uns in den letzten Jahrentätig waren für die gedeihliche Zusammenarbeit
GI bei den Einwohnern vonHaisdorf insbesondere unseren direkten Nachbarn,den Familien Seilliorn undMaluche, für das geduldigeErtragen des Lärms, der nuneinmal entsteht, wenn vieleKinder beisammen sind,
• und bei den Inserenten fürdie Finanzierung dieserFestschrift
bedanken.
Auch das Zustandekommendieser Festschrift war nur möglich durch besonderes Engagement und Einsatz in der Freizeit und an Wochenenden. Fürihre tatkräftige Unterstützungnoch einmal mein besondererDank an• Helga und Peter Reichelt
(Redaktion und Layout),• De. Detlev Stoltenberg (Re
daktion, Sichtung von Archivmaterial),
• Ursula Ziegeler-Schulz (Beratung, Textverarbeitung),
• meine Partnerin CharlotteGravcnhorst (Beratung, Redaktion, Textverarbeitung)
• Olof Gutowski (Textverarbeitung)
• Carsten Großmann (technische Beratung)
Zur Zeit erfolgt die Renovierung unseres Reetdachhausesdurch "Arbeit und LernenHamburg". Das Ausmaß derSchäden am Haus zeigte sicherst bei näherer Betrachtung.Außerdem erließ das Bauamt inBad Oldesloe umfangreicheBrandschutzaufIagen, so daßdas ursprünglich angedachteVolumen der Sanierung weitüberschritten wird. 20 Prozentder Sachmittel (ca. 80.000 DM)müssen vom Bauherrn selbstaufgebracht werden.
Die Bauzeit wird sich von daher auf ca. zweieinhalb Jahreverlängern, so daß sich auchdie Kosten für den Unterhalt indieser Zeit gegenüber unsererursprünglichen Planung erheblich vergrößern - kurz gesagt,wir benötigen dringend Geldzur Überbrückung dieser wirtschaftlich schwierigen Situation.
Jede Spende ist uns willkommen!
(Spendenkonto 7492702 bei derBank für Sozialwirtschaft, Hannover - BLZ 251 20510).
Hoffen wir gemeinsam, daß wirim Jahre 1999 unser dann frischrenoviertes Heim wieder eröffnen können und uns zur Einweihungsfeier in Hoisdorf wiedersehen.
75 JAHRE SCHULLANDHEIM IIOISDORE
Zum 75. Geburtstag
DOn Wal/gang Neckel
Es begann im Jahre 1919. Dr.Heinrich Sahrhage, seit 1916Lehrer an der Oberrealschulevor dem Holstentor, fuhr imFrühjahr mit Schülern mehrereTage nach Niendorf an die Ostsee. Als die Schulfahrt im Jahredarauf in die Heide führte, warder Gedanke entstanden: DieSchule muß ein eigenes Heimhaben, draußen in der Natur.Und das in einer Zeit wenigeJahre nach dem zweiten Weltkrieg. Trotz eines gewissenwirtschaftlichen Aufschwungsin Deutschland gab es vieleArbeitslose, das Suchen nachneuer politischer Ordnungbrachte immer wieder neueKonflikte, die Geldentwertungnahm von Tag zu Tag zu. ImJanuar 1921 kommen Elternund Lehrer der Oberrealschulevor denl Holstentor zusammen.Sahrhage und seine Schülerberich ten von ihren Erlebnissenund spontan wird der Verein"Schulheim OberrealschuleHolstentor" gegründet. Das Zieldieses Vereins ist die Gründungeines schuleigenen Schullandheimes. Schon Anfang 1922 istdas Ziel erreicht. Der Schulverein übernimmt vom Hamburger Jugendverband das alteHaus in Hoisdorf. Es wurde mitnicht einmal 100.000 Mark barbezahlt.
Lehrer und Schüler renoviertendas Haus Tag für Tag, oft bis indie Nacht hinein wurde gearbeitet. Allen beispielhaft voran:Dr. Sahrhage. Am Himmelfahrtstag 1922 war es soweit:Das Schullandheim Hoisdorfwurde eingeweiht. Alle Eltern,Lehrer und Schüler nahmen ander Feier teil. Es war ein großerTag für die Schule und für Dr.Sahrhage.
Seitdem sind das Schulheimund Dr. Heinrich Sahrhage, jasogar die Geschichte alle Deutschen Schullandheime, unlösbar miteinander verbunden, Dr,Sahrhage bleibt dem Haus, dasheute seinen Namen trägt, biszu seinem Tode 1969 verbunden.
Wer zählt die vielen tausendKinder und Jugendlichen, diebis heute in Hoisdorf gelernt,gespielt und Freude gehabthaben? Wer zählt die Tage und
Nächte, die für Lehrerinnenund Lehrer Arbeit, Fürsorgeund Hilfe für die Kinder gewesen sind? Wer spricht von denen, die in den vergangenenJahrzehnten immer wieder ehrenamtlich mitgeholfen haben,den "Beh·ieb" des Schullandheimes sicherzusteIIen? DieZahl derer, die sich um Schullandheime kümmern, ist geringer geworden. Die Möglichkeiten für jedermann, die Natur inaller Welt jederzeit erreichen zukönnen und die individuellenAnsprüche haben Sinn undAufga be von Klassenfahrten inein Schullandheim verändert.Und das ist auch gut so, denn
das Verhalten der Menschen inunserer Gesellschaft ist einanderes geworden als es vorJahrzehnten gewesen ist. Undso sind immer 'wieder neueWege gesucht und gefundenworden. Wenn in der Zukunftjede Schule in Hamburg ihreigenes "pädagogisches Schulprogramm 'I zu erarbeiten haben\vhd, dann bin ich sicher, daßdas Schullandheim Hoisdorfein wichtiger Akzent im Konzept sein wird.
Für den Vorstand des Verbandes Deutscher Schullandheimeund dessen Vorsitzenden lIorstAye gratuliere ich dem Schullandheim Hoisdorf zum 75.Geburtstag. Allen Mitarbeitern,Mitstreitern und Freunden desAlbrecht-Thaer-Gymnasiumsdanke ich und wünsche, dat5nach Abschluß der Renovierung das I-laus für weitereJahrzehnte für viele Kinder undJugendliche pädagogisch als Ergänzung zum Unterricht imKlassenraum genutzt wird: \Versich bemüht, die VVelt in ihrerVielfalt zu begreifen, der kannsinnvoll in Hoisdorf damit beginnen.
Seite 5
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Anerkennung und Beifall
von Claus-Feier emmer
Das 75jährige Bestehen desSchullandheimes Holstentorwird begangen. Das hört sichnach einem fast unendlichenZeitraum an. Genau betrachtetentspricht er aber nur etwa
o dem Lebensalter eines Menschen
oder Lebensarheitszeit zweierStudienräte
o zweieinhalb Generationen(l oder weniger als zehn gym
nasialen Schülerlaufbahnen.
So gesehen ist es also nichtsBesonderes, auf 75 Jahre zurückzublicken. Aber es gibtnoch andere Perspektiven.
Es haben sich über diese Zeitehrenamtlich Tätige aus denKreisen der Schülerinnen undSchüler, der Eltern und derLehrerschaft gefunden, die esauf sich genommen haben, mitviel Engagement und Einsatzdie vielfältigen Tätigkeiten, dienotwendig sind, ein Schullandheim zu führen und zu erhalten, zu übernehmen.
Die lange Zeit der erfolgreichenArbeit, der Einsatz aller Beteiligten und deren Mut zu Innovationen finden mit Sicherheitbei allen Kennern der Schullandheimszene bundesweit Anerkennung und Beifall.
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft spricht dem Ver-
ein der Freunde des AlbrechtThaer-Gymnasiums seine Anerkelillung für die langjährigeund erfolgreiche Schullandheimarbeit aus und wünschtihm auch für die nächsten Jaluzehnte ein im wesentlichen vonpositiven Erfahrungen und Reaktionen bestimmtes Arbeiten.
Ihnen ist es über diesen ZeitraU111 gelungen, nicht nur denBestand des SchullandheimesHolstentor zu sichern, sondernes zu einer sehr bekannten undgern besuchten lVfitgliedseinrichhlng in der ArbeitsgemeinschaH Schulland-
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75 JAHRE SCHULLANDI-IEIM HOlSDORF
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ktlnt'Rbe 1t!Jlen Mnllen. Jedrr CrI1lltbmtr bringI namaU rtrm Uranm tin rombOlaorrrbmk ill
neurrairr Orrpadmng mtl.vvv
1V A.Hcn.L> 1923 1M SCHULGEBÄUDE AM HOLSTENTOR
Seite 8 ~~__.~.~ Festschrift _
75 J;\HRE SCIIULL;\NDIIEIM HOlSDORF
Zum Jubiläum
VOll WOlfgang Raap
Vor 75 Jal1rcn am Himmelfahrtstag 1922 wurde dasSchullandheim unseres Vereinseröffnet. Spenden und Darlehen von Eltern und Freundenermöglichten den Kauf des Heimes. In all den Jahrzehnten istviel für die Erhaltung des Heimes getan worden.
Die Erhaltung des ältesten
Schullandheimes Deutschlandsist nur möglich gewesen, weiles immer ausreichend Schüler,Eltern, Lehrer und Göm1er gegeben hat, die sich für denVerein eingesetzt haben. Ichhabe bereits in den Jahren von1951 bis 1955 Ferienaufenthaltein Hoisdorf verleben dürfen.Ich hoffe, daß das Heim auch inZukunft Begegnungsstätte für
viele junge Menschen semwird. Wenn die jetzt al}.stehenden Sanierungsarbeiten vollendet sind, können wir zuversichtlich in die nächsten Jahrzehnte sehen. Ich wünsche demVerein, daß man im Jahr 2022schreiben wird: " Wir habenweiterhin das älteste Schullandheim Deutschlands.
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM ]-]OI5DORF
Das ATH und sein Schullandheim heute
von Birgit Niedlich
Anfang April 1994 trat ich meinen Dienst als neue Schulleiterin des Albrecht-Thaer-Gymnaslums an und erhielt schonwenige Tage später die Einladung zu einer Fahrradtour:Jour fixe in Hoisdorf' Nichtsonderlich trainiert für eineRadtour von mehr als 40 (oder50 77) km, aber beruhigt durchden Gedanken, unauffällig inder Gesellschaft von jüngerenSchülern und gleichaltrigen Eltern zu radeln, dieauch nicht auf eineTour de France vorbereitet waren, sagteich zu. Leider sagtenfast alle anderen ab,so daß sich eine intime Dreiergruppefand: unsere Koordinatorin Frau Ziegeler(gestählt durch ihrentäglichen Schulwegper Rad) und derfrisch pensionierte(und bereits gut erholte) ehemaligeSchulleiter Herr Dr.Stoltenberg. Nun gut,tapfer machte auchich mich mit auf denWeg. Es wurde einewunderschöne Rad-tour beistrahlendem Sormenschein, unddank zweier ausgiebiger Pausen war auch ich keineswegserschöpft als wir am frühenNachmittag das Schullandheimerreichten. Kaffee und frischerButterkuchen belohnten uns fürdie Anstrengung. Und dortwaren dann auch Kollegen,Schüler, Eltern und Ehemalige weit vveniger zwar als ich erwartet hatte, aber zum Glückdoch deutlich mehr als auf dcrFahrradtour.. Nach dCl11 absch liefScnden gi.:~l11einsa menGrillabcnd stellte sich mir aber
doch die Frage: was bedeutetdas Schullandheim eigentlichfür die Schulgemeinde des AIbrecht-Thaer-Gymna-siums?
Nach dem 1. Weltkrieg habensozialpädagogische Gründe zur"Schulheimbewegung" geführt."Um der unterernährten Jugendder Schulgemeinde (aus demBezirk Neustadt - SI. Pauli Hafen) helfen, ihr Erholungbieten zu können, gründeten
Eltern und Schüler den "Gemeinnützigen Verein Schulheim Oberschule Holstentore.V." Aus Mitgliedsbeiträgen,Spenden, Verlosungen, Aufführungen ,vurden Mittel aufgebracht, mit denen bedürftigeKinder unterstützt wurden, sodaß alle Schüler einmal im Jahrein Landheim besuchen konnten. Als erstc höhere Schule inHamburg hatte die Oberrealschule vor dem IIolstentor 1921damit begonnen, alle Klassenmit ihren Lehrern für vier \Voehen in ein Schullandheim reisen zu lassen. Schon ein Jahr
Festschrift
später konntc der Verein denWunsch seiner Mitgliedei· erfüllen, ein eigenes Schullandheimzu besitzen. II Soweit die Chronik. Und heute?
Es ist heute nicht mehr die Erfüllung aller Wünsche, eineReise nach Hoisdorf zu machen. Kinder und Jugendlichesind es häufig gewohnt, mitihren Eltern oder mit anderenJugendlichen in ferne Gegen-
den zu reisen und fremde Länder kennenzulernen, in denendas Meer blau ist und die Sonne immer scheint. Auch Klassenreisen haben sich geändert,Oberstufenreisen unserer Schüler führen meist ins Ausland.Die Welt ist kleiner geworden.
Ich gönne unseren Schülernihre schönen, erlcbnisreichenReisen und hoffe nicht, daß diesozialen Verhältnisse sich wieder so ändern, daß dies fürviele nicht mehr möglich seinwird. Erste Anzeichen sindallerdings für uns alle unüber-
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75 JAHRE SCIIULLANDI-IEIM HOlSDORF
sehbar und für einige bereitsschmerzlich spürbar.
Und doch hat Hoisdorf el1lebesondere Bedeutung: es istunser Schullandheim! Dies istein Gedanke, der erst langsamin den letzten Jallfen \viedermehr in das Be\vußtsein derSchüler und Lehrer gerückt istund der sicher noch mehr ver~
ankert werden muß. Die Leh~
rerkonferenz hat beschlossen,dag möglichst jede neue 5.Klasse in ihrem ersten Jahr amAlbrecht-Thaer-Gymnasiurn füreinige Tage nach Hoisdorf fährtund so das Schullandheimgleich zu Beginn ihrer Schulzeitbei uns kennenlernt. In denvergangenen Jahren sind vereinzelt auch Klassen der Mittelstufe dorthin gefahren, Oberstufenschüler zu bestimmtenKursen und Seminaren. DasOrchester hat dort Konzertproben abgehalten, ehemaligeSchüler ihr Jubiläumstreffenveranstaltet, Kinder aus St.Petersburg und aus Tschernobyl haben sich dort unter unserer Betreuung erholt, die Kantinenmütter sind dorthin eingeladen worden. In diesem Jahrhat dort zum ersten Mal einzweitägiges Seminar des Schülerrats stattgefunden, das - sohaben wir es uns ganz fest vorgenommen - eine feste Einrich
tung werden solL Eine ganzfeste Einrichtrmg ist natürlich der Name sagt es schon - derbereits oben erwähnte Jour fixe,der jedes Jahr Anfang Maistattfindet und zu dem alleSchüler, Eltern und Lehrerherzlich eingeladen sind. Esdürfen wirklich gern noch mehrkommen!
Das Schullandheim ist alsoanders als früher, aber dafürauf vielfältige Weise in dasSchulleben des ATHs eingebunden. Wir haben Möglichkeiten, um die andere Schulen uns
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beneiden - das höre ich Immerwieder - und wir sollten sienoch mehr nutzen! Allerdingsbereitet ein solches I-leim natürlich auch Kosten und IvIühe.Unser Heim kann ganzjährigbelegt \verden, und es ist auchgut ausgebucht, aber es kanntrotzdem nicht kostendeckendarbeiten. Der Überschuß, derjedes Jahr aus der Be1egungerwirtschaftet wird, wird dringend für die vielen nohvendigen kleineren Ausbesserungsarbeiten und Anschaffungenbenötigt Größere Renovierungen \verden - mühsam erkämpft - von der Schulbehörde
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oder der ArbeitsgemeinschaftHam burger Schullandheime,gelegentlich auch von Spendernfinanziert.
VVie die in diesem Jahr begonnene Sanierung des Haupthauses enden wird, steht noch inden Sternen.. Leider auch,wann sie enden \vird... In! Augenblick kann das Heim garnicht belegt werden, d. h. wirhaben auch keine Einnahmen.Die Renovierung wird sehrteuer, da das Haus unter Denkmalschutz steht. Wir freuen unsdaher über jede Spende, und seisie noch so kleinil
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Aber mit Geld allein ist es nichtgetan. \Nichtig sind vor allemauch Menschen, die sich für dasHeim einsetzen und mit demHerzen dabei sind. Und dahaben wir 1991 mit unseremKollegen Horst Rittmüller einentotal engagierten, nie zu entmutigenden Heimverwalterund 1992 mit Petra und Joachim Vorpahl einsatzfreudigeund zupackende Heimelternfür Haisdorf gefunden. Was fürein Glück! Herr Rithnüllerkämpft unermüdlich um Geldund um die Wertschätzung desHeimes, gegen Bürokratie undandere widrige Umstände. KeinGesprächsanlaß ist ihm zu gering, um nicht noch auf Hoisdorf hinzuweisen, und denliebevollen Spott der Kollegenerträgt er mit Gelassenheit - somuß es wohl auch sein, wennman erfolgreich sein will. Einmal pro Jahr ruft er zu einemArbeitstreffen für Schüler, Eltern und Lehrer auf. Dabeiwerden RäUlll€ gereinigt, Möbel und Türen repariert, Wändegestrichen, das Gelände gesäubert - die Arbeit hört nie aufund tatkräftige Helfer werden
immer benötigt! Es dürfen auchgern mehr als 15 Leute zusammenkommen... Eine große Hilfewaren in den vergangenenJahren Tutanden, die Bödenentrümpelt, Kopfbäume geköpft und den Teich gesäuberthaben - Arbeit, die ansttengendwar, aber auch Spaß brachte.Und der jetzige Jahrgang 11 hatdas Haupthaus leergeräumt,damit überhaupt die Renovierungsarbeiten beginnen können. Auch auf diese Weise bekommen die Schüler des ATHseinen Bezug zu ihren Schullandheim! Herr Vorpahl ersetztin Hoisdorf in den meistenFällen den Handwerker! Er istäußerst kreativ und hat vieleneue Ideen, um die Attraktivität des Heimes zu steigern. DieVerbesserung des kleinenSwimmingpools, der Ausbauder Tischtennisanlage, derFahrradverleih sind sein Werk.Er ist nimmermüde im Hausund auf dem Gelände tätig.Frau Vorpahl sorgt für dasleibliche Wohl der Gäste unddafür, daß die Kasse stimmt beides mindestens genausowichtig! Wir hoffen sehr, daß
sie uns noch lange verbundenbleiben und elie schwierige Zeitder Sanierung ohne allzu großepersönliche Einschränkungenüberstehen können. Wenn dasSchullandheim Hoisdorf in voraussichtlich 2 Jahren grundüberholt, aber doch mit demCharme des alten Bauernhauseswieder für die Schule zur Verfügung steht, dann wollen wirnoch mehr versuchen, es wieder einzubinden in das Schulleben am Albrecht-Thaer-Gymnasium. Es ist ein Schatz, dennicht jede Schule hat, und es isteinfach wunderschön dort!Vielleicht kann es bei der Neueröffnung dann so sein, wie esschon in der Chronik über dieEinweihungsfeier 1922 steht:"Sämtliche Klassen kamen aufeiner Sternwanderung mit ihren Lehrern nach Haisdorf. DieElternschaft erschien nahezuvollzählig. Es wurde ein großerJubel und Trubel; dazu spieltedie Dorfmusik."
Statt einer Sternwanderungwäre natürlich auch eine Fahrradtour denkbar...
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75 JAHRE SCHULLANDl-IEliVI HOlSDORF
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J!\lllltb. 'u 0d)ii1tr unh ed)ii1etitt"erfilgt. a 5ug,ttbl)'tbergm unh €id)u~cint' unb liieilt tt ble €irl)ltI,n, Wir ncl)men ,bat oll, ltufm 3Ullgen gern lll1b 10iUIg l'l,g Dvjer Dnn l~"'u 'l:aldj,ng,lb !Ubring", unb bitt,n Oie (fiteru Um l~'t l,eunbUd), Ul1le,flü!lllttg.
Unf~t(' gut befud;tc- ,f)nuptuttfamm(ung om 7, Wehmut 1934 "e1gte eine tuue Q5erlHtltbcnl]eitDon (l'1t"nQaus uuh E'id)uk in hem !l\el11iilI'" um hie b'jtmögHd)e (l'r,i,l)ullg uni",r ;Jug'"h.'!Jas 6ct)llHt1ubl)dm Rann unb miU 3lt jcintm ~eiC haau beitragcl1! roUIensjlarne, ge-fultbc,l)eil11otb'lOuilte (l)lellid)cn ön hilhen, hle lid) iü' molk llnh "tant il111Cllid)it llemntroo,Ud) iiil)!en.Slno 110'" b,"tid), 0d)nhuejen I,gt b" 0r1)ullnllhl)eimben"glulg uUcrgrö[lie iB'bettlUllg bei.
.lIiu &..,.1<* IItli llUl!» bl, :ji:~".t ~b't..~I'dl"l. I>U<, •• Iiml"",~b", .!Ii@ßl!II'"ll>lob,...", i~•• l1i!ll"'~ IIn<fj Il)oi~bo~ lU ,(1)1<1..".
(l'. gilt ",l)t,jcltig mO'io,gc iU, hI, \linnnöIeruug ber \Rei[ell ÖU treff"'. WI, "Innem bol)" bleIXI"m bdugHd) ou bic in bCll .jjüllh,n Il),,, eöl)'" 6,jInhHd)cu ,!illll,li"riOU. ;JllsbcionberetuUnel! lid) ,bicjt'uigm \tItern 311t ~rnuBung 'ber 0po:rfw:rten llerpjUcfJtet fiiIj1cn, me1dJe, lPäteruotinlls lMd)iiff' ou. unl",r llut"[tiitung5~oiie braurl)cu. mui je 5 meidIsma,~ 0pnrgclb,n"ld)es bis 4 Wod),n on, b" 9leif' tingelol)U Hf, gibt es bdtn11ntfid) dtlC 6potpriimie nOn50 'llfennig. Wer 0110 Di, ooli, 0nmll1c fparl, lul)lt IHr 14 S:og, ftott m,m 23.-- nur ill911 25,50.SlI' 0pa,~utl'" gelten uud) fiit Me Ql)a11herju~rim unh J.!aub~eimnus!nnidi' her ll11terf'~llnhm
unb 'q)rimcn. Wenn her ertjiHtt iJ1öriJifdJeu tHc läd}ü[fQttliif3t ober allSe Qnbeutt ,61tünben an ',onmeif' nid)! t,Uml)ll1<ll ka11u, wIrb hn$ elllg,.ni)lt, $,Ib Iclbiloerjliinblid) ludidmitait'l, 'lI1i, ltUernmilffen n11$ InUl)di,n,l1l1fe, Ölel I" mtirl)c11. haflk'i11 ;}ung, aus jiunn3i,Ii,u (j)tliuhen 3U ~anf' bl,ibt.
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Seite 14 _ Festschrift
75 JAHRE SCHULLANDHEIM llOISDORF
Unser vielfältiges Schullandheim oder Hoisdorf aus Sicht von Eltern
von Helga und Peler Reichelt
11l1g :
hierbei um die Werbeschrift füreine Beauty-Farm, ein Trainingseenter für verschiedensteSportarten oder um die Rahmenbedingungen für einÜberlebensb'aining auf demBauernhof?
Natürlich nicht, denn die Überschrift hafs schon verraten: Esist die kurze Beschreibung unseres Schullandheims in Hoisdorf, der noch die kindgerechten Spielgeräte wie Klettergerüst, Wippe, Schaukel undBaumelseil hinzugefügt werdenkÖlmten. Außerdem fehlt derBeschreibung auch noch derwichtige Hinweis auf die ausgezeichnete Betreuung durchdie Heimeltern Joachim undPeb'a Vorpah!. Sie leisten einenganz entscheidenden Beib'agzum Ausbau und zur Pflegedieses kleinen Paradieses vorden Toren Hamburgs.
Über die einleitend genanntenBetätigungsmöglichkeiten wissen die Schüler und Lehrersicher viele Geschichten zuerzählen, die über die üblichenSchullandheim-Verkommnisse
wie z. B. Nachtwanderungendraußen oder auch drinnen(zwischen Jungen- und Mädchenzimmern) hinausgehen. Inwelchem anderen Schullandheim kann man schon in derTenne eine heiße Disco-Partyfeiern? Mit Schülern sind übrigens durchaus auch jene derMittel- und Oberstufen gemeint, die im Rahmen vonProjektaktivitäten oder Tutandentreffen dort dem Schulalltagentfliehen.
lieh fehlt auch er nicht - derBadepooI. Diese IdyIIe wirdgekrönt durch das unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude, dessen Grundstein imJahre 1856 gelegt wurde unddem auch das Storchennest aufseinem großen Reetdach nichtfehlt.
