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Neue Zwiegespräche mit Gott Ahne Mit einem schicken Vorwort von Jakob Hein SINGLES MIT MP3-CD

Ahne - Neue Zwiegespräche mit Gott

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Wer sich mit einer kleinen Leseprobe von Ahnes "Neue Zwiegesprächen mit Gott" versorgen will, der kann das hier tun...

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Seit der erste Band der „Zwiegespräche mit Gott“ ver-öffentlicht wurde, ist auf der Welt eine Menge passiert: Skrupellose Heinzelmännchen brachen eine schlimme Krise vom Zaun, Kerstin und Karin verliebten sich inein-ander, Barack Obama wurde neuer US-Präsident und Vera Wollenberger-Lengsfeld verabschiedete sich von einem ihrer Nachnamen. Nordkorea qualifi zierte sich für die Fußball-WM, genauso übrigens wie Südkorea, der Fleischer in der Schönhauser Allee machte dicht, viel Eis schmolz und Bombay heißt jetzt Twix. Ob Gott dazu eine Meinung hat, ob sein Gesprächspartner ihm zustimmt, was zuerst da war, Farbe oder Ton oder gar Karl Marx, was Dostoprimelschatjelnosti auf Deutsch heißt oder auch anderes, vollkommen Entgegengesetztes, das kann man erfahren, wenn man dieses Buch hier aufschlägt. Falls man es nicht aufschlagen sollte, bleibt das Buch eben zu. Gruselig, oder?

Auf der beiliegenden MP3-CD kann man alle Zwie gespräche aus dem Buch in den von Radio Eins bekannten Fassungen anhören.

www.ahne-international.dewww.voland-quist.de

Zum Anhören:

Ein skeptischer SympathisantDas TabuGott rutscht etwas herausSchöne GefühleZieht eure T-Shirts aus

Die Flamme der Revolutionu. v. a.

Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war für ihn ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Vater. Jeden Sonntag liest er bei der Re-formbühne Heim & Welt im Kaffee Burger, er war überdies etliche Jahre bei den Surfpoeten aktiv. Seine Geschichtensammlungen „Wie ich einmal die Welt rettete“ und „Ich fang nochmal von vorne an“ wurden bei KiWi veröffentlicht. Bei Voland & Quist erschienen die „Zwiegespräche mit Gott“ und „Was war eigentlich morgen“. Ahne ist einer der bekanntesten Lesebühnen autoren der Welt.

Neue Zwiegespräche mit Gott

AhneMit einem schicken Vorwort von Jakob Hein

EUR 14,90 (D)

ISBN 978-3-938424-41-4

Tracklist CD:

Zwiegespräche mit Gott – heute:

Ein skeptischer SympathisantVergleichbare PersönlichkeitenDas letzte GliedWas da ist, ist daKosten sparenZornigDas TabuEttenGott rutscht etwas herausVorsätzeHochzeitsglockenDas KlassentreffenDehydrierungDer frühe VogelSchöne GefühleWir packen an und schmeißen wegDas OberhauptDas HintertürchenSpiegelfechtenDas GerüstStimmigkeitenPapierverschwendungDie Antwort weiß ganz allein der WindZieht eure T-Shirts ausSteinHinter dem BergHartz IVAbgespeichertGefährliche KleidungMan hat ja PrinzipienHändchen haltenChristenDurchschnittDie Milch wird knappLug und TrugDie Flamme der Revolution

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SINGLESMIT MP3-CD

Foto: Tim Jockel

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Zwiegespräche mit Gott | heute: Das Tabu

A: Na Gott.

G: Na.

A: Na. Die Eckkneipe stürbt aus.

G: Spricht ooch keena mehr Dialekt.

A: Bisschen übatrieben, wa?

G: Dit die Eckkneipe ausstürbt, is ja wohl ooch ’n bisschen üba-

trieben.

A: Stümmt. Schreiben aba die Gazetten.

G: Sommaloch.

A: Herbstloch meinste.

G: Is ditselbe. Bloß größa jeworden wegen den Ozon.

