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Nr. 18 Dezember 2016 Informationen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kreisverband Marburg - Biedenkopf 1 aktiv Wahlerfolg für die GEW bei den Personalratswahlen 2016 Bei den Personalratswahlen im Mai 2016 konnte die GEW gegenüber 2012 einen zusätzlichen Sitz im Ge- samtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer (GPRLL) beim Staatlichen Schulamt Marburg-Biedenkopf ge- winnen und stellt nun 11 der 15 Mitglieder. So wurde gewählt: Die Sitzverteilung stellt sich wie folgt dar: Wir bedanken uns bei unseren Wählerinnen und Wäh- lern sowie bei allen Kandidatinnen und Kandidaten, die diesen Wahlerfolg möglich gemacht haben! (von links nach rechts): Katharina Denig, Denise Kuhnt (stellvertretende Vorsitzende), Marylin Prange, Eva Pfeifer, Hans Braun, Vera Hienz (Nachrückerin), Uwe Lange, Hille Kopp-Ruthner (Vorsitzende), Michael Soika, Frauke Widdascheck, Timo Steinert (Ge- werkschaftsbeauftragter/Nachrücker), Joana Becker. Es fehlt: Heike Hüppner. Foto: Erich Schumacher

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Nr. 18 Dezember 2016

Informationen der Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftKreisverband Marburg - Biedenkopf

1

aktivWahlerfolg für die GEWbei denPersonalratswahlen 2016Bei den Personalratswahlen im Mai 2016 konnte dieGEW gegenüber 2012 einen zusätzlichen Sitz im Ge-samtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer (GPRLL)beim Staatlichen Schulamt Marburg-Biedenkopf ge-winnen und stellt nun 11 der 15 Mitglieder.

So wurde gewählt:

Die Sitzverteilung stellt sich wie folgt dar:

Wir bedanken uns bei unseren Wählerinnen und Wäh-lern sowie bei allen Kandidatinnen und Kandidaten,die diesen Wahlerfolg möglich gemacht haben!

(von links nach rechts): Katharina Denig, Denise Kuhnt (stellvertretende Vorsitzende),Marylin Prange, Eva Pfeifer, Hans Braun, Vera Hienz (Nachrückerin), Uwe Lange, HilleKopp-Ruthner (Vorsitzende), Michael Soika, Frauke Widdascheck, Timo Steinert (Ge-werkschaftsbeauftragter/Nachrücker), Joana Becker. Es fehlt: Heike Hüppner.

Foto: Erich Schumacher

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Lehrkräfte an Grundschulen erhaltentrotz gleicher Ausbildungsdauer wiezum Beispiel Lehrkräfte an Haupt- undRealschulen eine ganze Stufe wenigerGehalt. Würden sie bei der Bezahlunggleichbehandelt und auch nach A13 be-soldet, hätten sie bereits Mitte Novem-ber das gesamte Jahresgehalt einer A12-Stelle erhalten.Aber nicht nur die schlechtere Besol-

dung stellt eine Ungleichbehandlungdar. Hessische Grundschullehrkräfte ha-ben bundesweit die höchste Unterrichts-verpflichtung.Die GEW Hessen hatte sich daher im

vergangenen Jahr mit ihrem 1. Aktions-tag am 13. November 2015 zum „1. Tagder unbezahlten Arbeit von Grundschul-lehrkräften – A13 für alle!“ auf denWeg gemacht, diese skandalöse Un-gleichbehandlung der überwiegendweiblichen Lehrkräfte an Grundschulenim Öffentlichen Dienst des Landes Hes-sen einer breiteren Öffentlichkeit be-kannt zu machen. Auch in diesem Jahr kamen Grund-

schulkolleginnen und -kollegen zum

nunmehr 2. Aktionstag vor dem Staatli-chen Schulamt des Landkreises Mar-burg-Biedenkopf zusammen. Sie trugenihre berechtigten Forderungen erneut andie Verantwortlichen heran und in dieÖffentlichkeit. Darüber hinaus stelltensie die Frage, ob die Arbeit von Grund-schullehrkräften weniger wertvoll sei alsdie der Lehrkräfte anderer Schularten.Sie forderten „A13 für alle“, denn

die aktuell bestehenden Unterschiede- sind frauenfeindlich, weil der Frauen-anteil in den Grundschulkollegien amhöchsten im Vergleich zu allen anderenLehrämtern ist;- berücksichtigen nicht die gestiegenenAnforderungen z. B. bei der Umset-zung inklusiver Beschulung;- machen das Alter der Schülerinnenund Schüler zum Maßstab der Bezah-lung, statt die Belastung und Qualifika-tion, die der Beruf erfordert, in denMittelpunkt zu stellen und- sorgen dafür, dass in Hessen inzwi-schen ein Mangel an Grundschullehr-kräften besteht.

Hille Kopp-Ruthner

Becker, Joana [email protected]

Braun, Hans [email protected]

Denig, Katharina [email protected]

Hüppner, Heike [email protected]

Kopp-Ruthner, Hille(Vorsitzende) [email protected]

Kuhnt, Denise(stv. Vorsitzende) [email protected]

Lange, Uwe [email protected]

Pfeifer, Eva [email protected]

Prange, Marylin [email protected]

Soika, Michael [email protected]

Widdascheck, Frauke [email protected]

Hienz, Vera(Nachrückerin/Gewerkschafts-beauftragte) [email protected]

Steinert, Timo(Gewerkschaftsbeauftragter) [email protected]

Kontakt zum Gesamtpersonalrat: Tel: 06421 616560, Fax: 06421 616542 e-mail: [email protected]

Sprechzeiten im Büro:donnerstags 10.30 -12.30 Uhr und 14.00 - 16.00 Uhrund nach Vereinbarung

Direkter Draht zu den Mitgliedern derGEW-Fraktion im Gesamtpersonalrat:

A13 für Alle

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20 Lehrerinnen und Lehrer demonstrierten vor dem Staatlichen Schulamt in Marburg füreine gerechte Bezahlung

A13 FÜR ALLE

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Tarif- und Besoldungsrunde 2017

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Auch für die anstehenden Tarifverhandlungen 2017 wird die GEW mobilisieren.

