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8. Die Marienerscheinungen von Lourdes Vom 11. Februar 1858 an soll der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous bei der Grotte von Massabielle bei einem Fluss (Südwestfrankreich nahe der Grenze zu Spanien) wiederholt die Mutter Gottes erschienen sein. Bernadette, ein kränkliches Mädchen aus ärmsten Verhältnissen, war Holz sammeln, als ihr eine wunderschöne Dame in der Grotte erschien. Die Erscheinung soll weiß gekleidet und blau gegürtet gewesen sein. Die Grotte von Massabielle war zu jener Zeit ein Ort, an dem unter anderem Müll verbrannt und Schweine gehütet wurden. Bernadette selbst nannte die Erscheinung nie „Maria“ oder „Muttergottes“, sie sprach nur von der „Dame“ oder dem „einsamen Fräulein“. Während einer ihrer Visionen legte Bernadette auf Wunsch der „Dame“ eine Quelle in der Grotte frei, deren Wasser bis heute als heilkräftig gilt. Jährlich pilgern bis sechs Millionen Besucher nach Lourdes und Tausende nehmen im festen Glauben an eine mögliche Heilung Bäder im Quellwasser. Untersuchungen konnten keine außergewöhnliche Mineralstoffzusammensetzung des Quellwassers feststellen, es hat aber Trinkwasserqualität. Die kirchlichen und weltlichen Behörden sahen diese Erscheinungen, die am 16. Juli 1858 endeten, zunächst mit Argwohn an und versuchten, die Menschenaufläufe zu verhindern. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Priester und Bischöfe dem Mädchen. Als der Dorfpfarrer Dominique Peyramale Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen, überbrachte Bernadette als Antwort „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“ – ein theologischer Terminus, der erst kurz zuvor vom Papst dogmatisiert worden war. Der Dompfarrer meinte, dass Bernadette als ungebildete Tochter eines verarmten Müllers diesen Begriff kaum habe kennen können. Darauf war er von der Authentizität der Erscheinung überzeugt. Um die Grotte herum entstanden nach und nach mehrere großen Kirchen, Kapellen und Plätzen, um die wachsenden Pilgerströme aufzunehmen. Als „heiligen Bezirk“ bezeichnet man diesen Bereich in Lourdes, in dem sich die Grotte, verschiedene Kirchen und das Krankenhaus für die kranken Pilger befinden. Aus der Grotte entspringt noch immer jene Quelle mit dem Lourdeswasser, dem Wunderheilungen nachgesagt werden. Die Grotte selbst ist nicht geschmückt, in einer Nische rechts oben steht die bekannte Marienstatue aus dem Jahre 1864. An jener Stelle soll Bernadette die Maria auch erschienen sein. An zahlreichen Orten gibt es weltweit Nachbildungen der Grotte, sogenannte Lourdesgrotten. Bernadette trat am 7. Juli 1866 in das Kloster Saint-Gildard der Barmherzigen Schwestern in Nevers ein, einer pflegenden und unterrichtenden Ordensgemeinschaft, wo sie einige Tage später, beim Empfang des Gewandes der Postulantinnen, den Ordensnamen Marie Bernarde erhielt. Bald erkrankte sie schwer. Nach ihrer Gesundung arbeitete sie in der Sakristei des Klosters und half beim Besticken von kirchlichen Gewändern und bei der Reinigung der und Altarwäsche. Im Kloster erfährt sie von eifersüchtigen Schwestern auch immer wieder Anfeindungen. 1878 stirbt sie sie im Alter von 35 Jahren an Knochentuberkulose starb. So ähnlich hatte es ihr auch die Dame prophezeit, als sie sagte: „Ich verspreche nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu machen, aber in der anderen“. Bernadette war nach ihrem Eintritt ins Kloster nie mehr zur Grotte von Massabielle zurückgekehrt. Papst Pius XI. sprach Bernadette Soubirous am 14. Juni 1925 selig und am 8. Dezember 1933 (dem Hochfest der unbefleckten Empfängnis) heilig. Ihr Gedenktag ist der 16. April. Die hl. Bernadette wird gegen Krankheit und Armut angerufen und gilt als Schutzpatronin der Armen, jener Menschen, die um ihrer Frömmigkeit willen verlacht werden, der Hirten und Schäfer, und der Stadt Lourdes. Die Reliquien der Heiligen wurden noch mehrfach exhumiert und umgebettet. Die Ganzkörperreliquie der hl. Bernadette zählt zu den Leibern jener Heiligen, die die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche als „unverweslich“ bezeichnen. Der Leichnam Bernadettes wurde in einen Schrein aus Bronze und Glas gelegt und am 25. August 1925 in die Kapelle des Klosters Saint-Gildard in Nevers (heute Espace Bernadette Soubirous) überführt. Von den fast 7.000 Heilungen, die im medizinischen Büro seit seiner Gründung gemeldet wurden, hat die römisch-katholische Kirche bis heute 70 als Wunder anerkannt. Geheilt wurden nach offiziellen Angaben der Menschen aus allen Schichten und jeder Altersklasse. Zu den geheilten