A: Aba stümmt, watte sagst mit die Eckkneipen, Gott. Ick wah ja

neulich in Neukölln, und da kann, also von Aussterben der Eck-

kneipen kann da echt keene Rede sein.

G: Is in’n Wedding jenauso.

A: Und in Lichtenberg.

G: In Hannova ooch.

A: Würkich?

G: London, Dabblin, Basel, Detschin, keene Sorge, die Eckkneipe

stürbt schon nich aus.

A: Da wahste schon übaall inne Eckkneipe, Gott, in die janzen

Städte?

G: Ick bin Gott.

A: Is dit nich jefährlich? Ick mein’, würd man da nich schnell

zun Alkoholika?

G: In London?

A: In die Eckkneipen. Wenn de die alle frequentierst, so oll ower

se wörld, denn, ick meine, ick kenn’ dit ja lediglich aus de „Barri-

kade“ inne Buttmannstraße in’n Wedding, also da kommste

nich eha wieda raus, als wenn de nich wenichstens ’n Schnaps

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jekippt hast. Und neulich habick ’n Fülm jesehn, ja, in’n Kino,

Gott, der hieß „Willkommen bei den Sch’tis“, der Fülm, und

da musste een Briefträja übaall, woa wat abjejeben hat, ’n Kurzen

nehm. Dit, also uff die Daua … hauch ma ma an, Allmächtija.

G: Du weeßt, wat passiert, wennick dir anhauche?

A: Wat passiert ’n denn?

G: Schon ma wat von die Druckwelle jehört, die ufftritt, wenn ’ne

Atombombe explodiert?

A: Also denn hauch mir ma lieba nich an, Gott. Ick will ja noch

leben. Ick will ja noch nich sterben. Ick hab ja noch so ville vor.

G: Wat haste denn vor?

A: Zun Beispiel willick noch zun Zahnahzt jehn, nachher, weil

meen Zahnfl eisch zurückjeht. Wär übrijens ooch ma ’n Tipp

für dich.

G: Meen Zahnfl eisch jeht nich zurück.

A: Dit villeicht nich. Aba wenn de so’n Mundjeruch hast, dit

kommt ja meistens vonne Zähne her, also manchma ooch von’n

Magen, manchma is dit ooch anjeboren, erblich bedingt, hatten

deine Eltan villeicht ooch Probleme mit …?

G: Tabu!

A: Wat?

G: Du berührst grade ein Tabu.

A: Ick berühre … wat? Ick kann janüscht berührn, Gott, weilick

meine Hände nämich inne Hosentaschen hab.

G: Eltan von mir ist gleich Tabu, ist gleich redet man nich drüba.

A: Wahn die so scheiße, deine Eltan, hamse dir jehauen?

G: Dit jehört zu den Tabu dazu.

A: Vastehe. Denn is wahscheinlich dringlicha als der Zahnahzt-

besuch, eine Stippwisite bein Psüchoklempna, wa Gott. ’ne

schicke Therapie mit Stuhlkreis und so, Familjenuffstellung, die

janze Palette.

G: Ick will dit ma so ausdrücken, wattick mache und wat nich,

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dit besprechick mit mir selba, is schön, ditte dir Sorgen machst,

aba, fallsick ma dir zur Abwechslung ’n Tipp jeben dürf, mach

dir ma lieba Sorgen um deine Sorgen. Um deine Ehe, zun Beispiel.

A: Ick bin janich vaheiratit, Gott.

G: Trotzdem.

A: Ziemlich billijet Ablenkungsmannöwa, fi ndste nich ooch?

G: Oda aba prima aus de Affäre jezogen.

A: Hmm. Manche behaupten ja, hinta die Tresen von die Eck-

kneipen stünden die besten Psüchaterinnen mit großen I vonne

janzen Welt. Weeßt sicha, watte tust, Gott. Nur für den Fall,

ditte doch ma drüba reden willst, ick hab imma ’n offenit Ohr.

Meen Vata hat sich ja ooch nich jekümmat, ick weeß wie dit is.