Nach wie vor ist Hessen als einzigesBundesland nicht Mitglied der Tarifkom-mission der Länder (TdL). Die Beschäftig-ten des Landes müssen daher, vertretendurch die Gewerkschaften, ihre Tarifver-handlungen direkt mit dem Land Hessenführen. Betroffen hiervon sind:•ca. 45.000 Tarifbeschäftigte•ca. 99.000 Beamtinnen und Beamte•ca. 3.800 Beschäftigte an der Goethe-Universität Frankfurt•ca. 4.200 Beschäftigte an der TUDarmstadt•ca. 5.600 Beschäftigte am Klinikumder Uni Frankfurt

Auch in der Tarif- und Besoldungsrun-de 2017 dürfen die Beschäftigten desLandes Hessen nicht von der bundeswei-ten Entwicklung abgehängt werden. Da-her ist es u.a. nötig, sich mit den Ver-handlungsterminen in Hessen an den derBundestarifkommission zu orientieren. Hier ein kurzer Überblick des geplan-

ten Ablaufs:•10. November 2016: Auftakt der Tarif-runde in den Ländern – Bundestarif-kommission GEW•13. Dezember 2016: Beschlussfassungüber die Forderungen - Bundestarif-kommission GEW•Dezember 2016 (ein genauer Terminsteht noch nicht fest): Tarifkommissionder GEW Hessen tritt zusammen •19. Dezember 2016: Verhandlungs-kommission der GEW Hessen – Be-

schlussfassung über die Forderungenin Hessen• in der 3. Kalenderwoche 2017 (biszum 20. Januar 2017): Verhandlungs-auftakt mit der TdL•27. Januar 2017: Verhandlungsauftaktin Hessen •30./31. Januar 2017: zweite Verhand-lungsrunde der TdL•16./17. Februar 2017: dritte Verhand-lungsrunde der TdL; Aktionen in derersten Februarhälfte•Anfang März sind die Abschlussver-handlungen für Hessen geplant. Folg-lich gilt es, sich auf verhandlungsunter-stützende Aktionen Ende Februar ein-zustellen.

Neben Entgeltforderungen werdenweitere Forderungen wie bspw.•Stufengleiche Höhergruppierung (giltim TVöD für Bund und Kommunen ab1. März 2017)•Regelungen zur Eindämmung des Be-fristungsunwesens•Lehrkräfte-Entgeltordnungim Fokus der Verhandlungen stehen.

Mit Beginn des Jahres 2017 steht denGewerkschaften in Hessen eine Tarif-und Besoldungsrunde bevor, die für dieBeschäftigten nur dann einen erfolgrei-chen Abschluss finden wird, wenn alleKolleginnen und Kollegen bereit sind,sich gemeinsam zu engagieren. (StandOktober 2016) Denise Kuhnt

Tarif- undBesoldungsrunde 2017

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Verbundschule

(Zitat: Pressemitteilung 250/2014 des Landkreises Marburg-Biedenkopf vom15.07.2014)

Im September 2014 übergab der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow (li.) Vertreterin-nen und Vertretern der drei Schulstandorte die Namensurkunde und symbolisch einenOlivenbaum. Die offizielle Namensgebung ist ein wichtiger Schritt im Fusionsprozess derbisher eigenständigen Schulen. Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf

Immer mehr wird die SchullandschaftHessens durch Verbundschulen geprägt.Doch was ist das Besondere an einemSchulverbund? Welche Vor- und Nach-teile bringen sie den einzelnen Standor-ten?Es gibt Verbundschulen, die aus zwei

zusammengelegten Schulen bestehen.Auch drei Standorte bilden mittlerweileeinen Verbund wie zum Beispiel die Hin-terlandschule.Drei ehemals autarke Schulen, also die

Stadtschule Biedenkopf, die MPS Perftalin Breidenbach und die MPS OberesPerftal in Steffenberg-Niedereisenhau-sen, wurden zusammengelegt. Grunddafür waren zurückgehende Schülerzah-len an allen drei Schulen und ein damitverbundener zu hoher Kostenaufwand.Man hoffte also, durch den VerbundKosten auffangen zu können und damitdie Schließung einer Schule zu verhin-dern.Aber nicht nur das!Die Hinterlandschule sollte, so Marian

Zachow bei der Namensgebung 2014,zu einer „tragenden Säule der Schul-und Bildungsqualität des LandkreisesMarburg-Biedenkopf“ werden. Das her-vorragende Bildungsangebot und diehohe Qualität aller drei Schulen solltentrotz des Zusammenschlusses erhaltenbleiben, allerdings, und darüber sprachHerr Zachow weniger, mit deutlichenEinsparungen.Diese Einsparungen betreffen nun

nicht nur die Mitgliederzahlen der Schul-leitung, sondern auch die Höhe der zu-gewiesenen Deputatsstunden sowie dieMitgliederzahlen des Personalrats undder Schulleitung – Einsparungen also,die vor allem auf dem Rücken des Kolle-giums inklusive der Schulleitung ausge-tragen werden.Neben den oben benannten Kürzun-

gen gestaltet sich der Schullalltag durchdie räumliche Entfernung der drei Stand-orte voneinander häufig schwierig, denndie einzelnen Standorte liegen bis zu 18km voneinander entfernt. Für das Kollegium ergibt sich durch

den Verbund und durch die große räum-liche Entfernung eine deutliche Mehrar-beit hinsichtlich Konferenzen, Koordina-tion und entstehender Fahrzeiten.

