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ABSCHLUSSBERICHT 03_2014 Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1 Innovave Kooperaonsprojekte Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Leibniz Universität Hannover Fakultät für Architektur + Landschaſt Instut für Geschichte + Theorie der Architektur Abteilung Planungs- + Architektursoziologie Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Leibniz Universität Hannover Naturwissenschaſtliche Fakultät Instut für Wirtschaſts- + Kulturgeographie Abteilung Wirtschaſtsgeographie

ABSCHLUSSBERICHT 03 2014 - IGT · eMail [email protected] Leibniz Universität Hannover. Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

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ABSCHLUSSBERICHT 03_2014

Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1

Innovative KooperationsprojekteEuropäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)

Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellLeibniz Universität Hannover

Fakultät für Architektur + LandschaftInstitut für Geschichte +Theorie der Architektur

Abteilung Planungs- + Architektursoziologie

Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla DiezLeibniz Universität Hannover

Naturwissenschaftliche FakultätInstitut für Wirtschafts-

+ KulturgeographieAbteilung Wirtschaftsgeographie

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Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1 „Innovative Kooperationsprojekte“ (EFRE)

ABSCHLUSSBERICHT 03_2014 Projektnummer: ZW6-80125177

ZukunftNAHZukunftschancen bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens

Leibniz Universität HannoverFakultät für Architektur und LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie der ArchitekturAbteilung Planungs- und ArchitektursoziologieBarbara Zibell, Prof. Dr. sc. techn.Herrenhäuser Str. 8, 30419 HannoverTelefon 05 11/762 - 32 70, Fax 05 11/762 - 32 71eMail [email protected]

Leibniz Universität HannoverNaturwissenschaftliche FakultätInstitut für Wirtschafts- und KulturgeographieAbteilung WirtschaftsgeographieJavier Revilla Diez, Prof. Dr. rer. nat.Schneiderberg 50, 30167 HannoverTelefon 05 11/762 - 44 92, Fax 05 11/762 - 30 51eMail [email protected]

www.uni-hannover.de

Mitarbeiter/innenHendrik Bloem, Dipl.-Ing., HannoverIngrid Heineking, Dipl.-Geogr., HannoverPetra Preuß, Dipl.-Ing. Architektin, HannoverFranziska Sohns, Dipl.-Geogr., Hannover

Hannover März 2014

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Kurzfassung 1

1. Einleitung 4

1.1 Kernthema, Ziele und Beteiligte 4

1.2 Arbeitsschritte, Methoden und Vorgehen 5

1.3 Aufbau und Struktur des Berichtes 6

2. DieZukunftderNahversorgunginländlichenRäumen. EinethematischeEinführung 8

2.1 Zukunft der ländlichen Räume: Wozu eigentlich? 11

2.2 Wirtschaft und Arbeit neu denken: Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag 13

2.3 Zukunft der ländlichen Räume: Aber wie? Soziale Innovation durch neue Kooperationen 15

3. Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisseausderForschungsarbeit 18

3.1 Leitfragen und methodisches Vorgehen 18 3.1.1 Auswahl Untersuchungsgebiete und KooperationspartnerInnen 19 3.1.2 Methodik der SWOT-Analyse 22 3.1.3 Methodik der GIS-Analyse 23 3.1.4 Methodik der Haushaltsbefragung 24

3.2 Ergebnisse: Was haben wir vorgefunden? Was haben wir untersucht? 24 3.2.1 Raum- und Siedlungsstrukturen, demographische Entwicklung 27 3.2.2 Struktur und Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels 30 3.2.3 Governance und Beteiligungskultur 32 3.2.4 Mobilitätsverhalten und potenzielle Erreichbarkeit 33 3.2.5 Stärken und Schwächen im Überblick - ein Zwischenfazit 35 3.2.6 Einkaufsverhalten und Zufriedenheit der Bevölkerung 37 3.2.7 Zusammenfassung und interkommunaler Vergleich 45

3.3 Erkenntnisse: Was haben wir verstanden? Eine Basis für Strategien und Lösungsansätze 474. IdeenzurUmsetzungderErkenntnisse 50

4.1 Module für Nahversorgungslösungen. Eine Handreichung 50

4.2 Aktiv-Box und LieferBar. Ergebnisse eines studentischen Projektes 56

4.3 Zusammenspiel von AkteurInnen auf unterschiedlichen Handlungsebenen 58 4.3.1 Sicherung der Nahversorgung - eine neue Gemeinschaftsaufgabe 59 4.3.2 Die Rolle der Regionalpolitik 62

5. Ziel(e)erreicht? AufarbeitenderLeitfragenundweitererForschungsbedarf 64

Literaturverzeichnis 68

INHALTSVERZEICHNIS

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Anlage 1 Projektbeteiligte und KooperationspartnerInnen ab Seite 71

Anlage 2 Strategiepapiere

Gemeinde Jade (Nord) Stadt Moringen (Süd) Samtgemeinde Sögel (West)

Anlage 3 Wandzeitungen Regionale Foren + Abschlusskonferenz

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1: Wechselwirkungen der drei Themenfelder 4Abb. 2: Drei Akteursgruppen - drei Handlungslogiken 5Abb. 3: Untersuchungsräume und KooperationspartnerInnen des Forschungsprojektes ZukunftNAH 22Abb. 4: Auszug aus dem Fragebogen zur Haushaltsbefragung 25/26Abb. 5: Verteilung der stationären Versorgungseinrichtungen nach Marktformen 30Abb. 6: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Moringen 34Abb. 7: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Jade 35Abb. 8: Matrix - Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse 37Abb. 9: Verknüpfungen von Einkaufswegen mit regelmäßigen Aktivitäten 38Abb. 10: Vorwiegend aufgesuchte Einkaufsstätten des täglichen Bedarfs nach Marktformen 39Abb. 11: Verkehrsmittelwahl zur Einkaufsstätte 39Abb. 12: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung im Überblick 40Abb. 13: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung in den Kooperationsgemeinden 41Abb. 14.1: Wunsch und Wirklichkeit bei Entfernungen zur täglichen Einkaufsstätte 43Abb. 14.2: Wunsch und Wirklichkeit bei der Verkehrsmittelwahl zur täglichen Einkaufsstätte 43Abb. 15: Häufigkeit der Inanspruchnahme von Dienstleistungen 44Abb. 16: Anteil der Haushalte, die zu eigenem Engagement bereit wären 45Abb. 17.1: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse aus Bestandsaufnahmen und Interviews 46Abb. 17.2: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse der Haushaltsbefragung 47Abb. 18: Schematische Darstellung MARKANT MARKT Siemer 47Abb. 19: Schematische Darstellung Hofladen, Backstube + Cafe, Weisweil 48Abb. 20: Schematische Darstellung Lemkes Rollender Supermarkt 48Abb. 21: Komponenten einer kontextspezifischen Lösung 49Abb. 22: Neun Module für Nahversorgungslösungen 51Abb. 23: Modulbeschreibungen 52Abb. 24: Schematische Darstellung Dorfladen Wies 53Abb. 25: stationär_mono_kooperativ 53Abb. 26: hybrid _ mono+ _ unternehmerisch 54Abb. 27: mobil _ multi _ kooperativ 55Abb. 28: Aktiv-Box 56Abb. 29: Schematische Darstellung Studienarbeit LieferBar 57Abb. 30: LieferBar 57Abb. 31: Daseinsvorsorge vom Alltag her denken 58Abb. 32: Sicherung der Nahversorgung als Gemeinschaftsaufgabe 59

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TABELLENVERZEICHNIS

Tab.1: Zeitlicher Ablauf des Forschungsprojektes ZukunftNAH 6Tab.2: Auswahl möglicher Lösungen bei mangelnder Nahversorgung 10Tab.3: Kriterien zur Vorauswahl von Untersuchungsräumen 19Tab.4: Potenzielle Untersuchungsräume 20Tab.5: Potenzielle Unternehmen 21Tab.6: Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in den Kooperationsgemeinden - Anteil der über 65-Jährigen im Jahr 2010 und prognostiziert für das Jahr 2030 28Tab.7: Anteil der EinwohnerInnen/Gebäude je Entfernungsklasse 34

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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KURZFASSUNG

Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist in zahlreichen Ge-meinden zu einem Problem geworden, das sich bereits heute auf die Le-bensqualität der betroffenen Bevölkerung maßgeblich auswirkt. Demogra-phische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel führen vor allem in ländlichen Räumen zu einer spürbaren Ausdünnung der Lebensmittel-einzelhandelsstandorte. Ältere und immobile Menschen, Alleinstehende, Alleinerziehende sowie Personen und Haushalte ohne eigenen PKW sind besonders stark von der Unterversorgung betroffen. Mit der Ausdünnung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) werden die zu überbrückenden Dis-tanzen zwischen Wohn- und Versorgungsorten immer größer, obwohl die Nahversorgung als besonders distanzsensibel gilt.

Kernthema des Forschungsprojektes ZukunftNAH war – angesichts dieser schwierigen Ausgangsbedingungen und Herausforderungen - die Frage nach den Zukunftschancen der Nahversorgung in ländlichen Räumen Nie-dersachsens. Der Schwerpunkt lag auf der Erforschung der wechselseitigen Beziehungen zwischen (Nah-) Versorgungsstrukturen, Raumsystemen so-wie Einkaufsverhalten und den drei betroffenen Themen- und Handlungs-feldern, die durch unterschiedliche Akteurssysteme und Handlungslogiken repräsentiert werden. Besondere Berücksichtigung fand das Zusammen-spiel der AkteurInnen1 (Governance), die aktiv auf die Versorgungssitu-ation eines Raumes einwirken. Drei Akteursgruppen - Kommune als Pla-nungsträgerin, Unternehmen als Anbieter und Bevölkerung als Kundschaft - standen dabei im Fokus und wurden auf ihre Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse sowie deren Wechselwirkungen hin untersucht.

Ziel des Forschungsprojektes war es somit, die „Stellschrauben“ zu erken-nen, die an der Situation der Nahversorgung beteiligt sind und mögliche Erfolgsfaktoren und damit Zukunftschancen zu erfahren und darüber hi-naus eine Sensibilisierung für das Thema bei den beteiligten AkteurInnen und bei der Bevölkerung zu erreichen. Die unterschiedlichen Ist-Situati-onen und Voraussetzungen in den ländlichen Regionen Niedersachsens verlangten dabei eine detaillierte Herangehensweise an das Themen- und Handlungsfeld. Aus diesem Grund wurden zur Kooperation und Untersu-chung sehr unterschiedliche Teilräume gewählt; die Untersuchungsgebie-te erstreckten sich von der Wesermarsch im Norden über das Emsland im Westen bis zum Landkreis Northeim im Süden des Landes. Siebzehn Ge-meinden waren als Kooperationspartnerinnen involviert.

Systematisch ausgewertete Ergebnisse aus Interviews mit AkteurInnen, Bestandsaufnahmen der Versorgungssituationen vor Ort, Erreichbarkeits-analysen zwischen Versorgungseinrichtungen und Wohnstandorten sowie Haushaltsbefragungen zum Einkaufsverhalten und den Wünschen der Be-völkerung an eine zukunftsfähige Nahversorgung dienten zusammen mit der Erhebung von bereits bestehenden guten Beispielen und sehr ergiebi-gen Diskussionen zwischen dem Forschungsteam und den Kooperations-partnerInnen als Grundlage zur Entwicklung von zukunftsfähigen Modellen und Konzepten bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen. Im Zwischenergebnis zeigte sich, dass es trotz einer noch meist guten bis viel-fältigen Versorgungssituation in den Kooperationsgemeinden und einem eher zielorientierten Miteinander im Zusammenspiel der AkteurInnen be-reits zu deutlichen Engpässen in der Versorgung speziell in kleinen, peri-pher gelegenen Ortsteilen kommt.

1 Die AutorInnen achten grundsätzlich auf eine geschlechtergerechte Sprache; sollte bei benannten Personen(gruppen) lediglich die männliche Form verwendet werden, handelt es sich in den Fällen auch um ausschließlich männliche Beteiligte.

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Forschungsbericht ZukunftNAH

2

Kurzfassung

Erfolgsfaktoren, die zu einer vielfältigen und guten Versorgungssituation führen bzw. diese zu sichern vermögen, konnten auf verschiedenen Ebe-nen ausgemacht werden. Einerseits sind es Standortbedingungen und wirt-schaftliche Aspekte, die weitestgehend bekannt sind, von den Einzelhan-delsanbieterInnen jedoch unterschiedlich bewertet werden, andererseits - und hier liegt ein Schwerpunkt der Erkenntnisse aus dem Forschungspro-jekt - sind es Faktoren auf der Akteursebene: Eine optimistische Einstellung der AkteurInnen, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen, engagierte Schlüsselpersonen, Verankerung der HändlerIn-nenpersönlichkeiten im Ort und eine größere Flexibilität der Unternehmen führen auf kommunaler und unternehmerischer Seite häufiger zum Erfolg. Nachbarschaftshilfe, der Sensibilisierungsgrad der Bevölkerung für den Einkauf im Ort und bestehende Bürgervereine oder -initiativen bedeuten auf Seiten der Bevölkerung eine gute Grundlage für erfolgreiche Nahver-sorgungskonzepte. Die Situationen zeigen sich entsprechend individuell und grundverschieden. Und fragt man die Bevölkerung, so kommen noch weitere Erfolgsfaktoren hinzu, denn neben der Erreichbarkeit (nicht nur in Form von räumlicher Nähe) sind den Menschen die Qualität des Dargebo-tes von Gütern und Diensten, deren Vielfalt und das Preisniveau wichtig.

Entsprechend der unterschiedlichen Ausgangssituationen in den unter-suchten niedersächsischen ländlichen Räumen sowie des differenzierten Einkaufsverhaltens der dort lebenden Menschen müssen auch die damit verbundenen strategischen Herangehensweisen im Hinblick auf die Zu-kunft der Nahversorgung sehr verschieden sein.

Folgende Erkenntnisse geben dazu den Anlass:

_NeueLösungen:Guterreichbar,preisneutral,vielfältigesAngebot

Der stationäre Handel wird sich künftig auf maßgeschneiderte bedarfsge-rechte Lösungen einstellen müssen: Kombinationen mit Bäckerei und Café, dort wo ein Treffpunkt fehlt, qualitätsvolle Lieferservices oder Einkaufsta-xis und Bestellservices, dort wo die Erreichbarkeit nicht (mehr) gesichert ist. Dies setzt eine hohe BetreiberInnenqualität voraus.

_„Nähe schlägt Größe“? Nicht nur räumliche, auch soziale Nähe istwichtig

Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels, nicht nur im ländlichen Raum, wird - so bestätigt es auch eine Studie von GDI und KPMG (2013) - aus vielerlei Gründen viel sozialer ausgerichtet sein als heute. Der Stellenwert der Kommunikationsfunktion des Einkaufens wird wieder wichtiger: Im Zentrum steht die individuell bekannte (Stamm)Kundschaft, die einen ho-hen Grad an Serviceleistungen honoriert. Schlüssel ist der kontinuierliche Dialog und Voraussetzung sind HändlerInnenpersönlichkeiten mit indivi-dueller Innovationskraft, Innovationsfreude und unternehmerischem Mut.

_SensibilisierungundAktivierungderBevölkerung

Möglichkeiten zur Stärkung des Bewusstseins für das Thema Nahversor-gung können zum Beispiel in Befragungen und Imagekampagnen, Leitbild-prozessen und Zukunftswerkstätten sowie in einer positiven Pressearbeit liegen. Der Einbezug der älteren Bevölkerung scheint dabei neben der Mo-tivation der jüngeren Bevölkerung wesentlich zu sein.

_PotenzielleErreichbarkeitenverbessern

Häufig besteht besonders in überalterten Regionen bereits ein Netz von mobilen AnbieterInnen, welche die Nahversorgung in den ländlichen Orts-teilen aufrechterhalten. Um die Erreichbarkeit zentraler Versorgungsein-richtungen zu sichern, werden darüber hinaus auch Bürgerbusse ange-

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Kurzfassung

boten und in Anspruch genommen. Inoffizielle Mitfahrmöglichkeiten in die Kernorte sowie familiäre und nachbarschaftliche Hilfe untereinander komplettieren die Möglichkeiten der Erreichbarkeit, auch ohne Zugriff auf den eigenen PKW. Dort wo bereits Erfolge verbucht werden, scheint das Potenzial für neue Mobilitätskonzepte ohne eigenes Auto größer.

_Übertragbarkeit existierender Projekte ist begrenzt – modulare Systemesindvielversprechend

Die vielfältigen Lösungsansätze zur Verbesserung der Nahversorgung im ländlichen Raum lassen sich grob in stationäre und mobile Konzepte unter-teilen, die über unterschiedliche Vor- und Nachteile verfügen, aber auch über sehr verschiedene Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass der Begriff des ländlichen Raums der tatsächlichen Heterogenität dieses Raumtyps nur unzureichend Rechnung tragen kann. Vor diesem Hintergrund müssen Nahversorgungskonzepte stets auf die kontextspezifischen Bedingungen eingehen, die vor Ort anzutreffen sind. Nur so ist eine langfristige, zuver-lässige und eine an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung ausge-richtete Nahversorgung möglich.

Die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs wird von drei (Haupt)Akteursgruppen beeinflusst: von der Bevölkerung, die als Kundschaft die jeweilige Nachfrage am Ort generiert, von den Kommunen, die im Rahmen ihrer Planungshoheit zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung und Entwicklung ihrer Gemeinwesen verpflichtet sind, und von Unternehmen, die mit ihrer betriebswirtschaftlichen Orientierung den Versorgungsinteressen der Kundschaft oder dem Interesse einer nachhalti-gen Entwicklung der Kommunen oftmals zuwiderlaufen. Die Sicherung der Nahversorgung kann in diesem Zusammenhang nur als „Gemeinschafts-aufgabe“ gesehen werden.

Kontextspezifische Konzepte und Lösungen setzen sich somit aus den vor-handenen Rahmenbedingungen, den Akteurspotenzialen und Ressourcen sowie den jeweiligen Bedarfen zusammen und werden in Form des Raum-bezugs, der die Standortstrukturen bzw. den Mobilitätsgrad der Einzel-handelseinrichtung beschreibt, des Zusammenspiels der Akteurinnen und Akteure (Governance) und des funktionalen Angebotes berücksichtigt. Ein Baukasten aus drei x drei x drei Modulen erleichtert die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze, und wurde in Form einer Handreichung „Module für Nahversorgungslösungen“ bereits als Download im Internet veröffentlicht2. Aus der freien Kombination der neun Module können Ge-meinden, Unternehmen und Bevölkerung „ihre“ zukunftsfähigen Konzepte entwickeln.

Festzuhalten bleibt, dass Lösungsansätze kontextspezifisch, bedarfsge-recht und maßgeschneidert vorgedacht werden müssen. «Gute Beispiele» sind kaum übertragbar, aber nützlich als Entscheidungshilfe. Und die Lö-sungssuche ist immer ein Gemeinschaftswerk von BürgerInnen, Unterneh-men und Politik / Verwaltung.

Das hier vorgestellte Vorhaben macht mit der Fokussierung auf krisen-geprägte ländliche Räume und auf die Nahversorgung als Bestandteil der existentiellen Basis und als Ausdruck der gesellschaftlichen Formen des Wirtschaftens einen Anfang zu einer wissenschaftlich induzierten sozialen Innovation. Die ländlichen Räume werden im Zuge dessen zu Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft.

2 http://www.igt-arch.uni-hannover.de/fileadmin/pas/pdf/Handreichung_kom-plett_20.12.13_kompr.pdf

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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KAPITEL 1

Abb.1: Wechselwirkungen der dreiThemenfelder

Einkaufs-verhalten

Raum-struktur

Nahversorgung

1.1 Kernthema,ZieleundBeteiligteHintergrund für das Forschungsprojekt ZukunftNAH ist der Rückgang wohn-ortnaher Versorgungseinrichtungen mit Waren des täglichen Bedarfs, der sich im Zuge des demographischen Wandels in zwar unterschiedlicher Ausprägung, aber mit deutlich zunehmender Dynamik vollzieht. Die wirt-schaftlichen Konzentrationsprozesse im Einzelhandel führen zum „Rückzug aus der Fläche“, d.h. zu Rückgang der Zahl an Lebensmitteleinzelhandelss-tandorten und damit zur Ausdünnung der Versorgungsdichte. Dies macht sich in peripheren, ländlichen Lagen und schrumpfenden Regionen insbe-sondere dadurch bemerkbar, dass immer größere Entfernungen zum Ein-kaufen zurückgelegt werden müssen. Kleinere Läden in dörflich-ländlichen Strukturen werden im Laufe dieses Prozesses meist ersatzlos geschlossen. Der Wegfall dieser und anderer Infrastrukturen hat unmittelbare Konse-quenzen auf die Lebensqualität einer zunehmend alternden Gesellschaft („lange Wege“) und führt zur Schwächung der Ortsmitten als Zentren des sozialen Austauschs und als Treffpunkte des gesellschaftlichen und kultu-rellen Lebens.

Die Zukunft der Nahversorgung beschäftigt – nicht zuletzt vor dem Hinter-grund des Postulats der „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ gem. Artikel 72 GG – seit einiger Zeit auch die raum- und planungswissen-schaftlichen Disziplinen. Die Sicherung einer wohnortnahen Versorgung ist längst nicht mehr nur Thema für die kommunale Praxis, sondern auch für wissenschaftliche Studien und Forschungsprojekte. In diesem Sinne war das hier dargestellte Forschungsvorhaben mit seiner Zusammenführung von Raumplanung und Wirtschaftsgeographie, Architektur und Städtebau zum einen interdisziplinär ausgerichtet, um einen Mehrwert an Erkenntnis zu erzielen und diesen für die Konzeption von Lösungsansätzen, Modellen und Projekten zu nutzen. Mit der Wahl eines methodischen Vorgehens, das wissenschaftliches und praktisches Wissen verbindet und mit dem Ein-bezug praktisch tätiger AkteurInnen in den Forschungsprozess, war es zum anderen transdisziplinär ausgerichtet.

Kernthema des vom 01.01.2012 bis 31.12.2013 gelaufenen Forschungs-projektes ZukunftNAH war die Frage nach den Zukunftschancen der Nah-versorgung3 in ländlichen Räumen Niedersachsens. Hierbei lag der Schwer-punkt auf der Erforschung der wechselseitigen Beziehungen zwischen (Nah-) Versorgungsstrukturen, Raumsystemen sowie Einkaufsverhalten. Besondere Berücksichtigung fand das Zusammenspiel der AkteurInnen, die aktiv auf die Versorgungsstruktur eines Raumes einwirken (Governance). Drei Akteursgruppen - Kommune als Planungsträgerin, Unternehmen als Anbieter und Bevölkerung als Kundschaft - standen dabei im Fokus und wurden auf ihre Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse sowie deren Wech-selwirkungen untereinander untersucht.

3 In der Fachliteratur gibt es keine einheitliche Definition des Begriffs „Nahversorgung“, meist versteht man darunter jedoch eine „wohnortnahe“ Versorgung mit Gütern des kurzfristigen und täglichen Bedarfs. Dazu gehören Betriebe des Lebensmitteleinzel-handels ebenso wie einzelhandelsnahe Dienstleistungen, also Banken, Friseur- oder Postdienste. Auch wenn Nahversorgung mehr als die Versorgung mit Lebensmitteln umfasst, fungiert der Lebensmitteleinzelhandel als Anker für andere dienstleistungs-nahe Einrichtungen. Aus diesem Grund – und weil die Nahversorgung als ein wesentli-ches raumordnerisches Prinzip nicht zuletzt auch im Zent-rale-Orte-Konzept verankert ist – bildet der Lebensmitteleinzelhandel als Teil der Nahversorgung im Rahmen des Forschungsvorhabens den Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume (s. Kap. 2).

EINLEITUNG

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Gemeinde

Unternehmen Bevölkerung

Governance

Abb.2: Drei Akteursgruppen -drei Handlungslogiken

Die unterschiedlichen Ist-Situationen und Voraussetzungen in den ländli-chen Regionen Niedersachsens verlangten dabei eine detaillierte Herange-hens- und differenzierte Sichtweise auf das Themen- und Handlungsfeld. Aus diesem Grund wurden zur Kooperation und Untersuchung sehr unter-schiedliche Teilräume gewählt; die Untersuchungsgebiete erstrecken sich von der Wesermarsch über das Emsland bis zum Landkreis Northeim. Sieb-zehn Gemeinden waren als Kooperationspartnerinnen involviert.

1.2 Arbeitsschritte,MethodenundVorgehenNach einer differenzierten Vorauswahl der Untersuchungsgebiete und Ko-operationsgemeinden im Vorfeld des Vorhabens 2011 (s. Kap. 3.1.1) wur-den im Rahmen empirischer Untersuchungen und Bestandsaufnahmen die lokalen und regionalen Standortbedingungen in den Orten bezüglich Sied-lungs- und Verkehrsstruktur sowie Demographie und Versorgungssituati-on erfasst. Dazu gehörten neben der Auswertung von Sekundärstatistiken zur Beschreibung der Rahmenbedingungen in Bezug auf den demographi-schen Wandel und der Erhebung und Auswertung von planungsrelevanten Rahmenbedingungen in Form von Planwerken und Konzepten insbesonde-re eigene differenzierte Erhebungen zum Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in den Kooperationsgemeinden einschl. der Überprüfung vor Ort hinsicht-lich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität.

Zur Verdeutlichung des Ist-Zustandes und zur Einschätzung erkennbarer Problemlagen in den Untersuchungsgebieten wurden im 1. Halbjahr 2012 leitfadengestützte Interviews mit Vertretern der 17 Kooperationsgemein-den hinsichtlich prozessbezogener Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege resp. Governance) und Ansiedlungspolitik sowie Be-wertung der Zukunftschancen der jeweiligen Nahversorgungssituation geführt. Darüber hinaus gaben Interviews mit selbstständigen örtlichen EinzelhandelsunternehmerInnen grundlegende Informationen zu den Strukturen der Betriebe und der Rahmenbedingungen in den jeweiligen Einzugsgebieten, zur Wahl und Bewertung von Standorten sowie zu Wa-renbezug und Logistik. Für Einblicke in den überörtlichen Kontext sorgten Gespräche mit Landkreisvertretern und Interviews mit Vertretern aus den Zentralen großer Einzelhandelsunternehmen hinsichtlich der für die Nah-versorgung im ländlichen Raum relevanten Strukturen und Geschäftsfel-der, der Kriterien der Standortbewertung / -wahl und der Erfolgsfaktoren.

Zum Start in das zweite Forschungsjahr wurden die Ergebnisse der SWOT-Analyse sowie der GIS-Analyse vorgestellt, mit den Kooperationspartne-rInnen diskutiert und für jede Kooperationsgemeinde ein Strategiepapier verfasst.

Der weitere Verlauf des Jahres 2013 war geprägt von der Entwicklung von Lösungsansätzen auf unterschiedlichsten Wegen - Benchmarking guter Beispiele, Diskussionen vor Ort, studentische Entwurfsarbeiten sowie von einer Haushaltsbefragung in sechs Beispielkommunen, die damit die noch fehlende Perspektive der Kundschaft einbringen konnte.

Durch die Erarbeitung einer Handreichung („Module für Nahversorgungs-lösungen“) konnten die Erkenntnisse aus der zweijährigen Forschungsar-beit in einen praxisnahen Baukasten einfließen und damit eine aktuelle Grundlage für die Entwicklung kontextspezifischer Lösungen durch Unter-nehmen, Gemeinden und Bevölkerung schaffen.

Einleitung

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Tab.1: Zeitlicher Ablauf des Forschungsprojektes ZukunftNAH

Präzisierung von Kernthema und Forschungszielen / Festlegung der Parameter

01 / 2012

Auftaktveranstaltung am 03.02.2012 (M1) 02 / 2012Empirische Untersuchung / Bestandsaufnahme + Interviews

02-07 / 2012

Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen 04-07 / 2012Zwischenforum am 16.07.2012 (M2) Ergebnisse - Einschätzungen - Perspektiven

07 / 2012

Bestandsanalyse Teil 2: Chancen und Risiken 08-12 / 2012Bewertung der Zukunftschancen 01 / 2013Impulsforum am 13.02.2013 (M3) Chancen - Risiken - Strategien

02 / 2013

Zukunftschancen / Überprüfung ab 02 / 2013Lehrveranstaltung: Einzelhandel als Planungs- und Entwurfsaufgabe

04-06 / 2013

Haushaltsbefragungen 06 / 2013RegionaleForen: Thematische / Räumliche Cluster (M4) Demographie - Governance - Mobilität

06 / 2013

Konzept- und Projektentwicklung 06-10 / 2013Erarbeitung der Handreichung: Module für Nahversorgungslösungen

09-11 / 2013

Abschlusskonferenz am 22.11.2013 (M5) 11 / 2013Dokumentation der Ergebnisse 11-12 / 2013

1.3 AufbauundStrukturdesBerichtesIn dem hier vorliegenden Bericht über das Forschungsprojekt ZukunftNAH wird - nach Kurzfassung und Einleitung - in Kapitel2eine thematische Ein-führung zur Zukunft der Nahversorgung in ländlichen Räumen gegeben, in-dem die Ausgangslage der Nahversorgung in ländlichen Räumen beschrie-ben, die Zukunft ländlicher Räume als Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft aufgezeichnet und die Frage erörtert wird, ob Wirtschaft und Arbeit neu gedacht werden müssen, um soziale Inno-vation auf dem Land im Hinblick auf eine nachhaltige Raumentwicklung zu ermöglichen.

Einen Überblick über die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Forschungs-arbeit in den Untersuchungsgebieten gibt das Kapitel3, in dem die Analy-se der Ausgangssituationen in den Gemeinden bzw. Teilräumen mit ihren Stärken und Schwächen und die sich daraus ergebenden Chancen und Ri-siken sowie Herausforderungen und Potenziale aufgezeigt werden. Eine Darstellung der wichtigsten Ergebnisse aus den GIS-basierten Erreichbar-keitsanalysen und aus der Haushaltsbefragung über die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ihrer Nahversorgungssituation sowie ihr Einkaufsverhal-ten schaffen die Basis für Strategien und neue Lösungsansätze.

In Kapitel 4 werden die theoretischen Erkenntnisse aus den Untersu-chungsgebieten in praktische Anleitungen und Empfehlungen überführt; dazu gehören eine Beschreibung der bereits veröffentlichten „Handrei-chung: Module für Nahversorgungslösungen“, der begleitend zur For-schung durchgeführten Lehrveranstaltungen sowie die Entwicklung weiter führender Ideen zur Umsetzung und das Zusammenspiel der AkteurInnen.

Einleitung

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Einleitung

Den Abschluss bilden Überlegungen zu neuen gemeinschaftlichen Heran-gehensweisen an eine zukunftsfähige Sicherung der Nahversorgung und für eine Neudefinition der Rolle von Planung und Politik.

In Kapitel5 werden in Form eines Ausblicks die ursprünglichen Leitfragen aufgearbeitet und weiterer Forschungsbedarf sowie politischer Hand-lungsbedarf aufgezeigt.

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist in zahlreichen Gemeinden zu einem Problem geworden, das sich bereits heute auf die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung maßgeblich auswirkt. Demo-graphische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel führen vor al-lem in ländlichen Räumen zu einer spürbaren Ausdünnung der Lebensmit-teleinzelhandelsstandorte. Angesichts veränderter Rahmenbedingungen reagiert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit Konzentrationsprozessen und einem Rückzug aus der Fläche, der bei gleichzeitiger Vergrößerung der Betriebsflächen mit einer abnehmenden Zahl an Einzelhandelsstandorten einhergeht. Einzelhandelsbetriebe haben in der Vergangenheit zentrale Lagen in den Ortskernen aufgegeben und sich an Ausfallstraßen an Orts-rändern, meist außerhalb der Wohngebiete und am Rande gewerblicher Agglomerationen, niedergelassen (Heinritz et al. 2003: 147). Gerade für kleine Orte mit weniger als 700 Einwohnerinnen und Einwohnern wird es zunehmend schwieriger, die Daseinsgrundfunktionen aufrechtzuerhalten, zu denen auch das „Sich Versorgen“ gehört (Kuhlicke et al. 2005: 166, Stef-fen, Weeber 2002: 80 ff).

Ältere und immobile Menschen, Alleinstehende, Alleinerziehende sowie Personen und Haushalte ohne eigenen PKW sind besonders stark von ei-ner Unterversorgung betroffen. Nach Berechnungen des Instituts für öko-logische Wirtschaftsforschung (Kuhlicke et al. 2005) lebten bereits 2005 rund 40 % der ländlichen Bevölkerung ohne LEH im eigenen Ort. Mit der Ausdünnung des LEH werden die zu überbrückenden Distanzen zwischen Wohn- und Versorgungsorten immer größer, obwohl die Nahversorgung als besonders distanzsensibel gilt. Die Erreichbarkeit von Versorgungs-möglichkeiten mit einem ausreichenden Angebot an Gütern des tägli-chen Bedarfs sollte zum Beispiel nach dem Einzelhandelserlass des Landes Nordrhein-Westfalen zehn Gehminuten nicht überschreiten (vgl. MBV/MW 2008: 21). Neben der Erreichbarkeit spielt allerdings auch die Qualität der Versorgung eine wichtige Rolle, wozu nicht zuletzt gestalterische und ortsspezifische Identitäten gehören; dies wird auch von wirtschaftlich ori-entierten Akteuren erkannt (vgl. BBE 2010: 53ff). Neben Lebensmitteln ist zudem auch der Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie Post, Banken, Gesundheitseinrichtungen für die Lebensqualität ausschlaggebend (Aco-cella 2007: 8). Nicht zuletzt spielen im demographischen Wandel zuneh-mend auch soziale und kommunikative Funktionen des Einkaufens wieder eine größere Rolle (vgl. GDI/KPMG 2013).

Für den Begriff „Nahversorgung“ gibt es in der Fachliteratur zwar keine einheitliche Definition, meist wird darunter jedoch eine „wohnortnahe“ Versorgung mit Gütern des kurzfristigen täglichen Bedarfs verstanden. Dazu gehören Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels ebenso wie einzel-handelsnahe Dienstleistungen, also Banken, Friseure oder Postdienste. Die durchschnittliche Entfernung dieser Einrichtungen zu Wohnstandorten sollte aus Sicht der räumlichen Planung in guter fußläufiger Erreichbarkeit für die Bevölkerung liegen. Auch wenn Nahversorgung mehr als die Ver-sorgung mit Lebensmitteln umfasst, dient der LEH als Anker für andere dienstleistungsnahe Einrichtungen. Treten dort rückläufige Frequenzen auf, sind davon regelmäßig auch andere zentrenrelevante Nutzungen be-troffen (vgl. Grünewald 2010). Solange also LEH am Ort (noch) betrieben wird, schlägt das Herz eines Ortes; bricht er weg, wird es schwierig, eine andere öffentlich orientierte Nutzung (wieder) anzusiedeln. Es sollte somit im Interesse jeder Kommune liegen, sich für die Präsenz des Lebensmitte-

KAPITEL 2 DIEZUKUNFTDERNAHVERSORGUNGINLÄNDLICHENRÄUMEN.EINETHEMATISCHEEINFÜHRUNG

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leinzelhandels in ihrer Gemeinde einzusetzen, um diesen für die Zukunft zu sichern. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierzu sind jedoch unscharf, die meisten Kommunen und Unternehmen verstehen den LEH als eine pri-vatwirtschaftliche Aufgabe, die dem Markt zu überlassen ist.

Während der Begriff der „Nahversorgung“ heute vor allem im raumord-nerisch-planerischen Kontext Verwendung findet und als Problematik hier auch erforscht wird4, ist „Daseinsvorsorge“ ein geographischer resp. ver-waltungsrechtlicher Begriff, der in der politischen und sozialwissenschaftli-chen Diskussion eine Rolle spielt. Er umschreibt die staatliche Aufgabe zur Bereitstellung der für das menschliche Dasein als notwendig erachteten Güter und Leistungen - die so genannte „Grundversorgung“. Hierzu zäh-len als Teil der Leistungsverwaltung öffentliche Einrichtungen für die All-gemeinheit, also Verkehrs- und Beförderungsanlagen, Einrichtungen der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung, Müllabfuhr, Abwasserbeseiti-gung, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Krankenhäuser, Friedhöfe, Bäder usw. (Infrastruktur). Dabei handelt es sich größtenteils um Aktivitäten, die heute von kommunalwirtschaftlichen Betrieben wahrgenommen werden. Private Angebote - wie die Versorgung mit Lebensmitteln – werden dabei im allgemeinen nicht aufgeführt.

Aus diesem Grund - und weil die Nahversorgung als ein wesentliches raum-ordnerisches Prinzip nicht zuletzt auch im Zentrale-Orte-Konzept5 veran-kert ist - bildet dieser Bereich der Daseinsvorsorge im Rahmen des For-schungsvorhabens ZukunftNAH den zentralen Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume.

In den letzten Jahren sind vielfältige Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Nahversorgung im ländlichen Raum entwickelt worden. Grob lassen sich diese in stationäre und mobile Konzepte unterteilen (Tab. 2). Die sta-tionären Konzepte umfassen sehr unterschiedliche Formen: Integrations-märkte beschäftigen Menschen mit Behinderung, Kleinflächenkonzepte sind stärker gewinnorientiert und an Franchisemodelle geknüpft, Kombi-nationsmodelle bringen unterschiedliche Dienstleister unter einem Dach zusammen, selbstorganisierte Nahversorgungskonzepte beruhen auf zivil-gesellschaftlichem Engagement. Die Bandbreite dieser Lösungsvorschläge deutet allerdings darauf hin, dass sich die Voraussetzungen für selbsttra-gende Konzepte sehr unterscheiden. So benötigen Integrationsmärkte ein Einzugsgebiet von 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und eine Min-destverkaufsfläche von 400 qm. Kleinflächenkonzepte, die oft vom Lebens-mittelgroßhandel betrieben werden, eignen sich aus betriebswirtschaftli-chen Erwägungen nur für Gemeinden mit über 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Kombinationsmodelle lassen sich nur realisieren, wenn es tatsächlich noch verschiedene Dienstleister gibt. Selbstorganisierte Nah-

4 Vgl. z.B. das Ressortforschungsprojekt des Bundes (BBSR) „Nahversorgung in länd-lichen Räumen, 2011-12. http://www.bbsr.bund.de/nn_21942/BBSR/DE/FP/ReFo/Raumordnung/2011/Nahversorgung/01__Start.html, Zugriff: 01.05.2013

5 Das Zentrale-Orte-Konzept nach Christaller (1933) stellt nach wie vor die raumordne-rische Grundlage für die planerische Sicherung der Daseinsvorsorge in Deutschland dar. Die Konzeption der zentralen Orte hat auch in das deutsche Raumordnungsgesetz (ROG) Eingang gefunden, das in den Grundsätzen der Raumordnung unter anderem die räumliche Konzentration der Siedlungstätigkeit auf ein System leistungsfähiger zentraler Orte im Rahmen einer dezentralen Siedlungsstruktur fordert (§ 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG). Die Länder füllen das Rahmengesetz mit der Aufstellung von Landesentwick-lungsprogrammen und Landesentwicklungsplänen aus, mit denen sie ihren Raum ent-sprechend dieser Grundkonzeption ausweisen, entwickeln und fördern. Niedersach-sen hat bei der Gestaltung des Systems leistungsfähiger zentraler Orte eine Einstufung der Gemeinden in Ober-, Mittel- und Grundzentren mit entsprechenden Versorgungs- oder Verflechtungsbereichen vorgesehen, die unterschiedliche Mindeststandards der Versorgung und Ausstattung erfüllen sollen.

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versorgungskonzepte leben vom ehrenamtlichen Engagement der Bevöl-kerung, was im ländlichen Raum nicht notwendigerweise stärker ausge-prägt sein muss als anderswo. Zudem bestehen oft Probleme durch die mangelnden kaufmännischen Kenntnisse der Betreiberinnen und Betrei-ber (BMVBS/BBSR 2009: 18 ff., Fischer 2006: 80, Hahne 2009: 5).

Tab. 2: Auswahl möglicher Lösungen bei mangelnder Nahversorgung

StationäreKonzepte MobileundflexibleKonzepte

Integrationsmärkte: personelle Integration von Menschen mit Behinderung oder Personen mit schlechten Berufsaussichten (CAP-Märkte, Bonus-Märkte)

Mobile Verkaufswagen: Touren-verkauf, Rein- und Mischsortiment (Eismann, Bofrost, Bäckerei- und Fleischerwagen)

Kooperations- & Kombinations-modelle: Ladengemeinschaften, Gast-Kaufhaus, privat-private und öffentlich-private Kooperationen (Komm-In)

Fahrdienste & Mobilitätskonzepte: private, kooperative, ehrenamt-liche, Rufbusse, Fahrgemein-schaften und Nachbarschaftshilfe (F-Bus, L-Bus, R-AST)

Kleinflächenkonzepte: gewinnori-entiert, häufig in Franchise-Form (Ums Eck, Ihr Kaufmann, Markt-Treff)

Lieferservice: von Lebensmittel-märkten (Edeka)

Wochen- & Bauernmärkte: zeit-punktbezogene Versorgung

Selbstorganisierte Nahversor-gungskonzepte: kostendeckungs-orientiert und auf bürgerschaft-lichem Engagement beruhend (Bürgerladen Otersen, MarktTreff)

Internet- und Versandhandel: häufig Nischensortimente (gour-mondo.de, amazon.de)

Direktvermarktung: landwirt-schaftliche Erzeugnisse, Angebot zeitlich eingeschränkt (Hofverkauf, SB-Verkauf)

Quelle: Zusammenstellung durch B. Frank aus Benzel 2006: 56 ff., BMVBS/BBSR 2009: 18 f., Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg/Einzelhandelsverband Baden-Württem-berg 2010: 28 ff., Fischer 2006: 73 ff., Hahne 2009: 5 ff., Kuhlicke et al. 2005: 94 ff., Vogels, Karg 2003: 1 ff.

Große Hoffnungen werden in den letzten Jahren auch in mobile Versor-gungskonzepte gesetzt. Vielerorts stellt mobile Versorgung die einzige Möglichkeit der Nahversorgung im ländlichen Raum dar. Das geringe Wa-renangebot und die eingeschränkten Öffnungszeiten durch kurze Standzei-ten führen allerdings dazu, dass diese mobilen Angebote nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreichen. Eine weitere, sehr wichtige Schwäche der mobilen Angebote ist, dass sie den stationären Handel als Ort der Kommu-nikation und eines zeitungebundenen „sich Treffens“ nicht ersetzen kön-nen (Kuhlicke et al. 2005: 168).

Die kurz skizzierten Lösungsansätze verfügen über unterschiedliche Vor- und Nachteile, aber auch über sehr verschiedene Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass der Begriff des ländlichen Raums der tatsächlichen Hetero-genität dieses Raumtyps nur unzureichend Rechnung tragen kann. So sind

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hier Regionen anzutreffen, die nach wie vor ein starkes Bevölkerungs-wachstum erzielen und auch junge Altersgruppen generieren, aber auch solche, die seit vielen Jahren von starker Abwanderung und Überalterung geprägt sind. Es lassen sich zudem Regionen identifizieren, die durch ihre Nähe zu Ober- und Mittelzentren sowie Verkehrsachsen günstigere Rah-menbedingungen für den LEH aufweisen, als Regionen, die sich weitab der Zentren in der Peripherie befinden. Vor diesem Hintergrund müssen Nahversorgungskonzepte stets auf die kontextspezifischen Bedingungen eingehen, die vor Ort anzutreffen sind. Nur so ist eine langfristige, zuver-lässige und eine an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung ausge-richtete Nahversorgung möglich.

