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FOTOROMAN ALLE IN IHREM EIGENEN TEMPO! Nr. 3, 2016/17 EINTAUCHEN IN DIE BERUFSWELT Report aus der Berufs- fachschule. Bewerbungsgespräche richtig vorbereiten. Alternativen zum Traumberuf. Tipps zur Berufswahl. Quiz. HEILKUNST – ALLES EINE FRAGE DER TECHNIK?

ALLES EINE FRAGE DER TECHNIK? - sdbb.ch€¦ · an den Gips und saugt ihn mit Hilfe eines Vakuums ans Modell. Endlich besser gehen Jetzt schleift Jonas die Schiene, ent - fernt Unregelmässigkeiten

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  • FOTOROMAN ALLE IN IHREM EIGENEN TEMPO!

    Nr. 3, 2016/17

    EINTAUCHENIN DIE BERUFSWELT

    Report aus der Berufs-fachschule.Bewerbungsgespräche richtig vorbereiten.Alternativen zum Traumberuf.Tipps zur Berufswahl.Quiz.

    HEILKUNST –ALLES EINE FRAGE DER TECHNIK?

  • Sprungbrett2 33Sprungbrett2

    HEILKUNST –ALLES EINE FRAGEDER TECHNIK?

    Jeder Besuch eines Spitals – oder nur schoneiner Arztpraxis – zeigt es auf: Die Medi-zin arbeitet nicht mehr nur mit dem Gespür der Ärzte und mit Medi-kamenten. KomplizierteMaschinen und Compu-ter sind fast ebenso wichtig. Auf der anderenSeiten bleiben viele Be-reiche der Medizin ganz einfach Handwerk. Wir nehmen euch mit auf die Reise in die Welt der Heilkunst mit Meissel und Server – und stellen euch die Be-rufsleute vor, die dazu gehören.

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    HEILKUNST.Alles eine Frage der Technik?

    AUSSER FAGE UND FABE: Wer arbeitet sonst noch im Gesundheitswesen?

    BERUFSFACHSCHULE. So wird dein Unterricht während der Lehre.

    BEWERBUNGSGESPRÄCH.Was bringt eine gute Vorbereitung? Wir haben es getestet.

    UND WENN’S NICHT KLAPPT MIT DEM TRAUMBERUF? Das sind deine Alternativen.

    RÄTSEL. Pilotin, Sozialarbeiter, Polizistin: Wie realisiere ich diese Berufsträume?

    DIES UND DAS.

    FOTOROMAN. Alle in ihrem eigenen Tempo!

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    INHALT

    Illustration: Christin

    a Ba

    eriswyl

    Bild: Peter Kraft

    REPORT AUS DER BERUFSFACH-SCHULE.

    Was wird anders, was wird besser im Unterricht?Wir werfen einen Blick ineuer zukünftiges Klassen-zimmer.

    UND WENN’SNICHT KLAPPT MIT DEM TRAUM-BERUF?

    Dann gibt es immer nochverwandte Berufe, EBA-Ausbildungen oder ganzüberraschende Lösungen. Wir stellen euch neun Jugendliche vor, deren Ge-schichten Mut machen.

    BEWERBUNGS-GESPRÄCH VORBEREITEN.

    Wir haben eine Schülerintop vorbereitet und dieandere ziemlich ahnungs-los ins gleiche Bewer-bungsgespräch geschickt.Was wohl dabei heraus-kam?

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    Bild: Kon

    stan

    tin Gassm

    ann

    Bild: Iris

    Krebs

    Bild: Peter Kraft

  • HEILKUNST –ALLES EINE FRAGE DERTECHNIK?

    WENN AUS STRAHLEN BILDER WERDENBereits während ihrer Lehre als medi-

    zinische Praxisassistentin war Amela

    Bal tic vom Röntgen fasziniert. Die Kom-

    bina tion aus Hightech, Spitzenmedizin

    und Patientenbetreuung hatte es ihr an -

    getan. Eine Weiterbildung als Fach-frau für medizinisch-techni-sche Radiologe (MTRA) lag alsonahe – und es war genau die richtige

    Wahl, wie Amela betont.

    Patienten die Angst nehmen«In der diagnostischen Radiologie –

    also Computertomografie und MRI –

    bediene ich jene komplexen Geräte,

    die viele Patienten als «die Röhre» be-

    zeichnen. Ich erkläre den Patienten

    verständlich und genau, was passie-

    ren wird, und versuche ihnen die Äng-

    ste zu nehmen. Ausserdem kläre ich

    sie über das Kontrastmittel auf, das

    ich ihnen spritze.»

    Grosse Verantwortung«Die Geräte bediene ich wegen der

    Strahlung von einem anderen Raum

    aus. Ich drücke nicht nur auf den Aus-

    löser, sondern wähle auch den richti-

    gen Ausschnitt und den besten Win-

    kel. Und wenn mir etwas auffällt, etwa

    eine mögliche Diagnose, gebe ich die se

    Beobachtung der Ärztin oder dem Arzt

    weiter. Ausserdem bin ich dafür ver-

    antwortlich, dass die Geräte jederzeit

    funktionieren. Deshalb mache ich immer

    wieder Tests und Probeaufnahmen.»

    Umgang mit RadioaktivitätIn der Nuklearmedizin sind Amelas

    Auf gaben ähnlich. Hier füllt sie aber

    noch Tracer in Spritzen ab. Das sind

    leicht radioaktive Substanzen, die sich

    nur in je einem Organ sammeln. Dieses

    Organ lässt sich dann isoliert von den

    anderen beobachten – mit Kameras,

    die Gammastrahlen aufzeichnen. Die

    Sicherheitsstandards sind sehr streng:

    Amela misst nach jeder Arbeit mit radio -

    aktivem Material, ob eines ihrer Klei-

    dungsstücke strahlt. Falls ja, wandert

    es sofort in einen Spezialbehälter.

    GIPSEN, BOHREN, SCHLEIFEN... UND ANATOMIE «Die Kombination von Handwerk und

    der Arbeit mit Patientinnen und Pa-

    tienten macht für mich den Reiz meines

    Berufs aus.» So begründen die beiden

    Lernenden Marina Trümpi (2. Lehrjahr)

    und Jonas Bircher (4. Lehrjar) ihre Be-

    rufswahl als Orthopädistin, alsOrthopädist. Sie stellen Prothesenher, die z.B. ein fehlendes Bein ersetzen

    – oder Orthesen, die den Körper stützen

    und Bewegungen vereinfachen. Bei-

    spie le dafür sind Schienen oder Fuss -

    einlagen.

    Vom Gipsmodell zur SchieneNachdem Jonas einen Gipsabdruck des

    Beins eines Patienten genommen hatte,

    goss er den Abdruck aus – und erhielt

    so ein Modell des Beins. Auf mögliche

    Druckstellen, wie z.B. dem Knöchel,

    fügt er nun mit dem Spachtel eine zu-

    sätzliche dünne Gipsschicht an – «da -

    mit die Schiene später nicht drückt».

    Dann legt Jonas erhitzten Kunststoff

    an den Gips und saugt ihn mit Hilfe

    eines Vakuums ans Modell.

    Endlich besser gehenJetzt schleift Jonas die Schiene, ent-

    fernt Unregelmässigkeiten und Uneben-

    heiten. «Diese Orthese wird ei nem jun-

    gen Mann, der Mühe hat, den Fuss zu

    heben, das Gehen enorm erleichtern».

    Dazu muss die Orthese beweglich sein.

    Und hier kommt Marina ins Spiel. Zu-

    erst sticht sie mit einer erhitzten Ahle

    Löcher in den Kunststoff – natürlich

    genau an den richtigen Stellen.

    Viel SpezialwissenDiese Löcher weitet sie mit dem Boh-

    rer aus. Jetzt kann sie die Schrauben

    für das kleine Gelenk aus Stahl anbrin-

    gen, welches die Orthese beweglich

    macht. Um diese und andere Hilfsmit-

    tel herstellen zu können, müssen Ma-

    rina und Jonas viel über Anatomie und

    Pathologie wissen. «Diese Fächer ma-

    chen die Berufsschule sehr spannend.

    Ein gewisses Talent in Mathematik und

    Naturwissenschaften sollte man aber

    schon mitbringen», erklärt Jonas.

    «Chirurgen sind mehr Hand-werker als Ärzte» – diesenSpruch hört man oft. Sicher ister übertrieben. Richtig ist aber:Vieles in der Medizin hat nichtsmit ärztlichem Gespür oder raffinierten chemischen Reak-tionen zu tun – sondern ganzeinfach mit Handwerk undTechnik. Wir stellen euch hier einige Berufe vor, in denen Menschen mit Händen, Werkzeugen, Maschinen undComputern vor allem eines tun:Patientinnen und Patienten helfen.

