36
Jahresbericht 2012 203 2/2013 Jahresberichte der Abteilung Agrarökonomie und Agrarmarkt Leistungen im hoheitlichen Bereich Ökologischer Landbau im Spiegel der Agrarberichterstattung ................... 204 Auswertung von Buchführungsergebnissen.............................................. 207 Betriebszweigabrechnung in Referenzbetrieben der TLL Ertrags- und Kostenentwicklung 2007 bis 2011 im Getreidebau ............... 210 Begleituntersuchungen zum Ausstieg aus der Milchquotenregelung ........... 213 Futtermittelüberwachung 2012................................................................ 216 EHUZDFKXQJ GHU 6SH]LʹNDWLRQHQ YRQ JHVFK¾W]WHQ JHRJUDʹVFKHQ Angaben (g.g.A.) und Ursprungsbezeichnungen (g.U.) für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel aus Thüringen ................................... 218 Milchgüteverordnung von Rohmilch 2012 ................................................ 220 Markt- und Preisberichtüberwachung 2012 .............................................. 222 Marktüberwachung Vieh und Fleisch 2012 ............................................... 223 0DUNW¾EHUZDFKXQJ (LHU XQG *Hʺ¾JHO .............................................. 225 Marktüberwachung Obst und Gemüse ..................................................... 227 Arbeitsschwerpunkte im Agrarmarketing .................................................. 229 Arbeitsschwerpunkte bei der Agrarförderung ........................................... 231 Leistungen im Bereich der Forschungsprojekte Projekt 96.05 - Agrarpolitik Agrarökonomische und betriebswirtschaftliche Beurteilung agrarpolitischer Instrumente und Entscheidungen - Arbeitspaket Risikomanagement.................................................................................. 233 Projekt 96.08 - Biogas Eigenschaften von Substrat und Gärresten ............................................... 236

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Jahresbericht 2012 203 2/2013

Jahresberichte der Abteilung Agrarökonomie und Agrarmarkt

Leistungen im hoheitlichen Bereich

Ökologischer Landbau im Spiegel der Agrarberichterstattung ................... 204

Auswertung von Buchführungsergebnissen .............................................. 207

Betriebszweigabrechnung in Referenzbetrieben der TLL Ertrags- und Kostenentwicklung 2007 bis 2011 im Getreidebau ............... 210

Begleituntersuchungen zum Ausstieg aus der Milchquotenregelung ........... 213

Futtermittelüberwachung 2012 ................................................................ 216

Angaben (g.g.A.) und Ursprungsbezeichnungen (g.U.) für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel aus Thüringen ................................... 218

Milchgüteverordnung von Rohmilch 2012 ................................................ 220

Markt- und Preisberichtüberwachung 2012 .............................................. 222

Marktüberwachung Vieh und Fleisch 2012 ............................................... 223

.............................................. 225

Marktüberwachung Obst und Gemüse ..................................................... 227

Arbeitsschwerpunkte im Agrarmarketing .................................................. 229

Arbeitsschwerpunkte bei der Agrarförderung ........................................... 231

Leistungen im Bereich der Forschungsprojekte

Projekt 96.05 - Agrarpolitik Agrarökonomische und betriebswirtschaftliche Beurteilung agrarpolitischer Instrumente und Entscheidungen - Arbeitspaket Risikomanagement.................................................................................. 233

Projekt 96.08 - Biogas Eigenschaften von Substrat und Gärresten ............................................... 236

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2/2013 204 Schriftenreihe der TLL

Ökologischer Landbau im Spiegel der Agrarberichterstattung

Dr. Ines Matthes

Im Rahmen der Agrarberichterstattung werden bereits seit vielen Jahren Infor-mationen zur Entwicklung des ökologi-schen Landbaus zusammengetragen, analysiert, die Ergebnisse verschie-denen Nutzern zu Verfügung gestellt

Zu den wesentlichen Quellen zählen:1. Meldedaten der zuständigen Be- hörde gemäß Artikel 36 der nach EG-VO Nr. 834/2007 i. V. m. Art. 94 der EG-VO Nr. 889/2008,

das BMELV u./o. durch die BLE 2. Ergebnisse des Thüringer Landes- amtes für Statistik (TLS) aus Er- hebungen nach dem Agrarstatis-

licht durch das TLS u./o. das Bun- desamt für Statistik3. Informationen aus der Datenbank des Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems (InVeKoS-Daten- bank/Agrarförderung) 4. Daten aus Erhebungen im Rahmen der Dienstaufgaben und der Pro- jektarbeit in Thüringer Landes-

behörden/-einridchtungen (z. B. Mehrländerprojekt, mit Beteiligung der TLL-Buchführungsergebnisse ökologisch wirtschaftender Betrie- be in den ostedeutschen Bundes- ländern)5. Angaben aus Erhebungen der An- bauverbände und Interessenver- tretungenDie den Quellen zugrundeliegenden Erhebungen bzw. Abfragen unterschei-den sich wesentlich hinsichtlich Turnus und Methode (z. B. Grundgesamtheit, Zeitraum oder Stichtag, Merkmale, De-

-wendung und Interpretation der Anga-ben berücksichtig werden sollte.Nachfolgend soll auf die Angaben nach den Punkten 1 und 2 etwas näher eingegangen werden.

Meldungen nach EG-Öko-VerordnungMindeststandards der ökologischen Produktionsweise, die Kontrolle der Vorschriften und die Kennzeichnung ökologisch erzeugter Lebensmittel

Abbildung: Entwicklung des ökologischen Landbaus in Thüringen (Erzeugerbetriebe)

6,6

13,1 14,6 16,120,7

26,7 27,731,7

34,3 35,0

63

98

133

164

219 234 232

253285 271

1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011

Ökofläche (1000 ha)

Ldw. Erzeugerbetriebe (Anzahl)

Datenquelle: BLE, Meldungen nach EU-Öko-Verordnungen; Stand jeweils zum 31. Dezember,

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Jahresbericht 2012 205 2/2013

sind durch die EU (EG)-Verordnung Ökologischer Landbau (einschließlich Durchführungsbestimmungen und Fol-geverordnungen) festgelegt.So resultieren derzeit aus VO (EG) Nr. 834/2007 i. V. m. VO (EG) 889/2008 ei-nerseits die jährliche Meldungen zum Stand 31. Dezember der Kontrollstel-len an die zuständige Behörde und des Weiteren auch jährliche Meldungen der Mitgliedstaaten an die Kommission. Zum 31.12.2011 waren in Thüringen 424 Unternehmen registriert, die den rechtlichen Bestimmungen zum ökolo-gischen Landbau in der Europäischen Gemeinschaft unterlagen, darunter 271 Erzeugerbetriebe wie auch 153

Verarbeitungs- und Handelsunterneh-men einschließlich Importeure und Futtermittelhersteller. Bei den Erzeugerbetrieben (Landwirt-schaftsbetriebe, Gärtnereien, Imker) handelt es sich sowohl um vollständig als auch um teilumgestellte Betriebe. Diese bewirtschafteten insgesamt 40 849 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF), davon 34 977 ha (einschließlich Umstel-

Bundesweit befanden sich nach Mel-dung der Bundesanstalt für Landwirt-schaft und Ernährung (BLE) zum o. g. Stichtag 1 015,6 Tsd. ha LF in ökologi-scher Bewirtschaftung.

Tabelle 1: Thüringer Unternehmen, welche dem Kontrollverfahren nach VO (EG) Nr. 834/2007 i. V. m. VO (EG) Nr.889/2008 unterstehen

31. Dez.Unternehmen nach Kontrollbereichen1)2)

Ges.(Anz.)

dar. Erzeuger3)

A B C E H AB ABC BC (Anz.) (ha)4)

2009 235 97 1 6 16 50 0 11 416 285 34 2922010 246 107 1 3 17 50 0 9 433 296 35 0282011 226 119 1 4 15 45 0 14 424 272 34 977

1) A = erzeugende Betriebe B = verarbeitende Betriebe C = Importeure E = Futtermittel, Mischfuttermittel und Futtermittel-Ausgangserzeugnisse aufbereitende Betriebe H = reine Handelunternehmen2) Bei den jeweiligen Kontrollbereichen sind auch Betriebe enthalten, die einzelne oder mehrere Tätigkeiten der Bereiche A, B, C oder E ganz oder teilweise an Dritte vergeben3) Betriebe aus A, AB und ABC zusammen4)

Ergebnisse des Thüringer Landesam-tes für Statistik (TLS) nach demAgrarstatistikgesetzDas TLS erhebt seit 1999 Daten aus landwirtschaftlichen Betrieben mit ökologischem Landbau. Dazu gehö-ren seit 2010 Betriebe mit mindestens 5 ha LF (davor ab 2 ha) oder anderen Mindestgrößen an Tierbeständen wie

Agrarstatistikgesetz) sofern sie dem Kontrollverfahren nach EU-Öko-Recht unterstehen.

Im Rahmen der Landwirtschaftszäh-lung 2010 wurden Daten von 217 Öko-betrieben, darunter in 146 Einzelunter-nehmen, 26 Personengesellschaften und 45 juristische Personen, erhoben. In diesen Betrieben waren 1 205 Per-sonen mit einer Arbeitsleistung von 744 AKE beschäftigt. Die Betriebe be-wirtschafteten insgesamt 39 023 ha LF, davon 34 335 ha (einschließlich Flächen, welche sich in Umstellung be-

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2/2013 206 Schriftenreihe der TLL

die ökologische Produktionsweise ein-bezogen 18 373 Rinder, 5 835 Schwei-ne, 5 318 Schafe, 746 Ziegen, 101 581 Hühner (einschließlich Hähne), 1 674 Gänse, Enten, Truthühner und 832 Ein-hufer.

Die 217 Betriebe hielten insgesamt 18 414 Rinder, 15 565 Schweine, 5 328 Schafe, 749 Ziegen, 101 645 Hüh-ner, 1 689 Gänse, Enten, Truthühner sowie 856 Einhufer. Davon waren in

Tabelle 2: Landwirtschaftliche Betriebe1) mit ökologischen Landbau - Daten der Agrarstruktur-erhebungen

Merkmal Einheit 1999 2001 2003 2005 2007 2010Betriebe1) 121 130 162 187 198 217

LF2) ha 15 622 17 180 23 589 24 421 40 403 39 0232) ha 8 592 8 966 13 007 12 121 22 723 19 860

- Dauergrünland2) ha 6 945 7 991 10 228 12 033 17 277 17 240

- Weitere3) ha 82 220 348 264 401 1 923

Arbeitskräfte 1 000 Personen 0,5 0,5 0,8 0,8 1,2 1,2

Viehbestand4) 1 000 GVE 8,7 8,9 11,5 11,9 17,8 17,31) seit 2010 Betriebe ab 5 ha LF (davor ab 2 ha LF) oder anderen Mindesterzeugungseinheiten2) einschließlich Flächen, die nicht in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen sind3) Dauerkulturen)4) in Großvieheinheiten (GV), einschließlich Viehbestände, die nicht in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen sindDatenquelle: TLS

Tabelle 3: Landwirtschaftliche Betriebe1) 2010 in Thüringen (nach Angaben des TLS)

Merkmal Einheit ThüringenGesamt (TH)

dar. Betriebe mit ökolog. Landbau

Ist 2010 %

Betriebe1) Anzahl 3 658 217 5,9

Landwirtschaftl. genutzte Fläche ha 786 762 39 0233) 5,0- ökologisch bewirtschaftet ha 34 335 34 3354) 100 % 4,4 82,8 -

Betriebe mit Viehhaltung Anzahl 2 765 1655) 6,0

- Viehbestand2) GV 363 520 17 2696) 4,8- Viehbesatz GV/100 ha LF 46,2 44,25)

