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Anatomie, Biologie und Physiologie Ergotherapie Prüfungswissen von Jürgen Zervos-Kopp 1. Auflage Thieme 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 141352 9 Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG

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Anatomie, Biologie und Physiologie

Ergotherapie Prüfungswissen

vonJürgen Zervos-Kopp

1. Auflage

Thieme 2009

Verlag C.H. Beck im Internet:www.beck.de

ISBN 978 3 13 141352 9

Zu Inhaltsverzeichnis

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3 Bewegungsapparat

Der Bewegungsapparat besteht aus einem passiven Teil, dem knö-chernen Skelett, und einem aktiven Teil, der quer gestreiften Ske-lettmuskulaturmit ihren Sehnen; den Bändern und Gelenkkapseln.Über ihre Sehnen verbindet die Muskulatur die Knochen unterei-nander. Auch Bänder und Gelenkkapseln verbinden die Knochen.Neben den augenfälligen Funktionen, wie Formung des Körper-

baus (Habitus), Fortbewegung, Stabilität und Schutz innerer Organe,dienen die Knochen darüber hinaus als Speicherorgan für Minera-lien (Kalzium, Phosphor) und sind Ort der Blutbildung (rotes Kno-chenmark). Die Muskulatur ist am Wärmehaushalt (Muskelzittern,„Schüttelfrost“) beteiligt.

3.1 Allgemeine Skelettanatomie

Das Skelett (griech. skeletos = trocken) besteht aus 212 einzelnenKnochen, deren Größe und Form genetisch festgelegt ist und dereninnerer Aufbau durch ihre Funktion bestimmt wird. So bilden dieKnochen des Skeletts zum Schutz knöcherne Kanäle (Wirbelkanal,

3 BEWEGUNGSAPPARAT

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Diagramm 3.1 Bewegungsapparat

Diagramm 3.2 Allgemeine Skelettanatomie

BewegungsapparatJ passiver Teil =knöchernes Skelett

J aktiver Teil =Skelettmuskulatur,Sehnen, Bänder,Gelenkkapseln

FunktionenFormung des Kör-perbaus, Fortbewe-gung, Stabilität,Schutz innerer Or-gane, Speicherorganfür Mineralien, Blut-bildung im Knochen-mark, Wärmepro-duktion durch Mus-kelarbeit

insg. 212 KnochenKnochenartenJ Röhrenknochen =Extremitäten

J plattenförmigoder flach = Hirn-schädel- undRumpfskelett

J würfelförmig =Wirbel, Hand- undFußwurzel

J unregelmäßiggeformte = Ge-sichtsschädel

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Markhöhle), Knochenschalen (Becken), einen Knochenkorb (Tho-rax) oder knöcherne Kammern (Schädel, Augenhöhle). Die Haupt-knochen der Extremitäten (Gliedmaße) entsprechen röhrenförmi-gen Stäben (daher Röhrenknochen). Beim Hirnschädel- und Rumpf-skelett (Becken, Thorax, Schulterblatt) sind sie plattenförmig oderflach. Wirbelsäule, Hand- und Fußwurzel sind aus würfelförmigenKnochen aufgebaut. Unregelmäßig geformte Knochen findet manim Bereich des Gesichtsschädels und der Schädelbasis.Knochenaufbau. Die innere Struktur der Knochen (s.a. Kapi-

tel 2.3.3) entwickelt sich durch die dynamischen Belastungen, passtsich diesen an und besteht aus mehr oder weniger schwammarti-gem Knochenmaterial (Spongiosa). Diese ist gefüllt mit rotem (blut-bildenden) Knochenmark, bis auf den Schaft der Röhrenknochen(Diaphyse), welcher aus kompakten Lamellenknochen (Kompakta)besteht. In deren Markhöhlen, die von einer dem Periost vergleich-baren Innenhaut (Endost) ausgekleidet sind, befindet sich gelbes(fettreiches) Knochenmark. Alle Knochen sind, bis auf die Gelenk-flächen, mit der sie ernährenden Knochenhaut (Periost) umgebenund fast alle Knochen sind miteinander durch Gelenke verbunden(ausgenommen das Zungenbein, Os hyoideum, und die Sesambeine,z. B. die Kniescheibe, Patella).

