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Ein Service von für Kinder und Teenager für Eltern und Lehrer Die ADHS Wissens-Reihe www.shire.de www.shire.com Shire Deutschland GmbH Friedrichstraße 149 10117 Berlin ADHS Basiswissen für Eltern & Lehrer ADHS Basiswissen für Kinder ADHS Spezial für Eltern ADHS Spezial für Kinder ADHS Spezial für Lehrer 1+1=2 abc ADHS Spezial für Teenager Unsere Broschüre „ADHS Basiswissen für Eltern & Lehrer“ gibt es auch auf Türkisch und Russisch. Für weiterführende Informationen zu ADHS besuchen Sie uns auf www.ADHS-Lebenswelt.de. ADHS Spezial für Lehrer Mat.-Nr.: 5007206 1+1=2 abc

ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

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Page 1: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

Ein Service von

für Kinder und Teenager

für Eltern und Lehrer

Die ADHS Wissens-Reihe

www.shire.dewww.shire.com

Shire Deutschland GmbHFriedrichstraße 14910117 Berlin

Mat

.-Nr

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ADHS Basiswissen für

Eltern & Lehrer

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ADHS Basiswissen für

Kinder

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ADHS Spezial für

Eltern

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ADHS Spezial für

Kinder

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ADHS Spezial für

Lehrer

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ADHS Spezial für

Teenager

RZ_PatBroschuerenTitel.indd 14 17.08.11 15:00

Unsere Broschüre „ADHS Basiswissen für Eltern & Lehrer“ gibt es auch auf Türkisch und Russisch.

Für weiterführende Informationen zu ADHS besuchen Sie uns auf www.ADHS-Lebenswelt.de.

ADHS Spezial für

Lehrer

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1+1=2abc

Page 2: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

gibt es in Ihrer Schule oder in Ihrer Klasse

ein Kind mit ADHS? Das wäre nicht sehr

ungewöhnlich, denn diese Erkrankung ist

bei Kindern in Deutschland gar nicht so

selten.

Kinder mit ADHS möchten genauso wie

andere Kinder in eine Schulklasse integriert

sein, gute Noten haben und mit Freunden

die Pausen verbringen. Ihre Erkrankung

macht ihnen das manchmal aber gar nicht

so einfach.

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, wie

Sie dem Kind dabei helfen können, seinen

„Wünschen“ nachzukommen, dabei aber

gleichzeitig den anderen Kindern der Schul-

klasse und sich selbst gerecht zu werden?

Wir wollen Sie dabei unterstützen. In dieser

Broschüre haben wir für Sie die wichtigsten

Informationen rund um das Thema „Schule

und ADHS“ zusammengestellt. Dabei geht

es u. a. um folgende Themen:

• Wie kann der Unterricht sinnvoll struk-

turiert werden?

• Was ist bei Schulausfl ügen zu beachten?

• Was ist im Umgang mit den Eltern zu

beachten?

• Darf ein Lehrer im Unterricht Medikamente

geben?

Mehr Informationen zur Erkrankung können

Sie in unserer Broschüre „Eltern und Lehrer

Basiswissen“ nachlesen.

Wenn Sie weitere Informationen und Tipps

zum Thema ADHS suchen, lohnt sich ein

Blick auf die letzte Seite. Dort stellen wir

Ihnen weitere Broschüren unserer Reihe vor.

Mehr Informationen zu allen Themen der Reihe

und vieles darüber hinaus erhalten Sie im

Internet unter www.ADHS-Lebenswelt.de.