    Text: Peter Kraft

    Sprungbrett4 Sprungbrett 5

    Amela Baltic1 Wenn Amela radioaktive Medikamente

    in Spritzen abfüllt, ist immer eine Schutzscheibe dazwischen.

    2 Bevor Amela die MRI-Bilder an die Ärzte weitergibt, wählt sie den besten Winkel und den optimalen Kontrast.

    3 Die Begleitung der Patienten während der Aufnahmen ist eine sehr wichtige Aufgabe.

    Jonas Bircher / Marina Trümpi4 Die zusätzliche Schicht Gips sorgt dafür,

    dass die Schiene nicht drückt.5 Hier schneidet Marina ein winziges

    Gelenk zu, dass die Schiene beweglich macht.

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  • VOM PLUMPEN GLAS ZURTRENDY BRILLEDas Brillenglas in seiner Urform sieht

    aus wie ein Flaschenboden: Fast einen

    Zentimeter dick am Rand, millimeter-

    dünn in der Mitte. Hier markiert die an-

    gehende Augenoptikerin KristinaGjokaj mit einem speziellen Gerät die

    Sehachse – damit die Kundin später

    auch in der richtigen Richtung durch

    ihr Brillenglas blickt. Als nächstes legt

    sie die Fassung der Brille in einen Ap-

    parat, der mit einer Nadel die Form ab-

    tastet und im Computer speichert.

    Raffinierte MethodenJetzt füttert Kristina das Fräsgerät mit

    den Daten der Sehachse und der Fas-

    sungsform. Nun kann die Maschine das

    Glas innerhalb einer Minute schleifen.

    Kristina kontrolliert das Glas, schleift es

    von Hand nach und beseitigt so letz te

    Ungenauigkeiten. Jetzt muss das Glas

    noch in die Fassung. Kristina erwärmt

    den Kunststoff, damit er sich ausdehnt

    und etwas weicher wird. So lässt

    sich das Glas problem-

    los einpassen.

    setzt sie zu einem Gebiss zusammen.

    Manchmal ist aber auch «nur» die Ab-

    deckung einer unschönen Zahnober-

    fläche mit einer Porzellanschale nötig

    – fast wie ein künstlicher Fingernagel.

    Wachs, Metall und KeramikAm häufigsten sind Brücken und Kro-

    nen. Bei den Kronen schleift der Zahn-

    arzt den Zahnschmelz weg, so dass der

    Abdruck des Patienten nur einen Stift-

    zahn zeigt. Darum herum modelliert

    Jo hanna die neue Krone – zuerst von

    Hand aus Wachs. Gemäss diesem Mo-

    dell giesst die Zahntechnikerin ein Ge-

    rüst aus Edelmetall oder aus Zirkon.

    Um dieses Gerüst trägt sie mit dem

    Pin sel eine Keramikschicht auf – in ei -

    nem natürlichen Farbton, der zum Ge-

    biss des Patienten passt.

    FeinarbeitWenn mehrere Zähne nebeneinander

    ersetzt werden müssen, stellt Johanna

    eine Brücke her. Hier modelliert sie die

    Zähne vollständig neu – und nicht mehr

    um einen Stumpf herum. «Das ist die

    noch grössere Herausforderung», er-

    klärt sie. «Enorme Vorsicht brauche ich

    auch, wenn ich Gipsmodelle aus den

    Zahnabdrücken der Patienten giesse

    oder feine Drähte für Zahnspangen

    bie ge. Ohne Geduld geht

    hier gar nichts.»

    Hörsystem eines Kunden. Jetzt kann

    er ihn einerseits fragen, wie er die Ge-

    räusche empfindet – und andererseits

    messen, welche Reaktionen die Ge-

    räusche am Trommelfell tatsächlich

    auslösen.

    In verschiedene Rollen schlüpfenGökhan liebt die Vielfalt seines Berufs:

    Er ist Techniker, wenn er Hörsysteme

    mit modernsten Geräten programmiert

    und anpasst. Er ist Feinmechaniker,

    wenn er die zum Teil winzigen Sys te me

    reinigt und repariert. Und er ist Coach

    und Partner, wenn er mit den Kundin-

    nen und Kunden zusammen die ideale

    Lösung für ihr Hörproblem sucht.

    KUNSTHANDWERK TRIFFTZAHNMEDIZINJohanna Malzkorn sagt von sich: «Ich

    interessiere mich für Formen, Farben

    und Materialien. Ich modelliere gerne.

    Und ich mag Abwechslung.» All dies

    kann die angehende Zahntechni-kerin (4. Lehrjahr) in ihrem Beruf aus-leben. «Ausserdem verbessere ich mit

    meiner Arbeit die Lebensqualität und

    das Selbstbewusstsein unserer Kun-

    den», ergänzt sie.

    Jeder Auftrag ist andersDie Arbeiten im Labor, wo Johanna

    ihre Lehre macht, unterscheiden sich

    stark. Bei Totalprothesen wählt die

    Zahntechnikerin zusammen mit den

    Pa tienten industriell vorgefer-

    tigte Zäh ne aus und

    MENSCHLICHKEIT UNDHIGHTECHMit einem Gerät, das ähnlich aussieht

    wie eine Heissleimpistole, füllt Gökhan

    Bolat ganz sanft und langsam eine Sili-

    konmischung in den Gehörgang eines

    Kunden. Nach dem Trocknen nimmt

    der Hörsystemakustiker das Sili-kon wieder heraus. Er hat nun ein ex-

    ak tes Abbild der «Innenlandschaft»

    des Ohrs. Daraus entsteht das Ohrpass -

    stück – jener Teil des Hörsystems, der

    ins Ohr kommt und dafür sorgt, dass es

    bequem sitzt.

    Persönliche Lösung statt LehrbuchWenn das Hörsystem einmal verkauft

    ist, ist die Arbeit noch längst nicht vor-

    bei. Gökhan erklärt: «Hört die Person

    gerne klassische Musik? Diskutiert sie

    gern im grossen Kreis? Möchte sie bes-

    ser verstehen, was das Enkelkind sagt?

    Je nach dem, was davon im Vorder-

    grund steht, braucht es andere Ein-

    stellungen. Meinen Beruf kann man

    nicht nach Lehrbuch ausüben, sondern

    nur im engen, persönlichen Kontakt.»

    Raffinierte MessgeräteDiese Einstellungen ermittelt und pro-

    grammiert der Hörsystemakustiker mit

    raffinierten Geräten und Computerpro -

    grammen. Mit einem drahtlosen Mess-

    system sendet er Alltagsgeräusche,

    wie Lärm oder Spra che,

    di rekt an das

    Wenn der Kunststoff sich wieder ab-

    kühlt und zusammenzieht, sitzt das

    Glas fest.

    Konzentration ist gefragtGerade bei diesen Arbeiten kommt es

    auf jedes Detail an. Kristina nennt

    zwei Beispiele: «Je nach Material der

    Fassung müssen die Ränder der Glä-

    ser anders geschliffen sein. Ich muss

    die Ma schine entsprechend program-

    mieren. Und beim Erhitzen muss ich

    höllisch aufpassen, dass es nicht zu

    viel wird – sonst verformt sich die Fas-

    sung.»

    Handwerk, Mode und PhysikDie ersten beiden Lehrjahre verbringt

    Kristina in der Werkstatt, die letzten

    beiden wird sie auch im Laden in der

    Kundenberatung arbeiten. Dann wer-

    den auch modische und ästhetische

    Fra gen sowie die soziale Kompetenz

    wich tig sein. «Diese Vielseitigkeit ist

    das Schöne am Beruf Augenoptikerin»,

    schwärmt Kristina. «Ich muss hand-

    werk lich genauso auf Zack sein wie in

    Mathe und Physik. Aber keine Angst:

    Die Berufsfachschule ist machbar, wenn

    man sich für Optik und Anatomie

    interessiert.»

    Sprungbrett6 7

    Kristina Gjokaj1 Die Maschine schleift die Brillengläser

    grob – für den Feinschliff ist weiterhin der Mensch da.

    2 Die Fassung und das Glas werden mit feinstem Werkzeug aufeinander abgestimmt.

    3 Der prüfende Blick: Kristina weiss genau, worauf sie bei einem frisch geschliffenenGlas achten muss.

    Glökhan Bolat4 Bevor Gökhan die Ohrabformung

    herstellt, untersucht er den Gehörgang des Patienten genau.