3.1.1 Aufbau der Röhrenknochen

Die Röhrenknochen sind aufgebaut aus:J einer Diaphyse (Schaft, griech. diaphysis = das Durchwachsen),J zwei Epiphysen (Gelenkenden, griech. epiphysis = Zuwuchs, An-satz).

Das Längenwachstum der Röhrenknochen findet in den Epiphysen-fugen (zwischen Diaphyse und Epiphysen) statt. Knochenvor-sprünge, die der Verbindung von Muskulatur und Knochen dienen(Sehnenansatz), werden Apophysen genannt. Der dynamische Auf-und Umbau der Spongiosa in den Epiphysen passt sich den Belas-tungen an und unterliegt der Tätigkeit der Osteoblasten bzw. Osteo-klasten.

ALLGEMEINE SKELETTANATOMIE

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Knochenaufbauinnere Struktur =Spongiosa mit rotemKnochenmark, Aus-nahme Diaphyse =Lamellenknochen,Knochen, außer Ge-lenkflächen, umge-ben von Periost =Knochenhaut, Mark-höhle ausgekleidetvom Endost = innereKnochenhaut.

Drei TeileDiaphyse, zweiEpiphysen.Epiphysenfugen =Längenwachstum,Apophysen =Sehnenansatz.

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3.1.2 Gelenke

Das Gelenk (Articulatio) verbindet Knochen untereinander. Je nachArt unterscheidet man echte (Diarthrosen und Amphiarthrosen)von unechten (Synarthrosen) Gelenkverbindungen.

Aufbau eines echten Gelenkes

Der Gelenkknorpel, der beide Knochenenden überzieht, besteht aushyalinem Knorpel. Er dient als „Stoßdämpfer“ und schützt vor me-chanischen Belastungen. Dazwischen liegt der Gelenkspalt. Die Ge-lenkkapsel wird von dem fortgesetzten Periost der Knochen ge-bildet, deren äußere Schicht aus Kollagenfasern straff aufgebautist (Membrana fibrosa) und deren innere Schicht reich an Nervenund Gefäßen ist (Membrana synovialis). Diese bildet eiweißreicheGelenkflüssigkeit (Synovia, griech. syn = mit und lat. ovum = das Ei)zur Ernährung des Knorpels und Herabsetzung der Reibung bei derBewegung.

3 BEWEGUNGSAPPARAT

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Abb. 3.1 Bau eines Röhrenknochens.

GelenkverbindungenJ echte = Diarthro-sen und Am-phiarthrosen

J unechte =Synarthrosen

AufbauGelenkknorpel, Ge-lenkspalt, Gelenk-kapsel mit Gelenk-flüssigkeit.

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Das Gelenk wird durch Bänder (Ligamenta) verstärkt. Diese füh-ren Bewegungen (Führungsbänder) oder hemmen diese (Hemm-bänder). Längere Immobilität verkürzt die Bänder und lässt auch dieGelenkkapsel schrumpfen und es kommt zu Kontrakturen.Zusätzliche Komponenten des Gelenks sind Sehnenscheiden (Va-

ginae tendines) und ggf. Schleimbeutel (Bursae synoviales) undGelenkzwischenscheiben (Menisken und Disci). Straffe Gelenkesind ähnlich aufgebaut, allerdings schränken starke Bänder derenBeweglichkeit entsprechend ein, z. B. beim Iliosakralgelenk zwi-schen Becken und Kreuzbein.Gelenkbeweglichkeit: Für jedes Gelenk gibt es einen definiertenphysiologischen Bewegungsumfang, der in Winkelgraden ausge-drückt wird. Das Messen mit dem Winkelmesser (Goniometer)dient der Feststellung von Bewegungsdefiziten (z. B. bei Kontrak-turen). Dabei wird ein Seitenvergleichmit dem gegenüberliegendenGelenk vorgenommen und nach der Neutral-Null-Methode gemes-sen.

ALLGEMEINE SKELETTANATOMIE

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Abb. 3.2 Bau eines echten Gelenks.

Ligamentedas Gelenk verstär-kende Bänder, Un-terschied von Füh-rungs- oder Hemm-bändern.

zusätzliche Gelenk-komponentenSehnenscheiden,Schleimbeutel, Me-nisken und Discimöglich.

