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Alumnus des Monats März 2014

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«Als Anwalt ist man nicht everybody’s darling» Juristische Mitarbeiten bei der Meinl-Bank-Affäre, der „Bank Austria“ oder bei „Konsum Österreich“ haben Georg Schima zu einem der bekanntesten Starjuristen in Österreich gemacht. 2012 absolvierte er den Executive Master of Laws an der Universität Liechtenstein. Michael Fasching traf den Anwalt zu einem Interview in Wien.

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Alumnusdes MonatsMärz 2014

Universität Liechtenstein ALUmni des monAts

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Alumni

Anwalt Georg Schima ist es gewohnt, seinen Namen in der Zeitung zu lesen. „Medienpräsenz gehört dazu“, erklärt er im Interview.

« Als Anwalt ist man nicht „everybody’s darling“»Juristische Mitarbeiten bei der Meinl-Bank-Affäre, der „Bank Austria“ oder bei „Konsum Österreich“ haben Georg Schima zu einem der bekanntesten Starjuristen in Österreich gemacht. Seit 1994 ist er Gründungsmitglied von „Kunz Schima Wallentin Rechtsanwälte OG“, seit 2007 lehrt er an der „Wirtschaftsuniversität Wien“ Unternehmensrecht und Arbeitsrecht und ist Mitglied im Österreichi-schen Arbeitskreis für Corporate Governance im Bundesministerium für Finanzen. 2012 absolvierte er den Executive Master of Laws an der Universität Liechtenstein. Michael Fasching traf den Anwalt zu einem Interview in Wien.

Herr Schima, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Gespräch genommen haben. Sie sind ja seit mehr als 20 Jahren ein medienpräsenter Jurist, Interviews sind für Sie Routine. Ich werde Sie jetzt aber nicht nach recht-lichen Analysen oder Urteilen fragen. Was fasziniert Sie denn an dieser oft trockenen Materie?

Georg Schima  : Die Materien, mit denen ich zu tun habe, sind häufig gar nicht so trocken. Ich habe einen universitären Background unter anderem mit Arbeits-recht, wenngleich ich weiß, dass viele Juristen und Anwälte dem Arbeitsrecht eher reserviert gegenüber stehen.

Warum?

Georg Schima : Naja, viele Anwälte würden nie zugeben, dass sie sich im Gesellschaftsrecht nicht so gut ausken-nen. Sie haben aber kein Problem damit, Defizite im Arbeitsrecht einzugestehen. Da hat kaum jemand ein Imageproblem. Als ich als Anwalt begonnen habe, war der Markt im Arbeitsrecht noch viel dünner besetzt als heute. Ich habe

Anfang der 90er Jahre relativ viel ein-schlägige Literatur publiziert und das hat auch ermöglicht, dass ich damit gut Fuß fassen konnte.

Welche Rolle spielen dabei die Medien?

Georg Schima : Bei Auseinandersetzun-gen zwischen Unternehmen und Füh-rungspersonen geht es meist um gesell-schaftsrechtliche, bilanzrechtliche oder kapitalmarktrechtliche Fragen. Ist der Manager oder das Unternehmen promi-nent, dann bewirkt das eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Das hat auch schon sehr früh dazu geführt, dass über viele Fälle, an denen ich gearbeitet habe, in den Medien berichtet wird. Das wird durch meinen Ruf verstärkt, dass ich auch für Personen arbeite, die sich nicht immer des öffentlichen Wohlwollens erfreuen. Das ist natürlich eine zusätzli-che Herausforderung. Immer öfter wün-schen die Mandanten selbst, dass die Causa bewusst in den Medien darge-stellt und die mediale Begleitung gesteu-ert wird. Das macht schon auch einen gewissen Reiz des Berufs aus. Man darf

aber nicht vergessen, dass die eigene Eitelkeit des Anwaltes – da nehme ich mich auch nicht aus – stets hinter das Mandanteninteresse zurücktreten sollte. Dem Drang, Medien zur Beförderung des eigenen Geschäfts zu benutzen, muss man widerstehen.

Sie haben seit 1985 mehr als 100 Auf-sätze, 5 Bücher, eine Reihe von engli-schen Abstracts und 10 Entschei-dungsbesprechungen veröffentlicht. Nebenbei schreiben Sie Analysen u.a. für den „Standard“ oder „Die Presse“. Ein zweites Standbein?

Georg Schima: Mit dem Schreiben von juristischen Büchern kann man auf keinen Fall reich werden, selbst wenn man massentaugliche Werke für Studen-ten schreibt. Aber es erhöht die Bekanntheit, befördert die juristische Tätigkeit und ist auch spannend. Ich bin ja auch an der Wirtschaftsuniversität Wien als Professor tätig und habe immer versucht, Wissenschaft und Juristerei zu verbinden.

