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Samstag, 3. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9 Statt Lärm und Farbflecken jetzt Stress an der Maus Die Digitalisierung ist für Arbeitnehmer eine Umstellung: Drucker Josef Waas hat sie gemeistert Von Simon Kunert D ie Digitalisierung hat unsere Gesellschaft fest im Griff. Smartphones, Laptops, elektroni- sches Spielzeug oder intelligente Raumklimasteuerungen: Fast jeder unserer Lebensbereiche wird mitt- lerweile von Rechnern (mit-)gesteu- ert. Mit am eindringlichsten zeich- net sich die Veränderung in unserer Arbeitswelt ab. Arbeitsplätze wie der von Josef Waas haben sich in den vergangenen Jahrzehnten ge- waltig verändert. Mit ihm beginnen wir unsere neue Serie zum Thema: „Ostbayern 4.0“. Ganz dicht geht Josef Waas ran an die Zeitung. Das Auge auf eine Lupe gepresst, sucht er nach Feh- lern. Fehler beim Druck an Bildern, Ecken oder Falz. Ein prüfender Blick reicht dem erfahrenen Dru- cker, dann blättert er weiter. Seit mehr als 42 Jahren steht Waas in dieser gebückten Haltung vor sei- nem Arbeitstisch und kontrolliert sein eigenes Werk. Stimmt etwas nicht, korrigiert er nach. Früher per Hand, heute mit bedächtigem Zei- gefinger auf dem Computer. Anders als seine jüngeren Kolle- gen verbringt der dienstälteste Dru- cker der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung nur in der Arbeit Zeit am Bildschirm. Der 61-Jährige ist kein Digital Native – und will auch keiner sein. „Ich habe keinen Spaß daran, in einen Kasten zu schauen. Ich gehe lieber in den Wald oder zum Stockschießen“, sagt er. Bis vor ein paar Jahren hatte er deshalb keinen eigenen Compu- ter zu Hause. Neue Druckmaschine bringt Veränderung Als jedoch klar ist, dass im März 2009 eine neue Druckmaschine an Waas’ Arbeitsplatz am Aster Weg in Straubing gebaut wird, bahnt sich für den gelernten Buch- und Akzi- denzdrucker eine Umstellung an. Die teils analogen Druckprozesse werden komplett digitalisiert. Zei- tungsinhalte werden per Mausklick in die Druckmaschine geladen, ton- nenschweres Papier rollt auf elek- tronischen Befehl an und Farbbe- hälter werden automatisch aufge- füllt. Dinge, die Waas früher an- hand von Ausdrucken, Telefonaten und Absprachen mit den Kollegen erledigte, sind jetzt Teil eines Com- puterprogramms. „Für einen 55-Jährigen, der keine Maus bedie- nen konnte, ist das schon eine Um- stellung“, sagt Waas rückblickend. Doch der Familienvater ist keiner, der Veränderungen grundsätzlich ablehnt. Er habe das Computerzeug halt nie gebraucht, sagt er. Zum Einkaufen fahre er lieber in ein Ge- schäft, und seinen Urlaub will er im Reisebüro buchen. Jetzt, da er muss, nimmt er die Herausforderung an, kauft sich einen Computer, lässt sich das nötige PC-Wissen vermit- teln und übt die Mausbedienung. Die Fortbildungen des Druckma- schinenherstellers helfen ihm dabei. „Zu der Zeit war er Tag und Nacht in der Arbeit“, sagt seine Ehefrau Theresa. Der Beruf des Zeitungsdruckers ist kein 9-bis-17-Uhr-Beruf. Der Arbeitstag beginnt erst gegen acht Uhr abends. Zwischen 23 Uhr und Mitternacht ist Andruck. Innerhalb von 3,5 Stunden müssen in Strau- bing 82000 Zeitungen produziert werden. Sind sie bis 3 Uhr nicht fer- tig, gerät eine ganze Kette ins Sto- cken. Sortierer, Ausfahrer, Zei- tungsträger und Kioske warten auf ihre Ware. Unter Zeitdruck standen die Dru- cker schon immer. Was sich in den vergangenen Jahren veränderte, ist ihr Tätigkeits- und Verantwor- tungsbereich. Bei analogen Syste- men gab es Experten für jeden Fachbereich. „Besonders in der Ak- zidenzdruckerei hatte jeder seine eigene Maschine. Wenn du da einer fremden zu nahe gekommen bist, hieß es: ,Was willst’n da?‘“, sagt Waas, den jeder nur Sepp nennt. Aufgabenfeld des Druckers hat sich stark erweitert Heute werden durch Sensoren Parameter gemeldet, die jeder Mit- arbeiter deuten und verarbeiten können muss. „Die Prozessüberwa- chung hat neben der Regelung eine übergeordnete Rolle eingenom- men“, erklärt Theo Zintel vom Bun- desverband Druck und Medien. Je- der müsse deshalb alles können. „Diese Vernetzung der Arbeitsab- läufe ist die größte Veränderung, die die Digitalisierung mit sich bringt“, erklärt er. Dementsprechend habe sich auch die Ausbildung verändert. „Es reicht nicht, bequem ein paar Knöpfchen zu drehen. Ich muss den gesamten Arbeitsablauf verstehen und im Blick haben.“ Das reiche von der Arbeitsvorbereitung und Gestaltung bis hin zum Sortieren, Falzen und Kleben. Drucker heißen deshalb mittlerweile „Medientech- nologen Druck“ und erlernen ein sehr viel weiteres Aufgabenfeld als noch vor zehn bis 15 Jahren. Als Waas 1974 bei unserer Me- diengruppe anfängt, herrscht der Bleisatz-Druck vor. Der Satz für die Druckplatten wurde damals von Setzern mit einzelnen Lettern zu- sammengesetzt, in Pappematern eingeprägt, halbrund gebogen, mit Blei hintergossen und die Druck- form anschließend von Hand in die Maschine gehoben. „Eine Platte hatte da um die acht Kilogramm. Wenn man viel umrüsten musste, war das sehr schweißtreibend“, er- klärt Waas. Die Drucker arbeiteten direkt an ihrem Gerät. Sie maßen, fühlten, hörten, wie die Maschinen arbeiteten. Für viele Einstellungen wie Blattfeuchtigkeit, Farbgebung oder Bahnspannung brauchte es Fingerspitzengefühl. Die Zeitung ging dem Drucker durch die Hände. „Das waren schon schöne Zeiten, aber heute ist es doch schöner“, sagt Waas. Denn was romantisch klingt, hat mehr Schatten- als Sonnensei- ten. „Drucken war damals echte Handarbeit. Es war laut und wir kamen verschwitzt und voller Farbe nach Hause“, sagt Josef Waas. Das sei heute besser, wenngleich nicht alles Gold ist, was glänzt. Mit dem Überblick weitete sich auch die Verantwortung aus. Und: „Jeder Mausklick wird protokolliert. Du bist ein gläserner Mensch“, sagt Waas. Man müsse deshalb die ganze Schicht über voll konzentriert sein. „Früher war da mal ein Leerlauf drin. Den gibt es heute nicht mehr. Die Maschine verzeiht keine Fehler mehr.“ Dadurch erhöhe sich der Stressfaktor. Dennoch macht er auf seine Frau einen entspannteren Ein- druck, seit die digitale Neuerung da ist. „Die Arbeit ist leichter gewor- den. Der Computer hilft. Ich glaube, dadurch wurde die Belastung für ihn geringer.“ Auch für Theresa Waas selbst hat die Umstellung ei- nen Vorteil. „Seine Hosen sind nicht mehr so dreckig. Das macht das Wa- schen einfacher“, sagt sie. Umsätze in Druckindustrie auf konstantem Niveau Die Umsätze in der Druckindus- trie sind seit 2005 nur minimal ge- sunken. Von einem aussterbenden Beruf angesichts des Zeitungsster- bens kann für Verbandsvertreter Zintel deshalb keine Rede sein. „Der Digitaldruck ist unglaublich auf dem Vormarsch. Der wird ei- gentlich nur noch durch maschinen- bautechnische Probleme gebremst.“ Beim Werbe- und Verpackungs- druck sei er nicht mehr wegzuden- ken. Beim Zeitungsdruck, der in Deutschland etwa zehn Prozent des Umsatzes im Druckgeschäft aus- macht, kommt er bisher nur sehr selten zum Einsatz. Doch auch hier arbeiten die Techniker mit Hoch- druck an Lösungen, um mehr als die derzeit möglichen 12000 Exemplare pro Stunde drucken zu können. Der Vorteil beim Digitaldruck: Jede Zeitung ist individualisierbar. Jeder Kunde könnte sich seine Zei- tung nach seinen Vorstellungen be- stellen. Mit oder ohne Sportteil, mit Sonderseiten zu einem bestimmten Thema, mit personalisierter Wer- bung und so weiter. Josef Waas lässt dieser Ausblick kalt. Ab Januar wird er sich nur noch als Leser für die alten Zeiten und den schnellen Wechsel interes- sieren. Im Ruhestand wird er sich dann wohl erneut denken: „Das wa- ren schon schöne Zeiten, aber heute ist es doch schöner.“ Josef Waas bei der Zeitungskontrolle an seinem Kommandostand. (Fotos: ks) Am liebsten hält sich der 61-Jährige aber weit weg von Computer und Touch- screen im eigenen Garten oder Wald auf. Das Zusammenführen der einzelnen Papierbahnen in das Falzwerk bedarf noch händischer Mithilfe. 0 01 8A6LniQo

8A6LniQo WIRTSCHAFT IN DER REGION 9 St att Lärm und F … · Samstag, 3. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9 St att Lärm und F arbf leck en jetzt Str ess an der Maus Die Digit

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Samstag, 3. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Statt Lärm und Farbflecken jetzt Stress an der MausDie Digitalisierung ist für Arbeitnehmer eine Umstellung: Drucker Josef Waas hat sie gemeistert

Von Simon Kunert

D ie Digitalisierung hat unsereGesellschaft fest im Griff.

Smartphones, Laptops, elektroni-sches Spielzeug oder intelligenteRaumklimasteuerungen: Fast jederunserer Lebensbereiche wird mitt-lerweile von Rechnern (mit-)gesteu-ert. Mit am eindringlichsten zeich-net sich die Veränderung in unsererArbeitswelt ab. Arbeitsplätze wieder von Josef Waas haben sich inden vergangenen Jahrzehnten ge-waltig verändert. Mit ihm beginnenwir unsere neue Serie zum Thema:„Ostbayern 4.0“.

Ganz dicht geht Josef Waas ran andie Zeitung. Das Auge auf eineLupe gepresst, sucht er nach Feh-lern. Fehler beim Druck an Bildern,Ecken oder Falz. Ein prüfenderBlick reicht dem erfahrenen Dru-cker, dann blättert er weiter. Seitmehr als 42 Jahren steht Waas indieser gebückten Haltung vor sei-nem Arbeitstisch und kontrolliertsein eigenes Werk. Stimmt etwasnicht, korrigiert er nach. Früher perHand, heute mit bedächtigem Zei-gefinger auf dem Computer.

Anders als seine jüngeren Kolle-gen verbringt der dienstälteste Dru-cker der Mediengruppe StraubingerTagblatt/Landshuter Zeitung nur inder Arbeit Zeit am Bildschirm. Der61-Jährige ist kein Digital Native –und will auch keiner sein. „Ich habekeinen Spaß daran, in einen Kastenzu schauen. Ich gehe lieber in denWald oder zum Stockschießen“,sagt er. Bis vor ein paar Jahren hatteer deshalb keinen eigenen Compu-ter zu Hause.

Neue Druckmaschinebringt VeränderungAls jedoch klar ist, dass im März

2009 eine neue Druckmaschine anWaas’ Arbeitsplatz am Aster Weg inStraubing gebaut wird, bahnt sichfür den gelernten Buch- und Akzi-denzdrucker eine Umstellung an.Die teils analogen Druckprozessewerden komplett digitalisiert. Zei-tungsinhalte werden per Mausklickin die Druckmaschine geladen, ton-nenschweres Papier rollt auf elek-tronischen Befehl an und Farbbe-hälter werden automatisch aufge-füllt. Dinge, die Waas früher an-hand von Ausdrucken, Telefonatenund Absprachen mit den Kollegenerledigte, sind jetzt Teil eines Com-puterprogramms. „Für einen55-Jährigen, der keine Maus bedie-nen konnte, ist das schon eine Um-stellung“, sagt Waas rückblickend.

Doch der Familienvater ist keiner,

der Veränderungen grundsätzlichablehnt. Er habe das Computerzeughalt nie gebraucht, sagt er. ZumEinkaufen fahre er lieber in ein Ge-schäft, und seinen Urlaub will er imReisebüro buchen. Jetzt, da er muss,nimmt er die Herausforderung an,kauft sich einen Computer, lässtsich das nötige PC-Wissen vermit-teln und übt die Mausbedienung.Die Fortbildungen des Druckma-schinenherstellers helfen ihm dabei.„Zu der Zeit war er Tag und Nachtin der Arbeit“, sagt seine EhefrauTheresa.

Der Beruf des Zeitungsdruckersist kein 9-bis-17-Uhr-Beruf. DerArbeitstag beginnt erst gegen achtUhr abends. Zwischen 23 Uhr undMitternacht ist Andruck. Innerhalbvon 3,5 Stunden müssen in Strau-bing 82000 Zeitungen produziertwerden. Sind sie bis 3 Uhr nicht fer-tig, gerät eine ganze Kette ins Sto-cken. Sortierer, Ausfahrer, Zei-tungsträger und Kioske warten aufihre Ware.

Unter Zeitdruck standen die Dru-cker schon immer. Was sich in denvergangenen Jahren veränderte, istihr Tätigkeits- und Verantwor-tungsbereich. Bei analogen Syste-men gab es Experten für jeden

Fachbereich. „Besonders in der Ak-zidenzdruckerei hatte jeder seineeigene Maschine. Wenn du da einerfremden zu nahe gekommen bist,hieß es: ,Was willst’n da?‘“, sagtWaas, den jeder nur Sepp nennt.

Aufgabenfeld des Druckershat sich stark erweitertHeute werden durch Sensoren

Parameter gemeldet, die jeder Mit-arbeiter deuten und verarbeitenkönnen muss. „Die Prozessüberwa-chung hat neben der Regelung eineübergeordnete Rolle eingenom-men“, erklärt Theo Zintel vom Bun-desverband Druck und Medien. Je-der müsse deshalb alles können.„Diese Vernetzung der Arbeitsab-läufe ist die größte Veränderung, diedie Digitalisierung mit sich bringt“,erklärt er. Dementsprechend habesich auch die Ausbildung verändert.„Es reicht nicht, bequem ein paarKnöpfchen zu drehen. Ich muss dengesamten Arbeitsablauf verstehenund im Blick haben.“ Das reichevon der Arbeitsvorbereitung undGestaltung bis hin zum Sortieren,Falzen und Kleben. Drucker heißendeshalb mittlerweile „Medientech-nologen Druck“ und erlernen ein

sehr viel weiteres Aufgabenfeld alsnoch vor zehn bis 15 Jahren.

