12
dd SPECIAL Der Patientenkurs 2009 2009 hatte Ivoclar Vivadent sieben Zahn- techniker zu einemLive-Patientenkurs nach München geladen. Dort sollte mit den Komponenten und Fertigungsme- thoden des IPS e.max Systems ein echter Patientenfall von Dr. Michael Fischer ver- sorgt werden. Am Ende des Kurses war es dann an der Patientin, aus den sieben Versorgungsvarianten die zu wählen, die Dr. Fischer definitiv inkorporieren sollte. Da jeder Kursteilnehmer die Anfertigung der Varianten dokumentiert hatte, sind wir in der Lage, die Vorgehensweisen in einer Artikelreihe abzubilden. Selten be- kommt man die Gelegenheit, derart gute Zahntechniker und ihr Können gegen- über stellen zu können. Im vorliegenden dritten Teil wird die Entscheidung der Pa- tientin aufgelöst und das Ergebnis drei Jahre nach dem Einsetzten präsentiert. Die Ausgangssituation Im Mittelpunkt dieses Patientenkurses stand eine 32-jährige Patientin. Sie wurde bei Dr. Michael Fischer vorstellig, weil sie mit der Ästhetik ihrer Oberkieferfront- zähne nicht zufrieden war. An den Zäh- nen 13 bis 23 lagen ausgedehnte Kom- positfüllungen der ersten Generation vor. Um für alle Beteiligten des Kurses ein- heitliche Bedingungen zu schaffen wur- den daher zunächst Situationsmodelle vom Ober- und Unterkiefer angefertigt. So hatte jeder Teilnehmer die Möglich- keit, sich der Lösung des Falls über ein diagnostisches Wax-up zu nähern. Bei rein ästhetisch motivierten Fällen muss unbedingt die Funktion überprüft werden. Im Fall der Patientin stellte sich heraus, dass die Palatinalstellung des Zahns 12 die Laterotrusion und Latero- protrusion störte. Hyperbalancen im Sei- tenzahngebiet waren auf eine nicht opti- male Front-Eckzahnführung zurückzu- führen. Im vorliegenden dritten und letzten Teil dieser Beitragsreihe widmen sich Ztm. Benjamin Votteler und Ztm. Ralf Strübel der zahntechnischen Versorgung des Falls. Zudem lüften wir das Geheimnis, für welche Versorgungsvariante sie sich letztendlich entschied. Abschließend be- schreibt Dr. Michael Fischer kurz die defi- nitive Befestigung und präsentiert ein Abschlussbild, das drei Jahre nach der In- korporation aufgenommen wurde. Ztm. Ralf Strübel CAD/CAM- vs. Presstechnik Nachdem ich die Unterlagen von der Pa- tientin bekommen hatte, begann ich die- se zu analysieren. Der gedrehte Zahn 12 und der dominante Zahn 13 und dessen sichtbare distale Leiste waren das erste, was mir auffiel (Abb. 158). Das Patien- tenportrait offenbarte die abradierten Zähne 11 und 21. Diese und somit der Inzisalkantenverlauf der Oberkieferfront waren absolut nicht stimmig mit der Ge- sichtsform und dem Lippenverlauf (Abb. 159). Ich will nicht im Detail auf die Ana- lyse eingehen, da meine Kollegen dies be- reits ausführlich beschrieben haben. Aus meinen Erkenntnissen resultierten je- doch einige wichtige Aspekte, denen ich mich bei der Anfertigung der Frontzahn- restauration widmen wollte. Angestrebte Veränderungen Um ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen, war es mein Ziel, den Zahn 21 dis- tal etwas und mit der gesamten Schneide- kante heraus zu drehen (Abb. 160). Zahn 22 wollte ich dagegen durch die Neuaus- richtung der mesialen Leiste wieder in den Zahnbogen integrieren (Abb. 161). 16 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 © 7x e.max – Teil 3 Was kommt dabei heraus, wenn sieben hervorragende Zahntechniker zusammen mit einem Zahnarzt sechs Oberkieferfrontzähne einer Patientin vollkeramisch versorgen sollen? Nein, kein Wettkampf. Ein Live-Patientenkurs, initiiert von Ivoclar Vivadent. Das besondere an diesem Kurs: Das Vollkeramiksystem von Ivoclar Vivadent lässt viele Kombinationsmöglichkeiten zu. Eine Situation, die sich die Kursteilnehmer zu Nutze machten und om der jeder seine eigene Versorgungsvariante wählte. So kam die klassische Schichttechnik, die Kombination aus Press- und Cut-back-Technik, Veneertechnik auf feuerfesten Stümp- fen, CAD/CAM- und Schichttechnik sowie weitere Varianten zum Einsatz. Eine gute Gelegenheit also, um die Techniken anhand eines Patientenfalls gegenüber zu stellen. Bewertet wurde schließlich doch, denn am Ende durfte sich die Patientin entscheiden. Wie deren Entscheidung aus fiel und wie das Ergebnis nach drei Jahren in situ aussieht, das wollen wir im dritten und letzten Teil der Reihe lüften. IPS e.max Patientenkurs 2009: sieben Zahntechniker zeigen ihre Versorgungsvarianten in drei Teilen Übersicht Teil 1: Dr. Michael Fischer, Ztm. Christian Hannker und Ztm. Oliver Morhofer Teil 2: Dr. Michael Fischer, Ztm. Joa- chim Werner, Ztm. Kurt Reichel und Ztm. Andreas Reischl Teil 3: Dr. Michael Fischer, Ztm. Ralf Strübel und Ztm. Benjamin Votteler Produktliste QR-CODE: Die Produktliste erhalten Sie mithilfe des oben stehenden QR-Codes