Betriebe ohne Viehhaltung Anzahl 893 52 5,8

BeschäftigtePersonen 24 129 1 205 5,0

AKE 16 947 744 4,4AKE/100 ha LF 2,2 1,9

1) Betriebe ab 5 ha LF oder anderen Mindesterzeugungseinheiten2) in Großvieheinheiten (GV)3) einschließlich Flächen, die nicht in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen sind4)

5) einschließlich Betriebe mit nicht vollständiger Umstellung der Viehbestände6) einschließlich Viehbestände, die nicht in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen sind

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Jahresbericht 2012 207 2/2013

Auswertung von Buchführungsergebnissen

Dr. Ines Matthes, Gudrun Herold, Martin Herold, Birgit Hubold, Uta Maier, Ange-lika Marschler und Dr. Jürgen Strümpfel

Im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz erfolgt jährlich die Bericht-erstattung zur wirtschaftlichen Entwick-lung in der Landwirtschaft. Grundlage dafür bilden Buchführungsergebnisse von Unternehmen der Landwirtschaft und des Gartenbaus in Thüringen, die durch Informationen über die Entwick-lung der Agrarpreise ergänzt werden.Eine erste Einschätzung der Einkom-menslage erfolgt im Dezember auf Ba-sis der Thüringer Testbetriebe. Nach Einbeziehung der Ergebnisse der Auf-lagenbuchführung werden im darauf-folgenden Jahr vertiefende Auswertun-gen vorgenommen und die Ergebnisse

kommt im Rahmen einer länderüber-greifenden Kooperation seit 2001 Buch-führungsergebnisse von Ökobetrieben bzw. seit 2007 von Veredlungsbetrieben sowie Schafhaltern zur Analyse. Die

Berichte sind unter http://www.tll.de/ainfo abrufbar. Methodische Hinwei-

Durchschnittswerte nach Rechtsformen und betrieblicher Ausrichtung können der jährlich erscheinenden Broschüre „Buchführungsergebnisse - Kennzah-len zum Betriebsvergleich Thüringen …“ entnommen werden. Die längerfristige Betrachtung (Abb. 1) zeigt eine positive wirtschaftliche Ent-wicklung der Thüringer Landwirtschaft. Allerdings reduziert sich die, für den Zeitraum 1993/94 bis 2011/12 unter Einbeziehung der Testbetriebsergeb-nisse 2011/12 geschätzte, durch-schnittliche jährliche Einkommensstei-gerung von 861 €/AK (nominal) nach

426 €/AK. Entsprechend erster Analysen ver-besserte sich für die Mehrzahl der Thüringer Landwirtschaftsbetriebe im

Abbildung 1: Einkommensentwicklung1) in der Thüringer Landwirtschaft

1) ordentliches Ergebnis zzgl. Personalaufwand ohne BUV

Dat

en. T

hürin

ger

Buc

hfüh

rung

serg

ebni

sse

470 500 488 538437 437 512 455 530

689 596

488 590

715

20,521,7 21,9

24,7

20,1 21,4

24,622,7

26,5

35,2

25,2

30,7

35,1

19

98

/99

19

99

/00

20

00

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/04

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04

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20

05

/06

20

06

/07

20

07

/08

20

08

/09

20

09

/10

20

10

/11

Te

stb

etr

ieb

e2

01

1/1

2

€/ha LF Tsd.€/AK 31,1

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2/2013 208 Schriftenreihe der TLL

löhne und Arbeitgeberanteil für die So-zialversicherung) zur Verfügung steht.Der Zuwachs resultiert im Wesentli-chen aus höheren Umsatzerlösen aus

und Raps) wie auch tierischer Produk--

lief die Preisentwicklung (Abb. 2 und 3) im Kalender- und Wirtschaftsjahr bei einigen Produkten unterschiedlich, was in den Landwirtschaftsbetrieben in Ver-bindung mit dem Produktionsschwer-punkt zu teilweise stark abweichenden Einkommen beitrug. So war, trotz der im Durchschnitt der Testbetriebe positiven

Auswertungszeitraum 2011/12 die Einkommenslage. Das zeigt die Aus-wertung von Buchführungsdaten Thü-ringer Testbetriebe, die sich entweder auf das Kalenderjahr 2011 oder auf das Wirtschaftsjahr vom 1. Juli 2011 bis 30. Juni 2012 beziehen.Im Mittel der Betriebe stieg das verfüg-bare Einkommen (Ordentliches Ergeb-nis zzgl. Personalaufwand) auf 35 092 an (Tab. 1). Das Einkommen ist der Teil des im landwirtschaftlichen Unter-nehmen erwirtschafteten Betriebsein-kommens, das für die Entlohnung des Eigenkapitals und der Arbeit (Brutto-

Tabelle 1: Wirtschaftsergebnisse landwirtschaftlicher Betriebe in Thüringen

Einheit 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/123)

Betriebe Anzahl 649 674 705 715 267Unternehmensertrag €/ha LF 2 532 2 475 2 294 2 433 2 720Unternehmensaufwand1) €/ha LF 2 280 2 303 2 215 2 271 2 490Gewinn/Jahresüberschuss1) €/ha LF 252 172 80 163 230Ordentliches Ergebnis €/ha LF 244 154 40 135 202Ordentliches Ergebnis zzgl.Personalaufwand o. BUV €/ha LF 689 596 488 590 715Einkommen2) €/AK 35 214 31 177 25 247 30 710 35 092

1) Vor Steuern2) Ordentliches Ergebnis zzgl. Personalaufwand ohne betriebliche Unfallversicherung (BUV)3) Nur Testbetriebe

Tabelle 2: Entwicklung ausgewählter Erfolgskennzahlen

Einheit 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/123)

Betriebseinkommen €/ha LF 873 784 677 783 912Relative Faktorentlohnung % 117,8 105,6 90,0 102,1 108Ordentliche Rentabilitätsrate % 8,4 5,0 0,4 4,3 6,4Gesamtkapitalrentabilität % 6,5 4,1 1,3 3,5 4,6Eigenkapitalrentabilität1) % 11,1 6,0 0,0 4,5 6,8

€/ha LF 458 358 314 406 4442) €/ha LF 251 149 64 169 195

Ausschöpfung der mittel-fristigen Kapitaldienstgrenze % 72 113 216 132 101

Eigenkapitalveränderung €/ha LF +176 +91 +12 +94 +1631) Ohne Boden2)

3) Nur Testbetriebe

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Jahresbericht 2012 209 2/2013

Einkommensentwicklung, das zurück-liegende Abrechnungsjahr 2011/12 für einen Teil der Unternehmen, insbeson-dere für Futterbaubetriebe, unbefriedi-gend.2011/12 wuchsen die betrieblichen Aufwendungen. Hierzu hatten maßgeb-lich die gestiegenen Betriebsmittelprei-se (Tab. 3), insbesondere für Treibstof-fe, Futter und Düngemittel beigetragen.Von den hohen Erzeugerpreisen für Getreide und Raps partizipierten vor allem die Ackerbau-, aber auch die Verbundbetriebe.Die hohen Erzeugerpreise für einen

-gen ein Ansteigen der Einkaufspreise

für Futtermittel nach sich. Aufgrund des etwa im Dezember einsetzenden Milch-preisverfalls konnten insbesondere nach dem Wirtschaftsjahr buchführen-de Futterbaubetriebe - meist natürliche Personen - nur noch geringe Umsatz-steigerungen aus der Milchproduktion realisieren. Umsatzsteigernd wirkten zwar auch die höheren Auszahlungs-preise für Rinder. Trotzdem gelang es diesen Betrieben nicht die Mehrauf-wendungen aus dem Materialzukauf

-stiegenen Ausgaben für Maßnahmen zur Unterhaltung baulicher wie auch technischer Anlagen und Maschinen sowie für Personal auszugleichen.

Tabelle 3: Indizes1) der Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte und der Einkaufspreise für landwirtschaftliche Betriebsmittel in Deutschland (Basisjahr 2005)

Kalenderjahr 2) Wirtschaftsjahr 2)

2009 2010 2011 % 2009/10 2010/11 2011/12 %104,4 125,3 143,0 +14,1 104,7 136,1 141,0 +3,6

Tierische Produkte 98,4 108,5 121,5 +12,0 101,1 115,5 123,6 +7,0Landw. Produkte, ges. 100,6 114,9 129,7 +12,9 102,4 123,3 130,3 +5,7Landw. Betriebsmittel, ges. 120,4 121,2 133,5 +10,1 118,4 128,2 135,3 +5,5

1) Ohne Umsatzsteuer2) Relative Veränderung 2011 bzw. 2011/12 gegenüber dem Vorjahr, d. h. gegenüber 2010 bzw. 2010/11 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 17, Reihe 1, 09/2012

Abbildung 2: Erzeugerpreise Getreide (€/dt) - handeslübliche Ware, ohne MwSt., frei Lager des Erfassers)

Abbildung 3: Milcherzeugerpreis Thüringen(ab Hof, ohne MwSt., ohne Nach- und Abschluss-zahlungen)

Dat

en: B

LE, S

tand

. Nov

. 201

2

0

5

10

15

20

25

30

35

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

€/d

t

Qualitätsweizen BrotweizenBraugerste Futtergerste

Daten: ZMP/AMI-Mitteilungen (Wochenpreis), Bauernzeitung lfd.

20

25

30

35

40

45

€/1

00

kg

Milc

h

Milch mit 3,7 % Fett und 3,4 % Eiweiß,ab 2011: 4 % Fett; 3,4 % Eiweiß

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2/2013 210 Schriftenreihe der TLL

Gesamtmaterial die Daten von 5 identi-schen Betrieben ausgewählt.

Vertikaler Betriebszweigvergleich Ge-treidebau 2007 bis 2011Im Mittel der Jahre 2007 bis 2011 be-wirtschafteten die ausgewählten Un-ternehmen ca. 14 500 ha LF, davon waren 11 % Grünland. Der Getreidean-bau beanspruchte 61 % des Ackerlan-des - dominierende Stellung nahm mit 32 % der Winterweizen ein. Der Ertrag über alle Getreidearten erreichte im 5-jährigen Durchschnitt 66,5 dt/ha (Tab. 1). Im Verlauf der Einzeljahre ist die Ertragsentwicklung mit -0,8 dt/ha und Jahr tendenziell negativ (Abb. 1).Bei mittleren Preisen von 15,54 €/dt im Querschnitt aller Verwendungsar-ten der Produktion (Absatz, Eigenver-brauch bzw. Bestandsänderung) sowie unter Berücksichtigung der anzurech-nenden Flächenförderung (anteilige Betriebsprämie, KULAP, BENA) in Höhe von 359 €/ha und einschließlich sons-tiger Erlöse betrug die Gesamtleistung 1 397 €/ha. Die reine Produktions-leistung - also die Summe aus Absatz, Verbrauch und Bestandsänderung - reduzierte sich im 5-jährigen Trend um ca. 25 €/ha und Jahr (Tab. 2). Er-tragsschwankungen wurden demnach nicht in vollem Umfang durch gegen-

-chen. Den Gesamtleistungen standen 1 068 €/ha Produktionskosten gegen-über, davon 39 % Direktkosten, 42 % Arbeitserledigungskosten, 2 % Ge-bäudekosten, 11 % Flächenkosten so-wie 6 % sonstige Kosten und Umlagen.

