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Marienerscheinungen in Marpingen 1876/1877 Marienfigur und Rosenkranz an der neu gestalteten Marienver- ehrungsstätte im Marpinger Härtelwald Während der Marienerscheinungen in Marpingen berichteten die drei achtjährigen Mädchen Kathari- na Hubertus, Susanna Leist und Margaretha Kunz, ihnen sei im Härtelwald des saarländischen Dorfes Marpingen mehrfach die Jungfrau Maria erschienen. Die erste Erscheinung wollten die Mädchen am 3. Ju- li 1876, die letzte am 3. September 1877 gehabt ha- ben. Die Marienerscheinungen, die von den Kindern spä- ter mehrfach widerrufen wurden und von der römisch- katholischen Kirche nicht anerkannt werden, zogen be- reits nach wenigen Tagen Tausende von gläubigen Pilgern an. Bald waren auch andere Menschen, Kinder und Er- wachsene, davon überzeugt, die Erscheinung gesehen zu haben, oder berichteten davon, auf wunderbare Weise von Erkrankungen geheilt worden zu sein. Die Men- schenansammlungen erregten die Aufmerksamkeit der Behörden, die daraufhin am 13. Juli 1876 mit Hil- fe des Militärs die betende und singende Pilgerschar am Erscheinungsort auflöste. Vor dem Hintergrund des Kulturkampfes zwischen dem Deutschen Kaiserreich und der römisch-katholischen Kirche kam es in der Folge zu Verhaftungen, der Sperrung des Härtelwaldes und zur Einweisung der drei Kinder in eine Besserungsanstalt. Die Marienerscheinungen in Marpingen erregten euro- paweit Aufmerksamkeit. Der Ort wurde von Anhängern als „deutsches Lourdes“ bezeichnet und beschäftigte Ge- richte im Saarland und Rheinland sowie den preußischen Landtag in Berlin. Marpingen war nur eine von mehre- ren Marienerscheinungen nach 1870. Die Besonderheit an den Marpinger Erscheinungen ist die repressive Art und Weise, mit der dieses Beispiel katholischer Volks- frömmigkeit seitens des eher protestantischen preußi- schen Staates verfolgt wurde. 1 Hintergrund 1.1 Europäische Marienerscheinungen im 19. Jahrhundert Bernadette Soubirous, die Seherin von Lourdes Marienerscheinungen sind für die gesamte christliche Ära bezeugt. Bereits Jakobus dem Älteren, einem der 1

Marienerscheinungen in Marpingen 1876/1877

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Page 1: Marienerscheinungen in Marpingen 1876/1877

Marienerscheinungen in Marpingen1876/1877

Marienfigur und Rosenkranz an der neu gestalteten Marienver-ehrungsstätte im Marpinger Härtelwald

Während der Marienerscheinungen in Marpingenberichteten die drei achtjährigen Mädchen Kathari-na Hubertus, Susanna Leist und Margaretha Kunz,ihnen sei im Härtelwald des saarländischen DorfesMarpingen mehrfach die Jungfrau Maria erschienen.Die erste Erscheinung wollten die Mädchen am 3. Ju-li 1876, die letzte am 3. September 1877 gehabt ha-ben. Die Marienerscheinungen, die von den Kindern spä-ter mehrfach widerrufen wurden und von der römisch-katholischen Kirche nicht anerkannt werden, zogen be-reits nach wenigen Tagen Tausende von gläubigen Pilgernan. Bald waren auch andere Menschen, Kinder und Er-wachsene, davon überzeugt, die Erscheinung gesehen zuhaben, oder berichteten davon, auf wunderbare Weisevon Erkrankungen geheilt worden zu sein. Die Men-schenansammlungen erregten die Aufmerksamkeit derBehörden, die daraufhin am 13. Juli 1876 mit Hil-fe des Militärs die betende und singende Pilgerscharam Erscheinungsort auflöste. Vor dem Hintergrund desKulturkampfes zwischen demDeutschen Kaiserreich undder römisch-katholischen Kirche kam es in der Folge zu

Verhaftungen, der Sperrung des Härtelwaldes und zurEinweisung der drei Kinder in eine Besserungsanstalt.Die Marienerscheinungen in Marpingen erregten euro-paweit Aufmerksamkeit. Der Ort wurde von Anhängernals „deutsches Lourdes“ bezeichnet und beschäftigte Ge-richte im Saarland und Rheinland sowie den preußischenLandtag in Berlin. Marpingen war nur eine von mehre-ren Marienerscheinungen nach 1870. Die Besonderheitan den Marpinger Erscheinungen ist die repressive Artund Weise, mit der dieses Beispiel katholischer Volks-frömmigkeit seitens des eher protestantischen preußi-schen Staates verfolgt wurde.

1 Hintergrund

1.1 Europäische Marienerscheinungen im19. Jahrhundert

Bernadette Soubirous, die Seherin von Lourdes

Marienerscheinungen sind für die gesamte christlicheÄra bezeugt. Bereits Jakobus dem Älteren, einem der

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2 1 HINTERGRUND

Jünger Jesu von Nazareth, soll am 2. Februar des Jah-res 40 nach Christus die Mutter Jesu als sogenannteMadonna del Pilar erschienen sein. Die Form der Ma-rienerscheinungen durchlief im Verlauf der Jahrhunder-te Wandlungen. Bis zum Ende des Spätmittelalters wa-ren es überwiegend Männer und unter ihnen meist Kleri-ker, denenMaria erschienen sein soll. Im 11. Jahrhundertgab es in der Literatur das Motiv der einfachen Frau, derein besonderes religiöses Erlebnis in Form einer Visionzuteilwird.[1] Nach den Untersuchungen des HistorikersDavid Blackbourn unterscheiden sich die Marienerschei-nungen des 19. Jahrhunderts von denen der vorangegan-genen Jahrhunderte durch die große Anzahl von Kin-dern unter den Sehern und durch die sehr große Zahlweiblicher Visionäre.[2] Verglichen mit dem 18. Jahrhun-dert war die Zahl derMarienerscheinungen größer. Dabeispielt eine Rolle, dass vor dem Hintergrund der Erneue-rung des europäischen Katholizismus im 19. JahrhundertFormen intensiver Gefühlsfrömmigkeit wieder vermehrtauftraten. Im Zentrum der neuen Frömmigkeit stand da-bei der Kult um die Jungfrau Maria.[3]

Im 19. Jahrhundert hatten vor allem Marienerscheinun-gen auf französischem Boden große Bekanntheit er-langt. 1830 und 1831 soll der 1806 geborenen NovizinCathérine Labouré in ihrem Pariser Kloster mehrfachdie Jungfrau Maria erschienen sein, die ihr auftrug, dieWundertätige Medaille prägen zu lassen. Knapp 16 Jah-re später berichteten zwei Hirtenkinder des französischenAlpendorfes La Salette, die vierzehnjährige Mélanie Cal-vat und der elfjährige Maximin Giraud, von einer Visi-on, in der ihnen die Mutter Gottes den Zorn des Herrnüber die Gottlosigkeit der Region berichtete. Die bekann-teste Marienerscheinung des 19. Jahrhunderts ereigne-te sich 1858. Der 14-jährigen Bernadette Soubirous er-schien in der Grotte von Massabielle in der Nähe desPyrenäendorfes Lourdes eine Gestalt, die sich im Lau-fe von achtzehn Visionen als Unbefleckte Empfängniszu erkennen gab, dem Mädchen eine Heilquelle offen-barte und die Errichtung einer Kapelle befahl. Lourdesentwickelte sich sehr schnell zu einem der bedeutends-ten europäischenWallfahrtsorte. Daneben gab es hunder-te weiterer Erscheinungen, die überwiegend aus Frank-reich und Italien, daneben aber auch aus Spanien, Böh-men und dem polnischen Preußen berichtet wurden. Dieberichteten Erscheinungen glichen häufig den Lourdes-Visionen: Eine „Dame“ erscheint meist armen Kindern,die nicht selten einem areligiösen Umfeld entstammten.Die „Dame“ übermittelt ihnen Botschaften und manifes-tiert sich als „Unbefleckte Empfängnis“. Mit den Visio-nen war häufig die Aufdeckung einer heilkräftigen Quel-le verbunden.[4] Nur die wenigsten dieser Erscheinungenwurden von kirchlicher Seite anerkannt.

1.2 Die katholische Erneuerung zwischen1848 und 1871

1848 hatten die Bischöfe der deutschen katholischenDiözesen während einer Versammlung in Würzburg be-schlossen, mit einer Volksmission den Glauben der deut-schen Katholiken zu erneuern und zu stärken. DieseVolksmission wurde erst 1872 durch die Erlasse im Rah-men des Kulturkampfes zwischen dem Deutschen Kai-serreich und der katholischen Kirche beendet. Als Volks-missionare dienten vor allem Angehörige der katholi-schen Orden der Jesuiten, Franziskaner, Redemptoristen,Kapuziner und Lazaristen, die in kleinen Gruppen vonmeist drei, seltener acht Geistlichen ganz Deutschland be-reisten und bis 1872 mindestens 4.000 große Missions-veranstaltungen abhielten.[5] Zu hunderten und tausen-den pilgerten Katholiken unter Führung ihrer Gemeinde-priester zu den Missionierungsorten. 1851 führten Jesui-ten beispielsweise eine mehrtägige Missionierungskam-pagne im nur 600 Einwohner zählenden Gabsheim durch,an der außerdem 3.000 Katholiken aus der Umgebungteilnahmen.[6] Auf dem Höhepunkt der Erneuerungsbe-wegungen im Jahr 1868 nahmen in Aachen 20.000 und inKöln 30.000 Menschen teil. Ähnlich wie bei der Zusam-mensetzung der nach Marpingen pilgernden Personenwaren das katholische Besitz- und Bildungsbürgertum je-doch deutlich unterrepräsentiert.[7] Die Veranstaltungenwaren bekannt für ihre emotional sehr bewegenden Pre-digten und ihrer Förderung der Marienfrömmigkeit. DieErneuerungsbewegung führte dazu, dass gegen Ende der1860er Jahre die katholische Kirche über einen starkenRückhalt unter ihren Mitgliedern verfügte und erheblichan Einfluss gewonnen hatte.[8]

In der sogenannten Reaktionsära nach denRevolutionsjahren 1848/1849 stand die Missionie-rungsbewegung für eine antiliberale, konterrevolutionäreund gegen die Ideen der Aufklärung gerichtete Be-wegung, die nicht nur den Interessen der Kirche,sondern auch den deutschen Fürstenstaaten diente.[9]Noch gegen Ende der 1860er Jahre gaben auch pro-testantische Fabrikbesitzer ihren Arbeitern frei, damitdiese an den Missionierungsveranstaltungen teilnehmenkonnten, deren Predigten sich unter anderem gegenAlkoholmissbrauch und sexuelle Freizügigkeit wandtenund ein moralisch integeres Leben von ihren Zuhörernforderten.[10] Liberale wie beispielsweise die protestan-tischen Theologen Christian von Bunsen und DanielSchenkel oder Politiker wie Johann Caspar Bluntschliund Johannes Miquel wandten sich entschieden gegendieses erneute Aufleben des Pfaffentums, das ihrerAnsicht nach mit einem modernen aufgeklärten Staatnicht vereinbar war.[11] Bereits ab den 1850er Jahrensahen preußische Politiker und Beamte die Gefahreines größer werdenden Einflusses des jesuitischenOrdens, dem man eine antipreußische und ultramontaneHaltung unterstellte.[12] Eine parallel zur katholischenErneuerungsbewegung verlaufende protestantische Ge-