Als Waas 1974 bei unserer Me-diengruppe anfängt, herrscht derBleisatz-Druck vor. Der Satz für dieDruckplatten wurde damals vonSetzern mit einzelnen Lettern zu-sammengesetzt, in Pappematerneingeprägt, halbrund gebogen, mitBlei hintergossen und die Druck-form anschließend von Hand in dieMaschine gehoben. „Eine Plattehatte da um die acht Kilogramm.Wenn man viel umrüsten musste,war das sehr schweißtreibend“, er-klärt Waas. Die Drucker arbeitetendirekt an ihrem Gerät. Sie maßen,fühlten, hörten, wie die Maschinenarbeiteten. Für viele Einstellungenwie Blattfeuchtigkeit, Farbgebungoder Bahnspannung brauchte esFingerspitzengefühl. Die Zeitungging dem Drucker durch die Hände.„Das waren schon schöne Zeiten,aber heute ist es doch schöner“, sagtWaas. Denn was romantisch klingt,hat mehr Schatten- als Sonnensei-ten. „Drucken war damals echteHandarbeit. Es war laut und wirkamen verschwitzt und voller Farbenach Hause“, sagt Josef Waas.

Das sei heute besser, wenngleichnicht alles Gold ist, was glänzt. Mit

dem Überblick weitete sich auch dieVerantwortung aus. Und: „JederMausklick wird protokolliert. Dubist ein gläserner Mensch“, sagtWaas. Man müsse deshalb die ganzeSchicht über voll konzentriert sein.„Früher war da mal ein Leerlaufdrin. Den gibt es heute nicht mehr.Die Maschine verzeiht keine Fehlermehr.“ Dadurch erhöhe sich derStressfaktor. Dennoch macht er aufseine Frau einen entspannteren Ein-druck, seit die digitale Neuerung daist. „Die Arbeit ist leichter gewor-den. Der Computer hilft. Ich glaube,dadurch wurde die Belastung fürihn geringer.“ Auch für TheresaWaas selbst hat die Umstellung ei-nen Vorteil. „Seine Hosen sind nichtmehr so dreckig. Das macht das Wa-schen einfacher“, sagt sie.

Umsätze in Druckindustrieauf konstantem NiveauDie Umsätze in der Druckindus-

trie sind seit 2005 nur minimal ge-sunken. Von einem aussterbendenBeruf angesichts des Zeitungsster-bens kann für VerbandsvertreterZintel deshalb keine Rede sein.„Der Digitaldruck ist unglaublichauf dem Vormarsch. Der wird ei-gentlich nur noch durch maschinen-bautechnische Probleme gebremst.“Beim Werbe- und Verpackungs-druck sei er nicht mehr wegzuden-ken. Beim Zeitungsdruck, der inDeutschland etwa zehn Prozent desUmsatzes im Druckgeschäft aus-macht, kommt er bisher nur sehrselten zum Einsatz. Doch auch hierarbeiten die Techniker mit Hoch-druck an Lösungen, um mehr als diederzeit möglichen 12000 Exemplarepro Stunde drucken zu können.

Der Vorteil beim Digitaldruck:Jede Zeitung ist individualisierbar.Jeder Kunde könnte sich seine Zei-tung nach seinen Vorstellungen be-stellen. Mit oder ohne Sportteil, mitSonderseiten zu einem bestimmtenThema, mit personalisierter Wer-bung und so weiter.

Josef Waas lässt dieser Ausblickkalt. Ab Januar wird er sich nurnoch als Leser für die alten Zeitenund den schnellen Wechsel interes-sieren. Im Ruhestand wird er sichdann wohl erneut denken: „Das wa-ren schon schöne Zeiten, aber heuteist es doch schöner.“

Josef Waas bei der Zeitungskontrolle an seinem Kommandostand. (Fotos: ks)

Am liebsten hält sich der 61-Jährige aber weit weg von Computer und Touch-screen im eigenen Garten oder Wald auf.

Das Zusammenführen der einzelnen Papierbahnen in das Falzwerk bedarf nochhändischer Mithilfe.

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Freitag, 9. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 7

Das Auge isst mitFirma aus Freising will Markt mit Drucker zur Herstellung essbarer 3D-Objekte erschließenVon Valerie Tielich

Freising. „Mmmh, lecker“,denkt sich der hungrige Betrachterbeim Anblick des Schweinchens ausLeberpastete auf der dunklen Brot-scheibe. Diese appetitanregendeWirkung sollen die Produkte ausdem Lebensmittel-3D-Drucker na-mens „Bocusini“ auch erzielen. DasStart-up-Unternehmen Print2Tasteaus Freising bei München hat denDrucker entwickelt und im vergan-genen Jahr auf den Markt gebracht.Das Geschäft ist gut angelaufen,sagt Melanie Senger. Sie ist Ernäh-rungswissenschaftlerin und gehörtzur zehnköpfigen Belegschaft derjungen Firma.

Auf ihrer Internetplattform zeigtdie Firma, welche kleinen und gro-ßen essbaren Kunstwerke mit demBocusini druckbar sind. Die Palette

reicht von Tieren über Miniatur-bauwerke bis zu Schriftzügen undFantasieverzierungen. Je nach Grö-ße des dreidimensionalen Produktsvariiert die Druckzeit. Für ein etwazehn Gramm schweres Marzipan-schwein benötigt der Bocusini lautSenger rund zehn Minuten. Schrift-züge stellt er in ein bis zwei Minutenher. Größere Kreationen nehmenhingegen ein paar Stunden in An-spruch.

Vielfalt bei der DruckmasseAls Druckmasse für die Produkte

dienen aufbereitete Lebensmittel-mischungen, die das Team vonPrint2Taste selbst entwickelt. DieMischungen basieren auf Süßwa-ren, Obst, Gemüse, Milchproduk-ten, Teig- und Wurstwaren. Dasheißt, es können Lebensmittel wiezum Beispiel Marzipan, Kartoffel-püree, Frischkäse oder Leberpatézum Einsatz kommen. Bislang bie-tet die Firma Marzipan als erstesmarktreifes 3D-druckbares Lebens-mittel an. Das Sortiment werdeschrittweise ausgebaut, so Senger.

Grundsätzlich könne fast jedes Le-bensmittel als Ausgangsmasse fürein zu druckendes Produkt verwen-det werden. Wichtig sei nur, dass eseinen fließfähigen Zustand hat undnach dem Druck stabil bleibt. Ge-liefert wird die Lebensmittelmassein Druckerkapseln. Print2Tastestellt online auch Druckvorlagenzur Verfügung. Der Bocusini wirdüber Computer, Tablet oderSmartphone bedient. Aus einerSpritzdüse wird die Masse langsamund in Schichten aufgetragen, bisdas 3D-Objekt fertig ist.

Rund 2500 Euro netto kostet derBocusini. In diesem Preis ist nichtnur das Gerät enthalten, sondernunter anderem auch Kartuschenund Lebensmittelmasse. Zielgruppeder Firma sind Konditoren und Kö-che. Aber nicht nur Profis zeigenSenger zufolge Interesse, sondernauch Hobbyköche. Seit Herbst 2015ist Print2Taste mit seinem Produktauf dem Markt. Sprecherin Sengergeht davon aus, dass die FreisingerFirma bis Ende des Jahres auf rund100 Bestellungen kommen wird.Print2Taste will den Drucker vor-

erst im deutschsprachigen Raumverkaufen. Es liegen aber schon An-fragen aus dem Ausland vor.

Bald wohl NormalitätExperten sind sich sicher, dass

3D-Drucker Konditoren, Köchenund Lebensmittelproduzenten neueMöglichkeiten der Speisenzuberei-tung bieten und gedrucktes Essen inwenigen Jahren zur Normalität ge-hören wird. Dass die Anwendungs-gebiete von Druckern wie dem Bo-cusini vielfältig sind, bestätigt auchSenger und zählt individuelles Le-bensmitteldesign, innovative Gas-tronomie und personalisierte Le-bensmittelherstellung auf. Sienennt aber noch einen weiterenEinsatzbereich: die therapieunter-stützende Heim- und Klinikverpfle-gung. In Altersheimen oder Kran-kenhäusern könnte püriertes Essenfür Menschen, die Probleme beimSchlucken oder Kauen von festerNahrung haben, mithilfe eines3D-Druckers in eine appetitlicheForm gebracht werden. Denn dasAuge isst schließlich mit.

Schichtweise trägt der 3D-Drucker das Marzipan auf. Je nach Größe des Ob-jekts variieren die Druckzeiten zwischen Minuten und Stunden.

Bis dieses Kunstwerk zum Verzehr fer-tig ist, dauert es. (Fotos: Print2Taste)

Das Schweinchen aus Leberpasteteentstand mithilfe des 3D-Druckers.

3D-Druck-Studie:Deutsche Firmen vorn(dpa) Deutsche Unternehmen

sind nach einer Studie der Unter-nehmensberatung Ernst & Youngaus München weltweit führendbeim Einsatz von 3D-Druckern. MitZahnersatz, Bauteilen für Autosund Flugzeugen und anderen Pro-dukten aus 3D-Druckern werde inDeutschland heute schon hochge-rechnet fast eine Milliarde EuroUmsatz erzielt, so Berater AndreasMüller. Weltweit betrage der Jah-resumsatz nach Schätzungen rundzehn Milliarden Euro.

Beim 3D-Druck wird meistKunststoff-, Keramik- oder Metall-pulver mithilfe von Lasern oder In-frarotlicht Korn für Korn, Schichtfür Schicht verschmolzen, bis diegewünschte Form entsteht. DieSchichten sind nur Hundertstelmil-limeter dick. Das Verfahren ermög-licht völlig neue, Gewicht sparendeWabenstrukturen, die mit her-kömmlichen Techniken unmöglichwären – leichte, stabile Formen mitHohlräumen, die durch Bohren oderSpritzguss gar nicht hergestelltwerden können.

„3D-Druck ist wie gemacht fürdie innovative deutsche Wirt-schaft“, sagte Müller. „Die Techno-logie erlaubt den Unternehmen dieHerstellung kleiner Stückzahlen,kostengünstiger Prototypen und dieAnwendung neuer Materialien.“Viele mittelständische Firmen seienaber skeptisch wegen der hohen An-schaffungskosten für 3D-Druckma-schinen und wegen des fehlendenKnow-hows.

Die UnternehmensberatungErnst & Young hatte für ihre Studieinsgesamt 900 Unternehmen auszwölf Branchen in Europa, China,Südkorea und den USA befragt. DieLänder seien ausgesucht worden,weil es dort 3D-Maschinenbauer,3D-Dienstleister und 3D-Anwenderin größerem Maße gebe. In Deutsch-land wurden 200 Unternehmen be-fragt – von ihnen nutzten 37 Prozentdie neue Technik. In China undSüdkorea waren es der Studie zu-folge 24 Prozent, in den USA 16Prozent der jeweils befragten Un-ternehmen.

Eine weitere Säule in der FertigungMaschinenbauprofessor Stefan Hierl über das Potenzial des 3D-Drucks

Dekoartikel, Schuhe, Kleidungoder Essen: Die Einsatzmög-

lichkeiten des 3D-Drucks scheinengroß. Erst vor wenigen Wochenstellte zum Beispiel der Flugzeug-hersteller Airbus in Ottobrunn beiMünchen sein erstes Motorrad vor.Der Clou daran: Der Metallrahmendes Fahrzeugs stammt vollständigaus dem 3D-Drucker. Mit StefanHierl, Professor für Maschinenbauan der Ostbayerischen TechnischenHochschule (OTH) Regensburg, hatdie Mediengruppe Straubinger Tag-blatt/Landshuter Zeitung über dasPotenzial, aber auch die Nachteiledes 3D-Drucks gesprochen.

Herr Hierl, Prototypenbau, Seri-enproduktion oder doch Spielerei –auf welchem Stand ist der Einsatzvon 3D-Druckern?

Stefan Hierl : Eine Spielerei istdas Ganze sicher nicht. AdditiveFertigungsverfahren gibt es schonlange, das sogenannte 3D-Druckenist eigentlich nur eine Variante da-von. Gepuscht wurde das Thema,als die Heim-Drucker auf denMarkt kamen, mit denen jeder zuHause selbst dreidimensionale Ob-jekte herstellen kann. Die meistender additiven Verfahrensvariantenwurden bisher überwiegend im Pro-totypenbau eingesetzt, etwa zurHerstellung von Anschauungsmus-tern oder Testbauteilen. Mittlerwei-le werden 3D-Teile aus dem Dru-cker auch als Funktionsteile ge-nutzt – zum Beispiel als Werkzeug-einsätze beim Spritzgießen. DerEinsatz erfolgt vor allem bei Pro-

dukten, bei denen es um kleineStückzahlen geht.

Das Fertigungsverfahren ist alsoin der Kleinserienproduktion ange-kommen. Wäre auch ein Einsatz inder Massenfertigung denkbar?

Hierl : Man könnte auch in Mas-sen herstellen. Das Problem ist aber,dass additive Verfahren im Ver-gleich zu den klassischen Ferti-gungsverfahren wie Zerspanen,Gießen oder Umformen teuer undlangsam sind. Deshalb lohnt sichder 3D-Druck vor allem bei kleine-ren Stückzahlen.

Sie sehen beim 3D-Druck ein wei-teres Manko.

Hierl : Bei der additiven Ferti-gung haben wir immer noch dasProblem, dass die Oberflächenqua-lität und die Maßhaltigkeit der Bau-teile vergleichsweise schlecht sind.Ich sehe momentan aus technologi-scher Sicht keine Möglichkeit, wieman etwa die hohe Maßhaltigkeit,die alternative Verfahren bereitsseit vielen Jahren liefern, durch den3D-Druck erreichen kann. Zudemmüssen die Teile aus dem Druckerimmer nachbearbeitet werden. Sokurz, wie es immer heißt, ist dieProzesskette beim 3D-Druck alsonicht. Man wird mit dem 3D-Druckeingeschränkt bleiben.

Wo liegen dann aber die Vorteiledes 3D-Drucks?

Hierl : Mit diesem Verfahren las-sen sich Teile mit komplexen Geo-metrien herstellen, die zum Beispieldurch Fräsen oder Gießen nicht pro-

duzierbar wären. Gewichtsreduzie-rung spielt hier auch eine Rolle undist somit für viele Branchen interes-sant.

In welchen Branchen kommt der3D-Druck verstärkt zum Einsatz?

Hierl : Im Motorsport verwendetman bereits aus Metallpulver er-zeugte 3D-Teile. In dieser Branchewird versucht, das letzte Grammaus einem Bauteil herauszuholen.Dann gibt es noch die Luft- undRaumfahrt. Im Hinblick auf dasThema Leichtbau ist der Drang indieser Branche sehr groß, herauszu-finden, was man mit additiver Ferti-gung alles verwirklichen kann. Wo-bei die Branche das Problem hat,dass die Zulassung dieser Teile sehrschwierig ist und lange dauert. Fürden Werkzeugbau ist das Ferti-gungsverfahren ebenfalls von Inte-resse, etwa für die Herstellung vonEinsätzen in Spritzgießwerkzeugen.

In welcher Branche sehen Sienoch großes Potenzial für den3D-Druck?