2.1 ZukunftderländlichenRäume:Wozueigentlich?Angesichts zunehmender Urbanisierungsprozesse, die großen Städten und Stadtregionen einen Bedeutungsschub verleihen und insbesondere in pe-ripher gelegenen ländlichen Räumen gewaltige Abwanderungsprozesse auslösen, stellt sich die Frage, inwieweit eine Sicherung dieser Räume auf Dauer überhaupt berechtigt ist. Wenn Arbeitsplätze immer mehr in urbani-sierten Regionen zu finden sind, zu denen immer größere Pendeldistanzen – auch aus entfernteren ländlichen Räumen – zurück gelegt werden, wäre vielleicht eher darüber nachzudenken, längerfristig großräumige Umsied-lungen vorzunehmen und allenfalls den Übergang für betroffene Räume zu gestalten, als diese auf Dauer zu halten. Angesichts zunehmender Entlee-rungstendenzen wurden bereits Szenarien neuer Wüstungen entwickelt, die davon ausgehen, dass ein Gesundschrumpfen und damit verbunden auch die langfristige Aufgabe bestimmter Regionen für das räumliche Ge-samtsystem sinnvoller sein kann als eine krampfhafte Sicherung des Über-lebens dieser Räume bzw. der hier verorteten menschlichen Ansiedlungen. (vgl. Stadt+Um+Land 2030, 2004) Die Räume werden ja nicht aufgegeben, sie würden allenfalls von jeglicher menschlichen Nutzung verlassen.

Die Frage nach dem Nutzen der ländlichen Räume stellt sich auch vor dem Hintergrund, dass sich die Nahrungsmittelproduktion – als ursprüngliche Funktion dieser Räume – im Zuge des landwirtschaftlichen Strukturwan-dels immer mehr vom Boden gelöst hat. Gleichwohl ist die Nahrungsmit-telproduktion – auch in ihren industriellen Formen – immer noch stark mit dem Land verbunden, gerade in Niedersachsen, das als Flächenland einen besonders großen Anteil an landwirtschaftlicher Nutzung aufzuweisen hat. Und nicht zuletzt angesichts wachsender Widerstände gegenüber der Massentierhaltung mit ihren spezifischen gesundheitlichen Risiken sowie einem zunehmenden Bewusstsein für vegetarische Ernährungsweisen, die derzeit auch in neuen städtischen Bewegungen (urban gardening, urban agriculture) zum Ausdruck kommen, stellt sich die Frage, inwieweit ein Überleben der ländlichen Räume aus Nachhaltigkeitsüberlegungen heraus nicht gerade im Interesse des Gesamtsystems sein müsste. Systemtheore-tische Erkenntnisse führen zumindest eher dazu, ein neues ausbalancier-tes Stadt-Land-Verhältnis anzustreben, in dem auch den ländlichen Räu-men (wieder) eine eigenständige Bedeutung zuerkannt wird.

Damit ist jedoch das gesellschaftliche Selbstverständnis, sind Wertefragen angesprochen: Der ländliche Raum ist im Zuge der Entwicklung moderner Gesellschaften im allgemeinen Bewusstsein immer unwichtiger geworden. Die bedeutenden Entwicklungen spielten sich in den Städten ab: Revoluti-onen, Umwälzungen, Fortschritt haben in der Moderne hier ihren gesell-schaftlichen Ort. Die ländlichen Räume gerieten immer mehr in den Wind-schatten einer Werthaltung, die die Städte betonte, durch Urbanisierung, Globalisierung, Emanzipation. Der Eigenwert der ländlichen Räume ging

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verloren und mit ihm das Verständnis für systemische Zusammenhän-ge, auch von Stadt-Land-Beziehungen. Dazu kam der landwirtschaftliche Strukturwandel, der vielfältige soziale und räumliche Konsequenzen nach sich zog; die Industrialisierung der Landwirtschaft ließ die Nahrungsmittel-produktion scheinbar unabhängig werden von den Flächen und Räumen, die das Land zur Verfügung stellt. Das Land war – umso mehr, je näher es zu den großen Städten und Stadtregionen lag – im Zuge der Sub- und Desurbanisierung der 1960er bis 1980er Jahre als Alternative für lärm- und stressgeplagte StädterInnen zum – häufig idealisierten – Wohnstandort ge-worden. Die Massenmotorisierung trug dazu bei, dass zu den entfernt ge-legenen Erwerbsarbeitsplätzen und zu den neuen Versorgungsstandorten auf der grünen Wiese gependelt werden, das Verschwinden der kleinteili-gen Versorgungsstrukturen zunächst unbemerkt bleiben konnte.

Die Zukunft der Nahversorgung, in den 1990er Jahren von feministischen Wissenschaftlerinnen erstmals als „Krise der Reproduktionsarbeit6“ be-schrieben (Rodenstein et al. 1996), trat erst ins allgemeine (raum- und pla-nungswissenschaftliche) Bewusstsein ein (Häußermann 2009), als die Er-reichbarkeit von Gütern und Diensten der Grundversorgung, nicht zuletzt angesichts einer alternden Gesellschaft immer weniger innerhalb zumut-barer zeitlicher und räumlicher Distanzen gewährleistet werden konnte. Diese Krise stellt nicht nur herkömmliche Geschlechter- und Familienver-hältnisse, sondern mehr und mehr auch die Gleichwertigkeit der Lebens-verhältnisse in Frage, wie sie gemäß Verfassungsauftrag im Grundgesetz (Art. 72 Abs. 2 GG) und als politisches Ziel im Raumordnungsgesetz des Bundes (§2 Abs. 3 ROG) verankert ist. Damit ist gleichzeitig das systemtra-gende Prinzip der Trennung von Stadt und Land, aber auch von Produktion und Reproduktion, als einerseits männlich, andererseits weiblich konno-tierte Arbeitswelten, in Frage gestellt. Das traditionelle System aus scharf getrennten Sphären von Erwerbsarbeit einerseits, unbezahlter Hausarbeit andererseits entspricht nicht mehr den Realitäten einer von Informations- und Kommunikationstechnologien geprägten Wissensgesellschaft. Vor die-sem Hintergrund gilt es, Geschlechterverhältnisse bzw. Produktion und Re-produktion (oder „Arbeit“ und „Wirtschaft“) und damit auch das Verhältnis von Stadt und Land neu zu denken.

Das hier vorgestellte Vorhaben macht mit der Fokussierung auf krisen-geprägte ländliche Räume und auf die Nahversorgung als Bestandteil der existentiellen Basis und als Ausdruck der gesellschaftlichen Formen des Wirtschaftens einen Anfang zu einer wissenschaftlich induzierten sozialen Innovation. Die ländlichen Räume werden im Zuge dessen zu Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft.

6 Der Begriff der Reproduktionsarbeit verweist auf die kapitalistische Gesellschaftsanaly-se von Karl Marx, der zwischen gesellschaftlichem Produktions- und Reproduktionsbe-reich unterscheidet und damit die funktionale und räumliche Trennung von Fabrik-arbeit und Hausarbeit im Aufbau der modernen, industriellen Gesellschaft sichtbar macht. Die Krise der Reproduktionsarbeit entsteht im historischen Verlauf aus den Folgen der Überlagerung verschiedener Entwicklungslinien: Dienstleistungsgesellschaft und Kleinfamilie, Suburbanisierung und Motorisierung, Emanzipationsprozesse und Ausdifferenzierung der Lebensformen, die in ihrem Zusammenwirken dazu führen, dass die Hausarbeit nicht mehr als selbstverständliche „unsichtbare“ Leistung der Frau ausgeübt wird, das System gerät mit der räumlichen Entflechtung von Funktionen und zunehmenden Distanzen, die zu überwinden sind, um den Lebensalltag zu organisie-ren, an seine Grenzen.

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2.2 WirtschaftundArbeitneudenken:AufdemWegzueinem neuenGesellschaftsvertrag

Wegleitende Ansätze für ein altes neues Verständnis von Wirtschaft und Arbeit weisen hier Konzepte auf, die im wissenschaftlichen Kontext des „Vorsorgenden Wirtschaftens“ entstanden sind und in denen die Ge-schlechterperspektive nicht nur eine relevante, sondern auch eine not-wendige Perspektive für die Analyse und Bewältigung sozial-ökologischer Krisen darstellt (Hofmeister, Katz, Mölders 2013: 28), zu denen auch die Krise der Reproduktionsarbeit und deren Folgen für die Zukunft der Nah-versorgung zu zählen sind.

Die theoretische Fundierung bildet der Ansatz der „(Re)Produktivität“ von Biesecker und Hofmeister (2013), in dem die vermeintliche Trennung zwi-schen Produktion und Reproduktion aufgehoben ist. Wie in der (ökologi-schen) Natur ließen sich auch in der (sozialen) Lebenswelt des Menschen produktive von reproduktiven, herstellende von wiederherstellenden Pro-zessen nicht wirklich trennen; das sei nur in der Sphäre des (Markt-)Öko-nomischen möglich (Biesecker, Hofmeister 2013: 129f) bzw. in einer auf industrieller Produktion gegründeten Gesellschaft, die getrennte Welten aus Lohnarbeit und (industriellen) Arbeitsplätzen einerseits, (unbezahlter) Hausarbeit und privaten Haushalten andererseits hervorgebracht hat.

Bereits 1999 hatte Zibell vorgeschlagen - aufbauend auf den drei Hand-lungsprinzipien des Vorsorgenden Wirtschaftens7 - „Prüfsteine“ für eine nachhaltige Raumentwicklung einzuführen, um einen zukunftsfähigen Um-bau von Wirtschaft und Gesellschaft zu begleiten:

- Vorsorge – als Prinzip der Raumplanung und -entwicklung heißt, Raum-nutzung und -aneignung prinzipiell als „Vornutzung“ zu begreifen und zu gestalten (Hofmeister 2012 i.V.m. Zibell 1999: 27).

- Orientierung am Lebensnotwendigen oder am für das Gute Leben Not-wendigen – bedeutet, räumliche Entwicklungen an den lebensweltli-chen, alltäglichen Bedürfnissen und Raumansprüchen von Frauen und Männern auszurichten.

- Kooperation schließlich – hat das Verhandeln auf Augenhöhe zur Vor-aussetzung und damit die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Argumente wie der AkteurInnen, Gerechtigkeit, auch zwischen den Ge-schlechtern und deren Arbeitswelten (Hofmeister 2012: 86f).

Für die Umsetzung eines solch anderen Verständnisses von Ökonomie, das auf Vorsorge und der Orientierung am für das Gute Leben Notwendigen beruht, ist Kooperation eine zentrale Voraussetzung, die gleichzeitig Hand-lungsregeln wie Partizipation, Diskursivität selbstverständlich einschließt. Ökonomie, verstanden als ein – über marktkoordinierte Prozesse und Erwerbsarbeit weit hinausreichender – „sozial-ökologischer Handlungs-raum“ (Biesecker, Hofmeister 2013: 135), legt die Basis für neue innovative Konzepte von Wirtschaft und Arbeit.

Einen Ansatz für eine neue Wirtschaftstheorie, die die Versorgung aller Menschen mit dem zum Leben Notwendigen in den Mittelpunkt rückt, lie-fert Knobloch (2013). Er umfasst das Versorgen – mit den zum guten Leben notwendigen Gütern, das Fürsorgen – mit den notwendigen Leistungen für andere Menschen und das Vorsorgen – das den Blick auf die Zukunft,

7 Diese drei Prinzipien (Vorsorge, Orientierung am Lebensnotwendigen und Kooperati-on) – entwickelt vom Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften – stehen den Prinzipien der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung (Nachsorge, Profitorientierung und Konkur-renz) diametral entgegen und stellen diese aus Sicht einer nachhaltigen Raumentwick-lung grundsätzlich in Frage.

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die Folgen heutigen Wirtschaftens richtet (Knobloch 2013: 21f). Eine the-oretische Basis, die den aktuellen Debatten um die Sicherung der Daseins-vorsorge nachhaltige Orientierung geben könnte. Und nicht die Produktion von Gütern zum Selbstzweck, sondern das Gute Leben und das hierfür Not-wendige in den Mittelpunkt rückt. Hier geht es um die Dimensionen der Lebensdienlichkeit, die Frage nach den übergeordneten Zielen des Wirt-schaftens, nach dem guten Leben, und zwar für alle (Knobloch 2013: 26f). Um einen echten ganzheitlichen Ansatz.

Das Nachdenken über das Gute Leben ist allen Ansätzen des Vorsorgenden Wirtschaftens immanent, dabei wird insbesondere auf den „Fähigkeiten-ansatz“ des indischen Ökonomen Amartya Sen und der US-amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum (1998) Bezug genommen. Gesellschaftliche Wohlfahrt bemisst sich in diesem Sinne nicht allein monetär, nicht eindi-mensional, sondern vieldimensional und vielfältig. (Biesecker, Winterfeld 2013: 270ff)

Dass dies bereits mehr ist als Utopie, zeigt der Bericht des Wissenschaft-lichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU 2011), in dem ein Gesellschaftsvertrag für eine Große Transforma-tion zur nachhaltigen Gesellschaft vorgeschlagen wird. Danach wären drei Dinge zu kombinieren:

- eine Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung),

- eine Kultur der Teilhabe (aus demokratischer Verantwortung) und

- eine Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen (aus Zukunftsverantwortung) (zit. nach Biesecker, Winterfeld 2013: 396).

Das Gutachten des WBGU zielt zwar ab auf globale Umweltveränderun-gen, bezieht aber zum einen Megatrends von Wirtschaft und Gesellschaft ein und benennt zum anderen als Schlüsselfaktoren für die Transformati-on: Wertewandel, Technologie, Finanzierung und Steuerungsinstrumente (WBGU 2011: 68). Faktoren, die nicht nur für den Umbau des Energiesys-tems im engeren Sinne, sondern auch für den Einsatz und die Orientie-rung menschlicher Ressourcen und wirtschaftlicher Systeme im weiteren Sinne von Relevanz sind. Für die Prozesse der Transformation wird ferner auf die Notwendigkeit einer Gestaltung im Mehrebenensystem verwiesen und die Bedeutung der Wahrnehmung lokaler (und nationaler) Problem-lagen von der höherrangigen, hier: internationalen Ebene (WBGU 2011: 241). Auch dies ein systemischer Ansatz, der den komplexen Lebenswirk-lichkeiten mit einem Denken und Handeln auf mehreren Ebenen der Be-trachtung entgegenkommen will. Neben der Bedeutung der Planung als einem zentralen Steuerungsinstrument (WBGU 2011: 245) wird ebenfalls auf (internationale) Kooperation verwiesen und eine (globale) Governance für Infrastrukturentwicklung vorgeschlagen (WBGU 2011: 250ff). Für die Umsetzung wird die Bedeutung der Akteure hervorgehoben, insbesondere der so genannten „Pioniere des Wandels“ (WBGU 2011: 256ff), die gem. dem Promotorenmodell nach Kristof als Fach-, Prozess-, Macht- oder Be-ziehungspromotoren ihre je eigene Rolle im Transformationsprozess wahr-nehmen. Um eine rasche Transformation zu erreichen, wird abschließend vorgeschlagen, die Pioniere des Wandels aktiv zu fördern und zu vervielfa-chen (WBGU 2011: 277ff).

All diese Aspekte einer ganzheitlichen Betrachtungsweise können auch auf eine nachhaltige Transformation der Systeme der Daseinsvorsorge, hier: Nahversorgung, angewendet werden und sind von Relevanz für das Auslö-sen sozialer Innovationen, wie sie auch im Rahmen des Vorhabens Zukunft-NAH angestrebt wurden.

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2.3 ZukunftderländlichenRäume:Aberwie? SozialeInnovationdurchneueKooperationen

Die Überlegungen zu einem ganzheitlichen Ansatz des Wirtschaftens füh-ren dazu, dass sich einzelne Unternehmen heute bereits stärker als bisher auch mit Fragen einer moralischen Unternehmensführung auseinander setzen (Pieper 2003: 98f). In den letzten Jahren hat sich in der Literatur unter dem Begriff „Corporate Social Responsibility“ ein Konzept der Unter-nehmensethik entwickelt, dass die soziale Verantwortung von Unterneh-mern für ihr Umfeld unterstreicht. Nach der Definition des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) heißt es „Corporate Social Responsibility is the commitment of business to contribute to sustainable economic development, working with employees, their families, the local community and society at large to improve their quality of life“ (WBCSD 2000: 10). Neben der reinen Gewinnorientierung stehen Unternehmen in der Pflicht, sich an den Erwartungen, Zielen und Werten der Gesellschaft zu orientieren und – unter Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten – einen Beitrag zum Wohlergehen aller zu leisten (Bassen, Jast-ram, Meyer 2005: 231f).

Die Ansätze der corporate social responsibility (CSR) führen über eine am Profit orientierte Führung der Unternehmen hinaus und beziehen Aspekte des Wohlergehens der Beschäftigten und ihrer Familien mit ein.8 Diesen Ansatz der CSR von Unternehmen auf Gemeinden und Gemeindeverbände / Regionen zu übertragen und somit neu als regional social responsibility (RSR) zu entwickeln, ist ein Gedanke, der dem Vorhaben ZukunftNAH zu-grunde liegt.

Soziale Innovation entsteht durch neue, zum Teil bisher ungedachte, zu-mindest ungeübte Kooperationen. Eine nachhaltige Entwicklung ist ohne soziale Verantwortung jedoch nicht zu haben, d.h. Verantwortung ist auf möglichst viele resp. langfristig auf die Schultern aller zu verteilen. Dies erfordert eine Governance9, die neue AkteurInnen, neue Kooperationen, neue Prozesse und Entscheidungsformen einbezieht und die Steuerungs-funktion in die öffentlichen Hände kommunaler Planungshoheit und den übergeordneten Rahmen eines neuen Gesellschaftsvertrages legt.

Anreize schaffen, für Private, aber auch für alle denkbaren hybriden Kon-stellationen zwischen öffentlich und privat, in neuen public private part-nerships, wäre als zentrale Planungsaufgabe in einem horizontal und verti-kal abgestimmten Mehrebenensystem – vom Land über die Region bis zur Kommune und wieder zurück – zu lösen. Governance wird so zur Methode für Transformation und (soziale) Innovation.

Zur Umsetzung konkreter Vorhaben, die von Pionieren des Wandels zu induzieren wären, könnten die „Bausteine Vorsorgenden Wirtschaftens“ dienlich sein, wie sie im Zusammenhang mit alternativen Finanzierungs-weisen dezentraler Infrastrukturprojekte unter Bezugnahme auf das Mo-

8 Mehr zum Thema CSR und den Initiativen im Einzelhandel wird u.a. auf der Homepage des Handelsverbandes Deutschland beschrieben. Dort finden sich auch zahlreiche Unternehmen des Einzelhandels, die sich im Bereich von CSR engagieren: http://www.einzelhandel.de/index.php/component/k2/itemlist/category/98469-csr-themenundin-itiativenimeinzelhandel.html

9 In Anlehnung an Arthur Benz (Benz 2007) wird davon ausgegangen, dass innerhalb der jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Einheit Steuerung und Regelung nicht nur vom Staat, sondern auch von der Privatwirtschaft und von Vereinen, Verbänden, Inter-essenvertretungen etc. wahrgenommen wird. Als die Nahversorgung in ländlichen Räumen bestimmende AkteurInnen gelten die Gemeinde als Planungsträgerin, die Bevölkerung als Kundschaft und die Unternehmen als Anbieter.

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dell DORV im Kreis Düren / NRW10 definiert wurden (Schön, Schmidt 2013: 278). Dazu zählen Projekte:

- die von gemeinschaftlichen Akteurskonstellationen getragen und be-trieben werden, wobei häufig Nutzer- und BetreiberInnen in Personal-union vorkommen;

- in denen AkteurInnen Nutznießer- und KontrolleurInnen der Infrastruk-turen sind, wodurch diese sich Unabhängigkeit und Selbständigkeit be-wahren;

- die am Bedarf der BürgerInnen und des Gemeinwesens ausgerichtet sind, also bedarfs- statt profitorientiert;

- die einen Beitrag zur Reproduktion der Lebensgrundlagen und zur Si-cherung des zum Guten Leben Notwendigen leisten, insbesondere in Orten, in denen die staatliche oder kommunale Daseinsvorsorge nicht mehr gesichert ist;

- die eine Teilhabe der BürgerInnen an der Daseinsvorsorge in sozialer Verantwortung garantieren;

- die lokal / regional in Akteursnetzwerken, Wirtschaftskreisläufen, Ge-meinwesen und Stoffkreisläufen verankert und

- die Bestandteil einer Gemeinwesenökonomie sind (Schön, Schmidt 2013: 278f).

In diesen „vorsorgenden Infrastrukturprojekten“ werden gemeinnützige, am Gemeinwohl orientierte Ziele und Inhalte mit wirtschaftlicher Tragfä-higkeit und unternehmerischer Organisation im Betrieb verbunden; das hat den Vorteil einer Passfähigkeit zum Markt nach außen und befördert soziale wie ökologische Qualität nach innen (Schön, Schmidt 2013: 279).

Nach Einschätzung von Schön und Schmidt hätten Ideen für semi- und de-zentrale Infrastrukturangebote schon heute größere Realisierungschan-cen, wenn das „gap“ zwischen Finanzierungsproblemen auf der einen und vermögenden BürgerInnen als potenziellen SpenderInnen auf der ande-ren Seite mit intelligenten Anreizen – ggf. auch seitens der öffentlichen Hand und nicht nur programmgebunden – überbrückt würde (Schön, Schmidt 2013: 280f). Es ginge darum, Modelle zu entwickeln, die private Finanzierung UND staatliche Verantwortung integrieren. „Innovative Fi-nanzierungsmodelle für dezentrale Infrastrukturprojekte sind ein vielver-sprechender Ansatz, um Modelle des Vorsorgenden Wirtschaftens in der gemeinschaftlichen Daseinsvorsorge zu unterstützen und zu verbreiten.“ (Schön, Schmidt 2013: 295) Dieser Gedanke wird im Zusammenhang mit den Ideen zur Umsetzung (vgl. Kap. 4.3 dieses Berichtes) wieder aufgegrif-fen.

Für die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft braucht es mehr als gute Beispiele und deren Verbreitung. Gemäß Winterfeld und Bies-ecker bedarf es einer Rahmung der Gesellschaft, die nicht auf Hierarchi-en und Abwertungen basiert, die ohne Abspaltungen und Ausgrenzungen auskommt, d.h. einer Rahmung, die durch Inklusion statt Externalisierung gekennzeichnet ist (Biesecker, Winterfeld 2013: 385). Dies erfordert je-

10 DORV steht für „Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung“. Dahinter verbirgt sich das Konzept einer neuen multifunktionalen Nahversorgung gerade an Standorten, wo sich herkömmliche Anbieter zurückgezogen haben. Das Konzept wurde von Heinz Frey, Jülich, entwickelt und kam erstmals in Jülich-Barmen (NRW) zur Anwendung (vgl. http://stadtteilarbeit.de/handlungsfelder/sicherung-nahversorgung/163-dorv.html). Seither hat es viele Nachahmer gefunden, die nach dem Vorbild des DORV-Kon-zeptes ihre eigenen multifunktionalen Nahversorgungszentren gebildet haben. Nähere Informationen s. www.dorv.de

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ThematischeEinführung

doch andere Entscheidungsprinzipien und andere Grundlagen für politi-sches und soziales Handeln: einen neuen Gesellschaftsvertrag, der gleich zeitig auf einem neuen Geschlechtervertrag basiert (Biesecker, Winterfeld 2013: 391ff), und das heißt auch: auf einer Neudefinition von Wirtschaft und Arbeit.

Die Governance so verstandener Transformationsprozesse bezieht alle (potenziellen) Akteure und Akteurinnen ein, nicht nur die, welche in tradi-tionellen Strukturen und politisch-administrativen Institutionen verankert sind. Sie beruht auf der Gleichwertigkeit der Ideen und AkteurInnen und trägt dazu bei, innovative Projektideen und potente SponsorInnen zusam-men zu bringen. In diesem Sinne könnte die Qualität der Governance zum Erfolgskriterium auch für eine nachhaltige Sicherung der Nahversorgung werden.

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Das Kapitel 3 verdeutlicht das Vorgehen, die Zielsetzung und die Kernaus-sagen der Forschungsarbeit. Einleitend werden dazu die Leitfragen, die das Projekt begleitet haben, aufgezeigt sowie das methodische Vorgehen erläutert. Darauf aufbauend geben die Ausgangssituation in den Unter-suchungsgebieten und die Ergebnisse der verschiedenen Analysen - Stär-ken und Schwächen-Analyse, Auswertung von Geoinformationsdaten und Haushaltsbefragung - einen umfänglichen Überblick über alle Facetten der Nahversorgung in den ländlichen Kooperationsgemeinden und deren Zu-kunftschancen.

3.1 LeitfragenundmethodischesVorgehenDas Forschungsprojekt ZukunftNAH baut auf den Erkenntnissen einer Machbarkeitsstudie von 2011 auf. Die Leitfragen bezüglich der Versor-gungssituation in ländlichen Räumen sowie der Zukunftschancen der Nah-versorgung wurden bereits darin vorformuliert und bestimmen seitdem das methodische und analytische Vorgehen der Forschungsarbeit. Ausge-hend davon, dass die Nahversorgung in ländlichen Räumen von den drei Akteursgruppen Kommune, Unternehmen und Bevölkerung maßgeblich beeinflusst und gesichert wird, stellte sich als erste Frage:

- Welche Rahmenbedingungen müssen aus Sicht der Kommunen, der Unternehmen und der Bevölkerung erfüllt sein, um die tägliche Versor-gung der Menschen auf dem Land zu gewährleisten?

Darauf aufbauend wurde die Bedeutung der jeweiligen AkteurInnen in Be-zug auf die Nahversorgung in Frage gestellt:

- Was kann die Kommune in Bezug auf eine wohnortnahe Versorgung leisten? Welche planungsrechtlichen Voraussetzungen müssen vorhan-den sein? Wie kann kommunale Planung auch kleinflächigen Einzelhan-del steuern? Welchen Einfluss hat eine zielorientierte Aktivierung der Bevölkerung? Welche Rolle spielen Regionale Entwicklungsprozesse und -konzepte?

- Was können Einzelhandelsunternehmen beitragen? Welche alternati-ven Konzepte stehen zur Erschließung neuer KundInnenpotenziale aus dem näheren Umfeld zur Auswahl?

- Welche Bedürfnisse/ Bedarfe sind in der Bevölkerung vorhanden? Wel-che können mit dem derzeitigen Angebot (nicht) gedeckt werden? Und warum (nicht)? Welchen Stellenwert hat, je nach Lebenssituation, wel-che Art von Erreichbarkeit und Mobilität?

Abschließend war die Forschungsarbeit durch die Frage geleitet, wie eine zukunftsfähige Nahversorgung in der Praxis aussehen könnte:

- Welche Anreize können eine Verbesserung der Versorgungssituation fördern? Welche Lösungsansätze sind realistisch?

Um diese Leitfragen beantworten zu können, wurde das in den folgenden Kapiteln erläuterte methodische Vorgehen gewählt:

KAPITEL 3 LEITFRAGEN,ERGEBNISSEUNDERKENNTNISSEAUSDERFORSCHUNGSARBEIT

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3.1.1 AuswahlUntersuchungsgebieteundKooperationspartnerInnen

Die Auswahl der Untersuchungsgebiete und KooperationspartnerInnen startete bereits im Rahmen der vorangegangenen Machbarkeitsstudie im Jahr 2011 und lässt sich zusammengefasst wie folgt beschreiben: Durch die Sichtung vorhandener Regionaler und Integrierter Entwicklungskon-zepte ländlicher Regionen in Niedersachsen konnten anhand formulierter Handlungsfelder bzw. Leitbilder zum Thema Versorgung geeignete Unter-suchungsgebiete ausgewählt und KooperationspartnerInnen gewonnen sowie in Einzelfällen geeignete Unternehmen zur Mitarbeit motiviert wer-den. In intensiven persönlichen Vorortgesprächen und Workshops mit in-teressierten VertreterInnen von Regionen, Gemeinden, Landkreisen und ortsansässigen Unternehmen wurden die Schwächen ebenso wie die Stär-ken der Versorgungssituation in den potenziellen Kooperationsgemeinden diskutiert und unter großer Fürsprache ein Konzept mit Beteiligung aller wichtigen AkteurInnen als ProjektpartnerInnen erarbeitet, um zukunftsfä-hige Themen zu finden, Ideen zu entwickeln und deren Umsetzungschan-cen abzuwägen. Ungleiche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in den ausgewählten Untersuchungsgebieten bedingen unterschiedliche Ver-sorgungssituationen, die eine vielfältige Ausgangsbasis für das Forschungs-vorhaben boten.

Insgesamt lagen dem Forschungsteam 17 Regionale Entwicklungskonzepte von Leader-Regionen und 12 Integrierte Entwicklungskonzepte von ILEK-Regionen vor11. Diese 29 Entwicklungskonzepte wurden bzgl. ihrer Aus-sagen, Handlungsfelder und Ziele zum Thema Versorgung der ländlichen Bevölkerung ausgewertet.

Tab.3: Kriterien zur Vorauswahl von Untersuchungsräumen

Formulierung von Handlungsfeldern + Zielen zum Thema Versorgung im Entwicklungskonzept

Wenn ja, welche?*

Erkennbare Verknüpfungen mit anderen Themen Wenn ja, zu welchen Themen?

Konzepte, Lösungsansätze zum Themenfeld Ver-sorgung Ausgangssituation der VersorgungMaßnahmen- und Projektansätze im Entwick-lungskonzept

Wenn ja, welche?

Umsetzung von Praxisprojekten Wenn ja = Projekt-recherche

* nein = Ausscheidungskriterium

Nach ersten klärenden Abstimmungsgesprächen mit den vorausgewähl-ten Regionen resp. deren Regionalmanagements gelang es dem For-schungsteam, eine Auswahl zu treffen; zum einen wurden Regionen be-nannt, die als gute Beispiele ggf. später noch einmal herangezogen werden könnten, und zum anderen insgesamt 7 Regionen, die - zusammengefasst in 3 Cluster - als Untersuchungsräume in Frage kämen.

11 Dabei handelte es sich um Entwicklungskonzepte, die von ländlichen Regionen aus dem niedersächsischen Zielgebiet „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäfti-gung“ (RWB) im Jahr 2007 erarbeitet worden waren.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Tab.4: Potenzielle Untersuchungsräume

Leader Region „Wesermarsch in Bewegung“

Cluster Nordniedersachsen

ILEK-Region „Nördliches Harzvorland“ Gute BeispieleILEK-Region „Untere Innerste“ILEK-Region „Westharz“ ILEK-Region „Wittlager Land“ Cluster Süd-West-Nieder-

sachsenILEK-Region „Nördliches Osnabrücker Land“Regionen „Mittelweser“, „Sulinger Land“, „Mitte Niedersachsen“

Gute Beispiele

Leader-Region „Hümmling“ Cluster WestniedersachsenLeader-Region „Hasetal“Leader-Region „W.E.R.O.-Deutschland“ ILEK-Region „Wir 5 - Leine los!“ Cluster Südniedersachsen

Nach einer schriftlichen Interessenabfrage der vorab ausgewählten Regio-nen konnten aus den o.g. Regionen die einzelnen Kooperationsgemeinden generiert werden. Nach dieser Vorentscheidung über die Untersuchungs-räume wurde damit begonnen, auf der unternehmerischen Seite Projekt-partnerInnen zu suchen. Mit einem umfangreichen Informationsschreiben über Ziel und Zweck des geplanten Forschungsvorhabens sowie über die Untersuchungsräume wurde versucht, Interesse bei den in Niedersachsen für die Lebensmittelversorgung im ländlichen Raum zuständigen Unter-nehmen zu wecken. Angefragt wurden sechs große Unternehmen, welche mit kleinen Filialen Teile der Nahversorgung im niedersächsischen ländli-chen Raum sicherstellen, sowie einige örtliche Lebensmitteleinzelhändler:

Insgesamt sprengte eine detaillierte Abfrage von kleinen und mittelständi-schen Unternehmen in den ausgewählten Untersuchungsräumen zu dem Zeitpunkt den Rahmen. Ein grundlegendes Interesse der EinzelhändlerIn-nen wurde jedoch durch die ersten Eindrücke bestätigt und konnte später durch Anfragen zur Teilnahme an leitfadengestützten Interviews genutzt werden.

Im Januar und Februar 2011 fanden die offiziellen Sondierungsgespräche in Form von Workshops mit allen ausgewählten ländlichen Regionen sehr erfolgreich statt. Alle interessierten Regionen sagten nach den Sondie-rungsgesprächen die Absicht zur Kooperation zu. Hierbei sind besonders die Bürgermeister der beteiligten Kommunen sowie die VertreterInnen der Landkreise als finanzierende PartnerInnen zu nennen, aber auch die RegionalmanagerInnen als strategische PartnerInnen. Termine mit den Unternehmen waren hingegen nur sehr schwierig zu erreichen. Die Firma REWE und der Markant Markt Siemer waren grundsätzlich zu einer Ko-operation bereit, andere Unternehmen konnten später für umfangreiche Interviews gewonnen werden.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Tab.5: Potenzielle Unternehmen

Aktivundirma

Ein regional im nordwestlichen Niedersachsen agierendes Unternehmen, das sich mit den speziellen Bedürfnissen seiner Kundschaft auseinandersetzt und ein entsprechend abge-stimmtes Angebot vorhält.

Oldenburg

BüntingUnternehmensgruppe-MARKANT

Ein regional und bundesweit agierendes Unternehmen, das eine Reihe von kleineren Markant-Märkten in den potenziellen Unter-suchungsräumen vorhält, jedoch derzeit einen Expansionskurs mit großen Supermärkten anstrebt.

Leer / Nordwestliches Niedersachsen

EDEKAMinden-Hannover

Ein Zusammenschluss selbstständiger Einzel-handelskaufleute und „größter Nahversorger der Region Minden-Hannover“. Insbesondere NP-Märkte sind noch häufig in kleinen Ortsker-nen zu finden.

Minden-Hannover

EDEKA/Spar

Ein Lebensmittelkonzern, der mit der Spar Holding insbesondere über Tankstellen-ver-käufe auch die Menschen im ländlichen Raum versorgt.

Norddeutschland

RaiffeisenMarkt/TerresMarketingundCon-sultingGmbH

Übernahme von Teilen der Versorgung auf dem Land mit regionalen Lebensmittelproduk-ten durch Raiffeisen Märkte.

Norddeutschland

REWEMarktGmbH,ZweigniederlassungNord/Nahkauf

Ein Lebensmittelkonzern, der den ländlichen Raum insbesondere durch seine Nahkauf-Märkte noch in den Ortsmitten kleinerer Orte versorgt.

Norddeutschland

MarkantMarktSiemer

Ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Lorup, das die Nahversorgung der ländlichen Bevölkerung in Ortsteilen der Samtgemeinden Sögel, Werlte und Nordhümmling durch geziel-te Angebote auf kleiner Fläche aufrecht erhält.

Emsland

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Abb.3: Untersuchungsräume und KooperationspartnerInnen des For-schungsprojektes ZukunftNAH

Wie in der Übersicht erkennbar, fungierten als Untersuchungsgebiete für das Forschungsvorhaben 17 niedersächsische Gemeinden, Samtgemein-den und Städte in sich stark unterscheidenden Regionen, von der Weser-marsch über das Emsland bis zum Landkreis Northeim, welche die hete-rogenen Siedlungs-, Versorgungs- und Bevölkerungsstrukturen des Landes im demographischen Wandel abbilden. Die jeweiligen Ausgangssituatio-nen werden in Kap. 3.2 im Detail erläutert.

3.1.2 MethodikderSWOT-Analyse

Die Analyse der Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken in Bezug auf die Zukunftschancen der Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens basiert auf den Bestandsaufnahmen zur Versorgungssi-tuation in den 17 Kooperationsgemeinden sowie auf Aussagen aus leitfa-dengestützten Interviews mit den Kooperationspartnern. Dabei gaben 13 Bürgermeister häufig gemeinsam mit ihren Bau- und Planungsamtsleitern, zwei Wirtschaftsförderer und zwei Ratsvertreter zusammen mit Verwal-tungsmitarbeitern aus allen beteiligten Kooperationsgemeinden, Aus-kunft hinsichtlich prozessbezogener Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege resp. Governance) und Ansiedlungspolitik sowie über die Bewertung der Zukunftschancen der Nahversorgungssituation in ihren Kommunen. Für eine übergeordnete Einschätzung wurden Interviews mit den Planungsamtsleitern der Landkreise Northeim und Osnabrück sowie dem Demographiebeauftragten des Landkreises Emsland geführt. Um auch die Sicht des Einzelhandels einbeziehen zu können, wurden leitfa-dengestützte Interviews mit selbstständigen örtlichen Einzelhandelsunter-nehmerInnen aus den Kooperationsgemeinden Butjadingen und Berne im Norden (LK Wesermarsch), Lathen und Sögel im Emsland sowie Moringen im südlichen Niedersachsen und einem mobilen Einzelhändler in Göttingen

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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geführt. Sie gaben grundlegende Informationen zu den Strukturen ihrer Betriebe und der Rahmenbedingungen in den jeweiligen Einzugsgebieten, zur Wahl und Bewertung von Standorten sowie zu Warenbezug und Lo-gistik. Für Einblicke in den überörtlichen Kontext sorgten Gespräche mit Vertretern aus den Zentralen dreier großer Einzelhandelsunternehmen (MARKANT, EDEKA, Rewe), die Filialen in den niedersächsischen ländlichen Räumen betreiben. Sie berichteten über die für die Nahversorgung rele-vanten Strukturen und Geschäftsfelder, Kriterien der Standortbewertung / -wahl sowie mögliche Erfolgsfaktoren.

Die Bestandsaufnahmen fanden in allen 17 Kooperationsgemeinden glei-chermaßen statt. Die Versorgungseinrichtungen wurden zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der jeweiligen Kommunalver-waltung erfasst und darauf aufbauend vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Er-reichbarkeit, Angebot und Qualität überprüft. Anhand eines Erfassungsbo-gens wurden die Versorgungseinrichtungen in allen Orts- und Stadtteilen in Augenschein genommen und in Karten eingetragen, um diese später für die Erreichbarkeitsanalyse georeferenziert übernehmen zu können.

Die entwickelten Kriterien zur Analyse der Versorgungssituation und des Zusammenspiels der AkteurInnen wurden aus der systematischen Samm-lung von Informationen hin zu einer vereinfachten Darstellung (Matrix) zur Einordnung der Ergebnisse verdichtet, in der sich jede Kooperations-gemeinde wieder finden konnte (s. Kap. 3.2.4). Darüber hinaus wurde für jede Gemeinde ein Strategiepapier12 verfasst, in dem die Ergebnisse der SWOT-Analyse bezogen auf die einzelnen Gemeinden nachzulesen sind.

3.1.3 MethodikderGIS-Analyse

Die GIS-Analyse wurde mit Hilfe des Geographischen Informationssys-tems Arc-GIS von ESRI berechnet. Ziel war es, die Distanz zwischen den vorhandenen Nachfrage- bzw. Wohnstandorten und den Angebots- bzw. Betriebsstandorten zu ermitteln. Die Datengrundlage bildeten Gemeinde-, Haus- und Verkehrskoordinaten, die in Form von Shape-Dateien im ASCII Format georeferenziert (Stand 2012) vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen zur Verfügung gestellt wurden.

Der Untersuchungsraum umfasst die in Kap. 3.1.1 dargestellten Koopera-tionsgemeinden im Emsland, in der Wesermarsch und im Landkreis Nort-heim sowie die angrenzenden Bereiche der umliegenden Landkreise, zur Abbildung möglicher landkreisüberschneidender Nachbarschaftseffekte.

Als Nachfragestandorte dienten hierbei die im Untersuchungsraum vor-handenen Gebäude, welche als Punktdaten vorlagen. Als Nachfragestand-orte wurden die Standorte der erweiterten Nahversorgung verwendet. Hierzu wurden den im Zuge der Bestandsaufnahme erhobenen Adressen geographische Koordinaten zugewiesen, so dass sie ebenfalls als Punkt-daten im Geographischen Informationssystem dargestellt werden konn-ten. Als verbindendes Element zwischen den Nachfrage- und Angebots-standorten wurde das Straßennetz verwendet. Somit war es möglich von jedem Nachfragestandort zu jedem Angebotsstandort, den kürzesten Weg innerhalb des Straßennetzes zu errechnen. Hierzu wurde das Programm „Netzwerkanalyst“ mit der Funktion „Start-Ziel-Kostenmatrix“ verwendet, welche die Kosten der Raumüberwindung anhand der Entfernung in km berechnet. Hierdurch konnten linienförmige Daten zwischen jedem Nach-

12 Als Anlagen sind die Strategiepapiere für die Kooperationsgemeinden Jade beispiel-haft für den Norden Niedersachsens, Sögel für den Westen und Moringen beispielhaft für den Süden des Landes zum Nachlesen abgedruckt.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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fragestandort und jedem Angebotsstandort berechnet werden, welche die jeweilige Entfernung hinterlegt hatten. Somit war es möglich, für jedes Gebäude zu berechnen, welche Entfernung zur nächsten Einrichtung der erweiterten Nahversorgung zurückgelegt werden muss bzw. welches Er-reichbarkeitspotenzial in den Kooperationsgemeinden vorhanden ist.

3.1.4 MethodikderHaushaltsbefragung

Die Haushaltsbefragung wurde vom 20. – 24. Mai 2013 im Rahmen des Studienprojektes „Einzelhandel im ländlichen Raum“ in sechs ausgewähl-ten Kooperationsgemeinden des Forschungsprojektes durchgeführt. Bei diesen Gemeinden handelte es sich um die Gemeinde Bunde und die Samt-gemeinde Werlte im westlichen Niedersachsen, um die Gemeinde Butja-dingen und die Gemeinde Stadland in der Wesermarsch sowie um die Ge-meinde Katlenburg-Lindau und die Stadt Moringen im Landkreis Northeim.

