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20.01.08 14:01 Willkommen bei Joe Striebel Gitarrenbau! Seite 1 von 7 http://www.striebel-gitarrenbau.de/ Allround Striebel F-Mandoline und Mandola Von Christian Veith erschienen in: Akustik Gitarre Fachmagazin

Allround Striebel F-Mandoline und · PDF fileGeblieben ist allerdings der in seinen Ausmaßen mit der Mandoline identische Kopf. Und da dieser ohnehin schon kürzer ist als der Gibson-Kopf,

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Allround

Striebel F-Mandoline und Mandola

Von Christian Veith

erschienen in: Akustik Gitarre Fachmagazin

20.01.08 14:01Willkommen bei Joe Striebel Gitarrenbau!

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Zusammenfassung / Fazit

"Die letztgenannten Eigenschaften ergeben in ihrer Summe das, was ein handwerklichgefertigtes Solisteninstrument auszeichnet.Soundvorstellungen bleiben dabei immer subjektiv.Wie schon erwähnt, kann sich Johannes Striebel allen mögliche Kundenwünschen anpassen,und dazu gehören auch klangliche Grundeinstellungen. Persönlich gefragt würde ich mir bei

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beiden Modellen ein wenig mehr holziges Pfund unten rum wünschen. Jahrzehnte lange „F-5"Gewöhnung haben mich schließlich geprägt. Die beiden vorliegenden „Joe Striebels" zitierentrotz ihrer baulichen Abweichungen die klassischen F5s (bzw. H-5s) optisch immer noch mehrals sie es klanglichtun. Ich sehe sie denn auch weniger als ernsthafte Aspiranten auf den F-5-Thron, denn als soundmäßige Alternativen im ähnlichen Gewand. Die Striebel-Mandolinendürften sich problemlos in eine breite Palette von Folkstilen einfügen lassen, auch in einerFolkrock-Umgebung werden sie ausgezeichnet Figur machen."

Abstract

"The last-mentioned features all let this instrument excel as a one-of-a-kind hand-craftedsoloist instrument. The sound expectation remains subjective. As I already mentioned earlier,Johannes Striebel can realize all customer specifications, including basic sound settings (?).Personally, I would prefer to have a bit more solid wood and hence weight at the bottom.Years of 'F-5' usage have molded me. The two "Joe Striebels" optically still remain true to theclassical F-5s/H-5s even though some structural alterations are visible. Their sound is moreinnovative. I don't see them so much as serious competitors in the race for the F-5 lead butmore as real alternatives.The Striebel mandolins easily fit into the wide range of folkstyles,including the world of folkrock."

Testbericht

Das bayerische Oberland schien soundmäßig bis heute komplett von Hackbrett

und Zither okkupiert. Doch die Zeitenwende könnte eingeläutet sein, denn aus

dem schönen Wolfratshausen schickt der junge Gitarrenbaumeister Johannes

Striebel zwei Instrumente der Mandolinen-Familie in die Zirbelstuben seiner

Heimat wie auch in die weite Welt hinaus.

Striebel hat sein Handwerk bei den renommierten Münchner Gitarrenbauern „Stevens

Guitars" gelernt und seine Gesellenprüfung- und Meisterprüfung mit Auszeichnungen als

Landes- und Bundessieger absolviert. Und als waschechter (Ober-)Bayer gehört er einem

Stamm an, der bekanntermaßen neben ausgeprägter Traditionspflege enorme

Innovationsfreudigkeit beweist &endash; Stichwort „Laptop und Lederhosen".

Diese scheinbaren Gegenpole spiegeln sich auch in Striebels Herangehensweise an das Thema

F-Mandoline.

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Deren aufwändige Konstruktion gilt seit der stilistischen und handwerklichen

Perfektionierung durch Gibson-Baumeister Lloyd Loar in den 20er Jahren des letzten

Jahrhunderts als Nonplusultra im Mandolinenbau.