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2.1 Marpingen und die Diözese Trier in der Zeit des Kulturkampfes 3

genbewegung führte dazu, dass die beiden Konfessionensich stärker voneinander abgrenzten. Die zunehmendantikatholische und antijesuitische Haltung der Vertreterder protestantischen Kirche war eine der Ursachen, dassdie katholische Kirche in ihrem Kampf um den Einfluss-erhalt des Religiösen in Öffentlichkeit und Politik sowieden Primat von Kirche und Religion über Staat undWissenschaft alleine stand.[13] Die zunehmende Zahlan katholischen Klöstern und Ordensangehörigen auchin Regionen mit einer überwiegend protestantischenBevölkerung erregte zunehmend Anstoß und äußertesich in Ereignissen wie dem Moabiter Klostersturm imAugust 1869.[14]

2 Die Marienerscheinungen inMarpingen

2.1 Marpingen und die Diözese Trier inder Zeit des Kulturkampfes

Speisesaal im Schlafhaus I der Grube Von der Heydt

Marpingen durchlief im 19. Jahrhundert wie viele ande-re ländliche Gemeinden starke Umbrüche. Das katholi-sche Fürstentum Lichtenberg, zu dem Marpingen gehör-te, war 1834 von Herzog Ernst I. an das protestantischgeprägte Preußen verkauft worden. Das Dorf zählte imJahre 1875 1.622 Einwohner, die nahezu alle römisch-katholischen Glaubens waren. Die Hälfte der Einwoh-ner gehörte so genannten Bergarbeiterbauern an.[15] DerWechsel von einer weitgehend bäuerlich geprägten Ge-meinschaft zu einem Dorf, in dem der Großteil der arbei-tenden männlichen Bevölkerung während der Woche inden Zechen Altenwald, Maybach, Itzenplitz und Dechenarbeitete und dort in kasernenähnlichen Schlafhäusernlebte, vollzog sich innerhalb einer Generation.[16] Die De-pressionsphase nach dem Gründerkrach 1873, die soge-nannte Gründerkrise, bedeutete für diese Bergarbeitersozialer Abstieg. Es kam zu Entlassungen und Erhöhungder Arbeitszeit bei gleichzeitiger Lohnkürzung, so dassdie Familie kaum noch von dem Gehalt eines Bergarbei-ters leben konnten.[17]

Bereits vor den Marienerscheinungen im Jahre

Bischof Dr. Matthias Eberhard, Trier

1876/1877 hatte Marpingen unter den Folgen desKulturkampfes zwischen dem preußischen Staat und derrömisch-katholischen Kirche zu leiden. Der für Mar-pingen zuständige Trierer Bischof Matthias Eberhardwar am 6. März 1874 als zweiter preußischer Bischofverhaftet und anschließend zu einer Geldstrafe von130.000 Goldmark und neun Monaten Haft verurteiltworden.[18] Er starb am 30. Mai 1876, sechs Monatenach seiner Haftentlassung. Zum Zeitpunkt seines Todeswaren 250 Priester der Diözese vor Gericht gestellt wor-den und 230 von 731 Pfarreien der Diözese vakant.[19]Von diesen Auswirkungen der Maigesetze blieb die Ge-meinde Marpingen verschont, da ihr GemeindepfarrerJakob Neureuter bereits seit 1864 im Amt war. In derNachbargemeinde Namborn führte die Berufung desPfarrers Jakob Isbert im Jahre 1873 jedoch zu einemder schwersten Kulturkampf-Konflikte in der DiözeseTrier.[20]

Gewalttätige Auseinandersetzungen wie bei der Verhaf-tung des Pfarrers Isbert blieben selten. Charakteristischerwaren emotionale Reaktionen, wie sie sich beim Haftan-tritt von Bischof Matthias Eberhard ereigneten. LandratSpangenberg konnte mit seinemGefangenen nur mit Mü-he zum Tor des Gefängnisses gelangen, da sich Gläubigein ihrer Verzweiflung vor ihnen auf den Boden warfen.[21]David Blackbourn hält fest, dass sich für katholische Ge-meinden dieser Zeit ein durchdringendes Gefühl der Ver-lassenheit und Verzweiflung erkennen lässt. Viele sehn-ten sich nach einem göttlichen Eingreifen gegen ihre irdi-sche Drangsal, und vor dem Hintergrund des Wiederauf-lebens der Marienfrömmigkeit heftete sich die Hoffnungvieler Katholiken an die Jungfrau Maria.[22] NachdemAnfang Februar 1874 der Erzbischof von Posen und Gne-

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4 2 DIE MARIENERSCHEINUNGEN IN MARPINGEN

sen, Mieczysław Halka Ledóchowski, verhaftet wurde,rief das deutsche Episkopat die gläubigen Katholiken aus-drücklich zu Fürbitten zur Jungfrau Maria auf. Auch Bi-schof Eberhard pilgerte nach seiner Haftentlassung zumMarienwallfahrtsort Eberhards-Clausen und bezeichnetedie Jungfrau Maria als „unseren Schutz und Schirm“. Da-mit spielte er auf das an Maria gerichtete Fürbittengebet„Unter Deinen Schutz und Schirm“ an. Dass dieses Gebetregelmäßig gesprochen werde, war eine der Botschaftender Muttergotteserscheinung in Marpingen.[23] Charak-teristisch für diese Jahre war ein gehäuftes Auftreten vonMarienerscheinungen, die zu lokaler Verehrung führten,auch wenn in vielen Fällen die katholische Kirche dieswegen mangelnder Glaubwürdigkeit der Erscheinungenzu unterbinden suchte.[24]

2.2 Die Marienerscheinungen

Margaretha Kunz, Katharina Hubertus und Susanna Leistwaren zum Zeitpunkt, zu dem sie erstmals von einerMarienerscheinung berichteten, acht Jahre alt. Alle dreistammten aus ärmeren Verhältnissen, allerdings besaßSusanna Leists Vater Kühe, Wiesen und Scheunen. Mar-garetha Kunz, auch Gretchen genannt, war die jüngstevon zehn Geschwistern, ihr Vater war bei einem Unglückums Leben gekommen, bevor sie geboren wurde. DieSchulden, die der Vater hinterlassen hatte, zwangen dieFamilie dazu, ihreMühle zu verkaufen. Margaretha Kunzwurde später übereinstimmend von ihren Zeitgenossenals die klügste unter den drei Mädchen bezeichnet.[25]

DieMädchen waren am 3. Juli 1876, einen Tag nach demFest Mariä Heimsuchung, im Wald, um Heidelbeeren zupflücken, als Susanna Leist aufschrie und die anderenMädchen auf eine weiße Frau aufmerksam machte.[26]Die Reaktion der Eltern auf die erregten Berichte derdrei verängstigten Mädchen waren unterschiedlich, aberdurchgängig von Skepsis geprägt. Susanna Leists Vatererklärte die Erzählung für dummes Zeug und vertrat dieAnsicht, dasMädchen habe nur eine andere Frau des Dor-fes gesehen. Katharina Hubertus wurde zur Strafe von ih-rem Vater ohne Abendessen ins Bett geschickt, und ihreMutter versprach ihr ein neues Kleid, wenn sie aufhöre,Märchen zu erzählen. Margaretha Kunz' Mutter reagierteähnlich.Unterstützung fanden die Mädchen, als sich ihre Berich-te über Erscheinungen fortsetzten. Katharinas Vater be-gleitete bereits am 5. Juli gemeinsam mit zwei weiterenMännern die Mädchen zum Erscheinungsort. Nachdemer zur Überzeugung gelangte, dass die Mädchen nichtvorsätzlich logen, war er von der Richtigkeit ihres Be-richtes nahezu unerschütterlich überzeugt. Er war einerder ersten, die gegenüber Pfarrer Jakob Neureuter die Er-richtung einer Kapelle vorschlugen, und berichtete spä-ter, dass er am 3. August 1876 das Singen und Betender Engel gehört habe, das die Erscheinung begleitete.[27]Die von den Mädchen berichtete Erscheinung stieß aufgroße Resonanz unter den Bewohnern Marpingens. Be-

reits am 5. Juli suchten über hundert von ihnen den Er-scheinungsort im Härtelwald auf. Sie hielten dort Nacht-wachen und schmückten den Erscheinungsort mit Blu-men und einem Kreuz. Die zwanzigjährige MargarethaKunz wies in ihrem Widerruf darauf hin, dass sie wegendieses einsetzenden Kultes sehr bald „nicht mehr zurückkonnte“, das heißt von ihremBericht abrücken konnte.[28]Bereits am 5. Juli ereignete sich die erste angebliche Hei-lung. Der unter starkem Rheumatismus leidende ehema-lige Bergarbeiter Nikolaus Recktenwald berichtete voneinem mächtigen Kraftstrom und einem Gefühl der Hei-lung, nachdem die Kinder seine Hand angeblich an denFuß der Jungfrau geführt hatten.[29] Zwei weitere angeb-liche Heilungen desselben Tages beeinflussten die Mei-nung im Dorf über die Wahrhaftigkeit der Erscheinung.Entscheidender für denMeinungsumschwung war jedochder Bericht von vier jeweils etwa vierzigjährigen Män-nern und der siebzehnjährigen Anna Hahn, sie hätten dieJungfrau ebenfalls gesehen. Anna Hahn wurde bei ihrerErscheinung ohnmächtig, die nach der Quellenlage offen-bar von Ehrfurcht überwältigten Männer berichteten voneiner strahlenden und mit einemDiadem gekrönten Jung-frau, die auf dem Arm das Christuskind trage.[30] Da-vid Blackbourn nennt es eines der frappierendsten Merk-male der Marpinger Marienerscheinungen, dass die Er-scheinung keine erkennbare Spaltung des Dorfes bewirk-te. Unter den mehr als 1.600 Einwohnern des Dorfes gabes lediglich acht Skeptiker. Die repressiven Maßnahmenseitens des preußischen Staates führten dabei eher zu ei-nem verstärkten Zusammenhalt, bei dem den Nachfor-schungen Ortsfremder mit einer Mauer des Schweigensbegegnet wurde.[31]

2.3 Formung der Erzählung

Margaretha Kunz hat wie die anderen beiden Mädchenspäter die Erscheinung widerrufen. Das geschah teils un-ter einer Art Zwang, nachdem die Mädchen in ein Heimeingeliefert worden waren; deswegen traf es unter An-hängern der Erscheinung auf wenig Resonanz, zumal dieMädchen zum Teil ihre Eingeständnisse später widerrie-fen. Als Zwanzigjährige hat die zu dem Zeitpunkt alsKlostergehilfin arbeitende Margaretha Kunz, die kurz da-nach als Novizin ins Kloster eintrat, erneut bestätigt, dasses sich bei den Behauptungen der Visionen um – in ihrenWorten – „eine einzige große Lüge“ gehandelt habe.[32]Ihre Aussage als junge Erwachsene unterstreicht, wiesehr sich der Bericht unter dem Einfluss ihrer Mitbürgeran das vorherrschende Bild über eine Marienerscheinunganpasste, das vor allem von den Marienerscheinungen inLourdes beeinflusst war.Großen Einfluss auf den Bericht der Marpinger Kinderhatte in den ersten Tagen Susanna Leists Mutter. Sie for-derte die Mädchen noch am 3. Juli auf, am nächstenTag erneut in den Wald zu gehen, zu beten und die Er-scheinung zu fragen, wer sie sei. Würde die Gestalt ant-worten, sie wäre die Unbefleckte Empfängnis, würde es