Kapitel 1:

Defi nition ADHS 4Symptome einer ADHS 5

Kapitel 2:

Schulalltag und 6Hausaufgabenzeit Klassenkameraden 6

Sie sind ein Vorbild 6

ADHS als Unterrichtsthema 7

Konfl ikte neutral besprechen 8

Freundschaften behutsam fördern 8

Elternabende 9

Schulausfl üge 10

Hausaufgaben 12

Kapitel 3:

Lehren 14Sitzplatzwahl 14

Arbeitsaufträge kurz und 15

klar formulieren

Arbeitsmaterialien klar gestalten 15

Konsequenzen und Verstärker 16

Positives Verhalten belohnen 16

Negatives Verhalten bestrafen 17

Konsequenzen festlegen 18

Noten/Leistungsdruck 18

Kapitel 4:

Rechte und 20Pfl ichten Über ADHS reden 20

Medikamente 20

Kapitel 5:

Mit Freude 22Lehrer sein Stressbewältigung 22

Selbsteinschätzung 22

Nobody’s perfect 22

Im Team zusammenarbeiten 23

Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,

Einleitung Inhaltsverzeichnis

2 3

Page 3: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

Die Aufmerksamkeits-Defi zit-/Hyperaktivi-

täts-Störung (ADHS) ist eine der häufi gsten

psychischen Erkrankungen. Von ihr sind

wahrscheinlich zwischen 2,4 % und 6 %

aller Kinder in Deutschland betroffen.

Bei bis zu zwei Dritteln der als Kinder

betroffenen Patienten (49 % bis 66 %)

bleibt die Erkrankung zumindest in Teilen

im Erwachsenenalter weiter bestehen.

Symptome einer ADHSMan verbindet drei Haupt- oder Kernsymp-

tome mit ADHS:

• Unaufmerksamkeit

• Hyperaktivität

• Impulsivität

Diese Symptome können bei den Kindern

ganz unterschiedlich auftreten. So kann ein

Kind mit ADHS hauptsächlich

• unaufmerksam oder

• hyperaktiv und impulsiv sein, oder

• es kann eine Mischung aller Haupt-

symptome aufweisen.

Kinder mit Hyperaktivität, also mit ADHS,

sind der klassische „Zappelphilipp“: Sie

fallen durch ihre körperliche Unruhe auf.

Kinder ohne Hyperaktivität (das wird auch

ADS genannt) sind die sogenannten „Träu-

merchen“: Sie scheinen oft „mit den Gedan-

ken woanders“, trödelig und vergesslich zu

sein.

Kapitel 1

Defi nition ADHS

4 5

Page 4: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

KlassenkameradenKinder mit ADHS haben häufi g durch ihr

Verhalten Schwierigkeiten, Freundschaften

aufzubauen und zu erhalten. Mehr noch als

alle anderen benötigen Kinder mit ADHS

eine Förderung der sozialen und emotiona-

len Kompetenzen. Dabei sollte man nicht

erwarten, dass das Kind zum „Liebling“ der

Klasse wird. Ziel ist es vielmehr, dass die

Kinder sich gegenseitig akzeptieren und

angemessen miteinander umgehen.

Sie sind ein Vorbild Als Lehrer übernehmen Sie in der Klasse

eine besondere Vorbildfunktion. Ihr Umgang

mit der Krankheit und mit dem betroffenen

Kind prägt auch das Verständnis der anderen

Kinder. Anerkennung und Wertschätzung,

ohne das Kind in eine Sonderrolle zu heben,

lassen auch die Mitschüler die positiven

Seiten deutlicher erkennen.

Auf der anderen Seite führen ständige

öffentliche Ermahnungen und Strafen zu

einem deutlich negativeren Bild. Geben Sie

dem Kind die Chance, seine Stärken vor-

zustellen: Lassen Sie es beispielsweise ein

Referat über ein Thema halten, in dem es

sich ganz besonders gut auskennt.

ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der gesamten Klasse

thematisiert werden sollte, ist häufi g proble-

matisch. Einerseits haben viele Lehrer und

Eltern Angst, das Kind zu stigmatisieren. Oft

will auch das Kind nicht, dass den Klassen-

kameraden von der Krankheit erzählt wird.

Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass

Mitschüler häufi g besser mit dem betroffe-

nen Kind umgehen können, wenn sie über

die Hintergründe aufgeklärt werden. Die

Entscheidung darüber, wie mit dem Thema

umgegangen wird, sollten Eltern der betrof-

fene Schüler und Lehrer gemeinsam treffen.

Natürlich darf der Schüler mit ADHS auf

keinen Fall „vorgeführt“ werden.