Wovon ist hier die Rede ? Istdas ein Auszug aus einem Urlaubsprospekt ? Handelt es sich
In unmittelbarer Nähe Feld,Wald und Wiesen, die zu kurzen Spazier- aber auch zu längeren Erkundungsgängen wiegeschaffen sind, auf dem Gelände zwischen altern Baumbestand finden sich ein kleinerTeich, Grillplätze, eine Köhlerhütte, der Schuppen für dieVerleihfahrräder, überdachteTischtennisplatten, ein großerFußbaIIplatz mit Kuhtribüne,ein BasketbaIlfeld und - natür-
um f1'dtlall, ~cm 10. $frt\ll(m 19$$abenb5 20 Hf)r im elaal her E5cf)ule.
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\Velche Gelegenheiten aberhaben nun Eltern selbst, Eindrücke bei einem Aufenthalt in
Festschrift Seite 15
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Hoisdorf zu sanulleln "? Um esvorwegzunehmen auch soeinige.
Zunächst ist da das Jour-Fix zunennen, das jedes Jahr imFrühling veranstaltet wird undbei dem sich Schüler, Lehrer,Ehemalige, Freunde des AThoder wer sonst eine Beziehungzum Heim hat treffen. Beimgemeinsamen Kaffeetrinken inder Tenne lernt man sichschnell kennen und kann seinenKlönschnack bei einem gemeinsamen Spaziergang durch dennahegelegenen Wald fortsetzen.Der Tag klingt nach demabendlichen Grillen mit einem"Danz op de Deel" aus.
Eine weitere Gelegenheit zumSammeln eigener netter Erlebnisse bietet sich bei den ein- biszweimal im Jahr von HerrnRittmüller organisierten Arbeitseinsätzen. Dabei werden neben Maler- und Tapezierarbeiten auch diverse Arbeiten anfrischer Luft angeboten. DaArbeit hungrig macht, ist fürgemeinsame Mahlzeiten natürlich auch gesorgt.
Eine ganz besondere Gelegenheit, zu beobachten wie wohlsich Kinder in Hoisdorf fühlen,gab es im Oktober 1996 für eineReihe von Eltern, die den Erholungsaufenthalt von knapp 20Kindern aus Tschernobyl be-
gleiteten. Die kleinen Gästewaren ca. zwei Wochen langdort untergebracht und habendabei in vollen Zügen die Vorzüge unseres Schullandheimesgenießen können - ein unvergeßliches Erlebnis für alle Beteiligten.
Wir hoffen, daß uns unserschönes Schullandheim erhalten bleibt und unter der engagierten und liebevollen Leitungvon Herrn Rittmüller undFamilie Vorpahl weiterhin eineStätte der Begegnung und derOrt für viele Erlebnisse bleibt.
In diesem Sinne - auf die nächsten 75 Jahre'
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Seite 16 Festschrift _
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Ein herzliches Willkommen
von Die/er Sclzipprnann
Liebe Freunde, Förderer undGäste des SchullandheimsHolstentor,
ein herzliches Willkommen inder Gemeinde Hoisdorf und dieherzlichsten Glückwünschezum 75-jährigen Bestehen desSchullandheims.
Viele von Ihnen, die mit demSchullandheim seit Jahren,vielleicht schon seit Jahrzehntenverbunden sind, sind auch mitder Gemeinde Haisdorf verbunden und tragen so zumgegenseitigen Verstehen derProblematik Stadt/Dorf bei.Habe ich doch des öfteren ehemalige Schüler HamburgerGymnasien kennengelernt, diesich an die Ferienzeit in Hoisdorf gerne erinnert und so einen positiven Eindruck unsererGemeinde nach außen getragen
haben.Meine besondere Hochachtungund Bewunderung gilt denaktiven Mitgliedern des "Vereins der Freunde des AlbrechtThaer-Gymnasiums (Schullandheim Hoisdorf) e.V.", die jetztschon über 75 Jahre lang inschwierigsten Zeiten nicht nurden Heimbetrieb aufrechterhalten, sondern auch die erheblichen Geldmittel für die Erhaltung und Unterhaltung derGebäude aufgebracht haben.Gehört doch das Schullandheimneben unserem Dorfrnuseumzu den ältesten Bauernhäusernin Hoisdorf, die noch heute mitihrem Reetdach und wunderschönem Fachwerk das Dorfbild prägen.
An dieser Stelle möchte ichauch meinen Dank an die Lehrkräfte und Betreuer der Schul-
klassen und Jugendgruppenaussprechen, die es sich nichtnehmen lassen, unser DOl'fmuseum regelmäßig mit ihrenGruppen zu besuchen.
Der Festveranstaltung wünscheich einen guten Verlauf, demSchullandheim (weIches demnächst in neuem Glanz erstrahlt) wünsche ich auch inZukunft eine hohe Auslastungdurch unsere Jugend und demVerein der Freunde des Schullandheims wünsche ich nichtnur genügend Helfer, sondernauch die nötigen finanziellenMittel, die für den weiteren,erfolgreichen Betrieb des Heimsnotwendig sind.
Mit freundlichen GrüßenIhr
Dieter Schippmann
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HCJISDORF
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75) MIRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Herzlichen Glückwunsch
von S. V. Holsatia
Die S.V. Holsatia beglückwünscht den Vorstand desSchulvereins zum 75-jährigenBestehen des SchullandheimesHolstentor und wünscht demHaus eine glückliche Zukunft.
Das Schullandheim als pädagogisches Werk Dr. HeinrichSahrhages hat im Verlaufe seiner Geschichte manche Veränderungen erfahren, und diesewaren nicht nur äußerliche.
Es war Dr. Heinrich SahrhagesIdee, den Schülern des AIbrecht-Thaer-Gymnasiums eineMöglichkeit zu schaffen, wenigstens einmal im Jahr derEnge der Großstadt zu entfliehen und in freier Nahir einen
gemeinschaftsfördernden Unterricht zu erleben. Das dörfliche Umfeld und die vierzehntägige Wohngemeinschaftwurden für Schüler und Lehrerein prägendes Erlebnis.
In der Kriegszeit bot das Reetdachhaus Unterschlupf fürbombengefährdete Kinder, inden nachfolgend beschwerlichen Verhältnissen übernahmes die Funktion eines Erholungsheimes für bedürftige,ausgehungerte Schüler.
Das Anwachsen der Großstadtüber seine Grenzen hinaushatte die Idylle bald eingeholtund seinen Freizeitwert geschmälert.
Die Anforderungen stiegen,noch schneller aber die Kostenfür den Erhalt und die notwendige Umgestaltnng auf dieErfordernisse der Koedukationund gewachsene Ansprüche andie sanitären und kochtechnischen Einrichtnngen.
Daß dieses Heim erhalten undfortentwickelt werden konnte,ist das Verdienst des freiwilligen Arbeitseinsatzes einzelner.Denen soll gedankt werden,damit sie nicht müde werden,dem Haus eine glückliche Zukunft zu ermöglichen.
Die in der Holsatia vereinigtenEhemaligen des AlbrechtThaer-Gymnasiums
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Verein Schulheim Oberrealschule Holstentor E. V.1't.1st"chcckkolllö; Hambmg Nt. 5i.140; Dr, A,-Vbrl
Dr. H. Sahrllage, 1.lIeimwart
Seite 20 Festschrift
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Kennzeichnende Jahresdaten aus dem Werdegang des Schullandheims
von Horst Rittmüller
1921 Gründung des Schulvereins am 25. Januar. ErsteKlassenreisen in die Kinderheime Wernerwald,Duhnen und Vogelkoje/Sylt.
1922 Erwerb des Bauernhauses in Hoisdorf, Umfangreiche Instandsetzungdurch Selbsthilfemit Eltern, Lehrernund Schülern undLeitung von HerrnDr. Sahrhage.Zahlreiche Sachspenden. FeierlicheEinweihung amHimmelfahrtstag.Schulleiter HerrProf. Dr. Thedens,Heimleiter Heinrich Sahrhage (bis1932), Wirtschafterin Frau Herrmann(gest. 1922).
1923 Bedrohung durch Teuerung und Inflation. Pflege von Garten und Viehdurch Herrn Kar! Möhring, Wirtschafterin FrauBornheim..
1924 Das"Rentenmarkwunder"rettet die Wirtschaft.Fräulein Gertrud Niemeyer übernimmt dieWirtschaftsleitung desHeims.
1925 Ausbau des Obergeschosses, Vergrößerungder Küche, Einrichtungdes \A/aschraums.
1926 Das Strohdach wird neugedeckt. (Gründung derSchulzeitung "Holstentarwarte").
1927 Erwerb der Kate. Ausbau
nach Kampf mit demWohnungsamt.
1928 Ankauf der Spielwiese.Herausgabe der Stormaner Heimatshefte.
1929 Neue Betten, Matrazenund Wolldecken.
1930 Vertiefung des Brunnens,Erneuerung von Pumpe,Wasser- und Sielleitung.
1931 Erneute Bedrohungdurch die allgemeineWirtschaftskrise. (23%der Eltern sind erwerbslos).
1932 Wirtschaftsleiterin wirdFrau Friedel Kebe, ihrzur Seite stehen derHeimwart Herr ErichSchefe (bis 1936) und der
Büroleiter Herr OttoSahrhage. Intensivierungdes Gartenzauns durchNeuanlage des unterenGartens, Schweine- undSchafhaltung. Ausbau
des Heimwart-Zim-ll1crs.
1933 Die politische Neuordnung wirkt sich auch imHeim aus. Die Ferienfürsorge geht in die Händeder NSV über. Verlegungder großen Abwasserleitung durch eine Feriengruppe. Schulleiter: HerrDr. Bruno Peyn.
1934 Bau eines Kleinkaliberschießstandes und Entschlammung desMatschteiches mit Schülerarbeitsgruppen unterLeitung von Herrn Schefe und Herrn Dr. Isberg.
1935 Errichtung eines Schuppens für 60 Fahrräder.Fertigstellung desSchießstands. Ausbau eines neuen Schülerschlaf-
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raums. Außerdem 30neue Schülerschränke.
1936 Umstellung der Verwaltung und Wirtschaftsführung. Heimelternpaarwerden Herr GustavReese und Frau, Heimleiter Heinrich Sahrhage.
1937 Die Küche erhält Heißwasserkessel und moderne Brotschneidemaschine.
1938 Alle Zimmer und Möbelwerden gestrichen, dieMatrazen erneuert, imWaschraum sechs Fußwaschbecken eingebaut
1939 Umlegung der Wasserleitung, Neugestaltung desKellers. Ausbruch desKrieges.
1940 Splitterschutzwand vorder Grotdör. Normale
Klassenbelegung. ImHerbst Beginn der Kinderlandverschicku ng.
19411942 Neben wenigen Klassen
Aufnahme von Kindertagesheimen, NSV-Feriengruppen, HJ-Lagernund NSLB-Schulungen.
1943 Bombenkatastrophe überHamburg. Aufnahmevon Ausgebombten,Sammlung der Schülervor der Verlegung derSchule in das KLV-LagerWindberg, Mitterfels.Heimelternpaar werdenHerr Otto Sahrhage undFrau.
1944 Beschlagnahme desHeims zugunsten des Jugendamtes. Belegung mitKleinkindern. Schule geschlossen. Oberstufestellt Flakhelfer. Im HeimNeuanstrich fast aller
Zimmer mit Hilfe vonFlaksoldaten.
1945 Mit Kriegsende besetzenenglische Truppen I-loisdorf, schonen aber dasHeim. Aufnahme unsererSchüler nach Rückkehraus der KLV· bis zumWiederbeginn der Schule. Kate von Flüchtlingenbesetzt. Schulleiter: HerrDr. Winter.
1946 Küche erhält Terrazzofußboden. Wieder normale Belegung mit Klassen. Am Himmelfahrtstag erstmals "Tag derSchulgemeinde". ImWinter Belegung mit be-sonders erholungsbe-dürftigen LehrkräftenHamburger Schulen.
1947 Hungerrationen werdendurch Schulspeisung unddörfliche Zuwendungen
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Seite 22 Festschrift
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Das Heimgelände
Küche undEßsaal1979 fertiggestellt
Kateca. 1830 erbaut1926 erW rben
Festschrift
Haupthaus1856 erbaut1922 erworben
Lütt-Huus1963 eingeweiht
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DACHDECKER-FACHBETRIEB
ReetdacharbeitenDächer @ Fassaden • Abdichtungen
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wesentlichverbessert. ImWinter nochmals Lehrerfürsorge.
1948 Beschaffungdes Küchenmotors, derelektrischenKartoffelschälmaschine und einesElektrohockerkochers.Währungsreform entwertet das gesamte Barvermögen. SchnelleHilfe aus der Schulgemeinde.
1949 Wiederinstandsetzungder Kate (Giebelwände,hmenausstattung). ImWinter Gastklassen.Schulleiter: Herr Th.Wulle.
1950 Normalisierung derKlassenbelegungen.
1951 Neubau eines Feue-rungsschuppens. Umbaudes Außenaborts. Reparatur des Strohdachs.Neuverlegung der elektrischen Leitung im Erdgeschoß.
1952 Heimelternpaar werdenHerr Willi Merkens undFrau. Regulierung desMatschteiches. Schießstandgelände wird eingeebnet.
1956 Das Heim erhält denNamen "Heinrich-Sahrhage-Haus" .
1959 Einführung der Koedukation im Ath.
19621963 Bau und Einweihung des
Mädchenhauses
1969 Tod Dr. Sahrhages, Geschäftsführer HerrSchuller, HeimverwalterHerr Kuhlmann, Durchführung folgender Erneuerungen (bis 1972):Austausch des altenTennentores durch einzweiflügeliges weißesTOf, Moderniserung derHeimelternwohnung,Austausch der Holzfenster durch Kunststoffenster an der Straßenfront,Erneuerung des Katendaches, Erweiterung der
Elektroinstallation 1mAltbau, Austausch derMatrazen durch Schaumstoffmatratzen, Anschaffung von 40 neuen Bettgestellen, 120 Stühlenund 24 Gruppentischenfür die Tenne und dieArbeitsräume.
1972 50jähriges Jubiläum,Heimverwalter Herr LeoMiksch, HeimeItern dasEhepaar Rauprisch.
FL'slschrift _
1975 Schaffung der baulichenVoraussetzungen für dieDurchführung von Biologie-Projekten.
1979 Einweihung des Biologiezentrurns.
1980 Übernahme des Schullandheims Haisdorf alsPachtheim durch die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheimefür 10 Jahre. Verwaltungund Betreuung desHeims durch HerrnHeinz Zietz, HeimelternIngrid und Lothar Axel.
1981 Heimeltern Marie undDieter Borchardt
1982 Die 1930 erworbeneKoppel wird an die Firma Bruss verkauft, Umbau des 1979 eingeweihten Biologiezenhmlls zueiner modern eingerichteten Küche mit Speiseraum, Einbau einesDuschraums sowie einesAufentshaltsraums mitKamin in der Kate, Installierung einer Zentralheizung im Haupthaus.
25
75 JAHRE SCHULLANDII,<:JiVI JIOISDORF
1987 Heimeltern das EhepaarBenecke.
1985 Heimeltern Karin undKlaus Schmidt.
schuppen und eineÜberdachung zwischenLütt-Huus und Kate.
1997 75 jähriges Jubiläum,Schließung des Heimsfür voraussichtlich 2-3Jahre, Beginn der denkmalschutzgerechtenGrundinstandsetzungdes Reetdachhausesdurch den gemeinnützigen Beschäftigungsträger"Arbeit und LernenHamburg GmbH"
1996 Die zweite IJälfte derKate wird renoviert. Bohrung eines Brunnens zurkostengünstigen 'vVasser-versorgung für denSwimming-Pool, Ent-schlammung desMatschteichs durch dieGemeinde Hoisdorf,Durchführung eines Erholungsurlaubs für Kinder aus TschernobyI inZusammenarbeit mit denEltern der Schule.
TANZSCHULE
MiT FUN &FEELING
Der "Verein ausländischeArbeitnehmer e.V./I ausHamburg WiIl1elmsburgbaut eine Sandkiste undein Klettergerüst und erneuert die maroden Kellerfenster im Lütt-Huus,Frau Birgit Niedlichübernimmt die Schulleihmg.
1995 Der Verein "Ausländische Arbeitnehmer e.V."baut einen Fahrrad-
des oberenim Reet-
RenovierungStockwerksdachhaus.
1992 Das Ehepaar Petra undJoachim Vorpahl übernimmt die Bewirtschaftung des Heims.
1991 Übernahme der Heimverwaltung durch HerrnHorst Rittmüller, Ersetzung der nicht mehr betriebssicheren Gas-Öfenim Lütt-Huus durch einemoderne Gas-Zentralheizung.
1990
Hoheluftchaussee 3820253 Hamburg . Telefon 420 45 45
1993 Eine Seite der Kate wirdin traditioneller Lehmbauweise und mit Einbauvon Holz-Kastenfensternsaniert und der Bodender Kate wird tiefergelegt.
1994 Anschaffung neuerDeckbetten und Matrazenschoner, Installierungvon Duschkabinen inzwei Lehrerzimmern.
Neue Kurse: JanuarAprilAugustOktober
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOISDORI"
Der Peemöller-Hof
von Adolj Christen
Zur Hundertjahrfeier des altenHeimgebälldes (1956) hielt RektorAdolf ChristeIl die Festrede. Wirentnehmen ihr die folgenden zweiAbschnitte (HolsteIlzuarte Nr. ]9vom November ]956):
Im jahre 1855 verheerte eineFeuersbrunst die Mitte unseresDorfes. Unter den niedergebrannten Häusern befand sichauch dieses Haus, das zu derHofstelJe des Bauernvogts Barthold PeemölJer, dessen Namenoch auf dem Torbalken IhresHeims zu lesen ist, gehörte. Imnächsten jahre ließ er es wiederaufbauen. Der PeemöllerscheHof ist seinerzeit \vahrscheinlieh der größte des Dorfes gewesen, \Nissen wir doch (.icd~ derheutige Thesdorfesche Besitz zuFürstenhorst einmal mit zu derSchulzenstelle gehörh~. Daß in
den alten Urkunden imInerwieder die PeemölJers als Bauernvägte genannt werden, lagdaran, daß es hier in Stormarnoft Brauch war, daß das Schulzenamt an einen bestimmtenHof gebunden war, also sich ineiner Familie vererbte. In demersten Buch der HoisdorferTotengilde aus dem jahre 1742wird unter den tlInteressenten"(Mitglieder) als erster jochimPeemöller genannt, \voraus zuschließen ist, daß er der damalige Bauernvogt war. In seinemKrughaus fanden die regelmäßigen Zusammenkünfte derGilde statt.
I-Ioisdorf ist jahrhundertelangeins der reichsten und größtenBauerndörfer der Umgegendgewesen und ist es ja heutenoch. Im jahre 1841 zählte
Festschrift
Großhansdorf- Schmalenbecknur 261, Siek 319, Großensee419, Lüljensee 582, Hoisdorfjedoch 693, im jahre 1855 sogar 709 Einwohner. Darauserhellt die besondere Bedeuhmg des Schulzenamtes gerade
in unserm Orte. Was gehörtenicht alles zu seinen Dienstobliegenheiten i Er hatte für einegewissenhafte Durchführungder Anordnungen des Amtmannes zu Trabt Sorge zu tragen, die Hebungen (Steuern)nach dort abzuführen, über dasEigentum der Dorfschaft, dieLändereien, Wege, Gräben une!Siele die Aufsicht zu führen,strafbare l-Iandlungen der Obrigkeit zu melden, die Dorfgemeinde nach außen zu vertreten, die Dorfversammlungeneinzuberufen und die Buernsprak so heiHt die Versamm-
75 JAHRE SCIIULLANDHElivl HOlSDORF
501 ORIGINAL
lung der Hufner, die alleineteilllahmeberechtigt \varen abzuhalten. Diese Bauernsprache- heute würde sie wohl Gemeindevertretung genannt \verden - \var eine aus alter germanischer Zeit überkommeneecht demokratische Einrichtung, abgesehen davon, daßnicht alle Dorfbewohner, zumBeispiel die landlosen Insten,die Einlieger, nicht teilnehmen
durften. Der Bauernvogt ist hiernur Vollstrecker des Volkswillens, der durch Abstimmungfestgestellt wird. Beliebte Verhandlungspunkte waren u. a.die Gewährung der Niederlassungsgenehmigung für zuziehende Fremde, die Zulassungvon AnbauernsteIlen, den 50
genarulten Ausbauten, außerhalb des eigentlichen Dorfes,die Wahl der Nacht- und Flur-
EidelstedtCENTERW 5708808
wächter und von der sogenannten Verkoppelung in jedemJahre die Verteilung genossenschaftlich zu bewirtschaftendenDorfflur auf die einzelnen Bauern. Der Dorfschulze bekleidetesein Amt lebenslänglich undverwaltete es inl wesentlichenehrenamtlich. Wohl bezog erein bescheidenes Jahresgehaltvon 18 Thalern, erhielt Deputatholz frei geliefert und war
von den Handdiensten befreit,die sonst jedeHufensteIle aufdem Amtshofe zuTrittau zu leistenhatte. Auch hatteer einen größerenAnteil an der Gemeinheit, dersogenannten Allmende. Er kOlmtemehr Vieh auf dieDorfweiden treiben, als es densonstigen Bauerngestattet war.Auch hatte er dieKruggerechtsame.Sie ist später vondem Großvaterdes GastwirtsHarms, der imHause des heutigen Schulheimsab 1867 als Pächter eine Hökerei
und Gastwirt-schaft betrieb,erworben worden,bis dieser nachder Aufteilungder Engelhard-sehen Hufe eineigenes Gebäudefür beide Gewerbebetriebe er,"varb.
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Ein Traditionshaus mit bewegter Geschichte
von Klaus Kruse und Tobias Mittag
Das Schullandheim Haisdorf isteines der ältesten Schullandheime Deutschlands.
Als schuleigenes Schullandheim der Oberrealschule vordem Halstentor - dem heutigenAlbrecht-Thaer-Gymnasiumin Hamburg besteht es seit1922.
Doch bereits einige Jahre vorher wurde dieses Haus auchschon für Aufenthalte vonSchülern genutzt: Das alte Bauernhaus, das zur Hofstelle desBauernvogtes Barthold Peemöller gehörte und 1857 neuerrichtet worden war, erlebtenoch vor dem Ersten WeltkriegSchüler aus Hamburg.
An dieser Stelle seian einige Stationendes HoisdorferSchullandheims erinnert; Stationen,die ähnlich vieleSchullandheimedurchliefen.
Im Juli 1911 erwarben drei Hamburger Lehrer - Amandus Fahrenkrug,Curt Zeidler undWaldemar Lange III Hoisdorf einekleine strohgedeckte Kate. Ausdem anfänglich privaten Unternehmen wurde bald eins der"Pädagogischen Vereinigungvon 1905" in Hamburg. Dahermietete man im Frühjahr 1912ein größeres Bauernhaus - denPeemöllerschen Hof. Mit diesem Bauernhaus in Hoisdorfglaubte man, das richtige Hausam richtigen Ort für seine
Zwecke gefunden zu haben:11 Unser Ideal ist ein Ferienaufenthalt weniger Kinder einerKlassen zusammen mit ihremLehrer weit außerhalb derStadt, allein in einem Dorfe."(Lange, 1912, in Päd. Reform) 3Gruppen von je 10 Kindernkonnten in dem HoisdorferHaus sich aufhalten - Ineist anden Wochenenden und in denFerien. Doch schon bald bekamman auf dem PeemöllerschenHof Schwierigkeiten; auch dieses Haus war schon wieder zuklein für die vielen Gruppen,die nach Haisdorf wollten. Außerdem wurde die Pädagogische Vereinigung vom Schäfer
Bohnhoff zum 1. April 1913ausgemietet. So suchte mansich ein neues Haus mitGrundstück und fand es imgleichen Ort in der Nähe. Am 1.Oktober 1913 fand das Weihefest für das neue I-feim"Junghorst" statt.
Weil die Gründung des Hoisdorfer I-leimes auf dem Gelän-
de der PeemällerschenHofstelle mit der ausdrücklichen Absicht erfolgte, darinrein erzieherische Arbeit zuleisten, ist später mehHachbetont worden, daß diesesHoisdorfer Heim somit dieWiege des SChullandheimgedankens sei. Für Hamburg magdas sicherlich zutreffen, auchwenn es nicht den Charakterdes schuleigenen Schullandheimes, sondern den Typ desSarnrnelheinlcs repräsentiert,delm es stand allen SchulenHamburgs offen. Richtig istsicherlich auch, daß man diePädagogische Vereinigung von1905 zu den entscheidenden
Vorläufern der Wander- undSchullandheimbewegung inHamburg zählen muß. Dochfür das Reichsgebiet läßt sichnaclnveisen, dag es auch ananderen Stellen des ReichesVorläufer der Schullandheimbewegung gegeben hat, die sichunabhängig voneinander entwickelt haben, 'wie man späterfeststellte.
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Vor der Übernahme durch den"Verein Schulheim Oberrealschule Holstentor" gehörte dasBauernhaus der ehemaligenPeemöllerschen HofsteIle dem"Hamburger jugendverband",der es zugunsten des Ausbauesder bisherigen Barackenkoloniein Puan Klent auf Sylt im jahre1922 verkaufte.