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2.4 Pilger 5

Lourdes, Marienstatue

sich um die Mutter Gottes handeln.[33] Dies spielt direktauf einen entscheidenden Punkt der Marienerscheinun-gen in Lourdes an: Bernadette Soubirous war von demOrtspfarrer Peyramale, der die Echtheit ihrer Vision be-zweifelte, beauftragt worden, die Frau nach ihremNamenzu fragen. Die Erscheinung antwortete auf diese Frage„Que soy era Immaculada Concepcion“ („Ich bin die un-befleckte Empfängnis“). Für Pfarrer Peyramale war diesder entscheidende Faktor, den Berichten Soubirous Glau-ben zu schenken. Papst Pius IX. hatte vier Jahre zuvordas Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariensverkündet. Dass Bernadette Soubirous mit ihrer mangel-haften Bildung von diesem Dogma gehört haben konnte,schien Pfarrer Peyramale wenig wahrscheinlich.Im Falle der Marpinger Erscheinungen verbesserte Su-sanna Leists Mutter bewusst oder unbewusst die Berich-te der Mädchen auch in Bezug auf das Erscheinungsbild.Das blaue Band – ebenfalls ein Detail der Marienerschei-nungen in Lourdes – wurde von Susanna Leists Mutterder vagen Beschreibung der Kinder hinzugefügt, bevordieses Detail von einem der Kinder erwähnt wurde.[34]Auch andere Aspekte der Marpinger Erscheinungen wur-den den Kindern durch ihr Umfeld durch Andeutun-gen, Kommentare oder ungeschickt formulierte Fragensuggeriert. Sie wurden gefragt, ob die Erscheinung ei-ne goldene Krone auf dem Haupt und das Jesuskind aufdem Arm trage, ob sie den Bau einer Kapelle gewünschthabe und ob Kranke an den Erscheinungsort zu bringen

seien. Solche Beeinflussungen unterliefen auch Personenwie Matthias Scheeben, einem im 19. Jahrhundert ein-flussreichen deutschen Theologen, in dessen Werk derübernatürliche Charakter offenbarter Wahrheiten einenbreiten Raum einnimmt. Er war im September 1876 inMarpingen zufällig anwesend, als die Kinder vage von ei-nem strahlendenHaupt berichteten, das bei einer Erschei-nung über der Jungfrau Maria geschwebt habe. Er zeigteihnen daraufhin ein Bild von Niklaus von Flüe, woraufihm die Kinder bestätigten, dass so genau das Haupt aus-gesehen habe.[35] Blackbourn weist nach seiner Auswer-tung der Widerrufe der Mädchen auf die große Bedeu-tung hin, die das Erlebnis für die Kinder hatte:[36]

„Liest man [die frühen Widerrufe] nebenzeitgenössischen Schilderungen Dritter überdas Verhalten der Kinder, so lassen sie erken-nen, dass das Erlebnis der Erscheinungen al-les andere als trivial war und nicht allein alsKonstrukt von Erwachsenen interpretiert wer-den kann. Die Visionärinnen waren zugleichverspielt und verzweifelt. Sie schufen sich dasBild eines besseren Lebens und genossen denRausch ihres neuartigen Status, aber sie wur-den auch von Schuldgefühlen bedrückt und vonÄngsten gequält.“

2.4 Pilger

Die ersten auswärtigen Pilger kamen bereits am Endeder ersten Woche nach Marpingen. Am 12. Juli warenes bereits rund 20.000 Besucher, so dass die Anzahl derPilger die Getränke- und Lebensmittelvorräte des Dor-fes zu erschöpfen drohte. Dieser Pilgerstrom hielt übervierzehn Monate an, auch wenn die Anzahl der Pilgerdabei schwankte. Bereits im August 1876 befanden sichunter den Pilgern Personen, die von außerhalb des Saar-lands angereist waren, und im Herbst 1876 erreichten denMarpinger Gemeindepfarrer Briefe aus Belgien, Luxem-burg, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Itali-en und den USA. Besonders zahlreich war die Pilger-zahl an kirchlichen Feiertagen und unter diesen insbe-sondere an den Marienfesten Mariä Heimsuchung, MariäHimmelfahrt, Mariä Geburt, Mariä Empfängnis, MariäLichtmess und Mariä Verkündigung. Da die Kinder den3. September 1877 als Tag der letztmaligen Mariener-scheinung genannt hatten, fanden die Pilgerfahrten ihrenHöhepunkt in den ersten drei Septembertagen 1877 undgingen dann sehr schnell stark zurück.[37]

Sehr viele zeitgenössische Quellen betonen das breite so-ziale Spektrum der Pilger. Für alle Schichten galt, dassdie Marpinger Marienerscheinungen deutlich mehr Frau-en als Männer anzogen. Eine stärkere Beteiligung vonFrauen an religiösen Ereignissen ist dabei ein Phäno-men, das für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts biszum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in vielen europäi-schen Ländern typisch war.[38] David Blackbourn ist in

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6 3 REAKTIONEN

Prinzessin Helene in Bayern, Erbprinzessin von Thurn und Taxis,eine der bekanntesten der Marpinger Pilgerinnen

seinen Analysen der Marpinger Pilger zu dem Schlussgekommen, dass die Pilger überwiegend aus den höchs-ten und niedrigsten Rängen der katholischen Gesellschaftkamen, dass jedoch insbesondere das männliche Bürger-tum deutlich unterrepräsentiert war.[39] Auffallend wa-ren die vielen Angehörigen des katholischen Adels, diesich in Marpingen einfanden. Zu den prominentestenzählten die Prinzessin Helene von Thurn und Taxis, dienicht weniger als drei Mal Marpingen besuchte, die Ba-ronin von Louisenthal, mehrere Mitglieder des Adelsge-schlechts Stolberg, die Gräfin Maria Anna FerdinandeGräfin von Spee und die 1874 zum Katholizismus über-getretene Marie Friederike von Preußen.[39] Die Mehr-zahl der Pilger war dagegen von bescheidener Herkunft.Dienstboten waren besonders häufig vertreten, einige ge-hörten zur Schicht der kleinen Gewerbetreibenden undwaren beispielsweise Gastwirte oder Krämer, hinzu ka-men Vertreter des Kleinbürgertums wie Volksschulleh-rer, Angestellte und kleine Beamte oder Handwerker wieFärber, Maurer, Schreiner oder Tischler. Zahlreich ver-treten waren außerdem Bergarbeiter und Bergarbeiterfa-milien. Abgesehen von Vertretern des katholischen Kle-rus waren Angehörige des Besitz- und Bildungsbürger-tums unter den Pilgern unterrepräsentiert. Das spiegeltezum Teil die ungleichmäßige Verteilung der Katholikenin der Gesamtbevölkerung wider, wo sie in dieser Schichtso auffällig fehlten, dass das so genannte Bildungsdefizitder Katholiken bereits Gegenstand der öffentlichen Dis-kussion war.[40] Dass katholische Ärzte, Rechtsanwäl-te und mittlere und höhere Beamte in so geringer Zahlunter den Marpinger Pilgern vertreten waren, ist nach

Ansicht von David Blackbourn darauf zurückzuführen,dass sie in ihrer Lebensauffassung sich stark ihren pro-testantischen Mitbürgern angeglichen hatten, eine über-triebene Marienverehrung ablehnten und Episoden wiedie Marpinger Marienerscheinungen eher als Peinlichkeitempfanden.[41] Die meisten Angehörigen dieser Schichtwaren unzufrieden mit der zunehmend ultramontanenHaltung der deutschen Diözesen. Während sich dieseSchicht in den Jahren nach dem Revolutionsjahr 1848noch den Deutschkatholiken angeschlossen hatte, äußer-ten während der Zeit des Kulturkampfes diese überwie-gend politisch liberalen Katholiken nur selten ihre Mei-nung öffentlich.[42]

Die Motive der Pilger für die Wallfahrt nach Marpingenwaren sehr unterschiedlich. Sie kamen als Akt der Buße,um durch ihre Anwesenheit Gnade zu erlangen, oder weilsie die Fürbitte der Heiligen Jungfrau suchten. Für vielewar die Pilgerfahrt aber auch mit der Hoffnung auf Hei-lung für sich selbst oder ihre Angehörigen verbunden,wobei man dem Wasser der Quelle im Härtelwald einewunderbare Wirkung zuschrieb. Viele der Pilger führtendeswegen Behältnisse mit, um das Wasser mit nach Hau-se nehmen zu können.[43]

3 Reaktionen

3.1 Reaktionen des katholischen Klerus

Katholische Priester waren angehalten, Berichten überprivate Offenbarungen mit Skepsis und Zurückhaltungzu begegnen, bevor nicht eine kanonische Untersuchungdiese als glaubwürdig einstufte. Der gelebten Praxis ent-sprach dies nicht immer. Dabei spielte der Glaubens-wunsch ihrer Gemeinde häufig eine Rolle, aber auch dieÜberzeugungen der jeweiligen Pfarrer. Die Angehörigendes katholischen Klerus, die nach Marpingen kamen, wa-ren tendenziell geneigt, die Echtheit der Erscheinung zuakzeptieren. Viele bedrängte Geistliche sahen in Marpin-gen ein Signal und waren bereit, auch Gefängnisstrafen zuakzeptieren, wenn dies der Preis sein sollte, um persön-lich Zeugnis derMarpinger Ereignisse abzulegen.[44] Die-jenigen, die der Erscheinung skeptisch gegenüberstan-den, verboten gewöhnlich auch ihren Gemeindemitglie-dern, nach Marpingen zu pilgern.[45]

Der Marpinger Gemeindepfarrer Jakob Neureuter standunter besonders großem Druck, da ihm die Unterstüt-zung der kirchlichen Hierarchie der Trierer Diözese fehl-te. Eine offizielle Verurteilung der Marpinger Erschei-nung seitens der Diözese unterblieb nicht zuletzt, weilsich das zuständige Trierer Domkapitel einer Zusammen-arbeit mit dem preußischen Staat verweigerte.[46] Prakti-sche Unterstützung fand Pfarrer Neureuter bei den Pfar-rern seiner Nachbargemeinde, die versuchten, ihm ei-nen Teil seiner Last abzunehmen, indem sie Briefe be-antworteten oder die Aussagen der Seherinnen und Ge-heilten festhielten.[47] Da das Trierer Domkapitel ihm

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3.3 Nachahmende Erscheinungen 7

die theologische Unterstützung verweigerte, bat er denMariologenMatthias Scheeben umHilfe. Dieser war sehrschnell von der Echtheit der Erscheinung überzeugt undzerstreute auch die Zweifel Jakob Neureuters. Bei seinemersten Verhör durch den Trierer RegierungspräsidentenWolff am 14. Juli benutzte Neureuter eine Formel (vgl.Apg 5,38 f. ), auf die er sich auch später immer wiederzurückzog:[48]

„Ist es Menschenwerk, so wird es in sichzerfallen, ist es Gotteswerk, so werden Sie,Herr Präsident, es nicht verhindern.“

Der formell bekundete Wunsch Jakob Neureuters, durchseine Handlungen einer kanonischen Untersuchung nichtvorzugreifen, wurde allerdings häufig durch seine eigeneoffenkundige Überzeugung konterkariert.[49]

Verschiedene Details der von den Kindern berichtetenErscheinungen lösten bei einer Reihe von GeistlichenZweifel an der Wahrhaftigkeit der Erscheinung aus. DerGemeindepfarrer Feiten des saarländischen Fraulauternwandte sich deshalb an den Bischof von Luxemburg, derParallelen zu ähnlichen, von der Kirche als Täuschungoder Betrug eingestuften Fällen im Elsass zog und einvernichtendes Urteil fällte.[50] In der rauschhaften Atmo-sphäre derMonate vom Juli 1876 bis September 1877 ge-lang es Geistlichen jedoch noch nicht einmal in den offen-kundig zweifelhaften Nachahmungen der Marpinger Er-scheinungen, diese zu unterbinden. Wo sie es versuchten,waren sie häufig Anfeindungen ihrer eigenen Gemeinde-mitglieder ausgesetzt.[51]