Hierl : In der Medizintechnikwird die Verfahrenstechnik an Be-deutung gewinnen. Hier sollen zu-künftig Implantate patientenindivi-duell erstellt werden. Vereinzelt gabes schon Fälle, in denen das umge-setzt wurde, etwa bei dem Unter-nehmen Fruth Innovative Technolo-gien (FIT) aus Lupburg (Kreis Neu-markt in der Oberpfalz). FIT istweltweit einer der größten Dienst-leister im Bereich additive Ferti-gung. In einem aktuellen Fall wurdefür einen Patienten nach schwerer

Schädelverletzung ein kundenindi-viduelles Titanimplantat erstellt,dessen kurzfristige Verfügbarkeitund Passgenauigkeit für den Erfolgder Operation entscheidend waren.

Sie erwarten in dieser Brancheaber noch weitere Anwendungs-möglichkeiten für den 3D-Druck.

Hierl : Woran schon seit Jahrenmassiv geforscht wird, ist Gewebein der Petrischale künstlich wach-sen zu lassen. Das funktioniertschon, bislang kann dem Gewebeaber noch nicht vorgegeben werden,welche Form es annehmen soll. Hiergibt es tatsächlich schon Überle-gungen, mithilfe des 3D-DrucksStrukturen zu erzeugen, die das un-terstützen.

Wie werden sich die Anschaf-fungskosten für die Drucker entwi-ckeln?

Hierl : Heimdrucker bekommtman schon für ein paar HundertEuro. Professionelle Drucker, wiesie in großen Unternehmen zumEinsatz kommen, kosten um die70000 oder 100000 Euro. Das sindPreise für kunststoffdruckende Ge-räte. Im Metallbereich, wo die Ener-giequelle zum Verschmelzen meistein Laser ist, kosten die Geräte ab200000 Euro. Ich glaube nicht, dassdie Maschinen sowohl im privatenals auch in professionellen Berei-chen wesentlich günstiger werden.Ich gehe aber davon aus, dass dieDruckmaterialien für den profes-sionellen Bereich günstiger werden,denn die sind nach wie vor relativteuer. Ein Kilogramm Kunststoff

für den Druck dieser Teile kostetderzeit noch über 150 Euro.

Wie sieht es mit einer Reduzie-rung der Druckzeiten aus?

Hierl : Die Druckzeiten für einProdukt liegen je nach Größe nachwie vor bei Stunden. Typische Ma-schinenbauteile mit einer Kanten-länge von 100 oder 200 Millimeternbenötigen einen halben oder ganzenTag Druckzeit. Und im privaten Be-reich dauern kleine Objekte mit ei-ner Kantenlänge von fünf mal fünfZentimetern mehrere Stunden.Aber hier sehe ich großes Potenzialzur Erhöhung der Druckgeschwin-digkeit.

Wie lautet Ihre Prognose für den3D-Druck?

Hierl : Der 3D-Druck wird anBedeutung gewinnen und eine wei-tere Säule in der Fertigung werden,aber die klassischen Verfahrensva-rianten wie Gießen, Zerspanen undUmformen nicht ersetzen.

Interview: Valerie Tielich

Professor Stefan Hierl. (Foto: privat)

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8 WIRTSCHAFT Samstag, 17. September 2016

Der deutscheAktienmarkt hat sich amFreitag deutlichabgeschwächt. Der DAX brach um 1,5 Prozent auf 10.276 Punkte ein.Damit schloss er nur knapp über Tagestief, das zugleich den niedrigs-ten Stand seit Anfang August markierte. „Der Abschwung weitet sichaus“, so einHändler. ThemaNummer einswarenDeutsche Bank, die um8,5 Prozent einbrachen. Belastet wurde die Stimmung amGesamtmarktvom so genannten „großenHexensabbat“: An der Terminbörse verfielenFuture- und Optionskontrakte und damit auch die Absicherungen vie-ler Anleger. Diese eröffneten deshalb neueAbsicherungen und das drück-te über terminmarktorientierte Verkäufe auf die Kurse. Das US-Justiz-ministerium hat von der Deutschen Bank 14 Milliarden DollarSchadensersatz wegen der Emission hypothekengedeckter Wertpapie-re in Zusammenhangmit der Subprime-Krise gefordert. Das ist die höchs-te Summe, die bisher von einem ausländischen Institut verlangt wurde.

(Dow Jones) -

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Börsenbericht

Schlusskurse 16.09. Veränd.%Aareal Bank 29,31 –1,48Airbus Group ° 52,65 –0,45Alstria Office 12,40 –0,04Aurubis 47,98 +2,02Axel Springer SE 46,20 +0,31Bilfinger 27,78 –1,24Brenntag NA 47,12 –0,66Covestro 44,69 +0,31CTS Eventim 30,02 +0,37DMG Mori 42,54 –0,23Dt. EuroShop NA 40,33 +0,02Dt. Pfandbriefbank 8,39 –0,76Dt. Wohnen Inh. 32,43 +0,57Dürr 74,00 –1,20Evonik Industries 29,27 –0,63Fielmann 71,33 +1,02Fraport 48,75 –0,86Fuchs Petrolub Vz. 39,87 –0,73GEA Group 47,67 ±0,00Gerresheimer 74,83 +2,25Hann. Rückvers. NA 92,09 –0,86Hella 37,01 +0,43HOCHTIEF 120,15 +0,80Hugo Boss NA 50,37 –0,36Jungheinrich 29,14 +0,09K+S NA 17,81 –0,45Kion Group 55,03 +0,53Krones 81,00 –1,50Lanxess 46,28 –1,47LEG Immobilien 85,30 +0,15Leoni 31,13 –2,54Metro St. 25,84 –0,94MTU Aero Engines 89,33 –1,00Norma Group 46,71 –0,33Osram Licht 49,00 –0,15Rational 436,15 +1,00Rheinmetall 62,65 –2,12Rhön-Klinikum 27,24 +0,15RTL Group 73,78 –0,58Salzgitter 27,15 –1,68Schaeffler 13,87 –3,65STADA vNA 49,18 +0,44Steinhoff Intern. 4,98 –1,50Ströer SE & Co. 41,27 –1,13Südzucker 23,14 +0,81Symrise 64,51 –0,22TAG Immobilien 12,85 +0,59Talanx 26,30 –0,79Wacker Chemie 75,19 –0,58Zalando 35,19 +0,54

Schlusskurse 16.09. Veränd.%

ADVA Optical Net. 8,27 –0,36Aixtron SE NA 5,50 –0,02Bechtle 99,37 –0,58Cancom 44,94 +6,09Carl Zeiss Meditec 33,98 –0,10CompuGroup Med. 39,55 +0,24Dialog Semic. NA 33,58 –0,52Drägerwerk Vz. 62,89 +0,16Drillisch 42,30 +0,74EVOTEC 4,59 +1,71freenet NA 25,70 +0,53GFT Technologies 18,31 –1,98Jenoptik 16,24 +0,12MorphoSys 36,15 ±0,00Nemetschek 53,19 –2,13Nordex SE 25,54 –1,39Pfeiffer Vacuum 85,11 ±0,00QIAGEN 23,64 +2,29RIB Software 10,78 –3,06Sartorius Vz. 74,71 +1,10Siltronic 23,16 +2,96SLM Solutions Gr. 42,51 –1,59SMA Solar Technol. 31,18 +3,71Software 36,41 +0,05STRATEC Biomed. 54,30 –1,27Süss MicroTec NA 5,95 –2,49Telefonica Deutschl. 3,49 +1,45United Internet NA 39,78 +1,20Wirecard 44,87 –1,31Xing NA 185,00 –0,32

Schlusskurse 16.09. Veränd.%Air Liquide (FR) 95,75 –1,59Anh.-Busch Inbev (BE)111,00 –0,15ASML Hold. (NL) 90,54 –0,77AXA (FR) 18,71 –0,40Banco Santander (ES) 3,91 –0,79BBVA (ES) 5,31 –0,54BNP Paribas (FR) 44,77 –2,70Carrefour (FR) 21,77 –1,31Danone (FR) 63,76 –1,60Enel (IT) 3,91 +0,28Engie (FR) 13,69 –0,25Eni (IT) 12,94 –1,97Essilor Internat. (FR) 114,29 –0,08Generali (IT) 10,97 –0,91Iberdrola (ES) 5,91 +0,68Inditex (ES) 31,72 –0,16ING Groep (NL) 10,74 –0,90Intesa Sanpaolo (IT) 2,02 –2,51

Schlusskurse 16.09. Veränd.%Aegon (NL) 3,30 –2,42Ahold Delhaize (NL) 20,85 –0,38Akzo Nobel (NL) 59,59 –0,65Alphabet Inc. A (US) 713,77 +0,07Altria Group (US) 56,14 +0,50Amazon (US) 697,77 +2,22Amgen (US) 155,00 +2,11Apple Inc. (US) 102,43 +0,08ArcelorMittal (LU) 4,95 –1,49AT&T (US) 35,77 +0,16BB Biotech NA (CH) 44,71 –0,20Biogen Inc. (US) 272,38 +1,73Boeing (US) 113,53 +0,10BP PLC (GB) 4,99 –0,81Canon (JP) 25,40 +1,11Cisco Systems (US) 27,64 –0,31Coca Cola (US) 37,64 +0,23Crédit Agricole (FR) 8,65 +1,43Disney Co. (US) 82,71 +1,20DSM (NL) 58,71 –0,27DuPont (US) 59,96 +0,07Ericsson B (SE) 6,00 –0,78Euro Disney (FR) 1,19 –1,16Facebook (US) 115,24 +0,71Fiat Chrysler (NL) 5,68 +0,11Fujitsu (JP) 4,50 +0,13Gazprom (RU) 3,73 +0,54General Electric (US) 26,56 +0,43General Motors (US) 27,55 +1,12Hennes&Mauritz (SE) 25,82 –0,89Hitachi (JP) 4,10 +2,09Honda Motor (JP) 26,38 +1,66HP Inc. (US) 13,04 +1,47Hyundai (KR) 38,75 +1,80IBM (US) 137,87 –0,44Imperial Tobacco (GB) 46,31 –0,14Intel (US) 33,60 +3,69Kering (FR) 173,23 +1,04Lukoil Nefty. (RU) 41,46 –1,28Mattel (US) 27,69 –0,54McDonald’s (US) 103,42 +0,50Medtronic PLC (IE) 77,24 +1,61Merck & Co. (US) 55,74 +1,51Michelin (FR) 94,53 –0,49Micron Techn. (US) 15,42 +1,19Microsoft (US) 51,16 +0,80Mitsubishi UFJ (JP) 4,41 +3,28Motorola Sol. (US) 67,17 +0,67NEC (JP) 2,20 +1,71Nestlé NA (CH) 70,48 –0,69Nikon (JP) 12,86 +0,19Nintendo (JP) 234,00 +0,32Nissan Motor (JP) 8,84 +1,31Novartis NA (CH) 70,86 –0,31OMV (AT) 24,78 –0,97Oracle (US) 34,92 –3,16Pepsico (US) 94,09 +0,33Peugeot (FR) 13,00 –0,74Pfizer (US) 30,46 +0,65Procter&Gamble (US) 78,62 +0,67Renault (FR) 69,78 –1,41Roche (CH) 221,95 +0,53Rofin-Sinar (US) 28,76 +0,63SAF Holland (LU) 10,10 +0,33Samsung (KR) 497,65 –0,47Sony (JP) 28,36 –1,15Swisscom NA (CH) 425,81 +0,94Syngenta NA (CH) 391,01 –0,10Texas Instrum. (US) 61,13 +1,66Time Warner New (US)66,88 +0,01Toshiba (JP) 2,83 +6,71Toyota (JP) 51,22 –1,97Twitter (US) 17,16 +5,01United Technol. (US) 91,06 –0,04Vodafone Group (GB) 2,63 –0,38Wal-Mart Stores (US) 64,23 +0,43Yahoo (US) 39,21 +1,13

DeutscheMetalle (Preise in Euro/100 kg)Zinn 99,9% 1766,00, Notierung der NE-Metallverarbeiter: Elektrolyt-Kupfer fürLeitzwecke (DEL-Notiz) 429,77 - 432,62,Kupfer mk-Notiz 520,96, Aluminium166,00, Blei in Kabeln 197,79,Messingnotierungen (Euro/100 kg)MS 58 (1) 408-434, MS 58 (2) 439-466,MS 63 440-442

Legende:Alle angegebenen Aktienkurse sind Verlaufs-/Schlusskurse in Euro, Börsenplatz für Dax, MDaxund TecDax ist Xetra, bei den übrigen sofern nicht anders angegeben Frankfurt amMain (M =München).Die Veränderung in% ist zumVortag. Rating: ãããã = sehr hoheChancen; ããã = hoheChancen; ãã = geringe Chancen; ã = sehr geringe Chancen; – = neutral; n.b. = nicht bewertet; St. =Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ° = Euro Stoxx 50, * = Werte, bzw. Fondspreisevom Vortag. Preise für Fonds sind in Euro. Alle Angaben ohne Gewähr; mitgeteilt von

16.09. Ausg. Rückn.

Allianz Global Investors GmbHAdifonds A 113,04 107,66Adiverba A 128,13 122,03Biotechnologie A 154,09 146,75Concentra A 109,24 104,04Eur Renten K AE 43,47 42,62Europazins A 58,96 57,24Europe SmCap Eq A 189,79 180,75Flexi Rentenf. A 93,55 90,39Fondak A 158,54 150,99Fondis 71,33 67,93Fonds Japan A 56,89 54,18Geldmkt SP AE 48,33 48,33Gl. Intell. Cap. A 87,41 83,25Industria A 107,34 102,23Informationst. A 184,33 175,55InternRent A 49,91 48,46Nebw. Deutschl.A 267,16 254,44Rentenfonds A 91,37 89,14Telemedia A 59,51 56,68Thesaurus AT 866,87 825,59US Large Cap Gr. A 68,37 65,11Verm. Deutschl. A 165,64 157,75

BNP Paribas Investment PartnersBd.Euro Med.Term* — 186,01Eq.High Div.Europe* 0,00 83,23Money Mkt Euro* 0,00 209,79Step 90 Euro* — 102,59

Deka InvestmentfondsAriDeka CF 64,18 60,97Deka Immob Europa 48,41 45,99Deka-Eu.Stocks CF 35,29 34,01Deka-Eu.Stocks TF 31,58 31,58DekaFonds CF 98,70 93,77

DekaLux-Deut.TF 107,13 107,13DekaLux-Europa TF 55,88 55,88DekaLux-Japan CF 650,89 618,36DekaLux-PharmaT.CF 261,30 251,86DekaLuxT-Akt Asien 594,78 565,06DekaRent-Intern. CF 21,18 20,56DekaSpezial CF 317,07 301,23DekaStruk.4Chan.+ 90,86 89,08DekaStruk.4Chance 68,68 67,33DekaStruk.4Ertrag 46,73 45,81DekaStruk.4Ertrag+ 48,16 47,22DekaStruk.4Wachs. 51,50 50,49DekaStruk.Chance 52,74 51,71DekaStruk.Ertrag+ 44,60 43,73DekaStruk.Wachst. 44,03 43,17EuropaSelect CF 59,48 57,33Köln-Aktienfonds 47,46 45,09RenditDeka 24,86 24,14Technologie TF 21,07 21,07TeleMedien TF 69,49 69,49