Die Idee zum Erwerb einesschuleigenen Schullandheimesentwickelte sich an der Oberrealschule vor dem Holstentorin den jahren unmittelbar nachdem Ersten Weltkrieg. Insbesondere die jungen "Lehramtskandidaten" (unter ihnen Heinrich Sahrhage) zogen mit ihrenKlassen hinaus. Beeinflußt vonStrömungen der Reformpädagogik und jugendbewegungbegannen sie "Erziehung undUnterricht außerhalb derSchule" zu praktizieren. Z.B.unternahm der junge Sahrhagedie erste Fahrt mit Übernachtungen mit seinen Schülern zuPfingsten 1919. Ein Vater stelltesein Sommerhaus in Niendorfan der Ostsee zur Verfügung.Für vier Tage mußte sich dieKlasse, versorgt durch mitgenommene Lebensmittel, ZUlll
erstenmal selbst verpflegen.
Im januar des folgenden Jahresunternahm man eine siebentägige Klassenfahrt in das Heidehaus Horst des HamburgerSchwimnlvereins Stern.
Sahrhage, der von seinenSchülern Reisetagebücher anlegen ließ, benutzte diese, um ineiner Elternversammlung am25. januar 1921 für entsprechende Aufenthalte aller Klassen der Schule in Heimen einzutreten. Noch in derselbenVeranstaltung wurde der am01.05.1921 amtlich eingetrageneVerein "Schulheim Oberrealschule Holstentor" gegründet.Bereits in diesem Jahr war einefast hundertprozentige Mit-
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gliedschaft der Eltern erreicht.Ständig wurde - unter Einbeziehung der Schüler - auf verschiedenen Treffen und Versammlungen weiter versucht,die Elternschaft und auch dieSchüler über die Idee einesSchullandheimes zu informieren und dafür zu begeistern.
Ab Ostern 1921 begannen erneut Klassenreisen zu vier verschiedenen angemieteten Häusern. Die Folge all der zum Teilauch von negativer Kritik begleiteten Erfahrungen der Reisen war der einstimmige Beschluß einer außerordentlichenLehrerkonferenz, Schullandheimbestrebungen zu fördern.Dieser Anerkennung des pädagogischen Wertes der Schullandheimidee im Herbst 1921folgte im November ein 'Aufrufzur Gründung eines Eigenheimes'. Sahrhage war seither umein eigenes Haus bemüht.
Eine Gemeinschaft innerhalbder Schule zu bilden war dieGrundvoraussetzung für dieErfüllung des Wunsches nacheinem Schullandheim.
Durch seine Beziehungen zumHamburger Jugendverband erfuhr Sahrhage von dem geplanten Verkauf ihres HeimesHoisdorf. Die Besichtigung des
1856 erbauten Schulzenhofes inHoisdorf zeigte, daß noch vielArbeit im Inneren investiertwerden müßte, obwohl dasselbe Haus ja bereits von Gruppenund Schulklassen genutzt worden war..
Im Anschluß an eine Versammlung der Eigenheimgemeinschaft am 28. Februar 1922wurde mit deren einstimmigerZustimmung das Bauernhausin Hoisdorf erworben. DerKaufpreis von 80.000 Reichsmark, der sich, bedingt durchdie Inflation, als äußerst gering
Festschrift ~__..
herausstellen saUte, wurde barbezahlt.
Neben den Lehrern \vurdenauch Schüler bei der Renovierung zur tatkräftigen Hilfe herangezogen. Die praktische Mitarbeit der Schüler - eine werktätige Erziehung im Ausgl~ich
zur wissenschaftlichen Schule galt für das Schullandheim alsAufgabe.
Himmelfahrt 1922 wurde dasSchullandheim der Oberrealschule Holstentor eingeweiht.Alle Lehrer, alle Schüler unddie meisten Eltern kamen aufeinem Sternmarsch nach Hoisdorf, um dort zu feiern.
Die Inflation der WeimarerRepn blik konnte durch dieUnterstützung von vielen Seiten insofern aufgefangen werden, als daß das Heim für nureine Woche kurzzeitig geschlossen werden mußte. Diesauch zu einer Zeit, in der dasgesamte Verpflegungsgeldschon am nächsten Tag nichtmehr für das Mittagessenreichte.Mit der Zeit wurde dasSchullandheim immer weiterum- und ausgebaut Die KIassenaufenthalte in Hoisdorfgehörten für die Oberrealschulevor dem Holstentor schon bald
der Normalität an.
Als sich im Oktober 1925 aufEinladung des Zenh'alinstitutsfür Erziehung und Unterricht inBerlin Vertreter von schullandheimähnlichen Einrichtungenaus 40 deutschen Städten erstmalig zu einer Tagung versammelten, weilte unter Ihnenauch Heinrich Sahrhage für dasSchullandheim Hoisdorf. Beidieser Gelegenheit hielt Heinrich Sahrhage eine vielbeachtete Rede.
Seither ist der langjährige Leiterund Förderer des Schulland-
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heimes Hoisdorf besondersverbunden mit der AG Hamburger Schullandheime e. V.und dem Reichsbund der deutschen Schullandheime e. V. /Verband Deutscher Schullandheime e. V.. Fast 50 Jahre engagierte sich Heinrich Sahrhagean der Spitze der Schullandheimbewegung.
Im Oktober 1928 fand in Hamburg die erste, rein vom Reichsbund der deutschen Schullandheime e. V. veranstaltete Tagung statt. Eine Besichtigungdes Hoisdorfer Schullandheimes wurde von den Besuchern mit Interesse wahrgenommen. (Siehe Foto)
Schullandheimverein eine Satzungsänderung vorgenommen,die dem Führerprinzip entsprach und den Schulleiter Dr.Peyn zum neuen Vorsitzendenmachte.
Lag die Durchführung derSchullandheimaufenthalte amAnfang noch sehr in der Handder einzelnen Lehrer, wurdenspäter im Sinne der nationalsozialistischen Erziehung auchGeländesport- und Wehrerziehungsübungen in Hoisdorfdurchgeführt. Im Rahmen derWehrsporterziehung kamenauch im wöchentlichen Wechsel3 - 4 Klassen für einen Tag nachHoisdorf, um dort - in dem
Herbst 1940 in Hoisdorf kleinere Luftschutzvorbereitungengetroffen wurden, begann inHamburg die 'Erweiterte Kinderlandverschickung' . In dendrei darauffolgenden Jahrengingen all die Schüler, die nichtdurch die KLV nach Bayernoder Ungarn verschickt waren,mit ihren Klassen regelmäßignach Hoisdorf. Durch die'Operation Gomorrha' wurdeHoisdorf, wie das ganze Hamburger Umland Ende Juli 1943von Flüchtlingen überschwemmt. Im Schullandheimwurden ausgebombte und vorden Luftangriffen fliehendeHamburger untergebracht.
Als Folge der nationalsozialistischen Machtübernahmebegann eine Gleichschaltungauf allen Ebenen - auch auf derEbene der Schulen und derSchullandheime. Bereits Im
Jahre 1933 wurde für den
eigens erbauten Kleinkaliberschießstand - Schießübungenabzuhalten.
Bis 1940 wurde der Schullandheimbetrieb trotz des Kriegesweitgehend fortgeführt. Als im
Die Schulen in Hamburg "varenmittlerweile geschlossen. Nurdie Oberstufen \\'urden zumTeil noch unterrichtet. Daherkam ]944 lediglich eine Oberklasse nach Hoisdorf. Die Il1I?iste Zeit des Jahres bis Kriegs-
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
ende im Mai 1945 diente dasSchullandheim der Kleinkinderfürsorge.
Nach dem Ende des ZweitenWeltkrieges setzten sich Heinrich Sahrhage und sein BruderOtto für eine baldmöglieheWiederinbetriebnahme desSchullandheimes Hoisdorf ein.Bereits am 14. Juli 1945 wurdeder Ferienbetrieb im Schullandheim mit einer Sammelgruppeerholungsbedürftiger Kinderaufgenommen. Von nun ankonnte das SchullandheimHoisdorf wieder hergerichtetund kontinuierlich belegt werden.
In den Zielsetzungen undPrinzipien der Schullandheimarbeit knüpfte man zunächst andie Grundsätze und Vorstellungen aus der Weimarer Zeitan. Eine Bewältigung der Erfahrungen während des Nationalsozialismus fand kaum statt.
Grundlage der Schullandheimarbeit war es, in enger Zusammenarbeit zwischen Eltern,
Lehrern und Schülern dasSchullandheim zu erhalten, umdie eigenen Schulkinder ergänzend zu den Maßnahmen in derSchule durch Schullandheimaufenthalte pädagogisch zufördern, sie die Gemeinschaftinnerhalb der Klasse erleben zulassen, ergänzende Hilfestellung in der kindlichen Sozialisation zu leisten und neue Unterrichtsinhalte und -prinzipienzu erarbeiten und zu erproben.In diesem Sinne wurden alscharakteristische Elemente derSchullandheimpädagogik folgende Prinzipien und Aspektehervorgehoben: das Einübensozialer Verhaltensweisen imRahmen der Gemeinschaftsund Gruppenerziehung, Lernensowohl als individueller alsauch sozialer Prozeß, Erarbeitung epochaler Themen, dasSammeln von Material als empirische Basis unterrichtlicherVorhaben, Unterricht im Freien,das natürliche Lernen, die originale Begegnung mit denLernobjekten, die Betonungindividueller und gruppenschöpferischer Fähigkeiten.
Im "Verein SchullandheimHoisdorf e.V." hatte Dr. Heinrich Sahrhage bis zu seinemTode 1969 den Vorsitz, den erseit Kriegsende einnahm. Dasfünfzigjährige Bestehen "seines" Schullandheimes konnteer dann nicht mehr erleben.Später wurde das Schullandheim Hoisdorf auch nach ihmbenannt: das "Dr.HeinrichSahrhage-Haus" .
Das 50-jährige Jubiläum desSchullandheimes Hoisdorf warauch Anlaß, über die zukünftige Nutzung intensiver nachzudenken. 1971/1972 wurde ander Schule eine "ArbeitsgruppeHoisdorf" gebildet, zu deneninsbesondere die Herren Brinkmann, Kuhlmann, Miksch undTempel gehörten. Auch derHamburger Schulbehörde unterbreiteten sie ihr neues Nutzungskonzept: Das Schullandheim als solches sollte bestehenbleiben, aber gleichzeitig solltees zu einer naturwissenschaftlichen Außenstation der AIbrecht-Thaer-Schule ausgebautwerden, in der die 5./6. Klassen- auch anderer Schulen - ausge-
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75 JAlIRE ,SCHULLANDI-IEIIYII-IOI,SDORF
fallenen ßiologie- und Geographieunterricht in zwei- bis dreiwöchigen Intensivkursen nachholen können - natürlich ergänzt und aufgelockert durchverschiedene andere Aktivitäten, besonders Spiel und Sport.Die Schulbehörde stützte diesesKonzept so nicht.
Auf der anderen Seite warendie oben genannten Personenvon ihrer Idee sehr überzeugt;eignete sich das SchullandheimHoisdorf doch hervorragendfür besondere Formen des Unterrichts in den Fächern Biologie und Geographie, und siebemühten sich nach Realisierungsmöglichkeiten - zunächstum die Erstellung eines Gebäudes mit entsprechender Ausstattung.
Da in diesen Jahren der Verband Deutscher Schullandheime e.V. auf Bundesebene ab1973 den Modellversuch"Projektarbeit im Schullandheim" mit finanzieller Förderung des Bundesministeriumsfür Bildung und Wissenschaftinitiiert hatte, stellte man für
die Durchführung von "Biologie-Projekten im SchullandheimHoisdorf" Anträge auf finanzielle Unterstützung für denUmbau des Stallgebäudes mit 3Unterrichts- und Mehrzweckräumen und deren Ausstattungfür naturwissenschaftliche Vorhaben.
Das Anliegen der "Hoisdorfer"entsprach den Überlegungen,die der Gesamtkonzeption desModellversuchs zugrundelag:Die Schullandheime sollten imRahmen des ModellversuchsAnregungen und Materialienfür Projekte erarbeiten underproben, um sich so mit ihrempädagogischen Angebot zuprofilieren.
Aufgrund der besonderen pädagogischen Situation imSchullandheim bietet ein Aufenthalt im Schullandheim vielfältige Möglichkeiten und Bedingungen, Unterrichtsprojektezu initiieren, zu planen unddurchzuführen. Ohne Zeitdruck, und ohne "Gongschlag"können die gesammelten Erfahrungen zlisammengefaßt, ge-
ordnet verglichen, kritisiertund zu anderen Erfahrungen inBeziehung gesetzt werden, damit so die Bedeutung dessenerkannt werden kann, was man"getan" oder "erfahren" hat.Daher lassen sich Arbeitsvorhaben/Projekte, für die in derSchule wegen des obligatorischen Fachunterrichts und derwenigen, kurzen Unterrichtsstunden oft nicht genügendZeit vorhanden ist, günstigerwährend eines Schullandheimaufenthaltes durchführen.
Der Schullandheimaufenthaltermöglicht dabei außerdemgünstige Voraussetzungen, soziales Lernen der Schüler/ innen und Lehrer/innen zufördern. Das ganztägige Zusammenleben und -arbeitenmotiviert zu intensiver Kommunikation, Kooperation undIntegration. Das Schullandheimist in dieseul Sinnen ein idealer"schulischer Lernort außerhalbder Schule/des Klassenzimmers", wo biologische, geograplüsche, historische, ökonomische, politische und soziologische - ganz allgemein standort-
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typische Objekte an Interessegewinnen, weil sie für denSchüler anschaulich erlebbarsind und Lernen durch Handeln und Erfahrungen möglichist.Das Schullandheim Haisdorfeignete sich besonders gut fürProjekte zur Biologie, und sowurden 1975 und 1976 imRahmen des o.g. Modellversuchs die baulichen und ausstattungsmäßigen Voraussetzungen für die Durchführungvon Biologie-Projekten geschaffen. Es gelang den Initiatorenjedoch nicht, die notwendigenschul- und bildungspolitischenRahmenbedingungen herzustellen, und so zogen sie sich enttäuscht aus der Schullandheimarbeit für Hoisdorf zurück.
Es schien so, als wenn dasSchullandheim Hoisdorf - einechtes Traditionsheim und engmit dem Namen HeinrichSahrhages verbunden - aufgegeben werden müßte. Im Kollegium des Albrecht-ThaerGymnasiums fand sich niemand mehr, der in der Vereinsund Geschäftsführung aktivtätig werden wollte.
In dieser schwierigen Situationschaltete sich Hans-DietrichErdmann als Vorsitzender derArbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime e.V.(Arge)ein und erreichte, daß die Argedas Schullandheim als Pachtheim übernahm - für zunächstzehn Jahre. Heinz Zietz übernahm im Auftrage der Arge dieVerwaltung und Betreuung desHeimes. In Verbindung mit derGeschäftsstelle der Arge erfolgte die Belegung für alle interessierten Klassen und Gruppenaus Hamburg und Umgebung.Engagiert setzte sich HeinzZietz für die Erhaltung desHauses ein. Bei Umbaumaßnahmen gewann er häufig auchkleine Cruppen von Schülern,
und an den alten Gebäudenwurden immer wieder Erneuerungsarbeiten durchgeführt. Soüberstand Hoisdorf dies sehrschwierige Zeit.
In bezug auf die pädagogischeNutzung des Schullandheimesist Anfang der achtziger Jahredie Idee, das SchullandheimHoisdorf als Stätte in naturnaher Umgebung für Projekte,Unterricht, Studien, Seminareund Tagungen im Rahmeneiner "Außenstelle" für Biologieund Umwelterziehung vonHamburger Schulen zu nutzen,von dem ehemaligen AlbrechtThaer-Schüler Herbert Hollmann neu belebt und weiterverfolgt worden (siehe Gründungsschrift des "Fördervereins SchulbiologiezentrumHamburg e.V. 1983). Die Kraftder Gründungsmitglieder desSchulbiologiezentrums Hamburg reichte aber nicht aus,auch hier aktiv zu werden,sondern sie mußten sich dochmehr auf ihr eigentliches Anliegen konzentrieren: die Errichtung des "Zentrums fürSchulbiologie und Umwelterziehung in Hamburg". Jedochsind aufgrund der Beratungenund Diskussionen viele Anregungen für den später vomVerband Deutscher Schullandheime e.V. begonnenen Modellversuch "Umwelterziehung
im Schullandheim" ( ab 1988)entwickelt worden, die sich fürviele andere Schullandheimesehr fruchtbar erwiesen haben,
Anfang der neunziger Jahrefühlte sich ein Teil des Kollegiums des Albrecht-Thaer-Gymnasiums" für "ihr" Schullandheim wieder mehr verantwortlich. Als "Heimleiter" übernahm 1991 Horst Rittrnüller dieGeschäftsführung für dasSchullandheim Hoisdorf des"Vereins der Freunde des AIbrecht-Thaer-Gymnasiums" ,
um in Anknüpfung an diealten Verbindungen zwischender Schule und dem Schullandheim eine Neubelebung herbeizuführen. Seinem Engagementverdanken wir es insbesondere,daß 1997 ein weiteres Jubiläumgefeiert werden kann.
Himmelfahrt 1997 besteht dasSchullandheim Hoisdorf seit 75Jahren. Das ist ein besonderesEreignis. Dazu gratulieren wirganz herzlich dem Träger desSchullandheimes.
Doch auch ein Traditionshauskalill sich nicht der Ruhe hingeben, zumal wenn Kinder undJugendliche als Gäste immerwieder ins Haus kommen. Soerlebt Hoisdorf zur Zeit wiedereine Umbruchsituation.
Baulich soll es von Grund auferneuert werden. Die Beschäftigungsgesellschaft "Arbeitenund Lernen" - ein Motto, dasergänzt durch das Wort"Leben" - auch grundlegendfür die Schullandheimarbeit ist- baut Hoisdorf um.Ist das auch die Gelegenheit,darüber nachzudenken, fürHoisdorf sowohl im pädagogischen wie im ökonOlnischenBereich neue Wege zu gehenund sich für die Zukunft zurüsten?
Wir sind davon überzeugt, daßdas Schullandheim Hoisdorfauch im neuen Jahrtausendweiterhin für Schullandheimaufenthalte von schulischenGruppen zur Verfügung steht,welill wirtschaftliche Rahmenbedingungen gegeben, pädagogische Impulse vorhandensind und das SchullandheimHoisdorf als Gemeinschaftswerk von Schülern/ innen, Lehrern/ innen, Eltern, von Ehemaligen und von Schullandheimbegeisterten begriffen\vird.
Seite 34 Festschrift. _
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Dr. Heinrich Sahrhage
VOll Dr. Dellev Stoltenberg
Heinn'ch Sahrhage (links), aHo Sahrhage (Tcchts)
Vorbemerkung
Von der Gründung des Heimes1922 bis zu seinem Tode 1969hat Dr. Heinrich Sahrhage seinem Schullandheim seine ganze, schier unerschöpfliche Kraftgewidmet. Es ist sein Lebenswerk. Darüber hinaus hat ersich hohe Verdienste um dieSchullandheimbewegung erworben und bis zuletzt leitendeFunktionen innegehabt. UnserSchullandheim trägt zu Rechtseit dem 2. September 1956seinen Namen. Er war durchdrungen von der Idee, dergroßstädtischen jugend in derwirtschaftlichen Not nach dem1. Weltkrieg körperliche Erholung auf dem Lande und seelische Gesundung im Naturlebenzu ermöglichen. - Sein Wirkenist verschiedentlich gewürdigtworden. Man liest von der ihmeigenen Begeisterungsfähigkeit,seiner mitreißenden Unwiderstehlichkeit, seiner beneidenswerten Energie und unerschöpflichen Arbeitskraft, seinem erfindungsreichen Organisationstalent und seinem listenreichen Geschick bei der notwendigen Geldbeschaffung. Erkonnte auch sehr unbequemwerden und neigte zu Temperamentsausbrüchen, besannsich aber immer im Interesseseiner ureigensten Ziele.
Wie es bei so starken, Widerspruch nur schwer duldenden Persönlichkeiten oft derFall ist: Sie hinterlassen einWerk - ein Erbe, das verpflichtet, in einer total gewandeltenVVelt zur Bürde wird und nurbewahrt werden kann, wennsich immer noch Kolleginnen
und Kollegen finden, die sichmit Herz, Verstand und Geschick für seine Erhaltung einsetzen, und zwar nicht mehrvorwiegend als für viele Schüler einzige Erholungsmöglichkeit. Fast alle Klassen der AIbrecht-Thaer-Oberrealschulegingen damals jahr für jahr 2bis 4 Wochen hinaus! Inzwischen besuchen das Schullandheim in der Regele nur noch dieUnterstufenklassen kaum mehrals eine Woche, abgesehen vonanderen kurzen Aufenthalteneinzelner Gruppen,
Der Einsatz geht auch heuteweit über das hinaus, was dafürzur Entlastung gewährt wird.Großer Dank gebührt deshalbin dieser Festschrift nicht weniger HORST RITTMÜLLEIV Erhat in der Stunde der Not vor ?Jahren das Heft in seine festenHände genommen. Seiner Initiative verdanken \vir die bevorstehende Totalsanierung desI-Ieill1es und wünschen ihmgutes Gelingen.
Daten zur Biographie'
21. April 1892 als Sohn einesVerwaltungsangesteIIten inHamburg geboren.
1911 Abitur in der Oberrealschule St. Georg,
Studium der Naturwissenschaften an der Kieler Universitätin acht Semestern
1915 Promotion über "Bodenprotozoen in der KielerBucht"
Ab 1.4.1916 Lehrer an derOberrealschule vor demHolstentore bis zur Pensionierung
1921 Gründung des VereinsSchulheim OberrealschuleHolstentor
1 Zusammengestellt nach TobiasMittag: Zur Geschichte der deutschen ScllUl1andheimbewegungvon den Anhingen in der \Veit11a~
rer Republik bis zur Zeit nach demZweiten \Veltkrieg unter besonderer BCliicksichtigung HeinrichSahrhagcs, Staatsexamensarbeit,Ilamburg 1994
Feslschrift .__ . _ 35
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Statt einer neuerlichenWürdigung solI in dieser Festschriit Heinrich Sahrhage selbstzu Worte kommen, Die ausgewählten Selbstzeugnisse stammen aus zwei seiner Veröffent-lichungen: DASSCHULLANDHEIM EINEPÄDAGOGISCHE TAT, zuerstals Rundfunkvortrag konzipiert
und 1925 erstmalig ge-
druckt, und: VOMWERDEN UNDWIRKEN UNSERESSCHULLANDHEIMES;veröffentlicht zuerst inder SchulzeitungHOLSTENWARTE 1938und 1939.
Selbstzeugnisse
nossen waren. N
1.5.1937 Eintritt in die NSDAPwie viele Lehrer zu diesemZeitpunkt
Okt. 1940 KLV-Schulinspektorfür Hamburg(Kinderlandverschickung)
6.9.1945 Wiedereinsetzung alsLehrer durch Senator Landahl und die Militärregierung
29.4.1947 Rückstuiung vomOberstudiem:at zum Studien-rat wegen seiner"nationalistischen Haltungals Leiter der KLV währenddes Krieges"
ca. 1956 Erneute Ernennungzum Oberstudienrat und40jähriges Dienstjubiläum
1956 das Schullandheim erhältden Namen Dr. HeinrichSahrhage Heim
Am 23.5.1969 verstirbt HeinrichSahrhage
schläge, welche Formulare indiesem oder jenem Fall zuverwenden und in welchemSchrank und Fach sie zu finden seien, in welcher Reihenfolge man veriahren und wasman vermeiden müsse, umKonflikten aus dem Wege zugehen.Heinrich Sahrhage hat im
Lauie seines Lebens viele Ehrungen und Auszeichnungeneriahren. Das Schullandheimin Hoisdori wurde nach ihmbenannt, und in Nachschlagewerken und pädagogischen Schriiten iindet manseinen Namen. Für alle diejenigen aber, die ihn persönlich gekannt haben, bedari eskeines äußeren Anlasses, sichseiner zu erinnern: HeinrichSahrhage gehört zu denMenschen, die man nichtvergißt".