Da gleiche Curricula, gleiche Lehrwer-ke etc. vorausgesetzt werden, sind eineVielzahl an Absprachen und Konferen-zen nötig, die über das bisherige Maßweit hinausgehen.Etliche Lehrkräfte mussten im vergan-

genen Jahr an zwei Standorten unter-

richten und dabei bis zu zweimal amgleichen Tag hin- und herfahren. Das be-deutete für diese Kolleginnen und Kolle-gen weniger Pausen als andere zu ha-ben. Zum Teil waren nicht einmal Toilet-tengänge möglich. Auch die Anrech-nung der Fahrzeiten war keineswegs ge-währleistet. Eine Fahrstunde bekommtnur der, der 10 km zu einem anderenStandort fahren muss. Die Entfernungzwischen Biedenkopf und Breidenbachbeträgt jedoch „nur“ 9,8 km.Die an mehreren Standorten einge-

setzten Kolleginnen und Kollegen hat-ten zum Teil eingeschränkte Möglichkei-ten in der Klassenführung, weil sie beiProblemen nicht im Haus waren. Sie hat-ten deutlich mehr Konferenzen als die,die nur an einem Standort unterrichte-ten. Auch Pausenaufsichten auf einem„fremden“ Schulhof, ohne als Lehrkraftden Schülerinnen und Schülern bekanntzu sein, mussten bewältigt werden. Bei Stellenbesetzungen kann man sich

nun mit einem „Lehrerkarussell“ behel-fen, das man mit „versteckten Abord-nungen“ gleichsetzen kann. Die Stand-orte verschieben das Lehrpersonal hin-sichtlich ihrer Bedarfe. Hier hat der Per-sonalrat im Gegensatz zu anderen Ab-ordnungen und Versetzungen keinerleiHandhabe.Eigene standortgebundene Ideen der

Bediensteten eines Standortes hinsicht-lich der Schulentwicklung werden oftnicht aufgenommen, weil sie nicht zumgroßen System passen, aber für denStandort selbst von Vorteil wären. Die erhöhte Arbeitsbelastung trifft

auch den neuen Schulpersonalrat. Wa-ren früher an allen Schulen jeweils drei,also insgesamt neun Personalräte tätig,müssen heute fünf Personen die gleicheArbeit bewältigen.Schwierig gestaltete sich hier schon

der Beginn der Personalratsarbeit an derneuen Hinterlandschule - die Wahl desPersonalrats. Bei einer Personenwahlkann es jetzt vorkommen, dass ein oderim ungünstigsten Fall sogar zwei Stand-orte gar nicht mehr von Personalratsmit-gliedern des eigenen Standortes vertre-ten werden. Das traf jedoch auf den Wi-derstand der meisten Kolleginnen undKollegen, weil viele einem Personalrat ei-nes anderen Standortes nicht vertrauenmöchten, da sie diese Personen garnicht kennen. Um eine gute Personal-ratsarbeit vor Ort leisten zu können, ha-ben sich die Standorte daher auf eineEinheitsliste geeinigt, sodass von jedemStandort mindestens eine Vertreterinoder ein Vertreter gewählt werden

Verbundschule – Wirklich„ein Leuchtturm in derSchullandschaft“?

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konnte. Ein Standort hat nun allerdingsnur noch einen statt früher drei Vertre-ter, und durch die Einheitsliste hatten dieKolleg*innen keine wirklich demokrati-sche Wahl.Durch die kilometerweite Entfernung

der drei Standorte voneinander ist auchdie eigentliche Personalratsarbeit starkerschwert:- Die eine Deputatsstunde pro Personal-ratsmitglied wird allein für die Fahrt fürgemeinsame Treffen verbraucht. Diegemeinsamen Sitzungen finden daher„in der Freizeit statt“, sind also Über-stunden und damit Mehrarbeit. Fürkleine Absprachen muss ein sehr hoherAufwand betrieben werden.- Die Kolleginnen und Kollegen habenbei der Einschätzung von Problemenan anderen Standorten Schwierigkei-ten, da sie sich weder mit den Gepflo-genheiten der anderen auskennen,noch die einzelnen Lehrkräfte kennen.- Die Ansprechbarkeit der Schulleitungist stark eingeschränkt, weil sie nichtimmer vor Ort oder aber (mehr als frü-her) im Unterricht ist. Ein vertrauens-voller und transparenter Umgang mit-einander wird dadurch schwieriger.

Durch die Reduzierung der Schullei-tung von ehemals zehn auf nunmehrfünf Mitglieder haben sich die Arbeits-belastungen auch für die derzeitigenSchulleitungsmitglieder enorm erhöht,was sich auch auf das Kollegium aus-wirkt. Da die einzelnen Leitungsmitglie-der eine vergleichsweise hohe Unter-richtsverpflichtung wahrnehmen müs-sen, bleibt die Ansprechbarkeit und au-genblickliche Unterstützung in Konflikt-fällen für das Kollegium häufiger auf derStrecke.

Schaut man sich also das Modell amBeispiel der Hinterlandschule an, solltenwir uns fragen:- Ist die Hinterlandschule wirklichein „Leuchtturmmodell“, das posi-tive Signale für andere Schulensendet?

- Sichern diese Vorrausetzungenwirklich Bildungsqualität?

- Oder aber ist es einfach nur einkostengünstiges Modell, bei demauf dem Rücken der Lehrkräfteund der Schulleitung Kosten ein-gespart werden?

Marylin Prange, Vera Hienz

CETA und TTIP

GEW-Mitglieder vor der Abfahrt zur Demo am Marburger Hauptbahnhof.

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Großdemonstrationgegen CETA und TTIPMehr als 50 Marburger fuhren gemeinsam mitdem Zug zur Demo in FrankfurtAm 17. September fand in Frankfurt

eine Demonstration gegen CETA, dasFreihandelsabkommen zwischen der EUund Kanada, und gegen TTIP, das Frei-handelsabkommen zwischen der EU undden USA, statt. Der Aufruf ging von ei-nem breiten Bündnis von Nichtregie-rungsorganisationen wie Greenpeace,BUND, Attac, den Gewerkschaften undTeilen der Kirchen aus. Erwartet warenca. 20.000, gekommen sind 50.000.Dies war ein großer Erfolg, da parallel insechs weiteren Städten Demonstratio-nen stattfanden, sodass am 17. Septem-ber 2016 insgesamt 320.000 gegen CE-TA und TTIP demonstriert haben. Von Seiten der Führung der SPD wur-