3.2 Die Marpinger Marienerscheinungenund die Presse

Zwischen Berlin und Rom, Karikatur des Kladderadatsch zumKulturkampf 1875

Nach den ersten Marienerscheinungen am 3. Juli dau-erte es mehrere Tage, bis die Presse auf die Vorkomm-nisse in Marpingen aufmerksam wurde. Die nähere Um-gebung Marpingens erfuhr davon zunächst über andere

Kommunikationswege wie beispielsweise Hausierer undSpediteure. Ein wesentlicher Kommunikationskanal wa-ren die Marpinger Bergarbeiter, die am Montag, dem 11.Juli, in ihre Zechen zurückkehrten und durch ihre Be-richte dazu beitrugen, dass sich die Kunde davon auchim saarländischen Kohlerevier verbreitete.[52]

Zum steigenden Bekanntheitsgrad der Marpinger Mari-enerscheinung trug paradoxerweise die liberale Pressebei, die der Marienfrömmigkeit ablehnend gegenüber-stand. Am 15. Juli 1876 gratulierte die Saar- und Mosel-Zeitung der preußischen Regierung zu ihrem entschlos-senen Handeln, mit dem die nach Marpingen fahren-den Pilgerströme unterbunden werden sollten, und trugdamit wesentlich zum weiträumigen Bekanntwerden derMarpinger Marienerscheinungen bei.[53] Die katholischePresse reagierte dagegen deutlich langsamer, verbreiteteaber bereits Ende Juli 1876 Behauptungen von angebli-chen Heilungen. Die Reichweite der katholischen Pres-se war allerdings nicht sehr groß, selbst die KölnischeVolkszeitung, das vermutlich meistgelesene katholischeBlatt, hatte in der Mitte der 1870er Jahre nur eine Auf-lage von 8.600 Exemplaren.[54] Volkstümliche Broschü-ren über die Erscheinungen, die von Hausierern vertrie-ben wurden, hatten dagegen eine höhere Auflage und tru-gen entscheidend bei, die katholische Bevölkerung überMarpingen zu unterrichten.[54]

Ab Herbst 1876 nahmen die Marpinger Marienerschei-nungen in der deutschen Presse einen verhältnismäßigbreiten Raum ein. Dabei wiederholten sich die Angrif-fe der liberalen Presse auf die katholische Volksfröm-migkeit, wie sie bereits 1844 während der Wallfahr-ten zum Heiligen Rock zu beobachten waren. Die ein-zelnen Berichte in der Presse bedienten sich dabei ei-ner klischeehaften Darstellung katholischer Volksmassenals pfaffenhörig und intellektuell unterentwickelt.[55] Dieüberregionale liberale Presse sah in dem Ereignis vor al-lem eine ultramontane Verschwörung.[56] Unter Rück-griff auf Rudolf Virchows Begriff der psychischen Epide-mien und Krafft-Ebings Studien zum „religiösen Wahn-sinn“ bezeichneten liberale Blätter wie der Grenzbotedie Marpinger Marienerscheinungen als „religiösen Mäd-chenspuk“, der nur auf die übererregte Phantasie und Ei-telkeit der Mädchen zurückzuführen sei.[57]

3.3 Nachahmende Erscheinungen

Die Marienerscheinungen in Marpingen fanden sehrschnell Nachahmungen. Die ersten wurden bereits im Ju-li 1876 aus Posen gemeldet, wo Kinder behaupteten, ei-ne Erscheinung auf der Straße von Czekanow nach Lew-kow gesehen zu haben. In der Gegend von Koblenz zogim Frühjahr 1877 die angebliche Erscheinung der MutterGottes in einer mit Marpinger Wasser gefüllten Arznei-flasche mehr als 5.000 Pilger an, obwohl der Bürgermeis-ter die Flasche beschlagnahmte und eine Wache vor demErscheinungsort, einer Mühle, aufziehen ließ. Die Per-sonen, die in diese Erscheinung involviert waren, wur-

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den später strafrechtlich verfolgt und zu Haftstrafen ver-urteilt, nachdem man ihnen nachweisen konnte, dass sievon den Pilgern Geld genommen hatten.[58]

In mindestens zwei Fällen steigerten sich Kinder aus derUmgebung von Marpingen in einen Zustand religiöserEkstase. So lief im August 1877 nach einer vermeintli-chen Erscheinung eine große Gruppe von Kindern vonMünchwies nach Marpingen und stürmte dort das Pfarr-haus, um die Kommunion zu erlangen. Gravierender warein Fall in Berschweiler, wo rund ein Dutzend Kinder be-haupteten, sie hätten inMarpingen die JungfrauMaria ge-sehen, die ihnen die Weisung gegeben hätte, Seelen ausdem Fegefeuer zu retten. Nach Hause zurückgekommenrangen angeblich elf Mädchen im Alter zwischen neunund siebzehn Jahren vor den Augen zahlreicher Zuschau-er in heftigen Krämpfen mit dem Teufel.[59]

3.4 Maßnahmen preußischer Behörden

Papst Pius IX., der mit der Enzyklika Quod numquam die deut-schen Katholiken zum passiven Widerstand gegen die preußi-schen Kulturkampfgesetze aufforderte

Die Eskalation der Auseinandersetzungen in Marpingenführt der Historiker David Blackbourn auf das Verhal-ten einzelner Beamter zurück, die die Marpinger Ma-rienerscheinungen von Beginn an als gezielten Betrugund schweren Landfriedensbruch gewertet hatten. Wäh-rend bei den Dietrichswalder Marienerscheinungen imJahre 1877 der zuständige Landrat sehr zurückhaltendreagierte und die Wallfahrten duldete, auch wenn derErscheinungsort ähnlich wie in Marpingen abgesperrt

wurde, reagierten in Marpingen die zuständigen Vertre-ter der preußischen Behörden mit unverhohlener Ver-achtung und Feindseligkeit gegenüber der katholischenBevölkerung.[60] Ihre repressiven Maßnahmen scheiter-ten letztlich. Dazu trug auch das Verhalten kleiner loka-ler katholischer Beamter bei, die im Konflikt zwischenihrer lokalen Loyalität und ihren Pflichten als preußi-sche Beamte eher bereit waren, disziplinarische Maßnah-men oder gar strafrechtliche Verfolgung in Kauf zu neh-men, denn als Handlanger einer repressiven Staatsmachtzu agieren.[61] Moralische Stütze hatten sie darin in derpäpstlichen Enzyklika Quod numquam vom 5. Februar1875, die die preußischen Maigesetze für null und nich-tig erklärte und die deutschen Katholiken zum passivenWiderstand aufrief.

3.4.1 Einsatz der Armee

Die imDorf beschäftigen Beamten und der Ortsvorstehervermieden es zunächst, ihre vorgesetzten Behörden überdie Ereignisse in Marpingen zu informieren. Das Land-ratsamt St. Wendel erfuhr erstmals am 11. Juli, dass tau-sende Pilger auf dem Weg nach Marpingen seien. Derzuständige Landrat Rumschöttel befand sich zu diesemZeitpunkt im Urlaub, sein Vertreter war der Kreisse-kretär Hugo Besser, der gemeinsam mit dem AlsweilerBürgermeister Wilhelm Woytt, einem Oberleutnant undzwei Gendarmen am Morgen des 13. Juli erstmals per-sönlich nach Marpingen reiste, um sich dort selbst einBild von der Lage zu machen.[62] Hugo Besser befahldort im Namen des Landrats und unter Hinweis auf Ar-tikel 116 des Reichsstrafgesetzbuches der betenden undsingenden Menge, sich zu zerstreuen.[63] Nachdem dieskeine Wirkung zeigte, forderte Hugo Besser die Hilfedes Militärs an. Die achtzig Mann starke 8. Kompaniedes Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 4 unter Haupt-mann Fragstein-Riemdorff erhielt den Auftrag, das Ge-lände zu räumen, Ortsfremde auszuweisen und eine Aus-gangssperre zu verhängen.[64] Die Kompanie traf gegenacht Uhr abends am Härtelwald ein, wo eine große ZahlMenschen betete und sang. Um wie viele Personen essich tatsächlich handelte, ist ebenso strittig wie der detail-lierte Ablauf der gewaltsamen Räumung. Der AlsweilerBürgermeister Wilhelm Woytt schätzte die Zahl der dortVersammelten auf 1.500 Menschen, der Hauptmann auf3.000 bis 4.000 Personen. Nach einem Trommelwirbelforderte der kommandierende Offizier die Menge erneutauf, sich zu zerstreuen. Als dies nicht geschah, gab derHauptmann den Befehl zum Aufpflanzen der Bajonetteund befahl zwei Kompaniezügen, gegen die Menge vor-zugehen. Dabei wurden sechzig Zivilisten durch Schlägemit Gewehrkolben und in einigen wenigen Fällen durchBajonettstöße verletzt. Bei der späteren Gerichtsverhand-lung sagten sowohl Hauptmann Fragstein-Riemsdorff alsauch ein weiterer Offizier unter Eid aus, dass es keinendirekten Widerstand der betenden Menge gegen die Räu-mung gegeben hätte.[65] Zu blutigen Zwischenfällen kames erst in den späten Abendstunden, als etwa dreißigMän-

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3.4 Maßnahmen preußischer Behörden 9

ner am Rand desWaldes die Soldaten verhöhnten und be-schimpften. Ein auf Streife befindlicher Feldwebel wurdeangegriffen, der Feldwebel gab daraufhin mehrere Schüs-se auf die fliehenden Männer ab, wobei einer am Armgetroffen wurde.[66]

Die anschließende Einquartierung der Soldaten im Dorfund die Requisition von Lebensmitteln und Futter für diePferde des Regiments verlief in ähnlicher Weise. Als derMarpinger Ortsvorsteher Jakob Geßner den Hauptmanndarauf hinwies, dass das Dorf nicht über den verlangtenHafer verfüge, beleidigte der Hauptmann den Ortsvor-steher zunächst, packte ihn dann am Kragen und würgteihn.[67] Für den Mariologen Matthias Scheeben war dasder Anlass, in einem Artikel in der Kölnischen Volkszei-tung zu beklagen, die Armee hätte sich in Marpingen auf-geführt, als befände sie sich in Feindesland.[68] Erst am28. Juli wurde die Kompanie auf Befehl der OberstenHeeresleitung für die Rheinprovinz wieder abgezogen.Zur Kontrolle des Dorfes wurden statt ihrer in Marpingenzusätzliche Gendarmen stationiert.[69] Diese Gendarmenunterstanden dem Kriegsministerium und waren in ihrertäglichen Arbeit an die Weisungen des Oberpräsidentenbeziehungsweise seiner örtlichen Vertreter, nämlich desRegierungspräsidenten und der Landräte, gebunden.