1.5.1933 Mitglied des nationalsozialistischen Lehrerbundes
28.6.1934 Gau-Sachbearbeiterfür Schullandheime "Vonden 30 am 1. Januar 1937 besetzten Stellen als Gausachbearbeiter der GauhauptsteIle iür Erziehung und Unterricht in Hamburg, warSahrhage einer von iünfAmtsinhabern, die zu diesem Zeitpunkt entgegen derEmpiehlung keine Parteige-
Es sind historischeZeugnisse, Sie müssenaus ihrer Zeit herausverstanden werden. Siezeigen, was damals nachdenl verlorenen Krieg'fort.schrittliche Pädagogen' bewegte. Die Ideen
,-~~ ~-",--,- -'---"- -,- -,--,-,-_-,----J der Jugendbewegung
1922 Kauf des Bauernhauses inHoisdorf
1925 Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ha mburgerSchullandheime e.V. ein Jahrnach der Gründung bis zuseinem Tode (kurze Unterbrechung nach dem 2. Weltkrieg)
1925 Vorstandsmitglied desReichsbundes der deutschenSchullandheime e.v.
1927 Gründung der Schulzei-tung HOLSTENTORWARTE(später Holstenwarte)Schriftleiter bis zu seinemTode. Der damalige Schulleiter, Herr Dr. Wilgalis,schreibt in der Holstenwarte1972: " Am 21. April 1969, anseinem 77. Geburtstag, habeich Heinrich Sahrhage zumletzten Mal gesehen. Obwohlschon seit Monaten wegeneines schweren, unheilbarenLeidens an sein Bett geiesseit, unterhielt er sich heitermit den vielen Gratulanten,die den weiten Weg nachWellingsbüttel nicht gescheut hatten. Doch bald bater darum, mit einigen Besuchern noch allein Problemezu besprechen, die dieSchullandheime und ihreVerwaltung betraien. SeinGeist war völlig klar: Bis insDetail hinein gab er Rat-
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vor 1914 wirkten nach undbefruchteten die reformpädagogischen Bestrebungen, deren integraler Bestandteil dieSchullandheimbewegung ist:die Erziehung des ganzen Menschen ('Kopf und Bauch'), derProjektgedanke seien hervorgehoben. Vieles ist hochaktuell.
Wir sollten uns nicht scheuen, auch problematische Äußerungen Sahrhages aus der Nazizeit zu dokumentieren, um zuzeigen, wie ein so idealistischgesinnter und tatkräftigerMann zum unkritischen Mitläufer wird. Er sah offensichtlichim Nationalsozialismus diefolgerichtige Weiterentwicklung der Jugendbewegung undbemerkte nicht deren Pervertierung. Verführerisch wird auchgewesen sein, endlich die volleAnerkennung und Förderung nicht zuletzt auch durch finan-
zielle Mittel - für seine Schullandheime gefunden zu haben.So wurde er womöglich derGefangene seiner eigenenIdeale.
Wir wissen es heute besser undsollten uns hüten, vorschnellden Stab über ilm zu brechen.Er blieb ein Mann der Tat undHilfe für die Jugendlichen. Dasbewies er auch als hochgelobterOrganisator der Kinderlandverschickung für ganz Hamburg, selbst über den Zusammenbruch hinaus bei derschwierigen Rückführung
Textauszüge von Dr. HeinrichSahrhage
Von Werden und Wirken unseres Schullandheims(im folgenden Auszüge auseinem Sonderdruck 1940)Der Schullandheimgedanke
aber lag in der Luft, - bessergesagt: er war zeitgebunden.Spontan brach er sich an mancher Schule in Hamburg undim Reiche Bahn, ohne daß dieeine von der anderen wußte.Auch wir arbeiteten ohneVorbild, allein geleitet von derpädagogischen Idee, die Jugendzurückzuführen aufs Land, dieüberspitzte großstädtische Zivilisation zeitweise zu unterbrechen, ihre verderblichenEinflüsse nicht nur in gesundheitlicher, sondern auch in charakterlicher Hinsicht auszuschalten, eine Erziehung durchund für die Gemeinschaft aufzubauen und den Unterrichtauf eigene produktive Arbeitumzustellen. Vieles geschahzunächst noch unbewußt, undes ist uns eigentlich erst heuteso recht klar geworden, wietriebsicher wir damals denKampf aufnahmen für eine
Schauen Sie doch einmal bel uns rein.
GroßhansdorfAhrensfelder Weg 1, Telefon: 0 41 0216000-0Eilbergweg 6, Telefon: 041 0216980-0
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wahrhaft deutsche Erziehung.Gewiß wurde in erster Linie dieNotwendigkeit einer planmäßigen Erholungsfürsorge in derNachkriegszeit betont undschossen hierfür damals diegemeinnützigen Kinderheimewie Pilze aus der Erde. Aberdiese suchten ihre kleinen Gästenach ärztlichen Gesichtspunkten aus, entzogen sie der Schuleund machten dieser gar Vorwürfe, als ob ihr "unhygienisches Milieu" Schuld sei amRückgang der Volksgesundheit.Das ständige Gehen und Kommen in den Klassen war demgemeinsamen Unterricht sehrhinderlich. So griffen die Schulen gewissermaßen zur Selbsthilfe, wenn sie beschlossen, anStelle der vielfachen Einzelverschickungen der Schüler lieberdie ganzen Klassen in Heimereisen zu lassen und mit dergesundheitlichen zugleich eineerzieherische Aufgabe zu verbinden.
Am 25. Januar 1921 fand imFestsaal der Schule die denkwürdige ElternversammJungstatt, der ich aus den Reisetagebüchern meiner Klasse vorlas
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und anschließend die Möglichkeiten der umfassenden Benutzung der Hamburger Kinderheime für entsprechende Aufenthalte aller Klassen derSchule vortrug. Mit einhelligerBegeisterung wurde der "Verein Schullandheim Oberrealschule Holstentor" gegründet,welchem auf den im Umlaufgegebenen Listen sofort 129Eltern beitraten. Lehrer Kröckeerläuterte den Entwurf derSatzungen, welche sogleichangenommen wurden. Am 1.April 1921 fand bereits dieamtsgerichtliche Eintragung alsne.V.n statt. Inzwischen setztedie Arbeit mit Vollkraft ein. Eswurden gedruckte Rundschreiben und Beitrittserklärungendurch die Klassenlehrer an dieEltern verteilt und in Kürzederen fast 100prozentige Mitgliedschaft erreicht. die Höheder Beiträge bestimmte jedesElternpaar nach seinem Einkommen selbst, und für be-
dürftige Schüler wurden vonvornherein Zuschüsse für dieKlassenreisen in Aussicht gestellt..
Festschrift
Trotz mannigfacher Kritik imeinzelnen, die gar nicht ausbleiben konnte und durfte,wenn man aus seinen Fehlernlernen will, beschloß die Lehrerkonferenz im Herbst 1921 inbesonderer Sitzung einstimmigin Erkenntnis des pädagogischen Wertes der Schulheimbestrebungen, sie weiter tatkräftig zu fördern. Man warsich aber auch klar darüber,daß diese nur in einem eigenenHeim sich voll auswirken können. Und zwar muß dieses,wenn es als wahrhaftes Schulheim mehr der Erziehung alsder Erholung dienen soll, ingrößerer Nähe der Stadt liegen,damit es jederzeit leicht erreichbar ist...
Ich habe alle Hoffnung, unserZiel recht bald erreicht zu sehen. Ein Aufruf zur Zeichnungzinsfreier Darlehen für ein Eigenheim erbrachte bereitsschöne Erfolge, und unser Ver
mögen wächstvon Monat zuMonat. So wollenwir uns in Hoisdorf ankaufen, inecht ländlicherGegend, unddoch nur wenigeStunden von derStadt. Ein stattliches strohgedecktes Bauernhauswird unser seinund soll nunzweckentsprechend eingerichtet werden. Diegroße Diele istvon einer Zimmerflucht umgeben, an beidenSchmalseiten befindet sich ein
Obergeschoß. Es steht auf eigenem Grund und Boden, ist mitStall, Acker und Garten verbunden, bietet also beste Entwicklungsmöglichkeiten. Dochmit Zukunftsträumen gebe ich
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mich nicht gern ab. Über's Jahr\verden wir sehen, was sich haterreichen lassen. Dann berichteich weiter. Daß es vorwärtsgehe mit der Schulheimidee, beiuns in Hamburg und im weiteren deutschen Vaterland, zumWohle unserer jungen Generation, zum Nutzen der- Nation,das muß der Wunsch jedeswahrhaften Pädagogen sein' ..Der Erfolg des Aufrufs überstieg alle Erwartungen. DieDarlehenszeichnungen zuzüglich der Spenden, welche allejungen mit rasch hergestelltenSammellisten bei Verwandtenund Bekannten aufbrachten,verdoppelte unser Vermögen,so daß wir den ganzen Kaufpreis (80.000 Mark) bar auszahlen konnten und uns überdiesin Hoisdorf bei den zunächstmißtrauischen Nachbarn, Lieferanten und Handwerkerndurch prompte Bezahlungengut einführten. Zugleich strömten die im Aufruf erbetenenSachlieferungen in Hülle undFülle herbei, lagerten auf demLichthof der Schule, bis sievermehrt um mancherlei Einkäufe, wie Lebensmittel, Werkzeug und 60 Matratzen, aneinem regnerischen Sonntagmit dem Lastzug eines Vatersnach Hoisdorf gebracht wurden. Stolz saß ich mit einigenSchülern auf der so hochgepackten Fuhre, daß wir unterwegs Mühe hatten, unter denBrücken bez. Telegraphendrähten durchzukommen. MeineFrau nähte derweilen Küchenwäsche, Gardinen und Kissen..
Am Himmelfahrtstage 1922wurde das Schullandheim feierlich eingeweiht. SämtlicheKlassen kamen auf emerSternwanderung mit ihren Lehrern nach Hoisdorf. Die Elternschaft erschien nahezu vollzählig. Es wurde ein großer jubelund Trubel; dazu spielte dieDorfmusik. Herr Dr. Thedens,der als Schu Heiter Professor
Doenner abgelöst hatte, hieltdie Festrede vor der großenDielentür: "Durch Fleiß undOrdnung zur Freiheit soll dieSchullandheimarbeit unserejungen führen; Liebe zu Natur,Heimat und Vaterland sei ihroberstes Ziel!" ..
Leider setzte gar bald die fortschreitende Inflation jedemVerbesserungsstreben ein vorläufiges ZieL ja, wir hatten alleMühe, unser junges Werk amLeben zu halten. Das von denSchülern zu zahlende Kostgeldstieg von Monat zu Monat, imApril 1922 betrug es 30 Mark,im Mai 35, im juni 40, im juli45, im August 60, im September100 Mark je Tag und Kopf!Dabei war eine Wirtschaftsführung überhaupt nur möglichdurch das hausfrauliehe Geschick von Frau Hermann(welche ihre Aufgabe mit einemeinzigen Mädchen meisterte),durch bescheidene Ansprücheder Gäste (welche das alltägliche Eintopfessen in Kummenserviert bekamen), und schließlich durch unsere zweckmäßigeZusammenarbeit mit einigenGroßlieferanten unter den Vätern, welche Fleisch vomSchlachthof, Gemüse vomDeichtormarkt, Butter vomKühlhaus lieferten (wobei ichregelmäßig mit einigen jungen
die Sachen auf dem Buckelnach Hoisdorf schleppte). DasKriegsversorgungsamt lieferteauf unsere Rechnung demDorfbäcker Doose das Mehl;dafür trocknete letzterer inseinem Backofen unsere Rübenund ÄpfeL Die Hoisdorfer Bauern halfen uns, wo sie kOlli1ten;insbesondere versorgte unsschon damals Peter Griern mitMilch frisch von der Weide.Gehungert haben wir nicht.Aber als der Sommer vorbeiwar, war auch unsere liebeFrau Hermann am Ende ihrer
F<.'slschrifl
Kräfte. Sie starb im Oktober anKrebs...
Ganz plötzlich über Nacht kamdas Rentenmarkwunder, unddie Inflation war vorbei. Nunmerkten wir erst, wie arm wireigentlich waren und buchtenden Saldo unserer Wirtschaftsckasse von 18 883 357 759 104Mark mit 18,88 RM als Vortragauf das jahr 1924. Aber der Mutder Schulgemeinschaft warnicht gebrochen. Schnell flossenneue Gelder. Die Hauptversammlung setzte den Mitgliedsbeitrag auf 1 RM imQuartal, das Kostgeld auf 2 RMfür jeden Verpflegungstag fest..
In den eben genannten Zahlenwarfen die kommenden Ereignisse ihren Schatten voraus. Diejahre nach der Inflation brachten nur eine wirtschaftlicheScheinblüte, und die Elternschaft gerade unserer Schuleaus Innenstadt-Hafen-St. Pauligeriet in eine immer ungünstigere soziale Lage. Wie berichtet, zahlten schon im 2. Halbjahr 1928 nur 66 von 488 Schülern volles Schulgeld; die Zahlfiel dann 1931 auf ein Dutzend.Selbst der nationalsozialistischeWiederaufbau wirkte sich beiuns nur langsam aus: nach deramtlichen Schulgeldliste derKultur- und Schulbehörde 1936
hatten wir nur 10% Vollzahler,aber 66% Teilzahler und 24%Nichtzahler gegenüber demDurchschnitt aller hamburgisehen höheren Schulen von 22%Vollzahlern, 66% Teilzahlernund 12% Nichtzahlern vonSchulgeld. Unsere Schule hatalso halb soviel Vollzahler unddoppelt soviel Freistellen alsder Durchschnitt; damit kennzeichnet sich die besondereNotlage unseres Bezirks. Alssehr aufschlußreiches Dokument möge hier eine Liste derBerufe der Väter U/lserer Sellli'lervom Stande Michaelis 19.31 nhgedruckt Sc/li:
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75 JAHRE SCI-IULLANDHEllvl HOlSDORF
" _-,,- - ...........•......... - ,
1. Arbeiter und Gesellen~......, 71=.15,~.o/c>:
?:fril'~t/\llgestellte.*,111"'24,~o/c>:
}:Selbst~Yl4ige.l.i~Yl41uerJ(el:,~8"'10,~o/c>:
..~:.§eJbst~114ige..[(leiYlgeluer~etrei~e!14e , 68"'..~5,Oo/c>.,
.S.:..~elbst~Yldige.[«(lu.jlell.te.... . , 1~ .."' 4Jo/c>.:6. Untere und mittlere Beamte 61 = 13,4% :
..............................................................................,.!- , .
7. Höhere Beamte """ 5 = 1.1 %:................ , :
ß:F..re.ie?erLlfe()JIYle.a~at!:e!rzis.c~eßild.I!Ylg , 30 = 6,6%9. Freie Berufe mit akademischer Bildung 2 = 0,4 %
:iÖ:wit;;;~;;;W~;;~~;R~;;;t;~~; ...., 39 = 8,6%
: 11. Ld;;d;;;;~i~ •••••••••••••.••·•.••••••• ···..•···•• ··•••.•.•·•••.·•. ··••·•••.•••·•••·•. ·•·.•.••.•• :·· 1.'" O!.?o/c>.!
*) Davon erwerbslos 42 Väter, d.h. 10% der Gesamtelternschaft oder 23% der Gruppen 1 und 2)
Man kann die Albrecht-ThaerSchule also ganz gewiß keineStandesschule nennen. Diesoziale Schichtung unserer Elternschaft rückt die Bedeutungder Gemeinschaflsleistung imSchulheim Hoisdorf erst soganz ins rechte Licht. Sie hatauch die deutsche Wirtschaftskatastrophe überstanden undselbst in den schlimmsten Jahren 1931/32 sämtliche Klassenhinausgeschickt und keinenJungen aus Mangel an Mittelnzu Hause gelassen! Allerdingswaren besondere Maßnahmenerforderlich. Wir senkten dasKostgeld und erhöhten dieZuschüsse; letztere brachtenwir durch Spendensammlungen bei Freunden und Gönnern,Opfergroschen in den Klassenund eine Wohlfahrtslotterie..
Mit dem 30. Januar 1933 tratder Wendepunkt in der deutschen Wirtschaftskrise ein.Adolf Hitler wurde Kanzlerund Führer des Reiches. NeuesVertrauen wuchs wie überallim Lande so auch bei uns undkam bei der feierlichen Flaggenhissung am "Tag der Schulgemeinde" in Hoisdorf zumAusdruck. Unsere Schule gewann einen bedeutenden Zuwachs durch die Übernahmeder Anton-Ree-Schule. Schulleiter wurde .. dann Dr. Bruno
Seite 40 . _
Penn. Er betrat unser Schulheim zum ersten Male in denSommerferien zum Besucheiner Austauschgruppe spanischer Schüler, welche diesmalaus Barcelona wie vor einigenJahren aus Madrid karn, um mitunseren Jungen sprachlicheund kulturelle Beziehungen zupflegen. Die Schullandheimarbeit erfuhr durch Dr. Penn sofort tatkräftige Unterstützung,und als die Landesschulbehörde eine politische Gleichschaltung aller Schullandheime verlangte, stellten wir unsere Satzungen auf das Führerprinzipum und machten den Schulleiter zum Vorsitzenden kraftseines Amtes. Mich berief erzum Geschäftsführer, Carl Bielenberg zum Kassenwart undErich Schefe zum Heimwart..
Ihre [der Schullandheimbewegung] drei Wurzeln sind nichtvoneinander zu trennen undauch nicht isoliert zu betrachten. Die Schullandheimarbeit istweder Erholungsfürsorge, nochWohlfahrtspflege, noch Unterrichtsaufgabe. Es ist keines vonallem, weil sie alles in einem ist.Sie dient der Gesundheit derKinder nicht durch Ferienidylleund süßes Nichtstun, sonderndurch gesteigerten Lebensrhythmus in gleichgestimmterKameradschaft, durch sportli-
Festschrift _
che Ertüchtigung, Gewöhnungan geregelte Körperpflege undErziehung zur hygienischenLebensführung. Sie dient dersozialen Wohlfahrt durch Unterstellung aller Kinder aus denunterschiedlichsten häuslichenVerhältnissen unter gleicheLebensbedingungen und Gesetze, ohne Rücksicht auf Standund Vermögen der Eltern,durch Erziehung zur Einordnung in eine geführte Gemeinschaft. Sie dient der geistigenAuflockerung durch Öffnungder jugendlichen Herzen undSinne für die Wunder der Natur, die Schönheit der Landschaft, die Eigenart der bodenständigen Bevölkerung, durchErziehung zur Heimatbewußtheit und vaterlandsliebendeSchullandheimarbeit erfaßt denganzen jungen Menschen undbemüht sich um seine allseitigeAusbildung mit all seinen Anlagen und Fähigkeiten, erprobtund erhärtet diese zugleich imDienst für die Gemeinschaft,erhöht den Willen zur Leistungund zur Verantwortung, stähltden Charakter. Sie bringt Lehrer und Schüler in das Verhältnis von Führer und Gefolgschaft und läßt damit auf demGrunde wahrer Autorität eingegenseitiges Vertrauen entste-
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hen, daß die Vorbedingung füralle erzieherischen Erfolge ist.
Mit der größten Tatkraft setztesich auch das Hauptamt fürErzieher der NSDAP für denSchullandheimgedankpn einund brachte wiederholt unmißverständlich zum Ausdruck,daß das Schullandheim einKernstück des nationalsozialistischen deutschen Schulwesens zu bilden habe. So heißt esin einem Aufruf des Reichswalters Gauleiter Fritz Wächtler(Bayreuth) folgendermaßen:"Die Schule des Dritten Reichesist ohne das Schullandheimnicht zu denken. Es ist ein Wesensbestandteil der nationalsozialistischen Erziehung. Eineungeheure Fülle vonneuen unterrichtlichen Möglichkeitenerschließt das Erlebenim Schullandheim:aus Blut und Boden,Bauerntum undDorfheimat, aus Festund Feiertagsgestaltung, aus Natur- undMenschenschaffenerwachsen vieleMöglichkeiten zurSchulung des jugendlichen Geistes.Mögen bald in allenTeilen Deutschlandsneue Schullandheimeerstehen, vor alleman den Grenzen desReiches als Trutzburgen friedliebendendeutschen Kulturwillens. Ichwünsche und hoffe, daß in absehbarer Zeit kein Schulkinddie Schule verläßt, ohne dasErlebnis des Schul-landheimsgehabt zu haben." Und als der/\nhaltische Staats-minister A.heyberg über die in seinemLande bereits zur· unmittelbaren staatlichen Aufgabe gewordene Schullandheimarbeit anden Führer selbst berichtete,Ltußertc sich dieser erfreut undanerkennend darüber.
So sind wir sicher, Im
Schullandheim den rechtenWeg der deutschen Erziehungzu beschreiten. Dieses Bewußtsein, seit 1921 im Schullandheim der Albrecht-ThaerSchule zu Hoisdorf in einemSinne gearbeitet zu haben, dergerade heute beim Wiederaufbau unseres Vaterlandes sotatkräftig bejaht wird, mag derschönste Lohn und Dank füralle Mitarbeiter sein. Zugleichbietet es Gewähr dafür, daßunser Werk weiter blühe,wachse und gedeihe zur Ehreder deutschen Schule und zumWohle der deutschen Jugend.Das Schullandheim - einepädagogische Tat, Ausgabe
1966/67 - Auszüge:
Seit dem ersten Weltkriege sindin allen Teilen Deutschlandsaus dem Bestreben fortschrittlich gesinnter Lehrer und opferwilliger Eltern der verschiedenartigsten Schulen die sogenannten "Schullandheime" entstanden, um zu helfen, die verstädterte und einseitig gebildeteJugend zurückzuführen zurLandverbundenheit, zur heimatlichen Natur und zum bo-
denständigen Volkstum. DerName "Schullandheim" bedeutet ein pädagogisches Programm: die städtische Schuleverlegt ihre Klassen unter Führung der Lehrer in regelmäßigem Wechsel vorübergehendaufs Land, um ihnen ein Heimmit frohem und gesundemGemeinschaftsleben zu bereiten, worin die Kinder nicht nurunterrichtet, sondern zu ganzenMenschen erzogen werden.Geistige, seelische und körperliche Ertüchtigung durch eineauf unmittelbare Erlebnisse,eigene Anschauung undselbsttätige Arbeit gegründete"Freiluftschule", die über dasWissen hinaus zum Wollen undKönnen führt, - das ist das Bil-
dungs- und Erziehungsmitteldes deutschen Schullandheims.Und hygienische Lebensführung, kameradschaftlicherGeist, soziales Verantwor-tungsgefühl, staatsbürgerlicheGesinnung und tiefempfundeneVaterlandsliebe sind seine Ziele ....
Die(se) gemeinsame Verannuortlichkeit 1lI1d Milnrbeit in derOrganisation und Verwalhmgschlingt natürlich ein festes Bnlld
Seite 42 Fl'sbchrift _
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1//1/ Sc/lilIe /flld Hall;:;, Sie erfordert weitgehende Anpassunganeinander, pädagogische Gesinnungsgemeinschaft, Verständigung über Ziele, Wegeund Kräfte der Erziehung.Auch ein sozialer Geist wird sichin solcher Elternschaft durchsetzen, indem die Einsicht indie Verbundenheit aller Kinderin der Schule wächsi. Es genügtja nicht, für Gründung undBetrieb des SchullandheimsGeld und Arbeitskraft aufzubringen, sondern es erhebt sichauch die Sorge U111 die bedürftigenMitschüler, deren Eltern Reiseund Kostgeld nicht aufzubringen imstande sind.Heute gehört ja in allen Schulendie Elternschaft den verschiedenartigsten Ständen an, undder für die Kinder notwendigesoziale Ausgleich kann sich nirgends besser als im Schullandheim vollziehen, wo sie alleunter gleichen Verhältnissenund Gesetzen, einige Wochenmiteinander leben sollen.
Die gute Kost wird durch denkräftigen Einfluß der Naturergänzt, und den gibt es sogarumsonsi. Für die Eltern stehtdie gesundheitliche Fürsorge fürihre Kinder durch den Land-
aufenthalt zumeist an ersterStelle. Das ist auch insofernrichtig, als die Kinder in derGroßstad t niemals den günstigen Stand ihrer Entwicklungerreichen, und ein gesunderGeist kann nur in einem gesunden Körper wohnen. Doch die"Erholung" ist keineswegs immer durch Wägen und Messenbestimmbar, sie äußert s'ichaber stets in einem gesteigertenLebensrhythmus und Kraftgefühl, in einer vorher nicht vorhandenen Leistungsfähigkeitauch für die Verstandesarbeitin der Schule. Nach den Ausführungen eines Hygienikersund Schularztes auf der Berliner Tagung wird diese Artwirklicher Erholung viel mehrals durch private Sommerfrischen mit ihrem süßen Nichtstun durch den Schullandheimaufenthalt und seine starkenReize geförderi. Dadurch, daßwir die ganzen Klassen insSchullandheim schicken, Jahrfür Jahr immer wieder, aber zuverschiedenen Jahreszeiten,nicht nur die schwächlichenund sichtbar gesundheitlichgefährdeten Kinder, sondernauch die scheinbar gesunden.treiben wir im Schullandheimeine nachweislich äußerst er-
folgreiche Vorsorge. Es ist besser, die Gesundheit zu ahal ten,als körperliche Zusammenbrüche nachträglich zu reparieren ..