6 7

Kapitel 2

Schulalltag und Hausaufgabenzeit

6

Page 5: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

Konfl ikte neutral besprechen Es ist wahrscheinlich, dass ein Kind mit

ADHS häufi ger in Konfl iktsituationen gerät.

Zum einen, weil es durch seine Impulsivität

zu starken Reaktionen neigt, zum anderen

aber auch, weil die Mitschüler häufi g sehr

gut die Schwachstellen des betroffenen

Kindes erkennen und diese zum Provozieren

nutzen. Sie sollten aufpassen, dass Sie hier

nicht als Richter eingreifen: Häufi g ist der

Schuldige nicht so einfach auszumachen

und eine gerechte Lösung der Situation

gar nicht möglich. Besser ist es, die Kin-

der zunächst ohne Wertung zu trennen. In

einem späteren Gespräch kann dann geklärt

werden, warum die Kinder streiten, und es

können von allen Beteiligten Lösungsvor-

schläge angehört werden.

Freundschaften behutsam fördernAufkeimende Freundschaften in der Klassen-

gemeinschaft können Sie behutsam fördern,

z. B. indem Sie die Kinder gemeinsam ar-

beiten lassen. Allerdings sollten Sie dabei

vermeiden, dass Kinder ständig mit dem

betroffenen Kind zusammenarbeiten – obwohl

sie das gar nicht wollen, nur weil „es so

gut klappt“. Eine Zusammenarbeit mit dem

betroffenen Kind darf nicht als Strafe für die

anderen Kinder empfunden werden.

ElternabendeEin Kind mit ADHS in der Klasse kostet

viel Ihrer Zeit und Aufmerksamkeit. Die

Mitschüler erzählen mit großer Wahrschein-

lichkeit ihren Eltern von Vorkommnissen und

Schwierigkeiten mit dem ADHS-Kind. Nicht

selten sind diese dann beunruhigt, ob ihr ei-

genes Kind ungestört dem Unterricht folgen

kann und genügend Aufmerksamkeit erhält.

Zusammen mit den Eltern des betroffenen

Kindes kann hier überlegt werden, ob es

sinnvoll ist, die anderen Eltern aufzuklären

und z. B. einen Informationsabend über

ADHS zu veranstalten. Bei einem Konfl ikt

oder sogar einer „Frontenbildung“ zwischen

den Eltern sollten Sie vorsichtig agieren.

Wenn Sie hier zu sehr für einen Teil Partei

ergreifen, könnten Sie sich in eine schwieri-

ge Situation manövrieren: Beide Fraktionen

würden ungehalten reagieren, wenn sie das

Gefühl haben, dass sie auf der „anderen

Seite stehen“.

Grundsätzlich sollte gelten, dass Sie unab-

hängig von allen Elternmeinungen entschei-

den, wie in der Schule mit der Erkrankung

und den daraus entstehenden Problemen

umgegangen wird.

8 9

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Klassenfahrt

10 11

Schulausfl üge Eine gemeinsame Klassenfahrt ist ein prä-

gendes Ereignis für alle Schüler: Für viele ist

es die erste Reise ohne die Eltern. Für Sie

als Lehrer bedeutet eine Klassenfahrt aber

auch viel Vorbereitung, Arbeit und Verant-

wortung. Befi ndet sich unter den Schülern

ein Kind mit ADHS, kommen schnell Zweifel

auf, ob man den Betreuungsaufwand für die

gesamte Klasse und das betroffene Kind

noch leisten kann − insbesondere, da Kin-

der mit ADHS durch ihre Impulsivität einem

höheren Risiko für Unfälle und Verletzungen

unterliegen.

Trotzdem sollte ein Ausschluss von der Klas-

senfahrt nur als allerletzte Option in Betracht

gezogen werden. Lässt man das Kind nicht

mitfahren, wird sich das auf Ihr Verhältnis zu

dem Schüler auswirken und seine Außensei-

terrolle in der Klasse verstärken.

Besser ist es, alle Möglichkeiten auszu-

schöpfen:

• Ist es möglich, dass ein Elternteil mitfährt?

• Gibt es andere Möglichkeiten, das

Betreuungspersonal aufzustocken?