8. Die Marienerscheinungen von Lourdes

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8. Die Marienerscheinungen von Lourdes Vom 11. Februar 1858 an soll der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous

bei der Grotte von Massabielle bei einem Fluss (Südwestfrankreich nahe der

Grenze zu Spanien) wiederholt die Mutter Gottes erschienen sein. Bernadette,

ein kränkliches Mädchen aus ärmsten Verhältnissen, war Holz sammeln, als

ihr eine wunderschöne Dame in der Grotte erschien. Die Erscheinung soll

weiß gekleidet und blau gegürtet gewesen sein. Die Grotte von Massabielle

war zu jener Zeit ein Ort, an dem unter anderem Müll verbrannt und Schweine

gehütet wurden. Bernadette selbst nannte die Erscheinung nie „Maria“ oder „Muttergottes“, sie sprach nur

von der „Dame“ oder dem „einsamen Fräulein“.

Während einer ihrer Visionen legte Bernadette auf Wunsch der „Dame“ eine Quelle in

der Grotte frei, deren Wasser bis heute als heilkräftig gilt. Jährlich pilgern bis sechs

Millionen Besucher nach Lourdes und Tausende nehmen – im festen Glauben an eine

mögliche Heilung – Bäder im Quellwasser. Untersuchungen konnten keine

außergewöhnliche Mineralstoffzusammensetzung des Quellwassers feststellen, es hat

aber Trinkwasserqualität.

Die kirchlichen und weltlichen Behörden sahen diese Erscheinungen, die am 16. Juli

1858 endeten, zunächst mit Argwohn an und versuchten, die Menschenaufläufe zu

verhindern. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Priester und Bischöfe dem Mädchen.

Als der Dorfpfarrer Dominique Peyramale Bernadette aufforderte, die Erscheinung

nach ihrem Namen zu fragen, überbrachte Bernadette als Antwort „Ich bin die

Unbefleckte Empfängnis“ – ein theologischer Terminus, der erst kurz zuvor vom Papst

dogmatisiert worden war. Der Dompfarrer meinte, dass Bernadette als ungebildete Tochter eines verarmten

Müllers diesen Begriff kaum habe kennen können. Darauf war er von der Authentizität der Erscheinung

überzeugt.

Um die Grotte herum entstanden nach und nach mehrere großen Kirchen, Kapellen und Plätzen, um die

wachsenden Pilgerströme aufzunehmen. Als „heiligen Bezirk“ bezeichnet man diesen Bereich in Lourdes, in

dem sich die Grotte, verschiedene Kirchen und das Krankenhaus für die kranken Pilger befinden. Aus der

Grotte entspringt noch immer jene Quelle mit dem Lourdeswasser, dem Wunderheilungen nachgesagt werden.

Die Grotte selbst ist nicht geschmückt, in einer Nische rechts oben steht die bekannte Marienstatue aus dem

Jahre 1864. An jener Stelle soll Bernadette die Maria auch erschienen sein.

An zahlreichen Orten gibt es weltweit Nachbildungen der Grotte, sogenannte Lourdesgrotten.