Betriebszweigabrechnung in Referenzbetrieben der TLL Ertrags- und Kostenentwicklung 2007 bis 2011 im Getreidebau

Dr. Jürgen Müller

Damit betriebswirtschaftliche Richtwer-te ihren orientierenden Charakter be-halten, sind sie permanent den sich än-dernden Rahmenbedingen anzupassen. Wesentliche Voraussetzung dafür - und auch für weiterreichende verfahrens-ökonomische Aufgabenstellungen der TLL - bilden wirtschaftliche Vergleichs-daten aus den Betriebszweigen der Pra-xisunternehmen.In Referenzbetrieben der TLL werden seit 2006 regelmäßig Betriebszweigabrech-nungen vorgenommenen, um wirtschaft-liche, biologische und technologische Primärdaten für ein möglichst breites Spektrum an landwirtschaftlichen Pro-duktionsverfahren zu gewinnen. Da zur wirtschaftlichen Beurteilung auch die Vollkostendeckung gehört, sind dabei alle Leistungen und auch alle Kosten der Verfahren zu berücksichtigen.Datenbasis einer Betriebszweigab-rechnung ist die betriebliche Kos-tenstellen-/Kostenträger-Abschluss-rechnung der Finanzbuchführung. Bereiche, Betriebszweige bzw. Pro-duktionsverfahren werden bei ganz-heitlicher Betrachtung der Betriebe und nach dem einheitlichen methodi-schen Konzept der TLL abgerechnet.Mittlerweile beteiligen sich 19 Thürin-ger landwirtschaftliche Unternehmen (ca. 27 500 ha LF) an der Forschungs-aufgabe „Betriebszweigabrechnung“ und stellen ihre Daten bereit.Nachfolgend sind exemplarisch die Er-gebnisse eines vertikalen Betriebszweig-vergleichs 2007 bis 2011 dargestellt, um damit die Ertrags- und Kostenentwick-lung im Getreidebau zu verdeutlichen. Dazu wurden aus dem vorliegenden

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Jahresbericht 2012 211 2/2013

Mit jährlichen Steigerungsraten von knapp 43 €/ha (das sind mehr als 4 %) war die Dynamik der Gesamtkos-ten deutlich spürbar. Mit Ausnahme

der Personalkosten sind alle Aufwands-positionen an dieser Entwicklung be-teiligt. Als besondere „Kostentreiber“ wirkten die Direktkosten und der Diesel.

Tabelle 1: Kosten- und Leistungsentwicklung Getreidebau 2007 bis 2011 in 5 identischen Re-ferenzbetrieben der TLL

Position 2007 2008 2009 2010 2011Ø 2007

bis 2011

Ernteertrag (dt/Ernte-ha) 67,1 67,1 70,3 62,4 65,5 66,5Querschnittspreis (€/d)t 17,71 15,73 12,49 14,00 17,63 15,54

ERFOLGSRECHNUNG (€/Ernte-ha)1 Umsatz Marktprodukte 1 116,44 637,81 843,98 691,57 1 021,03 862,172 Innenumsatz Futter 39,10 51,99 87,04 87,35 81,73 69,443 Innenumsatz Saatgut 3,33 4,20 4,85 3,94 6,67 4,604.1 Best.-änderung Fertigerzeugnis 29,51 361,02 -58,28 89,79 45,27 93,464.2 Best.-änderung Feldinventar -10,62 14,54 -6,39 1,00 21,25 3,965.1 direkte Zulagen, Zuschüsse 26,22 26,68 39,22 78,88 91,06 52,415.2 anteilige Betriebsprämie 318,27 318,89 302,08 297,65 296,88 306,756 Sonstiges 3,54 10,88 3,50 1,08 2,88 4,38

1 525,79 1 426,01 1 216,00 1 251,26 1 566,77 1 397,177 Saatgut -55,57 -66,41 -46,05 -58,70 -71,68 -59,688 Düngemittel -134,58 -146,53 -198,21 -138,95 -178,59 -159,379 -97,95 -103,92 -120,81 -108,28 -112,61 -108,7210.1 Spezialaufwand Sonst. Material 0,00 -3,27 -0,90 -0,14 0,01 -0,8610.2 Spezialaufwand Bez. Leistungen -63,81 -64,09 -65,30 -84,01 -92,44 -73,9310.3 Spezialaufwand Versicherungen -6,46 -8,34 -7,14 -6,65 -8,43 -7,4011 Energie, Heizung, Wasser 0,00 -3,86 -4,94 -7,54 -6,38 -4,54

DIREKTKOSTEN -358,38 -396,42 -443,35 -404,28 -470,11 -414,5114.1 Lohn & Gehalt, Produktion -89,60 -85,97 -81,10 -81,83 -90,08 -85,7214.2 AG-Anteile SV, Produktion -18,05 -17,62 -17,55 -18,26 -20,10 -18,3214.3 Berufsgenossenschaft -22,90 -22,81 -19,98 -17,36 -8,41 -18,2914.4 Bereichsleitung (Umlage) -19,25 -20,38 -19,54 -20,10 -20,93 -20,0414.5 Leitung & Verwaltung (Umlage) -38,57 -35,27 -31,46 -35,99 -35,12 -35,2812 -79,25 -90,99 -83,78 -90,81 -108,11 -90,5915.2 Afa Maschinen, techn. Anlagen -73,27 -78,03 -86,27 -83,49 -80,90 -80,3916.2 Uha Maschinen, techn. Anlagen -86,61 -90,16 -87,17 -98,46 -115,15 -95,51

ARBEITSERL.-KOSTEN -427,51 -441,24 -426,83 -446,30 -478,80 -444,1415.1 Afa Gebäude, bauliche Anlagen -4,69 -5,14 -5,29 -4,71 -4,86 -4,9416.1 Uha Gebäude, bauliche Anlagen -24,78 -12,34 -7,32 -7,79 -14,49 -13,35

GEBÄUDEKOSTEN -29,47 -17,48 -12,61 -12,50 -19,35 -18,28FLÄCHENKOSTEN -116,71 -125,95 -119,43 -121,35 -127,41 -122,17

17.2 allg. Betriebsaufwand (direkt) -0,45 -0,49 -0,54 -0,69 -0,05 -0,4417.3 Bereichsgemeinkosten (Umlage) -13,35 -16,23 -12,38 -16,17 -28,27 -17,2817.4 Betriebsgemeinkosten (Umlage) -35,39 -37,74 -32,42 -39,26 -62,79 -41,5218 Saldo Zinsertrag, -aufwand -8,02 -8,01 -7,63 -9,32 -12,87 -9,17

SONSTIGE KOSTEN -57,22 -62,47 -52,97 -65,44 -103,97 -68,41-989,29 -1 043,56 -1 055,20 -1 049,87 -1 199,64 -1 067,51

S A L D O 536,50 382,44 160,82 201,39 367,13 329,66Kostensatz 64,8 % 73,2 % 86,8 % 83,9 % 76,6 % 76,4 %

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2/2013 212 Schriftenreihe der TLL

und damit der Beitrag zum Betriebser-gebnis um mehr als 50 €/ha und Jahr.Setzen sich diese Tendenzen weiter fort, wird es zunehmend schwieriger, das bisherige Rentabilitätsniveau im Getreidebau zu sichern.

Im Ergebnis der Kosten-Leistungsrech-nung 2007 bis 2011 verblieb ein mitt-lerer Überschuss von 330 € je Ernte-ha Getreide. Aufgrund der festgestellten Verlaufsfunktionen von Kosten und Leistungen reduzierte sich in diesen 5 Jahren das Ergebnis im Getreidebau

Tabelle 2: Leistungs- und Kostentrends Getreidebau 2007 bis 2011 in 5 identischen Referenz-betrieben der TLL (Parameter der linearen Trendfunktionen y = b + mx)

Position(Angaben für x und b in €/ha)

Anstiegx

Konstanteb R²

Absatz + Verbrauch + Bestandesänderung -24,972 1 104,59 0,070Sonstiger Ertrag 3,909 -3,39 0,162anteilige Betriebsprämie & Direktzahlungen 11,783 323,81 0,751

-9,280 1 425,01 0,009Saatgut 2,451 52,33 0,153Düngung 8,044 135,24 0,210

3,367 98,61 0,377Sonstige Spezialkosten 9,270 58,93 0,906

5,754 73,33 0,687Personalkosten inkl. L & V -3,598 188,44 0,576Afa Sachanlagevermögen 2,061 79,15 0,400Unterhaltung 4,026 96,78 0,234Pacht 1,681 117,13 0,354allgemeiner Betriebsaufwand, Steuern, Abgaben 8,547 33,60 0,544Zinsen, saldo, Zinsertrag 1,099 5,87 0,645

42,701 939,41 0,741

Abbildung: Vertikaler Betriebszweigvergleich Getreidebau 2007 bis 2011 in identischen Refe-renzbetrieben der TLL, Trend der Ernteerträge (dt/ha) und der Produktionskosten (€/ha)

Ko

sten

Ern

teer

trag

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Jahresbericht 2012 213 2/2013

ferten, sank die Zahl bis zum 31.03.12 auf 527 aktive Milcherzeuger, die ihre zum 01.04.11 zugeordnete Milchquo-te (Molkerei und Direktvermarktung) belieferten (Abb. 1).Die Milchpreise sind im Gegensatz zur stetigen Aufwärtsentwicklung der Milchleistung im Mittel der Jahre 2000 bis 2011 de facto konstant geblieben (Abb. 2). Für die erste Hälfte des be-trachteten Zeitraums (2000 bis 2005) wurde ein geringer Abwärtstrend von - 0,06 ct/kg und Jahr bei einer Schwan-kungsbreite von 1,9 ct/kg (6,5 %) zum Mittelwert von 29,5 ct/kg ermittelt. Dem gegenüber betrug die Schwankungs-breite 4,9 ct/kg (15,9 %) von 2006 bis 2011 bei einem Mittelwert von 30,9 ct/kg und einem geringen Aufwärtstrend von +0,04 ct/kg und Jahr.Die vorher so nicht gekannte Volatilität des Milchpreises seit 2007 fand trotz noch existierender Liefermengenbe-grenzung statt. Im Prüfjahr 2010/11 (Oktober 2010 bis September 2011) wurde in Thüringen eine Milchleistung von 9 018 kg/Kuh erreicht, 55 kg mehr als 2010.

Begleituntersuchungen zum Ausstieg aus der Milchquotenregelung

Esther Gräfe, Dr. Jürgen Strümpfel und Uta Maier

Struktur und wirtschaftliche Leistungs-fähigkeit der Thüringer Milchproduktion2011 wurden in Thüringen 938,0 kt Milch erzeugt (einschließlich verfüt-terter Milch sowie Eigenverbrauch) und 913,8 kt bei natürlichem Fettge-halt an die Molkereien geliefert. Die Gesamterzeugung blieb damit zum Vorjahr nahezu konstant. Die in Thü-ringen erzeugte Milch wird zu rund 97 % in Molkereien verarbeitet, der Rest im eigenen Betrieb verbraucht oder direkt an den Verbraucher ver-marktet.Der Milchkuhbestand ist seit Jahren aufgrund der ansteigenden Milchleis-tung in Verbindung mit der Quoten-

2011 hielten Thüringer Landwirte noch knapp 110 000 Milchkühe. Dar-aus ergibt sich ein Besatz von 14 Kü-hen je 100 ha LF. 69 % der Milchkü-he werden in Beständen mit mehr als 300 Tieren gehalten. Die Anzahl der Milcherzeugenden Betriebe ist auch

Milchwirtschaftsjahr 2008/09 noch 583 Betriebe Milch an Molkereien lie-

Abbildung 1: Kuhbestand und Milchviehhaltende Betriebe in Thüringen

100.000

110.000

120.000

130.000

140.000

150.000

400

500

600

700

800

900

1.000

1.100

Anzahl Betriebe

Milchkühe

Quelle:TLS Viehzählung Mai, Quotendatei LVwA

Anz

ahl B

etrie

be Milchkühe

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2/2013 214 Schriftenreihe der TLL

Damit setzte sich der seit Jahren an-haltende Anstieg der Milchleistung fort. Im langjährigen Trend (seit 1990) betrug die jährliche Erhöhung der Milchleistung in Thüringen 229 kg/Kuh und Jahr, im bundesdeutschen Durchschnitt 129 kg/Kuh und Jahr.