7xe.max – Tei l 3 - votteler.eu · Keramikkurs bei Gérald Ubassyin Frank-reich ausprobiert. Fertigstellung und finale Einprobe Für die Fertigstellung glich ich die Vesti-bulärflächen

  • Upload
    vodat

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

dd S P E C I A L

Der Patientenkurs 2009

2009 hatte Ivoclar Vivadent sieben Zahn-techniker zu einemLive-Patientenkursnach München geladen. Dort sollte mitden Komponenten und Fertigungsme-thoden des IPS e.max Systems ein echterPatientenfall von Dr. Michael Fischer ver-sorgt werden. Am Ende des Kurses wares dann an der Patientin, aus den siebenVersorgungsvarianten die zu wählen, dieDr. Fischer definitiv inkorporieren sollte.Da jeder Kursteilnehmer die Anfertigungder Varianten dokumentiert hatte, sindwir in der Lage, die Vorgehensweisen ineiner Artikelreihe abzubilden. Selten be-kommt man die Gelegenheit, derart guteZahntechniker und ihr Können gegen-über stellen zu können. Im vorliegendendritten Teil wird die Entscheidung der Pa-tientin aufgelöst und das Ergebnis dreiJahre nach dem Einsetzten präsentiert.

Die Ausgangssituation

Im Mittelpunkt dieses Patientenkursesstand eine 32-jährige Patientin. Sie wurdebei Dr. Michael Fischer vorstellig, weil siemit der Ästhetik ihrer Oberkieferfront-zähne nicht zufrieden war. An den Zäh-nen 13 bis 23 lagen ausgedehnte Kom-

positfüllungen der ersten Generation vor.Um für alle Beteiligten des Kurses ein-heitliche Bedingungen zu schaffen wur-den daher zunächst Situationsmodellevom Ober- und Unterkiefer angefertigt.So hatte jeder Teilnehmer die Möglich-keit, sich der Lösung des Falls über eindiagnostisches Wax-up zu nähern.

Bei rein ästhetisch motivierten Fällenmuss unbedingt die Funktion überprüftwerden. Im Fall der Patientin stellte sichheraus, dass die Palatinalstellung desZahns 12 die Laterotrusion und Latero-protrusion störte. Hyperbalancen im Sei-tenzahngebiet waren auf eine nicht opti-male Front-Eckzahnführung zurückzu-führen.

Im vorliegenden dritten und letzten Teildieser Beitragsreihe widmen sich Ztm.Benjamin Votteler und Ztm. Ralf Strübelder zahntechnischen Versorgung desFalls. Zudem lüften wir das Geheimnis,für welche Versorgungsvariante sie sichletztendlich entschied. Abschließend be-schreibt Dr. Michael Fischer kurz die defi-nitive Befestigung und präsentiert einAbschlussbild, das drei Jahre nach der In-korporation aufgenommen wurde.

Ztm. Ralf Strübel

CAD/CAM- vs. PresstechnikNachdem ich die Unterlagen von der Pa-tientin bekommen hatte, begann ich die-se zu analysieren. Der gedrehte Zahn 12und der dominante Zahn 13 und dessensichtbare distale Leiste waren das erste,was mir auffiel (Abb. 158). Das Patien-tenportrait offenbarte die abradiertenZähne 11 und 21. Diese und somit derInzisalkantenverlauf der Oberkieferfrontwaren absolut nicht stimmig mit der Ge-sichtsform und dem Lippenverlauf (Abb.159). Ich will nicht im Detail auf die Ana-lyse eingehen, da meine Kollegen dies be-reits ausführlich beschrieben haben. Ausmeinen Erkenntnissen resultierten je-doch einige wichtige Aspekte, denen ichmich bei der Anfertigung der Frontzahn-restauration widmen wollte.