Bernadette trat am 7. Juli 1866 in das Kloster Saint-Gildard der Barmherzigen Schwestern in Nevers ein, einer

pflegenden und unterrichtenden Ordensgemeinschaft, wo sie einige Tage später, beim Empfang des Gewandes

der Postulantinnen, den Ordensnamen Marie Bernarde erhielt. Bald erkrankte sie schwer. Nach ihrer

Gesundung arbeitete sie in der Sakristei des Klosters und half beim Besticken von kirchlichen Gewändern und

bei der Reinigung der und Altarwäsche. Im Kloster erfährt sie von eifersüchtigen Schwestern auch immer

wieder Anfeindungen. 1878 stirbt sie sie im Alter von 35 Jahren an Knochentuberkulose starb. So ähnlich

hatte es ihr auch die Dame prophezeit, als sie sagte: „Ich verspreche nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu machen,

aber in der anderen“. Bernadette war nach ihrem Eintritt ins Kloster nie mehr zur Grotte von Massabielle

zurückgekehrt.

Papst Pius XI. sprach Bernadette Soubirous am 14. Juni 1925 selig und am 8. Dezember 1933 (dem Hochfest

der unbefleckten Empfängnis) heilig. Ihr Gedenktag ist der 16. April. Die hl. Bernadette wird gegen Krankheit

und Armut angerufen und gilt als Schutzpatronin der Armen, jener Menschen, die um ihrer Frömmigkeit

willen verlacht werden, der Hirten und Schäfer, und der Stadt Lourdes.

Die Reliquien der Heiligen wurden noch mehrfach exhumiert und umgebettet. Die Ganzkörperreliquie der hl.

Bernadette zählt zu den Leibern jener Heiligen, die die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche als

„unverweslich“ bezeichnen. Der Leichnam Bernadettes wurde in einen

Schrein aus Bronze und Glas gelegt und am 25. August 1925 in die

Kapelle des Klosters Saint-Gildard in Nevers (heute Espace Bernadette

Soubirous) überführt.

Von den fast 7.000 Heilungen, die im medizinischen Büro seit seiner

Gründung gemeldet wurden, hat die römisch-katholische Kirche bis heute

70 als Wunder anerkannt. Geheilt wurden nach offiziellen Angaben der

Menschen aus allen Schichten und jeder Altersklasse. Zu den geheilten

Krankheiten gehören u. a. Multiple Sklerose, Tuberkulose, Infektionskrankheiten, Knochenkrebs. Nicht

geheilt wurden Erbkrankheiten.

Eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 1984 befasste sich unter anderem mit dem Thema der

Wunderheilungen in Lourdes kritisch.

Soubirous gehört zu einer langen Reihe von Menschen, die Erscheinungen erlebten oder von denen dies

behauptet wurde. Vielfach handelte es sich um Erscheinungen der Jungfrau Maria. Dies gilt insbesondere für

die Zeit seit dem 19. Jahrhundert, als im gesamten katholischen Bereich derlei Erscheinungen vermeldet

wurden. Über deren Hintergründe im Rahmen gesellschaftlicher Veränderungen in der Epoche des

Nationalismus, aber auch des Kampfes zwischen zunehmend religionsfeindlichen Staat, vor allem in

Frankreich, und der katholischen Kirche, ist viel geforscht worden. Dies gilt allerdings nur für Europa und

Amerika. Erscheinungen der Gottesmutter waren In Lourdes und der Umgebung häufig. Bernadette Soubirous

kannte die Erzählungen und besuchte einen Ort, wo nach örtlicher Überlieferung eine Marienstatue verehrt

wurde, die auf göttliche Weisung hin von Hirten aufgefunden wurde. Noch während der Erscheinungen von

Bernadette Soubirous berichteten zahlreiche weitere Kinder aus Lourdes, dass sie ähnliche

Marienerscheinungen hatten. Viel wurde dazu geforscht, die Meinungen gehen bis heute auseinander. Auch

literarisch wurden die Ereignisse unterschiedlich bewertet. Émile Zola und Kurt Tucholsky äußerten sich in

ihren Werken sehr kritisch darüber. Franz Werfel schrieb hingegen 1941 den Roman „Das Lied von

Bernadette“, der zugleich ein anschauliches Bild der Entwicklung von Lourdes zu einem Wallfahrtsort gibt.

Er war aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Lourdes geflüchtet und hatte dort ein Gelübde

abgelegt, dass er die Geschichte Bernadettes niederschreiben werde, falls er die Verfolgung durch die

Nationalsozialisten überleben sollte. Mehrere ausgezeichnete Filme haben ebenso die Thematik aufgegriffen.

Marienerscheinung in Bad. St. Leonhard? Hunderte Gläubige aus ganz Österreich pilgern seit 2010

zweimal jährlich auf den Schlossberg in Bad St. Leonhard,

um einer angeblichen Marienerscheinung in Bad St.