    5 Funktioniert das Mikro? Gökhan testet die winzigen Teile eines reparierten Hörsystems.

    Johanna Malzkorn6 Johanna schleift eine Prothese so glatt,

    dass der Träger später nichts vom Fremd-körper im Mund spürt.

    7 Die Zahntechnikerin entfernt die letzten Ungenauigkeiten eines Gipsabdrucks.

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  • SIE HALTEN DAS GEBÄUDE UNDDIE GERÄTE IN SCHUSS

    Kleinere Probleme mit den elektrischen

    Installationen? Ein Telefon funktioniert

    nicht? Ein Fens ter schliesst nicht mehr

    dicht? Ein Schloss klemmt? Ein Was-

    serhahn tropft? Das sind alles Fälle für

    die Fachleute Betriebsunter- halt EFZ und Unterhaltsprakti -ker/innen EBA. Sie kontrollieren dieInfrastruktur eines Gebäudes und repa -

    rieren möglichst viele Defekte selber.

    Ausserdem pflegen die Berufsleute die

    Umgebung, vor allem die Rasenflächen

    und Gärten. Und sie organisieren die

    Entsorgung der Abfälle. In Spitälern

    kommen noch einige spezielle Aufga-

    ben hinzu. Die Fachleute Betriebsun-

    ter halt sind dafür verantwortlich, dass

    die Me dizingeräte jederzeit einsatzbe-

    reit sind.

    SIE SORGEN FÜR FRISCHE WÄSCHE UND PLANEN MENUS

    Saubere Bettwäsche ist in Spitälern

    sehr wichtig – nicht nur wegen der Hy-

    giene, sondern auch für das Wohlbefin-

    den der Patienten. Dafür sind Fach-leute Hauswirtschaft EFZ undHauswirtschaftspraktiker/in-nen EBA verantwortlich. Sie sortie-ren die Wäsche, reinigen die Laken und

    Bettbezüge und bügeln sie.

    Die Berufsleute haben noch viele an-

    dere, wichtige Aufgaben. Wenn in den

    Zimmern etwas kaputt ist, organisie-

    ren sie die Reparatur – oder erledigen

    sie bei kleinen Defekten gleich selber.

    Und vor allem: Sie stellen Menupläne

    zusammen und berücksichtigen dabei

    die besondere Situation der kranken

    Menschen.

    SIE KOCHEN FÜR ALLE PATIENTEN DAS PASSENDE

    Das Essen in Spitälern ist eine delika-

    te Angelegenheit. Es muss natürlich

    schme cken. Genauso wichtig sind aber

    die speziellen Bedürfnisse der Patien-

    tinnen und Patienten. Manche können

    nach einer Operation nur pürierte Nah-

    rung zu sich nehmen. Es gibt Diabeti-

    kerinnen und Allergiker.

    Auf all das nehmen Köchinnen undKöche EFZ sowie Küchenange-stelle EBA in Spitälern Rücksicht –und zwar strikt. Wenn es einen Nieren -

    patienten im Spital hat, wird für ihn

    eben ein einzelnes kaliumfreies Menu

    gekocht, weil er das besser verträgt.

    Um das alles im Griff zu haben, absol-

    vieren die Berufsleute im Spital häufig

    eine Zweitlehre zur Diätköchin, zum

    Diätkoch.

    SIE BRINGEN ALLES AN DENRICHTIGEN PLATZ

    Ein Spital ist eine ziemlich komplizier te

    Organisation. Jeden Tag kommen Ess-

    waren, Medikamente oder Geräte an.

    All das muss richtig gelagert werden.

    Bettwäsche ist auf dem Weg von den

    Zimmern in die Wäscherei – und um-

    gekehrt. Proben müssen so schnell wie

    möglich ins Labor – und die Patienten

    zur richtigen Zeit im OP ankommen.

    Logistiker/innen EFZ und EBAsorgen dafür, dass all das reibungslos

    funktioniert. Sie kontrollieren die an-

    kommenden Waren und bringen sie ins

    richtige Lager. Sie stellen Zeitpläne auf,

    informieren Lieferanten – und helfen

    tatkräftig mit. Deshalb sitzen diese Be-

    rufsleute sowohl auf dem Gabelstap-

    ler als auch im Büro.

    SIE REINIGEN DIE ZIMMER UNDBRINGEN DAS ESSEN

    Ausgewogenes und leckeres Essen

    macht den Aufenthalt in einem Spital

    etwas angenehmer. Wenn dieses dann

    noch von einer freundlichen Person vor-

    beigebracht wird – umso besser.

    Hotelfachleute EFZ und Hotel-lerieangestellte EBA sorgen inSpi tälern dafür, dass sich die Patien-

    tin nen und Patienten einigermassen

    wohl fühlen.

    Dazu gehören auch saubere, angenehm

    eingerichtete und hygienisch einwand-

    freie Zimmer. Die Berufsleute reinigen

    sie täglich und wechseln regelmässig

    die Bettwäsche – nicht anders als in

    einem Hotel.

    DIE HEIMLICHEN HELDINNEN UND HELDENDER SPITÄLER

    Ein Spital funktioniert nicht einfach so. Der Betrieb ist kompliziert. Sehr vieles mussbeachtet werden. Ärztinnen,Ärzte und Pflegende habenkeine Zeit, sich um die all-täglichen Herausforderungendes Spitallebens zu kümmern. Sie brauchen Top-Fachleute in anderen Berufen, um sich ganz auf die Patientinnen und Patienten konzentrieren zu können.

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    1 Die effiziente und sichere Entsorgung von Sonder- und Chemieabfällen ist eine wichtige Aufgabe der Fachleute Betriebsunterhalt.

    2 Hotelfachmann beim Bettenmachen.3 Logistiker/innen wissen immer, was sich

    im Warenlager wo befindet.

    4 Fachleute Hauswirtschaft sorgen auch für schön angerichtetes Essen.

    5 Eine schonende Küche für die Patienten: Dafür sorgen Köchinnen und Diätköche.

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  • 11Sprungbrett10

    Bald wirst du ins Arbeits-leben einsteigen und derSchule ade sagen? Das ist nicht ganz richtig.Denn die Berufsfach-schule ist ein wichtiger Teil der Lehre. Was erwartet dich dort? Wir haben einige Klassen an der BerufsfachschuleWinterthur besucht und Erstaunliches dabei erfahren.

    Text: Peter Kraft

    Dia lekt, Ber ge, Banken. Und siehe da:

    Das stimmt sehr gut mit dem Inhalt

    des Bandes «Asterix bei den Schwei-

    zern» überein.

    Schliesslich zeigt Stella Feineis den

    Lernenden eine Umfrage, in denen die

    Schweizerinnen und Schweizer sich

    sel ber typische Eigenschaften zuord-

    nen. Auch die Ergebnisse dieser Um-

    frage konnten die Lernenden ziemlich

    gut voraussagen. «Damit zei ge ich den

    Schülerinnen und Schülern, wie aus

    Fakten und Klischees Bilder einer Kul-

    tur entstehen, die ziemlich weit ver-

    breitet sind.»

    Das Beispiel macht klar: Die Themen

    in der Berufsfachschule gehen tiefer

    als jene in der Oberstufe. «Im allgemein -

    bildenden Unterricht geht es da rum,

    die Lernenden auf ein eigen ständiges

    Leben vorzubereiten. Dazu gehören ne -

    ben der Gesellschafts kunde auch ganz

    konkre te Themen, wie Geld und Kon-

    sum, Politik und Recht, Versiche rungen

    und das Ausfüllen der Steuer er klä-

    rung.»

    WISSEN SELBSTSTÄNDIG ERARBEITEN:FACHUNTERRICHT FÜR FACHLEUTE BETREUUNG

    Ursula Sidler beginnt ihre Stunde im

    Fach Ernährung/Hauswirtschaft mit

    hoh em Tempo. Sie verweist kurz auf

    ein Flip chart, auf dem der Ablauf der

    Lek tion skizziert ist. Das Thema ist der

    Unterschied zwischen dem Alltag im

    Privatleben und in einer Betreuungs-

    institution. Die Lernenden überlegen

    sich zuerst in einer «Selbstreflexion»,

    was Alltag für sie bedeutet. Danach

    schreiben sie sich selbstständig in ei ne

    Gruppe ein, setzen sich zusammen und

    vergleichen ihre Überlegungen.

    Jede Gruppe erhält nun eine Fragestel-

    l ung zum Thema, die sie mit einem

    selbstgestalteten Plakat beantwortet.