Deutsche Asset ManagementDWS Akkumula 951,47 906,15DWS Akt.Strat.D — 333,63DWS Biotech 183,15 174,43DWS Deutschland 197,88 188,45DWS Europ. Opp 283,81 270,29DWS Eurorenta 60,27 58,51DWS Eurovesta 114,58 109,12DWS G M&M Typ O 53,06 53,06DWS High Inc Bd LD 26,87 26,08DWS Inter-Renta LD 15,49 15,03DWS Investa 159,51 151,91DWS Osteuropa 494,26 470,72DWS Techn. Typ O 130,08 130,08DWS Top Asien 146,47 140,83DWS Top Europe 130,53 125,50DWS Top World 91,07 87,57

DWS US Dollar Res 185,79 185,79DWS US Eq.Typ O 336,95 336,95DWS Vors.AS(Dyn.) 114,58 110,17DWSI GE LD 166,60 158,27PB Dyn.Vision 61,69 59,45

Deutsche PostbankEuropaf. Aktien* 61,53 59,16Europaf. Plus EUR* 62,68 60,85Global Player EUR* 40,85 39,28

DJEDJE Asia High Div 201,17 201,17DJE Div&Sub I 381,17 381,17DJE Div&Sub P 365,33 347,93DJE Div&Sub XP 234,12 234,12DJE InterCash I 141,77 141,77DJE InterCash PA 121,79 120,58DJE Real Estate P 2,55 2,43DJE-Europa I 311,87 311,87LuxPro-Euro Rent I 1027,63 1002,57LuxTopic-Pacific P 25,42 24,21

FidelityAmerica EUR 8,80 8,36America USD 9,82 9,33Asian Special Sit. 41,87 39,78China Focus Fund 57,48 54,61Europ.Larger Comp. 43,74 41,56European Growth 13,91 13,22Germany Fund 46,79 44,46India Focus 40,90 38,86India Focus Fd EUR 44,58 42,36Indonesia Fund 28,52 27,10International USD 49,50 47,03Latin America Fund 30,31 28,80MoneyB. Euro Bd. 24,09 24,09MoneyB. Euro Fd. 29,56 29,56

Pacific Fund A 32,34 30,73Switzerland Fund 52,58 49,96Target 2025 Euro 35,01 33,83Target 2030 Euro 36,23 35,00US High Yield Fund 12,13 11,72World Fund 19,33 18,37

InvescoASEAN Equity A 101,07 96,26Gl.Leisure A 41,04 39,09Gl.Technology A 16,91 16,10Nippon SmMdCp Eq A 15,65 14,87Pan Eur.Eq A 17,51 16,68Pan EurSmMdCp Eq A 21,47 20,45

Julius Bär FundsAb.Ret.Bd De.EUR C* 113,19 113,19Glb.Conv.Bd (EUR)C* 117,53 117,53JB BF ABS B* 106,31 106,31JB BF Abs Ret B* 129,31 129,31JB BF Global HY B* 198,46 198,46JB EF Europe Foc.B* 363,83 363,83JB MM Euro B* 2047,07 2047,07JB Strat Income B* 161,37 161,37Loc.Em.Bd (EUR) B* 191,06 191,06RobecoSAM Sm En. B* 19,73 19,73SAM Sust Water B* 264,02 264,02

KBCBd Cent.Europe C* 935,62 934,00Bd Corpor.USD C* 1113,90 1113,82Bd Europe Cap. EUR* 284,99 285,45Eq.Europe Cap. EUR* 1519,32 1475,07Eq.Japan Cap. JPY* 49074,35 47645,00Eq.L.America C* 1041,89 1011,54

LVM VersicherungenEuropa-Aktien* 21,37 20,30Euro-Renten* 36,87 35,76

Inter-Aktien* 22,14 21,03Inter-Renten* 36,35 35,26

PictetEUR Bonds P dy* 353,97 343,66EUR Sh.Mid T.Bd. P* 138,27 134,24Sh.-Term M.Mkt P 137,26 137,26Sh.-Term M.Mkt Pdy 94,32 94,32Water P €* 274,23 261,17

Union InvestmentPriv.Fonds:Flex.* 107,43 107,43Priv.Fonds:FlexPro* 127,94 127,94Priv.Fonds:Kontr.p* 137,07 137,07PrivFd:Konseq.pro* 111,98 111,98PrivFd:Konsequent* 100,52 100,52PrivFd:Kontrolliert* 125,72 125,72Stuttg.Bk.Rentinv.* 39,96 38,80Uni21.Jahrh.-net-* 28,41 28,41UniAsia* 61,79 58,85UniDeutschland* 187,25 180,05UniDividendenAss A* 54,12 52,04UniEuroAktien* 63,15 60,14UniEuroAspirant* 46,79 45,43UniEuroKapital* 68,72 67,37UniEuroKapital-net* 43,43 43,43UniEuroRenta* 70,75 68,69UniEuroSt.50 A* 44,99 43,26UniEuroSt.50-net* 36,50 36,50UniFonds* 48,91 46,58UniGar: Dtl.2019 II* — 108,56UniGlobal* 192,83 183,65UniGlobal-net-* 110,79 110,79UniImmo:Dt.* 95,29 90,75UniImmo:Europa* 58,20 55,43UniKapital* 113,92 111,69UniKapital-net-* 42,07 42,07UniMarktf. A* 39,21 37,70

UnionGeldmarktfds* 48,98 48,98UniOpti4* 99,77 99,77UniOptimus-net-* 707,48 707,48UniRak* 114,73 111,39UniRenta* 22,51 21,85UniReserve: Euro A* 503,49 503,49UniStrat: Ausgew.* 57,87 56,18UniStrat: Konserv.* 67,89 65,91

Universal InvestmentBW-Renta-Internat.* 43,74 42,67BW-Renta-Univ.* 30,84 30,09Fiduka Univ.I* 135,43 132,77MF Stiftungsf. UI* 44,71 42,58

SonstigeAberd. A.M. DEGI EUROPA 7,27 6,92AXA Funds Wachstum. 65,04 62,54BaringAMEuropeanGr. Trust*1164,00 1103,00Baring AM German Gr.Trust* 8,38 7,98Commerz hausInvest 43,31 41,25DeAM grundb. europa RC 42,99 40,94iii INTER ImmoProfil 59,76 56,91Intl Fund LBBW Bal. CR 20 43,42 42,57Intl Fund LBBW Bal. CR 40 46,48 45,57Intl Fund LBBW Bal. CR 75 51,93 50,91WARBURGMulti-Asset Select 71,43 68,03

1 Euro entspricht Sorten16.09. Ankauf VerkaufAustr. Dollar (AUD) 1,40 1,61Brit. Pfund (GBP) 0,81 0,88Dänische Kr. (DKK) 7,10 7,85Japan. Yen (JPY) 109,03 123,03Kanad. Dollar (CAD) 1,41 1,57Norw. Kronen (NOK) 8,87 9,87Schwed. Kronen (SEK) 9,11 10,26Schweizer Fr. (CHF) 1,06 1,14Tschech. Kronen (CZK) 23,30 29,70USA (USD) 1,06 1,19

1 Euro entspricht Devisen16.09. Ankauf VerkaufAustr. Dollar (AUD) 1,4893 1,4896Brit. Pfund (GBP) 0,8579 0,8581Dänische Kr. (DKK) 7,4485 7,4494Japan. Yen (JPY) 114,1810 114,1820Kanad. Dollar (CAD) 1,4741 1,4743Norw. Kronen (NOK) 9,2779 9,2809Schwed. Kronen (SEK) 9,5549 9,5611Schweizer Fr. (CHF) 1,0938 1,0943Tschech. Kronen (CZK) 26,9980 27,0380USA (USD) 1,1158 1,1158

Münzen / Barren Ankauf VerkaufKrüger-Rand 1144,90 1216,501 Sovereign 262,16 292,401 Maple Leaf 1144,90 1214,6710 Rubel Tscherwonez 283,00 335,0020 Goldmark 264,67 331,04Vreneli (20 Fr.) 207,30 243,3220 Kronen Österreich 217,26 239,81100 g Goldbarren 3727,00 3826,001000 g Goldbarren 37330,00 38025,001000 g Silberbarren* 511,00 581,00100 g Platin* 2872,00 3036,00

* plus 19 % MwSt. (Euro)

Schlusskurse 16.09. Veränd.%

Dierig Hold. (M) 11,42 +1,15

Einhell Germany Vz. (M)38,55 ±0,00

Grammer (M) 52,76 –2,48

Harman (M) 72,33 +2,22

Mühlbauer (M) 38,25 ±0,00

Sedlmayr KGaA (M) 2955,00 –0,84

Schlusskurse Div. 16.09. Verän.% 52-Wochen Entw. % Vola- Rating15.09. Hoch Tief 3 Jahre til.%

Adidas NA 1,60 149,90 –0,46 157,45 67,83 +89,70 20,06 ããã

Allianz SE vNA ° 7,30 130,00 –1,92 170,00 118,35 +12,46 32,08 ããã

BASF NA ° 2,90 70,30 –1,82 79,20 56,01 –2,82 23,73 ããã

Bayer NA ° 2,50 90,78 –0,65 127,25 83,45 +6,59 29,04 ããã

Beiersdorf 0,70 82,61 –0,34 89,54 72,41 +24,28 18,25 ãã

BMW St ° 3,20 73,42 –2,50 104,85 63,38 –8,89 30,94 ãã

Commerzbank 0,20 6,05 –1,88 10,84 5,16 –36,70 44,83 ããã

Continental 3,75 184,80 –1,88 231,90 162,05 +45,57 29,88 ããã

Daimler NA ° 3,25 60,41 –2,30 85,50 50,83 +4,82 28,48 ããã

Deutsche Bank NA ° 0,00 11,99 –8,47 27,98 11,06 –64,22 49,19 ããã

Deutsche Post NA ° 0,85 27,16 –1,06 29,00 19,55 +15,38 24,50 ããã

Deutsche Telekom NA ° 0,55 14,44 +0,35 17,57 13,54 +44,57 21,76 ã

Dt. Börse z. Umt. 2,25 73,40 –0,68 85,50 69,33 +34,33 29,46 ã

E.ON NA ° 0,44 6,35 –3,79 8,98 6,21 –46,87 38,51 ãã

Fresenius Med. Care St. 0,80 77,82 –0,82 85,65 67,88 +60,52 20,36 ã

Fresenius SE&Co ° 0,55 69,16 –1,44 71,44 52,39 +121,78 22,74 ããã

HeidelbergCement 1,30 80,46 –0,45 84,22 58,17 +41,16 27,05 ããã

Henkel Vz. 1,47 118,75 –1,21 120,25 87,17 +58,04 16,93 ããã

Infineon NA 0,20 14,63 –1,28 15,57 8,97 +94,19 31,47 ãã

Linde 3,45 143,15 +0,03 169,70 113,50 –3,64 31,88 ãããã

Lufthansa vNA 0,50 10,46 –2,01 15,41 9,90 –25,29 37,83 ããã

Merck 1,05 94,99 –0,23 100,35 70,68 +65,06 18,91 ããã

Münchner Rück vNA ° 8,25 160,65 –1,53 193,65 140,90 +10,07 24,89 ãããã

ProSiebenSat.1 1,80 38,36 –1,57 50,95 35,74 +22,05 25,64 ã

RWE St. 0,00 14,35 –1,78 16,49 9,13 –43,21 44,06 ãã

SAP SE ° 1,15 77,81 –1,27 81,15 55,51 +41,73 21,50 ããã

Siemens NA ° 3,50 103,75 –1,71 109,00 77,91 +17,91 24,78 ããã

ThyssenKrupp 0,15 20,29 –1,60 22,40 12,56 +21,00 43,57 ããã

Volkswagen Vz. ° 0,17 117,95 –3,64 167,30 86,36 –35,56 39,75 ããã

Vonovia SE 0,94 34,17 +2,14 37,00 24,92 +88,98 18,58 ãã

Dax

Euro Stoxx 50 (ohne deutsche Indextitel)

Auslandsaktien

MDax TecDax

Regionale Aktien

Inlandsaktien

Sorten & Devisen

Münzen

Metalle

Gewinner / Verlierer aus dem HDax

Investmentfonds

Veränderung in % 16.09. 15.09.Cancom +6,09 44,94 42,36SMA Solar T. +3,71 31,18 30,07Siltronic +2,96 23,16 22,50QIAGEN +2,29 23,64 23,11Gerresheimer +2,25 74,83 73,18Vonovia +2,14 34,17 33,45

Veränderung in % 16.09. 15.09.Dt. Bank NA -8,47 11,99 13,10E.ON SE -3,79 6,35 6,60Schaeffler -3,65 13,87 14,39VW Vz. -3,64 117,95 122,40RIB Software -3,06 10,78 11,12Leoni -2,54 31,13 31,94

Schlusskurse 16.09. Veränd.%

Air Berlin 0,70 +2,20All for One Steeb 55,40 –1,37Amadeus Fire 61,87 –0,16Audi 627,54 +0,09B+S Banksysteme 2,27 –2,82Baader Bank 1,96 –2,05Basler 58,76 +0,81Bauer 12,45 –0,80BayWa vNA 29,61 +0,88Beate Uhse 0,22 +1,37Bertrandt 96,42 –0,22BHS tabletop 15,40 –0,65Bijou Brigitte 52,40 –0,19Biotest Vz. 13,15 +1,91BMW Vz. 64,39 –1,00Celesio NA 25,26 +0,18Cenit 19,86 +2,01CeWe Stiftung 78,50 –0,72Clere 27,49 –0,47comdirect bank 9,39 +2,05Constantin Medien 2,16 +1,17Deag 2,64 +2,60Delticom 18,44 +0,60Dt. Eff. u. Wech.Bet. 1,45 +0,07Elmos Semicond. 13,17 +1,52Ernst Russ 1,29 –3,15Euromicron 7,06 –1,23Friwo 14,85 +0,44Gerry Weber Int. 11,95 –1,16Gesco 69,56 +0,12GfK SE 29,00 +0,43Gigaset 0,60 ±0,00GSW Immobilien 78,02 –2,50Hamborner Reit 9,50 +0,39Hamburger Hafen 13,89 +0,56Hawesko 40,13 –1,16Heidelberger Druck. 2,12 +0,24Highlight 5,10 –0,72Hornbach Hold. 59,90 –0,10Hornbach-Baum. 27,70 –0,14Indus Hold. 48,99 –0,47Intershop 1,42 –0,21Kontron 2,31 –0,56KUKA 82,31 +0,10Kulmb. Brauerei (M) 30,00 ±0,00

L’Oréal (FR) 164,15 –0,61LVMH (FR) 146,05 –1,30Nokia (FI) 4,84 –0,88Orange (FR) 13,46 +3,74Philips Elec. (NL) 25,50 –1,22Safran (FR) 63,43 –0,20Sanofi S.A. (FR) 68,87 –0,65Schneider Electr. (FR) 59,00 –0,67Soc. Générale (FR) 31,14 –2,81St. Gobain (FR) 37,40 –0,44Telefónica (ES) 9,07 –0,27Total (FR) 41,06 –1,34Unibail-Rodamco (FR)233,93 +0,22UniCredit (IT) 1,99 –3,64Unilever (NL) 40,16 –1,31Vinci (FR) 66,00 –1,48Vivendi (FR) 17,01 –0,70

Tägliche Veröffentlichung der Anteilspreise – mitgeteilt von vwd group

Die Preise können regionalenAbweichungen unterliegen.