de vorher der Eindruck erweckt, dassTTIP tot sei. Auch der Europaabgeordne-te Bernd Lange aus Hannover sprach aufeiner Veranstaltung der SPD in Marburgvon TTIP als einem „toten Pferd“. Dochdie Verhandlungen gehen munter wei-ter. In der ersten Oktoberwoche fand inNew York die 15. Verhandlungsrundestatt. Auf der anderen Seite wurde der Ein-

druck erweckt, dass das bereits verhan-delte CETA-Abkommen ja viel besser alsTTIP sei. Der dort vorgesehene interna-tionale Handelsgerichtshof ist in der Tatweniger schlimm als die privatenSchiedsgerichte, die nach wie vor in TTIPvorgesehen sind. Doch das Grundpro-blem bleibt: Damit würde eine Sonder-gerichtsbarkeit entstehen, da ausländi-sche Konzerne Staaten verklagen könn-ten. Gleichzeitig wehrt sich die EU ge-gen eine sanktionsbewehrte Umsetzungder Richtlinien der Vereinten Nationenzu Wirtschaft und Menschenrechten ausdem Jahre 2011.

Außerdem gibt es viele weitere kriti-sche Punkte in CETA:- Ein Regulationsrat erhält weitreichendeBefugnisse zur Interpretation und Wei-terentwicklung des Abkommens. - Das in der EU geltende Vorsorgeprinzipist keineswegs gesichert, um nur einigePunkte zu nennen. - Die SPD hat auf ihrem kleinen Parteitagam 19. September CETA weitgehendzugestimmt und weitere Klarstellungenverlangt. Doch diese werden nur dekla-ratorischen Charakter haben und denVertragstext keineswegs verändernkönnen. Cecilia Malmström von der EUund die kanadische Handelsministerinhaben schon klargestellt, dass das Ab-kommen von der EU und Kanada ver-handelt worden ist und nicht zwischenKanada und Deutschland.

Gegen die geplante vorläufige An-wendung von CETA liegen Klagen beimBundesverfassungsgericht vor. Die Orga-nisationen im Bündnis werden sich wei-ter gegen die neue Generation der Han-delsabkommen, die tief in das alltäglicheLeben eingreifen, einsetzen und dabeivor allem auch TISA in den Blick neh-men, ein zur Zeit verhandeltes Abkom-men zu Dienstleistungen.

Reinhold Hünlich

Nachdem insbesondere durch den Wi-derstand der belgischen Provinz Wallo-nien die Unterzeichnung zunächst ge-platzt war, ist CETA inzwischen mit eini-gen Nachbesserungen unterschriebenund muss nun noch von den einzelnenStaaten ratifiziert werden. TTIP gilt allge-mein als zurzeit nicht realisierbar.

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Mitgliederehrung

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Wie jedes Jahr war die Stimmung gut,als der GEW Kreisverband am Freitag-abend, 25.11.2016 in seinen Räumenim Schwanhof seine langjährigen Mit-glieder ehrte.Kollege Uwe Lange rezitierte Brechts

„Legende von der Entstehung des Bu-ches Taoteking auf dem Weg des Laotsein die Emigration“. Weisheit, so sagt dasGedicht, sei stets durch zwei Dinge ge-prägt: das Wissen sowie die Bereit-schaft, dieses Wissen mit anderen zu tei-len, und das zeichnete auch die langjäh-rigen Lehrer und Hochschullehrer aus,die sich an diesem Abend versammelthatten. Der Marburger Barde Rainer Hu-sel untermalte die Ehrung wieder mitbekannten Hits aus der Zeit der Eintritteund die Anwesenden scheuten sichnicht, bei einigen Evergreens wie „Mar-mor, Stein und Eisen bricht“ von DrafiDeutscher oder „Lola“ von den Kinks,lauthals mitzusingen.Die Kollginnen Marianne Winter und

Maria Jacobsohn hatten sich wieder indie Tiefen der Zeitgeschichte begeben

und neben dem politischen Weltgesche-hen der einzelnen Eintrittsjahre auch ku-riose Ereignisse zutage gebracht, die fürallgemeine Erheiterung sorgten. Sokonnte man erfahren, dass der Vogeldes Jahres 1991 das Rebhuhn war, dassLady Gaga 1986 geboren und die Grup-pe Biermösl Blosn 1976 gegründet wur-de.Die Jubilare erhielten eine Urkunde

und einen Blumenstrauß, bevor Langezum Abschluss des offiziellen Teils nochein Gedicht zum Besten gab, diesmal„An meinen Lehrer“ von Joachim Rin-gelnatz, das die späte Dankbarkeit desSchülers gegenüber dem Lehrer zumAusdruck bringt.Bei köstlichem Fingerfood und einem

guten Glas Wein wurden danach nochErinnerungen und Neuigkeiten ausge-tauscht. Die Freude, sich nach langerZeit wiederzusehen, war offensichtlichsehr groß. Katharina Denig

Fotos: Erich Schumacher

Alle Jahre wieder…

25 Jahre MitgliedHarald Bergmann, Gerlinde Boppert, Rolf Daniel, Dr. Kai Eicker-Wolf, Monika Frobel, Ma-rina Goetz, Beatrice Löffler, Irmgard Noel, Waltraut Röder-Spangenberg, ChristelSchmidt, Volkhardt Schöck, Christian Schweinfest, Christa Seip, Almut Sersch, Verena Si-mon, Janka Steiner, Christine Timmermann, Irene Weber, Ingeborg Werterbach, GabrieleNaxina Wienstroe

30 Jahre MitgliedMarita Atzenhöfer, Monika Biebusch, Ruth Bodenbender, Almuth Dülfer, Ulrike Ger-nandt, Christel Hatscher, Manfred Hauser, Helka Herkströter, Bernd Holly, Ulrike Hubich,Günter Kohlhaas, Martin Lüdecke, Barbara Mattfeldt, Angelika Naumann, Brigit Nau-mann-Spachholz, Barbara Rosenkötter, Ingeborg Schmidt, Ursula Schönauer, AngelikaSchöning, Martin Simon, Peter Thoene, Barbara Voeth, Stephan Wendel, Werner Wör-der, Angelika Zebisch

