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Als ich in der Schule von Kyros, Dareios und Xerxes hörte, entstand in mir der geheime Traum, später selbst einmal mit eigenen Augen die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 sollte dieser Traum dann endlich Wirklichkeit werden – und seit ich 1995 eine Harley erstanden hatte, kam für diese Reise auch nur eine Harleytour in Frage. Dass eine so alte Harley das packen würde, war für mich keine Frage: Denn ich bin von der Qualität meines Milwaukee-Eisens überzeugt, das mich schließlich schon 2004 problemlos in den Kaukasus und wieder zurück gebracht hatte. Die Anfahrt zur iranischen Grenze erfolgte vom Bayerischen Wald aus über Graz, Zagreb, an der kroatischen Küste entlang weiter nach Montenegro und Albanien an den Ohridsee. Von dort ging es über Griechenland in die Türkei. Bei Gelibolu wurden die Dardanellen mit der Fähre überquert. Dann folgten Bursa und Ankara, bis wir bei Dogubayazit die iranische Grenze erreichten. Unterwegs hatte uns des öfteren ein wolkenbruchartiger Regen begleitet. Die Einreise in den Iran war problemlos und dauerte etwas über eine Stunde. Die erste Nacht verbrachten wir in Maku. Wir besichtigten zuerst die armenischen Klöster Thaddäus und Stephanos, welche in einsamer Berglandschaft liegen und Weltkulturerbe sind. Durch das Arrastal gelangten wir nach Tabriz. Die Tour führte uns dann über Sanadaj nach Kermanshah, wo wir Bisotun und Taq-e Bostan besuchten. Weiter ging es durch das Gebirge nach Ahvaz. Unterwegs besichtigten wir das Danielsgrab in Susa und die Lehmziegel- pyramide Choga Zanbil, eine mittel-elaitische Residenzstadt. Sie besitzt ringsum eine Schicht von mit Keilschrift verse- henen Lehmziegeln. Amir-Chaqmaq-Arkadenbau An der Makarska Riviera Anarak Am Korantor vobei verlassen wir Shiraz 096 097

Amir-Chaqmaq-Arkadenbau An der Makarska Riviera Anarak · Die 28 Tage im Iran werden uns unverges-sen bleiben. Die Freundlichkeit, Hilfsbereit-schaft und Kontaktfreudigkeit der Iraner

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Page 1: Amir-Chaqmaq-Arkadenbau An der Makarska Riviera Anarak · Die 28 Tage im Iran werden uns unverges-sen bleiben. Die Freundlichkeit, Hilfsbereit-schaft und Kontaktfreudigkeit der Iraner

Als ich in der Schule von Kyros, Dareios und Xerxes hörte, entstand in mir der geheime Traum, später selbst einmal mit eigenen Augen die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 sollte dieser Traum dann endlich Wirklichkeit werden – und seit ich 1995 eine Harley erstanden hatte, kam für diese Reise auch nur eine Harleytour in Frage. Dass eine so alte Harley das packen würde, war für mich keine Frage: Denn ich bin von der Qualität meines Milwaukee-Eisens überzeugt, das mich schließlich schon 2004 problemlos in den Kaukasus und wieder zurück gebracht hatte.

Die Anfahrt zur iranischen Grenze erfolgte vom Bayerischen Wald aus über Graz, Zagreb, an der kroatischen Küste entlang weiter nach Montenegro und Albanien an den Ohridsee. Von dort ging es über Griechenland in die Türkei. Bei Gelibolu wurden die Dardanellen mit der Fähre überquert. Dann folgten Bursa und Ankara, bis wir bei Dogubayazit die iranische Grenze erreichten. Unterwegs hatte uns des öfteren ein wolkenbruchartiger Regen begleitet. Die Einreise in den Iran war problemlos und dauerte etwas über eine Stunde. Die erste Nacht verbrachten wir in Maku. Wir besichtigten zuerst die armenischen Klöster Thaddäus und Stephanos, welche in einsamer Berglandschaft liegen und Weltkulturerbe sind. Durch das Arrastal gelangten wir nach Tabriz. Die Tour führte uns dann über Sanadaj nach Kermanshah, wo wir Bisotun und Taq-e Bostan besuchten.Weiter ging es durch das Gebirge nach Ahvaz. Unterwegs besichtigten wir das Danielsgrab in Susa und die Lehmziegel-pyramide Choga Zanbil, eine mittel-elaitische Residenzstadt. Sie besitzt ringsum eine Schicht von mit Keilschrift verse-henen Lehmziegeln.