3.4.2 Strafrechtliche Untersuchung

Am 14. Juli traf Regierungspräsident Wolff aus Trier inMarpingen ein, der gemeinsammit Hugo Besser und demKreisphysikus Dr. Brauneck mit den Voruntersuchungendes Falls begann. Nach einem ersten Gespräch mit Pfar-rer Jakob Neureuter verhörte er die drei visionären Kin-der sowie zwei Personen, die behaupteten, geheilt wor-den zu sein. Der Regierungspräsident, der sehr schnell zuder Überzeugung kam, dass „die Anstifter des Wundersnur darauf ausgingen, die leichtgläubige Bevölkerung zubetrügen“,[70] verfolgte im Wesentlichen zwei Strategien:Die strafrechtliche Verfolgung der von ihm vermutetenAnstifter und die Verhinderung des Zugangs zum Här-telwald, um der Massenbewegung ihre Dynamik zu neh-men. Die strafrechtliche Untersuchung begann am 16. Ju-li unter Leitung von Untersuchungsrichter Ernst Remeléund Oberprokurator Pattberg aus Saarbrücken. Verhörtwurden hunderte von Zeugen, darunter die Eltern der dreiSeherinnen, Pfarrer Neureuter und die erwachsenen Vi-sionäre. Die drei Mädchen, die als erstes von der Erschei-nung berichtet hatten, wurden besonders strengen Verhö-ren unterworfen. Margaretha Kunz behauptete später, siewäre insgesamt achtundzwanzigmal verhört worden.[71]Die Protokolle der Verhöre und der ergänzenden Unter-lagen sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Er-halten geblieben ist eine 500-seitige Zusammenfassungdurch den Untersuchungsrichter Emil Kleber, die nachAnsicht von David Blackbourn darauf schließen lässt,dass sich das ursprünglich von Ernst Remelé und seinenKollegen zusammengetragene Material auf 3.500 Seitenerstreckte.[72]

Die Verhöre zielten darauf ab, die „Mechanik des Be-truges“ zu entdecken, und kreisten um die Fragen, werden Kindern Geld angeboten habe, wer die Rolle derJungfrau Maria im Wald gespielt haben könne und werdazu beigetragen habe, die Visionen publik zu machen.Bereits am 16. Juli wurden die Elternhäuser der jun-gen Seherinnen durchsucht, um Hinweise auf finanziel-le Vorteile durch die Erscheinungen zu finden. DurchGegenüberstellungen aller Marpinger Frauen zwischen25 und 50 Jahren und zahlreiche Einzelbefragungen ver-suchten die Untersuchungsrichter die Frau zu ermitteln,die im Härtelwald das Kreuz am Erscheinungsort auf-gestellt habe. Auch disziplinarische Maßnahmen wurdeneingeleitet: Pfarrer Jakob Neureuter wurde seines Am-tes als Schulinspektor enthoben, die Marpinger Lehre-rin André wurde im August 1876 gegen ihren Willennach Tholey versetzt. Als im September 1876 noch im-mer keine verwendbaren Ergebnisse der Voruntersuchun-gen vorlagen, beauftragte der preußische InnenministerFriedrich zu Eulenburg den Berliner Detektiv LeopoldFriedrich Wilhelm Freiherr von Meerscheidt-Hüllesem,in Marpingen verdeckt zu ermitteln, um den „Schwin-del von Marpingen“ aufzudecken.[73] Er wurde mit Pa-pieren ausgestattet, die es ihm erlaubten, vor Ort als Ja-mes Marlow, irischer Reporter des New York Herald,aufzutreten. In Marpingen versuchte er unter anderemdurch Hetztiraden auf die preußische Polizei die Marpin-ger Bevölkerung davon zu überzeugen, dass er auf ihrerSeite stünde. Der Detektiv wurde daraufhin von Gendar-men festgenommen, und erst durch seine Verhaftung er-fuhr der Oberprokurator Pattberg von der Anwesenheitdes Berliner Detektivs.[74] Der Detektiv erregte mit ei-nem übertriebenen Verhalten sehr früh Misstrauen un-ter den Marpinger Einwohnern, seine dubiosen Unter-suchungsergebnisse überzeugten auch die örtlichen Jus-tizbehörden nicht, sie leiteten aber eine neue Phase ei-nes massiven staatlichen Vorgehens gegen die vermeint-lichen Rädelsführer der Marpinger Marienerscheinungenein. Die Büroräume der katholischen Zeitung Germaniawurden durchsucht und dabei 27 Dokumente beschlag-nahmt, die sich auf die Marpinger Marienerscheinungenbezogen. Kurz danach kam es zum Teil zu mehrmali-gen Hausdurchsuchungen bei den Pfarrern von Marpin-gen, Alsweiler, Heusweiler und Urexweiler sowie mehre-ren Marpinger Bürgern. Der Marpinger VolksschullehrerBungert, der seit 36 Jahren in Marpingen unterrichtete,wurde beamtenrechtlich zurückgestuft und zum 1. No-vember nach Bliesen versetzt. Pfarrer Jakob Neureuterwurde am 27. Oktober 1876 verhaftet und nach Saarbrü-cken gebracht. Dem folgte am 30. Oktober die Verhaf-tung des Alsweiler Kaplans Schneider und am 31. Okto-ber die Verhaftung des Gemeindeförsters Karl Altmeyer,des Marpinger Feldhüters Jakob Langendörfer, der vierMarpingerMänner, die behauptet hatten, die Jungfrau ge-sehen zu haben, und Angela Kles’. Letztere verdächtigteman, das Kreuz im Härtelwald mit Blumen geschmücktund unter den Pilgern Geld eingesammelt zu haben.[75]Edmund Prinz von Radziwill, zu dem Zeitpunkt Vikar

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in Ostrów Wielkopolski und einer der Marpinger Pilger,wurde wegen Beleidigung des Bürgermeisters Woytt zu20 Mark Geldstrafe verurteilt. Pfarrer Eich, der währendeiner der Hausdurchsuchungen die Beschlagnahmungeneines Notizbuches als „einfältig“ bezeichnete, erhielt we-gen Beleidigung eine Geldstrafe von 30 Goldmark. Zahl-reiche Geistliche, die ihre Gemeindemitglieder auf derWallfahrt nach Marpingen begleiteten, wurden wegen il-legaler gottesdienstlicher Betätigung angezeigt.[76]

3.4.3 Maßnahmen gegen die drei Visionärinnen

Am 6. November hatten die drei achtjährigen Seherin-nen vor dem Vormundschaftsgericht St. Wendel zu er-scheinen. Der Friedensrichter fand die Visionärinnen fürschuldig, die öffentliche Ordnung bedroht, groben Un-fug getrieben und sich oder einem Dritten einen rechts-widrigen Vermögensvorteil verschafft zu haben. Als Min-derjährige waren die drei Mädchen strafrechtlich nichtzu belangen, der Richter fand es jedoch für zulässig, diedreiMädchen in eine Besserungsanstalt einzuliefern. Die-se Einlieferung fand nicht sofort statt, sondern erfolg-te drei Tage später, am 9. November 1876. Den Elternwurde dabei zunächst vorgetäuscht, die Kinder sollten le-diglich in Marpingen erneut verhört werden. Erst als dieKinder in der Gewalt der Gendarmerie waren, erfuhrendie Eltern, dass die Kinder nach Saarbrücken gebrachtwerden sollten. Drei Elternteile folgten den Kindern bisnach Saarbrücken, wobei die Behörden jeglichen Kon-takt zwischen Kindern und Eltern unterbanden. DieMäd-chen wurden in das protestantische Prinz-Wilhelm- undMariannen-Institut eingeliefert,[77] wovon die Eltern nurunter der Hand von einem Gerichtsdiener erfuhren. Nachdem vergeblichen Versuch der Eltern, in Saarbrücken ei-nen Rechtsanwalt zu finden, der sie vertreten würde, reis-ten die Eltern am nächsten Tag wieder nach Marpingenzurück. Die Mädchen wurden fünf Wochen in Saarbrü-cken festgehalten, wobei den Eltern jeglicher Zutritt zuihren Kindern verwehrt blieb.[78]

Das Urteil des Vormundschaftsgerichts St. Wendel wur-de von einer Reihe von Juristen als zweifelhaft eingestuft.Das willkürliche Vorgehen bei der Vollstreckung des Ur-teils erwies sich im juristischen und politischen Nach-spiel der Marpinger Marienerscheinungen als einer derwesentlichen Angriffspunkte gegen die preußischen Be-hörden.

3.4.4 Die Sperrung des Härtelwaldes

Der Härtelwald, der ursprüngliche Erscheinungsort, so-wie angrenzende Waldstücke wurde von den preußischenBehörden weiträumig abgesperrt, um weitere Wallfahr-ten und Prozessionen zu unterbinden. Nach dem Abzugder Infanteriekompanie waren zunächst Gendarme fürdie Absperrung zuständig. Ab Februar 1877 wurden die-se durch eine Kompanie des Rheinischen Jäger-BataillonNr. 8 verstärkt.

Das Betretungsverbot des Härtelwaldes und der angren-zenden Waldstücke wurde sehr rigide umgesetzt. Jeder,der auch nur geringfügig von den erlaubten Wegen ab-wich, wurde wegen Waldfrevels vorgeladen. Vereinzeltscheint es dabei auch zu Vorfällen gekommen zu sein, beidenen Gesetzesverstöße sowohl durch die Gendarmerieals auch Angehörige des Jäger-Bataillons provoziert wur-den. Einzelne Bergleute wurden vorgeladen, weil sie aufdem Weg von oder zu ihren Arbeitsplätzen in den saar-ländischen Zechen Abkürzungen durch denWald genom-men hatten. Marpinger Bauern, die den Weg durchque-ren mussten, um auf ihren eigenen Grund und Boden zugelangen, wurden mit Geldstrafen belegt. Auch das Sam-meln von Laubstreu undViehfutter imWald, auf das Bau-ern im Spätfrühjahr zurückgriffen, wenn die eingelager-ten Vorräte knapp wurde, wurde zum Teil mit drastischenGeldstrafen geahndet. Zu wie vielen Vorladungen es ins-gesamt kam, lässt sich auf Grund der nicht mehr vollstän-digen Quellen nicht mehr rekonstruieren, aber allein zwi-schen dem 6. August und dem 2. September 1877 kam eszu insgesamt 86 Anzeigen.[79] Für die Marpinger Dorf-bevölkerung stellte dies eine erhebliche finanzielle Belas-tung insbesondere dann dar, wenn mehrere Angehörigeeiner Familie mit Geldstrafen belegt wurden.

3.5 Gegenwehr

Georg Friedrich Dasbach, Publizist und Abgeordneter derZentrumspartei

Die Sperrung des Härtelwaldes löste die ersten juris-tischen Schritte der Marpinger Bevölkerung gegen denMilitäreinsatz und die daraus resultierenden Übergrif-fe aus. Da in Marpingen eine einheimische bürgerlicheSchicht völlig fehlte, waren es neben Pfarrer Neureu-ter der Mindener Kaplan Felix Dicke, der Müller Jo-hann Thomé, der Kirchenrechner Fuchs und der aus Ba-den hinzugekommene katholische Gelehrte Dr. Nikolaus

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4.2 Der Fall Marpingen vor dem preußischen Landtag 11

Thoemes, die vor Ort Aussagen der Dorfbewohner sam-melten, um eine formelle Beschwerde an die Verwaltungin Trier zu richten. Diese wurde vom Regierungspräsi-denten abgewiesen, fast zeitgleich erließ der Regierungs-präsident eine Bekanntmachung, wonach die Kosten fürdie Einquartierung der Armee in Marpingen in Höhe von4.000 Goldmark über eine lokale Steuererhöhung durchdas Dorf zu tragen sei. Die drohende Strafsteuer lös-te eine Reihe weiterer formeller Beschwerden aus, dieim Wesentlichen durch Pfarrer Neureuter und Dr. Tho-emes formuliert wurden. Das beachtliche Material, daszusammengetragen worden war, nutzten sowohl MatthiasScheeben und Dr. Thoemes, um in Artikeln, die in ver-schiedenen katholischen Zeitungen veröffentlicht wur-den, die Zwangsmaßnahmen des Staates an die Öffent-lichkeit zu tragen.[80] Die Berichterstattung verschärf-te sich, als die Verhaftungen zunahmen und schließlichdie drei minderjährigen Visionärinnen in die SaarbrückerBesserungsanstalt eingeliefert wurden. Mittelpunkt derBerichterstattung waren nicht mehr die Marienerschei-nungen, die von zahlreichen katholischen Geistlichen undLaien sowieso angezweifelt wurden, sondern die Maß-nahmen seitens des preußischen Staates.Die Marpinger Bevölkerung fand verhältnismäßig wenigUnterstützung bei der Parteiführung der Zentrumspartei.Dazu kann die angegriffene Gesundheit von LudwigWindthorst in dieser Zeit beigetragen haben. Es wareneher Außenseiter der Zentrumspartei wie Edmund Prinzvon Radziwill und die Publizisten Georg Friedrich Das-bach und Paul Majunke, die sich für die Marpinger ein-setzten. Insbesondere Edmund Prinz von Radziwill ver-stand sich explizit als Anwalt der Marpinger Bevölkerungund reichte unter anderem Beschwerde beim Justizminis-terium in Berlin ein, um gegen die Einsperrung der Kin-der zu protestieren.[81]

