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Aufsatz – Klasse 11 Problemerörterung Thema: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ (Art. 3, Abs. 2 GG) – Stimmt diese Aussage in der Praxis oder gilt sie nur auf dem Papier? Gliederung: A. Artikel drei des Grundgesetzes B. Gleichberechtigung der Geschlechter nur auf dem Papier gültig? I. Gründe, die für die Gleichberechtigung sprechen 1. gleiche Bildungschancen a) Zugang zu allen Schularten b) gleiche Studiumschancen 2. Erweiterung des Berufsfeldes a) Frauen in Männerberufen b) Männer in Frauenberufen 3. Entwicklung neuer Rollenbilder a) Hausmänner und Karrierefrauen b) Leistung und Qualifikation statt Geschlecht als Karrierekriterium II. Gründe, die gegen die Realisierung der Gleichberechtigung sprechen 1. keine Nutzung der gleichen Bildungschancen a) Entscheidung für geschlechtertypische Ausbildungsberufe b) Entscheidung für geschlechtertypische Studienzweige 2. Benachteiligung der Frauen in der Berufswelt a) geringere Einkommen b) größere Karrierehindernisse 3. Fortbestehen traditioneller Rollenbilder a) Hausfrauen und Karrieremänner b) Schwierigkeiten bei der Verbindung von Karriere und Familie III. Zwischenfazit C. Verbesserungsvorschläge, um Gleichberechtigung voran zu bringen Erörterung: Im Artikel drei, Absatz zwei unseres Grundgesetzes ist festgelegt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind und dass sich aufgrund des Geschlechts keine Nachteile für eine Person ergeben dürfen. Dieser Artikel ist für ein friedvolles und aufeinander abgestimmtes www.deutsch.digitale-schule-bayern.de Katharina Dietz, betreut von Susanne Behlert

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Aufsatz – Klasse 11Problemerörterung

Thema:„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ (Art. 3, Abs. 2 GG) – Stimmt diese Aussage in der Praxis oder gilt sie nur auf dem Papier?

Gliederung:

A. Artikel drei des Grundgesetzes

B. Gleichberechtigung der Geschlechter nur auf dem Papier gültig?

I. Gründe, die für die Gleichberechtigung sprechen1. gleiche Bildungschancen

a) Zugang zu allen Schulartenb) gleiche Studiumschancen

2. Erweiterung des Berufsfeldesa) Frauen in Männerberufenb) Männer in Frauenberufen

3. Entwicklung neuer Rollenbildera) Hausmänner und Karrierefrauenb) Leistung und Qualifikation statt Geschlecht als Karrierekriterium

II. Gründe, die gegen die Realisierung der Gleichberechtigung sprechen1. keine Nutzung der gleichen Bildungschancen

a) Entscheidung für geschlechtertypische Ausbildungsberufeb) Entscheidung für geschlechtertypische Studienzweige

2. Benachteiligung der Frauen in der Berufswelta) geringere Einkommenb) größere Karrierehindernisse

3. Fortbestehen traditioneller Rollenbildera) Hausfrauen und Karrieremännerb) Schwierigkeiten bei der Verbindung von Karriere und Familie

III. Zwischenfazit

C. Verbesserungsvorschläge, um Gleichberechtigung voran zu bringen

Erörterung:

Im Artikel drei, Absatz zwei unseres Grundgesetzes ist festgelegt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind und dass sich aufgrund des Geschlechts keine Nachteile für eine Person ergeben dürfen. Dieser Artikel ist für ein friedvolles und aufeinander abgestimmtes Zusammenleben zwischen Männern und Frauen sehr wichtig. Doch gibt es immer wieder Stimmen zu hören, die sagen, dass noch keine ausreichende Gleichberechtigung der Geschlechter vorhanden ist. Die einen meinen, es seien die Frauen, die gegenüber den Männern Nachteile erfahren; andere wiederum sind der Meinung, dass es die Männer sind, die gegenüber den Frauen benachteiligt werden. Inwieweit schon eine Gleichberechtigung vorherrscht und in welchen Bereichen es noch Nachholbedarf gibt, um eine ausgeglichene Behandlung von Männern und Frauen zu garantieren, soll im Folgenden gezeigt werden.

Zunächst einmal kann schon in zahlreichen Bereichen von einer Gleichberechtigung gesprochen werden. Einer dieser Bereiche ist die Bildung. Frau und Mann besitzen die gleichen Bildungschancen. Dies sieht man unter anderem daran, dass für jedermann und „jederfrau“ die Türen zu allen Schularten offen stehen. Früher war dies nicht der Fall. Die Mädchen wurden oft auf Haushaltsschulen geschickt, um sich später gut um den Haushalt und die Erziehung der Kinder kümmern zu können. Die Jungen hingegen bekamen die Chance weiterführende Schulen, wie das Gymnasium beispielsweise, zu besuchen. Später

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gab es dann für sie die Möglichkeit an einer Universität zu studieren. Heutzutage besitzen sowohl Männer als auch Frauen die Möglichkeit zu studieren. So zum Beispiel sind es heute die Frauen, die die Mehrheit der Studienanfänger bilden. In den 60er- Jahren war dies noch in keinster Weise der Fall, sowohl in Ost-, als auch in Westdeutschland. Noch im Jahre 1965 waren Dreiviertel der Studierenden Männer. Hier kann man eine große Veränderung in Richtung Gleichberechtigung erkennen und somit sagen, dass diese in der Praxis gilt.