Lechwerke 68,45 +0,01Lloyd Fonds 3,25 –1,22Logwin (M) 2,19 ±0,00MAN SE St. 92,72 +0,29Medigene 6,83 +0,98Medion 17,55 +0,57Mensch & Maschine 12,30 –0,05MLP 3,77 +0,05MPC Münchmeyer 6,41 +3,30msg life 2,08 +2,16Odeon Film 0,77 ±0,00Panamax 0,67 –0,15PATRIZIA Immob. NA 19,51 –2,46Petro Welt Techn. 6,22 –3,69Phoenix Solar 3,20 +3,73plenum konv. 1,55 +23,02Porsche SE Vz. 45,00 –1,31Praktiker 0,01 ±0,00PSI NA 13,45 –0,96Puma SE 246,45 +9,28R. Stahl NA 30,40 +1,24Rocket Internet 18,25 +0,01RWE Vz. 10,56 +0,96S&T 9,25 +1,84Scout24 32,51 –1,45SGL Carbon SE 10,31 +0,12Sixt SE St. 49,18 –0,96SKW Stahl-Metall. 2,72 +0,44SolarWorld konv. 4,46 –9,90Surteco SE 22,80 +0,63Sygnis 1,30 +0,08TDMi 0,02 ±0,00technotrans NA 22,85 –0,66Teles (M) 0,18 ±0,00TLG Immobilien 19,40 –0,80Tom Tailor 3,43 –2,11Travel24.com 2,74 –0,04TUI NA 12,44 +3,69Uniper 10,15 +0,10Verallia Deutschl. 518,00 ±0,00Volkswagen St. 127,34 –2,10Vossloh 53,86 +2,08VTG 26,14 –1,69WINCOR NIXDORF 66,70 +0,36zooplus 129,10 +0,62

ROHÖL, BRENT

200-Tage Ø

38-Tage Ø

46,00EURO IN DOLLAR

200-Tage Ø

38-Tage Ø

1,1226NIKKEI

200-Tage Ø

38-Tage Ø

16519,29DOW JONES

200-Tage Ø

38-Tage Ø

18123,80EURO STOXX 50

200-Tage Ø

38-Tage Ø

2935,25DAX

200-Tage Ø

38-Tage Ø

10276,17 ©Nihon Keizai Shimbun, Inc.

-1,49% -1,30% -0,88%-0,25%+0,70%-0,49%

Ständig aktualisierte Börsenkursefinden Sie im Internet unter:

Festgeld, 5000€1 Monat 0,08%3 Monate 0,10%6 Monate 0,14%1 Jahr 0,24%ø-Werte in %, Quelle: FMH FinanzberatungRendite Anleihen3-5 Jahre -0,61%5-8 Jahre -0,41%8-15 Jahre -0,04%Hauptrefi. ab 16.03.16 0,00%Spitzenrefi. ab 16.03.16 0,25%Basiszinssatz -0,88%Quelle: Bundesbankstatistik

Zinsen

+++ MDax 21027,76 +++ S-Dax 9236,11 +++ Tec-Dax 1768,17 +++ Classic All Share 6900,08 +++ Tec All Share 2034,07 +++ London FTSE 6710,28 +++ Nasdaq 5244,57 +++ Umlaufrendite -0,15 +++

* Kurse etc. vom Vortag oder letzt verfügbarkursiv, wenn nicht in Euro notiertAlle Fonds unterhttp://fondscontainer.vwd.com/straubingertagblatt/

Samstag, 17. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Der Kampf gegen das Chaos per MausklickProjekt „Smart Defense“ der TH Deggendorf soll Systeme sicherer machen

Von Jessica Seidel

Unser Alltag ist voller versteck-ter Computer. Der meisten sind

wir uns nicht bewusst, wir denkennicht weiter über sie nach. Es be-ginnt morgens mit dem digitalenWecker, der dafür sorgt, dass wirpünktlich in die Arbeit kommen. Esfolgt die Kaffeemaschine, ohne dieviele von uns nicht auskommen; derFunkschlüssel für unser Auto, dieAmpelanlage, über die wir uns all-morgendlich ärgern, weil sie gefühltimmer auf Rot steht. Doch was,wenn sie tatsächlich immer auf Rotstünde? Schließlich sind in diesenvielen Alltagshelfern kleine Com-puter, die allerdings kaum gegen di-gitale Hacker-Angriffe geschütztsind. Warum das so ist und wie mandas ändern kann, daran forschenStudenten unter der Leitung vonProfessor Peter Fröhlich und Pro-fessor Andreas Grzemba an derTechnischen Hochschule Deggen-dorf.

Unter dem Namen „Smart Defen-se“ machen sich Fröhlich, Dekander Fakultät Maschinenbau undMechatronik, sowie Grzemba, Vize-präsident für Forschung und Tech-nologietransfer, und ihre Studentenseit über fünf Jahren Gedanken, wieman bislang ungeschützte Netzwer-ke sicher machen kann. „Auf demheimischen Computer findet eineArt Wettrüsten statt: Die Angriffs-werkzeuge werden immer profes-sioneller, dafür kommen aber auchständig Updates für die Verteidi-gung des Systems heraus“, erklärtFröhlich. Doch genau diese Upda-tes, die die Computer vor uner-wünschten Eindringlingen schützensollen, fehlen bei vielen öffentlichenNetzwerken, wie etwa Ampelanla-gen, der Energie- und Wasserver-sorgung oder im Gesundheitswesen.

„Ein Szenario wäre, dass sich Ha-cker Zugang in die Anlage einesChemiewerkes verschaffen“, sagtFröhlich. Dort könnte ein Tank vollSäure stehen, der Pegelstand wirdvon einem Fühler gemessen. „EinAngreifer könnte sich bei der Pum-pe als Fühler ausgeben und einenfalschen Pegelstand melden.“ DieKonsequenz: Die Pumpe leitet Säu-re in den Tank, bis dieser übergeht.Mit möglicherweise verheerendenFolgen.

Oder ein digitaler Angriff auf dieAmpelanlage einer Stadt, der zu

zahlreichen Unfällen und stunden-langem Chaos auf den Straßen füh-ren würde. „Es gibt eine Stadt inDeutschland, die betreibt ihre Am-pelanlage über das BetriebssystemWindows XP“, weiß Fröhlich. Dasist ein System, das schon lange nichtmehr vom Betreiber gepflegt wird,auf Updates wartet man vergeblich.Mögliche Sicherheitslücken werdenalso nicht mehr geschlossen – eineEinladung an mögliche Tunichtgu-te. „Doch solange nichts passiert,reagiert die Stadt auch nicht. Einevorbeugende Umstellung auf ein si-chereres System läge im fünfstelli-gen Eurobereich“, erklärt Grzemba.

Betroffene verheimlichendie Angriffe auf sieWenn ein Angriff auf solche Com-

puter so einfach erscheint, warumpassiert dann nicht viel öfter etwas?„Zum einen versuchen Betroffene,egal ob Firmen oder öffentliche Ein-richtungen, einen Angriff auf ihrSystem geheim zu halten“, gibtGrzemba zu bedenken. Zum ande-ren käme es auf das Geschäftsmo-dell des Hackers an. Manche erpres-sen die Betroffenen und vollziehenden Angriff nicht, solange sie ihrGeld bekommen. Andere geben zu-erst gar nicht preis, dass sie Sicher-heitslücken entdeckt haben, son-dern verkaufen die Information teu-er an Dritte. Natürlich gibt es aberauch Fälle, bei denen derartige An-griffe an die Öffentlichkeit gelang-ten. Ein berühmtes Beispiel dafürist der Computerwurm „Stuxnet“,der 2010 zahlreiche Systeme befal-

len, aber augenscheinlich nicht an-gegriffen hat. Denn der Wurm war-tete auf ein bestimmtes Ziel: einSteuerungssystem der Industriean-lage des iranischen Atompro-gramms.

Um derartige Angriffe – seien siegezielt oder nicht – zu verhindern,arbeiten drei Doktoranden, mehrereMitarbeiter sowie Master- und Ba-chelorstudenten der TH Deggendorfan Lösungen für das Problem. Sosollen zwei Sicherheitsvorkehrun-gen die Systeme vor dem ZugriffUnbefugter schützen. „Eine Mög-lichkeit ist es, die einzelnen Teile ei-nes Netzwerks mit digitalen Aus-weisen auszustatten“, erklärt Fröh-lich. So könnte im Beispiel des Che-miewerks die Pumpe anhand desAusweises sicherstellen, dass es sichwirklich um den Fühler handelt, derden Pegelstand weitergibt.

„Diese digitalen Ausweise sind –ähnlich dem echten Personalaus-weis – relativ sicher“, betont Fröh-lich. „Wenn man sich seinen Aus-weis beim Meldeamt abholt, ist derecht.“ Nur über einen Einbruch indas Amt selbst könnte man unbe-fugt einen Ausweis ergattern – „wasunwahrscheinlich ist“. Eine überge-ordnete, etwa staatliche Instanzkönnte das „digitale Meldeamt“vertreten.

Die zweite Möglichkeit, für Si-cherheit innerhalb eines Netzwer-kes zu sorgen, ist, die Datenwege zusichern. Wenn also eine Informationvom Fühler zur Pumpe geschicktwird, darf die Information auf demWeg nicht verändert werden. „Dazukann man die Daten mit einem Zer-

tifikat ausstatten.“ Versucht also je-mand, das Datenpaket unbemerktzu verändern, müsste er dasselbeZertifikat, also eine Art Code, wie-der anhängen. Ist es mit einem fal-schen Code ausgestattet, merkt dasdie Pumpe und hört nicht auf diefalsche Information.

Sicherheitslückenfinden und schließenUm Systeme auf diese Art sicher

zu machen, müssen Fröhlich,Grzemba und ihre Studenten erstdie Lücken ausfindig machen. Dazuarbeiten sie mit verschiedenen Be-trieben und Partnern zusammen,wie etwa dem Flughafen München.Wie genau die Zusammenarbeit mitdem Flughafen aussieht, könnenFröhlich und Grzemba aus Sicher-heitsgründen allerdings nicht erklä-ren. Auch mit den Juristen der Uni-versität Passau besteht eine Part-nerschaft. „Es gibt mittlerweile einGesetz zur IT-Sicherheit (siehe Kas-ten). Da wir aber keine Juristensind, und die Juristen keine Techni-ker, helfen wir uns bei der Umset-zung des Gesetzes gegenseitig“, er-klärt Fröhlich.

Derzeit ist den meisten Betrei-bern und Unternehmen eine Um-stellung auf sichere Systeme zu teu-er. Grzemba und Fröhlich sind sichallerdings sicher: Es wird der Tagkommen, an dem sie umstellen müs-sen. Spätestens, wenn alle AmpelnGrün zeigen und das ungeklärteAbwasser wieder in die Leitungengepumpt wird – alles nur mit einemMausklick.

Professor Andreas Grzemba, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer, Mitarbeiter Florian Kalleder und Pro-fessor Peter Fröhlich, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Mechatronik (von links), vor einem Versuchsaufbau, der einmögliches Netzwerk in einem Betrieb veranschaulichen soll. (Fotos: sei)

Ein weiterer Aufbau zeigt das Beispielder Pumpe, die von einem manipulier-ten Fühler gelenkt wird.

Florian Kalleder hat für seine Masterarbeit eine Wand entwickelt, die unter anderem Angriffe auf Systeme durch Hackeranschaulich darstellt. Durch das rote Licht wird verdeutlicht, dass der Hacker gerade versucht, sich unbefugt Zugang zudem System zu verschaffen.

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Das IT-Sicherheitsgesetz

Am 25. Juli 2015 wurde das IT-Sicherheitsgesetz vom Bundes-

tag verabschiedet. Demnach müs-sen sowohl bestimmte Unterneh-men als auch Bundesbehörden ge-wisse Mindestanforderungen anihre Computersysteme erfüllen. Be-treiber besonders gefährdeter Infra-strukturen wie Energie, Wasser, Ge-sundheit oder Telekommunikationsind beispielsweise verpflichtet,Angriffe auf ihre Systeme beimBundesamt für Sicherheit in der In-formationstechnik zu melden. DieMeldepflicht soll sicherstellen, dassein schnelles Eingreifen bei schwe-ren Angriffen möglich ist und dieInformationen über Attackenschnell ausgetauscht und gemein-sam analysiert werden können. Zuden meldepflichtigen Vorfällen ge-hören Angriffe, die bisher nochnicht veröffentlichte Sicherheitslü-cken ausnutzen oder die nur mit er-heblichem Aufwand abgewehrtwerden können. Außerdem mussalle zwei Jahre nachgewiesen wer-den, dass die Mindeststandards im-mer noch eingehalten werden.

Ein Kritikpunkt an dem Gesetzwar jedoch, dass nicht explizit fest-gelegt worden war, welche Unter-nehmen genau gemeint sind. Eineam 3. Mai 2016 in Kraft getreteneVerordnung konkretisiert die Vor-gaben für die Sektoren Energie,Wasser, Informationstechnik, Tele-kommunikation sowie Ernährung.Es sind in etwa 2000 Anlagen vondem Gesetz betroffen, die Zahl derBetreiber dürfte deutlich darunterliegen. Weitere Anpassungen undÄnderungen des Gesetzes an aktu-elle Gegebenheiten sind geplant.

KOMMENTAR

Dummer Leichtsinn

Im Gespräch mit Expertenwird klar: Auf dem Gebiet

der Sicherheit von Computer-systemen haben sowohl Firmenals auch öffentliche Einrichtun-gen noch großen Nachholbe-darf. Essenzielle Strukturenwerden relativ einfach angreif-bar, nur weil die Verantwortli-chen abwarten. Sie warten aufeinheitliche Lösungen, aufStandardisierungen, mögli-cherweise auf kostengünstigeLösungen. Doch wer sich nichtspätestens jetzt Gedanken umdie Sicherheit seiner Systememacht, könnte in Zukunft garnicht mehr die Gelegenheitdazu bekommen.

Denn Angriffe auf schlechtgeschützte Systeme jeder Artsind gar nicht unwahrschein-lich. Vor allem, weil man alsUnruhestifter mit geringemAufwand hohen Schaden an-richten kann. Kurz eine Ampel-schaltung manipuliert, schonbricht in einer komplettenStadt das Chaos aus.

Die Möglichkeiten, auf dieseWeise Schaden anzurichten,sind unendlich. Da scheint esnur eine Frage der Zeit zu sein,bis auch Terroristen von ihrenSprengstoffgürteln absehenund den subtileren Weg über di-verse Netzwerke und Compu-tersysteme gehen. Oder denWeg für die Sprengstoffgürtelüber manipulierte Systeme freimachen.