    Ein Beispiel: «Gestalten Sie ein Plakat

    mit Beispielen für strukturierte Zeit und

    ihrer Bedeutung für ein Kind, so wie

    für Sie als Betreuungsperson.» Tönt

    schwierig? Ist es auch. Doch gemein-

    sam schaffen die Lernenden die Her-

    aus forderung: Am Ende der Stun de sind

    alle Plakate fertig.

    KLARKOMMEN MIT GESELL-SCHAFT UND KULTUR:ALLGEMEINBILDENDER UNTERRICHT FÜR DETAILHANDELSFACHLEUTE

    Warum sind Löhne je nach Beruf so

    verschieden? Stella Feineis, Leh re-

    rin für Deutsch und Gesellschaft an

    der Be rufsfachschule Winterthur,

    lässt ihre Schülerinnen und Schü-

    ler über diese Frage diskutie ren.

    Ist es die Ausbildung? Die Nach-

    frage auf dem Arbeits markt? An-

    hand der Pferdefachleute – ein

    Be ruf mit relativ tiefen Löhnen –

    zeigt Stella Fein eis, dass auch

    noch an dere Faktoren eine Rolle

    spielen kön nen. Pferde fachleute

    sind oft idealis tisch und lieben

    die Tiere so sehr, dass sie sich

    auch mit weniger Geld zufrie-

    den ge ben.

    Es geht Schlag auf Schlag: Als

    nächstes führt Stella Feineis

    die Klasse in die Schweizer Kul-

    tur ein. Sie wählt da zu eine

    spezielle Methode: Mit Aus-

    schnitten aus einem As terix-

    Band zeigt sie, wie die Bewoh-

    ner eines Landes dar gestellt

    werden können: Spra ch liche

    Eigenheiten, Tra ditionen und

    Bräuche sowie Klischees eig-

    nen sich dazu. Sie fragt die

    Klasse, welche Eigenschaf-

    ten die Asterix-Autoren wohl

    für die Schweiz gewählt

    hät ten. Die Antworten der

    Schüler: Käse, der liebliche

    BERUFSFACHSCHULE: SO WIRD DEIN UNTERRICHT WÄHRENDDER LEHRE

    von oben nach unten:Konzentriertes Arbei-ten in der Gruppe.

    Stella Feineis nutztAsterix für die Einführung in Gesell-schaftskunde.

    Masterplan: Der Flip-chart gibt den Ver-lauf der Unterrichts-stunde vor.

    Die Schülerinnen und Schüler arbeiten oft ohne Hilfe derLehrperson.

    Grosses BildDiskussionen gehörenzum selbstständigenErarbeiten von Wissen.

  • 13Sprungbrett12

    Die Lernenden in Birgit Jaggis Klasse

    schätzen diese Art von Unterricht. Sie

    kommen gut mit, sagen sie. Die Schule

    macht ihnen Spass. In der Oberstufe

    war das nicht immer so. Dort mussten

    sie oft um den Anschluss kämpfen.

    WIE ERLEBE ICH DIE BERUFS-FACHSCHULE?INTERVIEWS MIT LERNENDEN

    Was erwartet euch im Berufswahlun-

    ter richt? Wo liegen die Unterschiede

    zur Schule, wie ihr sie bis jetzt kennt?

    Wir haben vier Lernende an der Be-

    rufs fachschule Winterthur gefragt.

    AJLA BESIROVIC, LERNENDE DETAILHANDELSFACHFRAU

    «In der Schule arbeiten wir sehr

    selb st ständig. Wenn wir etwas nicht

    verstehen, müssen wir auf die Lehr-

    personen zugehen, um uns Unter-

    stützung zu ho len. Ich teile mir

    selber ein, wann ich was lerne und

    wann ich welche Hausaufgaben

    mache. Der Schulstoff ist schwie-

    riger geworden, aber auch inte-

    ressanter. Schliesslich hat alles

    mit dem Beruf zu tun, den ich

    ge wählt habe. Die Umstellung

    von der Arbeit auf die Schu le

    fällt mir leicht. Es ist eine Ein-

    heit. In der Klasse haben wir

    einen gu ten Zusammen halt.

    Wir unterstützen einander. Al-

    lerdings gibt es jetzt natürlich

    keine Cliquen mehr, die jeden

    Tag zusammen sind.»

    GIANLUCA FRANCO, LERNENDER DETAILHANDELS-FACHMANN

    «Ich schätze es sehr, dass

    sich der Schulstoff fast nur

    um den Beruf und ums Le -

    ben dreht. Somit weiss ich,

    wo für ich ler ne. Der Auf-

    wand fürs Lernen ist grös-

    ser. Allerdings ha ben wir

    ja nicht mehr jeden Tag

    Schule, so dass eigent-

    lich nichts von heute auf

    morgen erledigt wer-

    den muss. Der Stress

    ist also weniger gross,

    wenn man sich die

    Zeit richtig einteilt.

    Grosses BildUrsula Sidler greift nur dann ein, wenn Fragen auf-tauchen.

    Von oben nach unten: Ajla Besirovic

    Gianluca Franco

    Anja Gretler und Joëlle Golaz

    Volle Konzentration in der EBA-Klasse vonBrigitte Jaggi

    CHECKLISTE SO WIRST DU FIT FÜR DIE BERUFSFACH-SCHULE!

    Weiterlernen, auch wenn du den Lehrvertrag in der Tasche hast. In der Berufsfachschule wird erwar-tet, dass du den gesamten Stoff aus der Oberstufe beherrschst.

    Zeitung lesen. Im allgemeinbildenden Unterricht werden auch aktuelle Themen behandelt. Wenn du informiert bist,hast du einen Vorsprung.

    Arbeit einteilen. Versuche, schon jetzt regelmässig zu lernen, statt nur vor der Prüfung. An der Berufsfachschule wird es nicht anders gehen.

    Für mich ist die Schu le inzwischen ei -

    ne willkommene Abwechslung zum

    Arbeitsalltag. In der Klasse ist der Um-

    gang untereinander viel erwachsener

    geworden. Es gibt wenig Kindereien

    mehr, die At mos phäre ist seriöser und

    professioneller.»

    ANJA GRETLER UND JOËLLE GOLAZ , LERNENDE FACHFRAUEN BETREUUNG

    «Es ist alles etwas ernster. Ein Beispiel:

    Wer immer wieder zu spät kommt, er-

    hält eine Geldbus se. Die Lehrpersonen

    behan deln viel Stoff in kurzer Zeit. Wer

    nicht mitkommt, muss nach fra gen oder

    sich zuhause nochmals mit dem Stoff

    beschäftigen. Trotzdem ge hen wir jetzt

    lieber in die Schule als früher. Wir ha -

    ben nur Fä cher, die uns interessieren

    und die wir direkt brau chen können.

    Wenn wir arbeiten, sind wir den gan-

    zen Tag mit Kindern zu sammen. Da

    tut es gut, regelmässig in die Schule

    ‚abzutauchen‘. Wir schätzen den offe-

    nen Klassengeist sehr.

    Der Grup pen zwang, den es in der Ober-

    stufe noch gab, ist verschwunden. Es

    interessiert zum Beispiel niemanden,

    wel che Klamotten du trägst.»

    Es ist eindrücklich, wie engagiert die

    Lernenden die Gruppenarbeiten an-

    packen. Sie suchen sich ihr Plätzchen

    im Schulzimmer oder in einem Neben-

    raum. Dort arbeiten sie selbstständig

    anhand des schriftlichen Auftrags. Ur-

    sula Sidler kommt nur vorbei, wenn

    Fragen auftauchen – und das ist nicht

    allzu häufig der Fall. Ganz offensicht-

    lich haben die Lernenden an der Be-

    rufs fachschule gelernt, wie sie sich

    Wis sen selbstständig erarbeiten

    können.

    EINFACHE ZUSAMMEN-HÄNGE VERSTEHEN:FACHUNTERRICHT FÜR DETAILHANDELS-ASSISTENT/INNEN EBA

    Zu Beginn der Stunde stellt die Wirt-

    schaftslehrerin Birgit Jaggi Kontrollfra-

    gen zum Stoff der letzten Lektion. Da-

    nach erklärt sie einfache Zusammen-

    hänge zum Thema «Angebot und Nach-

    frage»: Wenn ein Produkt bei der Kund-

    schaft sehr beliebt ist, also eine hohe

    Nachfrage hat, wird sich der Preis er-

    höhen – und umgekehrt.

    Nächstes Thema: der Unterschied zwi -

    schen Verkäufer- und Käufermarkt.