Auch in der Berufswelt kann man einen Wandel erkennen. Immer häufiger sieht man Frauen in ehemals typischen Männerberufen. So zum Beispiel kommt es immer häufiger vor, dass sich Frauen für eine Lehre im Handwerk, zum Beispiel als Tischlerin entscheiden. Doch auch im akademischen Bereich ist eine Veränderung wahrzunehmen. Dadurch, dass immer mehr Frauen studieren, entscheiden sich auch immer mehr für einen Studiengang, der früher als typisch für Männer galt. Ein besonderes Beispiel ist die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel. Sie nahm 2005 als erste Frau den nahezu bedeutendsten Posten in der Politik ein, der über 50 Jahre lang von Männern dominiert wurde. Auch studierte Frau Merkel Physik, ebenfalls ein Fach, welches eher als männertypisch gilt. Doch auch die Männer nutzen das Grundrecht auf Gleichberechtigung für sich. Schon immer waren sie es, die sich für typische Männerberufe interessieren mussten. Heute aber sehen viele dies als veraltete Tradition an und entscheiden sich lieber für soziale Berufe, die noch in den 80er Jahren von Frauen übernommen wurden. Auch wird es immer häufiger Männer als Frisöre, Schneider oder Stylisten zu sehen geben. Beides ist eine Konsequenz der Gleichberechtigung.

Aus all dem ist zu ersehen, dass sich auch ein neues Rollenbild von beiden Geschlechtern entwickelt. Nun ist es nicht mehr so, dass nur die Männer für den Unterhalt der Familie sorgen, sondern dies tun auch viele Frauen. Ebenfalls kümmert sich nicht nur die Frau ausschließlich um Haushalt und Kinder, es sind auch viele Männer dazu bereit, dieses Gebiet sich mit den Frauen zu teilen. Dies ist sozusagen eine Aufteilung, welche heute nicht mehr selten ist, so dass die Rollen beider Geschlechter ganz und gar getauscht werden. Frauen nutzen ihre Chancen durch die zugesicherte Gleichberechtigung und üben einen Beruf aus, während Männer die Erziehung der Kinder und die Führung des Haushalts übernehmen. Diese neuen Rollenbilder könnte man als „Hausmänner und Karrierefrauen“ bezeichnen. Doch oft ist nicht mehr das Geschlecht als Karrierekriterium ausschlaggebend. Viel wichtiger ist, welche Leistungen und Qualifikationen der Bewerber oder die Bewerberin vorzeigen kann. Früher hatten Frauen gar nicht die Möglichkeit höhere Berufe auszuüben, da ihnen der Zugang zu dafür benötigte Ausbildungen verweigert wurde. Da nun jede Frau die gleichen Chancen in der Bildung wie ein Mann bekommt, ist es ihnen möglich gemacht worden, die gleichen Leistungen und Qualifikationen wie ein Mann vorzubringen. Durch die Gleichberechtigung gilt nun nicht mehr das Geschlecht als bedeutendstes Kriterium für einen Beruf, sondern sind erbrachte Leistungen viel wichtiger und ausschlaggebend.

Doch leider hat sich die Gleichberechtigung noch nicht in allen Bereichen genügend durchgesetzt. Wie bereits ausgeführt wurde, passiert es immer häufiger, dass sich sowohl Männer als auch Frauen für einen für das jeweilige andere Geschlecht typischen Beruf entscheiden. Doch ist dies eher die Minderheit, die das tut. Die meisten Männer und Frauen wählen einen Ausbildungsberuf, der als typisch für ihr Geschlecht angesehen wird. So gibt es heute immer noch mehr Kindererzieherinnen als Kinderpfleger oder aber auch mehr Mathematiklehrer als Lehrerinnen, die dieses Fach unterrichten. Als Letzteres habe ich Berufe genannt, die ein Hochschulstudium voraussetzen. Hieran kann man auch erkennen, dass es an Universitäten ähnlich wie bei Ausbildungsberufen abläuft. Zwar entscheiden sich auch einige Frauen für ein Studium der Mathematik oder Physik, und gibt es auch Männer, die Sprachen oder Kulturwissenschaften studieren. Doch auch an den Universitäten ist es immer noch so, dass geschlechtertypische Fächer vom jeweiligen Geschlecht dominiert werden. Es gibt noch keine wirkliche Ausgeglichenheit bei der Fächerbelegung. Hier erkennt man noch keine Umsetzung der Gleichberechtigung in die Realität.