Nach wie vor bestehen große regiona-le Unterschiede in der Milchleistung (Abb. 3). Der höchste Kreisdurchschnitt

-serkreis gemessen. Schmalkalden-Meiningen erreichte eine um 1 572 kg niedrigere Leistung. Trotz einer erhebli-

Abbildung 2: (Jan bis April vorl.)

Quelle: TVLQuelle: TVL

Abbildung 3

10

15

20

25

30

35

40

45ct/kg

Que

lle: Z

MP

/AM

I

2000-2005Mittelw. = 29,5 ct/kg#Trend = -0,06 ct/JahrS = 1,9 ct/kgS% = 6,5 %

2006-2012Mittelw. = 30,9 ct/kgTrend = +0,04 ct/JahrS = 4,9 ct/kgS% = 15,9 %

2000-2012Mittelw. = 30,2 ct/kgTrend = + 0,01 ct/JahrS = 3,8 ct/kgS% = 12,6 %

Milchleistung der ganzjährig geprüften Milchkühe in Thüringen 2011 (nach Kreisen)

in kg/Kuh und Jahr

über 8000 bis 8500über 8500 bis 9000über 9000 bis 9500über 9500keine Angaben

Thüringen:Durchschnittliche Leistung9 018 kg/Kuh und Jahr

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Jahresbericht 2012 215 2/2013

schaftsergebnisse und das Einkommen verbessert werden (Tab.). Maßgeblich dazu beigetragen haben die Erhöhung der Milchleistung, die Verminderung des Arbeitsaufwandes und die Einfüh-rung der Milchprämie, die den Rückgang der Milchpreise ausglich. Die guten Milchpreise von 2007/08 haben ihren unmittelbaren Niederschlag in den Wirt-schaftsergebnissen gefunden.Diese positive Entwicklung konnte 2008/09 und vor allem 2009/10 nicht fortgesetzt werden. Mit durchschnitt-lich 26 Cent/kg Milch wurde 2009/10 ein Milchpreis realisiert, der in den Landwirtschaftsbetrieben zu gravie-renden Einkommensrückgängen führ-te und eine Entlohnung der eingesetz-ten Produktionsfaktoren nicht zuließ.2010/11 konnte in den Milchviehbe-trieben wieder eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit erreicht werden.

-heit konnte man in den Ackerbauregio-nen eine höhere Leistung erzielen als in den grünlandreicheren Gebieten. Die am 01.04.2011 verteilte Refe-renzmenge von 970 387 t wurde von 527 Betrieben bis zum 31.03.12 mit 899 012 t (92,6 %) erfüllt. Darunter waren 18 Betriebe mit einer Direkt-vermarktungsquote von 2 302 t. Seit Zusammenfassung der Übertragungs-gebiete für den Milchquotenhandel zu 2 Handelsgebieten Ost und West zum 01.07.2007 verlor Thüringen 32 006 t Quote an andere Bundesländer. Zum 01.04.2012 verfügten noch 518 Land-wirtschaftsbetriebe, überwiegend ju-ristische Personen, über insgesamt 971 909 755 kg Milchquote. Nach der unbefriedigenden Wirtschafts-lage bis 2003/04 konnten in den fol-genden Jahren bis 2008/09 die Wirt-

Tabelle: Wirtschaftsdaten Thüringer Futterbau-Milchviehbetriebe

MEJahr

2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11Betriebe n 30 40 43 48 58 63Durchschn.Betriebsgröße ha/Betr. 1 185 1 129 1 027 973 1 064 1 122Kühe je Betrieb Stück 665 605 596 569 583 587Arbeitskräftebesatz AK/ha LF 2,9 2,8 2,7 2,8 2,75 2,70Milchleistung kg/Kuh 8 217 8 341 8 303 8 253 8 428 8 548Milcherlös Cent/kg 28,7 28,7 35,6 34,3 26,0 31,4Betriebl. Erträge €/ha 2 538 2 606 3 213 3 156 2 734 3 053- Umsatz Milch €/ha 1 269 1 228 1 624 1 593 1 153 1 372- Direktzahlungen €/ha 333 369 377 378 366 363Betriebl. Aufwendungen €/ha 2 441 2 471 2 829 2 960 2 667 2 818Gewinn €/ha 27 65 271 117 20 197VerfügbaresEinkommen Tsd. €/AK 23,7 25,2 33,9 28,9 24,5 32,2

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2/2013 216 Schriftenreihe der TLL

Futtermittelüberwachung 2012

Leo Muhle, Heike Bergmann, Ingo Müller und Rolf-Michael Petzoldt

Im Jahre 2012 gab es entgegen des Vorjahres keine Vorfälle, die aus der Routine der amtlichen Futtermittel-

Eine zuvor in anderen Bereichen der TLL tätige Kollegin begann im Herbst ihre Ausbildung zur Futtermittelkon-trolleurin. Sie soll ab 2013 die Futter-mittelüberwachung verstärken. Die 5 Meldungen im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF des Jahres 2012, die Futtermittel in Thüringen betrafen, konnten problemlos abgear-

waren entweder schon lange zuvor schadlos für Mensch, Tier und Umwelt verfüttert oder zwischenzeitlich vom Lieferanten zurückgeholt worden. Im Berichtsjahr gelangte zum ersten Mal das neue „Kontrollprogramm Futtermit-tel für die Jahre 2012 bis 2016“ der Bun-desrepublik Deutschland einschließlich seines thüringischen Teils als Bestand-teil des Mehrjährigen Nationalen Kon-trollplans zur Anwendung. In insgesamt 268 (2011: 283) zum Teil mehrfach aufgesuchten Betrieben wurden 786 Futtermittelproben gezo-

gen mit 4 401 (2011: 3 475) Einzel-bestimmungen. 333 zum Teil sehr zeitaufwändige Un-ternehmensprüfungen fanden statt.Die generelle Mängelquote (bezogen auf Analysen) stieg leicht auf 3,05 % (im Jahr 2011 2,4 %). Bei 638 (2011:

Wasser) gab es 6,7 % Beanstandungen, 2,2 % im Vorjahr. Die 398 Untersuchungen hinsichtlich

wirksame Substanzen, Verschleppung pharmazeutisch wirkender Substan-zen) führten zu 2 Beanstandungen. 1 349 Einzelbestimmungen in Rich-

-dere Dioxin, Schwermetalle, Myko-toxine) ergaben zweimal Anlass zum Einschreiten. Die 1 091 (2011: 979)

-mittelrückstände brachten bei einem

Rückstandshöchstgehaltes. Bei den 21 durchgeführten Analysen auf ver-

767/2009 (Saatgut, Verpackungsma-terial, Kot, Urin usw.) konnten keine

Abbildung: Beanstandete Proben (%)

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Jahresbericht 2012 217 2/2013

Verstöße festgestellt werden. Bei 138 mikroskopischen Untersuchungen auf tierische Bestandteile gab es keine Abweichungen. Die 7 Analysen auf genetisch ver-änderte Organismen brachten eine Unregelmäßigkeit zu Tage. Die Bean-

wegen Abweichungen von deklarier-ten Gehalten sowie Über- und Unter-schreitungen der futtermittelrechtlich festgesetzten Höchst- und Mindestge-halte lag bei 11,5 % (2011: 10,4 %).Aufgrund der vorstehenden Ergebnisse und wegen 18 Kennzeichnungsmän-geln hat die amtliche Futtermittelüber-

wachung 20 Verwaltungsverfahren

Vorgang mehrere Unregelmäßigkeiten zur Ahndung kamen. Erstmalig gemeinsam mit den Veteri-när- und Lebensmittelüberwachungs-ämtern der Landkreise bzw. kreisfreien Städte führten die 2 Futtermittelkon-trolleure im vergangenen Jahr futter-

im Rahmen von Cross Compliance bei Thüringer Landwirten durch. Bei den 52 Betriebsprüfungen musste kein Verstoß konstatiert werden.

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2/2013 218 Schriftenreihe der TLL

Angaben (g.g.A.) und Ursprungsbezeichnungen (g.U.) für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel aus Thüringen

Wolfhard Glumm und Martina Kinder

Das Referat 630 der TLL ist die zustän-dige Kontrollbehörde für die Einhaltung

-sen und Lebensmitteln, für die nach dem Recht der Europäischen Union

-gabe (g.g.A.) oder Ursprungsbezeich-nung (g.U.) eingetragen worden ist. Die Eintragung einer g.U. setzt voraus, dass ein Erzeugnis „seine Güte oder Eigen-schaften überwiegend oder ausschließ-

der natürlichen und menschlichen

tionsschritte im abgegrenzten geogra-

für die Eintragung einer g.g.A. ist, dass eine bestimmte Qualität, das Ansehen oder eine andere Eigenschaft des Pro-

-schen Ursprung zurückzuführen ist und

Gebiet erzeugt und/oder verarbeitet und/oder hergestellt wird. Dabei muss

-sprechen, die unter anderem den ein-

getragenen Namen, eine Beschreibung des Produkts, die Abgrenzung des geo-

des Verfahrens zur Gewinnung des Er-zeugnisses, den Zusammenhang zwi-

-biet, den Namen und die Anschrift der Kontrollbehörden und alle besonderen Vorschriften für die Etikettierung des Erzeugnisses enthält. Die Eintragungen erfolgen auf Antrag von Herstellerverei-nigungen, die solche Produkte erzeu-gen, deren Name eingetragen werden soll, nach einem Prüfungsverfahren der EU-Kommission. Gegenwärtig gibt es europaweit mehr als 1 000 geschützte Herkunftsangaben.Zurzeit sind mit Bezug zum Gebiet des Freistaats Thüringen 4 Produkte als g.g.A. und ein Erzeugnis als g.U. einge-tragen worden, die der Kontrolle der TLL unterliegen. Bei den g.g.A. handelt es sich um Thüringer Rostbratwurst, Thü-ringer Rotwurst, Thüringer Leberwurst und Greußener Salami, bei der g. U. um Altenburger Ziegenkäse. Bald wird

Stichtag 31.12.2013 Gesamt g.g.A. g.U.Registrierte g.g.A./g.U. Unternehmen 130 129 1davon produzieren:- Thüringer Rostbratwurst- Thüringer Leberwurst- Thüringer Rotwurst- Greußener Salami

126103102

1davon produzieren:- Altenburger Ziegenkäse 1

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Jahresbericht 2012 219 2/2013

weise korrekte Länge, Gewicht oder Kennzeichnung, überwacht werden, vor. Für die Untersuchung der Produkte

vorgegebenen Gehalts bestimmter In-

privaten Labors. Die Einhaltung der

und Altenburger Ziegenkäse wird aus-schließlich von der TLL überwacht.Im Jahr 2012 untersuchte das Labor

-kationen wurden dabei in 273 Fällen eingehalten. In 36 Fällen war eine Nachprüfung erforderlich. Die in Amts-hilfe durchgeführten Kontrollen der Lebensmittelüberwachungsämter vor Ort ergaben 6 Beanstandungen, die sich auf Kennzeichnungsmängel beschränkten. Schwerwiegende Ver-stöße, die nicht durch eine Änderung der Rezeptur oder den Hinweis auf die Rechtslage hätten beseitigt werden können, lagen nicht vor.Geschützte Ursprungsbezeichnungen

erkennt der Verbraucher an den folgen-den Gemeinschaftszeichen der EU.