G: Janüscht weeßte.

A: Oda so. Tschüss Gott.

G: Tschüss.

A: Ach …, Gott?

G: Ja?

A: Nur, falls de Lust hast, 1. Dezemba 19 Uhr, Solidaritätssaufen

im „Willy Bresch“. Ick würd ma freuen, wenn de kommst.

G: Binnick bein Frisör. Aba villeicht stoßick späta noch dazu,

denn.

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Zwiegespräche mit Gott | heute: Vorsätze

A: Na Gott.

G: Na.

A: Wieda ’n Jahr jeschafft, wa?

G: Hmm.

A: Ick nehm mir ja nüscht vor, Gott, für dieset Jahr.

G: Hmm.

A: Hat ja sonst ooch nüscht jebracht. Bringt ja bei den meisten

nüscht. Erst, da halten se sich noch an die Vorsätze, so lange wie

se noch vakatat sind, da saufen se ja würkich wenija, aba denn,

so baldit ihnen wieda bessa jehn tut, sollst ma sehn, denn holn

se allet nach. Meistens sind se denn soja dicka als wie vorher.

G: Hmm.

A: Is ja nich so, dittick mir keene Jedanken mache, Gott, so isset

ja nich. Ick mach mir schon Jedanken, oda gloobste etwa, dittick

mir keene Jedanken mache?

G: Hmm.

A: Wie meinste?

G: Nee. Nee, nee, du machst dit schon richtich.

A: Is ja ooch nich einfach, dit Leben. Wie soll man dit denn üba-

haupt allet schaffen? Freundlich sollste sein, weeßte, roochen

sollste nich, saufen sollste nich …, und denn sollste ooch noch

freundlich sein.

G: Hmm.

A: Ick bin doch keen Robota, Gott!

G: Nee.

A: Ick meine, dit passt doch ooch janich zu die Jesellschaft hier

dazu. Wenn de hier, in diesa Jesellschaft, ja Gott, imma freund-

lich sein würdist, denn würdiste ja eha heute als wie morgen

inne Gosse landen, mitten Jesicht nach unten, so siehts doch aus,

oda etwa nich?

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G: Wat?

A: Wattick jesacht hab eben.

G: Ach so, doch, wahscheinlich, hmm.

A: Ick meine, klah hat meene Olle recht, wennick jetz nich so

ville saufen würde, denn würdick wahscheinlich würkich mehr

uff Reihe kriegen, da hat se uff jeden Fall recht, obwohl, dit is

ja manchma ooch janz jut, so’n Vollsuff. Da komm eim ja jute

Ideen.

G: Hmm.

A: Die sind denn zwah oft ooch wieda weg, die juten Ideen, aba

man entspannt ja ooch, bein jemütlichen Beisammensein. Da

lässt man ma die Seele baumeln, zun Beispiel, da schüttet man

ma sein Herz aus, dit is ja praktisch, als ob man inne Mediatjon

sitzt, kamman fünwe grade sein lassen, Jefühle offen zeigen,

ooch ma heulen wie’n Schlosshund oda zuhörn. Wo hört eim

denn heutezutage noch jemand zu?

G: …

A: Gott?

G: Ja?

A: Ick hatte jefracht, wo einen heutzutage noch jemand zuhört?

G: Uff jeden Fall, uff jeden Fall.

A: Dit meinick. Jenau dit. Und deshalb mussick einfach ab und

zu inne Kneipe und mir da zulöten. Weilick ansonsten die janzen

Anforderungen vonne Jesellschaft, von diese Leistungsjesellschaft

hier, janich bewältijen könnte. Dit issen Ausgleich ja praktisch.

Aba dit vasteht sie ebend nich, weil sie ja die Probleme ooch nich

hat wie icke.

G: Hmm.