Wichtig ist, daß im Schullandheim der Klassenlehrer selbst, derdie Kinder meist jahrelangkennt, neue eigenartige Einblikke darin bekomnlt, wie ihreWesensart und Leistungen inder Schule zum großen Teilkörperlich bedingt werden. Solernt er sie richtiger beurteilenund individueller behandeln.Auch erkern1t er viel leichter alsin der Schule besondere Begabungen und Charaktereigenschaften,kann Einfluß darauf gewinnenund sie für das Leben in derKlasse nutzbar machen. Aufdem festen Grunde gegenseitigen Vertrauens wandelt sichseine "Vorgesetzten"-Stellungzu einer mehr freundschaftlichen und kameradschaftlichen.Und auch die Kinder unter sichgewinnen ein neues Verh/iltniszueinander. Es ist ja bekannt,daß die verantwortlichen Erzieher, Eltern und Lehrer, inden Mitschülern der Kindereine Menge unverantwortlicherMiterzieher haben. Deren Einfluß nur zum Guten zu wenden, ist in der Klasse nicht im-
ZENTRALHEIZUNGEN· ÖL- UND GASANLAGENo ENERGIESPARSYSTEME "
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Tel .. 041 07 /76 54 ~ Fax 77
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mer möglich, \vohl aber imSchullandheim, \Vo die Lebensgemeinschaft eine viel engereist. Hier venvächst die KlassegewissermaGen zu einer großenFamilie. Und namentlich Einzelkinder lernen hier geschwisterlich denken und fühlen. Gegenseitiges Verständnis l Anpassung an andere Lebensgewohnheiten und Gepflogenheiten, an andere Anschauungenund Denkweisen ergibt sich mitNaturnotvvendigkeit. Gemeinschaft bedeutet ja nicht unbedingte Bindung an und durchandere, sondern auch Anerkennung der persönlichen Besonderheit anderer. Und zu charaktervollen Persönlichkeitensollen doch unsere Kinder erzogen werden. Immerhin bedingt die gemeinsame Lebensführung im Schullandheimunter einer Hausordnung mitbestimmt geordneter Tageseinteilung einen Gemeinschaftsgeist,der die eigene Selbstsucht zurückdrängt...
Da gibt es eine praktische Zielsetzung und eine gefühlsbetonte Zusammenarbeit an einemgemeinsamen Werk. Reparaturen für alle Handwerker sindlaufend vorhanden. Auch darfman den Schülern die Anregungen zu neuen Arbeitenüberlassen sowie Vorschläge zuderen Ausführung. Wir habendie Jungen herangezogen zuTischlerarbeiten aller Art, sogarzu Fußbodenreparaturen undzur Herstellung eines Lattenzauns nebst Anfertigung derTür dazu. Als im Garten 16Bänke und 8 Tische aufzustellen waren, mußte der Bodenerst planiert und die Flächevermessen werden. Alljährlichhaben wir in unserm Bauernhaus gemalt, Wände und Dekken, Türen und Möbel, teils mitKalk-, teils mit Ölfarben. DieJungen merkten bald, daß jegli-
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ches Handwerk seine Lehrehabe. Allerdings grämten siedie Blasen an den I-länden infolge ungeschickter Handhabung des Pinsels 'lucHiger als dasTreiben des Emaillelacks an derHaustür, die schließlich ausgehängt und acht Tage waagerecht zum Trocknen hingelegtwurde, um dann doch abgekratzt und von Grund auf neubearbeitet zu werden. DabeiwiII ich gleich betonen, daßSchülerarbeit durchweg unrentabelist und dem Heimverwaltermehr Ärger bringt als Geldspart. Und doch ist sie pädagogisch so wertvoll, selbstwenn die Jungen nur lernen wieman es nicht machen soll. So bekommen sie Achtung vor derArbeit anderer Berufsschichten.Wie wichtig ist das gerade auchfür Schüler einer höherenSchule, die im allgemeinenkeine Handwerker ausbildet!Ohne soziales Verständnis gibt eskeine Volksgemeinschaft! ..
Das alles kann zu einem regelrechten Unterricht im Schullandheim führen. Nicht mit demüblichen Vortrag des Lehrersund dem Frage- und Antwortspiel mit seinen Schülern, sondern in neuer freier Methode, diedem Lemwillen freiwillig begegnet. Ein Beispiel möge das zeigen. Der Lehrer stellt seinerKlasse als Schullandheimauf
gabe das Ziel hin, sie sollen "dasLeben des Dorfes" erforschen. Erteilt sie in Gruppen von 4-5Schülern und betraut jede mitganz bestimmten Erkundigungen. Eine soll über die"Bewohner" berichten undfreundet sich mit dem Gemeindevorsteher und dem Pastor an.Die andere erhält durch Vermittlung des SchulmeistersEinblick in die dörflichen"Schulverhälhüsse". Eine dritteGruppe nimmt mit einfachenHilfsmitteln einen Plan desDorfes auf, eine vierte ver-
Festschrift
gleicht die Bauart der Häuser.\1Vieder andere Schülergruppensehen sich beim "selbständigenLandwirt" und beim"Landarbeiter" um, evenhiellauch auf dem Gutshof oder aufder staatlichen Domäne, wenneine in der Nähe ist. WeiterBeobachtungen können in denHandwerksstätten der Tischler,Stellmacher, Schmied und Bäkker gemacht werden. Zu bestimmten Zeiten versammeltsich die ganze Klasse zu Berichten und gemeinsamen Besprechungen über den Stand dereinzelnen Erkundigungen undzur KlarsteIlung von Fragen,die dann wieder neue Anregungen zu weiteren Forschungengeben. Arbeitseifer und Wißbegierde der Schüler ist herzerfrischend, der Lehrer tritt bewußt zurück und beschränktsich auf die Sichtung, Zusammenfassung und Vergleichungder Ergebnisse. Er ist wirklichLeiter einer Arbeitsgemeinschaft. In dieser Art Unterrichtverwirklicht sich ein wesentliches Stück Arbeitsschule. Eswird selbständiges Denken undkritisches Nachprüfen gepflegt,man kommt los vom Buchwissen und seiner mehr oder weniger gedankenlosen Nachbeterei ...
Es sollen nicht mehr im stundenplanmäßigen Wechsel alleFächer zugleich zu Wort kommen, dafür aber kann ein einziges Stoffgebiet oder Problem imZusammenhang über einenlängeren Zeitraum hinweg behandelt werden. Und nichtmehr wird ein bestimmtes"Pensum lf von ferne her an dieSchüler herangebracht, sondernsie gehen selbst zu den Dingenund forschen. Die Schiilerarbeitwird verselbständigt und ouf produktive Tätigkeit umgestellt..
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Hoisdorf während der Luftangriffe auf Hamburg 1943
von Olto Sahrhage
Der Schriftsteller Ralf Hochhuthversuchte 1Il der TragödieSOLDATEN den ÜberlegungenW. Clll/rehills nachzugehen, dieihn bewogenl den 11 Feuerstur11lGomorrha in Hamburg zu entfachen.Der' Schriftsteller Hans ErichNossack beschrieb die Bombardierll11g Hamburgs ünUNTERGANG (suhrkamp texte9). Er befand sich in jenen JuliNächten in einer Hütte in derNähe von Horst bei Maschen.Am 17. Juli 1943 fuhren OttoSahrhage und seine Frau zur Beaufsichtigung einer Feriengruppehinaus nach Hoisdorj Über dieLuftangriffe auf Hmnburg berichtete er (gekürzt und gestrafft wie·dergegeben):
Im Heim herrschte tiefe Ruhe,und alles lag imersten festen Schlaf,Ich hatte mich inmeinem Buch festgelesen, hörte aberbald das schwachvon Hamburg her·übertönendeWarnsignal, ehelaut und deutlichdie Sirenen vonAhrensburg undGroßhansdorffolgten. Gleich darauf setzte das Ab·wehrfeuer der Flakein, Inzwischenwaren alle Mädchen aufgestandenund hatten sich auEder Diele versammelt, die wir jaals splittersicheren Schutzraumbenutzen konnten. Der Blick inRichtung Hamburg ließ unserschauerl1. Schon konnten wirin langer Front die Brände sehen. Ununtt~rbrochen hörtenwir das Motorengebrumm der
Flugzeuge und die Detonationder Bomben. Nach etwa 90Minuten trat Ruhe ein, und wirkOlU1ten das Bett wieder aufsuchen. Am anderen Morgen eswar Sonntag wollte es unsscheinen, als ob die Sonne dasAufstehen vergessen hätte. VonHamburg her zogen die dickenRauchschwaden der Brändeund ließen uns den blauenHimmel des Sommertages nurahnen. Die Sonne stand wie imWinter als blutrote Scheibehinter braungelbem Gewölk.Den Tag verbrachten wir alle ingroßer Ungewißheit Ausflüglerwie sonst des Soru1tags kamennicht durch das Dorf. Die Telefonverbindung nach Hamburgwar unterbrochen. Am Nachmittag endlich hatten sich die
Schwaden verzogen. Da setztein Hamburg der Tagangriff ein,und der Abwehrkampf zog sichüber unser Dorf hinweg nachOsten zu. \Nir sahen die Feindflugzeuge in riesiger Höhe,sahen die Jäger und beobachteten mehrere Abschüsse. AmSpätnachmittag fuhr ich dann
r:l'slschrifl
nach Schmalenbeck hinüber,um zu versuchen, eine Telefonverbindung mit Hamburg zubekommen. Aber auch von dortwar das nicht möglich. AmBahnhof in Großhansdorf begegneten mir die ersten Flüchtlinge aus der Stadt. Ihnen standen die Schrecken der Nachtnoch in den Gesichtern. Als ichim Heim wieder anlangte, waren auch dort inzwischen zahlreiche ausgebombte Hamburger eingetroffen Durch Zusammenrücken und Umlegungen schaffte ich freie Betten.Immer mehr Hamburger trafenein, darunter verschiedeneehemalige und jetzige Schülermit ihren Angehörigen, die teilsim Schullandheim, teils in dergegenüberliegenden Jugend-
herberge untergebracht \-verdenkonnten. In der Nacht vom 27.Zum 28. Juli holten die Bomberzum nächsten Schlag aus. Beidiesem Angriff flogen die vonOsten kommenden Flugzeugeüber Hoisdorf hinweg underfüllten die Luft mit dröhnendem Motorengeräusch. V\'ieder
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schaft wieder zu sammeln. Dasgraue Haus am Holstentorhatte nicht nur selbst beträchtlichen Schaden genommen, sondern war durch die Wehrmachtbeschlagnahmt, so daß keinSchulbetrieb möglich war. Dafüllte unser Schullandheim dieLücke aus und nahm alle erreichbaren Schüler der unterenvier Klassen auf. Morgens gabes stundenplanmäßigen Unterricht, nachmittags wurde inHaus, Hof und Garten gearbeitet. Sport und Spiel ließen dieJungen die Schrecken der An-
griffsnächtevergessen. Zwischendurch liefunsere Werbungfür die Verschikkung allerSchüler der Albrecht-ThaerSchule in einesichere Gegend.Das KlosterWindberg inNiederbayernkonnten wirallen Eltern alsgute Unterkunftihrer Jungen fürden Winter empfehlen.
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fen. Dann fuhr er zu den Flaktürmen auf dem Heiligengeistfeld, um sich zu überzeugen,daß unseren dort als Luftwaffenhelier tätigen Schülern keinLeid geschehen war. In einerschweren Gewitternacht folgteein weiterer Luftangriff. Dabeiging ein abgeschossener viermotoriger Bomber in der Nähevon Hoisdorf brennend nieder.Nachdem dann allmählich dasLeben in Hamburg wieder inGang gekommen war, begannen wir durch Rundschreibenan die Eltern unsere Schüler-
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dauerte der Kampf anderthalb Stunden, undwieder sahen wir baldden glutroten Feuerschein über Hambul'g-Die Einschläge derBomben erschüttertenden Boden so sehr, daßauch im Schulheim alleTüren und Feuster klapperten. In dieser Nachthatten besonders dieöstlichen Stadtteile lei-den müssen. Am Vormittag trafen die erstenFlüchtlinge ein. Als derZustrom auch amAbend noch anhielt,wurden die Scheunenim Dorf mit Strohlagernhergerichtet. Auch inder Kate unseres Schul-heims konnten wir mit überzähligen Matratzen nochNachtlager beschaffen Im RotenZimmer betteten wir die Verwundeten und Verbrannten,die von der Ärztin behandeltund verbunden wurden. DieBomber unternahmen einenweiteren schweren Nachtangriff auf Hamburg. Gleich nachderen Abdrehen fuhr meinBruder auf dem Fahrrad nachHamburg, um in Wandsbek beiden Löscharbeiten und derBergung Verschütteter zu hel-
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Aus der Geburtsstunde des Schulheims
von Dr. Arno Meschkat
Ich bin Holsate, also ehemaligerSchüler der alten Thaer - Oberrealschule vor dem Holstentor.Zu der von Herrn Rittmüllergeplanten Festschrift anläßlichdes jubiläums des Schullandheims Halstentor in Hoisdorfmöchte ich hiermit beitragen.Ich besitze keinerlei Aufzeichnungen und bitte es mir nachzusehen, falls ich vielleichtgelegentlich, etwa bei Datencct, irren sollte,
Wir waren Flüchtlinge aus dem1. Weltkrieg, kamen aus Dirschau in Westpreußen. Ich warder mittlere von drei schulpflichtigen Söhnen meiner EItern und 12 jahre alt. In derSchule waren wir,weil nur wenigeFlüchtlinge nachHamburg hineingelassen wurden,ein Novum, vonder Lehrerschaftteils als Fremdkörper, teils alsneue, pädagogische Aufgabebald fühlbar wi-derwillig, baldwillig aufge-nomUlen. In derSchülergemeinschaft warenwir erstmalAußenseiter,wurden wegenunseres Dialektsgehänselt. UnsereAltersgenossenn1Il81i~rUnkßBnt:rns der geogra~
phisehen Gegebenheiten"Sachsen". Unsere Rangordnung in der Jungengemeinschaft mußten wir uns in denunserem Alter üblichen Rangeleien erkämpfen. Wir kamen ineinen damals wie noch zu Kai-
sers Zeiten normalen Schulbetrieb, in den sich anbahnendeNeuerungen wie Ferienverschickungen, Landaufenthalteerst langsam einführten. Anein Heim auf dem Lande, gewissermaßen ein zweitesSchulhaus mit Schulbetrieb undInternat"Abfüt-terung" dachteniemand.
Nach dem verlorenen Kriegwar auch die Schulgemeindevon einern pessimistischenNachkriegssyndrom erfaßt.Schwarzseher sagten wirtschaftliche Unordnung voraus.Haushalte "hamster-ten" legtenheimliche Vorräte an wie imKriege. Es gab noch Lebensmit-
telkarten, aber man hörte vonFällen, wo man "nichts mehrdarauf kriegen" konnte. In denSchulen erklärte ein Schularzt(eine Neuerung !) viele von unsStadtschülern für unterernährt.Es entstanden die Ferienverschickungen der Stadtkinder
aufs Land, erst einzeln in Gastfamilien, dann in Gruppen beiUnterbringung in jugendherbergen.- Es entstand die"Schulspeisung", eine Belieferung der Schulen mit warmenEssen während der Schulzeit.Für die"große Pause" wurdenmehrere Mi1chkannen mit Haferflocken-Milchsuppe oderÄhnlichem zur Verteilung andie Kinder geliefert, von denenjedes seine Kumme oder Schüssel nebst Löffel in der Schuleaufbewahrte.
Nach längeren Ferienaufentllalten auf dem Lande wurdenLandaufenthalte ganzer Klassen mit Unterricht versucht. Für
die Nalunvissenschaften, besonders in der Biologie, botensich neue pädagogische Möglichkeiten durch den Unterrichtin der freien Natur. (leh schreibe das, um in Erinnerung zurufen, dag die Schulheimideenicht irgendwie "von selbst"
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entstanden sondern in einembestimmten Klima gewachsenist in einer Situation der politischen und wirtschaftlichenSchwäche, gewissermaßen alsSelbsthilfe.) Das Hauptproblemschien für die Organisatorendie Unterkunft zu sein, solangedie Schulen keine eigenen Einrichtungen außerhalb ihrerSchulgebäude hatten. Da mußten bestehende Häuser vonanderwärts angernietet werden,wie nicht voll genutzte Gebäude von Jugendverbänden undVereinen und früheren Wehrmachtseinrichtungen, die nachdem Krieg frei geworden waren.
So wurde mein erster Schulheimaufenthalt mit Unterrichtin Duhnen bei Cuxhaven ineine Barackenkolonie gelegt,die die Wehrmacht für denersten Weltkrieg im"Wernerwald" angeblich fürdie versteckte Unterbringungvon Wehrmachtseinheiten zurVerteidigung der Flußmündungen gegen befürchteteFeindangriffe gegen die Hafenstädte Harnburg und Bremen errichtet hatte. Diese"Hilfskasernen" wurden nachdem Krieg nicht mehr gebraucht und konnten anderweitig verwendet werden, z.B.als Jugendherbergen. Als solchewaren Sie nicht ausgelastet undwurden als Schullandheime
vergeben. Auf diese Weise kamen wir also in den dichtenWernerwald. An der offenenKüste standen noch Kanonenund wenig weiter südlich, füruns gesperrt, die riesigen Luftschiffhallen für die Luftschiffangriffe auf London, die nuram Anfang des Krieges stattfanden und aufhörten, als dieenglische Abwehr die Flughöheder Zeppeline erreichte.
Am Holstentor wurde die Ideedes Landaufenthaltes ganzerKlassen mit Lehrern, besondersvon Junglehrern - ihr Wortführer war Dr. Sahrhage - vertreten. Er war mein Klassenlehrer.Unsere Klasse hatte mancheSchaffung einer EIternvertretung, die als Träger für einenSchulbetrieb auf dem Landegebraucht wurde, hergebenmüssen. (Vervielfältigungsgeräte gab es noch kaum, wenigstens nicht in den Schulen) .. DieEltern, die nicht zu den EIternversammlungen karnen, mußten durch "Rund-schreiben"erreicht werden, die hauptsächlich wir, Dr. SahrhagesKlasse, fertigten. Die Elternabende häuften sich. Schließlichwar es soweit: Es gab eine EIternvereinigung und bald auchein "Schulheim" in Hoisdorf,das von einer solchen Vereinigung wirtschaftlich und juristisch getragen wurde.
Die Vorgeschichte des Hausesin Hoisdorf ist in anderen Beiträgen geschildert worden. Eshatte als "Jugendherberge"gedient. Die jugendlichen Nutzer hatten wenig für seine Erhaltung und Pflege getan. Bevor es für unsere Schule erworben wurde, hatte es wohl aucheine Weile leer gestanden. Jedenfalls war es verwohnt undmußte erst einmal wieder bewohnbar gemacht werden. Daswar nicht in Wochenendbesuchen, ja nicht einmal in denFerien möglich. Handwerkerwaren zu teuer,
Als erstmal durch ein kleinesVorkommando unter Dr. Sahrhage die Küche benutzbar gemacht worden war, die ersteNotunterkunft für eine Heimleiterin, ein Raum für einenLehrer brauchbar gemachtworden waren, zogen 5 Knaben, 3 Tertianer, zu denen ichgehörte, und 2 Untersekundaner sowie die vorgesehene"Schlummermutter", FrauHerrmann, die Sie bekochensollte, ein. In den Ferien warauch noch Dr. Sahrhage dabei.Der mußte in der Schulzeit inHarnburg unterrichten. Wirfünf ff Arbeits-männer" warenvom Unterricht dort befreit undblieben in Hoisdorf. Dr. Sahrhage ließ sich sagen, was dieanderen in Unterricht gehabt
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Festschrift ~
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Schularbeiten. Dann fuhr er angeblich der erste Studienratin Hamburg mit Auto - nachHaisdorf und unterrichtete uns,die Sekundaner und Tertianergesondert, in allen Fächern, dennaturwissenschaftlichen undden beiden Fremdsprachen. Erwar Naturwissenschaftler. Sogar wo "Turnen" im Stunden-
plan lag, mußten wie "hüpfen",Freiübungen machen. Wirdurften auf keinem Gebiet zurückbleiben und taten es auchnicht.
In Haisdorf wurde gereinigt,repariert, angestrichen usw. Dawurde das schadhafte Reetdachin Angriff genommen. Das warSache ausgebildeter Handwerker, nicht für uns Jungens. Wirmußten aber den Handwerkerndie Reetbündel zutragen, freihändig auf einer auf die Dachfläche gelegten Leiter, wie aufeiner Treppe, ein überlangesReetbündel auf der Schulter,vom Wind wie eine Wetterfahne gedreht. Das war abenteuerlich genug, forderte den Turner.Die große Diele verlangte vorallem nach Erstansh·ich des
gewaltigen Deckengebälks, daseinmal ausgelegt worden war,eine ganze Ernte zu tragen,aber nicht angestrichen wordenwar. Wahrscheinlich hatten dieErbauer des Bauernhauses geglaubt, daß die massive Deckeauch ohne Anstrich dauerhaftsei, da Sie ja unter dem solidenDach nicht der Witterung aus-
gesetzt war. So pinselte denneines Tages einer unsererMannschaft mit nacktem Oberkörper, mit KarbolineumSommersprossen und einigenLinien vom gleichen Stoff, dievon dem erstmals gebrauchtenQuast den nackten Arm durchdie Achselhöhle über denBrustkorb sich in der Gürtellinie in der Hose verlaufend an,rittlings auf der Doppelleiterreitend, das Gesicht nach oben.Wegen der gefährdeten Augenwar es ein Brillenträger. Ichkam dafür nicht in Frage. Esgab genug andere Arbeit. Während das Haus leer gestandenhatte, hatten Schadstifter sehrviele Scheiben eingeworfen.Wir hängten die Fenster aus,entfernten Glassplitter undKittreste säuberten den Fenster-
falz. Herr Prof. Dörmer derLeiterder Chemie am HOlstentOf, der mit dem Glasschneidediamanten umgehen konnte,kam aus Hamburg, um dieScheiben zuzuschneiden, diewir mit Glaserstiften einsetztenund verkitteten, fertig zumAnstrich. Mir war die Sorge umdie Anstrichfarben anvertraut
Die kleineren Räumesollten mit Wasserfarbe (Leimfarbe) gestrichen wer-den. Tapeten waren zu teuer.Der Verkäufer hatteuns geraten, wievielFarbe wir in wievielLiter Wasser hineinrühren sollten undwieviel Leimpulver,damit die Farbe sichauch hielt. Daß daauch ein mehrfachesan Kreide hineingehörte, wenn die Wände hell und freundlichwirken sollten, hatteer nicht besonderserwähnt. Er hatte genug Kreide eingepacktund die hatten wirdem Anstrich derDecke vorbehalten.
Wenn wir nun die Wände nlitdem Quast aus dem Eimer zufärben suchten, wirkte das Ergebnis zuerst nur IJ naß", Dannmußte man es eben mehrfach
tun. Das erste Zimmer sollteblaßrosa werden. Als die Farbenach etwa 2 Tagen getrocknetwar, hatte das Zimmer tiefblutrote Wände, das zweite erschien fast indigo-blau und dasdritte dunkel-tannengrün. Eswaren wahre Schreckenskammern, unmöglich Sie in diesenTönen als Schlaf- oder Wohnraum zu benutzen. Sie wurdennicht wieder abgewaschen, aberwir hatten gelernt. Wir mischten jetzt Kreide zum Aufhellenbei, bemalten eine Probeflächein einem erst später vorgesehenen Zimmer und
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liegen Sie trocknen. Die folgenden Leimfarbenanstriche \-VIH
den besser bis gu t. Bei denHolzflächen, Türen und Fenstern gelang der Ölfarbanstrichproblemlos, zumal wir die ÖIund Lackfarben fertig in Dosenbekommen hatten. Betten, Tische und Stühle waren von denVorbesitzenden des Hausesvorhanden. Was da hölzernwar, wurde in den Anstreichplan einbezogen, Matratzenwurden geklopft und gebürstet.
In der Diele hatte die Heimleitung der Schule lange, übermannshohe Schränke einbauenlassen, die in zahlreiche, schulterbreite, hochformatige Fächermit Tür und Schloß aufgeteiltwaren, so daß jeder Junge imHeim sein eigenes Schrankfach
für Schlechtwetterkleidung,Reservewäsche usw. habenkonnte. Sie waren in Rohholzgewissermaßen als Möbel aufgestellt und wurden in schönem Ultramarinblau gestrichen.So machten Sie die ursprünglich etwas triste Diele zu einemrecht schmucken Raum. ErsoIIte noch schöner werden. Injede Schranktür sollte etwa inAugenhöhe ein ovales Feld mitbunter Bauernmalerei eingefügtwerden. Die guten Zeichnerunter den Schülern hatten Entwürfe dafür gemacht. Aus unserer Klasse war eine großeZahl für gut befunden wordenund zur Ausführung ausgesucht. Inzwischen war es Winter geworden und unser Anstreichkommando war ausHoisdorf zurückgezogen und
wieder in den Schuldienst integriert worden. Als dann Siegfried Gruber, Waldemar Ohleund ich in den Osterferien nachHoisdorf kamen, um unsereEntwürfe auszuführen, hattejede Schranktür bereits ihrSchmuckfeld. Ohne daß wirSchüler gefragt worden wären,hatte ein Mitglied des Lehterkollegiums, das nicht in unsererKlasse unterrichtete, ein Dr.Paterna, eigenen Schmuck inunserer Form auf die Schranktüren gemalt. Es war eine wahre Bereicherung der Diele,wenn wir auch behaupteten,daß unsere Entwürfe bessergewesen wären. Wir warensehr enttäuscht.
