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6 MÜNCHEN ABENDZEITUNG MITTWOCH, 28. 10. 2015 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Zusammen baut sich’s besser Von Sophie Anfang E s weht ein frischer Wind durch den Münchner Wohnungsmarkt. Das Stichwort heißt Genossen- schaft. Die altehrwürdige Form des gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens erlebt derzeit eine Renaissance. Für viele Münchner ist die Wohnform eine Möglichkeit, sich ihre Stadt zurückzuerobern. „Es gibt da eine richtige Bele- bung“, sagt Christian Stupka von der Mitbauzentrale, die Menschen berät, die gemein- schaftlich bauen wollen. Etwa 40 Genossenschaften gibt es in München, die Historie der meisten reicht bis an die An- fänge des vergangenen Jahr- hunderts zurück. Neugründun- gen waren in den letzten Jah- ren eine Seltenheit. Ohne Genossenschaft könnten sich viele kein Eigenheim leisten Dass nun Bewegung in die Szene kommt, hat laut Stupka zwei Gründe: In München komme man aus eigener Kraft nur noch an eine Eigentums- wohnung, „wenn man richtig Kohle hat“. Zusammen mit Mitstreitern ginge das eher. Zweitens biete die Stadt gute Rahmenbedingungen. Stadtbaurätin Beate Merk bestätigt das: „Ich glaube, dass genossenschaftliches Wohnen eine der wenigen Formen ist, die Sicherheit bietet.“ 20 800 Wohnungen seien derzeit bei Münchens großen Bauprojek- ten am Entstehen, 2500 davon sind für Genossenschaften re- serviert. Die Stadt stellt Bera- tungsangebote bereit, ermög- licht es Genossenschaften aber auch, Baugrund zu günstigeren Konditionen zu kaufen. Anders als gewöhnliche Bauträger zah- len Genossenschaften für städ- tischen Baugrund teilweise nur die Hälfte. Bürgerbauverein: 13 Mitglieder umfasst diese Genossenschaft, ihr Ansatz ist ein ökologisch- sozialer. So wollen sich die Ge- nossen um einen Baugrund in der Öko-Mustersiedlung im Baugebiet Prinz-Eugen-Kaser- ne bewerben. Dort soll mit Holz gebaut werden, 80 Woh- nungen will der Bürgerbauver- ein errichten. Unterkommen soll auch eine WG für Men- schen mit Behinderung. bbv-m.org, Pflichteinlage 1000 Euro, 500 Euro Beitrittsgeld. Progeno: Sie sind von allen am Weitesten: Denn sie haben zu- sammen mit der Wagnis-Ge- nossenschaft einen Baugrund im Prinz-Eugen-Park bekom- men. Dort werden bis 2018 drei Baukörper entstehen, mit Wohnungen und einem Ge- meinschaftsraum. Gerade wird ein Architekt gesucht. progeno.de, Pflichteinlage 1000 Euro, wer eine Wohnung bekommt, zahlt zusätzlich ein Nutzungsentgelt. xiverein und der Deutschtür- kenverband bilden die sieben Mitglieder starke Genossen- schaft. „Wir können von unse- ren Unterschieden profitieren“, sagt Can Seven Münevver. Für ihr erstes Projekt wollen sie sich an eine ältere Genossen- schaft hängen. [email protected], 1000 Euro Pflichteinlage, plus 2000 Euro Beitrittsgeld. In eine Genossenschaft ein- zutreten, bedeutet Kostener- sparnisse und eine sichere Wohnung – allerdings auch Ar- beit: Gerade bei neu gegründe- ten Genossenschaften muss viel Zeit in das Projekt gesteckt werden. Es gilt, Mitgenossen zu finden, die bereit sind, Anteile zu zeichnen und mitunter Jah- re zu warten, bis die Genossen- schaft eine Ausschreibung ge- winnt und bauen kann. Diese vier Gruppen haben den Schritt trotzdem gewagt – und suchen noch Mitstreiter. Kooperative Großstadt: Sie sind die jungen Wilden unter den Genossenschaften und haben sich erst vor zwei Wochen ge- gründet. Noch sind sie 16 Mit- glieder, vor allem Architekten, die kreative Projekte umsetzen wollen, die „Leben in die Stadt bringen.“ Noch sind die Bau- projekte Träume, im Wachzu- stand kümmert sich die Koope- rative darum, den Gründungs- prozess fertigzustellen. kooperative-grosstadt.de, Pflichteinlage 1000 Euro. Hallo Nachbar: Es ist eine auf den ersten Blick ungewöhnli- che Mischung: Der Bavaria Ta- Genossenschaftlicher Wohnungsbau erlebt in München einen Aufschwung. Die AZ stellt vier frische Gründungen vor Markus Haberl (l.), Tanja Seiner, Markus Sowa (Kooperative Großstadt). Grün und kleinteilig soll das Prinz-Eugen-Quartier werden. So soll der Prinz-Eugen-Park aussehen: Fünf Genossenschaften bauen hier. Fotos: GSP Architekten/Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten/anf 8A6LniQo

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6 MÜNCHEN ABENDZEITUNG MITTWOCH, 28. 10. 2015 WWW.AZ-MUENCHEN.DE

Sex-Spiele mit einer Zehnjährigen?messer an dieKehle gehal-ten. Er ließaber wiedervon ihr abund stelltedie Sache alsScherz da.