Angestrebte VeränderungenUm ein harmonisches Gesamtbild zuschaffen, war es mein Ziel, den Zahn 21 dis-tal etwas und mit der gesamten Schneide-kante heraus zu drehen (Abb. 160). Zahn22 wollte ich dagegen durch die Neuaus-richtung der mesialen Leiste wieder in denZahnbogen integrieren (Abb. 161).

16 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

7x e.max – Teil 3Was kommt dabei heraus, wenn sieben hervorragende Zahntechniker zusammen mit einem Zahnarztsechs Oberkieferfrontzähne einer Patientin vollkeramisch versorgen sollen? Nein, kein Wettkampf. EinLive-Patientenkurs, initiiert von Ivoclar Vivadent. Das besondere an diesem Kurs: Das Vollkeramiksystemvon Ivoclar Vivadent lässt viele Kombinationsmöglichkeiten zu. Eine Situation, die sich die Kursteilneh merzu Nutze machten und om der jeder seine eigene Versorgungsvariante wählte. So kam die klassischeSchicht technik, die Kombination aus Press- und Cut-back-Technik, Veneertechnik auf feuerfesten Stümp-fen, CAD/CAM- und Schichttechnik sowie weitere Varianten zum Einsatz. Eine gute Gelegenheit also, umdie Techniken anhand eines Patientenfalls gegenüber zu stellen. Bewertet wurde schließlich doch, dennam Ende durfte sich die Patientin entscheiden. Wie deren Entscheidung aus fiel und wie das Ergebnis nachdrei Jahren in situ aussieht, das wollen wir im dritten und letzten Teil der Reihe lüften.

IPS e.max Patientenkurs 2009: sieben Zahntechniker zeigen ihre Versorgungsvarianten in drei Teilen

Übersicht

Teil 1: Dr. Michael Fischer, Ztm.Christian Hannkerund Ztm. Oliver Morhofer

Teil 2: Dr. Michael Fischer, Ztm. Joa-chim Werner,Ztm. Kurt Reichelund Ztm. AndreasReischl

Teil 3: Dr. Michael Fischer, Ztm. RalfStrübel und Ztm.Benjamin Votteler

Produktliste

QR-CODE:

Die Produktliste erhalten Sie mithilfedes oben stehendenQR-Codes

S P E C I A L dd

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 17

Abb. 158 Das erste, was mir bei der Patientin auffiel, war der gedrehte Zahn 12 und der dominante Zahn 13 sowie dessensichtbare distale Leiste

158

Abb. 159 Aus dem Patientenpor-trait wird deutlich, wiestark die Zähne 11und 21 abradiert

waren. Somit warder Lippenverlauf

absolut nichtstimmig

Der Zahn 13 sollte über seine distale Leis-te gedreht werden (Abb. 162). Ob diesmöglich sein würde, wollte ich im Wax-upherausfinden. Die beiden mittleren Inzisi-ven 11 und 21 sollten in ihrer Achse nachrechts gedreht werden (Abb. 163).Insgesamt empfand ich die Form derOberkieferfrontzähne der Patientin alsviel zu männlich. Die ovale, weich wir-kende Gesichtsform der Patientin standaus meiner Sicht in einem zu starkenKontrast zu den eher dreieckigen und da-durch zu markant wirkenden Oberkie-ferfrontzähnen. Ich stellte mir die Patien-tin eher mit runden Zähnen und abge-rundeten Schneidekanten vor. Wennman in der Abbildung 164 den Unterkie-fer und darin insbesondere den Zahn 32genauer betrachtet, so bestärkt dies meinBild von den eher runden Zähnen.Um die angestrebten Veränderungen vi-sualisieren und ausprobieren (auf ihreMachbarkeit hin prüfen) zu können, er-stellte ich ein Wax-up – mit der rundenZahnform!

Anfertigung der VersorgungDa ich kurz zuvor Besitzer des inLabCAD/CAM-Systems geworden war, ent-schied ich mich dazu, die Kronen CAD-gestützt zu konstruieren (Abb. 165) und

mit der dazugehörigen Schleifeinheit in-Lab MC XL (Sirona) zu schleifen. Ichwählte hierfür die IPS e.max CAD BlöckeLT A3. Natürlich waren die ersten Ergeb-nisse in punkto Passung nicht berau-schend. Der Anspruch auf perfekte Er-gebnisse wäre aber auch vermessen ge-wesen, da ich noch nicht genügend Er-fahrung im Umgang mit der virtuellen

Planung hatte. Kurt Reichel hat mir aller-dings im Verlauf des Kurses tolle Tippsgegeben, für die ich ihm immer nochsehr dankbar bin.

