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Im Einsatz für andere Menschen Berufe mit Blaulicht Studium Welche Hochschule ist die richtige für mich? Arbeitsmarkt Berufe in der Informations- und Kommunikationsbranche Berufsbild Was macht ein Gerichtszeichner? go abi.de MäRZ 2017 | 41. JAHRGANG | HEFT 1

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Im Einsatz für andere Menschen

Berufe mit Blaulicht

StudiumWelche Hochschule

ist die richtige für mich?

ArbeitsmarktBerufe in der Informations- und

Kommunikationsbranche

BerufsbildWas macht ein

Gerichtszeichner?

goabi.de

März 2017 | 41. JaHrGanG | HEft 1

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2 abi>> 1 | 2017

e d i t o r i a l

w enn Menschen in Not geraten – sei es bei einem Brand, einem Autounfall oder einer Überschwemmung –, eilen Einsatzkräfte zum Ort des Geschehens, um zu helfen. Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen erkennt jeder sofort an Sirene und Blaulicht.

Neben diesen klassischen Helfern in der Not gibt es viele weitere Berufsmöglichkeiten „mit Blaulicht“: Rettungsingenieurinnen und -ingeni-eure etwa koordinieren den Einsatz der Rettungskräfte in Notsituationen. Krisen-managerinnen und -manager betreuen Betroffene sowie deren Angehörige bei Unfällen oder Katastrophen. Der Zoll wiederum sucht in Grenzgebieten und an Flughäfen nach Schmuggelware, die Wasserschutzpolizei sorgt für sicheren Schiffs-verkehr. Mehr über Berufe „mit Blaulicht“, über entsprechende Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten sowie Karrierewege erfährst du in diesem abi>> Magazin.

Wer ein Studium im Rettungsingenieurwesen oder der Katastrophenhilfe absol-vieren will, hat nur wenige Hochschulen zur Auswahl. Bei anderen Fächern – etwa BWL oder Rechtswissenschaft – sieht es ganz anders aus: Diese werden an zahlreichen Hochschulen in ganz Deutschland angeboten. Wie behalten Studien-interessierte den Überblick und finden die richtige Hochschule? Tipps dazu gibt es in diesem Heft.

Darüber hinaus erfährst du mehr über die Informations- und Kommunikations-branche und erhältst Einblick in den Berufsalltag eines Gerichtszeichners. Und last, but not least stellen wir dir die Sieger-Redaktion des abi>> Schülerzeitungswett-bewerbs 2016 vor: Die Zeitung Suspekt vom St.-Ursula-Gymnasium in Düsseldorf durfte sich über den ersten Platz freuen.

Viel Spaß beim lesen wünscht die abi>> redaktion

Liebe Leserin, lieber Leser,

S t U d i U M

abi.d

e

Stadt, Land, CampusUni oder duale Hochschule? Groß- oder Kleinstadt? Daheimbleiben oder wegziehen? abi>> gibt dir Tipps, wie du die richtige Hochschule findest. ..................6

i M F o K U S

Berufe mit BlaulichtNicht nur bei der Polizei oder im Rettungswagen eröffnen sich beruflich Wege, um anderen in Notfällen zu helfen. ........................................... 10

goabi.de

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i n h a lt

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i n h a lti n h a lti n h a lti n h a lt

I ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts

STUDIUMStadt, land, Campusabi>> gibt dir Tipps, wie du die richtige Hochschule für dich findest. ................6

Was spricht für welche option?Unsere Checkliste kann dir bei der Ent-scheidung für die passende Hochschule helfen. ..................................................8

Selber machen!Jakob Schünemann (18) hat sich für das duale Studium Agrarwissenschaft entschieden. ........................................9

IM FOKUSim einsatz für andere Menschen Du willst Menschen in Not helfen? abi>> zeigt dir die Wege, die zu einem „Beruf mit Blaulicht“ führen. ........... 10

Berufe mit Blaulicht Es gibt unterschiedliche Berufe, die mit Not- und Katastrophensituationen zu tun haben. abi>> zeigt beispielhaft einige auf. ...........................................14

auch in brenzligen Situationen fokussiert Hannah Netzer (24) absolviert eine Aus-bildung zur Werkfeuerwehrfrau. ........ 16

Gefahren bekämpfen und verhindernJonas Sieger (24) absolviert ein Bachelor studium in Rettungs-ingenieur wesen. ................................18

Zur Seite stehen in not und leidTobias Hahn (31) ist im öffentlichen Dienst für psychosoziales Krisen-management zuständig. ....................20

„im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtiges tun“Interview mit Dr. Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ....................................21

ARBEITSMARKTKarriere mit Glasfaser und Cloud Welche beruflichen Chancen bietet die vielfältige Informations- und Tele-kommunikationsbranche? .................22

Von daten zu PrognosenGroße Datenmengen analysieren – für Wirtschaftsinformatikerin Stefanie Hartmann (26) gehört das zum Berufsalltag. .......................24

WAS MACHT EIN …?Gerichtszeichner Martin Burkhardt (35) ist selbst ständiger Illustrator und arbeitet nebenberuflich als Gerichtszeichner. .................................26

WEITERE RUBRIKENeditorial �����������������������������������������������2 news ����������������������������������������������������4 abi>> Schülerzeitungswettbewerb/impressum ����������������������������������������27 Vorschau/leseraktion ��������������������28

a r B e i t S M a r K t

Karriere mit Glasfaser und CloudDie Informations- und Telekommunikations-branche bietet mit zahlreichen Berufsbildern gute Karrierechancen. ........................................ 22

Wa S M a C h t e i n …?

GerichtszeichnerMit wenigen Strichen eine Situation im Gerichtssaal und die beteilgten Personen detailliert wiederzu-geben – das ist Martin Burkhardts Aufgabe. ..........26

abi.de

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newsn e w s

4 abi>> 1 | 2017

H o c h s c h u l s t a t i s t i k

Mehr Studierende unter 18 Jahren

Die Zahl der minderjährigen Studierenden ist in den vergan-genen Jahren gestiegen. Nach

Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Anteil

von 0,2 Prozent im Jahr 2010 auf 0,7 Prozent im Jahr 2015

gewachsen.

Im Studienjahr 2015 waren demnach 3.700 Studierende noch minderjährig. Fünf Jahre vorher waren nur 837 unter 18-Jährige an einer deutschen Hoch-schule eingeschrieben. Grund für diesen Anstieg ist die durch das G8 verkürzte Schulzeit. So erhalten viele Schüler/-innen noch vor ihrer Volljäh-rigkeit die Hochschulreife. Die minder-jährigen Studierenden brauchen dann für viele rechtliche Angelegenheiten wie die Immatrikulation, Mietvertrag oder Prüfungsanmeldungen die Unter-schrift der Eltern.

Viele Hochschulen erwirken aber durch eine Generaleinwilligung der Eltern die volle Handlungsfähigkeit der Studie-renden. In Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen dürfen sich minderjährige Studierende auch ohne eine Vollmacht selber um die verwaltungsrechtlichen Angelegenhei-ten des Studiums kümmern.

>>Mehr Infos:Statistisches Bundesamt (Destatis)�www.destatis.de/DE/�PresseService/Presse/Pressemitteilungen/zdw/�2017/PD17_001_p002.html

s t u d i e n w a h l

Ganz ohne KlischeesBei der Berufs- und Studienwahl

lassen sich viele Jugendliche noch von alten Rollenbildern leiten. Um dem entgegenzu-

treten, haben das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Bundesministerium für Bildung

und Forschung (BMBF) das neue Portal klischee-frei.de entwickelt.

In erster Linie richtet sich das neue Portal an Bildungseinrichtungen, Arbeitergeber und Eltern. Sie sollen bei klischee-frei.de Anregungen finden, wie sie Jugendliche bei der Studien- und Berufswahl unterstützen können – ohne Rollenbilder zu bestärken.

Dabei werden bereits bestehende Konzepte, Ideen und Veranstaltungen, etwa der Girls’- und Boys’Day, vorge-stellt. Für Bildungseinrichtungen und Unternehmen gibt es Arbeitsmateria-lien und hilfreiche Links zu Initiativen. Außerdem sammelt die Seite Fakten und Hintergrundwissen zu Ausbildung, Studium und Partnerschaft/Familie – natürlich mit dem Fokus auf Rollen-bilder und Geschlechterklischees. Ein Glossar ergänzt diese Hintergrundinfos.

Auch Abiturient(inn)en können hier weiterführende Links und hilfreiche Veranstaltungen finden, die sie in der Studien- und Berufswahl begleiten.

>>Mehr Infos:Klischee-freiwww.klischee-frei.de�

Z u l a s s u n g z u m s t u d i u m

Weniger zulassungs-beschränkte

Studiengänge Der Anteil der grundständigen Studiengänge mit Zulassungs-beschränkung ist im Winterse-mester 2016/17 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Das geht aus den statistischen

Daten der Hochschulrektoren-konferenz (HRK) hervor.

Demnach lag der Anteil im aktuellen Wintersemester bei 45 Prozent, ein Jahr zuvor bei 46 Prozent und im Win-tersemester 2014/15 sogar noch bei fast 50 Prozent. Er schwankte aber je nach Bundesland zwischen 75 Prozent (Hamburg) und zehn Prozent (Thürin-gen). Als grundständig gelten über 10.000 Studiengänge, die ohne ein abgeschlossenes Studium begonnen werden können.

Insgesamt sind fast 18.500 Studi-engänge im Hochschulkompass der HRK eingetragen. Davon sind über 8.400 Bachelor- und 8.300 Master-studiengänge. Zusammen machen sie also 91 Prozent aller Studiengänge aus. Traditionelle Abschlüsse wie Diplom oder Magister werden bei 353 Studiengängen vergeben.