GEW-Kreisverband ehrt langjährige Mitglieder

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Mitgliederehrung

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35 Jahre MitgliedMargit Braun, Elke Bürger-Schoor, Till Conrad, Johanna Dumke, Sabine Fisseler, AngelikaFresenborg, Werner Giede, Margarete Heldmaier, Sigrid John-Flöter, Henning Köster, Bar-bara Lüders, Michael Nagel, Heidrun Otte-Heiderich, Wolfgang Schaffer, Sabine Schro-wang-Groth, Petra Schulte-Döhner, Ursula Schwarz-Mitscher, Helge Sellmann, UlrichTrepnau, Friedrich von Hahn, Margrit Walter, Roland Wolff

40 Jahre MitgliedBarbara Bernzen Dr. Rainer Eckhardt, Dr. Jürgen Eierdanz, Peter Fischer, Ursula Fröschke-Strothenke, Dieter Gast, Monika Georgy, Konrad Gerschlauer, Karl-Heinz Grebe, UrsulaGrochtdreis, Martin Hedderich, Marion Hemme-Kreutter, Helmut Hermann, ReinhardHoffmann, Erwin Junker, Bernhard Kämpf, Horst Klostermann, Elfi Kraft, DagmarKratzsch, Karla Lichtenberg-Schümer, Christa Lieber, Hans-Otto Lyongrün, ElisabethMarx-Babion, Hannelore Renk-Javurek, Prof. Dr. Theo Schiller, Angelika Sturm-Werner,Udo Wittekindt

45 Jahre MitgliedEllen Bernhardt-Kurz, Dr. Hartmut Bölts, Barbara Ciok, Erik Dielmann, Marlen Garthaus,Günter Giesenfeld, Waltraud Goergens, Peter Hauswaldt, Harald Hertel, Barbara Karhoff,Dr. Bernd-Ullrich Kettner, Heidi Kunstleben, Barbara Meyer, Gert Meyer, Lothar Potthoff,Hannelore Schuchhardt, Henner Stang, Helga von Horlacher, Rainer Wagenhäuser

50 Jahre MitgliedGeorg Fülberth, Anna Margarete Kahl, Hans-Günther Möntnich, Ursula Tänzler

55 Jahre MitgliedElfriede Schauß

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Mitgliederehrung · GEW Schulgruppen

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Es gibt sie noch – die GEW SchulgruppenZwölf Kolleginnen und Kollegen der

GEW Schulgruppe der EuropaschuleGladenbach fanden sich im April 2016in Hofbieber in der Rhön zusammen, umaktuelle Themen des Schulalltags zu dis-kutieren. Diese reichten von der Vorbe-reitung der Personalratswahlen überVertretungsunterricht, inhaltliche Gestal-tung der SV-Stunden mit schülerrelevan-ten Themen bis zu schulkonzeptionellenFragen.

Eine Führung in der Hermann-Lietz-Schule, Schloss Bieberstein, gab Anre-gungen zum Thema reformpädagogi-sche Ansätze in der Gesamtschule. Lei-der hat es am Samstag so heftig gereg-net, dass wir nicht zur Lietz-Schule wan-dern konnten. So konnten wir die land-schaftliche Einbettung nur erahnen.

B. Schneider

Ich war nicht einer deiner guten Jungen.An meinem Jugendtrotz ist mancher RatUnd manches wohlgedachte Wort zersprungen.Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.

Doch hast du, alter Meister, nicht vergebensAn meinem Bau geformt und dich gemüht.Du hast die besten Werte meines LebensMit heißen Worten mir ins Herz geglüht.

Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.Doch möcht ich dir für deine Lehrertreuenur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

An meinen Lehrer

Uwe Lange vom Gesamtpersonalrat mo-derierte die Mitgliederehrung und unter-hielt die Gäste mit dem Gedicht „Anmeinen Lehrer“.

60 Jahre MitgliedInge Gombert, Prof. Dr. Kurt Kliem

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Miteinander reden –Erfahrungen austauschen– Ideen entwickeln

Seniorinnen undSenioren des GEW-Altkreises Biedenkopfunterwegs

Die GEW-Fraktion im Gesamtperso-nalrat hatte eingeladen, und trotz desheißen Spätsommerwetters waren 26Grundschul-Personalräte gekommen,um sich über Neuerungen zu informie-ren, Probleme aus dem Schulalltag zubesprechen und Erfahrungen auszutau-schen. Besonders für die Einer-Personalräte

an kleinen Grundschulen, die in ihrerPersonalratsarbeit sonst allein auf sichgestellt sind, bieten diese Treffen dieMöglichkeit, sich mit anderen Personal-räten auszutauschen, offene Fragen zuklären und sich Anregungen für ihre Ar-beit zu holen. Im Mittelpunkt der Diskussion standen

die Themen Ganztagsschulen und Be-treuungszeiten sowie Inklusion, aberauch viele rechtliche Fragen konnten ge-klärt werden. Da viele Personalräte nachden Wahlen im Mai 2016 neu gebildetworden waren, stand als Hauptthemader Jahresarbeitsplan des Personalratsauf der Tagesordnung – ein Thema, dasauch den bereits erfahrenen Personalrä-ten durchaus neue Erkenntnisse für dietägliche Arbeit vermittelte.Am Ende der Veranstaltung waren

sich alle darüber einig, dass diese Treffenregelmäßig stattfinden sollen und mansich im Frühjahr wieder in dieser Rundetreffen will.

Hille Kopp-Ruthner

49 aktive Seniorinnen und Seniorenverbrachten im Oktober einen kurzweili-gen, schönen Tag miteinander.Zuerst brachte eine Führung in Haina

Kloster uns diesen Ort, an dem man sichgut in die Zeit des Mittelalters hinein-denken kann, näher. Auch Einblicke indas äußerst interessante PsychiatrieMu-seumHaina beeindruckten tief. Das ma-lerische Schaffen der Dynastie der Malerum Johann Heinrich Wilhelm Tischbeinkonnte in einer Präsentation betrachtetwerden.Weiter ging es in das Schneewittchen-

dorf Bergfreiheit. Dort besichtigten wirnach einem guten Mittagsessen dieEdelsteinschleiferei Lange.Beeindruckend war die Fahrt entlang

des Edersees mit sehr niedrigem Wasser-stand.Im NationalParkZentrum Kellerwald

erfuhren wir über dieses zum Weltnatu-rerbe geadelten Buchenwaldgebietdurch einen sehr erlebnisreichen Filmund eine faszinierende Ausstellung wirk-lich Interessantes.Die 60- bis 92- jährigen Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer, teilweise extra vomRhein und von Münster angereist, ge-nossen natürlich vor allem auch die ge-meinsamen Gespräche und das Wieder-sehen. Sie freuen sich schon auf dieFahrt im nächsten Jahr.