Deshalb ist es dem Laien un-verständlich, warum offenbarderart viele Firmen und Behör-den die Sicherung ihrer Syste-me hinauszögern. Dass eineUmstellung aus organisatori-schen sowie aus Kostengründenschwer ist, ist verständlich.Dennoch darf sich das nicht aufdie Sicherheit Tausender Men-schen auswirken. Dafür könnendie Auswirkungen, die ein rela-tiv simpler Hacker-Angriff ha-ben kann, zu weitreichend sein.Sicherheitslücken nicht aufzu-decken und auszumerzen istgrob fahrlässig und leichtsin-nig. Jessica Seidel

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Samstag, 24. September 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Leben retten per VideoübertragungDas Projekt „Tempis“ hilft ländlichen Kliniken mit Schlaganfallpatienten

Von Jessica Seidel

Es ist Samstagabend in Zwiesel.Herbert Müller fühlt sich nicht

wohl – er kann seinen linken Armnicht mehr bewegen und hatSchwierigkeiten zu sprechen. SeineFrau fährt ihn sofort ins Kranken-haus. Die erste Vermutung der Ärz-te: ein Schlaganfall. Früher hätteman Herbert Müller im ZwieselerKrankenhaus im Bayerwald-Land-kreis Regen nicht helfen können, dakeine neurologischen Fachärzte vorOrt sind. Dabei ist bei einemSchlaganfall jede Minute kostbar:Die Ärzte haben nur viereinhalbStunden, um den Patienten mögli-cherweise mit einem speziellen Me-dikament zu behandeln. Dank demEinzug der Digitalisierung in derMedizin kann man Herbert Müllerin Zwiesel dennoch helfen.

Drei technische Hilfsmittel unddrei Behandlungsschritte, die Le-ben retten können. Daraus setztsich – im Groben – das telemedizini-sche Projekt zur integriertenSchlaganfallversorgung in der Re-gion Südostbayern (Tempis) zusam-men. Dabei helfen Schlaganfallex-perten der Klinik für Neurologieder Universität Regensburg am Be-zirksklinikum und des KlinikumsHarlaching (München) den Ärztenin anderen Krankenhäusern bei derBehandlung von Patienten.

Jede Woche wechseln sich die Kli-niken Regensburg und Harlachingmit dem Tempis-Bereitschafts-dienst ab, erklärt Dr. Roland Back-haus, Leiter des Tempis-Netzwerksin Regensburg. Ein Notruf beginntfür den diensthabenden Arzt, dermindestens vier Jahre im Fachbe-reich Neurologie absolviert habenmuss, mit dem Klingeln des Tele-fons. Wenn etwa Herbert Müller inZwiesel, einem der 19 angeschlosse-nen Krankenhäuser, mit Verdachtauf Schlaganfall eingeliefert wird,geben die Kollegen vor Ort Be-scheid. Der Experte in Regensburgbereitet sich vor. Währenddessenwird in Zwiesel ein Bild des Gehirnsdes Patienten im Computertomo-grafen (CT) angefertigt. „Bei einemSchlaganfallpatienten zählt jedeMinute, aber das CT muss unbe-

dingt vor der endgültigen Diagnoseerfolgen“, erklärt Backhaus. Dennein Schlaganfall sei in der Regeleine Verstopfung einer hirnversor-genden Arterie, ein Patient erlebedann meist Lähmungserscheinun-gen oder habe Sprachprobleme.Doch diese Symptome können lautBackhaus auch dann auftreten,wenn das genaue Gegenteil einesSchlaganfalles vorliege: eine Blu-tung. Da jedoch ein Schlaganfalloftmals mit einem Medikament zurBlutverdünnung behandelt werdenkann, dieses Vorgehen aber eineBlutung nur verschlimmern würde,müsse abgeklärt werden, was vor-liegt. „Das CT-Bild wird dann anuns übermittelt und hier ausgewer-tet.“ Nötig ist das, weil schlichtwegnicht jede Klinik über eigene Neu-rologen verfügt. Bereits seit 2003wird daher zum Wohle der Patien-ten das Tempis-Netzwerk herange-zogen.

„Der andere Blick“ –durch die KameraDank der immer ausgefeilteren

Technik ist im nächsten Schritt so-gar möglich, den Patienten in Zwie-sel von Regensburg aus zu untersu-chen. Das geschieht mit einer hoch-auflösenden Kamera, die der Arzt inRegensburg lenken kann. Zeitgleich

sieht der Patient den Doktor auf ei-nem Bildschirm in seinem Untersu-chungszimmer, beide können mitei-nander reden. „Es ist für uns wich-tig, den Betroffenen selbst zu sehen.Als Neurologe hat man einfach ei-nen etwas anderen Blick für mögli-che Symptome als die Kollegen vorOrt“, erklärt Backhaus. So könnezum Beispiel die Untersuchung derPupille eine Rolle spielen, zu diesemZweck lässt sich das Kamerabildauch vergrößern.

Während des Gesprächs mit demPatienten arbeitet der Arzt in Re-gensburg ein Formular auf seinemComputer ab. Dabei geht es um all-gemeine Daten, den Bildbefund, dieBewertung der Symptome sowieeine Behandlungsempfehlung fürden Arzt in Zwiesel. Anschließendbesprechen die beiden Ärzte dasweitere Vorgehen.

„Das Tempis-Projekt soll vor al-lem die Patientenversorgung in denländlicheren Regionen sicherstel-len“, sagt Backhaus. Dabei werdendie ans Netzwerk angeschlossenenKliniken nicht nur per Videoüber-tragung beraten, die Ärzte vor Ortwerden außerdem regelmäßig ge-schult, um eine möglichst gute Zu-sammenarbeit zu erreichen. „DieReaktionen, sowohl von Patientenals auch von den Kollegen vor Ort,sind durchwegs positiv.“ So sei es

gerade für ältere Patienten zwar un-gewohnt, mit jemandem per Video-chat zu sprechen. „Aber trotzdemfreuen sie sich über die Behandlungund die Beratung durch einen Ex-perten.“ Und auch die Ärzte in denländlicheren Regionen seien frohüber die Unterstützung durch dieKonsilärzte der beratenden Zen-tren.

Rund 17 Videoberatungeninnerhalb eines TagesDurchschnittlich 17 Mal klingelt

in einer 24-Stunden-Schicht dasTelefon in dem kleinen, extra fürTempis eingerichteten Zimmer. Fastzehntausend Schlaganfallpatientenwerden so mittlerweile jährlich be-handelt. Die Beratung aus der Fernewird gut angenommen, weitere Kli-niken wollen beitreten. „Wer hineindarf, entscheidet letztlich das Ge-sundheitsministerium.“

Doch auch in Regensburg selbstist das Netzwerk bei den Ärzten be-gehrt. „Wir haben keine Nach-wuchsprobleme für die Beratungs-stellen“, erklärt Backhaus. DerTempis-Dienst sei einfach ganz an-ders als der alltägliche Beruf. „Be-sonders schön ist, dass man Dank-barkeit von zwei Seiten bekommt –dem Patienten und dem Kollegenvor Ort.“

Dr. Roland Backhaus sitzt im Raum der Tempis-Koordinationsstelle. Auf den beiden Bildschirmen kann er sich die CT-Bilder ansehen, Formblätter ausfüllen und mit den Patienten vor Ort reden. Für die Videoübertragung sorgt dabei diegroße schwarze Kamera hinter den Bildschirmen. (Foto: sei)

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Telemedizin wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt. So ähnlich sieht auch ein Tempis-Einsatz aus: Der Experte sieht und hört den Patienten über ein spe-zielles Programm und kann so bei der Diagnose helfen. (Foto: dpa)

Das Tempis-Netzwerk

Dem Tempis-Netzwerk un-ter der Leitung der Klini-

ken Regensburg und Harla-ching gehören an:• Krankenhaus Agatharied(Kreis Miesbach)• Kreisklinik Bad Reichenhall(Kreis Berchtesgadener Land)• Asklepios Stadtklinik BadTölz (Kreis Bad Tölz-Wolfrats-hausen)• Asklepios-Klinik Burglen-genfeld (Kreis Schwandorf)• Krankenhaus Cham• Helios Amper-KlinikumDachau• Kreisklinik Ebersberg• Klinikum Erding• Rottal-Inn-Kliniken Eggen-felden (Kreis Rottal-Inn)• Klinikum Freising• Goldberg-Klinik Kelheim• Klinik Mühldorf• Helios Klinikum MünchenWest/Klinikum Pasing• RoMed-Klinikum Rosenheim• Krankenhaus Rotthalmüns-ter (Kreis Passau)• Klinikum Sankt ElisabethStraubing• Klinikum Traunstein• Krankenhaus Vilsbiburg(Kreis Landshut)• Kreiskrankenhaus Zwiesel(Kreis Regen)

Die Digitalisierungim Gesundheitsbereich

D ie Digitalisierung hat im Ge-sundheitsbereich schon lange

Einzug gehalten. Sei es durchSport-Apps für das Handy, Teleme-dizin wie das Tempis-Netzwerkoder die Terminvergabe beim Haus-arzt via Internet. All diese Entwick-lungen fallen in der Fachsprache inden Bereich „E-Health“ (ElectronicHealth), also elektronische Gesund-heit. Der Sammelbegriff bezeichnetalle Hilfsmittel und Dienstleistun-gen, bei denen Informations- undKommunikationstechnologien ver-wendet werden. (sei)

Ernährungstagebuchmit Durchblick

Manche tun es aus gesundheitli-chen Gründen, andere, weil sie

abnehmen wollen: Der Trend, dasEssen penibel zu erfassen, ist größerdenn je. Bisher halfen Ernährungs-tagebücher oder auch spezielle Ap-plikationen für das Smartphone. Dabeides eher zeitaufwendig ist, ar-beiten die Wissenschaftler der Uni-versität Passau an einem einfache-ren Weg. Eine Brille soll automa-tisch erkennen, was der Träger ge-rade zu sich nimmt. Dabei helfenElektroden, die im Rahmen derBrille integriert sind und die Bewe-gung der Temporalismuskeln mes-sen. Diese Muskeln sind für dieKaubewegungen des Kiefers zu-ständig. Bei jedem Bissen sollen soRückschlüsse auf das Essen möglichsein. „Kekse sind knusprig, Gum-mibärchen hingegen weich undelastisch: Jede Speise stellt auf-grund ihrer Beschaffenheit spezielleAnforderungen an Muskelkraft undKaubewegung. Genau hier setzenwir an“, erklärt Professor Dr. OliverAmft, der das Projekt leitet. Nochist die Brille aus dem 3D-Druckerallerdings ein Prototyp, der weiter-entwickelt werden muss. (sei)

Rui Zhang, Mitentwickler der „Ernäh-rungsbrille“, mit dem Prototypen.

(Foto: ACTLab/Universität Passau)

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Samstag, 15. Oktober 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Der Proglove: eine Idee, so simpel wie genialTragbare Technik kann die Ergonomie und Verlässlichkeit von Arbeitsschritten verbessern

Von Simon Kunert

Dingolfing. Im April 2015 rol-len zwei junge Männer in einem al-ten Dacia auf den Parkplatz desBMW-Dynamikzentrums in Dingol-fing. Im Gepäck haben sie eineneinfachen Industriehandschuh,zehn rote Karten und eine Idee, dieso simpel wie genial ist. Sie trägtden Namen „Proglove“ und zeigtdie Chancen der Digitalisierung fürKonzerne und Start-up-Unterneh-men. Daneben sorgen derzeit sensi-tive Leichtbauroboter in der Weltdes Autobauers für Furore.

Der Besuch der zwei jungen Män-ner bei BMW beginnt alles andereals vielversprechend. „Ich dachte,das ist ein Witz“, erinnert sich Al-fred Ferstl. „Die hatten in ihrenausgewaschenen Jeans noch nichtmal einen Computer dabei undwollten mir etwas über Industrie 4.0erzählen.“

Ferstl ist Betriebsleiter des Dyna-mikzentrums in Dingolfing, das inVerbindung mit den neu eröffnetenLogistikstandorten in Wallersdorf(Kreis Dingolfing-Landau) undBruckberg (Kreis Landshut) dasWeltersatzteillager von BMW bil-det. Die knapp 1000 Mitarbeiter imDynamikzentrum unter Ferstls Re-gie stellen je nach KundenauftragTeile zusammen und versenden siean 21 Millionen Kunden in 100 Län-dern. Für Ferstl gibt es dabei vierwichtige Bezugsgrößen: Qualität,Schnelligkeit, Verlässlichkeit unddie Gesundheit seiner Mitarbeiter.Dass genau der umgebaute Indus-triehandschuh der jungen Männeraus München das Zeug hat, alle vierBereiche zu verbessern: für ihn zu-nächst schwer vorstellbar.

Einer der beiden jungen Männerist Paul Günther, ihm gehört derklapprige Dacia. Günther hatte dieIdee für den Proglove, die im Grun-de so simpel wie genial ist. „Es isteigentlich ein handelsüblicher In-dustriehandschuh mit integrierterScaneinheit“, erklärt Ferstl. Diesesitzt auf dem Handrücken und kannmit einem Daumendruck auf den

Taster am Zeigefinger aktiviertwerden. Bei der Zusammenstellungder Kundenbestellungen müssen dieLager-Mitarbeiter über einen Scanabgleichen, ob das richtige der rund300000 verschiedenen Teile aus demLager entnommen wurde. Durchden Proglove erübrigt sich der deut-lich schwerere, bisher verwendeteHandscanner, den man vom Paket-boten kennt. „Der Arbeitsablaufwird ergonomischer, weil beideHände frei sind. Dadurch fällt ein-seitiges Tragen zum Beispiel schonmal weg“, so Ferstl.

Digitalisierungzum ReinfassenPaul Günther war Doktorand bei

BMW und finanzierte sich sein Stu-dium durch Werkführungen. Erkannte die Probleme der Mitarbei-ter mit dem Handscanner und kamauf die Proglove-Idee.

Zusammen mit Alexander Grots,Jonas Girardet und Thomas Kirch-ner bastelt er Ende 2014 einen Pro-totypen mit einem Gartenhand-schuh, dreht ein Video und gewinntbei einem Ideenwettbewerb 100000Dollar Preisgeld. BMW-VorstandPeter Schwarzbauer gefällt die Ideeund er vermittelt den Kontakt nachDingolfing. Dort sprechen Güntherund Girardet etwa zehn Minutenvor der Leitung des BMW-Dyna-mikzentrums. Dann stellt sich demGremium nur noch eine Frage: „Wa-rum sind wir da nicht eher draufge-kommen?“

Denn der Proglove löst viele klei-ne Probleme und beschleunigt sodie ganze Kette. Weil die Automati-sierung der Prozesse in der Automo-bilindustrie bereits weit fortge-schritten ist, sind derartige Lösun-gen gefragt, wie nie. „Es sind diekleinen Arbeitsschritte und Hand-griffe, in denen die Digitalisierungihre wahre Stärke entfaltet“, sagtFerstl.

In der Münchner Konzernleitunglegt man Wert darauf, dass die Digi-talisierung keine Modeerscheinungist. „Sondern ein langer, intensiverProzess, der schon viele Jahreläuft“, wie BMW-Sprecherin San-dra Schillmöller erklärt. Was mitder Fließbandfertigung im Großenbegann, durchdringt mittlerweileimmer mehr kleinteilige Arbeits-schritte. Schon heute arbeitet BMWmit vielen Assistenzsystemen, Si-mulationseinrichtungen und einerintensiven Datenerfassung. „DerProglove ist eines von vielen Bei-spielen“, erklärt Schillmöller.

