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282 Bericht: Specielle analytische Methoden. IV. Specielle analytische Methoden. VOn F. l:Iofmeister und W, Lenz, 1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel, Industrie Agricultur und Pharmacie bezügliche. Von W. Lenz. Analyse der lYIileh. Zur Bestimmung des Trockenrück- standes schlägt H. Hager*) vor, einen 16cm langen und 12cm breiten Filtrirpapierstreifen seiner Länge nach in der Mitte zusammen- zulegen und den erhaltenen 6 cm breiten Streifen um ein cylindrisches Glasgefäss von 2,5--3 cm Durchmesser so zu wickeln, dass die gebrochene Kante nach oben, der offene Rand nach unten liegt. Letzterer wird nun zwei- bis dreimal eingelegt oder eingeschlagen. Der so erhaltene Papierbecher wird getrocknet, gewogen, darauf 2 g Milch tropfend ein- gewogen und wieder bei 60--100 o C. auf einer BIechseheibe getrocknet.**) Das Case~n bestimmt Hager indem er in einem circa 120cc fassenden Beeherglase 20 g Milch und 10 cc ~Wasser mit 3,5--4 g einer Bünfprocentigen weingeistigen Jodlösung, welche mit 30 cc 90 procentigen Weingeists verdünnt sind, mischt, 30 cc desselben Weingeists zusetzt, gut durchrührt und nach einer Viertelstunde auf ein mit Wasser frisch genässtes Filter bringt.***) Der Niederschlag wird mit 67--68procen- tigem Weingeist gewaschen, bis er eine gelblichweisse oder weissliche Farbe zeigt. Nach dem Abtropfen und Absaugenlassen auf Fliessp~pier wird der Niederschlag ~Tom Filter getrennt und in dünner Schicht in einem tarirten 40--50cc fassenden Becherglase zuerst bei 60--80 °, schliesslich bei 100--110 o getrocknet. Die erhaltene Masse entspricht 5/6 der Laktoproteinstoffe (hauptsächlich Case~n) mit dem Butterfett. ~-) Nach der Wägung wird sie mittelst eines geeigneten Instrumentes von *) Pharm. Centralhalle 22~ 3t6. **) Sollte die Methode sich bewi~hren, so könnte nach dem Abdampfen in Papierbechern bei Verwendung eines Papieres mit bekanntem Aschengehalt viel- leicht die Asche bestimmt oder eventuell der Trockenrückstand auch zur Fett- bestimmung der ~ilch verwendet werden. W.L. ***) Enthält die Milch Zusätze von Borax oder ~atriumcarbonat, so sind der Jodlösung 1--1,5 g Essigs~iure zuzusetzen. t) Sie beträgt 7--8,5o[o der Milch, ist gelblichweiss, nicht hygroskopisch und enthält nur Spuren Jod.

Analyse der Milch

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Page 1: Analyse der Milch

282 Bericht: Specielle analytische Methoden.

IV. Specielle analytische Methoden.

VOn

F. l:Iofmeister und W, Lenz,

1. Auf Lebensmi t t e l , Gesundhe i t sp f lege , Handel , I n d u s t r i e A g r i c u l t u r und P h a r m a c i e bezügliche.

Von

W. Lenz.

Analyse der lYIileh. Zu r B e s t i m m u n g des T r o c k e n r ü c k - s t a n d e s schlägt H. H a g e r * ) vor, einen 1 6 c m langen und 1 2 c m

breiten Filtrirpapierstreifen seiner Länge nach in der Mitte zusammen- zulegen und den erhaltenen 6 cm breiten Streifen um ein cylindrisches Glasgefäss von 2,5--3 cm Durchmesser so zu wickeln, dass die gebrochene Kante nach oben, der offene Rand nach unten liegt. Letzterer wird nun zwei- bis dreimal eingelegt oder eingeschlagen. Der so erhaltene Papierbecher wird getrocknet, gewogen, darauf 2 g Milch tropfend ein- gewogen und wieder bei 60--100 o C. auf einer BIechseheibe getrocknet.**)