Es sei nichtder einzige„Scherz“ ge-blieben. Ein-mal habe ersie im Kellerkurz einge-sperrt, ein an-deres Mal miteinerSchreck-schusspistoleattackiert. ImZeugenstand

berichtete zudem eine Freun-din von Heide F., dass auch sieeinmal von dem Mann be-tatscht wurde.

Es ist bereits der zweite An-lauf, dem 47-Jährigen – erschweigt zu den Vorwürfen –den Prozess zu machen. Dererste Versuch im Septembermusste aus organisatorischenGründen ausgesetzt werden.

John Schneider

der Wohnung habe er dasnackte Mädchen vor einemSpiegel hochgehoben und seidabei auch mit dem Finger ein-gedrungen.

Dazu kamen sogenanntePsychospielchen. Eines Tagessei sie vom Reiten nach Hausegekommen, und er hätte mitihr geschimpft, ob sie dennwisse wie teuer das sei. Dabeihabe er ihr auch ein Tomaten-

wie er sich selber ausgezogenhabe, wie sie dann nebenei-nander nackt im Bett gelegenhätten und er sie gestreichelthabe. Bis in den Intimbereich.

Zehn bis zwölf Jahre alt seisie bei den Übergriffen gewe-sen. Genaue Tatzeiten weiß sienicht mehr. Die Staatsanwalt-schaft geht von 70 Fällen aus.

Der schwerwiegendste Falllaut Anklage: Im Badezimmer

MÜNCHEN Zehn bis zwölf Jahresind vergangen, seitdem HeideF. (22, Name geändert) vomFreund ihrer Mutter sexuellmissbraucht worden sein soll.Warum sie erst so spät mit ih-ren Vorwürfen bei der Polizeivorstellig wurde? „Als ich meinStudium aufgenommen habe,hat ein neuer Abschnitt begon-nen.“ Da habe sie mit der altenSache endlich ins Reine kom-men wollen, erklärte sie demErmittlungsrichter MatthiasBraumandl.

Der muss ihr bei ihrer Aussa-ge schon früh Taschentücherreichen, um die Tränen zutrocknen. Die junge Frau wirdvon den Erinnerungen an ihreQualen offenbar immer nochstark aufgewühlt.

Nach kurzer Pause berichtetsie dann, wie sie der heute47-jährige Verkäufer aufgefor-dert habe, sich auszuziehen,

Ein 47-jährigerVerkäufer soll dieTochter seiner Freundinmissbraucht haben. DerAngeklagte schweigt

Zu den Vorwürfen schweigt er: Der Angeklagte (l.) mit Anwalt Alexander Betz. Foto: jot

Zusammen baut sich’s besser

Von Sophie Anfang

E s weht ein frischer Winddurch den MünchnerWohnungsmarkt. Das

Stichwort heißt Genossen-schaft. Die altehrwürdige Formdes gemeinschaftlichen Bauensund Wohnens erlebt derzeiteine Renaissance. Für vieleMünchner ist die Wohnformeine Möglichkeit, sich ihreStadt zurückzuerobern.

„Es gibt da eine richtige Bele-bung“, sagt Christian Stupkavon der Mitbauzentrale, dieMenschen berät, die gemein-schaftlich bauen wollen. Etwa40 Genossenschaften gibt es inMünchen, die Historie dermeisten reicht bis an die An-fänge des vergangenen Jahr-hunderts zurück. Neugründun-gen waren in den letzten Jah-ren eine Seltenheit.

Ohne Genossenschaftkönnten sich viele keinEigenheim leisten

Dass nun Bewegung in dieSzene kommt, hat laut Stupkazwei Gründe: In Münchenkomme man aus eigener Kraftnur noch an eine Eigentums-wohnung, „wenn man richtigKohle hat“. Zusammen mitMitstreitern ginge das eher.Zweitens biete die Stadt guteRahmenbedingungen.

Stadtbaurätin Beate Merkbestätigt das: „Ich glaube, dassgenossenschaftliches Wohneneine der wenigen Formen ist,die Sicherheit bietet.“ 20 800Wohnungen seien derzeit beiMünchens großen Bauprojek-ten am Entstehen, 2500 davonsind für Genossenschaften re-serviert. Die Stadt stellt Bera-tungsangebote bereit, ermög-licht es Genossenschaften aberauch, Baugrund zu günstigerenKonditionen zu kaufen. Andersals gewöhnliche Bauträger zah-len Genossenschaften für städ-tischen Baugrund teilweise nurdie Hälfte.