mit dem Eichsfelder Feldgieker bzw. Feldkieker ein weiteres g.g.A. - Erzeug-nis eingetragen. Das diesbezügliche Antragsverfahren ist abgeschlossen. Für den Elbe-Saale-Hopfen läuft das Antragsverfahren. Auch in Zukunft ist mit der Eintragung weiterer Erzeugnis-se aus Thüringen in die Liste der g.g.A. und g. U. in Brüssel zu rechnen. Dieser Prozess wird durch das Verbraucher-verhalten, das immer mehr Qualitäts-produkte und solche mit traditionellem und regionalem Bezug verlangt, beför-dert.In der TLL werden die Thüringer Unter-nehmen registriert, die eine eingetrage-ne Herkunftsbezeichnung verwenden. Mit der Registrierung sind regelmäßige Kontrollen sowie gegebenenfalls auf-sichtsbehördliche Maßnahmen ver-bunden.Zur Erfüllung ihrer Aufgaben erhält die TLL Amtshilfe durch die Kollegen der Lebensmittelüberwachung der Land-kreise und kreisfreien Städte. Diese nehmen die Betriebskontrollen vor Ort, mit der bestimmte Anforderungen der

-

geschützte geschützteUrsprungsbezeichnung

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2/2013 220 Schriftenreihe der TLL

Milchgüteüberwachung von Rohmilch 2012

Jochen Lüttig

Prüfaufgabe Unternehmen/Personen/Geräte Anzahl

Prüfungen/SchulungenAnzahl

2008 2009 2010 2011 2012 2008 2009 2010 2011 2012

Milchgüte-VO Überprüfung der

Probenahmegeräte 28 29 27 28 29 64** 70** 54** 68** 61**

Probenahme Erzeuger 367 443 430 370 495 31 15 13 10 24

Milchauszahlungspreis/Probelagerung Molkerei 5 5 5 5 5 3 5 4 5 5

Fahrerschulung 55 58 48 50 58 43* 49* 35* 40* 50*

Überprüfung des TLV 1 1 1 1 1

* geschulte Personen ** zweimal jährlich

Kontrolle der Probentransporttemperatur

Überprüfung der Rohmilchübernahme beim Erzeuger

Die TLL ist gemäß § 4 der Thüringer Ver-ordnung zur Durchführung der Milch-güteverordnung die Überwachungs-stelle des Freistaats für die Kontrolle der Milchgüte von Rohmilch.In Zusammenarbeit mit dem Thüringer Verband für Leistungs- und Qualitäts-prüfung erfolgten insgesamt 58 Haupt- und 2 Zulassungsprüfungen. Bei 3 Geräten wurden die in der DIN festge-legten Parameter für Repräsentativität nicht eingehalten, so dass Wiederho-lungsprüfungen erforderlich waren. Technische Probleme sind Gründe für die Nichteinhaltung der Prüfparameter. Im Jahr 2012 erfolgte die Schulung von 50 Fahrern aus 7 Transportunter-nehmen, die im Auftrag der Thüringer Molkereien Rohmilch sammeln. In den Schulungen wurden technische und technologische Kenntnisse der Milcherfassung und der damit verbun-denen Probenahme vermittelt.

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Jahresbericht 2012 221 2/2013

Bei 24 Kontrollen in Molkereien und auf Milchsammeltouren erfolgte die Überprüfung der praktischen Fähig-keiten der Fahrer bei der Milchüber-nahme. Schwerpunkte der Kontrollen waren die ordnungsgemäße Milch-übernahme sowie die Einhaltung der Probentransporttemperaturen.Bei Milcherzeugern galt es, die Be-dingungen für die Milchübernahme zu

Probenahme für Rückstandsuntersuchungen

prüfen. In den Thüringer Molkereien erfolgten 5 Kontrollen zum ordnungs-gemäßen Umgang mit den Milchgü-teproben und deren Untersuchungs-ergebnissen. Aufmerksamkeit wurde dabei auf die richtige Lagerung der Proben sowie die ordnungsgemäße Übernahme der Untersuchungsergeb-nisse für die Milchpreisberechnung gelegt.

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2/2013 222 Schriftenreihe der TLL

Markt- und Preisberichterstattung 2012

Dr. Edgar Sommerfeld und Martina Kinder

Auf Grundlage der 1. Fleischgesetz-Durchführungsverordnung wurden Da-ten über Mengen und Preise für Rinder

Schlachtbetrieben (2 Rinder, 6 Schwei-ne) erfasst und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) aufbereitet gemeldet. Die in den mel-

-geführten Buchprüfungen dienten der

erhob Daten von 95 Unternehmen der Getreide-, Stärke-, Fett- und Futtermittel-wirtschaft. Die Auswertungen erhielt die TLL zur weiteren Bearbeitung. Zur Sicherung der Markttransparenz sind wöchentlich Schlachtdaten zu Rindern und Schweinen dem TMLFUN, ausgewählten Agrarbehörden, Zeitun-gen und Verbänden zugegangen.

Wie in den Vorjahren haben wir einen wöchentlichen Regionalmarktbericht zur tierischen Erzeugung in Thüringen erstellt und auf den Internetseiten der TLL fortgeschrieben.Die Zusammenarbeit mit der neu ge-

Ost, angesiedelt beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicher-heit und Fischerei Mecklenburg-Vor-pommern in Rostock galt es weiter auszubauen. Es erfolgt ein regelmäßi-ger Austausch von Marktdaten, die vor allem in den wöchentlichen Regional-markt der TLL eingehen. Auf der Homepage der TLL sind mo-natlich die Erzeugerpreise von Mast-schweinen, Jungbullen und Milch ak-tualisiert ins Netz gestellt worden.

Abbildung: Auszahlungspreise frei Schlachtstätte Schwein E-P Thüringen (€/kg SG)

Tabelle: Ferkelpreise ab Hof ohne MwSt.

Bundesland Stück€/kg €/Stück

25 kgvon bis ØTH (TLL) 11 259 2,10 2,50 2,29 57,25SN (MIO Rostock) 3 660 2,24 2,48 2,33 58,26HE (HDLGN) 7 801 1,93 2,35 2,09 52,25

1,401,501,601,701,801,902,00

J F M A M J J A S O N DWochen/Monate

2012 2013

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Jahresbericht 2012 223 2/2013

Marktüberwachung Vieh und Fleisch 2012

Dr. Edgar Sommerfeld, Bernd Höltzer und Anett Keil

Durch den ständigen Wechsel von Ange-bot und Nachfrage unterliegt das Markt-geschehen für Rinder- und Schweine-schlachtkörper starken Schwankungen. Die Marktübersicht wird durch eine Vielzahl von Lieferanten (Erzeuger, Er-zeugergemeinschaften, Händler) und Abnehmern erschwert. Um dennoch Markttransparenz zu gewährleisten wurde die amtliche Preisfeststellung ge-

Zur Meldung über Mengen und Preise

wöchentlich durchschnittlich 200 und mehr Schweine oder 75 und mehr Rin-der ohne Berührung eines Schlacht-viehgroßmarktes mit amtlicher Notie-rung geliefert werden.Die Meldungen sind wöchentlich der nach Landesrecht zuständigen Behör-de zu erstatten. Die Thüringer Landes-anstalt für Landwirtschaft ist die für Thüringen zuständige Meldebehörde.

erstatteten Meldungen Feststellungen über die in jeder Handelsklasse ge-zahlten Preise.Die Feststellungen werden als amtliche Preisfeststellung bekannt gegeben.In Thüringen sind derzeit 2 Rinder und 6 Schweine schlachtende Betriebe

Eine aussagefähige Preisfeststellung setzt

eine einheitliche Klassifizierung, eine korrekte Gewichtsfeststellung undein vergleichbares Abrechnungs-verfahren

voraus.

Gewichtsfeststellung von zugelasse-

--

betrieben im Einsatz. Als zuständige Behörde für die Zulassung von Klas-

Sachkunde- und Fortbildungsprüfun--

neschlachtkörpern und eine für Rin-derschlachtkörper durchgeführt sowie eine Prüfung in Sachsen-Anhalt perso-nell unterstützt.

Schnittführung bei Rind und Schwein

Verwiegung werden durch unsere Be-hörde nach Kontrollschwerpunkten überprüft.

Schlachtbetrieben sowie der Umfang der zu kontrollierenden Schlachtkör-per je Prüfung.

mal im Bereich Schwein und 27-mal bei Rindern kontrolliert. Schwerpunk-te waren die Einhaltung der Referenz-schnittführung, der vorgeschriebenen Einstichmessstellen, die Funktionsfä-higkeit von Choirometern, die Einstu-fung in Kategorien, Fleischigkeits- und Fettgewebeklassen, sowie die Verwie-gung und Kennzeichnung von 6 047 Schweine- und 804 Rinderschlacht-körpern.

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2/2013 224 Schriftenreihe der TLL

Aufgrund von Abweichungen der

Kennzeichnung wurden 6 Nachkont-rollen und eine Anlasskontrolle durch-geführt, 2 mündliche und 2 schrift-liche Verwarnungen ausgesprochen sowie gegen einen Schlachtbetrieb ein Bußgeldverfahren eingeleitet.

Mit einem Anteil von 4,02 % fehler-

1,12 % Rinderschlachtkörpern lag der Anteil bei Schweinen über, bei Rin-dern leicht unter dem Vorjahreswert. Mängel in der Schnittführung wurden bei 0,07 und 2,49 % der kontrollier-ten Schlachtkörper von Schweinen und Rindern festgestellt, welche sich damit annähernd auf dem Niveau der Vorjahre bewegten.

Fortbildungsprüfung der Sachverständigen

Sachverständige -

zierung von Rinder-schlachtkörpern

Schwein

Rind

Abbildung: Beanstandungen Schwein und Rind

Schnitt-führungsfehler

0,07 %

fehler4,02 %

Kennzeichnungs-fehler

0,071 %

Schnittführungs-fehler

2,49 %

fehler1,12 %

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Jahresbericht 2012 225 2/2013

Vermarktungsnormen für Eier sollen dazu beitragen, die Qualität der Eier zu verbessern und damit ihr Absatz zu erleichtern. Daher liegt es im Interesse der Erzeuger, der Händler und der Ver-braucher, dass Vermarktungsnormen für Eier angewendet werden. Die Vermarktungsnormen gelten grund-sätzlich für alle in der Gemeinschaft vermarkteten Eier von Hennen der Gat-tung Gallus gallus, welche zum unmit-telbaren Verzehr oder zur Herstellung von Eiprodukten geeignet sind.Es soll dem Verbraucher möglich sein, zwischen Eiern verschiedener Güte- und Gewichtsklassen aber auch Formen der Hennenhaltung zu unterscheiden.Als zuständige Behörde überwacht die TLL die Einhaltung von Kennzeich-nungsvorschriften und Qualitätsan-forderungen für Hühnereier auf allen Ebenen der Vermarktung (Erzeugung, Packstelle, Handel). Derzeit sind in Thüringen 37 Packstellen zugelassen und 132 Hennenhalter mit 1 909 500 angezeigten Hennenplätzen registriert.Die Kontrollmaßnahmen werden auf der Basis von Checklisten als Routine-,

Nach-, Anlass- und Zulassungskontrol-len durchgeführt.Die TLL ist in Thüringen die zuständige:

Kontrollstelle für die Zulassung von Packstellen sowie der Einhaltung von Kennzeichnungsvorschriften und Mindestqualitätsanforderungen für Eier und Geflügel Behörde für die Registrierung von Betrieben zur Haltung von Lege-hennenÜberwachungsstelle für die Kon-trolle der Voraussetzungen über die Erzeugung und den Verkehr mit Bruteiern von Hausgeflügel

Der Überprüfung der Einhaltung der Vermarktungsvorschriften für Eier und

Hennenhaltern, 48 in Packstellen, 52 --

betrieben, sowie 5 in Vermehrungs-betrieben für Bruteier. Für Eier waren zu beanstanden: Fälle fehlerhafter Kennzeichnung von losen Eiern, Klein- und Großverpackungen, sowie Liefer-

Dr. Edgar Sommerfeld, Bernd Höltzer und Anett Keil

Kontrolle einer Packstelle Auslaufkontrolle in der Freilandhaltung

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2/2013 226 Schriftenreihe der TLL

Herrichtungsformen in Geflügel-schlacht- und Zerlegebetrieben so-wie Handelseinrichtungendie Kontrolle des Wassergehaltes von gefrorenen oder tiefgefrorenen Hähnchenschlachtkörpern und -teil-stücken von Hähnchen in Schlacht- und Zerlegebetrieben sowie Groß-handel der Einhaltung von Kennzeichnungs-vorschriften für Geflügelfleisch in Schlachtbetrieben, sowie Groß- und Einzelhandel.