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Neutral-Null-Methode

Ausgegangenwird von der Neutral-Null-Stellung, einer festgelegtenPosition des Körpers, in der die Gelenke einen angenommenenWinkel von Null Grad aufweisen. Sie sieht wie folgt aus:J aufrechter Stand mit hängenden ArmenJ Handflächen zeigen zum OberschenkelJ Kniescheiben zeigen nach vornJ Füße stehen parallel

Aus dieser Stellung heraus werden die gegenläufigen (antagonisti-schen) Bewegungen (z. B. Extension und Flexion oder Ab- und Ad-

3 BEWEGUNGSAPPARAT

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Abb. 3.3 Neutral-Null-Stellung.

Neutral-Null-Me-thodeMessmethode fürden Bewegungsum-fang des Gelenkes,ausgehend von derNeutral-Null-Stel-lung.

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duktion) gemessen und als Winkel in Bezug auf die Neutral-Null-Stellung dokumentiert. Dabei wird das Messergebnis, hier am Bei-spiel der Messung der Bewegungen im Ellbogengelenk, wie folgtnotiert:J Flexion/Extension 120/0/5 = normale BeweglichkeitJ Flexion/Extension 90/0/5 = eingeschränkte Beweglichkeit in dieFlexion

J Flexion/Extension 90/20/0 = eingeschränkte Beweglichkeit in dieFlexion und in die Extension; die Null-Stellung wird nicht er-reicht, der Arm bleibt beim Streckversuch in 20 Grad Beugung.

Aufbau unechter Gelenke

Bei unechten Gelenken fehlen der Gelenkspalt und die Knorpelflä-chen ebenso wie die Gelenkhöhle. Man unterscheidetJ Syndesmosen (Bandhafte),J Synchondrosen (Knorpelhafte) undJ Synostosen (Knochenhafte).

Durch Syndesmosenwerden Knochenmit Bindegewebe verbunden,z. B.:J Fontanellen (frz. fontanelle = kleine Quelle, bezogen auf den beiSäuglingen glgtl. sichtbaren Puls an der Fontanelle)

J Schädelnähte (Suturen) bei NeugeborenenJ Zwischenknochenmembranen (Membranae interosseae) zwi-schen Ulna (Elle) und Radius (Speiche) oder zwischen Tibia undFibula (Schien- und Wadenbein)

J Bandverbindungen der WirbelsäuleJ Verankerungen der Zahnwurzeln in den Kiefern

Knorpel ist das verbindende Gewebe bei Synchondrosen. Diese sinddruckstabil, z. B. Bandscheiben, Schambeinfuge (Symphyse) undEpiphysenfugen. Bei Synostosen verschmelzen Knochen miteinan-der, z. B. Wirbel des Kreuzbeins (Os sacrum), Hüftbein (Os coxae)und die Schädelnähte (Suturen) beim Erwachsenen.

3.1.3 Gelenkformen und Bewegungsmöglichkeiten

Die Bewegungsmöglichkeiten der einzelnen Gelenke richten sichnach funktionellen Gegebenheiten. Je nach Funktion unterscheidetman folgende Gelenktypen:J KugelgelenkeJ ScharniergelenkeJ Rad- oder Zapfengelenke

ALLGEMEINE SKELETTANATOMIE

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Unechte GelenkeGelenkspalt und Ge-lenkhöhle fehlen;Arten: Syndesmosen,Synchondrosen undSynostosen.

Gelenkformenje nach Funktion Ku-gel-, Scharnier-, Rad-oder Zapfen-, Ei-,Sattel- und Schiebe-gelenke.

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J EigelenkeJ SattelgelenkeJ Schiebegelenke

Ebenen und Achsen

Bewegungen liegen in (gedachten) Ebenen und finden um (ge-dachte) Achsen statt (siehe Buchbeginn). Durch den Körper unddurch Gelenke lassen sich beliebig viele Ebenen legen. Drei Ebenensind definiert:J Sagittalebenen, die den Körper in rechte und linke Teile teilen;mit mittlere Sagittalebene nennt man Symmetrie- oder Median-ebene;

J Frontalebenen, die den Körper in dorsale und ventrale Teile teilenund

J Transversalebenen, die den Körper in kaudale und kraniale Teileteilen.