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Warum haben Sie sich nach den prak-tischen Erfahrungen an der Wirt-schaftsuniversität Wien dazu ent-schieden, einen Master an der Uni-versität St. Gallen und an der Universität Liechtenstein anzuhän-gen?

Georg Schima :Das war für mich immer faszinierend, „Lernender“ und „Lehren-der“ zugleich zu sein. Nicht immer konnte ich in den Lehrveranstaltungen ‚“meinem Senf dazu geben“, aber manchmal mischte ich mich in die Dis-kussion fast mehr ein als die Vortragen-den. Aber auch viele andere Studenten dort waren erfahrene Anwälte oder Per-sonen aus Behörden, die in ihren Fach-gebieten sehr kompetent waren. Es war wohltuend, als 50-Jähriger mit im Durch-schnitt 35-jährigen Studierenden zusam-men zu sein. Da habe ich auch viele Freunde gefunden, mit denen ich zum Teil nach wie vor in Kontakt stehe. Das war wirklich befruchtend.

Und warum Liechtenstein?

Georg Schima: Ich bin durch eine Infor-mationsveranstaltung von Prof. Schurr an der Universität Wien aufmerksam geworden. Da habe ich gemeinsam mit einer Freundin entschieden, den Execu-tive Master of Laws im Gesellschafts-,

Stiftungs-, und Trustrecht in Vaduz zu machen. Das Programm hat uns einfach durch die Inhalte überzeugt. Spannend war vor allem die in Liechtenstein zusammentreffende Kombination der miteinander geradezu in Wettbewerb tretenden Rechtsordnungen aus Öster-reich und der Schweiz. Besonders das Trustrecht, eine Alternative zur Stiftung, die es in Österreich gar nicht, sondern - abgesehen von Großbritannien - inner-halb Europas nur in Liechtenstein gibt, habe ich erst durch das Studium richtig kennengelernt.

Wie haben sich Ihre vielen Tätigkei-ten mit einem berufsbegleitenden Master im Ausland zeitlich verbinden lassen? Das Studium in Vaduz hat ja drei Semester mit 60 ECTS-Punkten Umfang gedauert.

Georg Schima: Ich hätte mir nie vorstel-len können, dass ich als voll eingespann-ter Anwalt zuerst St Gallen und danach noch so ein Studium absolvieren könnte. Die Voraussetzung war, dass ich in Wien sehr viel meiner Arbeit delegieren konnte. Da bringen vor allem die Drei-Tages-Blöcke zeitliche Flexibilität, selbst wenn das Studium auch außerhalb der Tage im Ausland durchaus fordernd ist. Arbeit am Wochenende darf da kein Tabu sei. Aber es hat mir bei beiden Studien Leid getan, dass ich mich nicht

noch mehr mit den Materien beschäfti-gen konnte. Diesen Kompromiss muss man jedoch in Kauf nehmen, wenn man nebenbei noch viel zu tun hat.

Konnten Sie während Liechtenstein Ihre Publikationstätigkeiten fortset-zen?

Georg Schima  : Das Jahr 2012 in Vaduz war wahrscheinlich bis dato das publizis-tisch fruchtbarste Jahr überhaupt. Da habe ich sicher zehn oder elf lange Auf-sätze veröffentlicht. Der Master hat auf jeden Fall auch inhaltlich publizistische Spuren bei mir hinterlassen. Das gilt in erster Linie für das Privatstiftungsrecht, dem ich schon mehrere Beiträge gewid-met habe und in nächster Zeit widmen werde. Die Zeit, die ich in Vaduz ver-bracht habe, war mit dem Studium aus-gefüllt. Aber in der gesamten Zeit ist die Publikationstätigkeit nicht geringer geworden. Das hat mich selbst auch gewundert.

Hat das Studium auch noch andere Spuren hinterlassen?

Georg Schima : Sie meinen mehr Falten (lacht)? Nein, es hat viele Freundschaf-ten und Kontakte gebracht, von denen sich sicher auch viele beruflich auswir-ken. Ich bin jedes Mal wieder gerne in

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Alumni

RA HonProf Dr. Georg Schima,

M.B.L.-HSG, LL.M. (Vaduz)

Georg Schima ist seit 1994 Grün-dungspartner von Kunz Schima Wal-lentin Rechtsanwälte OG und wurde u.a. durch seine juristischen Beratun-gen bei der Affäre der „Meinl-Bank“ bekannt. Seit 2007 hält Schima an der „Wirtschaftsuniversität Wien“ die Honorarprofessur für Unternehmens- und Arbeitsrecht inne.

Der Österreicher ist seit 2000 Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwalts-kammer Wien und seit 2003 Mitglied des österreichischen Corporate Gover-nance Arbeitskreises im Bundesminis-terium für Finanzen.

Schima studierte 1979 bis 1983 Rechts-wissenschaften (Dr. iuris) an der Uni-versität Wien. An der Universität St. Gallen absolvierte er 2009 einen Exe-cutive Master of European and Interna-tional Business Law (MBL-H.S.G.). 2012 schloss er den Executive Master of Laws (LL.M. Vaduz) im Gesellschafts-, Stiftungs-, und Trustrecht an der Uni-versität Liechtenstein ab.