Dorothea Mannshardt, Personengruppe der

Seniorinnen und Senioren

Senioren · Grundschulen

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Treffen der Grundschul-Personalräte am 15. September 2016 im GEW-Büro

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Entlassungsgrund Pazifismus

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Nach der Entscheidung des Präsidiumsder Universität Marburg, das Ernst-von-Hülsen-Haus in „Kunstgebäude“ umzu-benennen, ist mir schon geharnischteKritik daran zu Ohren gekommen mitdem Tenor: Wie kommt man nun, nachso langer Zeit ohne Beanstandungen, zudieser Entscheidung? Ist dies nicht einZugeständnis an einen aktuellen oft en-gen Geist der political correctness ohnegenaue Kenntnis damaliger Zeitumstän-de? Wie seriös sind eigentlich die Unter-suchungen, die zur Umbenennung ge-führt haben?Der Historiker Albrecht Kirschner, der

mit dem Bericht über Hülsens Wirkenvor und während der NS-Zeit betrautworden ist, nennt als eine seiner zentra-len Quellen die Arbeit von Harald Maier-Metz über den Altorientalisten AlbrechtGötze und Hülsens Rolle bei dessen Ent-lassung.Bei der Lektüre dieses Buches macht

sich bei mir eine anders gerichtete Artvon Erstaunen und auch Empörungbreit: Warum war bis 2015 über diesenMann und diese Geschichte kaum etwasbekannt? Warum kamen die Untersu-chungen nicht von der Universität Mar-burg selbst?Albrecht Götze, 1897 in Leipzig in ei-

ne protestantische bürgerliche Familiegeboren, kämpft im Ersten Weltkrieg anverschiedenen Fronten, wird mehrfachverwundet und bekommt einige Tapfer-keitsauszeichnungen.Er zieht aus seinen Kriegserfahrungen

nicht, wie so viel andere, den Schluss,die Linken für die Niederlage verant-wortlich zu machen, gegen die Republikund für Revanche zu kämpfen, sonderner tritt in die SPD ein und verfolgt mitSympathie die Arbeiten seines FreundesGumbel, der militaristische Bestrebun-gen in der Weimarer Republik anpran-gert und die Einseitigkeit einer Justiz be-kämpft, die „auf dem rechten Augeblind“ ist, wie er mit Zahlen und Faktenbelegt. (Siehe zuletzt: „Ich wusste, wasich tat“, Emil Julius Gumbel und derrechte Terror in der Weimarer Republik,Dietrich Heither, Köln 2016).1930 wird Götze als Professor für Se-

mitische Sprachen und Orientalische Ge-schichte nach Marburg berufen. Er gerätan der provinziellen, unter den Professo-ren rückwärtsgewandt-nationalistischund unter den Studenten autoritär-anti-semitisch geprägten Universität gleich ineine Außenseiterrolle, als er der „Reichs-gründungsfeier“ (für 1871 und 1701)der Universität am 18. Januar 1931 we-gen ihres revanchistischen Charaktersfernbleibt. Auch protestiert er öffentlichgegen die Versuche rechter Studenten,Gumbel aus der Universität Heidelbergzu vertreiben und ist 1932 der einzigeMarburger Hochschullehrer, der gegendie aus politischen Gründen erfolgteEntlassung Gumbels aus dem Hoch-schuldienst öffentlich Stellung bezieht.Nach dem 30.1.1933 und der Verkün-

dung des Gesetzes „zur Wiederherstel-lung des Berufsbeamtentums“ schreibtHülsen einen Bericht über Götze nachBerlin, in dem er, statt auf die Ausnah-meregelungen für Kriegsteilnehmer zuverweisen, dessen Haltung als pazifis-tisch denunziert, statt die Meinungsfrei-heit Götzes zu verteidigen, dessen Ein-treten für Gumbel als staatsfeindlichbrandmarkt und ihm Widerspruchsgeistgegen die Anordnungen staatlicher Be-hörden unterstellt und statt den Profes-sor und seine Familie vor den Angriffender SA (u.a. Steinwürfe in Fenster derPrivatwohnung) zu schützen, Götze vor-wirft, ohne Wissen der Universität insAusland gereist zu sein (wo der sich ver-zweifelt um eine gesicherte Arbeitsstelle

b e m ü h t ) ,und unter-stützt damitan wichtigerStelle dieEnt lassungGötzes ausdem Staats-dienst. G ö t z e

emigriert indie USA, be-kommt 1946das Ange-bot, nachMarburg zurückzukehren, wobei imSchreiben der Universität mit keinemWort auf die auf die Ereignisse 1930 bis1933 eingegangen wird.Götzes Antwort: „Ich verstehe es

wohl, dass Sie nichts über Vergangeneszu sagen wünschen. Durch ihre Hand-lung bekunden Sie, wie mir scheint, denWillen dort wieder anzuknüpfen, wo vor12 Jahren der große Riss erfolgte ... Un-glücklicherweise kann man die letzten12 Jahre nicht einfach überspringen. ZuVieles und zu Entscheidendes hat sichzwischen 1933 und 1946 zugetragen.Nicht nur für Sie, auch für mich. Es mussklar ausgesprochen werden: Diese Ereig-nisse haben mich so weit von Ihnen ent-fernt, dass die Gemeinsamkeit, die dieVoraussetzung für Ihren Ruf bildet, nichtmehr besteht.“Und weiter: “ Sie haben zwölf Jahre