Beschreibung

Bei der Korpusgestaltung, speziell der sog. „Schnecke", bezieht sich Johannes Striebel

erklärtermaßen schon mal auf ein anderes großes Vorbild aus der Zunft, nämlich John

D´Angelico. Auch dieser baute (F-) Mandolinen, und wie dieser vereinfacht auch Striebel

Die offen gewundene Gibson-Schnecke, die im Übrigen keinerlei Bedeutung für das

Klanggeschehen hat. Die Windung wird hier lediglich angedeutet, einmal durch die

herausgeschnitzte Kontur, aber auch durch die Weiterführung des Bindingstreifens in die

Schnecke hinein. Anders als D´Angelico behält Striebel zwar die Grundform des Gibson-

Kopfes bei, doch auch hierbei wird deutlich vereinfacht. Der obere kleine Haken wurde zu

einer leicht geschwungenen Spitze reduziert, und das offene Schnecken-Pendant ist ebenfalls

nur noch als Binding-Andeutung ausgeführt. Eine grundlegende Neuerung ist die

Verschraubung der Hals-Korpus-Verbindung. In den letzten Jahren hat diese Technik gerade

auch bei hochwertigen Gitarren immer mehr Anwendung gefunden.

Argumente dafür sind neben der Standfestigkeit die leichte und genaue Justierbarkeit und die

Servicefreundlichkeit. Zumindest Letzteres dürfte bei der Mando-Familie weniger eine Rolle

spielen, da es ja kein großes Schallloch gibt, durch das man an die Verschraubung gelangen

könnte. Wie auch immer, zumindest leidet nach Striebels Angaben der Sound durch diese

Konstruktion in keiner Weise, und das soll uns natürlich das Wichtigste sein.

Verändert hat sich jedenfalls die Kontur des Striebel-Korpus, dem jene kleinen Schultern

fehlen, die bei der traditionelleren Schwalbenschwanz-Verbindung nötig sind. Stattdessen

finden wir hier einen Gitarren-typischen Halsfuß. Der Korpus wirkt somit im Vergleich zu der

klassischen F-Form etwas gedrungener, weil kürzer.

Dieser Eindruck verstärkt sich zusätzlich durch die höhere Wölbung von Decke und Boden.

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Die Deckenwölbung setzt sich übrigens bis in den vorderen Zacken hinein fort, und auch im

Ansatz des Schnecken-Wulstes findet sich diesbezüglich eine eigenständige Linienführung.

Bei der Mandola (Gibson bezeichnete seine Mandolas übrigens mit dem Gattungs-Buchstaben

H) hat Striebel noch eins draufgelegt und einen deutlich größeren Korpus konzipiert als von

den Vorbildern bekannt. Geblieben ist allerdings der in seinen Ausmaßen mit der Mandoline

identische Kopf. Und da dieser ohnehin schon kürzer ist als der Gibson-Kopf, steht er für

meinen Geschmack dem Mandola-Korpus etwas unterproportional gegenüber.

Der Erbauer der Testinstrumente empfiehlt sich im Logo auf der Kopfplatte als schräg

aufsteigend eingelegter Perlmutt-„Joe Striebel" (müsste nicht eigentlich „John" heißen…?)

Damit sollte wohl dem bekannten „The Gibson" ein vergleichbarer Schriftzug

entgegengestellt werden.

Beide Testkandidaten kommen in praktisch identischer Farbgestaltung, einem gediegenen

„brownburst". Der Farbverlauf, reicht dabei von einem mittelhellen Braunton in den Flächen

bis zu den satten Rändern, die aber nie ganz ins Schwarz übergehen.

Die Deckenbeleistung ist bei beiden Instrumenten grundsätzlich nach traditionellem Gibson

Muster gestaltet. Dabei laufen zwei Balken („tone bars") mehr oder weniger konisch von

hinten nach vorne in Richtung Halsansatz.

Wie die englische Bezeichnung schon andeutet, dienen diese Balken nicht nur zur

Stabilisierung, sie haben vielmehr entscheidenden Einfluss auf die Tonentwicklung. Ähnlich

verhält es sich mit einer Striebel-eigenen flachen Querverleistung, die genau unter dem Steg

sitzt und fast bis an den Rand der F-Löcher reicht. Das bringt einmal Stabilität für die relativ

dünn ausgearbeiteten Decken; außerdem hilft es, nach Aussage des Meisters, den

Stegschwingungen sich in die äußeren Deckenbereiche auszubreiten.