    Wenn ein Produkt kaum Konkurrenz

    hat, liegt die Macht beim Hersteller

    oder eben beim Verkäufer: Er bestimmt

    den Preis und die Nachfrage. Ist die

    Konkurrenz gross, bestimmt der Kun -

    de den Erfolg des Produkts. Dann er-

    klärt Birgit Jaggi die Bedürfnispyra-

    mide und lässt einen Lückentext zum

    The ma aus füllen.

    Diese Beispiele zeigen: Im Berufsfach-

    schul-Unterricht für EBA-Lernende wird

    viel Zeit für die Grundlagen aufgewen -

    det. Birgit Jaggi erklärt: «Es ist wichtig,

    dass die Lernenden im Unterricht Er-

    folgserlebnisse haben. Zum Beispiel,

    in dem sie grundlegende Zusammen-

    hän ge in eigenen Sätzen formulieren

    können. Darum sen ke ich im Unterricht

    das Tempo, zeige häufig Bil der und

    Gra fiken und verzichte auf vie le Details.

    Mir ist es wich tiger, dass die Lernen-

    den das Basiswissen sicher anwenden

    können.»

    !!Special: EBA-Unter- richt

  • 15Sprungbrett14

    AusgangslageZwei Schülerinnen bekommen die Ge-

    legenheit, ein Trainings-Bewerbungs-

    gespräch zu absolvieren. Die Lehrstelle

    (Detailhandelsfachfrau/-mann öffentli-

    cher Verkehr bei login) und die Aus-

    bildungsleiterin Sonja Jenni sind echt.

    Eine Schülerin, Dorentina, bereitet sich

    gewissenhaft auf das Gespräch vor.

    Die andere jedoch, Gentiana, erhält

    den Auftrag, nur kurz das Stelleninse-

    rat durchzulesen – und sonst gar nichts

    zu tun. Wird sie auch ohne Vorberei-

    tung eine Chance gegen Dorentina ha -

    ben?

    GENTIANA GEHT KAUM VORBEREITETINS GESPRÄCH

    Bei der Begrüssung wirkt Gentiana et -

    was schüchtern. Sonja Jenni erklärt ihr

    erst einmal den Ablauf des Gesprächs.

    So muss Gentiana nicht von Anfang an

    selbst sprechen.

    Schon früh im Gespräch fragt die Per-

    sonalfachfrau nach den Hobbies. Gen-

    tiana antwortet ausführlich, er zählt von

    ihrer Leidenschaft fürs Unihockey.

    Auf die Frage, was sie am Beruf reizt,

    reagiert Gentiana zunächst instinktiv

    richtig. Sie erklärt, dass sie gerne un-

    ter wegs ist, Fremdsprachen mag und

    kontaktfreudig ist.

    Dann aber erklärt sie ganz ehrlich, dass

    sie auch in anderen Berufen Schnup-

    per lehren absolvieren will. Ohne wei-

    tere Erklärung ist das ein Stolperstein:

    Verfolgt Gentiana den Berufswunsch

    wirklich aus ganzem Herzen?

    Die Frage, warum sie diese Lehre aus-

    gerechnet bei login absolvieren will,

    kann Gentiana nicht beantworten. Aus -

    serdem weiss sie offensichtlich wenig

    vom Beruf: Sie erklärt, dass sie Lernen -

    de unten im Empfang habe arbei ten

    sehen. Nur: Das sind Kaufleute.

    Jetzt soll Gentiana beschreiben, wie

    sie sich in bestimmten Situationen

    verhalten hat oder verhalten würde.

    Ihre Rolle in einer Gruppenarbeit be-

    schreibt sie als kommunikativ und

    hilfs bereit – genau das, was es im Be -

    ruf braucht. Und wie würde sie einem

    schlecht gelaunten Kunden begegnen?

    Hier ist Gentianas Antwort: freund lich

    und ruhig bleiben.

    Dann aber: Wie reagiert sie auf persön -

    liche Kritik? Hier beschreibt sie sehr

    lange, wie ihr Unihockey-Trainer sie

    ein mal wegen eines Fehlers kritisier te,

    für den sie nichts konnte.

    Es fällt auf, dass Gentiana auf viele

    Fra gen mit sehr langen Antworten rea-

    giert, die mit dem Beruf nicht viel zu

    tun haben – zum Teil nicht einmal mit

    der gestellten Frage. Dabei wirkt sie

    sehr ehrlich und motiviert. Aber inter-

    essiert das Sonja Jenni wirklich?

    UNVORBEREI-TET INS BEWERBUNGS-GESPRÄCH KANN DAS KLAPPEN?

    DORENTINA GEHT GUT VORBEREITET INS GESPRÄCH

    Bei der Begrüssung stellt sich Doren-

    tina zuerst einmal vor. Sie trägt gut

    sicht bar einen Notizblock bei sich. Falls

    sie nervös ist, ist ihr das nicht anzu-

    merken.

    Als Hobbies nennt sie Fussball und

    Thea ter. Beim Theater erwähnt sie,

    dass dieses Hobby ihrem offenen We -

    sen sehr entgegenkomme. Eine Eigen -

    schaft, die im Beruf gefragt ist!

    Bei der Frage, warum sie diesen Beruf

    lernen möchte, reagiert Dorentina sou-

    verän: «Ich reise gerne, bin oft mit dem

    Zug unterwegs. Ich mag den Kon takt

    mit Menschen, ar bei te gerne selbst-

    stän dig und finde den öffentlichen Ver-

    kehr einfach eine in teressante Bran-

    che.» Das passt ge nau.

    Als zusätzlichen Pluspunkt erwähnt

    Do rentina, dass man während der Leh -

    re zu sätzliche Sprachkurse besuchen

    kann. Mit dieser Bemerkung zeigt sie,

    dass sie das Lehrstelleninserat auf-

    merk sam gelesen hat.

    Sie erwähnt ebenfalls, dass sie sich

    auf die Aufgaben am Schalter freue:

    Dieser Arbeitsplatz würde ihr wegen

    des stän digen Kontakts mit Menschen

    zusagen. So beweist sie, dass sie über

    die Auf gaben, die sie erwarten, Be-

    scheid weiss.

    Wie reagiert Dorentina auf einen un-

    freundlichen Kunden? «Erst mal tue

    ich so, als ob er Recht habe, zeige Ver-

    ständ nis. Dann suche ich mit ihm zu-

    sammen nach einer Lösung.» Ist eine

    so abgeklärte Antwort ohne Vorberei-

    tung mög lich?

    Und schliesslich noch die berühmte Fra -

    ge nach den Stärken und Schwächen:

    Hier bezeichnet Dorentina Offen heit,

    Selbstständigkeit und Hilfsbe reitschaft

    als ihre Pluspunkte – alles Ei genschaf-

    ten, die als Detailhandelsfachfrau öf-

    fentlicher Verkehr entscheidend sind.

    Als Schwä che bezeichnet sie Mathe-

    matik – ein Fach, das im Beruf kaum

    noch eine Rolle spie len wird.

    Immer wieder heisst es in denChecklisten für die Bewer-bungsgespräche: Bereite dichgut vor. Informiere dich überBeruf und Lehrbetrieb. Überlege dir im Voraus mög-liche Fragen – und deine Antworten darauf. Doch ist das wirklich so wichtig? Kann ich die Betriebe nicht einfach mit einem spontanen, freundlichen und sicheren Auftritt begeistern? Wir habendas getestet.

    Text: Peter Kraft

    Bild: Corne

    lia M

    eniche

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    Bild: Raine

    r Sturm

    FEEDBACKNACH DEM GESPRÄCH TEILT DIEAUSBILDUNGSLEITERIN SONJA JENNIDER UNVORBEREITETEN GENTIANA FOLGENDES MIT:Du bist sehr ehrlich. Man merkt genau:

    Was du sagst, stimmt. Wir wüssten,

    woran wir mit dir wären. Das schätzen

    wir sehr.

    Deine Antworten kamen schnell und

    sicher. Wenn man bedenkt, dass du

    kaum vorbereitet warst, hast du dich

    sehr gut geschlagen.

    Allerdings hast du kaum etwas über

    den Beruf gewusst. Auch über den

    Lehrbetrieb konntest du nichts sagen.

    Oft bist du gar nicht wirklich auf mei-

    ne Fragen eingegangen, sondern hast

    einfach das gesagt, was dir gerade in

    den Sinn kam und worüber du am

    meisten zu berichten hattest.

    Für eine Lehrstelle kämst du so auf kei-

    nen Fall in Frage – auch wenn du das

    Beste aus der Situation gemacht hast.