Leonhard beizuwohnen.

Dem italienischen Seher Salvatore Caputa, ein ehemaliger

Stadtpolizist Landwirt und gebürtiger Sizilianer, erscheint

dort angeblich jeweils zwei Mal im Jahr die Muttergottes.

Bereits am frühen Nachmittag finden sich schon sehr viele

Menschen am Schlossberg ein, um gemeinsam mit

anwesenden Priestern eine Hl. Messe zu feiern. Danach

erwartet man geduldig die angekündigte Erscheinung, die

dann pünktlich stattfindet. Mit Gebeten und Liedern

vertreibt man sich anschließend die Zeit bis zur

Verkündigung der Botschaft, die auch das Datum für die nächste Erscheinung

beinhaltet (meist an einem Samstag im April und am 26. Oktober). Für viele

Anwesende ist es nicht der Anspruch Maria zu sehen oder Düfte wahrzunehmen,

vielmehr ist es für sie die Energie des Ortes, welche mit diesem Ereignis einhergeht

und sie in ihrem Glauben bestärkt. Botschaften von Menschen, die wahrhaftige

Erscheinungen gehabt haben sollen, werden am Gelände verteilt. Aus dem Brunnen

am Schlossberg sprudelt Heilwasser, dass die Besucher

in kanisterweise mit nach Hause nehmen. Bei der

Abfüllstation bildet sich eine Warteschlange. Das

Publikum ist gemischt: Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Ältere aus ganz

Österreich kommen hierher. Es wird gebetet und gesungen. Nach eingehender Prüfung werden diese Ereignisse kirchlicherseits nicht

anerkannt. Schon die erste Erscheinung hat nicht in der vom angeblichen Seher

vorausgesehenen Weise stattgefunden. Es sei eine „Choreografie“ erkennbar, die auf sensationelle Effekte

bedacht ist und erwartete touristische Nebeneffekte miteinschließt, so der zuständige Bischof. Derartige

spektakuläre „Events“ stellen die Glaubwürdigkeit und Wahrheit der behaupteten Marienerscheinungen auch

vom Äußerlichen her schon in Frage.

Abschließend ist festzuhalten, dass Marienerscheinungen nicht zum Kern des christlichen Glaubens

gehören und deshalb nicht verbindliches Glaubensgut sind.

08 Familienfasttag eine Fraueninitiative für Gerechtigkeit 1. Geschichte und Ziele des Familienfasttages Die Aktion Familienfasttag wird jährlich in der Fastenzeit von der katholischen Frauenbewegung Österreichs

(kfb) durchgeführt. Als termin wurde ein traditionsreicher kirchlicher Fasttag gewählt, der 2. Freitag in der

vorösterlichen Fastenzeit. An diesem Tag ruft die kfb zu persönlichem Verzicht auf und bittet, als konkreten

Akt des Teilens und der Solidarität finanzielle Mittel für Entwicklungsarbeit zur Verfügung zu stellen.

Darüber hinaus sind Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit seit Beginn wesentliche Bestandteile der Aktion, die

sich über das ganze Jahr erstrecken. Ziel dieser Aktion ist besonders die Förderung von Frauen in Notlagen

zur selbstbestimmten Gestaltung des Lebens. Der Familienfasttag zählt seit 1958 zu den ältesten und

erfolgreichsten entwicklungspolitischen Initiativen in Österreich. Alljährlich zur Fastenzeit veranstaltet die

Katholische Frauenbewegung nach dem Motto „teilen spendet zukunft“ Fastensuppen-Essen und

entwicklungspolitische Weiterbildung, die zur Solidarität mit den Frauen aus dem globalen Süden aufrufen

sollen. Die ursprüngliche Idee ist gemäß dem Motto „Suppe essen – Schnitzel zahlen“, eine einfache Mahlzeit

zuzubereiten und das dadurch Ersparte als Akt des Teilens für Frauenprojekte in den Entwicklungsländern zur

Verfügung zu stellen. daraus wurde im Laufe der Jahre ein gegenseitigen TEILEN von Lebenserfahrungen,

kultureller Vielfalt, Gütern dieser Erde sowie finanziellen Mitteln ... So konnten auch Menschen in Österreich

von den Erfahrungen der ProjektpartnerInnen profitieren.

Die Aktion Familienfasttag konnte 2018 mit 2,28 Millionen Euro in 10 Ländern rund 114 Frauen-Projekte

fördern. 159.817 Euro davon kamen aus Kärnten.

Neben der Verwirklichung der Menschenrechte geht es der kfb um Solidarität und den Einsatz für weltweit

gerechte Wirtschafts-, Gesellschafts- und Machtstrukturen. Die Projektpolitik der Aktion Familienfasttag

basiert auf einem partnerschaftlichen Ansatz, der gegenseitiges Vertrauen und einen intensiven Austausch

mit Partnerorganisationen beinhaltet. Die Einschätzung und Vorschläge der Frauen vor Ort bilden eine

zentrale Basis für die Projekt-Arbeit der kfb. Die langfristige Partnerschaft und nachhaltige Wirkung sind

wichtige Aspekte dabei. Die Finanzen des Familienfasttages werden jedes Jahr durch die österreichische

Bischofskonferenz, unabhängige Wirtschaftsprüfer sowie Vertreter der Kammer der Wirtschaftstreuhänder

nach strengen Kriterien kontrolliert. Deshalb besitzt die Aktion auch das staatliche Spenden-Gütesiegel.

2. Bereiche für die Hilfsprojekte: 1. Projekte für Bildung und Bewusstseinsbildung:

•Erwachsenenbildung und außerschulische Bildung sowie Alphabetisierung.

•Friedensarbeit und Projekte zu Gewaltfreiheit.

•Berufliche Aus- u. Weiterbildung (Handwerkskurse, Internetschulungen).

2. Projekte zur Sicherung der Lebensgrundlagen:

•Innovative Veränderung von Wirtschafts- und Landwirtschaftssystemen: Förderung von Kleinbauern.

•Gerechter Zugang zu Arbeit und landwirtschaftlichen Anbaugebieten, gemeinschaftliche Verwaltung und

nachhaltige sowie biologische Landwirtschaft.

•(Klein-)Bäuerliche Landwirtschaft: ernährungssichernde Produktion für Familien.

• Produktions- und Vermarktungsformen im „fairen Handel“ (faire Preise garantieren faire Bezahlung).

• Genderaspekt: Beachtung der Mehrfachbelastung von Frauen besonders in den Entwicklungsländern.

• Finanzielle Verbesserung (Landbesitz, gerechter Lohn, faire Arbeitsbedingungen, Infrastruktur, Erbrecht).

3. Projekte zum Schutz der Menschenrechte und Zivilgesellschaft:

•Unterstützung von Gemeinschafts- und Identitätsbildung für Frauen und bedrohte Indigene.

•Förderung von Frauengruppen und Frauenorganisationen und deren Vernetzung.

•Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen & Rechtshilfe für Frauen in Not

3. Projektländer und konkrete Projekte

In Nicaragua, Kolumbien, Chile, El Salvador, Guatemala, Tansania, Indien, Philippinen und Nepal werden

insgesamt 114 Frauenprojekte betreut.

3.1.Indien: Wunden heilen – Natur bewahren – Hunger bekämpfen – Leben fördern Weltweit sind noch immer hauptsächlich Frauen für das Essen

in ihren Familien verantwortlich. Es ist organisatorisch oft gar

nicht so einfach, täglich eine nahrhafte und warme Mahlzeit auf

den Tisch zu be-kommen. Dabei können wir in Österreich aus

der Fülle des Supermarktangebots wählen. Frische, leistbare

Lebensmittel zu jeder Zeit in jeder Menge. Was machen Frauen

aber, wenn es keinen Supermarkt gibt und die Lebensgrundlagen

Land und Wasser durch rücksichtslose Industrialisierung

zerstört werden? Die Projektpartnerin CASS im Norden Indiens

hilft Frauen dabei, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen und kleine Küchengärten mit ihren traditionellen

Methoden zu bewirtschaften. So können die vom Bergbau verwundeten Dörfer wieder zu Orten der Sicherheit,

Gesundheit und Gemeinschaft für alle werden.