Helfende Roboter mitsensitiven FähigkeitenFünf Kilometer vom Dynamik-

zentrum entfernt, steht ein weiteresdieser Beispiele. An zwei Werkti-schen im Komponentenwerk 2.1passiert die „Hochzeit“ des Vorder-achsgetriebes. Wegen der präzisenVerzahnung der Teile ein kompli-zierter Prozess. Der Arbeiter ist fürdie kleinen Teile zuständig. Ein Ro-boter von Kuka hilft ihm beim Ein-

passen der schweren Zahnräder undGehäuse. „Hier geht es um Lastenund Präzision. Der Mensch ermüdetdabei, macht Fehler und verletztsich vielleicht sogar. Der Roboterhilft uns enorm“, erklärt Ferti-gungsmeister Franz Kastenmaier.„Das Teil, das wir hier verbauen,wiegt um die fünf Kilo. In einerSchicht wird es 788 Mal verbaut.Was glauben Sie, wie das auf dieSehnen, Muskeln und Gelenkegeht?“, sagt Kastenmaier. Bishergibt es nur etwa zwei Handvoll sen-sitiver Leichtbauroboter bei BMWin Dingolfing. Die Planung für dieEinbindung weiterer läuft aber be-reits. Die nächsten Aufträge fürKuka sind schon in der Pipeline.

Gleiches gilt für die Bestellungvon 50000 Proglove-Handschuhen,die Alfred Ferstl gerade in Auftraggegeben hat. „Das reicht für etwaein Jahr“, sagt der Betriebsleiter.

Für Proglove ist das der Erste,aber mit Sicherheit nicht der letzteGroßauftrag. Dem Start-up liegenAnfragen von fast allen namhaftenAutoherstellern aber auch vonLogistikunternehmen und Ein-kaufsketten vor. Anfangs wurdendie Handschuhe von Hand beklebt,heute gibt es einen festen Vertragmit einem Fertigungsunternehmenin Nordrhein-Westfalen. Zu denaktuell 30 Mitarbeitern kommenmonatlich weitere hinzu. Proglovehat eine goldene Zukunft vor sich,doch eines wird sich wohl nieändern: Den alten Dacia fährt PaulGünther noch immer.

Dem Proglove steht in den Logistikzentren dieser Welt eine goldene Zukunft bevor. (Foto: Proglove)

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„Der Mensch wirdnoch wichtiger werden“

Der Werkleiter des DingolfingerBMW-Standorts, Josef Ker-

scher, sieht BMW auf einem gutenWeg. Er glaubt, der Münchner Au-tobauer hat durch sein Know-howund seine moderne Ausrichtunggute Chancen, die Möglichkeitenvon Industrie 4.0 zu nutzen. DieStellung der Arbeitnehmer sieht erdurch die Technologien gestärkt.

Herr Kerscher, welche Chancensehen Sie in der Digitalisierung fürden Autohersteller BMW?

Josef Kerscher: Die Digitali-sierung bietet Chancen und Poten-ziale einerseits, was das Produktbetrifft – Stichwort ConnectedDrive und vernetztes Fahren. Ande-rerseits liegt in der zunehmendenVernetzung vonDaten, Men-schen und Ma-schinen, unddem Einsatz IT-gestützter Tech-nologien auch inder Produktionein Hebel fürmehr Effizienz,Qualität undKundenorientie-rung. Auchwenn wir in na-her Zukunftnicht an disrup-tive Veränderun-gen der Produk-tionsprozesse inSumme glauben,so sehen wir inder Digitalisierung doch die Chan-ce, einige unserer Prozesse zu opti-mieren und damit unsere Wettbe-werbsfähigkeit an einem Hochlohn-standort wie Deutschland zu stär-ken. Gleichzeitig kann die Digitali-sierung helfen – etwa durch digitaleDevices oder filigranere, flexiblereRoboter als „Produktionsassisten-ten“ – die Fertigung ergonomischerzu machen und unsere Mitarbeitervon körperlich anstrengenden undeinseitigen Arbeiten zu entlasten.

Warum sind es gerade die Auto-bauer, die am Puls der Zeit sind?

Kerscher: Das Gütesiegel „Ger-man Engineering und Manufactu-ring“ wird geprägt durch die deut-sche Automobilindustrie. Sie be-hauptet sich dank Innovationen seitJahrzehnten erfolgreich auf demWeltmarkt. Sie ist in Deutschlandtraditionell eine Leitbranche, vieleNeuheiten und Patentanmeldungenkommen aus ihr – auch aufgrundder innovativen, mittelständischenZulieferer und des hohen Ausbil-dungsstands der Mitarbeiter.

Bei aller Technik: Welche Rollewird künftig der Mensch in der Au-tomobilindustrie noch spielen?

Kerscher: Durch die Digitali-sierung und neue Technologien wieElektromobilität und Leichtbauverändern sich die Anforderungenan die Mitarbeiter. Auch Arbeits-plätze und Jobprofile werden sichverändern. Aber: Solch einen Wan-del gab es immer schon – und dasswir ihn aktiv vorangetrieben haben,hat letztlich dazu geführt, dass wirwettbewerbsfähig und wirtschaft-lich erfolgreich waren und damitauch Arbeitsplätze sichern undschaffen. Für BMW gilt: DerMensch wird auch in Zukunft – viel-leicht noch viel mehr als heute –wichtiger Gestalter und Befähigerder Prozesse sein. Nur wird eben dieArbeitswelt weiter modernisiert,Know-how und Qualifizierung un-serer Mitarbeiter werden im Zu-sammenspiel mit der Technik anBedeutung gewinnen. Andererseitsist auch klar: In vielen Produktions-prozessen dominiert weiterhin derMensch mit seinen Fähigkeiten –kein Roboter kann dies auch annä-hernd leisten. Das Montagebandetwa ist das Herzstück jeder Auto-mobilproduktion. Dort ist derMensch mit seiner Flexibilität un-schlagbar. Aber wir überlegen uns,wo wir ihn unterstützen können.

Interview: Simon Kunert

BMW-WerkleiterJosef Kerscher.

(Foto: BMW)

„Industrie 4.0 bietet tolle Chancen“IG Metall: Arbeitnehmer können trotz der Risiken von Digitalisierung profitieren

F ür Unternehmen bietet die In-dustrie 4.0 gewaltige Chancen.

Doch wie sieht es mit den Arbeit-nehmern aus? Ein Gespräch mitdem Chef der IG Metall Landshut,Robert Grashei, über die Gefahrender Digitalisierung und wie ihnenArbeitnehmer begegnen sollten.

Herr Grashei, ist Industrie 4.0Fluch oder Segen für die Arbeitneh-mer?

Robert Grashei : Weder noch.Wir sehen es als Chance mit Risiken.Technologische Anpassungen gibtes in der Arbeitswelt ständig. Unse-re Aufgabe mit den Betriebsräten istes, zu erkennen, wie Prozesse mitar-beiterfreundlicher werden können.

Worin liegen die Chancen?Grashei : Zu allererst in der Hu-

manisierung der Arbeit. Das heißt,dass belastende, monotone Aufga-ben mit Roboterunterstützung er-leichtert werden. Ich glaube, dassda in den Bereichen Logistik,Transport und in den administrati-ven Tätigkeiten noch viel Potenzialdrin ist. Aber auch im Bereich dermobilen Arbeit, wenn es darumgeht, Familie und Beruf zu verein-baren. Wir haben schon viele Lö-sungen geschaffen, mit denen Men-schen von zu Hause aus oder von

unterwegs arbeiten können. An vie-len Stellen entsteht dadurch mehrZeitsouveränität.

Worin sehen sie die Risiken?Grashei : Natürlich im Wegfall

von Arbeitsplätzen. Bedenklich istaber auch der Bereich der Über-wachung, da mit den neuen Syste-men im Grunde jeder Schritt erfasstwerden kann. Wenn alles aufSoftware-Systemen läuft, bestehtzudem die Gefahr, dass Arbeitneh-mer in ihren Qualifikationen ausge-höhlt werden. Ebenso, dass eineEntgrenzung von Arbeit stattfindet.Viele finden bei der mobilen Arbeitkein Ende mehr. Das geht dannschon in die Richtung Selbstaus-beutung.

Das heißt, körperliche Entlastungund geistige Mehrbelastung?

Grashei : Ja, oder eine geistigeBelastung mit totaler Unter-forderung und dem Eliminieren vonKreativität. Manchmal ist derMensch nur noch das Anhängsel derTechnik. Auf einem Bildschirmbekommt er gezeigt, was er tunmuss oder es leuchten Lichter auf,wenn er an eine bestimmte Stellegreifen muss. Das führt dazu, dasser überhaupt keine Entscheidungenmehr treffen darf. Damit geht eine

geistige Belas-tung einher, diezu psychischenFolgen führt.

Wie gut klapptdie Zusammen-arbeit zwischenBetrieben undArbeitnehmernim Hinblick aufdie Digitalisie-rung ?

Grashei : Ichweiß, dass es füralle Unterneh-men in der Regi-on ein ganz hei-ßes Thema ist,und die Betriebsräte vielfach früheingebunden werden, um mit denMitarbeitern eine Lösung zu finden.Vor Ort erlebe ich es, dass ganz tolleIdeen umgesetzt werden. Gerade inder Prozessorganisation werden dieLeute in Form von Workshops betei-ligt, um die Arbeitsplätze ergono-misch gut aufzubauen und zu ge-stalten. Da gibt es eine gut gelebtePraxis der Betriebe.

Verschärft die Industrie 4.0 dieAusgrenzung älterer Arbeitnehmer?

Grashei : Das kann passieren,weil die junge Generation mit die-

sen Instrumenten ja heute schongroß wird. Vielfach hat es aber mitganz kleinen Dingen zu tun. Bei-spielsweise, dass Daten nicht aufkleinen Smartphones mit neun Zoll,sondern auf Tablets mit 20 Zoll an-gezeigt werden, damit die Lesbar-keit besser wird.Die Unternehmen müssen dafürsorgen, dass die Leute nicht über-fordert werden. Lerngerechte Ar-beitsplätze sind nötig. Da ist es mitdie wichtigste Aufgabe von Ge-werkschaftern und Betriebsräten,dafür zu sorgen, dass da rechtzeitigeine Anpassungsqualifikation pas-siert. Wir haben ja kürzlich einenTarifvertrag abgeschlossen, der esermöglicht, dass man sich währendder Arbeitszeit weiterqualifizierenkann.

Was raten Sie Arbeitnehmern?Grashei : Aufgeschlossen zu sein

für Veränderung und bildungs-hungrig zu bleiben. Die Zukunft derArbeitswelt wird sicher so aus-schauen, dass eher die einfachenund körperlich schweren Tätigkei-ten wegfallen und dafür die verän-derten Prozesse und die qualifizier-ten Arbeitsplätze zunehmen. Dagibt es tolle Möglichkeiten.

Interview: Simon Kunert

Der Chef der IGMetall Landshut:Robert Grashei.

(Foto: IG Metall)

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Samstag, 19. November 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Die NetzgerImmer mehr Fleischereien gehen online und ermöglichen den Wurstkauf vom Sofa aus

Von Simon Kunert

Fährt man im Landkreis Strau-bing-Bogen aus Pfaffenberg,

vorbei am Gymnasium, hinein nachMallersdorf, gelangt man zu einemBrunnen. Er teilt die Straße in einelinke und eine rechte Bahn. Linksgeht es zum Kloster, rechts in Rich-tung Straubing. Am Rande dieserKreuzung – dem Herz des Ortes –liegt die Metzgerei Baumann.

Die Schlachterei an der Hofmark6 ist eine Konstante in Mallersdorf.Seit 1910 verkauft sie Fleisch undWurst. 1971 ging sie an die FamilieBaumann über. Die Metzgerei erleb-te den Bau des Gymnasiums, die Sa-nierung des Klosters und wurdeselbst einige Male saniert und um-gebaut. Eine der größten Verände-rungen ihrer Geschichte erlebt sieaber im Moment – hinter den Kulis-sen. Abseits von Verkaufstresen undSchlachthaus. Seit etwa zwei Wo-chen ist der neue Online-Shop „na-türlich Steak“ freigeschaltet.

Was auf den ersten Blick nach ei-ner schlichten Erweiterung des An-gebots klingt, ist bei genaueremHinsehen eine Revolution. Denn fürdie Baumanns bedeutet das „On-line-Gehen“ neben den Zweigstel-len in Ergoldsbach (Kreis Lands-hut) und Regensburg nicht nur eineweitere Filiale, sondern im Grundeeinen Wechsel der Geschäftsidee.Kamen die Kunden früher zumKauf in den Laden, können sie ihrFleisch und ihre Wurst heute vomSofa aus bestellen. Der HandwerkerMetzger wird so zum Onlinehändlerund tritt in Konkurrenz mit Ama-zon und Lieferando. Es ist sozusa-gen die Umwandlung vom Metzgerzum Netzger.

Baumann orientiert sich dabei aneiner Entwicklung, die ihren Ur-sprung schon vor vielen Jahren hat-te und sich auf dem verändertenVerhalten der Kunden gründet.„Die Leute haben nicht mehr so vielZeit. Das spürt man auch an der La-dentheke“, sagt Klaus Baumann.

In anderen Einzelhandelsberei-chen schlägt sich dieser Wandelschon länger auf die Angebote nie-der. Bereits in den 1920er- und 30er-Jahren blühte in Deutschland derKatalogversandhandel. Mit demTele- und Onlineshopping nahm dieBestellwelle ihren Lauf. Doch auch

der Lebensmittelversandhandel istnichts Neues. Der Tiefkühl-Liefer-dienst Bofrost fährt seit 1966 Ge-müse, Eis und Fertiggerichte aus.Eismann gibt es sogar schon zweiJahre länger.

Bis der Trend zu den lokalenFleisch- und Wurstherstellerndurchschlug, dauerte es freilich eineWeile, doch nun ist er angekommen,glaubt Baumann. „Im Internet liegtein Teil unserer Zukunft. Mittelfris-tig soll er bis zu 30 Prozent des Um-satzes ausmachen.“ Ein Erdrutsch,denn im Umkehrschluss heißt das,dass Baumann künftig jedes dritteStück Fleisch über das Internet ver-kaufen will.

Viele Touristen ausdem Norden als KundenAuch der Bundesverband der

Deutschen Fleischwarenindustriesieht im Online-Handel großes Po-tenzial. Laut der FachzeitschriftAFZ hat schon jetzt jeder zehnte derrund 9000 Fleischereibetriebe inDeutschland einen Online-Shop. 3,5Prozent des Gesamtumsatzes in derBranche kommen aus dem Online-Handel. Tendenz steigend.

Doch wer bestellt sein Fleisch imNetz? Wem ist eine Styroporbox lie-ber als die braune Metzgertüte?„Bis jetzt nur den Urlaubsgästen“,sagt Sabrina Piller. Mit ihrem Mann

Tobias führt sie in Schönau beiViechtach im Bayerischen Wald eineMetzgerei und ein Wirtshaus. DerShop der Pillers ging Mitte Septem-ber online. Die Chefin beziffert denAnteil am Gesamtumsatz auf 20Prozent. Das Ziel sind 50 Prozent.

In Gesprächen mit ihren Pensi-onsgästen erkannte Piller das Po-tenzial der Online-Wurst. „DerTrend geht in Richtung bewussteFleisch- und Wursternährung.“ Ei-nige ihrer Übernachtungsgäste ausNordrhein-Westfalen und Nord-deutschland hätten schon per Ver-sand bestellt, als es den Onlineshop

noch gar nicht gab. „Die Leute wol-len Fleisch aus kontrollierten Be-trieben ohne Gentechnik und Anti-biotikaeinsatz.“ Das Internet ver-einfache die Abwicklung. Gewähltwird per Mausklick, bezahlt perOnline-Überweisung.