Das Case~n bestimmt H a g e r indem er in einem circa 120cc fassenden Beeherglase 20 g Milch und 10 cc ~Wasser mit 3,5--4 g einer Bünfprocentigen weingeistigen Jodlösung, welche mit 30 cc 90 procentigen Weingeists verdünnt sind, mischt, 30 cc desselben Weingeists zusetzt, gut durchrührt und nach einer Viertelstunde auf ein mit Wasser frisch genässtes Filter bringt.***) Der Niederschlag wird mit 67--68procen- tigem Weingeist gewaschen, bis er eine gelblichweisse oder weissliche Farbe zeigt. Nach dem Abtropfen und Absaugenlassen auf Fliessp~pier wird der Niederschlag ~Tom Filter getrennt und in dünner Schicht in einem tarirten 4 0 - - 5 0 c c fassenden Becherglase zuerst bei 60--80 °, schliesslich bei 100--110 o getrocknet. Die erhaltene Masse entspricht 5/6 der Laktoproteinstoffe (hauptsächlich Case~n) mit dem Butterfett. ~-) Nach der Wägung wird sie mittelst eines geeigneten Instrumentes von

*) Pharm. Centralhalle 22~ 3t6. **) Sollte die Methode sich bewi~hren, so könnte nach dem Abdampfen in

Papierbechern bei Verwendung eines Papieres mit bekanntem Aschengehalt viel- leicht die Asche bestimmt oder eventuell der Trockenrückstand auch zur Fett- bestimmung der ~ilch verwendet werden. W.L.

***) Enthält die Milch Zusätze von Borax oder ~atriumcarbonat, so sind der Jodlösung 1--1,5 g Essigs~iure zuzusetzen.

t) Sie beträgt 7--8,5o[o der Milch, ist gelblichweiss, nicht hygroskopisch und enthält nur Spuren Jod.

Page 2: Analyse der Milch

1. Auf Lebensmittel, Gesundbeitspflege, Handel etc. bezüglicbe. 283

den Wandungen des Gefässes abgestossen, in sehr kleine Stücke zer-

drückt und zweimal mit je 4 - - 5 g Benzol extrahirt, der Rückstand mit

Aether nachgewaschen, getrocknet, zu Pulver zerrieben und bei 35 o C.

nochmals zuerst mit Benzol, sodann mit Aether ausgewaschen. Ein Ver-

lust an Fet t im Betrage von 1/20 der gesammten Fettmenge ist trotz

sorgfältiger Extraction in Rechnung zu stellen. Der (durch Glaswolle

iiltrirte) Benzol-Aether-Auszug hinterlässt abgedampft das Butterfett aus

20 g Milch.

In dem vom Jod-Weingeist-~iederschlage gesammelten Fil t rat , wel-

ches noch freies Jod enth~lt, wird der M i l c hz u ck e r bestimmt.

C. A r n o 1 d*) wendet zur Milchanalyse eine mit (entfetteter) Wat te

gefüllte Chlorcalciumröbre an, in welcher durch Austrocknenlassen einer

gewogenen Milehmenge ( 2 0 - - 3 0 Tropfen) mittelst Durchsaugens heisser

Luft der Trockensubstanzgehalt und danach durch Extraction der Watte

mit Benzin das Fe t t bestimmt wird.

D. F uc-hs**) hat bei Untersuchung reiner Milch niemals einen

Salpetersäuregehalt constatiren können, welchen das zur Verfälschung

fast aussehliesslich angewandte gewöhnliche Wasser meist zeigt. Hier-

nach würde ein nach bekannten Methoden zu ermittelnder Salpeter-

sSuregehalt***) der Milch auf eine Yerdünnung der letzteren mit Wasser

schliessen lassen.