Im Großhandel erstrecken sich die Prü-fungen auf Ware aus Thüringer Erzeu-gung, anderer Bundesländer, Ländern der Europäischen Union und Ware aus Drittländern.

zur Einhaltung von Kennzeichnungs-vorschriften musste wegen Fremd-wasserüberschreitung für 290 kg

ausgesprochen werden.Im Auftrag des Referates Agrarmarke-ting haben wir auch 2012 die Einhal-tung der Bedingungen für das Thü-ringer Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ bei Eiern, Ge-

scheinen, Mängel in der Buchführung und Einhaltung von Mindestbedingun-gen des Auslaufes in der Freilandhal-tung, sowie Nichteinhaltung von Ge-wichtstoleranzen. Für 1 460 Stück Eier musste ein Ver-marktungsverbot erteilt und 6-mal ein Verwarnungsgeld ausgesprochen wer-den. In 2 Fällen wurde ein Ordnungs-widrigkeitsverfahren eingeleitet. Als Behörde sind wir auch zuständig für:

die Kontrolle der Mindestquali-tätsanforderungen der Geflügel-schlachtkörper und -teilstücke nach Angebotszuständen

Überwachung der Bruteierkennzeichnungs-verordnung

Eier

Abbildung:

0

5

10

15

20

25

30

35

Beanstandung

Feh

ler

(%)

Begleitpapiere/Lieferscheine BuchführungGewichte, Qualitätsmängel AuslaufbedingungenVerstoß gegen das LegRegG Verstöße im EHVerstöße auf ÖM UmpackenKennz. Eier, GVP, KVP

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Beanstandungen

Feh

ler

(%)

Fertigpackung/Packung

Fremdwasser

Haltungsbedingungenbesondere Haltungsformen

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Jahresbericht 2012 227 2/2013

TLL 633 Qualitätsprüfungen unter den 1 189 registrierten Thüringer Obst- und Gemüseunternehmen durch. Die Anzahl der untersuchten Partien lag bei 6 155. Auf den sogenannten Fla-schenhalsbetrieben - Großhandel/

302 Kontrollen das Hauptaugenmerk der Überwachung. Die überwiegende Anzahl der Beanstandungen bezog sich auf 9,1 % Kennzeichnungsmängel und Krankheiten/Fäulnis mit 2,36 %. Qualitätsprobleme gab es wie in den Jahren zuvor im ambulanten Spargel-handel, wie beispielsweise Fäulnis an den Stangen. Gravierende Zuwider-

Marktüberwachung Obst und Gemüse

Verwendung von Ergebnissen der Qualitätskontrollen und der Marktentnahmen bei Obst und Gemüse unter Anwendung der Gemeinsamen Marktorganisation nach der VO (EG) Nr. 1234/2007 und Analyse der Vermarktungstätigkeiten der Erzeugerorganisationen

Wolfhard Glumm und Jens Schönberg

Die TLL ist die zuständige Behörde für die Überwachung der Vermarktungs-normen aus der gemeinsamen Markt-ordnung der EU nach der Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 und der zu ihrer Durchführung erlassenen europäi-schen und nationalen Gesetze. Es gibt zehn spezielle Vermarktungsnormen für Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Kiwis, Pfirsiche/Nektarinen,Tafeltrauben, Zitrusfrüchte, Gemüsepaprika, Sa-lat und Tomaten. Daneben existiert eine Allgemeine Vermarktungsnorm (AVN). Obst und Gemüse, für das keine spezielle Vermarktungsnorm gilt, muss dieser entsprechen. Die AVN bestimmt Mindestgüteeigenschaften der Erzeug-nisse wie „ganz, gesund, sauber, prak-tisch frei Schädlingen, praktisch frei von Schädlingen, die das Fleisch beein-trächtigen, praktisch frei von anomaler äußerer Feuchtigkeit, frei von fremdem Geruch und/oder Geschmack“ sowie Mindestreifekriterien, Toleranzen und Angabe des Erzeugnisursprungs. Die Zuständigkeit der Marktüberwachung umfasst die Kontrollen auf allen Ver-marktungsstufen wie Groß- und Einzel-handel einschließlich der zahlreichen Wochenmärkte und des ambulanten Spargel- und Erdbeerhandels sowie die Durchführung der erforderlichen Verwaltungs- und Ordnungswidrigkei-tenverfahren.Im Jahr 2012 führte die

Messung des Brixwertes bei Tafeltrauben, zum Überprüfen der Mindestwerte der Reifeanforde-rungen entsprechend der Vermarktungsnorm, im Fruchthandel

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2/2013 228 Schriftenreihe der TLL

handlungen traten nicht auf. Darüber hinaus wurden noch 26 Exportkont-rollen mit den Bestimmungsländern Russland und Kasachstan abgefertigt.Die Obstbaubetriebe verzeichneten eine normale Ernte im Gegensatz zu den Gemüsebaubetrieben, die dieses

-problemen zu kämpfen hatten. Haupt-früchte sind in Thüringen Spargel und Blumenkohl. Bei den Gewächshauskul-turen dominiert die Tomate mit 80 %

-che, die gerade bei Bohnen durch den Wegfall der Verarbeitungsindustrie zu verzeichnen ist. Die zwei 2 Obsterzeugerorganisatio-nen haban sich der VEOS Vertriebsor-ganisation in Dresden angeschlossen und stehen so sehr gut in den Han-delsketten und im Außenhandelsge-schäft da. Exportiert wird nach Groß-britannien, Irland, Osteuropa sowie nach Russland.

Handelsklassenkontrolle bei Äpfeln im Großhandel

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Jahresbericht 2012 229 2/2013

lich willkommen waren. Im Rahmen dieses Veranstaltungstages wurde der „1. Thüringer Direktvermarktertag“ als Markt für regional erzeugte Lebens-mittel durchgeführt. Unter diesem Motto stellten 22 Agrarunternehmen ihre Leistungsfähigkeit als Lebens-mittelproduzent und Vermarkter unter Beweis. Auch das Thüringer Agrar-marketing hatte Grund zum Feiern. Am 10.05.2012 fand in der Stadthal-le Arnstadt die Festveranstaltung „20 Jahre - Thüringer Qualitätszeichen“ statt. Anlass, in einer begleitenden Ausstellung, die Erzeugnisse mit dem Thüringer Qualitätszeichen in ihrer Gesamtheit zu präsentieren und den 11 Unternehmen, die das Qualitäts-zeichen seit 20 Jahren auf ihren Pro-dukten führen, durch Überreichung einer Ehrenurkunde zu danken. Au-

Im Rahmen des Thüringer Gemein-schaftsmarketings wurden zahlreiche Aktivitäten zur Absatzunterstützung für Produkte der Thüringer Agrar- und Ernährungswirtschaft realisiert. Ein Schwerpunkt war die Teilnahme an Hausbörsen des deutschen Lebens-mitteleinzelhandels, wie z. B. bei der EDEKA- und der Rewe-Gruppe. Weitere Arbeitsschwerpunkte bildeten gemein-schaftliche Präsentationen national und international operierender Unter-nehmen aus Thüringen auf Fach- und Endverbrauchermessen. Zu nennen wären hier insbesondere die „Inoga“ und die „Grünen Tage Thüringen“ in Erfurt. Am 05.05.2012 feierte die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft ihr 20-jähriges Bestehen, wo Interessen-

-

Arbeitsschwerpunkte im Agrarmarekting

Dr. Norbert Stang, Matthias Knape, Mario Leidenfrost, Saskia Werschin, Almut Richter und Doreen Ballauf

Überreichung der Ehrenurkunden für 20 Jahre Verwendung des Thüringer Qualitäts-zeichens „Geprüfte Qualität aus Thüringen“

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2/2013 230 Schriftenreihe der TLL

ßerdem übergab der Minister für Land-wirtschaft, Forsten, Umwelt und Natur-schutz an diesem Tag 18 Unternehmen die Lizenzurkunden. Damit können weitere 40 Produkte das Thüringer Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ führen. Die Bandbrei-te der neu ausgelobten Produkte war wieder groß und reichte von traditio-nellen Wurst- und Backwaren, Fisch und modernen Convenienceprodukten bis hin zu Eiern, Tee, Bieren und sogar

-nen Markenzeichen „Geprüfte Quali-tät aus Thüringen“ gekennzeichneten Produkte bescheinigen dem Verbrau-cher eine hohe Qualität, verbunden mit einer Herstellung in Thüringen aus

führen 121 Thüringer Unternehmen für 367 Produkte das Thüringer Qualitäts-zeichen.

Die aus den Lizenzgebühren für das Nutzen des Thüringer Qualitätszei-chens generierten Einnahmen wur-den auch 2012 zur Unterstützung der Lizenznehmer in Bezug auf das Mar-keting ausgegeben. In diesem Jahr wurden sowohl Messeequipment, wie eine Magnetwand, Leicht- und Tiefkühltechnik, Dekorationsfahnen, verschiedene Werbeaufsteller etc. als auch Streuartikel wie Servietten, Papiertaschen, Luftballons, Shirts, Schneidbretter, Kalender, Keramiktas-

Die Internetpräsentation des Thüringer Agrarmarketings wurde 2012 optisch und inhaltlich weiterentwickelt und ging am 01.10.2012 online. Über 300 Unter-nehmen der Thüringer Agrar- und Ernäh-rungswirtschaft nutzen unsere Plattform um ihr Leistungsspektrum zu präsen-

-tegrierten Veranstaltungskalender.

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Jahresbericht 2012 231 2/2013

Arbeitsschwerpunkte bei der Agrarförderung

Dr. Norbert Stang, Kerstin Riedel-Kopp, Matthias Knape, Monika Klein und Almut Richter

Im Oktober 2011 hat die Europäische Kommission ihre Legislativvorschläge für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Finanzperiode 2014 bis 2020 ver-

immer noch andauernde Erörterungs- und Diskussionsprozess zwischen den Mitgliedstaaten, dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament. Wie die Verordnungsentwürfe zeigen, wird man im landwirtschaftlichen Bereich an der 2 Säulen-Politik festhalten, jedoch sieht der gemeinsame Strategische Rah-men eine fondsübergreifenden Partner-schaftsvereinbarungen vor, die zu einer größeren Kohärenz zwischen den Euro-päischen Landwirtschaftsfonds ELER/EGFL und den Strukturfonds führen soll. Das Maßnahmenspektrum in der ELER und EGFL Verordnung bleibt den Entwür-fen zufolge weitgehend unverändert. Neuerungen wird es bei der Gründung von Erzeugerorganisationen, die nun-

und der Innovations- und Bildungsför-derung geben. Den letzteren soll eine höhere Priorität zukommen und durch sogenannte EIP (europäische Innova-tionspartnerschaften) mehr Vorschub für Kooperationen geleistet werden. Die Forderung nach Verwaltungsvereinfa-chung bleibt leider auch in der kommen-den Förderperiode nur Wunschdenken. In der derzeitigen Förderperiode konn-ten im Rahmen der Förderrichtlinie „In-novationsförderung in der Land- und Ernährungswirtschaft“ 3 Projekte er-folgreich abgeschlossen sowie 6 mehr-jährige Projekte fortgeführt werden. Im Förderprogramm „Verbesserung der Er-zeugungs- und Vermarktungsbedingun-

gen für Bienenzuchterzeugnisse“ gab es 64 Förderfälle mit einer Bezuschussung von insgesamt 59 000 €. Einen erheb-lichen Umfang nahm dabei die Förde-rung von Beuten sowie von Geräten zur Verbesserung der Honigqualität ein. Hinsichtlich der Förderrichtlinie „Absatz-förderung zur Verbesserung der Markt-position landwirtschaftlicher Erzeugnis-se“ beschränkten sich die Aktivitäten in diesem Jahr lediglich auf die Verwen-dungsnachweisprüfungen. In Bezug auf