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Ein wichtiger Aspekt, der ebenfalls dagegen spricht, dass die Gleichberechtigung schon genügend in die Realität umgesetzt wurde, ist, dass in der Berufswelt weiterhin eine Benachteiligung der Frauen existiert. Hierfür gilt als Beleg, dass Frauen geringere Einkommen als Männer beziehen. So zum Beispiel erhält eine Arbeiterin oder Angestellte in den Bereichen Bankgeschäft, Industrie und Dienstleistungen bis jetzt nur 73% des Bruttogehalts ihrer männlichen Arbeitskollegen. Jedoch bestehen auch größere Karrierehindernisse für eine Frau als für einen Mann. Bei einer Schwangerschaft müssen Frauen in den Mutterschutz und somit ihre Arbeit für einige Zeit niederlegen. Aufgrund des fortwährenden Fortschritts der Technik ist es unter Umständen sehr schwierig für eine Frau, nach der Babypause wieder schnell in den Beruf zu finden. Dieses Risiko gibt es für Männer nicht. Des Weiteren ist es für Frauen mit Kindern schwieriger als für Männer gewissen Anforderungen ihres Berufes gerecht zu werden So ist es zum Beispiel für eine Frau eher schwierig Überstunden zu machen, wenn die Kinder daheim sind und diese ihre Mutter benötigen. In diesem Bereich entstehen Nachteile für Personen aufgrund ihres Geschlechts, was nach Art.3, Abs.2 GG nicht geschehen darf. Somit kann man erneut sagen, dass die Gleichberechtigung nur auf dem Papier gilt.

Aufgrund dieser Hindernisse kann man auch darauf schließen, dass traditionelle Rollenbilder weiterhin bestehen bleiben. So nutzen viele Frauen die Chancen nicht, die die Gleichberechtigung für sie bietet, und entscheiden sich somit gegen einen Beruf und bleiben als Hausfrauen daheim, während die Ehemänner ihren Beruf ausüben, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Dass diese alten Rollenbilder weiterhin in ausgeprägter Weise existieren, kann auch damit bewiesen werden, dass es für viele Frauen, aber auch für viele Männer Schwierigkeiten bei der Verbindung von Kindern und Karriere bestehen. Da in vielen Betrieben auf den Faktor „Kinder“ geachtet wird, gibt es keine Entschuldigung für die Eltern, wenn sie manchen Anforderungen ihres Berufes nicht gerecht werden können. Somit bleibt nur eine Möglichkeit, welche wäre, dass sich ein Elternteil aus seinem Beruf zurückzieht, um sich um Haushalt und Kinder zu kümmern, damit sich somit wenigstens einer auf seine Karriere konzentrieren kann. Da hinzukommt, dass Frauen generell weniger verdienen als Männer und hier noch keine Gleichberechtigung geschaffen wurde, sind es meist die Frauen, die sich aus ihrem Beruf zurückziehen.

Wie nun gezeigt wurde, gibt es Bereiche, in denen die Gleichberechtigung verwirklicht wurde, in anderen dies jedoch noch nicht geschehen ist. Dies wiederum entspricht nicht den Vorstellungen unseres Grundgesetzes und kann somit nicht weiterhin erfolgen. Deshalb müssen für die jeweiligen Sektoren, in denen noch keine wirkliche Gleichberechtigung herrscht, Wege gefunden werden, um den Entsprechungen des Grundgesetzes gerecht zu werden. Ganz besonders wichtig ist es, neue Wege für berufstätige Frauen zu schaffen, damit es ihnen leichter fällt, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen.

Abschließend kann man sagen, dass im Gegensatz zu früher, also etwa zu den 60er Jahren, sich schon sehr viel in Sachen Gleichberechtigung positiv verändert hat. Da zur damaligen Zeit eher die Männer bevorzugt wurden, kann man bei einem Rückblick auf einen bis jetzt schon sehr positiven Wandel für die Frau schließen. Ebenfalls bin ich der Meinung, dass es unzählige Chancen für Frauen gibt, um ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen gestalten zu können. Doch wie auch gezeigt wurde, ist die Gleichberechtigung leider noch nicht vollständig abgeschlossen. Hierfür gibt es viele Fehlerquellen, wie zum Beispiel Politik, Wirtschaft und Medien, die allgemein für die noch nicht ausgereifte Gleichberechtigung verantwortlich gemacht werden. Doch sollten die Menschen nicht auch bei sich selbst nachhaken? Denn besitzen nicht viele gegenüber dem anderen Geschlecht noch Vorurteile? Durch diese bestehenden Vorurteile in den Köpfen der Männer und Frauen ist es nicht möglich, dass in möglichst kurzer Zeit der Bedarf an Gleichberechtigung in vielen Bereichen nachgeholt werden kann. Hierfür müssen die Menschen, die noch veraltete Vorurteile besitzen, ihre Köpfe davon frei machen und offen für neue Dinge sein. Nur so kann das Ziel, dass die Gleichberechtigung überall geachtet wird und gilt, erreicht werden.

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