4 Einlenken des Staates

4.1 Die ersten Gerichtsurteile

Bereits im November 1876 brachen die strafrechtlichenVorwürfe der Regierung in sich zusammen. Am 17. No-vember mussten die vier erwachsenen Visionäre aus derUntersuchungshaft entlassen werden. Am 19. Novemberverwarf das Landgericht Saarbrücken die Entscheidungdes Vormundschaftsgerichts St. Wendel, die Kinder indas Prinz-Wilhelm- und Mariannen-Institut einzuweisen.Da die Regierung unverzüglich erklärte, Revision einzu-legen, wurde die Entlassung der Mädchen weitere zwölfTage aufgeschoben. Am 30. Januar bestätigte das Ober-tribunal Berlin die Entscheidung des Landgerichts undverwarf das Revisionsbegehren des Staates. Am 1. De-zember 1876 wurden Kaplan Schneider und Pfarrer Ja-kob Neureuter aus der Haft entlassen.[82] Die MarpingerGemeinde empfing ihren Pfarrer mit dem festlichenWill-kommen, das Dutzenden von Kulturkampfpriestern in je-

ner Zeit bereitet wurde. Die jungen Marpinger Männerritten ihm auf der Straße nach St. Wendel entgegen undgaben ihm das Ehrengeleit zurück ins Dorf.[83] Am 20.Dezember wurden dann auch der Gemeindeförster KarlAltmeyer, Feldhüter Jakob Langendorf und Angela Klesfreigelassen.Der Übereifer der Gendarmen in Marpingen wurde nichtdirekt von den Gerichten geahndet. Allerdings wurdenbei den Verhandlungen vor dem Friedensgericht Tho-ley und St. Wendel zahlreiche Pilger und im Härtelwaldfestgenommene Personen entweder freigesprochen oderzu Geldstrafen verurteilt, die nur symbolischen Charak-ter hatten. Einen noch größeren Gesichtsverlust bedeu-tete es für den preußischen Staat, als der wegen Ver-leumdung der preußischen Armee angeklagte MatthiasScheeben am 14. April 1877 freigesprochen wurde. Ba-sis der Anklage war Scheebens Artikel, in dem er fest-gehalten hatte, die Armee habe sich in Marpingen wie inFeindesland verhalten. Die Zuchtpolizeikammer in Kölnkam zu dem Ergebnis, dass Scheebens Behauptungen imWesentlichen der Wahrheit entsprochen hätten, und stell-te darüber hinaus fest, dass sich Hauptmann Fragstein-Riemsdorff und seine Offiziere schwer kompromittierthätten. Die zuständige Appellationskammer des KölnerLandgerichts bestätigte knapp einenMonat später das Ur-teil erneut.[84] Dagegen wurde der Alsweiler Bürgermeis-ter Wilhelm Woytt am 7. Juli 1877 für schuldig befun-den, eine Marpinger Dorbewohnerin misshandelt zu ha-ben, die bei ihm um die Erlaubnis zum Betreten des Här-telwaldes nachgesucht hatte.

4.2 Der Fall Marpingen vor dem preußi-schen Landtag

Ehemaliges preußisches Regierungsgebäude für denRegierungsbezirk Koblenz in Koblenz, heute Sitz des BWB

Trotz der eindeutigen Gerichtsurteile weigerten sichdie zuständigen Verwaltungsbehörden bis hin zurProvinzregierung in Koblenz, die verschiedenen überMarpingen verhängten Maßnahmen zurückzunehmen.Der Zentrumspolitiker Julius Bachem brachte deswegengemeinsam mit drei weiteren Mitgliedern des Zentrumseinen von 77 Fraktionsmitgliedern unterzeichneten

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12 4 EINLENKEN DES STAATES

Antrag im preußischen Abgeordnetenhaus ein, der dieRegierung aufforderte, die Angelegenheit zu prüfen.Verlangt wurde unter anderem die Rückerstattung derüber Marpingen verhängten Strafsteuer von 4000 Mark,die Aufhebung des Zutrittsverbots für den Härtelwaldsowie disziplinarische Maßnahmen gegen die Beamten,die unvorschriftsmäßig und gesetzwidrig gehandelthatten.[85] Am 16. Januar fand im Abgeordnetenhauseine fast fünfstündige Debatte über die Marpinger Er-eignisse statt. Julius Bachem, der die Debatte eröffnete,betonte gleich zu Beginn, dass die Erscheinung selbstoder ihre theologische Würdigung für seinen Antragunerheblich seien. Julius Bachem räumte ein, dass es in-folge der Marpinger Erscheinungen an anderen Orten zuversuchten Betrügereien gekommen sei. Er betonte aber,dass die jeweilige örtliche Geistlichkeit bereit und fähiggewesen sei, diesen Schwindeleien zu begegnen. Bachemleitete dann zu einer Auflistung der von amtlicher Seitebegangenen Fehler über. Den Militäreinsatz in Mar-pingen bezeichnete er als rechtswidrig, wobei Bachemes jedoch vermied, das Militär direkt zur Zielscheibeseiner Kritik zu machen. Den anschließenden Gendar-merieeinsatz, bei dem Gendarmen aus der gesamtenRheinprovinz zusammengezogen worden waren, nannteer unverhältnismäßig. Im letzten Teil seiner Rede wandteer sich gegen die Rolle, die Regierungspräsident Wolff,der Kreissekretär Besser, der Geheimpolizist LeopoldFriedrich Wilhelm Freiherr von Meerscheidt-Hüllesemund der Alsweiler Bürgermeister Wilhelm Woytt gespielthatten.[86]

Auf Bachems Rede antwortete an Stelle des erkranktenpreußischen Innenminister Eulenburg der liberal gesinn-te Landwirtschaftsminister Karl Rudolf Friedenthal, derzunächst zu begründen suchte, warum die Behandlungder Angelegenheit im Parlament unzweckmäßig war. Erführte dann weiter aus, dass ohne staatliches Eingreifensich die Wallfahrten nach Marpingen zu einer Aufruhr-bewegung hätten entwickeln können und verteidigte da-mit die Hinzuziehung des Militärs als korrekt. In der Ver-teidigung der Handlungen einzelner Beamter blieb KarlRudolf Friedenthal vage und wies auf die bereits stattge-fundenen Prozesse hin. Die an seine Rede anschließendeDebatte wurde immer stürmischer, Ludwig Windthorst,der Führer der Zentrumspartei, der das letzte Wort hatte,wurde sogar ausgezischt.[87] Alle Anträge der Zentrums-partei wurden – wie angesichts der Mehrheiten im Parla-ment zu erwarten war – abgelehnt. Linksliberale Zeitun-gen wiesen jedoch auf die Schwächen in der Argumen-tation der Regierung hin, und den meisten Beobachternund Beteiligten war klar, dass die Verteidiger des staat-lichen Handelns in Marpingen eine Kulturkampf-Politikwürdigten, von der Otto von Bismarck gerade zunehmendAbstand nahm.[88]

4.3 Der letzte Prozess

Der letzte Prozess in Zusammenhang mit den Mariener-scheinungen begann im März 1879. 19 Personen wurdenvor der Zuchtpolizeikammer Saarbrücken angeklagt: Dievier noch lebenden Elternteile der dreiMädchen, SusannaLeists Schwester Margaretha, die Geistlichen Neureuter,Eich, Schneider, Schwaab und Dicke, der Publizist Thoe-mes aus Baden, sechs erwachsene Männer, die behaupte-ten, die Erscheinung gesehen zu haben, die Lehrerin An-dré und der Förster Altmeyer. Die Anklage auf Aufruhroder Landesfriedensbruch waren nach mehr als zwei Jah-ren Ermittlung fallengelassen worden. 17 der Personenwaren wegen Betruges, Versuchs des Betruges und Bei-hilfe zum Betrug angeklagt. Pfarrer Eich und dem Ge-meindeförster Altmeyer wurde vorgeworfen, gegen dieöffentliche Ordnung verstoßen zu haben.[89] Verteidigtwurden die Angeklagten vom Rechtsanwalt Simons vomZuchtpolizeigericht Saarbrücken sowie von Julius Ba-chem, der bereits inmehrerenGerichtsprozessen des Kul-turkampfes als Verteidiger fungiert hatte. Der Staat botim Verlauf der zweiwöchigen Verhandlung nicht wenigerals 170 Zeugen auf, während sich die Verteidigung auf26 begrenzte. Trotz des Fülle des Materials gelang es derAnklage nicht, einen überzeugenden Fall zu konstruieren.Viele der von der Anklage geladenen Zeugen weigertensich, belastende Aussagen zu machen, und konnten oderwollten sich nicht mehr an Details von Zeit, Ort oder in-volvierte Personen erinnern. Das Gericht verwarnte zahl-reiche der Zeugen und ließ die Witwe Blies aus Marpin-gen noch im Gerichtssaal wegen Verdachts auf Meineidverhaften, was sie mit den Worten kommentierte: „Dasist der Weg für mich zum Himmel“.[90]

Unzweifelhaft hatten Marpinger Einwohner von den Pil-gern materiell profitiert. Auch die Eltern der drei Se-herinnen hatten für die Beherbergung von LogiergästenGeld genommen. Mit keiner der Zeugenaussagen konn-te aber belegt werden, dass Geldgier die Erscheinungenüberhaupt erst ausgelöst hatte oder dass Wallfahrtsme-daillen oder ähnliches bereits vor den Erscheinungen be-stellt worden waren.[91] Den moralischen sowie krimi-nologischen Zusammenbruch der Anklage markierte dasVerhör des Berliner Detektivs Leopold Friedrich Wil-helm Freiherr von Meerscheidt-Hüllesem durch die Ver-teidigung, bei dem es Julius Bachem weitgehend gelang,den Detektiv zu diskreditieren. Zu Sprache kamen unteranderem sein erster Bericht über Marpingen, in dem derDetektiv die Marpinger Bürger als „franzosenfreundlich“bezeichnete, seine Empfehlungen, zwei der minderjäh-rigen Seherinnen in eine Irrenanstalt einzuliefern, undsein mehrfaches Drängen, Pfarrer Neureuter zu verhaf-ten. Zur Sprache kam auch, dass der Detektiv Marga-retha Kunz, einer der drei minderjährigen Seherinnen,fünf Mark angeboten hatte. Der Detektiv wollte sich erstnach Verlesen der entsprechenden Stelle einer früherenAussage an diesen Vorfall erinnern und ließ die Frageder Verteidigung, ob Margaretha Kunz das Geld tatsäch-lich angenommen oder ihm nicht vielmehr das Geld vor