• Kann man mit dem Kind feste Abma-

chungen bzw. „Verträge“ schließen?

• Kann man mit den Eltern eine Art Hotline

einrichten, sodass diese ständig für Sie

erreichbar sind?

• Ist es möglich, das Kind zunächst mitzu-

nehmen und mit den Eltern zu verab-

reden, dass es im Krisenfall vorzeitig

nach Hause fährt bzw. abgeholt wird?

Fährt ein ADHS-Kind mit auf die Klassen-

fahrt, sollte man daran denken, dass die

Grundregeln für den Unterricht auch – oder

sogar besonders − in einer fremden Umge-

bung gelten. Am besten unterhalten Sie sich

vorher intensiv mit den Eltern, wo Knack-

punkte bestehen, die Sie vielleicht im Um-

gang mit dem Kind noch nicht kennen.

Das Kind braucht sehr viel Struktur, um

einen geregelten Tagesablauf zu bewältigen.

Das beginnt bei einer intensiven Vorberei-

tung: Jeder Tag sollte feste Abläufe haben,

die immer gleich sind. Bei den wechselnden

Programmpunkten kann ein Klassenfahrts-

plan helfen, der ähnlich wie der Stundenplan

genau den Tag strukturiert. Passen Sie bei

Bedarf den Tagesablauf an: Wenn das Kind

z. B. von zu viel Input überfordert wird, soll-

ten Ruhephasen eingebaut werden.

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HausaufgabenHausaufgaben sind für viele Kinder mit

ADHS die schlimmste Strafe. Sie dauern

oft wesentlich länger als bei ihren Klas-

senkameraden und sind dann noch nicht

einmal von Erfolg gekrönt. Die Schwierig-

keiten beginnen schon beim Notieren der

Hausaufgaben in der Schulstunde: Häufi g

wissen die Kinder gar nicht erst, ob und

was sie aufbekommen haben.

Für die Eltern wird die Hausaufgabenzeit

genauso zur Geduldsprobe: Ständiges

Ermahnen, Aufpassen und Überwachen.

Nicht selten führt das gemeinsame „Haus-

aufgaben machen“ zu einem handfesten

Streit oder den gefürchteten Wutausbrü-

chen des Kindes. Diese Problematik kann

sogar dazu führen, dass die Eltern lieber

die Hausaufgaben vernachlässigen, als

sich auf den täglichen Kampf mit dem Kind

einzulassen.

Ratschläge an die Eltern

Wenn die Eltern offen für Ratschläge sind,

können folgende Tipps für die Hausaufga-

benzeit helfen:

• Die Eltern sollten in der Nähe oder dabei

sein, wenn das Kind Hausaufgaben macht.

• Das Kind sollte immer am gleichen

Arbeitsplatz, idealerweise am Schreib-

tisch, sitzen. Der Platz sollte schon vorher,

z. B. am Abend davor, aufgeräumt und

möglichst leer sein.

• Eine regelmäßige Hausaufgabenzeit,

z. B. immer nach dem Essen, hilft, sie als

festen Tagespunkt zur Routine werden zu

lassen. Je später der Tag desto geringer

wird die Konzentration, deshalb sollte der

Zeitrahmen nicht zu spät gelegt werden.

• Ablenkung während der Hausaufgaben

sollten vermieden werden. Dabei ist es

wichtig an alle Sinne zu denken, beson-

ders an Sehen und Hören.

• Klare Regeln festlegen: Kein Spielen, Essen,

Telefonieren oder andere „Ablenkungen“

während der Hausaufgaben.

• Feste Mini-Pausen zur Erholung helfen

dem Kind, z. B. jede halbe Stunde

5 Minuten Pause. Dauern die Hausauf-

gaben länger als eine Stunde, sollte eine

große Pause von 15 Minuten eingeplant

werden.

• Genau wie in der Schule sollten alle

Bemühungen und Anstrengungen des

Kindes anerkannt werden, auch wenn die

Ergebnisse vielleicht noch verbesserungs-

würdig sind.