Als Grundlage der Auswahl der Haushalte dienten die bereits beschriebe-nen Gebäudedaten der GIS-Analyse. Anhand der in den jeweiligen Gemein-den vorhandenen Anzahl an Gebäuden wurde berechnet, welche Größe die Stichprobe der Haushaltsbefragung aufweisen muss, um mittels einer Zufallsauswahl Repräsentativität gewährleisten zu können. Die ermittelte Mindestgröße lag bei einer Anzahl von rund 75 Haushalten pro Gemeinde. Diese Anzahl an befragten Haushalten konnte in allen Gemeinden erreicht werden. In der Gemeinde Bunde wurde mit 80 Haushalten die geringste Anzahl, in der Gemeinde Stadland mit 171 Haushalten die größte Anzahl befragt. Im Anschluss an die Berechnung der Mindestgröße der Stichpro-be wurden je Gemeinde 200 Gebäude durch eine Zufallsauswahl ermittelt und diesen Gebäuden die jeweiligen Adressen zugeordnet. Anhand der so erstellten Adresslisten wurden die Haushalte von den Studierenden auf-gesucht. Bei einem möglichen Nichtantreffen wurde einer der direkten Nachbarhaushalte befragt, um die Zufälligkeit der Auswahl auf räumlicher Ebene beibehalten zu können. Die ermittelten Befragungsdaten wurden im Anschluss mit dem Statistikprogramm SPSS deskriptiv und analytisch ausgewertet.

Der Fragebogen (vgl. Abb.4) gliedert sich in drei Teilbereiche. Der erste Teilbereich befasst sich mit dem Einkaufsverhalten, im zweiten Teil wird die Zufriedenheit mit der Nahversorgung abgefragt und der dritte Teilbe-reich erfragt die Wünsche an eine zukunftsfähige Nahversorgung sowie die Bereitschaft der Menschen sich dafür zu engagieren.

3.2 Ergebnisse:Washabenwirvorgefunden?Washabenwiruntersucht?

Trotz der erwartungsgemäß spezifischen Situationen in den Untersu-chungsgebieten sind Analogien in der Ausgangssituation feststellbar: Eine meist noch sichere Versorgung in größeren, eine bereits kritische Lage in kleineren Orten prägt den ländlichen Raum landauf landab. Deutlich wird, dass unattraktive Ortskerne, mangelnde Identifikation, fehlende Innenent-wicklung und ein strukturschwacher weitläufiger Raum eine eher negative Entwicklung verstärken. Problematisch sind die fehlende Nachfolge sowie fehlende Risikobereitschaft inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte. Al-len Kooperationsgemeinden gemein ist die - zwar unterschiedlich schnell und stark, aber überall - voranschreitende Alterung der Bevölkerung und damit einhergehend die zu erwartende deutliche Erhöhung des Anteils der über 65-Jährigen bis 2030. Im Folgenden werden die Rahmenbedingun-gen, deren unterschiedliche Ausgangssituationen das Forschungsfeld be-stimmen, zusammengefasst dargestellt.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Abb.4: Auszug aus dem Fragebogenzur Haushaltsbefragung

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3.2.1 Raum-undSiedlungsstrukturen,demographischeEntwicklung

Die Raum- und Siedlungsstrukturen der 17 Kooperationsgemeinden geben die Unterschiedlichkeit der niedersächsischen ländlichen Räume wieder: Im Norden prägen weit voneinander entfernte Siedlungskerne und einzel-ne verstreute Siedlungslagen in den Moor- und Geestbereichen die Situ-ation einer relativ starken Zersiedelung bei gleichzeitiger Konzentration entlang der Weser und der Küste. Die Kooperationsgemeinden im Ems-land sind geprägt durch weitläufige Siedlungsgrundrisse, auf die sich die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten konzentriert hat. An den Ortsrändern wurden teils große Wohn- und Gewerbegebiete erschlossen und neu besiedelt. Die kompakten Siedlungsbereiche liegen relativ weit voneinander entfernt und haben sich ihre eigenen Strukturen noch weitge-hend erhalten, da die Verkehrsanbindungen auch untereinander als relativ schlecht zu bezeichnen sind. Ursprünglich landwirtschaftlich strukturiert, prägen heute zahlreiche mittelständische Handwerks-, Handels- und In-dustrieunternehmen diese Samtgemeinden. Der ländliche Raum im süd-lichen Niedersachsen unterscheidet sich davon durch seine relativ dichte Besiedelung in hügeliger Umgebung. Die räumliche Orientierung der Ko-operationsgemeinden ist hier durch die gute Straßen- und ÖPNV-Anbin-dung sehr stark auf die Mittel- und Oberzentren ausgerichtet; Göttingen, Northeim und Einbeck haben eine hohe Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung.

Die bevölkerungsstärkste teilnehmende ländliche Kommune ist die Samt-gemeinde (SG) Werlte im Emsland mit gut 16.000 EinwohnerInnen, die kleinste ist die Gemeinde Ovelgönne im Landkreis (LK) Wesermarsch mit 5.600 EinwohnerInnen, im Mittel liegen die Städte im LK Northeim (Mittel-zentren ausgenommen). In dieser Spanne bewegen sich auch die Interes-sen der Kooperationsgemeinden; Ovelgönne, ohne eigenes Grundzentrum, plädiert für die Aufwertung kleiner ländlicher Orte durch die Konzentration auf funktionale Schwerpunkte, die Grundzentren Hardegsen und Morin-gen im LK Northeim setzen auf eine Urbanisierung durch Konzentration auf ihre Stadtkerne und die großen Samtgemeinden im Emsland „kämp-fen“ noch mit dem Kirchturmdenken ihrer Mitgliedsgemeinden. Ähnliche Unterschiede gibt es auch bei der Bevölkerungsprognose: Die fünf Ko-operationsgemeinden aus der Wesermarsch müssen sich ebenso wie die Kooperationsgemeinden im Landkreis Northeim bis 2030 auf Rückgang und Alterung der Bevölkerung einstellen (s. Tab.6); der Anteil an über 65-Jährigen wird auf mehr als 30 % prognostiziert und liegt damit deutlich über dem niedersächsischen Durchschnitt. In 2010 lag der Anteil der über 65-Jährigen in den Gemeinden der Wesermarsch, anders als im Landkreis Northeim, zumeist noch bei unter 20%, der Prozess der (Über-)Alterung beginnt hier somit erst. Begünstigt wird in beiden Regionen die überpro-portionale Alterung durch den gleichzeitig starken Rückgang der Bevölke-rung. Die Kommunen aus dem westlichen Niedersachsen (Emsland) kön-nen im Moment noch von moderaten Bevölkerungszuwächsen ausgehen, jedoch wird auch hier die Alterung der Bevölkerung in 2030 spürbar sein. über dem niedersächsischen Durchschnitt. In 2010 lag der Anteil der über 65-Jährigen in den Gemeinden der Wesermarsch, anders als im Landkreis Northeim, zumeist noch bei unter 20%, der Prozess der (Über-)Alterung beginnt hier somit erst. Begünstigt wird in beiden Regionen die überpro-portionale Alterung durch den gleichzeitig starken Rückgang der Bevölke-rung. Die Kommunen aus dem westlichen Niedersachsen (Emsland) kön-nen im Moment noch von moderaten Bevölkerungszuwächsen ausgehen, jedoch wird auch hier die Alterung der Bevölkerung in 2030 spürbar sein.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

ORT 2010 Altersgruppe >65Jährige

2010 Bevölkerungges.

Prognose2030 Bevölkerungges.

Prognose2030 >65Jährige

abs. Zahl in %

abs. Zahl + in % (eigene Berechng.)

abs. Zahl in %

KooperationsgemeindeninderWesermarschGem. Berne 1.298

18,5 %7.004 5.547

- 20,8 %1.778 32,0 %

Gem. Butjadingen 1.603 25,1 %

6.389 4.811 -24,7 %

2.136 44,4 %

Gem. Jade 1.033 17,7 %

5.832 5.050 - 13,4 %

1.671 33,1 %

Gem. Ovelgönne 989 17,6 %

5.606 4.535 - 19,1 %

1.627 35,9 %

Gem. Stadland 1.566 20,4 %

7.687 6.050 - 21,3 %

2.346 38,8 %

KooperationsgemeindenimLKNortheimStadt Hardegsen 1.856

22,4 %8.293 6.245

- 24,7 %2.375 38,0 %

Gem. Katlenburg-Lindau

1.556 21,0 %

7.404 6.190 - 16,4 %

1.767 28,5 %

Stadt Moringen 1.351 18,5 %

7.308 5.642 - 22,8 %

1.603 28,4 %

Stadt Northeim 6.955 23,2 %

29.980 23.235 - 22,5 %

7.682 33,0 %

Stadt Uslar 4.026 26,7 %

15.100 10.645 - 29,5 %

4.441 41,7 %

KooperationsgemeindenimEmslandGem. Bunde 1.606

21,2 %7.571 7.276

- 3,9 %2.180 30,0 %

Lähden (SG Herzlake 1.841 18,7 %

9.855 9.343 - 5,2 %

2.925 31,3 %

SG Lathen 2.274 20,5 %

11.109 11.831 + 6,5 %

3.432 29,0 %

SG Neuenkirchen 1.502 14,5 %

10.368 9.072 - 12,5 %

2.377 26,2 %

SG Nordhümmling 1.956 16,0 %

12.205 11.534 - 5,5 %

3.079 26,7 %

SG Sögel 2.775 17,5 %

15.859 16.557 + 4,4 %

4.479 27,1 %

SG Werlte 2.414 15,0 %

16.050 16.788 + 4,6 %

3.677 21,9 %

Tab.6: Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in den Kooperationsge-meinden - Anteil der über 65-Jährigen im Jahr 2010 und prognostiziert für das Jahr 2030

Entsprechend der skizzierten unterschiedlichen Ausgangssituationen sind auch die damit verbundenen Stärken und Schwächen in Bezug auf das For-schungsfeld Nahversorgung heterogen ausgeprägt:

Leerstände und Umnutzungspotenziale in den Ortskernen bestimmen in den Regionen der Wesermarsch und des südlichen Niedersachsens die Siedlungsentwicklung und damit in vielen Fällen das teils historische Orts-

Quelle: NBank Bevölkerungsprognose des NIW, Basisjahr 2010, eigene Berechnungen

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bild; neben negativen Auswirkungen im Hinblick auf Verödung der Orts-kerne und Verlust an Zentralität bedeutet dies auch ein hohes Potenzial an Flächen und Gebäuden für Neuentwicklungen und große Handlungsspiel-räume für die Innenentwicklung. Die Orte im Emsland sind aufgrund meist hoher Nachfrage und der bewussten Steuerung innerörtlicher Entwicklun-gen derzeit nicht von Leerständen bedroht.

Das Thema Siedlungsentwicklung wird in den Kommunen sehr unterschied-lich angegangen, Ortsrand/„grüne Wiese“ oder Ortskern/Innenstadt sind die Alternativen bzw. Konkurrenzen zwischen denen entschieden wurde und wird. Neue Wohnkonzepte für die Ortskerne sind noch die Ausnahme, Konkurrenzen durch preiswerte Lagen der eigenen Gemeinde machen al-ternative Lösungen oft schwierig. Eine Konzentration auf die Entwicklung in zentralen Orten mit Infrastruktureinrichtungen findet nur in den Kom-munen statt, die bereits Schrumpfungsprozesse begleiten. Die Nachfrage nach Wohnraum und Bauland variiert in den Kooperationsgemeinden er-heblich; in den meisten Fällen ist kein Wachstum mehr zu erwarten, d.h. Entwicklung findet nur aus sich heraus statt. Die Chance zur inneren Erneu-erung wird aber nur in wenigen Fällen ergriffen. Eine hohe Nachfrage wie in den emsländischen Kommunen entsteht oft aufgrund niedriger Preise. Ein Bedarf an besonderen Wohnformen wird zwar generell festgestellt, je-doch noch kaum umgesetzt.

Die in Tab. 6 aufgezeigte natürliche Bevölkerungsentwicklung ist in den meisten Kommunen geprägt von rückläufigen EinwohnerInnenzahlen. Bezogen auf die Nahversorgung muss aufgrund der Schrumpfung mit ei-ner abnehmenden Kaufkraft gerechnet werden; trotzdem kann durch den wachsenden Anteil älterer, ggf. immobiler Menschen ein erhöhtes Poten-zial für den Einkauf am Ort angenommen werden, eine Chance, welche die HändlerInnen bereits heute bei ihren Planungen berücksichtigen sollten.

Zuwanderung birgt ebenfalls neue Chancen für ländliche Räume, um den Bevölkerungsrückgang zu reduzieren. In der Wesermarsch ist z.B. eine ver-stärkte (saisonale) Nachnutzung leer stehender Einfamilienhäuser durch Alters(zweit)wohnsitze zu verzeichnen, im Emsland sind es erhebliche Zuwanderungen von Menschen mit Migrationshintergrund aus dem ost-europäischen Ausland. Beide Entwicklungen sind verbunden mit einer er-höhten Integrationsanforderung an die Bevölkerung und die HändlerInnen in den Dörfern. Die Begrüßungskultur der Kommunen sollte sich entspre-chend anpassen und u.a. die Wichtigkeit der Vereine ins Bewusstsein der NeubürgerInnen bringen.

Die Arbeitsplatzentwicklung gestaltet die Basis der Versorgungssituation in den ländlichen Kommunen mit, da Arbeitsplatzabbau eine Abwande-rung der Bevölkerung nach sich ziehen und neue Arbeitsplätze für eine Kommune Zuwanderung und Kaufkraftverbesserung bedeuten können. Der Zusammenhang von Wohnen, Arbeiten und Versorgen auf dem Land wird hier besonders deutlich und sollte von den Kommunen durch ent-sprechende Angebote gestärkt werden. Die Erwerbsbeteiligung von Frau-en variiert in den Kooperationsgemeinden zwischen 30,1% in Bunde und 51,7% in Katlenburg-Lindau, was hier durch eine überregional bedeutsame Forschungseinrichtung begründet war, die mittlerweile geschlossen wur-de. Der niedersächsische Durchschnitt von 45,4% wird somit teils über- und teils unterschritten; eine überdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung, spricht auch für ein hohes Potenzial an Unternehmerinnen am Ort; unter-durchschnittlich kann ggf. eine stille Reserve gegen den Fachkräftemangel bedeuten.

Raum- und Siedlungsstruktur sowie demographische Entwicklung bergen sehr unterschiedliche Herausforderungen und Potenziale für die Kommu-

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nen und haben deutliche Konsequenzen auf die derzeitige Situation sowie die zukünftige Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel.

3.2.2StrukturundEntwicklungdesLebensmitteleinzelhandels

Insgesamt wurden im Rahmen der Bestandsaufnahmen vor Ort die Ver-sorgungseinrichtungen in 120 Ortsteilen in Augenschein genommen. 251 Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen wurden dabei erfasst, die in den Orten die „erweiterte Nahversorgung“13 anbieten (s. Abb.5). Verstärkt werden die stationären Versorgungseinrichtungen von mobilen Einzel-händlerInnen und von Wochenmärkten.

Abb.5: Verteilung der stationären Versorgungseinrichtungen nach Markt-formen

Die Situation zeigt sich zusammengefasst wie folgt: Ein Großteil der Ver-sorgung in den Kooperationsgemeinden wird heute durch Bäckereien mit einem Zusatzangebot an Lebensmitteln gewährleistet, sie machen mit 99 Betrieben fast 40 % der Versorgungseinrichtungen aus. Ebenfalls eine wichtige Rolle übernehmen Fleischereien und kleinere Nahversorger, die zusammen weitere 30 % der Versorgungseinrichtungen ausmachen. Erst danach folgen die Discounter und Verbrauchermärkte mit je 26 bzw. 27 Standorten (zusammen 21 %) in den untersuchten Gemeinden. Durch ihr großes Angebot und ihre meist verkehrsgünstige Lage versorgen diese je-doch einen deutlich größeren Einzugsbereich als die vorgenannten meist wohnortnahen Anbieter. Kioske, Bioläden, Ab-Hof-Verkäufe und auch Tankstellenshops übernehmen nur einen geringen Teil der Nahversorgung in den untersuchten ländlichen Räumen.

Noch ist die tägliche Versorgung in den zentralen Orten möglich; dies kann als positive Ausgangslage für den ansässigen Einzelhandel gewertet wer-den, sofern man von einer Kaufkraftbindung im Ort ausgeht. Teilweise fehlt in der Wesermarsch der Hard-Discounter, so dass die Bevölkerung für den Wocheneinkauf in die nächstgelegene Stadt fährt. Die Struktur des Einzelhandels im Landkreis Northeim beschränkt sich vielerorts auf grö-ßere Agglomerationen an autoaffinen Standorten. Das Einkaufen auf dem

13 Eine „erweiterte Nahversorgung“ bezieht Verbrauchermärkte, Supermärkte, Dis-counter, Dorfläden, Hofläden, Spezialitätengeschäfte, das Lebensmittelhandwerk, mobile Versorger sowie Wochenmärkte mit ein, sofern sie eine Grundversorgung an Nahrungsmittel bereitstellen. Alle dazu zählenden Lebensmitteleinzelhandelseinrich-tungen bilden die Basis für die Bestandsaufnahmen, Analysen und Befragungen im Rahmen der Forschungsarbeit.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Verbrauchermärkte

Discounter

Nahversorger

Fleischereien

Bäckereien

Spezialitäten

Kioske

Bioläden

Tankstellenshops

Ab-Hof-Verkauf

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Weg, zum Beispiel zur Arbeit oder zu anderen Aktivitäten, ist hier sowohl für die Bevölkerung als auch für Vorbeifahrende komfortabel, jedoch für mobilitätseingeschränkte Personen beschwerlich. Die weitläufige Sied-lungsstruktur im Emsland macht großflächige Entwicklungen häufig auch innerorts möglich und hält die Kundschaft dadurch am Ort.

Eine stationäre Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen ist in der We-sermarsch nicht mehr optimal, im Landkreis Northeim häufig gar nicht mehr gegeben. Zwar sind alt eingesessene Standorte hier teils noch vor-handen und gut etabliert, jedoch treten Nachfolgeprobleme bereits deut-lich zutage. Fehlende Dienstleistungsorientierung und Managementfä-higkeit der InhaberInnen tragen hier zum Niedergang der Nahversorgung bei. Potenziale für Hofläden und mobile Dienste sind groß und werden besonders im südlichen Niedersachsen u.a. von einem Rollenden Super-markt bereits bedient. Soziale Treffpunkte gehen damit jedoch mehr und mehr verloren. Der entlang der Küste Niedersachsens starke Tourismus gilt hingegen als Garant für den Erhalt eines modernen Einzelhandels und stärkt somit die Lebensqualität besonders in den Küstenorten. Die statio-näre Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen des Emslandes kann als optimal bezeichnet werden, Lebensmittel mit Frischwaren, Bäckerei und Café werden möglichst kompakt an einem Ort angeboten und von der Bevölkerung bewusst angenommen. Eine besondere Bedeutung kommt dem Nahversorger als Kommunikationsort zu, denn die Menschen treffen sich zufällig beim Einkauf, d.h. Nahversorger geben Raum für soziales Le-ben, das in den ländlichen Ortsteilen sonst oftmals nur noch organisiert stattfindet. Teilweise wird die Deckung des Lebensmittelbedarfs vor Ort weitgehend durch mobile Anbieter sichergestellt. Zusätzlich bieten Ab-Hof-Verkaufsstellen und Hofläden sowie Wochenmärkte eine erweiterte Nahversorgung. Liefer- und Bestellservices der ansässigen Geschäfte ver-vollständigen in allen Kooperationsgemeinden die Angebote, der Service gilt jedoch meistens als ausbaufähig.

Aus Gesprächen mit ausgewählten selbstständigen Lebensmitteleinzel-händlerInnen in den Kooperationsgemeinden wurde deutlich, dass die Faktoren für deren Erfolg in kleineren Ortschaften des ländlichen Raums v. a. die Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeit im Ort und die be-wusste Unterstützung durch die ansässige Bevölkerung (Einkauf vor Ort) sowie das Fehlen von Wettbewerbern im engeren Umkreis sind. Die Stra-tegien, die von den einzelnen HändlerInnen verfolgt werden, um für die KundInnen attraktiv zu sein, sind vielfältig und reichen von der Integration verschiedenster Zusatzleistungen (z.B. Post), längeren Öffnungszeiten und individuellen Bestellungen auf KundInnenwunsch bis hin zur Belieferung kleiner Filialen durch ein Hauptgeschäft oder mobilen Angeboten ohne festes Ladenlokal. Häufige Probleme kleiner Geschäfte sind Platzmangel und dadurch bedingt eine geringe Sortimentstiefe. Ein oftmals gewünsch-tes Einkaufserlebnis kann unter diesen Rahmenbedingungen nicht in ver-gleichbarer Weise wie in größeren Super- oder Verbrauchermärkten gebo-ten werden. Hinzu kommt, dass die Konditionen für den Warenbezug bei geringem Umsatz und damit kleinen Bestellmengen ungünstiger sind und die erhöhten Kosten über den Preis an die KundInnen weitergegeben wer-den müssen, was wiederum die Attraktivität für die KundInnen reduziert.

Die großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels stellen an neue oder zu übernehmende Standorte i.d.R. Mindestanforderungen hinsicht-lich des KundInnenpotenzials im Einzugsgebiet, der Verkaufsfläche und weiterer Parameter. Allerdings gibt es auch kleinere, inhabergeführte Be-triebsformen, für die solche Standortanforderungen aufgeweicht werden können. Die Ansichten über erforderliche Mindestgrößen, die ein Betrieb

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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im Lebensmitteleinzelhandel benötigt, um langfristig tragfähig zu sein, sind bei den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich. Bei einigen ist Offen-heit hinsichtlich Nachnutzungen und Erweiterungen bestehender Struktu-ren statt Neuentwicklungen ebenso vorhanden wie Interesse an zentralen Lagen. EDEKAs Motto: „Nähe schlägt Größe“ verspricht ebenso wie die mittlerweile hohe Bedeutung von Convenience und Frische neue Chancen für kleine qualitätsvolle Nahversorger auch in ländlichen Räumen.

3.2.3 GovernanceundBeteiligungskultur

Im Rahmen der Interviews mit den Bürgermeistern und sonstigen Vertre-tern der Kommunalverwaltungen sowie mit den EinzelhändlerInnen in aus-gewählten Orten wurden neben Einschätzungen zur Versorgungssituation auch Fragen zum Zusammenspiel der auf die Nahversorgung einwirkenden AkteurInnen gestellt.

Besonders die Kommunen in der Wesermarsch zeichnen sich demgemäß traditionell durch ein hohes Maß an Beteiligungskultur innerhalb der Be-völkerung aus. Bürgervereine prägen hier eine engagierte Bevölkerung be-sonders in den ländlichen Ortsteilen, engagierte Landfrauen gelten darüber hinaus als großes Potenzial. Teilweise können sogar Genossenschaftsgrün-dungen darauf aufbauen. Im südlichen Niedersachsen und im Landkreis Osnabrück zeigen aktuelle Beispiele der BürgerInnenbeteiligung eine po-sitive Resonanz mit zukunftsweisenden Ergebnissen. Das Bewusstsein der Bevölkerung für den Erhalt und die Stärkung ihrer Nahversorgung entsteht jedoch kaum ohne Leidensdruck und eher in der Fläche als in den (Klein)Städten. Eine entsprechende Aktivierung durch die Kommune ist sinnvoll und erforderlich. Nachbarschaftshilfe entschärft Problemlagen und unter-stützt den Zusammenhalt und das Bewusstsein der Bevölkerung zusätzlich. Positive Erfahrungen zur Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung wur-den insbesondere im südlichen Niedersachsen bei Leitbildprozessen und Zukunftswerkstätten gemacht, darüber hinaus werden Potenziale in einer positiven Pressearbeit sowie in Befragungen und Imagekampagnen gese-hen, die jedoch noch nicht ausreichend vorangebracht wurden.

Das Verhältnis zwischen Politik / Verwaltung und Unternehmen erscheint auch in Bezug auf die Versorgungssituation von besonderer Bedeutung, kurze Dienstwege und interessierte Bürgermeister unterstützen die Zu-sammenarbeit der AkteurInnen. Planungsprozesse gelten in Hardegsen und Neuenkirchen als gute Basis für BürgerInnenbeteiligung und das Ein-beziehen von Schlüsselpersonen. Die Schaffung planerischer Vorausset-zungen unter Einbezug der Bevölkerung und der ansässigen Unternehmen gilt als Erfolg versprechende Steuerungsmöglichkeit aus Sicht aller beteilig-ten Kommunen. Zusammenschlüsse von Gewerbetreibenden in Form von Gewerbevereinen oder Standortgemeinschaften können die Arbeit der Verwaltung vorteilhaft unterstützen, allerdings sind diese in den Koopera-tionsgemeinden mal mehr mal weniger aktiv. Kommunikationsprobleme mit und zwischen den Gewerbetreibenden werden dafür häufig als Grund benannt. Besonders in den Samtgemeinden des LK Emsland gelten Runde Tische mit den Gewerbetreibenden als Garant für erzielbare Kompromis-se. Eine ständige Kommunikation mit den ansässigen UnternehmerInnen findet eher auf Ortsteilebene statt.

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3.2.4 MobilitätsverhaltenundpotenzielleErreichbarkeit

Parallel zur Analyse der Ausgangssituationen durch Bestandsaufnahmen und Interviews wurden auf Basis von Geoinformationsdaten die zurück-zulegenden Wegeentfernungen von den Wohnstandorten zum jeweils nächstgelegenen Versorgungsstandort ausgewertet, um potenzielle Er-reichbarkeiten aufzeigen zu können. Weite Wege und der Bedarf nach (Auto-)Mobilität im Versorgungsalltag, wie sie durch die Interviews mit den Kooperationspartnern vermittelt wurde, konnten dadurch nur in Tei-len belegt werden; max. 32,5% der Bevölkerung (in Jade und Hardegsen) muss über 2.500m bis zur nächstgelegenen Nahversorgungsmöglichkeit fahren.

Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf deren Erreich-barkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung wer-den in der nachfolgenden Tab.7 die durchschnittlichen Wegeentfernungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anhand der Tabelle können alle drei Untersuchungsregionen zusammengefasst miteinander verglichen werden. Es ist zu erkennen, dass mit rund 11,6% der Anteil der Gebäude, welche mehr als 2,5 km von einer Einrichtung der “erweiterten Nahversor-gung” entfernt liegen, in den Kooperationsgemeinden des Emslandes am geringsten, mit 22,5% in den Kooperationsgemeinden der Wesermarsch im Durchschnitt am höchsten ausfällt.

In der Wesermarsch wohnt demnach nur ein Viertel der Bevölkerung höchstens 500m von einer Nahversorgungseinrichtung entfernt. Im kom-pakter strukturierten südlichen Niedersachsen (LK Northeim) wohnt in der Summe fast 40% der Bevölkerung im Umkreis von 500m zu einer Versor-gungseinrichtung. Trotz der weitläufigen Siedlungsstrukturen im Emsland zeigen sich die realen Entfernungen hier nicht entsprechend groß, da noch ein vergleichsweise enges Netz an Versorgungseinrichtungen vorhanden ist.

Betrachtet man den Sachverhalt auf der Gemeindeebene differenziert sich das Bild weiter; je nach Lage der Versorgungseinrichtung in der Gemeinde wird deutlich, in welcher Entfernung zu den Einkaufsstätten die Menschen im Einzelnen wohnen. Exemplarisch kann dies an zwei sehr unterschied-lich strukturierten Situationen verdeutlicht werden - in der Wesermarsch anhand der Gemeinde Jade (5.800 Ew.) und im südlichen Niedersachsen anhand der Stadt Moringen (7.130 Ew.).

Die potenzielle Erreichbarkeit einer Versorgungseinrichtung für den tägli-chen Bedarf liegt in der weitläufigen Gemeinde Jade mit einer Reihe von Einzelgehöften in Bauernschaften für lediglich 21% der Bevölkerung bei unter 500 m und für 32,5% bei über 2.500 m. In der kompakteren Stadt Moringen mit ihren 9 Stadtteilen liegen lediglich 7% der Gebäude außer-halb des 2,5 km-Erreichbarkeitsradius, 37,7% liegen, trotz eines fehlenden Versorgers in der Innenstadt von Moringen, weniger als 500 m von einer Versorgungseinrichtung entfernt.

Der Versorgungsalltag ist, trotz der unterschiedlichen Siedlungs- und Ver-sorgungsstrukturen, in allen untersuchten Regionen von einer hohen Au-tomobilität geprägt. Die einseitige Ausrichtung auf den Individualverkehr mit dem (eigenen) Pkw unterstützt den Kaufkraftabfluss in Nachbarkom-munen und erschwert die Zukunftsfähigkeit traditioneller Einzelhandels-strukturen in kleineren Ortslagen ohne Parkplatzangebot.

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Tab.7: Anteil der EinwohnerInnen / Gebäude je Entfernungsklasse in % (kumuliert) (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung)14

Kooperations- gemeinden im

LK Wesermarsch

Kooperations- gemeinden im

LK Emsland

Kooperations- gemeinden im LK Northeim

< 100m 4,2 % 3,1 % 5,9 %100 bis < 300m

8,85 % (13,0 %)

11,4 % (14,5 %)

16,9 % (22,8 %)

300 bis < 500m

13,45 % (26,5 %)

16,7 % (31,3 %)

15,4 % (38,3 %)

500 bis < 1000m

28 % (54,5 %)

32,2 % (63,5 %)

28,4 % (66,6 %)

1000 bis < 2500m

23 % (77,5 %)

24,9 % (88,4 %)

17,7 % (84,3 %)

> 2500m 22,5 % (100 %)

11,6 % (100 %)

15,7 % (100 %)

Bevölke-rungszahl gesamt

32.250 (Ø 61 Ew/km²)

64.600 (Ø 70 Ew/km²)

20.400 (Ø 121 Ew/km²)

Abb.6: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungs-einrichtungen am Beispiel Moringen

Weite Wege zur täglichen Versorgung werden in Kauf genommen, denn viele Haushalte erledigen ihre Einkäufe unterwegs zwischen Wohnort und Arbeitsstätte; schwierig wird die tägliche Versorgung damit für die mobi-litätseingeschränkten Bevölkerungsgruppen (alte Menschen, Menschen mit Behinderungen sowie unter 18-Jährige u.a. ohne Führerschein). Ein

14 Bevölkerungszahl gesamt = Eigene Berechnungen je Gebäude (ohne Mittelzentren) auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten.

Quelle: eigene Berechnungen aufGrundlage der Bestandsaufnahme

Fredelsloh

Moringen

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selbstständiges Leben bis ins hohe Alter wird so zumindest in Frage ge-stellt, die Abhängigkeit von sozialen Netzen oder dezentral organisierten Versorgungsstrukturen erhöht.

Eine gute Erreichbarkeit innerorts ermöglicht hingegen einen stärkeren Fuß- und Radverkehr und begünstigt damit auch die zentralen Ortslagen. Die Bereitschaft zur Nutzung anderer Verkehrsmittel ist vor allem bei Älte-ren und TouristInnen vorhanden, in der übrigen Bevölkerung nur geringfü-gig. Insbesondere der ÖPNV schafft derzeit noch keine Alternative, da er meist mit dem SchülerInnenverkehr verknüpft ist und dadurch keine aus-reichende Flexibilität gewährleistet.

Abb.7: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungs-einrichtungen am Beispiel Jade

3.2.5 StärkenundSchwächenimÜberblick-einZwischenfazit

Bei den Stärken und Schwächen der einzelnen Ausgangssituationen wur-de, wie bereits erwähnt, besonderes Augenmerk auf die Versorgungsqua-lität in den sowohl räumlich als auch prozessbezogen sehr unterschiedlich aufgestellten Gemeinden sowie auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) gelegt.

Im Zusammenhang mit der Versorgungssituation wurden die drei Themen-felder Siedlungsstruktur und verkehrliche Anbindung, Versorgungseinrich-tungen und deren Erreichbarkeit sowie Bevölkerungsstruktur und -ent-

Schweiburg

Augusthausen

Jaderberg

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wicklung in Beziehung zueinander gesetzt15, um deren Wechselwirkungen nachzuweisen. Folgende Einflussfaktoren wurden erkennbar:

- Positive Einflussfaktoren: kompakte Siedlungsstruktur, grundzentrale Funktion, Schulstandort, günstige Bodenpreise, verkehrsgünstige Lage, gute Erreichbarkeit, Barrierefreiheit der Läden, Bäckereien als Basis für erweiterte Nahversorgungsangebote, regionale AnbieterInnen, mobile Versorgungsangebote, Wochenmärkte, Raiffeisen-Märkte als Potenzi-al, keine Wettbewerber im engeren Umkreis.

- Negative Einflussfaktoren: unzureichende Anbindung der Ortsteile an den zentralen Ort, Ladenleerstände und mangelnde gestalterische Qualität der Ort(skern)e, fehlende Serviceangebote, Rückgang der Sor-timentsvielfalt und -qualität, Platzmangel in den Geschäften, fehlende Spezialisierung, Konkurrenz durch autoaffine Agglomerationen an den Ortsrändern, wenig Hofläden, Rückgang der Bevölkerung.

Das Zusammenspiel der AkteurInnen wurde nach den Themenfeldern Kommunikationskultur Gemeinde, Beteiligungsverhalten Bevölkerung und Kooperationsbereitschaft Unternehmen betrachtet. Dabei haben sich fol-gende Einflussfaktoren als relevant herausgestellt:

- Positive Einflussfaktoren: optimistische Einstellung der AkteurInnen trotz schwieriger Rahmenbedingungen, aktive Stärkung der Ortskerne, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unterneh-men, zielgruppenorientierter (z.B. altengerechter) Wohnungsbau in den Ortskernen (= Kundschaft und Belebung), Ansätze von Nachbar-schaftshilfe – Junge versorgen Alte mit, Treffpunkt Laden, Tourismus als Basis für Kundschaft, Bürgervereine, Arbeitskreise, engagierte Schlüs-selpersonen, überörtliche Netzwerke, Verankerung der HändlerInnen-persönlichkeiten im Ort.

- Negative Einflussfaktoren: zentralisierte Entscheidungsstrukturen, Steuerung nur durch formelle Verfahren, Nachfolgeprobleme, fehlen-des Bewusstsein der Bevölkerung für die Notwendigkeit der Unterstüt-zung des örtlichen Handels, Einkaufen auf dem (Arbeits-)Weg, fehlende Unterstützung von Initiativen, geringe Flexibilität der Unternehmen.

Um die Bewertung der Stärken und Schwächen der Nahversorgung in den Untersuchungsgebieten möglichst systematisch vornehmen zu können, wurden die Ergebnisse zu den beiden zentralen Einflussfaktoren Versor-gungsqualität und Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) in eine Matrix eingeordnet (s. Abb.8).

Die Ergebnisse reichen bei dem Zusammenspiel der AkteurInnen in den Kooperationsgemeinden von fast nur „sporadisch und unverbindlich“ bis hin zu nahezu „intensiv und zielorientiert“; der ungünstigste anzunehmen-de Fall mit einer völligen Unverbindlichkeit ist in den untersuchten (Samt) Gemeinden nicht feststellbar, ebenso auch kein deutlich zielorientiertes Zusammenspiel. Die Versorgungslage bildet sich von „noch gut“ bis „viel-fältig“ ab. Die Kooperationsgemeinden lassen sich auf der Grundlage der bisher erzielten Ergebnisse wie folgt einordnen:

Die im Sommer 2012 durchgeführte Erhebung zeigt eine breite Streuung, die als Ausgangslage für die Weiterentwicklung des Forschungsprojektes

15 Die Siedlungsstruktur setzt sich dabei zusammen aus: Siedlungsform, Entfernung der Wohnorte zum Grundzentrum, Verkehrsanbindung / Infrastruktur und Einzugsgebiete. Die Bevölkerungsstruktur und -entwicklung wird bestimmt von der EinwohnerIn-nenzahl und -prognose, der EinwohnerInnendichte (EW/km²), dem Altersaufbau der Bevölkerung sowie der Anzahl der Arbeitsplätze und dem PendlerInnensaldo.

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Abb.8: Matrix - Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse

positiv zu bewerten war. Wenn auch fast alle Gemeinden die Nahversor-gung noch mehr oder weniger zufriedenstellend sichern können, zeichne-ten sich doch deutliche Schwächen mit unterschiedlich großen Herausfor-derungen bei der Versorgungslage ab, für die es im zweiten Schritt des Forschungsprojektes Strategien und Lösungsansätze zu finden galt. Ein deutschlandweites Benchmarking half dabei, gute Beispiele der Nahver-sorgung auf dem Land zu erfassen, erfolgreiche Prozesse und Projekte ken-nen zu lernen und auf deren Übertragbarkeit hinsichtlich der Möglichkei-ten in den Untersuchungsgebieten einzuschätzen.

In der zweiten Phase der Forschungsarbeit wurden die Stärken und Schwä-chen, die im Rahmen von Bestandsaufnahmen und Interviews herausge-funden worden waren, durch die Einbindung der Bevölkerung in Form von Haushaltsbefragungen untermauert und teils relativiert.

3.2.6 EinkaufsverhaltenundZufriedenheitderBevölkerung

Ziel der Haushaltsbefragung war es, das Einkaufsverhalten und die Be-darfslagen der lokalen Bevölkerung zu erfassen, um somit Hinweise für die Gestaltung zukunftsfähiger Nahversorgungskonzepte zu erhalten. Dazu wurden Haushalte in sechs ausgewählten Kooperationsgemeinden über ihr Einkaufsverhalten befragt. Wichtig war es dafür Informationen zu den Einkaufszeiten und zu den bevorzugten Einkaufsstätten zu erfassen, gleichzeitig waren die am häufigsten genutzten Verkehrsmittel von Inter-esse sowie die Entfernungen, die zum Einkaufen zurückgelegt werden und ob Hilfe zum Erreichen der Einkaufsstätte in Anspruch genommen werden muss. Eine Abfrage der Beurteilung der heutigen Versorgungssituation gibt Auskunft über die Zufriedenheit der Menschen mit dem vorhandenen Angebot. Um Wünsche und Ideen für eine zukunftsfähige Nahversorgung zu erfahren, wurden diese zusammen mit der gewünschten Erreichbarkeit direkt und offen abgefragt. Zur Einschätzung einer Verwirklichung dieser Wünsche und Ideen wurde darüber hinaus die Bereitschaft zu eigenem En-gagement und zu Änderungen im Einkaufsverhalten erfragt.

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Die Auswertung des Einkaufszeitpunktes zeigt, dass die meisten Menschen hierbei eine gewisse Flexibilität aufweisen. Es kann festgestellt werden, dass der Einkaufszeitpunkt vorrangig vom Alter und von der Erwerbstä-tigkeit beeinflusst wird. So bevorzugen ältere KonsumentInnen signifikant häufiger den Vormittag, jüngere KonsumentInnen und Erwerbstätige hin-gegen den Nachmittag bzw. den Samstag. Bei der Entwicklung von Maß-nahmen zur Verbesserung der Nahversorgung sollte daher auf eine Kon-vergenz von Öffnungszeiten und Zielgruppen geachtet werden. Das heißt, es sollte sichergestellt werden, dass mit den geplanten Öffnungszeiten auch die Personen erreicht werden können, die mit dem jeweiligen Kon-zept angesprochen werden sollen.

Die Auswertung der Verknüpfung des Einkaufs mit anderen Aktivitäten zeigt, dass mit rund 53% relativ viele Personen ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden. Je nach Gemeinde ist der Grund der Wegeverknüp-fung unterschiedlich ausgerichtet. In Werlte überwiegt der Weg zur Arbeit, in den anderen Gemeinden die Summe aus Freizeit-, Arzt- und Begleitwe-gen (s. Abb.9). Hierbei kann die Annahme, dass jüngere und berufstätige Personen signifikant häufiger ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbin-den, bestätigt werden. Dabei ist der Weg zur Arbeit, beziehungsweise von der Arbeit nach Hause, der häufigste Anlass, um Einkaufswege zu verknüp-fen. Ebenso kann festgehalten werden, dass Frauen häufiger den Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden. Unterschiede zu den Männern sind besonders in Verbindung mit Arztbesuchen und Begleitwegen signifikant.

Abb.9: Verknüpfungen von Einkaufswegen mit regelmäßigen Aktivitäten

Die Auswertung der präferierten Marktform zeigt, dass für den Einkauf überwiegend der Supermarkt (einschl. Nahversorger) und der Discounter aufgesucht werden (s. Abb.10). Das Lebensmittelhandwerk übernimmt ebenfalls einen bedeutenden Teil der Nahversorgung auf dem Land, in den befragten Haushalten wurden dort zwischen 10% (Butjadingen) und 20% (Katlenburg-Lindau) der Einkäufe getätigt. Die Auswertung des Einkaufsortes zeigt darüber hinaus, dass Brot und Backwaren zu einem hohen Anteil am Wohnort, Fleisch und Wurstwaren hingegen zu 50% auch außerhalb und damit auch in Supermärkten oder Discountern einge-kauft werden. Obst und Gemüse, Molkereiprodukte, andere Lebensmittel sowie Haushalts- und Körperpflegeprodukte werden tendenziell häufiger außerhalb des eigenen Wohnortes bezogen, da diese an weniger Standor-ten angeboten werden.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Werlte

Stadland

Moringen

Katlenburg-Lindau

Butjadingen

Bunde

Freizeit Arzt Begleitwege Arbeit

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Abb.10: Vorwiegend aufgesuchte Einkaufsstätten des täglichen Bedarfs nach Marktformen

Die Auswertung der zum Einkauf genutzten Verkehrsmittel zeigt, dass das Auto in allen Untersuchungsgemeinden als mit Abstand wichtigstes Ver-kehrsmittel gilt, insbesondere wenn weite Wege zur Einkaufsstätte zurück-gelegt werden (s. Abb.11). Allerdings spielen auch das Fahrrad und der Fuß-weg für den Einkauf eine Rolle, insbesondere bei geringeren Entfernungen zur Einkaufsstätte. Hierbei wurde für Frauen und Männer ein ähnliches Er-gebnis ausgewertet. Die Verwendung des Autos nimmt mit zunehmendem Alter der Befragten signifikant ab, wohingegen das Fahrradfahren und der Fußweg zunehmen. Der ÖPNV spielt eine sehr untergeordnete Rolle und wird wenn überhaupt von der Generation 60+ zum Einkauf genutzt. Die Verfügbarkeit des ÖPNV wird in allen Untersuchungsgemeinden negativ beurteilt. Nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung ist überhaupt in der Lage, diesen zu nutzen, was dem unzureichend ausgebauten Streckennetz sowie dem unregelmäßigen meist auf den Schulbetrieb ausgerichteten An-gebot zuzuschreiben ist.

Abb.11: Verkehrsmittelwahl zur Einkaufsstätte

Für die untersuchten Regionen ergeben sich stark unterschiedliche Werte hinsichtlich der gelebten Nachbarschaftshilfe. Durchschnittlich 5,6% der Befragten nehmen ihre MitbürgerInnen zum Einkaufen mit, 10,1% über-nehmen Einkäufe für andere Personen. Aus den Antworten geht hervor, dass es insbesondere ältere Personen sind, die zum Einkauf mitgenommen

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Werlte

Stadland

Moringen

Katlenburg-Lindau

Butjadingen

Bunde

Auto Fahrrad Zu Fuß Bahn Bus Rufbus

Supermarkt Discounter Drogerie

Werlte

Stadland

Moringen

Katlenburg-Lindau

Butjadingen

Bunde

Lieferdienst Lebensmittelhandwerk online

Wochenmarkt Mobile Versorger

Hofladen

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werden (fast 50% sind älter als 75 Jahre). Die Annahmen, dass Personen, welche anderen im täglichen Leben helfen, auch sonst eher bereit sind, sich für den Erhalt der Nahversorgung zu engagieren, bestätigten sich. So zeigten sich für die Befragten, die Nachbarschaftshilfe leisten, signifikant höhere Werte bei der Bereitschaft, sich auch politisch, finanziell oder in Form von eigener Arbeit für einen Lebensmittelladen am Wohnort zu en-gagieren.

Die Haushalte sind gefragt worden, wie zufrieden sie mit der Einkaufssi-tuation in ihrem Ort sind. Anhand von neun Kriterien wurde die Zufrie-denheit ermittelt. Die neun Kriterien waren Erreichbarkeit und Größe der Einkaufsstätte, Preisniveau, Vielfalt des Angebots, Vorhandensein von Markenprodukten, Vorhandensein von regionalen Produkten, Öffnungs-zeiten, Personal und Aufenthaltsqualität. Als Antworten standen den be-fragten Personen fünf Möglichkeiten von “sehr schlecht” über „schlecht” und “mittel” bis hin zu “gut” und “sehr gut” zur Auswahl.

Anhand der Abb. 12 zeigt sich, dass die Mehrheit der befragten Haushalte die jeweiligen Kriterien, mit Ausnahme des Kriteriums Preisniveau, im Mit-tel mit „gut“ bewertet hat. Das Kriterium des Preisniveaus wurde von der Mehrheit der befragten Haushalte hingegen mit „mittel“ bewertet. Eine vergleichsweise schlechtere Bewertung erhält des Weiteren das Kriterium der regionalen Produkte, welche zwar auch von der Mehrheit der befrag-ten Haushalte mit „gut“ (39%), allerdings fast von ebenso vielen Haushal-ten mit „mittel“ (35%) und von verhältnismäßig vielen Haushalten sogar als „schlecht“ (15%) bewertet wurde.

Abb.12: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung im Überblick – Anteil Haushalte in %

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels stellte sich die Frage, inwieweit die (Un)-Zufriedenheit mit den Kriterien der Nahversorgung vom Alter der befragten Personen abhängt. Hierzu wurde eine binär-logistische Regression16 durchgeführt, welche die Wahrscheinlichkeit einer Bewer-tung von „schlecht“ oder „sehr schlecht“ in Abhängigkeit des Alters be-rechnet. Die Analyse ergibt, dass die Wahrscheinlichkeit einer schlechten Bewertung des Kriteriums der Erreichbarkeit signifikant mit dem Alter der befragten Person zunimmt. Des Weiteren ist zu erkennen, dass die Wahr-scheinlichkeit einer schlechten Bewertung des Kriteriums der Größe der Einkaufsstätte sowie des Kriteriums der Vielfalt mit dem Alter der befrag-

16 Das Ziel der binär-logistischen Regression ist die Schätzung der Parameter (Koeffizien-ten) ßj der unabhängigen Variable xj, mit denen diese auf die Eintrittswahrscheinlich-keit der Ausprägung der abhängigen Variable yk einwirken.“(Rohrlack 2009).

sehr schlecht schlecht mittel gut sehr gut

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ten Person signifikant abnimmt. Daraus kann geschlossen werden, dass ältere KonsumentInnen die Erreichbarkeit der Einkaufsstätte schlechter bewerten als jüngere KonsumentInnen. Jüngere KonsumentInnen hinge-gen bewerten die Vielfalt des Angebotes schlechter als ältere Konsumen-tInnen. Da die Gruppe der Älteren im Zuge des demographischen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnen wird, sollte über Anpassungsschritte bei der Erreichbarkeit der Nahversorgung nachgedacht werden. Die Jün-geren spielen allerdings für die Zukunftschancen eine große Rolle, sodass auch die Größe und insbesondere die Vielfalt des Angebotes nicht außer Acht gelassen werden sollten. In einem weiteren Schritt wurden die Haus-halte gefragt, welche der genannten neun Kriterien, die drei wichtigsten Kriterien für die Bewertung der Nahversorgungsqualität darstellen. Trotz regional erkennbarer Unterschiede ist in Abb. 13 zu erkennen, dass insbe-sondere die Kriterien Erreichbarkeit, Preisniveau, Vielfalt des Angebotes und Öffnungszeiten die am häufigsten genannten Kriterien darstellen und diesen somit eine besondere Bedeutung zukommt.

Auch hier stellt sich die Frage, inwieweit die Wichtigkeit der einzelnen Kri-terien vom Alter der befragten Person abhängt. Hierzu wurde ebenfalls eine binär-logistische Regression durchgeführt, um zu ermitteln, inwie-weit die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Kriterium als wichtigs-tes Kriterium genannt wurde, vom Alter der befragten Person abhängig ist. Diese Analyse ergibt lediglich einen statistisch signifikanten Zusam-menhang in Bezug auf die Öffnungszeiten. Diesen Grund als wichtigsten Faktor anzugeben, nimmt mit zunehmendem Alter signifikant ab. Somit kann geschlossen werden, dass lange flexible Öffnungszeiten insbesonde-re für die jüngeren KonsumentInnen von Bedeutung sind. Zum Erreichen des Ziels, jüngere Bevölkerungsgruppen im ländlichen Raum zu halten, sollten flexible Öffnungszeiten, neben den generell wichtigen Faktoren der Erreichbarkeit, der Vielfalt und des Preises, Beachtung bei der Planung ei-ner Nahversorgungslösung finden. Bei einem Vergleich der Aussagen nach dem Geschlecht der Befragten, treten kaum signifikante Unterschiede auf, lediglich regionale Produkte sind Frauen mit 4,8% signifikant wichtiger als Männern mit nur 1,35%. Tendenzen sind bei der Erreichbarkeit und dem Preis zu erkennen; die Erreichbarkeit ist Männern mit 49,3% am wichtigs-ten (Frauen: 41,8%) und der Preis ist Frauen mit 23,6% wichtiger als den Männern mit 19,6%.

Abb.13: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung in denKooperationsgemeinden

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Werlte

Stadland

Moringen

Katlenburg-Lindau

Butjadingen

Bunde

Öffnungszeiten Personal Aufenthaltsqualität Kommunikation

Erreichbarkeit Größe der Einkaufsstätte Preis Vielfalt des Angebotes

Vorhandensein von Markenprodukten Vorhandensein von regionalen Produkten

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Abschließend wurde die Frage gestellt, wie wichtig den befragten Perso-nen die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion eines Nahversorgers ist. Hierbei konnte zwischen den Antworten „unwichtig“, „eher unwichtig“, „mittel“, „eher wichtig“ und „wichtig“ ausgewählt werden. Durch Aus-wertung der Frage konnte ermittelt werden, dass 39,8% die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ erachten. Auch hier werden regionale Unterschiede deutlich. So liegt der Anteil der Befragten, welche die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion der Ein-kaufsstätte als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ erachten, in Butjadingen mit 62,6% eher hoch, wohingegen der Anteil in Moringen mit 26,1% als niedrig bezeichnet werden muss. Ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen konnte nicht festgestellt werden.

Auch hier stellt sich die Frage, welchen Einfluss das Alter auf die Bewertung der Bedeutung der Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion hat. Eine durchgeführte binär-logistische Regression ergibt, dass die Wahrschein-lichkeit die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ anzusehen, mit zunehmendem Alter signifikant zunimmt. Daraus kann geschlossen werden, dass älteren KonsumentInnen die Treff-punkt- und Kommunikationsfunktion einer Einkaufsstätte wichtiger ist als jüngeren. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sollte die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion der Nahversorgung ausgebaut werden, da sie in einzelnen Regionen auch in der Gesamtbevölkerung auf großes Interesse stößt.

Die Auswertung der offen genannten Wünsche an die Nahversorgung las-sen sich in drei Stichpunkten zusammenfassen: neue Fachmärkte, besserer ÖPNV (Grundzentrum und ländliche Ortsteile) und neue Ärzte/Apotheken (ausschließlich in den ländlichen Ortsteilen).

Die Haushalte wurden zudem gefragt, in welcher Entfernung sie sich ihre Einkaufsstätte im Idealfall wünschen und welche Verkehrsmittel sie zum Einkauf nutzen wollen würden. Die hier ermittelten Ergebnisse konnten mit den Ergebnissen der Fragen, in welcher Entfernung die Einkaufstätte tatsächlich liegt und welche Verkehrsmittel tatsächlich genutzt werden, verglichen werden.

So ist in Abb.14.1 zu erkennen, dass sich in der Summe 74% der befragten Personen eine Einkaufstätte in einem Umkreis von 2km wünschen. Dieser Wunsch erfüllt sich allerdings nur für rund 43% der Befragten. Lediglich 7% der befragten Personen wünschen sich eine Einkaufstätte in einer Entfer-nung von mehr als 5km. Rund 36% der Befragten hingegen müssen derzeit mehr als 5km zu ihrer Einkaufsstätte überwinden. Wie bereits in Kapitel 3.2.4 beschrieben, benutzt der Großteil der Befragten das Auto für den Einkauf. Ein deutlich geringerer Anteil nutzt das Fahrrad oder geht zu Fuß. Betrachtet man die gewünschten Verkehrsmittel ist eine deutliche Ver-schiebung zu erkennen (s. Abb.14.2). Die Mehrheit der Befragten - und dabei insbesondere die Frauen - wünscht sich die Einkaufsstätte mit dem Fahrrad erreichen zu können (53%), gefolgt von dem Wunsch den Einkauf zu Fuß erledigen zu können (38,4%). Noch geringer ist der Wunsch, den Einkauf mit dem Auto zu erledigen (35,8%). Bus und Bahn sind zu vernach-lässigen.

Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss das Alter auf den Wunsch nach einem bestimmten Verkehrsmittel hat. Zur Berechnung dieses Zusammen-hangs wurde eine binär-logistische Regression durchgeführt. Als abhän-gige Variable wurde der Wunsch nach einem bestimmten Verkehrsmittel verwendet, als unabhängige Variable das Alter und eine zurzeit vorhande-ne hohe Entfernung zur Einkaufsstätte (>5 km) als Kontrollvariable.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Abb.14.1: Wunsch und Wirklichkeit bei Entfernungen zur täglichenEinkaufsstätte

Abb.14.2: Wunsch und Wirklichkeit bei der Verkehrsmittelwahl zur tägli-chen Einkaufsstätte

Es konnte ermittelt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto als Verkehrsmittel gewünscht wird, mit dem Alter signifikant abnimmt. Die Wahrscheinlichkeit, sich das Fahrrad als Verkehrsmittel zu wünschen, nimmt ebenfalls mit dem Alter signifikant ab. Der Wunsch nach einer zu Fuß erreichbaren Einkaufsmöglichkeit, nimmt mit zunehmendem Alter signifikant zu. Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sollte die fußläufige Erreichbarkeit bei der Konzeption einer zu-kunftsfähigen Nahversorgungslösung berücksichtigt werden.

Des Weiteren wurden die Haushalte gefragt, ob eine kombinierte Einkaufs-stätte, welche verschiedene Angebote und Dienstleistungen, wie z.B. Fri-seur, Bank, Post, medizinische Versorgung etc., mit dem Lebensmittelein-zelhandel verbindet, von Interesse wäre. Es konnte ermittelt werden, dass für durchschnittlich rund 60% der Befragten eine solche Einkaufsstätte von Interesse wäre. Auch hier konnten regionale Unterschiede ermittelt wer-den. So kann der Anteil in der Gemeinde Bunde mit 84,5% als deutlich über-durchschnittlich, der Anteil in Katlenburg-Lindau mit 49,3% hingegen als leicht unterdurchschnittlich angesehen werden. Eine Abhängigkeit vom Al-ter konnte dabei nicht festgestellt werden. Die Auswertung der Häufigkeit der heutigen Nutzung vorhandener Dienstleistungen in den Orten kann als

Wunsch

Zustand

Zu Fuß Fahrrad Auto Bus Bahn

Wunsch

Zustand

< 0,5 km 0,5 - 1 km 1 - 2 km 3 - 5 km 5 - 10 km > 10 km

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Hinweis auf den Bedarf nach bestimmten Nutzungen in einer kombinierten Einkaufsstätte gewertet werden. Hierbei zeigen sich deutliche Unterschie-de zwischen den verschiedenen Dienstleistungen. Am häufigsten wird in allen Untersuchungsgemeinden der Bankautomat genutzt. Bei allen ande-ren Dienstleistungen werden regionale Unterschiede deutlich (s. Abb.15). Beispielsweise in Stadland wird die Post signifikant überdurchschnittlich häufig genutzt, in Werlte signifikant unterdurchschnittlich. Vergleichswei-se häufig werden darüber hinaus Ärzte und Apotheken aufgesucht, aber auch Cafés und Restaurants sind den Menschen wichtig.

In einem weiteren Schritt wurden die Haushalte gefragt, ob sie zu einer An-passung des Einkaufsverhaltens bereit wären, wenn eine neue Nahversor-gungsmöglichkeit geschaffen würde und sich dadurch die Erreichbarkeit verbessern würde. Die deskriptive Analyse zeigt, dass 44% der befragten Personen dazu bereit wären. In den ländlichen Ortsteilen ist der Anteil mit rund 54% signifikant höher als in den Grundzentren mit rund 30%. Es zei-gen sich jedoch regionale Unterschiede, die auf die heutige Versorgungs-situation zurückzuführen sind. So liegt der Anteil der Personen, die ihr Ein-kaufsverhalten anpassen würden, in Bunde bei 62%, in Werlte hingegen nur bei 26%. Des Weiteren wurden die Personen gefragt, zu welcher Art der Anpassung sie bereit wären. Die Auswertung dieser Frage ergab, dass rund 80% der generell zur Anpassung bereiten Personen sich auf einge-schränkte Öffnungszeiten einstellen würden. Immerhin rund 58% würden ihre Konsumgewohnheiten anpassen, wohingegen lediglich 45% bereit wären, höhere Preise in Kauf zu nehmen. Die analytische Auswertung mit-tels einer binär-logistischen Regression ergibt keinen signifikanten Zusam-menhang zwischen dem Alter der befragten Person und der Bereitschaft, das Einkaufsverhalten anzupassen. Zukünftige Nahversorgungslösungen sollten somit insbesondere preisneutral gestaltet werden. Einschränkun-gen wären bei der Sortimentstiefe und den Öffnungszeiten möglich. Aller-dings sollte beachtet werden, dass die Vielfalt des Angebotes bereits heute von den jüngeren KonsumentInnen als tendenziell schlecht bewertet und flexible Öffnungszeiten als tendenziell wichtig erachtet werden.

Abb.15: Häufigkeit der Inanspruchnahme von Dienstleistungen

Abschließend wurden die Haushalte gefragt, ob sie für die Ansiedlung eines Nahversorgers in ihrem Wohnort zu eigenem Engagement bereit wären. Anhand von Abb.16 ist zu erkennen, dass im höchsten Fall 37% der befragten Personen (Stadland) dazu bereit wären, im geringsten Fall 8% (Moringen) - regionale Unterschiede werden somit deutlich. Ein sig-nifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen wurde dabei nicht festgestellt. Des Weiteren wurden die Personen, welche generell bereit wären, sich zu engagieren, gefragt, in welcher Weise sie sich engagieren

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Bunde

Butjadingen

Katlenburg-Lindau

Moringen

Stadland

Werlte

Insgesamt

Arzt

Apotheke

Bank (persönlich)

Bankautomat

Café/Restaurant

Post

Friseur

Verwaltung

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würden. Die Auswertung dieser Frage ergab, dass für eine Mehrheit von 52% vorstellbar ist, sich politisch zu engagieren. Lediglich 23% könnten sich ein finanzielles Engagement vorstellen, aber 44% wären bereit ihre eige-ne Arbeitskraft einzusetzen, davon würden sich 71% ehrenamtlich, nur 4% unternehmerisch einbringen wollen.

Die Wahrscheinlichkeit, sich engagieren zu wollen, nimmt erwartungsge-mäß mit zunehmendem Alter signifikant ab. Daraus kann geschlossen wer-den, dass insbesondere die jüngere Bevölkerung bereit wäre, sich für die Ansiedlung eines Nahversorgers im eigenen Wohnort zu engagieren.

Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung wurden zum einen auf Wandzei-tungen zusammengefasst (s. dazu Anlage 3: Ausstellungsband) präsentiert und zum anderen für die sechs Kooperationsgemeinden individuell ausge-wertet und verschickt.

3.2.7 ZusammenfassungundinterkommunalerVergleich

Die interviewbasierte vergleichende Auswertung der Stärken und Schwä-chen über alle Kooperationsgemeinden entlang der beiden Achsen „Ver-sorgungslage“ und „Zusammenspiel der AkteurInnen“ zeigte ebenso wie die Bestandsaufnahmen vor Ort ein heterogenes Bild. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung konnten dieses Bild für sechs Kommunen vervollstän-digen, aber nur i. T. bestätigen.

Abb.16: Anteil der Haushalte, die zu eigenem Engagement bereit wären (in %)

Vergleicht man die Untersuchungsergebnisse der Befragungen und der Bestandsaufnahmen, so wird deutlich, dass die Menschen in den Koopera-tionsgemeinden die Versorgungslage eher negativer bewerten als sie ge-mäß Bestandsaufnahme ist, denn die EinwohnerInnen akzeptieren nicht unbedingt das nächstgelegene Angebot, sondern fahren weiter als sie müssen! Zum Beispiel leben in Stadland fast 30% der Menschen in 500m Entfernung zur nächsten Versorgungseinrichtung, jedoch geben nur 8% an in 500m Entfernung ihren Einkauf zu erledigen. Gründe liegen in den Prio-ritäten, die die Menschen beim Einkauf setzen; Erreichbarkeit ist zwar ein wichtiges Kriterium, jedoch ist diese nicht gleichbedeutend mit Nähe, son-dern auch durch eine verkehrsgünstige Lage und gute Parkmöglichkeiten gegeben. Danach kommen sofort der Preis und die Vielfalt des Angebo-tes, beides kann häufig von den wohnortnahen Versorgungseinrichtungen nicht umfänglich gewährleistet werden.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Abb.17.1: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse aus Bestandsaufnahmen und Interviews

VersorgungslageBunde + Moringen 0Butjadingen + Stadland ++Katlenburg-Lindau + Werlte ++Zusammenspiel der AkteurInnenBunde - - Moringen 0Butjadingen + Stadland -Katlenburg-Lindau - Werlte 0

Die Beurteilung der Versorgungsqualität basiert somit auf den persönli-chen Vorlieben der potenziellen Kundschaft, die für zukunftsfähige Kon-zepte der Nahversorgung erkannt und berücksichtigt werden müssen. Das Zusammenspiel der AkteurInnen kann nur i. T. gleichgesetzt werden mit dem potenziell erfragten Engagement der Bevölkerung, in der Summe ist in schwierigen Situationen jedoch eine positive Bereitschaft zu erkennen, auf denen mit bürgerschaftlich organisierten Lösungen aufgebaut werden könnte.

Die Unterschiedlichkeit der Ergebnisse aus den Einschätzungen der kom-munalen Vertreter im Vergleich zur Meinung der Bevölkerung insbesonde-re in Bezug auf die Versorgungssituation wird in diesem Fall als ein Beleg für die Wichtigkeit von transparenten Governancestrukturen und den Be-darf an Kommunikation zwischen allen Beteiligten angesehen.

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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Abb.17.2: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse der Haushaltsbefragung

Zufriedenheit mit der VersorgungslageBunde - Moringen -

Butjadingen + Stadland 0

Katlenburg-Lindau + Werlte +

Engagement der AkteurInnenBunde 0 Moringen - -

Butjadingen 0 Stadland +

Katlenburg-Lindau + Werlte -

3.3 Erkenntnisse:Washabenwirverstanden?EineBasisfürStrategienundLösungsansätze

Entsprechend den skizzierten unterschiedlichen Ausgangssituationen in den untersuchten ländlichen Räumen Niedersachsens sowie des differen-zierten Einkaufsverhaltens der dort lebenden Menschen müssen auch die damit verbundenen strategischen Herangehensweisen an Potenziale und Herausforderungen in Bezug auf Nahversorgung sehr verschieden sein.

_NeueLösungen:Guterreichbar,preisneutral,vielfältigesAngebot

Der stationäre Handel muss sich auf maßgeschneiderte bedarfsgerech-te Lösungen einstellen: Kombinationen mit Bäckerei und Café, dort wo ein Treffpunkt fehlt, qualitätsvolle Lieferservices in Kombination mit Ein-kaufstaxis und Bestellservices, dort wo die Erreichbarkeit nicht (mehr) gesichert ist. Mobile Unternehmenskonzepte wie Rollende Supermärkte mit > 2.000 Artikeln für den täglichen Bedarf gelten ebenso als Erfolg ver-sprechend. Ziel einer zukunftsfähigen Nahversorgungslösung ist aus un-ternehmerischer Sicht eine hohe Kaufkraftbindung der Bevölkerung, denn ein höheres Einkaufsvolumen begünstigt die Bezugskonditionen und führt

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Abb.18: Schematische Darstellung MARKANT MARKT Siemer

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zu einem niedrigeren Preisniveau. Das KundInnenpotenzial mit seinen so-zioökonomischen Eigenschaften im Einzugsgebiet sollte bekannt sein, um auf die Bedürfnisse eingehen, lukrative Nischen erkennen und ein abge-stimmtes vielfältiges Sortiment anbieten zu können. Eine Kombination mit Zusatzangeboten und -leistungen sollte ebenso möglich wie flexibel sein. Produktionsnähe, Verkauf regionaler Produkte, Probiertage etc. führen zu Alleinstellungsmerkmalen, die die Kundschaft aufmerksam machen. Gleichzeitig sollte ein schneller Einkauf zur Befriedigung des Grundbedarfs (Convenience, Ergänzungskäufe) ermöglicht werden und eine generatio-nenfreundliche Aufenthaltsqualität geschaffen werden. All dies setzt eine hohe BetreiberInnenqualität voraus. Für die Zukunft des Einzelhandels auch ohne vollständigen Lebensmitteleinzelhandel vor Ort wird u.a. eine Erweiterung der Sortimente bestehender Bäckereien als Chance gesehen, um langfristig eine Grundausstattung an Nahversorgung in den Dörfern zu gewährleisten. Liefer- und Bestellservices aus der Kernstadt in die Dörfer wird ebenfalls ein (ökonomisches) Potenzial zugeschrieben.

_„Nähe schlägt Größe“? Nicht nur räumliche, auch soziale Nähe istwichtig

Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels, nicht nur im ländlichen Raum, wird – so bestätigt dies auch eine Studie von GDI und KPMG (GDI/KPMG 2013) – aus vielerlei Gründen viel sozialer sein als heute. Die Kommuni-kationsfunktion des Einkaufens wird wieder wichtiger: Im Zentrum steht die individuell bekannte (Stamm)Kundschaft, die einen hohen Service ho-noriert. Schlüssel ist der kontinuierliche Dialog und Voraussetzung sind HändlerInnenpersönlichkeiten mit individueller Innovationskraft, Innova-tionsfreude und unternehmerischem Mut. Sie unterstützen die Kommuni-kation im Dorf, in dem sie eine Treffpunktfunktion mit Wohlfühlcharakter schaffen (Nachbarschaftsladen). Soziale Kontakte beim täglichen Einkauf sind in Orten mit einem hohen Anteil älterer Menschen besonders wich-tig; so herrscht in den noch bestehenden Läden nur selten Anonymität. Im Gegenteil: Man kennt sich, man spricht miteinander, der Einkauf dient als Katalysator für Austausch und Kommunikation. KundInnennähe und -be-geisterung sowie eine gute Produktkenntnis gelten als Kernkompetenzen, die in den eigentümerInnengeführten „alten“ Läden noch vorhanden sind. Allerdings zeichnen massive Nachfolgeprobleme den Einzelhandel in den Dörfern aus - häufig handelt es sich um die letzte Versorgungsmöglichkeit am Ort, die von Schließung bedroht ist. Die Nachfolge von bestehenden Geschäften sollte daher frühzeitig thematisiert und ggf. durch Beratung der Industrie- und Handelskammern (IHK) o. ä. unterstützt werden. Neue Angebote an alteingesessenen Standorten gelten als zukunftsfähig. Koope-rative Konzepte mit Zusatzangeboten wie es das DORV-Konzept oder die Markttreffs in Schleswig-Holstein verfolgen, bieten gute Nachnutzungs-chancen und berücksichtigen den sozialen Aspekt des Einkaufens.

_SensibilisierungundAktivierungderBevölkerung

In Orten, in denen ein großer Anteil älterer Menschen lebt, ist das Ver-einsleben häufig noch gut aufgestellt und das BürgerInnenengagement vergleichsweise groß; weniger ausgeprägt ist dies in Orten mit ausgedehn-ten Neubaugebieten und geringer sozialer Integration der Zugewanderten. Aber auch die Jungen wollen versorgt sein. Die kommunalen Steuerungs-möglichkeiten für eine Verbesserung der Versorgungslage werden von den Kooperationsgemeinden grundsätzlich als eher gering eingeschätzt, allen-falls wird der Unterstützung und Förderung von Genossenschaftsmodellen durch Aktivierung eine Chance gegeben. Gleiches gilt für die Schaffung pla-nerischer Voraussetzungen unter Einbezug von Bevölkerung und ansässi-gen Unternehmen; hier wäre ein verändertes Planungsverständnis, wie in

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

Abb.19: Schematische Darstellung Hofladen+Backstube+CaféWeisweil

Abb.20: Schematische Darstellung Lemke‘s Rollender Supermarkt

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Abb.21: Komponenten einerkontextspezifischen Lösung

Raumbezug

GovernanceNutzungs-angebot

Nahversorgungs-lösung/-konzept

Kap. 4.3 beschrieben, hilfreich. Möglichkeiten zur Stärkung des Bewusst-seins für das Thema Nahversorgung sehen die Kooperationsgemeinden zum Beispiel in positiver Pressearbeit, in Befragungen und Imagekampa-gnen sowie Leitbildprozessen und Zukunftswerkstätten. Dabei wird insbe-sondere der Einbezug der älteren Bevölkerung für wesentlich gehalten.

_PotenzielleErreichbarkeitenverbessern

Die fehlende Erreichbarkeit von Gütern und Diensten des täglichen Be-darfs eröffnet auch neue Chancen: Häufig besteht besonders in überal-terten Regionen bereits ein Netz von mobilen AnbieterInnen, welche die Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen aufrechterhalten. Um die Er-reichbarkeit zentraler Versorgungseinrichtungen zu sichern, werden da-rüber hinaus auch Bürgerbusse angeboten und in Anspruch genommen. Bereits die Haltestelle eines Stadtbusses kann ein wichtiger Standortvor-teil sein. Inoffizielle Mitfahrmöglichkeiten in die Kernorte sowie familiäre und nachbarschaftliche Hilfe untereinander komplettieren die Möglichkei-ten der Erreichbarkeit, auch ohne Zugriff auf den eigenen PKW. Dort wo bereits Erfolge verbucht werden, scheint das Potenzial für neue Mobili-tätskonzepte ohne Auto größer. Sensibilisierungskampagnen für Alternati-ven zum Auto, die Wahrnehmung unterversorgter Gebiete, qualitätsvolle Maßnahmen zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs und ein bedarfsge-recht ausgebautes ÖPNV-Angebot (einschl. Bürgerbus) gelten zusammen mit der funktionalen Stärkung der Ortskerne und eine darauf abgestimmte siedlungsstrukturelle Entwicklung als Erfolg versprechend.

_ÜbertragbarkeitexistierenderProjekteistbegrenzt

Die Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sowie Bedürfnisse der Bevölkerung in den ländlichen Räumen Niedersach-sens führen zu dem Erfordernis kontextspezifischer und maßgeschneider-ter, bedarfsgerechter Lösungen für die Nahversorgung. (Pilot-)Projekte im eigenen Ort können u.a. auf der Basis der zu erforschenden Wünsche einer alternden Gesellschaft helfen, die passende Idee zu entwickeln. Die Beteiligung an regionalen Modellprojekten und alternativen Trägermo-dellen kann als zusätzliche Chance gesehen werden. Das Forschungspro-jekt „ZukunftNAH“ hat gezeigt, dass Lösungsansätze sehr individuell auf unterschiedliche Räume zugeschnitten werden müssen. Die Bandbreite an bestehenden Ansätzen kann bei der Konzeption maßgeschneiderter „Vor-ort-Lösungen“ als Entscheidungshilfe dienen, ausschlaggebend ist jedoch immer die vorgefundene Situation und das Engagement aller Betroffenen und Beteiligten. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Politik und Verwaltung sind dabei gleichermaßen gefordert (s. Kap. 4.1).

Leitfragen,ErgebnisseundErkenntnisse

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4.1 ModulefürNahversorgungslösungen.EineHandreichung17

Die Forschungsarbeit hat gezeigt, dass es in ländlichen Räumen viele un-terschiedliche Arten des Handels mit Lebensmitteln gibt und, dass die Art des Handels von unterschiedlichen Faktoren und insbesondere von unter-schiedlichen Akteurinnen und Akteuren beeinflusst wird.

EineHandreichung–fürwen?Die drei Gruppen, die die Versorgung in ländlichen Räumen primär beein-flussen – Bevölkerung, Kommune, Unternehmen - mit ihren je eigenen Denkwelten und Anreizsystemen kennzeichnen unterschiedliche gesell-schaftliche, öffentliche bzw. private Interessen und Bedarfslagen. Alle drei tragen in unterschiedlicher Weise zur Sicherung der Nahversorgung bei. Angesichts wirtschaftlicher Konzentrationsprozesse und der vielfältigen Auswirkungen des demografischen Wandels liegt die Zukunft der Nahver-sorgung in ländlichen Räumen resp. schrumpfenden Regionen somit im-mer weniger in den Händen einzelner, sondern verteilt sich zunehmend auf mehrere Schultern. Als Teil der Daseinsvorsorge wäre sie zukünftig als neue „Gemeinschaftsaufgabe“ zu gestalten.

Nachhaltige Nahversorgungslösungen - seien dies einzelne Projekte oder übergreifende Konzepte - folgen immer weniger herkömmlichen Standards traditioneller Einzelhandelsunternehmen, sondern bedürfen – angepasst an die jeweilige lokale und regionale Situation – individueller, das heißt bedarfsgerechter, maßgeschneiderter und kontextspezifischer Ansätze.

Das zeigen auch individuelle und innovative Lösungen wie die der Mar-kant-Kette zugehörige Einzelhändler SIEMER oder Lemke`s Rollender Supermarkt. Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass auf die Vor-Ort-Situation angepasste Lösungen nötig sind, um das „richtige“ Nahver-sorgungskonzept anzubieten. So offeriert SIEMER neben dem Verkauf von Lebensmitteln einen angegliederten Café-Bereich mit Treffpunktfunktion, auch in Orten mit geringer Einwohnerzahl, im Landkreis Emsland. Firma Lemke versorgt viele Ortsteile (ohne stationäre LEH-Einrichtungen) im Landkreis Northeim mit Touren seiner rollenden Verkaufswagen.

Eine sich abzeichnende Veränderung und Erweiterung bestehender Nah-versorgungskonzepte basiert nicht nur auf der demographischen Entwick-lung und den damit prognostizierten starken Alterungsprozessen in der Bevölkerung, sondern auch auf dem immer leichter werdenden Zugang zu Informationstechnologien und Vernetzungsmöglichkeiten. Außerdem müssen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung z.B. auch Energieeinspa-rungen im Bereich der LEH-Logistik immer mehr berücksichtigt werden.

Das heißt allgemein für die Entwicklung der Nahversorgung bzw. der LEH-Einrichtungen, dass bei der Entscheidung für Art und Qualität der Nah-versorgung auch veränderte Kriterien heranzuziehen sind. Allein die her-kömmlichen Kriterien wie günstiger Preis, großes Sortiment, autoaffine Erreichbarkeit resp. große Anzahl Stellplätze reichen nicht mehr aus.

17 Module für Nahversorgungslösungen – Eine Handreichung, Prof. Dr. sc. techn. B. Zibell, Planungs- und Archi-tektursoziologie, Institut für Geschichte und Theorie, FAL, Prof. Dr. Javier Revilla Diez, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Natur-wissenschaftliche Fakultät, LUH, Hannover Dez. 2013 http://www.igt-arch.uni-hannover.de/fileadmin/pas/pdf/Handreichung_kom-plett_20.12.13_kompr.pdf

KAPITEL 4 IDEENZURUMSETZUNGDERERKENNTNISSE

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Eine Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) hat beispielsweise für ältere Menschen in der Schweiz bereits 2005 in Aussicht gestellt, dass künftig „die stärker dominierende und trendsetzende ältere Bevölkerung eine kürzer werdende Einkaufsliste hat und mehr Dienstleistungen jenseits des klassischen Handelsangebots beansprucht“ und dass „im Food-Bereich ›Nähe, Frische, Freude‹ den Kern des Erfolgs ausmachen wird. Das Argu-ment Preis ist wichtig, aber nicht prioritär.“ (Bosshart, Staib 2005: 5).

Gute Erreichbarkeit und übersichtliche Ladengröße (d. h. kurze Wege), qualitätsvolle Ankunftszonen, Entschleunigungsbereiche, Kommunikati-onszonen, Ausruhmöglichkeiten, Übersichtlichkeit und Erreichbarkeit des Sortiments, Hilfe und Nachfragemöglichkeit dürften selbst bei einer künf-tig bis ins hohe Alter viel mobileren Gesellschaft wichtige Faktoren sein. Das Bedürfnis, ggf. täglich einzukaufen und damit auch sozialen Kontakt zu halten, käme bei den nicht mehr mobilen Kundinnen und Kunden noch hinzu (verringerte Transportlogistik). Die gemeinsame Studie von GDI und KPMG AG erkennt die zunehmende Bedeutung des Eingehens auf indivi-duelle Kundinnen- und Kundenwünsche: „Emotionalität schlägt Effizien-zoptimierung“ (GDI/KPMG AG 2013: 33). „Um mit ihnen (den Kundinnen bzw. Kunden, Anm. d. Verf.) ins Gespräch zu kommen, muss signalisiert werden, dass Gespräche erwünscht sind. Dafür muss Emotion an die Stelle von Effizienz treten – oder ihr zumindest gleichberechtigt zur Seite gestellt werden.“; (GDI/KPMG AG 2013: 34).

Eine Studie von A.T. Kearney aus dem Jahr 2011 kommt zu dem Schluss: „Older people enjoy shopping, not only as a necessity but also as a social and leisure experience“ (A. T. Kerney 2011: 5). Einkaufsorte sind nicht nur Orte des Konsumierens von Gütern, sie dienen auch als (zum Teil zufällige) Kommunikations- und Treffpunkte und erfüllen auf diese Weise fast „bei-läufig“ das Bedürfnis nach Kontakt und Gemeinschaft. Daher ist es von be-sonderer Bedeutung, dass sie zentral gelegen und leicht zu erreichen sind.

DieModuleUm die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze zu erleichtern, wur-den im Rahmen dieses Vorhabens Module für Nahversorgungslösungen entwickelt, ein Baukastensystem aus drei x drei x drei Modulen als Anre-gung für potenzielle AkteurInnen im Hinblick auf die bedarfsgerechte Ent-wicklung maßgeschneiderter und zukunftsfähiger Projekte und Konzepte für Nahversorgungslösungen.

Der Baukasten berücksichtigt drei Aspekte, die die Entwicklung von Nah-versorgungslösungen maßgeblich beeinflussen: der Raumbezug, der die Standort- und Mobilitätsstrukturen der Einzelhandelseinrichtung be-schreibt, das Zusammenspiel der Akteurinnen und Akteure (Governance) und das Angebot bzw. der Nutzungsmix der Einrichtungen. Diese drei As-pekte können wiederum in jeweils drei inhaltlichen Ausprägungen (Bau-steinen) konzipiert werden, die durch unterschiedliche Zusammensetzung differenzierte Ansätze für die Zukunft der Nahversorgung darstellen. Der Raumbezug beschreibt stationäre, hybride und mobile Einrichtungen, das Angebot bzw. der Nutzungsmix wird mit mono, mono+ und multi um-schrieben und Governance beinhaltet die Module unternehmerisch, ko-operativ und integrativ. Im Folgenden werden die insgesamt neun Modu-le erläutert. Die neun Module können unterschiedlich zusammengesetzt werden, so dass maximal 27 verschiedene Modulzusammensetzungen entstehen. Die meisten Modulzusammenstellungen basieren auf realisti-schen Beispielen, für die anderen Zusammenstellungen können Szenarien entworfen werden.

IdeenzurUmsetzung

Abb.22: Neun Module fürNahversorgungslösungen

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IdeenzurUmsetzung

Abb.23: Modulbeschreibungen

AnleitungzurHandreichung

Die Handreichung zeigt alle 27 möglichen Modulzusammenstellungen, pro Seite eine Möglichkeit für ein Nahversorgungskonzept. Die Module, die diese jeweils beschreiben, sind farbig hinterlegt. Für die meisten Modul-zusammensetzungen gibt es realisierte Beispiele, die in der Handreichung jeweils am Seitenende aufgeführt werden.

Wenn kein realisiertes Nahversorgungskonzept bekannt ist oder kein Pro-jekt gefunden wurde, ist in zwei Fällen ein Szenario dargestellt, wie ein mögliches Modell der Nahversorgung aussehen könnte. Zwei aufgeführ-te Beispiele basieren auf studentischen Arbeiten, die parallel zum For-schungsprojekt erarbeitet wurden (s. a. Kap. 4.2).

Jede Darstellung einer Nahversorgungslösung erfolgt durch die Beschrei-bung der Größe der LEH-Einrichtung bzw. der Elemente, aus denen sich die hybriden Einrichtungen zusammensetzen, oder die Reichweite, die eine mobile Einrichtung ausstrahlt.

Außerdem werden die Sortimente bzw. die Angebotsstrukturen aufgezeigt und last but not least werden die Erfolgsfaktoren des Konzeptes beschrie-ben.

Für die Überlegungen, welche Art der Nahversorgung am eigenen Ort sinn-voll sein könnte, liefert die Handreichung Ideen und Konzeptansätze. Fra-gen nach z. B. stationärer LEH-Einrichtung oder mobiler Konzeption, der Trägerform oder ob zusätzlich eine Treffpunktfunktion geschaffen werden soll, helfen bei der Entscheidung, welche Lösung bzw. welches Konzept im Einzelfall sinnvoll sein könnte. Das Zusammenstellen der ausgewählten Module führt zu einer kontextspezifischen Lösung, die die Bedarfe vor Ort maßgeschneidert berücksichtigen kann.

Die Szenarien und studentischen Arbeiten zeigen, dass auch Modelle, die noch nicht (so oft) in der Realität vorkommen, denkbar sind. Spielräume für das eigene Weiterdenken und für maßgeschneiderte Ansätze werden damit eröffnet.

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IdeenzurUmsetzung

Die Handreichung soll Anstöße für denkbare Modelle und Konzepte in ländlichen Kommunen liefern. Durch die Vielzahl der möglichen Zusam-mensetzungen und der individuellen Handhabung sowie der Darstellung von Beispielen soll sie allen potenziellen Akteurinnen und Akteuren eine Hilfestellung bieten, die für sie „richtige“ Lösung zu entwickeln.

BeispielevonModulzusammensetzungen1.Beispiel: stationär_mono+_kooperativ

Dorfläden und Nachbarschaftsläden bundesweit sind Beispiele für diese Modulzusammensetzung, so auch der Dorfladen Otersen in Niedersachsen und der Dorfladen Kleines Wiesental in Baden-Württemberg.

Es handelt sich um stationäre Einrichtungen, LEH-Läden vor Ort mit einer Größe ab ca. 90 qm. Sie haben neben den typischen Lebensmittelsortimen-ten (Frische-, Niedrigpreis-, Regional- und Trockensortiment) zusätzliche Dienstleistungsangebote wie „Mini-Sparkasse“ und Paketshop (Dorfladen Otersen) oder ein Kundentaxi (Dorfladen Kleines Wiesental) und ein integ-riertes Café, das als Treffpunkt vor Ort dient.

Abb.25: stationär _ mono+ _ kooperativ (Handreichung, S. 14)

Der Dorfladen Otersen ist ein wirtschaftlicher Verein, der Dorfladen Klei-nes Wiesental ist eine Genossenschaft. Das gewährleistet eine Beteiligung der Dorfhaushalte am Eigenkapital bzw. durch Genossenschaftsantei-le. Voraussetzung für dieses Modell ist ein ehrenamtlicher Einsatz sowie engagierte BürgerInnen vor Ort, was gleichzeitig auch den zentralen Er-folgsfaktor des Konzeptes darstellt. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Kom-

Abb.24: Schematische Darstellung Dorfladen Kleines Wiesental

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bination von Kerngeschäft mit Dienstleistungen und Treffpunkt als Kom-munikationsort. Die Lebensmittel werden in der Regel qualitätsorientiert und zielgruppenorientiert ausgesucht, so dass die Sortimentsbreite relativ gering ist.

2.Beispiel: hybrid_mono+_unternehmerisch

Emmas Enkel ist das Beispiel für eine inhabergeführte Kette, aufgebaut von zwei Unternehmern. Es existieren z. Zt. zwei LEH-Läden mit ca. 100 qm in Essen und Düsseldorf. Zusätzlich zu den Läden vor Ort sind Lieferungen in die Umgebung von Essen und Düsseldorf möglich. Bundesweit werden nur Teile des Sortiments verschickt. Das Besondere an diesem Konzept ist die Kombination von stationärer Einrichtung und dem Liefer- bzw. Abhol-service. Bestellt werden kann via Internet oder virtueller Entnahme von Waren mittels Smartphone von zu Hause oder vor Ort in der „Guten Stu-be“ bei einem Kaffee. Die Lebensmittel können abgeholt werden oder man kann sie sich nach Hause bringen lassen. Das Sortiment ist umfangreich, es erstreckt sich vom bedarfsorientierten Nonfood-Sortiment, über Conveni-ence-, Frische und Niedrigpreis- bis zum Trockensortiment. Ein Treff- bzw. Kommunikationspunkt ist durch die „gute Stube“ ebenso in das Konzept integriert.

Abb.26: hybrid _ mono+ _ unternehmerisch (Handreichung, S. 20)

Erfolgsfaktoren dieser Nahversorgungslösung sind die Kombination von persönlicher Bedienung in Zusammenhang mit Einkaufszettelabgabe und Einpackservice und die Möglichkeit sich die Waren abzuholen bzw. liefern

IdeenzurUmsetzung

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zu lassen oder vor Ort bei einer Tasse Kaffee die Waren mittels Smartpho-ne zu bestellen und beim Verlassen des Ladens die gepackten Tüten mit-zunehmen.

3.Beispiel: mobil_multi_kooperativ

Ein ganz anderes Beispiel für Nahversorgungslösungen bietet das Konzept „Älterwerden in Ostelsheim“ im Landkreis Calw, Baden-Württemberg, das dieser Modulzusammenstellung zugrunde liegt. Engagierte BürgerInnen ergänzen im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeit das Angebot vor Ort. Sie bieten den Einkauf für mobilitätseingeschränkte Menschen (einschließlich der Lieferung in die Wohnung) oder unentgeltliche Fahrdienste für Senio-rInnen zum nächsten Einkaufszentrum an. Darüber hinaus bieten sie auch andere Dienstleistungen an wie z. B. die Hilfe bei Behördengängen oder die Einbindung in Aktivitäten wie z. B. gemeinsame Mittagessen oder Inter-netkurse und Veranstaltungen wie z. B. Ausflüge. „Mobil“ heißt in diesem Fall Einkaufs- und Fahrdienste von Gütern und Personen und „kooperativ“ beschreibt das ehrenamtliche Engagement, das auf der Sensibilität auf-merksamer MitbürgerInnen gegründet ist und zur Sicherung der Lebens-qualität in ländlichen Räumen beizutragen vermag.

Abb.27: mobil _ multi _ kooperativ (Handreichung, S. 39)

Durch diese Handreichung und ihre Beispiele können Initialzündungen ausgelöst und/oder Aktivierungspotenziale angeschoben werden, sofern öffentliche Aufgabenträger oder private Kümmerer sich die Informationen zunutze machen und in partizipative Prozesse einspeisen und somit einzel-ne Projekte anschieben.

IdeenzurUmsetzung

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4.2 Aktiv-BoxundLieferBar. ErgebnisseeinesstudentischenProjektes

Nicht nur in der Abteilung für Planungs- und Architektursoziologie an der Fakultät für Architektur und Landschaft gehört es zum Selbstverständnis, dass Forschung und Lehre sich gegenseitig befruchten, in dem Räume für lernendes Forschen und forschendes Lernen eröffnet werden.

Die im Laufe des Forschungsprojektes geplante Haushaltsbefragung war von Beginn an als studentisches Projekt im Lehrbetrieb des kooperieren-den Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie eingeplant. Der Bedarf nach spezifischen Fachkompetenzen von Seiten der Architektur kristalli-sierte sich zu einem Zeitpunkt heraus, als von den Kooperationspartnern im Forschungsvorhaben individuelle Konzepte mit Modellcharakter zur Aufwertung ausgewählter Standorte gewünscht wurden. Ein studentisches Projekt im Studiengang Architektur, das Nahversorgung als Planungs- und Entwurfsaufgabe vermitteln sollte, bot sich an.

In diesem Rahmen bestand die Möglichkeit, städtebauliche Analysen und innovative Konzepte unter realistischen Bedingungen zu erproben. Darü-ber hinaus konnte das Forschungsteam sich aus den Erkundungen und Ide-en der Studierenden einen Erkenntnisgewinn für das Forschungsprojekt erhoffen.

Das studentische Projekt wurde mit sechzehn Studierenden der Architek-tur (13 Studentinnen, 3 Studenten) durchgeführt.

In der einführenden Reflexionsphase wurden die Erfahrungen und Er-kenntnisse der Bestandsaufsaufnahmen aus ZukunftNAH, zuzüglich der Ergebnisse der Haushaltsbefragungen, soweit diese bereits für die Unter-suchungsgebiete vorlagen, offen gelegt und bewertet.

Die mit eigenen Erfahrungen durch Ortsbegehungen und Kurzrecher-chen angereicherten Erkenntnisse verlangten von allen Studierenden in der folgenden Vertiefungsphase ein analytisches und gezieltes „Bohren“, um angemessene Ideen überhaupt entwickeln zu können. In der Ausar-beitungsphase ging es darum „die eine Lösung“ kritisch vorzudenken und entsprechend auszuarbeiten. Als eine besondere Anerkennung wurde von den Studierenden dann die Möglichkeit empfunden, ihre Arbeiten anläss-lich der Regionalen Foren des Forschungsprojektes einer breiteren Öffent-lichkeit zugänglich zu machen.

Stellvertretend für alle studentischen Arbeiten seien zwei ausgewählte an dieser Stelle aufgeführt.

Das Projekt Aktiv-Box setzt vor der Verwirklichung eines individuellen Ver-sorgungsmodells, bei der Aktivierung der BürgerInnen an. Die Aktiv-Box soll als gut gestaltetes Element temporär einen „zentralen Ort im Ort“ bie-ten, an dem man ungezwungen zusammen kommt, sich Informiert sowie Handlungsbereitschaft und spezifisches Können offerieren kann. Der durch die Aktiv-Box zu besetzende Ort symbolisiert außerdem eine neue (zuvor ggf. verlorene) Mitte und erinnert an möglicherweise verloren gegangene Qualitäten ortsnaher Versorgung. Ein mögliches Zukunftsszenario für eine gute Versorgungssituation wird damit unterstützt, dass ein wesentlicher Teil der Box Ausstellungs- und Informationsmöglichkeiten bietet, anhand derer man sich über innovative Konzepte und Bedingungen für Nahversor-gung informieren kann.

Ein wichtiges Moment wird dem Konzept dadurch verliehen, dass es fle-xibel konzipiert ist. Die Aktiv-Box wird als Container mit entsprechenden Transportmitteln angeliefert (LKW, aber auch Bahn!) und muss vor Ort le-diglich an das vorhandene Strom und (Ab-)Wassernetz angeschlossen wer-

IdeenzurUmsetzung

Abb.28: Aktiv-Box(Janßen/Plinke, 2013)

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den. Die Box ist so konzipiert, dass sich verschiedene Elemente ausklappen und zuschalten lassen, bzw. sind mehrere Container modular zusammen-schaltbar (auch in der Vertikalen durch Stapeln), wodurch eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse gewährleistet wird. Zentrale Elemente der Box sind immer ein Informationsmodul mit Ausstellungsfläche und eine Versorgungseinheit (Café mit Toilette) sowie eine diese beiden Elemente verbindende Kommunikationsfläche mit Aufenthaltsmöglichkeiten (Sitzge-legenheiten, Tische, etc.).

Die Aktiv-Box selbst soll zwar kostengünstig in der Herstellung sein, aber eine hohe Ausführungs- und Benutzungsqualität liefern, um hiermit posi-tive Impressionen und Inspirationen auf das zukünftige Konzept zu lenken. Für eine Trägerschaft und den Betrieb käme entweder DORV selbst oder ein Verbund mehrerer Kommunen unter Einbindung von Bevölkerungstei-len für Café etc. in Frage.

Beim Projekt lieferBar handelt es sich um die Ausformung eines spezifi-schen Versorgungskonzeptes, das dennoch eine hohe Übertragbarkeit auf-weist.

Die lieferBar will einen zentralen Versorgungsmittelpunkt schaffen, an dem – mit relativ geringem personellen Aufwand - nahezu alle nötigen Produk-te wohnortnaher Versorgung in bestimmten Einheiten zeitlich unabhängig von Belieferung / Befüllung resp. Bestellung / Abholung zur Verfügung ge-stellt werden. Ähnlich einer aus der Paket-Branche bekannten Abhol-Stati-on, können hier Food und Non-Food Produkte genauso wie Frische-Artikel, auch solche, die eine Kühlung benötigen, neben allen denkbaren Zusatzan-geboten von regionalen AnbieterInnen zum Verkauf dargeboten werden.

Hierfür ist ein genormtes Boxen-System vorgesehen, in dem die Ware aus-gelegt wird. Anhand eines speziellen und entgeltlichen Zugangssystems kann diese dann in gewünschter Zahl von den KundInnen entnommen werden.

Als BetreiberIn würde einE LebensmitteleinzelhändlerIn aus der Region ge-nauso in Frage kommen wie ein BetreiberInnen-Verbund. Neben der Be-stückung mit eigenen Waren, wären durch dieseN weitere Boxen an regi-onale AnbieterInnen zu vermieten. Das genormte Boxensystem soll dabei den individuellen Ansprüchen genügen: Geschlossene oder transparente, gekühlte oder tiefgekühlte und keimfreie Boxen sind dabei genauso vor-gesehen wie deren Separierung bzw. Kombination. Selbst einbruchsichere Boxen zur Aufnahme von Bankautomaten oder Medikamentenbestellung oder für Bücherausleihe sind in diesem System denkbar.

Das Verkaufskonzept sieht vor, dass Ware sowohl vorbestellt und (just in time oder zu festen Tageszeiten) geliefert, als auch ständig vorgehalten wird. Bezahlt werden kann diese entweder mit ausgegebenen speziellen Mitgliedskarten, online mit Zugangscode oder herkömmlich mit Bargeld.

Die lieferBar soll als Versorgungsstation eine angemessene Aufenthalts-qualität bieten; konsequenter Weise ist das entsprechende Mobiliar für eine vorgehaltene überdachte Kommunikationsfläche ebenso erhältlich wie frischer Kuchen und Kaffee, die als ständiges Angebot vorgehalten werden.

Die lieferBar ist modular konzipiert und erweiterbar, um den Bedürfnissen vor Ort angepasst werden zu können. Auch dieses Konzept sieht eine kos-tengünstige Ausführung in gleichzeitig hoher gestalterischer Qualität vor, die möglichst regionale Bezüge aufweist und damit unverwechselbar als Teil des Ortes akzeptiert werden kann.

IdeenzurUmsetzung

Abb.29: Schematische Darstellung Studienarbeit lieferBar

Abb.30: lieferBar (Jagenteufel/Sandherm, 2013)

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Die Arbeit über die lieferBar erreichte im Rahmen des ALR (Akademie Länd-licher Raum)-Hochschulpreises 2013 zum Thema „Zukunftsfähige ländliche Räume in Niedersachsen“ den 2. Rang.

Als wichtige Erkenntnis bleibt der erlangte Mehrwert auf beiden Seiten durch das forschende Lernen (der Studierenden) ebenso wie das lernende Forschen (des Teams):

Gerade in der Reflexionsphase des an der Abteilung entworfenen Metho-den-“Cocktails“, zeigte sich, wie ungeübt die Studierenden der Architektur mit kritischen Auseinandersetzungen im Gestaltungsprozess waren, wie schwer es ihnen fiel aus dem Selbstverständnis einer generalistischen Diszi-plin forschend Mehrwerte zu ziehen. Umso bemerkenswerter sind die ent-standenen Ergebnisse, die mit viel Engagement zu individuellen Lösungs-konzepten in den Untersuchungsgebieten geführt haben und entsprechend Anerkennung gefunden haben. Nicht zuletzt von der Bevölkerung vor Ort und von den ProjektpartnerInnen, die auch im Rahmen von Forschung be-rechtigter Weise nach „konkreten“ Konzepten und Umsetzungen fragten, kam eine positive Resonanz. Und hier ist sicher auch der klare und wichtige Mehrwert für das Forschungsprojekt zu finden: Das studentische Projekt lieferte einen spezifischen Teil ausformulierter Lösungsansätze. Daneben stehen die studentischen Ergebnisse aus den Haushaltsbefragungen, die auch in ihrer Darstellung herausragend waren und in klassischer Weise als erheblicher Beitrag für das Forschungsprojekt gelten dürfen.

4.3 ZusammenspielvonAkteurInnenaufunterschiedlichenHandlungsebenen

Eine nachhaltige Sicherung der Nahversorgung als Teil der Daseinsvorsor-ge bedarf eines neuen Gesellschaftsvertrages, aber auch einer Neudefini-tion von Infrastruktur sowie eines veränderten Planungs- und Politikver-ständnisses.

Infrastrukturen – als technisch basierte Netze der Wasser-, Energie- oder Breitbandversorgung ebenso wie als sozial konnotierte Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime – wären neu in ihren Zu-sammenhängen zu denken, d.h. jeweils in ihrer technischen wie auch sozi-alen Dimension. In einer nachhaltigen Ökonomie vorsorgenden Wirtschaf-tens übernehmen soziale Netze eine tragende Funktion als Infrastrukturen, die (auch) durch technische Netze gestützt werden. Die Orientierung wird durch das für „das Gute Leben“ Notwendige, das in einem permanenten gesellschaftlichen Diskurs verhandelt wird, vorgegeben (s. Abb.31).

Abb.31: Daseinsvorsorge vom Alltag her denken

IdeenzurUmsetzung

Quelle: Komponenten des guten Lebens nach Martha Nussbaum 1999 unterVerwendung skandinavischer Ansätze zur Messung der Lebensqualität vonR. Eriksson 1968 und E. Allardt 1976

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4.3.1 SicherungderNahversorgung-eineneueGemeinschaftsaufgabe

Angesichts der wirtschaftlichen Konzentrationsprozesse, die zur Ausdün-nung der Versorgungsstrukturen in dünn besiedelten Räumen beigetragen haben, und der vielfältigen Auswirkungen des demographischen Wan-dels mit seinen Konsequenzen für Alterungs- und Schrumpfungsprozesse kann die Zukunft der Nahversorgung nicht dem Markt privater Anbiete-rinnen und Anbieter überlassen werden. Als Teil der Daseinsvorsorge ge-hört auch die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs zu den öffentlichen Aufgaben, die im Rahmen eines neuen Leitbilds „Da-seinsvorsorge sichern“ des Bundes eindeutig zu definieren wären. In § 2 Abs. 3 ROG heißt es zwar, dass die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten der Grundversorgung zur Sicherung von Chancengerechtigkeit für alle Bevölkerungsgruppen in den Teilräumen in angemessener Weise zu gewährleisten ist. Es wird jedoch nicht ausdrück-lich definiert, welche Bereiche dazu gehören und wer dafür die Verantwor-tung tragen soll. Gerade die Versorgung mit Lebensmitteln fällt – anders als die Versorgung mit Energie und Verkehr, Gesundheits- oder Bildungs-leistungen – aus dem öffentlichen Denkschema der Daseinsvorsorge he-raus (vgl. BMWBS/BBR 2006: 10). Nicht zuletzt aus diesem Grund bildet die Lebensmittelversorgung resp. die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs als Leitinfrastruktur der Daseinsvorsorge im Rahmen des Forschungsvorhabens ZukunftNAH den zentralen Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume.

Wie in anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge auch, die in den letzten Jahren privatisiert wurden oder in neue Modelle kooperati-ver öffentlicher und privater Finanzierung übergegangen sind, wäre auch die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs einschl. Le-bensmittel als neue Gemeinschaftsaufgabe zu organisieren, in die unter-schiedliche öffentliche und private Anbieter- und InteressenträgerInnen involviert sind. Dies erfordert neue Governanceformen und -strukturen, die im jeweiligen Kontext maßgeschneidert und bedarfsgerecht zu entwi-ckeln wären.

Wie bereits erwähnt, wird heute die Versorgung mit Gütern und Diens-ten des täglichen Bedarfs von drei sehr unterschiedlichen Akteursgruppen beeinflusst: von der Bevölkerung, die als Kundschaft die jeweilige Nach-frage am Ort generiert, von den Kommunen, die im Rahmen ihrer Pla-nungshoheit zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung und Entwicklung ihrer Gemeinwesen verpflichtet sind, und von Unternehmen, die mit ihrer rein betriebswirtschaftlichen Orientierung den Versorgungsinteressen der Kundschaft oder dem Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Kom-munen oftmals zuwiderlaufen.

Verschiedene transdisziplinäre Projekte, denen die Identifikation der Nahversorgung als eine der wichtigsten tragenden Säulen für die Zukunft kleinerer Kommunen vorausging, sowie die Erkenntnis, dass diese von zentraler Bedeutung ist für die Lebensqualität und als strukturprägendes Element der Siedlungsentwicklung (vgl. hierzu u.a. BBE 2010: 1), haben bereits gezeigt, dass regionale und lokale Initiativen durchaus erfolgver-sprechende Aussichten bieten für die Zukunft der Nahversorgung, auch in ländlich strukturierten Räumen.

BeispielNördlichesOsnabrückerLand(NOL)

Auf Initiative des Landkreises Osnabrück, Fachbereich Planen und Bauen, wurden zur Sensibilisierung für die Folgen des demographischen Wandels im nördlichen Osnabrücker Land im Rahmen des Projektes „Nahversor-

IdeenzurUmsetzung

Abb.32: Sicherung der Nahversor-gung als Gemeinschaftsaufgabe

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gung sichern“ im Jahre 2006 erstmals sog. „Planerwerkstätten“ durchge-führt. Ausgehend von den drei Mega-Trends Bevölkerungsrückgang und Alterung, Trends im Einzelhandel, Leerstände und Brachen wurde in den vier Samtgemeinden des Osnabrücker Nordkreises versucht, zusammen mit Akteuren vor Ort Lösungen zu finden (LK OS 2012: 1); die Kommunen nahmen hierbei die Koordinierungs- und Planungsfunktion wahr (LK OS 2012: 3).

Ein Jahr lang wurde mit Akteuren aus Händlerschaft, Vereinen, Politik und Verwaltung an umsetzbaren Lösungen gearbeitet. Ergebnis ist, dass alle Akteure mittlerweile Kurs genommen haben in Richtung zukunftsfähige Nahversorgung, wenn auch mit unterschiedlichen Bordmitteln und Inst-rumenten. Gemeinsame Ziele sind die Bündelung bestehender und neuer Nutzungen, Suche nach Folgenutzungen für Brachflächen, gemeinsamer Auftritt des Einzelhandels, eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit, gezielte Ansprache und Bindung der eigenen Bevölkerung an die ortsansässigen Anbieter, zentrumsnahes Wohnen von Jung und Alt (LK OS 2012: 4f). Als Schlüssel zur Umsetzung wurde die „Schaffung professioneller Strukturen zur Unterstützung der lokalen Akteure seitens der Kommunen“ identifi-ziert; es ginge darum, „den Prozess (…) zu verstetigen“ (LK OS 2012: 5).

Nach den guten Erfahrungen mit den PlanerWerkstätten hat der Landkreis Osnabrück in der Folge einen Zukunftsfonds Ortskernentwicklung auf-gelegt, um auch finanzielle Anreize zu geben, damit Eigentümer und Ge-schäftsleute in die Zukunft ihrer Gemeinwesen investieren. Aus dem Fonds werden Maßnahmen zur Erhöhung der Besatz- und der Aufenthaltsquali-tät gefördert, die kooperativ erarbeitet werden und eingebunden sind in ein zukunftsfähiges Konzept für den Ortskern („Masterplan Ortskern“).

BeispielOstwestfalen-Lippe

Im Auftrag der Städte und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe (OWL), der Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen und Lippe sowie des Einzel-handelsverbandes Ostwestfalen-Lippe e.V. (EHV OWL) war bereits 2003 ein Regionales Einzelhandelskonzept erarbeitet worden. Ziel war es u.a., die Menschen in der Region möglichst nah an ihrem Wohnort mit Waren zu versorgen (BBE, ECON 2003: 1). Als Grundlage für die Aktualisierung dieses Konzeptes wurde 2010 im Rahmen einer Untersuchung des EHV OWL ein Modellprojekt durchgeführt, im Rahmen dessen die Schaffung und Sicherung wohnungsnaher und leistungsfähiger Nahversorgungsstruk-turen mit ihrem besonderen Stellenwert im Rahmen der kommunalen Da-seinsvorsorge (BBE 2010: 2) in die Wege geleitet werden sollte.

Das Modellprojekt Nahversorgung wurde unter Beteiligung der EDEKA Minden-Hannover (MIHA) und der Handelskette Lüning durchgeführt (vgl. BBE 2010: 34ff). Zu den abschließend formulierten Handlungsempfehlun-gen gehört eine kleinmaschige Nahversorgung als angemessene kommu-nale Zielsetzung ebenso wie die planerische Steuerung auch von struk-turprägenden Betrieben im Rahmen kommunaler Einzelhandelskonzepte (BBE 2010: 41). Angebote der Nahversorgung sollten vielfältig, wohnort-nah, dezentral und leistungsfähig, d.h. nachhaltig sein, Bestandssicherung sollte Vorrang vor Neuerrichtung haben, die Angebote der Nahversorgung sollten durch andere Funktionen, z.B. Gastronomie, Dienstleistungen, Ge-meinbedarf oder sonstige Angebotsformen wie Wochenmärkte und mo-biler Handel, gestärkt werden. Nicht nur die Nähe zum Verbraucher, son-dern auch die zum Produzenten sei wieder stärker in den Fokus zu rücken. Selbst die Gestaltungs- und Einbindungsqualität wurde als wesentliche Komponente für die nachhaltige Attraktivität kleinerer Ortszentren her-vorgehoben (BBE 2010: 47ff).

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Die Sicherung und verträgliche Weiterentwicklung der Nahversorgungs-strukturen in Städten und Gemeinden sei eine Herausforderung an alle Beteiligten, zu denen neben Betreibern und Verbundgruppen auch kom-munale und regionalplanerische Entscheidungsträger gehörten. Da der aktuelle Anpassungsdruck zu weiteren Differenzierungen der Betriebsty-pen und Sortimentskonzepte im deutschen LEH führen wird, sei dies durch neue Formen, neue Konzepte oder besondere Profilierungsstrategien, den Ausbau von Dienstleistungsangeboten und Convenience, Qualitäts-versprechen, Verkostungen und Vorführungen, sei zu erwarten, dass das Erscheinungsbild des LEH insgesamt vielfältiger werden wird. (BBE 2010: 57f) Innovation wäre hier nicht nur zu erwarten, sondern in bestimmten „bedürftigen“ Räumen ggf. auch von außen zu induzieren.

BeispielNetzwerkErweiterterWirtschaftsraumHannover

Einen dritten Weg schlug das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum (NEW) Hannover18 ein, um neue Perspektiven für die Zukunft der Nahversorgung zu gewinnen. Auch hier stand angesichts des demographischen Wandels sowie des Strukturwandels im Einzelhandel die Sicherung der Nahversor-gung als Zielsetzung, Herausforderung und Gestaltungsaufgabe vor allem in ländlichen Gebieten und kleineren Gemeinden am Anfang der Überle-gungen (NEW 2012: 3, 6).

Schon mehrfach war der Verlust wohnortnaher Versorgung zulasten der Lebensqualität, die räumliche Entwicklung und Daseinsvorsorge, insbeson-dere Einzelhandel, Thema des Forum Stadt- und Regionalplanung gewe-sen. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme der Perspektiven ausgewählter kleiner Orte mit bis zu 2.000 EinwohnerInnen (NEW 2012: 8) konnten fol-gende Strategien und Maßnahmen zur Sicherung der Nahversorgung als erfolgreich identifiziert werden (NEW 2012: 14ff):

- Siedlungsentwicklung nach innen, durch Bauleitplanung gesichert;

- örtliches Engagement von BürgerInnen, Dialog Kommune - Wirtschaft, Bedeutung besonderer „Kümmerer“;

- Anwendung Förderprogramme, insbesondere im Rahmen von Leader / ILE Regionen19 oder ZILE20, die einen integrativen Ansatz vertreten;

- ortsübergreifende Zusammenarbeit;

- mobile Versorgungsangebote inkl. mobiler Postservice und mobile ärzt-liche Versorgung;

- alternative Mobilitätsangebote – Anrufsammeltaxis, Bürgerbusse;

- Finanzdienstleistungen – Schulung Homebanking.

Die Liste der TeilnehmerInnen, die an den Workshops teilnahmen, ist lang und umfasst u.a. Vertreter des LEH und von entsprechenden Verbänden sowie VertreterInnen von Städten und Gemeinden, Landkreisen / Regi-

18 Das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover wurde im Oktober 2010 als Nachfolgeorganisation des Städtenetz EXPO-Region gegründet. Es verbindet die Städte Celle, Hameln, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine, Stadthagen, Walsrode und die um die Region Hannover liegenden Landkreise Celle, Hameln-Pyrmont, Heidekreis, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine und Schaumburg sowie die Region Hannover in freiwilliger interkommunaler Kooperation. Die Netzwerkpartner tauschen sich in thematischen Foren aus, entwickeln gemeinsame Projekte und bündeln so aktiv ihre Stärken.

19 ILE steht für Integrierte Ländliche Entwicklung, die in Deutschland im Rahmen der Ge-meinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) gefördert wird.

20 ZILE steht für die Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung in Niedersachsen.

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onen und freie Planer und Planerinnen (NEW 2012: 28). Damit soll hier bewirkt werden, dass das Wissen nicht nur gemeinsam erhoben und kom-muniziert, sondern auch weitergetragen und im Lande multipliziert wird.

Alle drei Beispiele zeigen, dass eine überörtliche Initiative oft essentiell ist, um interkommunale Kooperationen anzustoßen. Auch finanzielle Hilfen in Form von Anreizen und Förderprogramme können dazu beitragen, Inves-titionen ansässiger AkteurInnen für die Zukunft ihres Gemeinwesens aus-zulösen. Dennoch besteht die größte Herausforderung für die Umsetzung neuer Modelle und Konzepte oftmals darin, gute Ideen und finanzielle Mit-tel zusammenzubringen. Hier ist auch die Entwicklung alternativer Finan-zierungsmodelle gefragt, wie sie zum Beispiel von Schmidt, Schön (2013) vorgeschlagen werden.

Es geht letztlich darum, die Dinge in einem Mehrebenensystem von un-ten und von oben – bottom up und top down – gleichzeitig und gemein-sam zu denken, um Ideen und Umsetzung zusammen zu bringen. Und den geeigneten Rahmen dafür zu schaffen, indem zum Beispiel Hinweise und Anregungen für eine gute Praxis auch über Raumordnungspläne und -pro-gramme kommuniziert werden. Bzw. Instrumente – von der Anreizpolitik auf Landesebene bis zur kommunalen Bodenpolitik – zu nutzen oder zu schaffen, damit möglich wird, was bisher oft allenfalls denkbar ist.

Eine wichtige Voraussetzung, um Innovationen im Hinblick auf die Siche-rung der Nahversorgung inkl. des Lebensmitteleinzelhandels wirkungsvoll zu lancieren, ist auch eine Revision der rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. die Integration der Nahversorgung in Modelle und Konzepte einer umfassenden – soziale wie technische Infrastrukturen einschließenden – Daseinsvorsorge.

4.3.2 DieRollederRegionalpolitik

Vor diesem Hintergrund erhält die koordinierende und initiierende Funk-tion gesamträumlicher kommunaler wie überörtlicher Planungen eine zentrale Bedeutung. Raumordnungsprogramme und Bauleitpläne würden ergänzt durch ein abgestimmtes Anreizsystem für Kooperationen, die die Planungsziele in die Bahnen der gewünschten räumlichen Entwicklung zu lenken versprechen.

Als ein Vorbild könnte hier z.B. die schweizerische Agglomerationspolitik dienen, die zwar bezogen auf städtische Räume, aber auf die Förderung interkommunaler Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Im Zentrum dieser Agglomerationspolitik steht die finanzielle Unterstützung von Modell-vorhaben und die Einführung von Agglomerationsprogrammen als neues Instrument einer koordinierten, effizienten und lösungsorientierten Zu-sammenarbeit mit dem Ziel, dass sich die Agglomerationen entsprechend den Grundsätzen der Nachhaltigkeit entwickeln. Inhaltlich steht es allen Politikbereichen offen, für die eine koordinierte und grenzüberschreitende Problemlösung erforderlich ist (z.B. Einheit von Siedlungsentwicklung und Verkehr). Die konkreten Inhalte werden entsprechend den jeweiligen Be-dürfnissen durch die Kantone bzw. die Agglomerationen selbst bestimmt. Die organisatorischen, finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Maßnahmen werden im Agglomerationsprogramm festgesetzt.

Das Agglomerationsprogramm ist gemeinsames Produkt der relevanten Akteure auf Stufe der Gemeinden und Kantone, in jedem Fall ein bottom-up-Prozess, der von der untersten Stufe, den Gemeinden, ausgehen muss. Es wird unter Federführung der politischen Akteure erarbeitet und für Kan-

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tons- und Gemeindebehörden verbindlich. Mit seinem modularen Aufbau ist es jedoch flexibel und kann entsprechend den Bedürfnissen, die sich im Verlaufe der Zeit entwickeln und verändern, schrittweise ausgebaut wer-den. Auch wenn die schweizerische Agglomerationspolitik, die als raum-ordnerische Daueraufgabe eingeführt ist, sich auf stadtregionale Räume und auf die Koordination von Siedlung und Verkehr bezieht, kann die Grundidee in abgewandelter Form ebenso nützlich sein für die Initiierung und Motivierung einer interkommunalen / regionalen Zusammenarbeit in ländlichen Räumen.

Dies Beispiel soll dazu dienen zu zeigen, dass es im Sinne einer nachhalti-gen Raumentwicklung erfolgversprechend sein kann, räumliche Planung und Entwicklung weiter zu denken, und zwar im Hinblick auf grenzüber-schreitende und kooperative Ansätze ebenso wie auf eine stärkere ver-tikale, auch kommunikative Koordination der Planungsebenen und ihrer Instrumente. Dabei könnte es darum gehen, das Gegenstromprinzip mit neuem Leben zu erfüllen und die Kommunikation über die Öffnung von Denkräumen für Kooperationen, Modelle, Konzepte in einem fachlichen und politischen bzw. breiten öffentlichen Diskurs zu kultivieren.

Damit Ideen und Projekte – wie sie im Zuge des hier dokumentierten For-schungsvorhabens oder in einzelnen Kommunen oder Modellvorhaben bereits entwickelt worden sind – flächendeckend Wirklichkeit werden können, braucht es eine gut abgestimmte Raumordnungspolitik, von der Landesraumordnung über die Regionalplanung / Regionalmanagement zur kommunalen Planung und wieder zurück bzw. umgekehrt.

So könnte das Land Anreize schaffen, wie im Beispiel der schweizerischen Agglomerationspolitik, für Kooperationen im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung / Daseinsvorsorge. Die Regionen resp. geeignete Teil-räume, wie zum Beispiel Mittelbereiche, die im Zuge des demographischen Wandels eine größere Bedeutung erlangen könnten, würden entsprechen-de Kooperationen beratend unterstützen, die Gemeinden mit ihrer maxi-malen Bürgernähe innovative Projekte initiieren bzw. das Entstehen ent-sprechender Initiativen befördern.

In einem solchen Modell nimmt die Bedeutung der Akteurinnen und Ak-teure, der sog. „Humanressourcen“, gegenüber den übergeordneten po-litischen Zielen und planerischen Konzepten zu. Die vielfältigen, häufig an der Basis entwickelten Ideen und Modelle, wie das erwähnte DORV Konzept in Nordrhein-Westfalen oder das von der Landesregierung unter-stützte MarktTreff Modell in Schleswig Holstein, in dem sich landesweit zahlreiche PartnerInnen aus Verbänden, Vereinen, Institutionen und Wirt-schaft wie LandFrauenVerband, Bauernverband, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Industrie- und Handelskammer, Einzelhandelsverband, Heimatbund, Evangelisch Lutherische Kirche, Volkshochschule, Bücherei-verband u.v.a.m. engagieren, zeigen, dass Kooperation und das Zusam-menbringen von Talenten und Ressourcen in städtischen wie in ländlichen Räumen dazu beitragen kann, Lebensgrundlagen zu erhalten und damit Zukunft zu sichern.

IdeenzurUmsetzung

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Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten Untersuchungen zielten in einem ersten Schritt darauf ab, die unterschiedlichen Denkmuster und Handlungslogiken der für die Sicherung der Nahversorgung Verantwortli-chen zu verstehen. In einem zweiten Schritt ging es darum, die zentralen AkteurInnen, Unternehmen, Kommunen und Bevölkerung, für die gemein-same Verantwortung im Hinblick auf die Zukunft der Nahversorgung zu sensibilisieren und als Akteurinnen und Akteure in ihren je eigenen Rollen und nach ihren spezifischen Möglichkeiten in neue Modelle und Konzepte nachhaltiger Nahversorgungslösungen einzubinden.

Das methodische Vorgehen bediente sich eines vielfältigen Methodenmix. Die Einschätzung der Stärken und Schwächen erfolgte auf der Basis von Analysen von Sekundärstatistiken und Prognosen zur Bevölkerungsent-wicklung, eigenen Kartierungen sowie Expertengesprächen mit kommuna-len Vertretern. Intensive Interviews mit Unternehmensvertretern halfen die betriebswirtschaftlichen Kalküle zu verstehen. Haushaltsbefragungen in ausgewählten Gemeinden gaben darüber Auskunft, wie das tatsächli-che Einkaufsverhalten sich darstellt, wie zufrieden die Haushalte mit der aktuellen Einkaufssituation sind und welche Wünsche die lokale Bevölke-rung hinsichtlich der zukünftigen Ausgestaltung der Nahversorgung hat. Darüber hinaus war es möglich, die Bereitschaft zum zivilgesellschaftlichen Engagement zu erfassen.

Die Durchführung von regionalen Foren in den Untersuchungsregionen, geprägt durch einen sehr starken Werkstattcharakter, war nicht allein eine Präsentation von eigenen Ergebnissen und guten Praxisbeispielen (aus den eigenen Kooperationsgemeinden und der gesamten Bundesrepublik), sondern auch Ausgangspunkt eines intensiven Austauschs zwischen den drei zentralen Akteursgruppen über zukünftige Konzepte zur Sicherung der Nahversorgung.

Die Antworten auf die formulierten Leitfragen bezüglich der Versorgungs-situation in ländlichen Räumen sowie der Zukunftschancen der Nahversor-gung sollen an dieser Stelle kurz beantwortet werden:

- Welche Rahmenbedingungen müssen aus Sicht der Kommunen, der Unternehmen und der Bevölkerung erfüllt sein, um die tägliche Versor-gung der Menschen auf dem Land zu gewährleisten?

Zunächst muss festgehalten werden, dass die Rahmenbedingungen in den untersuchten Gemeinden sehr verschieden sind. Die Raum- und Sied-lungsstrukturen sowie die Auswirkungen des demographischen Wandels unterscheiden sich deutlich. Die unterschiedlichen Typologien - verstreute Siedlungslagen im Moor- und Geestbereich des Nordens, eine kompakte Siedlungsstruktur mit relativ großen Distanzen zwischen den Gemeinden im Westen, eine starke Orientierung der ländlichen Lagen an Mittel- und Oberzentren im Süden - haben große Auswirkungen auf das Angebot und die Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen sowie die Konkur-renzsituation für die EinzelhändlerInnen.

Der demographische Wandel vollzieht sich im Westen langsamer als in den übrigen Untersuchungsregionen. Während bis 2030 die Bevölkerung im Westen noch anwachsen wird, geht die Bevölkerung im Norden und im Süden des Landes bereits deutlich zurück. Die Folge sind ein unterschied-lich großes Nachfragepotenzial und eine veränderte Struktur der Nachfra-gerInnen.

KAPITEL5 ZIEL(E) ERREICHT? AUFARBEITEN DER LEITFRAGENUNDWEITERERFORSCHUNGSBEDARF

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- Was kann die Kommune in Bezug auf eine wohnortnahe Versorgung leisten? Welche planungsrechtlichen Voraussetzungen müssen vorhan-den sein? Wie kann kommunale Planung auch kleinflächigen Einzelhan-del steuern? Welchen Einfluss hat eine zielorientierte Aktivierung der Bevölkerung? Welche Rolle spielen Regionale Entwicklungsprozesse und -konzepte?

Um die Nahversorgungsituation zu verbessern, sind die Kommunen als wichtige Impulsgeberinnen gefordert, eine Beteiligungskultur zu fördern und über Leitbildprozesse und Zukunftswerkstätten alle wichtigen Akteu-re und Akteurinnen für die Entwicklung von Nahversorgungslösungen zu sensibilisieren und zu aktivieren. Leerstände und Umnutzungspotenziale im Ortskern müssen identifiziert und die Siedlungsentwicklung wieder auf die Ortsmitten ausgerichtet werden. Kommunen sind gefordert, ein gutes Wirtschaftsklima zu entwickeln, das von „kurzen“ Wegen, schnellen und flexiblen planerischen Entscheidungsprozessen und von einer vertrau-ensvollen Zusammenarbeit geprägt ist. Darüber hinaus wird es zukünftig immer wichtiger werden, die Entwicklungspotenziale gemeinsam mit den Nachbargemeinden zu entwickeln, die Kräfte zu bündeln und die interkom-munale Kooperation auszubauen sowie Planungsprozesse mit übergeord-neten Planungsebenen abzustimmen und mit zu beeinflussen.

- Was können Einzelhandelsunternehmen beitragen? Welche alternati-ven Konzepte stehen zur Erschließung neuer KundInnenpotenziale aus dem näheren Umfeld zur Auswahl?

Durch den demographischen Wandel wird der Anteil mobilitätseinge-schränkter Personen zunehmen und die Nachfrage vor Ort (wieder)zu-nehmen. Ob das vorhandene Nachfragepotenzial ausreicht, müssen die betriebswirtschaftlichen Kalküle der Einzelhandelsunternehmen zeigen. Möglichkeiten der Nahversorgung bestehen z. B. durch mobile Angebote und/oder durch die Kopplung der Nahversorgung mit anderen Dienstleis-tungsangeboten. Ein dringendes Problem stellt für viele HändlerInnen die Nachfolgeproblematik dar. Sowohl für Familienbetriebe wie auch für Han-delsketten ist es nicht einfach, die richtigen HändlerInnenpersönlichkei-ten zu finden. Gefordert sind eine starke Verankerung im Ort, eine starke Dienstleistungsorientierung mit z. B. flexiblen Öffnungszeiten, angepass-ten Angeboten wie Lieferservices etc., aber auch sehr guten kaufmänni-schen und Managementfähigkeiten. Die Handelsketten sollten verstärkt auch über Nahversorgungsangebote für kleinere Gemeinden nachdenken. Dafür ist es notwendig, dass die Handelsketten immer kontextspezifischer vorgehen und sich von schematisch vorgegebenen Mindestgrößen in Be-zug auf EinwohnerInnenzahl und Verkaufsflächen lösen. Erfreulicherweise konnten in den Forschungsarbeiten bereits einige gute Beispiele identifi-ziert werden. Wichtig ist, dass die UnternehmerInnenpersönlichkeiten of-fen für neue Geschäftsmodelle mit unterschiedlichen PartnerInnen sind. Zusammenschlüsse mit anderen Gewerbetreibenden für die Entwicklung kombinierter Angebote oder die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftli-chen Gruppen für das Betreiben von stationären oder mobilen Angeboten könnten Ausgangspunkte für innovative Nahversorgungslösungen sein.

- Welche Bedürfnisse/ Bedarfe sind in der Bevölkerung vorhanden? Wel-che können mit dem derzeitigen Angebot (nicht) gedeckt werden? Und warum (nicht)? Welchen Stellenwert hat, je nach Lebenssituation, wel-che Art von Erreichbarkeit und Mobilität?

Die Mobilität im Versorgungsalltag ist immer noch sehr stark vom Auto geprägt. Einkäufe werden oft auf dem Weg zur Arbeit erledigt oder mit anderen Fahrten und Begleitwegen kombiniert. Die Befragungsergebnis-

Ziel(e)erreicht?

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se zeigen, dass der Wunsch nach Nahversorgung groß ist. Dieses Ergebnis steht allerdings im Widerspruch zum tatsächlichen Einkaufsverhalten. Eine Unterstützung des bestehenden Einzelhandels ist bereits jetzt notwendig, auch wenn die Nahversorgungssituation vielleicht noch als befriedigend eingestuft wird. Hat einE EinzelhändlerIn seinen/ihren Betrieb erst aufge-geben, ist es oftmals sehr schwierig, dieses Angebot im Nachhinein zu re-aktivieren. In einigen Gemeinden ist die Bevölkerung gefordert, sich selbst für die Nahversorgung zu engagieren.

Die Vielfalt der Möglichkeiten ist sehr groß und reicht von professionel-len Genossenschaftsmodellen bis hin zu ehrenamtlichen Vereinslösungen. Diese Lösungen erfordern allerdings ein hohes Maß an zivilgesellschaftli-chem Engagement. Die Haushaltsbefragungen zeigen, dass bei rund einem Viertel der Bevölkerung latent die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Enga-gement vorhanden ist. Aber die Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Be-reitschaft nicht überall „automatisch“ vorausgesetzt werden kann.

Ziel des Forschungsvorhabens ZukunftNAH war es, die drei zentralen Grup-pen - Kommunen, Unternehmen und Bevölkerung - im Hinblick auf ihre Zielsysteme und Werthaltungen zu untersuchen, um die unterschiedlichen Denkmuster und Handlungslogiken zu verstehen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und dass es die EINE Lösung für die Nahversorgungsproblematik nach dem Motto „one size fits all“ nicht ge-ben kann. Zu unterschiedlich sind die kontextspezifischen Versorgungsan-gebote, Bevölkerungsstruktur- und -entwicklung und Lagepotenziale sowie unternehmerische und zivilgesellschaftliche Parameter. Aus diesem Grund wurde für die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze die Handrei-chung „Module für Nahversorgungslösungen“ im Sinne eine Baukasten-systems aus drei mal drei mal drei Modulen erarbeitet.

Diese „Module für Nahversorgungslösungen“ sind als Denkanstöße zu ver-stehen. Die inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Konzepte oder Projek-te kann nur Sache der beteiligten AkteurInnen vor Ort sein. Diese wissen selbst am besten, was sie aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen im Stande sind, an kommerziell verwertbaren Projektideen zu entwickeln. Letztendlich tragen sie auch das unternehmerische Risiko. Allerdings sei abschließend noch einmal darauf verwiesen, dass solche Nahversorgungs-lösungen sehr sorgfältig ausgearbeiteter Geschäftsmodelle bedürfen, die auf einer soliden Finanzierung und unter professioneller Leitung stehen müssen. Die Politik wie auch andere Multiplikatoren z. B. Kammern und Banken, aber auch soziale Einrichtungen sind gefordert, den Gemeinden in ländlichen Räumen Unterstützung vor allem bei der Nachfolgeproblematik sowie bei der Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle zu gewähren, damit die Nahversorgung in ländlichen Räumen eine Zukunft haben kann.

WeitererForschungsbedarf

Aus der bisherigen Forschungsarbeit ergeben sich zwei wichtige For-schungsbedarfe:

a. wissenschaftliche Begleitung von Umsetzungsinitiativen - In den ver-schiedenen Veranstaltungsformaten im Laufe des Forschungsvorhabens hat es das Forschungsteam geschafft, unterschiedliche AkteurInnen z. B. in den regionalen Foren an einen „Tisch“ zu bringen. Die erfolgte Sensibilisierung und Aktivierung sollte durch eine weitergehende wis-senschaftliche Begleitung bei der Entwicklung von konkreten Nahver-sorgungslösungen gesichert sein. Der kritische Impuls von außen, die

Ziel(e)erreicht?

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Vermittlung von guten Praxisbeispielen aus dem In- und Ausland sowie die Möglichkeit, konkrete Analysen zu potenziellen NachfragerInnen und Machbarkeitsstudien durchzuführen, könnten den AkteurInnen vor Ort wichtige Entscheidungsgrundlagen liefern.

b. Entwicklung integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte - Die Gover-nanceforschung im ländlichen Raum ist in den vergangenen Jahren sehr vernachlässigt worden. Die Nahversorgungsproblematik ist nur eine von vielen Herausforderungen, denen der ländliche Raum angesichts des demographischen Wandels und des fortschreitenden Struktur-wandels begegnen muss. Die weitere Sicherung öffentlicher Dienstleis-tungen wie Schulen, Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge, Kinder-tagesstätten, aber auch der Wasserver- und -entsorgung, Strom- und Breitbandversorgung, die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur so-wie der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen können möglicher-weise zukünftig nur durch integrierte ländliche Entwicklungskonzepte gemeistert werden. Allerdings bestehen nach wie vor erhebliche For-schungslücken zu den Möglichkeiten, aber auch Grenzen, und zu den Erfolgsfaktoren von integrierten Entwicklungskonzepten, die sehr stark von partizipatorischen Elementen, von unternehmerischem und zivilge-sellschaftlichem Engagement geprägt sind.

Mit Hinweisen zum Forschungsbedarf ist es am Ende eines transdiszipli-när angelegten Forschungsvorhabens nicht getan: Es geht auch ganz kon-kret um Handlungsbedarf im politischen Raum und um den Umbau der derzeitigen Systeme – im Hinblick auf die Zukunft der Nahversorgung im Kontext einer öffentlich verstandenen und als neue Gemeinschaftsaufgabe zwischen öffentlichen und privaten Trägerschaften organisierten Daseins-vorsorge (horizontale Kooperationen) ebenso wie als eine alle administra-tiven Ebenen umfassende politische Steuerung, ggf. durch entsprechende Anreize, und die planerische Koordination der Ansprüche und Aktivitäten über die Verwaltungsebenen hinweg (vertikale Koordination). Wenn die hier dargestellten, im Rahmen des Vorhabens ZukunftNAH erzielten und gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse dazu beitragen, dass Schritte zur Zukunft der Nahversorgung politisch und gemeinschaftlich angegangen werden, dann ist ein wichtiges Ziel erreicht.

Dass gerade für ländliche Räume neue Modelle zu entwickeln sind, die auf Basis eines bürgerschaftlichen Engagements entstehen und sich an lokalen Notwendigkeiten orientieren, ist offenkundig und lässt – parallel zu politi-schen Neuorientierungen – in nächster Zukunft auch weitere wissenschaft-liche Innovationen erwarten. Der Beitrag von Jahnke, Kurz (2013), den wir gegen Ende dieses Forschungsvorhabens zur Kenntnis nehmen durften und der ein neues Raumplanungssystem vorstellt, das nicht hierarchisch gegliedert ist, sondern maßgeschneidert, kooperativ und unter Ausschöp-fung endogener Potenziale agiert, ist ein wichtiges Indiz dafür.

Ziel(e)erreicht?

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LITERATURVERZEICHNIS

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ANLAGE1PROJEKTBETEILIGTEUND KOOPERATIONSPARTNER/INNEN

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Anlage_1 Projektbeteiligte

1

Einrichtung Name, Vorname Aufgabe

Adresse

Region Hasetal - Untersuchungsraum

Region Hasetal Morthorst, Anette Regionalmanagerin

Zweckverband Erholungsgebiet Hasetal Langenstraße 33 49624 Löningen www.hasetal-leader.de

Gemeinde Lähden Pleus, Ludwig SG-Bürgermeister

Samtgemeinde Herzlake Gemeinde Lähden Am Markt 4 49770 Herzlake

Region Hümmling - Untersuchungsraum

Region Hümmling Deitermann, Ralph Regionalmanager

Regionalmanagement LAG Hümmling Geschäftsstelle, Rathaus Werlte Marktstraße 1, 49757 Werlte

LK Emsland Pengemann, Walter Stabsstelle des Landrats

Landkreis Emsland Ordeniederung 1 49716 Meppen

SG Nordhümmling Tebben, Hermann Bürgermeister

Samtgemeinde Nordhümmling Rathaus Esterwegen Poststraße 13 26897 Esterwegen www.sg-nordhuemmling.de

SG Sögel Kerssens, Gerd Fachbereichsleiter „Zentrale Dienste“ (Nowak, 1.SG-Rat)

Samtgemeinde Sögel Ludmillenhof 49751 Sögel www.soegel.de

SG Werlte Gerdes, Werner Bürgermeister

Samtgemeinde Werlte Marktstr. 1 49757 Werlte www.werlte.de

Region Osnabrücker Land - Untersuchungsraum

Region NOL Höfer, Peter MCON Regionalmanager

Regionalmanagement Nördliches Osnabrücker Land Lindenstraße 2 49593 Bersenbrück www.ilek-nol.de

SG Neuenkirchen Brinkmann, Martin Bürgermeister

Samtgemeinde Neuenkirchen Alte Poststraße5-7 49585 Neuenkirchen

LK Osnabrück Hauschild, Arndt Fachdienstleiter FD 6 Planen und Bauen

Fachdienst Planen und Bauen Kreishaus Am Schölerberg 1 49082 Osnabrück www.landkreis-osnabrueck.de

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Anlage_1 Projektbeteiligte

2

Region W.E.R.O. - Untersuchungsraum

Region W.E.R.O. LK Leer

Loger, Monika Regionalmanagerin

Regionalmanagement W.E.R.O.-Deutschland Landkreis Leer - Amt für Wirtschaftsförderung Friesenstraße 26 26789 Leer

Gemeinde Bunde Sap, Gerald Bürgermeister

Gemeinde Bunde Kirchring 2 26831 Bunde www.gemeinde-bunde.de

SG Lathen Weber, Karl-Heinz Bürgermeister

Samtgemeinde Lathen Große Straße 3 49762 Lathen www.lathen.de

Region Wesermarsch - Untersuchungsraum

Region Wesermarsch

Lücke, Meike Aksteiner, Mette Regionalmanagerinnen

Landkreis Wesermarsch Regionalmanagement "Wesermarsch in Bewegung" c/o Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH Poggenburger Str. 7 26919 Brake www.wesermarsch-in-bewegung.de

Gemeinde Berne Bittner, Franz Bürgermeister

Gemeinde Berne Rathaus Am Breithof 6 27804 Berne

Gemeinde Butjadingen

Blumenberg, Rolf Bürgermeister

Gemeinde Butjadingen Rathaus - Butjadinger Straße 59 26969 Butjadingen-Burhave

Gemeinde Jade Kaars, Henning Bürgermeister

Gemeinde Jade Jader Straße 47 26349 Jade - Jaderaltendeich www.gemeinde-jade.de

Gemeinde Stadland

Schierhold, Boris Bürgermeister

Gemeinde Stadtland Am Markt 1 26935 Stadland www.stadland.de

Gemeinde Ovelgönne

Brückmann, Thomas ehem. Bürgermeister Meyer, Holger, Bauamt

Gemeinde Ovelgönne Gemeindeverwaltung Rathausstr. 14 26939 Ovelgönne

Region Wir 5 – Leine los! - Untersuchungsraum

Region Wir 5 Albert, Regine Regionalmanagerin

MCON/Regionalmanagement Harzweserland Wirtschaftsförderung Landkreis Northeim Scharnhorststraße 6 37154 Northeim

Stadt Hardegsen Sjuts, Dieter Bürgermeister

Stadt Hardegsen Vor dem Tore 1 37181 Hardegsen

Stadt Moringen Schnabel, Hartmut Bürgermeister

Stadt Moringen Amtsfreiheit 8 / 10 37186 Moringen

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Anlage_1 Projektbeteiligte

3

Stadt Northeim Rauer, Jürgen Büro des Bürgermeisters

Stadt Northeim Scharnhorstplatz 1 37154 Northeim www.northeim.de

Gemeinde Katlenburg-Lindau

Ahrens, Uwe Bürgermeister

Gemeinde Katlenburg-Lindau Bahnhofstraße 6 37191 Katlenburg-Lindau

Stadt Uslar Friedrich, Thomas (2012) Borchert, Sven (2013) Wirtschaftsförderung

Stadt Uslar Wirtschaftsförderung Graftstraße 7 37170 Uslar

Region Wittlager Land - Referenzregion

Region Wittlagerland

Ripperda, Michael Regionalmanager

Regionalmanagement Wittlager Land Rathaus Ostercappeln Gildebrede 1 49179 Ostercappeln

Unternehmen - Kooperationspartner

Firma Siemer Holm, Natalie Siemer, Bernhard

Markant Markt Bernhard Siemer Hauptstraße 2-4 26901 Lorup

Firma REWE/ Nahkauf

Riemer, Norbert Verkaufsleiter Selbstständiger Einzelhandel

REWE GROUP REWE Markt GmbH Zweigniederlassung Nord Fortunastraße 8 31275 Lehrte www.rewe-group.com

Leibniz Universität Hannover - Forschungseinrichtung

LUH

Zibell, Barbara, Prof. Dr. Projektleitung [email protected]

LUH

Bloem, Hendrik, Dipl.-Ing. Projektbearbeitung [email protected]

LUH

Heinecke, Nina, Dipl.-Geographin Projektmitarbeit, Statistik bis 09 / 2012 [email protected]

LUH

Heineking, Ingrid, Dipl.-Geographin Projektbearbeitung, -abrechnung [email protected]

LUH

Preuß, Petra, Dipl.-Ing. Architektin Projektbearbeitung [email protected]

LUH

Revilla-Diez, Javier, Prof. Dr. Fachliche Beratung [email protected]

LUH

Sohns, Franziska, Dipl.-Geographin Projektmitarbeit, Statistik + GIS seit 10 / 2012 [email protected]

LUH

Stock, Katja, Dipl.-Ing. Projektkoordination (intern) [email protected]

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ANLAGE2STRATEGIEPAPIERE

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1

„Innovative Kooperationsprojekte“ (EFRE)

STRATEGIEPAPIER_GEMEINDE_JADE

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Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str. 8 30419 Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg 50 30167 Hannover

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STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE

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Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Koope-rationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten hiermit als Zwischenstand zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS-Analyse. 1. Bestandsaufnahme

1.1 „Raumbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Statistiken und Vorort-Aufnahmen

Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Gemeinde Jade ist die westlichste Gemeinde des Landkreises Wesermarsch. Siedlungsschwerpunkte haben sich in der Flächengemeinde in 3 Ortschaften gebildet, zu denen verschiedene Bauernschaften gehö-ren. Jaderberg ist mit ca. 3.200 EinwohnerInnen das Versorgungszentrum, Jade (ca. 360 EW) der Sitz der Verwaltung der Einheitsgemeinde, in der insgesamt 5.753 Menschen wohnen (gem. LSKN, Bevölkerungs-stand 30.06.2012). Die Lage am nördlichen Jadebusen birgt in Küstennähe touristisches Potenzial, darüber hinaus ist die Gemeinde eher landwirtschaftlich geprägt. Die Siedlungen liegen eher abseits der Küste, le-diglich Augusthausen liegt direkt hinterm Deich. In Jaderberg und Schweiburg (mit Außenstelle Mentzhausen) befinden sich die Standorte der jeweils ein- bis zweizügigen Grundschulen mit insgesamt ca. 250 GrundschülerInnen in 15 Klassen. Als weitere Bil-dungseinrichtungen stehen den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde Jade (und darüber hinaus) das Jade-Gymnasium in freier Trägerschaft sowie die Oberschule in Jaderberg für über 1.000 SchülerInnen zur Verfügung. Die Gemeinde Jade ist mit 61 EW / km² eher dünn besiedelt. Die Bevölkerung in der Gemeinde Jade setzt sich wie folgt zusammen (Stand 2010); vergleichsweise überdurchschnittlich vertreten sind mit 22,9% die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren, auch der Anteil der 40- bis 65-Jährigen in der Bevölkerung ist etwas höher als im Landesdurchschnitt. Eher schwächer besetzt als im Landesdurchschnitt ist dagegen die Altersgruppe zwischen 18 und 40 Jahren (22,4%). Die Personen im Ruhestandsalter sind mit 17,7% noch unterrepräsentiert. Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW1

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für die Gemeinde Jade bei -13,4% (ca. -780 Personen). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird dabei absehbar deutlich zurückgehen (um fast 50%). In allen Altersgruppen unter 65 Jahren ist von erheblichen Rückgängen auszu-gehen. Deutliche Zuwächse wird es dagegen bei den über 65-Jährigen geben (ca. + 60%).

verkehrliche Anbindung

Die ÖPNV-Erreichbarkeit wird innerhalb der Gemeinde über Busse gewährleistet, die die kleinen Gemein-deteile mit dem Grundzentrum verbinden. Hierbei verbindet die Linie 431 Brake-Ovelgönne-Neustadt-Jaderberg und die Linie 432 die Ortsteile Jade, Schweiburg, Augusthausen mit Jaderberg. Darüber hinaus verkehrt die Buslinie 340 von Jaderberg nach Oldenburg und eine weitere Buslinie 341 verbindet Jaderberg mit Varel (von Rastede/OL kommend). Varel ist außerdem noch mit der Linie 345 zu erreichen. Zusätzlich fährt die Linie 257 nach Dangast (über Varel, Neuenwege, Büppel und Obenstrohe). Nach telefonischer Anmeldung ist eine Verbindung zu dem südwestlich liegendem Bad Zwischenahn durch die Linie 399 mög-lich. Eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB ist über Varel und Rastede gegeben.

der Gemeinde erfolgt überregional mit einer eigenen Autobahnabfahrt der A 29 in Jaderberg, von wo aus sowohl Oldenburg (25 km) als auch Wilhelmshaven (30 km) schnell zu errei-chen sind. Die B 437 führt in 7 km Richtung Westen zur Stadt Varel, in 30 km in Richtung Osten zum Weser-tunnel. Die Ortsteile sind über Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen miteinander verbunden. In ca. 20 km Entfernung liegt die Kreisstadt Brake.

1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW)

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STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE

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Beschäftigung (Datenquelle: NIW) Insgesamt gab es 2010 rd. 1.960 Beschäftigte mit Wohnort in der Gemeinde Jade (dar. 820 bzw. 41,8% weibl.), davon 1.570 in Vollzeit (dar. 480 bzw. 30,9% weibl.) und 390 in Teilzeit (dar. 330 bzw. 86,1% weibl.). Frauen arbeiten auch in der Gemeinde Jade besonders häufig in Teilzeit: 40,8% aller weiblichen Beschäftig-ten gegenüber 4,7% bei den Männern. Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijobber) liegt insgesamt bei 52,3% - bei den Männern 60,3%, bei den Frauen 44,2%. Die Beteiligung am Erwerbsleben ist damit insgesamt ein wenig höher als im Landesdurchschnitt (50,1%). AuspendlerInnen überwiegen gegenüber den EinpendlerInnen, so dass Kaufkraftabflüsse zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den 1.960 Beschäftigten mit Wohnort in der Gemeinde Jade arbeiten 1.650 (84%) außerhalb der Gemeinde (AuspendlerInnen). 310 Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Jade. In der Gemeinde Jade als Ar-beitsort sind insgesamt 700 Personen beschäftigt, davon 390 EinpendlerInnen (56%). Das Pro-Kopf-Einkommen in der Gemeinde Jade liegt mit 12.711 Euro (902

Versorgungslage

) um ein Zehntel unter dem nie-dersächsischen Durchschnitt.

Die Versorgungssituation wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständi-gen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insge-samt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Ortsteilen in Augen-schein genommen. In der Gemeinde Jade wurden insgesamt 8 stationäre Lebensmitteleinzelhandelseinrich-tungen und ein Wochenmarkt erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern:

Ortsteil Lebensmitteleinzelhandelseinrichtung Jaderberg 1 Verbrauchermarkt (EDEKA) mit Bäckerei, 1 Discounter (Netto) mit Bäcke-

rei, 1 Bäckerei, 1 Kiosk, 1 Ab-Hof-Verkauf, 1 Wochenmarkt Schweiburg 1 Nahversorger (EDEKA nah und gut), 1 Bäckerei Augusthausen 1 Nahversorger („Tante-Emma-Laden“) Jade - Mentzhausen - Diekmannshausen -

Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf die Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeentfer-nungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversor-gung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung)

Kooperationsgemeinden

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2 Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100 3 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten

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STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE

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Auf der nachfolgenden Darstellung sind alle aufgenommenen LEH-Einrichtungen verortet dargestellt.

Die weiten Entfernungen der Orte untereinander und die daraus resultierende Unterversorgung werden in auch in der Übersicht Abb_1 (S. 10) sehr deutlich. Insbesondere die Menschen in den kleineren Orten Jade, Diekmannshausen und Mentzhausen müssen weite Wege zurücklegen, um sich täglich zu versorgen. Abb_2 (S. 11) gibt die Situation in Jaderberg im Detail wieder. Gebäude, die unter 100m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt, dunkelrote Gebäude liegen 1.000 bis 2.500m entfernt. Der Großteil der Menschen in Jaderberg lebt in Einfamilienhausgebieten in mehr als 500 m Entfernung von Verbrauchermarkt und Discounter.

Bestandsaufnahme Nahversorgung Jade (Eigene Darstellung, 2012)

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STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE

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1.2 „Akteursbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Interviews

Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurde von der Gemeinde Jade der Bürgermeister Herr Kaars in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezogenen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Ent-scheidungswege) resp. Governance in der Gemeinde befragt. Folgende Informationen geben einen Über-blick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Gemeinde Jade ist eine Einheitsgemeinde mit dem Verwal-tungssitz Jade. Planungen im Gemeindegebiet, die Finanzhoheit sowie alle Verwaltungstätigkeiten sind hier konzentriert. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Anfragen zu Förderungen sowie planungsrecht-lichen Voraussetzungen oder Grundstücksfragen gehen direkt über den Tisch des Bürgermeisters. Wirt-schaftsförderung des LK Wesermarsch wird bei Entscheidungen mit einbezogen. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Nachbarschaftshilfe wird in den ländlichen Ortsteilen noch wichtig genommen, es wohnen viele Alleinstehende in der Fläche. Die Bevölkerung engagiert sich in den Ortsteilen der Gemeinde Jade eher bei konkreten Anlässen wie Schulschließung o.Ä. Die Menschen in Jaderberg iden-tifizieren sich wenig mit ihrem Dorf („Pendlerdorf“) Konzepte

: Bewusstsein der Bevölkerung bilden.

Im Rahmen des Interviews wurde der Bürgermeister desweiteren hinsichtlich des Einkaufsverhaltens der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in der Gemeinde Jade befragt. Einkaufsverhalten

Strategien: Keine Ausweisung von Bauland, da ausreichend Angebote im Ort vorhanden sind. Eine Strategie der Gemeinde ist es, keinen weiteren Discounter in Jaderberg zu erlauben, um die vorhandenen Standorte zu sichern. Die Regulierung von Leerständen in den Ladenzeilen wird in erster Linie dem Markt überlassen.

: Der Tageseinkauf wird von der Bevölkerung in Jade nur teilweise vor Ort erledigt, zusätz-lich werden die Groß-Discounter in Varel und Oldenburg aufgesucht, der Wochenendeinkauf findet meist außerhalb statt, Erlebniseinkäufe in Oldenburg werden unterstützt durch die gute Busanbindung. Beson-ders Jüngere sind automobil und nehmen die Älteren mit. Wochenmarkt in Jaderberg wird nicht optimal angenommen, da samstags lieber nach Varel gefahren wird.

2. Bestandsanalyse und Bewertung

2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen

In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in der Ge-meinde Jade für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Gute Versorgungssituation durch einen Verbrauchermarkt und einen Discounter nur in Jaderberg. Ein Nahversorger in Schweiburg gilt als besonders kundInnenfreundlich, der Nahversorger mit Gastwirtschaft in Augusthausen ist sehr klein, lebt vor allem vom Tourismus (RadfahrerInnen). Eine Fuß- und Fahrraderreichbarkeit dieser Geschäfte ist sowohl in den Ortskernen als auch über gemeindewei-te Fahrradverbindungen gegeben. Anfragen zu Neuansiedlungen von Discountern in Jaderberg werden derzeit abgelehnt. Bau des Jade-Weser-Ports wird als Chance für Zuzug von außen gesehen. Negative Einflussfaktoren: Leerstände in der Ladenzeile von Jaderberg vorhanden, keine Anfragen. Die ländlichen Ortsteile werden nicht mehr vor Ort versorgt, nur noch ein Verkaufswagen ist unterwegs, Anfra-gen zu Neuansiedlungen „in der Fläche“ gibt es keine. Zukunftsprobleme in Schweiburg. Hohe Auto-Mobilität gehört zum Alltag der Bevölkerung und führt zu Versorgungseinkäufen auf dem Weg in autoaffi-nen Agglomerationen, Bewusstsein der Bevölkerung zum Erhalt von Nahversorgungsstandorten ist nicht ausreichend. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Ein-flussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: BürgerInnen in den ländlichen Ortsteilen identifizieren sich mit ihren Dörfern, Nachbarschaftshilfe funktioniert noch. Negative Einflussfaktoren: Zuzug von außen nur durch ehemalige Gäste aus Nordrhein-Westfalen im Ren-tenalter, keine jungen Menschen, die sich einbringen könnten.

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ERGEBNIS: Die Verortung der Gemeinde Jade zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemein-den (Matrix) ein unterdurchschnittliches Zusammenspiel der AkteurInnen und eine unterdurchschnittliche Versorgungslage durch sehr weite Wege (Gruppe: schwaches Zusammenspiel der AkteurInnen mit nicht guter Versorgungslage). Sicht der Gemeinde Jade Nach Einschätzung und Aussage des Bürgermeisters der Gemeinde Jade fehlt der ansässigen Bevölkerung noch das Bewusstsein für das Thema und die Wichtigkeit der Nahversorgung. Nachbarschaftshilfe und hohe Mobilität dienen zum Abfedern der heute bereits in der Fläche prekären Versorgungssituation. Es zeigt sich die Wichtigkeit des ruhigen Tourismus für den Erhalt der Nahversorgung in den kleinen Dörfern. Konkrete Projekte und Konzepte sind insbesondere die Stärkung des Bewusstseins der ansässigen Bevölkerung durch Information und Beteiligung etc.

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Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Gemeinde Jade – Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

In der Übersicht sind in Blauschattierungen die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der Gemeinde Jade dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau 1.000 bis 2.500 m Entfernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungs-einrichtung weiter als 2,5 km entfernt.

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Abb_2 Einzelauswertung Jaderberg - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

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Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1

„Innovative Kooperationsprojekte“ (EFRE)

STRATEGIEPAPIER_STADT_MORINGEN

02_2013

Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str. 8 30419 Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg 50 30167 Hannover

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Koope-rationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten hiermit als Zwischenstand zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS-Analyse. 1. Bestandsaufnahme

1.1 „Raumbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Statistiken und Vorort-Aufnahmen

Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Stadt Moringen besteht aus insgesamt 9 Stadtteilen mit 7.130 EinwohnerInnen. Die Kernstadt als Grundzentrum und Verwaltungssitz liegt ca. 20 km vom Oberzentrum Göttingen und ca. 10 km von der Kreisstadt Northeim entfernt. Moringen ist umgeben von Laub- und Nadelwäldern und somit als Ausgangs-punkt für touristische Aktivitäten in Richtung Solling etc. sehr beliebt. Die räumliche Orientierung von Moringen ist durch die guten Straßen- und ÖPNV-Anbindungen vorrangig auf Northeim und Göttingen aus-gerichtet. Die straßenverkehrliche Anbindung an die ehemalige Kreisstadt Einbeck (17 km) ist ebenfalls gut. In der Kernstadt befindet sich der Standort des Schulzentrums mit einer Kooperative Gesamtschule (KGS), die über eine gymnasiale Oberstufe für insg. 1.750 SchülerInnen verfügt (davon 495 in der KGS-Außenstelle Nörten-Hardenberg) sowie einer dreizügigen Grundschule mit insgesamt knapp 270 GrundschülerInnen in 12 Klassen. Das Schulzentrum in Moringen wird z. Zt. von SchülerInnen aus 75 Ortschaften des LK Northeim besucht und gilt als wichtiger infrastruktureller Knotenpunkt für die Menschen in der Umgebung. Die Stadt Moringen ist mit 87 EW / km² vergleichsweise dünn besiedelt. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Kernstadt und die 8 Stadtteile recht unterschiedlich: Moringen mit gut 4.400 EW und die ländlichen Ortsteile von unter 100 EW in Blankenhagen (87 EW) bis knapp 1.000 EW in Fredelsloh (Oldenrode -143 EW, Lutterbeck -182 EW, Behrensen -244 EW, Thüdinghausen -322 EW, Großenrode -357 EW, Nienhagen -443 EW (Stand: 01.09.2011, Information der Stadt Moringen)). Im Vergleich zum Landesdurchschnitt ist der Bevölkerungsanteil der 40- bis 65-Jährigen in Moringen etwas erhöht (37,9%). Die Altersgruppe ab 65 Jahren ist dagegen mit 18,5% vergleichsweise schwach vertreten. Die Anteile der Kinder und Jugendlichen unterscheiden sich mit 18,6% nur wenig vom Landesmittel (aus NIW-Daten, Stand 2010). Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW1

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für die Stadt Moringen bei -22,8% (ca. -1.700 Personen). Besonders betroffen ist die Altersgruppe unter 18 Jahren. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird sich bis 2030 voraussichtlich halbieren. In allen Altersgruppen unter 65 Jahren ist von erheblichen Rückgängen auszugehen. Zuwächse wird es dagegen bei den über 65-Jährigen geben (+ 18,7%).

verkehrliche Anbindung

Die ÖPNV-Erreichbarkeit ist innerhalb des Stadtgebietes von Moringen über Busse des Verkehrsbundes Süd-Niedersachsen gewährleistet, die die ländlichen Ortsteile mit dem Grundzentrum und darüber hinaus verbinden. Hierbei sind besonders hervorzuheben die Linie 181 von Nörten-Hardenberg nach Northeim über Großenrode/Elvese, die Linie 220 von Göttingen nach Moringen, die Linie 222 von Moringen nach Hardegsen, die Linie 223 von Moringen über Großenrode nach Behrensen und die Linie 225 von Northeim nach Moringen. Eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB ist über die Bahnhöfe in Nor-theim oder Göttingen möglich.

der Stadt erfolgt über die Bundesstraße B 241 nach Westen zur Anschlussstelle der A7 in 5 km Entfernung und weiter der B 241 folgend nach Northeim. In Richtung Osten führt die B 241 über das Grundzentrum Hardegsen (in 10 km Entfernung) in das Mittelzentrum Uslar (in ca. 25 km Entfer-nung). Die ländlichen Ortslagen von Moringen sind über Landes- und Kreisstraßen miteinander verbunden.

Beschäftigung (Datenquelle: NIW) Insgesamt gab es 2010 rd. 2.460 Beschäftigte mit Wohnort in der Stadt Moringen (dar. 1.110 bzw. 45,3% weibl.), davon 1.950 in Vollzeit (dar. 660 bzw. 34,1% weibl.) und 510 in Teilzeit (dar. 450 bzw. 87,9% weibl.). 1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW)

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Frauen arbeiten auch in der Stadt Moringen besonders häufig in Teilzeit: 40,5% aller weiblichen Beschäftig-ten gegenüber 4,6% bei den Männern. Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijob-ber) liegt insgesamt bei 50,5% bei den Männern 52,7%, bei den Frauen 48,1%. Die Beteiligung am Erwerbs-leben liegt damit etwa im Landesdurchschnitt (50,1%). EinpendlerInnen überwiegen leicht gegenüber den AuspendlerInnen, so dass Kaufkraftzuflüsse zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den 2.460 Beschäf-tigten mit Wohnort in der Stadt Moringen arbeiten 1.740 (71%) außerhalb der Stadt (AuspendlerInnen). 720 Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Moringen. In der Stadt Moringen als Arbeitsort sind insgesamt 3.080 Personen beschäftigt, davon 2.360 EinpendlerInnen (77%). Das Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt Moringen liegt mit 12.464 Euro (892

Versorgungslage

) um rund ein Zehntel unter dem niedersächsischen Durchschnitt.

Die Versorgungssituation wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständi-gen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insge-samt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Stadtteilen in Au-genschein genommen. In der Stadt Moringen wurden insgesamt 9 stationäre Lebensmitteleinzelhandels-einrichtungen erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern:

Ortsteil Lebensmitteleinzelhandelseinrichtung = erweiterte Nahversorgung Moringen 1 Verbrauchermarkt (REWE) mit Bäckerei- und Fleischereifiliale, 1 Discounter

mit Bäckerei (Netto), 1 Bäckerei, 1 Fleischerei Fredelsloh 1 Nahversorger (Traupe), 1 Bäckerei, 1 Fleischerei Großenrode, Lutterbeck 1 Ab-Hof-Verkauf (Bio)

2 Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100

Bestandsaufnahme Nahversorgung Moringen (Eigene Darstellung, 2012)

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf deren Erreichbarkeit durch die in den umliegen-den Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeent-fernungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversor-gung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung)

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Für die Bevölkerung der Stadt Moringen wird in Abb_1 (S. 8) ersichtlich, dass die Menschen in den ländli-chen Ortsteilen aufgrund noch vorhandener ortsansässiger Nahversorger in den meisten Fällen in unter 2,5 km Entfernung ihre tägliche Versorgung erledigen könnten. Allerdings täuscht der Standort des Ab-Hof-Verkaufes ohne Nahversorgung in Lutterbeck darüber hinweg, dass sich Menschen in Lutterbeck, Oldenrode und Nienhagen nicht ohne weite Wege versorgen können. Abb 2 + 3 (S. 9 + 10) geben die Situationen in der Kernstadt Moringen und im Ortsteil Fredelsloh im Detail wieder. Gebäude, die unter 100 m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt. Dunkelrote Gebäude liegen 1.000 bis 2.500 m entfernt. Aus der Darstellung wird deutlich, dass ein Großteil der Menschen in der Stadt Moringen die vorhandenen Versorgungseinrichtungen im Ortskern (Bäckereien, Fleischerei) in einer Entfernung unter 1.000 m erreichen können. Die Ortsrandlage von Verbrauchermarkt und Discounter zeigt hingegen wie wenige Menschen dadurch nahversorgt werden. In Fredelsloh können aufgrund der Kleinheit des Ortes alle EinwohnerInnen die Nahversorgungseinrichtungen in unter 1.000 m Entfernung erreichen.

1.2 „Akteursbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Interviews

Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurden von der Stadt Moringen der Bürgermeister Herr Schnabel und von der Bauverwaltung Herr Jettke in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezogenen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege) resp. Governance in der Stadt befragt. Folgende Informationen geben einen Überblick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Stadt Moringen ist eine Einheitsgemeinde mit dem Verwal-tungssitz in der Kernstadt. Planungen im Gemeindegebiet, die Finanzhoheit sowie alle Verwaltungstätigkei-ten sind hier konzentriert. Alle Ortsteile haben OrtsvorsteherInnen oder Ortsräte mit OrtsbürgermeisterIn-nen. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Politische EntscheidungsträgerInnen aus den Ortschaften werden beteiligt. Gute Kommunikation in allen Bereichen mit dem Bürgermeister, er ist grund-sätzlich erster Ansprechpartner und versteht sich als Vermittler bzw. Moderator. Seit 2011 gibt es einen kommunalen Entwicklungsausschuss. Die Interessengemeinschaft der Kaufleute arbeitet aufgrund von Per-sonalengpässen derzeit nicht, existiert aber. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Konzepte

Im Rahmen des Interviews wurden beide Experten des Weiteren hinsichtlich des Einkaufsverhaltens der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in der Stadt Moringen befragt.

: Städtebauförderung noch bis 2017, um Innenstadtbereich von Moringen unter Einbezug der ImmobilieneigentümerInnen zu stärken und umzugestalten.

3 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Einkaufsverhalten

Strategien: Sicherstellung der Versorgung im Zentrum der Stadt Moringen ist Ziel der Verwaltung. Gesprä-che mit dem Geschäftsführer von REWE am Ortsrand haben bzgl. eines kleineren REWE-City-Marktes (REWE-Dorf) bereits stattgefunden. Ein entsprechender Neubau „hinter der Steinscheune“ in der Innen-stadt beim neuen SeniorInnenzentrum wäre wünschenswert für die Nahversorgung. Zentralität vor Ort erhalten. Anbindung der Ortsteile schaffen. Ansiedlungen am Ortsrand wurden nicht weiter verfolgt. Pla-nung eines ganz neuen Standortes an der B 241 Richtung Northeim als Bindeglied zu Kirchberg; Sonderge-biet mit ca. 8000 qm mit Discounter, Drogerie, Bekleidung als Gegengewicht zum Südstadtbereich ange-dacht.

: Die Bevölkerung von Moringen kauft grundsätzlich eher im Ort ein, aber auch auf dem Arbeitsweg in den großen Agglomerationen von Northeim insbesondere bei ALDI und Lidl. REWE und Netto werden gut angenommen, obwohl sie am Ortsrand liegen. Lieferservice wird von REWE derzeit noch nicht angenommen. Erlebniseinkäufe werden nicht in Moringen getätigt, sondern in Northeim oder Göttingen. In den ländlichen Ortsteilen ist die mobile Versorgung ausreichend, viele Hofläden sind aktiv, das Sortiment reicht zur täglichen Versorgung aber nicht aus.

2. Bestandsanalyse und Bewertung

2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen

In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in der Stadt Moringen für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Relativ gute Versorgungssituation in der Kernstadt durch einen Verbraucher-markt, einen Discounter sowie Bäckerei und Fleischerei. Fuß- und Fahrraderreichbarkeit von Bäckereien und Fleischerei, autoerreichbare Lage von REWE und Netto-Markt (z.B. auf dem Arbeitsweg). Kaum Leer-stände im Innenstadtbereich durch erklärtes politisches Ziel der Innenentwicklung. Nachnutzungen durch Gewerbeansiedlungen und ein Ausbildungszentrum. Umnutzung und Erweiterung bei Leerstand durch Zu-sammenlegung von Geschäften im Innenstadtbereich um die Verkaufsfläche zu erhöhen und die Geschäfte attraktiver zu machen. Starke touristische Prägung und gute Arbeitsplatzsituation führt zu hoher Anzahl EinpendlerInnen und stärkt die Versorgungseinrichtungen in Moringen. Kleiner Nahversorger in Fredelsloh und attraktive Ab-Hof-Verkäufe teils mit Nahversorgungssortiment. Negative Einflussfaktoren: Fehlender Nahversorger in der Innenstadt trotz großer Nachfrage durch Schul- und SeniorInnenzentrum sowie Maßregelvollzugszentrum (MRVZ) Nds. als größter öffentlicher Arbeitgeber. Keine Nahversorger in den kleinen Ortsteilen. Mobilität gehört zum Alltag der Bevölkerung und führt teil-weise zu Versorgungseinkäufen auf dem Weg beim Discounter in Northeim. Kein Wochenmarkt mehr. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Ein-flussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: Familien- und Nachbarschaftshilfe in den Ortsteilen ist ausgeprägt. Aufgrund ho-her Mobilität sind Mitfahrmöglichkeiten in die Kernstadt zum Einkaufen vorhanden. Stärkung der sozialen Infrastruktur, um Menschen zu binden und Zentralität des Kernortes zu erhalten. Städtebauförderung und Dorferneuerung als Plattform für Beteiligung. Negative Einflussfaktoren: fehlendes Bewusstsein der Bevölkerung für die Notwendigkeit der Unterstüt-zung des örtlichen Handels, Nachfolgeproblem in Fredelsloh, Einkaufen auf dem Weg in der nahe gelege-nen Kreisstadt. ERGEBNIS: Die Verortung der Stadt Moringen zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemein-den (Matrix) ein leicht unterdurchschnittliches Zusammenspiel der AkteurInnen und eine ausreichende Versorgungslage (Typ: vorhandenes Zusammenspiel der AkteurInnen mit ausreichender Versorgungslage). Sicht der Stadt Moringen Die Einschätzungen und Aussagen der Experten aus der Stadt Moringen zeigen die Wichtigkeit des zentra-len Ortes, in dem Infrastruktureinrichtungen und Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine zukunftsfähige Stärkung und Attraktivierung auch als Wohnstandort ist das Ziel. Das touristische Potenzial und die vorhandenen Arbeitsplätze werden als Stabilisator der heutigen Situation mit positiver PendlerIn-nenbilanz angesehen. Konkrete Projekte und Konzepte sind insbesondere zu einer REWE-Dorf-Lösung in der Innenstadt vorstellbar.

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Stadt Moringen - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung In Blauschattierungen sind die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der Stadt Moringen dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau 1.000 bis 2.500 m Ent-fernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungsein-richtung weiter als 2,5 km entfernt.

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Abb_2 Einzelauswertung Kernstadt Moringen - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Abb_3 Einzelauswertung Fredelsloh - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

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STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN

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Forschung im Rahmen der Förderlinie 2.2.1

„Innovative Kooperationsprojekte“ (EFRE)

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Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str. 8 30419 Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg 50 30167 Hannover

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STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL

2

Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Koope-rationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten als Zwischenstand hiermit zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS-Analyse. 1. Bestandsaufnahme

1.1 „Raumbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Statistiken und Vorort-Aufnahmen

Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Gemeinde Sögel ist das Grundzentrum (GZ) der Samtgemeinde (SG) Sögel, welche insgesamt aus acht Mitgliedsgemeinden (MG) mit der folgend genannten Bevölkerungsgröße (gem. LSKN, Bevölkerungsstand 30.06.2012) besteht: Börger - 2.744 EW, Groß Berßen - 683 EW, Hüven - 559 EW, Klein Berßen - 1.141 EW, Sögel - 7.458 EW, Spahnharrenstätte - 1.480 EW, Stavern - 1.008 EW, Werpeloh - 1.088 EW. In der SG Sögel gibt es sechs Grundschulstandorte, wobei Groß Berßen und Hüven sowie Klein Berßen und Stavern einen Verbund bilden. 2010 besuchten hier insgesamt 675 SchülerInnen 35 Klassen. Ende 2012 wurde im SG-Rat der Beschluss gefasst ab Schuljahr 2013/2014 weitere Grundschulstandorte in Klein Berßen zusammen zu legen. Im Sekundarbereich II stehen im GZ Sögel Oberschule und Gymnasium für ins-gesamt über 400 SchülerInnen bereit. In der MG Börger gibt es darüber hinaus eine private Realschule. Die SG Sögel ist mit 57 EW / km² eher dünn besiedelt. Die Bevölkerung in Sögel ist vergleichsweise jung: überdurchschnittlich stark vertreten sind die Kinder und Jugendlichen sowie die jüngeren Erwachsenen unter 40 Jahren. Schwächer besetzt als im Landesdurchschnitt sind dagegen die Altersgruppe zwischen 40 und 65 Jahren sowie die Personen im Ruhestandsalter. Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW1

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für die SG Sögel bei + 4,4% (ca. +700 Personen). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird dabei allerdings absehbar deutlich zurückgehen (um rund 30%). Auch bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren wird eine rückläufige Entwicklung (um etwa ein Viertel) erwartet. Deutliche Zuwächse wird es dagegen bei den 40- bis unter 65-Jährigen geben (+22%). Bei den über 65-Jährigen ist damit zu rechnen, dass sich die Besetzung dieser Altersgruppe mehr als verdoppelt (+61%).

verkehrliche Anbindung

Beschäftigung

des Grundzentrums Sögel erfolgt von Westen über die L 53 an die B 70 und die A 31, von Süden über die L 54 an die B 402 und B 213. Nach Norden und Osten ist eine verkehrliche Er-reichbarkeit über verschiedene Landesstraßen gegeben. Die ländlichen Ortslagen sind über Landes- und Kreisstraßen mit dem Grundzentrum Sögel verbunden. Im Umkreis von unter 20 km liegen die GZ Esterwegen, Haselünne, Lathen und Werlte. Das Mittelzentrum (MZ) Meppen liegt südwestlich in 25 km Entfernung, das MZ Papenburg 35 km in nördlicher Richtung und Cloppenburg im Osten, die Oberzentren (OZ) Oldenburg (70 km) und Osnabrück (85 km) liegen ebenfalls östlich von Sögel. Die ÖPNV-Erreichbarkeit ist innerhalb der Samtgemeinde über Kleinbusse gewährleistet, die die ländlichen Ortsteile mit dem GZ verbinden, hierbei sind besonders hervorzuheben die Linien 946: Berßen-Stavern-Sögel und 947: Kl. Berßen-Stavern-Hüven-Sögel, mit dem Überlandbus 932 ist die SG Sögel über Klein Berßen an Haselünne angebunden, mit der Linie 930 über Klein Berßen und Stavern an Meppen. Über die Linie 931: Lathen-Sögel-Werlte-Vrees erreichen die Menschen die jeweils nahegelegenen anderen Grundzentren. Über Lathen ist eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB gegeben.

Insgesamt gab es 2010 rd. 4.610 Beschäftigte mit Wohnort in der SG Sögel (dar. 1.820 bzw. 39,6% weibl.), davon rund 3.750 in Vollzeit (dar. knapp 1.060 bzw. 28,2% weibl.) und 860 in Teilzeit (dar. 770 bzw. 89,0% weibl.). Frauen arbeiten auch in Sögel besonders häufig in Teilzeit -42,1% aller weiblichen Beschäftigten gegenüber 3,4% bei den Männern.

1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW)

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Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijobber) liegt insgesamt bei 44,1% - bei den Männern 50,6%, bei den Frauen 36,8%. Die Beteiligung am Erwerbsleben liegt insgesamt deutlich unter dem Landesdurchschnitt (50,1%) - sowohl bei den Männern (Nds. 54,8%) als auch noch deutlicher bei den Frauen (Nds. 45,4%). Einpendler- und AuspendlerInnen halten sich nahezu die Waage, so dass keine erheblichen Kaufkraftabflüs-se zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den 4.610 Beschäftigten mit Wohnort in der Samtgemeinde Sögel arbeiten 3.520 (76%) außerhalb der Samtge-meinde (Auspendler). 1.090 Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Sögel. In der SG Sögel als Arbeitsort sind insgesamt 3.870 Personen beschäftigt, davon 2.780 Einpendler (72%). Das Pro-Kopf-Einkommen in Sögel liegt mit 11.269 Euro (802

Versorgungslage

) um ein Fünftel unter dem niedersächsischen Durchschnitt.

Die Versorgungssituation

wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständi-gen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insge-samt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Ortsteilen in Augen-schein genommen. In der SG Sögel wurden insgesamt 21 stationäre Lebensmitteleinzelhandels (LEH)-Einrichtungen und ein Wochenmarkt erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern:

Ortsteil Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen = erweiterte Nahversorgung Sögel 2 Verbrauchermärkte (EDEKA, Combi) mit Bäckereifilialen, 3 Discounter (Net-

to, LIDL, ALDI), 1 Fleischerei, 2 Bäckereien, 1 Spezialitätengeschäft, 1 Tank-stellenshop und 1 Wochenmarkt

Börger 2 Verbrauchermärkte (EDEKA nah und gut, Coma) teils mit Bäckereifiliale, 2 Fleischereien,1 Bäckerei

Groß Berßen 1 Nahversorger (EDEKA nah und gut, Meyer) mit Bäckerei Klein Berßen 1 Nahversorger (Wotte) mit Bäckerei Spahnharrenstätte 1 Nahversorger (Dörpsladen SIEMER) mit Bäckerei, 1 Fleischerei Stavern 1 Nahversorger (Wotte) mit Bäckerei Werpeloh 1 Nahversorger (Anneken) mit Bäckerei

2 Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100

Bestandsaufnahme Nahversorgung Sögel-Nord (Eigene Darstellung, 2012)

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STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL

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Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf die Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeentfer-nungen zu den LEH-Einrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung)

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Die teilweise weiten Entfernungen der Orte untereinander werden in Abb_1 (S. 9) ebenfalls sehr deutlich. Insbesondere die Menschen in der MG Hüven müssen weite Wege zurücklegen, um sich täglich zu versor-gen. Die Abb_2 + Abb_3 (S. 10 + 11) geben die Situation in den Orten Börger und Sögel im Detail wieder. Gebäu-de, die unter 100 m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt, dunkelrote Gebäude liegen 1.000 bis 2.500 m entfernt. Sowohl in Börger als auch in Sögel zeigen sich die Vorteile einer kompakten Siedlungsstruktur.

3 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten

Bestandsaufnahme Nahversorgung Sögel - Süd (Eigene Darstellung, 2012)

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1.2 „Akteursbezogene Bestandsaufnahme“ - Auswertung von Interviews

Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurden von der SG-Verwaltung Sögel Herr Nowak (1. SG-Rat) und Herr Kerssens (Leiter FB 1 Zentrale Dienste) in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezo-genen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege) resp. Governance in der Samtgemeinde befragt. Folgende Informationen geben einen Überblick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Samtgemeinde ist ein Zusammenschluss der Mitgliedsge-meinden; alle Mitgliedsgemeinden sind nach wie vor selbstständig, was die Planung ihres Gemeindegebie-tes betrifft. Sie haben die Finanzhoheit. SG und MGen „reden sich bei planerischen und wirtschaftlichen Entscheidungen möglichst nicht rein“. Aus Sicht der SG-Verwaltung hat jede Gemeinde einen Anspruch auf Weiterentwicklung ihrer Siedlungsfläche. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Es besteht jeweils ein Wirtschaftsverband in der Gemeinde Sögel, in der Gemeinde Börger, in Spahnharrenstätte und Klein Berßen. Ein jährlicher Unter-nehmerstammtisch wird von der SG organisiert und von den UnternehmensvertreterInnen gern für den übergemeindlichen Austausch genutzt. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Ein Vereinsstammtisch umfasst alle VertreterInnen der ansässigen Vereine. Die Sögel App wird zur Abstimmung von Terminen von der SG bereit gestellt. Konzepte

: Um das Zusammenspiel der AkteurInnen in der SG Sögel besonders zu unterstützen, beteiligt sich die SG für die Teilnahme am Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden: Übe-rörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“. An dem Prozess sollen neben den PolitikerInnen auch Wirt-schafts- und SozialpartnerInnen beteiligt werden. Darüber hinaus wurde zur verbesserten Einschätzung der Einzelhandelssituation in Sögel ein Gutachten bzgl. Einzelhandelskonkurrenzen und -defiziten bei der BBE Handelsberatung in Auftrag gegeben, bei dem wiederum ein Arbeitskreis u.a. mit VertreterInnen aus der Wirtschaft beteiligt wird.

Im Rahmen des Interviews wurden die beiden SG-Vertreter desweiteren hinsichtlich Einkaufsverhalten der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in Sögel befragt. Einkaufsverhalten

Strategien: Die Unterstützung des „Konzeptes Siemer“ - Bäckerei mit Café in Verbindung mit Lebensmittel-verkauf (s.u.) - wird als zukunftsfähige Lösung angesehen. Die SG bestärkt damit die Wichtigkeit der derzeit noch vorhandenen 4 Bäckereien mit jeweils mindestens 3 Filialen, die deren ökonomische Überlebensfä-higkeit sichern. Wichtig erscheint es darüber hinaus, dass demographische Veränderungen frühzeitig er-kannt und mitgedacht werden.

: Der komplette Lebensmitteleinkauf ist im GZ Sögel möglich. Die Entwicklung der Ver-brauchermärkte in Sögel und Börger geht bisher nicht zu Lasten der Ortskerne. Erlebniseinkäufe werden in den nahegelegenen Mittel- und Oberzentren erledigt, das Bekleidungsangebot ist besonders in Haselünne zu nennen: „Schröder zieht das Emsland an“. Im Ort wird insb. von den ArbeiterInnen des Schlachthofs und den jüngeren Menschen zu Fuß oder mit dem Rad eingekauft, sonst mit dem Auto. Die Bevölkerung von Werpeloh und Hüven kauft mehrheitlich in Sögel ein, von Spahnharrenstätte zu ca. 50 % in Sögel, sonst in Werlte, die Menschen aus Groß und Klein Berßen sowie Stavern sind eher nach Meppen orientiert.

Begleitend dazu wird wie im Fall der ÄrztInnenversorgung professionelle Hilfe angenommen (von Bredehorst Clinic Medical Management GmbH) oder bei vermuteten Kaufkraftveränderungen durch die Vergrößerung des Textilunternehmens in Haselünne auch Gutachten in Auftrag gegeben (an BBE Münster). Darüber hinaus unterstützt die SG Initiativen z.B. zur Entwicklung eines Treffpunkts/Mittagstisch für Ältere in Schulen/ Kindergärten in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde oder zum Thema Eisenbahnanbin-dung. Parallel wurde als ausgewählter Einzelhandelsbetrieb der Markant Markt Siemer befragt, um das als „ideal“ empfundene Nahversorgungskonzept im Detail zu verstehen.

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2. Bestandsanalyse und Bewertung

2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen

In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in Sögel für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Grundzentrale Funktion in Sögel, 8 Grundschulstandorte, kompakte Siedlungs-strukturen, günstige Bodenpreise, gute Erreichbarkeit der Lebensmittelmärkte in den Orten, Bäckereistan-dorte als Basis für erweiterte Nahversorgungsangebote, mobile Versorgung für Fisch und Fleisch, Fleische-rei mit Mittagstisch und Partyservice, Wochenmarkt. Negative Einflussfaktoren: Keine Ab-Hof-Verkäufe, Gaststättensterben. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Ein-flussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: Positive Einstellung der AkteurInnen zu den meist positiven Rahmenbedingungen, Aufmerksamkeit für zukünftige Entwicklungen, Stärkung des Ortskerns von Sögel, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen, Sögel App für Termine/Veranstaltungen, planungsrechtli-che Anreize, z.B. Neubauentwicklung im Ortskern, Städtebauliche Sanierung, SozialpartnerInnen und Kir-chen werden wichtig genommen, Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeiten im Ort. Negative Einflussfaktoren: wurden bisher nicht benannt. ERGEBNIS: Die Verortung der SG Sögel zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemeinden (Matrix) ein nahezu intensives und zielorientiertes Zusammenspiel der AkteurInnen und eine vielfältige Versorgungslage (Typ: gutes Zusammenspiel der AkteurInnen mit guter Versorgungslage). Sicht der SG Sögel Die Einschätzungen und Aussagen der beiden Experten aus der SG Sögel haben gezeigt, dass eine Steue-rungsmöglichkeit der Kommune in der Bereitstellung innerörtlicher Flächen für Wohnbebauung ggf. für bestimmte NutzerInnengruppen besteht. Möglichkeiten zur Stärkung des Zusammenwirkens aller Mit-gliedsgemeinden auch für das Thema Nahversorgung sehen sie z.B. in der Städtebauförderung zum Thema Kleinere Städte und Gemeinden: Zusammenarbeit und Netzwerke. Wichtig erscheint es darüber hinaus, dass eine sich verändernde Nachfrage durch Flexibilität in Angebot und Service etc. kompensiert wird, dazu sollen demographische Veränderungen erkannt und mitgedacht werden. Konkrete Projekte und Konzepte sind zu folgenden Themen und Handlungsfeldern vorstellbar: - Ausrichtung auf die Wünsche einer alternden Gesellschaft - Ergänzung der kreiseigenen GIS-Analyse um Nahversorgungsaspekte - Auswertung der Ansatzpunkte zur Weiterarbeit mit ansässigen Unternehmen z.B. hinsichtlich der Vor-

bereitung des studentischen Befragungsprojektes zum Einkaufsverhalten der Bevölkerung.

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STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL

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Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der SG Sögel - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung In der Übersicht sind in Blauschattierungen die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der SG Sögel dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau 1.000 bis 2.500 m Entfernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungsein-richtung weiter als 2,5 km entfernt.

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STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL

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Abb_2 Einzelauswertung Sögel – Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

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STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL

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Abb_3 Einzelauswertung Börger – Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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ANLAGE3WANDZEITUNGEN REGIONALEFOREN+ABSCHLUSSKONFERENZ

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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Wandzeitungen Regionale Foren

1

Kooperative Konzepte

Regionale Foren

Bioladen Grüne Tomaten

Heckenbeck 470 EinwohnerInnen, Ortsteil des 5 km entfernten Bad Gandersheim, Süd-Niedersachsen

Konzept Dorfladen als Mitglieder-Laden mit umfassender Grundversorgung mit Bioprodukten

Betriebsmodell Einzelunternehmung durch Mitgliedsbeiträge grundfinanziert, die ca. 130 Kunden zahlen einen monatlichen Beitrag zur Deckung derLadenbetriebskosten(10€bis15€proErwachsenen,3€pro Kind,proFamiliemaximal34€),VerkaufspreisderWareliegtnur 5-10%überdemGroßhandelspreis,zinslosesDarlehen(45-50€ proMitglied)zurVermeidungvonKreditkosten

Vorteile BetriebsrisikoistfürInhaberstarkgesenkt,hoheKundenbindung ermöglichtverlässlicheBedarfsplanung(frischeWareund angemessenePreise),AlltagslebenohneAutoauchaufdemLand

Eröffnung 2004

Umsatz 200.000€proJahr

Fläche 35 Quadratmeter

Stundeneinsatz proWoche45Stunden,hauptsächlichdurchInhaberabgedeckt

Lieferanten ElkershausenBio-Großhandel(3xproWoche),lokale/regionaleBio- Betriebe(Gemüse,Brot,Eier,Honig)

Öffnungszeiten Montag, Mittwoch, Freitag, 9-13 Uhr und 17-19 Uhr, Lieferservice nachBadGandersheim,4WochenimJahrgeschlossen(Ferien)

Solidarischer Gemüsebau

Gründung 2004alsBiobetrieb,alssolidarischeBetriebsformseitAnfang2012

Konzept Bio-GemüsevorOrt,großeVielfaltaufwenigFläche,kurzeWege

Betriebsmodell Solidarische Landwirtschaft: fester Kundenkreis finanziert Saison, dafürErhaltderErnte,z.T.VertiebderErnteüberMitglieder-Bioladen

Vorteile Qualität:sehrfrischeWare,Transportmittel:Fahrräder+Hänger

Mobilitätsansätze Car-Sharing, Bahnhofsfahrräder, Fahrradselbsthilfewerkstatt, Yahoo- groupkoordinierteHol-undBringdiensteundAutomitfahrtenzum Bahnhof

Innenansicht

Fahrradselbsthilfewerkstatt Frisches Bio-Gemüse

Außenansicht

Dorfläden mit BürgerInneninitiative

Regionale Foren

Dorfladen Kleines WIESental

Standort Gemeinde Kleines Wiesental, LK Lörrach, Baden-Württemberg

Gemeinde Gemeinde mit ca. 80 qkm, 2890 EW (Stand 31.12.2011), 37 EW je qkm, 33 Ortsteile und viele zusätzliche Weiler, sehr verästelte Siedlungsstruktur, Ortsteil Wies 600 EW

Konzept Nachbarschaftsladen mit Außenterrassen-Café und Kundentaxi Laden als sozialer Treffpunkt

Betriebsmodell Genossenschaft (aktuell 144 GenossInnen / Vorstand: 3 Personen (ehrenamtlich))

Entstehung/ - Nutzungsüberlassung der ehemaligen Milchsammelstelle (war Finanzierung Eigentum der Gemeinde) - KostenfürNeubau+Abriss+Einrichtung:73.000€ - Startmit24.500€Genossenschaftsanteilen(50€/Anteil) - Ladeneinrichtungen gebraucht erworben - HandwerkerInnen vor Ort involviert, z.T. mit 50% abgerechnet - Mithilfe durch GemeindemitarbeiterInnen, Kirchen - ca.25.000€durchLEADER-Finanzierung - Grundsteuer + Gebäudeversicherung trägt die Gemeinde - GrundstückvonGemeindeerworbenfür7.350€ - derzeitigerWertrd.200.000€(Gebäude+Grundstück)

Eröffnung 07. Mai 2009

Umsatz 300.000€Brutto-Umsatz

Beschäftigte 8 bis 9 Beschäftigte + ca. 30 Bedarfskräfte + ehrenamtliche Aushilfen

Lieferantin Fa. Okle

Verkaufsfläche 90 qm

Artikel 2.600 Artikel

Öffnungszeiten Mo,Di,Do,Fr8:00-12:30und16:00-19:00,Mi+Sa8:00-12:30

Motivation - 2008 Schließung des letzten Ladens - 17 km zum nächsten Laden - Leidensdruck der Bevölkerung war hoch / Nachbarschaft fehlte - gute Beispiele andernorts - soziale Nahversorgung im Ort erhalten - „Zuversicht - Mut - Nächstenliebe - Opferbereitschaft“

Kassenbereich

EinesderDorfladentaxis

Frisches Obst und Gemüse

Außenansicht

SortimentdesDorfladens

Ort der Kommunikation

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Wandzeitungen Regionale Foren

2

Wirtschaftlicher Verein

Regionale Foren

Dorfladen Otersen

Standort Otersen, Gemeinde Kirchlinteln, LK Verden, Niedersachsen

Otersen Otersen mit ca. 15 qkm, 518 EW, 2 Ortsteile (Otersen im Sande, Ludwigslust) geprägt durch die Aller, 7 Seen, Dünen, Geest, Moor, Allermarsch, Heide und Wälder

Konzept - Nachbarschaftsladen „von Bürgern für Bürger“ mit Mehrgenerationen-DorfCafé und Dienstleistungen (Hermes-Paketshop, „Mini-Sparkasse“ und Wissenstransferstelle für den ländlichen Raum) sowie einer 10 kWp Photovoltaik-Eigenstromanlage - Keine Gewinnausschüttungen, sondern wohnortnahe Grundversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen, Lebensqualität | selbst bestimmt alt werden können in vertrauter Umgebung, eingesparte Fahrtkosten und Fahrtzeit

Betriebsmodell Wirtschaftlicher Verein Dorfladen Otersen w.V. („Mini-Genossenschaft“)

Café Café mit 70 qm und 45 Plätzen plus 48 Plätze auf 2 Terrassen - AllerCafé (RadTouristen & Gäste) - Mehrgenerationen-DorfCafé (Ausstellungen, Männergruppe, Knüddel-Klub 13-85 J., „Kino-Abend“, kl. Geburtstagsfeiern, Frühstücks-Büfett, Kaffeetafel/Mittagstisch, Bastelnachmittag, Offenes Bücher-Regal, Vortragsveranstaltungen, Vorstandssitz.)

Eröffnung 01. April 2001 (in gemieteten Räumen an einem anderen Standort), seit dem 10. April 2011 auf eigenem Grundstück Steinfeld 9 in Otersen

Beschäftigte 4 Verkäuferinnen aus dem Dorf Otersen und dem Nachbardorf Häuslingen (davon 1 geringfügig Beschäftigte) = insg. 105 Std./Woche

Hauptlieferant Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH & Co. KG („Famila“)

Verkaufsfläche 180 qm (auf 3.400 qm Grundstück)

Artikel 2.000 Artikel des Hauptlieferanten + 700 Artikel mit regionalen Produkten

Finanzierung 210.000€Eigenkapital,Spenden+WertderEigenleistungen,218.000€ Fremdfinanzierung,168.000€öffentl.ZuschüsseEU,Land,Gemeinde,14.000€ Zuwendungen,NeubauwertundGrundstückswert610.000€

Umsatz Rund338.000€Jahresumsatz(2011und2012)

Öffnungszeiten 50 Stunden in der Woche von Montag bis Sonntag

Besonderheiten 2008 wurde das Dorfladen-Handbuch (Konzept und Erfahrungsbericht) veröffentlicht, WissenstransferstellefürdenländlichenRaum„ZukunftsweisendeDorfentwicklung und Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum“

Wettbewerb Otersenwurde2007BundessiegerimWettbewerb„UnserDorfhatZukunft“

Visionen - Verbesserung der Lebensqualität im Dorf | „Tag für Tag“ - Wichtige Infrastruktur und sozio-kulturelle Funktion im Dorf erhalten - Einkaufen am Wohnort | „Kurze Wege für lange u. kurze Beine“ - Kommunikation mit Mitbürgern in Dorfladen & Café - ZeitundFahrtkostensparen|„Werweiterdenktkauftnäherein“ - Attraktivität der Ortsmitte = des Dorfes erhalten - Selbstbestimmt alt werden können in vertrauter Umgebung - „GEMEINSAM im Dorf statt einsam im Heim“

Innenansicht des im April 2011 neu eröffneten Dorfladens

„Knüddel-Klub“ im DorfCafé

Lebensqualität für BürgerInnen und Gäste

Außenansicht Dorfladen und Café

Kooperative Konzepte

Regionale Foren

DORV

Standorte In ländlichen Gemeinden im gesamten Bundesgebiet

Konzept Das Fünf-Säulen-Modell 1. Lebensmittel 2. Dienstleistungen bzw. Zusatzangebote Imbiss, Gaststätte, Kiosk, Stehcafe, Heiße Theke, Tasse Kaffee, Reinigungsannahme, Automaten der Sparkasse, Energieversorger, Versicherung, öffentliche Dienstleistungen z.B. Umschreibung Führerschein, Anmeldung KFZ, Mopedschilder, Anzeigenannahme der Tageszeitung, Vermittlung Reisebüro 3. Soziale und medizinische Versorgung Vermittlung Essen auf Rädern, Vermittlung Altenpflege, Familienzentrum, Freiwilligenzentrum, Seniorenpflegedienst, Seniorenhandwerkerdienst, Vermietung von Zusatzfläche für Arztpraxis, Beratung Sozial- und Rentenversicherung, Regionalbüro, Pfarrbüro, Zweitarztpraxis 4. Kommunikation 5. Kulturangebot

Ganzheitliche Lösungen: - Laden (Fläche, Konzeption, Gestaltung) - Angebot (Waren, Dienstleistungen, Kommunikation) - Personal (Qualifikation, Motivation, Arbeitsvertrag) - BürgerInnen (Einkaufen, Ehrenamt, Kapital, Einstellung) - Rechtsform z. B. Private Unternehmen, Genossenschaft, Wirtschaftlicher Verein, Sozialträger, GmbH&Co KG, Integrationsbetrieb, gGmbH - Umsatz/Kosten (Miete, Personal, Abschreibungen, Dienstleistungen, Frequenz, Preisgestaltung) - PartnerInnen (Landwirt, Metzger, Lebensmittelgroßhandel, Bäcker) - Finanzierung (Investition: Zuschüsse, Fördermittel, BürgerInnenkapital; laufender Betrieb: trägt sich selbst) - Grundsätze (regional, lebenslang, bürgerInnennah)

Betriebsmodelle Bürgerschaftliche, kaufmännische oder integrative Modelle

Kundschaft - Ältere MitbürgerInnen (möglichst lebenslang im sozialen Umfeld) - Junge Familien (Verzicht auf ein zweites Auto) - Berufstätige (Terminstress durch Einkauf vor Ort mindern) - NeubürgerInnen (schneller Zugang zum Leben im Ort) - Einzelhaushalte / Singles (individuell abgestimmte Dienstleistungen)

Voraussetzungen Vor der Aktivierung der Bevölkerung eine verlässliche Grundlage schaffen Vorgehensweise: - Aufnahme des Ortes (Siedlungsstruktur, bestehende Einrichtungen…), Bevölkerungsstruktur, Bürgerschaftliches Engagement, Verkehrsanbindung, Vorhandene Einkaufsströme, Umsatzpotential für Nahrungs- und Genussmittel Als Ergebnis: - Minimalrechnung (Umsatz, Gewinn…), Handlungsempfehlungen, Standortvorschläge, Erweiterungspotential, Positivrechnung

Visionen - Wohnen und Arbeiten wieder zusammenbringen - Lebensqualität erhalten oder gar verbessern - Lebensqualität ein Leben lang in der gewohnten sozialen Umgebung - technische und soziale Infrastruktur sichern und erhalten - BürgerInnen befragen sich selbst

Alles unter einem Dach

Filiale Jülich-Barmen

Nahversorgung und sozialer Treffpunkt

Grundriss Laden

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Wandzeitungen Regionale Foren

3

Unternehmerische Konzepte

Regionale Foren

Emmas Enkel

Standort Düsseldorf + Essen (neu seit April 2013)

Konzept 3-Wege-des-Einkaufens

1. Persönliche Bedienung + Einkaufszettel abgeben + einpacken lassen 2. Einkauf per iPad in der „Guten Stube“ 3. Online Einkaufen via Internet + Abholung oder Lieferservice

Betriebsmodell Geschäftsführer Sebastian Diehl + Benjamin Brüser

Artikel Rd. 3000 Produkte der Nahversorgung

Lieferung Deutschlandweit (neu seit 2013)

Visionen Shopping Wall Virtuelle Zweitstelle (überdimensionaler Bildschirm) Produkte werden digital wie in einem Regal abgebildet, KundInnen können per Smartphone die Ware virtuell entnehmen, in einer Einkaufs-App speichern und online bezahlen. Danach erfolgt die Lieferung binnen Stunden.

Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ Emmas Enkel zählte zu den 68 nordrhein-westfälischen „Ausgewählten Orten 2012“ im Wettbewerb

Die gute Stube Filiale Düsseldorf

Internetpräsenz Codewand

Geschäftsführer Filiale Essen

Dorfläden in Eigeninitiative

Regionale Foren

Hofladen Weisweil

Standort Gemeinde Weisweil, LK Emmendingen, Baden-Württemberg

Gemeinde Gemeinde mit ca. 20 qkm, 2117 EW (Stand 31.12.2011), 111 EW je qkm, bestehend aus dem Dorf Weisweil und den Höfen Harderer Hof, Untere Mühle, Ziegelhof und Waldeckhof

Konzept Hofladen mit Backstube, Café und Land- /Hauswirtschaftsmuseum sowie Lieferservice (mobiler Verkaufswagen)

Betriebsmodell Gewerbebetrieb und landwirtschaftlicher Betrieb mit Jutta Zeisset als Eigentümerin (seit 2003)

Café Neubau des Cafés 2005 mit Erlebnisgastronomie und Bistro mit ca. 100 Sitzplätzen und 75 Außenplätzen, Kuchen und Torten für das Café werden selber hergestellt, Sonntagsbrunch, Feiern sind möglich

Lieferdienst 600 DirektkundInnen in Freiburg werden beliefert; Lieferdienst macht 1/3 des Umsatzes aus (ursprünglich Lieferung von Eiern und Kartoffeln); bis heute sukzessiver Ausbau des Lieferdienstes um Kuchen/Obst/Käse/Wurst; bei fehlender Mobilität der KundInnen Lieferung direkt in die Wohnung (starker persönlicher Kontakt); kein Platz für neue KundInnen (12 h Lieferdauer, 150 km Strecke)

Finanzierung - Förderprogramm (Innovative Maßnahmen für Frauen in ländlichen Räumen) - Unterstützung durch GründerInnen-Agentur - Familiendarlehen und Bankkredit

Umsatz 300.000€Brutto-Umsatz

Beschäftigte 3 MitarbeiterInnen in der Produktion, 25 MitarbeiterInnen, alle Teilzeit (z.T. 15-17 Jährige) aus dem Ort und einem Umkreis von 15km

Verkaufsfläche Hofladen ca. 30 qm

Artikel Überwiegend eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse und Backwaren sowie weitere regionale Produkte

Motivation - endogene Potentiale nutzen (elterlicher Betrieb) - Frauen fördern - Landfrauen einbeziehen - Eigeninitiative anstoßen - selbst aktiv werden

Innenansicht

MuseumsCafé

Außenansicht

Getreideprodukte

Die verschiedenen Lokalitäten

Hofmuseum

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Wandzeitungen Regionale Foren

4

Liefer- und Fahrdienste

Regionale Foren

KombiBus

Kombinierter Transport Personen- und Gütertransport Modellprojekt „Daseinsvorsorge 2030 – Eine Antwort auf den demografischen Wandel“

Konzept Das KombiBus-System - Baustein 1: Fahrplan, Haltestellen und Liniennetz dienen als Grundlage für die Transporte. - Baustein 2: Eine leistungsfähige und flexible Disposition seitens der UVG sorgt für eine optimale Transportkette – taggleich. - Baustein 3: Durch eine multimediale Bestellannahme können die Transportaufträge per Telefon, Fax, E-Mail oder online (ab 2014) aufgenommen werden. - Baustein 4: Individuelle Anforderungen an den Frachtraumbedarf können berücksichtigt werden (gekühlte Ware ist möglich).

Betriebsmodell Betreiber: Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH (UVG) als regionaler Mobilitätsanbieter im Landkreis

Berater: Interlink GmbH (Berlin), Fahrplangesellschaft B&B mbH (Oelsnitz/Vogtland), raumkom (Trier)

Kundschaft - Unternehmen (taggleiche Zustellung, unkomplizierte Abwicklung, weit verzweigtes Transportnetz) - Transportbranche (Kurier-, Express- oder Postdienste) - Lebensmittelbranche (lokaler Vertrieb von Agrarprodukten, Belieferung von Lebensmittelgeschäften, Gastronomie) - Tourismusbranche (Gepäckbeförderung im Rahmen von Pauschalangeboten, z.B. „Wandern und Radfahren ohne Gepäck“, Transport von Mieträdern) - Regionale Werkverkehre (Transport innerbetrieblicher Waren- und Sendungsströme) - Ausblick: KombiBus für Endkunden

Visionen Weit GEDACHT nah VERSORGT Das regionale Nahversorgungsnetzwerk der Uckermark - nahEINKAUF (Dorfgemeinschaft) - nahANNAHME (Händler, Annahme- und Abholstation) - nahVERSORGER (Agrar: Produzenten und Erzeuger) - nahTRANSPORT (UVG KombiBus)

Einladen der Gütersendung in einen UVG-Bus durch Mitarbeiterinnen von Q-Regio*

Verladung der Güter in den nächsten Bus am zentralen Omnibusbahnhof Prenzlau*

Stückguttransport per Bus in Skandinavien Entladung der Güter für den Verkauf *

*Fotos vom Festakt September 2012

Mobile Dienste

Regionale Foren

Lemke‘s rollender Supermarkt

Mobiler Dienst 16 Verkaufswagen mit Tiefkühlanlagen und Scannerkassen

Konzept Versorgung von ländlichen Gemeinden mit Waren des täglichen Bedarfs, die über keine stationäre Nahversorgung (mehr) versorgen

Betriebsmodell Inhabergeführter Verkaufswagen Inhaber: Hans-Heinrich Lemke

Eröffnung 1974 mit dem Ziel, die weniger mobile Kundschaft im Grenzgebiet zur damaligen DDR zu versorgen

NutzerInnen/ Die BewohnerInnen der angefahrenen rd. 450 Ortschaften, derKundInnen Nachfragesituation angepasst

Artikel 2550 Artikel des täglichen Bedarfs, „Sonderwünsche“ werden ebenfalls erfüllt

Lieferant EDEKA Hessenring

Visionen - Ausweitung der Routen auf Haltepunkte an Altenheimen und in weniger gut versorgten Stadtrandgebieten - Verstärkte Zusammenarbeit der Initiative für mobile Dienste „Gut versorgt zu Hause“ - Unterstützung der Initiative der DorfassistentInnen (beratende Funktionen) - Kooperation mit verschiedenen caritativen Anbietern (Diakonie, ASB, Johaniter) oder mobiler Wohnberatung

Ausstattung

Der Wagen fährt bis in den Ort

Bestückung eines Supermarktes

Einkaufen beim mobilen Markt

Fuhrpark

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Wandzeitungen Regionale Foren

5

Unternehmerische Konzepte

Regionale Foren

MARKANT Nah & Frisch

Standort In ländlichen Gemeinden vorzugsweise im Ortskern, in Frequenzlagen und Fußgängerzonen und in Wohngebieten und Siedlungen

Konzept Frische! Das Konzept – trendorientiert undin guter Nachbarschaft.- frischebetont

- in wohnortnahen Lagen - Lebensmittelvollsortiment - stark servicebetont - Convenience

Ziele und Grundsätze Ziele - KundInnenbindung durch herausragende Serviceleistungen - Frische- und Qualitäts-Kompetenz bei den KundInnen - Regionaler Problemlöser - Zusätzliche Angebote - KundInnenzufriedenheit - Service- und Kommunikationsstelle vor Ort - Nahversorgung garantieren Grundsätze - Die persönliche Betreuung bildet die Basis-Dienstleistung - Der standortspezifische Bedarf ist das Hauptauswahlkriterium - Lebensmittelnahe Dienstleistungen sollen den Vorrang haben - Die angebotenen Service-Dienstleistungen sichern eine Zusatzfrequenz - Der Service wird von den KundInnen als geldwert akzeptiert

Betriebsmodell Nah & Frisch betrieben durch selbstständigen Einzelhandel

Verkaufsflächen Ca. 300 bis ca. 600 qm

Artikel Schwerpunkt Frische-Bereich, breites Trockensortiment ergänzt durch Convenience-Produkte, regionale Besonderheiten und bedarfsorientierter Nonfood-Bereich

Kundschaft All diejenigen, die - Wert auf frische und gesunde Ernährung legen - den täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken - Qualität und Auswahl zu schätzen wissen - Service und persönliche Bedienung wünschen

Grundriss

Ausstattung der Filialen

Ansicht

Frischetheken

Innenansichten

Standort In ländlichen Gemeinden Schleswig-Holsteins

Konzept 3-Säulen-Konzept

1. Kerngeschäft Lebensmittelladen oder Direktvermarkter, gegebenenfalls ergänzt um gastronomisches Angebot, Kerngeschäft sorgt (meist) für die wirtschaftliche Grundlage des MarktTreffs 2. Dienstleistungen Vielfältiges Dienstleistungsangebot, in jedem MarktTreff unterschiedlich auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt, z. B. Mittagstisch, Online-Brötchenbestellung, Lotto / Toto, Lieferservice, Partyservice, Präsentkörbe, Fotoservice, Handykarten-Aufladung, Kopier- und Faxservice, Arztpraxis, Annahmestelle für Reinigung, Änderungsschneiderei oder Schuhreparatur, Füll- und Tauschstation für Campinggasflaschen, Druckpatronenbefüllung, Bankautomat und Kontoauszugsdrucker, Gemeindebüro oder Kommunale Dienstleistungen, Tourist- Information / Tourismusbüro, Postpoint, Hermes-Paketshop, Otto- oder Quelleshop, ebay-Shop, Getränkemarkt, Blumenladen, Vermarktung von regionalen Produkten, Versicherungsberatung, Krankengymnastikpraxis, Gläserne Zeitungsredaktion 3. Treffpunkt Räume und Möglichkeiten zum Klönen, Kursangebote oder Veranstaltungen, dient als Zentrum der dörflichen Gemeinschaft

Kerngeschäft Modell S geringes Umsatzpotenzial, Verkaufsbereich kaum vorhanden oder sehr klein, kann nur Zusatzverdienst liefern, Betrieb durch ehrenamtliche oder geringfügig beschäftigte Kräfte möglich, kontinuierliche Begleitung und Unterstützung durch die Gemeinde, die Säule Treffpunkt ist häufig stark ausgeprägt Modell M mittleres Umsatzpotenzial (bis 200.000 Euro), 50 bis 100 qm Verkaufsfläche, kann im Nebenerwerb betrieben werden, BetreiberIn kann eine kleine Rendite erwarten, Begleitung/Unterstützung durch die Gemeinde, spezialis. Markt- und Treff-Funktion Modell L Umsatzpotenziale bis 750.000 Euro, bis 300 qm Verkaufsfläche, kann im Haupterwerb betrieben werden, BetreiberIn ist im Einzelfall auf die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen, Markt- und Treff-Funktion Modell XL Umsatzpotenziale über 750.000 Euro, über 300 qm, aber noch Nahversorgungs- charakter, kann im Haupterwerb betrieben werden (eventuell ohne Förderung), BetreiberIn ist im Einzelfall auf die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen, Schwerpunkt Kerngeschäft, die Säule Treffpunkt bringt zusätzliche Kundenfrequenz

Betriebsmodelle Kommunales Eigentum/kommunaler Besitz Öffentlich-private Zusammenarbeit Bürgerschaftliche Organisation (Verein, GbR oder Genossenschaft)

Projektträger Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MELUR), Referat für ländliche Entwicklung Projektsteuerung Regionaldezernate des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), Bürgerschaftliches Trägermodell

Förderung MELUR EU-, Bund- und Landesmittel zur Anschubförderung; förderfähig sind: Planungs- und Beratungskosten, bauliche Investitionen, Ladeninfrastruktur, begleitendes Coaching für BetreiberInnen

Standorte der Filialen

Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeit

Kooperative Konzepte

MarktTreff

Regionale Foren

Filiale Rantrum

Verschiedene Festivitäten vor der Filiale Witzwort

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Wandzeitungen Regionale Foren

6

Unternehmerische Konzepte

Regionale Foren

SIEMER

Standort Hauptgeschäft in Lorup (SG Werlte) Filialen in den nahe gelegenen Orten Rastorf (SG Werlte), Spahnharrenstätte (SG Sögel), Breddenberg und Hilkenbrook (SG Nordhümmling)

Konzept Dezentraler, stationärer Handel einschließlich Bäckerei und Cafébereich

Betriebsmodell Inhabergeführter Markant-Markt (Bünting) Betreiber Bernhard Siemer

Gründung 1902, Übernahme durch Bernhard Siemer 1971 (in dritter Generation)

Kundschaft DorfbewohnerInnen, Ältere, Zuwandererfamilien aus Osteuropa

Verkaufsflächen Ca. 100 bis 800 qm

Artikel Einschließlich regionaler Produkte

Preise Filialen haben die gleichen Preise wie das Hauptgeschäft (keine Angebote)

Beschäftigte 60 Beschäftigte (einschl. geringfügig Beschäftigte)

LieferantIn Markant Nordwest GmbH

Belieferung Durch das Hauptgeschäftder Filialen

Filiale Düsseldorf

Filiale Rastorf Filiale Hilkenbrook

Filiale Breddenberg Filiale Spahnharrenstätte

Hauptfiliale Lorup

Unternehmerische Konzepte

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tegut... Lädchen für alles

Standorte In ländlichen Gemeinden und stadtnahen Wohnquartieren rund 280 Lebensmittelmärkte in Hessen, Thüringen, Nordbayern sowie Göttingen und Mainz

Konzept Das Drei-Säulen-Modell

1. Kerngeschäft (Lebensmittel mit Café) 2. Dienstleistungen (Bank-Automat, Heimbringservice, Präsentkörbe, Annahmestelle für Reinigung, Änderungsschneiderei, oder Schuhreparatur, Fotoservice, Annahme Druckpatronenbefüllung, Postpoint-Stelle, Gemeindebüro oder kommunale Dienstleistungen, Tourist- Information/Tourismusbüro, Handykarten-Aufladung, Füll- und Tauschstation für Campinggasflaschen, Kopier- und Faxservice, Apothekendienst) 3. Treffpunkt („Quasselecke“ im Lebensmittelladen oder eigener Raum)

Betriebsmodelle Marktinhaber-Prinzip Rechtlich selbstständige HandelsvertreterInnen, Verkauf der Waren im Auftrag von tegut..., Umsatzprovision für die erbrachte Leistung, kein Kauf der Ware durch die MarktinhaberInnen, Ware bleibt im Besitz von tegut..., Marketingkonzept wird von tegut... zur Verfügung gestellt, Warenbezug erfolgt über tegut..., Markteinrichtung kann gemietet (verbleibt dann im Eigentum von tegut...) aber auch erworben werden.

Marktinhaber-Modell Plattform für soziale Einrichtungen mit dem Ziel, Menschen mit Benachteiligung / Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren, besonders erfolgversprechende Verknüpfung der dörflichen Grundversorgung und der Begegnung mit sozialen Aspekten der Teilhabe und Integration von Menschen mit Behinderungen, Träger und Einrichtungen der Behindertenhilfe sind als Betreiber tätig.

EigentümerIn/ tegut... gute Lebensmittel GmbH & Co. KG , FuldaGeschäftsführerIn Geschäftsführer Thomas Gutberlet

Verkaufsflächen ca. 100 bis ca. 300 m²

Artikel Artikel des täglichen Bedarfs zusammengestellt aus regionalen Spezialitäten, Grundartikeln, Bio-Lebensmitteln und saisonalen Produkten sowie Discountartikeln

Voraussetzungen Überlegungen im Vorfeld 1. konzeptionelle Vorüberlegungen mit der Gemeinde (Bürgermeister, Beirat …) 2. Standortauslotung 3. BürgerInnenbeteiligung als dauerhaftes Engagement 4. Betriebsform/Auswahl 5. Konzept – Wirtschaftlichkeitsberechnung 6. Öffentlichkeitsarbeit 7. Betreuung – fachlich/betriebswirtschaftlich

Visionen Entwicklung von gastronomischen, sozialen und gesundheitsbezogenen Angeboten

Ausstattung einer Filiale Backwaren

Kühlwaren Beratung durch eine Mitarbeiterin

Frisches Obst und Gemüse Verkaufssituation

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Wandzeitungen Regionale Foren

7

Machbarkeitsstudie Dorfladenam Beispiel des Meppener Ortsteils Rühlein der LEADER-Region „Moor ohne Grenzen“

Bauerngarten im Meppener Ortsteil RühleDer Bauerngarten liegt zentral an der Kirche in Rühle. Auf 16 Parzellen pflegen die Dorfbe-wohner seit 2008 ihren Garten mit großem Einsatz.

Radwanderhütte am Bauerngarten2009 wurde am Bauerngarten eine Radwanderhütte gebaut, die Radtouristen und Einhei-mische zu einer kleinen Pause einlädt.

Gesprächsrunden mit Ortsvorstand

und Unternehmern vor Ort

Idee„Dorfladen“

Standort: Bauerngarten

Gespräche mit potenziellem Betreiber und

Investor

Untersuchung der

Machbarkeit

Verkehrszählung, Befragung vor Ort,Analyse von ADFC-

Statistiken

Käuferpotenzial=Einheimische + Gäste

vorhanden für einen Anbieter

Absage des poten-ziellen Betreibers

Betreiber bleibt mit jetzigem Laden am

alten Standort

Einrichtung eines Dorfladens in Rühle nur sinnvoll, wenn:

• alleinige Existenz des Kiosk als Verkaufs-/Imbissmöglichkeit im Ortsteil Rühle• keine mobilen Anbieter in Rühle mit gleichen Angeboten• kombiniertes Angebot von Backwaren, Genussmitteln, Imbissangeboten (Getränke, Snacks, sowohl zum

Vor-Ort-Verzehr als auch zur Mitnahme)• ganzjährige und tägliche (jedoch möglicherweise eingeschränkte) Öffnung• moderate Amortisation für den Investor sowie moderate Finanzierungsform für einen Betreiber

Wirtschaftlichkeit eines Dorfladens zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben

Käuferpotenzial lässt keinen zweiten Laden zu

Auftraggeber:

LAG „Moor ohne Grenzen“ Int. Naturpark Bourtanger Moor - BargerveenOrdeniederung 249716 MeppenTelefon: +49 5931 44 22 77E-Mail: info@naturpark-moor.euwww.naturpark-moor.euwww.moor-ohne-grenzen.de

Auftragnehmer:

Andreas MuchowitschUnternehmensberatung GmbH

01069 Dresden • Werdauer Straße 1-3Zweigstelle: 49716 Meppen ∙ Kuhstraße 32

Telefon: 03 51 / 4 82 46 29Mobil: 01 76 / 23 58 22 88

E-Mail: [email protected]

Entscheidungshilfen für Gemeinden und InvestorenBasierend auf der Erstellung der Machbarkeitsstudie für den geplanten Kiosk in Rühle waren die Einschätzung der Übertragbarkeit des Konzeptes auf Gemeinden des Landkreises Emsland und die gleichzeitige Erarbeitung einer Entscheidungshilfe für Gemeinden bzw. Investo-ren Bestandteil des Auftrages.

Grundsätzliche Themen zur Einschätzung von

Plausibilität und Machbarkeit :

• Allgemeine Überlegungen (Investoren, Betreiber, Öff-nungszeiten)

• Standort/Räumlichkeiten (Neubau, bestehendes Ge-bäude, Raumgrößen, Lagerkapazität, Toiletten, Park-plätze)

• Produkte (Angebot, Warensortiment, Preise zusätzli-che Dienstleistungen)

• Mitarbeiter (Anstellungsart, Entlohnung, Arbeitszeit)

• Markt/Bedarf (Einzugsgebiet, Zielgruppen)

• Wettbewerb (Wettbewerber im Einzugsgebiet, Ange-bote)

• Vermarktung (Werbung, Verkaufsförderung)

• Betriebsablauf (Lieferung von Speisen, Versicherun-gen, Schutzmaßnahmen, Buchführung)

• Investition/Finanzierung (Baumaßnahmen, Wirt-schaftsgüter, Eigenkapital, Fördergelder)

• Rentabilität (Umsatz, Betriebskosten)

• Betreiber (Qualifikation, Führung des Betriebs)

1

Standortanalyse:2

Kriterien Gewichtung BewertungStandort A Standort BPunkte Ergebnis Punkte Ergebnis

Vorhandene Zielgruppe 5xBekanntheit des Standortes 3xGeeignetes Objekt vorhanden 4xVorhandene Infrastruktur (Ver-/Entsorgung)

4x

Voraussichtliche Investitionskosten 3xPotenzielle Fördermittel 2xVerkehrsanbindung 3xParkplätze 4xRadwege/-routen 4xTouristische Attraktionen im Um-feld

3x

Zulieferer 3xWettbewerber 4xVorhandener Investor 4xVorhandener Betreiber 3x

Gesamtergebnis

Vor-Ort-Befragung

• Einheimischer? - Unterwegs mit welchem Verkehrsmittel? - Welche Waren des täglichen Bedarfs fehlen am Ort?

• Tourist? - Unterwegs mit welchem Verkehrsmittel? - Aus welcher Region kommen Sie? - Wie lange sind Sie im Emsland? - Mit wie vielen Personen sind Sie unterwegs? - Warum legen Sie hier einen Stopp ein? - Haben Sie eine bestimmte Radwanderroute gewählt? - Wo übernachten Sie? - Wie viel geben Sie bei einer Fahrradtour durchschnitt-

lich pro Person am Tag für Speisen und Getränke aus? - Wie lange halten Sie sich bei einer Rast auf? - Welche Unterwegs-Angebote nutzen Sie? - Welche Serviceleistungen sind Ihnen vor Ort wichtig?

3

Berechnung einer notwendigen Mindestkundenzahl4

Wareneinsatz €Personalkosteneinschließlich Lohnnebenkosten €SachgemeinkostenPacht Betriebskosten (Heizung, Energie, Wasser/Abwasser, Entsor-gung)Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)VerbrauchsmaterialVerpackungReparaturen / InstandsetzungFahrzeugkostenLeasinggebührenBeiträge; GebührenVersicherungenWerbung / VerkaufsförderungBürobedarf / PortoTelefon / InternetBuchführungKontoführungsgebührenSonstiges / Reserve

Gesamt: €Abschreibung €Zinsen €Kalkulatorische Kosten (unter anderem Unternehmerlohn)Steuern, Tilgung €Betriebsausgaben - gesamt €Erforderliche Kundenzahl (kaufmännisch vorsichtige Planung)Bei der Annahme vono der Öffnung des Kiosk von ….. bis ….. eines Jahreso … Besuchstagen im Monato einem durchschnittlichen Umsatz je Kunde von X,00 Euro bei X Stunden je TagX Gäste pro Stunde

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Wandzeitungen Abschlusskonferenz

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Studentisches Projekt

Abschlusskonferenz

Haushaltsbefragung

Wie wird die aktuelle Situation der Nahversorgung von EinwohnerInnen bewertet? Was könnte besser sein, welche Wünsche zur zukünftigen Nahversorgung gibt es? Wer kauft wo, wann, wie und was ein?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, führten Studierende der Leibniz Universität Hannover von den Fachgebieten Planungs- und Architektursoziologie sowie Wirtschaftsgeographie im Rahmen des Forschungsprojektes „ZukunftNAH – Zukunftschancen bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens“, in der Woche vom 20.05.2013 bis zum 26.05.2013, eine Haushaltsbefragung durch.

Die Studierenden führten im genannten Zeitraum 15-minütige Interviews mit zufällig ausgewählten BewohnerInnen durch. Im Rahmen der Befragung wurden in der Region Süd die Stadt Moringen und die Gemeinde Katlenburg-Lindau untersucht. Des Weiteren die Samtgemeinde Werlte und die Gemeinde Bunde im westlichen Niedersachsen sowie die Gemeinden Stadland und Butjadingen im Landkreis Wesermarsch. Insgesamt konnten dabei rund 780 Haushalte befragt werden.

Ihre Daten werden streng vertraulich behandelt.  

  

 

A. Einkaufsverhalten1. An welchen Wochentagen und zu welcher Tageszeit kaufen Sie Güter des täglichen Bedarfs (bspw. 

Lebensmittel, Drogerieartikel, Genussmittel) für gewöhnlich ein?  

  vormittags 06:00‐12:00 Uhr 

mittags 12:00‐15:00 Uhr 

nachmittags 15:00‐18:00 Uhr 

abends 18:00‐24:00 Uhr 

Keine bevorzugte Tageszeit 

Montag  □ □ □ □  □Dienstag  □ □ □ □  □Mittwoch  □ □ □ □  □Donnerstag  □ □ □ □  □Freitag  □ □ □ □  □Samstag  □ □ □ □  □Sonntag  □ □ □ □  □Kein bevorzugter Wochentag 

□ □ □ □  □

 

2. Wie häufig und wo nehmen Sie folgende Dienstleistungen in Anspruch? (bitte entsprechende Zeiteinheit ankreuzten) 

Dienstleistungen  Häufigkeit  Pro Monat  Pro Jahr  Im Ort  anderswo Arzt    □ □ □ □Apotheke    □ □ □ □Bank (persönlich)    □ □ □ □Bankautomat    □ □ □ □Cafe/Restaurant    □ □ □ □Post    □ □ □ □Friseur    □ □ □ □Verwaltung    □ □ □ □

 

Feldstudie zum wirtschaftsgeographischen  Studienprojekt „Nahversorgung im ländlichen Raum“ 

Einzelhandel im ländlichen Raum ‐ Einkaufsverhalten, Versorgungssituation und Wünsche

 

Adresse:  

Datum:  ID: 

3. Verbinden Sie Ihren Einkauf regelmäßig mit anderen Aktivitäten wie z.B. dem Weg von der Arbeit nach Hause? 

 □ Nein  □ Ja, und zwar:     □ Arbeit  □ Freizeit  □ Arzt  □ Begleitwege  

   (z.B. zum Kindergarten) □ Sonstiges, und zwar: 

Ihre Daten werden streng vertraulich behandelt.  

C.  Wünsche und Ideen für die Zukunft der Nahversorgung1. Welche Wünsche haben Sie bezüglich der Versorgungssituation in Ihrem Ort  für die Zukunft? 

    

 

 

4. Wären Sie bereit, Ihr Einkaufsverhalten zu verändern, wenn sich die Erreichbarkeit der nächsten Einkaufsmöglichkeit verbessern würde? 

� Ja, und zwar auf diese Weise:   □ Ich würde höhere Preise in Kauf nehmen 

□ Ich würde meine Konsumgewohnheiten an das dort verfügbare Sortiment anpassen □ Ich würde mich auf eingeschränkte Öffnungszeiten  einstellen 

□ Nein, ich würde mich nicht umstellen wollen  

5. Wären  Sie  bereit,  sich  zu  engagieren,  damit  ein  Lebensmittelgeschäft  in  Ihrem Wohnort  ansässig werden kann? 

□ Ja, und zwar auf diese Weise:   □ Politisch   (Bürgerinitiative etc.) 

□ Finanziell (Beteiligung an einer Genossenschaft, einmalige Spende etc.) □ Mit eigener Arbeit, und zwar maximal  ____    Stunden pro Woche, und zwar: □ ehrenamtlich   □ gegen geringe Entlohnung  □ als Unternehmer 

□ Nein, ich würde mich nicht engagieren wollen  

6. Wie schätzen Sie die Bereitschaft der BürgerInnen zu eigenem Engagement in Ihrem Ort ein?   Sehr hoch  Eher hoch  Mittel  Eher gering  Sehr gering  Weiß ich nicht politisch  □   □   □ □ □   □finanziell  □   □   □ □ □   □ehrenamtlich  □   □   □ □ □   □Gegen geringe Entlohnung 

□   □   □ □ □   □

Als Unternehmer  □   □   □ □ □   □ 

7. Wie schätzen Sie die Einsatzbereitschaft Ihrer politischen Vertreter für eine Verbesserung der Versorgungssituation vor Ort ein? □ Sehr hoch  □ Eher hoch  □ Mittel  □ Eher gering  □ Sehr gering  □ Weiß ich nicht 

2. In welcher maximalen Entfernung zu Ihrer Wohnung sollte sich Ihrer Meinung nach die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs befinden? 

□  < 0,5 km  □   0,5 ‐ 1 km  □  1 ‐ 2  km  □  2 ‐ 5  km  □  5 ‐ 10 km   □  > 10 km  □ Weiß nicht 

3. Auf welche Weise würden Sie gerne die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs erreichen können? (Mehrfachantworten möglich) 

□ Zu Fuß  □ Mit dem Fahrrad  □ Mit dem Bus   □ Mit der  Bahn  □ mit dem Auto 

Auszug aus dem Fragebogen

Gemeinden, in denen die Befragung durchgeführt wurde

Haushaltsbefragung

Abschlusskonferenz

Zufriedenheit

Wie beurteilen Sie die aktuelle Versorgung des täglichen Bedarfs an ihrem Wohnort?

Um die Zufriedenheit der Bevölkerung in den beteiligten Gemeinden zu messen, wurde abgefragt, wie die BürgerInnen die aktuelle Einkaufssituation nach den folgenden Kriterien beurteilen: - Erreichbarkeit - Größe der Einkaufsstätte - Preisniveau - Vielfalt des Angebots - Vorhandensein von Markenprodukten - Vorhandensein von regionalen Produkten - Öffnungszeiten - Personal - Aufenthaltsqualität.

Fünf Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl: - sehr schlecht - schlecht - mittel - gut - sehr gut

Bei einem Vergleich der Mittelwerte fällt auf, dass Bunde und Moringen deutlich unter dem Gesamtmittelwert der Zufrieden-heit liegen. Butjadingen, Katlenburg-Lindau und Werlte liegen hingegen deutlich über dem Gesamtmittelwert, Stadland nur knapp darüber.Die Gemeinde Katlenburg-Lindau weist den höchsten Mittel-wert auf, das heißt im Vergleich sind die BürgerInnen, die dort befragt wurden, am zufriedensten mit ihrer derzeitigen Ein-kaufssituation. Sie stufen die derzeitige Versorgungssituation für Güter des täglichen Bedarfs als „gut“ ein.Die Befragten aus Bunde sind im Vergleich am wenigsten mit ihrer derzeitigen Einkaufssituation zufrieden. Die Versorgungs-situation wird im Schnitt als „mittel“ eingestuft.

Region Nord

ButjadingenBesonders auffällig ist hier das Kriterium Erreichbarkeit, das als einziges in dem Quadranten „Niveau halten“ liegt. Das bedeu-tet, dass die Erreichbarkeit in Butjadingen besser als „mittel“ bewertet wurde und überdurchschnittlich vielen BürgerInnen sehr wichtig ist. Alle anderen acht Kriterien liegen in dem Qua-dranten „kein Handlungsbedarf“. Dies liegt daran, dass diese Kriterien besser (als „mittel“) bewertet wurden, aber auch als nicht so wichtig eingeschätzt wurden. Auffällig ist, dass keine Nennungen in den Quadranten „Dringender Verbesserungsbe-darf“ und „Verbesserungsbedarf“ liegen.

StadlandAuch in der Gemeinde Stadland sind durch die Haushaltsbefra-gung keine dringenden Handlungsbedarfe deutlich geworden. Besonders wichtig waren den Befragten die Erreichbarkeit, die Angebotsvielfalt und die Preise. Gleichzeitig waren die Befrag-ten mit diesen drei Kriterien auch überdurchschnittlich zufrie-den, so dass es in Zukunft gilt, dieses Niveau zu halten. Keines der Kriterien wurde jedoch mit „sehr gut“ bewertet, somit be-stehen bei allen Punkten noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Region Süd

Katlenburg-LindauIn der Gemeinde Katlenburg-Lindau wurden alle Kriterien mehr oder weniger als gut bewertet. Da in Quadrant 4 „Dringende Verbesserungen notwendig“ kein Punkt ist, kann anhand die-ser Matrix für die Gemeinde kein konkreter Handlungsbedarf ausgemacht werden. Die Kriterien Erreichbarkeit, Preisniveau und Angebotsvielfalt wurden als besonders wichtig bewertet. Sie weisen bei der Häufigkeit der Nennungen einen deutlichen Abstand zu den anderen Kriterien auf. Die Erreichbarkeit wurde zudem als relativ gut bewertet.

MoringenIn der Handlungsmatrix der Stadt Moringen ist zu erkennen, dass die Kriterien Erreichbarkeit und Preisniveau die beiden wichtigsten sind. Sie wurden als „mittel“ bis „gut“ bewertet, womit sie in Quadrant 3 „Niveau halten“ der Matrix liegen und eine interessante Information für die Gemeinde darstellen. Die meisten Kriterien liegen auch in Moringen im Quadranten „kein Handlungsbedarf“, die Kriterien, die jedoch dicht an der Mittel-linie liegen, sollten trotzdem Beachtung finden. Für die Stadt Moringen kann aufgrund der Haushaltsbefragung kein akuter Handlungsbedarf festgestellt werden.

Region West

BundeBesonders hervorzuheben ist hier das Preisniveau, das als einzi-ges Kriterium in dem Quadranten „ Dringender Verbesserungs-bedarf“ liegt. Das bedeutet, dass der Preis überdurchschnittlich vielen Bürgern und Bürgerinnen sehr wichtig ist, das Niveau jedoch als zu hoch eingeschätzt wird. Das Kriterium Erreich-barkeit liegt im Quadranten „Niveau halten“. Das bedeutet, dass die Erreichbarkeit in Bunde besser (als „mittel“) bewertet wur-de und überdurchschnittlich vielen Bürgern und Bürgerinnen wichtig ist. In dem Quadranten „Verbesserungsbedarf“ liegt in Bunde keins der Kriterien. Alle anderen sieben liegen in dem Quadranten „keine Handlungsbedarf“.

WerlteAuch für die SG Werlte bleibt festzustellen, dass sich kein Kri-terium in dem Quadranten befindet, der auf einen dringenden Handlungsbedarf hindeutet. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Erreichbarkeit, die Preise und die Öffnungszeiten zu richten, denn diese drei Kriterien wurden als besonders wichtig beur-teilt. Gleichzeitig wurden sie als überdurchschnittlich zufrieden stellend bewertet, so dass ihr Niveau zumindest gehalten wer-den sollte.

Zusammengefasst kann als Ergebnis der Haushaltsbefragung festgehalten werden, dass Preisniveau, Erreichbarkeit und Angebotsvielfalt am ehesten zur Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Nahversorgung beitragen!An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass als wichtigste Kriterien bis zu drei genannt werden konnten. Das bedeutet, dass die Kriterien, die nicht als wichtig genannt wurden, nicht unmittelbar unwichtig sind, sondern andere im Ver-gleich nur wichtiger waren.

Für jede Gemeinde wurde eine Matrix mit vier Quadranten erstellt, in der die Aussagen der Befragten zu den o.g. Kriterien zusam-mengefasst dargestellt sind: 1. unten-links: Ein Kriterium wurde als schlecht + unwichtig beurteilt = Verbesserung notwendig 2. unten-rechts: Ein Kriterium wurde als gut + unwichtig beurteilt = kein Handlungsbedarf 3. oben-rechts: Ein Kriterium wurde als gut + wichtig beurteilt = Niveau halten 4. oben-links: Ein Kriterium wurde als schlecht + wichtig beurteilt = dringend Verbesserung notwendig Besondere Aufmerksamkeit gilt Quadrant 4, da ein darin befindliches Kriterium als schlecht bewertet wurde, aber für die befragten Personen sehr wichtig wäre.

Aus der Bewertung der Kriterien zur Zufriedenheit mit der Nahversorgung und der Frage, welche drei Kriterien für die Befragten am wichtigsten seien, lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

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Wandzeitungen Abschlusskonferenz

9

40,8

38,6

52,8

47,1

56,6

38,6

41,1

32,5

24,4

26,0

24,5

39,7

3,90,7 1,8 0,5

11,10,2

3,4 7,20,8 1,0 0,7

15,30,5

6,02,1 1,2 2,5

10,90,1

1,7

0,8

1,5

2,4

0,519,8

0,2

5,11,2 1,8 0,6

10,10,1

8,00,4

0,8

1,210,8

0,6

Haushaltsbefragung

Abschlusskonferenz

Einkaufsverhalten

Verbinden Sie ihren Einkauf regelmäßig mit anderen Aktivitäten?

Wie häufig und wo nehmen Sie die Dienstleistung „Arzt“ in Anspruch?

In welchen Einkaufsstätten und wo kaufen Sie welche Produkte hauptsächlich ein?

Werden Sie zum Einkauf von anderen Personen mitgenommen oder nehmen Sie selbst jemanden mit?

Welche Wegstrecke müssen Sie von Ihrem Wohnsitz aus bis zu Ihrer am häufigsten besuchten Einkaufsstätte zurücklegen?

In der Auswertung der Inanspruchnahme eines Arztes wurde zwischen den Untersuchungsgemeinden, aber auch zwischen dem dortigen Zentrum und der Peripherie unterschieden. Für die Dienstleistungskategorie ‚Arzt‘ zeigt sich in der Gegen-überstellung der Säulen im Diagramm, dass deutlich mehr Bür-gerInnen, die in der Peripherie wohnen, anderswo die Dienst-leistung in Anspruch nehmen. Am höchsten ist der Anteil in Bunde. Bei einem Vergleich der Werte für alle Gemeinden kann festgestellt werden, dass die meisten in der Peripherie lebenden Menschen anderswo zum Arzt gehen und der größte Teil derje-nigen, die im Zentrum leben, auch dort den Arzt aufsuchen.

Grundsätzlich werden am häufigsten der Supermarkt und der Discounter zum Einkauf aufgesucht. Beides zusammen macht in allen Gemeinden einen Anteil zwischen 70-80 % der gesam-ten Einkäufe aus. 56,6 % der Butjadinger gehen im Supermarkt einkaufen, 41,1 % der EinwohnerInnen von Werlte im Discoun-ter. Auch die Fachgeschäfte, meistens Bäcker und Fleischer, werden mit 10,1 % in Butjadingen bis knapp 20 % über alle Gemeinden hinweg regelmäßig besucht. Besonders in Katlen-burg-Lindau werden Fachgeschäfte oft aufgesucht und neh-men somit einen Anteil von 19,8 % ein.

In den Gemeinden Butjadingen, Moringen und Werlte werden gut zwei Drittel der Einkäufe im Ort vorgenommen. In Bunde sind es 37,4 %, in Katlenburg-Lindau ein Drittel (29,8 %) und in Stadland rund ein Fünftel (21,2 %). Diese Aussage lässt sich mit den Auspendlerquoten der Ge-meinden kombinieren. In Bunde, Katlenburg-Lindau und Stad-land herrschen z.B. Quoten von 80 % vor. Entsprechend sind Kaufkraftabflüsse zu erwarten, die durch sogenannte Kopp-lungseffekte wie dem Weg zur Arbeit begünstigt werden. Somit wird der Einkauf häufig auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Weg von der Arbeit nach Hause erledigt (s.u.).

Bei der Auswertung der Frage, ob die Befragten generell ihre Einkäufe mit anderen Aktivitäten verbinden, zeigt sich, dass knapp über die Hälfte (52,9 %) diese bejahen.

Auf der Gemeindeebene liegen Bunde, Werlte, Stadland und Moringen bei ca. 60 %, Butjadingen und Katlenburg-Lindau unter 50 %.

Interessant ist darüber hinaus, mit welchen Aktivitäten die Be-fragten ihre Einkäufe verbinden; dabei wird ‚Arbeit‘ am häu-figsten genannt. Fast 50 % der Befragten gaben an, den Einkauf mit dem Weg von oder zur Arbeit zu verbinden. Am zweithäufigsten wurde mit ca. 30 % die Aktivität ‚Freizeit‘ genannt.

Es wurde zusätzlich ausgewertet, dass mit mehr als 2/3 we-sentlich häufiger Frauen als Männer ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden.

Wie erreichen Sie die am häufigsten besuchte Einkaufsstätte?

Bei zunehmender Distanz nimmt die Bereitschaft, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, wie erwartet stetig ab. Bei einer Strecke unter 500 m sind 37,5 % bereit, einen Fußweg auf sich zu nehmen. Bei 0,5 bis 1 km sind es noch 13,8 %, bis 2 km 6,9 % und bei bis zu 5 km 2,6 %. Ähnlich verhält sich dies beim Verkehrsmittel Fahrrad: Bei weniger als 500m treten be-reits 28,2 % in die Pedale; bei bis zu 1 km dann schon 30,8 %. Je weiter die Strecke, desto weniger sind jedoch dann nur noch bereit, das Fahrrad zu nutzen. Der ÖPNV wird erst ab einer Stre-cke von 2 km als Verkehrsmittel angegeben. Äußerst aussagekräftig sind die Resultate bei der Nutzung des Autos: Bei einer Wegstrecke unter 500 m fahren 33,3 % bereits mit dem Auto. Ist die Strecke jedoch länger als 500 m und kür-zer als 1 km, geben 55,4% an, das Auto zu nehmen. Zwischen 1-2 km sind es dann bereits 71,9 %, zwischen 2 und 5 km 83,6 %, zwischen 5 und 10 km 93,0 % und ab einer Distanz von mehr als 10 km tätigt beinahe jede/r den Einkauf mit dem Auto.

In allen Gemeinden werden relativ wenige Personen zum Ein-kaufen mitgenommen. Durchschnittlich sind dies nur 5,6% aller Personen. Der höchste Wert wird mit 9,3 % in Moringen erreicht. 46,3 % der Personen, die mitgenommen werden, sind älter als 75 Jahre. In einer weiteren Auswertung wurde ermit-telt, wie hoch der Anteil der Personen ist, die andere Personen zum Einkaufen mitnehmen. Dieser liegt insgesamt bei 10,1%. Fast alle Gemeinden bewegen sich dicht um diesen Wert, nur in der Gemeinde Werlte liegt der Wert mit 21,6 % signifikant über dem Durchschnitt.

Über die Hälfte aller Befragten gibt an, mehr als 2 km zurückle-gen zu müssen, um ihre am häufigsten besuchte Einkaufsstätte zu erreichen. Knapp ein Drittel muss sogar mehr als 5 km zwi-schen Wohnort und Einkaufsstätte zurücklegen.Die Unterschiede zwischen den Erhebungsgebieten sind im-mens. In Butjadingen beispielsweise beträgt die am häufigsten zurückgelegte Distanz 500 m-1 km, in Moringen 1-2 km, in Ka-tlenburg-Lindau hingegen 2-5 km und in Stadland ist die Stre-cke >10 km die am häufigsten genannte.

Im Durchschnitt aller befragten Haushalte werden Fleisch und Wurstwaren hauptsächlich im Supermarkt (37,1 %), im Fach-geschäft (31,7 %) und im Discounter (23,1 %) gekauft. Bei Brot und Backwaren sieht die Rangfolge anders aus; 46,8 % kau-fen diese im Fachgeschäft, 28,5 % im Supermarkt und 20,3 % im Discounter. Obst und Gemüse wird zu 9,5 % auf dem Wo-chenmarkt gekauft. Molkereiprodukte und andere Lebensmittel werden fast ausschließlich im Supermarkt und im Discounter erworben.

W

S

M

K-L

Bd

Bu

% % % %

D

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0%

Bunde

Butjadingen

Katlenburg-Lindau

Moringen

Stadland

Werlte Bahn Realität

Bahn Wunsch

Bus Realität

Bus Wunsch

Fahrrad Realität

Fahrrad Wunsch

zu Fuß Realität

zu Fuß Wunsch

Auto Realität

Auto Wunsch

Haushaltsbefragung

Abschlusskonferenz

Wünsche + Engagement

Anhand der ersten Abbildung wird deutlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Gemeinden sich für eine sog. „kombinierte Einkaufsmöglichkeit“ ausspricht. Insgesamt haben 58,8 % der Befragten mit „Ja“ gestimmt. Besonders in Bunde (79 %), Moringen (60 %) und Stadland (63 %) ist der Wunsch nach einer kombinierten Einkaufsmöglichkeit besonders hoch. Kaltenburg-Lindau dagegen ist mit 48 % das Gebiet mit dem prozentual geringsten Anteil an BefürworterInnen.Eine kombinierte Einkaufsmöglichkeit würde verschiedene Angebote und Dienstleistungen z.B. FriseurIn, Bank, Drogerie etc. mit dem Verkauf von Lebensmitteln vereinen.

Aufgrund der speziellen Charakteristika eines kleinen Dorfladens in eher peripherer aber wohnortnaher Lage, wären viele der potenziellen KundInnen gezwungen, ihr heutiges Einkaufs- und Konsumverhalten zugunsten kürzerer Wege und einer besseren Erreichbarkeit umzustellen. Wären sie dazu bereit?Das Diagramm zeigt, dass in der Summe gut 44 % der Befragten zu Anpassungen bereit wären. Dies variiert nach Gemeinden teils erheblich; in Bunde sagen 61,6 % Anpassungen zu, in Werlte lediglich 27,5 %.

Wäre eine Einkaufsmöglichkeit für Sie interessant, in der verschiedene Angebote/Dienstleistungen kombiniert angeboten werden?

Was würden sie bevorzugen?

Wären Sie bereit, Ihr Einkaufsverhalten zu verändern, wenn sich die Erreichbarkeit der nächsten Einkaufsmöglichkeit verbessern würde?

Wie würden Sie ihr Einkaufsverhalten verändern?

Wären Sie bereit sich zu engagieren, damit ein Lebensmittelgeschäft in ihrem Wohnort ansässig werden kann? Wenn ja, in welcher Weise?

In welcher Weise würden Sie eigene Arbeit einbringen?

In welcher maximalen Entfernung zu Ihrer Wohnung sollte sich Ihrer Meinung nach die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs befinden?

Wie erreichen Sie derzeit die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs und auf welche Weise würden Sie diese gern erreichen können?

Um die Wünsche der Menschen besser einordnen zu können, wurde die Ist-Situation mit der Soll-Situation verglichen, d. h. wie weit die Menschen von ihrer Einkaufsstätte entfernt wohnen und wie weit sie gerne wohnen würden. Die Grafik zeigt die berechneten Mittelwerte der einzelnen Orte. Deutlich wird, dass die nächste Einkaufsstätte in der Realität in allen Gemeinden weiter vom Wohnort entfernt ist, als die Bürgerinnen und Bürger es wünschen. Dabei decken sich die Ergebnisse tendenziell mit der Erhebung vor Ort. Es ist ein klarer Trend zu erkennen, dass die Einkaufsstätte näher zum Wohnort liegen soll.

Hier wird deutlich, dass die Menschen in allen Gemeinden überwiegend mit dem Auto einkaufen (roter Balken), wünschen würden sich das weitaus weniger (blauer Balken). Bei der Fahrradnutzung zeigt sich ein umgekehrtes Bild; bis zu fast 70 % der Befragten (z.B. in Bunde) würden gern das Fahrrad nutzen (Orange), max. gut 30 % tun dieses aber nur (z.B. in Butjadingen).

Alle anderen Verkehrsmittel sind fast zu vernachlässigen: Die Bahn spielt im Versorgungsalltag lediglich in Bunde und Stadland eine kleine Rolle, der Bus nur in Katlenburg-Lindau. Den Bus würden allerdings mehr Menschen nutzen wollen (Hellblau), wenn er denn zu Versorgungseinrichtungen fahren würde, dies betrifft besonders Moringen, Bunde und Werlte. Zu Fuß gehen heute zwischen 10 und 20 % der Befragten, weitaus mehr wünschen sich dies jedoch.

Im Diagramm ist dargestellt, ob den Befragten funktionales Einkaufen im Dorf reicht oder die gesellschaftliche Komponen-te in Form von Kommunikation und Treffpunkt ebenso wichtig ist. Es wird deutlich, dass eine Kombination aus funktionalem Einkaufen und Kommunikations- und Treffpunkt gewünscht wird. Über die Hälfte der Befragten (54 %) sprechen sich insge-samt für diese Kombination der Einkaufsmöglichkeit aus. In den Gemeinden sieht das Bild unterschiedlich aus: In Katlenburg-Lindau wird z.B. sehr großer Wert auf Kommunikation gelegt, in Werlte, Moringen und Butjadingen eher weniger.

Die Ergebnisse der Auswertung der konkreten Bereitschaft zur Anpassung zeigen, dass die Befragten in allen Gemeinden am ehesten dazu bereit wären, sich auf kürzere Ladenöffnungszeiten einzustellen: In Katlenburg-Lindau würden sich sogar 93,2 % an eingeschränkte Öffnungszeiten anpassen. Zu einer Umstellung der Konsumgewohnheiten und Produktpräferenzen wären hingegen im Durchschnitt der Gemeinden nur 54,6 % bereit. Die Bereitschaft, ein höheres Preisniveau in der wohnortnäheren Versorgungseinrichtung in Kauf zu nehmen, ist in fast allen Gemeinden verhältnismäßig gering und mit einer Zustimmung von durchschnittlich 42,6 % die unbeliebteste der drei Kompromissoptionen.

Das Diagramm zeigt die generelle Bereitschaft der Befragten, sich für ein neues Lebensmittelgeschäft in ihrem Ort zu engagieren. Ein besonders hohes Engagement ist in Stadland zu erwarten (35 %), hingegen in Werlte und Moringen liegt die Bereitschaft unter 10 %.

Die Abbildung differenziert danach, ob die Befragten, die grundsätzlich bereit wären sich zu engagieren, sich eher politisch oder finanziell engagieren oder ihr Engagement durch eigene Arbeit einbringen würden. Besonders hoch liegt das Interesse an eigener Arbeit in Moringen (75 %), besonders niedrig in Werlte (18 %). Mit politischem Engagement ist besonders in Stadland, Katlenburg-Lindau, Bunde und Moringen zu rechnen (alle über 50 %). Finanzielles Engagement ist in allen Gemeinden eher wenig zu erwarten.

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Gesamt

Bunde

Werlte

Budjadingen

Stadtland

Moringen

Kaltenburg-Lindau

Nein

Ja

weiß nicht

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Bunde

Butjadingen

Katlenburg-Lindau

Moringen

Stadland

Werlte

Ort

funktionale Einkaufsstätte

Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche Kombination aus Beidem

-Katlenburg-

Lindau

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0%

Bunde

Butjadingen

Katlenburg-Lindau

Moringen

Stadland

Werlte Engagement durch eigene Arbeit

Finanzielles Engagement

Politisches Engagement

Ist-Situation Soll-Situation

Katlenburg- Lindau

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Wandzeitungen Abschlusskonferenz

10

NAHVERSORGUNG

Yvonne Janßen1. Semester | Master

Franziska Plinke2. Semester | Master

Fakultät Architektur + LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Planungs- und Architektursoziologie

Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellDipl.-Ing. Hendrik Bloem

• Ortschaft der Gemeinde Bunde in Ostfriesland

• Ca. 1300 Einwohner auf 23 km² Fläche

• DirekterAnschluss an die A31 und A 280

• ÖPNV nur dürftig ausgebaut

• 20 km bis Mittelzentrum Papenburg

15 km bis Oberzentrum Leer

Lebe

nsm

ittel

Die

nste

istu

ngen

Sozi

al-m

ediz

ini-

sche

Ver

sorg

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Kom

mun

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ion

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TSCH

LAND

NIED

ERLAN

DE

BUNDE

LEER

WEENER

A31

A280

NIEUWESCHANS

WINSCHOTEN

WYMEER

EMDEN

RICHTUNGPAPENBURG

Hauptgeschäft„Nah und Gut“ Öff nungszeiten Herrenfriseur Leerstand Sparkasse Leerstand

InneneindruckNeben lialeGemeindehausKircheGrundschuleFeuerwehrwache

5-Säulen-ModellDORV-Zentrum

Dienstleistungs- und Ortsnahe RundumVersorgung

Kaufhaus-Prinzip „Alles unter einem Dach“

Gegründet auf engagierte Bürgerbeteiligung

Täglicher bzw. kurzfristiger

Bedarf.Lebensmittel

DrogerieartikelKioskwaren

z.B.SparkasseApothekeFriseur,

...

z.B.Lieferservice, Fahrdienst für

Senioren,...

z.B.Café mit

Außenbereich,...

z.B.Gemeinsame

Aktivitäten zur Stärkung der

Ortszugehörig-keit,...

KONZEPTIDEE

VOR-ORT-SITUATION

• Hauptgeschäft und Neben liale „Nah und Gut“ einziger Nahversorger

• Neben liale frequntierter, weil zentraler im Ort

Hauptgeschäft zu weit hinten im Ort

• Leerstände (Dorfkneipe, Lebensmittelhandel, Fleischer, Bäcker, Blumenladen, Autohaus)

• Fleischerei-Wagen kommt 3x in der Woche

• keine regionale Landwirtschaft außer Milchvieh (keine Nachfrage nach regionalen oder ökologischen Produkten)

• Gastronomie als Treff punkt im Ort fehlt

• Bürger fahren nach Bunde oder Weener zum Discounter oder Vollsortimenter

• Ziel: Die ältere Bevölkerung als Vollzeitkunden binden und Beruftätige und die Jugend als Teilzeitkunden gewin nen

• Bündelung verschiedener Nutzungen an einem Ort

• Gute Erreichbarkeit durch Positionierung im Zentrum des Ortes

• Lebensmittelangebot als breites aber aches Sortiment (Markenprodukt + günstige Variante)

• Belebung des Ortskerns durch Schaff ung eines neuen Treff punktes

• Kundenbindung durch Lieferservice und Sonntagdienst über Bestellservice

• Aufwertung der Ortsdurchfahrt durch architektonische Elemente

ZENTRUM

BEWEGUNGSMUSTER

ZENTRIERUNG DES ANGEBOTES

EINGANGSSEITERÜCKSEITE

IN WYMEER

DOLLART

BUNDERHEE

BUNDE

BOEN

WYMEER

WEENER

NIEDERLANDE

lieferBar

Saskja Jagenteufel2. Semester | Master

Christian Sandherm2. Semester | Master

Fakultät Architektur + LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Planungs- und Architektursoziologie

Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellDipl.-Ing. Hendrik Bloem

IDEENSAMMLUNG für Nahversorungskozepte

prinzip packstation

einkaufsbus

bürgerinitiative

ANFORDERUNGEN an die Architektur

park

situ

atio

n

neue

med

ien

anbi

ndun

g

hing

ucke

r

orie

ntie

ren

aufe

ntha

lt

sort

imen

t

sozi

ale

bind

ung

Aciatianim qua-tiaepuda consequ atusda vid evel iliquiaIncto mag-nimo luptaaghoi

Solorpor accabor epratem eostiorem nia volorem et laboruptatur sumquatur?

mob

ilitä

t

EINFLUSSFAKTOREN für die Nahversorgung

neue

med

ien

infr

astr

uktu

r

erle

bnis

eink

auf

nied

rigp

reis

e

führ

ungs

kraf

t

dem

ogra

phie

sort

imen

t

ERREICHBARKEIT in 10 Minuten

1km | 10min

3km | 10min

5km | 10min

Hauptstraße

Autobahn

Landesgrenze

KarkpadBovenland

Wymeerster Hauptstraße - L 17

Kirchstraße K 51

Treffpunkt

Ham

mrichstraße

Alter Schulplatz

Einkaufen

Kirche | Friedhof

EntwicklungsgebietNahversorgung

Leerstand

Sparkasse

4 5 67 8 9

Geldautomat 24h

4 5 67 8 9

Feuerwehr112

112

Bunde

Niederlande

BushaltestelleH

H

A Bestellung im Hauptgeschäft entweder:

B Angabe eines Wunsch-Abholtermins

C Lieferung der gewünschten Lebensmittel zur Abholstation

D Abholung und Bezahlung vor Ort per EC-Karte | Bargeld

1,50 !

Frikandel-Automat

00,00 €

1,50 !

Frikandel-Automat

00,00 €Jan

27

18.00 h

Jan

27

18.00 h

Jan

27

18.00 h

persönlich per Anruf online

HAUPTGESCHÄFT

FUSION

FILIALE

ERREICHBARKEITSRADIUS

abholstation

neues hauptgeschäft

1-2hBau + Betrieb

Arbeitsstunden

Kommune UnterstützerFörderprogramme

Konto

BürgerNetzwerkUnterstützung

Inanspruchnahme von Punkten

Punk

te

Punkte

Bürger

Abholstation

Studentische Projekte

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Wandzeitungen Abschlusskonferenz

11

Sarah Schertl6. Semester | Bachelor

Fakultät Architektur + LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Planungs- und Architektursoziologie

Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellDipl.-Ing. Hendrik Bloem

Lebensmittel

gemischte Bauflächen

Wohnbauflächen

gewerbliche Bauflächen

Sonderbauflächen

Freizeit

soziale Dienste

Dienstleistungen

Kultur

Bildung

Wohnen

geschlossen

landwirtschaftlich geprägte Grünfläche

private Grünfläche

Bäume und Sträucher

21

3456789

10111213

Pflegeheim KioskAVIA

ARZTDLRG

ehem. Grundschuleehem. Bäcker

kath. KircheWellness

JohanniterKFZ

ehem. ApothekeRaiffeisenbank

14Friseur

ev.luth. Kirche

1516171819202122

ImbissSparkasseGasthaus

Jugendhilfe

Kindergarten

WellnessReithalle

Feuerwehr2324ehem. Schlecker

Analyse Stollhamm

Pflegeheim

Sportplatz

Reiterhof

Feuerwehr

Bürgerpark

Hauptstraße

Sammelstraßen

Fahrrad-/Fußgängerweg

Buslinien

Haltestellen

Bearbeitungsgebiet

1

2

34

5

6

78

910111213

1415

16 17

18

19

2021

22

23

24

Bebauung

Freiraum

Nutzung

Erschließung

17Bioladen Rohdeehemaliger Schlecker24 Gasthaus „Huus an´n Siel“Kiosk „Lüttje Laden“2

LEBENS-MITTEL

Pflegeheim „Haus Christa“119 „Jugendhilfe am Meer“

M 1:7000

M 1:7000

M 1:7000

Im Mittelpunkt

Theresa Tropf6. Semester | Bachelor

Fakultät Architektur + LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Planungs- und Architektursoziologie

Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellDipl.-Ing. Hendrik Bloem

1

IM MITTELPUNKT_NAHVERSORGUNG IM LÄNDLICHEN RAUM AM BEISPIEL STOLLHAMM

ARCHITEKTUR INNOVATION

Leibniz Universität HannoverFakultät für Architektur und LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Erstprüferin _Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Zweitprüfer _Dipl.-Ing. Carl Herwarth von BittenfeldBetreuer _ Dipl.-Ing. Hendrik Bloem

Bachelorarbeit_Sommersemester 2013Theresa Tropf_2766430

1

IM MITTELPUNKT_NAHVERSORGUNG IM LÄNDLICHEN RAUM AM BEISPIEL STOLLHAMM

ARCHITEKTUR INNOVATION

Leibniz Universität HannoverFakultät für Architektur und LandschaftInstitut für Geschichte und Theorie

Erstprüferin _Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Zweitprüfer _Dipl.-Ing. Carl Herwarth von BittenfeldBetreuer _ Dipl.-Ing. Hendrik Bloem

Bachelorarbeit_Sommersemester 2013Theresa Tropf_2766430

2

INHALTSANGABE

1 EINLEITUNG

2 ÜBERSICHT_WESERMARSCH

3 BESTANDSAUFNAHME_NUTZUNG 3.1 DIENSTLEISTUNGEN UND HANDEL AN DER HAUPTSTRASSE 3.1.1 AKTUELLER LAGEPLAN 3.1.2 GESTALTUNGSMERKMALE 3.2 LEBENSMITTELLÄDEN 4 ANALYSE 4.1 ÖFFENTLICHE FREIFLÄCHEN 4.2 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

5 LEITIDEE_IM MITTELPUNKT 5.1 DORFKERNE IN DER UMGEBUNG 5.2 STÄRKUNG DES DORFKERNS

6 LADENKONZEPT 6.1 NAHVERSORGUNGSMODELLE 6.2 KONZEPT FÜR STOLLHAMM

7 RAUMPROGRAMM

8 ENTWURF 8.1 KONZEPT AUSSENBEREICH 8.1.1 PLATZGESTALTUNG 8.1.2 SCHATTENWURF 8.2 INNENRAUM 8.3 DARSTELLUNGEN

9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

10 BILD- UND QUELLENVERZEICHNIS

3

4

5689

10

11 12 16

18 19 20

21 22 23

24

252729 303133

35

36

4

Bus Linie 408 von Stollhamm

Richtung Nordenham über Abbehausen, wochentags 9x täglichRichtung Tossens über Burhave und Fedderwadersiel, wochentags 2x täglichRichtung Eckwarderhörne über Burhave, Fedderwa-dersiel, Ruhwarden und Tossens, wochentags 6x täglich

Fähre

von Eckwarderhörne nach Wilhelmshaven (Personen- und Fahrradfähre) 1. Juni bis 31. August 2x täglich

von Nordenham nach Bremerhaven, wochentags 40x täglich

Bahn

- stündlich nach Oldenburg und Bremen

€€

Discounter z.B. Aldi, Netto, Lidl

Supermarkt, Vollsortiment z.B. Neukauf, Markantmarkt

Dorfladen z.B. Bioladen Rohde, Dörploden

Lebensmittel Fachgeschäft z.B. Bäcker, Metzger

ENTFERNUNG VON STOLLHAMM ÜBER VERKEHRSWEGE

1 km 6 km 10 km

Individualverkehr

EINKAUFSMÖGLICHKEITEN DES TÄGLICHEN BEDARFS

B

A

C

HIERARCHIE DER ORTE IN DER REGION

Es gibt mindestens ein Lebensmittelgeschäft in dem Ort. Wegen des Tourismus gibt es mehr Einkaufsmöglichkeiten als in Orten der Hierarchie C, aber nur wenig öffentlichen Nahverkehr.

Alle Güter des täglichen Bedarfs sind hier erhältlich. Der Ort bietet viele Arbeitsplä-tze und eine gute öffentliche Anbindung.

Es gibt wenige bis gar keine Einkaufsmöglichkeiten in dem Ort und wenig öffentli-chen Nahverkehr.

---

-

-

Blexen

Stollhamm

Tossens

Burhave

Abbehausen

Bremerhaven

Nordenham

Weser

Jadebusen

Eckwarden

Eckwarderhörne

Wilhelms-haven

Iffens

Ruhwarden Fedderwardersiel

Siels

Waddens

Blexen

Süllwarden

Seeverns

€€

€ €€

€€

€€

Bioladen Rhode

Markant, Bäcker Jantzen, Metzger Paradies

Fleischerei Gutmann

Markant, Dörploden, Weserbäcker

Henken, Fischerei

Netto, Neu-kauf, Jantzen und Jürgens Bäckerei

Lidl, Aldi, Kaufland, Rewe, Weserbäcker, Fleischerei Gutmann, etc.

A

B

C

B

CC

B

Seefeld

Esens-hamm

Stadland

2 ÜBERSICHT_WESERMARSCH

Wesermarsch_Infrastruktur+Einkaufsmöglichkeiten_ M 1:100000

Cnah und gut

INFRASTRUKTUR

5

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3 BESTANDSAUFNAHME_NUTZUNGEN

Nutzungen_M 1:5000

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5

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7

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11

10

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2

1

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191716

18 20 21

24

2322

25

FREIZEITReitstall

Sportplatz

HANDEL +DIENSTLEISTUNGEN Massagesalon

Jugendhilfe am MeerImmobilienmakler

Gasthaus mit BiergartenAutohaus

GesundheitsberatungElektrotechnik

SparkasseVolksbank

ImbissFriseur

Kfz-MechanikerSonnenstudio

Skulpturen-AtelierKiosk + Hermesshop

ArztTankstelle

ÖFFENTLICHE / SOZIALE EINRICHTUNGEN Freiwillige Feuerwehr

Kindergartenevangelisches Gemeindehaus / Bibliothek

Kirche Johanniter - Notdienst

12

34567

910111213141516171819202122232425

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16

6

3.1 DIENSTLEISTUNGEN UND HANDEL AN DER DORFSTRASSE

12

34

5

Dienstleistungen + Handel_M 1:5000

3 SPARKASSE_Das Gebäude der Sparkasse liegt sehr nah am Straßenrand und fällt deswegen schnell auf. Diese Qualität wird jedoch nicht genutz: geschlossene Vorhän-ge in den großen Fenster lassen die Fassade sehr abweisend wirken. 4 ELEKTROLADEN_Das Haus ist unscheinbar, aber dank der großen Schilder trotzdem schnell zu erkennen. Die Schaufenster machen zwar deutlich um was für einen Laden es sich handelt, jedoch sind sie nicht sehr attraktiv gestaltet. 5 AUTOHAUS_Anhand des Flachdachs fällt die gewerbliche Nutzung des Gebäudes schnell auf. Große Fenster gewähren einen guten Einblick ins Innere und auf die Aus-stellungsmodelle. Zusammen mit dem Elektroladen hat das Autohaus als einziger Laden an der Hauptstraße einen ebenerdigen Eingang. Dadurch wirkt es offener und ist barrierefrei.

1 FRISEUR_Das Gebäude hat die Erscheinung eines Wohnhauses, nur ein unauffäl-liges Schild weist den Friseur aus. Die Fenster bieten keinen Einblick in das Ladenin-nere und haben keine Gestaltung, die Aufmerksamkeit auf sich zieht.2 IMBISS_Die Fassade des Gebäudes ist kleinteilig gestaltet, der Imbiss jedoch bildet mit klaren großen Fenstern einen Kontrast dazu. Nachteilig für die Fenster, die einen guten Ein- und Ausblick bieten könnten, ist, dass sie mit Pflanzen zugestellt sind.

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Eine Auswahl ...

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Forschungsbericht ZukunftNAH

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