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Erinnerungen an Hoisdorf
von Joachim Junge
schaftsgymnasialen Zweig. DasKollegium wurde durch zweitüchtige WiSo-Lehrer verstärkt,die ihre Aufgabe - wie dieSchüler meinten - nach derDevise flimmer druff, immerdruff nach Methode ZembolHuff" hervorragend erfüllten.
Der Schulbesuch von Schülerinnen bedingte sowohl amIIHolstentor" wie auch im Heimbauliche Veränderungen. Sowar anfänglich in der Schuleweder ein geeigneter "Ladies'rest-room" noch ein Spiegelvorhanden, und das Praktikumin Hoisdorf, daß Dr. Stoltenberg und ich 1960 mit zwei ll.Klassen durchführten, verlangte auf diesem Gebiet viel Improvisation. Doch auch hierwußte Dr. Sahrhage sofort Rat,machte bei Hamburger Lottogesellschaften flugs 100.000 DMlocker, und das "Mädchen-
Unvergessen ist das jährlich imMai durchgeführte "Kindergrün" für die zahlreichen Kindes des Kollegiums, bei demsattsam bekannte Kinderspielewie Sackhüpfen, Eierlaufen undÄhnliches durchgeführt wurden, während sich ihre Eltern nach dem obligaten Tauziehender Väter - in der Tenne beiKaffe und (S)Topfkuchen unterhielten.
Unvergessen ist auch dasSchlachtfest im Dezember, zudem die im Heim gemästetenSchweine Wellfleisch, Blut undLeberwurst reichlich lieferten.Daß dabei der nötige Alkoholspiegel erreicht wurde, warAufgabe der Schul- und Heimleitung, die diese stets (oft mehrals) zufriedenstellend löste.
1959 bekam die Schule mit derKoedukation auch einen wirt-
Das 75-jährige Bestehen desSchullandheims möchte ichzum Anlaß nehmen, um einigeErinnerungen an das Heimniederzuschreiben.
Dr. Sahrhage warein glänzenderOrganisator, hatte viele Beziehungen, die er zumWohle des Heimseinsetzen konnte
und tat viel für L-,:..:.-~--.::.....:::::':"":'.:...._~-,_:""' .Jden Zusammen-hall des Kollegiums.
Ich kam 1953 an die Schule,blieb 28 Jahre und habe in dieser Zeit nicht nur auf Klassenreisen viel mit dem Heim zutun gehabt. Dr. Sahrhagescheuchte uns junge Schlipse(Freund Becker und mich) fastjedes Jahr für 14 Tage ins Heim,um die wirtschaftlich nötigedurchgehende Belegung sicherzustellen und um die Klassenmit Hoisdorf, dem Leben derBauern, den Aufgaben der Gemeindeverwaltung, der Feuerwehr, der Arbeit des Dorfschmiedes, der Kirche in Siekund - last not least - mit demHainholz vertraut zu machen.Dabei wurde die Gewichtungder Aufgaben und Möglichkeiten jeweils derKlassenstufe angepaßt. (Einerunserer Schüler injener Zeit soll,auch aufgrundeiniger "Ehren-runden", acht Mal14 Tage im Heimgewesen sein).
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haus" konnte 1961 gebaut undeingc\veih t werden.
für mich war die neue pädagogische Situation etwas ungewohnt, und ich meinte, beider üblichen Nachtwanderungdurch das Hainholz höllischaufpassen zu müssen, was zufolgendem Vers führte: "Stattmit Angelika ging Horststramm mit Herrn Junge durchden Forst."
In den 6Der Jahren ging ich mitden 12, und 13. Klassen gern indie Kate. Dort wurde darm inder Adventszeit bei einer Feuerzangenbowle am Kamin Julklapp gefeiert. Anonym"geRilkte" Gedichte wurdenverlesen, anonyme Geschenkewurden verteilt, das Holz imKamin knackte, knisterte undglühte wie die Wangen derfröhlichen Runde, die Bowle tatihr übriges - kurz, die Stimmung war auch auf dem Heimweg in der U-Bahn bestens,
Die 70er Jahre waren eineschwierige Zeit für das I"Ieim.Ungeeignete Heimeltern,schlecht geführte Klassen nagten erheblich an der Substanz.Immer unansehnlicher wurdendie an den Wänden zerkratztenund beschmierten Schlafräumc.Auch ein von den "Holsaten",die die Farbe und Tapeten stifteten, den Eltern, Schülern undLehrers gemeinsamer Versuch,das Heim an zwei Wochenenden zu renovieren, half kaumüber die allgemeine Miserehinweg. Schweren Herzens kamen Schul- und Heimleitungzu dem Entschluß, dem sanftenDruck der Gemeinde, die umArbeitsplätze fürchtete, undden Expansionswünschen dernahen Firma Bruss nachzugeben und ein Teil des Geländesan sie zu verkaufen. Mir wargar nicht wohl, als ich denScheck über 100,000 DM, diefür die Sanierung und Erweiterung des Heim dringend gebraucht wurden, in der Hand
hielt.
Nun soll in den nächsten dreiJahren das Millionending, dievölliger Erneuerung des IIeimsdurchgeführt werden, !eh kannnur von Herzen wünschen, daßdanach wieder Schüler undLehrer ins Heim kommen, diein einer veränderten Welt undunter anderen pädagogischenVoraussetzungen ehvas vonden Ideen und der Einsatzfreude seines Gründers übernehmen - auch nach 75 Jahren,
Mit folgenden Versen möchteich meine Rückschau schließen:
Wenn ich heut hoisdorfgenesenkonnte jene Zeit durchleuchten,dann sich meine Augen feuchtenlind man könnte darin lesen:Lebendes, GebliebenesSchullandheim, wir lieben es,Schade wär's, wär's nicht gewesell
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Rückblick auf über 30 Jahre Aufenthalte in Hoisdorf
von Götz Oonandt
In meinem ersten Lehrerjahr beiATH - 1964 - hatte ich mit meiner frisch übernommenen 7.Klasse (30 Schüler und 12Schülerinnen) ins Schulheimnach Hoisdorf zu gehen. Daswar so üblich. Genaue Anweisungen gab's von der geheimenKommandozentrale der Sahrhagebrüder im Keller. Merkwürdigerweise kam bei mir nieFurcht auf, daß es Problemegeben könnte. Die hat es dannauch nie gegeben während 15Heimaufenthalten mit unterschiedliehsten Gruppen. Esmuß also so etwas wie einenGenius Loci geben!
Bleibende Eindrücke blieben.Nachtwanderungen im Hoisdorfer Wald und um den Hoisdorfer See, Tierbeobachtungenmit Herrn Tempel, Fußballturniere auf der "Hoppelwiesell
,
Schnitz-Segelboot-Regatten aufdem kleinen Teich, unzähligeRallyes und Geländespiele undabends mühsame Versuche, dieüber 80 Schüler - alle imHaupthaus untergebracht - zurRuhe zu bringen, was stets miteinem Absacker im kleinenLehrerzimmer an der Dieleendete.
1965 hatten WIr im Rahmeneines regelmäßigen Austausches eine 8. Klasse einer Wiener Hauptschule zu Gast. Dasumfangreiche Besichtigungsprogramm (v.a. Lüneburg, Lübeck, St. Peter) stammte wiedervon Herrn Sa!1rhage. MeineSchüler und ich waren aber ammeisten beeindruckt von denkaiserlich-österreichischen Erziehungs- und Strafmethoden:statt Abendessen in der Ecke
der Diele stehen und die Wandanstarren, 50 mal Frau Oberlehrerin schriftlich um Entschuldigung bitten ete. Wir hattenschon damals das Gefühl:Hoisdorf und solche Methoden,das sind zwei verschiedeneWelten.
Anfang der 70er Jahre veranstalteten Herr Schuller und ichmit unseren zwei 12. Klasseneine IlFaust-WochelI. 8 Arbeitsgruppen bearbeiteten unterschiedliche Aspekte, die sichaus dem Unterricht ergebenhatten und berichteten anschließend über ihre Ergebnisse. Wir hatten nie gedacht, daßKonzentration und Lust eineWoche anhalten würden. Aberes ging - und wie! Auch das isteben möglich in Hoisdorf
Als Verbindungslehrer der neueingeführten SMV (Schülermitverantwortung nannte sich dasdamals und wurde vom damaligen Schulleiter, Herrn Dr. Wilgalis, recht mißtrauisch betrachtet) habe ich damals mehrereWochenendtagungen für dieKlassensprecher zusammen mitden Schulsprechern ausgerichtet. Themen waren Entwurfeiner Hausordnung, Pausenordnung, Mitsprache der Schüler in Gremien und Konferenzen, Rauchen. Auch hier entstand - häufig abends vormKamin - eine konzentrierte unddoch lockere Arbeitsatrnosphäre.
Am Gymnasium Stellingen wares üblich, daß die 5. Klassennach Hoisdorf gingen. Ob esGewohnheit war oder einfachEinsicht, daß dort die Keimzelle
aller Klassemeisen lag, weiß ichnicht. Jedenfalls war in Hoisdorf fast alles machbar, wennman nur ernsthaft wollte Imersten Jahr waren alle drei 5.Klassen gleichzeitig dort mit 98Schüler, und 6 Lehrern, allerdings unter Zuhilfenahme einesamerikanischen Armeezeltes.Herr Kuhlmann war damalsVerwalter des Heims und alle 6Kollegen waren jung und rundum die Uhr einsatzbereit."Abschlaffen" gab's nur abendsspät bei Glühwein in Lehrerzimmer an der Tenne.Während meiner Zeit alsHauptseminarleiter (1984 bis95) bin ich viermal in Hoisdorfund einmal im Haus Emsengewesen. Dort war es viel komfortabler, wärmer und gepflegter Dafür aber fehlte die typische Schullandheimatrnosphäre, diese Mischung aus Freiheit,viel Raum, der Möglichkeit,allein sein zu können und derNotwendigkeit, gemeinsam zuleben, der Muße zu Betrachtungen und der Aufforderungzu Aktivitäten. Man konnte mitReferendargruppen Klassemeisen und Lehrerrollen dabei
wunderbar durchspielen undgleichzeitig selbst eine Gruppemeise erleben.
Es gab während meiner langenHoisdorf-Zeit immer Problememit der Feuchtigkeit, mit derHeizung in der Diele und mitden Sanitäranlagen. Es gabUngeziefer und jede MengeErkältungen - aber es gab nieunlösbare Probleme erzieherischer At. Genius Loci - derGeist der Jugendbewegungwirkt immer noch.
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Bauer SellhorTIs Äpfel
von Dr. Wolfdieter Lenck
Eine Hoisdorf-GeschichteDie Klasse 8a spielt "surrealistisches" Theater
Im Herbst 1951 waren wir mitunserem Klassenlehrer, HerrnDr. Heiniein, und unseremKunsterzieher, Herrn E. Hoehne, im Schullandheim Hoisdorf.
Zum besseren Verständnis mußich vorausschicken, daß zuunserer Zeit zum Abschlußeines Hoisdorfaufenthaltes vonjeder Klasse In der Diele ein"Bunter Abend" veranstaltetwurde. Alle Hoisdorfer wurdeneingeladen. Sie kamen gern undfolgten den Darbietungen nichtnur mit regern Interesse, sieunterstützten das Spiel auchmit munteren Kommentarenund amüsierten sich köstlich.Damals wurden die Menschennoch nicht vorn Fernsehen inAnspruch genommen. Für unsSchüler war dieses ein Ansporn, unsere schauspielerischen Fähigkeiten zu üben undlustige Hoisdorfer Begebenheiten im Spiel darzustellen.Wer dabei seinen Lehrer besonders gut imitieren kormte,spielte die Hauptrolle.
Es war die Zeit der reifen Äpfel. Besonders die im Gartendes Bauern Sellhorn hatten esuns angetan.
Wir überlegten nicht lange, wasdiesmal als schauspielerischesEreignis den Spielplan bestimmen sollte, es hatte sich geradeereignet.
So kam ein Stegreif-Theaterstück zustande, an dem dieKlasse geschlossen mitwirkte.
Wir hatten gerade ThorntonWilders "Unsere kleine Stadt"gesehen. Wir waren sehr beeindruckt davon, wie ohne großartiges Bühnenbild"surrealistisches" Theater ganzin der Phantasie des Publikumszum "schillernden Ereignis"werden kann. Der Verzicht aufgrandiose Utensilien kam unswegen unserer bescheidenenMittel sehr entgegen.
Die Dorfbewohner waren weniger bewandert in dieser modernen Dramaturgie. Ganzgefahrlos war unser Plan alsonicht. Aber mit einem geschicktoperierenden Sprecher, HarmBeyer, und einem erblich geprägten Peter Voscherau, dermit übermäßig ausstaffierterLeibesfülle den Bauern Sellhornlebensnah darstellte, brauchtendie übrigen nur noch in ihrerRolle aufzugehen oder so intelligent dreinzureden, wie sie estäglich taten. Ein Stegreifstückläßt es zu, jeden Gag und dieDramatik ständig auszufeilen.Jede Idee wurde geprüft, verworfen, verbessert bis zur"Vollkommenheit". Und wermwir bei den Proben Mühe hatten, ernst zu bleiben, mußteauch ein wohlwollendes Publikum mitgerissen werden.
1. Akt
Ort der Handlung: der Massenstall, kurz vor dem Schlafengehen. Ausgebreitete Lakenbestimmen das Bild. Sehrschwache Beleuchtnng, totale
Stille. Der Schlafsaal füllt sichlangsam.
Alle Jungen im Nachthemd.
Graul erscheint als erster, legtsich Ins Bett, das heißt auf dennackten Boden und deckt sichmit dem Laken zu. Er ist derartigste. Gleichfeld folgt ruhig,Sette schon etwas bewegter,Freitag kommt laut pfeifend.Lulli kommt gesprungen, Weidemann hinterdrein mit einemgroßen Glas Wasser, das erSette über den Kopf gießt. Eswird sehr laut. Die anfänglicheBalgerei zwischen den letztenbeiden zieht andere mit hinein.Die große Rauferei ist leicht zuspielen und wirkt echt.
Freitag beendet den Streit. Erstimmt die Klassenhymne:"Ring the Bell of Jazz" an. Allestimmen ein bis auf Graul, erwirbt für das deutsche Volkslied. Er singt: Am Brunnen vordem Tore. Er ist der beste Sänger der Klasse. Künstlerischvollendet erfüllt seine Sopranstimme die Diele.
Dr. HeInIeIn tritt auf, er lobt diebrave Klasse, zieht eine Tüteaus der Tasche und verteilt mitfreundlichen Worten über dasSandmännchen und die liebenEngelchen Bonbons, damit dielieben Kinderchen ganz schnellentschlummern sollen, ummorgen wieder emsig wie dieBienchen wandern zu können.
Zwei leere Betten fallen auf. Wosind Oldenbnrg nnd Egerer?
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75 JAHRE SCIIULLANDl-lEIM HOlSDORF
Die SlIppe VOll hellte Mittag läßtsie nuf einem gewissen ÖrtchenvcnucilclI!
Na schölI. Gute Nacht.Licht geht aus,
Stille.
Graul: Wer zieht da al1 meinerDecke'
Schwaches Licht geht an. Diebeiden Nachzügler erscheinen,das vorgehaltene Hemd vollerÄpfel, die sie über den Bodenrollen lassen.
Es wird wieder sehr lebendig.
Otto Jung als Heimleiter OttoSahrhage tritt in den Saal,knipst das große Licht an. Alleschlafen und lassen ein unwirkliches Schnarchen ertönen.Otto hebt sich einen Apfel auf,der ihm entgegenrollt, beißtlaut schmatzend hinein undtritt ab.
Eine verschlafene Stimme hinter ihm her: Oller Hehler!Taschenlampen blitzen auf.Einer spielt den heiligen Geist.Es wird wieder laut. Vom Lärmherbeigerufen, erscheint Herzog als Hoehne. Er ist sehr aufgebracht, spannt seine Hosenträger und läßt sie klatschendzurückschnappen:
Ein Witz darf ja mal fallen, aberdas Jodeln und das Äpfelscllmeißen, das verbitte ich mir. Oldenburg, ich will dich überhaupt nichtbestrafen, aber ich kann diesesGrinsen nicht mehr sehen. DreiJahre sehe ich mir das schon mitan. NiulnI dein Bett und leg dichvor die Tür.
Während Hoehne nochschimpft, verabschiedet sicheiner Ililch dem anderen es seisehr eilig wegen der Suppe.
Als der Raum leer ist, stolpertHoehne dem letzten schimpfend hinterdrein.
2. AktIn der Diele.
Dr. HeinIein schreitet mit einergroßen Wanderkarte auf undab.
Eine erfrischende Wanderungüber Siek, Hainholz und Fürstenkaten macht zwanzig Kilometer. Das ist zu wenig. DieBurschen müssen abends müdeins Bett fallen. Also doch nochzusätzlich über Großensee, das
sind 30 Kilometer, das wärewohl angemessener.
Hoelme: Guten Morgen, HerrDoktor. Hatten Sie eine guteNacllt?
Dr. HeinIein: Ja, danke. Und Sieebenso?
Hoehne: Leider nein. Wäre esIhnen recht, wenn wir die Zimmertauschten. Ich meine, so umnittelbar ncbell dem MasscHsfall, ichhabe die ganz Nacht kein Augezugemacht.
Festschrift
Dr. Heinjein: Ja, Herr Kollege.wenn ich die Augen nicht zumache, kann ich auch nicht schlafen.
Hoehne: Na ja, und was Ilabcn Siefür heute geplant?
Dr. HeinIein: Wir werden wandern, ich werde dabei die Besonderheiten der hiesigen Natur erklären und durch forscllen Gangvermeiden, daß alle wie die Hornocllsen durch die Umgebungschlurfen.
Hoehne: Icll wollte Ileute eigentlich die Vorderansicllt des Schulheüns weiterzeicl1nen lassen, gestenz gab es große Schwierigkeiten.Die einen zeichneten cwen
schmalbrüstigen Hochbau wie ausdem Gängeviertel, die anderen eineflache, weitausladende FlugzeugIlalle. Mit dem Peekllaken balancierend, mußte icll den Schülerndemonstrieren, daß die Höhe genaueineinhallnl1al in die Breite geht.
Aufgebracht und voller Zorneilt Peter Voscherau auf dieBühne.
Bauer Sellhorn: Meine ÄpJCI.meine schönen Äpfel ..
Große Auseinandersetzung.Meille Schüler stchlcJI /licllt, .
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Die Klasse erscheint.
INcr war das?
Alle.
Dr. Heiniein: Minscll, Millsch,i\1illsch! Det is viWcht '11 SchietlIIit euch. lek saclz ja, aber bitteSChÖIl, also WI:r war dett?
Endlich werden zwei vorzitiert.Bauer Sellhorn will sofort unddirekt bestr·afen. Die beidenLehrer geraten mit ihm insHandgemenge.
Dr. HeinIein: Die kriegen jetzteine ordentliche Strafarbeit. Ihrkönnt lIIal aus dem Lateinbuch vonPlagemann das Kapitel 6 absellreiben und übersetzen oder besserübersetzen und abschreiben. Nein,ihr könnt gleich beides machen.
Bauer Sellhorn: So ein Quatschist doch keine Strafe. Die sollen beimir die Jauchekuhle entleeren helfen.
Dr. HeinIein: Herr Sellhorn, Siesind kein Pädagoge.
Bauer Sellhorn: Was bin ichnicht? Ich bin vielleicht mehrPädadingsbumms als Sie glanbe,l.Diese Lümmel sollen noch tagelang übel riechen.
Dr. HeinIein: Nee, nee. Theo
Wulle und die Eltern, oder besserbeide, sollen einen geharnischtenBrieferhalten.
Hoehne: Vielleicht könnte manmit einer ernstlichen Ermahnungrnehr erreichen.
3. Akt.In der Kate
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Der dritte Akt behandelte, wiesich die Klasse bemühte, denBrief an den Direktor zu verhindern. Es wurde eine originale oder besser eine originelleLateinstunde vorgetragen.
Dr. Heiniein: Zweite Person Ph/ral, Plusqumnperfekt, Passiv von"lieben lt
•
Aber die Klasse hatte sich zumStreik entschlossen.
Auch die Besten der Klasseerreichten keine Begnadigung.HeinIein wendete sich der Tafelzu und murmelte pausenlos"Dett is villicht een Schiet mitef/ch lt
• Graul mußte ein neuesStück Kreide holen, kam endlich mit einem Kreidestummelwieder: Mehr war da nicht.
Dr. HeinIein: Also bitteschön, ichkann auch anders und so!überhaupt red ich so viel an Euchvorbei, worüber ihr euch wundernkönntet. Egerer, du schickst mirmal dein'n Vatern in die Schule,damit er mal sieht, wie sich seinlieber Sohn so überhanpt alles undso. Aber schick mir nicht deineMutter, da werde ich bloß wiederschwach wegen ihrer vorzüglichenWindbeutel. (Vater Egerer hatteeine Bäckerei und Konditorei.)
Nun hatte er sich in seinem
gerechten Zorn selbst eingekreist.
DL Heiniein: Zu unserer Zeit wardas alles ganz anders. Wir warenein kaiserliches Internat, da warenKinder aus zum Teil sehr gutemHause. Da kalll so was nicht vor,das heißt wir hatten da einen, dennannten wir inmlcr Sargnagel, der
Festschrift
kOHnte schon mit 12 rü_'htig rauchen. Der taugte auch nichts. Aberwenn wir mit dem zusammenehvas ausheckten, wurden wir nieenvischt. Beim Äppclklmm SChOll
gar lzicht.
Gleichfeld halblaut:Da lag ja auch kein Bauer
zoie Scllhonl aufder Lauer!
Dr. I-Ieinlein: Mensch. Gleichfeld,du kannst ja richtig dichten undso. Und ich denk immer, du bistauch nur so ein phlegmatischerStumpfbock, der die ganze Romantik verschlafen hat. Na schön,wo hatten wir uns zuletzt, ach ja,also bitte schön, ich will nochdurchkommen.
Heiniein verharrt einen Augenblick und fragt dann nachdenklich:
Aber eiHS ist mir seilleierhafi,was macht der Sellhorn Hachtseigentlich i1'n Garten?
Ende.
Das Publikum war begeistert.Das Lachen vorn echten BauernSellhorn übertönte alle anderen.
Der Friede im Dorf war wiederhergestellt.
Die Leute von Albrecht Thaerhatten gelernt, wie ein Thea
terstück ausgedacht werdenmuß, damit Spannung undDramatik zu ihrer "Vollendung" entwickelt werden.
Und einer hat das tatsächlichaufgeschrieben und damit derNachwelt erhalten.
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Interview mit Herrn und Frau Vorpahl
VOll Uschi Ziege/er
Sie sind seit Januar 1992 dieneuen Hein1eltern imSchullandheim des AlbrechtThaer Gymnasiums. Was habenSie vorher gemacht?
Wir [varen 15 Jahre lang Heimeltern in einem Heim in PÖlcJlOW beiRostock. Es Ionr ein Schulungswut Erlwlwzgshei11l, das wegen1111geklärter Eigen tU11lsverhiil fnisse/lach der Wiedervereinigung nicht'weiterlaufen konnte. Wir hattcndort sowohl Kinder und Jugendliche als auch Envacllsene zu Gast.
Wie gefällt Ihnen die Arbeit imSchulheim?
Bisher gut. Wir haben immer alsEhepaar zusammengearbeitet; sindein eingespieltes Team. 1m Notfallhelfen auch unsere Töchter malaus.Besonders hervorheben möchtenwir die positive Zusammenarbeitmit Herrn Rittmüller. Mit ihmkann man wirklich alles regeln, sodaß es zu einer wirklich guten
Atmosphäre und Kooperationgekommen ist.
Wie sind Ihre Arbeitszeiten?Haben Sie überhaupt mal Feierabend?
Es gibt eigentlich keine Arbeitszeitell. Manchmal geht die Arbeit bisin den Abend, und auf ei/lenzGrundstück wie diesem gibt esimmer etwas zu tUH. Andererseitsgibt es auch mal ein paar Tage, andenen das Heim nicht belegt ist, sodaß wenigstens einer von uns maleinen freien Tag hat.
Ist es nicht sehr anstrengend,immer lärmende Schüler umsich zu haben und sich ständigauf wechselnde Gruppen einstellen zu müssen?
Ja. Aber man muß bedenken, daßKinder eben Kinder sind und sichaustoben müssen. Damit könnenwir leben, und auf 'wechselndeGruppen haben wir uns auch inunserem früheren Heim einstellen
müssen.
KÖlU1en auch Einzelpersonen,z.ll. Familien, in Hoisdorf einenAufenthalt buchen?
Nein. Die Räwnlichkeiten in diesem Heim eignen sich nur fürGruppen. Wenn aber mehrereFamilien als Gruppe zusammenwohnen wollen, so ist das selbstverständlich möglich.
Was wünschen Sie sich vonIhren Besuchern am dringendsten?