    DIE GUT VORBEREITETE DOREN-TINA ERHÄLT FOLGENDE RÜCKMELDUNG:Du hast dir überlegt, welchen Eindruck

    du hinterlassen möchtest: Du hast mich

    sehr höflich begrüsst und deine Notizen

    sichtbar bei dir getragen.

    Du hast stets die richtigen Dinge betont,

    die für den Beruf wichtig sind – auch bei

    den Hobbies oder bei den Situationen.

    Auch du wirkst sehr ehrlich. Man nimmt

    dir deine Aussagen sofort ab.

    Du bist redegewandt, kannst argumen-

    tieren, du wirkst sehr sicher. Du weisst

    auch, welche Wirkung deine Aussagen

    haben. Bestes Beispiel ist deine Schwä-

    che, die du uns schilderst – und die auf

    den Beruf keinerlei Einfluss hat. Das

    beweist deine sehr gute Vorbereitung.

    Du hättest sehr gute Chancen, die

    Lehrstelle zu bekommen.

    FAZITBeide Schülerinnen haben sich sehr

    gut verkauft. Sie wirkten freundlich,

    interessiert, fähig und aufgeweckt.

    DEN AUSSCHLAG FÜR DORENTINAGAB VOR ALLEM IHRE GUTE VORBEREITUNG. Denn damit beweist sie, dass sie weiss,

    worum es geht – und dass sie auch

    wirklich motiviert genug ist, diesen

    Beruf zu ergreifen.

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  • ALTERNATIVEN ZUM TRAUM-BERUF

    PHILIPPE HUBERT, 24GLASER EFZ

    «Ich hatte Mühe mit der

    Lehr stellensuche. Deshalb

    schnupperte ich auch in an -

    deren Berufen, die ich inter-

    essant fand. So bin ich

    ganz ungeplant auf den Gla-

    ser-Beruf gestossen. Ich

    montiere Glaselemente auch

    an aussergewöhnlichen Or -

    ten, z.B. Luxussuiten oder

    Autobahnbrücken. Manch-

    mal installiere ich Duschka-

    binen, manchmal vollauto-

    matische Schiebetüren. In

    der Werkstatt leime ich Glas-

    platten mit UV-Licht zu Vi-

    trinen zusammen. Der Beruf

    Glaser bietet extrem span-

    nende Arbeiten. Das hätte

    ich nie gedacht.»

    PASCALE AMEZ, 21LERNENDE INTERACTIVE MEDIA DESIGNERIN«Ich wollte unbedingt einen

    gestalterischen Beruf erler-

    nen. Doch das wollen viele.

    Darum ist es nicht so leicht,

    in diesem Bereich eine Lehr-

    stelle zu finden. Da las ich

    in einer Zeitung einen Be-

    richt über den neuen Beruf

    Interactive Media Designer.

    Ich dachte: Das wär doch

    noch was. Der Entscheid für

    diesen Beruf war perfekt für

    mich: Ich designe online-An -

    wendungen und Apps. Mir

    gefallen die schnell wech-

    s elnden Herausforderungen

    – und als Hobbyfotografin

    natürlich, dass ich häufig mit

    Bildern arbeiten kann.»

    ANA DOS SANTOS, 19 LERNENDE POLYGRAFIN«Ich hatte nie einen Traum-

    beruf. Aber ich kannte mei -

    ne Interessen gut: Zeichnen

    und Gestalten, sehr gerne

    auch am Computer. Ich ha-

    be deshalb Berufe gesucht,

    die dazu passen. Polygrafin

    war einer davon. Heute

    produziere ich Werbeseiten

    für Info-Bildschirme. Dazu

    erstelle ich zum Beispiel Fo-

    tomontagen, bearbeite Bil-

    der oder bringe für die Wer-

    beseiten Bild und Schrift

    miteinander in Einklang.

    Obwohl ich mich an die Vor-

    gaben der Kunden halten

    muss, kann ich meine Krea-

    tivität gut ausleben.»

    DIMITRI SCHÜTZ, 22BOOTFACHWART EFZ«Bootfachwart war nie ein

    Traumberuf von mir. Für

    mich war nur klar, dass es

    ein handwerklicher Beruf

    sein musste. Darum war ich

    ziemlich offen bei der Lehr-

    stellensuche. Das hat sich

    gelohnt – denn so fand

    ich einen Beruf, den ich vor-

    her nicht kannte und mit

    dem ich jetzt voll zufrieden

    bin. Ich arbeite oft draussen,

    wenn ich Boote aus dem

    Wasser in die Werkstatt ho -

    le. Ich repariere Boote aus

    Metall, Holz oder Kunststoff

    und auch ihre Motoren. Die -

    se Vielseitigkeit gefällt mir

    sehr.»

    PREENA LLUKES, 30 KÄLTESYSTEM-PLANERIN EFZ«Ich fand keine Lehrstelle

    als Zeichnerin, Fachrichtung

    Architektur. Darum schnup-

    perte ich auch als Kältesys -

    tem-Monteurin. Da habe ich

    gemerkt, dass dieser Beruf

    ziemlich viele Gemeinsam-

    keiten mit meinem Wunsch-

    beruf hat – man zeichnet

    beispielsweise Pläne und

    arbeitet mit Architekten zu-

    sammen. Ich bin für die

    Planung aller Kühl- und Kli-

    maanlagen in Gebäuden

    verantwortlich. Meine Pro-

    jekte leite ich von A bis Z.

    Ich arbeite sehr selbststän-

    dig. Das gefällt mir sehr gut.

    So einen Job habe ich mir

    immer schon gewünscht.»

    Pascale AmezPhilippe Hubert Ana dos Santos Dimitri Schütz Preena LLukes

    Bild: M

    auric

    e Grünig

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    Bild: Iris

    Krebs

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    17Sprungbrett16

    ARSIM JASARI, 18 LERNENDER COIFFEUR EBA

    «Ich habe etwa 50 Bewer-

    bungen als Coiffeur EFZ ver-

    schickt – ohne Erfolg. Dann

    habe ich realisiert, dass ich

    mich auch auf Lehrstellen

    als Coiffeur EBA bewerben

    kann. Das hat gleich ge-

    klappt. Ich mache nun eine

    Lehre in einem Salon, der

    sich auf Perücken speziali-

    siert hat.» Dass Haare-

    schneiden seine grosse Lei-

    denschaft ist, zeigt die Art,

    wie er seine Wochenenden

    verbringt: «Ich bin in einem

    Club als Hairstylist ange-

    stellt. Die Partygäste können

    sich bei mir eine hippe Frisur

    verpassen lassen.»

    MIHRET MIGORA, 18LERNENDE BÜROASSIS-TENTIN EBA

    «Ich bin erst seit vier Jah-

    ren in der Schweiz. Deshalb

    war es für mich schwierig,

    eine Lehrstelle in meinem

    Traumberuf als Kauffrau EFZ

    zu erhalten. Zum Glück er-

    fuhr ich in der Berufsbe-

    ratung von der beruflichen

    Grundbildung als Büroassis -

    tentin. Ich schnupperte bei

    einem kleinen Betrieb, der

    Sanitär- und Spenglereiar-

    beiten anbietet. Dort bekam

    ich schliesslich die Lehr-

    stelle. Ich bin für den Kun-

    denkontakt zuständig, führe

    die Terminkalender der Mon -

    EBA-LEHRE: DAS KANN DEINE CHANCE SEIN

    teure, erledige die Lohn-

    buchhaltung und schreibe

    Rechnungen.»

    SHQIPDONA KURTAJ, 20ASSISTENTIN GESUNDHEIT UND SOZIALES EBA

    «Mein Trauberuf war immer

    Fachfrau Gesundheit (FaGE).

    Aber meine Schulnoten wa -

    ren nicht so gut, weshalb

    ich mich für eine Lehre als

    Assistentin Gesundheit und

    Soziales entschieden habe.

    Das war genau die richtige

    Wahl, denn während dieser

    zwei Jahre habe ich schu-

    lisch stark aufgeholt. Darum

    konnte ich gleich nach dem

    Abschluss ins zweite FaGe-

    Lehrjahr einsteigen. Jetzt

    habe ich auch medizinische

    Aufgaben: Ich verabreiche

    Medikamente, mache Blut-

    zuckertests oder spritze In-

    sulin.»

    stattfinden. Die Lehrperso-

    nen nehmen sich für ein The -

    ma länger Zeit und vertie-

    fen es mit uns. Ausserdem

    bleibt mehr Zeit, um Fragen

    zu stellen, wenn ich etwas

    nicht verstanden habe.»