A: Ick meine, ick als Mann, ja, ick soll heute stahk sein, aba ooch

jut aussehn, ick soll Jefühle zeigen, aba mir ooch Jefühle ankie-

ken. Ick soll Vaantwortung übanehmen, mit die Kinda spielen, den

Müll runtabringen, abwaschen, die Zeitung wegräumen, wenn-

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ick se jelesen hab, ick soll Glühbürnen wechseln, mir rasiern, in-

telligent sein, aba ooch Humor ham, ick soll uff ihre Bedürf-

nisse achten, dabei aba ooch dit Wesentliche nich außen Augen

valiern, ick soll Beschütza sein und Fußabtreta, Spielmacha

und Ballhola, und denn sollick ooch noch sexy sein dazu! Dit is

doch nich leicht!

G: Hmm.

A: Dit habick ihr nämich ooch jesacht.

G: So.

A: Wommitick nich behaupten will Gott, dit sie janüscht tut. Dit

nich. Die hattit schon ooch nich leicht. Ick sag ja zun Beispiel

ooch, dit ruhich sie ma wegjehn soll. Donnastach, zun Beispiel,

wenn Fußball in’n Fernsehn kommt, oda jeden zweeten Son-

nahmd könntick mir durchaus vorstelln zu Hause zu bleiben, aba,

denn sacht sie wieda, dit sie dit janz andas jemeint hat, aba wie

sie dit jemeint hat, dit nu wiederum sacht sie nich. Oda sie sacht

dit schon, aba dit kann keen Mensch vastehn, keen normala.

Uff jeden Fall nehmick mir dieset Jahr einfach ma nüscht vor. Dit

steht fest, soviel steht fest. So. Jetz mussick aba langsam ma

jehn. Hat ma jefreut Gott, klah, aba ick kann ja nich ewich hier

mit dir quatschen. Is intressant, sicha, aba dit Leben jeht ja weita,

wa? Wie Lenin so schön sachte. Früha hatta dit ma jesacht.

G: Hmm.

A: Also, tschüss Gott.

G: Tschüss.

A: Ach, Gott?

G: Nee. Reicht langsam, wa?!

A: Ick wollt’ dir doch nur noch ’n jesundet Neuet wünschen,

Gott. Nur ’n jesundet Neuet.

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Auf der beiliegenden MP3-CD kann man alle Zwie gespräche aus dem Buch in den von Radio Eins bekannten Fassungen anhören.

www.ahne-international.dewww.voland-quist.de

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Ein skeptischer SympathisantDas TabuGott rutscht etwas herausSchöne GefühleZieht eure T-Shirts aus

Die Flamme der Revolutionu. v. a.

Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war für ihn ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Vater. Jeden Sonntag liest er bei der Re-formbühne Heim & Welt im Kaffee Burger, er war überdies etliche Jahre bei den Surfpoeten aktiv. Seine Geschichtensammlungen „Wie ich einmal die Welt rettete“ und „Ich fang nochmal von vorne an“ wurden bei KiWi veröffentlicht. Bei Voland & Quist erschienen die „Zwiegespräche mit Gott“ und „Was war eigentlich morgen“. Ahne ist einer der bekanntesten Lesebühnen autoren der Welt.

Neue Zwiegespräche mit Gott

AhneMit einem schicken Vorwort von Jakob Hein

EUR 14,90 (D)

ISBN 978-3-938424-41-4

Tracklist CD:

Zwiegespräche mit Gott – heute:

Ein skeptischer SympathisantVergleichbare PersönlichkeitenDas letzte GliedWas da ist, ist daKosten sparenZornigDas TabuEttenGott rutscht etwas herausVorsätzeHochzeitsglockenDas KlassentreffenDehydrierungDer frühe VogelSchöne GefühleWir packen an und schmeißen wegDas OberhauptDas HintertürchenSpiegelfechtenDas GerüstStimmigkeitenPapierverschwendungDie Antwort weiß ganz allein der WindZieht eure T-Shirts ausSteinHinter dem BergHartz IVAbgespeichertGefährliche KleidungMan hat ja PrinzipienHändchen haltenChristenDurchschnittDie Milch wird knappLug und TrugDie Flamme der Revolution

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Foto: Tim Jockel