durchlebt, die sich als harte erwiesen ha-ben; manche von Ihnen haben ihren An-fang als den Beginn einer neuen Zeit be-grüßt. Verübeln Sie mir bitte auch dieFeststellung nicht, dass ich von keinemunter Ihnen weiß, der mit Taten oderauch nur mit Worten der unheilvollenEntwicklung Widerstand entgegenge-setzt hätte, als es noch nicht zu spätwar…“.In Götzes Zeilen klingt neben der Fra-

ge nach dem Verhalten der Mitgliederder Universität und vor allem ihrer Re-präsentanten bei der Durchsetzung derNS-Herrschaft noch ein zweites wichti-ges Thema an, nämlich das nach demUmgang mit diesen Erfahrungen nach1945. Und hier scheint an der Universi-tät die Meinung dominant gewesen zusein, den Nationalsozialismus als etwasvon außen Herangetragenes zu begrei-fen, das die Universität eher erduldet alsaktiv mitgetragen habe. In diesem Zu-sammenhang störten wohl Geschichteund Verhalten Götzes das Selbstbild, sodass dessen Geschichte weitgehend inVergessenheit geriet, während Hülsenals würdig erachtet wurde, dem Univer-sitätsmuseum seinen Namen zu geben.Erst jetzt, so scheint mir, wird mit der

Arbeit von Maier-Metz einem verfolgtenund vertriebenen Demokraten wie Göt-ze wieder Erinnerung und auch Stimmegegeben. Und die Philipps-Universitäthat mit der Veröffentlichung von „Ent-lassungsgrund: Pazifismus“ in der uni-versitätsgeschichtlichen Reihe AcademiaMarburgensis Albrecht Götze späte Ge-rechtigkeit widerfahren lassen.In Albrecht Kirschners Studie wird

Ernst von Hülsens Verhaltens in diesemund in anderen Zusammenhängen ei-nem kritisch-differenzierten Blick unter-zogen, aus dem das Präsidium der Uni-versität mehr als nachvollziehbareSchlüsse gezogen hat. Die Studie ist ein-sehbar unter http://archiv.ub.uni-mar-burg.de/es/2016/0007 .(Lit.:Harald Maier-Metz, Entlassungs-

grund: Pazifismus, Albrecht Götze, derFall Gumbel und die Marburger Universi-tät 1930 bis 1946, Münster 2015)

Michael Heiny (Geschichtswerkstatt Marburg)

Späte Gerechtigkeit für denverfolgten DemokratenAlbrecht GötzeRezension des Buches „Entlassungsgrund: Pazifismus“ von Harald Maier-Metz

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Klausur

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O ich möchte mehr Informationen über die Arbeit der GEW!O ich möchte den newsletter der GEW Marburg!O ich mache mit! Ich möchte GEW-Mitglied werden!

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Schule

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….. bitte ausschneiden und senden an: GEW, Schwanallee 27, 35037 Marburgoder mail an: [email protected]

�…da mache ich mit!

20 Mitglieder des GEW-KreisvorstandsMarburg-Biedenkopf tagten vom 18. bis19. November 2016 in Gladenbach, umPerspektiven gewerkschaftlicher Arbeitan Schulen zu entwickeln.Maike Wiedwald, stellvertretende Vor-

sitzende des GEW-Landesvorstands Hes-sen, legte in ihrem Impulsvortrag zumThema dar, dass es immer schwerer fal-le, Kolleginnen und Kollegen zu gemein-samen Aktionen zu motivieren, obwohlder Frust über die zunehmende Arbeits-verdichtung, das oft undemokratischeGebaren von Schulleitung, aber auchüber den Umgang der Landespolitik mitLehrern und Lehrerinnen wie mit ande-ren Landesbediensteten, wachse.Seit der Ära Koch, so Wiedwald, seien

stetig neue Aufgaben auf die Kollegin-nen und Kollegen zugekommen, die Ar-beitszeit sei im Gegenzug auf 42 Wo-chenstunden gestiegen und die Gehalts-entwicklung stagniere. Proteste liefenins Leere, wie beispielweise der Beam-tenstreik 2014 oder die CETA-Demo imOktober in Frankfurt.Damit einher gehe eine politische

Rechtsentwicklung der „gesellschaftli-chen Mitte“, Ausgrenzung von be-stimmten Gruppen, wie Muslimen oderSchwulen und Lesben nähmen zu.Zur Rolle der Schulleitungen führte

Wiedwald aus, es gehe an Schulen zu-rück zur Monarchie: Schulleiterinnenund Schulleiter führten sich auf wie Kö-niginnen und Könige, demokratisch ge-fasste Konferenzbeschlüsse würdennicht umgesetzt oder Themen gar nichterst zur Abstimmung gebracht. Bossingsei mehr und mehr an der Tagesord-nung, Kolleginnen und Kollegen, dieaufmuckten, müssten mit Sanktionenrechnen.Inklusion, Integration von Flüchtlingen

sowie individualisierter Unterricht seienaus gewerkschaftlicher Sicht zwar not-wendig, würden aber bei Klassengrößevon 25 Schülerinnen und Schülern undfehlender Doppelbesetzung allein auf

dem Rücken der Kolleginnen und Kolle-gen ausgetragen. Kein Wunder also,dass Forderungen nach homogenenLerngruppen, also Exklusion, laut wür-den. Dem gelte es sich entgegenzustel-len.Fehlzeiten von Beschäftigten im Bil-

dungsbereich wegen psychischer Proble-me hätten sich seit 2000 fast verdop-pelt, 30 Prozent von ihnen seien als Bur-nout-gefährdet einzustufen, das ent-spreche rund 200.000 Menschen in Hes-sen. Auf eine Forderung nach Unterstüt-zung für betroffene Pädagoginnen undPädagogen habe die Politik nicht rea-giert.Aus alle dem ergab sich für die Teil-

nehmer*innen der Klausurtagung dieFrage, wie die GEW die Kolleginnen undKollegen wieder in die gewerkschaftli-chen Aktivitäten einbinden könnte.Zwei Schwerpunkte für die gewerk-

schaftliche Arbeit wurden auf derGrundlage der Analyse von Maike Wied-wald diskutiert:Zum einen müsse GEW als Tarif-Ge-