Auch Baumann profitiert zu gro-ßen Teilen von Touristen. In seinerFiliale in Regensburg schauen vieleGäste vorbei, die unten an der Stei-nernen Brücke mit Kreuzfahrtschif-fen festmachen. Bestellen tun sievon zu Hause. Wählbar sind ein Ver-sand mit Kühlakkus für 9,90 Euround ein Paketversand für 4,90 Euro.

Die Preise für die Ware sind diegleichen wie im Laden.

Markus Rainers Netzwerk speistsich dagegen aus einer anderenKlientel. Seit der Metzgermeisteraus Haibach (Kreis Straubing-Bo-gen) 2015 online ging, verschickt erauch Pakete bis nach Berlin. Dochein Großteil seines Kundenstammsbesteht aus Bestellern jüngeren undmittleren Alters aus dem Umkreis.Rainer kann sich gut vorstellen,dass künftig auch ältere, wenig mo-bile Menschen das Internetangebotnutzen. Auf zehn bis 15 Prozent be-ziffert er sein Umsatzvolumen vomVersandhandel derzeit. Der Rennersind dabei „unser Geräuchertes undDry Aged Steaks“, erklärt er.

„In einer Woche keineWurst nach Australien“Beim Fleischerverband Bayern

mit Sitz in Augsburg sieht man dieEntwicklung mit gemischten Ge-fühlen. Zwar sei der Trend klar er-kennbar. Allerdings gelte es abzu-wägen, denn das Angebot sei oft nurals Ergänzung zum Ladengeschäftzu verstehen. „Die Digitalisierungist kein Schritt von null auf 100“,erklärt Sprecher Stefan Ulbricht.„Eine Handwerksmetzgerei wirdnicht eine Woche nach Webshop-Er-öffnung Weißwurst nach Australienverkaufen. Ein solcher Shop mussdurch Reputation etabliert wer-den.“ Die Lösung seien maßge-schneiderte Umsetzungen für jedenBetrieb. Das glaubt auch AndreasKeller von der HandwerkskammerNiederbayern-Oberpfalz. „So einAngebot muss gut abgestimmt undimmer aktuell sein. Sonst bringt esnichts.“

Alle oben genannten Metzger lie-ßen sich ihren Auftritt von IT-Fir-men programmieren und aktualisie-ren seitdem selbst. „Das ist – andersals gedacht – total simpel. Da brau-che ich nur ein paar Minuten da-für“, sagt Rainer. Den Versand unddie Verpackung übernimmt bei ihmeine Mitarbeiterin aus dem Büro.Eine zusätzliche Kraft braucht erdafür nicht. „Das läuft nebenher.“

Der Weg in die Digitalisierungscheint auch für ein ganz traditio-nelles Handwerk, wie das der Flei-scher, vorgezeichnet zu sein. Dochtrotz der Chancen schwingt bei denProtagonisten Wehmut mit. „Ich binMetzger und kein Informatiker“,sagt Baumann. „Mir ist es immernoch am liebsten, wenn die Leute inden Laden kommen.“ An der Zu-kunft – so sagt er – kommt aber auchseine Branche nicht vorbei.

Die Läden einiger regionaler Metzger sind nun auch im Netz zu finden. (Foto: idowa pro)

Noch liegt der Absatz von Fleischwaren aus dem Netz am Ende der Vertriebs-wege. Doch das könnte sich bald ändern. (Quelle: AFZ)

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Samstag, 26. November 2016 WIRTSCHAFT IN DER REGION 9

Digitale DorfschönheitDas Projekt „eDorf“ will Gemeinden mithilfe digitaler Technik Zukunftschancen aufzeigen

Von Valerie Tielich

D emografischer Wandel undAbwanderung in die Städte

sind Probleme, mit denen viele Dör-fer kämpfen. Blutet ein Dorf odersogar eine ganze ländliche Regionaus, sinkt deren Attraktivität. Neu-zuzüge bleiben aus, Firmen überle-gen sich eine Ansiedlung zweimal,die Anbindung an das Bus- undBahnnetz leidet ebenso wie dieNahversorgung und die medizini-sche Betreuung. Die Digitalisierungist eine Chance, um ländlichen Re-gionen eine Zukunftsperspektive zugeben. Dieser Überzeugung sind dieProjekte „eDorf“ in Bayern und„Digitale Dörfer“ in Rheinland-Pfalz. Beide wollen mithilfe digita-ler Informations- und Kommunika-tionstechnik neue Möglichkeitenaufzeigen, um Dörfer wieder zu be-leben und attraktiver zu machen.

Zwei Kandidaten – einer in Süd-bayern und einer in Nordbayern –werden Ende des Monats aus 20 Be-werbern für das Projekt „eDorf“ausgewählt. Das südbayerischeDorf wird vom TechnologiecampusGrafenau betreut, erklärt Projekt-leiterin Prof. Diane Ahrens. In denbeiden Modelldörfern sollen digita-le Lösungen in verschiedenen The-menfeldern umgesetzt werden, er-klärt sie. Hierfür stehen insgesamtneun Bereiche zur Verfügung: Ar-beiten, Dienste, Energie, Lernen,Medizin, Mobilität, Pflege, Wohnenund Experimente. Letzteres The-menfeld dient als Platzhalter fürweitere Bereiche wie etwa Touris-mus.

Neun Themenfelder undviele LösungsansätzeEine Lösung im Themenfeld Me-

dizin könnte zum Beispiel der Ein-satz einer Krankenschwester sein,die die Erstversorgung sowie dieKontrolle in einem tele-medizinischeingerichteten Raum im Gemeinde-haus leistet. Der zuständige Arztkann über ein Videokonferenzsys-tem kontaktiert werden und eineTele-Diagnose stellen. Für den in

ländlichen Regionen häufig einge-schränkten öffentlichen Nahver-kehr wäre eine Vermittlungsplatt-form denkbar, über die Berufstäti-ge, Familien oder Rentner ihre Fahr-ten miteinander abstimmen kön-nen. Ein über das Internet buchba-rer Einkaufsbus oder ein App-ba-siertes Mitfahrsystem wären ebensomöglich. Um den Alltag in ländli-chen Gebieten zu erleichtern, könn-te im Themenfeld Dienste folgenderAnsatz verfolgt werden: Auf einemdigitalen „Schwarzen Brett“ wer-den Angebot und Nachfrage ver-schiedenster Dienste wie Handwer-ker-, Gartenarbeiten oder Kinder-betreuung koordiniert. Ebenso sindOnlineplattformen für den Kaufund die Lieferung lokaler Produktevorstellbar.

Die Wunschvorstellung der Pro-jektverantwortlichen ist es, dass inden Dörfern mindestens drei bisvier der neun Themenfelder bear-beitet werden. Bereits während derBewerbungsphase mussten dieKandidaten angeben, wo sie Ideenumsetzen wollen. „Die meisten Pro-jektideen sind rund um das ThemaMedizin eingereicht worden. Hiersehe ich auch den größten Hand-lungsbedarf“, sagt Ahrens.

Zwei Modelldörfer starten2017 in das ProjektBewerben durften sich nur Dörfer

aus Regionen mit besonderemHandlungsbedarf, keine Mittel- undOberzentren. Grundvoraussetzungfür eine Bewerbung war laut Ahrensunter anderem auch ein entspre-chender Stand beim Mobilfunk-und Breitbandausbau. Der Ausbaudieser beiden Bereiche sei nicht Ge-genstand des Projekts. Außerdemmuss in den Gemeinden bereits einetabliertes Engagement für die Ver-besserung der Lebensbedingungenvorhanden sein. „Wir wollen in denModelldörfern nicht bei null anfan-gen müssen“, sagt Ahrens.

Ab März 2017 beginnt die kon-krete Umsetzung der Projekte inden von den Dörfern ausgewähltenThemenfeldern. Erste Ergebnisseerhofft sich Ahrens Mitte 2018. Ge-lungene Umsetzungen sollen späterals vorbildhafte Beispiele auf ande-re Dörfer übertragen werden.

In Rheinland-Pfalz ist man schonweiter. Dort wurde vor Kurzem dieletzte Phase des Projekts „Digitale

Dörfer“ abgeschlossen. In der dorti-gen Bewerbungsphase konnten sichdie Gemeinden für einen der dreiThemenbereiche Mobilität und Lo-gistik, Infrastruktur und Liegen-schaften oder neue Arbeitsmodelleaussprechen, in denen sie digitaleLösungen umsetzen wollen. Das Er-gebnis machte deutlich, welchesThema den Gemeinden am stärks-ten unter den Nägeln brennt: „Mehrals 80 Prozent der Bewerber habensich für das Themenfeld Mobilität/Logistik/Nahversorgung entschie-den“, sagt Mario Trapp. Er ist einerder Projektverantwortlichen undarbeitet für das Fraunhofer-Institutfür experimentelles Software-Engi-neering (IESE), das den Dörfern dasentsprechende technische Wissenzur Verfügung stellte.

In zwei Verbandsgemeinden –Betzdorf und Eisenberg/Göllheim –wurde das Projekt durchgeführtund ein Nahversorgungskonzeptumgesetzt. Dieses funktionierte fol-gendermaßen: Einwohner der Ver-bandsgemeinden bestellen und be-zahlen Ware über einen Online-Shop, dessen Sortiment von Einzel-händlern vor Ort bestückt wird. DieBestellung kann unter anderemüber eine App vollzogen werden.Die Händler verpacken die Ware inein Paket und kennzeichnen diesesim System als abholbereit. Freiwil-lige, mobile Helfer können in derApp ersehen, welches Paket an wel-che Adresse geliefert werden muss.Ein Helfer, etwa ein Pendler auf sei-ner täglichen Fahrt in die Arbeit,kann dann eines oder auch mehrerePakete, die er ausliefern will, imSystem markieren. Händler und Be-steller erhalten dann eine Benach-richtigung. Wurde das Paket zuge-stellt, erfolgt ein Vermerk im Sys-tem. Die Besteller können jederzeitden Lieferstatus ihres Pakets imSystem abfragen. Die Auslieferun-gen erfolgen am Tag der Bestellung.Alle Beteiligten können über dieApp miteinander kommunizieren.Dieses Versorgungskonzept solltedie Grundversorgung verbessern,Menschen mit eingeschränkter Mo-bilität als Einkaufshilfe dienen, re-gionale Firmen stärken und das Ge-meinschaftsgefühl fördern.

Im Februar 2016 startete das Pro-jekt mit einer technischen Probe-phase von vier Wochen. Im Mai liefdas digitale Nahversorgungssystemüber vier Wochen im Realbetrieb.

Eine weitere Phase fand im Oktoberstatt. Hier wurde das Konzept umdas Angebot von Dienstleistungender Einwohner erweitert. DieDienste konnten vom Kuchenba-cken über das Rasenmähen bis hinzum Zaunstreichen reichen. Ent-lohnt wurde die verrichtete Arbeitmit einem digitalen Taler, mit demman wiederum Dienstleistungenbezahlen konnte.

„So ein Projekt steht und fällt mitdem Engagement der Bürger“, sagtProjektleiter Trapp. In beiden Mo-delldörfern zusammen beteiligtensich nach seinen Angaben 600 Bür-ger an dem Konzept. Das heißt, daswar die Anzahl der Bürger, die be-stellt oder ausgeliefert haben. DieseZahl lag höher als das von IESE an-gepeilte Ziel von 300 bis 400 Betei-ligten. „Unsere Freiwilligen kamenaus allen Altersklassen – vom Schü-ler bis zum über 70-jährigen Rent-ner war alles dabei“, berichtetBernd Brato, Bürgermeister derVerbandsgemeinde Betzdorf mitrund 15500 Einwohnern.

Auf 25 musste das IESE-Projekt-team die Zahl der Einzelhändler li-mitieren, die am Projekt teilnehmendurften. Eine Begrenzung sei not-wendig gewesen, um einen besserenÜberblick zu behalten, so Trapp.Unter den teilnehmenden Einzel-händlern fanden sich unter ande-rem Supermärkte, Apotheken undBäckereien. Es sprangen auchHändler auf den Zug auf, für die on-line bislang ein Schreckgespenstwar.

„Ein Ruck ging durchdie Gemeinschaft“Sehr überrascht waren Trapp und

Brato von der Dynamik, die sichentwickelte. Während des Projektstauschten sich die Teilnehmer übereine Plattform aus. „Es kamen Leu-te neu miteinander ins Gespräch.Wir registrierten einen richtigenRuck, der durch die Gemeinschaftging“, sagt Trapp. Schnell seien dieBeteiligten zum gegenseitigen Du-zen übergegangen und einige Teil-nehmer pflegten bald auch außer-halb der Plattform miteinanderKontakt, ergänzt Brato. Es sei eingenerationenübergreifendes Ge-meinschaftsgefühl entstanden.„Viele Leute haben uns gesagt, wieschön sie das finden. Denn frühersei das auch so gewesen, dass man

sich gegenseitig hilft. Irgendwannsei das aber leider eingeschlafen“,sagt Trapp. Ihm zufolge darf abernicht der Eindruck entstehen, dassdiese Entwicklung während desProjekts selbstverständlich war.„Wir können digital nur das bestär-ken, was analog schon vor Ort vor-handen ist.“

Erkenntnis: „ Digitalisierungisoliert nicht sozial“Wichtig bei so einem Projekt sei

zudem, dass die Bürger Mitgestaltersind und ihnen kein Konzept aufge-drückt wird, erklärt Trapp. Manhabe aber auch erkannt, dass demBürger ein breites Warenangebotzur Verfügung stehen muss, da sonstkein Anreiz für die Nutzung ent-steht. Außerdem sei Flexibilitätwichtig. Die Bürger dürften nichtdas Gefühl haben, dass sie, wenn siesich einmal an dem System beteiligthaben, ständig daran gebundensind.

Größere Probleme gab es bei demProjekt laut Trapp nicht. Währendder technischen Testphase seien nurKleinigkeiten aufgetreten, dieschnell gelöst werden konnten. Kri-tische Stimmen habe es auch gege-ben. Hier seien Sätze gefallen wie:„Online einkaufen will ich nicht.“oder „Ich habe E-Mail, also bin ichschon genug digital.“

Trapp zieht aus dem Projekt eineweitere, in seinen Augen sehr wich-tige Erkenntnis: „Die Digitalisie-rung steht in dem schlechten Ruf,sozial zu isolieren. Das absolute Ge-genteil war hier der Fall.“ Das vir-tuelle soziale Netz konnte in diereale soziale Welt übertragen wer-den. Den Leuten sei die soziale In-teraktion wichtig gewesen. Deshalbhätten viele Auslieferer die Paketenicht einfach am Briefkasten abge-legt, sondern persönlich an derHaustür übergeben.

Die spannende Frage sei nun, obsich das Projekt nach dem Ver-suchsstadium auch langfristig imAlltag etabliert und die Motivationder Bürger dauerhaft aufrechter-halten werden kann. Auf jeden Fallsollen die Erfahrungen auf andereGemeinden übertragen werden. DasProjekt ruft mittlerweile nicht nurdeutschlandweit Interesse hervor:„Uns liegt zum Beispiel eine Anfra-ge aus Australien vor“, sagt Trapp.Die Welt ist eben doch ein Dorf.

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