12 13

HausaufgabenHausaufgabenHausaufgaben

Hausaufgaben

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1+1=2

abc

1.

3.

2.

Um den speziellen Problemen eines Kindes

mit ADHS vorzubeugen oder zu begegnen,

kann es helfen, gewisse Taktiken im Unter-

richt einzusetzen. Auf den ersten Blick wirkt

es oft so, als ob diese Maßnahmen lediglich

zusätzlichen Einsatz und Mehrarbeit für Sie

bedeuten. Bedenkt man jedoch, wie anstren-

gend die ständigen Störungen und Sonder-

aufforderungen den Unterricht machen, kann

sich der Einsatz besonderer Lehrformen

auf lange Sicht lohnen. Durch erfolgreiche

Strategien im Umgang mit dem Kind können

Sie zu einem „entspannteren“ Unterricht

zurückfi nden.

SitzplatzwahlDadurch, dass der Schüler mit ADHS leicht

ablenkbar ist, ist schon die Sitzplatzwahl von

entscheidender Bedeutung. Das Kind sollte

möglichst nah bei Ihnen sitzen, damit Sie

es besser unterstützen und in schwierigen

Situationen eingreifen können.

Es sollten auch mögliche Ablenkungen be-

rücksichtigt werden, z. B. ein Fenster oder

Bücherregal direkt neben dem Sitzplatz. An

Gruppentischen wird das Kind sehr wahr-

scheinlich wesentlich mehr abgelenkt als an

einem Einzelplatz. Häufi ge Sitzplatzwechsel

sind ebenfalls ungünstig für ein Kind mit

ADHS, da eine neue Umgebung auch neue

Eindrücke bedeutet.

Mehr noch als bei Kindern ohne ADHS

sollten auf dem Tisch grundsätzlich nur die

benötigten Arbeitsmaterialien liegen: Spiel-

sachen, Andenken oder Arbeitsmaterialien

anderer Fächer gehören nicht dazu.

Arbeitsaufträge kurz und klar formulieren Viele Kinder mit ADHS haben Schwierig-

keiten, sich verbale Arbeitsanweisungen zu

merken. Lange Aneinanderreihungen von

Aufgaben bleiben einfach nicht hängen.

Besser ist, wenn Sie die unterschiedlichen

Arbeitsschritte einzeln ansagen und abwarten,

bis diese erledigt sind. Eine Anweisung,

einen Text zu lesen, könnte also folgender-

maßen aufgeteilt werden: „Holt das Buch

aus der Schultasche.“ Abwarten, bis alle

Kinder diese Aufgabe erledigt haben. „Öffnet

es auf Seite 20.“ Und so weiter.

Arbeitsmaterialien klar gestalten Jeder Lehrer weiß, dass eine ansprechende

Präsentation des Lehrstoffs die Motivation

der Schüler erhöhen kann. Bei Kindern mit

ADHS sollte jedoch der Fokus darauf ge-

legt werden, dass die Arbeitsblätter knapp,

eindeutig und gut verständlich formuliert

sind. Bunte Bilder oder eine außergewöhn-

liche Gestaltung lenken diese Kinder eher

vom Inhalt ab, anstatt sie für die Aufgabe zu

begeistern. Idealerweise wird immer nur eine

Aufgabe pro Blatt gestellt, alternativ kann

man auch mit gefalteten Blättern arbeiten:

Wenn immer nur eine Aufgabe zu sehen ist,

lenken die Anweisungen für spätere Schritte

nicht ab.

Kapitel 3

Lehren

14 15

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Konsequenzen und Verstärker Egal, wie viele Bemühungen man in die Ar-

beit mit Schülern mit ADHS investiert, es

wird immer Rückschläge geben. Bei Fehl-

verhalten des Kindes fühlen sich viele Lehrer

hilfl os, besonders bei Schülern mit ADHS:

Verbale Zurechtweisungen kommen nicht

an, klassische Strafen wie Zusatzaufgaben

oder Nachsitzen haben keinerlei positiven

Effekt. Ein Ansatz, mit dem viele Lehrer gute

Erfahrungen gemacht haben, sind positive

und negative Verstärker.