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die Füße geworfen habe, unbeantwortet. Sie wurde auchnicht mehr durch ein weiteres Kreuzverhör aufgeklärt,da der Detektiv von seiner Berliner Behörde zurückberu-fen wurde. Die zwei Bedürftigen, an die damals die fünfMark weitergeschenkt worden waren, mussten gleichfallsnicht mehr in den Zeugenstand, weil das Gericht derArgumentation der Verteidigung folgte. Der vorsitzen-de Richter referierte stattdessen zwei beim Gericht ein-gegangene Briefe des Berliner Detektivs, in denen die-ser mehrere Punkte früherer Aussagen korrigierte. Darinhielt Meerscheidt-Hüllesem auch fest, dass sein Schluss,Margaretha Kunz habe die fünf Mark genommen, „sowohl doch nicht richtig“ sei.[92]

In seinem Schlussplädoyer forderte Oberprokurator Patt-berg Haftstrafen zwischen einem und drei Jahren fürMagdalena Kunz, Mutter einer der Seherinnen, für Pfar-rer Neureuter, für Kaplan Dicke, Dr. Thoemes und vierder erwachsenen Visionäre. Der Oberprokurator begrün-dete dies damit, dass diese Personen die Visionärinnennoch nach ihrem Widerruf aus Motiven der persönlichenBereicherung und materieller Vorteile für die Pfarrkirchein ihren Lügen ermutigt hätten. Julius Bachem dagegenbeantragte Freispruch für alle. Das Gericht vertagte sichfür dreiWochen, am 5. April 1879 verkündeten die Rich-ter den Freispruch für alle Beschuldigten. Die Kosten desVerfahrens hatte der Staat zu tragen.[93]

Die katholische Presse feierte die Freisprüche und hinter-fragte, ob nicht schon die Voruntersuchungen eindeutiggezeigt hätten, dass es an faktischen Beweisen für den Be-trugsvorwurf gefehlt habe. Ein kritischer Kommentatorschätzte die Kosten für Voruntersuchung und Prozess aufmehr als 100.000Mark. Bereits am 9. April 1879 wurdenfast alle inMarpingen stationierten Gendarme abgezogen.Die letzten zwei Gendarme wurden im November 1879an einen anderen Einsatzort versetzt. Im Mai 1879 wur-de der freigesprochene Gemeindeförster Altmeyer, dervom Dienst suspendiert worden war, unter voller Rück-erstattung seiner Bezüge wieder in sein Amt eingesetzt.1880 vermeldete das preußischeMilitärwochenblatt, dassmehrere Offiziere des 4. Rheinischen Infanterieregimen-tes in Saarlouis, zu dem die 1876 in Marpingen statio-nierte Kompanie gehörte, am 2. März 1880 mit Pensi-on zur Disposition gestellt wurden. Dazu zählten nebendemOberst von Schön, demKommandanten des 4. Rhei-nischen Infanterieregiments, auch Hauptmann Fragstein-Riemsdorff.[94]

5 Die Reaktion der römisch-katholischen Kirche

Das Konzil von Trient hatte bereits im 16. Jahrhundertfestgelegt, dass einer privaten Offenbarung eine kanoni-sche Untersuchung zu folgen habe. Im Falle der Marpin-ger Marienerscheinungen verzögerte sich die Einleitungeiner offiziellen kirchlichen Untersuchung, weil infolge

Johann Theodor Laurent

des Kulturkampfes die Führung der Diözese in den Un-tergrund getrieben worden war. In Ermangelung eines Bi-schofs oder eines Generalvikars wurde die Diözese durchdrei apostolische Geheimdelegate geleitet, deren Kraftaber von den durch den Kulturkampf aufgeworfenen Pro-blemen weitgehend gebunden war. Ein positives Urteilder Kirche über die Marpinger Marienerscheinung hät-te in den 1870er Jahren die politischen Spannungen zwi-schen der Diözese und der Regierung der Rheinprovinzverschärft.[95]

Der erste Schritt in Richtung einer kanonischen Unter-suchung war die Aufnahme der drei Mädchen in demEchternacher Kloster der Schwestern vom armen Kin-de Jesus im Mai 1878. Diese erst 1844 von Clara Feygegründete Kongregation widmete sich vor allem derBetreuung weiblicher Jugendlicher. Da es auf Grundder Vertreibung der geistlichen Orden in der DiözeseTrier keine Frauenklöster mehr gab, war die Unterbrin-gung in diesem nahegelegenen luxemburgischen Klos-ter eine pragmatische Lösung. Johannes Theodor Lau-rent, der Direktor des Ordens und Titularbischof vonChersones, war ein angesehener Mariologe, der als Ti-tularbischof von Rom mit verschiedenen heiklen Mis-sionen betraut worden war und Deutsch als Mutter-sprache beherrschte.[96] Laurent, der im Mutterhaus derSchwestern vom armen Kinde Jesus im niederländischen

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14 6 DIE DREI SEHERINNEN

Simpelveld lebte, konnte keine kanonischen Untersu-chungen durchführen, weil ihm nicht alle Unterlagen vor-lagen. Er befasste sich stattdessen allein mit einer 49-seitigen Aussage der Mädchen, die im November 1878durch eine von Pfarrer Neureuter beauftragte Ordensfrauprotokolliert worden war, und untersuchte diese auf ihreinnere Schlüssigkeit.Johannes Theodor Laurent kam in seiner im Mai 1880verfassten Stellungnahme zu dem Schluss, dass die vonden Kindern beschriebenen Erscheinungen der MutterGottes unwürdig seien. Dazu zählte das „gespensterartigeNachziehen“ hinter den Kindern her, ihr Erscheinen inKüchen und Scheunen, nachdem der Härtelwald gesperrtworden war, und ihre häufigen Kostümwechsel. In denvon der Erscheinung benutzten Worten sah er bloß ei-ne Nachäffung der Marienerscheinungen von Lourdes,einige der Unterhaltungen nannte Laurent „unanständigund unverständig“, und andere drehten sich seiner An-sicht nach um banale Nichtigkeiten. Laurent vermisstebei denMädchen auch eine Ergriffenheit und Durchdrun-genheit von ihrem besonderen religiösen Erlebnis. Dieberichteten Heilungen waren aus seiner Sicht nicht an-gemessen untersucht, und die vermeintlichen Heilmetho-den, wie beispielsweise das von den Kindern angeleite-te Berühren des unsichtbaren Fußes der Jungfrau Maria,fand er fragwürdig.[97] Deutlicher wurde Johannes Theo-dor Laurent in Bezug auf Aspekte der Erscheinungen, dieauf Episoden der Evangelien anspielten:[98]

„Wen dies frevelhafte Spielen mit denhöchsten Geheimnissen der Religion nichtüberzeugt, daß die ganze Erscheinung mit al-lem was daran hängt, nichts als eine höllischeGaukelei war, der muß um alles ChristlicheGefühl und Verständnis gekommen sein.“

Der zentrale Ansatzpunkt für das vernichtende UrteilLaurents war das von den Mädchen berichtete Erschei-nen des Teufels in Begleitung der Mutter Gottes, das be-reits allen Geistlichen, die sich für dieMarpinger Erschei-nungen interessiert hatten, Kopfzerbrechen bereitet hatte.Für Laurent war es das Indiz für den „diabolischen Cha-rakter und Ursprung“ der Erscheinungen.[98]

Zum Zeitpunkt der Stellungnahme Laurents gab es inTrier nach wie vor keinen Bischof, der eine vollständi-ge Aufarbeitung der Marpinger Erscheinungen veranlas-sen konnte oder die Katholiken seiner Diözese über ei-nen Hirtenbrief auf die Zweifelhaftigkeit der Erschei-nung hinweisen konnte. In Trier entschied man sich, dieStellungnahme unter Verschluss zu halten, und ließ diedrei Visionärinnen weiterhin in klösterlicher Abgeschie-denheit leben. Das änderte sich auch nicht, als im Sep-tember 1881 Michael Felix Korum zum neuen Bischofvon Trier ernannt wurde. Er widmete sich vor allem demWiederaufbau der Diözese Trier. Nach Ansicht von Da-vid Blackbourn verzichtete Bischof Korum auf die Ver-öffentlichung des vernichtenden Materials zu den Mar-

pinger Marienerscheinungen aus Rücksichtnahme gegen-über den betroffenen Familien, aus Scheu vor der peinli-chen Lage, in die sich die Kirche durch Veröffentlichunggebracht hätte, und weil eine Veröffentlichung dem Wie-deraufbau der Diözese vermutlich erheblich geschadethätte. Im Bistum Regensburg waren fast gleichzeitig zudemMarpinger Fall Marienerscheinungen berichtet wor-den, die vom Regensburger Bistum als nicht glaubwürdigverurteilt worden waren. Danach war das Bistum, das vonden Folgen des Kulturkampfes erheblich weniger betrof-fen war, zehn Jahre lang damit beschäftigt, seinem UrteilGeltung zu verschaffen.[99]

6 Die drei Seherinnen

Keine der drei ursprünglichen Seherinnen erreichte einhohes Lebensalter. Susanna Leist, die noch während ihresKrankenhausaufenthaltes erkrankte, wurde nachMarpin-gen zurückgebracht und starb dort im Jahre 1882 im Al-ter von 14 Jahren.[100] Katharina Hubertus blieb im Or-den der Schwestern vom armen Kinde Jesus, wechselteaber in das Mutterhaus dieses Ordens im niederländi-schen Simpelveld. Dort lebte auch ihre ältere Schwester,die mit Ablegen des Ordensgelübde den Namen Irenäaangenommen hätte. Katharina Hubertus legte ihr Gelüb-de im Juni 1897 ab und starb als Schwester Hugolina am24. Dezember 1904 in Aachen.[101]

Margaretha Kunz, die jüngste der drei Seherinnen, leb-te bis 1885 im Kloster in Echternach. Sie verließ es, umals Hausmädchen bei einem Pfarrer in Münster zu le-ben, wo eine ihrer älteren Schwestern als Novizin beiden Clemensschwestern lebte. In Münster gestand Mar-garetha Kunz erstmals bei der Osterbeichte 1887 gegen-über einem Priester, dass sie über die Erscheinung gelo-gen habe. Nachdem sie sich einige Monate später auchder Haushälterin des Pfarrers, für den sie arbeitete, an-vertraute, erfuhr Pfarrer Jakob Neureuter von ihrem Ge-ständnis, auf dessen ausdrücklichen Wunsch MargarethaKunz im Februar 1888 in das Kloster ST. Joseph im heu-tigen Toruń ging, wo sie gleichfalls unter dem NamenMaria Althof als Dienstmädchen arbeitete. Dort verfass-te sie im Januar 1889 ein umfassendes handschriftlichesGeständnis, das mit den Worten beginnt:[102]

„Ich bin eines der drei Kinder, die vor bei-nahe dreizehn Jahren in Marpingen das Ge-rücht ausstreuten die Mutter Gottes gesehenzu haben und muß leider das tief demütigendeGeständnis machen, dass alles ohne Ausnahmeeine einzige grosse Lüge war“

Das Geständnis, in dem Margaretha Kunz auch von ih-rer Beichte in Münster berichtet, wurde von einer derSchwestern des Klosters bestätigt und an Bischof Ko-rum in Trier weitergeleitet. Margaretha Kunz trat nachihrem Geständnis als Novizin unter dem Namen Maria