Handling und Bespielbarkeit

„Mein Gott, wie kann man denn darauf überhaupt spielen?" Diesen Kommentar höre ich

immer wieder von Gitarristen, die zum ersten Mal versuchen, ihre Finger auf einem

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Mandolinen-Griffbrett zu sortieren. In der Tat sind die gerade mal 28mm Breite einer

klassischen F-5 gewöhnungsbedürftig. Aus diesem Grund hat Striebel seine Test-FMandoline

mit einem vergleichsweise komfortablen 32mm Griffbrett ausgestattet. Die 34mm

bei der Mandola sind da gar nicht mehr so weit weg. Da Striebel seine Instrumente aber von

A bis Z in Handarbeit alleine fertigt, dann er auf jeden Kundenwunsch &endash; natürlich auch

bezüglich Hals und Griffbrett &endash; eingehen.

Vor ca. 25 Jahren sind erstmals gewölbte Griffbretter im Mandolinenbau aufgetaucht, und

auch die Striebel-Fs bieten dieses aufwändige Plus an Greifkomfort.

Das Griffbrettende ist nicht mehr ganz so weit unter den Treble-Saiten weitergeführt wie man

es vom Gibson-Design her gewohnt ist. Vor allem hat Striebel auf ein paar von den ganz

hohen Bünden verzichtet. Ganz zu recht, wie ich denke, denn seien wir mal ehrlich: Sooo oft

benützen wir die Bünde jenseits des 24. Breitengrades auch wieder nicht, als dass wir nicht

darauf verzichten könnten.

Sound

Striebel sucht nach eigener Aussage mit seinen F-Mandos eher einen Allround-Sound als

etwa die Festlegung auf das schwere Bluegrass-Geschütz.

Dieser klangliche Grundcharakter drückt sich in beiden Instrumenten gleichermaßen deutlich

aus. Hier stehen eindeutig Luftigkeit und Klarheit im Vordergrund. Gegenüber einer

authentischen F-5 Mandoline ist der Schalldruck der Striebel im unteren Bereich &endash; ich

vermeide den Ausdruck Bass &endash; spürbar reduziert. Der massige „chop", also der an-, bzw.

abgestoppte scharfe Rhythmusschlag, ist somit weniger ihr Ding. Bei der Mandola ist diese

Spielweise ohnehin nicht üblich. Dort stehen gute Differenzierung für Mittelstimmen und

offen klingende Akkorde im Vordergrund. Die Striebel-Mandola löst diese Aufgaben mit

einem straffen, sauber trennenden Ton. Beide Instrumente sind, je weiter es in die Höhen

geht, mit einer angenehmen Weichheit abgerundet. Gerade die Mandoline vermeidet damit

die gewisse Schroffheit, die vielen ihrer Artgenossen anhaftet, ohne dafür Brillanz opfern zu

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müssen. Mit dieser Eigenschaft erinnert sie mich fast ein wenig an Roundhole-Modelle. Die

Kleine wie die Große entwickeln eine enorme Lautstärke, die mit überdurchschnittlichem

Sustin einhergeht. Vor allem offene Akkorde und Cross-Picking-Passagen profitieren davon.

Die Ansprache ist durch die Bank federleicht und bezeiht spürbar nicht nur die Saiten,

sondern den ganzen Korpus mit ein. Dabei entfalten sich die Töne, wie es

Meisterinstrumenten auch ansteht, ausgesprochen sauber, mit tadelloser Intonation über

sämtliche Lagen.

Fazit

Die letztgenannten Eigenschaften ergeben in ihrer Summe das, was ein handwerklich

gefertigtes Solisteninstrument auszeichnet.

Soundvorstellungen bleiben dabei immer subjektiv. Wie schon erwähnt, kann sich Johannes

Striebel allen mögliche Kundenwünschen anpassen, und dazu gehören auch klangliche

Grundeinstellungen. Persönlich gefragt würde ich mir bei beiden Modellen ein wenig mehr

holziges Pfund unten rum wünschen. Jahrzehnte lange „F-5" Gewöhnung haben mich

schließlich geprägt. Die beiden vorliegenden „Joe Striebels" zitieren trotz ihrer baulichen

Abweichungen die klassischen F5s (bzw. H-5s) optisch immer noch mehr als sie es klanglich

tun. Ich sehe sie denn auch weniger als ernsthafte Aspiranten auf den F-5-Thron, denn als

soundmäßige Alternativen im ähnlichen Gewand.

Die Striebel-Mandolinen dürften sich problemlos in eine breite Palette von Folkstilen

einfügen lassen, auch in einer Folkrock-Umgebung werden sie ausgezeichnet Figur machen.