Gegen Angriffe von P r e u s s e t ) vertheidigt F. S o x h 1 e t tl-) die

übrigens sonst nicht angezweifelte Zuverlässigkeit seiner a r ä om e t r i -

s c h e n M e t h o d e ~ t - ~ ) z u r B e s t i m m u n g d e s F e t t e s in d e r

M i l c h . Ich begnüge mich damit, auf die äusserst interessante, aber

rein kritische Arbei t hier aufmerksam zu machen.

*) Areh. d. Pharm. 219, 34. **) Zeitsehr. f. öffentl. Gesundheitspflege 13» 253.

***) Das Casein wird durch Essigsäure, das Albumin durch Kochen ausge- f~llt, das Filtrat mit Kalflauge alkalisch gemacht und mit Kaliumpermanganat bis zur bleibenden röthlichen F~rbung versetzt. Nachdem etwa vorhandenes Ammoniak abdestillirt ist, wird über Zink und Eisenfeile stehen gelassen und wieder destillirt. Ein Ammoniakgehalt dieses Destillats würde Salpeters~ure- gehalt der Milch anzeigen.

f) ,Ueber technische Grundlagen für die polizeiliche Controle der Milch~, enthalton in den Mittheilungen aus dem kaiserlichen Gesunaheitsamte, heraus- gegeben von Dr. S t r u c k Bd. 1 (1881).

t t ) Zeitschrift des landwirthsch. Vereins in Bayern, Dec. 1881; vom Vor- fasser eingesandt.

t t t ) Diese Zeitschrift 20» 452.

Page 3: Analyse der Milch

284 Bericht: Specielle analytisohe 1Kethoden.

Die L a k t o b u t y r o m e t e r - P r o b e * ) ist v o n O s e a r D i e t z s e h * * ) etwas modifieirt worden. Als Gefäss, in welchem das Laktobutyrometer erwärmt wird, benutzt D i e t z s e h bei einzelnen Untersuchungen einen" hohen Glascylinder, in welchen das erwärmte Wasser geschüttet wird; für eine grössere Anzahl von Untersuchungen zu gleicher Zeit dienen als Wasserbäder grosse Blecheylinder mit Deckeln, die 12 resp. 2~ Oeff- nungen haben, in welche die Laktobutyrometer bis zur Höhe der Fett- schicht eintauchen. Das Verfahren selbst ist folgendes: Reagirt die Mi[ch neutral oder alkalisch, so fügt man einen, reagirt sie sauer zwei Tropfen Aetznatronlauge zu 10 cc Milch. Durch kräftiges Schütteln mit 10 cc officinellem Aether von 0,725 spec. Gew. und 10 cc Weingeist von 89 bis höchstens 90 ~~ Tr. wird dann die Mischung hergestellt und circa 10 - -15 ~iinuten lang im Wasser von 380 C. erhalten. Von Zeit zu Zeit nimmt man die Laktobutyrometer heraus und beobachtet, ob durch Anklopfen mit dem Finger noch Fetttröpfehen in die Höhe steigen. Ist dies nicht mehr der' Fall, und die Flüssigkeit bis zur Grenze des Serums ganz wasserhell geworden, so ist die Operation be- endet und man kann die Fettprocente an der 1Kessingscala direct ab- lesen. ***)

Bei, zahlreichen Yergleiehen der. Resultate dieser Methode und der mittelst directer Bestimmung bei Benutzung des S o x h 1 e t ' schen Heber- extractionsapparates erhaltenen Zahlen ergab sich in vielen Fällen Ueber- einstimmung, in anderen aber zeigten sich zwar Differenzen aber nur solche von 0,05 bis höchstens 0,1 o B . Auf die Abhandlung von M. S ehre o e g e r-~) über Bestimmung des Fettes in der Milch mittelst des Laktobutyrometers nach T o l l e n s und S c h m i d t , welche die Brauch- barkeit des Instrumentes zu raschen und annähernd richtigen Fettbe- stimmung bestätigt, und eine kleine Modification des schon so vielfach modificirten Verfahrens gibt, kann hier nur aufmerksam gemacht werden.

Ebenso kann däs von Fr . Heeren~- j - ) erfundene » P i o s k o p « , welches die Güte der Milch aus der Färbung erschliessen lässt, die

*) Diese Zeitschrift 197 363. **) Repertorium d. analyt. Chemie 1, 33.

~"**) Verfasser hat hier die Sal leron 'sehe Modifleation "des M a r c h a n d ' - sehen Laktobutyrometers im Auge; vergl, diese Zeitschrift 17» 238 und B o 11 e y' s Handbuch der technisch-chemischen Untersuchungen 5. Aufl. p. 228. W.L.

t) Journal für Landwirthsohaft, durch Repertorium der analytischen Chemie 1~ 185.

tt) D i n g l e r ' s pol. Journ. ~ßl I 50.

Page 4: Analyse der Milch

1. Auf Lebensmittel, Gesundhei~spflege, Handel etc. bezügliche. 285

entsteht, wenn eine Milchschicht von bestimmter Dicke unter Glas auf (schwarzer) Hartgummiunterlage betrachtet wird, als ein für L a i e n g e - wiss ganz nützliches Instrument hier nur erwähnt werden.

Um g e k o c h t e v o n f r i s c h e r M i l c h zu u n t e r s c h e i d e n ver- setzt man dieselbe nach C. A r ho l d*) mit etwas Guajaktinctür. Milch, welche über 80 ° C. erwärmt war, bleibt ungefärbt, frische Milch zeigt sofort oder nach wenigen Seeunden eine längere Zeit bestehen bleibende Blaufärbung. Saure Milch zeigt ebenfalls die (auf 0zongehalt zurück- geführte) Reaction, welche jedoch durch Mineralsäuren und kaustische Alkalien aufgehoben wird.**) Die P h a r m . C e n t r a l h a ! l e * * * ) b e - merkt hierzu, dass die Eigenschaft frischer Milch, mit Guajaktinctur sich blau zu färben, während abgekochte ~i lch dies nicht thut, bereits (im Archiv der Pharmaeie 134=2 Heft 3 pag. 3 fr.) von H. S c h a c h t erwähnt ist. S c h a c h t wies a. a. O. nach» dass alle Pflanzenleim ent- haltendeu Flüssigkeiten (Mehlauszüge u. dergl.) kalt bereitet die gleiche Reaction gaben, welch' letztere daher wohl kaum dem Ozon zugespro- chen werden kann.

Versuche zur Auffindung einer wissenschaftlichen Methode der Fleischoöntrole von C a r l Vir -chowd-) haben ergeben, dass auf Be- stimmung des Trockensubstanz- und des Extraetgehaltes eines Fleisches solche Controle sich nicht gründen lässt. Bezüglich der ausgeführten zahlreichen Bestimmungen kann hier nur auf das Original verwiesen werden.

Quantitative Staubbestimmungen~t) in Arbeitsräumen hat W. H ess e ~ t t ) in der Weise ausgeführt, dass mittelst eines Tropfenaspira- tors die zu untersuchende Luft durch ein mit Baumwolle gefülltes Glas- röhrchen gesaugt wurde. Zwischen Aspirator und Glasröhrchen war eine Gasubr eingeschaltet. Vor und nach dem Versuche wurde das Glas- röhrchen mit Füllung einige Tage über concentrirter Schwefelsäure im Exsiccator getrocknet und dann gewogen. Der Gewiehtsuntersehied zwi-

*) Arch. d. Pharm. 219~ 41. ' **) Emulsionen aus Mohn-, Oliven-, Rieinus- und Leinöl bläuten gleichfalls

Guajaktinetur. ***) Pharm. Centralhalle'22~ 381.

t) Separztabdruck aus Vi rch o w's Archiv für pathologische Anatomie etc. Band 84; vom Verfasser eingesandt.

"~t) Vergl. hierzu C. F1 üg g e, Hygienische Untersuehungsmethoden p. 161 u. f. "~~~) D i n g l e r ' s pol. Journ. 2407 52.