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 17 September 2011 [PHILIPP SCHMITZ | IPHIGENIE AUF TAURIS EINGANGSMONOLOG ANALYSE] Analyse Im ersten Auftritt des Ersten Aufzuges des Versdramas „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1779 befindet sich die Iphigenie auf der Insel Tauris und legt ihre Gefühlslage in einem Monolog dar. Zu Beginn sollte die Iphigenie von ihrem Vater Agamemnon geopfert werden, damit die Göttin Artemis die Flaute über der griechischen Kriegsflotte aufhebt. Unter dem Vorwand der Vermählung mit Achill wird sie in das griechische Lager gelockt, auf dem Opferaltar rettet sie Artemis jedoch und führt sie in einer Wolke verhüllt auf Tauris. Die eigentliche Szene lässt sich in 4 Sinnabschnitte gliedern. Nachdem Iphigenie ihre Situation beschreibt (V. 1-9), klagt sie über die Sehnsucht nach ihrer Familie in Griechenland (V.10-22). Im Folgenden kritisiert sie den Zustand der Frauen, die gänzlich vom männlichen Geschlecht unterdrückt werden(V.23-.34). Abschließend bittet sie Diana um Erlösung aus ihrer Aussichtslosen Situation (V35- 53). Im Folgenden gilt es, die Gefühlslage der Iphigenie genauer zu betrachten. Im Eingangsmonolog der „Iphigenie auf Tauris“ erhält der Leser einen genauen Einblick in die Gefühle der Iphigenie. Sie fühlt sich auf Tauris fremd und ängstlich, was durch Aussagen wie „mit schauderndem Gefühl“ (V.4) und „es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher“ (V.6) deutlich wird. Der Eindruck, dass sie sich gegen ihren Willen auf der Insel aufhält wird durch die Äußerung „Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe“ (V.8) verstärkt. Iphigenie vermisst ihre Familie in Griechenland sehr, doch die Tatsache, dass sie vergebens wartet wird durch die Aussage „Und an dem Ufer steh ich lange Tage“ (V.11) belegt. Ihre Einsamkeit und die starke Sehnsucht nach ihrer Herkunft legt Iphigenie zum einen durch den Ausruf „Weh dem, der (…), ein einsam Leben führt!“ (V.16) und zum anderen durch die Aussage „Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken nach seines Vaters Hallen“ ( V.18-19) dar. Iphigenie kritisiert zudem den Zustand der Frauen in der griechischen Gesellschaft (V.23-34). Ihrer Meinung nach ist die Frau dem Manne in jeder Hinsicht unterlegen und ist verpflichtet, ihm in Demut zu gehorchen (vgl. V. 25-30). Nach dieser Auslassung besinnt sich Iphigenie zurück auf ihre persönliche Situation und gibt zu der Göttin Artemis widerwillig zu dienen (vgl. V.35-36). Trotz ihrer Sehnsucht und ihrer Verzweiflung ist sich Iphigenie bewusst, dass Artemis ihr Leben rettete und sie ihr eigentlich dienen sollte (vgl. V.37f). Darum widersetzt sie sich nicht sondern bittet Diana ehrfürchtig um eine erneute Befreiung aus ihrer jetzigen Situation. Der Respekt wird in diesem Falle durch Iphigenies Äußerung „Des größten Königes verstoßne Tochter, in deinen heil’gen, sanften Arm genommen“ (V.41f) deutlich. Im selben Satz erkennt Iphigenie jedoch auch, dass Agamemnon sie verstoßen hat und Artemis sich ihr angenommen hat. Weiterhin fordert Iphigenie die Göttin auf, Gerechtigkeit walten zu lassen und sie freizulassen (vgl. V. 43-51). Abschließend wird der Eindruck der Machtlosigkeit Iphigenies und einer Ohnmacht durch den Ausruf „Und rette mich, die du vom Tod errettet, auch von de Leben hier, dem zweiten Tode!“ (V. 52f) untermalt. Der Eingangsmonolog der Iphigenie thematisiert die Einsamkeit, Machtlosigkeit und Sehnsucht der Iphigenie. Er ist zentraler Bestandteil des Dramas, da er eine direkte Einführung zur Grundthematik des Schauspiels liefert und die anfängliche Gefühlslage der Hauptfigur beschreibt.