Bürgerbauverein: 13 Mitgliederumfasst diese Genossenschaft,ihr Ansatz ist ein ökologisch-sozialer. So wollen sich die Ge-nossen um einen Baugrund inder Öko-Mustersiedlung imBaugebiet Prinz-Eugen-Kaser-ne bewerben. Dort soll mitHolz gebaut werden, 80 Woh-nungen will der Bürgerbauver-ein errichten. Unterkommensoll auch eine WG für Men-schen mit Behinderung.bbv-m.org, Pflichteinlage 1000Euro, 500 Euro Beitrittsgeld.

Progeno: Sie sind von allen amWeitesten: Denn sie haben zu-sammen mit der Wagnis-Ge-nossenschaft einen Baugrundim Prinz-Eugen-Park bekom-men. Dort werden bis 2018drei Baukörper entstehen, mitWohnungen und einem Ge-meinschaftsraum. Gerade wirdein Architekt gesucht.progeno.de, Pflichteinlage1000 Euro, wer eine Wohnungbekommt, zahlt zusätzlich einNutzungsentgelt.

xiverein und der Deutschtür-kenverband bilden die siebenMitglieder starke Genossen-schaft. „Wir können von unse-ren Unterschieden profitieren“,sagt Can Seven Münevver. Fürihr erstes Projekt wollen siesich an eine ältere Genossen-schaft hä[email protected], 1000 EuroPflichteinlage, plus 2000 EuroBeitrittsgeld.

In eine Genossenschaft ein-zutreten, bedeutet Kostener-sparnisse und eine sichereWohnung – allerdings auch Ar-beit: Gerade bei neu gegründe-ten Genossenschaften mussviel Zeit in das Projekt gestecktwerden. Es gilt, Mitgenossen zufinden, die bereit sind, Anteilezu zeichnen und mitunter Jah-re zu warten, bis die Genossen-schaft eine Ausschreibung ge-

winnt und bauen kann. Diesevier Gruppen haben den Schritttrotzdem gewagt – und suchennoch Mitstreiter.

Kooperative Großstadt: Sie sinddie jungen Wilden unter denGenossenschaften und habensich erst vor zwei Wochen ge-gründet. Noch sind sie 16 Mit-glieder, vor allem Architekten,die kreative Projekte umsetzen

wollen, die „Leben in die Stadtbringen.“ Noch sind die Bau-projekte Träume, im Wachzu-stand kümmert sich die Koope-rative darum, den Gründungs-prozess fertigzustellen.kooperative-grosstadt.de,Pflichteinlage 1000 Euro.

Hallo Nachbar: Es ist eine aufden ersten Blick ungewöhnli-che Mischung: Der Bavaria Ta-

GenossenschaftlicherWohnungsbau erlebtin München einenAufschwung. Die AZstellt vier frischeGründungen vor

Markus Haberl (l.), Tanja Seiner, Markus Sowa (Kooperative Großstadt).Grün und kleinteilig soll das Prinz-Eugen-Quartier werden.

So soll der Prinz-Eugen-Park aussehen: Fünf Genossenschaften bauen hier. Fotos: GSP Architekten/Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten/anf

Fall Aline: Freundunter Mordverdacht

MÜNCHEN Ein Münchner Ver-misstenfall entpuppt sich of-fenbar als Verbrechen: Dasmysteriöse Verschwindenvon Aline Körnerscheint vor derAufklärung zustehen. Gesternhat die Mord-kommission denLebensgefährtender 30-Jährigen inder gemeinsamenWohnung in Neu-perlach festge-nommen. Er steht nach AZ-Informationen unter Ver-dacht, Körner getötet zu ha-ben. Angeblich wurde eineTasche der Frau auf einemParkplatz bei Freising gefun-den. Es gab seit ihrem Ver-schwinden keine Konto-oder Telefonbewegungen.

Am 8. Oktober, wurde Ali-ne Körner zum letzten Malgesehen. Nach Angaben ihresFreundes hatten sich die bei-den am Abend des selben Ta-ges gestritten. Danach sollsie gegen 23.30 Uhr die Woh-nung verlassen haben – dasbehauptete zumindest ihrFreund. Erst Tage später mel-

dete er die Frauvermisst.

Nachbarn be-richteten gesternder AZ, dass Kör-ners Freund be-reits zwei Wo-chen nach ihremVerschwindenausziehen woll-te; er wurde er

mit Umzugskisten gesehen.Offiziell soll er den geplan-

ten Auszug damit begründethaben, dass der Mietvertragauf sie ausgestellt sei und erihn nicht übernehmen kön-ne. Heute will sich die Mord-kommission zu dem Fall äu-ßern. Nina Job

Seit drei Wochen gibtes kein Lebenszeichenvon der 30-Jährigen– gestern Festnahme!

Wo ist Aline Körner?

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