    FRÉDERIC HAYOZ, 18, LERNENDER FORST-PRAKTIKER EBA

    «Nach der Schule habe ich

    eine berufliche Grundbil-

    dung als Forstwart EFZ an-

    gefangen, konnte aber im

    ersten Lehrjahr die Anforde-

    rungen nicht erfüllen. Des-

    halb habe ich in die EBA-

    Ausbildung gewechselt. Ich

    schätze es, dass im Unter-

    richt an der Berufsfachschule

    mehr praktische Übungen

    UND WENN’SNICHTKLAPPT MIT DEM TRAUM-BERUF?

    Es ist eine ungemüt-liche Situation: Das letzte Schuljahrläuft bereits länger –und in deinem Traum-beruf ist weit undbreit keine Lehrstellein Sicht. Was kannstdu tun?

    Öffne deinen Horizont! Mög-

    licherweise ist der «Traum-

    beruf» gar nicht die beste

    Lösung für dich. Vielleicht

    passen die Anforderungen

    nicht zu dir, vielleicht ist

    die Konkurrenz zu gross. Die

    Frage lohnt sich: Gibt es

    noch andere Berufe, die zu

    dir passen – im gleichen

    oder in einem anderen Be-

    rufsfeld? Vielleicht hast

    du dich mit vielen Berufen

    noch gar nicht auseinander-

    gesetzt, und dir ist dadurch

    viel Spannendes entgangen.

    Und schliesslich: Zu vielen

    EFZ-Berufen gibt es als

    Alternative eine EBA-Aus-

    bildung. Wir stellen dir auf

    diesen Seiten junge Berufs-

    leute vor, die dank ihrer

    Offenheit doch noch eine

    Lehrstelle fanden – und da -

    mit sehr glücklich gewor-

    den sind.

    Arsim Jasari Mihret Migora Shqipdona Kurtaj Fréderic Hayoz

    Bild: Iris

    Krebs

    Bild: Iris

    Krebs

    Bild: Reto Klink

    Bild: Thierry Parel

  • Hast du Schwierigkeiten, eineLehrstelle zu finden? Funktio-niert die Unterstützung durchEltern, Lehrer oder Berufsberate-rinnen bei dir nicht so gut? BeimMentoring begleitet und unter-stützt dich eine erfahrene Per-son mit guten Kontakten zur Arbeitswelt. Sie erstellt mit dir das Bewerbungsdossier, berei-tet dich auf Schnuppertage vor,übt mit dir das Vorstellungs-gespräch oder motiviert dich bei

    Absagen. Mentoring-Programmegibt es in fast allen Kantonen.

    Es bringt was!Am besten erkundigst du dichbei deiner Berufsberatung. Die Mentoring-Programme sindwirksam: Eine Studie hat kürz-lich aufgezeigt, dass damit jedesJahr mehr als 1700 Jugendlicheeine Lehrstelle finden.

    UNTERSTÜTZUNG BEI DER BERUFSWAHL SPEZIELL FÜR DICH

    DIES UND DAS – NEWS UND INFOSAUS DER BERUFSWELT

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    UND WOHIN DANN? ICH WEISS ES NICHT:

    BRÜCKENANGEBOTE UND ZWISCHENLÖSUNGENUnd wenn es trotz aller Müheund Unterstützung nicht klapptmit der Lehrstellensuche? Oderdu dich auf ein ganz bestimm-tes Ziel besser vorbereitenmöchtest? Für diese Fälle gibt esBrückenangebote. Sie helfen dir,die Zeit zwischen Schule undeinem verspäteten Berufsein-stieg sinnvoll zu nutzen. Sicherhast du schon von einigen gehört: zehntes Schuljahr oderSprachaufenthalte zum Beispiel.Andere sind vielleicht neu fürdich – zum Beispiel Vorberei-

    tungskurse für bestimmte Berufe. Auf berufsberatung.ch –Aus- und Weiterbildung – Brücken- angebote, Zwischenlösun genfindest du Informationen dazu –und du kannst nach den Ange-boten in deinem Wohnkantonsuchen. Bevor du dich für einAngebot entscheidest, machtauf jeden Fall ein Gespräch mit deiner Berufsberaterin, dei-nem Berufsberater Sinn.

    19

    MEIN TRAUMBERUF: EIN ZIEL, VIELE WEGE

    Die häufigsten Traumberufe der Jugendlichen: Immer wieder erscheinen solche Hitlisten in denMedien. Wer sie genauer analy-siert, stellt fest: Für die Träumerin-nen und Träumer gibt es gute undschlechte Nachrichten.

    Die schlechte Nachricht: Die aller-meisten Traumberufe kannst dunicht direkt lernen. Es sind Weiter-bildungsberufe, die du erst nacheiner beruflichen Grundbildunganpacken kannst.

    Die guten Nachrichten: Für vieledieser Traumberufe musst du nicht ins Gymi. Und es spielt auchnicht so eine entscheidende Rolle,was für eine Lehre du dafür ab-solvierst – so lange sie dir gefälltund deinen Interessen entspricht.

    In diesem Rätsel erfährst du, wiedie populärsten Weiterbildungs-träume wahr werden. Die Buch-staben der richtigen Antworten ergeben einen weiteren Traum-beruf.

    2 MAL 2 KINO-EINTRITTE

    Sprungbrett18

    1. VERKEHRSPILOT/IN HFSA Weil Piloten im Notfall in der Lage

    sein müssen, ein Flugzeug zu reparieren, brauchen sie zwingend eine technische Grundausbildung.

    JO Piloten brauchen eine berufliche Grundbildung mit (Langstrecken) oderohne (Kurzstrecken) Berufsmaturität. Zusätzlich müssen sie eine strenge Aufnahmeprüfung bestehen.

    2. POLIZIST/IN BPUR Eine EFZ-Lehre ist Voraussetzung.

    Es spielt jedoch keine Rolle, welche es ist. Wichtig sind Belastbarkeit, Fitness, ein guter sprachlicher Aus-druck und Sozialkompetenz.

    CK Polizist/innen absolvieren meist die Fachmittelschule mit einer speziellen Ausrichtung. Quereinsteiger/innen aus anderen Berufen sind selten.

    3. KINDERERZIEHER/IN HFRA Wer eine höhere Fachprüfung als

    Kindererzieher/in absolvieren will, braucht zwingend eine Lehre als Fachfrau/-mann Betreuung.

    NA Diese Weiterbildung ist auch mit jeder anderen Lehre möglich. Aller-dings braucht es dann zuerst ein Praktikum von sechs Monaten in der Arbeit mit Kindern.

    4. PHYSIOTHERA-PEUT/IN FH

    LI Diese Weiterbildung ist mit jeder Lehre (inkl. Berufsmatura) möglich. Falls diese nicht im Gesundheits-wesen absolviert wurde, braucht es ein Praktikum von zwei Monaten.

    BE Wer Physiotherapeutin werden will, muss vorher die Fachmittelschule, Schwerpunkt Gesundheit, absolvieren.

    5. SOZIALARBEITER/IN FHEN Sozialarbeiter/innen sind sehr gesucht.

    Weil es vor allem um menschliche Qualitäten geht, gibt es für die Aus-bildung kaum fachliche/berufliche Voraussetzungen.

    ST Sozialarbeiter/in wird man nach einem Fachhochschulstudium. Zulas-sungsbedingungen sind eine Berufs-maturität, egal mit welcher Lehre, und eine bestandene Aufnahmeprüfung.

    Das Lösungswort der letzten Ausgabe lautet: HOSE

    STELLENSUCHE ÜBER SOCIAL MEDIA: GERINGE ERFOLGSAUSSICHTEN

    Soziale Medien helfen bei derStellensuche kaum weiter. 2016haben nur gerade 4% der Be-werber/innen, die es versuchthaben, eine Stelle dank Social

    Media gefunden. Das geht ausder Statistik eines grossen Stel-lenvermittlungs-Büros hervor.

    In einigen Berufen ist es schwie-rig, eine Lehrstelle zu finden – inanderen hingegen weniger. EndeFebruar 2017 waren allein im Kan- ton Zürich noch 4000 Lehrstellenfrei. Im Juli 2016, einen Monatvor Lehrbeginn, waren es laut derZürcher Bildungsstatistik noch

    1600. In folgenden Branchengibt es besonders viele freieLehrstellen: Industrie/Handwerk,Verkaufsberufe, Gastgewerbeund Hauswirtschaft. Falls dichdiese Berufsgruppen interessie-ren: Hier sind deine Chancengross, eine Lehrstelle zu finden.

    VIELE FREIE LEHRSTELLEN!

