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Winkler: Absorptionsapparat für die Elementaranalyse. 545 Als nun in beiden ~vergohrenen Portionen das Glycerin bestimmt wurde, stellte es sich heraus, dass das langsamer vergohrene Bier fast die doppelte Nenge G-lyeerin enthielt, als das rascher vergohrene. Rohglycerin Asche Reinglyeerin g Y g Vergährungszeit mit viel Hefe 4 Tage 0,1046 0,0197 0,0849 << « wenig « 8 « 0,1749 0,0183 0,1566 Zur Aufklärung dieser Erscheinu~lgen sind indess noch mehr Ver- suche erforderlich. Herr Oberapotheker M u s c u 1 u s veranlasste mich zur Ausführung dieser Arbeit. Absorptions~pparat für die Elemental-~nMyse. Von Clemens Winkler. Bei Durehführung einer Arbeit über die chemische Zusammensetzung der Wetterströme in Steinkohlengruben verband ich mit der Wegnahme der etwa 10 I betragenden Gasprobe gleich die Bestimmung des in der Grubenluft enthaltenen Wasserdampfes, indem ich die Gasprobe vor dem Eintritt in das Sammelgefäss ein gewogenes Chlorcalciumrohr passiren liess. Da jede Probenahme etwa eine Stunde währte, so war die Trock- nung eine für den vorliegenden Zweck genügend vollkommene. Trotz- dem fielen die Resultate nicht, richtig, sondern durchweg zu hoch aus und zwar ergab sich, dass das Chlorcalcium neben Wasserdampf jeder- zeit beträchtliche Mengen Kohlensäure mit zurück gehalten, folglich auch die Bestimmung dieser sich falsch gestaltet hatte. Es würde dies nicht befremdlich gewesen sein, wenn als Trocknungs- mittel das. gewöhnliche, bekanntlich stets basische Chlorcalcium des Handels gedient gehabt h~tte; aber durch die angewendeten Chlor- ealciumröhren war 24 Stunden lang ein trockner Kohlensäurestrom ge- Nhrt*) und der geringen Menge vorhandenen Aetzkalkes somit genugsam Gelegenheit geboten worden, sieh zu sättigel). Bei weiterer Yerfolgung des Gegenstandes ergab sich nun, dass tr o ckene Kohlensäure diese Sättigung nicht, oder doch ungenügend bewirkt, ja dass eine solche *) Vergl. R. Frcsenius, Anleitung zur quantitat, ehem. Analyse 6. Aufl. II, Bd. 1 Lief. p. 13.

Absorptionsapparat für die Elementaranalyse

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Page 1: Absorptionsapparat für die Elementaranalyse

Winkler: Absorptionsapparat für die Elementaranalyse. 545

Als nun in beiden ~vergohrenen Portionen das Glycerin bestimmt wurde, stellte es sich heraus, dass das langsamer vergohrene Bier fast die doppelte Nenge G-lyeerin enthielt, als das rascher vergohrene.

Rohglycerin Asche Reinglyeerin g Y g

Vergährungszeit mit viel Hefe 4 Tage 0,1046 0,0197 0,0849 << « wenig « 8 « 0,1749 0,0183 0,1566

Zur Aufklärung dieser Erscheinu~lgen sind indess noch mehr Ver-

suche erforderlich. Herr Oberapotheker M u s c u 1 u s veranlasste mich zur Ausführung

dieser Arbeit.

Absorpt ions~ppara t für die Elemental-~nMyse.

Von

Clemens Winkler.

Bei Durehführung einer Arbeit über die chemische Zusammensetzung der Wetterströme in Steinkohlengruben verband ich mit der Wegnahme der etwa 10 I betragenden Gasprobe gleich die Bestimmung des in der Grubenluft enthaltenen Wasserdampfes, indem ich die Gasprobe vor dem Eintritt in das Sammelgefäss ein gewogenes Chlorcalciumrohr passiren liess. Da jede Probenahme etwa eine Stunde währte, so war die Trock- nung eine für den vorliegenden Zweck genügend vollkommene. Trotz- dem fielen die Resultate nicht, richtig, sondern durchweg zu hoch aus

und zwar ergab sich, dass das Chlorcalcium neben Wasserdampf jeder- zeit beträchtliche Mengen Kohlensäure mit zurück gehalten, folglich auch die Bestimmung dieser sich falsch gestaltet hatte.

Es würde dies nicht befremdlich gewesen sein, wenn als Trocknungs- mittel das. gewöhnliche, bekanntlich stets basische Chlorcalcium des Handels gedient gehabt h~tte; aber durch die angewendeten Chlor- ealciumröhren war 24 Stunden lang ein trockner Kohlensäurestrom ge- Nhrt*) und der geringen Menge vorhandenen Aetzkalkes somit genugsam Gelegenheit geboten worden, sieh zu sättigel). Bei weiterer Yerfolgung des Gegenstandes ergab sich nun, dass t r o c k e n e Kohlensäure diese Sättigung nicht, oder doch ungenügend bewirkt, ja dass e ine solche

*) Vergl. R. F rcsen ius , Anleitung zur quantitat, ehem. Analyse 6. Aufl. II, Bd. 1 Lief. p. 13.

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546 Winkler: Absorptionsapparat für die Elomentaranalyse.

nicht einmal vollkommen eintritt, wenn das Chlorcalcium lange Zeit

hindurch der Ein~~~irkung eines mit Salzsäurëgas beladenen, trockenen

Luftstromes ausgesetzt wird, wie ihm denn auch wiederholtes Erhitzen

mit Salmiak seine basische Beschaffenheit nicht vollkommen zu benehmen

vermag. Jedenfalls ist die auf solche Weise erreichte Absättigung nur

eine oberflächliche, während der Kern der Chlorcalciumstücke nach wie

vor basisch bleibt. Trifft nun ein f e u c h t e r Strom kohlensäurehaltigen

Gases mit solchem Chlorcalcium zusammen, so wird mit der Absorption

des Wasserdampfes dieser basische Kern blossgelegt und es beginnt auch

Kohlensäurebindung einzutreten.

Dass dieser Uebelstaud, der sich bei den erwähnten Luftunter-

suchungen in sehr unliebsamer Weise bemerkbar machte, auch nicht

ohne Einfluss auf den Ausfall der unter Anwendung von Chlorcalcium

durchgeführten E 1 e m e n t a r a n a 1 y s e n sein wird, kann keinem Zweifel

unterliegen u~~d deshalb möchte es sich empfehlen, vom Chlorcalcium

als Trockenmittel bei quanfitativen Untersuchungen ganz abzugehen und

sich an seiner Stelte der gegen Kohlensäure indifferenten und überdies

energischer trocknenden S c h w e f e l s ä u r e zu bedienen. In U-förmigen,

mit Schwefelsäure-Bimsstein gefüllten Absorptionsröhren wird einem

durehpassirenden 6ase der Wasserdampfgehalt zwar sehr vollkommen

entzogen, aber es sind dieselben bezüglich der Füllung, Reinigung und

Handhabuug bei Weitem nicht so bequem, wie ein kleiner Apparat,

den ich rar diesen Zweck eigens construirt habe und der mit Schwefel-

säure in flüssiger Form gefüllt wird, ebensowohl aber auch zur Auf-

nahme irgend eines anderen Absorptionsmittels dienen und z. B. den

Kaliapparat in seinen verschiedenen Gestaltungen recht zweckmässig er-

setzen känn.

Dieser S c h l a n g e n a p p a r a t (Fig. 3 3 ) w i r d durch ein spiralig

Fig. 33. gewundenes Rohr aus dünnem Glase gebildet,

a ~ welches am Austrittsende a zur Kugel erweitert

ist und durch drei Glasfüsschen festen Stand

erhält. Der Gasstrom wird durch den Rohransatz

b zugeführt und t r i t t durch die eingeschmolzene

Glasspitze c in das eigentliche Schlangenrohr ein«

wodurch seine Yertheilung zu einzelnen Blasen ,~ herbeigeführt wird, die nun, einer fortlaufenden

Perlenschnur gleich, sich in den sanft ansteigenden Rohrwindungen vor-

wärts bewegen, also einen verhältnissmässig langen Weg zurücklegen

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Winkler: Absorptionsat~l)arat ffir die Etementar~nalyse. 547

müssen, bevor sie in der kugelförmigen Erweiterung zum Austri t t aus

der Flüssigkeit gelangen können. Die Berührung zwischen Gas und

Flüssigkeit wird hierdurch zu einer höchst innigen und ausserdem macht

das in diesem Apparate verwirklichte Gegenstromprincip seinen fördern-

den Einfluss auf die Absorption geltend, denn die von jeder Gasblase

momentan vorw5rts geschobene Flüssigkeit fliesst stetig, der Richtung

des Gasstromes entgegen, zurück, die Rohrwände immer frisch be netzend.

F ü r die Zwecke der Elementaranalyse be'nutze ich derartige Schlan-

genapparate in einer Rohrweite von 6 m m bei circa 60 mm äusserer

Windungsweite; ihr Fassungsraum beträgt wenig über 10 cc, so dass

sie etwa 2 0 g coneentrirte Schwefelsäure oder 15 g Kalilauge aufzuneh-

men im Stünde sind. Es werden zwei solcher Sehlangenapparate an das

Verbrennungsrohr angesetzt und zwar ist der erste mit Schwefelsäure,

der zweite mit Kalilauge gefüllt. Unterwirft man s c h w e f e 1 h a 1 t i g e

S u b s t a n z e n der Verbrennung, so kann man der vorgelegten Schwefel-

s~ure einen bek~nnten Gehalt an Chromsäure-geben. Die gebildete

schwefiige S~ure wird dann zurück-gehalten und ihre ~[enge lässt sich

durch Rücktitr iren des verbliebenen Chromsäureüberschusses sehr genau

ermitteln.

Auch den bekannten P e t t e n k o f e r ' schen Röhren, deren Form

G. L u n ge bereits zu verbessern suchte,*) habe ich eine ~hnliche Ge-

staltung gegeben-und auf solche Weise einen höchst bequemen, trefflich

wirkenden Absorptionsapparat erhalten, welcher, ohne eines Stativs zu

bedürfen, überall aufgestellt werden kann und wenig Platz fordert. Ich

wendete Spiralröhren von 20 mm Weite und 200 mut ~usserem Win-

dungsdurchmesser an, welche circa 300 cc Flüssigkeit fassen. Natürlich

kann man dem Apparate fast jede beliebige Dimension geben, nur lässt

sich die Rohrweite von 6 m m nicht wohl unterschreiten, weil iu zu

engen Röhren die Gasbläschen sich nicht zu isoliren vermögen und die

Flüssigkeit vor sich her schieben.

Die beschriebenen Schlangenapparate können von der Fi rma F r a n z

t t u g e r s h o f f in Leipzig, Schilterstrasse 3, bezogen werden.

F r e i b e r g , Sachsen, den 15. April 1882.

*) G. L u n g e , Chemische Industrie 1881, p. 366.