Sie sollen sich wohl fühlen bei uns.Von den Betreuern würden wiruns gelegentlich mehr Vemntwortungsbevmßtsein wünschen. Manche kommen hierher, lasseH dieKinder laufen und betrachten ihrenAufenthalt als eine Art Urlaub, indem sie fiir nichts verantwortlichsind.Wir haben aber auch schOll vielesehr gute Gruppenleiter hier gehabt, die mit dCH Kindern 'wirklich
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choa5 lllltcnlOl1l11lClI !tahcll, AllreglllIgell gabeil usw. Es ist ebensehr unterschiedlich.Es ist fiir HIlS allch sehr cnttäu5cllcHd, IueWl die Kinder sich imgcge/Ifiberlicgenden Laden mitCola, Chips uud SüjJigkeiten versorgen, dies 111 sich hineinstopfenIIIld dann zu den Mahlzeiten keilIen Hunger habe/I. Für jemanden,der mit Liebe gekocht hat, kann esauf die Dauer eine sehr frustrierende Erfahrung sein, den größtenTeil des Essens wegwerfen Zll
müssen.Erfahrungsgemäß schmeckt denSclzz"ilerinnell und Schülern unserEssen el1va ab dem dritteil Tagprima, wenll sie Ilämlich ihr Ta-
sc!tellgeld allsgegebelI habell.
Welche Altersgruppe haben Sieam liebsten im Heim?
Die ganz Kleinell, also Vor- lindGrulldsclziiler. Sic sind so spontanund fröhlich.Wir könnten uns aber auch vorstellen, daß das Heim viel stärkergenutzt v)erden könnte von Gruppen der Schule, die hier Projektedurchführen, 2.B. Jntensivkurse,ein Orchestcrwochenende oder einMa/kurs.
Was würden Sie gern ändernim Heinl?
Es ist nntür/iel, eine GeleIfrage,aber wir hätten sehr gern helle,freundliche Tapeten in den Schlafräumen. Die Zinnncr sind z. T.durch die umstehenden Bäumesehr dunkel, da würden hellel!\1ände einen viel besseren Eindruck machen. Überhaupt gibt esInl Schullandheim jede MengeArbeit, die eine Fal1u"lie allein nichtbewältigen kann.Es wäre schön, wenn VOll denEltern und Lehrern des Gyul1lasiums em paar mehr bereit wären,hier zu helfen.
Vielen Dank'
Lange St e 26 a .. 19258Tel. 038847 / 5 65 00Fax 038847 / 5 65 01
endorf
Seite 58 ..... Festschrift
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Hoisdorf oder die Erinnerungen eines Schülers
von Sebastian Reinhardt
Was bedeutet uns Pennäler dasSchullandheim Hoisdorf ? Dieser Ort ist für die Schüler der 5.Klassen der erste Abschnitteines Reifungsprozesses ihrerSchullaufbahn mit gewiß bleibenden Erinnerungen, Wie wardas denn damals bei uns ?Wenn ich heute, kurz vor demAbitur, an diese Momente imLeben Rückschau halte, sehntman sich förmlich danach, diese "ach so lehrreiche" Zeit nochein zweites Mal zu erleben; wiewir uns damals mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mit Sackund Pack, vollgestopft mit Lekkereien für die "unendlich lange" I aber dennoch anlüsanteFahrt, Meter für Meter demZiele näherten. Vor jeder Gruppenbewegung kam man in denGenuß der Zählkunst der begleitenden Klassenlehrer, dieoffensichtlich Schwierigkeitenhatten, die berühmten Durch-
zählungen der umherlaufenden, aufgeregten und zappeligen Racker durchzuführen.Komischerweise fehlte jedesmalirgend jemand, der aber beidem erneuten Zählen dochwieder aufgefunden wurde.
Dalill stand man vor diesemgigantischen grünen Tor, welches uns die Tür für eine Woche Spaß, Erfahrung, Überraschungen und, trotz der anwesenden Lehrer, weit öffnete.Wäre da nicht dieses viel umstrittene Mittagessen gewesen.Tag für Tag wurde man mitdiesen ach so gesunden Nahrungsmitteln konfrontiert. ZumAusgleich dieser Malzeitenging man schließlich doch zudem kleinen "Tante-EmmaLaden", wo man noch eine guteInvestitionsmöglichkeit für dasmitgebrachte Taschengeld,rund 15 DM, fand. Die prakti-
sehe Komponente des späterenWirtschaftsunterricht wurdeuns hier kundgetan, "learningby doing".
Was lernten wir noch? Auf denobligatorischen HHRs, Hoisdorf-"Horst"-Rallyes, wurdeuns die Selbständigkeit beigebracht. Selbstverständlich warimmer eine Gruppe bis in dieAbendstunden verschwundenund lllußte gesucht werden,während die "Übrigen" mitdem anderen Lehrer vor Sorgevöllig aufgeregt waren. Soschnell die Aufregung kam,legte sie sich auch wieder, bisspätestens die erste Nachtwanderung in Angriff genommenwurde, bei der sich sogar HerrRittmüller nicht mehr in derLage befand, uns den richtigenWeg durch das Dickicht undGehölz zum liebgewonnenenSchullandheim zu weisen (bis
Festschrift S9
75 JAHRE SCHULLANDIIEIM J-lOISDORF
heute wissen \vir nicht, ob unsHerr Rittmüller in dieser Sacheeinen Bären aufbinden wollteoder nicht, seine Rolle spielte erzumindest besser als mancherHollywoodstar).Die Angst noch in den Knochenspürend, erblickte man nachgeraumer Zeit das große, hellerleuchtete, Schutz und Wärmespendende Bauernhaus, dasuns mit a11 seiner Nostalgie undseinen Abenteuern verzauberte.Abenteuer. Ja diese Reise warwirklich ein Abenteuer. Beijeder Rettungsaktion von diesem großen, umgefallenenBaum in der Mitte desMatschteiches wurde unsereKlasse immer ein Stück mehrzur Einheit, die uns später denKlassenzusammenhalt brachte.Neid zwischen den Schülerngab es schon, zumal wenn derselbst gebastelte Drachen sichnicht wirklich vom Boden löste,während andere schon längstdem See oder den Bäumen dieZerstörung ihres so liebevollgebastelten Drachen überließen,die durch die Unerreichbarkeitoft die ganze Nacht in der Kälteausharren mußten. Ja, ja, dieNächte. Sie waren eigentlichdas Spannendste auf der Klassenreisen. Diese lange, knarrende Treppe, die nach oben indie Schlafgemächer führte.I,echts vom Flur die Zimmerder Jungen, gegenüber die derMädchen, das waren schöneAussichten. Doch wie nunnacht., zu den Mädels, man warja schließlich von beiden Seiteneingekesselt von nie-müde-zukriegenden Lehrern. Wirkonnten noch so leise über denquietschenden Boden schleichen, die Lehrer mußten ein-
fach einen"Alleshörer" gekaufthaben. Wenn es einern dennochgelang, zu den Mädchendurchzukommen, standen siewie vom Himmel kommend inder Tür und baten erst rechtfreundlich, dann aber dochschon ehvas genervt um Rückzug. Der Blick zur Uhr: 04:00,aber dies sollte eine langeNacht für alle beteiligten werden. Die ständigen Ermahnungen" Ab in Eure Zimmer" oder"Jetzt ist hier ein für allemalRuhe angesagt, die anderenschlafen schon" wurden einfachüberhört, da sowieso jeder irgendwie gerade "unterwegs"war und nach dem lauten Gebrüll eh keiner mehr seine Ruhefinden konnte. V"enn einerglaubt, durch diese anstrengenden Nächte wurden wir imLaufe der Woche ruhiger, dermuß belehrt werden. Die erstenlauten Wörter fielen schon absechs Uhr morgens, die Lehrermägen uns dieses verzeihen,und endeten in einem Chaos.Ruhig wurden wir erst, nachdem wir alle nach drei Tagenvon Heiserkeit befallen waren.Dies war natürlich kein Hindernis, unsere Energie undunseren Aktivitätsdrang vollund ganz auszuüben. Am Endeeiner solchen Reise waren wiralle traurig und erschöpft. Manlernte die Mitschüler erst durchsolche Klassenreisen richtigkennen und gewann den einenoder die eine lieb.
Was ist davon heute noch geblieben ? Alles, aber am meisten die Erinnerung an dieseZeit, mit all dem Unfug undQuatsch, den wir "fabriziert"haben. Wenn ich heute auf-
grund eines Schülerratsseminars, weIches zwei Tage inHoisdorf stattfand, den Wegzum Schullandheim mit demAuto zurücklege, so ärgert mansich über die zu schnell vorbeigezogene Zeit (man hätte dochdie öffentlichen Verkehrsmittelnehmen sollen). Steht man vordem nun "kleiner gewordenen"grünen Tor, so schwirren dieErinnerungen III Scharrendurch den Kopf mit all denBildern der erlebten Aktivitäten. Ich gehe in das Holzhaus,sehe diese knarrende Treppe,diese nun viel zu kleinen Stühleund Tische; gehe hinaus, umdie Ecke, der Duft des so heißgeliebten Mittagessens steigtmir in die Nase, ich gehe weiterden damals so langen Weg zumSee. Dort angekommen sehe ichuns auf diesem Baum turnen,damals. Heute - der erste Versuch, auf diesen Baum zu klettern, scheiterte, er war nichtmehr da. Es sah alles so andersaus. Die Perspektive stimmteeinfach nicht mehr. Man hatüber die ganzen Jahre ein bißehen den Bezug zumSchullandheim verloren, dochdort angekommen, erinnertman sich gut und gerne daran.Vielleicht werden eines Tagesunsere Kinder nach einer Woche anstrengender Klassenreisezurück nach Hause kommenund uns von ihren Erlebnissenund Erfahrungen erzählen, wiesie sie in il1fem Schullandheimerlebt haben. Wenn wir anschließend unsere Anekdotenhervorzaubern, so denken wirbestimmt wieder an UnserSchullandheim In Hoisdorfzurück.
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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Kinder aus Tschernobyl zur Erholung im Schullandheim
von Helga und Peter Reicllelt
Am 26. April 1986 ereignetesich der bisher folgenreichsteVorfall in der über 50jährigenGeschichte der Kernenergienutzung, der dem ukrainischenOrt Tschernobyl zu traurigerBerühmtheit verhalf und unterdessen Folgen noch immer unzählige Familien, insbesondereKinder, zu leiden haben. ImFrühjahr 1996 wurde der inzwischen 10 Jahre zurückliegendenKatastrophe in Block 4 durcheine Reihe von Aktionen gedacht. Unserere Schule veranstaltete im Mai 96 ein Sponsorenlauf, der über DM 20.000.an Spendengeldern erbrachte.Diese wurden nach längerenÜberlegungen Frau HiltrudSchröder zur Verwendung fürKinder aus Tschernobyl übergeben Wir hoffen, daß dieseSpende in vollem Umfang ihrerBestimmung zugeführt werdenkormte, dCIU1 zwischenzeitlichhaben einige Eltern unserer
Schule einen kleinen Einblick indie Notwendigkeit von rIilfsmaßnahmen nehmen können.In der damaligen Diskussiondarüber, wie die Spende möglichst direkt betroffenen Kindern aus Tschernobyl zugutekommen könne, wurde auchdie Kinder-Luftbrücke e.Y.(Luftbrücke) ins Gespräch gebracht.. die von der Schauspielerin Witta Fahl ins Leben gerufen wurde und engagiert vonihr geleitet wird.
Der so mit der Luftbrücke entstandene Kontakt konnte ineine direkte Hilfe umgesetztwerden, indem die Organisation auf ihre Kosten eine Gruppevon Tschernobyl-Kindern inunser Schullandheim nachHoisdorf holte, wo Ihnen in derZeit vom 9.10. bis 20.10.96 einErholungsurlaub ermöglichtwurde.
Daran anschließend verbrachten die kleinen Gäste im Altervon 8 bis 12 Jahren eine weitereWoche in ATh-Familien, wo sieliebevoll aufgenommen Wur
den. Diese Zeit hat zu einerintensiven Beziehung zwischenden Kindern und ihren Gastfamilien geführt, die für alleBeteiligten ein unvergesslichesErlebnis bleiben wird.
Nachdem durch Herrn Rittmüller geklärt war, ob dasSchullandheim in der vorgesehenen Zeit zur Verfügung stehen würde und die Zusage derLuftbrücke vorlag, die Kostenfür die Reise und den Aufenthalt in Hoisdorf zu übernehmen, wurden bereits inl Junierste Planungen und Vorbereitungen getroffen. Dazu zähltendie Anwerbung von Gasteltern,ein Informationsabend über dieArbeit der Luftbrücke durchWitta Fohl und ihre rechte
Festschrift Seile 61
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
Hand Frau Ingeborg Schefflersowie ein (Gast-) Elternabendzur gemeinsamen Vorbereitung. Auf diesem Elternabendwurde z.B. besprochen, welcheATh-Eltern(teile) wie lange denAufenthalt, der in die Herbstferien fiel, vor Ort in Hoisdorfbegleiten und mitgestaltenwollten und kÖlmten.
Im Vordergrund des Aufenthaltes sollte Erholung stehen, dennalle waren sich darüber einig,daß man den Kindern mit einem strammen Sight-SeeingProgramm keinen Gefallen tunwürde. Trotzdem wurde erfolgreich versucht, einige Ausflüge- möglichst gesponsert - zuorganisieren, die den Kindernein paar schöne Erinnerungenan ihren Urlaubsort bescherensollten. Neben der Programmgestaltung war die Finanzierung weiterer Kosten wie z.ß.Fahr- und Eintrittsgelder, An-
denken oder "mal'n Eis essen"ein weiterer wichtiger Punkt,den es zu regeln galt. Zu diesem Zweck hatten wir in allenKlassen Sammeldosen aufgestellt, über die der größte Teilunseres Budgets zusammenkam. Parallel dazu wurdenauch Sachspenden eingeworben, die zum Basteln, Luftballon steigen lassen, FuJ5ballspielen, zur Körperpflege undund und geeignet waren.Am Ende wies die Sponsorenliste über 30 Einträge auf, indenen sich Privatpersonenebenso fanden wie Firmen undöffentliche Einrichtungen. Sogar für medizinische Betreuungwar gesorgt. Das war wirklicheine großartige Unterstützung.
Die Ankunft rückte näher undam Tag der deutschen Einheittraf man sich in Hoisdorf, umdie notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Es mußten Bet-
ten bezogen, gespendete Rucksäcke mit Sponsorengaben gepackt werden, vorbereiteteNamensschilder in deutscherund kyrillischer Schrift warenzu befestigen und eine Vielzahlanderer Dinge war zu tun.Dank bisher verborgener Talente konnte auch ein Bettlakenmit großen kyrillischen Buchstaben verziert werden, die ein"Herzlich Willkommen" (00bro Poshalowa) verhießen.
Die Ankunft, die zunächst fürden 7. Oktober geplant war,sich jedoch wegen einigerSchwierigkeiten mit der deutschen Botschaft in Kiew verzögerte, erfolgte am Nachmittagdes 9. Oktober. Nach etwa30stündiger Busfahrt standenuns 17 Kinder und eine Betreuerm gegenüber. Wir versuchten herauszufinden welches Kind zu welchem Namengehörte und brachten die Gäste
,•
\Nieder ein Jahr, in dem die kleinen grauenZellen einiges dazugelernt haben. Und dank
McDonald's haben auch die lieben Geschmacksnerven ein paar 'NertvoUe Erfahrungen
gesammelt. Und das, olme sich besondersanzustrengen. SchJ,icßlich war unser Lehrplan
nicht nur ausgeprochcnabv!cchsiungsreich, sondern
auch besonders locker.E~!h-;;f lVLcDonald15 Restau:t'tD.:fJ.t
in. Ha!t'llnlKgJ'jlxlS cty',''dS ,mdctD
KoUau5t:raBe 25, Hcsiauranl
Seite 62 _
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF
samt Gepäck in ihre Zimmer.Erste Ideen, die Kinder anschliessend in den Essensaaloder gar zu einem kleinenAusflug einzuladen, ließen wirfallen, noch bevor Sie ausgesprochen "varen. Das war dierichtige Entscheidung, dem1 sokonnten die Kinder selbst ihrem individuellen Drang nachRuhe, Bewegung, Geländeoder Rucksackerkundung oderwas immer sie wollten nachgeben.
In den folgenden 11 Tagenstand wie schon erwähntschwerpunktinäßig Erholungund freies Spiel auf dem Planmit folgenden Ausnahmen. Am14. stand eine Hafenrundfahrtauf dem Programm, die sichnoch zusätzlich dadurch gelohnt hatte, weil eine freundliche ältere Dame sich zu einerspontanen Geldspende entschloß, nachdem sie erfahrenhatte, was für eine Gruppe mrda über den Weg gelaufen war.Drei Tage später fuhr morgensum 9 ein gecharterter Bus inHaisdorf mit dem Ziel Eekholtab, um den dortigen Wildparkzu erreichen. Nachdem dieTour durch den - immer wiederinteressanten - Park und dasMittagessen hinter uns lagen,jeder Trampolin gesprungenwar und aUe Ziegen gestreicheltworden waren, konfrontiertenwir den Busfahrer mit derspontanen Idee, daß man dieRückfahrt nach Hoisdorf dochauch über Scharbeutz führenkönne. Gesagt getan. Nie werden wir das IJ Ahh" und"Oohh" vergessen, das durchden Bus ging, als die meistender Kinder zum '2l'stenmal inihrem Leben soooviel \Nassersahen - selbiges stieg einem beidiesem Erlebnis in die Augen.Als weitere "Programmpunkte"in diesem Zeitraum sollen hierauch die beiden Grillabende am12. und 19. nicht unerwähntbleiben, die allen, die daran
teilnehmen konnten, nicht nurwegen des gemü tlichen Lagerfeuers sicher in guter Erinnerung geblieben sind.
Am Nachmittag des 20. Oktober gaben sich unsere Gästenun in die Obhut ihrer Gastfamilien - Abschied von Hoisdorf und Familie Vorpahl, diesich in wirklich rührender Weise um das Wohl der Gäste verdient gemacht hatte.
Für die letzte Woche war, neben der morgentlichen Zusammenkunft im ATh, die u.a.auch zu einem Besuch bei Hagenbeck genutzt wurde,"Hamburg in Familie" vorgesehen - mit zwei Ausnahmen.Die erste Ausnahme führte anden Alsteranleger, von wo einSchiff der Alsterflotte - für einpaar Hamburger leider einenMoment zu früh - zu einer Kanalfahrt alsteraufwärts ablegte.Ausnahme Nummer zwei hinterließ den Eindruck, daß dieserProgrammpunkt für viele derTschernobyl-Kinder der absolute Höhepunkt war - ein Besuchder Halstentherme in Kaltenkirchen. Der hatte den Kindernso gut gefallen, daß die begleitenden Gasteltern sich kurzerhand entschlossen, den Besuchin diesem schönen Freizeitbadnoch um eine gute Stunde zu
verlängern.
Bleibt noch nachzutragen, daßein weiterer wohlgesonnenerSponsor den Erholungsaufent··halt tatkräftig unterstützt hatte
Petrus! Er hatte fast ausnahmslos für "Sahnewetter"gesorgt.
Am 27. Oktober kam - viel zuschnell - die Zeit Abschied zunehmen. Auf dem Parkplatzunserer Schule hatten sich alleGastfamilien mit ihren ukrainischen Pflegekindern eingefunden. Dort stand der Bus, der siein ihre Heimat zuriickbringen
sollte. Nachdem man mit etlichen Umarmungen Abschiedgenommen hatte, stiegen unsere Gäste ein und als der Busvom Parkplatz rollte, flossenreichlich Tränen.
Was ist geblieben? Viele wunderbare Erinnerungen und eineganz besondere Erfahrung.Post, die wir von den Familienaus der Ukraine erhalten, belegt, daß dieses auch für unserekleinen Gäste gilt. In diesenBriefen wird uns u.a. geschildert, wie das Leben dort auchheute noch durch die schreckliche Katastrophe beeinflusstwird.
Alle Beteiligten haben dazubeigetragen, daß diese wunderbare Aktion in dieser Formstattfinden konnte und wirwünschen uns, daß wir gemeinsam mit der KinderLuftbrücke e.V. ein weiteresMal Kindern einen Erholungsaufenthalt in Hamburg ermöglichen können.
Für diesen Zweck haben wirdas Restguthaben aus denSpendengeldern auf einemSparkonto geparkt, wo es zwischenzeitlich bereits Zuwachsdurch Eimlahmen eines Standsvom Weihnachtc;basar erhaltenhat.
Wer diese Absicht unterstützenmöchte, kann das durch eineSpende auf das Konto desSchulvereins unter dem Stichwort "Tschernobyl" tun. Mitdem Stichwort"Tschernobyl/Sanierung" versehen, ·wird die Hälfte des Betrages für die Restaurierungsarbeiten verwendet.
Die Kontonummer bei der Bankfür Soziahvirtschaft in Hannover (Bankleitzahl 251 205 10)lautet 749 27 00.
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. f l' f I. I. 1· .
€<EM€.t~VERWALTUNC DER HANSESTADT HAlvIBURC
SQ1ULVERWALTUNG Hamburg t dan 25~ Oktober 1945
Bescheinigung - Gertif1cate.
Da. Schullandheim "Ho1etentor" in Hoi.dorf, Vielell.B der
Albreaht Thae~-Sohule, Obersohule für. Jungen gohört, wi?d von
der Hamburger Sohulvarwaltung beaU!eiehtigt. Als Kinderheim wird-mafUr die Erholung, die ErziohUng und den Unterri~ht der fÜlm'Durger
Jugend dringer~igebrsucht und, 8011 fUr andore Z'''eok& nicht in
:ll1~pruCh geI101l1l'Oan~erden. DB.>ee,nfchtneizhar lot, bleibt dasHeim im WinhrgeachloBBen, wird aber im Frtlhjahr sofert wieder
mit Kindernh.logt. DU, Ij"mburgcr SchulverwaHung ißt für jede
Hilf.. sehr dankbar.
The aohool-country-home "Holetentor" a;; Hoioiorf, bolonging to the
ilbreoht Thaer Sohule, asocondnrY-3chool i'ar boys r i8 u.nder theBuperviaion of the Bamburg BOard o.f Education. It JtJ ureunt.1y
11.,~~~~;fO"th@Fe~Feat~onfth~Q~Ucation,and,th~ in9t~~ur.tion of
Hamburg'B pupil. and will not be '.tsad for other purpOS08, ]ocause
it oannot bo hoatad the horne ie ~lo"ed in winter, b'J.t c·'lildren will
be sant. therm immediately in a..ring. Board of Eduoation· '/Ioo1d very
muoh lIlppreoiate a.n,y aa9iatanoe in thia matter.
" t;l.t In.'.4..:~'. ~'""",.",', ,.",.', ",',',•
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Senli~QrJL~lter der Schul verwalttmg(president of tee Board c:f iducai;ion).
Seite 64 _ Festschrift ~~~_
75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSOORE
50 Jahre Hoisdorf im Spiegel der Gästebücher
von Joachim Junge
Die Lektüre der 5 Gästebücher,in denen die 50 Jahre der Geschichte des Heimes abzulesensind, ist eine kurzweilige Beschäftigung, stellen diese Bändeden Duft des kleinen, engenSchapps im Aufenthaltsraumder Lehrer um sich verbreitendnicht nur eine Chronik desHeimes, sondern der ereignisreichen letzten fünf Jahrzehntedar.
Sicher, der Dank an die Heirnleitung für Unterkunft undVerpflegung, die Freude oderder Ärger über das Wetter,die Erinnerung an Wanderungen und Bezichtigungenan Spiele im Hainholz oderam Matschteich füllen vieleSeiten in Form von launigen Versen und Zeichnungen.
Öffnen wir die Bücher jedoch, um die Eintragungenim 10., 20., 25., 30., 40. Jahrnach der Heimgründung zulesen, dann erleben wir einStück lebendiger Zeitgeschichte.
So finden wir in einem Artikel des "Hamburger Fremdenblatt" vom 4. 5. 1932 mitder Überschrift "10 JahreSc.hulheim in Hoisdorfll
unter anderem folgende Zeilen,die uns an die damalige Arbeits-Iosigkeit und Wirtschaftskrise erinnern:"Auf Grund der wirtschaftlichen Notlage v.ird es manchenEltern heute besonders schwerfallen selbst das geringe Kostgeld für die Kinder aufzubringen, darum ist es besonders zubegrü8en, da8 es der Verwaltung des Schulheims in Hoisdorf noch möglich ist, Minderbemittelten und Bedürftigen
Unterstützung in irgendeinerForm zu gewähren. lI
Und 10 Jahre später, im Kriege,als sich die Angriffe der Bomberverbände auf Deutschlandverstärkten, heißt es: ... trotzder Fliegerangriffe, die in derletzten Zeit Norddeutschlandbedrohen und angesichts dergespannten Luftlage werdenunsere EItern und Angehörigendoch gesagt haben: "Gut, daßunsere Jungens in Hoisdorfsind!!!
Ohne Hinweis auf eine Feierzum 25. Gründungstage desHeimes sind die Eintragungendes Jahres 1947. Wie sehr aberdas Heim in jenen 11 Hungerjahren" nach dem Kriege begehrt war, beweisen nicht nurdie Lehrer und Schüler, diedankbar waren, eine Zeitlangden Trümmern der Stadt entronnen zu sein, sondern auchder F. C. SI. Pauli, der sich mitseinen damals bekannten Spielern aus dem Dresdner SC eine
Woche im Heim auf seinI'entscheidendes Spiel um dieNorddeutsche Meisterschaft"vorbereitete.
Wenige Wochen später inspiziert dann ein weiteres Zeichen der Zeit als Vertreter eierBesatzungsmacht My. Ellis,Education Contra!, das Heim.Es mu8 ihm gut gefallen haben,denn er schreibt ins Gästebuch:"I am delighted with yourquaint old hause. 1 envy theboys and teachers who are fortunate enough to spend a fort-
night, and I return to Hamburgvery reluctantly.11 "Normalell
Zeiten sind wohl erst wieder1952 eingetreten. Das 30jährigeBestehen wird gefeiert, und ineinem vom Dr. HeinIein gereimten Gedicht mit dem TitelIIFreude an Hoisdorfi' heißt esu.a.:
Wohl 30 lange Jahre sind vergangen, und jedes Jahr hat neues Glück gebracht.
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I\tIit frohem Mut hat einer angefangen am Landheim Freudeuns entfacht..
Wieder 10 Jahre später könnenwir aus den Aufzeichnungenden Wandel unserer Schuledurch die Einführung der Koedukation und des wirtschaftsgymnasialen Zweiges erkerulenDas IFMädchenhaus 'l mußtegebaut werden, dieWorte 1I Praktikum 11
oder "Arbeitsgemeinschaft" ersetzenhäufig das bisherübliche Wort 'I HeimAufenthalt"
Wie wird es heute,50 Jahre nach derGründung des Heimes weitergehen?Wird das Bemühender Kollegen, mHoisdorf eine naturkundliche Station zuschaffen erfolgreichsein ? Werden dieSchwierigkeiten, geeignete Heimeltern,Lehrer und Mitarbeiter zu finden aufdie Dauer behobenwerden?
Vieles hat sich inden letzten 50 Jahrenin der Schule undum die Schule herum gewandelt. Ichmeine aber, daß jeneSätze, die zum 10.Jahrestage derHeimgründung imI'Fremdenblatt ll zulesen waren, auchheute noch gültigund eine Verpflichtung für die gesamte Schulgemeindesind: "Draußen infreier Natur sindzahllose Möglichkei-ten für den Unter-richt gegeben, be-sonders auf die pro-duktive Tätigkeit
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wird der Schüler umgestellt.Was ihm in frischer Lebendigkeit nahetritt, haftet nachherum so tiefer. Aber auch dieSchüler verbinden sich im Freien in freundschaftlich kameradschaftlicher Art viel eher mitdem Lehrer, und der Lehrerselbst erkennt erst draußenbesondere Begabungen seinerSchüler und lernt sie dadurch
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richtiger beurteilen und behandeln, selbst die Jugend untersich lernt sich verstehen und anZusammenarbeit gewöhnen. II
Aufrichtigen und herzlichenDank an alle, die in dem vergangenen halben Jahrhundertam Schullandheim Hoisdorfmitgearbeitet haben!
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Literarische Reise durch Stormarn
von ]oachim Wergin
Schleswig-Holstein liegt zwischen zwei Meeren, Stormarnzwischen zwei Großstädten,hier Nord- und Ostsee, dortHamburg und Lübeck. Gilt dasLand gemeinhin aber auchgehässig als landwirtschaftlicheSchönheit, in dem die Kuh diehöchste Erhebung ist, so hältman den kleinen Kreis für einStück Speckgürtel und eineSchlafburg für die Großstädter,die sich vom täglichen Kampfum Erfolg und Gewinn ausruhen.
Daß auf diesem Boden Kunst,Kultur, Literatur gedeihen können, erscheint zumindest zweifelhaft, und doch gibt es einelange Tradition, insbesondereauch in der Literatur, derenSpuren von dem Sand der Geschichte und dem Staub derVergessenheit ein wenig befreitwerden sollen. Dabei ist dieSchicht bis auf den Grund, biszu den ältesten Artefakten, denExponaten aus der Steinzeit um im Bild zu bleiben - ganzschön dick. Es sind immerhinum die 400 Jahre zu durchstoßen bis man auf HeinrichRantzau trifft, der sich 1570 einHerrenhaus im storrnarnschenNütschau bauen ließ. Er wareigentlich kein Dichter, sondernein Universalgenie, Staatsmann,Gutsherr, Minister des Königs,Humanist mit umfassenderBildung, der Literatur anregteund selber Verse von klassischer Schönheit schrieb. DieLandschaft, real oder imaginär,spielt darin keine Rolle, es warnicht die Zeit, die lieblichenFlußniederungen der Traveoder die sanft gewellten Hügelder eiszeitlichen Grundmoränenlandschaft zu besingen. Dastat 200 Jahre später auch Mat-
thias Claudius nicht. In dergefühlvollen Zeit zwischenBarockjRokkoko und Klassizismus war Naturdichtungnicht seine Sache, er schriebüber den Menschen, seineFreunden und Leiden, denGlauben und die Zweifel, abernicht über die Landschaft zwischen Reinfeld und Wandsbek.Das war dann erst noch einmal50 Jahre später auch einemgroßen Dichter vorbehalten,Detlev von Liliencrol1, einMann, der lange verkannt war,der erst im Alter Anerkennungfand. Er war Soldat, ein Kämpfer und Haudegen, der kräftige,männliche und markante Verseschrieb, der aber genauso einNaturlyriker voller zarterEmpfindungen sein konnte.Sein Hauptwerk ist "Poggfred",ein kunterbuntes Epos in demStormarn, seine Landschaft,seine Menschen, Adlige undBauern, reich und arm, edelund roh, eine abenteuerlicherund skurrile Rolle spielen.Poggfred ist plattdeutsch undheißt Froschfrieden, und jedermag sich nun seinen Teil beidieser Wortschöpfung denken.
Zum Motto und regelrecht geflügelten Wort wurde der aufStormarn gemünzte Vers:
In Stormarn bin ich: Poggfredliegt nicht fern,nicht allzufern der Grafschaft.Das Wappen Stormarns ist derwilde Schwan,der den gezackten Halsringträgt als Zier.Die Hauptstadt Stormarns,Hamburg, ging voran:
die Stormarn schwuren auf denSchwan den Eidund den Walküren war derSchwan geweiht.
In seinem biographischen Roman 11 Leben und Lüge" denktsich Liliencron als stormarnsehen Adligen auf seinem Herrensitz Tangbüttel. Und so bezeichnend wie der Romanntelfür ihn ist, so ist auch der kaumverschleierte Name"Tangbüttel" leicht als Tangstedt zu lokalisieren. In Tangstedt ist der Dichter häufiger zuBesuch bei dem GutsherrnFreiherr von Ohlendorff gewesen. Das 1947 abgebrannte Herrenhaus hat er ganz realistischbeschrieben als ein IlaItes, weißes Schloß mit dicken Mauernund zwei mehreckigen, efeuüberzogenen Halbtürmenrechts und links vom Eingang".In diesem Roman steht auchsein Ausspruch über die AIster:" Jeder in Hamburg Geborene müßte verpflichtet sein,wenigstens einmal in seinemLeben hinzugehen, um dort mitübereinandergeschlagenenArmen seine tiefe Verbeugungzu machen vor der heiligenQuelle, der die erlauchte Republik il1ren schönstenSchmuck zu danken hat. ll
• Dieseverehrungswürdige Quelle liegtzwar im Kreis Segeberg, aberein ganzes Stück des Alsterflusses liegt auf Stormarner Gebiet,und so könnte die Mahnungdes Dichters auch für alle Stormarner gelten Sie ist übrigensziemlich leicht mit öffentlichenVerkehrsmitteln zu erreichen,liegt im Ortsteil Rhen vonHenstedt-Ulzburg, ein bißehenversteckt, verschwiegen undklein, und ob es sich gelohnthat, sollte man am besten nacheinem Besuch entscheiden.
Manches Stück StormarnerLandschaft hat Hans Friedrich
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ßlunck in seinen Sagen undMärchen beschrieben. DerDichter ist in Hamburg geboren, hat aber von 1919 bis 1931in Vierbergen bei Ahrensburgund in Hoisdorf gelebt. In seinem zweibändigen Lebensbericht "Licht auf den Zügeln" hater sich sehr schön über seineWohnungen in Stormarn geäußert. Als 23jähriger hatte inVierbergen in "einem zerfallenen Häuschen, in das es vonoben hineinregnete und durchdas unten der Sand wehtelI,seine IlDichtung ihren Gartengefunden". Sein Haus lag aufeiner "Höhe aus alten Gletschergeschieben über demStädtchen Ahrensburg. VornFenster streifte der Blick überlangsam abfallende Felder aufden weiten Wald des GrafenSchimmelmarm, zur Seite öffnete sich aus Wildnis eine vonhundert Geheimnissen überwachsene, stachlichte Sandkuhle, in deren Tiefe ein kleinerTeich lag, deren Hänge vonFindlingen überstreut waren,als hätten Riesen hier eineSchlacht zu Ende gekämpft. Allmeine späteren Geschichtenvorn Unhold, der die armenMenschen in seinen verwunschenen Krug lockt, nahmenvon hier ihren AnfanglI. Inzwischen ist aus diesem Idyll eineVillenstraße geworden, aber dieBlick über die weiten Felder ist
noch zu ahnen.
1925 konnte er sich aus demErlös seiner Bücher ein Haus inHoisdorf bauen, das auf einerWaldwiese lag und das er nachseiner Frau Emma, die er gerade geheiratet hatte, nannte. DasHaus steht in der Kastanienallee und ist noch immer dasletzte in der Straße, von wo esdann in die weiten Felder übergeht.
Einen literarischen Schlußpunktzu einem Bogen, der bei Matthias Claudius beginnt, setzt
Herrmann Claudius, der Urenkel des "Wandsbeker Boten". Erhat viele Jahre bis zu seinemTode 1980 in 102. Lebensjahr inGrönwohld gelebt. Am Anfangseines umfangreichen Werkessteht das Gedicht "De grateMichel", auf den Brand desGotteshauses am 3. Juli 1906,eine sehr persönliche Hymneauf das Hamburger Wahrzeichen.
Nu noch düsse lütte Streckund denn sünd wi an uns Eck,ach, mien Harnborg stolt unschöön,
denn war ik die weddersehnun den Groten Michel!..
Wie der Urahn hat auch I-Iernmann Claudius über den Menschen, sein Fühlen und seinDenken, sein Leben und seinSterben geschrieben, aber auchüber Natur und Technik, Dorfund Großstadt, und er hat seineLyrik, die Erzählungen überwiegend seinem heimischenUmfeld, also Harnburg, Hum-melsbüttel, Stormarn undGrönwohld entlehnt seineDichterstube in dem kleinenHaus in dem großen Garten am
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Rande der Hahnheide bei Tritta u bot einen freien Blick:
Über der buchenen Wendeltreppein meiner gelben Kammermit Tisch und Stuhl..Und durch das Giebelfensterweit der Waldund Bau bei Baum,in mirerst Gestalt und Gewalt -und Wanderwolken drüberhin,....
Über Stormarn, Grönwohld,das Land, den Wald, überBäume, seinen Garten, dieBlumen und die Menschen hier,hat er manches geschrieben. EinAuszug aus einem GedichtI1Stormarn li kann nur anregen,sich einmal mit dem Werk vonHermann Claudius zu beschäftigen. Seine Frau Gisela verwaltet das Werk vortrefflich, undin den Sammlungen des Stormarnschen Dorfmuseums inHaisdorf kann man einigesüber den Dichter erfahren.
Wie ich es vor Jahren nichtgekannt,liegt Stormarn täglich mir vormeinen Blicken,ein gut bestelltes, freies Bauernland.Dazu der Wald, wie er sichwolkenweitetund stumm und dunkel in denAbend sinkt,im Tau der Nacht zum Morgensich bereitet.Es wogt das Roggenfeid imWestenwind,als kämen heimlich Hände, eszu segnen.Daß meine Augen noch sogläubig sind! ..
Auch heute IIGroßell in der literatur haben in Stormarn gewohnt und über das Land ge-
schrieben. Den OstpreußenSiegfried Lenz aus Lyck in Masuren hatte es nach dem Kriegeine kurze Zeit nach Bargteheide verschlagen. Seine kleineErzählung "Waldgänge" schildert humorvoll und freundlichbelächelnd ein Experiment, dasim Wald zwischen Bargteheideund Tremsbüttel spielt.
Arno Sunninski, ebenfalls Ostpreuße, ist als Flüchtlingskindin Trittau untergekommen. Indem Roman IIKudenow, oderan fremden Wassern weinen 11
schreibt er über die Zeit, allerdings verschlüsselt, und manmuß sich schon von dem Dichter hineinnehmen lassen, umdas Land und die Menschen zuerkennen. IIHör mal zu, mienJungII, sagte Bauer Kack, Illerndu erst ordentlich HolsteinerPlatt snacken. Dann kannstauch bei uns bleiben. II
Sehr kurz, bissig und resignierend schreibt der gerade verstorbene Wolfgang Koeppenüber das Reinfeld von MatthiasClaudius, die Revolution 1918,das Dritte Reich, das Karpfenfest, bis zu den Unverbesserlichen der Nachkriegszeit.
Über seine Kindheit in Reinbekschreibt Georges Arthur Goldschmidt. Es sind schlimme Er
innerungen an die beginnendeJudenverfolgung in den dreißiger Jahren. Der heute in ParisLebende schreibt die Erinnerungen so scheinbar ungeordnet auf, wie sie ihm wieder insGedächtnis steigen; so in Glinde, Friedrichsruh, einen Boxkampf von Max Schmeling undnatürlich Reinbek.
Auch Stonnarner Schriftsteller,Mitglieder des StormarnerSchriftstellerkreises, haben über
Stormarn, ihr Zuhause, ihreHeimat geschrieben. Ein Gedicht von Karl-Otto Detlow ausBrunsbek (Langelohe) mag amSchluß stehen als Beispiel füralle Bemühungen, zeitgemäß,kompetent in der Sache und imStil zu schreiben:Sommer in StormarnDichtbesiedelt das Land daswirStormarn nennen Seine Gewerbegebietegleichen Forts in der Wüste SieverteidigenSteueraufkommen schießen ausallen Rohrenund wenn Bilanz gemacht wirdist immer nochGeld übrig die Festung auszubauen Hier regiertder Erfolg und nur jene dieseine Marke aufdie Brust geheftet haben sichdem Wachstumverpflichten weil nur er Fortschritt heißtfühlen sich wohl in diesemdichtbesiedeltenLand mit seinen Ost undWestringen die ihreSchlingen um Biotope legenund sie langsamerwürgen und über allem dieSonne in diesemSomnler in Stormarn Kanülleam StraßenrandKorbblütler laut Schmeil undangeblich mit
weißem Blütenkranz MangelsFedern zum Kiele-schneiden nehm ich den Halmdes Lieschgrasesund schreibe säuberlich alswäre es die ersteSeite eines neuen Schulheftesauf den hartenBelag des Feldweges-:
DIES IST DER SOMMER INSTORMARN
und doch kann es keiner lesen.
Festschrift Sei te 69
Präzisionsdie
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Ein gemeinnütziger Beschäftigungsträger stellt sich vor
DOll Wilfried Biintzly
Arbeit und Lernen HamburgGmbH wurde 1983 auf Anregung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburggegründet, um arbeitslosenBauhandwerkern die Möglichkeit zu bieten, durch Weiterqualifikation während der Produktion eine neue Chance inder freien Wirtschaft zu bekommen. Als Träger diesersozialen, bildungs- und wirtschaftspolitischen Maßnahmekonnten das Berufsfortbil-dungswerk GemeinnützigeBildungseinrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes(bfw) und die Arbeiterwohlfahrt, Landesverband Harnburge.V., gewonnen werden.
Ohne die Behörde für Arbeit,Jugend und Soziales - heuteBehörde für Arbeit, Gesundheitund Soziales - die mit fachkundiger Hilfe und großemEngagement alle Beteiligtenermutigt hatte, wäre alh nichtdort, wo sie heute ist: Ein Unternehmen, dessen Reputationdie Grenzen Hamburgs weitüberschreitet.
Voraussetzung für jedes Bauvorhaben von alh ist die nachdem Arbeitsförderungsgesetzgeforderte Zusätzlichkeit. Dieseist dann gegeben, wenn es sichzwar um eine Aufgabe im öffentlichen Interesse handelt,diese aber nicht zu den Pflichtaufgaben des Staates oder einesanderen öffentlichen Trägersgehört.
Ein Beirat, der von Arbeitsamt,der BAGS, den Bezirken undder Wirtschaft besetzt wird,wacht darüber, daß eine Konkurrenz zu Betrieben des ErstenArbeitsmarkts nicht entsteht.
Bei den Objekten handelt essich um öffentliche Gebäude,die ohne ABM keiner neuenNutzung zugeführt werdenkönnten oder deren Renovierung auf nicht absehbare Zeitzurückgestellt werden müßte,weil die Renovierung zwarwünschenswert, aber nichtunabweisbar eine staatlichePflichtaufgabe wäre. Die Zieleder Gesellschaft sind nebendem qualitativ hochwertigenErstellen von Bauleistung weitgesteckt: Die Mitarbeiter sollendie Notwendigkeit mängelfreier Arbeit erkennen können,unterschiedliche Berufserfahrung wird berücksichtigt unddas persönliche Interesse aneiner Qualifizierung gefördert.Gute Zusammenarbeit undfachübergreifende Informationwird angestrebt, so daß auchdurch die Verbesserung vonsozialer Kompetenz die Vermittlungsfähigkeit verbessertwerden soll. Mitarbeiter, dieanschließend wieder arbeitsloswerden, sollen so vorbereitetsein, daß sie für Weiterbildungmotiviert sind. Diesen Zielenentsprechend besteht ein abge
stuftes Weiter- und Ausbildungsraster, das den individuellen Voraussetzungen undBedürfnissen der MitarbeiterRechnung trägt. Da alh sogenanntes schlüsselfertiges Bauenanbietet, können Handwerkerin allen Baugewerken beschäftigt werden. Die praktischeUmsetzung hängt freilich davon ab, welche Kräfte das Arbeit.,amt zuweist.
Dieses Konzept des parallelenArbeitens und. Lernens ist aufgegangen, die Vermittlungsziffern der alh-Beschäftigten können sich sehen lassen. Von der
Aufnahme der Geschäftstätigkeit an war es Ziel der Geschäftsführung, die Zahl derStamm-Mitarbeiter zu begrenzen und auch Anleiterfunktionen über ABM- oder LKZStellen (Lohnkostenzuschußmit sinkendem Arbeitsamtanteil) zu besetzen. Die Zahl derStamm-Mitarbeiter hat sich inzwölf Jahren VOn sieben auf nur19 erhöht, die der ABBeschäftigten hat sich verfünffacht.
In diesem Konzept nimmt dieArbeit der Sozialpädagogeneinen breiten Raulll ein. Sieordnet sich in den berufsbildenden Charakter der Maßnahme ein und ist eine unterstützende, probleminterventionistische und keine therapeutische Einrichtung. Die Sozialpädagogen sind in die gesamte Arbeit integriert, wirkenbei Personalentscheidungen mitund werden vor arbeitsrechtlichen Maßnahmen gehört.
Viele Menschen, die in jahrelange Arbeitslosigkeit gestoßenwerden, leiden nach einiger
Zeit an Krankheiten oder verfallen in Depressionen, da nurdie wenigsten in der Lage sind,strukturell bedingte Arbeitslosigkeit nicht zumindest teilweise als individuell verschuldetesSchicksal zu begreifen. Konsumeinbußen, meist verbundenmit Schulden, führen zusammen mit dem Abbau desSelbstwertgefühls zu Spannungen innerhalb der Familie. Drogenkonsull1, soziale Isolationund soziales Absinken sindhäufig weitere Folgen. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollenhier stabilisierend wirken.
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Die Veränderungen der ABMBedingungen und der Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre haben bei alh zuAnpassungs- und Neuorientierungsprozessen geführt. Sowurden Gelder aus dem Regionalfonds der EuropäischenGemeinschaft eingeworben, umdenkmalgeschützte Objekte zurestaurieren, eine Arbeitsgemeinschaft mit einer Dombauhütte eingegangen und in derPartnerstadt Hamburgs, Dresden, eine Schwesterfirma unterstützt. Auf diese Weisekonnte der Bereich der Technischen Denkmalpflege intensiviert werden.
Arbeit und Lernen ist heute inder Lage, sich in der Qualitätder Bauausführung mit demErsten Arbeitsmarkt zu messen.Die Gesellschaft erhielt 1989einen ersten Preis für diedenkmalgerechte Wiederherstellung einer Fassade, wurde1993 und 1996 mit je einer anerkennenden Erwähnung geehrt und wurde Ende 1996 mitder "Silbernen Halbkugel",dem höchsten Preis ausgezeichnet, den das DeutscheNationalkomitee für Denkmalschutz vergeben kann. DerPreis ging an aih für die herausragende, innovative Verbindung von ABM und Denk-
malschutz. alh hat von bisher200 fertiggestellten Bauvorhaben an 26 Objekten im Bereichdes Denkmalschutzes gearbeitet.
Wenn alh nun damit beginnt,das Schullandheim in Haisdorfzu restaurieren, so können sichdie Mitarbeiter auf die Kompetenz der Bauleiter und Meisterverlassen. Der vorläufige Befund stellte mehr Schäden festals ursprünglich angenommen.denkmalgerechte Restaurationwird aber auch hier, wenngleich mit verändertem Zeithorizont stattfinden können.
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Die S. V. HOLSATIA stellt sich vor
von Dr. Wol/dieter Lende
Die HOLSATIA ist ein Freundeskreis von Ehemaligen desAlbrecht-Thaer-Gymnasiums.
Am 22. August 1899 gründetenfünf Primaner die HOLSATIAals "wissenschaftlichen Schülerverein". Der Name steht fürden damaligen Ort der Schule"Vor dem Holstentor" .
Zwei Ideen bewegten dieGründer:Die Schule hatte sie zu einerGemeinschaft geprägt, die mitdem Abitur nicht vergessensein sollte_ Die unterschiedlichen Berufswege, sei es dasauswärtige Studium oder diekaufmännische Tätigkeit inÜbersee, immer gab es für diealten Freunde Interessantes zuberichten.
Ein Stammlokal und ein monatlicher Jour fixe wurden festgeschrieben, damit ein Zusammentteffen ohne große Vorbereitung gelang.
So wurde der Kern der Zusammenkünfte ein Vortragwissenschaftlichen oder allgemeinen Inhalts, dem sich eineDiskussion mit gemütlichemBeisammensein anschloß. Die
Grenzen zwischen geistvollerTiefe und geistreichem Höhenflug verwischten sich dabeiallzuleicht. So entwickelte sichein Freundschaftsband um dieunterschiedlichen Altersstufen.
Prof. Dr. Albrecht Thaer genehmigte die Statuten. Die Öffentlichkeit des Vereins und dieInitiative der Mitglieder zuaußerschulischen Aktivitätengefielen ihm.
Manche Pädagogen betrachteten das Treiben mit Argwohn,der Versammlungsort nötigezum Bierttinken, andere setztensich dazu. Theodor Wulle undDr. Heinrich Sahrhage warenMitglieder der HOLSATIA.
Nicht nur Frohsinn wurde gemeinsam gepflegt. Es gab genügend schicksalsträchtige undtraurige Anlässe, wo sich dieHOLSATIA mit Beistand undBeileid bewähren mußte. Besonders in den chaotischenZuständen zweier Weltkriegeerwiesen sich die Verbindungen zum Freundeskreis alswertvoll.
Das Ziel der HOLSATIA ist es,die über die gemeinsame Schul-
h'stschrift
zeit entwickelten Freundschaften und die Kontakte zur altenSchule weiterhin zu pflegen.Dieses sind sehr persönlicheInhalte. Deshalb haben Weltanschauungen, Interessenvertretungen und politische Überzeugungen bei uns nur wenigGewicht. Andererseits ist esaber auch mitunter amüsantund auch hilfreich, wenn ehemalige "Banknachbarn" gestandene "Persönlichkeiten" I
die sich in ihrem Berufslebenmit der Aura der Unfehlbarkeitumgeben haben, an ihre schonin der Jugend gezeigte Unvollkommenheit erllulern.
Mit etwas Humor kaml es jederbei uns aushalten.
Selbstverständlich haben wirbereits vor mehr als 20 Jahrendie Koedukation eingeführt.Auch Mitglieder des Kollegiums sind als Gäste willkommen.
Wir treffen uns an jedem 2.Donnerstag des Monats imRestaurant "Klinker", Schlankreye 69 um 20.00 Uhr.
Mit freundlichem GrußWolfdietel' Lenck!
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