Amir-Chaqmaq-Arkadenbau An der Makarska Riviera Anarak

Am Korantor vobei verlassen wir Shiraz

096 097

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Von Ahvaz fuhren wir entlang von Ölfeldern ins Gebirge nach Shiraz, welches wir meh-rere Tage besichtigten. Von Shiraz gelangten wir zum Höhepunkt der Reise, nach Perse-polis. Hier wurde mein Jugendtraum war und wir verbrachten beinahe zwei Tage an diesem geschichtsträchtigen Ort. In Pasar-gadae – UNESCO-Weltkulturerbe – schau-ten wir uns das Grab Kyros des Großen an. Weiter führte uns die Tour zur Wüstenstadt Yazd, die uns sehr gefallen hat. Die Tour ging weiter durch die Dascht-e Kavir, die große Salzwüste im iranischen Hochland.Nach schönen Tagen in Yazd besuchten wir dann Isfahan, eine der schönsten Städte im Iran. Hier beeindruckte besonders der Imam-Platz – Meydan-e Imam – mit der Jame Abbasi Moschee, dem Ali Qapu Pa-last, der Lotfollah Moschee und dem Groß-en Basar – allesamt UNESCO-Weltkulturer-be. Dann ging es wieder durch die Wüste Dascht-e Kavir, wo wir eine Übernachtung in einem Wüstenhotel erleben konnten, und weiter zum Kaspischen Meer, über Damghan bis nach Chalus. Die anschlie-ßende Fahrt durch das Elburs-Gebirge bis nach Qazvin war herrlich. Von hier aus be-suchten wir das Alamut-Tal mit dem Alamut Castle. Dieses Tal war mit das landschaftlich Schönste im Iran und sollte Pflichtstation für jeden Reisenden sein. Von Qazvin führte die Tour wieder durch das Elburs-Gebirge nach Ardebil. Hier war besonders das Sheikh-Safi-Heiligtum einen Besuch wert.Von Ardebil fuhren wir nach Barzagan, wo am nächsten Tag die Ausreise in die Türkei anstand, die ebenfalls problemlos verlief.

Antik Malek Tojar Hotel

Chehel Sotun Palast – Kakh-e Chehel Sotun

Die Harley stand sicher in der Hotellobby vom Tourist Inn in Maku

Blick über Isfahan

Blick auf Kars

Der Vulkan Sabalan ist 4811 m hoch

Ein Bäcker bei der Arbeit

Mit der Harley durch die Wüste Dasht-e Kavir

Im Basar von Tabriz

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Die 28 Tage im Iran werden uns unverges-sen bleiben. Die Freundlichkeit, Hilfsbereit-schaft und Kontaktfreudigkeit der Iraner hat uns oft sehr berührt. An der armenischen Grenze entlang fuhren wir über Kars und Ani nach Artvin durch eine zum Teil alpin aus-schauende Berg-Landschaft. Wir gelangten dann ans Schwarze Meer, an dem entlang wir – mit Unterbrechung in Persembe – bis Inebolu fuhren. Hier bogen wir nach Kasta-monu ab und fuhren weiter nach Bogazkale, wo wir die Hethiterstadt Hattusa und das Felsheiligtum Yazilikaya besichtigten. Weiter ging es nach Kappadokien, wo wir uns zwei Tage aufhielten. Über Ankara – wo unsere Harley die 100.000 Meilen = 161.000 km erreichte – kamen wir nach Istanbul, wo

wir vier Tage bei einem Freund übernachte-ten. Die Tour ging dann weiter über Bulga-rien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Öster-reich nach Deutschland. Eigentlich wollten wir noch durch das Balkangebirge fahren, was wir aber auf Grund der schlechten Wet-teraussichten (Dauerregen) bleiben ließen.Unser Fazit: Es war eine außergewöhnlich schöne und interessante Reise. Wir haben im Iran nur Positives erlebt. Die Iraner, denen wir begegnet sind, waren durchweg sehr lie-benswerte und hilfsbereite Menschen. Nur ein Beispiel: In Ahvaz fragten wir drei junge Männer in einem Auto an der Ampel, wo es zum Pars-Hotel gehe. Nach kurzer Be-ratung hießen sie uns, ihnen zu folgen. Wir wunderten uns nur, dass sie öfters anhielten

und bei der Polizei fragten. Als wir dann am Hotel ankamen, stellte sich heraus, dass sie gar nicht aus Ahvaz waren, sondern aus Kermanshah, also ebenfalls ortsfremd wa-ren! Selten ist uns so viel Sympathie (ver-gleichbar mit der Türkei) entgegengebracht worden, wie im Iran. Wir können also nur wärmstens empfehlen, dieses schöne Land zu bereisen. Einzig zu den iranischen Werk-stätten und Pannendiensten können wir rein gar nichts berichten: Denn auf all den in 52 Tagen zurückgelegten 9.576 Meilen = 15.418 km ist unsere Harley gelaufen wie ein Uhrwerk und hat uns, wie es so ihre Art ist, nicht ein einziges Mal in Stich gelassen!Text/Fotos:Rolfwww.harley-rolf.de

Felsen nach Bisotun, UNESCO-Weltkulturerbe Imamzadeh Ali ebne Hamze

Sarvestan-sassanidischer Palast

Hattusa Königstor In dem historischen Fahadan Great Hotel machten wir Teepause

Jame Abbasi Moschee am Meydan-Platz

Überreste der Yüksek Kilise – Hohe Kirche bei Güzelyurt

Wüste Dasht-e KavirStadtmauer von Ani

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