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15

Bischof Dr. Michael Felix Korum, Trier

Stanislaus in den Klarissenorden ein. Gesichert ist, dassBischof Korum Margaretha Kunz und Katharina Huber-tus nach Trier kommen ließ. Bischof Korum entschiedsich aber auch danach nicht, diese gemeinsam mit denUntersuchungen von Bischof Laurent an die Öffentlich-keit zu bringen. Auch eine weitere Untersuchung fand of-fenbar nicht statt. Lediglich aus späteren Niederschrif-ten gibt es Hinweise auf ein 1905 stattgefundenes Ge-spräch zwischen Bischof Korum und Pfarrer NeureutersNachfolger, in dem Bischof Korum den Pfarrer infor-mierte, dass beide Ordensschwestern mittlerweile zu demSchluss gekommen seien, damals einer Täuschung erle-gen zu sein.[103] Über den weiteren Lebensweg von Mar-garetha Kunz sind nur Bruchstücke bekannt, die aberdarauf hinweisen, dass sie das ihr auferlegte Stillschwei-gen über die Erscheinungen einhielt und sie gegenüberanderen Schwestern ihren Glauben an die Echtheit derErscheinungen bekräftigte. Das ist vermutlich auch derGrund gewesen, dass sie aus dem Klarissenorden wiederausschied. Sie fand – vermutlich durch Vermittlung vonPfarrer Neureuter – Aufnahme bei den Schwestern vonder göttlichen Vorsehung, dem sie als Schwester Olym-pia 15 Jahre lang angehörte. Sie starb im September 1905in der Niederlassung dieses Ordens im niederländischen

Steyl.[104]

7 Die Marpinger Marienvereh-rungsstätte

Mit dem Ende des Kulturkampfes entspannte sich dasVerhältnis zwischen dem Deutschen Kaiserreich und derrömisch-katholischenKirche zunehmend. Der Trierer Bi-schof Korum pries 1891 auf einer Firmungsreise im De-kanat Saarlouis Papst und Kaiser als die „wahren Füh-rer der Arbeiter“.[105] Die Marienerscheinungen in Mar-pingen hatten zu dem Zeitpunkt ihre politische Brisanzlängst verloren, blieben als religiöses Ereignis jedoch inErinnerung. 1932 gründete sich in Marpingen ein Kapel-lenverein, der mit Hilfe von Darlehen und Spenden so-wie unentgeltlichen Arbeitsleistungen daranging, die vonder Marpinger Bevölkerung gewünschte Kapelle am Er-scheinungsort doch noch zu errichten. Maßgeblich vor-angetrieben wurde dies vom Marpinger BauunternehmerHeinrich Recktenwald, der damit ein Gelübde erfüllte,das er während des ErstenWeltkrieges abgelegt hatte.[106]1934 veröffentlichte Friedrich Ritter von Lama ein Buchmit dem Titel Die Muttergottes-Erscheinungen in Marpin-gen, deren mangelnde Anerkennung er ein „Opfer desKulturkampfes“ nannte. Das weit verbreitete Buch wur-de mehrfach wieder aufgelegt.[107] In den 1950er Jahrenwurde an der Quelle im Härtelwald ein Auffangbeckenangelegt und in den 1970er Jahren der steile Anstieg zurQuelle zu einemKreuzwegmit Stationsbildern ausgebaut.Der Kapellenverein pflegte diese Anlage und unterhieltzeitweilig ein Pilgerheim für auswärtige Besucher. DiePilger kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, son-dern auch aus Frankreich, Schweiz, Österreich, England,USA und Kanada.[108]

8 Literatur

• David Blackbourn:Marpingen – Das deutsche Lour-des in der Bismarckzeit; Historische Beiträge desLandesarchivs Saarbrücken, Band 6; Saarbrücken2007; ISBN 978-3-9808556-8-6

• Michael B. Gross: The War against Catholicism– Liberalism and the Anti-Catholic Imagination inNineteenth-Century Germany; The University ofMi-chigan Press, Ann Arbor 2007; ISBN 0-472-11383-6

• Gabriele Oberhauser: Wallfahrten und Kultstättenim Saarland - Von der Quellenverehrung zur Mari-enerscheinung. Saarbrücker Druckerei und Verlag,Saarbrücken 1992, ISBN 3-925036-67-9

• Martin Persch und Bernhard Schneider (Hrsg): Aufdem Weg in die Moderne - Geschichte des Bistums

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16 10 EINZELNACHWEISE

Trier, Band 4, Paulinus Verlag, Trier 2002, ISBN 3-7902-0274-6

9 Weblinks

Wikisource: Die Glaubwürdigkeit der Wunder-heilungen in Lourdes und Marpingen – von JakobFrohschammer in „Die Gartenlaube“, 1878

• Spiegelartikel aus dem Jahre 1999 über erneute Er-scheinungsberichte

• Webpage der Marienverehrungsstätte Härtelwald,die Webpage enthält keine Hinweise auf die Ereig-nisse in den Jahren 1876 und 1877

10 Einzelnachweise[1] Blackbourn, S. 32.

[2] Blackbourn, S. 33.

[3] Blackbourn, S. 62 f.

[4] Oberhauser, S. 165.

[5] Gross, S. 30–32, 35f.

[6] Gross, S. 36f.

[7] Gross, S. 57

[8] Gross, S. 32

[9] Gross, S. 35

[10] Gross, S. 39

[11] Gross, S. 100–102

[12] Gross, S. 68f.

[13] Gross, S. 87–89

[14] Gross, S. 131

[15] Blackbourne, S. 83, 93

[16] Hugh McLoad: Secularisation in Western Europe, 1848–1914; European Studies Series; New York 2000; ISBN 0-312-23511-9; S. 210

[17] Oberhauser, S. 168

[18] Blackbourn, S. 128

[19] Blackbourn, S. 129

[20] Blackbourn, S. 133

[21] Blackbourn, S. 138

[22] Blackbourn, S. 139

[23] Blackbourn, S. 140

[24] Blackbourn, S. 141–143

[25] Blackbourn, S. 147

[26] Oberhauser, S. 166

[27] Blackbourn, S. 153

[28] Blackbourn, S. 165

[29] Blackbourn, S. 166f.

[30] Blackbourn, S. 167

[31] Blackbourn, S. 174–179

[32] Blackbourn, S. 154

[33] Blackbourn, S. 150–153

[34] Blackbourn, S. 152

[35] Blackbourn, S. 155

[36] Blackbourn, S. 156

[37] Blackbourn, S. 180–182

[38] Hugh McLoad: Secularisation in Western Europe, 1848–1914; European Studies Series; New York 2000; ISBN 0-312-23511-9; S. 126 4.

[39] Blackbourn, S. 188

[40] Blackbourn, S. 189f.

[41] Blackbourn, S. 189

[42] Hugh McLoad: Secularisation in Western Europe, 18480–1914; European Studies Series, New York 2000; ISBN 0-312-23511-9; S. 99

[43] Blackbourn, S. 193, 198

[44] Blackbourn, S. 239.

[45] Blackbourn, S. 235 f.

[46] Blackbourn, S. 241.

[47] Blackbourn, S. 238.

[48] Blackbourn, S. 257.

[49] Blackbourn, S. 265

[50] Blackbourn, S. 244

[51] Blackbourn, S. 248–249

[52] Blackbourn, S. 182

[53] Blackbourn, S. 183f.

[54] Blackbourn, S. 185

[55] Gross, S. 228–230

[56] Blackbourn, S. 330f.

[57] Gross, S. 229

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17

[58] Blackbourn, S. 245

[59] Blackbourn, S. 247

[60] Blackbourn, S. 298f., 304

[61] Blackbourn, S. 309

[62] Oberhauser, S. 166–167

[63] Blackbourn, S. 271f.

[64] Blackbourn, S. 272

[65] Blackbourn, S. 272f.

[66] Blackbourn, S. 310

[67] Blackbourn, S. 274

[68] Blackbourn, S. 276

[69] Blackbourn, S. 285

[70] Öffentliche Bekanntmachung vom 15. Juli 1876, zitiertnach David Blackbourn, S. 277

[71] Blackbourn, S. 277f.

[72] Blackbourn, S. 278

[73] Oberhauser, S. 167

[74] Blackbourn, S. 278f.

[75] Blackbourn, S. 281f.

[76] Blackbourn, S. 292f.

[77] Oberhauser, S. 167

[78] Blackbourn, S. 283–285

[79] Blackbourn, S. 287f., 290

[80] Blackbourn, S. 320–322

[81] Blackbourn, S. 323–327

[82] Blackbourn, S. 355

[83] Blackbourn, S. 317

[84] Blackbourn, S. 356 und S. 358

[85] Blackbourn, S. 361

[86] Blackbourn, S. 363–368

[87] Blackbourn, S. 374f.

[88] Blackbourn, S. 377

[89] Blackbourn, S. 378

[90] Zitat aus Blackbourn, S. 381. Zur Zahl der Zeugen sieheS. 387f.

[91] Blackbourn, S. 388

[92] Blackbourn, S. 391

[93] Blackbourn, S. 391–393

[94] Blackbourn, S. 393

[95] Blackbourn, S. 395, 400

[96] Blackbourn, S. 404

[97] Blackbourn, S. 406–408

[98] Blackbourn, S. 409

[99] Blackbourn, S. 411–419

[100] Blackbourn, S. 411

[101] Blackbourn, S. 412

[102] zitiert nach Blackbourn, S. 113

[103] Blackbourn, S. 413–416

[104] Blackbourn, S. 412, 417 f.

[105] Oberhauser, S. 168

[106] Oberhauser, S. 169

[107] Oberhauser, S. 169

[108] Oberhauser, S. 170

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18 11 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

11 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

11.1 Text• Marienerscheinungen in Marpingen 1876/1877 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Marienerscheinungen%20in%20Marpingen%

201876/1877?oldid=130909290 Autoren: Aka, Ziko, Rabanus Flavus, Asthma, Dietrich, Wiegels, Nepomucki, BS Thurner Hof, PDD,Schaengel, Xocolatl, Eryakaas, $traight-$hoota, MAY, Gugerell, Harry8, Invisigoth67, GMH, Alter Fritz, Murfatlar123, Hozro, Agathenon,Tipptopp, Bremond, Rotkaeppchen68, HFrankDM,Wivoelke, Ute Erb, Steak, ArthurMcGill, Inkowik, Boobarkee, ✓, Berita, Pflastertreter,Rr2000, Andreas aus Hamburg in Berlin, Wirama, BoyBoy, Starshollow, Wiguläus, Alpöhi, Fredo 93, DerGraueWolf, Tkvu, Markieman,Assayer, HiW-Bot, Campoman, RonnyK80, Cool-sidney, Ossi Tray, Wheeke und Anonyme: 10

11.2 Bilder• Datei:1834_Helene.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/9/97/1834_Helene.jpg Lizenz: ? Autoren:

[1] Originalkünstler:unbekannter Fotograf

• Datei:Bernadette_Soubirous.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/98/Bernadette_Soubirous.jpg Lizenz: Pu-blic domain Autoren:Weltwoche 8/08 Originalkünstler: Unknown

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• Datei:Kladderadatsch_1875_-_Zwischen_Berlin_und_Rom.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/81/Kladderadatsch_1875_-_Zwischen_Berlin_und_Rom.png Lizenz: Public domain Autoren: Kladderadatsch 16. Mai 1875; wieder in:<a data-x-rel='nofollow' class='external text' href='http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/klabismarck1890'>Bismarck-Album desKladderadatsch. Mit dreihundert Zeichnungen von Wilhelm Scholz und vier facsimilierten Briefen des Reichskanzlers. Berlin 91890, S.86</a> Originalkünstler:Wilhelm Scholz

• Datei:Koblenz_im_Buga-Jahr_2011_-_Rheinanlagen_09.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ae/Koblenz_im_Buga-Jahr_2011_-_Rheinanlagen_09.jpg Lizenz: CC-BY-SA-3.0-de Autoren: Eigenes Werk Originalkünstler: HolgerWeinandt

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11.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0