>>Mehr Infos:Hochschulrektorenkonferenz (HRK)www.hrk.de

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newsn e w s

5abi>> 1 | 2017

5 . b i s 2 0 . M a i 2 017, M a n n h e i m

Orientierungstage Rhein-Neckar

Vom 5. bis 20. Mai 2017 finden die Orientierungstage Rhein-Neckar in Mannheim statt. Bei der Auftaktveran-staltung „Startschuss Orientierung“ am 5. Mai 2017 in der Agentur für Arbeit Mannheim informieren 22 regionale Hochschulen von 16 bis 19 Uhr zum Thema Studienwahl. Die Besucher können sich zu verschiedenen Studien-themen informieren oder auch die Studien- und Berufsberatung in Anspruch nehmen.

Anschließend finden vom 8. bis 20. Mai 2017 Veranstaltungen an den Universitäten Heidelberg und Mann-heim statt, bei denen Studieninteres-sierte einen praktischen Einblick in den Studienalltag bekommen können. Zudem geben Experten der Hoch-schulen und der Agenturen für Arbeit Heidelberg, Ludwigshafen und Mann-heim einen Überblick über Studienbe-dingungen und berufliche Perspektiven. Das komplette Veranstaltungspro-gramm kann auf der Webseite der Orientierungstage eingesehen werden.

Die Orientierungstage Rhein-Neckar werden von den Arbeitsagenturen Heidel berg, Ludwigshafen und Mann-heim sowie den Universitäten Heidel-berg und Mannheim durchgeführt.

>>Mehr Infos: www.orientierungstage-�rhein-neckar.de�

21. b i s 22 . A p r i l 2 017, F r a n k f u r t

Einstieg Frankfurt Zum achten Mal findet die Berufs-orientierungsmesse „Einstieg“ in Frankfurt statt. Am 21. und 22. April 2017 stellen rund 130 Unternehmen, Hochschulen, private Bildungsan-bieter und Sprachreiseveranstalter ihre Ausbildungsangebote vor. Schülerinnen und Schüler können ihre Bewerbungsmappen im Bewer-bungsforum checken lassen, einen kostenfreien Berufswahltest machen, individuelle Fragen stellen oder sich Tipps zur Bewerbung einholen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an der „Berufe Challenge“ teilzunehmen, bei der man praktische Einblicke in verschiedene Berufsbilder und Tätig-keiten erlangt. Zudem hält „Einstieg Frankfurt“ ein Bühnenprogramm mit Vorträgen zu allgemeinen Orientie-rungsthemen, Berufsfeldern und Karrieremöglichkeiten bereit.

Die Veranstaltung findet auf dem Gelände der Messe Frankfurt am 21. April von 9 bis 14 Uhr und am 22. April von 9 bis 16 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.

>>Mehr Infos: www.einstieg.com/frankfurt�

16 . b i s 21. J u l i 2 017, D o r t m u n d

„do-camp-ing“ auf dem Campus der Technischen Uni

Dortmund Schülerinnen und Schüler ab der 10. Jahrgangsstufe, die sich für Elektro- und Informationstechnik, Informatik oder Maschinenbau inte-ressieren, können zwischen 16. und 21. Juli 2017 eine Woche auf dem Campus der Technischen Universität (TU) Dortmund verbringen. Dort findet mittlerweile zum 15. Mal das Projekt „do-camp-ing“ statt. Die Teil-nehmenden zelten auf dem Campus, arbeiten im Team an Projekten ihrer Wahl aus den Ingenieurwis-senschaften oder der Informatik und suchen Lösungen für die ihnen gestellten Aufgaben. Dabei werden sie von Studierenden, Universitäts-mitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie berufstätigen Ingenieurinnen und Ingenieuren betreut. Die Ansprechpartner beantworten zudem Fragen rund um Studium und Beruf.

Die Gebühr für die Erlebniswoche beträgt inklusive Übernachtung und Verpflegung 100 Euro pro Person. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Interes sierte können sich vom bis 31. Mai 2017 über die Website der Hochschule bewerben.

>>Mehr Infos: www.do-camp-ing.de�

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Das sind die

nächsten abi>> Chats:

5. April 2017:

Frag die Berufsberatung

17. Mai 2017:

Ich will was machen mit Medien

21. Juni 2017:

Ab ins Ausland?

Illustration: Daria Schreiber

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s t u d i u m

H o c h s c h u l w a h l

Stadt, Land, CampusWenn du in etwa weißt, was du studieren möchtest, kommen die Fragen nach dem Wo und

Wie: Uni oder duale Hochschule? Groß- oder Kleinstadt? Daheimbleiben oder wegziehen?

abi>> gibt dir Tipps, wie du die richtige Hochschule für dich findest.

Auf dem Campus sollten sich angehende Studierende wohlfühlen – schließlich verbringen sie dort einige Jahre.Fo

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f ür Marike Bretschneider war Halle an der Saale als Studienort die erste Wahl. Die 21-Jährige ist im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern aus Halle weggezogen, hat dort aber noch Verwandte. „Es ist keine Großstadt. Die Altstadt,

in der viele Unigebäude zentral liegen, ist attraktiv“, beschreibt die Studentin. Eine kurze Kaffeepause auf der Rathaustreppe zwischen den Vorlesungen – kein Thema. Nicht zu vernachläs-sigen: Für ihr großes WG-Zimmer zahlt sie nur 220 Euro. Und die zweieinhalb Stunden Bahnfahrt bis zu ihren Eltern lassen für sie genug Abstand, um auf eigenen Füßen zu stehen.

Marike Bretschneider studiert Deutsch, Mathe und Gestalten auf Grundschullehramt im ersten Semester. Die Uni kooperiert mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. „Dass ich dort

Kurse belegen kann, ist ein großer Pluspunkt für Halle als Studienstandort.“

800-mal Betriebswirtschaft„Wenn man in etwa weiß, was man studieren möchte, ist das erst der Anfang“, sagt Cort-Denis Hachmeister, der sich beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mit dem Thema Studienwahl befasst. Denn es gibt viele weitere Entschei-dungen zu treffen: Welcher Studiengang soll es genau sein? An welchem Ort? Welcher Hochschultyp ist geeignet?

Ausnahmen hierbei sind Exotenfächer sowie die bundes-weit zulassungsbeschränkten Studiengänge Medizin, Tier-medizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Hier gibt es wenig

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s t u d i u m

Metropole oder Universitätsstadt, in Heimatnähe oder weit weg: Für viele Abiturienten stellt sich die Frage nach dem richtigen Studienort.

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„Ein guter startpunkt bei der studien­gangsuche sind allgemeine Portale wie studienwahl.de.“Cort-Denis Hachmeister

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>>mehr info www.abi.deStudieren in Heimatnähe:Gib Folgendes in die suche ein: CodeSHN

Studieren an einer großen Hochschule:Gib Folgendes in die suche ein: CodeSGH

Entscheidungsspielraum. Die einen werden per se nur an wenigen Standorten angeboten. Bei den anderen werden die Studienplätze zentral über hochschulstart. de an die Bewerber vergeben.

Mehr Studiengänge, mehr Hochschulen„Früher entschied man sich für ein Fach wie Maschinenbau und bekam eine Liste von Hoch-schulen, die das Fach unter dieser Bezeichnung anboten“, schildert Cort-Denis Hachmeister. „Heutzutage kombinieren Studiengänge verschie-dene Fächer miteinander, etwa Maschinenbau und Elektrotechnik in der Mechatronik. Oder sie konzentrieren sich auf Teilaspekte eines Faches, etwa Controlling innerhalb der BWL.“ Und noch etwas hat sich geändert, weiß der CHE-Experte: „Auch Fächer, die früher nur an Universitäten zu studieren waren, zum Beispiel Jura, werden als Fachhochschulstudiengänge angeboten, etwa Wirtschaftsrecht.“ Hinzu kommt die Möglichkeit, Fächer dual zu studieren und mit einer Berufsaus-bildung zu verknüpfen.

Persönliche Vorauswahl treffenChristine Stiller unterstützt als Beraterin für akademische Berufe der Agentur für Arbeit Leipzig Studieninteressierte beim Auswahlpro-zess. Die Expertin rät, sich eine Prioritätenliste zu erarbeiten: „Bin ich besser an einer Univer-sität oder an einer Fachhochschule aufgehoben? Muss es eine große Stadt sein? Wie wichtig ist mir Heimatnähe? Lege ich Wert auf bestimmte Studienschwerpunkte?“

Sind diese Fragen vorläufig geklärt, kann man mit der Studien gangsuche beginnen und eine Vorauswahl treffen. „Ein guter Startpunkt sind allgemeine Portale wie studienwahl.de oder auch länderspezifische Informationsportale“, empfiehlt Cort-Denis Hachmeister. Im Hochschulpanorama von abi.de gibt es zusätzliche Infos, etwa über das

Wohnungsangebot und Mietpreise in verschie-denen Hochschulstädten.

Als Nächstes gilt es, sich über die Zulassungs-voraussetzungen zu informieren. Die stehen in der Regel auf den Webseiten der Hochschulen. Dort findet man auch die Studienordnungen und Modulhandbücher, mit denen man etwas über die Schwerpunkte der Studiengänge herausfindet.

Was sagt mir ein Hochschulranking?Eine gute Vergleichsmöglichkeit verschiedener Studiengänge bieten die zahlreichen Hochschul-rankings. Das CHE erstellt jährlich ein solches gemeinsam mit der ZEIT. „Das Ranking bietet eine gute Möglichkeit, einen Überblick über die Hoch-schulen zu bekommen und wie sie im Vergleich bei verschiedenen Kriterien abschneiden“, erklärt Cort-Denis Hachmeister. „Das können Mess-größen wie die Zufriedenheit der Studierenden bei der Betreuung oder der Anteil von Berufs-praktikern in der Lehre sein.“ Der CHE-Experte betont jedoch auch: „Untersuchungen haben gezeigt, dass das Abschneiden in Rankings für die meisten Studieninteressierten nur ein Kriterium unter vielen ist – und das ist auch gut so.“ Denn: Wenn der Studiengang fachlich nicht zu einem passt, hilft auch kein gutes Ranking-Ergebnis.