-schutzes wurden in 9 Unternehmen die Einhaltung der Zweckbindungsfristen durch Vor-Ort-Kontrollen geprüft.Mit der Verordnung (EU) Nr. 261/2012 hat die Europäische Kommission nun mehr erstmals Bestimmungen für die staatliche Anerkennung von EO, Verei-nigungen und Branchenverbänden im Milchbereich (Milchpaket) geschlos-sen. In dessen Folge war es in 2012 möglich eine Thüringer Milcherzeuger-organisation anzuerkennen.Darüber hinaus enthält das Milchpa-ket jedoch noch weitere Regelungs-optionen, die das bestehende Markt-strukturgesetz nicht abdecken kann. Das Marktstrukturgesetz, das seit dem Jahr 1969 der Anerkennung von Erzeu-gergemeinschaften und deren Verei-nigungen in Deutschland dient um-fasst z. B. nicht die Anerkennung von Branchenverbänden. Zudem weisen das Marktstrukturgesetz und seine 18 Durchführungsverordnungen insge-samt Reformbedarf auf. Bund und Län-der haben sich deshalb 2012 für die Änderung dieser Rechtsnorm zu einer reinen Anerkennungsvorschrift aus-

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2/2013 232 Schriftenreihe der TLL

gesprochen und einen Verordnungs-entwurf erarbeitet. Der Entwurf sieht den Ersatz des Marktstrukturgesetzes durch ein Gesetz zur Änderung agrar-marktrechtlicher Bestimmungen vor, das die die bisherigen Regelungen weiterentwickelt und an EU-Recht an-passt. Zugleich werden die 18 Durch-führungsverordnungen geändert und zu einer einzigen Agrarmarktstruktur-verordnung zusammengefasst. In Thüringen sind aktuell 24 Erzeu-gergemeinschaften und 3 Erzeuger-zusammenschlüsse nach dem noch rechtskräftigen Gesetz zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Markt-strukturgesetz) anerkannt. In einem Folgeschritt soll nun ebenfalls das bisherige Verordnungs- und Förder-recht zum Marktstrukturgesetz überar-beitet und angepasst werden. Zurzeit umfasst die Richtlinie zur Förderung der Marktstrukturverbesserung 3 Teile. Die Thüringer Landesanstalt für Landwirt-schaft ist zuständige Behörde für den Teil A (Zusammenschlüsse) und den Teil C (Vermarktungskonzeptionen). Im Rahmen der genannten Förderrichtlinie sowie im Bereich der Non Food Förde-rung (Förderphase III) waren 2012 bei 8 Maßnahmen die erforderlichen Binde-fristkontrollen durchzuführen und bei insgesamt 36 Unternehmen die Erfül-lung der Vertragsbindung 2011 sowie bei 15 Unternehmen die Vorlage der Lieferverträge für 2012 zu prüfen.Im Sektor Obst und Gemüse sind in Thüringen 4 Erzeugerorganisationen anerkannt. Damit sind diese berech-tigt sogenannte operationelle Pro-gramme zur Förderung einzureichen. Die operationellen Programme müssen Pro-jekte und Maßnahmen beinhalten die sicherstellen, dass die Erzeugung qua-litativ und nachfragegerecht erfolgt,

das die Vermarktung, insbesondere durch Bündelung des Angebotes ge-fördert und die umweltgerechte Wirt-schaftsweise der Erzeuger durch die Erzeugerorganisationen unterstützt wird. Die Laufzeit eines operationel-len Programms beträgt mindestens 3, höchstens 5 Jahre. Einer Erzeuger-organisation konnte in diesem Jahr für den Zeitraum 2012 bis 2016 ein operationelles Programm genehmigt werden. Die, für die Umsetzung der Operationellen Programme, von der Europäischen Union bereitgestellten Mittel betragen maximal 50 % der tatsächlichen anerkannten Ausga-ben jedoch nicht mehr als 4,1 % des Wertes der vermarkteten Erzeugung. Den Thüringer Erzeugerorganisationen konnten somit für 2013 Beihilfen in Höhe von 1 475 324,07 € in Aussicht gestellt werden. Darüber hinaus legten die Erzeugerorganisationen im Februar 2012 die Endverwendungsnachweise für die operationellen Programme der Jahrestranche 2011 vor, in denen sie für die genehmigten Maßnahmen ge-tätigte Gesamtausgaben in Höhe von 2 955 430,06 € nachwiesen und daraus ableitende Beihilfen in einer Gesamt-höhe von 1 429 766,13 € beantragten. Nach erfolgter Verwaltungsprüfung konnten inklusive der Restzahlungen für das Vorjahr Mittel in Höhe von ins-gesamt 1 697 598,23 € ausgezahlt werden. Gravierende strukturelle Verän-derungen bewogen die zuständige Stel-le bei einer Erzeugerorganisation die Einhaltung der Anerkennungskriterien gründlich zu beleuchten. Leider brachte die Überprüfung schwerwiegende Män-gel zu Tage, so dass die Anerkennung ausgesetzt und die Beihilfezahlungen eingestellt wurden.

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Jahresbericht 2012 233 2/2013

Projekt 96.05 - AgrarpolitikAgrarökonomische und betriebswirtschaftliche Beurteilung agrarpolitischer Instrumente und Entscheidungen - Arbeitspaket Risikomanagement1)

Dr. Jürgen Strümpfel, Dr. Ines Matthes, Angelika Marschler und Uta Maier

1) Erarbeitet im Rahmen eines Mehrländerprojektes unter Mitwirkung von Dr. H. Heilmann, Dr. R. Rich-

Zielstellung In den letzten Jahren rückte das Risi-komanagement in Landwirtschafts-betrieben stärker in das Blickfeld von Agrarpolitik, Berufsstand, Agrarfor-schung, Versicherungswirtschaft, Ban-ken und Unternehmensführung. Das fand seinen konkreten Niederschlag u. a. in den EU-Verordnungen zur Halb-zeitbewertung der GAP 2008 und in den Vorschlägen der EU-Kommission zur Reform der GAP ab 2014. Die bisher in der 1. Säule angesiedel-ten Instrumente:

Förderung von Ernte-, Tier- und Pflanzenversicherung (Art. 70 VO (EG) Nr. 73/2009) undFörderung von Fonds für Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie Umwelt-vorfälle (Art. 71 VO (EG) Nr. 73/2009)

werden weiter angeboten und der För-derung der ländlichen Entwicklung (2. Säule) zugeordnet. Neu ist das in Art. 40 vorgeschlagene Einkommenssta-bilisierungsinstrument. Einen zusam-mengefassten Überblick über die Ins-trumente gibt Abbildung 1.

Abbildung 1

Wirtschaftliche Einbußen infolge- widriger Witterungsverhältnisse1)

- Tierseuchen- Pflanzenkrankheiten- Schädlingsbefall

Wirtschaftliche Einbußen infolge- Tierseuchen- Pflanzenkrankheiten- Umweltvorfälle

Erheblicher Einkommensrückgang(Einkommen = Markterlöse zuzüglich staatlicher Zuwendungen abzüglichder Kosten für Betriebsstoffe)

- Rückgang der Jahreserzeugung um mehr als 30 % zum Jahres-durchschnitt aus den drei vorhergehenden Jahren (oder 5 Jahre ohne höchsten und niedrigsten Wert)

- amtliche Anerkennung des Schadensereignisses

- nicht festgelegt

- Zulassung des Fonds aufGegenseitigkeit u. a.

- Einkommensrückgang um mehr als 30 % des durchschnittlichen Jahreseinkommens des vorher-gehenden 3-Jahreszeitraumes (oder 5 Jahre ohne höchsten und niedrigsten Wert)

- Zulassung des Fonds auf Gegenseitigkeit u. a.

Höhe der Verluste 70 % der Einkommensverluste

- bis 65 % der Versicherungsprämie - bis 65 % der förderfähigen Kosten - bis 65 % der förderfähigen Kosten

- Versicherter Landwirt - Fonds auf Gegenseitigkeit - Fonds auf Gegenseitigkeit

1) Definition Art. 70 VO 73/2009

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2/2013 234 Schriftenreihe der TLL

Im Rahmen eines Mehrländerprojek-tes der Landesanstalten/-ämter von Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wur-den umfangreiche Ertragsdaten aus Landessortenversuchen und Landwirt-schaftsbetrieben sowie Wirtschaftsda-ten von Landwirtschaftsbetrieben mit dem Ziel ausgewertet, die Schwankung von Ertragsdaten und Wirtschaftsda-ten, insbesondere des erwirtschafteten Einkommens in den zurückliegenden Jahren zu ermitteln. Damit war es möglich, die Wirksam-keit der von der EU-Kommission vor-geschlagenen Instrumente des Risiko-managements einzuschätzen und die Notwendigkeit der Etablierung dieser Instrumente in der ostdeutschen Land-wirtschaft zu beurteilen.

Ergebnisse der empirischen Untersuchungen Schwankung der Naturalerträge - Häu-

Die aus den Landessortenversuchen und Praxisbetrieben für die zurücklie-genden Jahre ermittelten Streuungen der Erträge bewegten sich zwischen 13 und 25 %, ausgedrückt als Median der

-enten. Das entspricht bei Getreide un-ter Praxisbedingungen einer Standard-abweichung von 9 bis 12 dt/ha und in den Landessortenversuchen aufgrund des höheren Ertragsniveaus von 12 bis 15 dt/ha. Größere Ertragsschwan-kungen deuten sich bei Triticale und Winterroggen, insbesondere durch den Anbau auf leichten Diluvialstandorten an. Bei Winterraps belaufen sich die Er-tragsschwankungen auf 6 bis 7 dt/ha in Praxisbetrieben und auf 7 bis 8 dt/ha in den Landessortenversuchen. Eine mögliche staatliche Stützung von Ernteversicherungen nach Artikel 38 der ELER-Verordnung setzt Ertragsmin-derungen von 30 % voraus.Anhand möglicher Vergleiche wurde

-ausfälle in der Vergangenheit auftraten (Abb. 2). Ein Vergleich war möglich, wenn für einen Standort mindestens 4 aufeinanderfolgende Jahresertragsan-gaben vorlagen. In den Landessorten-versuchen traten Ertragsausfälle von mehr als 30 % lediglich in 4 bis 6 % al-ler untersuchten Vergleiche auf. Ledig-

% der Vergleiche.

Abbildung 2: Auftreten erheblicher Ertragsausfälle, 1994 bis 2010 (% der möglichen Vergleiche)

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Jahresbericht 2012 235 2/2013

Bei den Praxiserträgen sind erhebliche Ertragsausfälle erwartungsgemäß öfter eingetreten. Mit 9 bis 17 % bei Getreide und Raps sowie 16 bis 25 % bei Erbsen,

Fälle mit mehr als 30 % Ertragsausfall auch hier vergleichsweise niedrig.