Positives Verhalten belohnenMehr noch als bei anderen Schülern ist

es bei ADHS-Kindern wichtig, nicht nur

negatives Verhalten zu bestrafen, sondern

insbesondere positives Verhalten zu fördern.

Deshalb sollte man seinen Blick für alle

Situationen und Aufgaben – ob groß oder

klein – schärfen, die der Schüler gut oder

besser als zuvor löst.

Als Anreiz für die Veränderungen können

ganz unterschiedliche Dinge genutzt wer-

den: von freundlichen Gesten wie einem

bestätigenden Lächeln über verbales Lob

bis hin zu materiellen Belohnungen. Manche

Lehrer führen z. B. „Schatzkisten“ mit klei-

nen Aufmerksamkeiten wie Überraschungs-

eier-Figuren, Aufklebern oder Geduldsspie-

len. Mit positivem Verhalten können Punkte

erarbeitet und ab einer gewissen Punktzahl

gegen einen Gegenstand aus der Schatzkiste

eingelöst werden. Als positive Verstärker

können auch Belohnungen genutzt werden,

nach dem Motto „Wenn du zwei Absätze

gelesen hast, darfst du fünf Minuten das

Lernspiel am Computer spielen.“

Negatives Verhalten bestrafenDie Verstärkung von positivem Verhalten

wird in den meisten Fällen allein leider nicht

ausreichen. Negative Verhaltensweisen, die

sich eingeschlichen haben, müssen verhin-

dert oder verringert werden. Als negative

Konsequenzen können z. B. besondere

Privilegien entzogen werden. Direkt mit dem

Fehlverhalten in Zusammenhang stehende

Konsequenzen eignen sich, um das Fehl-

verhalten wieder gutzumachen. Ein Beispiel

wäre das Fegen des Klassenraumes, nach-

dem mit Papierschnipseln geschmissen

wurde.

Bei den klassischen schriftlichen Strafarbei-

ten sollte man bedenken, dass der Schüler

diese sehr ungern macht und sie vielleicht

gerade deshalb gar nicht löst. In der Folge

eskaliert die Situation lediglich weiter. Eine

andere Möglichkeit, versäumten Stoff nach-

zuholen, ist begleitetes Nachsitzen: Wenn

man sich im Kollegium zusammentut und

bei der Betreuung abwechselt, bleibt der

Arbeitsaufwand hierfür auch realisierbar.

16 17

Page 10: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

Ziel

Konsequenzen festlegen Auch bei Fehlverhalten in der Schule ist für

das betroffene Kind eine klare Transparenz

und Konsequenz wichtig. So sollte im Voraus

für typische Verhaltensweisen festgehalten

werden, welche Konsequenzen darauf folgen –

besonders bei negativen Verhaltensweisen,

z. B. dass das Herumlaufen während des

Unterrichts einen Belohnungspunkt kostet.

Noten/Leistungsdruck Häufi g sind Probleme und Konfl ikte zwi-

schen Kindern mit ADHS und ihren Be-

zugspersonen Abwärtsspiralen: Je mehr die

Kinder für Fehlverhalten kritisiert werden,

desto mehr verstecken sie sich hinter einer

Abwehrhaltung, auf die das Gegenüber

wiederum mit Ärger reagiert. So schaukeln

sich Konfl ikte hoch – im schlimmsten Fall bis

zur völligen Leistungsverweigerung.

Verständlicherweise nehmen die ständigen

Misserfolge den Kindern die Motivation: Sie

brauchen, wie jedes Kind, Zuspruch und

Erfolgserlebnisse, um wieder Freude am

Lernen zu haben.

Um den Kindern diese Momente zu ermögli-

chen, gibt es verschiedene Wege: Zunächst

sollten bei Zielvereinbarungen die Fähigkei-

ten und Ressourcen des Kindes realistisch

eingeschätzt und nur erreichbare Ziele fest-

gelegt werden.

Grundsätzlich sollten zunächst die Bemü-

hungen des Kindes beachtet und erst im

zweiten Schritt Fehler bewertet werden,

z. B. das Kind bei einem Diktat zuerst loben,

dass es überhaupt durchgehalten hat, und

dann erst die Fehler betrachten. Die häufi g

sehr guten mündlichen Beiträge der Kinder

sollten lobend anerkannt werden.

Für die meisten Kinder mit ADHS stellen

schriftliche Übungen eine zusätzliche Bar-

riere dar. Überlegen Sie, inwieweit diese

abgebaut werden kann:

• An welchen Stellen können Lernwege

ohne Schreiben genutzt werden?

• Ist es möglich, Hausaufgaben oder auch

Lerneinheiten am Computer zu erlauben?

• Inwieweit ist bei Klassenarbeiten z. B.

eine mündliche Abfrage oder ein Multiple-

Choice-Test möglich?

Es wird dringend davon abgeraten, den Kin-

dern wegen ihrer Schrift einen Notenabzug

zu geben: Durch diese Maßnahme entmutigt

man die Kinder nur, sauberer schreiben

können sie deshalb nicht.

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Page 11: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

PsstÜber ADHS reden Was müssen die Eltern mitteilen?

Eltern sind gesetzlich nicht verpfl ichtet,

den Lehrer über die Erkrankung zu infor-

mieren. Haben Sie das Gefühl, die Eltern

teilen etwas nicht mit, sollten Sie die Vorteile

eines offenen Umgangs herausstellen und

Ihre Kooperationsbereitschaft signalisieren.

Machen Sie deutlich, dass Sie nur ange-

messen auf das Kind und seine Probleme

eingehen können, wenn Sie auch um seine

Besonderheit wissen und sich eine Unkennt-

nis negativ auf das Verhältnis zwischen dem

Schüler und Ihnen sowie auf die Benotung

auswirken kann.

Schweigepfl icht

Teilen die Eltern Ihnen als Lehrer die Diag-

nose mit, so sind Sie zur Verschwiegenheit

verpfl ichtet. Auch im Kollegium oder an die

anderen Mitschüler dürfen Sie die Information

nur mit Erlaubnis der Eltern weitergeben.

Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie

solche Abmachungen mit den Eltern – und am

besten auch mit dem Kind – thematisieren.

MedikamenteMedikamenteneinnahme in der Schule

Die Entscheidung, ob oder welche Therapie

bei einer Erkrankung erforderlich ist, ist eine

medizinische, keine pädagogische. Ob es

notwendig ist, dass ein Kind Medikamente

einnimmt oder nicht, kann deshalb nur von

den Sorgeberechtigten in Zusammenarbeit

mit einem Experten, also einem Arzt, getrof-

fen werden.

Lehrer oder Schulleiter dürfen die Einnahme

von ärztlich verschriebenen Medikamenten

in ihrem Klassenverbund oder auf „ihrer

Schule“ nicht grundsätzlich verbieten.

Medikamentengabe

Wenn ein Kind an ADHS erkrankt ist, kann

es sein, dass die Einnahme von Medika-

menten während der Schulzeit erfolgen

muss. Viele Eltern haben dabei Sorgen, dem

Kind ein Medikament in die Hände zu geben,

und würden gerne auf die Hilfe des Lehrers

zurückgreifen. Lehrer sind hier allerdings

häufi g selbst verunsichert, wie die recht-

liche Lage aussieht. Durch die Regelung

auf Länderebene ist eine allgemeingültige

Antwort auf diese Frage nicht möglich.

Generell steht hier die Erfüllung der Schul-

pfl icht der Tatsache gegenüber, dass Lehrer

kein medizinisch ausgebildetes Personal

sind und grundsätzlich keine Medikamente

geben. Im Einzelfall sollten Sie sich deshalb

bei Ihrem Kultusministerium nach der aktu-

ellen Gesetzeslage erkundigen. Eine Mög-

lichkeit wäre es, das Kind an die Einnahme

zu erinnern oder spezielle Tablettendosen

mit Erinnerungsfunktion zu nutzen.

20 21

Kapitel 4

Rechte und Pfl ichten

Page 12: ADHS Spezial für Die ADHS Wissens-Reihe Lehrer · Referat über ein Thema halten, in dem es sich ganz besonders gut auskennt. ADHS als Unterrichtsthema Die Frage, ob ADHS in der

StressbewältigungLehrer ist schon an sich ein anstrengender

Beruf. Ein Kind mit ADHS in der Klasse zu

haben, kann die Belastung und den Druck

noch erhöhen. Deshalb ist es wichtig, dass

Sie auch an sich denken.

SelbsteinschätzungIm Sinne Ihres Energiehaushalts ist es

wichtig, dass Sie Ihre eigenen Kräfte und

Grenzen kennen. So vermeiden Sie, dass

Sie sich selbst überfordern.

Haben Sie eine realistische Einschätzung

von sich selbst, fällt es Ihnen leichter, erreich-

bare Ziele zu stecken und auch entspre-

chende Grenzen zu setzen. So vermeiden

Sie die Frustration, wenn Vorhaben nicht

durchsetzbar sind. Stecken Sie sich dabei

kleine Ziele, priorisieren Sie diese und genie-

ßen Sie auch kleine Fortschritte.

Einige grundlegende Fragen zur Selbst-

einschätzung sind dabei:

• Was wollen Sie leisten?

• Was können Sie leisten?

• Welche Rolle möchten Sie für das

Kind erfüllen?

Haben Sie diese Fragen beantwortet,

kann es hilfreich sein, die eigenen Res-

sourcen zu überprüfen:

• Wo liegen meine Stärken?

• Welche Stärken kann ich wie nutzen?

• Wo liegen meine Schwächen?

Nobody’s perfect Nicht jedes Vorhaben wird Ihnen gelingen.

An manchen Tagen können Sie sich viel-

leicht nicht beherrschen und werden unge-

duldig und wütend auf das Kind. Denken

Sie daran: Sie sind auch nur ein Mensch. Es

ist völlig normal, dass auch Sie manchmal

einen schlechten Tag haben. Starten Sie am

nächsten Morgen einen neuen Versuch,

ohne nachtragend zu sein: So kann der

neue Tag für beide frisch beginnen.

Im Team zusammenarbeiten Durch die ADHS können vielfältige Probleme

im Umfeld des Kindes entstehen. Als „Einzel-

kämpfer“ an diesen Problemen zu arbeiten,

ist häufi g sehr schwierig oder gar nicht mög-

lich. Je mehr Beteiligte als Team gemeinsam

die Problematiken angehen, desto größer

ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie effektiv

etwas verbessern können.

Deshalb sollten Sie sich im Kollegium regel-

mäßig darüber austauschen und abstim-

men, welche Ansätze die einzelnen Lehrer

verfolgen und wie erfolgreich sie dabei sind.

Neben Konferenzen kann dafür auch das

Klassenbuch genutzt werden.

Wenden alle Lehrer über den gesamten

Tagesablauf die gleichen Taktiken an, ergibt

sich für das Kind mit ADHS die wichtige

wiederkehrende Struktur. Der Dialog mit

den Kollegen dient auch dem Austausch

von Erfahrungen: Welche Strategien sind

erfolgreich? Welche Problematiken beste-

hen weiter? Welche Schwierigkeiten sollen

angegangen werden?

Zu guter Letzt kann bei den Kollegen auch

einfach Emotionalität abgebaut bzw. Luft

gemacht werden, was beim Kind aus päda-

gogischen Gründen unterdrückt wird. Um

alle Kollegen auf den gleichen Stand zu

bringen, kann es hilfreich sein, Fortbildungen

oder Supervisionen zum Thema ADHS

anzubieten.

Wir hoffen, wir konnten mit dieser Broschüre

einige Ihrer Fragen zum Thema ADHS beant-

worten.

Weitere umfangreiche Informationen bietet

die Internetseite www.ADHS-Lebenswelt.de

mit dem ADHS Schul- und Lernkit. Dort

können Sie hilfreiche Materialien herunter-

laden, z. B. Leitfäden für Elterngespräche

und Vorlagen, die Ihnen helfen, die Kinder zu

motivieren und einzubinden.

Kapitel 5

Mit Freude Lehrer sein

22 23