Vor Ort umschauenWeder ein Ranking noch eine Website können die Atmosphäre auf dem Campus oder in der Stadt vermitteln. Bevor die Entscheidung fällt, rät Cort-Denis Hachmeister zu einem Besuch der Hoch-schule: „Schließlich verbringt man die nächsten Jahre seines Lebens dort.“

Auch das persönliche Gespräch hilft weiter: Eine gute Informationsquelle sind neben den Studienberatern in den örtlichen Agenturen für Arbeit und an den Hochschulen die Fachschaften, also die Vertretung der Studierenden. Hier kann man „von Studi zu Studi“ reden. <<

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s t u d i u m

C h e c k l i s t e

Was spricht für welche Option? Hier findest du ein paar Argumente, die bei der Entscheidung für die

passende Hochschule hilfreich

sein können.

stadt oder Land?

Ob Oldenburg oder Ansbach: Kleinere Städte haben oft schnuckelige Innenstädte mit Cafés und Kneipen. Statt anonymem Großstadtgetümmel gibt es Ruhe und kurze Wege. Kleiner und ländlicher bedeutet meist auch bezahlbarer Wohnraum. Ausnahmen bilden hier Universitätsstädte wie Freiburg oder Göttingen.

Andere schreckt das alles nicht: Sie wollen urbanes Leben, inklusive U-Bahn, Museen, Kulturtreffs und das nächtliche Lichtermeer.

„Normal“ oder dual studieren?

Duale Studiengänge ver -knüpfen Theorie und Praxis eng

miteinander. Manche integrieren eine Berufsausbildung, andere wiederum setzen auf praktische Phasen im Betrieb. Man knüpft frühzeitig Kontakte in die Arbeitswelt und punktet mit der Praxiserfahrung bei Arbeit-gebern. Außerdem verdient man bereits während des Studiums Geld.

Wer „nur“ studiert, muss zwar selbst Praktika organisieren, kann aber verschiedene Arbeit-geber und Branchen austesten und ist am Ende nicht an ein Unternehmen gebunden.

Zu Hause oder weit weg?Wer selbstständig werden will, sollte raus

aus dem Kinderzimmer und auf eigenen Beinen stehen: angefangen vom Besuch beim Meldeamt

bis zur Auswahl des Stromtarifs. Eine neue Stadt verspricht zudem neue Freundschaften und die Erfahrung,

dass Tübingen anders ist als Berlin und Hannover anders als Nürnberg.

Wer in Heimatnähe bleibt, kann eventuell günstiges Wohnen bei den Eltern genießen. Außerdem hat

man die Freunde um die Ecke und kann seinen gewohnten Hobbies nachgehen.

uni oder Fachhochschule?Das Studium an Fachhochschulen ist meist anwen-dungsorientiert und findet in überschaubaren Unter-richtsgruppen statt; die Lehrenden kommen oft aus Wirtschaftsunternehmen. Der Studien-plan ist weitgehend vorgegeben, Praktika sind in den Studienplan eingebaut.Universitäten bieten einen breiten Fächerkanon, legen Wert auf eine umfangreiche theoreti-sche Grundlagenausbil-dung und wollen Lehre und Forschung miteinander verknüpfen.

Ost oder West?Das ist keine Frage unterschiedlicher Kulturen. Welten prallen auch in Hamburg, Köln und Vechta aufeinander. Doch die Hochschullandschaft im Osten hat ihre Besonderheiten: Die meisten Hochschulen sind nicht überlaufen, der Betreuungsschlüssel dadurch gut, die Bibliotheken bestens ausgestattet. Auch die Lebenshaltungskosten sind teils niedriger als in vielen Städten im Westen.

staatliche oder private Hochschule?Private Hochschulen verlangen zwar Ge- bühren, werben dafür aber mit besonders guten Studienbedingungen, etwa kleine Lern-gruppen, intensive Betreuung sowie gute tech-nische Ausstattung.

Staatliche Hochschulen bieten im Vergleich ein breiteres Spektrum an Studiengängen und mehr Spielraum bei der Studiengestaltung.Wer eine private Hochschule in Betracht zieht, sollte sich fragen: Was bietet sie, was ich an einer staatlichen Hochschule nicht finde?

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j akob Schünemanns Hochschul-wahl ist kein Zufall: „Ich lerne am besten in der Praxis. Das war schon immer so. Was ich selbst mache, vergesse ich nicht so

schnell“, erzählt er. In Neubrandenburg kann er dual studieren und in neun Semestern sowohl den Bachelorabschluss als auch die Ausbildung zum Landwirt machen.

Der Student aus der Nähe von Wismar hat bereits viel im landwirtschaftlichen Betrieb seines Großvaters gearbeitet: „Aber das ist ein reiner Ackerbaubetrieb und Landwirtschaft ist so viel-seitig“, ergänzt er. Ein Studium mit Pflichtpraktika in den Sommersemesterferien reichte ihm nicht: „Man muss den Jahreszyklus eines Betriebes kennenlernen. In zwei, drei Sommern sieht man nicht viel. Wenn ich als Azubi in einem Betrieb arbeite, bringt mir das schon mehr.“

Ausbildung in eineinhalb statt drei JahrenDie Berufsausbildung, die normalerweise drei Jahre dauert, ist im Studium auf eineinhalb Jahre verkürzt. Die ersten beiden Semester verbringt

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s t u d i u m

s t u d i e r e n m i t h o h e r P r a x i s o r i e n t i e r u n g

Selber machen!Weil seiner Meinung nach ein Pflichtpraktikum nicht ausreicht, um einen Agrar-

betrieb richtig kennenzulernen, hat sich Jakob Schünemann (18) für das duale

Studium Agrarwissenschaft an der Hochschule Neubrandenburg entschieden.

Jakob Schünemann im Betrieb und an der Berufs-schule in Güstrow, wobei er gleich ins zweite Lehrjahr einsteigt. Im dritten Semester ist er an der Hochschule, im vierten Semester wieder im Betrieb. Nach der Abschlussprüfung zum Land-wirt studiert er weitere vier Semester, bis er im neunten die Bachelorarbeit schreibt. In den Semesterferien wird er weiterhin im Betrieb arbeiten.

Aktuell ist Jakob Schünemann im ersten Semester und somit im Ausbildungsbetrieb – ein Milchviehbetrieb inklusive Aufzucht. Das ist für ihn Neuland. Eingesetzt wird er in allen Berei-chen. Neben einfachen Hilfsarbeiten fährt er zum Beispiel mit einem 525-PS-starken Schlepper voller IT über die Felder. „Generell spielt in der Landwirtschaft computergestützte Technik eine große Rolle“, erklärt er.

Hochschule pflegt passende KontakteEine reine Berufsausbildung wäre für Jakob Schü-nemann undenkbar gewesen: „Da ich Abitur habe, wollte ich auch studieren. Außerdem sind landwirtschaftliche Betriebe heute rich-tige Wirtschaftsunternehmen. In Mecklenburg-Vorpommern etwa konzentriert sich die Land-wirtschaft auf Großbetriebe, über die Hälfte bewirtschaften mehr als 1.000 Hektar. Wenn man in so einem Betrieb eine leitende Position über-nehmen möchte, kommt man ohne fachliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse nicht weit.“ Die Struktur der Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern war ein weiterer Grund, warum für ihn nur die Hochschule Neubrandenburg in Frage kam: „Die Hochschule pflegt Kontakte zu entsprechend großen Betrieben. In den meisten Regionen in Westdeutschland ist die Landwirt-schaft ganz anders strukturiert.“

Eines ist dem 18-Jährigen ganz wichtig: „Es geht später im Beruf auch immer um die Optimie-rung von Prozessen, um die Wirtschaftlichkeit. Ich möchte dann im Detail wissen, wovon ich spreche. Dazu gehört es eben auch, dass man selber mal Kartoffeln sortiert und Steine vom Acker aufgeklaubt hat.“ <<Als dualer Student sammelt Jakob Schünemann viel Praxiserfahrung.

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>>mehr info www.abi.de

Welche Hochschularten

gibt es?Gib Folgendes

in die suche ein:

CodeWHA

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I m f o k u s

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B e r u f e m i t B l a u l i c h t

Im Einsatz für andere MenschenBlaulicht verbindet man mit schlimmen Ereignissen – aber auch mit Menschen, die Rettung

in der Not bringen. Doch nicht nur bei der Polizei oder im Rettungswagen eröffnen sich

beruflich Wege, um anderen in Notfällen zu helfen.

d eborah Blaaß war erst vier Jahre alt, als es passierte: Bremsen quietschten, ein Knall, Blaulicht – sie hatte zusammen mit ihrer Mutter einen Autounfall. Auch die Polizei war da. „Einer der Beamten hat sich besonders

um mich gekümmert. In dem Moment habe ich verstanden, dass Polizisten etwas Gutes bewirken“, erinnert sich die 26-Jährige.

Inzwischen ist sie selbst Polizeikommissarin. Bei der Auto-bahnpolizei Braunschweig ist sie für ein 188 Kilometer umfas-sendes Streckennetz zuständig. Zusammen mit Kollegen ist

sie unterwegs, um Unfälle aufzunehmen, liegen gebliebene Fahrzeuge zu sichern, Pkw und Lkw zu kontrollieren oder sich um die Sicherheit auf der Straße zu kümmern: „An Unfall-schwerpunkten überwachen wir Geschwindigkeit und Sicher-heitsabstände mit einem zivilen Funkwagen, dem sogenannten Provida-Fahrzeug.“

Ruhe bewahren in kritischen MomentenUnangenehme Situationen entstehen, wenn etwa Verkehrs-sünder mit ihrem Delikt konfrontiert werden. „Manche lassen

Bei Bränden, Unfällen oder Überschwemmungen eilt die Feuerwehr zum Ort des Geschehens.

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Die Polizei schützt Bürgerinnen und Bürger und bekämpft die Kriminalität.

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es einen dann schon spüren, dass sie die Polizei nicht leiden können“, sagt Deborah Blaaß. „Damit muss man ebenso souverän umgehen können wie mit der Tatsache, dass einen an Unfallorten schreckliche Bilder erwarten können. Doch es gibt auch positive Momente. Gerade bei Unfällen sind die Menschen oft sehr dankbar, wenn wir eintreffen.“

Auf die unterschiedlichen Herausforderungen wurde die Polizistin während der Ausbildung vorbereitet. Nach dem Abitur studierte sie drei Jahre lang an der Polizeiakademie Niedersachsen (in Hann. Münden) und konnte mit dem Bache-lorabschluss direkt in den gehobenen Dienst einsteigen. „Ich war erst ein Jahr lang bei der Bereitschaftspolizei, bis ich zum Autobahnpolizei-kommissariat Braunschweig kam. Für die Zukunft könnte ich mir gut vorstellen, als Einsatzführerin noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, erzählt Deborah Blaaß.

Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst„Für die Polizei interessieren sich viele, die zu uns in die Berufsberatung kommen“, sagt Beate Ebbinghaus von der Agentur für Arbeit Hamburg.

In der Metropole gehören Blaulichteinsätze zum Alltag, sei es, wenn für Sicherheit im Fußballsta-dion gesorgt wird, sowie bei Verkehrsunfällen oder Verbrechen aller Kategorien.

„Nah am Geschehen sind natürlich Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste“, erläutert die Berufsberaterin. „Je nach Interesse bieten sich Varianten an wie die Wasserschutzpolizei oder die Bundespolizei, die unter anderem den Grenz-schutz, Bahn- und Luftsicherheit, die Küsten-wache oder die Spezialeinheit GSG 9 umfasst.“ Wer professionell bei der Feuerwehr aktiv werden möchte, kann zur Berufsfeuerwehr gehen oder bei einer Werkfeuerwehr, zum Beispiel auf einem Flughafen, zum Brandschutz beitragen (siehe auch „Auch in brenzligen Situationen fokussiert“ ab Seite 16).

Viele dieser Berufe haben eine duale oder schu-lische Ausbildung zur Grundlage. Notfallsanitäter etwa werden an Berufsfachschulen ausgebildet. Der Zugang zum Beruf des Feuerwehrmanns kann über eine duale Ausbildung erfolgen oder über eine Beamtenausbildung im öffentlichen Dienst. Der Einstieg bei der Polizei ist nur im öffentlichen Dienst möglich, entweder über eine Ausbildung oder ein Studium. Das hängt davon ab, ob man in

„Gerade bei unfällen sind die menschen oft sehr dankbar, wenn wir eintreffen.“Deborah Blaaß

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den mittleren oder gehobenen Dienst einsteigen möchte, der in einigen Bundesländern mittler-weile in die Laufbahngruppen 1 und 2 bezie-hungsweise in vier verschiedene Qualifikations-ebenen übergegangen ist.

Im Hintergrund aktivDoch es gibt noch weitere Berufe, in denen man Menschen in Not helfen kann, zum Beispiel solche, in denen man auch mit Notfällen und Kriseneinsätzen zu tun hat, aber eher admi-nistrativ oder vor- und nachbereitend arbeitet. Beate Ebbinghaus nennt einige Beispiele: „Dazu gehören forensische Psychologen oder Profiler, die Kriminalfälle analysieren. Außerdem Fach-ärzte der Rechtsmedizin oder Ingenieure im Rettungswesen, die den Einsatz von Rettungs-kräften, Ausrüstung und Hilfsgütern planen und koordinieren.“ (Siehe auch „Gefahren bekämpfen und verhindern“ ab Seite 18.) Auch in Bereichen wie Katastrophen- und Zivilschutz, Sicherheits-management, Immissions- und Gewässerschutz, Arbeits- und Betriebssicherheit oder bei der Brandursachenermittlung und Risikoanalyse gibt es berufliche Möglichkeiten.

Verschiedene Bachelor- und Masterstudien-gänge dienen als Wegbereiter, etwa Rettungs-ingenieurwesen, Rescue Management, Interna-tionale Not- und Katastrophenhilfe oder Risiko- und Sicherheitsmanagement (siehe auch „Zur Seite stehen in Not und Leid“ auf Seite 20). Teils

werden Studiengänge wie diese nur von einzelnen Hochschulen angeboten, darunter auch private, bei denen in der Regel Studiengebühren anfallen.

„Teamplayer sind gefragt“Als eine Grundvoraussetzung, die man für eine Tätigkeit im Notfallbereich mitbringen sollte, nennt Berufsberaterin Beate Ebbinghaus körper-liche und psychische Belastbarkeit. „Viele dieser Berufe sind verbunden mit der potenziellen Gefährdung des eigenen Lebens, mit trauma-tisierenden Momenten, Schichtdiensten und unregelmäßigen Arbeitszeiten. Eine gehörige Portion Überzeugung und Motivation gehören daher dazu“, betont sie.

„Anderen Menschen zu helfen, ist tief in jedem von uns verwurzelt“, sagt Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehr-verbandes. „Nicht ohne Grund engagieren sich mehr als eine Million Frauen und Männer in den Feuerwehren, davon rund 46.000 hauptamt-lich.“ Voraussetzung sei hier – wie wohl auch in vielen anderen Blaulicht-Berufen – neben einer überdurchschnittlichen Sportlichkeit und einer stabilen Psyche vor allem Teamfähigkeit. „Ohne diese Eigenschaft geht es gar nicht, denn auch das eigene Leben hängt im Einsatz vom Mitei-nander aller Einsatzkräfte ab und Erfolge sind nur gemeinsam erreichbar.“ (Siehe auch „Im wahrsten Sinne des Wortes Lebenswichtiges tun“ auf Seite 21.) <<

Bei Großeinsätzen sind speziell geschulte Fachkräfte vor Ort, die nicht nur notfallmedizinische Maßnahmen übernehmen, sondern auch psychosoziale Notfallversorgung leisten.

„Anderen menschen zu helfen, ist tief in jedem von uns

verwurzelt.“Karl-Heinz Knorr

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Notärztinnen und -ärzte haben ihren Einsatz, wenn Patienten in Lebensgefahr schweben und schnellstmöglich behandelt werden müssen. Mithilfe geeigneter Transportmitteln – etwa eines Rettungshubschraubers – gelangen sie schnell zum Unfallort.

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B e r u f s ü b e r s i c h t

Wer hilft bei einem Unfall?Im Straßenverkehr kann vieles passieren: Laster kommen von der Fahrbahn ab,

Autos gehen nach einem Unfall in Flammen auf, Fahrzeuge prallen aufeinander …

Alle Szenarien haben eines gemeinsam: Rettungskräfte eilen zum Ort

des Geschehens, um zu helfen. Doch wer macht was? Wer kümmert

sich um die Verletzten, wer sperrt die Fahrbahn ab –

und wer löscht das Feuer?

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Feuerwehrleute befreien Menschen aus dem Unfallfahrzeug. Im Brandfall setzen sie Löschmittel zur Bekämpfung des Feuers ein.

Ausbildungsberuf: Beamt(er/in) – Feuerwehr (mittlerer technischer Dienst)Mögliche Aufgaben: Brand- und Gefahrenschutz, Maßnahmen zur Brand-bekämpfung, medizinische Notfallversorgung, technische HilfeStudienberuf: Beamt(er/in) – Feuerwehr (gehobener technischer Dienst)Mögliche Aufgaben: leitende Funktion bei der Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung bei Unglücksfällen, Führungskraft im Wachbetrieb

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Die Polizei stellt Fahrbahn- oder Straßensperrungen auf und regelt den Verkehr. Außerdem nimmt sie den Unfall auf und stellt die Identität der beteiligten Personen fest.

Ausbildungsberuf: Polizeivollzugsbeamt(er/in) (mittlerer Dienst)Mögliche Aufgaben: Unfall- und andere Gefahren-stellen absichern, Anzeigen und Unfälle aufnehmen, Wach- und Streifendienst, Aufklärung von Straftaten, Ansprechpartner für Hilfe suchende BürgerStudienberuf: Polizeivollzugsbeamt(er/in) (gehobener Dienst)Mögliche Aufgaben: Führung unterstellter Einsatz-kräfte, Wach- und Streifendienst, andere Polizisten ausbilden, Verwaltung

Der Rettungsdienst führt lebensrettende Maßnahmen durch, macht die Betroffenen transportfähig und überwacht den Trans-port ins Krankenhaus.

Ausbildungsberuf: Notfallsanitäter/inMögliche Aufgaben: medizinische Maßnahmen der Erstversorgung, Assistenz bei der ärztlichen Notfallversorgung, Trans-portfähigkeit von Patienten sicherstellenStudienberuf: (Not-)Arzt/(Not-)ÄrztinMögliche Aufgaben: in Notsituationen Soforthilfe leisten, lebenserhaltende Maßnahmen durchführen, Patienten behan-deln und informieren, Behandlung durch-führen (z.B. Wunden versorgen)

Speziell geschulte Fachkräfte übernehmen die Koor-dination an der Unfallstelle und sorgen dafür, dass die Betroffenen möglichst schnell die benötigte Hilfe bekommen.

Studienberuf: Ingenieur/in RettungswesenMögliche Aufgaben: Einsätze von Rettungskräften, Ausrüstung und Hilfsgütern koordinieren; Maßnahmen im Rettungsdienst, im Katastrophen- und Zivilschutz sowie zur Gefahrenabwehr treffen und abstimmen

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>>mehr info www.abi.deÜbersicht Berufe mit BlaulichtGib folgendes in die suche ein: CodeBMB

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w egweisend für Hannah Netzer war ein Praktikum bei einer Werkfeuerwehr. Das war Voraussetzung für ein Studium im ingenieurwissenschaftlichen Bereich, das sie zunächst interessierte. Doch ihr

Praktikum hatte sie so begeistert, dass sie sich stattdessen für die Ausbildung entschied. Sie fand einen Ausbildungs-platz bei der Merck KGaA in Darmstadt. Das pharmazeutisch- technische Unternehmen hat eine eigene Feuerwehr mit rund 140 hauptamtlichen Einsatzkräften.

Inzwischen hat Hannah Netzer das dritte und damit letzte Ausbildungsjahr erreicht. Das Besondere an der Ausbildung für

Werkfeuerwehrleute ist aus ihrer Sicht, dass dem fachspezifi-schen Teil zum Thema Feuerwehr ein handwerklicher Ausbil-dungsblock während der ersten anderthalb Jahre vorangeht. „Dabei wurden uns Grundkenntnisse in vielen Bereichen wie Holz, Metall und Elektrotechnik vermittelt“, berichtet sie.

Der richtige Umgang mit Löschpumpen und Co.Die anschließende feuerwehrtechnische Ausbildung fand für Hannah Netzer an verschiedenen Orten statt, etwa draußen auf einem Übungsgelände oder im Ausbildungscenter. „In

W e r k f e u e r w e h r f r a u

Auch in brenzligen Situationen fokussiert

Nach dem erfolgreichen Eignungstest ist der Weg frei für Hannah Netzer:

Während ihrer dreijährigen Ausbildung zur Werkfeuerwehrfrau wird die 24-Jährige

auf die Herausforderungen kommender Einsätze vorbereitet.

Schwere Ausrüstung: Die angehende Werkfeuerwehrfrau Hannah Netzer muss körperlich fit und belastbar sein.

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dieser Zeit lernt man alles für den Einsatz, vom Ausrollen des Schlauchs bis hin zum Bedienen von feuerwehrtechnischem Gerät.“ Dazu gehören beispielsweise Feuerlöschpumpen, Atemschutzgeräte oder Stromgeneratoren. Hinzu kommen Tage im Lehrsaal mit Theorie-Unterricht.

Besondere Höhepunkte sind die Ausbildungsabschnitte in verschiedenen Brandsimulationsanlagen. „Dort macht man

die Erfahrung, wie sich ein Kellerbrand oder eine Rauchgas-durchzündung anfühlt, mit welchen Temperaturen man zu rechnen hat und an welche Grenzen man gehen kann.“ Nach acht Monaten ist dieser Teil der Ausbildung abgeschlossen.

Nach dem Abschluss stehen viele Wege offenInnerhalb der drei Jahre erwirbt die 24-Jährige außerdem einen Lkw-Führerschein und macht eine Ausbildung zur Rettungssa-nitäterin. „Gegen Ende der Ausbildung lerne ich meine zukünf-tigen Wachabteilungen kennen, sodass auch der Schichtdienst ein Thema wird“, ergänzt Hannah Netzer.

Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit sind Grund-voraussetzungen, da bei Einsätzen immer gemeinsam gear-beitet wird. „Außerdem sollte man in der Lage sein, sich in manchen Situationen selbst zu überwinden, zum Beispiel wenn es um Arbeiten in der Höhe oder in engen Bereichen geht“, schildert die angehende Werkfeuerwehrfrau. „Die körperliche Belastbarkeit wird bereits vor Ausbildungsbeginn in einem Eignungstest festgestellt.“

Nach dem Abschluss bieten sich Hannah Netzer verschie-dene Perspektiven: „So kann ich mich an meinem Arbeitsplatz weiter spezialisieren, zum Beispiel auf Arbeiten in der Atem-schutzwerkstatt oder im vorbeugendem Brandschutz.“ Es gibt auch Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa zum Gruppenführer. Und die Hochschule ist nach wie vor eine Option für sie: „Einem anschließenden Studium im naturwissenschaftlichen Bereich steht nichts im Wege. Vielmehr ist es sogar gern gesehen.“ <<

Während der Ausbildung übt die 24-Jährige den Umgang mit Löschpumpen, Wasserschläuchen und Atemschutzgeräten.

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7.30 uhrHannah Netzer findet sich im Ausbildungscenter ein, in dem Werkfeuerwehrleute verschiedener Betriebe ausgebildet werden. Die Ausbilder erklären den heutigen Tagesablauf und übergeben die Fahrzeugschlüssel für die Ausbildungslastwagen. Mit ihren Kollegen kontrolliert Hannah Netzer die Fahrzeuge auf Mängel und die Ausrüstung auf Vollständigkeit und Funktionsfähigkeit.

8 uhrDie Gruppe fährt zur Übungsanlage. Dort bereiten die Auszubildenden ihre Ausrüstung vor. Dann werden sie in die Anlage und die bevorstehende Übung eingewiesen. Heute wird das richtige Vorgehen in einem verrauchten Bereich unter Nullsicht trainiert.

9 uhrNach einer kurzen Frühstückspause bereiten sich alle auf die Brandübung vor. Nun kommt es auf Genauigkeit an: Sind die Gruppen eingeteilt? Sind die Geräte in Ordnung? Ist die Schutzklei-dung vollständig? Anschließend gehen die Gruppen abwechselnd in den Einsatz und versuchen, das Gelernte erfolgreich umzusetzen.

12.30 uhr Die Gruppen machen gemeinsam Mittagspause in der Kantine des Ausbildungscenters.

13.30 uhrBei einer weiteren kurzen Übung trainiert Hannah Netzer in ihrer Gruppe den Umgang mit dem Strahlrohr, dem Endstück am Feuerwehrschlauch, durch das das Löschmittel fließt. Anschlie-ßend wird aufgeräumt und die Einsatzübungen werden nachbesprochen. Dann geht es für die 24-Jährige zurück zum Ausbildungscenter.

etwa 16.20 uhr

Im Ausbildungscenter sind noch einige Dinge zu erledigen, etwa die Fahrzeuge aufzuräumen, die Küche in Ordnung zu bringen, die Spinde aufzuräumen, die Stiefel zu putzen sowie alle benutzten Geräte zu überprüfen und auszutauschen. Danach hat Hannah Netzer Feierabend.

Typischer TagesablaufFür Hannah Netzer (24) ist jeder Ausbildungstag anders, weil in Theorie und Praxis viele verschiedene Stationen durchlaufen werden. Für abi>> schildert die angehende Werkfeuerwehrfrau, wie zum Beispiel ein Tag in der praktischen Ausbildung aussieht.

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R e t t u n g s i n g e n i e u r w e s e n

Gefahren bekämpfen und verhindernJonas Sieger (24) wollte sein Interesse an Technik und sein

ehrenamtliches Engagement im Katastrophenschutz beruflich verbinden.

Sein Bachelorstudium des Rettungsingenieurwesens an der

Technischen Hochschule Köln stellt dafür die Weichen.

Im Studium werden Gefahrensituationen konkret durchgespielt, etwa bei Planspielen in einer Miniaturlandschaft.

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In den ersten Semestern stehen Grundlagenfächer wie Mathe, Chemie und Physik auf dem Stundenplan.

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Jonas Sieger lernt, wie man Pläne für Groß-einsätze erstellt.

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„Beruflich gibt es etliche möglich-keiten, sowohl in der Gefahrenabwehr als auch im planeri-schen Bereich.“Jonas Sieger

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ate in technischer Beruf sollte es werden, so weit war sich Jonas Sieger nach dem Abitur sicher. Also entschied er sich für das Studienfach Maschinenbau.

Doch ihm fehlte dabei etwas. „Ich bin seit 2011 ehrenamtlich bei den Maltesern aktiv und wollte den Katastrophenschutz gerne auch hauptbe-ruflich einbinden. Doch zunächst dachte ich, es gäbe kein entsprechendes Studium.“ Dann stieß er aber auf den Studiengang Rettungsingenieur-wesen an der Technischen Hochschule (TH) Köln.

Hier wird das erforderliche Fachwissen vermit-telt, um effiziente Konzepte für die vorbeugende und operative Gefahrenabwehr und die Sicher-heitstechnik zu entwickeln: „Das war die Möglich-keit, beide Interessen zu verbinden.“ Jonas Sieger erfüllte die Zulassungsvorrausetzung – einen Notendurchschnitt von damals mindestens 2,5 – und konnte problemlos umsatteln. Sogar einige Leistungen seines Maschinenbaustudiums konnte er sich für die ingenieurwissenschaft-lichen Grundlagen seiner neuen Fachrichtung anrechnen lassen.

Rettungs- oder Brandschutzingenieurwesen?Heute steht der Student im dritten von insge-samt sieben Semestern und ist ganz in seinem Element – im Gegensatz zu einigen seiner Kommi-litonen: „Viele unterschätzen, dass es sich um einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang handelt. So hatten wir in den ersten Semestern vor allem Grundlagenfächer wie Mathe, Chemie und Physik.“ Zunehmend stehen auch rechtliche Aspekte oder Themen wie Einsatzlehre, Groß-schadenslagen, menschliche und technische Gefahren auf dem Lehrplan.

Ab dem vierten Semester erfolgt eine Speziali-sierung in den Studienrichtungen Rettungs- oder Brandschutzingenieurwesen. Jonas Sieger hat sich für Ersteres entschieden. In der Fachrichtung Rettungsingenieurwesen lernen die Studierenden,

wie sie unterschiedliche Gefahren – etwa atomarer, biologischer, chemischer und techni-scher Art – einschätzen können. Darüber hinaus eignen sie sich Fachwissen zu organisatorischen Maßnahmen, um diese Gefahren zu bekämpfen, und den Einsatz technischer Werkzeuge an.

Das fünfte Semester ist ein Praxissemester. Es kann in einem Unternehmen oder dem Bereich absolviert werden, in dem man gern später arbeiten möchte, auch im Ausland. Jonas Sieger schwankt zwischen einem Praktikum bei der Feuerwehr oder in der Höhenrettung.

Arbeiten im KatastrophenschutzBesonders gut gefallen Jonas Sieger die zahlrei-chen Praxisbezüge. So machen die Studierenden praktische Versuche etwa in Strömungstechnik oder Physik. Außerdem werden Gefahrensituati-onen konkret durchgespielt, etwa bei Planspielen in einer Miniaturlandschaft wie bei einer Modell-eisenbahn. Dort wird zum Beispiel der Einsturz eines Hauses simuliert, und Jonas Sieger muss dabei die zur Verfügung stehenden Rettungsfahr-zeuge und -kräfte einteilen.

Nach dem Bachelorabschluss möchte Jonas Sieger das Masterstudium Rettungsingenieur-wesen anschließen, das ebenfalls an der TH Köln angeboten wird: „Entsprechend meiner Vertie-fung möchte ich mich weiter spezialisieren.“

Und nach dem Studium? Rettungsingenieure werden aufgrund ihrer interdisziplinären Ausbil-dung häufig in koordinierender Funktion einge-setzt. Sie arbeiten etwa bei Feuerwehren und Rettungsdiensten, aber auch in der freien Wirt-schaft, wo sie für die Sicherheit von Unternehmen oder kritischen Infrastrukturen sorgen und zum Beispiel sicherheitstechnische Begutachtungen von Anlagen übernehmen. „Beruflich gibt es etliche Möglichkeiten, sowohl direkt in der Gefah-renabwehr als auch zum Beispiel im planerischen Bereich, etwa beim Katastrophenschutz“, bestä-tigt Jonas Sieger. „Mal sehen, was mich im Laufe des weiteren Studiums am meisten begeistert.“ <<

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i hn betreffen der Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich genauso wie die Havarie des Kreuzfahrt-schiffes Costa Concordia in

Italien oder der Terroranschlag in Istanbul. „Wir werden bei größeren Schadensereig-nissen aktiv, die im Ausland stattfinden, sobald deutsche Staatsbürger betroffen sind“, fasst Tobias Hahn seinen Aufgaben-bereich zusammen. Im Bundesamt für Bevöl-kerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) arbeitet er im Referat psychosoziales Krisenma-nagement bei der Koordinierungsstelle Nach-sorge, Opfer- und Angehörigenhilfe (NOAH).

Tobias Hahn koordiniert zusammen mit Kollegen die Unterstützung und Versorgung für die betroffenen Personen, wenn diese wieder nach Deutsch-land kommen. Zudem ist er von Anfang an Ansprechpartner für die Angehörigen. „Über eine Hotline sind wir rund um die Uhr erreichbar, um Informationen zu geben und bei jeglichen Fragen zu unterstützen“, erklärt er. „Das umfasst die Notfall-seelsorge ebenso wie formelle Fragestellungen, zum Beispiel zur Todesurkunde oder zu finanziellen Hilfen.“

Telefonische Betreuung und direkter KontaktTobias Hahn gehört zu den ersten Anlaufstellen unmittelbar nach dem Ereignis. „Wir werden mit dem individuellen Schicksal der Betroffenen konfrontiert. In Telefonaten führen wir Entlastungsgespräche, für die wir psychologisch geschult wurden.“ Ist eine weitergehende Unterstützung notwendig, übernimmt eine der Psychologinnen, die zum Team gehören.

„Einfühlungsvermögen, Neutralität und Vertrau-lichkeit gehören zu den Eigenschaften, die man auf jeden Fall mitbringen sollte“, erklärt Tobias Hahn.

Und noch etwas ist relevant für seinen Job: gute Kontakte. Er korrespondiert im Krisen-fall mit den zuständigen Behörden wie dem

Auswärtigen Amt oder dem Bundesamt für Justiz, aber auch mit Fluggesellschaften, Flug-

häfen, Reiseveranstaltern sowie der Notfallseel-sorge. „Es ist wichtig, die Leute zu kennen, mit denen man bei einem Notfall zusammenarbeitet.“

Master in KatastrophenmanagementSein fachliches Wissen erwarb Tobias Hahn zunächst im Bachelorstudium Rettungsingenieur-

wesen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Wegweisend waren Praktika bei der Deut-schen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Äthiopien sowie im Krisenmanagement bei einer deutschen Fluggesellschaft. Anschließend konnte er beim BBK in seiner heutigen Position einsteigen. Zugleich begann er mit dem berufsbegleitenden Masterstudium Katastrophenvorsorge und -management an der Universität Bonn. Gerade schreibt der 31-Jährige an seiner Masterarbeit.

Trotz aller schweren Momente empfindet er seine Aufgaben auch als Bereicherung. „Man kann den betroffenen Personen Leid und Trauer nicht abnehmen, aber ihnen für einen gewissen Zeitraum zur Seite stehen. Oft kommt auch, wenn etwas Zeit vergangen ist, eine Rückmeldung, dass es den Menschen wieder besser geht. Es ist schön zu wissen, dass unsere Arbeit dazu beigetragen hat.“ <<

k r i s e n m a n a g e r

Zur Seite stehen in Not und LeidZusammen mit seinem Team ist er da, wenn für einige Menschen die Welt aus den Fugen

gerät: Tobias Hahn (31) ist im öffentlichen Dienst für psychosoziales

Krisenmanagement zuständig.

Wenn im Ausland ein größerer Unfall passiert – zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff –, dann sind Tobias Hahn und sein Team gefragt. Sie gehören zu den ersten Anlaufstellen für Betroffene und deren Angehörige.

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„Wir werden mit dem individuellen schicksal

der Betroffenen konfrontiert.“Tobias Hahn

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>>interview

abi>> Wie ist die dreijährige schulische Ausbildung aufgebaut?

Rudolf Seiters: Den Auszubildenden werden fachliche, persönliche, soziale und methodische Kompetenzen vermit-telt, damit sie eigenverantwortlich und teamorientiert arbeiten. Die Ausbildung

gliedert sich in einen schulischen, einen klinischen und einen praktischen Teil. Oft

erfolgt zu Beginn die Ausbildung zum Rettungs-sanitäter. Das ermöglicht den frühzeitigen prakti-schen Einsatz im Rettungs-wagen.

abi>> Welche Voraussetzungen sollte man für diesen Beruf erfüllen?

Rudolf Seiters: Jeder Bewerber sollte die richtige Moti-vation mitbringen, den Menschen in extremen Situationen helfen zu wollen, egal woher sie kommen und wer sie sind. Bewerber müssen 18 Jahre oder älter sein, über einen Schulabschluss und ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge verfügen. Wichtig ist auch die gesundheitliche Eignung. Unter www.retter-werden.de finden Interessierte weitere Infos.

abi>> Welche beruflichen Perspektiven haben Notfallsanitäter?

Rudolf Seiters: Sie können sich vielfältig weiterqualifizie-ren: in der Leitung und Führung des Rettungsdienstes, als Praxis anleiter in der Ausbildung, als Disponent auf Leitstellen oder als Desinfektor. Daneben werden einschlägige Studien-gänge angeboten. <<

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abi>> Herr Dr. seiters, im sommer 2016 sorgte der moderator Tobias schlegl für schlagzeilen. Er kündigte an, seine karriere beim fernsehen zu beenden und Notfallsanitäter zu werden. Was halten sie von dieser Entscheidung?

Rudolf Seiters: Wir freuen uns über jeden neuen moti vierten Mitarbeiter. Wenn er außerdem noch prominent ist wie Tobias Schlegl, führt das vielleicht dazu, mehr Auf merksamkeit für den Beruf des Notfallsanitäters zu gewinnen und dafür, wie verantwortungs- und anspruchsvoll diese Tätigkeit ist.

abi>> Birgt eine solch radikale berufliche Veränderung für menschen, die aus einem völlig anderen Bereich kommen, nicht einige fallstricke?

Rudolf Seiters: Solch einen beruflichen Wechsel vollzieht man ja nicht einfach so. Spätestens nach dem Bewerbungs-verfahren weiß ich, worauf ich mich einlasse. Dazu gehört das selbstständige Arbeiten im Team – auch in Extremsitua-tionen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, bei jedem Wetter und in jeder Umgebung. Ebenso ist die Fähigkeit erforderlich, wieder abschalten zu können.

abi>> Trotz aller Herausforderungen: Was sind die schönen seiten dieses Berufes?

Rudolf Seiters: Mir wird von vielen Mitarbeitern unserer Rettungsdienste immer wieder gesagt, dass sie ihre Arbeit sehr gern machen – eben weil sie das Gefühl haben, etwas im wahrsten Sinne des Wortes Lebenswichtiges zu tun. Sie sehen jeden Tag, wie wichtig ihr Einsatz ist. Und sie be-kommen oft sofort eine entsprechende Rückmeldung von Betroffenen und ihren Angehörigen.

„Im wahrsten Sinne des Wortes Lebens-wichtiges tun“

Ein typischer Blaulichtberuf ist der Notfallsanitäter. Wer diesen Beruf ergreift,

möchte in der Regel etwas Sinnstiftendes tun. Doch worauf muss man sich in der

Ausbildung und im Job einstellen? abi>> hat mit Dr. Rudolf Seiters, Präsident des

Deutschen Roten Kreuzes (DRK), darüber gesprochen.

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Leben retten: Notfallsanitäte-

rinnen und -sanitäter arbeiten oft in extremen Situationen.

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i n f o r m a t i o n s - u n d te l e k o m m u n i k a t i o n s b r a n c h e

Karriere mit Glasfaser und CloudSoftwarefirmen, Computerhersteller, Mobilfunkbetreiber – das sind nur drei

Unternehmensbeispiele aus der vielfältigen Informations- und Telekommunikationsbranche.

Der Wirtschaftszweig bietet mit seinen zahlreichen Berufsbildern gute Karrierechancen.

d er IT-Systemelektroniker Mario Kull (24) trägt beim Informations- und Telekommunikationsanbieter QSC AG in Nürnberg dazu bei, dass die IT- und Telefondienste

des Unternehmens perfekt funktionieren. „Ich arbeite unter anderem im Servicebereich meiner Abteilung TK Service Support. Dort kümmere ich mich um Kundenanfragen, wenn zum Beispiel eine Internet-Anbindung ausfällt. Dann behebe ich die Ursache schnellstmöglich – entweder per Fern-wartung oder ich schicke einen Techniker los“, beschreibt er einen Teil seiner Aufgaben.

Hohe Verfügbarkeit sicherstellenFür die Geschäftskunden von QSC ist eine unun-terbrochene Verfügbarkeit der Systeme entschei-dend, etwa damit sie laufend auf die Cloud-Dienste der Firma zugreifen können. „Daher beobachte ich mithilfe eines Monitoring-Systems kontinuierlich die Anbindungen. So erkenne ich Alarmsituationen frühzeitig und repariere die Schwachstellen, bevor sie sich für die Kunden auswirken“, erklärt Mario Kull. Sein Team arbeitet im Dreischichtbetrieb: „Dazu kommt gelegentlicher Bereitschaftsdienst in der Nacht oder an Feiertagen“, beschreibt er.

Praxisbezug mit Kundennähe„Ich habe mich schon immer für Elektronik und Computer interessiert. Nach dem Abitur war es mir wichtig, direkt in die Praxis einzusteigen, und ich entschied mich für eine Ausbildung bei einem Telekommunikationsunternehmen“, erinnert er sich. Nach seiner Ausbildung begann er Mitte 2016 bei QSC. Wichtig für seinen Beruf sind analytische Fähigkeiten: „Ich muss bei der Fehlersuche syste-matisch vorgehen.“ Zudem sind Kundenorientie-rung und Flexibilität unverzichtbar. Für die Zukunft plant er: „Ich möchte mich gerne fachlich weiter-bilden, beispielsweise zum Technischen Fachwirt.“

Hoher ExpertenanteilZur Informations- und Telekommunikations-branche (ITK-Branche) zählt der Bundesverband

Infor ma tionswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) die drei Teilbereiche Informationstechnik (IT), Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. 2016 arbeiten dort insgesamt rund 1,1 Millionen sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigte. Damit ist der ITK-Sektor der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber in Deutschland – knapp hinter dem Maschinenbau. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) beschäftigt die Branche überdurchschnittlich viele Experten mit einer akademischen Ausbildung (26 Prozent). „Der Arbeitsmarkt zeigt sich positiv. Von 2014 bis 2015 wuchs die Beschäftigung bei den IT-Fach-kräften um 28.000 Personen oder vier Prozent“, erklärt Ilona Mirtschin, Arbeitsmarktexpertin bei der BA. „Aufgrund steigender Absolventenzahlen nahm 2015 die Anzahl arbeitsloser IT-Kräfte um ein Prozent auf 27.600 zu. Die unterdurchschnitt-liche Arbeitslosenquote betrug drei Prozent.“

Wachstumsmotor Software und IT-Dienstleistungen Juliane Petrich, Referentin Bildungspolitik und Arbeitsmarkt bei Bitkom, bestätigt: „Die Job-Aussichten sind hervorragend. 2016 haben die Unternehmen 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Gleichzeitig können die Bitkom-Mitgliedsunternehmen rund 43.000 offene Stellen derzeit nicht besetzen.“ Rund 80 Prozent der Beschäftigten sind in der Informationstechnik tätig. Die Bitkom-Expertin erklärt: „Beschäfti-gungsschwerpunkte sind hier die Bereiche Soft-ware und IT-Dienstleistungen. Darin lag der Stel-lenzuwachs 2015/2016 bei drei Prozent.“

2016 hat der Branchenumsatz erstmals die 160-Milliarden-Euro-Grenze überschritten. Auch hier gaben die Software- und IT-Dienstleistungs-unternehmen den Ton an und verzeichneten die höchsten Umsatzsteigerungen. Für 2017 rechnet Bitkom mit einer erneuten Umsatzstei-gerung von 1,2 Prozent auf 162,4 Milliarden Euro. Juliane Petrich erwartet: „Die ITK-Branche treibt die digitale Transformation in nahezu allen Wirtschaftsbereichen voran. Sie wird sich daher mit den anderen Sektoren immer stärker verzahnen.“ <<

„Nach dem Abitur war es mir wichtig, direkt in die Praxis

einzusteigen, und ich entschied mich für

eine Ausbildung.“Mario Kull

„Die Job-Aussichten sind hervorragend.

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Sie kennen sich mit elektronischen Systemen und deren Bestandteilen – etwa Platinen – sowie mit neuen Technologien und Datenverarbeitung bestens aus: die Beschäftigten in der Informationstechnik.

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>>mehr info www.abi.deExperten-Interview ITK-BrancheGib Folgendes in die Suche ein: CodeGDT

1,1millionen menschen waren im Jahr 2016 in der informations-

und telekommu-nikationsbranche

sozialversicherungs-pflichtig beschäf-

tigt. Damit ist der itk-sektor der

zweitgrößte indus-trielle Arbeitgeber

in Deutschland – knapp hinter dem

maschinenbau.

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W i r t s c h a f t s m a t h e m a t i k e r i n

Von Daten zu PrognosenGroße Datenmengen analysieren – unter anderem damit beschäftigt sich die

Wirtschaftsmathematikerin Stefanie Hartmann. Die 26-Jährige arbeitet beim

IT-Dienstleister msg systems ag in Ismaning bei München.

s tefanie Hartmann ist als Data Scientist im branchenübergreifenden Querschnittsbe-reich „Business Intelligence“ beschäftigt: „Meine Abteilung ‚Analytics & Reporting‘ erstellt aus vorliegenden Daten beispiels-

weise Prognosemodelle, die bei Entscheidungen und der Ausrichtung der weiteren Unternehmensstrategie unterstützen.“

Muster findenIhre Projekte gestalten sich abwechslungsreich – je nachdem, für welche Themen die Expertise von Stefanie Hartmanns Abteilung gefragt ist. „Mein genereller Arbeitsablauf bleibt jedoch konstant. Zunächst sammle ich Daten und Infor-mationen, die ich dann analysiere und visualisiere“, erklärt

sie. Anhand der Daten erstellt sie Grafiken, um bestimmte Muster zu erkennen. Zudem berechnet sie Kennzahlen, um Anhaltspunkte über die Datenstruktur zu gewinnen. „Dabei helfen uns mathematische Modelle. Sie erlauben, Zusam-menhänge zu identifizieren – beispielsweise sich gegenseitig beeinflussende Faktoren“, erklärt die Wirtschaftsmathema-tikerin. Aus diesen Vorarbeiten entwickelt sie schließlich ein Prognosemodell.

Im Kundenauftrag„Damit der Kunde die Ergebnisse verwenden kann, bereiten wir sie weiter auf. Zum Beispiel erstellen wir nach seinen Anforderungen grafische Software-Oberflächen, mit denen er sich die gewünschten Auswertungen selbst zusammenstellen kann“, ergänzt sie. Nach verschiedenen Funktionstests erhält

Wirtschaftsmathematiker wie Stefanie Hartmann werten Daten aus und visualisieren diese, um Zusammenhänge zu erkennen.

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>>mehr info www.abi.de

Berufe in der ITK-Branche

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A r b e i t s m A r k t

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der Kunde das Endprodukt zur Abnahme. „Im Moment arbeite ich 100 Prozent beim Kunden“, beschreibt Stefanie Hartmann ihr aktuelles Projekt. Mithilfe der Auszeich-nungssprache HTML implementiert sie Web-Oberflächen mit Filtermöglichkeiten zur Analyse von Personaldaten. Später kann der Kunde damit selbst Berichte erstellen oder Kennzahlen ermitteln. „Obwohl ich meine Aufgaben größtenteils selbstständig erledige, arbeite ich immer in einem interdisziplinären Team, das sich je nach Projekt neu zusammen-setzt“, erläutert sie.

Lieblingsfach MathematikStefanie Hartmann studierte Mathematik mit der Ausrichtung Wirtschaftsmathematik an der Katholischen Universität Eich-stätt-Ingolstadt. „Mathematik war während der Schulzeit mein absolutes Lieblingsfach“, erinnert sie sich. „Mich fasziniert, wie sich mithilfe mathematischer Methoden komplexe Fragestel-lungen lösen lassen.“ Nach ihrem Bachelorabschluss 2012 arbeitete sie einige Zeit in der Softwareentwicklung bei einem Handelsunternehmen, bevor sie ein Masterstudium mit wirt-schaftsmathematischer Ausrichtung anschloss: „Im Rahmen meiner Masterarbeit entwickelte ich ein Prognosemodell für

das Risikomanagement eines Versicherungs-unternehmens, das ich mithilfe einer Statistik-Software implementierte.“ Im Februar 2016 begann sie in ihrer heutigen Position bei msg systems. „Ein Personalberater machte mich

auf das Unternehmen aufmerksam. Mir haben dort die gebotenen Entwicklungsmöglichkeiten und das gute Betriebsklima gefallen“, erinnert sie sich.

Analysefähigkeit und Kundenorientierung

Für ihren Beruf besonders wichtig sind analytische Fähig-keiten und eine strukturierte Arbeitsweise. „Die Arbeit mit Daten, Datenbanken und Auswertungs-Software erfordert zudem mathematische und statistische Kenntnisse sowie Programmiererfahrung und eine gewisse IT-Affinität“, weiß Stefanie Hartmann. Bei einem IT-Dienstleister wie msg systems kommen dazu Kundenorientierung, Kommunikati-onsfähigkeit und räumliche Flexibilität. Für ihren weiteren Berufsweg wünscht sich Stefanie Hartmann: „Ich möchte bei msg systems noch mehr Berufserfahrungen in weiteren Bereichen sammeln und meine Kenntnisse vertiefen. Dabei unterstützt mich das Unternehmen mit regelmäßigen Fortbil-dungsangeboten.“ <<

Die Kunden ihres Arbeitgebers nutzen die visualisierten Daten, um Entscheidungen zu treffen und Strategien zu bestimmen.

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„Zunächst sammle ich Daten und Informationen,

die ich dann analysiere und visualisiere.“

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w a s m a c h t e i n . . . ?

G e r i c h t s z e i c h n e r

Mit Pinsel, Bleistift und AquarellfarbeMit wenigen Strichen eine Situation im Gerichtssaal detailliert wiederzugeben –

das ist Martin Burkhardts Aufgabe. Der 35-jährige Mannheimer ist selbstständiger

Illustrator und arbeitet nebenberuflich als Gerichtszeichner.

Farbe und Pinsel

hat der Gerichts-zeichner

immer dabei.

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Stud

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d er Richter berät sich stirnrun-zelnd mit seinen Kollegen. Die Angeklagte neigt immer wieder den Kopf zu ihrem Anwalt. Die selbstbewusste Miene

des Staatsanwalts signalisiert Siegesgewiss-heit. Solche Details, die für die Zuschauer von Gerichtsprozessen oft fast genauso interessant sind wie das Urteil, hält Martin Burkhardt fest.

In deutschen Gerichten dürfen keine Foto- oder Videoaufnahmen erstellt werden. Wenn sich die Öffentlichkeit sehr für einen Prozess interessiert, klingelt daher oft das Handy des 35-Jährigen. „Die Journalisten rufen meist am Tag vor der Verhand-lung an. Häufig erläutern sie mir am Telefon, worum es im Prozess geht“, erzählt der Illustrator. Am Prozesstag sucht er sich mit Pinsel, Aquarell-farben, Bleistift, Fineliner und A3-Papier einen Platz im Saal: „Möglichst weit vorn und außen, damit ich auch die Personen im Zeugenstand gut erkenne.“

Das Unverwechselbare darstellenMartin Burkhardt weiß zu Verhandlungsbeginn, ob der Auftraggeber ein Panorama möchte – oder ob er sich etwa auf den Richter oder die Zeugen

konzentrieren soll. „Ich zeichne mit schnellen Bleistiftstrichen vor, fülle dann die Flächen mit Aquarellfarbe und ziehe die wichtigsten Linien mit Fineliner nach. Mein Papier ist auf Pappe aufge-zogen. So habe ich eine stabile Unterlage, wenn ich auf meinem Schoß zeichne. Oft kann ich aber an einem Schreibtisch arbeiten“, berichtet er.

Der Gerichtszeichner muss einzigartige Merk-male der Personen herausarbeiten, Gesten und Mimik erfassen und möglichst sogar die Stim-mung im Saal wiedergeben. Und er muss flott

und sicher zeichnen. Denn zur ersten Verhand-lungspause möchten seine Auftraggeber sein Werk meist schon haben.

Karrierestart während des StudiumsMartin Burkhardts Karriere als Gerichtszeichner begann, als das Rhein-Neckar-Fernsehen im Jahr 2004 auf der Suche nach einem Zeichner die Hochschule Mannheim kontaktierte. Damals war er dort im Diplomstudiengang Kommunikations-design eingeschrieben; neben Layouten und Typo-grafie beschäftigte er sich mit dem Zeichnen per Hand. Er meldete sich für den Nebenjob, zeichnete einmal erfolgreich Probe – und war im Geschäft.

Ihn erreichen immer wieder Aufträge, weil er unter Journalisten weiterempfohlen wird oder die Auftraggeber im Internet auf seine Bilder aufmerksam werden. Vor Kurzem zeichnete er in der Haftanstalt Stuttgart-Stammheim während eines Prozesses gegen einen Flüchtling, dem vorgeworfen wurde, in Syrien Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Unbeständige AuftragslageDoch die Aufträge kommen unregelmäßig: manchmal zwei pro Woche, dann monate-lang nichts. Deshalb kann Martin Burkhardt vom Gerichtszeichnen allein nicht leben – ein Schicksal, das er seines Wissens mit den meisten seiner Kollegen teilt. „Gerichtszeichnen gehört zu meiner Tätigkeit als selbstständiger Illustrator. Daneben habe ich seit 2015 mit zwei Freunden eine Werkstatt, in der wir limitierte Poster von Bands gestalten und von Hand drucken“, erzählt der Gerichtszeichner. <<

„Gerichtszeichnen gehört zu meiner

tätigkeit als selbst-ständiger illustrator.“

Martin Burkhardt

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ein: CodeGRZ

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i m p r e s s u m

herausgeberBundesagentur für Arbeit

herausgeberbeiratKatrin Ballach, Petra Beckmann, Wolfgang Biersack, Heike Hessenauer, Niels Kämpfer, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Susanne Lindner, Dr. Frank Meetz, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein

redaktion/Verlagabi>> dein weg in studium und beruf Meramo Verlag GmbH Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg Telefon: 0911 937739-0 Fax: 0911 937739-99 E-Mail: [email protected]äftsführer: Andreas Bund, Rainer Möller

redaktionChefredaktion: Carmen FreyasChefin vom Dienst: Kristina PaunchevaRedaktion: Dr. Nina Benkert, Ann-Kathrin Blaser, Susanne Böhm, Andreas Dittmann, Nadja Juckel, Stephanie Knauer, Alexander Reindl, Edith BackerRedaktionsassistenz: Patricia Drechsel, Manuela Meier

autorenBeate Diederichs, Christine Lendt, Susanne Elisabeth Moser, Katharina Vähning

Gestaltung und LayoutArt Direktion: Viviane SchaddeLayout: Claudia Costanza, Lukas Krüger, Vanessa Mund, Nicole Süß, Rene WeinbergTitelbild: Frank Pieth

DruckBaumann Druck GmbH & Co. KG E.-C.-Baumann-Straße 5 95326 Kulmbach

copyright 2017 für alle inhalte© Bundesagentur für ArbeitAlle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung einzelner Vervielfältigungsstücke zum Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und Besprechungsstücke.

Gesamtauflage: 270.000

erscheinungsweise6 Ausgaben im Jahr

Bestellungenwww.ba-bestellservice.deEinzelexemplare sind im Berufsinformations zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich.

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abi>> wie kann man neben dem schulalltag ein magazin erstellen?

SUSpekt: Wir investieren viel Zeit und Herzblut in unsere Zeitschrift. Da wir sie komplett ohne Lehrerhilfe erstellen, muss jeder mit Leidenschaft dabei sein. Gute Planung ist sehr wichtig. Vor jeder

Produktion verteilen wir die Aufgaben und setzen uns Deadlines. In der Produktionsphase treffen wir

uns einmal pro Woche und besprechen den Stand.

abi>> wie viele Leute arbeiten an einer ausgabe eures magazins mit?SUSpekt: Wir haben einen festen Kern – vier bis fünf Leute, die sich neben

den Texten noch um Layout, Organisation und die Kommunikation mit den Werbepartnern kümmern. Darüber hinaus haben wir etwa 30 Schüler als freie Mitarbeiter. Nicht jeder schreibt für jede Ausgabe.

abi>> euer magazin ist visuell sehr anspruchsvoll gestaltet. wie entsteht das Layout?

SUSpekt: Am Anfang der Produktion machen wir ein kreatives Brainstorming, bei dem wir malen, unsere Ideen skizzieren oder Collagen erstellen. Außerdem teilen wir die einzelnen Kategorien auf die Layouter auf. Erst dann beginnt die „Herzensphase“, in der jeder Layouter seine Ideen und Vorstellungen umsetzt.

abi>> worauf achtet ihr bei der themenauswahl?SUSpekt: Beim Brainstorming suchen wir nach interessanten Themen. Dabei

überlegen wir: Was bewegt uns? Wo wollen wir in die Tiefe gehen? Wichtig ist uns eine gute Mischung aus verschiedenen aktuellen Themen. Dazu kann der NSU-Prozess gehören – oder auch Guerilla Gardening.

abi>> wie viele mitglieder der redaktion spielen mit dem Gedanken, ihr hobby zum Beruf zu machen?

SUSpekt: Das ist bunt gemischt. Einige suchen einfach nach einer Möglichkeit, sich in der Schule zu engagieren. An-dere – vor allem der feste Kern der Redaktion – wollen später wirklich in diesem Bereich arbeiten. Der Spaß, den wir dabei haben, ermöglicht es uns, so viel Energie reinzustecken. Das wollen wir in unserem zukünftigen Beruf nicht missen. <<

>>mehr info www.abi.deGib Folgendes in die suche ein: CodeSUS

a b i > > s c h ü l e r z e i t u n g s w e t t b e w e r b 2 016

„Viel Zeit und Herzblut“Beim abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2016 wurde „SUSpekt“,

die Schülerzeitung des St.-Ursula-Gymnasiums in Düsseldorf,

als „Beste Zeitung insgesamt“ ausgezeichnet. abi>> bat die

Sieger zum Interview.

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Vorschau

Das nächste HeftDas Bachelorzeugnis in der Tasche – und nun? Lieber im Beruf

durchstarten – oder doch noch einen Master dran-hängen? Die Gründe, warum sich Studierende

für ein Masterstudium entscheiden, sind unterschiedlich und reichen von fachli-

chem Interesse über die Verbesserung der eigenen Berufschancen bis hin zum Wunsch einer anschließenden Promotion. Welche Arten von Mas-terstudiengängen es in Deutschland gibt und welche Zugangsvo-raussetzungen man erfüllen muss, in welchen Fällen ein

Master sinnvoll oder gar obli-gatorisch ist – das erfährst du

im nächsten abi>> Magazin, das am 4. Mai 2017 erscheint.

abi>> Portal

Studiere lieber ungewöhnlichPapyrologie, Lusitanistik, Körperpflege, Advanced Urbanism … Was würdest du sagen: Wie viele dieser Studi-engänge gibt es wirklich? Tatsächlich exis-tieren sie alle; sie gehören zur Gruppe der sogenannten „Kleinen Fächer“, die besonders selten angeboten werden. Solche Fächer findet man überwie-gend im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften. Wie es

zur Entstehung der „Kleinen Fächer“ genau kommt

und welche Besonder-heiten diese Studien-gänge auszeichnen, erfährst du ab dem 27. März 2017 in einem Thema

der Woche im abi>> Portal.Foto: M

artin Rehm

Foto: Julia Grimminger

goabi.de

a b i > > L e s e r a k t i o n

Der Teufel steckt im DetailEin Feuerlöscher, ein Schlauch, einige Kabel – das alles gehört

zur Standardausrüstung eines Feuerwehrwagens.

Aber aufgepasst: Das linke und das rechte Foto unter-

scheiden sich. Fünf Kleinigkeiten haben wir auf dem

rechten Bild verändert. Findest du sie?

Bitte Unterschiede bei diesem Bild einkringeln.

Die Auflösung gibt es im abi>> Portal unter www.abi.de > Alle Themen > Leseraktion.

Foto: Martin Rehm

Illustration: Daria Schreiber