    Die Webseite job-trends.ch zeigtdir in verständlichen Grafiken auf,wie sich die Anzahl freier Stellenin deinem Wunschberuf in den

    letzten Jahren entwickelt hat –und wie bedroht die Jobs in diesem Beruf von der Digitalisie-rung sind.

    WELCHE ZUKUNFT HAT MEIN BERUF?

    Spenglerin

    Anlageführer

    Sende uns das Lösungswort

    BIS MITTE JUNI 2017an [email protected]. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir

    Ab Ende Juni sind die Lösungen aufwww.sdbb.ch/sprungbrett aufgeschaltet.

    Bild: Thierry Parel

  • In derKlasse be-ginnt esunruhig zuwerden.

    Sprungbrett20 21

    Was bisher geschah:

    Aylin will eine Lehre

    als FAGE machen.

    Sie hat sich schon

    x-fach erfolglos

    beworben. Sie

    denkt, dass es an

    ihrem fremd klin-

    genden Namen liegen kÖnnte.Mara und Nils sind ein Paar.

    Mara findet schnell eine Leh-

    re als MPA. Nils weiss nicht,

    was er zukÜnftig machen will. SEIN TRAUM WÄRE EIN AUSTAUSCHJAHR. Matthias

    kÜmmert sich nicht wirklich um seine Berufswahl. Juvelia

    hat die Gymi-PrÜfung be-standen und will danach

    studieren.

    Bilder: IRIS KREBS

    Autoren und Schauspieler:

    JUVELIA=ALINA,

    MARA=JEANNINE,

    NILS=NIK,

    MATTHIAS=OLIVER,

    AYLIN=MICHELLE

    REDAKTION: PETER KRAFT

    klassenlehrerin:

    Regula MÜller

    ALLE IN IHREM EIGENEN TEMPO!

    Alle berichten Über den Stand ihrer Berufswahl.

    Bei Matthiaszu HausefÜhren Nilsund Mattiasein ernst-haftes Ge-sprÄch.

    ZurgleichenZeit…

    Die GruppetratschtÜber Juvelia,bis...

    Juvelia,mÖchtest duuns von dei-ner NeuigkeiterzÄhlen?

    Achtung sie kommt!

    Wieso mÖchtest du dich zu unssetzten? Wir haben ja keine Zukunft. Du hÄltst dichwohl fÜr etwasBesseres?!

    Was habendie jetztplÖtzlich allegegen mich?

    Ich habe dieGymiPrÜfungwie erwartetbestanden. Nun habe ichals einzige eine gesicher-te Zukunft.

    Ich will einenAuslandaufent-halt machen, dochleider fehlt unsim Moment dasGeld. Meine Elterninvestieren allesin ihre Firma, dieich mal Überneh-men soll.

    KÜmmert michnicht, viel-leicht das 10.Schuljahr?Was mÖchtestdu denn ma-chen?

    Was sindeigentlichdeine PlÄnenach derSchule?

    Nein, ich habe Angst,dass meinfremd klingen-der Nach-name ein Hin-dernis ist.

    Hast duschon eineRÜckmeldungvom Kranken-haus be-kommen?

    Meinst du? Ach, du musst positivdenken! Wenn sie dich nicht ken-nenlernen, dann verpassen sieetwas. Ich kanndir helfen, dich auf das GesprÄchvorzubereiten.

    Was denktsie Überuns? Denktsie, sie hÄttejetzt einebessere Zu-kunft?

  • ENDE

    Die beiden Üben das GesprÄch.

    Nils, Matthiasund Mara suchen einegeeigneteFirma fÜr Nils.

    Auf dem Heimweg mÖchte sich Juveliaentschuldigen.

    «Ich mÖchtemit Menschenarbeiten. Ichbin hilfsbereitund einfÜhl-sam und interessieremich ... »

    «WeshalbmÖchten Sieim Spitalarbeiten?»

    Hey!das machstdu gut!

    Na also, gra-tuliere!Sie werden be-geistert von dir sein!

    Ich habe endlich einVorstelungs-gesprÄch!

    Wiesohast dunichts gesagt?

    Ich habe eineLehrstelle als MPA, aberschon etwaslÄnger.

    Ich wolltenicht damitangebenund nieman-den unterDruck setzten.

    Es tut mir leid, dass ichso arrogantwar. Ihr werdetnatÜrlich aucheine tolle Zu-kunft haben.

    Schon okay, duhast dich einfachsehr gefreut.Auch ich habejetzt eine Lehr-stelle, ich konntemeine Lehrmeis-terin von mir

    Überzeugen!!

    Also, ichgehe nochbei Nils vor-bei. Ich helfeihm bei derBewerbung.TschÜ Üss!

    Zwei WochenspÄter berich-tet die Klasse erneut vonihren Erfolgen.

    Auf daswÄre ich niegekommen!Was machtman da?

    Was hÄltstdu von Land-schafts-architekt?

    Mein Vater hatdas ursprÜng-lich gelernt. IchkÖnnte ihn fra-gen, ob er nochLeute kenntoder Tipps fürdich hat.

    Danke Mara!Dank dirhabe ichwahrschein-lich bald eineLehrstelle!!!

    Ich habemich ent-schlossen.Ich werdedas 10.Schuljahrmachen.

    Und duMatthias,wie lÄuft`sbei dir?

    Hmmm. Sowerde ich we-nigstens genugZeit fÜr dieLehrstellensu-che haben. UndfÜrs Gamen!

    Willst duwirklichweiterhin indie Schulegehen?

    Eine Woche spÄter.Nils berichtet, dass er sich vorstellen darf.

    wow, gratu-liere Mara! Daswar sehr rÜck-sichtsvoll vondir! Doch du hÄt-test etwas sagensollen, damit dieanderen auch vondeinen positivenErfahrungen pro-fitieren kÖnnen.

    Nach derSchule trifftdie Klassen-lehrerinMara bei denVelostÄn-dern.

    Sprungbrett22

  • IMPRESSUM

    HERAUSGEBER SDBB, Bern, in Zusammenarbeitmit den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, Uri und ZürichREDAKTION Peter Kraft, Roland EgliREDAKTIONSKOMMISSION Sibylle Bopp, Philipp Dietrich, Luzi Parpan, Heinz StauferREDAKTION UND INHALTLICHE VERANTWORTUNG KANTONSSEITENBerufsberaterInnen der jeweiligen KantoneGESTALTUNG Trix StägerDRUCK gdz Zürich, Auflage 29‘000 Ex.ADRESSE SDBB, Redaktion Sprungbrett,Postfach 583, 3000 Bern 7Telefon 031 320 29 00Email [email protected]© Mai 2017

    RUND UM BERUFE UND LEHRSTELLEN– www.berufsberatung.ch

    (Das offizielle schweizerische Informa-tionsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. Die Plattform für alle Fragen rund um Beruf, Ausbildung und Arbeitswelt.)

    – www.myberufswahl.ch(dein interaktives Berufswahl-Tagebuch)

    – www.berufsberatung.ch/lena(Verzeichnis aller offenen Lehrstellenin der Schweiz)

    – www.adressen.sdbb.ch(Adressen aller Berufsberatungen undBerufsinformationszentren der Schweiz)

    – www.lex.dbk.ch(Was bedeutet eigentlich dieses Wort?Lexikon der Berufsbildung)

    UND ZUM SCHLUSS NOCH DIES: SAGT EIN BÄCKER ZUM BÄCKER-LEHRLING: «UM EINEN GUTEN KUCHEN ZU BACKEN, BRAUCHST DU EIN DRITTEL ZUCKER, EIN DRITTEL MEHL UND ZWEI DRITTELMILCH.» DARAUF ERWIDERT DER LEHRLING: «DAS IST ABER EIN DRITTEL ZU VIEL!» «DANN MUSST DU EBEN EINE GRÖSSERE SCHÜSSEL NEHMEN ...»

    LEHRE ODER GYMI?Das spricht für eine Lehre– Konkrete Berufsausbildung– Praktische und schulische Bildung– Viele Weiterbildungs-Möglichkeiten– Mit der Berufsmaturität stehen dir

    die Fachhochschulen offen, mit der Passerelle sogar die Unis.

    Das spricht fürs Gymi– Breite Allgemeinbildung– Direkter Zugang zu allen Hochschulen

    und Studienrichtungen– Möglichkeit einer verkürzten Lehre

    nach der Maturität

    Neben diesen beiden Varianten gibt es nochFachmittelschulen, Handelsmittelschulen und Informatikmittelschulen. Mehr Infos er-hältst du unter www.berufsberatung.chund natürlich bei deiner Berufs-beratung.

    Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung |Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB