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Kompetenzen fördern durch bewusstes Zuhören und Wahrnehmen „Das kann nicht jeder“ München 2010

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Kompetenzen fördern durch bewusstes Zuhören und Wahrnehmen

„Das kann nicht jeder“

München 2010

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Kompetenzen fördern durch bewusstes Zuhören und Wahrnehmen

„Das kann nicht jeder“

München 2010

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Impressum

Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus

Leitung des Arbeitskreises und Redaktion:

Yvonne Ruscheinsky, ISB

Arbeitskreismitglieder

Elke DillmannBayerischer Rundfunk, München

Sven PäßlerRegierung Mittelfranken

Katharina FunkStädtische Fachschule für Bautechnik, München

Manuela GottwaldStädt. Berufsschule für Metall, Bau und technisches Zeichnen, München

Michael Haase Staatliche Berufsschule 1, Mühldorf

Sabine SiedentopStaatl. Berufliches Berufsschulzentrum Regensburger Land

Beratende Mitglieder

Wolfgang Kleinhenz Franz-Oberthür-Schule, Würzburg

Verena Balatoni, Axel WiednerStädtische & Staatliche Wirtschaftsschule, Nürnberg

Herausgeber:

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

Anschrift:Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Abteilung Berufliche Schulen Schellingstr. 155 80797 München Tel.: 089 2170-2211 Fax: 089 2170-2215 Internet: www.isb.bayern.de E-Mail: [email protected]

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Inhalt

1. Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. KlareProjektstrukturengebenOrientierungshilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

3. RadiojournalistischeGrundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

4. Good-Practice-BeispieleausdemUnterricht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

4.1. Radioprojekte als Kompetenztraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

4.2. Unterrichtsbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

„Das kann nicht jeder“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41Produktion von Audioguides für Baugeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Treppen und Geländer planen und herstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57Ein Fachgespräch organisieren und durchführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Berufsorientierung und Kompetenztraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .73Eine Radiosendung als Jahresprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .81Messeradio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

5. VerbindlicheVorgaben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

5.1. Lehrplanbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Sprechen und Zuhören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100Lesen – mit Texten und Medien umgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102Sprache und Sprachgebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

5.2. Fachlehrpläne Berufsschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

5.3. Fachlehrpläne Fachschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .128

6. Bewertungskriterien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

7. Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .141

7.1. Tipps für Radioprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

7.2. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .142

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

… sie immer wieder neu und überraschend sind. Sie ermöglichen Schülern und Lehrern einen Rollenwechsel und so einen ganz neuen Blick aufeinander. Immer wieder treten ungeahnte Talen-te hervor und am Ende steht der Stolz, gemeinsam ein Produkt veröffentlicht zu haben. Ich mag die gespannte Anfangsphase, ich mag die Krisen, weil sie Neues hervorbringen und ich liebe die Euphorie, wenn alles geschafft ist.“

Elke Dillmann

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7Einführung

1. Einführung

Warum Radioprojekte in der beruflichen Bildung?

Für einen Handwerker kann konzentriertes, präzises Zuhören im Kundengespräch bares Geld bedeuten: Wenn es ihm gelingt, die Wünsche seiner Kunden genau „herauszuhören”, spart er sich teure Fehler und die Kunden sind zufrieden. Für soziale und serviceorientierte Berufe ist gelungene Kommunikation Grundlage für erfolgreiches Arbeiten.

Im Arbeitsalltag spielt das Hinhören auf Klänge und Geräusche oft eine wichtige Rolle: Hören, ob die Maschine richtig läuft, ob das Fett in der Pfanne heiß genug ist, ob die Kinder verdächtig ruhig sind, das Holz zu feucht oder der Putz zu trocken ist.

Nur, wenn Kollegen sich gegenseitig zuhören, Zwischentöne wahrnehmen und in der Lage sind, ihre Anliegen und Bedürfnisse adäquat zu formulieren, funktioniert ein Team.

Deshalb steht die Förderung der Kulturtechnik „Zuhören“ im Mittelpunkt des Projekts „Das kann nicht jeder“. Auszubildende hören älteren, erfahrenen Kollegen zu und erfahren so überliefertes und ganz neues Wissen. Sie lernen, wie man Fragen formuliert und wann man nachhaken sollte, um die wirklich interessanten Geschichten zu hören. Die Auszubil-denden dokumentieren ihre Recherche mit Mikrofon und Aufnahmegerät, bearbeiten ihre Aufnahmen am PC und erarbeiten Tondokumente, die veröffentlicht werden.

Für die Schüler bedeutet „Das kann nicht jeder“ eine umfassende Lernerfahrung, die noch viel mehr als Zuhören beinhaltet: Im Team müssen sie gemeinsam Entscheidungen treffen, Schwerpunkte setzen, Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden. Sie arbeiten ziel-orientiert in einem Projekt, das sie selbst auch organisieren. Sie erschließen sich selbst-ständig Informationsquellen und repräsentieren ihren Beruf. Sie lernen Geschichte und institutionelle Struktur ihres Berufsstandes kennen. Sie trainieren, komplexes Fachwissen verständlich zu erklären, so dass andere sie hören können. Sie erwerben Medienkompetenz und nicht zuletzt lernen sie natürlich: zuhören. Dabei schärfen sie ihre Wahrnehmung und erkennen Ungenauigkeit als vermeidbare Fehlerkomponente.

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8Einführung

Die Schüler stellen fest, dass die unterschiedlichen Arten zu sprechen, „sprechende Pau-sen“ und die unterschiedlichen Stimmungen, die sich manchmal nur stimmlich manifes-tieren, Bedeutungsträger sind. Gesprochene Sprache ist mehr als Inhalt – dies zu erkennen fördert Kommunikationskompetenz. Durch diese Sensibilisierung lernen die Schüler auch ihre eigene Stimme besser kennen und einzusetzen.

Gespräche vorzubereiten und durch eindeutige Fragestellungen zielorientiert zu führen, erkennen sie als Grundlage für eine gelungene Kommunikation. So arbeiten sie auch an ihrem eigenen Auftreten und ihrer Präsentation.

Neue Medien eröffnen neue Chancen

Die technischen Voraussetzungen für die Produktion von Audiofiles sind heutzutage denk-bar einfach. Digitale professionelle Audiorecorder sind bezahlbar geworden und arbeiten mit sehr guten integrierten Mikrofonen, jeder handelsübliche PC kann mit einer kostenlo-sen Software zum Tonstudio werden.

Auch für die Publikation der Arbeitsergebnisse bietet das Web 2.0 zahlreiche Möglichkei-ten: eine Projekthomepage, Podcasts oder einen Klassenblog.

Förderung der Selbstständigkeit und Teamfähigkeit durch mediengestütztes Kompetenztraining

Die moderne Bildungsgesellschaft verlangt in einer komplexer werdenden Welt von jedem Einzelnen den Aufbau neuer Kompetenzprofile. Persönlichkeiten, die selbstbewusst die eigene Arbeit hinterfragen, pragmatisch kompetente Verbesserungsvorschläge vortragen, sich gerne und mitdenkend in neue Aufgaben einarbeiten, sind gefragt.

Durch Radioprojekte im beruflichen Unterricht lassen sich diese unterschiedlichen Ziele höchst elegant verbinden: selbst gesteuerte Lernprozesse zum Erwerb von Fachwissen werden initiiert, soziale Kompetenzen trainiert und der aktive Umgang mit neuen Medien geübt.

Mangelnde Sprach- und Lernkompetenz erschwert oft die selbstständige Erarbeitung von Kenntnissen und Fertigkeiten. Durch die weitgehend selbstständige Planung und Durch-führung einer komplexen, handlungsorientierten Situation – genau das ist die Produktion

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9Einführung

einer Radiosendung – bedarf es vieler Absprachen, wobei die Verantwortung der notwen-digen Entscheidungen und des Handelns das Team trägt. Obwohl alle Entscheidungen in der Gruppe besprochen und auf ihre Richtigkeit und Realisierbarkeit geprüft werden, übernimmt jeder Schüler die Verantwortung für eine Teilaufgabe. Diese Eigenständigkeit motiviert die Schüler und fördert die Fähigkeit, selbstreguliert zu lernen und sich selbst richtig einzuschätzen.

Durch diese Arbeit im Team und die ständig notwendige Kommuni-kation werden den Schülern auch die verschiedenen Rollen innerhalb der Gruppe bewusst. Dabei muss man davon ausgehen, dass Tea-mentwicklung ein Prozess ist, der von den Pädagogen begleitet wird, die immer wieder das Ziel in den Fokus rücken: das Projektergebnis zu verbessern. Gemeinsam entwickelte Regeln und getroffene Zielverein-barungen erleichtern dabei nicht nur den Informationsaustausch, son-dern unterstützen auch die Reflexion von Abläufen und die Evaluation von Ergebnissen in den Teamsitzungen. Dabei ist es sinnvoll, so viel wie nötig festzulegen, um Transparenz zu gewährleisten, aber auch um Missverständnissen vorzubeugen. Zu viele Regeln behindern jedoch das selbstständige Handeln.

Innerhalb dieses selbst gestalteten Rahmens entwickeln die Schüler Selbstständigkeit und sind zunehmend in der Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei handeln sie eigenverantwortlich. Alle Entscheidungen sollten vor dem Team präsentiert und begrün-det werden. Auf die während der Bearbeitungsphasen notwendigen Verbesserungen muss flexibel und transparent reagiert werden. Durch diese Erfahrungen steigern die Schüler ihr Durchhaltevermögen und ihre Belastbarkeit.

Schnell nehmen die Schüler auch die veränderte Position der Lehrkraft als Begleiter und Berater im Lernprozess wahr. Durch die eigenständige Arbeit der Schüler in Kleingrup-pen gewinnt die Lehrkraft zeitliche und qualitative Freiräume. Diese Freiräume gilt es zu nutzen, um einzelne Schüler zu beobachten. Die Fähigkeit, durch Projekte zu lernen, wird hauptsächlich durch diese individuellen Beobachtungen während der aktiven Unterrichts-phasen gemessen, die Beobachtungen protokolliert. In einem offenen Feedbackgespräch können die schriftlich festgehaltenen Handlungsmuster reflektiert und besprochen werden .

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10Einführung

Was bietet diese Handreichung?

Diese Handreichung bietet theoretisches Hintergrundwissen, Anregungen zum Lehrplan-bezug und Tipps zur praktischen Umsetzung. Es fließen Erfahrungen ein aus dem zwei-jährigen Pilotprojekt „Das kann nicht jeder“ der Stiftung Zuhören und des Bayerischen Rundfunks. In diesem Projekt haben 18 Berufsschulklassen aus Bayern mitgearbeitet und unter Anleitung von Mediencoaches des Bayerischen Rundfunks akustische Berufsporträts erarbeitet.

Sie finden in dieser Handreichung die im Projekt entstandenen Unterrichtsmaterialien zum Thema Radiojournalismus und Radiotechnik.

Die Autoren dieser Handreichung haben das Grundkonzept von „Das kann nicht jeder“ weiterentwickelt, es an ihre ganz unterschiedlichen Unterrichtssituationen angepasst und eigene Projektideen realisiert. Hier stellen sie Erfahrungsberichte und Unterrichtsmateri-alien zur Verfügung. Ihre Praxisbeispiele sind erprobt und laden ein, eigenverantwortlich weiterentwickelt und modifiziert zu werden.

Wo immer möglich, wurden in dieser Handreichung geschlechtsintegrierende Bezeichnun-gen verwendet. Der besseren Lesbarkeit halber wurde an einigen Stellen darauf verzichtet. Deshalb sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass selbstverständlich immer Men-schen beiderlei Geschlechts gemeint sind, wenn von Schülern oder Lehrern die Rede ist.

Dank gebührt dem Bayerischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören für die Initiative zu diesem Projekt, der bayerischen Sparkassenstiftung und dem bayerischen Kulturfonds für die Unterstützung der Pilotphase. Ganz besonders herzlicher Dank gebührt den Medien-coaches, die zwei Jahre lang mit unterschiedlichsten Schülergruppen gearbeitet haben und die Projektidee mit Leben füllten.

Ganz besonders gedankt sei aber vor allem den Lehrkräften aus allen Regionen Bayerns und den vielen Schülerinnen und Schülern, die sich auf das Experiment „Radio im Unter-richt“ eingelassen haben und mit ihrem Engagement und ihren Erfahrungen die Grundla-ge für diese Publikation gelegt haben.

Yvonne Ruscheinsky und Elke Dillmann

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Die Norm DIN 69901 definiert ein Projekt als

„Vorhaben,dasimWesentlichendurchdieEinmaligkeitderBedingungeninihrerGesamtheitgekennzeichnetist,wiez.B.Zielvorgabe,zeitliche,finanzielle,personel-leundandereBegrenzungen;AbgrenzunggegenüberanderenVorhaben;pro-jektspezifischeOrganisation“.

Nach der EN ISO 9000:2005 ist ein Projekt

eineinmaligerProzess,derauseinemSatzvonabgestimmtenundgelenktenTätigkeitenmitAnfangs-undEndterminbestehtunddurchgeführtwird,umunterBerücksichtigungvonZwängenbezüglichZeit,KostenundRessourceneinZielzuerreichen,dasspezifischeAnforderungenerfüllt“.

Radioprojekte finde ich toll, weil …

... Schüler damit spielerisch motiviert werden, ihre Sprachkompe-tenz weiter zu entwickeln.

… Schülern damit die Möglichkeit zur kreativen Textproduktion gegeben wird. ... Schüler so lernen eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Sven Päßler

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13Klare Projektstrukturen geben Orientierungshilfe

2. KlareProjektstrukturengebenOrientierungshilfe

BeieinemRadioprojekthandeltessichumeinenzeitlichbeschränkten,einma-ligenArbeitsvorgangmiteinerganzbestimmtenZielvorgabe:einklassischesProjekt.DurchdieimpliziteVermittlungderStruktureinesProjekteswirddieBasiszurGestaltungzukünftigerProjektegelegt.SchonwährendderOrientie-rungsphaseerkennenLernendedieNotwendigkeit,einHandlungsregulations-schemazuentwickeln,umdieseskomplexeProjekttransparentdarstellenzukönnen.

Planungsphase

Der Projektauftrag für die Schülergruppe kann lauten: Produktion einer Radiosendung, eines Podcasts, eines Audioguides oder Ähnlichem. Aus diesem Oberziel werden gemein-sam Teilziele festgelegt.

Aus diesen Teilzielen werden im Brainstorming weitere Unterziele formuliert, die auf die einzelnen Teams als Arbeitspakete verteilt werden. So arbeiten die dafür verantwortlichen Schülerteams nacheinander die selbst festgelegten Ziele ab.

Konkret bedeutet das: Die Schüler wählen ihren Aufgabenbereich aus. Als Kleingruppe oder Einzelperson übernehmen sie die Verantwortung für einen Bereich der Sendung, für eine Reportage, ein Interview, die Moderation oder die Tontechnik. Die Schülergruppe verwandelt sich für die Projektlaufzeit in eine Radioredaktion. Diesen Rollenwechsel klar zu thematisieren und zu benennen ist wichtig, um neue Handlungsspielräume zu verdeutli-chen.

Eine systematische Darstellung des Projektablaufs erleichtert es nicht nur, zielorientiert zu planen, zu organisieren und zu arbeiten, sondern verschafft auch den notwendigen Überblick, welche Leistungen und Aktivitäten wer wann und wo zu erledigen hat. Durch die Bildung von Zielen und untergliederten Teilzielen entstehen klare Strukturen und

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14Klare Projektstrukturen geben Orientierungshilfe

Prozessabläufe, die die Arbeit im Team erleichtern. Außerdem können so Auswirkungen von Entscheidungen transparent aufgezeigt und Probleme bereits im Vorfeld erkannt werden.

Um die Arbeit im gesamten Team, aber auch in den Einzelteams gleichberechtigt aufzuteilen und gleichzeitig auch einen Überblick über die einzelnen Aufgaben der Teammitglieder zu bekommen, kann man einen Personaleinsatzplan erstellen. Darin trägt jeder Schüler seine Aufgaben und die Zeitpunkte einer möglichen Beendigung in ein Balkendiagramm ein. Solche Pläne können ein Plakat an der Wand sein, aber auch auf einer gemeinsamen Projektplattform im Internet abgelegt werden.

Für die Ausarbeitung der Zeitplanung eignet sich ein Zeitband, das über die einzelnen Aufgaben, deren zeitliche Abhängigkeit und über „Meilensteine“ (markante Zwischenziele) informiert.

Meilensteine können bei einem Radioprojekt zum Beispiel sein:

– Jede Gruppe hat ein Exposé für ihren geplanten Radiobeitrag erstellt, Fragen an den Interviewpartner formuliert und einen Interviewtermin vereinbart.

– alle Aufnahmen im Kasten – Aufnahmen bearbeitet, Überleitungen und Sprechertexte geschrieben – Texte eingesprochen, Musik und Geräusche eingebaut, Beiträge fertig – Moderation und Elemente für Präsentation fertig

Da die Schüler im Verlauf ihrer Tätigkeit selbstständig erkennen, dass Arbeitsqualität für ein erfolgreiches Projektmanagement notwendig ist, sehen sie den Umgang mit verschie-denen Methoden als wichtige Voraussetzung für eine effiziente Projektdurchführung.

Die Methodenkompetenz, die im Umgang mit dem Medium Radio notwendig ist, erwer-ben sie durch ein spezielles Basistraining. Dadurch sind die Schüler anschließend in der Lage, weitgehend selbstständig zu recherchieren, Aufnahmen zu machen, diese zu bear-beiten und zu präsentieren. Materialien zum Radiojournalismus finden sich im nächsten Kapitel dieser Handreichung, auf der beiliegenden CD und im Internet 1.

1 http://www.br-online.de/zuhoeren,dann„Radioworkshop“:TippsfürSchulradiosvomBayerischenRundfunk.http://www.mediamanual.at:MedienprojekteinderSchule,eineSeitedesÖsterreichi-schenBundesministeriumsfürUnterrichtundKultus

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15Klare Projektstrukturen geben Orientierungshilfe

Radioprojekte stellen die Schule manchmal vor Herausforderungen: Viele Kleingruppen, die Ton schneiden, also Ruhe brauchen, verteilen sich auf viele Räume und viele dezentrale PCs mit Lautsprechern. Das Telefon im Sekretariat oder Lehrerzimmer wird von Schülern belagert, die schulöffentliche Präsentation der Ergebnisse setzt bestimmte technische Ge-gebenheiten voraus. Prozessorientiertes Arbeiten sprengt den Rahmen des Stundenplans. Deshalb ist es wichtig, Schulleitung, Kollegium, Schulverwaltung, Hausmeister, Eltern und Betriebe bereits bei der Planung einzubeziehen und vom Nutzen des Projekts zu überzeu-gen.

Es fordert auch im Verlauf des Projekts oft Einfallsreichtum, Kreativität und Improvisati-onstalent der Teams, den Regelkreis der Projektarbeit von der Planung bis zum Abschluss konsequent einzuhalten.

Durchführungsphase

Bei der Durchführung des Projektes orientiert sich nun jedes Team an dem gemeinsam erstellten Handlungsregulationsschema und arbeitet die ihm vorgegebenen Aufgaben systematisch ab. Da es sehr wichtig ist, dass alle Teams auch über den aktuellen Wis-sensstand ihrer Kollegen informiert sind, empfiehlt es sich, in bestimmten Zeitabständen gemeinsame Sitzungen einzuplanen, in denen alle Teams ihre Arbeit und ihre Ergebnisse kurz vorstellen und auch Rückmeldungen von Seiten der Mitschüler erhalten. Diese Refle-xionsphasen dienen den beteiligten Schülern zur Qualitätssicherung. Hilfreich ist es, diese Sitzungen als „Redaktionskonferenzen“ zu bezeichnen und einen Moderator (im Radio: „Chef vom Dienst“) zu wählen. Die Verwendung der Radio-Fachbegriffe macht den Rollen-wechsel Schüler-Reporter erneut deutlich und eröffnet neue Spielräume.

Außerdem ist es wichtig, regelmäßige und rechtzeitige Feedbackphasen einzuplanen, in denen auch wirklich alle Teammitglieder einbezogen werden. Notwendige Verbesserungs- oder Lösungsvorschläge werden gemeinsam erörtert und festgelegt. Dabei erweitern die Schüler nicht nur ihre Fachkompetenz, sondern vor allem ihre Sozialkompetenz.

Ein konsequentes Personal- und Zeitmanagement sowie ständige Selbstevaluation und Controlling helfen, Risiken rechtzeitig zu erkennen und auf Projektstörungen flexibel zu reagieren.

Die Schüler machen Tonaufnahmen und bewerten diese im Team auf ihre Tauglichkeit für die geplante Radiosendung. Sie wählen aus, bearbeiten und schneiden. Durch die Überprü-

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16Klare Projektstrukturen geben Orientierungshilfe

fung und Auswahl des Tonmaterials setzen sie sich intensiv mit den für sie neuen Infor-mationen, die sie im Interview erfahren haben, auseinander. Sie entscheiden selbst, was für sie relevant ist, und erkennen die verwertbaren Schwerpunkte.

Für die Zusammenstellung der endgültigen Fassung und somit eines Radiobeitrags müs-sen die gewählten Ausschnitte aus den Aufnahmen geschnitten und mit eigenem Text, Geräuschen und Musik verbunden werden.

Fertigkeiten und Kenntnisse aus dem Bereich der Datenverarbeitung sowie aus den einzel-nen berufsspezifischen Schwerpunkten werden dabei genutzt, um eine in Darbietung und Inhalt gelungene Radiosendung zu gestalten.

Abschlussphase

Aus den Arbeitsergebnissen der Kleingruppen kann eine gemeinsame Präsentation zusam-mengestellt werden: eine Internetseite, eine CD oder eine Live-Radioshow. Eine Radio-show kann auf einer Bühne vor Publikum präsentiert werden, über die Schulsprechanlage oder bei einem Radiosender. Bei der Zusammenstellung der Gesamtsendung erlangen die Schüler eine ganzheitliche Wahrnehmung der Aufgabe. Sie erkennen die Bedeutung des Radioprojekts hinsichtlich der sachlichen Ergebnisse, des Projektprozesses sowie der Trans-ferwirkung.

Evaluationsphase

Um den gesamten Projektablauf und die Abschlussvorstellung zu beurteilen, erfolgt am Ende eine Eigen- und Fremdevaluation. Durch typische Evaluierungselemente, wie z. B. Befragungen, Beobachtungswiedergaben und Stärken-Schwächen-Analysen, werden möglichst viele verschiedene Meinungen und Sichtweisen eingeholt, um alles nochmals zu durchdenken und um zu überprüfen, ob auch wirklich alle vorher gesetzten Ziele erreicht wurden. Hieraus können auch Verbesserungsideen abgeleitet und für das Folgeprojekt genutzt werden.

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

… es eine einmalige Chance ist, mit Profis rund ums „Hören“ zu experimentieren.

Katharina Funk

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19Radiojournalistische Grundlagen

3. RadiojournalistischeGrundlagen

AufderCDfindensichHandouts,diedieeinzelnenjournalistischenFormenausführlichvorstellen,ergänztvonLiteraturtippsamEndedieserPublikation.DeshalbwirdimFolgendenstärkeraufdiepädagogischenZiele,dieLernzieleundaufmöglicheVermittlungsmethodeneingegangen.

In der Regel wird die Gruppe sich ein Gesamtthema suchen oder gestellt bekommen. In-nerhalb dieses Oberthemas bilden sich Kleingruppen, die jeweils einen Aspekt des Themas behandeln. Regelmäßige Redaktionskonferenzen oder ein Internetforum stellen den Infor-mationsfluss zwischen den Kleingruppen sicher.

Grundsätzlich gilt: Radio ist sehr arbeitsteilig. Es braucht ganz unterschiedliche Fähigkei-ten, um einen guten Hörbeitrag zu produzieren: technischen Sachverstand, gute Texte, in-telligente Fragen, spannende Schilderungen, gute Geräusche und Klänge, eine ansprechen-de Präsentation. Und nicht zuletzt braucht es diejenigen, die in der Lage sind, die Arbeit der verschiedenen Kleingruppen zu koordinieren. Je nach Lerngruppe können Lehrkräfte mehr oder weniger von diesen Koordinationsaufgaben selbst übernehmen oder an Schüler abgeben.

Eine sinnvolle Kleingruppe, die gemeinsam einen Radiobeitrag effektiv produzieren kann, besteht aus zwei bis drei Schülern.

Recherche

Wer sich zu einem Thema öffentlich äußern will, muss sachkompetent sein. Also muss sich die Schülergruppe erst einmal über ihr Thema informieren, im Internet, in der Bibliothek oder durch Gespräche mit kompetenten Gesprächspartnern in und außerhalb der Schule.

Ziele: Dabei entwickeln die Teammitglieder Strategien zur Informationsbeschaffung und lernen, die gesammelten Informationen auszuwerten.

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20Radiojournalistische Grundlagen

Didaktische Tipps: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Rechercheergebnisse zusammen-zufassen und transparent für alle zu machen. BVJ- oder BGJ-Gruppen können gut Plakate gestalten, die im Projektraum aufgehängt werden. Für eine Zielgruppe mit mehr Medie-nerfahrung eignet sich ein Projektforum im Internet, in das die Gruppen ihre Recherche-ergebnisse posten. Beide Formen können auch als ein Element in die Leistungsbewertung einfließen.

Umfrage

Es gilt das Grundprinzip: Eine Frage, viele Antworten, die später ganz kurz und schnell hintereinander geschnitten werden. Zum Beispiel: Welches Image hat Ihrer Ansicht nach der Beruf des Maurers? Was macht eigentlich eine Hauswirtschafterin?

Ziele: Wer Umfragen macht, muss Menschen auf der Straße anspre-chen. Bei Umfragen bekommen die jungen Reporter ein direktes Feed-back, eine Antwort oder eben nicht, je nachdem, wie einladend sie auf die Gesprächspartner zugehen. Ein ideales Trainingsfeld für persönli-ches Auftreten.

Bei Umfragen ist die akustische Umgebung wichtig – bei stark unter-schiedlichen Geräuschkulissen lassen sich die Antworten nicht mehr

kurz hintereinander schneiden. So dienen Umfragen auch zur Sensibilisierung für Umge-bungsgeräusche und Lärm.

Didaktische Tipps: Übungsumfragen auf dem Pausenhof oder in einer anderen Klasse, im einigermaßen geschützten Umfeld also, geben Sicherheit, bevor es auf die Straße geht.

Interview

Anders als bei der Umfrage werden hier viele Fragen an einen Menschen gestellt. Ein In-terview gilt es vorzubereiten. Das beginnt bereits mit der Auswahl des richtigen Interview-partners, mit der Recherche von Sach- und persönlichen Hintergrundinformationen. Dann muss das Thema des Interviews eingegrenzt werden, mögliche Fragen werden formuliert und der Interviewverlauf geplant.

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21Radiojournalistische Grundlagen

Während des Interviews gilt es, genau zuzuhören und blitzschnell zu entscheiden: Stelle ich meine nächste Frage so wie geplant? Oder muss ich noch einmal nachhaken, weil die Antwort nicht verständlich war oder der Gesprächspartner ausgewichen ist? Hat er in der Antwort etwas erwähnt, was einen ganz anderen Verlauf der Interviews möglich oder nötig macht als geplant? Hat er gezögert oder gelacht? Vielleicht steckt eine interessante Geschichte hinter diesen Signalen, vielleicht lohnt es sich, da noch einmal intensiver nachzubohren?

Dieses aktive Zuhören muss ich meinem Gesprächspartner auch zei-gen, ich muss nonverbal vermitteln, dass es mich interessiert, was ich zu hören bekomme.

Ziele: In einem ganz anderen Setting als üblich findet so Kommuni-kationstraining statt. Die Schüler eignen sich Techniken an, die sie für Kunden- und Vorstellungsgespräche brauchen. Dabei trainieren sie mit echten Menschen, nicht in einer Unterrichts-Versuchsanordnung, und: Sie haben ein Tondokument, um sich und ihre Wirkung zu überprüfen.

Didaktische Tipps: Die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Fragefor-men einführen kann man zum Beispiel, indem man in der Gruppe auf

Zuruf Fragen an einen fiktiven Gesprächspartner (Prominenten) sammelt.

Alle Fragen werden auf Moderationskarten geschrieben. Anschließend werden sie gemein-sam sortiert – was sind Fragen zur Person, zur Sache, zur Meinung? Was sind offene, was geschlossene Fragen? Wie kann man aus diesen Fragen eine sinnvolle Struktur zusammen-stellen, welche Fragen sind in dem gewählten Kontext nicht zielführend und fallen heraus?

Gute Vorübungen sind kleine Interviews mit anderen Schülern oder Lehrern über deren Spezialgebiet: Hobbys, Musikvorlieben, Sport … Solche Interviews können auch auf dem „heißen Stuhl“ vor der Gesamtgruppe geführt werden, einzelne Schüler bekommen Beob-achtungsaufträge (Waren die Fragen interessant, hat der Fragende gut zugehört, wie war die Körpersprache, was hätte man noch verbessern können?) und geben Feedback.

Reportage

Bei einer Reportage schildert der Reporter ein Ereignis, einen Vorgang, eine Tätigkeit. Dabei kommt es darauf an, die Hörer mitzunehmen in dieses Erleben, sprachliche Bilder zu ver-wenden und alle Sinneskanäle anzusprechen.

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22Radiojournalistische Grundlagen

Ziele: Reportagen sind ein hervorragendes Training der Wahrnehmungsfähigkeit und der Sprachkompetenz. Komplexe Vorgänge und Sachverhalte anschaulich und verständlich beschreiben und erklären zu können ist eine Grundvoraussetzung für gelungene Kunden- und Teamkommunikation.

Didaktische Tipps: Gute Vorübungen für Reportagen sind Wahrnehmungsübungen. Zum Beispiel: Es werden drei Blätter Papier auf den Boden gelegt. Auf einem steht „Hören“ auf einem „Sehen“, auf einem „Fühlen“. Ein Schüler bekommt die Aufgabe, eine Geschichte zu erzählen – z. B. „Mein Weg zur Schule heute Morgen“ – und dabei zwischen den ver-schiedenen Blättern hin- und herzuwechseln. Also: zu beschreiben, was er gesehen, gehört und gefühlt hat. So wird die Wahrnehmung sensibilisiert.

Auf einem Plakat können Wortfelder gesammelt werden, Begriffe, die zum Thema passen könnten. Wichtig dabei: Verben! Sie sind oft bildhafter als Adjektive.

Als Übungsreportage empfehlen sich zum Beispiel „akustische Postkarten“.

Aufgabe: Geht durchs Schulhaus und beschreibt einen Gegenstand, ein Geschehen so, dass jemand, der nicht dabei ist, es sich vorstellen kann.

Gebauter Beitrag

In einem gebauten Beitrag können alle bisher erwähnten Formen un-tergebracht und mit Sprechertexten verbunden werden. Aus den Inter-views werden dann in der Regel nur die O-Töne, die Originalaussagen des Gesprächspartners verwendet.

Ziele: Informationen auf ihre wesentlichen Aussagen verdichten, Über-gänge schaffen, Texte „fürs Hören“ schreiben und sprechen.

Didaktische Tipps: Um die Struktur eines gebauten Beitrags zu ver-deutlichen, kann man aus den Kommentaren der Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Gruppe einen Beitrag über das Projekt „bauen“. Schü-ler 1 ist O-Ton 1: „Ich finde das Projekt gut, weil wir viel Neues lernen.“

Schüler 2 ist O-Ton 2: „Mir gefällt, dass wir selbstständig arbeiten können“, Schüler 3: „Aber anstrengend ist es schon.“ O-Ton 4 kommt von der Lehrkraft: „Ich erlebe meine Schüler ganz anders als sonst im Unterricht. Sie entwickeln ganz neue Fähigkeiten.“ Und dann gibt

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23Radiojournalistische Grundlagen

es noch Schüler 5 mit einem Stück Reportage: „Sebastian hat zum ersten Mal in seinem Leben ein Mikrofon in der Hand. Nervös drückt er auf die Knöpfe des Aufnahmegeräts. Das rote Licht blinkt, die Aufnahme läuft.“

Diese fünf O-Töne-Sprecher stellen sich vorne auf, auf Handzeichen sprechen sie ihren Text. Nun wird gemeinsam überlegt: Welche Informationen brauchen die Hörer über das Projekt? Wie könnte man diese Hintergrundinformationen in Sprechertext fassen? Welche Geräusche wären sinnvoll, um die Aussage zu unterstreichen? Weitere Schüler überneh-men die Rolle der Überleitungstexte und der Geräusche. Sie stellen sich zwischen die „O-Töne“ und dann wird so lange arrangiert, bis ein stimmiger Beitrag entstanden ist.

Urheber- und Presserecht und journalistische Ethik

Wer Medien macht, befindet sich nicht im rechtsfreien Raum. Gerade im Hinblick auf einschlägige Internet-Plattformen wie Lokalisten, Schüler-VZ oder Facebook, auf denen die Schüler zu Hause sind, im Hinblick auf Musik-Tauschbörsen und illegale Downloads ist dieses Thema spannend.

Urheberrecht

Jeder Künstler hat Rechte an seinem „geistigen Eigentum“, das heißt, was jemand sich mühsam ausgedacht hat, gehört ihm auch und darf nicht einfach von anderen verwendet werden.

Urheberrecht Musik

Jeder Künstler hat die Rechte an seiner Musik, und zwar sowohl der Komponist als auch die Musiker. Das heißt, eigentlich müsste man alle fragen, ob man ein Lied spielen darf und ihnen etwas dafür bezahlen. Da das viel zu umständlich wäre, gibt es die GEMA, die „Ge-sellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“. Sie sammelt das Geld ein und verteilt es an Musiker und Komponisten.

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24Radiojournalistische Grundlagen

Schul-Aufwandsträger haben in der Regel Pauschalverträge mit der GEMA, das heißt, wenn innerhalb der Schule „gesendet“ wird, sind die Rechte an eventuell verwendeter Musik damit abgegolten.

Schwierig wird‘s im Internet. Dort ist die Musik in der Regel kostenpflichtig. Am sichers-ten: Musik selber machen (vielleicht gibt es eine Schulband oder jemand spielt ein Instru-ment – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und der Beitrag wird so auf jeden Fall in-dividuell und unverwechselbar). Alternative: so genannte „podsafe Musik“ (siehe Linktipps) verwenden oder Musiken, deren Komponisten und Interpreten ihre Musik unter bestimm-ten Bedingungen („creative commons“, siehe Linktipps) zur Verfügung stellen.

Urheberrecht Wort

Auch Autoren haben das Recht an dem, was sie geschrieben haben. Auf der Innenseite vieler Bücher steht „Das Recht zur öffentlichen Aufführung, Sendung ... vorbehalten“. Das heißt: Wer ein komplettes literarisches Werk zum Beispiel als Hörspiel oder Lesung umset-zen will, sollte vorher beim Verlag nachfragen. Erlaubt ist eine „freie Benutzung“, das heißt, ein Werk dient der Inspiration oder wird so verfremdet, dass es nachher fast nicht mehr zu erkennen ist. Eine Angabe, welches Werk zu Grunde liegt, muss man aber auf alle Fälle machen.

Wer Ausschnitte oder Zitate verwendet, muss sie als solche kennzeichnen und die Quelle angeben, denn nach dem Urheberrecht sind auch Teile eines Werkes geschützt. Aus einem Buch, einem Zeitungsartikel oder einem Radiobeitrag darf man zwar Fakten in den eigenen Beitrag übernehmen (irgendwo müssen die Informationen ja herkommen), man darf aber nicht die Struktur, den gedanklichen Aufbau, Vergleiche oder gar ganze Formulierungen oder Sätze übernehmen. Diese hat sich schließlich jemand anders ausgedacht, er ist daher der Urheber mit den oben beschriebenen Rechten.

Das Recht am gesprochenen Wort: Ohne das Einverständnis einer interviewten Person dürfen deren Aussagen nicht gesendet werden. Möchte man jemanden für einen Bei-trag befragen, muss man sich also immer als Journalist vorstellen und sagen, für welchen Sender man arbeitet. Menschen einfach heimlich aufnehmen darf man nicht. Manchmal sagen Interview-Partner: „Dies oder das sage ich Ihnen jetzt nebenbei, senden Sie das bitte nicht!“ An diesen Wunsch muss man sich halten.

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25Radiojournalistische Grundlagen

Aufnahmen in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Museen, Schwimmbädern, Bahnhöfen ... muss man vorher ankündigen und den Chef / die Chefin der Einrichtung um Erlaubnis fragen.

Presserecht

Das Presserecht regelt, was Journalisten dürfen und was nicht. Oberster Grundsatz ist die journalistische Sorgfaltspflicht, das heißt, Journalisten haben die Pflicht zu sorgfältiger Recherche, bevor sie etwas veröffentlichen. Aussagen von Interviewpartnern dürfen zwar gekürzt werden, aber nur so, dass der Sinn des Gesagten nicht verfälscht wird.

Natürlich gibt es auch Anstandsregeln für Journalisten. Dazu gehört zum Beispiel, dass man keine Vorurteile gegen religiöse, ethnische oder andere Minderheiten schürt. Möch-te jemand, der einem Informationen gegeben hat, nicht erwähnt werden, so sollte man diesen Wunsch respektieren. Außerdem soll man auf Ausdrücke von Gewalt und Brutalität verzichten. Menschen sollten nicht lächerlich gemacht werden. Interessantes Gesprächs-thema für die Gruppe: Entspricht dieser hehre journalistische Anspruch der Realität?

Pressekodex

Der Pressekodex, auch oft „journalistischer Ehrenkodex“ genannt, wurde vom Deutschen Presserat zusammen mit den Presseverbänden beschlossen. Der Pressekodex beschreibt die Berufsethik der Presse und somit die grundlegenden Regeln, an die sich Journalistinnen und Journalisten bei der Berichterstattung halten sollen.

Die wichtigsten Regeln des Pressekodex

– Oberstes Gebot der Presse sind die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit.

– Nachrichten und Informationen müssen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Ihr Sinn darf durch eine Bearbeitung nicht verfälscht werden.

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26Radiojournalistische Grundlagen

– Unbestätigte Meldungen, Gerüchte oder Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.

– Nachrichten oder Behauptungen, die sich nachträglich als falsch erweisen, müssen richtig gestellt werden.

– Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen.

– Unbegründete Behauptungen und Beschuldigungen dürfen nicht veröffentlicht werden.

– Veröffentlichungen, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengrup-pe verletzen, soll man nicht veröffentlichen.

– Auf die unangemessene sensationelle Darstellung von Gewalt und Brutalität soll verzichtet werden.

– Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehö-rigkeit zu einer rassischen, ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.

– Journalistinnen, Journalisten und Redaktionen sollen unabhängig berichten. Sie sollen keine Geschenke oder Vorteile annehmen, die ihre Berichterstattung beein-flussen.

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

…plötzlich auch Schülerinnen und Schüler enormes Engagement zeigen, von denen man es bisher nicht gewohnt war.

…sie für mich als Lehrerin eine interessante Abwechslung bieten. …sie eine wunderbare Möglichkeit bieten, dass die dualen Part-ner der beruflichen Ausbildung, also Betriebe und Schule sowie deren Azubis bzw. Schüler konkret miteinander an einem Pro-jekt arbeiten.

Manuela Gottwald

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29Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Radioprojekte als Kompetenztraining

4. Good-Practice-BeispieleausdemUnterricht

EineRadiosendungzugestaltenerscheintganzeinfach.Manredeteinwenig,lädtjemandenzurSendungeinundmiteinpaarHintergrundgeräuschenbelebtmandasGanze.ScheinbarnebenbeitrainierenJugendlichevielfältigeKompetenzen.

4 . 1 . R A D i O P R O J E K T E A L S KO M P E T E N Z T R A i N i N G

Medienkompetenz

Dieses Projekt macht deutlich, wie viel Können und Eigenengagement im Umgang mit Medien notwendig sind, um einen kurzen Jingle zu gestalten. Der Einblick in den Arbeits-prozess und den Aufwand, eine Radiosendung zu gestalten, fördert somit nicht nur die Methodenkompetenz, sondern macht den Schülerinnen und Schülern deutlich, wie wichtig die Anwendung von technischem Know-how und journalistischem Können ist.

Sozial- und Personalkompetenz

Durch die komplexe Problemstellung ist es unumgänglich, als Team zusammenzuarbeiten. Verantwortungsbewusstsein und Einsatzbereitschaft zu zeigen und zu lernen, sich aufei-nander zu verlassen, fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klasse. Mitschüler er-scheinen oft in einem ganz anderen Licht, sie können ihre Stärken zeigen und entwickeln. In dieser Phase des selbstständigen Arbeitens drücken Schülerinnen und Schüler nämlich sehr viel aus ihrem inneren Erleben aus, äußern Sichtweisen und Denkkonstruktionen, die im Schulalltag sonst oft verborgen bleiben oder nur wenig in Erscheinung treten.

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30Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Radioprojekte als Kompetenztraining

Viele Jugendliche zweifeln an ihren Fähigkeiten. Das Projekt stellt sie vor große persönliche Herausforderungen. Oft sind viel Unterstützung und Motivation notwendig, um ihnen zu vermitteln, dass man ihnen diese Kompetenzen zutraut. So gewinnen Schüler im Verlauf des Pro-jekts an Ich-Stärke.

Unter dem Gesichtspunkt „Learning by Doing“ erfolgt eine Kompe-tenzentwicklung, indem soziales Lernen in der Gruppe initiiert und gefördert wird.

Das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit der Schülerinnen und Schüler wachsen nicht nur durch die selbstständige Arbeit und die po-sitiven Eigenerfahrungen, sondern vor allem auch, weil Ihre Kreativität

erwünscht und wertgeschätzt wird. Diese Entwicklung ihrer personalen Kompetenz för-dert die Kommunikations- und Kontaktfreudigkeit der Schülerinnen und Schüler, so dass als Folge das sprachliche Ausdrucksvermögen geschult wird.

Kommunikations- und Sprachkompetenz

In einem Radioprojekt machen Schülerinnen und Schüler nicht nur Erfahrungen im Um-gang mit fremden Menschen, indem sie einfach auf diese zugehen, um in einem Gespräch relevante Fakten zu erfragen, sondern sie lernen auch, dass es besonders wichtig ist, seinem Gesprächspartner genau zuzuhören. Dabei muss Missverständliches nachgefragt und Gezeigtes exakt beschrieben werden. Arbeitsprozesse und Gegenstände müssen mit Worten und Geräuschen so geschildert werden, dass sich die Hörer eine Vorstellung davon machen können. Besonders hier wird deutlich, dass alles sehr bewusst wahrgenommen werden muss und alle Sinne angesprochen sind.

Feingefühl für Gesprächsführung zu entwickeln und sich in die späteren Zuhörer hineinzu-versetzen gehört zu den Grundvoraussetzungen, um verwertbares Material zu erhalten.

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31Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele

4 . 2 . U N T E R R i C H T S B E i S P i E L E

Die an den Projekten des Bayerischen Rundfunks beteiligten Schulen fokussierten ver-schiedene Schwerpunkte und Themen. Dabei reflektierten sie die notwendigen Verände-rungen in der Planungs- und Umsetzungsphase und machten Vorschläge zu deren Umset-zung. Die einzelnen Projekte und die daraus gezogenen Erkenntnisse werden im Folgenden vorgestellt.

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32Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele

T H E M A : Erstellung eines akustischen Berufs porträts des Berufs Zimmerer

Z I E l : Strategien erwerben, handwerkliches Erfahrungswissen zu erfragenPräsentationstechniken kennen lernen Medienkompetenz

Ü B E R T R A G B A R K E I T: andere Fachklassen

DAU E R : eine Woche

K l A S S E : BGJ Holz

S C H Ü l E R Z A H l : 15

B E S C H U l U N G S F o R M : Vollzeitklasse

l E H R E R : Karl Müller

E x T E R N E PA R T N E R : zwei Mediencoaches des Bayerischen Rundfunks

V E R W E N D E T E M E D I E N : sechs Kassetten-Aufnahmegeräte mit Mikrofonzwei Digitalkameras sechs PCs mit Audio-Schnittprogramm und Lautsprechern für Präsentation: Beamer, Mischpult, Beschallung Aula

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33Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

„Das kann nicht jeder“

Mündliche Erschließung und Weitergabe von handwerklichem Erfahrungswissen

Ein Projekt der Stiftung Zuhören und des Bayerischen Rundfunks Elke Dillmann, Bayerischer Rundfunk

FünfzehnSchülerdesBGJHolzstelltenmitUnterstützungvonzweiMe-diencoachesdesBayerischenRundfunksihrenzukünftigenBerufvor.SiesammeltenfürdiesePräsentationnichtnurwichtigeinformationen,son-dernerhieltenvorallemBackgroundwissenvonerfahrenenMeisternihresFaches.

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34Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

Freitagvormittag, Aula der Berufsschule Amberg: Andreas nestelt am Mikrofonkabel, Sebastian blättert in seinen Papieren. Sie sind nervös, die beiden angehenden Zimmerer. Denn heute stellen sie sich einer ungewohnten Herausforderung: Sie werden gleich reden, und zwar vor Publikum. Einige fremde Berufsschulklassen, der Schulleiter und einige Leh-rer haben sich zum Zuhören versammelt. „Mir san die Zimmerer aus Amberg, mir zimmern mit Hand, Herz und Verstand.“ Das war der Anfangsjingle und jetzt sind Andreas und Se-bastian „live auf Sendung“.

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter der ganzen Berufsschulklasse – mehr Arbeit als sonst in einer Schulwoche, meinen viele. Diesmal war alles anders. Denn in dieser Woche verwandelten sich Schülerinnen und Schüler in Radioreporter und Tontechniker; Andreas und Sebastian eben in Moderatoren. Das hätten sie sich am Montag nicht träumen lassen.

Eine ereignisreiche Woche

Montagvormittag: Die Schülerinnen und Schüler stimmen sich auf das akustische Medium Radio ein und trainieren ihre Ohren. Die Medien-coaches des Bayerischen Rundfunks, die die ganze Woche begleiten, haben ein Geräuschquiz mitgebracht. Knisterndes Feuer und prasseln-der Regen können zum Verwechseln ähnlich klingen! Als Nächstes üben die jungen Reporter die verschiedenen journalistischen Formen Umfrage, Interview und Reportage. Wichtigste Botschaft der Medien-coaches: Nutzt eure Sinne! Hört genau zu, was eure Gesprächspartner erzählen und fragt nach. Schaut genau hin, was sie euch zeigen, und beschreibt anschaulich!

Nachmittags erstellt die Gruppe eine Mind-Map: Welche Themen sollen in unsere Sendung? Was ist wichtig an unserem Beruf? Welche Interviewpartner könnten interessant sein? Lehrer und Mediencoaches geben Tipps, die Planung macht die Gruppe. Zu jedem Thema bildet sich eine Kleingruppe aus ca. drei Schülern. Die einen set-zen sich ans Internet und sammeln Informationen, die anderen klemmen sich ans Telefon und vereinbaren Interviewtermine für den kommenden Vormittag. Ein Thema steht im Vorfeld fest: Der Lehrer lädt einen ehemaligen Schüler ein, der auf der „Walz“ war.

Am Dienstag wird es ernst. In Kleingruppen ziehen die Jugendlichen los zu ihren Auf-nahmen. Mehrere Gruppen interviewen erfahrene Meister und hören viel überliefertes Erfahrungswissen aus ihrem Beruf – gar nicht so einfach, die richtigen Fragen zu stellen.

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35Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

Andere beobachten verschiedene Arbeitsbereiche der Zimmerei, schauen Meistern zu und beschreiben für die Hörer, was sie erleben – gar nicht so einfach, die richtigen Worte zu finden. Wieder andere machen Umfragen unter Zimmerern zu Voraussetzungen und Zukunftsperspektiven ihres Berufs – gar nicht so einfach, die richtigen Ansprechpartner zu finden.

Highlight des Tages ist der Besuch des „fahrenden Gesellen“, der von seinen Erlebnissen auf der Walz erzählt. Davon, dass in anderen Teilen Deutschlands und der Welt Dachstühle ganz anders konstruiert werden, wenn sie Küstenstürmen oder alpinen Schneemassen standhalten müssen. Davon, dass es sich lohnt, einmal alles hinter sich zu lassen und etwas zu wagen – zum Beispiel, um ehrenamtlich eine alte Kapelle in Russland zu restau-rieren. Mucksmäuschenstill ist es in der Klasse und die Fragen hören nicht auf.

Aber auch die Erzählungen des Innungsmeisters von alten Zimmererbräuchen, vom Zim-mererklatsch, von Schlitzohren, denen der Ohrring ausgerissen wurde, weil sie sich etwas zuschulden kommen ließen, und von Richtfest-Ritualen wie der Baufrau-Taufe finden ein aufmerksames Publikum.

Den Weg vom Baum zum Dachstuhl will eine Gruppe mit dem Mikrofon verfolgen und trifft unverhofft auf einen alten Zimmerer, der ihnen erklärt, woran der Zimmerer früher schon im Wald erkannte, aus welchem Baum eher ein Sparren, aus welchem eher ein Bal-ken werden würde.

Und um Fachwissen geht es natürlich auch. In der Werkstatt erfahren die Lehrlinge, die zurzeit Reporter sind, Tipps und Tricks, die in keinem Lehrbuch stehen.

Am Ende des Tages steht wieder eine Redaktionskonferenz, in der die einzelnen Gruppen von ihren Erfahrungen berichten. Die Gruppe, die Zimmerer auf der Baustelle begleiten wollte, stellt sich mit den Worten vor: „Bei uns hat nix geklappt.“ In der Tat hatte die Grup-pe große Probleme, eine Baustelle zu finden, auf der gearbeitet wurde, denn das Wetter war feucht und eisig – nichts für Dacharbeiten. Gegen Mittag waren die beiden durchge-froren und frustriert wieder in der Schule. Im vierten Anlauf hatten die beiden Jungs dann aber doch noch Zimmerer gefunden, die mit Innenausbau beschäftigt waren, und hatten sie auch interviewt. Also, wie präsentiere ich so einen Tag meinem Kunden? „Trotz großer Schwierigkeiten ist es uns gelungen, die Aufgabe zu lösen.“

Am Mittwoch haben alle viel zu viel aufgenommen. Jetzt geht es ans Auswählen: Was fliegt raus, was bleibt drin? Da gilt es, genau hinzuhören, denn nicht nur der Inhalt ist entscheidend. Manche Schnitte klingen unnatürlich, und wenn der Gesprächspartner eine Pause macht, kann die sehr „sprechend“ sein. Überrascht stellen die meisten fest, dass

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36Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

auch erfahrene Meister nervös werden, wenn sie in ein Mikrofon sprechen sollen! Also wird herumgeschnippelt an Ähs und Versprechern, bis alles perfekt klingt. Die Mediencoa-ches geben technische und inhaltliche Hilfe.

Auch die verschiedenen Gruppenmitglieder müssen sich gegenseitig zuhören, müssen gemeinsam diskutieren und entscheiden, welche Aussagen wichtig sind und welche nicht. Denn am Ende soll ein Produkt herauskommen, hinter dem alle stehen.

Dieses konzentrierte Zuhören funktioniert nur, wenn jede Gruppe einen Raum hat, wo sie ungestört diskutieren und schneiden kann. Eine Herausforderung an die Schule, aber mit diversen Vorbereitungsräumen und Werkstätten ist auch dieses Problem bald gelöst. Gro-ße Falle: der „Datenairbag“ der schuleigenen PCs, der den PC nach jedem Neustart in einen jungfräulichen Zustand versetzt. Wer seine bearbeiteten Audiodaten nicht auf einen USB-Stick abgespeichert hat, muss noch einmal von vorn anfangen. Medienkompetenz-Training ist in diesem Fall auch Training der Sozialkompetenz: Wie umgehen mit Frust?

Donnerstag ist Endspurt. Die ausgewählten Originalaussagen der Gesprächspartner ver-langen nach Überleitungstexten und manchmal wird noch einmal ein ganzes Beitragskon-zept umgeworfen. Bei vielen Gruppen liegen die Nerven blank, denn die Mediencoaches sind hart und fordern immer wieder Überarbeitung – die Erzählidee des Beitrags muss mit-reißen, die Originalaussagen der „alten Meister“ müssen interessant, die Texte stimmig, die Montage technisch und rhythmisch sauber sein.

Mediencoaches und Lehrer unterstützen aber auch mit Ideen und Tipps. Manch ein Schüler entdeckt eine ganz neue Lust am Fabulieren, am Experimentieren mit der eigenen Stimme oder am Basteln am PC mit Tönen und Klängen.

Jede Gruppe verfasst einen Kurztext, der neugierig auf ihren Audiobeitrag macht, und lie-fert ihn gemeinsam mit Fotos von den Interviews bei der neu gegründeten Internet-Redak-tion ab, denn im Internet wird das Projekt noch lange nach der schulinternen Präsentation nachzuhören und zu lesen sein.

Auch andere neue Teams bilden sich: Die Tontechniker bauen in der Schul-Aula die Anlage für die Präsentation auf. Eine Gruppe denkt sich Quizfragen aus, um bei der Präsentati-on auch das Publikum mit einzubinden. Die Bildredaktion stellt die Fotos zusammen, die während der Präsentation zu jedem Beitrag an die Wand projiziert werden. Zwei „Chefs vom Dienst“ koordinieren alle Vorbereitungsarbeiten, legen eine Reihenfolge für die Prä-sentation fest und sind dafür verantwortlich, dass alles da ist und alle wissen, was sie zu tun haben. Die Hauptfiguren: die Moderatoren, die morgen live durchs Programm führen,

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Audiobeiträge anmoderieren, Studiogäste interviewen und über die Projektwoche berich-ten. Sie überlegen sich, was sie sagen wollen, und schreiben Stichworte auf Karteikarten. Die Zeit drängt, alles muss zum Termin pünktlich fertig sein.

Und dann ist endlich Freitag. Jetzt präsentieren Andreas und Sebastian das „akustische Berufsporträt Zimmerer“ der Öffentlichkeit. Es besteht aus vielen Mosaiksteinchen, die zusammen ein Gesamtbild des Berufs ergeben. Und die angehenden Bürokaufleute und Kinderpflegerinnen im Publikum hören tatsächlich zu! Sie lachen an den richtigen Stellen und wissen beim abschließenden Quiz noch ziemlich viel über einen Beruf, der sie eigent-lich gar nicht interessiert.

Fazit der Schülergruppe: viel mehr Arbeit als in einer normalen Berufsschulwoche, aber auch viel mehr Spaß.

Nicht nur Fachwissen

Bislang wurden solche Projektwochen „Das kann nicht jeder“ in 18 unterschiedlichen Berufsschulklassen in ganz Bayern durchgeführt. Entstanden sind Berufsporträts von traditionellen Handwerksberufen wie Zimmerern, Kaminkehrern, Dachdeckern und Maurern, aber auch von eher ausgefallenen Zünften wie Glasveredlern, Korbflechtern, Inst-rumentenbauern und Kürschnern. Goldschmiede und Schneider, Fisch-wirte, Metallbauer, Landmaschinenmechaniker, Hauswirtschafter und Schneidwerkzeugmacher, Steinmetze und Uhrmacher – sie alle haben sich mit den Traditionen ihres Berufs auseinandergesetzt.

Die Evaluation des Projekts2 hat gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler in dieser Woche nicht nur zuhören lernen. Natürlich arbeiten

sie auch an ihrer Sprach- und Sozialkompetenz. Sie erarbeiten sich selbst neue fachliche Kenntnisse und erleben in den Handwerksmeistern faszinierende Persönlichkeiten, denen sie gerne folgen. So entstehen Stolz, dazuzugehören, und eine hohe Identifikation mit dem gewählten Beruf – das steigert die Motivation, die Ausbildung auch wirklich durchzuhal-ten.

2 DieausführlicheEvaluationsbroschürekönnenSiekostenlosanfordernbei:StiftungZuhö-ren,c/oBayerischerRundfunk,Rundfunkplatz1,80300Münchenoderdownloadenunterwww.daskannnichtjeder.de.

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38Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

Die Auszubildenden, sonst am unteren Ende der betrieblichen Hierarchie, werden in der neuen Rolle als Reporter von den Kollegen anders wahrgenommen als sonst. Mit dem Mikrofon in der Hand haben sie die Autorität, Fragen zu stellen. Die älteren Kollegen hören zu und gehen auf die Fragen ein. Diese andere Kommunikation zwischen verschiedenen Handwerkergenerationen außerhalb der üblichen Hierarchie ermöglicht ganz neue For-men des Lernens.

Die Jugendlichen müssen gemeinsam als Team ein Produkt, eine Präsentation fertigstellen. Sie müssen Wege finden, Teamkonflikte zu lösen und zielorientiert zu arbeiten – und das unter Zeitdruck.

Durch die Bank bestätigten die befragten Jugendlichen, dass sie bei „Das kann nicht jeder“ viel mehr geschafft hätten, als sie sich selbst zugetraut hatten – und das in einem Bereich, der Sprache, die vielen jungen Handwerkern traditionell eher fernliegt.

Tipps für Nachahmer

So eine Projektwoche braucht viel Vorlauf. Es empfiehlt sich, rechtzeitig zu berücksichtigen, wer schulintern und extern eingebunden werden muss in die Planung: Neben der Schullei-tung und dem Kollegium sind der Systembetreuer und der Hausmeister wichtige Ressour-cen, die man für ein solches Projekt unbedingt als Partner braucht.

Wo können die Schüler telefonieren? Wo können sie ins Internet? Räume, Aufnahmegeräte und PCs müssen organisiert sein, die Software bestellt, installiert und getestet.

Die Ausbildungsbetriebe sollten informiert und im Idealfall als mögliche Interviewpartner angefragt sein. Darüber hinaus gilt es zu bedenken: Welche Interviewtermine lassen sich nicht innerhalb eines Tages realisieren? In unserem Fall war das der fahrende Geselle, der von weither extra angereist kam und natürlich im Vorfeld eingeladen wurde.

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39Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

Um die Schüler auf eine solche Projektwoche einzustimmen, kann man die bereits früher entstandenen akustischen Berufsporträts auf www.daskannnichtjeder.de anschauen und anhören.

Ist das Projekt so gut vorbereitet, geht es während der Woche vor allem darum, den Pro-zess zu steuern, Teamkonflikte zu bearbeiten, technische und logistische Probleme zu lösen und auf die Einhaltung des Zeitplans zu achten. Für die Präsentation muss Publikum eingeladen werden: andere Fachklassen oder auch Klassen anderer Schulen, zum Beispiel benachbarter Haupt- und Realschulen.

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40Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – „Das kann nicht jeder“

T H E M A Betriebsportraits als Audiobeiträgeblog-Plattform zum Austausch bei Auslandspraktika

Z I E l : Praktikumsbegleitende Dokumentationen (Informationen aus Betriebs-erkundigungen, Tätigkeitsberichte …) als Audiobeitrag erstellen Austauschmöglichkeiten für unterschiedliche Praktikumseinsätze in verschie-denen Ländern schaffen

Ü B E R T R A G B A R K E I T: Klassen aller beruflichen FachrichtungenDokumentationen von Betriebserkundungen, Betriebsportraits als Unterrichtsmittel Ergänzung bzw. Ersatz von Praktikumsberichten

DAU E R : Vier Wochen

K l A S S E : 11BFS Hauswirtschaft, Wahlpflichtfächergr. III

S C H Ü l E R Z A H l : 20

B E S C H U l U N G F o R M : Vollzeit

l E H R E R : Klassenlehrerbetreuende Lehrkraft im Praktikum EDV-Lehrer

E x T E R N E PA R T N E R : Praktikumsbetrieb in Irland, Praktikumsbetrieb in Norwegen, Praktikumsbetrieb in Wilhelmshaven

V E R W E N D E T E M E D I E N : Drei AufnahmegerätePC

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41Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge

Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge

Blog-Plattform zum Austausch bei Auslandspraktika

OStRin Sabine Siedentop, Staatl. Berufliches Schulzentrum Regensburger Land, u. a.

Eine11.KlassederBerufsfachschulefürHauswirtschaftabsolvierteihrPraktikumzeitgleichindreiverschiedenenLändern.Dabeientstanddieidee,diesesLeonardo-ProjektmitdemProjektdesBayerischenRundfunkszuverknüpfen.ÜbereineBlog-PlattformwardertäglicheKontaktgewähr-leistet,sodassdieSchülerinnenundSchülernichtnurihreErfahrungenaustauschenkonnten,sondernauchdieMöglichkeitnutzenkonnten,einengesprochenenPraktikumsberichtanzufertigen.

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42Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge

Die Projektidee – Ein Projekt im Projekt

Die Idee, Betriebsporträts als Audiobeiträge zu erstellen, wird eingebettet in ein Mobilitäts-projekt im Rahmen des europäischen Bildungsprogramms Leonardo da Vinci.

Das Mobilitätsprojekt ermöglicht es nahezu einer ganzen Klasse der Berufsfachschule für Hauswirtschaft, ein vierwöchiges Blockpraktikum, das fester Bestandteil der Ausbildung ist, im Ausland zu absolvieren. Schüler der Klasse, die dieses Angebot nicht wahrnehmen wollen, absolvieren dieses Praktikum an der Nordseeküste Deutschlands, sind also glei-chermaßen „in der Fremde“: Eine Klassengemeinschaft unterwegs an verschiedenen Orten in drei Ländern. Ein Internetportal bietet sich als geeignete Möglichkeit an, miteinander in Kontakt zu bleiben, Erfahrungen auszutauschen und verschiedene Dinge zu dokumentie-ren.

Eine inzwischen etablierte Schulradioarbeit mit guten Erfahrungen aus verschiedenen Pro-jekten bringt die Idee nahe, Technik und Know-how im Rahmen des Projektes einzusetzen und den Austausch von Bildern und Wortbeiträgen im Internetportal durch projektbezoge-ne Audiobeiträge zu ergänzen.

Unabhängig von der konkreten Situation dieses Projektes steht hinter dem Thema die Idee, dass Schüler Erfahrungen und Inhalte im Rahmen eines betrieblichen Praktikums als Audiobeitrag, also in gesprochener Sprache, dokumentieren. Damit kommt ein neues Me-dium mit allen seinen Vorteilen zum Einsatz in einem Bereich, in dem bisher ausschließlich die schriftliche Dokumentation in Berichtform üblich ist.

Ferienpraktikum Irland, Juli 2008 Ferienpraktikum Norwegen Liagard – internationaler Treffpunkt mitten im Wald

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43Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge

Voraussetzungen

Erforderliche Vorkenntnisse der Schüler

– journalistische Grundkenntnisse (Umfrage, Interview, Reportage, mit der Stimme gestalten)

– Umgang mit den eingesetzten Aufnahmegeräten und ihre Bedienung – EDV-Kenntnisse (Überspielen vom Aufnahmegerät,

Zugriff auf Internetplattform)

Technische Ausstattung

– Aufnahmegeräte (Anzahl situationsbedingt, im Projekt waren drei Geräte im Einsatz, da Schüler in drei verschiedenen Ländern waren)

– Einrichten eines Blog-Space

Vorbereitung

Inhaltliche und organisatorische Projektplanung

(s. CD Anlage 1 – 3: Definitionsphase, Aufgaben- und Ressourcenplan, Meilensteine)

Inhaltliche Projektvorbereitung mit den Schülern

In diesem wichtigen Projektabschnitt geht es darum, den Schülern die inhaltlichen und thematischen Möglichkeiten eines Audiobeitrags im Rahmen des betrieblichen Praktikums aufzuzeigen (s. CD Anlage 4 Merkblatt Audiobeiträge).

Im Rahmen dieses Projektes waren keine umfassenden Betriebsporträts angedacht, sondern kleine Beiträge zur Betriebsorganisation, zu Tagesabläufen und Erfahrungen am Arbeitsplatz, zur Kundenzufriedenheit usw. Durch die Einbettung des Projektes in ein Mobilitätsprojekt des europäischen Bildungsprogramms Leonardo da Vinci war ein über-

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geordnetes Projektthema vorgegeben (Hauswirtschaftliche personenbezogene Dienst-leistungen im Drei-Länder-Vergleich), zu dem die Audiobeiträge auch einen Bezug haben sollten.

Ziel der inhaltlichen Vorbereitung ist, dass die Schüler eine konkrete Vorstellung der ange-strebten Audiobeiträge bekommen. Idealerweise sind an dieser Stelle Hörbeispiele einzu-setzen, auf die wir allerdings noch nicht zurückgreifen konnten.

Doch auch Vorerfahrungen der Schüler mit einem betrieblichen Praktikum sind gut nutz-bar, um anhand von Beispielen die Aufgabenstellung zu verdeutlichen.

Organisatorische Projektvorbereitung mit den Schülern

In diesem Teil geht es darum, die besonderen organisatorischen Rahmenbedingungen bei der Durchführung zu thematisieren. Dazu gehört in dem durchgeführten Projekt, dass die Aufnahmen technisch nicht oder kaum weiter bearbeitet werden können und sollen (etwa durch Schnitt). Dadurch erhöht sich die Anforderung an die Schüler bezüglich der Vorberei-tung ihres Audiobeitrages, da die Aufnahme unmittelbar „brauchbar“ sein muss.

Die Erstellung eines projektbezogenen Audiobeitrags ist für jeden Schüler verpflichtend. Sind mehrere Schüler in einem Betrieb, müssen sie sich inhaltlich absprechen. Gleichzeitig ist damit aber auch die Möglichkeit zur gegenseitigen Unterstützung gegeben.

Für die Veröffentlichung solcher betriebsbezogenen Audiobeiträge auf der Internetplatt-form ist die Zustimmung der Betriebe erforderlich. Zur Absicherung bietet es sich an, dies in schriftlicher Form einzuholen (s. CD Anlage 5: Declaration).

Hilfreich ist dabei, wenn die betreuende Lehrkraft dies in einem vorbereitenden Gespräch mit den Betrieben abklärt.

Durchführung

Die Durchführung des Projektes vor Ort liegt nahezu vollständig in der Hand der Schüler und erfordert somit ein recht hohes Maß an Selbstständigkeit und Verantwortungsbe-wusstsein.

Bewährung als Küchenchefs im Child Care Center Carlow, Irland

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Auswertung

Eine Auswertung des Projektes in Form einer gemeinsamen Evaluation der einzelnen erstellten Audiobeiträge erscheint im Gesamtzusammenhang dieses Projektes wenig sinn-voll.

Die Auswertung erfolgt über die Nutzung des Internetportals als Austauschmedium durch die Schüler. Ein auswertendes Gespräch zwischen Schülern und Lehrern über die Möglich-keiten und Schwierigkeiten bei der Durchführung vor Ort ist dennoch wichtig.

Das Leonardo-da-Vinci-Projekt muss ausführlich dokumentiert werden. Das Internetportal ist als Teil dieser Projektdokumentation von großer Bedeutung.

Reflexionen des Projektleiters

Der organisatorische Aufwand im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Projektes war enorm hoch. Gleiches gilt für die Spannung und Erwartung, die sich in den Schülern im Vorfeld aufgebaut hat. Unter diesen Rahmenbedingungen ist es recht schwer gewesen, trotz sehr motivierender Vorerfahrung mit Audiobeiträgen, wirklich Begeisterung für das Projekt im Projekt zu wecken.

Die Anforderungen an die schriftliche Dokumentation des Praktikums (Berichte) waren für die Schüler zum Teil neu und in ihren Augen umfangreich. Da dieses Praktikum ein nachzu-weisender Bestandteil der Ausbildung ist, konnten bei den Anforderungen keine Abstriche gemacht werden. Das Internetportal mit Wort- und Bildbeiträgen ist als Austauschplatt-form gern angenommen worden. Beiträge dieser Art wurden eher als mühelos empfun-den. Die projektbezogenen Audiobeiträge dagegen, für die, wie schon erwähnt, doch einige gedankliche und organisatorische Vorbereitungsarbeit nötig ist, wurden in dem herausfor-dernden Zusammenhang eines Arbeitsaufenthaltes im Ausland eher als zusätzliche Aufga-benlast und ein wenig lästig empfunden.

Die Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten von Computern und Internet waren unter-schiedlich und zum Teil eingeschränkt. Damit war auch die Nutzung des Internetportals als direkte Austauschmöglichkeit entsprechend eingeschränkt.

Mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort (Beteiligung von neun Be-trieben in drei Ländern) war vorgesehen, das Einstellen von Audiobeiträgen in das Internet-portal über einen Lehrer als Portalverwalter zu Hause durchzuführen.

Deutsche Spezialitäten in einer irischen Mensa

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Das war im zeitlichen Ablauf des Leonardo-da-Vinci-Projektes nicht unmittelbar zu reali-sieren (Überspielen und Weiterleitung der Audiobeiträge nicht möglich vor Ort, Dauer des Praktikums bis weit in die Sommerferien hinein). Damit war für die Schüler kein unmit-telbares Erfolgserlebnis gegeben, was das Gefühl, eine lästige Pflicht zu erledigen, noch verstärkt hat.

Trotz allem: ein vielfältiges, gutes Ergebnis mit ganz unterschiedlichen Blitzlichtern auf das herausfordernde Unternehmen, vier Wochen lang im Ausland bzw. fern von zu Hause in einem Betrieb zu arbeiten und klarzukommen. Dazu gehört auch, eine erlernte Fremd-sprache aktiv zu nutzen – sogar für Audiobeiträge!

Tipps für Nachahmer

Die grundlegende Projektidee enthält ein spannendes Potential: Audiobeiträge als Mög-lichkeit, Inhalte und Erfahrungen im Rahmen eines betrieblichen Praktikums zu doku-mentieren. Für die Realisierung dieser Idee sind verschiedene organisatorische Rahmen denkbar, z. B. das Internetportal als Austauschplattform, durch Schnittbearbeitung „perfek-tionierte“ Beiträge, die zur Präsentation bei Veranstaltungen bzw. als Unterrichtsmaterial einsetzbar sind, neue Formen des „Berichtsheftes“ u. Ä.

Beim Einsatz im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes ist die Vorbereitungsarbeit mit den Schülern zeitlich nicht zu unterschätzen. Da in diesem Fall sehr viel vorzubereiten und zu organisieren ist und die emotionale Anspannung und Herausforderung für die Schüler sehr hoch ist, kann es leicht zur Überforderung kommen.

Ebenso gilt es, Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten von Internet und Computer im Aus-land abzuklären, zumindest zu bedenken, und sich entsprechend auf Anforderungen an Flexibilität einzustellen.

Wenn Schüler bei der Durchführung des Projektes weitgehend auf sich gestellt sind und eine unmittelbare Betreuung bei der Erstellung der Audiobeiträge nicht möglich ist, sind Vorerfahrungen und Vorkenntnisse der Schüler unerlässlich.

Auch der Zeitpunkt eines solchen Projektes im Ablauf eines Schuljahres ist zu bedenken. Audiobeiträge als Zusatzaufgabe im Ferienpraktikum am Ende eines projekt- und arbeits-reichen Schuljahres ist jedenfalls nicht das optimale Arrangement.

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47Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Aktion Betriebsporträts als Audiobeiträge

Eine enorme Motivationssteigerung ist wahrscheinlich zu erzielen, wenn Dokumentati-onsverpflichtungen in Form von Berichten durch Audiobeiträge ersetzt werden. Darüber hinaus ist es vor dem Hintergrund des vielfältigen Kompetenztrainings durchaus der Über-legung wert, den „Audiobericht“ als Alternative zum Berichtsheft bzw. als seine Ergänzung in Betracht zu ziehen.

Die Vorgabe, kurze Beiträge ohne Schnittbearbeitung zu erstellen, reduziert den Zeitauf-wand beträchtlich, auch wenn die inhaltliche Vorbereitung viel Sorgfalt erfordert. Damit eröffnen sich viele Möglichkeiten, im Themenbereich Betriebsporträts gesprochene Spra-che zur Dokumentation zu nutzen.

Fazit

Audiobeiträge zur Dokumentation betrieblicher Erfahrungen in der Ausbildung: ein span-nendes Potential! Gesprochene Sprache als Ausdrucksmittel, Kreativität in der Beitragsge-staltung, soziale Kompetenzen in der Durchführung, Umgang mit Technik sind wertvolle Fähigkeiten, die so ganz nebenbei vermittelt und trainiert werden.

Neue Formen des „Berichtsheftes“ erproben und dabei vielleicht ganz neu motivieren, sich mit betrieblichen Zusammenhängen und Erfahrungen auseinandersetzen: Das ist einen Versuch wert! Die aufgezeigten und erlebten Schwierigkeiten können dabei helfen, im eigenen Projekt die eine oder andere Klippe sicherer zu umschiffen.

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T H E M A : „Münchner Baugeschichten“

Z I E l : Audioguides von Münchner Gebäuden, in denen die wichtigsten Informationen über das jeweilige Gebäude auf unterhaltsame Art verpackt sind. Als MP3-Datei im Internet (veröffentlicht und) herunter zu laden und als akustischer Stadtführer zu verwenden.

Ü B E R T R A G B A R K E I T: Vorstellbar für viele verschiedene Themenbereiche und Fächer wie Gestaltung, Restaurantführer, Geschichtsführer...

DAU E R : vier Monate

K l A S S E : 2. Klasse, berufliche Fortbildung; auch in anderen Altersstufen möglich

S C H Ü l E R Z A H l : 22

B E S C H U l U N G S F o R M : Fachschule für Bautechnik, Meisterschule für das Bauhandwerk

l E H R E R : eine Lehrerin im Fach Baugeschichte

E x T E R N E PA R T N E R : zwei Mediencoaches des Bayerischen Rundfunks

V E R W E N D E T E M E D I E N : AufnahmegerätePCs Kopfhörer

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Produktion von Audioguides für Baugeschichte

Dipl. Ing. Univ. Architektin, Katharina Funk, Städtische Fachschule für Bau-technik, Meisterschule für das Bauhandwerk, München, u. a.

AnderstädtischenFachschulefürBautechnikentstandeninformative,aberauchunterhaltsameBeiträgezudenverschiedenstenMünchnerBauwer-ken.DieserinteressanteStadtführeristjederzeitundkostenfreiüberdasinternetabrufbar.

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Was sind die „Münchner Baugeschichten“?

Die Münchener Baugeschichten sind Audioguides von Münchner Gebäuden, in denen die wichtigsten Informationen über das jeweilige Gebäude auf unterhaltsame Art verpackt sind. Sie sind als MP3 Datei im Internet veröffentlicht, können dort heruntergeladen und als akustischer Stadtführer verwendet werden.

Brainstorming-Sitzung

Das Projektteam besteht aus BR-Mitarbeitern, Schulleitung, Vertretern von Schulreferat und Pädagogischem Institut und mir, der betreuenden Lehrerin. In einer ersten Brainstor-ming-Sitzung wird festgelegt, dass das Projekt ein Bestandteil des Baugeschichts-Unter-richts wird und damit auch in die Leistungsbewertung eingeht. Die Finanzierung über-nimmt das Schulreferat.

Da die erste Runde des Projektes im vorigen Schuljahr recht schnell und ohne große Vor-planungen startete, soll diesmal alles besser strukturiert und geplant werden. Wir wollen Ideen des Projektmanagements mit einbeziehen, zum Beispiel Meilensteinpläne (s. Anlage 1) mit genauen Terminen.

Wir überlegen gemeinsam, welche Gebäude sich in München besonders für die Produktion von Audioguides eignen.

Projektvorstellung

Im Baugeschichte-Unterricht stelle ich den Schülern das Projekt der „Münchner Bauge-schichten“ vor. Ich spiele verschiedene Hörstücke vor, die von Schülern des letzten Jahres produziert wurden, und zeige die Internet-Seiten des Pädagogischen Instituts und des Bayerischen Rundfunks. So berichte ich vom Ablauf und den Erfahrungen des Projektes im letzten Jahr.

Alle Schüler sind verpflichtet, im Fach Baugeschichte eine Projektarbeit zu machen. Entwe-der sie suchen sich ein Gebäude in der Region, in der sie wohnen, und bearbeiten dieses für ein Referat oder sie entscheiden sich für das Projekt mit dem BR.

Das „Logo“ der Baugeschichten sind die beiden sprechenden Türme der Frauenkirche, die man auf unserer CD belauschen kann.

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Ich versuche natürlich, für die „Baugeschichten“ zu werben und die Schüler dafür zu begeistern. Schließlich ist es etwas Besonderes, mit „Radio-Profis“ zu arbeiten, Einblick in das Medium Radio zu bekommen und in professionellen Aufnahmestudios die Hörstücke aufzunehmen. Ich weise aber auch deutlich auf die Mehrarbeit hin. Mir ist es wichtig, dass jeder Schüler sich freiwillig dafür entscheiden kann und auch die Besonderheit dieses Pro-jektes versteht.

Nach ein paar Tagen haben sich die Schüler zu Zweier- bzw. Dreier-Gruppen zusammenge-funden, da das Projekt als Gruppenarbeit gemacht werden soll. Pro Gruppe gibt es einen Gruppenverantwortlichen. Es beteiligen sich acht Gruppen mit insgesamt 22 Schülern.

Die Gruppen haben sich auch jeweils für ein Gebäude in München entschieden, über das das Hörstück gemacht werden soll. Der Bogen spannt sich dabei von der barocken Asam-kirche bis zum modernen Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz.

Erste Recherchen werden angestellt.

„Einen Audioguide zu produzieren, im Fach Baugeschichte, da wussten wir am Anfang überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Aber wir meldeten uns für das Projekt, weil es für uns interessant klang, mal in einen ganz neuen Bereich hineinschnuppern zu können. Radio hat uns immer schon interes-siert! Und Projektarbeit macht mehr Spaß als „ganz normaler Unterricht“

„Die vorgeschlagenen Gebäude waren alles bekannte „alte“. Wir hatten aber Lust, unser Stück über eine neue, moderne Kirche zu machen. Von der neuen Herz Jesu Kirche in Neuhausen kennen wir den Handwerker, der die ganze Glas-Stahl-Konstruktion gemacht hat. Das war dann auch unser In-terviewpartner. Der hat uns zusammen mit dem Pfarrer viele Details er-klärt, die man überhaupt nicht sieht, wenn man sie nicht weiß.“

„Die „Münchner Baugeschichten“ gefallen mir, weil man meint, man ist mitten drin, so als würde man neugierig ein Gespräch belauschen.“

„Die Audioguides sind richtig gut gemacht, richtig lustig und überhaupt nicht langweilig, wie Baugeschichte sonst manchmal.“

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Projekttag im BR

Der erste Höhepunkt des Projektes: Wir sind zum Projekttag in den kleinen Sitzungssaal des BR im Funkhaus eingeladen!

Nachdem sich die beiden Mediencoaches vorgestellt haben, geht es gleich mit einer Prä-sentationsrunde los. Die Gruppen sollen kurz ihr Gebäude vorstellen unter folgenden Ge-sichtspunkten: Welches Gebäude habt ihr gewählt? Warum? Was fasziniert euch daran?

Jede Gruppe schreibt Stichworte auf Moderationskarten und pinnt die „Faszinationskar-ten“ an eine Pinnwand, so dass ein Überblick über das gesamte Projekt in Form einer Mind-Map entsteht.

Manche beginnen die Präsentation mit: “Das Gebäude begeistert mich, weil...“. Das hört man sonst in Baugeschichte nicht so oft.

Die nächsten Programmpunkte sind:

– Geräuschgeschichten aufnehmen als Hinführung zu den akustischen Gestaltungsmöglichkeiten, die ein Hörstück jenseits des Texts bietet

– Einführung Interview – Einführung Reportage – Was ist ein guter O-Ton? – Einführung Aufnahmeübung

Noch vor der Mittagspause nehmen die Schüler in Dreier-Gruppen Reportagen auf. Die Gesprächspartner sind von den Mediencoaches vorgewarnt, Interviewtermine vereinbart. So haben die Schüler die Möglichkeit, live dabei zu sein, bei

– B 5 Aktuell – einer Rundfunkorchesterprobe – dem Münchner Mittagsmagazin – im Schallarchiv – in der KFZ-Werkstatt des bayerischen Rundfunks – auf einer Baustelle der Hausverwaltung.

Gemeinsam hören wir die Aufnahmen an, die für die ersten Versuche erstaunlich gut ge-lungen sind. Die Mediencoaches geben Feedback.

Live eine Sendung mitzuerleben, das war schon spannend!“

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53Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Produktion von Audioguides für Baugeschichte

Den Abschluss bilden Einzelbesprechungen mit den Kleingruppen der acht „Bau-Geschich-ten“. Erste Ideen für die Hörstücke werden entwickelt.

Abgabe Exposé

Die Gruppen arbeiten selbstständig, recherchieren im Internet und in Bibliotheken. Sie suchen nach Interviewpartnern und Informationen. Die Gebäude werden besichtigt und analysiert. Sie setzen sich mit den entsprechenden Stilepochen auseinander.

An der „Dramaturgie“ für das Hörstück wird weiter gearbeitet. Zum Stichtag muss per Mail an Lehrerin und Coaches ein Exposé des geplanten Hörbeitrags abgegeben werden.

Abgabe Manuskriptentwurf und Manuskript

Der Kontakt zu den Gruppen besteht ständig durch das Internet per E-Mail. Jede Gruppe hat darüber hinaus die Möglichkeit, ihr Stück dreimal persönlich mit den Mediencoaches und mir zu besprechen. Diese Besprechungen sind sehr wichtig, da manche Gruppen frus-trierende Erfahrungen, zum Beispiel bei der Terminvereinbarung mit Interviewpartnern, machen. Oder es stellt sich heraus, dass das Stück nicht so funktioniert wie geplant. Dann gilt es umzuplanen und zu motivieren!

Zeitschiene

Im Flur der Fachschule werden an einer 10 Meter langen Zeitschiene die baugeschichtli-chen Epochen der letzen tausend Jahre von der Romanik bis in die Gegenwart dargestellt. Darin eingereiht werden Beschreibungen, Fotos und Grundrisse der acht bearbeiteten Münchner Gebäude. So entsteht eine öffentliche Projekt-Plattform.

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Produktion

In den Studios des Bayerischen Rundfunks produzieren die Schüler ihre Hörstücke. Pro Stück sind zwei bis drei Stunden veranschlagt. Die Technik ist beeindruckend! Sprecher-texte werden aufgenommen, Interviews, O-Töne und Musik je nach Manuskript zu einer Geschichte „zusammengebastelt“.

Die fertigen Stücke sind zwischen fünf und zehn Minuten lang.

„Wahnsinn, wie der Tontechniker am Computer zaubert, wie schnell er schneidet und dann die einzelnen Passagen wieder übereinander legt, fast wie beim Knight Rider!“

„Ganz schön komplex, das Ganze!“

Evaluation und Abschlussfest

Die Schüler bewerten am Computer anonym das Projekt und den Projektablauf.

Bevor wir den Abschluss des Projektes mit einem kleinen Umtrunk feiern, sitzen alle, die am Projekt beteiligt waren, zusammen und besprechen, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Die Evaluation der Schüler ergibt insgesamt ein positives Ergebnis. Die These: „Ich bin auf unser Projektergebnis stolz“ wird zu 100 Prozent mit Ja beantwortet. Es gibt aber auch Kritik, besonders was den zeitlichen Aufwand für die Schüler betrifft. Ich hab‘ mir gedacht, ich kann mir leicht eine gute Zeugnisnote verdienen, aber es war doch ein ganz schöner Aufwand.“

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55Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Produktion von Audioguides für Baugeschichte

„Das Projekt hat viel Spaß gemacht. Aber es war sehr viel Arbeit. Die meis-ten Interviewpartner hatten nur am Nachmittag, Abend oder Wochenende Zeit. Auch die Produktionstermine, um 17 bis 24 Uhr, nach einem anstren-genden Schultag, und am Samstag, das war ganz schön viel. Trotzdem habe ich das Projekt nicht bereut!!“

„Wir Leute vom Bau sind keine Reporter oder dergleichen. Wir haben viel Schweiß und Herzblut in das Projekt gesteckt. Aber es hat viel Spaß gemacht und eine Seite von München vermittelt, die ich so noch gar nicht wahrge-nommen habe. Wenn ich mit meiner Freundin durch München gehe, erzäh-le ich ihr die ganzen Geschichten rund um die Bauwerke, die ich durch dieses Projekt erfahren habe.“

Ich sag danke! Mir hat es sehr gut gefallen!!“

Eine Jury wählte die drei besten Hörstücke aus. Als Preise bekommen die Schüler je einen Architekturführer von München geschenkt.

Beim Schülerwettbewerb des Baureferates (Plantreff) gewinnen die Audioguides der Münchner Baugeschichten in der Kategorie der Beruflichen Schulen einen ersten Preis und werden beim ersten Kunstfestival der Münchner Schulen präsentiert.

Tipps für Nachahmer

Es bewährt sich auf alle Fälle bei solch einem komplexen Projekt, zeitlich exakt zu planen und die einzuhaltenden Termine gemeinsam mit den Schülern festzulegen. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie auch eingehalten werden.

Auch die Entscheidung, an diesem Projekt teilzunehmen, sollte den einzelnen Schülern freigestellt werden. Es sollte klar sein, dass man die einmalige Chance hat, an einem be-sonderen Projekt teilzunehmen. Das gleiche gilt aber auch für die betreuenden Lehrkräfte.

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56Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Produktion von Audioguides für Baugeschichte

T H E M A : Herstellen von Treppen und Geländern

Z I E l : Stärkung der TeamarbeitFörderung von Ausdrucks- und Zuhörfähigkeit

Ü B E R T R A G B A R K E I T: auf alle gewerblich-technischen Berufe, die im Block beschult werden

DAU E R : drei Blockwochen

K l A S S E : 11. Klasse Metallbau

S C H Ü l E R Z A H l : 28

B E S C H U l U N G S F o R M : einwöchiger Block

l E H R E R : Projektleitungfünf unterrichtende Lehrkräfte

E x T E R N E PA R T N E R : zwei Mediencoaches des Bayerischen Rundfunks

V E R W E N D E T E M E D I E N : AufnahmegerätePCs Kopfhörer

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57Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Treppen und Geländer planen und herstellen

Treppen und Geländer planen und herstellen

StDin Manuela Gottwald, Städt. BS für Metallbau und Technisches Zeichnen, München

Eine11.KlasseMetallbauerarbeiteteweitgehendselbstreguliertdieGrund-lagenfürdenTreppen-undGeländerbau.DieDetailinformationen,diesiedurchinterviewsmitExpertensammelten,wurdenkritischbewertetundimTeamreflektiert,bevoreinverwertbarerAudiobeitragzusammenge-stelltwurde.

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Einführung des Projektvorhabens

Die Berufsschule für Metallbau und Technisches Zeichnen in München unterrichtet ihre Schüler im einwöchigen Blockunterricht, das heißt, nach zwei Wochen praktischer Tätigkeit in einem Betrieb folgt eine Woche Unterricht an der Berufsschule, insgesamt zwölf Block-wochen pro Schuljahr.

In der Abteilung Metallbau wurden bereits Hörbilder in Zusammenarbeit mit dem Baye-rischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören produziert. Die Resonanz sowohl der direkt beteiligten Klasse als auch des Publikums der abschließenden Präsentation war überaus positiv. In dieser Abteilung wird auch das hier beschriebene Nachfolgeprojekt umgesetzt, das sich gut in den Lernfeldlehrplan integrieren lässt.

Aufbauend auf den Erfahrungen von „Das kann nicht jeder“ ging es diesmal darum, sich über die Integration akustischer Elemente in den regulären Unterricht Gedanken zu ma-chen. Aufgrund des zu erwartenden organisatorischen Arbeitsaufwands war klar, dass eine Neuauflage des Projekts nur im Team bewältigt werden konnte und möglichst viele in einem Jahrgangsstufenteam unterrichtende Lehrer beteiligt werden sollten.

Bald einigten sich die Kollegen der 11. Jahrgangsstufe darauf, das Hörprojekt im Lernfeld „Herstellen von Treppen und Geländern“ in einer 11. Klasse Metallbauer der Fachrichtung Konstruktionstechnik umzusetzen. Die Vorbildung der inhomogenen Klientel dieser Klasse mit 28 Schülern reichte vom Förderschüler bis zur Hochschulabsolventin, was durchaus typisch ist für die ganze Schule.

Laut Lehrplan sollen die Schülerinnen und Schüler in diesem Lernfeld lernen, wie man das Herstellen von Treppen und Geländern plant. Dazu lesen sie Bauzeichnungen, nehmen Maße auf, fertigen Skizzen und beraten Kunden. Dabei berücksichtigen sie die Vorgaben der Normen und der Landesbauordnung. Außerdem müssen Berechnungen durchgeführt und Fertigungsunterlagen erstellt werden. Schließlich sind auch Transportmöglichkeiten sowie Anforderungen an die Befestigung einer Treppe in oder an einem Bauwerk zu prü-fen.

Das oben genannte Lernfeld ist dem Fach Metall- und Leichtmetallbau zuzuordnen und umfasst laut Lehrplan 84 Unterrichtsstunden inklusive 24 Praxisstunden, die sich auf drei Blockwochen je 28 Stunden verteilen (s. CD Anlage 1: Auszug aus dem Lehrplan).

Für diese drei Blockwochen existierte zum Projekt „Treppenbau“ ein Ablaufplan, aus dem nun einzelne Lerninhalte ausgewählt werden sollten, um mit akustischen Elementen ver-knüpft zu werden (s. CD Anlage 2: Ablaufplan Treppen und Geländer).

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59Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Treppen und Geländer planen und herstellen

Das Jahrgangsstufenteam bestand im Kern aus fünf Lehrkräften, das durch die Kollegen der allgemein bildenden Fächer ergänzt wurde. So wurden neben dem fachlichen Unter-richt auch einige allgemein bildende Fächer wie zum Beispiel Deutsch und Englisch in das Projekt aufgenommen. In einem ersten kurzen Treffen des Lehrerteams wurden nun Mög-lichkeiten gesammelt, welche Lerninhalte man akustisch umsetzen könnte (s. CD Anlage 3 und 4: Teamsitzung, Mind-Map).

Schließlich entschied sich das Team zur Durchführung von Interviews mit Ausbildungs-betrieben, die im Treppenbau versiert sind, und mit einer Behörde, die über rechtliche Bestimmungen zum Thema Auskunft geben konnte. Geplant wurden zudem Passanten-Befragungen zu einem Treppen-Kunstobjekt sowie die Befragung des Konstrukteurs dieses Kunstobjektes.

Für eine CD sollten im Englischunterricht Musiktitel ausgewählt und auch englische Fach-begriffe zum Themenbereich „Treppe“ geklärt werden, die in einer Power-Point- Präsentati-on verarbeitet werden konnten.

Im Deutschunterricht wurden die Interviewfragen ausformuliert und die praktische Durch-führung eines Interviews besprochen und schriftlich festgehalten. Schließlich mussten auch noch die Ein- und Überleitungstexte zu den Interviews überlegt und ausformuliert werden.

Nach einer Überarbeitung der Stoffsammlung konnten daraufhin die voraussichtlichen Termine in den Zeit- und Meilensteinplan eingetragen werden (s. CD Anlage 5: Zeit- un-Meilensteinplan).

Wichtige Vorbereitungsarbeiten

Als Erstes mussten potentielle Interviewpartner kontaktiert werden. Dabei wurden der dänische Installationskünstlers Olafur Eliasson und die Landesbaubehörde in München ausgewählt (s. CD Anlage 6: Brief).

Da die Schule keine Aufnahmegeräte zur Verfügung hatte, mussten diese beim Medien-zentrum München geliehen werden.

Einige von den Schülern vorgeschlagene Betriebe wurden per Brief der Projektleitung zur Teilnahme am Projekt eingeladen (s. CD Anlage 7: Brief Betriebe).

Nur zwei der vier angefragten Betriebe sagten zu.

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Fächerübergreifende Zusammenarbeit in der Projektvorbereitung

Im fachlichen Unterricht entwickelten die Schüler Fragenkataloge für die jeweiligen Ge-sprächspartner, der dem Deutschlehrer als Grundlage für seinen Unterricht dienen sollte. In einem Workshop überarbeiteten die Schüler diese fachlichen Fragen hinsichtlich journa-listischer Kriterien (s. CD Anlage 8a-c: Fragen).

Unterrichtsplanung

Die didaktische Jahresplanung für das Lernfeld „Treppenbau“ musste modifiziert werden. Einige Inhalte ließen sich gut als Hörbilder darstellen, andere weniger. So entstand ein neu-es Konzept für die Workshop-Woche (s. CD Anlage 9: Verlaufsplan Hörbild Treppenbau).

Für diese Woche wurde auch der normale Stundenplan geändert. Die Deutschstunden wurden gleich an den Anfang der Woche gelegt, um dort die journalistischen Grundlagen zu erarbeiten.

Des Weiteren musste festgelegt werden, wie viele Schüler zu den einzelnen Betrieben etc. fahren sollten. Die Kollegen einigten sich für die Interviews auf drei Schüler mit un-terschiedlichen Aufgaben. Der eine sollte die vorbereiteten Fragen stellen, während der andere das Mikrofon von Redner zu Redner führte und somit auf qualitativ hochwertige Aufnahmen achtete, denn erfahrungsgemäß ist der Fragensteller nervös und kann sich nicht auch noch auf das Mikrofon konzentrieren. Der dritte Schüler sollte die Antworten des Interviewpartners stichpunktartig mitprotokollieren.

Für die Schüler wurden Laufzettel für die Interviews und Wegbeschreibungen aus dem In-ternet vorbereitet, was bei dem hohen Anteil auswärtiger Schüler eine wertvolle Hilfestel-lung war, damit die vereinbarten Termine auch eingehalten werden konnten.

All diese Ergebnisse für die Organisation der Projektwochen wurden schließlich in einer Liste festgehalten (s. CD Anlage 9b: Maßnahmenplan Hörbild Treppenbau).

Das Projekt läuft an

Am ersten Projekttag hörten sich die Schüler beispielhaft das akustische Berufsporträt Me-tallbauer im Internet an, das die Vorjahrsklasse erstellt hat.

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Als Nächstes wurde die Handhabung eines Aufnahmegerätes mit Mikrofon erklärt. Da-nach wurden erst einige Sprechproben im Raum gemacht und am PC angehört und be-wertet, bevor die Schüler in zwei Gruppen im Schulhaus und Schulhof zu Testaufnahmen ausschwärmten.

Am nächsten Tag wurde nun das eigentliche Thema „Treppenbau“ so begonnen wie im ursprünglichen Ablauf vorgesehen. Mit einer Ausnahme, denn für den geplanten Unter-richtsgang zum Treppen-Kunstobjekt auf der Theresienhöhe wurden zusätzlich zwei Auf-nahmegeräte eingepackt.

An der Treppenskulptur des dänischen Künstlers Olafur Eliason angekommen, wurde dazu ein Arbeitsauftrag ausgegeben und bearbeitet (s. CD Anlage 10: Arbeitsauftrag).

Anschließend überlegten sich die Schüler Fragen, die man Passanten zu dieser Skulp-tur stellen könnte, und wie man ein Interview einleitet bzw. beendet. Nach einer kurzen Besprechung wurden drei Fragen ausgewählt, die ein paar Freiwillige, die allerdings mit Engelszungen dazu überredet werden mussten, an einige Vorübergehende richteten.

„Wen soll ich denn fragen, die schauen doch alle weg und rennen einfach weiter?“ (verzweifelter Schüler bei dem Versuch, Passanten an der endlosen Treppe von Olafur Eliason zu befragen)

Anschließend kehrte man zur Schule zurück. Die Aufnahmen wurden nun erst einmal ge-speichert und der bearbeitete Auftrag besprochen.

Zweite Phase

In der nun folgenden Projektwoche waren Interviews mit zunächst drei Betrieben, der Lan-desbaubehörde und dem Konstrukteur der Treppenskulptur geplant.

Nach der Vorstellung des Ablaufplans wurden zuerst vier Gruppen mit je drei Schülern gebildet, die zu den einzelnen Interviewpartnern fahren sollten. Wie im Verlaufsplan zu sehen ist, wurde danach weiter nach dem ursprünglichen Plan unterrichtet, bis am nächs-ten Tag in den beiden Deutschstunden als nächster Punkt die Erarbeitung eines Leitfadens für die Durchführung eines Interviews auf dem Plan standen (s. CD Anlage 9: Verlaufsplan Hörbild Treppenbau).

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Dazu wurden im Unterrichtsgespräch mit Hinweis auf die bereits durchgeführte Umfrage vor der Treppenskulptur Vorschläge gesammelt, was bei einem Interview zu beachten ist (s. CD Anlage 11: Leitfaden Interview).

Anschließend wurden nun sechs Dreiergruppen gebildet, von denen je zwei Gruppen die gleiche Aufgabe erhielten. Sie sollten auf Moderationskarten Fragen schreiben, die die In-terviewer (a) in einem Betrieb, (b) in der Landesbaubehörde und (c) dem Konstrukteur der Treppenskulptur stellen konnten. Nach 15 Minuten wurden die Karten auf einer Pinnwand präsentiert. Durch die doppelte Besetzung jeder Aufgabe erhielt man zwischen drei und fünf Fragen, die zum Teil noch umformuliert werden mussten. Am nächsten Tag wurden schließlich noch ein paar Fragen ergänzt und den vier Interviewgruppen als Grundlage für ihren Spickzettel übergeben.

Mit den Fragen, einer Wegbeschreibung und einem vorbereiteten Notizblatt ausgestattet, machten sich nun die ersten Gruppen auf den Weg, um zu erfahren, was bei der Herstel-lung von Treppen zu beachten ist und welche rechtlichen Bestimmungen man für die Konstruktion kennen muss; die anderen arbeiteten weiter nach Plan (s. CD Anlage 12: No-tizblatt zum Interview).

Aber es kam anders. Durch ein Missverständnis mit dem Medienzentrum stand plötzlich nur ein Aufnahmegerät zur Verfügung, so dass immer nur eine Gruppe losziehen konnte. Flexibilität war hier angesagt.

Die nächsten beiden Tage liefen dann nach Plan, wenn auch etwas abgeändert. Nach der Rückkehr wurden die Aufnahmen sofort über ein USB-Kabel auf dem Rechner gespeichert, mit Sicherungskopien, damit nichts verloren gehen konnte.

„Ich war am Anfang ganz schön aufgeregt, aber der Schlossermeister war wirklich total nett“ (Schüler nach der Rückkehr vom Interview)

Nachdem nun alle Daten gesammelt und gespeichert waren, mussten sie bearbeitet wer-den.

Für das Schneiden der Beiträge sind mehrere Räume von Vorteil, denn die Schüler brau-chen Ruhe für die Tonbearbeitung und stören sich gegenseitig. Die Rechneranzahl hängt von den zu bearbeitenden Beiträgen ab. Da es kaum sinnvoll ist, wenn mehr als zwei Schü-ler eine Aufnahme bearbeiten, muss man für den großen Rest andere Aufgaben haben.

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Als weitere Aufgaben bieten sich an, zum Thema eine PowerPoint-Präsentation mithilfe des Fachbuches und des Internets zu produzieren, die Musiktitel auszuwählen und die Texte für die Einleitung der Aufnahmen und die Überleitungen zwischen Interviews und Musikbeiträgen auszuformulieren (s. CD Anlage 13: Ein- und Überleitungstexte; s. CD Anla-ge 14: PowerPoint-Präsentation Treppe).

Als die Texte ausformuliert waren, mussten sie aufgenommen werden.

Für den Tonschnitt, die Musikauswahl und Textformulierungen sowie das Zusammenfüh-ren und Abspeichern muss alles in allem mindestens ein Unterrichtstag gerechnet werden, weil selten alles auf Anhieb glattgeht.

„Ich hätte nie gedacht, dass ein Interview so viel Arbeit macht!“

Die Treppe auf der Scheibe

Das Ergebnis wurde auf CD gebrannt und am letzten Schultag vor der Zeugnisausgabe der Klasse vorgespielt. In der daran anschließenden Feedback-Runde zum Unterrichtsablauf war der Tenor überwiegend positiv. Die Schüler, die selber Interviewer waren, meinten, dass der Unterricht durchaus abwechslungsreich und kurzweilig war, dass sie sich die Arbeiten vorher jedoch nicht so schwierig vorgestellt hatten. Sie waren außerdem froh darüber, sich getraut zu haben, Fragen zu stellen. Fragen stellen und gleichzeitig auf Antworten achten zu müssen, hatten sich manche leichter vorgestellt.

Zum Abschluss erhielt jeder Schüler eine Kopie der CD. Auch die am Projekt teilnehmenden Interviewpartner bekamen per Post eine CD mit einem kurzen Dankschreiben (s. CD Anla-ge 15: Dankschreiben).

Probleme, na klar – aber wir sind flexibel!

Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl Schüler als auch Lehrer viel dazugelernt haben und das Ergebnis gut war.

Trotz intensiver Vorbereitung und obwohl bereits Erfahrungen vom ersten Hörprojekt vor-handen waren, traten immer noch eine Menge „Fehlerquellen“ und Unwägbarkeiten, vor allem im Bereich der Technik auf.

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Inzwischen wurden zwei Aufnahmegeräte für die Schule bestellt und werden ganz sicher bald zum Einsatz kommen. Die Probleme gilt es unter Kontrolle zu bekommen, auch wenn sicher wieder andere auftreten werden. Der Kompetenz- und Wissenszuwachs ist bei die-sem Projekt enorm. Es ist es daher wert, weiter ausgebaut zu werden – wir sind ja flexibel!

„Als Kind hab’ ich immer Geschichten auf Kassette angehört, das war ei-gentlich recht schön. Der Treppenbau auf der CD ist ja ganz was Ähnliches. Zwar kein Märchen, aber ich kann mir das so auch gut merken.“ (Schülerin erinnert sich und zieht Vergleich)

Tipps für Nachahmer

Grundsätzlich gilt, dass es sich lohnt, für die Vorbereitung etwas mehr Zeit zu investieren, da man dabei den Ablauf des Projekts bereits gedanklich vorwegnimmt und etwaige Prob-leme schon im Vorfeld vermeiden kann.

Beschaffung der technischen Ausrüstung und anderen Equipments

Als Erstes sollte man sich um die technische Ausrüstung für die Aufnahmen kümmern. Je mehr Geräte, desto besser, weil damit die Planung der Aufnahmen erheblich vereinfacht wird. Allerdings muss man sich, wenn man keine eigenen Geräte hat, früh genug um die Ausleihe in einem Medienzentrum kümmern.

Damit die Bearbeitung der Tonaufnahmen möglichst schnell und effizient vonstatten geht, ist es von Vorteil, sich in der Anwendung der Tonschnitt-Software auszukennen, da die Schüler darin angeleitet werden müssen. Ist also im Kollegenkreis niemand, der diese Ar-beit übernehmen kann, ist es möglich und ratsam, sich bei der erstmaligen Durchführung eines solchen Projekts einen Mediencoach des Bayerischen Rundfunks zu leisten oder sich diesbezüglich vorher fortzubilden. Bei einer Wiederholung des Projekts können eventuell auch Schüler der vorhergehenden Klasse als Multiplikatoren genutzt werden.

Für die Tonschnittarbeiten benötigt man – wie schon erwähnt – mehrere Räume und Com-puter, damit man sich beim Bearbeiten der Aufnahmen nicht gegenseitig stört.

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Organisatorische Voraussetzungen

Die Tatsache, dass bei einer Klassengröße von 28 Schülern nicht alle zu den Interviews fah-ren oder alle am Tonschnitt arbeiten konnten, bedeutet, dass man für die übrigen Schüler andere Arbeitsaufträge benötigt.

Aus diesem Grund ist sicher nicht nur das Thema, sondern auch die Klassenstärke ein Aus-wahlkriterium für ein Hörprojekt. Also wenn möglich in einer kleinen Gruppe beginnen! Das spart Arbeit.

Auch der Blockunterricht ist eine selbstverständliche Voraussetzung für ein Projekt der beschriebenen Größenordnung.

Schließlich sollte man ein solches Projekt immer im Team angehen. Erstens, weil es gegen-seitige Unterstützung bedeutet, zweitens, weil es viel mehr gute Ideen für die Umsetzung bringt und drittens, weil es damit Schülern und Lehrern noch mehr Spaß bereitet.

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66Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Treppen und Geländer planen und herstellen

T H E M A : Das Fachgespräch bzw. Kundengespräch

Z I E l : Alle Schüler der Klasse müssen sprechen und hören sich selbst reden.Vorbereitung auf die Gesellenprüfung

Ü B E R T R A G B A R K E I T: Deutsch 11. und 12. Klasse

DAU E R : acht Stunden

K l A S S E : NFZ 12

S C H Ü l E R Z A H l : 18

B E S C H U l U N G S F o R M : Tagesklasse

l E H R E R : zwei Lehrkräfte

E x T E R N E PA R T N E R : keine

V E R W E N D E T E M E D I E N : VideokameraStativ Beamer PC bzw. Laptop Lautsprecher

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67Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Ein Fachgespräch organisieren und durchführen

Ein Fachgespräch organisieren und durchführen

OStR Michael Haase, Staatliche Berufsschule 1, Mühldorf/Inn, u. a.

EinKundewillstetskompetentundhöflichberatenwerden.SchülereignensichindiesemProjektnichtnurdafürnotwendigeKompetenzenan,son-dernerprobenalsSchülertandemsdenErnstfall.DieVideodokumentationermöglichtdenSchülernStärkenundSchwächenbewusstwahrzunehmenunddaranzuarbeiten.

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68Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Ein Fachgespräch organisieren und durchführen

Einleitung

Nach den sehr guten Erfahrungen mit dem Projekt „Das kann nicht jeder“ an unserer Schu-le haben das Thema Radio und vor allem das Zuhören einen anderen Stellenwert einge-nommen. Aus diesem Grund haben wir überlegt, wie man dieses Zuhören verstärkt in den Unterricht einbauen könnte, und sind auf das Fachgespräch gekommen. Denn zum einen müssen die Schüler hierbei selbst reden, aber auch gut zuhören, zum anderen ist das Fach-gespräch in fast allen Gesellenprüfungen enthalten.

Für unser Vorhaben haben wir die 12. Klasse der Nutzfahrzeugmechatroniker (NFZ) ausge-wählt.

Voraussetzungen

Für die Unterrichtseinheit des Fachgespräches sollten eine (digitale) Videokamera, ein Sta-tiv, ein Beamer, ein PC/Laptop und Lautsprecher vorhanden sein.

Um das Fachgespräch inhaltlich bewerten zu können, sollte der Deutschlehrer vom Fach sein oder – wie in unserem Fall – ein Kollege des Fachbereichs hinzugezogen werden.

Vorbereitungen

Die Schüler erhalten den Auftrag, sich Problemfälle, die täglich an den Servicetheken vor-gebracht werden, zu notieren oder als Gesprächsmitschnitt (Meister – Kunde) mitzubrin-gen. Im Unterricht werden die Probleme gesammelt und gruppiert. Die Klasse erarbeitet in Kleingruppen Lösungsvorschläge, die jeweils ein Schüler der Gruppe vorträgt und die von den Mitschülern beurteilt werden. Falls Gesprächsmitschnitte vorhanden sind, werden diese gemeinsam angehört und ebenfalls in Kleingruppen Lösungen erarbeitet, die dann wieder gemeinsam beurteilt werden.

Um ein Kunden- bzw. Fachgespräch zielgerichtet führen zu können, müssen erst die the-oretischen Grundlagen der Kommunikation verstanden werden. Ein Merkblatt dient der Orientierung und Information (siehe CD Anlage1 Merkblatt).

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1. Grundlagen der Kommunikation 3 – „4-Ohren-Modell“2. Das Beratungsgespräch 4

3. Die vier Phasen des Beratungsgesprächs:I. KontaktphaseII. InformationsphaseIII. VerhandlungsphaseIV. Abschlussphase

4. Die Fragetechniken5. Aktives Zuhören6. Argumentation Nach der Theorie folgt die Praxis, die an einer Theke in der NFZ-Werkstatt stattfindet. An dieser Theke werden zum Thema passende Hilfsmittel wie z. B. Schaubilder, Teile oder auch der Motorraum eines LKWs bereitgestellt.

Die Videokamera sollte auf einem Stativ befestigt werden, damit jedes Team (Kunde – Meister) aus demselben Blickwinkel aufgenommen und das Bild nicht verwackelt wird.

Durchführung

Zuerst werden vom Fachlehrer bzw. Theorielehrer zwei Themengebiete vorgegeben. Die Klasse wird in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Gruppe eins übernimmt die Rolle des Kunden und Gruppe zwei die des Meisters.

Im ersten Durchgang erarbeitet jede Gruppe sich ihre Rolle anhand des vorgegebenen The-mengebiets (z. B. Standheizung). Die „Kundengruppe“ überlegt sich Fragen und Problem-fälle zum Themengebiet. Die „Meistergruppe“ wappnet sich mit Lösungsvorschlägen für alle Fragen und Problemfälle, die zum vorgegebenen Thema angeführt werden können.

Nach einer festgelegten Zeit führt das erste Team (Kunde – Meister) an der vorbereite-ten Theke ein Kundengespräch. Die Szene wird vom Lehrer gefilmt. Die restlichen Schüler bleiben in ihren Gruppen und bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Vor allem sollten sie sich nicht im gleichen Raum wie die Theke befinden, da dies die Aufnahmen stört. Es werden alle Teams gefilmt.

3 SchulzvonThun,Friedemannvon:Miteinanderreden,Reinbek2008

4 FachkundeKraftfahrzeugtechnik,Europa2004

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Der zweite Durchgang findet am nächsten Unterrichtstag statt und läuft organisatorisch genauso wie der erste Tag ab. Wer vorher Kunde war, wird jetzt Meister und umgekehrt.

Auch das Thema ist neu, z. B. Klimaanlage.

Auswertung

Für die Nachbesprechung werden ein Beamer, ein PC/Laptop und Lautsprecher benötigt.

Im ersten Schritt spielt der Lehrer der Klasse das Gespräch ohne Bild vor. Die Schüler sollen nur zuhören. Im zweiten Schritt sehen die Schüler das Gespräch nur als Film, aber ohne Ton. Im dritten und letzten Schritt werden Bild und Ton vorgespielt.

Nachbesprechung/Evaluation

Im ersten Schritt können sich viele Schüler zum ersten Mal selbst hören. Dabei sind teil-weise sprachliche Defizite zu erkennen. Einige Schüler stellen auch fest, dass ihre Erklärun-gen nicht ausreichend zielgerichtet sind und eher der Verwirrung als der Klärung dienen. Außerdem können auch typische sprachliche Floskeln gehört werden.

Im zweiten Schritt sehen die Schüler, welche Mimik, Gestik und Pantomimik sie haben. Es wird deutlich, welche Körpersprache der einzelne Schüler hat und wie unterschiedlich die-se auf den Zuseher wirkt.

Die Schüler erkennen, welche Informationen bei jedem einzelnen Schritt beim Konsumen-ten ankommen und in welchem Bereich man sich noch verbessern kann oder muss.

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Gemeinsam werden Kriterien für die Beobachtung festgelegt. So haben die Schüler eine Grundlage für gegenseitiges Feedback. Gemeinsam werden Verbesserungsvorschläge erar-beitet, die den einzelnen Schüler weiterbringen sollen.

Des Weiteren haben die Schüler hierbei die Möglichkeit, eine prüfungsähnliche Situation zu erleben.

Bewertung

Jeder Schüler bekommt für seine Leistung zwei Noten. Die erste Note entspricht der fach-lichen Leistung, die im Fachgespräch gezeigt wurde, und geht in die Fachnote ein. Die zwei-te Note spiegelt die kommunikativen Fähigkeiten wider und geht in die Deutschnote ein. Beide Noten werden wie eine Stegreifaufgabe gewertet.

Fazit

Ein Vorteil dieser Methode ist, dass alle Schüler der Klasse sprechen müssen und sich selbst auch einmal reden hören. Sich selbst zu sehen und zu hören war für viele Schüler eine ganz neue Erfahrung. Aufgefallen ist, dass sich Schüler teilweise selbst, aber auch ihre Mitschü-ler beim bloßen Zuhören nicht erkannten.

Gefilmt zu werden erzeugte bei den Schülern ein hohes Interesse und großes Engagement. Dies war vor allem daran zu erkennen, wie sie sich auf das Fachgespräch vorbereiteten. Die Motivation wurde sicherlich auch dadurch gefördert, dass mit diesem Fachgespräch eine scheinbar „leichte“ gute Note zu bekommen war.

Für die Auswertung und Nachbesprechung sollte man sich allerdings viel Zeit nehmen, da-mit auch alle Schüler sich hören bzw. sehen können und jedes Gespräch einzeln beurteilt werden kann.

Die Schüler empfanden diese Methode als sehr angenehm und aufschlussreich.

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72Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Ein Fachgespräch organisieren und durchführen

T H E M A : Kennenlernen potentieller Ausbildungsberufe in Betrieben und Berufsschulen. Be-arbeitung und Präsentation der Interviews

Z I E l : realistische Einschätzung der Erwartungen zukünftiger Ausbildungs-betriebe sowie Einschätzung eigener Fähigkeiten durch gezielte Frage-stellungen Training für das Vorstellungsgespräch Umgang mit Medien

Ü B E R T R A G B A R K E I T: auf alle JOA-KlassenErstellung von Ausbildungsprofilen in Bezug auf Anforderungen

DAU E R : Vier Wochen (jeweils 2,5 Tage / Woche)

K l A S S E : BVJ/K Gewerblich

S C H Ü l E R Z A H l : 14

B E S C H U l U N G S F o R M : Vollzeit, kooperativ mit Maßnahmeträger HWK

l E H R E R : abwechselnd alle am Unterricht beteiligten Lehrer. Betreuerin des Kooperationspartners der HWK, Sozialpädagoge

E x T E R N E PA R T N E R : An den letzten beiden Tagen begleitete ein Mediencoach des BR die Aufbereitung der Audiodateien und die Präsentation.

V E R W E N D E T E M E D I E N : Fünf digitale AufnahmegerätePCs Laptop

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Berufsorientierung und Kompetenztraining

mit Mikrofon und laptop für berufsvorberei tende Maßnahmen

Wolfgang Kleinhenz, Franz-Oberthür-Berufsschule, Würzburg, u. a.

SchülereinerBVJ-KlasseorientierenundinformierensichmitdemMikro-fonüberverschiedenefürsieinBetrachtkommendeAusbildungsberufeinregionalenBetrieben.DabeilernensienichtnurAusbildungsberufeinderPraxiskennen,sondernerwerbensozialeKompetenzen,dieihreChancenaufdemerstenAusbildungsmarkterhöhen.

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Vorüberlegungen

Die Schüler im BVJ sind Jugendliche ohne Ausbildungsstelle. Die schulische Vorbildung reicht von „ohne Abschluss“ bis zum „qualifizierenden Hauptschulabschluss“. Es bestehen Defizite im Lesen, Schreiben und Zuhören und Schwierigkeiten bei Teamfähigkeit, Selbst-einschätzung, Motivation, Konzentration und Umgangsformen sowie eine geringe Sozial-kompetenz.

Folgende Ziele sollten erreicht werden:

– Zuhören lernen – Förderung der Teamfähigkeit – Kritikfähigkeit steigern – realistische Selbsteinschätzung erlangen – Training für ein Vorstellungsgespräch (Verbesserung

der Ausdrucksfähigkeit, Formulierung von Fragen, freundlicher Umgang mit Erwachsenen)

– positives Erleben von Gemeinschaft

Ablauf und Umsetzung der Ziele

Das Projekt wurde in 3 Phasen aufgeteilt:

– Vorbereitung und erlebnispädagogische Ansätze – Erstellen von Hörbeiträgen – Präsentation und Evaluation

Vorbereitung

Ziel dieses Projektes war es, dass die Klasse innerhalb von vier Wochen eigenständig eine Sendung über mögliche Ausbildungsberufe in der Berufsschule und Betrieben, die für sie in Frage kommen, gestaltet.

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Erlebnispädagogische Anteile

Zu Beginn des Projektes besuchten wir den rund zwanzig Kilometer entfernten Waldklet-tergarten. Ziele des Besuches waren unter anderem, die Teamfähigkeit zu testen und die eigenen physischen und psychischen Grenzen zu erfahren.

Schullandheim

Eine dreitägige intensive Vorbereitung im Schullandheim stärkte den Klassenverband au-ßerhalb der Schule und baute ein Vertrauensverhältnis zu den Lehrern auf.

Im Reportertraining erfuhren die Schüler die theoretischen Grundlagen und Techniken von Umfragen, Interviews und Reportagen. Ein Geräuscheraten zeigte die Möglichkeit, aber auch die Schwierigkeit auf, Bilder im Kopf zu erzeugen. Der Umgang mit den digitalen Auf-nahmegeräten wurde zunächst durch Erstellen eines eigenen Geräusche-Quiz und eines kleinen Hörspiels geübt. Anhand eines ausgewählten Hörspiels wurde die Bearbeitung durch das Audioschnittprogramm am PC gezeigt.

Der Ernstfall wurde erprobt durch eine Umfrage in der Fußgängerzone. Dazu wurden drei Gruppen gebildet, die sich eine Frage zum Problem der Jugendarbeitslosigkeit überlegen sollten. Man einigte sich auf die Frage: „Was sollte Ihrer Meinung nach gegen die Jugend-arbeitslosigkeit unternommen werden?“ Die Ergebnisse der Umfrage wurden anschlie-ßend besprochen und hinsichtlich ihrer Aussage und Qualität (technisch und inhaltlich) bewertet.

In der Vorbereitungsphase wurde am letzten Tag die Klasse nach Berufsinteressen in fol-gende Kleingruppen eingeteilt:

– Elektroniker – Kraftfahrzeugmechaniker – Karosseriebauer – Landschaftsgärtner – Zweiradmechaniker

Jede Gruppe hatte nun die Aufgabe, sich bis zu zehn Fragen zu den einzelnen Berufen bzw. Anforderungen zu überlegen. Gleichzeitig sollte über mögliche Ausbildungsbetriebe oder Schulen nachgedacht werden. Vorgegeben wurde, keine Fragen zu stellen, deren Antwor-

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ten man über Informationsschriften bzw. aus dem Internet erfahren kann. (Wie lange dauert die Ausbildung? Wie viele Urlaubstage etc.) Als Anregung wurden Fragen wie: „Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern? Was gefällt bzw. missfällt an diesem Beruf?“

Die Fragen wurden anschließend im Plenum noch einmal überarbeitet und besprochen, wobei die Bedeutung der offenen und geschlossenen Fragestellung besonders hervorge-hoben wurde.

Technische Ausstattung

Für das Projekt standen sechs von der Schule angeschaffte, digitale Aufnahmegeräte zur Verfügung; zur Bearbeitung der Audios zwei Notebooks und drei Desktop PCs.

Durchführung

In der folgenden Woche nahmen die Schüler mit verschiedenen Betrieben Kontakt auf und vereinbarten Termine für die Interviews. Mit Unterstützung der Lehrkräfte wurden die Interviews durchgeführt und teilweise begann man schon mit der Bearbeitung. Dafür wur-den die einzelnen Gruppen auf verschiedene Räume verteilt. Am PC bzw. Notebook wurde die Schnittsoftware noch einmal am Beispiel erklärt. Die Schüler bearbeiteten selbststän-dig die Interviews. Tonmaterial zur Untermalung der Beiträge wurde gestellt. Die Gruppen wurden im Verlauf der Bearbeitung aufgesucht und bei Problemen und der Ideenfindung unterstützt.

Präsentation

Am Donnerstag der letzten Woche bekamen wir Unterstützung durch einen Medien-coach vom Bayerischen Rundfunk. Er bearbeitete die einzelnen Beiträge mit den Schülern noch einmal professionell und bereitete mit den zuvor bestimmten Moderatoren die für Freitag vorgesehene Präsentation vor. Da uns die Erfahrung und Professionalität fehlt, war die Arbeit des Mediencoachs unerlässlich und gab der Präsentation den notwendigen Schliff.

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Für die Präsentation wurden die Interviewpartner, verschiedene Fachklassen der Berufs-schule und die Schulleitung als Zuhörer eingeladen.

Am Tag der Präsentation erschienen die Schüler vollständig und ungewohnt pünktlich. Die zuvor eingeteilten Arbeitsgruppen (Technik, Bestuhlung, Fotos) wurden noch einmal eingewiesen.

Vor circa 120 Zuhörern fand um 10:30 Uhr die etwa 25 Minuten dauernde Präsentation statt. Da die Schüler mit wenigen Zuhörern („Da kommt doch eh keiner“) rechneten, war die Nervosität entsprechend groß.

In der anschließenden Reflexion äußerten sich alle Schüler positiv. Die langsam abklingen-de Nervosität war deutlich zu spüren. Selbst die zu Beginn wenig motivierten Teilnehmer waren mit dem Verlauf des Projektes zufrieden.

„War ganz schön anstrengend, aber cool.“„Man hat viel dazugelernt.“„Das Team war gut.“„Das Wetter im Seilgarten war blöd, aber besser als Schule.“„Hat viel Spaß gemacht.“„Das Klettern ist nicht mein Fall.“„Das Essen im Schullandheim hat nicht geschmeckt, aber sonst war’s interessant.“

Tipps für Nachahmer

Vorteile der Vorbereitung außerhalb der Schule

Die Vorbereitung außerhalb der Schule über mehrere Tage birgt nicht nur für das Projekt Vorteile. Durch das mehrtägige Zusammenleben von Mitschülern und Lehrern entstehen Prozesse, die an der Schule nicht stattfinden können. Die Gruppenzusammengehörigkeit verstärkt sich positiv – auch in Bezug auf das Schüler-Lehrer-Verhältnis (Aufbau eines Vertrauensverhältnisses). Das ist bei dieser Schülerklientel eine Grundvoraussetzung für erfolgreichen Unterricht.

Während in der Schule die Zeiten nach Unterricht, Pausen und Unterrichtsschluss einge-teilt werden, ist es im Schullandheim ohne große Schwierigkeiten möglich, flexibel und prozessorientiert zu arbeiten.

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Wichtig: Die Teilnahme an der Vorbereitung im Schullandheim muss für alle Schüler verpflichtend sein. Nichtteilnehmende Schüler könnten anschließend Außenseiterrollen einnehmen und sind außerdem mit den Grundlagen nicht vertraut.

Planungsphase

– Rechtzeitige Reservierung des Raumes für die Präsentation einplanen. – Verantwortlichkeit für die Versendung der Einladungen an die Zuhörer festlegen. – In der Stundenplanung sollte vor Beginn des Projektes die Möglichkeit der kontinu-

ierlichen Betreuung durch zwei bis drei Lehrkräfte eingeplant werden. Die betreu-enden Lehrkräfte sollten so weit wie möglich vom regulären Unterricht freigestellt werden. Es bietet sich an, die Schulsozialarbeiter in das Projekt mit einzubinden.

Durchführung Umfrage

– Die Vorbereitung auf die Umfrage sollte auf jeden Fall die mögliche ablehnende Haltung von Interviewpartnern berücksichtigen und Tipps für den Umgang damit beinhalten.

– Möglichst kleine Gruppen von maximal drei, besser zwei Schülern mit vorher ge-nau festgelegten Aufgaben bilden.

– Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilung innerhalb der Kleingruppen vorher genau festlegen, z. B. der Gerätewart: Er sorgt dafür, dass das Gerät dabei und einsatzbereit ist. Wer stellt die Fragen? Wer nimmt Kontakt zu Firmen auf?

Durchführung Audioaufnahmen und Audiobearbeitung

– Jede Gruppe sollte einen festen Raum zur Verfügung haben, in dem sie alleine arbeiten kann.

– Die einzelnen Räume sollten nicht zu weit auseinander lie-gen, da sonst eine Betreuung schwierig wird.

– Für jede Gruppe sollten ein eigenes Aufnahmegerät und ein eigener PC zur Verfügung stehen.

– Die richtige Einstellung der Aufnahmegeräte sollte beachtet und überprüft werden.

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80Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Berufsorientierung und Kompetenztraining

T H E M A : Schulradioprojekt

Z I E l : Interviews, Umfragen, Reportagen, Hörspiele als Radiobeitrag erstellen und in der Schule als Sendung ausstrahlen Einblick in das Berufsfeld Medien, Erweiterung der Kompetenzen mit Schwer-punkt Medien- und Sozialkompetenz Schüler erarbeiten Themen weitgehend selbstreguliert, recherchieren, produ-zieren und präsentieren

Ü B E R T R A G B A R K E I T: Klassen 9/10 bzw. 10/Z11 als Pflichtfach „Projektarbeit“oder als Wahlfach für alle Jahrgangsstufen (8-11) der Wirtschaftsschule Ergänzung anderer Fächer hinsichtlich Medien- und Sozialkompetenz Ausstrahlung der Beiträge in der Schule

DAU E R : jeweils ein Schuljahr

K l A S S E : 9. Klasse. Pflichtfach „Projektarbeit“

S C H Ü l E R Z A H l : 20

B E S C H U l U N G S F o R M : Wirtschaftsschule Vollzeit

l E H R E R : zwei Fachlehrer „Projektarbeit“

E x T E R N E PA R T N E R : zwei Mediencoaches

V E R W E N D E T E M E D I E N : mindestens ein Aufnahmegerätfünf PCs und PC-Lautsprecher Kopfhörer Software

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Eine Radiosendung als Jahresprojekt

„Turnon – Radio in der Schule“

StRin Verena Balatoni und StR Axel Wiedner, Städtische & Staatliche Wirtschaftsschule Nürnberg, u. a.

EineKlassederWirtschaftsschuleerhältimPflichtfachProjektunterrichtEinblickindasBerufsfeldMedienundsetztsichdabeimitverschiede-nenaktuellenThemenauseinander,dieselbstregulierterarbeitetwerden.DabeikannesumaktuelleThemenwiedieSinnhaftigkeitvonComputer-„Killerspielen“,umeineSchwangerschaftmit16oderdieganzpersönlichenGemeinsamkeitenundUnterschiedederReligionsausübungindenFamili-enderSchülergehen.Sielernenzurecherchieren,ihreErgebnisseanspre-chendzuformulierenundzupräsentieren-Kompetenzenzuentwickeln,diefüreinezukünftigeAusbildungunerlässlichsind.

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Die Idee, dass unsere Schüler in Gruppen drei- bis vierminütige Radiobeiträge erstellen und darin über den Schulalltag berichten, Berufsfelder erkunden, Zeitzeugen-Interviews führen oder Umfragen über aktuelle Themen durchführen, gefiel unserem Kollegium sofort sehr gut. So nahmen wir das Angebot des Bayerischen Rundfunks gerne wahr, dieses Projekt auch professionell zu unterstützen.

Voraussetzungen

Schüler / Lehrer / Organisation

– bei einem Angebot als Wahlfach eine ausreichende Anzahl an freiwilligen, interessierten Schülern

– bei einem Angebot im Pflichtfach Projektarbeit Möglichkeit zu Terminen mit geblockten Stunden, schriftlicher Leistungsnachweis zu journalistischen Grundkenntnissen sowie Bewertung von Sozialkompetenzen / Engagement in den Gruppen und einer Abschlusspräsentation

– Bereitschaft der Schüler zum Erlernen journalistischer Grundkenntnisse (Umfrage, Interview, Reportage, Hörspiel sowie Einsatz der Stimme) und des Umgangs mit Aufnahmegeräten sowie zum Einsatz der Geräte

– auch mit schulfremden Personen, Erweiterung der EDV-Kenntnisse (Überspielen vom Aufnahmegerät, Schneiden der Beiträge)

Technische Ausstattung

– Aufnahmegeräte, am besten je Beitrag/Gruppe ein Gerät; im Projekt war nur ein Gerät für fünf Gruppen vorhanden.

– Zugang zu fünf PCs (je Gruppe einer), jeweils mit Lautsprechern und Kopfhörern

– Installation einer Audioschnittsoftware (kostenfrei) auf den PCs

TurnOn - Radioreporter“ der Städt. & Staatl. Wirtschaftsschule Nürnberg

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83Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Eine Radiosendung als Jahresprojekt

Projektablauf

Das Projekt beginnt im Oktober mit einer eintägigen Fortbildungsveranstaltung im Funkhaus München für die beiden Lehrkräfte, die das Projekt leiten. Dabei knüpft man sofort Kontakte zu den anderen ca. 25 bayerischen, meist allgemein bildenden Schulen und lernt auch die Verantwortlichen für dieses Projekt des bayerischen Rundfunks kennen. Wenige Wochen später fahren die Lehrkräfte gemeinsam mit fünf Schülern zu einem dreitägigen Workshop, bei dem weitere Schulen sowie mehrere Profis des bayerischen Rundfunks anwesend sind. Die fünf Jugendlichen werden als Multiplikatoren ausgebildet und erlernen dabei das grundlegende journalistische Handwerkszeug. In harter Arbeit werden bis in die späten Abendstunden die ersten eigenen Beiträge in enger Zusammen-arbeit der Schüler mit den Profis vom Rundfunk erstellt – eine anstrengende und unver-gessliche Erfahrung für alle Beteiligten.

Im Anschluss daran kann im Dezember die eigentliche Projektarbeit in der Schule beginnen. Die fünf Schüler vom Workshop dienen dabei als Multiplikatoren, sie sollen ihre erworbenen Fähigkeiten und Kennt-nisse an alle Mitschüler weitergeben. In den wöchentlichen zwei- bis dreistündigen Projektsitzungen werden zunächst journalistische Grundkenntnisse (Was ist ein gebauter Beitrag? Was sind O-Töne oder „Atmo“?) erlernt. Nun sollte sofort die Umsetzung beginnen, wobei zuerst das Thema festgelegt, Drehbücher geschrieben und mit den Aufnahmen begonnen werden muss. Das Schneiden und das Feintu-ning der Beiträge nimmt später viel Zeit in Anspruch. Mediencoaches des BR kommen regelmäßig in die Schule und halten wertvolle Tipps für Schüler und Lehrkräfte bei der Umsetzung der Ideen bereit. So werden die Schüler bei der Durchführung unterstützt und erhalten auf Fragen Antwort, die die betreuenden Lehrkräfte aufgrund mangelnder journalistischer Praxis nicht geben können.

Im April ist Einsendeschluss der Beiträge für den Wettbewerb. Die fertigen Beiträge wer-den beim TurnOn-Wettbewerb des Bayerischen Rundfunks eingereicht. Eine fachkundige Jury prämiert die besten Einsendungen. Die Preisverleihung ist zugleich eine große Ab-schlussparty, zu der alle Schülerinnen und Schüler sowie alle Projektbeteiligten eingeladen werden.

Gute Laune beim Schneiden des Beitrags beim Work-shop trotz fortgeschrittener Stunde

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84Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Eine Radiosendung als Jahresprojekt

Da dieses Projekt nicht mit der Einsendung der Beiträge beendet ist, sondern auch in der eigenen Schule vorgestellt und angemessen präsentiert werden soll, wird nun der Schwer-punkt auf die Vorbereitung der Sendung in der Schule gelegt. Der Zusammenstellung und Aufnahme einer passenden Anmoderation wird dabei die meiste Zeit gewidmet. Die Ausstrahlung selbst kann über die Lautsprecheranlage der Schule erfolgen. Diese Schulver-anstaltungen können den Grundstein für die dauerhafte Einrichtung eines Schulradios in der Schule legen.

Reflexionen der Projektleiter

Der organisatorische Aufwand ist bei der ersten Teilnahme an TurnOn am höchsten, in fol-genden Jahren kann man wieder teilnehmen oder das Schulradio selbst organisieren.

Die Anforderungen an die Technik sind überschaubar, wenn keine eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen können Klassenzimmer bzw. Computerräume genutzt werden. Nach der Installation der Software ist vor allem auf eine zuverlässige und sichere Speicherung der Daten zu achten. Finanziell fällt einmalig die Anschaffung der Aufnahmegeräte an. Technisch sehr unterschiedlich sind die Möglichkeiten der Ausstrahlung der Sendung im Schulhaus oder im Rahmen anderer Schulveranstaltungen.

Engagement und Begeisterung der Schüler für TurnOn waren höchst unterschiedlich und schwankend, zumindest bei der Durchführung im Rahmen des Vorrückungsfaches „Projek-tarbeit“ mit Leistungsbewertung, obwohl die Schüler das Thema selbst wählen.

Das Erfolgserlebnis für die Beteiligten stellt sich nach Fertigstellung und Sendung der Bei-träge sicher ein. Die Schüler können greifbare Ergebnisse weitestgehend selbstständig und in Zusammenarbeit mit Profis vorweisen und sind zuletzt zu Recht stolz auf ihre Ergebnis-se.

Der Aufwand in Schulstunden beträgt mehr als die ca. 37 Stunden des Fachs „Projektar-beit“, zuzüglich Workshop und Organisationsaufwand. Eine stramme Projektführung ist unerlässlich, um die Beiträge bis zum Wettbewerbstermin fertig zu bekommen.

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85Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Eine Radiosendung als Jahresprojekt

Tipps für Nachahmer

Technische und finanzielle Möglichkeiten vor Anmeldung (im April des vorausgegangenen Schuljahres) abklopfen.

Eine gewisse EDV-Affinität eines der beiden Projektleiter ist für die Begleitung des Schnei-dens der Beiträge sehr hilfreich.

Suchen Sie sich Mitstreiter in der Schule, um Verknüpfungen zu anderen Fächern herstel-len zu können (z. B. Deutsch, Ethik).

Planen Sie die Projekttermine rechtzeitig in Ihren und den Terminplan der Schüler sowie der BR-Mediencoaches ein.

Verzweifeln Sie nicht bei Motivationsdefiziten der Schüler im Laufe der Beitragserstellung, auch die anderen TurnOn Schulen machen diese Erfahrung und bleiben dem Projekt meist dennoch treu. Die Ergebnisse sprechen für sich.

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86Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Eine Radiosendung als Jahresprojekt

T H E M A : Berufserkundung mit Mikrofon auf der Messe

Z I E l : Verschiedene Berufe kennen lernenNeueste Entwicklungen im eigenen Beruf erforschen Medienkompetenz Sozialkompetenz

Ü B E R T R A G B A R K E I T: Berufsvorbereitende Maßnahme, Fachklassen

DAU E R : Zwei Tage

K l A S S E : beliebig

S C H Ü l E R Z A H l : Bis zu 25

B E S C H U l U N G S F o R M : Vollzeit

l E H R E R : Zwei Lehrkräfte

E x T E R N E PA R T N E R : zwei Mediencoaches

V E R W E N D E T E M E D I E N : sechs Aufnahmegeräte sechs Laptops mit Schnittsoftware und Kopfhörer Mischpult Lautsprecher

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87Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Messeradio

Messeradio

Elke Dillmann, Bayerischer Rundfunk, München

EineSchulklassebesuchteineMessemitdemZiel,interviewsundRepor-tagenüberThemenundAngebotedieserVeranstaltungzumachenundzupräsentieren.SomitbestehtnichtnurdieMöglichkeit,anschließend„Da-heimgebliebene“darüberzuinformieren,sondernauchgezieltals„Exper-ten“Fragenzubeantworten.

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88Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Messeradio

Messeradio

Messeradio ermutigt Schülerinnen und Schüler, auf einer Messe gezielt nach Informatio-nen zu suchen und ihre Rechercheergebnisse für eine Präsentation aufzubereiten.

Denkbar sind allgemeine Messen als Informationsplattform für Schülerinnen und Schüler berufsvorbereitender Maßnahmen (Berufsinformationsmessen, Handwerksmesse, Heim und Handwerk) oder Fachmessen für Fachklassen.

Ziel ist eine Präsentation der Recherche-Ergebnisse in Form einer Live-Radioshow vor Publi-kum – entweder gleich vor Ort auf der Messe oder später in der Schule.

Im vorliegenden Fall gab es die Möglichkeit auf der Internationalen Handwerksmesse München die Bühne am Stand der Handwerkskammern zu nutzen und auch eine Ecke die-ses Stands als „Redaktionsraum“ zur Verfügung zu haben.

Erster Projekttag

Die Klasse bereitet sich in der Schule auf den Messebesuch vor. Sie studiert das Messepro-gramm und wählt drei geeignete Themenschwerpunkte aus. Die Schülergruppe entschied sich in unserem Fall für drei Berufe: Bäcker, Schreiner und KFZ-Mechatroniker.

Alle bekommen ein kurzes Reportertraining und teilen sich in drei Gruppen zu den gewähl-ten Themenschwerpunkten auf. In jeder Gruppe gibt es verschiedene Aufgaben:

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89Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Messeradio

Zwei Moderatoren

– sprechen live auf der Bühne, – sollten Spaß daran haben

Zwei CvDs (Chefs vom Dienst)

– planen die Sendung, – legen den Ablauf fest, – laden Studiogäste ein und – sorgen dafür, dass alles zur rechten Zeit am rechten Ort ist, – sollten gut organisieren können.

Zwei Reporter

– machen Umfragen und Reportagen mit dem Mikrofon auf der Messe

Zwei Tontechniker

– bearbeiten die Aufnahmen der Reporter am PC

Zwei Pers. Quizteam

– suchen auf der Messe mit dem Mikrofon nach interessanten Geräuschen, fragen nach Begriffsdefinitionen und denken sich Quizfragen aus

Die Schülerinnen und Schüler finden sich je nach Interessen und Fähigkeiten zu Gruppen zusammen und basteln Namensschilder, aus denen auch der Job hervorgeht, z. B. rot für Team Schreiner, Fridolin, Tontechniker; gelb für Team Bäcker, Alisa, Moderatorin.

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90Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Messeradio

Zweiter Projekttag

Mit Eröffnung der Messe trifft sich die ganze Gruppe mit den Mediencoaches am Stand der Handwerkskammer. Reporter und Quizteams bekommen Aufnahmegeräte und schwärmen sofort aus auf der Suche nach interessanten Interviewpartnern und Reporta-gethemen.

Die CvDs begeben sich auf die Suche nach interessanten Studiogäs-ten und werden im Rahmenprogramm der Messe fündig: Sie laden Bewerbungstrainer, Benimmtrainer und Unternehmensberater ein, am Nachmittag bei den Live-Shows am Messestand als Gesprächspartner auf der Bühne dabei zu sein, und führen Vorgespräche.

Tontechniker und Moderatoren bleiben am Stand und werden von den Mediencoaches in ihre Aufgaben eingewiesen.

Nach einer Stunde sind alle wieder da. Die Tontechniker beginnen ge-meinsam mit den Reportern zu schneiden, die CvDs stellen gemeinsam mit den Moderatoren die Reihenfolge der Sendung zusammen. Die Moderatoren überlegen sich, was sie sagen wollen.

13 Uhr: Alles ist fertig, Mittagspause, Zeit für einen gemütlichen Messebummel. Die Me-diencoaches hören noch einmal alle Beiträge durch.

Um 14, 15 und 16 Uhr präsentiert dann je eine Gruppe ihre Arbeitsergebnisse live auf der Bühne am Stand der Handwerkskammer. Die Moderatoren führen durch ein abwechs-lungsreiches Programm aus Reportagen, Interviews, Quiz und Live-Gesprächen auf der Bühne. Highlight: Der Bäckermeister, der zu seinem Auftritt auf der Bühne Krapfen für alle mitbringt.

Gegen 17 Uhr ist alles vorbei.

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91Good-Practice-Beispiele aus dem Unterricht | Unterrichtsbeispiele – Messeradio

Erfahrungswerte

Natürlich kann man in der Kürze der Zeit nicht in die Tiefe gehen, der Geräuschpegel an einem Messestand lädt auch nicht zu konzentriertem Arbeiten ein. Trotzdem setzen die Schülerinnen und Schüler sich mit ihrem gewählten Thema intensiv auseinander und hö-ren auch den anderen Gruppen zu, die ihre Ergebnisse präsentieren.

Die Kürze der Zeit ist eine große Chance, Motivations-Durchhänger wie in längeren Projek-ten gibt es nicht.

Dafür braucht diese Form der Arbeit relativ viel Technik: Da alle Gruppen gleichzeitig aufnehmen und schneiden, braucht man mindestens sechs Aufnahmegeräte und sechs Laptops.

Wenn mehr Zeit zur Verfügung steht, empfiehlt es sich sicher, einen ruhigen Produktions-tag in der Schule einzuschieben.

Steht auf der Messe selbst kein Stand oder keine Bühne zur Verfügung, kann die Präsenta-tion auch später in der Schule stattfinden.

Tipps für Nachahmer

Bei dieser Projektform muss die Technik einwandfrei funktionieren, es gibt keine zweite Chance. Gute Vorbereitung verringert den Stress am eigentlichen Projekttag.

Fachklassen können sich auf Fachmessen über den aktuellen Wissensstand ihres Berufs, über neue Entwicklungen und Techniken informieren und mit Experten ins Gespräch kom-men.

Diese Form bietet auch Schulen die Möglichkeit, sich selbst bei Berufsinformationsmessen an eigenen Ständen darzustellen.

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

… die Schüler wieder zuhören müssen. … sie Abwechslung in den Unterricht bringen. … man / sich die Schüler auch einmal über den Unterricht hinaus kennen lernt / en.

…die Schüler aktiv mit den Medien in Berührung kommen, nicht immer nur als Konsument.

Michael Haase

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93Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

5. VerbindlicheVorgaben

DieKommunikationsfähigkeithatinderGesellschaftundimArbeitslebenanBedeutungstarkzugenommen.DiedualenPartnerinderBerufsausbildungbringendiesenneuenLeistungsanspruchverstärktindieRahmenlehrpläneallerAusbildungsberufeein.

5 . 1 . L E H R P L A N B E Z U G

Die Umsetzungshilfen aus bereits durchgeführten Projekten haben exemplarisch verdeut-licht, wie das Medium Hörfunk praktisch in den Unterricht eingebaut und zur Förderung von Sprach- und Kommunikationskompetenz eingesetzt werden kann. Sowohl in dem neu-en Lehrplan Deutsch an der Berufsschule als auch in den neugeordneten Fachlehrplänen werden verschiedene Kommunikationssituationen wie zum Beispiel Kunden- und Fachge-spräche, Produkt- und Projektpräsentationen als Lernsituationen und Lernziele eingefor-dert. Dabei werden Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz der Schüler gezielt gefördert.

Im Folgenden werden Beispiele aus dem neuen Deutschlehrplan und ausgewählte Aspekte aus fachlichen Lehrplänen des gewerblich-technischen Bereiches zusammengestellt: aus Elektro-/IT-Technik, Metall-/KFZ-Technik, Bautechnik sowie Ernährung und Hauswirtschaft, in denen sich die Möglichkeit ergibt, das Medium Hörfunk praxisnah zu nutzen.

lehrplan Deutsch Berufsschule

Die folgende Zusammenstellung greift die vier Kompetenzbereiche aus dem Vorentwurf des Lehrplans für das Fach Deutsch an der Berufsschule (Juni 2009) auf, die die Implemen-tation des Mediums Hörfunk in den Unterricht rechtfertigen.

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94Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

SprechenundZuhören

Die Schüler vertiefen ihre Sprachfähigkeit. Sie erweitern ihren passiven und aktiven Wort-schatz im gesellschaftlichen und privaten Umfeld sowie insbesondere in ihrem Berufsfeld. Sie differenzieren verschiedene Sprachebenen und passen ihren Sprachgebrauch dem jeweiligen Gesprächspartner an. Sie setzen die unterschiedlichen Sprachebenen entsprechend der Situa-tion sicher ein und verwenden Fachbegriffe in beruflichen Situationen sicher. Sie erkennen im Sprachgebrauch den Ausdruck ihrer Persönlichkeit und die daraus resultierende Wertschät-zung innerhalb der jeweiligen sozialen Gruppen. Vor anderen sprechen sie selbstsicher und mit einer Körperhaltung, die ihre Aussagen unterstreicht.

10. Klasse

Zu und mit anderen sprechen

Förderprogramm – höfliche Umgangsformen wertschätzen und selbst praktizieren (z. B. angemessene Wortwahl, Grußformeln, Blickkontakt)

– in einfachen Argumentationen und Gesprächen formal richtigen Satz-bau verwenden

Standardprogramm – unterschiedliche Formen mündlicher Darstellung anwenden (z. B. er-zählen, berichten, informieren, beschreiben)

– Besonderheiten beruflicher Kommunikation erkennen (z. B. Fachwort-schatz, wertschätzender Umgangston, Sachlichkeit)

– einfache berufliche Gespräche führen – nachvollziehbar nach einer Sachstruktur mündlich argumentieren – Feedbackregeln kennen und anwenden (z. B. mündliche Zusammen-

fassung, an den Vorredner anknüpfen, Ich-Botschaften) – Lautstärke, Betonung, Sprechtempo variieren

Aufbauprogramm – einfache Gespräche leiten – Körperhaltung und Sprechtempo bewusst einsetzen – auf Sachargumente angemessen und argumentativ reagieren

Vor anderen sprechen

Förderprogramm – einfache Kurzbeiträge formulieren

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95Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Vor anderen sprechen

Standardprogramm – anhand einfacher Übungen Sprechängste überwinden (z. B. sich oder etwas vorstellen, kurze Begründungen/Standpunkte der Klasse vortra-gen, vorlesen, Artikulationsübungen)

– vorbereitete Redebeiträge bzw. Kurzdarstellungen weitgehend frei halten

– Arbeitsergebnisse vorstellen

Aufbauprogramm – anhand einfacher Übungen Sprechängste überwinden (z. B. sich oder etwas vorstellen, kurze Begründungen/Standpunkte der Klasse vortra-gen, vorlesen, Artikulationsübungen)

– vorbereitete Redebeiträge bzw. Kurzdarstellungen weitgehend frei halten

– Arbeitsergebnisse vorstellen

Verstehend zuhören

Förderprogramm –

Standardprogramm – Informationen und Argumente des Gesprächspartners verfolgen – wesentliche Aussagen verstehen und ggf. durch Notizen sichern – auf nonverbale Äußerungen achten und diese interpretieren (z. B. Mi-

mik, Blickkontakt, Gestik) – sich konstruktiv mit kontroversen Meinungen auseinandersetzen

Aufbauprogramm – Redeabsicht erkennen (z. B. informieren, überzeugen, überreden, manipulieren)

– Einfühlungsvermögen aufbauen und aktiv zeigen

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Praktizieren verschiedener Gesprächsformen (z. B. Dialog, Diskussion, Streitgespräch) – Beobachten und Reflektieren von Gesprächsformen – Einsetzen einfacher Rede- und Feedbackstrategien – gezieltes Aufschreiben sachgerechter Stichworte – Rollenspiele

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96Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

11. Klasse

Zu und mit anderen sprechen

Förderprogramm – Gespräche im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld situationsge-mäß führen

– Gesprächsregeln einhalten (z. B. andere Meinungen tolerieren, Blick-kontakt halten, sachlich bleiben, auf Vorredner eingehen)

Standardprogramm – Gespräche leiten (z. B. einfache Moderationsübungen wie Zusammen-fassen, Wort erteilen)

– bei Meinungsverschiedenheiten und Spannungen ausgleichen (z. B. sachliche Argumente finden, Kompromissvorschläge machen)

– gezielt unterschiedliche Formen mündlicher Darstellung anwenden (z. B. Informieren und Argumentieren)

– nach einer zuvor gebildeten Sachstruktur mündlich argumentieren (z. B. den eigenen Standpunkt begründet rechtfertigen, auf Gegenpositio-nen sachlich eingehen – etwa bei Reklamationen)

– die Anwendung von Lautstärke, Betonung, Sprechtempo intensivieren und sich der Stimmführung und Körpersprache bewusst werden

Aufbauprogramm – Sprachbarrieren und sprachliche Niveauunterschiede erkennen und helfen, Kommunikationsprobleme zu überwinden (z. B. bei Mitschü-lern, Kollegen, Kunden mit Verständigungsschwierigkeiten)

– Stimmführung und Körpersprache bewusst einsetzen

Vor anderen sprechen

Förderprogramm – vorbereitete Redebeiträge anhand von Notizen weitgehend frei halten – auf die eigene Körpersprache achten

Standardprogramm – zunehmend sicher Kurzdarstellungen und Referate auch auf Basis von Notizen weitgehend frei vortragen (z. B. Moderationskarten, Folien, Präsentationssoftware)

– Arbeitsergebnisse anschaulich präsentieren – Fachwortschatz verwenden

Aufbauprogramm – Körperhaltung, Sprechtempo und Betonung gezielt einsetzen – häufig vorkommende Stilmittel bewusst anwenden (z. B. Metapher,

Vergleich, Reihung, Steigerung, Ironie)

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97Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Verstehend zuhören

Förderprogramm – Einfühlungsvermögen zeigen – auf Körpersprache von Vortragenden achten – (z. B. Personen in visuellen Medien, Mitschüler)

Standardprogramm – Kommunikationstechnik des „aktiven Zuhörens“ einsetzen – Informationen und Argumente des Gesprächspartners verfolgen und

aufnehmen – wesentliche Aussagen aus Vortrags- oder Gesprächssituationen ver-

stehen, sichern und wiedergeben (z. B. Ausschnitt aus Hörbuch, Hör-spiel, Feature, Theaterstück, Reportage, Vortrag)

– Aufmerksamkeit für verbale und nonverbale Äußerungen zeigen und diese interpretieren (z. B. Stimmführung, Körpersprache)

Aufbauprogramm – öffentliche Redesituationen verfolgen und ggf. analysieren (z. B. Ge-richtsverhandlung, politische Debatte, Lesung)

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Praktizieren verschiedener Gesprächsformen (z. B. Dialog, Streitgespräch, Diskussion, Rollendiskus-sion, Debatte)

– Moderation, Leitung und Beobachtung von Gesprächen – Einsetzen von Redestrategien (z. B. Fünfsatz, Anknüpfungen formulieren, Stilmittel einsetzen) – gezieltes Aufschreiben sachgerechter Stichworte bzw. Anfertigen von Mitschriften – selbstständiges Ordnen von Notizen zum Nachvollzug des Gehörten – Nutzung von Feedback-Techniken und ggf. Video-Feedback – Rollenspiele

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98Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

12. Klasse

Zu und mit anderen sprechen

Förderprogramm – unklare Aussagen erfassen und gezielt nachfragen – nach einer zuvor gebildeten Sachstruktur mündlich argumentieren – den eigenen Standpunkt begründen

Standardprogramm – sprachliche Niveauunterschiede erkennen und sich auf sein Gegen-über einstellen (z. B. Gespräch als Fachmann mit Laien führen)

– gezielt unterschiedliche Formen mündlicher Darstellung anwenden (z. B. Appellieren, Argumentieren, Pro und Contra abwägen)

– Lautstärke, Betonung, Sprechtempo und Körpersprache situations- und adressatengerecht bewusst anwenden

– auf Gegenpositionen sachlich und argumentierend eingehen (z. B. im Umgang mit Kunden, Mitarbeitern, Vorgesetzten)

– Gesprächsverhalten rückwirkend untersuchen und bewerten

Aufbauprogramm – Verständnis zwischen unterschiedlichen Gesprächspartnern herstellen (z. B. Vermittlerposition bei Verständnisschwierigkeiten einnehmen)

– sich in die Position des anderen hineinversetzen und dessen Positi-on einnehmen (z. B. Vorstellungsgespräch, Streitgespräch, Diskussion, Debatte)

Vor anderen sprechen

Förderprogramm – längere freie Redebeiträge leisten

Standardprogramm – frei präsentieren mit angemessener, ggf. variierender Medienunter-stützung (z. B. Moderationskarten, Folien, Präsentationssoftware)

– eigene Vorträge und Vorstellungsgespräche reflektieren und bewerten

Aufbauprogramm – eine Gruppenpräsentation gezielt koordinieren

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99Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Verstehend zuhören

Förderprogramm – Informationen des Gesprächspartners sinngemäß wiedergeben bzw. zusammenfassen

Standardprogramm – Kommunikationstechnik des „aktiven Zuhörens“ in beruflichen und privaten Situationen sicher einsetzen

– das Anliegen des anderen verstehen und zielgerichtet darauf eingehen (z. B. Kunden, Vorgesetzte, Familienmitglieder)

– wesentliche Aussagen aus umfangreichen, insbesondere fachlichen Gesprächen verstehen, sichern und frei wiedergeben

Aufbauprogramm – Vortragende (ggf. mit Videoaufnahmen) beobachten und deren Kör-persprache interpretieren

– Rückschlüsse auf die eigene Körpersprache ziehen

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Praktizieren verschiedener Gesprächsformen (z. B. Vorbereitung und Durchführung von Diskussio-nen, Rollendiskussionen, Debatten)

– Moderation, Leitung, Beobachtung und Reflexion von Gesprächsformen – Rollenspiele – Anwendung von Strategien zur effektiven Erstellung einer Mitschrift – strukturierte Erstellung von Notizen – Nutzung von Feedback-Techniken und ggf. Video-Feedback

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100Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Schreiben

Die Schüler verfassen dem Schreibanlass und Auftrag entsprechende Texte eigenständig, zielgerichtet, situations- und adressatenbezogen. Sie achten darauf, ihre Gedanken struktu-riert und dem Arbeitsprozess angemessen zu entwickeln, verständlich und auf einer ange-messenen Stilebene zu schreiben. Sie überprüfen und überarbeiten die von ihnen verfassten Schriftstücke auf sprachliche sowie inhaltliche Angemessenheit. Im produktiven Umgang mit Sprache entwickeln sie eigene Ideen und bringen sie gestalterisch zum Ausdruck.

10. Klasse

Texte planen und entwerfen

Förderprogramm – Schreib-/Arbeitsauftrag verstehen, Schreibplan angeleitet entwickeln

Standardprogramm – Schreibplan entwickeln – Stoffsammlung erstellen, Informationen ordnen und eine Gliederung

anfertigen (z. B. numerische Gliederung, Mind- Map, Cluster…) – jahrgangsstufengemäß Texte ziel-, adressaten- und situationsbezo-

gen planen; hierbei zwischen beruflicher Kommunikation (mit Kunden, Vorgesetzten, Arbeitskollegen) und der Kommunikation mit Personen aus dem privaten Umfeld unterscheiden

Aufbauprogramm – Gliederungen und Inhaltsverzeichnisse verfassen – Quellennachweise verwenden

Texte schreiben

Förderprogramm – eigene Notizen zu Texten oder Sachverhalten anfertigen – Texte verständlich verfassen

Standardprogramm – zentrale Schreibformen beherrschen und sachgerecht nutzen – (insbesondere berufsbezogene informierende Texte verfassen, – z. B. Arbeits-, Prüf- oder Unfallberichte, informative Rundschreiben,

Protokolle)

Aufbauprogramm – Inhalte komplexer fachbezogener Texte verkürzt und abstrahiert wiedergeben

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101Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Texte überarbeiten

Förderprogramm – Umgangssprache vermeiden und auf standardsprachliche Wortwahl achten

– eigene Texte mit Wörterbuch überarbeiten

Standardprogramm – auf eine der beruflichen Situation entsprechende Wortwahl und ange-messenen Stil achten

– Logik der Gedankenfolge überprüfen und inhaltliche Sprünge ver-meiden (z. B. Schreibkonferenz, Textlupe, Partnerarbeit, Fragen an den Text)

Aufbauprogramm – Worthülsen und Floskeln erkennen und vermeiden

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– inhaltliche und sprachliche Überarbeitung von Texten (z. B. logische Gliederung, Satzbau, Aus-druck durch Wortfeldübungen/Austauschprobe verbessern; Textpassagen umstellen; Prüfen der Wirksamkeit und Angemessenheit sprachlicher Gestaltungsmittel)

– Umgehen mit Textverarbeitungsprogrammen – Nutzen von Informationsquellen (z. B. Bibliotheken, Nachschlagewerke, Zeitungen, Fachzeitschrif-

ten, Internet); Nachweis von Quellen und Integration von Zitaten in den eigenen Text – Exzerpieren, Zusammenfassen von Texten und Notieren wesentlicher Inhalte – Anfertigen einfacher Mitschriften – Durchführung von Schreibkonferenzen/Schreibwerkstätten (Schreib-Workshops) – Entwerfen von Arbeitsplänen und Konzepten – Einsatz von Präsentationstechniken

Diese Kompetenzen sollten bei der Erstellung von Tonbeiträgen in den nachfolgenden Jahr-gangsstufen11 und 12 immer anspruchsvoller angewendet werden können.

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102Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Lesen–mitTextenundMedienumgehen

Die Schülerinnen und Schüler erweitern und festigen ihre Lesestrategien an verschiedenarti-gen Texten. Verschiedene Quellen werden zur Informationsbeschaffung zielgerichtet einge-setzt und in ihrer Wertigkeit differenziert. Ergebnisse der Textarbeit, v.a. im beruflichen Be-reich, geben sie mit verschiedenen Präsentationsformen wieder. Sie analysieren und bewerten ausgewählte Medienangebote – insbesondere auch beruflicher Art – und nutzen diese gezielt zur Präsentation von Arbeitsergebnissen

10. Klasse

Sach- und Informationstexte verstehen und nutzen

Förderprogramm – Sinngehalt einfacher Sach- und Informationstexte wiedergeben – grundlegende Fachbegriffe mit Begriffserläuterung sammeln

Standardprogramm – Informationsgehalt und Aussage eines Textes auf Basis der Textart (z. B. informierend, kommentierend, appellierend, normierend), bzw. -sor-te (z. B. Nachricht, Kommentar) bewerten

Aufbauprogramm – Fachtexte sammeln, auswerten und ggf. Anderen verfügbar machen (z. B. Wandzeitung, Kartei, digitales Archiv)

Medien verstehen und nutzen

Förderprogramm – einseitige Nutzung neuer Medien hinterfragen (z. B. Aspekte von Sucht und Kommerzialisierung)

– konkrete Informationen aus verschiedenen Medien entnehmen und vergleichen (z. B. Buch, Zeitung, Internet)

– Ordnungskriterien einer Bibliothek kennen, einfache Recherchen durchführen

Standardprogramm – Inhalte und Formen medialer Darstellungen (z. B. Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und Internet) kritisch vergleichen (z. B. Anschaulichkeit, In-formationsgehalt, Verlässlichkeit, Ästhetik)

– Rechercheergebnisse in Printmedien und Neuen Medien nutzen und vergleichen

– eigene Mediennutzung erfassen und überdenken; mögliche Chancen und Gefahren kritisch beurteilen

– Angebot einer Bibliothek erkunden, deren Ordnungssysteme beschrei-ben und Recherchefunktionen umfassend und zielgerichtet nutzen

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103Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Medien verstehen und nutzen

Aufbauprogramm – Angebot verschiedener Bibliotheken einsehen, ggf. Medien für ein Pro-jekt nutzen (z. B. Katalogrecherche online)

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Nutzen von Informationsquellen (z. B. Bibliotheken, Nachschlagewerke, Zeitungen, Fachzeitschrif-ten, Internet)

– einfache Recherchestrategien (z. B. Schlagwortkataloge, Onlinekataloge wie OPAC, Suchmaschinen)

– Umgang mit Inhalts- und Stichwortverzeichnissen – 5-Schritt-Lesemethode – Projektarbeit (z. B. Umfrage zur Mediennutzung, Projekt zur Unterscheidung und Bewertung von

linearen, nichtlinearen bzw. Hypertexten, Zeitungsprojekt aus dem Angebot lokaler oder überregi-onaler Tageszeitungen – Stiftung Lesen)

11. Klasse

Medien nutzen und anwenden

Förderprogramm – unterschiedliche Darstellungsarten von Grafiken (z. B. Kreis-, Balken- Liniendiagramm) vergleichen

Standardprogramm – grundlegende Regeln des Jugendmedienschutzes und Urheberrechtes kennen und das eigene Verhalten überprüfen

– Internetseiten (ggf. auch Hypertexte) in Verbindung mit anderen Fä-chern zur Informationsgewinnung verantwortungsbewusst nutzen

Aufbauprogramm – Daten aus dem Wirtschafts- oder Gesellschaftsleben (z. B. Arbeitslo-senzahlen, Inflation, demografischer Wandel) in grafischen Darstellun-gen sicher analysieren

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104Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Nutzung von Informationsquellen (z. B. Nachschlagewerke, Zeitungen, Fachzeitschriften, – Fachtexte, Internet, Gesetzestexte) – 5-Schritt-Lesemethode – Auswertung von Tabellen und Grafiken – Recherchestrategien (z. B. Schlagwortkataloge, Onlinekataloge, Suchmaschinen) – exakte Quellenangabe

12. Klasse

Medien nutzen und anwenden

Förderprogramm –

Standardprogramm – Medien als Informationsquelle für berufliche oder fächerübergreifen-de Projekte und Präsentationen eigenständig nutzen

Aufbauprogramm – eigene Mediennutzung selbstkritisch hinterfragen – mediale Beiträge reflektiert verfassen

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Vorbereitung eines Lesetextes für einen lebendigen Vortrag (z. B. Betonung, Lautstärke, Pausen, Stimmmodulation, Rollen-/Sprecherverteilung)

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105Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

SpracheundSprachgebrauch

Die Schüler können alters- und entwicklungsgemäße Äußerungen und Texte in Kommunikati-onszusammenhänge einordnen. Sie erkennen fachsprachliche Besonderheiten des jeweiligen Ausbildungsberufs. Im Mittelpunkt stehen dabei das Erkennen der jeweiligen Textfunktion und der bewusste Einsatz von Sprachvarietäten in der jeweiligen Situation. Sie verfassen und überarbeiten Texte aus dem beruflichen, politischen und kulturellen Bereich. Sie analysieren mithilfe verschiedener Modelle berufstypische Kommunikationssituationen sicher. Sie können eigene und fremde Texte überarbeiten und sach- und adressatengerecht mit angemessenen Medien präsentieren. Sie berücksichtigen, welche Wirkung Texte beim Rezipienten erzeugen und können bei der beruflichen Kommunikation inhaltlich und stilistisch angemessen agieren.

10. Klasse

Äußerungen / Texte untersuchen und gestalten

Förderprogramm – unangemessenes Sprechverhalten vermeiden

Standardprogramm – einfache Texte aus dem beruflichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich mit Schwerpunkt auf dem verwendeten Wort-schatz analysieren

– einfache, insbesondere berufsbezogene Texte auf das Wesentliche ver-kürzen und stichpunktartig notieren

Aufbauprogramm –

Textbeschaffenheit analysieren und reflektieren

Förderprogramm – wichtige Satzarten und Satzglieder bestimmen – Haupt- und Nebensätze sicher unterscheiden

Standardprogramm – Wortbildung auch an fachsprachlichen Beispielen analysieren (z. B. Ab-leitungen, Wortzusammensetzungen)

– Besonderheiten fachsprachlicher Texte erkennen (z. B. Substantivie-rungen, Infinitivkonstruktionen, Passiv)

– Textfunktionen an einfachen berufstypischen Beispielen bestimmen (z. B. beschreibend, kommentierend, normierend, appellierend)

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106Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Textbeschaffenheit analysieren und reflektieren

Aufbauprogramm – manipulierende Texte untersuchen und einschätzen (z. B. Werbung) – Texte gleicher Thematik aus verschiedenen Medien vergleichen – Zusammenhang von technischer Entwicklung und Sprachwandel

untersuchen

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– Nutzung von Hilfsmitteln zur Rechtschreibung (insbesondere von Rechtschreibwörterbüchern, Rechtschreibprogrammen)

– Nutzung allgemeiner und berufstypischer Nachschlagewerke – Rollenspiele – reflektierte Nutzung verschiedener Medien – Darstellung von Textinhalten als Mind-Map oder Cluster

11. Klasse

Äußerungen / Texte untersuchen und gestalten

Förderprogramm – Kommunikationsmodelle anwenden – Leitfragen zur bewussten Gestaltung von Texten entwickeln – unverständliche Begriffe oder Fachbegriffe nachschlagen und erklären

Standardprogramm – lyrische oder dramatische Texte auf sprachliche Besonderheiten untersuchen

– Fachtexte und Fachbegriffe aus dem Berufsfeld allgemein verständlich umformulieren

Aufbauprogramm – verschiedene Sprechweisen (z. B. formell, informell) in beruflichen und privaten Kommunikationssituationen und ihre Wirkungen auf den Ge-sprächspartner untersuchen

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107Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Textbeschaffenheit analysieren und reflektieren

Förderprogramm – Wirkung einfacher, auch literarischer Texte auf den Leser erklären

Standardprogramm – Wirkung von Texten und Stilebenen auf den Leser untersuchen – sprachliche Besonderheiten argumentativer Texte erkennen – Modeerscheinungen und Aspekte des Sprachwandels analysieren (z. B.

fremdsprachliche Einflüsse, Bedeutungswandel) – Darstellungsart von Texten und Präsentationen reflektieren und beur-

teilen (z. B. verbal, grafisch, schematisch)

Aufbauprogramm – stilistische Besonderheiten und deren Wirkung an Texten aus ver-schiedenen Bereichen (Journalistik, Publizistik, Literatur, Berufswelt) vergleichen

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– reflektierte Nutzung von Medien (Internet, TV, Rundfunk, Zeitungen, Zeitschriften) – kompetente Anwendung ausgewählter Computerprogramme (Textverarbeitung,

Präsentationssoftware) – sprachliche Auswertung, Zusammenfassung und Darstellung von Informationen aus nichtlinea-

ren Texten (Diagramme, Schaubilder usw.)

12. Klasse

Äußerungen / Texte untersuchen und gestalten

Förderprogramm – fachliche Textpassagen allgemein verständlich formulieren (z. B. Ge-brauchsanleitung, einfache Arbeitsanweisung)

Standardprogramm – Kommunikationsmodelle anwenden, um in verschiedenen Situationen zielgerichtet zu handeln (z. B. Kundenbeschwerde, Mitarbeiterkonflikt, Verkaufsgespräch)

– Fachsprache des jeweiligen Berufsfeldes beherrschen und bewusst verwenden

Aufbauprogramm – fachsprachliche Texte und Präsentationen an Adressaten unterschied-lichen Vorwissens anpassen (z. B. Laie, Experte)

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108Verbindliche Vorgaben | Lehrplanbezug

Textbeschaffenheit analysieren und reflektieren

Förderprogramm – verschiedene Sprechweisen und ihre Wirkungen auf den Gesprächs-partner untersuchen

– manipulative Tendenzen in Texten (z. B. Werbung) erkennen

Standardprogramm – mögliche Kommunikationsprobleme im interkulturellen oder interna-tionalen Berufsumfeld erkennen und berücksichtigen

– auf bewusst verborgene Textaussagen achten und deren Konsequen-zen einschätzen (z. B. unlautere und unseriöse Vertragsbedingungen)

Aufbauprogramm – Texte analysieren im Hinblick auf z. B. formale Gestaltung, Einsatz von Stilmitteln, Satzbau und Wortwahl

Weitere Hinweise zum Unterricht / Methoden und Arbeitstechniken

– reflektierte Nutzung neuer Medien (Textverarbeitung, Präsentationssoftware, Internet) – Überarbeitung und Präsentation von Texten – Auswahl einer angemessenen Darstellungsart (z. B. verbal, grafisch, schematisch) – Exzerpieren von Texten, Strukturieren und systematisches Notieren von Informationen

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109Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

5 . 2 . FA C H L E H R P L ä N E B E R U F S S C H U L E

Ein Leitgedanke für den Unterricht an Berufsschulen ist, im Unterricht auf den sorgfältigen Umgang mit der deutschen Sprache in Wort und Schrift zu achten. In diesem Zusammen-hang wird immer auf das Unterrichtsfach Deutsch verwiesen, dass in die Erarbeitung der beruflichen Handlungskompetenz mit einbezogen werden soll.

Der folgenden Abschnitt soll exemplarisch an ausgewählten fachlichen Lehrplänen der Berufsschule die Möglichkeit der Einbettung des Mediums Hörfunk in den fachlichen Un-terricht zeigen und rechtfertigen.

Elektrotechnik

„Die Schülerinnen und Schüler nutzen aktuelle Informations- und Kom-munikationssysteme zur Beschaffung von Informationen, zur Planung und

Bearbeitung von Aufträgen (und Projekten), zur Kostenkalkulation sowie zur Dokumentation und Präsentation der Arbeitsergebnisse.“ (aus Vorbemerkung BGJ/k Elektrotechnik)

Diesen Satz entdeckt man so oder ähnlich in jeder Vorbemerkung zum Lehrplan der Berufe der Elektrotechnik. Die Einbettung des Themas „Fachgespräch und Kundengespräch“ findet man in Verbindung mit der Förderung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und der Stärkung von Präsentations- und Dokumentationstechniken in allen Lehrplänen der Elektrotechnik. Sogar dann, wenn der Begriff „Fachgespräch“ nur im Lehrplan bei den Elektronikern für Betriebstechnik wörtlich auf-taucht. Ansonsten findet man ihn nicht. Aber die folgenden Zitate aus

den exemplarisch ausgewählten Lehrplänen der Elektrotechnik zeigen die Einbettung des Themas in die Lehrpläne.

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110Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

BGJ/K Elektrotechnik

Fach IT-Systeme – Lernfeld: Informationstechnische Systeme bereitstellen:

„Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren und präsentieren die Ar-beitsabläufe und -ergebnisse zur Bereitstellung von informationstechni-schen Systemen. Dazu setzen sie Software zur Textgestaltung, Tabellener-stellung, grafischen Darstellung und Präsentation ein.“

Fach Installations- und Energietechnik – Lernfeld: Elektrische Installationen planen und ausführen:

Die Schülerinnen und Schüler nehmen Anlagen in Betrieb, protokollieren Betriebswerte und erstellen Dokumentationen. Sie prüfen die Funktionsfä-higkeit der Anlagen, suchen und beseitigen Fehler. Sie übergeben die Anla-gen an die Kunden, demonstrieren die Funktion und weisen in die Nutzung ein.“

Fach Steuerungstechnik – Lernfeld: Steuerungen analysieren und anpassen:

„Die Schülerinnen und Schüler organisieren ihre Lern- und Arbeitsaufga-ben selbstständig sowie im Team. Sie analysieren, reflektieren und bewer-ten dabei gewonnene Erkenntnisse. Sie werten englischsprachige Dokumen-tationen unter Nutzung von Hilfsmitteln aus und wenden auch englische Fachbegriffe zur schriftlichen Darstellung von Sachverhalten der Steue-rungstechnik an.“

Auf das Einüben von Präsentationstechniken und -methoden unter Verwendung von tech-nischen Dokumentationen wird dabei besonders verwiesen.

Elektroniker für Betriebstechnik

Fach Steuerungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Antriebssysteme auswählen und integrieren:

„Die Schülerinnen und Schüler koordinieren die Beschaffung von aufgaben-bezogenen, auch englischsprachigen Informationen im Team. Dazu führen sie Fachgespräche und werten ihre Erkenntnisse aus.“

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111Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Steuerungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Steuerungen für Anlagen programmieren und realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler ergänzen oder erstellen steuerungstechni-sche Dokumentationen und präsentieren ihre Arbeitsergebnisse. (… ) Die Schülerinnen und Schüler verwenden im Arbeitsprozess Fachsprache und Fachtermini, auch in englischer Sprache.“

Elektroniker für Geräte und Systeme / Systemelektroniker

Fach System- und Gerätetechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Geräte herstellen und prüfen:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen Gerätedokumentationen. Bei der Geräteübergabe weisen sie die Kunden in die Bedienung ein.“

Fach System- und Gerätetechnik (12./13. Klasse) – Lernfeld: Geräte und Systeme planen und realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Ergebnisse. Sie demonst-rieren die Funktion der Geräte und Systeme und weisen Kunden in die Nut-zung ein.“

Fach Fertigungs- und Prüfsystemtechnik (12./13. Klasse) – Lernfeld: Prüfsysteme einrichten und anwenden:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen Dokumentationen von angepass-ten Prüfsystemen und präsentieren die Arbeitsergebnisse bei der Abnah-me.“

Auf eine sachgerechte Dokumentation und mediale Aufbereitung als Unterrichtsprinzip wird in der Vorbemerkung zu diesem Lehrplan gesondert verwiesen.

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112Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Elektroniker für Automatisierungstechnik

Fach IT-Systeme (10. Klasse) – Lernfeld: Steuerungssysteme und Kommunikationssysteme integrieren:

„Die Schülerinnen und Schüler kommunizieren unter Nutzung unterschied-licher Medien mit den am Prozess beteiligten Personen, treffen Absprachen und Vereinbarungen.“

Fach Automation (12./13. Klasse) – Lernfeld: Automatisierungssysteme realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen und modifizieren Projektdokumen-tationen. Sie demonstrieren die Funktion der Systeme und der Anlagen-komponenten. Zur Übergabe der Anlagendokumentation und zur Präsen-tation nutzen sie Informations- und Kommunikationsmedien.“

Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme

Fach Steuerungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Gebäudetechnische Anlagen kundengerecht realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler bereiten Kundengespräche vor, führen diese durch und erstellen Gesprächsprotokolle. Sie informieren und beraten über Vorzüge von Informationsübertragungssystemen in der Gebäudetechnik (...) Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren Anlagen, übergeben sie den Kunden und weisen sie in die Nutzung ein.“

Fach Gebäude- und Infrastruktursysteme (11. Klasse) – Lernfeld: Nutzungsänderungen an Gebäude- und Infrastruktursystemen planen:

„Die Schülerinnen und Schüler stimmen die Änderung der Systeme mit den an der Planung beteiligten Gewerken ab. Dazu organisieren und moderie-ren sie Arbeitssitzungen und erarbeiten Entscheidungen im Team(…) Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren Lösungskonzepte und präsentie-ren den Kunden Lösungsvarianten.“

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113Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik

Fach System- und Gerätetechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Betriebsverhalten elektrischer Ma-schinen analysieren:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen Dokumentationen über ausge-wählte elektrische Maschinen nach Art und Anwendung. Sie präsentieren den Kunden die Ergebnisse der Untersuchung und empfehlen eine geeigne-te elektrische Maschine.“

Fach Steuerungstechnik (11./12./13. Klasse) – Lernfeld: Steuerungen und Regelungen für elektrische Maschinen auswählen:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen unter Anwendung der gültigen Normen technische Dokumentationen und präsentieren ihre Ergebnisse.“

Elektroniker Fachrichtung Automatisierungstechnik

Fach System- und Gerätetechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Anlagen und Geräte analysieren und prüfen:

„Die Schülerinnen und Schüler führen Kundengespräche zur Erfassung von Fehlersymptomen in elektrischen Anlagen und Geräten durch. Sie werten Gesprächsprotokolle aus, analysieren die Symptome und grenzen die Fehler ein. Sie beraten die Kunden nach ökonomischen Aspekten über die Art der Fehlerbehebung und erstellen Kostenvoranschläge für Reparaturaufträge.“

Fach Komponenten der Automatisierungstechnik (12./13. Klasse) – Lernfeld: Automatisie-rungssysteme in Stand halten und Fehler beseitigen:

„Die Schülerinnen und Schüler führen Wartungs- und Inspektionsmaßnah-men an Automatisierungssystemen durch. Bei Reparaturbedarf informie-ren sie die Kunden. Sie nehmen Aufträge zur Reparatur an und grenzen im Kundengespräch mögliche Fehler ein.“

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114Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Steuerungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Steuerungen für Anlagen programmieren und realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler übergeben die Anlagen und dazu erstellte Dokumentationen und weisen in die Nutzung ein.“

Fach Komponenten der Automatisierungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Antriebssysteme auswählen und integrieren:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Dokumentation der antriebs-technischen Systeme. Sie erläutern den Kunden die Leistungsmerkmale der Systeme und weisen in die Nutzung ein.“

Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik

Fach Kommunikationstechnik (12./13. Klasse) – Lernfeld: Kommunikationssysteme in Wohn- und Zweckbauten planen und realisieren:

„Die Schülerinnen und Schüler ermitteln und analysieren im Kundenge-spräch die Anforderungen an das Kommunikationssystem. Sie stimmen den Kundenwunsch mit den betrieblichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten ab. (…) Die Schülerinnen und Schüler erläutern den Kunden die Bedienung der Systeme und weisen auf Serviceleistungen hin.“

Fach System- und Gerätetechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Anlagen und Geräte analysieren und prüfen:

„Die Schülerinnen und Schüler führen Kundengespräche zur Erfassung von Fehlersymptomen in elektrischen Anlagen und Geräten durch. Sie werten Gesprächsprotokolle aus, analysieren die Symptome und grenzen die Fehler ein. Sie beraten die Kunden nach ökonomischen Aspekten über die Art der Fehlerbehebung und erstellen Kostenvoranschläge für Reparaturaufträge. (…) Sie demonstrieren die Funktionsfähigkeit der Anlagen und weisen die Kunden auf die Fehlerursachen hin“.

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115Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Steuerungstechnik (11. Klasse) – Lernfeld: Antriebssysteme auswählen und integrieren:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen Dokumentationen der antriebs-technischen Systeme. Sie erläutern den Kunden die Leistungsmerkmale der Systeme und weisen in die Nutzung ein.“

Informationstechnologie

Informationselektroniker

Fach Marktanalyse und Kundenbetreuung (10. Klasse) – Lernfeld: Mit Kunden und Mitar-beitern kommunizieren und Kundenbeziehungen pflegen:

„Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, in angemessener Form mündlich, fernmündlich und schriftlich mit Kunden und Mitarbeitern zu kommunizieren. Dabei sind sie einerseits befähigt, die Wünsche der Kun-den fachsprachlich darzustellen, und können andererseits technische Sach-verhalte adressatengerecht formulieren. Sie bereiten Informationen zu Geräten, Anlagen und Systemen der Informationstechnik für Kunden und Mitarbeiter sach- und adressatengerecht auf und stellen diese dar.“

Fachinformatiker

Fach IT-Systeme (10. Klasse) – Lernfeld: Einfache IT-Systeme:

„Die Schülerinnen und Schüler sollen einzelne IT-Systeme in Einzel- oder Teamarbeit (...) planen, Komponenten begründet auswählen, installieren, konfigurieren, in Betrieb nehmen, dokumentieren, präsentieren und hand-haben. (…) Dazu sind Strukturen und Elemente von IT-Systemen, -Produkten und -Leistungen zu beschreiben und zu vergleichen, Grundlagen der Infor-mationsverarbeitung in IT-Systemen zu erläutern (...)“

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116Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Betriebswirtschaftliche Prozesse (10. Klasse) – Lernfeld: Informationsquellen und Ar-beitsmethoden:

„Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, Informationen sach- und adressatengerecht aufzubereiten und zu präsentieren.“

Fach Betriebswirtschaftliche Prozesse (11. Klasse) – Lernfeld: Markt- und Kundenbeziehun-gen:

„Präsentation und Demonstration von Produkten und Dienstleistungen“

Fach Vernetzte Systeme (11. Klasse) – Lernfeld: Vernetzte IT-Systeme und

Fach IT-Systeme (12. Klasse) – Lernfeld: Vernetzte Systeme:

„Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, IT-Systeme in Einzel- oder Teamarbeit ... [zu] konfigurieren, in Betrieb [zu]nehmen, [zu] dokumentie-ren, [zu] präsentieren und [zu] handhaben.“

Fach IT-Systeme (12. Klasse) – Lernfeld: Administrieren, Betreuen und Warten von IT-Syste-men:

„Die Schülerinnen und Schüler bereiten Unterlagen, die in deutscher oder englischer Sprache vorliegen, anwendergerecht auf und konzipieren Mate-rialien für die Beratung, Einweisung und Schulung.“

Auf eine sachgerechte Dokumentation und mediale Aufbereitung als Unterrichtsprinzip wird in der Vorbemerkung zu diesem Lehrplan gesondert verwiesen.

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117Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Metall- und Kraftfahrzeugtechnik

Für den Metallbereich gilt grundsätzlich, dass kommunikative Situationen wie Beratungs- und Kundengespräche überwiegend in den Lernfeldern der Handwerksberufe verankert sind, da hier der betriebliche Alltag die späteren Facharbeiter immer wieder in den Kontakt mit den Kunden bringt. Durch die anderen betrieblichen Umstände der Fachkräfte in der Industrie haben hier kommunikative Situationen mit Kunden nur eine sehr untergeordne-te Bedeutung, die Schwerpunkte liegen dagegen mehr in der Kommunikation mit Kolle-gen im Team und mit Vorgesetzten. In diesem Umfeld spielen Präsentationstechniken eine wichtige Rolle.

Kraftfahrzeugmechatroniker

Im Fach Fahrzeugservice erscheinen Kundengespräche durchgehend in allen drei Jahr-gangsstufen. Diese Gesprächssituationen sollen verbale und nonverbale Kommunikati-on, Konfliktverhalten, Präsentationstechniken und Kundenberatung beinhalten. Hier ein Beispiel:

Fach Fahrzeugservice (10. Klasse) – Lernfeld 1: Warten und Pflegen von Fahrzeugen oder Systemen:

„Die Schülerinnen und Schüler ermitteln Kundenerwartungen zur Auf-tragsabwicklung und reagieren auf Kundenwünsche. Sie führen Gespräche mit Vorgesetzten, Mitarbeitern und Lieferanten und beachten die Bedeu-tung der Kundenpflege. Sie zeigen eine positive persönliche Einstellung ge-genüber ihrer Werkstattarbeit und übernehmen Verantwortung für den Geschäftsprozess.“

Vergleichen Sie hierzu auch das Unterrichtsbeispiel „Das Fachgespräch organisieren und durchführen“ in Punkt 2.2.2 aus dem Lehrplan Kraftfahrzeugmechatroniker für Nutzfahr-zeuge, Fach Fahrzeugservice (12.Klasse).

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118Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

In allen drei Jahrgangsstufen gibt es das Fach „Planung und Beratung“, in dem die Kom-munikation mit Kunden, die kundenorientierte Gesprächsführung und das Rollenspiel eine wesentliche Rolle spielen. Diese Ziele und Inhalte sind analog in den Lehrplänen der „klei-neren“ Handwerksberufe in der Metalltechnik (z. B. Klempner) verankert. Hier ein Beispiel:

Fach Planung und Beratung (10. Klasse) – Lernfeld 1: Bearbeiten von Kundenaufträgen in SHK-Betrieben:

„Die Schülerinnen und Schüler ermitteln die Erwartungen zur Auftragsab-wicklung, stellen daraus Regeln für den Umgang mit den Kunden auf und beachten dabei die besondere Bedeutung der Kundenpflege in der SHK-Branche und den Nutzen einer Kundenkartei. Der Kundenauftrag wird in allen Phasen der Auftragsabwicklung bearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, Gespräche zwischen dem SHK-Fachbetrieb und dem Kunden zu führen. Sie planen die technischen und organisatorischen Handlungen, dokumentieren diese, erstellen Listen der benötigten Materia-lien und bereiten die Bestellung vor.“

Metallbauer

In dem Lehrplan spielt das Kundengespräch bzw. die Kundeneinweisung als kundenorien-tierte Gesprächsführung eine wesentliche Rolle. Hierzu gibt es unter Punkt 2.2.3 das Unter-richtsbeispiel „Treppen und Geländer planen und herstellen“.

Fach Metall- und Metallleichtbau, Fachrichtung Metallgestaltung (12./13. Klasse) – Lernfeld: Herstellen von Treppen und Geländern:

„Die Schülerinnen und Schüler setzen sich auch mit internationalen Aus-schreibungen, den Normen, Landesbauordnungen, den baulichen Gegeben-heiten und den Wünschen der Kunden auseinander. Sie diskutieren die Al-ternativen, treffen eine Entscheidung und begründen ihre Wahl.“

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119Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Metall- und Metallleichtbau, Fachrichtung Konstruktionstechnik (12./13. Klasse) – Lern-feld: Herstellen von Türen, Toren und Gittern:

„Die Schülerinnen und Schüler planen das Herstellen von Türen, Toren und Gittern. Dabei lesen sie Zeichnungen und fertigen Skizzen nach Maßauf-nahme und Kundenwünschen an. Sie ermitteln die Anforderungen an die Bauteile und beachten die Bauvorschriften. Sie erarbeiten Lösungsvorschlä-ge, diskutieren und begründen ihre Auswahl.“

Bau- und Holztechnik

Bauzeichner

„Der Umgang mit und die Nutzung von Informations- und Kommunika-tionstechniken wie z. B. Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenban-ken, Internet und das rechnergestützte Zeichnen sind für Bauzeichnerinnen und Bauzeichner keine eigenständigen Unterrichtsinhalte. Diese Techniken sind vielmehr Werkzeuge ihrer täglichen Arbeit und daher immer im Zu-sammenhang mit den Lernfeldern zu vermitteln. (…) Den Arbeitsabläufen im Planungsbüro und dem Arbeiten im Team ist Rechnung zu tragen. Dazu gehören auch die Beschaffung, Nutzung und Weiterleitung von Informa-tionen sowie die Erstellung von Dokumentationen und Präsentationen. Selbstständiges und verantwortungsbewusstes Denken und Handeln sowie der Erwerb von Sozial- und Methodenkompetenz stehen im Vordergrund.“

Diese berufsbezogene Vorbemerkung ist der Leitgedanken für den Unterricht und Grund-lage für die Umsetzung der Inhalte der exemplarisch aufgezeigten Lernfelder über alle drei Jahrgangsstufen hinweg.

Fach Planungsgrundlagen (10. Klasse) – Lernfeld 1: Mitwirken bei der Bauplanung:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Dokumentation über pla-nungs- und baurechtliche Verwaltungsabläufe.“

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120Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Planungsgrundlagen (10. Klasse) – Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerkes:

„Die Schülerinnen und Schüler beurteilen den bautechnischen Zustand so-wie die historische und ökologische Bedeutung des Bauwerkes.“

Fach Erschließen und Gründen (10. Klasse) – Lernfeld 4: Planung einer Gründung:

„Die Schülerinnen und Schüler unterscheiden Beton nach Art, Eignung und Zusammensetzung. Sie verstehen fremdsprachliche Fachbegriffe in interna-tionalen Vorschriften.“

Fach Deckenkonstruktion (11. Klasse) – Lernfeld 8: Planen einer Geschossdecke:

„Die Schülerinnen und Schüler verstehen die fremdsprachlichen Fachbe-griffe für Bauteile und verwendete Baustoffe.“

Fach Straßenbau (12. Klasse, Schwerpunkt Tiefen-, Straßen und Landschaftsbau) – Lernfeld: Konstruieren eines Straßenoberbaues:

„Die Schülerinnen und Schüler verstehen die fremdsprachlichen Fachbe-griffe für Bauweisen und verwendete Baustoffe. (…) Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Dokumentation zu den Aufgaben, dem Aufbau und den Funktionen der Schichten.“

Fach Wasserver- und -entsorgung (12. Klasse, Schwerpunkt Tiefen-, Straßen- und Land-schaftsbau) – Lernfeld 12: Planen einer Wasserversorgung:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Präsentation zur Wasserauf-bereitung und zur Wasserspeicherung.“

Fach Wasserver- und -entsorgung (12. Klasse, Schwerpunkt Tiefen-, Straßen- und Land-schaftsbau) – Lernfeld 13: Planen einer Wasserentsorgung:

„Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Dokumentation zur Abwasser-reinigung in einer Gemeinde.“

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121Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

BGJ/k Bautechnik

Fach Hochbau – Lernfeld 3: Mauern eines einschaligen Baukörpers:

„Die Schülerinnen und Schüler treffen Entscheidungen für Baustoffe und die Art des Verbandes. Sie wählen geeignete Materialien zum Abdichten ge-gen Bodenfeuchtigkeit aus und erarbeiten Lösungen für ihren Einbau. In Anlehnung an den Arbeitsablauf erstellen sie eine Auflistung der Arbeits-materialien.“

Fach Hochbau – Lernfeld 4: Herstellen eines Stahlbetonbauteils:

„Die Schülerinnen und Schüler vergleichen Beton mit anderen Baustoffen im Hinblick auf Ästhetik, Tragfähigkeit, Haltbarkeit, Reparaturfreundlich-keit und Umweltverträglichkeit.“

Maurer

Fach Mauerwerksbau (11. Klasse) – Lernfeld: Mauern einer zweischaligen Wand:

„Die Schüler und Schülerinnen planen den Arbeitsablauf zur Ausführung des zweischaligen Mauerwerks und bestimmen den Geräte- und Maschi-neneinsatz.“

Fach Mauerwerksbau (12. Klasse) – Lernfeld: Herstellen einer Natursteinmauer:

„Die Schüler und Schülerinnen stellen Möglichkeiten zur Konstruktion ei-ner Natursteinmauer mit Öffnungen zusammen und entscheiden sich für eine Ausführungsart. Hierbei werden neben konstruktiven und arbeitstech-nischen Gesichtspunkten auch gestalterische und ökologische Überlegun-gen mit einbezogen.“

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122Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Bauwerkssanierung (12. Klasse) – Lernfeld: Instandsetzen und Sanieren eines Bauteiles:

„Die Schüler und Schülerinnen entwickeln Verständnis für den sorgsamen Umgang mit erhaltenswerter Bausubstanz. Sie informieren sich über Bau-stile und deren konstruktive Besonderheiten.“

BGJ/s Holztechnik

Lernfeld 2: Zusammengesetzte Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen herstellen:

„Die Schülerinnen und Schüler prüfen und reflektieren gemeinsam ihren Arbeitsprozess und präsentieren die Arbeitsergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten auch rechnergestützt.“

Lernfeld 3: Produkte aus unterschiedlichen Werkstoffen herstellen:

„Die Schülerinnen und Schüler nutzen Informationen aus technischen Un-terlagen und anderen Medien zu den unterschiedlichen Werkstoffen und bewerten deren Eigenschaften im Vergleich zu Holz und Holzwerkstoffen.“

Lernfeld 4: Kleinmöbel herstellen:

„Die Schülerinnen und Schüler reflektieren und präsentieren auch im Team den gesamten Planungs- und Fertigungsprozess. Sie bewerten das fertige Produkt.“

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123Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Ernährung und Hauswirtschaft

Bäcker

In allen drei Jahrgangsstufen gibt es das Fach „Marketing und Verkauf“, in dem die Kom-munikation mit Kunden, die kundenorientierte Gesprächsführung und das Rollenspiel eine wesentliche Rolle spielen.

Fach Marketing und Verkauf (10. Klasse) – Lernfeld: Gestalten, Werben, Beraten und Verkau-fen:

„Die Schülerinnen und Schüler kennen die wesentliche Bedeutung des Mar-ketings, gestalten und präsentieren Produkte und wenden Kommunikati-onsinstrumente an. Sie beraten Kundinnen/Kunden und berücksichtigen neben lebensmittelrechtlichen, ökonomischen, ökologischen und sensori-schen besonders ernährungsphysiologische Aspekte und führen Nährwert-berechnungen durch. Sie entwickeln geeignete Verkaufsargumente und gehen auf Kundinnen und Kunden ein. Die Schülerinnen und Schüler schlie-ßen berufstypische Kaufverträge (…).“

Fach Marketing und Verkauf (12. Klasse) – Lernfeld: Planen und Durchführen einer Aktions-woche:

„Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Marketingkonzept mit der Zielrichtung „Erlebniskauf in der Bäckerei“ und setzen es um. Dazu entwi-ckeln sie auch Arbeits- und Ablaufpläne. Sie präsentieren verkaufsfördernd ihre Arbeitsergebnisse in der Öffentlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler führen eigenverantwortlich überschaubare Arbeitsaufträge aus und benut-zen dabei unter anderem Informations- und Kommunikationssysteme.“

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124Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Konditor

Wie im Ausbildungsberuf Bäcker gibt es in allen drei Jahrgangsstufen das Fach „Marketing und Verkauf“, in dem die Kommunikation mit Kunden, die kundenorientierte Gesprächs-führung und das Rollenspiel eine wesentliche Rolle spielen.

Fach Marketing und Verkauf (10. Klasse) – Lernfeld: Gestalten, Werben, Beraten und Verkaufen:

„Die Schülerinnen und Schüler kennen die wesentliche Bedeutung des Mar-ketings, gestalten und präsentieren Produkte und wenden Kommunikati-onsinstrumente an. Sie beraten Kundinnen/Kunden und berücksichtigen neben lebensmittelrechtlichen, ökonomischen, ökologischen und sensori-schen besonders ernährungsphysiologische Aspekte und führen Nährwert-berechnungen durch. Sie entwickeln geeignete Verkaufsargumente und ge-hen auf Kundinnen und Kunden ein. Die Schülerinnen und Schüler schlie-ßen berufstypische Kaufverträge (…).“

Fach Marketing und Verkauf (11. Klasse) – Lernfeld: Entwerfen und Herstellen von Torten und Desserts, Teil A:

„Die im Fach „Feine Backwaren“ zubereiteten Produkte präsentieren und verkaufen sie. ImRahmen der Kundenberatung empfehlen sie korrespon-dierende Getränke.“

Fach Marketing und Verkauf (12. Klasse) – Lernfeld: Planen und Durchführen einer Aktionswoche:

„Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Marketingkonzept mit der Zielrichtung „Erlebniskauf in der Konditorei“ und setzen es um. Dazu ent-wickeln sie auch Arbeits- und Ablaufpläne. Sie präsentieren verkaufsför-dernd ihre Arbeitsergebnisse in der Öffentlichkeit.“

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125Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Koch

„Kennzeichnend für die Ausbildungsberufe des Hotel- und Gaststättenbe-reichs ist, dass nicht ein Produkt, sondern der Gast im Mittelpunkt der Ar-beit steht. Dies hat zur Folge, dass die Lerninhalte möglichst unter dem As-pekt des gastorientierten Handelns zu vermitteln sind.“

Diesen Satz findet man in den berufsbezogenen Vorbemerkungen der Ausbildungsberufe des Hotel- und Gaststättenbereichs. Diese Lehrpläne sind noch nicht neu geordnet. Über alle Jahrgangsstufen findet man in den Lerngebieten sowohl in der Fachtheorie als auch in der Praktischen Fachkunde als Lernziele das Erlernen der Kommunikation mit Kunden, die kundenorientierte Gesprächsführung, das Rollenspiel und die Präsentation. Einige ausge-wählte Beispiele:

10.2 Gemüse einkaufen, vorbereiten, zubereiten und gastgerecht präsentieren:

„Zum Thema Gemüsegerichte sollen sie ein Beratungsgespräch führen.“

10.3 Kleine kalte Speisen herstellen und mit alkoholfreien Getränken gastgerecht präsentie-ren:

„Die Schüler und Schülerinnen sollen Gäste bei der Auswahl alkoholfreier Getränke beraten.“

10.4 Kleine warme Speisen herstellen und mit alkoholischen Getränken gastgerecht präsen-tieren:

„Die Schüler und Schülerinnen sollen Gäste bei der Auswahl alkoholischer Getränke beraten. (…)Dabei sollen sie sich ihrer Rolle als Gastgeber bewusst werden.“

10.5 Frühstücksgerichte und -getränke vorbereiten, zubereiten und gastgerecht präsentieren:

„Im Frühstücksservice sollen sie Gäste bei der Auswahl des Heißgetränks beraten.“

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126Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

11.5 Kalte und warme Büfetts:

„Die Schüler und Schülerinnen (… ) üben sich darin, Gäste am Büfett fach-gerecht zu beraten.“

12.3 Bankett:

„Die Schüler und Schülerinnen sollen Gäste in einem Verkaufsgespräch über die Zusammenstellung eines Banketts beraten können.“

BGJ Hauswirtschaft, Hauswirtschafter

Besonders in dem Fach „Erziehung und Beratung“ spielen in allen drei Jahrgangsstufen die Kommunikation und das Rollenspiel eine wesentliche Rolle.

Fach Erziehung und Betreuung (10. Klasse) – Lernfeld: Personen individuell wahrnehmen und beobachten:

„Über Selbst- und Fremdwahrnehmung entwickeln sie Kommunikations-vermögen und stimmen ihr Verhalten und ihren Kommunikationsstil auf die jeweilige berufliche Situation ab. Ihre eigenen Interessen lernen sie an-gemessen wahrzunehmen, abzuwägen und zu artikulieren.“

Fach Erziehung und Betreuung (11. Klasse) – Lernfeld: Kinder und Jugendliche individuell betreuen:

„Im Umgang mit gesunden und kranken Kindern und Jugendlichen han-deln sie situationsgerecht und wählen den Bedürfnissen und Interessen entsprechend Angebote aus. Bei den anfallenden hauswirtschaftlichen Ar-beiten beziehen sie die Kinder und Jugendlichen mit ein.“

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127Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Berufsschule

Fach Erziehung und Betreuung (12. Klasse) – Lernfeld: Erwachsene und Pflegebedürftige individuell betreuen:

„Ausgehend von den Bedürfnissen der jeweiligen Personen motivieren sie diese möglichst zur Eigenaktivität. Bei der Erfüllung ihrer Betreuungsauf-gaben stellen sie sich auf die gegebene Situation ein, akzeptieren die Eigen-heiten dieser Personengruppe und berücksichtigen deren Gesundheitszu-stand. Sie zeigen bei den Betreuungsleistungen Geduld, verfolgen aber auch konsequent die notwendigen Ziele und Aufgaben. Bei Bedarf arbeiten sie konstruktiv in multiprofessionellen Teams mit.“

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128Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

5 .3 . FA C H L E H R P L ä N E FA C H S C H U L E

Bautechnik

An dem folgenden Beispiel aus dem Entwurf des Lehrplans für die Fachschule für Bautech-nik soll gezeigt werden, wie das Medium Hörfunk in der beruflichen Weiterbildung in den fachlichen Unterricht eingebettet werden kann. Hierzu finden Sie in Punkt 2.2.4 das Unter-richtsbeispiel „Münchener Baugeschichten analysieren“.

Fach Baugeschichte (2. Schuljahr) – Lernfeld: Analysieren von Gebäuden hinsichtlich bau-geschichtlicher Epochen:

„Die Schülerinnen und Schüler analysieren ausgewählte Bauobjekte in Be-zug auf ihren baugeschichtlichen Zusammenhang und ordnen Baustile und Konstruktionsmerkmale einer Zeitepoche zu. Sie unterscheiden die Stilepo-chen und setzen sich mit dem kulturgeschichtlichen Hintergrund ausein-ander. Sie nutzen unterschiedliche Medien- und Informationsangebote. Sie führen Recherchen durch und erstellen eine Präsentation für ein aus-gewähltes Gebäude. (…) Sie präsentieren ihre Projektarbeit und entwickeln eine persönliche Wertschätzung gegenüber der jeweiligen Epoche.“

lehrplan Deutsch für die Wirtschaftsschule

In der Wirtschaftschule ist der Deutschlehrplan ebenso wie in der Berufsschule kompeten-zorientiert aufgebaut. Die vier Kompetenzbereiche (1) Sprechen und Zuhören, (2) Schrei-ben, (3) Lesen – mit Texten und Medien umgehen und (4) Sprache und Sprachgebrauch (?) geben die Kompetenzen vor, die die Schüler am Ende eines Bildungsabschnitts nachhaltig erworben haben sollen. Nachstehend erfolgt eine Zusammenstellung aus eben diesen vier Kompetenzbereichen, die die Implementation des Mediums Hörfunk in den Unterricht rechtfertigen.

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129Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

Sprechen und Zuhören

Die Schülerinnen und Schüler bewältigen Kommunikationssituationen in persönlichen, beruflichen und öffentlichen Zusammenhängen angemessen und adressatengerecht.

Zu anderen sprechen

– über einen differenzierten Wortschatz verfügen (jahrgangsstufengemäß an-spruchsvoller)

– eigene Gedanken, Wünsche und Meinungen jahrgangsstufengemäß anspruchsvol-ler sach- und situationsangemessen artikulieren

– Informationen einholen, zusammenfassen und an andere weitergeben: Filminhalte, aktuelle Berichte, Nachrichten, Interviews aus den Medien, Talk-Shows, Sachbücher, einfache Fachliteratur (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

– Inhalt jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller literarischer Texte zusammenfas-sen, wiedergeben (ab 8. Jgst.) und bewerten (ab 9. Jgst.)

– verschiedene Formen mündlicher Darstellung unterscheiden und anwenden, insbesondere erzählen, berichten, informieren, beschreiben, schildern (7./8. Jgst.); appellieren, argumentieren und erörtern (9./10. Jgst.)

– Wirkungen der Redeweise situations- und adressatengerecht anwenden: Lautstär-ke, Betonung, Sprechtempo, Klangfarbe, Stimmführung, Körpersprache (jahrgangs-stufengemäß anspruchsvoller)

– Entschuldigung, Beschwerde (7. Jgst.); Interview, Kontoeröffnung bei einer Bank (8. Jgst.); Vorstellungsgespräch, Bewerbungsgespräch (9. Jgst.); Gesprächsleitung (10. Jgst.)

Vor anderen sprechen

– Kurzdarstellungen und Kurzreferate möglichst frei und anschaulich vortragen, ggf. mit Hilfe eines Stichwortzettels/einer Gliederung und geeignetem Anschauungs-material (ab 7. Jgst.), Informationsblatt für die Mitschüler, Angeben wichtiger Infor-mationsquellen (ab 8. Jgst.), längere freie Redebeiträge leisten (ab 9. Jgst.)

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130Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

– sprachliche und außersprachliche Gestaltungsmittel bewusst und situationsange-messen einsetzen (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

– mit Argumenten für etwas eintreten: argumentieren und Diskussionsergebnisse zusammenfassen (ab 9. Jgst.)

– zu Sachverhalten oder Problemen begründet Stellung nehmen: Berufsbilder oder eigene Berufswünsche vorstellen, sich zu aktuellen gesellschaftlichen oder poli-tischen Problemen unter Berücksichtigung aktueller Ereignisse aus den Medien äußern (ab 9. Jgst.)

Mit anderen sprechen

– sich konstruktiv an einem Gespräch beteiligen, Gesprächsstrategien und Verhal-tensregeln jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller üben: Anfrage wegen eines Betriebspraktikums (8. Jgst.), Vorstellungsgespräch, geschäftliches Telefongespräch, Streitgespräch (9. Jgst.), Gespräche mit Vorgesetzten, Smalltalk, Betriebsbespre-chungen und Prüfungsgespräche (10. Jgst.)

– Grundtechniken für die Teilnahme an einer Diskussion jahrgangsstufengemäß an-spruchsvoller üben: einfache Argumentationstechniken anwenden, grundlegende Diskussionsregeln anerkennen (8. Jgst.), Gesprächs- und Diskussionsregeln festigen (9. Jgst.), Diskussionen sach- und situationsangemessen leiten (10. Jgst.)

– zum Gehörten gezielte Fragen stellen: Erstellen eines Berichts, einer Reportage o. ä. (8. Jgst.), notwendige Informationen beschaffen und Stellung nehmen (9. Jgst.)

– kriterienorientiert jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller das eigene Gesprächs-verhalten und das anderer beobachten, reflektieren und bewerten: Verständigungs-probleme aufgrund unterschiedlicher Sprachcodes erkennen (7. Jgst.), Situationen und Texte auch szenisch darstellen (9./10. Jgst.)

– verschiedene Gesprächsverläufe, auch eigene Erlebnisse und Haltungen, darstellen und bewerten (7. Jgst.), unterschiedliche Rollenspiele bewältigen und reflektieren (8. Jgst.), Argumentationstechniken anwenden, eigene Ansichten begründet und nachvollziehbar vertreten (9. Jgst.)

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131Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

Verstehend zuhören

– längere Gesprächsbeiträge anderer verfolgen (jahrgangsstufengemäß anspruchs-voller)

– wesentliche Informationen aus gesprochenen Texten aufnehmen und differenziert verarbeiten: Protokoll, Interview, Diskussionsrunde und Zusammenfassung von Dis-kussionsergebnissen (ab 8. Jgst., jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

– Aufmerksamkeit für verbale und nonverbale Äußerungen jahrgangsstufengemäß vertiefter zeigen

Schreiben

Die Schülerinnen und Schüler kennen die vielfältigen Möglichkeiten des Schreibens als Mittel der Kommunikation, der Darstellung und der Reflexion und verfassen selbst adres-satengerecht Texte.

Texte planen und entwerfen

– sich gemäß der Aufgabenstellung ein Schreibziel setzen und einen Schreibplan erstellen (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

– ziel-, adressaten- und situationsbezogen schreiben (jahrgangsstufengemäß an-spruchsvoller)

Texte schreiben

– erlebte oder erdachte Ereignisse erzählen, z. B. in Form einer Erlebniserzählung, eines Tagebucheintrags oder eines persönlichen Briefs

– über Ereignisse aus dem eigenen Erfahrungsbereich berichten, z. B. anlässlich einer Klassenfahrt oder Schulveranstaltung

– Beschreibungen von Gegenständen und Vorgängen verfassen

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132Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

– kürzere Sachtexte selbstständig und mit eigenen Worten zusammenfassen und inhaltlich erschließen

– Sketche auf der Grundlage aktueller Ereignisse oder der eigenen Lebenssituation verfassen und in geeignetem Rahmen vorführen (9. Jgst.)

– anhand vorgegebener literarischer Vorbilder eigene Gedichte zu selbst gewählten oder vorgegebenen Themen verfassen (10. Jgst.)

– informierende, kommentierende und appellierende Gebrauchs- und Mischtexte wie Glosse, Bericht, Kommentar, Reportage, Leserbrief oder Werbeanzeige anhand vor-gegebener Aufgabenstellungen analysieren, vergleichen und beurteilen (10. Jgst.)

Texte überarbeiten

– je nach Textsorte auf angemessene Wortwahl und angemessenen Schreibstil ach-ten (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

– Inhalt entsprechend der für die Textsorte typischen Merkmale gestalten (jahr-gangsstufengemäß anspruchsvoller)

– Erzählungen selbstständig in Dialoge umwandeln und dabei vor allem auf eine dem Charakter der jeweiligen Figur angemessene Wortwahl, ggf. unter Einbezie-hung von Dialekt, einen für die wörtliche Rede typischen Satzbau und eine schlüssi-ge Darstellung des Geschehens achten (ab 8. Jgst.)

Lesen – mit Texten und Medien umgehen

Die Schülerinnen und Schüler verfügen über grundlegende Verfahren für das Verstehen von Texten, was Leseinteresse sowie Lesefreude fördert und zur Ausbildung von Empathie und Fremdverstehen beiträgt. Der Erwerb von Kenntnissen über den Medienmarkt führt zu einer überlegten Nutzung der Massenmedien und befähigt dazu, Informationen zu ge-winnen und kritisch zu beurteilen.

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133Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

Medien verstehen und nutzen

– Einflüsse von Medien wie Tageszeitung, Zeitschrift, Fernsehen, Film, Internet, Vi-deo, PC auf den Einzelnen erkennen, sich mit der eigenen Mediennutzung kritisch auseinandersetzen und Medien situationsabhängig sinnvoll und kritisch nutzen (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller): z.B. Computerspiele untersuchen und bewerten (7. Jgst.); Vor- und Nachteile der elektronischen Medien gegenüber den Printmedien beschreiben und Merkmale einer Vorabendserie im Fernsehen unter-suchen und bewerten (9. Jgst.); Vorteile der elektronischen Medien und der Print-medien bewusst nutzen (10. Jgst.)

– Medien als Informationsquellen, zur Präsentation und zur ästhetischen Produktion nutzen (jahrgangsstufengemäß anspruchsvoller)

Sprache und Sprachgebrauch untersuchen

Die Schülerinnen und Schüler denken über Sprache und Sprachgebrauch nach, um das Komplexe Erscheinungsbild des eigenen und fremden sprachlichen Handelns und die Be-dingungen, unter denen es zustande kommt bzw. aufgenommen wird, zu verstehen und für die eigene Sprachentwicklung zu nutzen.

Äußerungen/Texte in Verwendungszusammenhängen reflektieren und bewusst gestalten

– über einen jahrgangsstufengemäß differenzierten Wortschatz verfügen, auch über Fremdwörter und Fachbegriffe

und in der

7. Jahrgangstufe:

– Grundlagen für das Gelingen von Kommunikation in mündlichen oder schriftlichen Mitteilungen aus privatem oder öffentlichem Anlass erkennen und berücksichtigen

– Wortschatz, Satzbau und Stil in informierenden, darstellenden, unterhaltenden und ästhetischen Texten ermitteln und mit Blick auf die Textfunktion analysieren

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134Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

– gesprochene und geschriebene Sprache, Standard-, Umgangs-, Gruppensprache und Dialekt differenzieren, werten und verwenden

– dialogische, erzählende und erklärende Darstellungsweisen unterscheiden und gestalten

8. Jahrgangstufe:

– empfänger- und zweckorientiert kommunizieren: sachliche, ggf. empathische Text-gestaltung

– anspruchsvollere Texte mündlich und schriftlich erfassen und produzieren: expli-zierende, normative und argumentierende Texte

– stilistische Besonderheiten erkennen: normative und ästhetische Texte, die Bedeu-tung von Fachsprachen und Fremdwörtern

9. Jahrgangstufe:

– überreden und überzeugen: informierende, argumentierende und appellierende sprachliche Beeinflussung aus der Sicht des Rezipienten und der des Autors wahr-nehmen und einschätzen

– Elemente der Meinungsäußerung und der Stellungnahme im Wortschatz zur Ver-fügung haben

– unterschiedliche Stilebenen in argumentierenden/kommentierenden und appella-tiven Texten vergleichen, die Sonderrolle von Ironie und Satire verstehen

– sich der Sprachveränderung bewusst sein und sie bewerten: historischer Sprach-wandel, gruppensprachliche und mundartliche Phänomene, Anglizismen

10. Jahrgangstufe:

– Inhalts- und Beziehungsebene vertieft erschließen und einordnen: Autorintention und Adressatenbezug

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135Verbindliche Vorgaben | Fachlehrpläne Fachschule

– Unterschiede in der Stilebene und der Sprechweise kennen

– Erscheinungen des Sprachwandels und ihre Auswirkungen auf die Gegenwarts-sprache

– erkennen: historische und aktuelle fremdsprachliche Einflüsse, Bedeutungswandel, Euphemismen

– argumentierende, kommentierende, appellative Textfunktionen als Formen sprach-licher Beeinflussung aufzeigen

– um sprachliche Strukturen der ästhetischen Textfunktion wissen: Formung, Rhyth-misierung, Bildhaftigkeit, Eindringlichkeit

– Bedeutung nonverbaler Kommunikationselemente beachten

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

… die Schülerinnen und Schüler all ihre Erfahrungen und ihr Können anwenden, aber auch entfalten können.

Sabine Siedentop

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137Bewertungskriterien

6. Bewertungskriterien

BewertungskriterienvonGruppenarbeitenwurdenschonineinigenHandrei-chungendesiSBausgiebigerläutert.imberuflichenBildungsbereichwirdaufdieHandreichung„DasFachProjektarbeitanWirtschaftsschulen“verwiesen,dieimFolgendenzitiertwird.

Allgemeines

Im Hinblick auf eine Benotung wird sowohl der Projektprozess als auch das Projektziel berücksichtigt. Die Bewertungskriterien für die Notengebung sollten vorab gemeinsam entwickelt werden und für alle Beteiligten und Nichtbeteiligten transparent und nachvoll-ziehbar sein. Sie sollten in schriftlicher Form abgefasst und ausgehändigt bzw. ausgehängt werden.

Voraussetzung für die Bewertung ist die Beobachtung

– der Schlüsselqualifikationen (Kommunikations- und Teamfähigkeit, – Selbstständigkeit, Problemlösungskompetenz) – der Fähigkeit zur Reflexion der eigenen Leistung – des Engagements – der Motivation – des individuellen Lernfortschritts.

Der Lehrer beobachtet den Schüler in den einzelnen Phasen. Eine Nachvollziehbarkeit von Teilleistungen einzelner Schüler wird dadurch möglich. Die einzelnen Beobachtungen müssen in einem Beobachtungsbogen (Anlage 1) festgehalten und ausgewertet werden. Eine bewährte Form ist die Vergabe von + (z. B. 4 Punkte), o (2 Punkte) und – (0 Punkte), da eine solche Beurteilung leicht und schnell vorgenommen werden kann. Anschließend wird

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138Bewertungskriterien

die Durchschnittspunktzahl für jedes Kriterium in den Bewertungsbogen (Anlage 2 und 3) eingetragen. Auffälligkeiten können so schnell erkannt und es kann unmittelbar darauf reagiert werden. Hierbei wird ein persönliches Gespräch mit den Schülern empfohlen.

Neben der Lehrerbeobachtung sollten die Schüler eine Einschätzung des Projektverlaufs bzw. ihres Beitrags zum Ergebnis abgeben.

Vorteile hierbei sind

– die Kenntlichmachung der Reflexionsfähigkeit der Schüler – das Erkennen von Fehlern und Schwachstellen

im Projektverlauf bzw. im Endprodukt – die Aktivierung von Denkprozessen, um

Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten.

Benotung

Für die Benotung des Projektziels müssen im Vorfeld quantifizierbare Anforderungen festgelegt werden. Eine Nichterreichung des Projektziels kann unterschiedliche Ursachen haben, die in der Benotung berücksichtigt werden. Externe Ursachen (= vom Schüler nicht zu vertretende Ursachen wie Krankheit, Streik im Betrieb …) fließen dabei nicht in die Notenbildung ein. Vom Schüler zu vertretende Ursachen (falscher Zeitplan, Zielüberschät-zung, falsche Schwerpunktsetzung …) wiederum haben einen negativen Einfluss auf die Benotung.

Wichtig ist die Erstellung von Bewertungsbögen für Zwischenergebnisse und/oder Ender-gebnisse (Bewertungsbögen Anlage 2, 3 und Beispiel aus einem Radioprojekt siehe Anla-ge 4).

Die Bewertung einer Präsentation könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen:

Jeder Schüler erarbeitet innerhalb seiner Gruppe einen individuellen Anteil und über-nimmt einen bestimmten Themenbereich, wobei er auch für seinen Inhalt und die Darbie-tung verantwortlich ist. Dabei sollte der Aufwand innerhalb der Gruppe vergleichbar sein. Daraus ergibt sich die Note für die Einzelleistung (Bewertung nach Vorlage des Bewer-tungsbogens siehe Anlage 3 = Note des Vortrages).

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139Bewertungskriterien

Daneben sollte eine gesonderte Note für die Gestaltung der verwendeten Medien und die Abstimmung mit den anderen Präsentationen (hinsichtlich Präsentationsmedien, Layout, Vermeidung der Aneinanderreihung individueller Einzelpräsentationen…) für jedes Grup-penmitglied gebildet werden.

Diese Einzelnote geht nur über das arithmetische Mittel in die endgültige Gesamtnote ein:

Gesamtnote =3-mal die Note des Vortrages + 1-mal die Note für Medien und Abstimmung

4

Projektabschluss

Der Projektabschluss erfolgt mit der Bekanntgabe der endgültigen Projektnote und einer Diskussion über gemachte Erfahrungen (Projektrückblick/ Verbesserungsvorschläge). Dar-über hinaus sollten die Schüler bei Bestehen ein Zertifikat über das durchgeführte Projekt erhalten (siehe Anlage 5).

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Radioprojekte finde ich toll, weil …

… weil der Schulalltag aufgelockert wird und die Schülerinnen und Schüler viele neue und interessante Dinge kennen lernen.

Wolfgang Kleinhenz

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141Anhang | Tipps für Radioprojekte

7. Anhang

7.1 . T i P P S F Ü R R A D i O P R O J E K T E

http://www.daskannnichtjeder.de die Projektseite mit allen akustischen Berufsporträts aus 18 Schulen in Bayern

http://www.br-online.de/zuhoeren Link auf der rechten Seite: Radioworkshop Online

http://www.mediaculture-online.de/ Schulprojekte aus Baden-Württemberg

http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop Schulradioprojekte aus Österreich

Gemafreie (podsafe) Musik

http:// www.br-online.de/on3radio/ Musik zum Gratis-Downloaden für private und Bildungszwecke

http://www.jamendo.com/de/ Musik zum Download nach Creative-Commons-Lizenzen (deutsch)

http://comixter.org Musik zum Download nach Creative-Commons-Lizenzen (englisch)

https://lizenzshop.gema.de/lipo/produkte/podcast/index.hsp Informationen der Gema zu podcast-Lizenzen

http://de.creativecommons.org/index.php Die Creative-Commons-Lizenzen erklärt

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142Anhang | Literaturverzeichnis

Geräusche zum Download

http://www.hoerspielbox.de

http://www.freesound.org

http://www.tonarchiv.net

7. 2 . L i T E R AT U R V E R Z E i C H N i S

Verlag-Europa Lehrmittel: Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik 28. Auflage, 2004, 42781 Haan-Gruiten

Handreichung für das Fach Projektmanagement an der Fachakademie für Hauswirtschaft; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, 2006

Entwurf eines Lehrplans für das Fach Deutsch an der Berufsschule; Staatsinstitut für Schul-qualität und Bildungsforschung, München, Mai 2009

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Berufsgrundbildungsjahr Elektrotechnik in koope-rativer Form; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in für Betriebstechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in für Geräte und Syste-me/Systemelektroniker; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in für Automatisie-rungstechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

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143Anhang | Literaturverzeichnis

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in für Gebäude- und Infrastruktursysteme; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in für Maschinen und Antriebstechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in Fachrichtung Auto-matisierungstechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Elektroniker/-in Fachrichtung Ener-gie- Gebäudetechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Informationselektroniker/-in; Staats-institut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, August 2001

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Fachinformatiker/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, August 2008

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Kraftfahrzeugmechatroniker/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Anlagenmechaniker/-in für Sani-tär-, Heizungs- und Klimatechnik; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München , Juli 2003

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Metallbauer/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, J uli 2007

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Bauzeichner/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, August 2002

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Berufsgrundbildungsjahr Bautechnik in kooperati-ver Form; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 1999

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Bautechnik/Hochbau: Maurer/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, September 2000

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144Anhang | Literaturverzeichnis

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Berufsgrundbildungsjahr Holztechnik; Staatsinsti-tut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juni 2006

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Bäcker/-in; Staatsinstitut für Schul-qualität und Bildungsforschung, München, Mai 2004

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Konditor/-in; Staatsinstitut für Schul-qualität und Bildungsforschung, München, Mai 2004

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Koch/Köchin; Staatsinstitut für Schul-qualität und Bildungsforschung, München, Februar 1998

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule und Berufsfachschule; Berufsgrundschuljahr Haus-wirtschafter und Berufsfachschule Hauswirtschaft; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, September 2000

Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule; Fachklassen Hauswirtschafter/-in; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, September 2000

Vorentwurf eines Lehrplans für die Fachschule für Bautechnik; 1. und 2. Jahrgangsstufe; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Juli 2008

Lehrplan für die Wirtschaftsschule, Unterrichtsfach: Deutsch; Staatsinstitut für Schulquali-tät und Bildungsforschung, München, März 2007

Das Fach Projektarbeit an Wirtschaftsschulen – Praktische Beispiele für den Unterricht; Handreichung des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung, München 2007

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145Anhang

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Vom Bayerischen Rundfunk initiierte Medienprojekte vermitteln Kompetenzen, die Jugend liche für ihren Bildungsweg brauchen. Projekte dieser Art werden unterstützt durch die Rundfunkgebühren.

Doch Rundfunkgebühren ermöglichen den öff entlich-rechtlichen Sendern noch viel mehr. Rundfunkgebühren geben den Korrespondenten in Bayern, in Deutschland und in aller Welt die Freiheit für unabhängige Berichterstattung über die Tagesaktualität hinaus. Rundfunkgebühren sorgen dafür, dass der Bayerische Rundfunk mit Sendun-gen wie „Ich mach‘s!“ Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützt, mit der On3 Startrampe der jungen bayerischen Bandszene ein Forum bietet und mit Pro-jekten wie „Klasse Klassik“ hervorragende Musiker der eigenen Orchester in Schulen schickt. Rundfunkgebühren helfen dem Bayerischen Rundfunk dabei, seinen Bildungs-auftrag wahrzunehmen.

Danke für Ihre Rundfunkgebühren!