Georg Schima wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Wien.

Vaduz, leider viel zu selten. Ich verfolge nach wie vor mit großem Interesse die Entwicklungen in dem Land.

Sie haben also viele universitäre Erfahrungen gesammelt. Wodurch hebt sich denn die Uni Liechtenstein besonders ab?

Georg Schima: Die Universität Liechten-stein hat einen besonders guten Ruf in der Architektur, das sieht man ja schon wenn man das Gebäude betritt. Faszi-niert hat mich aber vor allem die schnelle Entwicklung der Rechtslehre, wo unter anderem Herr Prof. Schurr sehr dahinter ist. Und eine kleine Uni-versität hat natürlich immer den Vorteil, dass sie eine besonders persönliche Betreuung bieten kann. Das ist mit einer Massenuni nicht vergleichbar, dagegen ist die Uni Liechtenstein fast schon ein Familienbetrieb. Dazu kommt ein inter-nationaler bunter Mix von Studenten und Lehrpersonal aus Ländern mit ver-wandten Rechtsordnungen.

Das österreichische Politmagazin „Profil“ hat Sie als „Verteidiger für harte Jungs“ bezeichnet. Gibt es ver-gangene Fälle, die Sie heute nicht mehr annehmen würden?

Georg Schima  : Nein. Es hat ja auch einen gewissen Reiz, jemanden zu betreuen, der sich nicht großer Sympa-thie erfreut. Auch wenn ich dann als Anwalt nicht „everybody’s darling“ bin. Aber ich bin ja kein Strafverteidiger, sondern mehr begleitend als Berater, Anwalt in Zivil- oder Schiedsverfahren oder im Falle von Strafsachen in Koope-ration mit einem Strafverteidiger tätig. Es geht bei meinen Mandanten nicht um Gewalt- oder Sexualdelikte, sondern „nur“ um Geld. Aber jeder hat auch Anspruch darauf, eine bestmögliche Ver-teidigung zu bekommen. Man muss sich nur am Abend in den Spiegel schauen können.

Können Sie den aktuellen Studieren-den der Uni Liechtenstein Ratschläge geben?

Georg Schima  : Sie sollen sich für das Studium Zeit nehmen. Vielleicht noch ein bisschen mehr, als ich damals erübri-gen konnte. Einen berufsbegleitenden Master sollte man nicht unbedingt in einer Zeit machen, in der man schon so

sehr eingespannt ist, dass man sehr knapp kalkulieren muss. Zudem sollen sie die Zeit ausnützen, um Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk zu nützen. So können auch viele Freundschaften ent-stehen.

Welche war für Sie die schönste Erfahrung während Ihren drei Semes-tern in Vaduz?

Georg Schima: Ich erinnere mich sehr gern an die schöne Lage der Universität zurück. Wie das Gebäude in die Land-schaft gebettet ist, sodass die Kühe bis an das Haus herankommen. Auf der anderen Seite ist man in Vaduz an einem international bedeutenden Finanzplatz. Auch die Freundlichkeit und Sympathie, mit der ich aufgenommen wurde, hat mich sehr beeindruckt. Das lässt mich immer gerne hinfahren. Inhaltlich gab es viele Highlights, da kann ich jetzt gar nicht ein bestimmtes hervorheben.

Wie sieht Ihr heutiger Tag noch aus?

Georg Schima  : Auf jeden Fall keine In-terviews mehr (lacht). Ich muss noch eine Auflösungsvereinbarung zwischen einem Vorstandsmitglied und einer Ge-sellschaft entwerfen, dann habe ich noch Besprechungen für meine Litera-turprojekte und für einen Vortrag in Zell am See und ein paar Telefonate. Ob für etwas anderes noch Zeit bleibt, ist die Frage.

Und privat?

„Meine Tochter hat mir gerade einen Korb für das Ballet „Dornröschen“ gegeben, aber da werden wir einen anderen Termin finden. Es gibt natürlich auch ein Leben neben der Juristerei.“

Bild auf Seite 3:

Made in Liechtenstein: Der begeisterte Kunstsammler Georg Schima hat das an der Universität Liechtenstein ausge-stellte Barclay-Vesey Building für seine Kanzlei in Wien erstanden. Das Werk stammt von den beiden Architekturstu-denten der Uni Liechtenstein Pascal Wagner (1985, Dornbirn, AUT) und Amela Ljatifi (1990, Triesen, FL).

Zum Autor

Michael Fasching hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Musikwissenschaften in Wien studiert. Seit 10 Jahren ist er freier Journalist u.a. für „Die Presse“ oder „Der Stan-dard“. Fasching hat im Sommer 2013 die „Internationale Sommerakademie für Journalismus und PR“ an der Uni-versität Liechtenstein besucht.