Bei der Einprobe der CAD/CAM-Vari-ante zeigten sich jedoch zu viele Unstim-migkeiten (Abb. 166 und 167). So wardie Inzisalkante von Zahn 21 noch zu

dd S P E C I A L

lang, dafür Zahn 22 viel zu kurz. Insge-samt wirkte die neue, etwas rundereForm und die Länge der mittleren Inzi-siven jedoch bereits viel harmonischer(Abb. 168 und 169). Aus der Portraitauf-nahme wird deutlich, dass sich die neue,weiblichere Zahnform, viel natürlicher indas Gesicht integrierte (Abb. 170).Ich entschied mich dennoch, denn ichwollte ein perfektes Ergebnis abliefern,für eine Planänderung und presste Ge-

rüste aus IPS e.max Press MO 0. Diesefärbte ich im Halsbereich mit den pulver-förmigen IPS e.max Ceram Essencen.Ivoclar Vivadent bietet diese Massen zumAbmischen oder für interne und externefarbliche Akzente. Die eigentliche Zahn-form wollte ich mit Schichtkeramik er-arbeiten (Abb. 171). Für diesen Fall nutzte ich hierfür natür-lich IPS e.max Ceram. Ich hatte diese Ver-blendkeramik das erste Mal auf einem

Keramikkurs bei Gérald Ubassy in Frank-reich ausprobiert.

Fertigstellung und finale EinprobeFür die Fertigstellung glich ich die Vesti-bulärflächen noch etwas aneinander an,indem ich Lineangels definierte und Tex-turmerkmale einarbeitete. Dann charak-terisierte ich die Inzisalkante und versahalle sechs Teile für die Einprobe mit einemseidenmatten Glanz (Abb. 172 bis 175).

18 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

Abb. 165 Da ich kurz zuvor das inLab CAD/CAM-Systemgekauft hatte wollte ich die Kronen zunächst CAD-gestütztkonstruieren

165

Abb. 164 Ich empfand die Form der Oberkieferfrontzähneder Patientin als viel zu männlich. Die ovale Gesichtsform derPa tien tin passte nicht zu den eher dreieckigen Zähnen

164

Abb. 166 und 167 Bei der Einprobe der CAD/CAM-Variante zeigten sich jedoch zu viele Unstimmigkeiten. Ich hatte ebeneinfach noch nicht genug Erfahrung im Umgang mit der virtuellen Planung

166 167

Abb. 160 Um ein harmoni-sches Gesamtbild zu schaf-fen, war es mein Ziel, denZahn 12 distal etwas und dieSchneidekante komplettheraus zu drehen

160

Abb. 161 Zahn 22 wollteich über die mesiale Leistewieder in den Zahnbogendrehen

161

Abb. 162 Um den Zahn 13in den Zahnbogen zu inte-grieren, wollte ich die distaleLeiste der Versorgung ein-drehen

162

Abb. 163 Die beiden Zähne11 und 21 sollten in ihrerAchse nach rechts gedrehtwerden

163

S P E C I A L dd

Für die Einprobe wurden die sechs Teilemit der adäquaten Try-in Paste eingesetztund die Situation dokumentiert. Dasheißt, es wurden Links- und Rechtslate-ral-Aufnahmen sowie Frontalaufnahmenangefertigt, um die Zahnform, -farbe und-stellung einschätzen und kontrollierenzu können (Abb. 176 bis 178). Intraoral-aufnahmen im Schlussbiss und in Funk-tion (Abb. 179 und 180) geben Auf-schluss über die Symmetrie und mögli-

che Störkontakte. Nahaufnahmen mitschwarzer Kontrastplatte helfen zudemdabei, den Inzisalkantenverlauf und dieSchichtung besser beurteilen zu können(Abb. 181 und 182).

Am Ende ist es jedoch das Gesamtbild,das stimmig sein muss. Aus dem Close-up und der Portraitaufnahme geht her-vor, dass ich die Erkenntnisse, die ich ausmeiner Analyse gewonnen hatte, gut um-

setzen und ein stimmiges Gesamtbildgenerieren konnte (Abb. 183 und 184).Die Zahnform ist nun eher rundlich undgreift die Gesichtsform auf. Die mittlerenInzisiven konnten verlängert und die bei-den Lateralen gut in den Zahnbogen „ge-dreht“ werden. Und auch Zahn 13 konn-te ich durch einen optischen Trick (Ein-drehen durch Neuanlage der distalenLeiste) weniger dominant wirken lassen.

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 19

Abb. 172 bis 175 Die fertig gestellten,mit IPS e.max Ceramüberschichteten IPSe.max Presskeramik-

gerüste auf demungesägten Kontroll-

modell

Abb. 168 und 169 Die Inzisalkante dermit dem inLab-Sys-tem konstruiertenund geschliffenenKrone auf Zahn 21war zu lang, dafür

Zahn 22 viel zu kurz

Abb. 170 Aus der Portraitauf-nahme wird jedoch

bereits deutlich, dassdie weiblichere Zahn-form, viel besser zur

Patientin passte

Abb. 171 Da ich ein perfektesErgebnis abliefernwollte, presste ich die Gerüste aus IPSe.max Press MO 0.Die eigentliche Zahn-form wollte ich mitSchichtkeramik erarbeiten

168 169

174 175

172 173

170 171

183

dd S P E C I A L

20 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

Abb. 176 bis 178 Bei der Einprobewurden die sechsTeile mit Try-in Pasteeingesetzt und dieSituation dokumen-tiert, um die Zahn-form, -farbe und -stellung einschätzenund kontrollieren zukönnen

Abb. 179 und 180 Nahaufnahmen imSchlussbiss und inFunktion geben Auf-schluss über Diskre-panzen oder mögli-che Störkontakte

Abb. 181 und 182Schwarze Kontrast-platten heben denInzisalkantenverlaufund die Schichtungbesser hervor

176 177 178

179 180

181 182

Abb. 183 und 184 Das Close-up unddie Portraitaufnahmezeigen, dass ichmeine Ziele gutumsetzen konnte.Das Gesamtbild iststimmig

184

S P E C I A L dd

Ztm. Benjamin Votteler

IPS e.max Press – die Basis für den SchichterfolgDie hervorragenden Unterlagen von Dr.Michael Fischer lieferten die Basis für allunsere zahntechnischen Bemühungen.Sei es für das Wax-up, die Herstellung re-duzierter Pressgerüste, Duplikatstümpfeund vieles mehr. Da ich mich für mit IPSe.max Ceram individuell verblendete IPSe.max Press Gerüste als Versorgungsva-riante entschieden hatte, musste zunächstein Sägeschnittmodell hergestellt wer-den. Nach dem Einartikulieren und Ein-radieren der Okklusion wurde an denStümpfen die Präparationsgrenze freige-legt. Da Dr. Fischerbei der Abformung dieDoppelfadentechnik eingesetzt hatte, wardas Freilegen der Präparationsgrenze einLeichtes. Auch Informationen unterhalbder Präparationsgrenze wurden so klarim Gipsmodell dargestellt. Dadurch wur-de sichergestellt, dass wir mit den Res-taurationen ein natürliches Emergenz-profil erzeugen konnten.Die Stümpfe des Sägemodells wurdenvor der Modellation der Wachsgerüstemit Gipshärter und Oberflächenversie-

Nach dem Ausbetten der Presskeramik-gerüste und Entfernen der Reaktions-schicht wurden die Gerüste fein aufge-passt und durch Abstrahlen mit Al2O3(50 µm/1,5 bar) zum Verblenden vorbe-reitet (Abb. 186).

Da Bilder vom eingegliederten Proviso-rium vorlagen – in das wichtige Erkennt-nisse der Analysen eingeflossen waren –dienten mir diese zur Orientierung undOptimierung der Situation. So glich ichbereits mit den Gerüsten erste Diskre-panzen, wie etwa den Zahnbogenverlaufund die Grundform der mittleren Inzisi-ven aus. Konkret habe ich die zentralenInzisiven ein wenig länger gestaltet undversucht, den Zahn 22 weiter in die Zahn-reihe zu rotieren.

KeramikschichtungDie Oberflächen der Presskeramikgerüstewurden vor der eigentlichen Schichtungmit IPS e.max Ceram Glaze and Stain Li-quid benetzt sowie zervikal und approxi-mal mit IPS e.max Ceram Shades indivi-dualisiert. Vor dem Fixationsbrand bepu-derte ich noch die Oberfläche mit IPSe.max Ceram (Abb. 187). So wird in einem

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 21

gelung behandelt, um im Anschluss denPlatzhalterlack (für das Befestigungskom-posit) auftragen zu können. Der von mirverwendete Lack ist auf Silikonbasis undlässt sich vor dem Aufpassen einfachdurch abziehen wieder entfernen, ohneden Stumpf durch Lösungsmittel oderheißen Wasserdampf zu beschädigen.

PresskeramikgerüsteDie Ausgangssituation der Patientin stell-te sich alles andere als einfach dar (Abb.185). Da in den vorangegangen Teilenbereits genug über die Analyse gespro-chen wurde, klammere ich diesen Part inmeinem Beitragsteil aus. Zur Modellati-on der Gerüste und späteren Kontrolledes Schichtvorgangs fertigte ich einen Pa-latinalwall vom Wax-up-Modell an. DieGerüste wurden den Herstellerangabenentsprechend in IPS e.max Press LT A1(LT = low translucency) umgesetzt. Dadie Präparation unter Zuhilfenahme vonSilikonwällen der angestrebten Situationerfolgte (Backward planning), konntengleichmäßig dünne (0,4 mm) Gerüst-strukturen generiert werden. Ein gutesBeispiel dafür, dass sich eine gute Vorpla-nung positiv auf das Ergebnis auswirkt.

Abb. 185 Aus prothetischer Sicht stellte die Ausgangssituation der Patientin eine Herausforderung dar

Abb. 186 Nach dem Ausbetten der Presskeramikgerüs-te und Entfernen der Reaktionsschicht wurden sie feinaufgepasst und durch Abstrahlen mit Al2O3 zum Ver-blenden vorbereitet

Abb. 187 Zunächst wurden die Presskeramikgerüste mitIPS e.max Ceram Glaze and Stain Liquid benetzt, zervikalund approximal mit IPS e.max Ceram Shades individuali-siert und vor dem Brand mit IPS e.max Ceram bepudert

dd S P E C I A L

Brand die interne Malfarbe fixiert und dieGerüstoberfläche vergrößert, was demHaftverbund zwischen Gerüst und Ver-blendkeramik zugute kommt. Beim erstenBrand wurden die Gerüste mit IPS e.maxCeram Dentin, Dentin/IPS e.max CeramImpulse Opal Effekt 1 (OE1) Mischungund OE1 verlängert (Abb. 188 und 189),die internen Strukturen mit IPS e.max Ce-ram Impulse Mamelon (MM)-Massen

eingelegt, der Helligkeitswert im Körper-bereich gesteuert und die Opaleffekte anden Randleisten eingelegt (Abb. 190). Ab-schließend wurden die internen Effekteüberschichtet (Abb. 191) und die Restau-ration ein erstes Mal gebrannt (Abb. 192).Die sechs Frontzahnrestaurationen wur-den nach dem ersten Brand leicht über-arbeitet und für den zweiten Brand vor-bereitet. Dabei sollten die Farbe und

Form noch etwas korrigiert werden.Hierfür kamen transluzente Effekt- sowieSchmelzmassen zum Einsatz (Abb. 193bis 196). Vor dem Glanzbrand wurdendie Form und Oberflächenstruktur mitrotierenden Instrumenten ausgearbeitet.Goldpuder ist ein tolles Hilfsmittel, umbei diesem Arbeitsschritt das Auge aufdie Oberfläche und Außenkontur zu fo-kussieren.

22 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

Abb. 190 Die internen Struktu-ren wurden mit IPSe.max Ceram Impul-se Mamelon (MM)-Massen eingelegtund Opaleffekte anden Randleisteneingelegt

Abb. 191 und 192 Schließlich wurdendie internen Effekteüberschichtet und dieVollkeramikrestaura-tionen ein erstes Malgebrannt

Abb. 193 und 194 Nach dem erstenBrand folgte direktder zweite. Informa-tionen, die dabei ausder Form und Farbegewonnen wurden, …

190

191 192

193 194

Abb. 188 und 189 Beim ersten Brandwurden die Gerüstemit IPS e.max CeramDentin sowie einerDentin/IPS e.maxCeram Impulse OpalEffekt 1 (OE1) Mi-schung und OE1verlängert

188 189

S P E C I A L dd

Nach dem Glanzbrand wurden die Ap-proximalkontakte und die Okklusion aufeinem ungesägten Modell überprüft. Ab-schließend wurden die Restaurationenauf der Labialfläche am Poliermotor miteinem gewässerten Filzrad und Bims-Si-dol-Mischung manuell poliert. So wer-den erhabene Strukturen gezielt geglättetund ein seidenmatter Glanz entsteht. Ap-proximal und palatinal wird mit Kera-

mikpolierpaste Hochglanz erzeugt. Ichhabe die fertigen Vollkeramikrestauratio-nen auf dem ungesägten Modell unterverschiedenen Lichtverhältnissen foto-grafiert, um der Arbeit alle Details zu ent-locken (Abb. 197 und 198). Die Aufnah-me mit angehaltenem Farbmuster zeigt,dass die gewünschte Zahnfarbe (A1) gutgetroffen wurde (Abb. 199).

So konnten sechs Keramikteile zur Ein-probe gebracht werden (Abb. 200). DieFotodokumentation vom Einprobeter-min zeigt, dass ein sehr natürliches Er-gebnis erzeugt werden konnte (Abb. 201bis 211).

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 23

Abb. 195 und 196 … wurden in der

Schichtung für denzweiten Brand mit

transluzenten Effekt-sowie Schmelzmas-

sen umgesetzt

195 196

Abb. 197 und 198 Die Approximalkon-

takte und die Okklusi-on wurden nach demGlanzbrand auf einemungesägten Modellüberprüft und hier-

nach die Restauratio-nen am Poliermotormit einem gewässer-ten Filzrad und einerBims-Sidol-Mischung

manuell poliert

197 198

Abb. 199 Mit angehaltenem Farb-muster zeigt sich, dass diegewünschte Zahnfarbe (A1)gut getroffen wurde

dd S P E C I A L

24 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

Abb. 200 bis 207 Die sechs Keramikteile wurden zur Einprobe gebracht und die Situation in situ dokumentiert

201

203

202

204 205

206 207

211

S P E C I A L dd

Dr. Michael Fischer

EinprobeUm bei der Einprobe in Labor oder Pra-xis einen aussagekräftigen Eindruck vonder Farbwirkung der Vollkeramikrestau-rationen (Abb. 212) gewinnen zu kön-nen, sollte ein Lichtleiter zwischen Ve-neer und Zahn aufgebracht werden.Hierzu eignen sich zum Beispiel Glyce-ringel oder Try-In-Pasten. Allerdings soll-ten nicht zu viele Helligkeitsabstufungender Try-In-Pasten ausprobiert werden.Nach unserer Erfahrung kommt man mitmaximal drei Farbabstufungen aus

(transparent, eine Farbstufe heller und ei-ne dunkler). Da alle Restaurationen ausKomponenten des IPS e.max Vollkera-miksystems hergestellt hatten, kamen beider Einprobe die systemimmanentenTry-In Komponenten zur Anwendung.

EingliedernFür die definitive Befestigung der sechsIPS e.max Vollkeramikversorgungenwurde die Schmelzoberfläche der präpa-rierten Zähne für 30 Sekunden, die Den-tin-Areale für 10 Sekunden mit 37-pro-zentiger Phosphorsäure angeätzt (Abb.213). Anschließend wurde die Ätzfläche

mindestens 60 Sekunden mit einem star-ken Luft-Wasser-Spray abgesprüht (Abb.214). Die Anwendung des 3-Flaschen-Haftvermittlers Syntac Classic erfolgtegemäß den Herstellerangaben.

Parallel dazu wurden die Klebeflächender Vollkeramikrestaurationen mit 5-pro-zentiger Flusssäure angeätzt und diesenach 20 Sekunden abgespült. Danachfolgte die Reinigung der Restaurationenim Ultraschallbad in Alkohol und an-schließend die Silanisierung. Die Restau-rationen wurden daraufhin gebondetund vor Licht geschützt verwahrt. Um ei-

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 25

208 209

Abb. 208 bis 211 Die sechs Keramikteilein situ: Es zeigte sich ein sehr natürlichesErgebnis

210

dd S P E C I A L

ne Kontamination der konditioniertenOberfläche zu vermeiden, sollte immerunmittelbar vor dem Einsetzen geätztund silanisiert werden.Als Befestigungskomposit kam in diesemFall Variolink Veneer zum Einsatz – einrein lichthärtendes Befestigungskompo-sit. Der Vorteil eines lichthärtenden Kom-posits besteht darin, dass die Überschüs-se in aller Ruhe entfernt werden können. Die vorbereiteten und mit Komposit ge-füllten Restaurationen wurden auf denpräparierten Stümpfen platziert und inPosition gebracht. Hierbei sollten maxi-mal zwei auf einmal eingegliedert werden.

Nach dem Aufsetzen konnten die großenÜberschüsse im approximalen Bereichmit Zahnseide, marginal mit Pinsel und palatinal mit einem Schaumstoff-schwämmchen entfernt werden (Abb.215). Nun folgte eine Anpolymerisationvon palatinal und vestibulär für jeweils 5Sekunden.Um während der Polymerisation einenSauerstoffkontakt und somit die Ausbil-dung einer Sauerstoffinhibitionsschichtzu verhindern, wurde ein Airblocker aufdie Fugen appliziert (Abb. 216). Wirddies nicht beachtet, können sich die Fu-gen binnen kurzer Zeit verfärben.