werkschaft weiter den Kampf um dieArbeitszeitverkürzung, Gehaltserhöhungund bessere Arbeitsbedingungen füh-ren. In diesem Zusammenhang sei eserste Priorität, die Schulpersonalräte zustärken. Sie müssten stets über aktuelleEntwicklungen der Schul- und Tarifpoli-tik auf dem Laufenden gehalten und inAktionen eingebunden werden.Zum anderen sehen die Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer die GEW auch alsBildungsgewerkschaft, die sich in bil-dungspolitische Themen einmischt. Vorallem der zunehmend zu beobachtendeAbbau demokratischer Entscheidungs-findungsprozesse an Schulen soll imkommenden Jahr Thema der inhaltli-chen Arbeit sein.Aber auch der gesellige Teil kam an

diesem Wochenende nicht zu kurz, dieKolleginnen und Kollegen nutzten denFreitagabend für angeregte Gesprächeund ein gemütliches Beisammensein.

GEW-Kreisvorstand plant die gewerkschaftliche Arbeit deskommenden Jahres

Wer, wenn nicht wir?

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Nachruf Klafki

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Katharina Denig,�Hille Kopp-Ruthner,�Denise Kuhnt,�Uwe Lange

Briefe an die Redaktion:

Herausgeber: GEW-Kreisverband Marburg-BiedenkopfSchwanallee 27 - 31, 35037 MarburgTel.: 06421 - 21812, Fax: 164532e-mail: [email protected]: Schumacher Informations-DesignDruck: msi-media serve international GmbH,Marburger Str. 92, 35043 Marburg Auflage: 3500

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der GEW oder derRedaktion übereinstimmen.

Das Redaktionsteamdieser Ausgabe

Impressum

�� [email protected]

Impressum + Redaktion:

In Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki) lautet der ersteSatz im Artikel zu dem Verstorbenen:Wolfgang Klafki (* 1. September 1927in Angerburg, Ostpreußen; † 24. August2016 in Marburg) war ein deutscher Er-ziehungswissenschaftler.Dieser schlichte Satz beschreibt ein

Understatement, das sicher auch eineder Charaktereigenschaften WolfgangKlafkis gewesen ist. So hat er selbst nieals Begründer einer "Schule" im Sinneeiner wissenschaftlichen Strömung inden Erziehungswissenschaften geltenwollen. Dennoch hat er die bildungs-theoretische Diskussion seit den 1970erJahren wie kaum ein Zweiter entschei-dend beeinflusst. Seine wissenschaftlichen Beiträge mit

über 400 Veröffentlichungen werden imoben zitierten Artikel dann entspre-chend anerkannt. Ihre auch nur ansatz-weise Würdigung würde hier den Rah-men sprengen.Seine kategoriale Bildung wird heute

von einigen Experten dahingehend in-terpretiert, dass sie ein Grundstein derseit wenigen Jahren auch in den Erzie-hungswissenschaften propagiertenKompetenzorientierung sei. Dabei wirdübersehen, dass es ihm neben dem for-malen Lernen, auf das die aktuelle Kom-petenzorientierung sich im Wesentlichenbeschränkt, immer auch um die Inhalteging. Für ihn war es sehr wichtig, mitwelchen Texten Schülerinnen und Schü-ler das sinnentnehmende Lesen lernenund mit welchen Themen sie sich ge-danklich auseinandersetzen - darumging es ihm in seinen "Leitlinien der di-daktischen Analyse".Daher ist der Versuch einer Vereinnah-

mung Klafkis vonseiten der Kompetenz-orientierung kaum nachvollziehbar, auchwenn ihm - wie jedermann - die Ent-wicklung von Kompetenzen selbstver-ständlich wichtig war. "Selbstbestim-mung", "Mitbestimmung" und "Solida-ritätsfähigkeit" waren für ihn grundle-gende Ziele schulischen Handelns. Abersie müssen erreicht werden in Zusam-menhang mit "zentralen Schlüsselpro-blemen". Zu diesen zählen Begriffe wieFrieden, Umwelt, Interkulturalität, Tech-nikfolgen, Demokratisierung, Vertei-lungsgerechtigkeit und gesellschaftlichproduzierte Ungleichheit, Gleichberech-

tigung/Menschenrechte, ... - eine Liste,die Wolfgang Klafki stets als unvollstän-dig ansah.Solche gesellschaftlichen Grundfragen

prägten auch sein berufspolitisches En-gagement innerhalb des Bundes Demo-kratischer Wissenschaftler, den er selbstmitbegründete, und der GEW, in die erschon 1948 eintrat.Er war stets bestrebt, eine frühzeitige

äußere Differenzierung in unterschiedli-che Bildungsgänge zu verhindern unddie Zeit des gemeinsamen Lernens zuverlängern, um vorhandene Bildungs-barrieren abzubauen und allen Schüle-rinnen und Schülern den Zugang zuqualifizierten Bildungsabschlüssen zuöffnen. Daher war es für ihn selbstver-ständlich, sich für das Konzept der Inte-grierten Gesamtschule einzusetzen, dasdiesen Zielen am nächsten kommt.Wolfgang Klafki hat die Schule verän-

dert. Davon profitieren seit etwa einemhalben Jahrhundert die Schülerinnenund Schüler, und von ihm können auchzukünftig noch viele Lehrergenerationenlernen. Mit ihm haben der KreisverbandMarburg-Biedenkopf und die gesamteGEW einen großen Mitstreiter im Kampffür eine bessere Schule verloren. Aberohne jedes Understatement darf manauch sagen: Er hat uns so viel hinterlas-sen, womit wir diesen Kampf weiterfüh-ren können, dass wir guten Mutes blei-ben können.Dafür sind wir Wolfgang Klafki dank-

bar. Hans Braun

Foto: privat

Wolfgang Klafki - Ein Nachruf

Sprechzeiten in der GEW-GeschäftsstelleSchwanallee 27 - 31

Rechtsberatung mit Doris Bunke06427-2330, Nach VereinbarungRechtsberatung mit Volrad Döhner06421-84787, Termine nach Vereinbarung

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