Auf Deutsch heißt Hazaribagh „Garten der tausend Bäume“. Mit diesem wunderbar klingenden Namen hat

das Gebiet im Norden des Bundesstaates Jharkhand nicht mehr viel gemein, seitdem dutzende Kohlegruben

weite Teile der Gegend in eine Mondlandschaft verwandelt haben. Für den Bergbau werden Bauernfamilien

von ihren Äckern vertrieben, Wälder gerodet und Flüsse verschmutzt. Diese natürlichen Ressourcen sichern

aber nicht nur die Lebensmittelversorgung in der Region, sie bilden auch die Grundlage der kulturellen

Traditionen und Heilpraktiken der hier lebenden Adivasi-Gemeinschaften – der indigenen Bevölkerung

Indiens. Das Frauenprojekt CASS setzt sich hier für den Aufbau einer nachhaltigen Ernährungs- und

Gesundheitsversogung ein, in Einklang mit der Natur, ihren natürlichen Ressourcen und aufbauend auf dem

alten indigenen Wissen der Adivasi.

3.2. Tanzania: Kampf gegen Frauenbeschneidung Grail-Schwestern und Betroffene wollen mit Unterstützung der kfb dem

grausamen Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung ein Ende setzen.

Hartnäckig, unaufgeregt und sensibel – so begegnet die christliche

Gemeinschaft der Grail-Schwestern den Menschen im Osten Afrikas. Sie leisten

soziale Dienste, sind als Lehrerinnen tätig und im Gesundheitsbereich. Über all

ihrem Tun steht die Mission des Ordens, Frieden und soziale Gerechtigkeit zu

fördern. Auch in Tansania, das bei Europäerinnen oft nur mit überwältigend schöner Landschaft, dem

Kilimandscharo als höchstem Berg Afrikas und enormer kultureller Vielfalt in Verbindung gebracht wird.

Tradition wird unter den 50 Millionen Einwohnerinnen vielerorts hochgehalten. Leider mancherorts auch ein

besonders grausamer Brauch, der seit 15 Jahren eigentlich per Gesetz verboten ist: Weibliche

Genitalverstümmelung, die massive Schmerzen verursacht und sogar tödlich enden kann, aber aus Angst vor

dem Fluch der Ahnen oft weiter praktiziert wird. „Nicht alle Bräuche müssen unverändert erhalten werden“,

lautet die Botschaft der Grail-Schwestern, wenn sie mit Beschneiderinnen reden. Ein Umdenken scheint

langsam möglich. Denn dank der Unterstützung der kfb können die Grail Schwestern auf religiöse und

traditionelle Führungspersonen einwirken und mit ihnen gemeinsam nach Auswegen suchen.

3.3. Kolumbien: „Vamos Mujer“ Frauen gegen Gewalt und für den Frieden Frauen im Verein „Vamos Mujer“ in Medellin machen diese Friedensarbeit. Das

Projekt ist eines von mehreren in Kolumbien, mit denen die Aktion

Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs eine Partnerschaft

unterhält – um Frauen dabei zu unterstützen, gegen Gewalt und Rechtlosigkeit und

für die aktive Mitgestaltung des Friedensprozesses im Land aufzutreten. In den

50 Jahren des kolumbianischen Bürgerkriegs haben Frauen unsichtbar den Frieden im Alltag aufgebaut. Sie

sind Stützpfeiler in den Familien und Gemeinden und

daher für die Schaffung von nachhaltigem Frieden im

Land unverzichtbar. Trotzdem erleben viele von ihnen bis

heute vielfach Gewalt, in den Familien, aber auch auf den

Straßen. Zum einen werden deshalb im Projekt Mädchen

und jungen Frauen die vielen Formen von Gewalt und

deren Auswirkungen auf die soziokulturellen

Beziehungen bewusst gemacht. Zum anderen werden sie

über ihre Frauenrechte aufgeklärt. Sie lernen, wie sie

ihren Körper schützen können, und werden so in ihrem

Selbstwert gestärkt. In Reflexionsrunden werde

außerdem über Liebe, Intimität und eigene Lebenspläne gesprochen sowie mit kreativen Ausdrucksmitteln

wie Tanz und Theater versteckte tägliche Gewalt sichtbar gemacht.

3.4. Indien: Kampf gegen Mädchenhandel Die Region im westbengalischen North-24-Parganas, bestehend aus vorwiegend muslimischen Gemeinden,

gilt als Quellgebiet für die Rekrutierung von Kinderbräuten, weil es in Bundesstaaten wie Haryana wegen

gezielter Tötung weiblicher Föten und Säuglinge kaum mehr junge Frauen gibt. „Auch deshalb sind hier in

500 Dörfern über 3.300 Mädchen und junge Frauen gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Weitere

Gründe sind Armut, mangelndes Wissen und wirtschaftliche Abhängigkeit. Nur mit Bildung und

Selbstbestimmung schaffen wir eine gewaltfreie, gerechte und sichere Umwelt für die nächsten

Generationen“, so Sarkar, Mutter von zwei Töchtern.