Analyse An Fangs Monolog Iphigenie Auf Tauris

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17 September 2011

[PHILIPP SCHMITZ | IPHIGENIE AUF TAURISEINGANGSMONOLOG ANALYSE]

Analyse

Im ersten Auftritt des Ersten Aufzuges des Versdramas „Iphigenie auf Tauris“ vonJohann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1779 befindet sich die Iphigenie auf der 

Insel Tauris und legt ihre Gefühlslage in einem Monolog dar.

Zu Beginn sollte die Iphigenie von ihrem Vater Agamemnon geopfert werden, damitdie Göttin Artemis die Flaute über der griechischen Kriegsflotte aufhebt. Unter demVorwand der Vermählung mit Achill wird sie in das griechische Lager gelockt, auf dem Opferaltar rettet sie Artemis jedoch und führt sie in einer Wolke verhüllt auf Tauris. Die eigentliche Szene lässt sich in 4 Sinnabschnitte gliedern. NachdemIphigenie ihre Situation beschreibt (V. 1-9), klagt sie über die Sehnsucht nach ihrer Familie in Griechenland (V.10-22). Im Folgenden kritisiert sie den Zustand der Frauen, die gänzlich vom männlichen Geschlecht unterdrückt werden(V.23-.34).Abschließend bittet sie Diana um Erlösung aus ihrer Aussichtslosen Situation (V35-53). Im Folgenden gilt es, die Gefühlslage der Iphigenie genauer zu betrachten.

Im Eingangsmonolog der „Iphigenie auf Tauris“ erhält der Leser einen genauenEinblick in die Gefühle der Iphigenie. Sie fühlt sich auf Tauris fremd und ängstlich,was durch Aussagen wie „mit schauderndem Gefühl“ (V.4) und „es gewöhnt sichnicht mein Geist hierher“ (V.6) deutlich wird. Der Eindruck, dass sie sich gegen ihrenWillen auf der Insel aufhält wird durch die Äußerung „Ein hoher Wille, dem ich michergebe“ (V.8) verstärkt. Iphigenie vermisst ihre Familie in Griechenland sehr, dochdie Tatsache, dass sie vergebens wartet wird durch die Aussage „Und an dem Ufer 

steh ich lange Tage“ (V.11) belegt. Ihre Einsamkeit und die starke Sehnsucht nachihrer Herkunft legt Iphigenie zum einen durch den Ausruf „Weh dem, der (…), eineinsam Leben führt!“ (V.16) und zum anderen durch die Aussage „Ihm schwärmenabwärts immer die Gedanken nach seines Vaters Hallen“ (V.18-19) dar. Iphigeniekritisiert zudem den Zustand der Frauen in der griechischen Gesellschaft (V.23-34).Ihrer Meinung nach ist die Frau dem Manne in jeder Hinsicht unterlegen und istverpflichtet, ihm in Demut zu gehorchen (vgl. V. 25-30). Nach dieser Auslassungbesinnt sich Iphigenie zurück auf ihre persönliche Situation und gibt zu der GöttinArtemis widerwillig zu dienen (vgl. V.35-36). Trotz ihrer Sehnsucht und ihrer Verzweiflung ist sich Iphigenie bewusst, dass Artemis ihr Leben rettete und sie ihr eigentlich dienen sollte (vgl. V.37f). Darum widersetzt sie sich nicht sondern bittet

Diana ehrfürchtig um eine erneute Befreiung aus ihrer jetzigen Situation. Der Respekt wird in diesem Falle durch Iphigenies Äußerung „Des größten Königesverstoßne Tochter, in deinen heil’gen, sanften Arm genommen“ (V.41f) deutlich. Imselben Satz erkennt Iphigenie jedoch auch, dass Agamemnon sie verstoßen hat undArtemis sich ihr angenommen hat. Weiterhin fordert Iphigenie die Göttin auf,Gerechtigkeit walten zu lassen und sie freizulassen (vgl. V. 43-51). Abschließendwird der Eindruck der Machtlosigkeit Iphigenies und einer Ohnmacht durch denAusruf „Und rette mich, die du vom Tod errettet, auch von de Leben hier, demzweiten Tode!“ (V. 52f) untermalt.

Der Eingangsmonolog der Iphigenie thematisiert die Einsamkeit, Machtlosigkeit und

Sehnsucht der Iphigenie. Er ist zentraler Bestandteil des Dramas, da er eine direkteEinführung zur Grundthematik des Schauspiels liefert und die anfänglicheGefühlslage der Hauptfigur beschreibt.

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