-keit erheblicher Einkommenseinbußen Die Ermittlung der einzelbetrieblichen Einkommensschwankungen erfolg-te für die Kennzahlen „Ordentliches Ergebnis zuzüglich Personalaufwand (Einkommen) je ha LF“ und „… je Ar-beitskraft“ jeweils als einzelbetriebli-

Über alle Betriebe wurde ein Medi-

35,3 % für das Einkommen je ha LF und von 37,1 % für das Einkommen je AK ermittelt. Zwischen den Betriebsformen gab es deutliche Unterschiede. Höhere Einkommensschwankungen wurden für spezialisierte Ackerbaubetriebe festgestellt. Geringere Einkommens-schwankungen gab es in den Verbund-betrieben. Bei Milchvieh lag der medi-

bei ca. 36 %. Einkommenseinbußen über 30 % sind im untersuchten Zeitraum mit

eingetreten. Zwar waren ca. 60 % der Betriebe mindestens einmal mit der-artig starken Einkommenseinbußen

konfrontiert, bezogen auf die Anzahl der Vergleiche (Betrieb x Jahr) lag die

15 %. Zudem gab es deutliche Unterschiede zwischen den Betriebsformen. In Acker-baubetrieben traten erhebliche Einkom-

auf als in Verbundbetrieben. Auch ein

Schlussfolgerungen Eine zukünftig mögliche staatliche Stützung von Ertragsversicherungen (Art. 38 des Entwurfs der ELER-Ver-ordnung) setzt eine Ertragsminde-rung von 30 % zum vorangegangenen 3-Jahresmittel voraus. Derartig hohe Ertragsminderungen sind bei den ein-zelnen Kulturen in den letzten Jahren vergleichsweise selten eingetreten. Das von der EU-Kommission neu vor-geschlagene Einkommensstabilisie-rungsinstrument ermöglicht die staat-liche Stützung von Entschädigungen für Einkommensminderungen von 30 % und mehr, die aus Fonds auf Ge-

-wirte zur Auszahlung kommen. Die Wirksamkeit eines derartigen För-derinstruments wird durch die vorge-gebene 30 %-Grenze und die Einkom-

(GFI) soweit eingeschränkt, dass man ein wirksames agrarpolitisches Ins-trument des Risikomanagements nicht etablieren kann.

Tabelle:

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010n = 560 n = 622 n = 622 n = 622 n = 622 n = 622 n = 622 n = 144 n = 83

KennzahlEinkommen je ha LF 35,0 22,8 9,0 19,1 13,3 6,4 20,6 33,3 28,9Einkommen je AK 32,3 21,4 9,5 20,1 13,7 5,8 20,6 32,6 31,3

n = Anzahl Betriebe für welche ein Vergleich möglich war

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2/2013 236 Schriftenreihe der TLL

Projekt 96.08 - BiogasEigenschaften von Substrat und Gärresten

Dr. Gerd Reinhold

Mit Inkraftsetzung des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) und beson-ders mit den Novellen in 2004 und 2009 gibt es eine breite Einführung der Biogastechnologie. Durch die An-reize zum Einsatz von Wirtschaftsdün-

(NaWaRo) werden zunehmend Biogas-güllen und Gärreste mit im Vergleich zu klassischen Wirtschaftsdüngern veränderten Eigenschaften anfallen und in der Düngungspraxis eingesetzt werden. Thüringen verfügt mit Stand 2012 über 226 landwirtschaftliche Bio-gasanlagen mit 102 MW installierte elektrische Leistung. In diesen An-lagen werden zurzeit pro Jahr rund

feste Wirtschaftsdünger, Feldfrüchte von 40 000 ha (Mais 20 Tha, Getrei-de 12,8 h, AWS 6,6 Tha, …) und ca. 0,165 Mio. t Bioabfälle eingesetzt.

und fast 20 % der festen Wirtschafts-dünger sowie 0,95 Mio. t Feldfrüchte unter anaerober Vergärung vor. Unter Beachtung des Masseabbaus ergibt sich ein Anfall von 3,5 Mio. m³ Biogas-gülle bzw. Gärrest für Thüringen. Durch den Einsatz von NaWaRo und Bioabfäl-len als Substrate erhöht sich somit der Anfall um ca. 750 000 m³/a bzw. 12 %. Geht man davon aus, dass in Thürin-gen Biogasgülle und Gärrest vorrangig

den 7,2 Mio. m³ Wirtschaftsdüngeran-fall 1,3 bis 1,5 Mio. t als Stallmist und

Bewertung und Einsatz von Biogas-gülle als Wirtschaftsdünger Thüringer Biogasanlagen sind da-durch gekennzeichnet, dass hohe Wirtschafsdüngeranteile am Substrat-mix vorhanden sind. Daraus resultiert ein im Mittel relativ niedriger Trocken-massegehalt von 5,8 % TM (Tab.). Eine weitergehende Gärrestaufbereitung z. B. durch Fest-Flüssigtrennung, die bei Biogasanlagen (BGA) die hohe NaWaRo-Anteile üblich sind oder eine Gärrestrockung bildet in Thüringen die Ausnahme, da hierfür keine Notwen-digkeit besteht. Der auf ca. 73 % des Nt-Gehaltes erhöh-te NH4-N-Anteil birgt in Verbindung mit dem auf 7,73 gestiegenen pH-Wert die Gefahr erhöhter N-Emissionen bei Lage-rung und Applikation. Allerdings gelangt die Biogasgülle nach Fermentation in der Regel über einen Nachgärbehälter

Abkühlen der Gülle statt, so dass unter diesen Bedingungen kaum temperatur-

Ungeachtet dessen ist bei der Einlei-tung der Gülle in das Lagerbecken da-rauf zu achten, dass die Biogasgülle

eingebracht wird. Dadurch kommt es -

ten und Geruchsemissionen. Aufgrund des erhöhten pH-Wertes und der ver-

sind Maßnahmen zur Emissionsmin-derung bei der Lagerung (Abdeckung, Nutzung natürlicher Schwimmschich-

--

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Jahresbericht 2012 237 2/2013

lenswert. Der Einsatz von organischen

(z. B. Strohhäckselaufbringung) bringt Nachteile mit sich, da dadurch eine erneute Methanbildung angeregt wird.

-reste betragen 4,2 kg/m³, 0,8 kg/m³ P und 2,8 g/m³ K (Tab.). Allerdings sind diese Mittelwerte nicht geeignet für die Bemessung der Düngergabe. Beson-

-gehalte in der Biogasgülle im Vergleich zu Rohgülle nach sich.

der Gärreste ist eine wichtige Voraus-setzung für die Bemessung der Gaben-höhe. Nach § 4 (1) Düngeverordnung

Gärreste auf die Gehalte an Gesamt-N, Ammonium-N und P. Im Interesse der

sollten zusätzlich auch der Trockenmas-se-, K- und Mg-Gehalt analysiert werden.

bildet auch die Grundlage für eine -

gemittelverordnung (DüMV) bei dem Inverkehrbringen z. B. in benachbar-ten Betrieben bzw. im Rahmen von Ge-meinschaftsbiogasanlagen.

-

über die Mischungsbilanz der einge-setzten Substrate mit Hilfe des Bio-gasrechners der TLL möglich (www.tll.de/ainfo Schlagwort „Biogas“). Eine Kalkulation des laut Düngeverordnung geforderten NH4-N-Gehaltes geht auf diesem Weg nicht. Deshalb sind ent-sprechende Analysen unbedingt erfor-derlich.Weiterhin muss man beachten, dass während des Fermentationsprozesses in Abhängigkeit von Temperatur und

-niak in die Gasphase übergehen kann und somit für die Düngung nicht mehr zur Verfügung steht. Die Feststellung

von Proben der Gärreste vor der Aus-

Tabelle: Eigenschaften von Wirtschaftsdünger und Gärresten

SubstratartRindergülle

n = 49Schweinegülle

n = 14Stallmist

n = 18Biogasgülle

n = 60Mittel s Mittel s Mittel s Mittel s

TM % 8,90 3,64 5,50 3,02 26,03 6,62 5,79 1,76N ges. % 0,39 0,10 0,40 0,16 0,67 0,37 0,42 0,09NH4-N % 0,20 0,07 0,31 0,12 0,11 0,08 0,31 0,10

% des Nt 51,2 77,5 16,4 73,8oTS % d. TM 80,0 4,8 71,8 9,7 85,6 4,0 71,5 5,5Corg % 4,0 1,6 2,3 1,4 10,8 3,10 2,27 0,76pH - 6,98 0,39 7,09 0,30 - - 7,73 0,23Cu mg/kg TM 321 811 359 273 32 19 307 270K % 0,27 0,06 0,22 0,12 0,58 0,17 0,28 0,06P % 0,07 0 ,02 0,10 0,05 0,13 0,09 0,08 0,02S % 0,05 0,01 0,04 0,02 0,09 0,04 0,04 0,01Zn mg/kg TM 310 178 880 402 159 64 591 605

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2/2013 238 Schriftenreihe der TLL

bringung beseitigt diesen Mangel und gibt zusätzlich noch Auskunft über ggf. vorhandene Lagerungsverluste. Sie ergänzt die rechnerische Ermittlung nach Richtwerten.Die Düngeverordnung begrenzt den Ein-satz von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft auf maximal 170 kg N/ha im Mittel des Betriebes. Bei der Berechnung sind Stall- und Lagerungsverluste abzu-ziehen, Ausbringungsverluste jedoch

-

z. B. durch den Einsatz von NaWaRo, -

on. Ungeachtet dessen steht der Nähr--

grund und die Versorgungsstufen der Böden sind zu beachten. Weiterhin gilt zurzeit ein maximal zu-lässiger N-Bilanzsaldo im 3-jährigen Mittel von 60 kg N/ha. Der P-Bilanzsal-do im 6-jährigen Mittel darf maximal 20 kg P2O5/ha (> 8,7 kg P/ha) betra-gen, wenn im Mittel des Betriebes der P-Gehalt im Boden > 20 mg P2O5/100 g Boden (> 8,7 mg P/100 g) liegt.Die „Güllesperrfrist“ auf Ackerland vom 1. November bis 31. Januar sowie auf Grünland vom 15. November bis 31. Ja-nuar gilt auch für Gärreste. Das Ausbrin-gungsverbot für N- und P-haltige Dünge-mittel auf nicht aufnahmefähige Böden verlängert praktisch die Sperrfrist.Die N-Zufuhr über Gärreste ist entspre-

Nmin-Gehalt im Boden und einer sinnvol-len Teilung zwischen organischer und mineralischer Zufuhr zu planen. Die zu-lässigen Höchstmengen nach DüV sind zu beachten. Für Biogasgülle sollte auf-grund des hohen NH4-N-Gehaltes das N-Mineraldüngeräquivalent von Schwei-negülle (60 % N-Anrechung im Ausbrin-

FazitMit der Verabschiedung des EEG wer-den die Voraussetzungen zur deutlich erweiterten Anwendung der Biogastech-nologie durch Nutzung von NaWaRo und somit zu einem deutlich gesteigerten Anfall von Biogasgülle und Gärresten ge-

-tel der auszubringenden organischen Dünger Biogasgüllen und Gärreste. Gärreste aus der Biogaserzeugung können entsprechend dem betrieb-

-bau verwertet werden. Aufgrund des hohen Ammoniumanteils kam es in verstärktem Maße zum Einsatz von mineralischen N-Dünger, wenn mit verlustarmer Ausbringung zeitlich und mengenmäßig ein optimierter Einsatz zu Kulturen mit entsprechendem N-Bedarf erfolgt. Das N-Mineraldünger-äquivalent der Gärreste korreliert mit dem Ammoniumgehalt. Die sich aus der Veränderung der Substrateigen-schaften ableitenden Anforderungen an den Einsatz der Biogasgüllen sind durch den Landwirt zu beachten und in der landwirtschaftlichen Düngepra-xis umzusetzen. Es gilt regelmäßig Gärrestanalysen zur Düngeplanung durchzuführen (auch NH4-N-Gehalt). Die N-Wirkung der Gär-reste ist besser zu kalkulieren als z. B. bei Rindergülle. Der P- und K-Gehalt der Gärreste stellt eine mittelfristige

Deshalb sollten Gärreste gezielt auch auf Flächen mit P- und K-Düngebedarf eingesetzt werden.