Der Befestigungskomposit unter denRestaurationen wurde nun von allen Sei-ten je 60 Sekunden auspolymerisiert. An-schließend konnten die Retraktionsfädenentfernt werden (Abb. 217). Die abschließende Kontrolle der Sulcinach Befestigungskompositüberschüs-sen und -resten ist obligat (Abb. 218).

Kontrolle der statischen und dynamischen OkklusionNach zirka einer Woche sollte die Okklu-sion nochmals überprüft werden, da nunkeine Irritationen mehr bezüglich derAnästhesie bestehen. Die Okklusions-

26 dental dialogue 13. JAHRGANG 10/2012 ©

Abb. 212 Die Zahntechniker stellten ihre Versor-gungsvarianten zur Wahl

212

Abb. 213 Für die definitive Befestigung der Vollkeramikversorgungenwurde die präparierten Zähne angeätzt

213

Abb. 215 Überschüssiges Befesti-gungskomposit wurde entfernt

215

Abb. 216 Zur Vermeidung einer Inhibiti-onsschicht wurde Airblocker appliziert

216

Abb. 214 Die Ätzfläche wurde miteinem Luft-Wasser-Spray abgesprüht

214

Abb. 217 Nach dem Auspolymerisieren des Befestigungs-komposits müssen die Retraktionsfäden entfernt werden

217

Abb. 218 Eine abschließende Kontrolle der Sulci nach Befes -tigungskompositresten ist obligat

218

Autorenübersicht

Christian Hannker

Oliver Morhofer

Joachim Werner

Kurt Reichel

Andreas Reischl

Ralf Strübel

Benjamin Votteler

Dr. Michael Fischer

S P E C I A L dd

kontakte wurden dazu mithilfe von Arti-kulations- und Schimstock-Folie darge-stellt. Falls notwendig, können nun Kor-rekturen durch Einschleifen vorgenom-men werden. Abschließend muss dieOberfläche mithilfe von Polierern undDiamantpolierpaste bearbeitet werden.Diese Oberflächenvergütung ist notwen-dig, um die Haltbarkeit der Restaurationzu gewährleisten.

Die Qual der Wahl

Wir können nicht ewig davor davon lau-fen. Irgendwann müssen wir es preis ge-ben: Für welche Versorgungsvariante(und somit welchen Techniker) hat sich

die 32-jährige Patientin entschieden?Vielleicht haben Sie sich ja bereits ent-schieden?! Alle Arbeiten sind sehr schön, nach bes-tem zahntechnischen Wissen und Ge-wissen gefertigt und nach Aussage vonDr. Michael Fischer sofort einsetzbar. Eswar und konnte also keine Frage der Prä-zision, Phonetik, Funktion oder Ästhetiksein. Die Entscheidung lag einzig und al-lein bei der tapferen Patientin, die lautAussagen aller Beteiligten wunderbarmitgearbeitet hatte und sehr geduldigwar. Ihre Entscheidung fiel auf die Vari-ante von Benjamin Votteler (Abb. 219).Das ist leicht geschrieben, wird allerdingsnicht ansatzweise dem tatsächlichen Ent-

scheidungsdrama gerecht. Es ist nun anjedem selbst, zu ergründen, ob man ähn-lich, oder ganz anders entschieden hätte.Diese Beitragsreihe ist ein guter Beweisdafür, dass ein ästhetisches Ergebnis vieleGesichter haben kann und Schönheit imAuge des Betrachters liegt. Die Abbildung 220 zeigt die Situationdrei Jahre nach dem Eingliedern. Die Ge-webe sind absolut reizfrei und die Zähnesehen aus wie gewachsen.Abschließend möchten sich die Teilneh-mer dieses Workshops ganz herzlich beiMichael Donhauser von Ivoclar Vivadentfür die Idee zu diesem Workshop und sei-ne perfekte Organisation und Unterstüt-zung bedanken.

13. JAHRGANG 10/2012 © dental dialogue 27

Abb. 219 Die Patientin wählte nach langemAbwägen, Vergleichen und Pro-bieren die mit IPS e.max Ceram

überschichteten IPS e.maxPress-Gerüste von Benjamin Votteler

Abb. 220 Dr. Michael Fischer

befestigte die Vollke-ramikkronen lege

artis. Drei Jahre nachdem Inkorporieren

zeigte sich eine völligreizfreie Gingiva miteiner perfekten wei-

ßen Ästhetik

220