Dank der engen Kooperation mit Regierungsstellen und der Polizei konnte durch eine Partnerorganisation des

Familienfasttages eine Kinder- und Frauenhelpline eingerichtet und allein 2015 über 450 Fälle von

Mädchenhandel erfasst werden. Insgesamt wurden 2.000 Fälle dokumentiert, 35 Kinderehen verhindert sowie

150 Kinder und 100 junge Frauen mit ihren Familien wiedervereint. – Eine Leistung, denn für gewöhnlich

werden Opfer als „unrein“ betrachtet. Rechtsberatungen und Konfliktlösungsprogramme helfen den Opfern.

Derzeit ist die Hilfsorganisation damit befasst, 200 Menschenhändler vor Gericht zu bringen. „Doch solange

Männer die Gesellschaft dominieren, Frauen keine ökonomische Selbstständigkeit erlangen und sich ihre

Rechte nicht bewusst machen, wird sich nachhaltig nichts ändern“, so Sarkar, eine Mitarbeiterin der

Hilfsorganisation. Prävention und Sensibilisierung gehören zu Kernaufgaben der Frauenhilfsstelle. Um den

Bildungsstand der Jugendlichen anzuheben, werden Schulabbrecherinnen beim Wiedereinstieg begleitet und

in Informatik- und Führungstrainings sowie dem 2016 gebauten Schneidereizentrum ausgebildet. Zudem hat

Sarkar neben zehn fixen Mitarbeiterinnen junge Freiwillige rekrutiert. Sie klären als Peergruppen-

Sprecherinnen an Schulen und Colleges andere Kinder und Teenager auf.

Manika Sarkar erzählt auch ihre eigene Geschichte, die sie in ihrem Dorf Sayestanagar erlebte: „Mein Vater

wurde von seinen Brüdern ermordet, als ich ein Baby war. Meine Mutter Amita kümmerte sich allein um uns vier

Kinder. Wir lebten in Armut, von Landwirtschaft und Viehzucht. In der siebenten Klasse brachte mich mein

älterer Bruder in den Mathematikunterricht zu einem Lehrer, der sein Freund war. Er kam aus Bangladesch,

war 22 Jahre alt und hatte eine Affäre mit meiner Freundin. Trotzdem tat er so, als sei er mein Liebhaber und

verbreitete Gerüchte über uns. Eines Tages standen seine Eltern und er mit einem Heiratsantrag vor mir. Sie

beharrten so lange darauf, bis Mutter zustimmte. Sie hatte Angst, dass ich sonst nach Bangladesch gebracht

werde. Mit 12 Jahren, es geschah nach Schulschluss und der Zeugnisverteilung, wurde ich mit ihm Die

Mädchen ringsum schlucken. Es ist ganz still, als Sarkar fortsetzt: „Mein Mann missbrauchte mich geistig,

körperlich und emotional. Er verbot mir, die Schule zu besuchen und wurde noch brutaler, als ich hinter sein

fortbestehendes Verhältnis mit meiner Freundin kam und zwei Töchter zur Welt brachte. Auch seine Mutter

schlug mich grün und blau. Und meine eigene Mutter riet mir, die Folter zu ertragen, auch dann, als ich

versuchte, mich umzubringen. Sie wollte uns nicht bei sich aufnehmen, aus Angst, noch ärmer zu werden.“

Erst als sie 2003 eine Selbsthilfegruppe besucht habe, die Frauen durch

Mikrokreditprogramme unterstützte, und Sumata allen von ihrem gewalttätigen

Vater erzählte, habe sie die Kraft gehabt zu gehen, sagt Manika Sarkar. Ihr Mann

sei daraufhin untergetaucht. Als er nach drei Jahren immer noch verschollen war,

habe sie die Scheidung eingereicht und sich nach elf qualvollen Jahren endlich auf

eigene Beine gestellt, auch dank der Hilfe des Familienfasttages.

09 Religiöse Baudenkmäler in Wolfsberg