Die Achsen, um die die Knochen sich bewegen, werden nach denbeiden Bewegungsrichtungen bezeichnet, z. B. Flexion-/Extensions-achse, Ab-/Adduktionsachse, Rotationsachse usw. Zusätzlich wirddie Lage der Achsen in Bezug auf den Körper als Schnittlinien von 2Ebenen beschrieben. Man unterscheidetJ frontotransversale Achsen, z. B. die Flexion-/Extensionsachse desSchultergelenks,

J sagittotransversale Achsen, z. B. die Ab-/Adduktionsachse desSchultergelenks,

J frontosagittale Achsen, z. B. die Innen-/Außenrotationsachse desSchultergelenks.

Im therapeutischen Sprachgebrauch werden die Achsen häufig wiefolgt bezeichnet:

3 BEWEGUNGSAPPARAT

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Diagramm 3.3 Gelenkformen

AchsenJ Horizontal- oderTransversalachse =Extension und Fle-xion

J Sagittalachse =Ab- und Adduktion

J Longitudinal-achse = Innen- undAußenrotation

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J frontotransversaleAchsenalsHorizontal- oderTransversalachsen,J sagittotransversale Achsen als Sagittalachsen,J frontosagittale Achsen als Longitudinalachsen.

Kugelgelenke

Bei Kugelgelenken (z. B. Schulter- oder Hüftgelenk) ist der Gelenk-kopf mehr oder weniger rund und die Gelenkpfanne nimmt denKopf entsprechend auf. In Kugelgelenken sind Bewegungen in allenRichtungenmöglich. Bezeichnetwerden Bewegungen in sechs Rich-tungen um die drei definierten Achsen:J Extension und Flexion um die HorizontalachseJ Abduktion und Adduktion um die SagittalachseJ Innenrotation und Außenrotation um die Longitudinalachse

Scharniergelenke

Der Gelenkkopf von Scharniergelenken (z. B. Kniegelenk oder Fin-gergelenk) ist zylinderförmig und wird von einer entsprechendenGelenkpfanne aufgenommen. Scharniergelenke ermöglichen Bewe-gungen um eine einzige Achse und nur in zwei Richtungen (Hori-zontalachse = Extension und Flexion).

Rad- oder Zapfengelenke

Bei Radgelenken läuft eine runde Gelenkfläche in einer halbmond-förmigen Vertiefung, verbunden durch ein Ringband (z. B. proxima-les Radioulnargelenk), bei Zapfengelenken wird ein knöchernerDorn von einem knöchernen Ring umschlossen (z. B. Atlantoaxial-gelenk). Beide Gelenkarten lassen Bewegungen um eine Achse undin zwei Richtungen zu: Longitudinalachse = Supination und Prona-tion (proximales und distales Radioulnargelenk) bzw. Kopfdrehung(Atlantoaxialgelenk).

Eigelenke

Eigelenke haben ovale Gelenkflächen, die miteinander korrespon-dieren, und lassen Bewegungen um zwei Achsen und in vier Rich-tungen zu.J z. B. proximales Handgelenk:

– Horizontalachse = Extension und Flexion (Palmarflexion, Dor-salextension)

– Sagittalachse = Abduktion und Adduktion (Ulnarabduktion undRadialabduktion)

ALLGEMEINE SKELETTANATOMIE

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KugelgelenkeJ Horizontalachse =Extension und Fle-xion

J Sagittalachse =Ab- und Adduktion

J Longitudinal-achse = Innen- undAußenrotation

ScharniergelenkeHorizontalachse =Extension und Fle-xion.

Rad- oder Zapfenge-lenkeLongitudinalachse =Supination und Pro-nation des Unterarmsbzw. Rotation zwi-schen Atlas und Axisin der Halswirbel-säule.

EigelenkeJ Horizontalachse =Extension und Fle-xion, Sagittalachse= Abduktion undAdduktion

J oder Horizontal-achse = Kopfnicken,Sagittalachse =Kopfneigen

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J Atlantookzipitalgelenk:– Horizontalachse = Kopfnicken– Sagittalachse = Kopfneigen

Sattelgelenke

Das Daumengrundgelenk entspricht einem Sattelgelenk. Dabei „rei-tet“ die eine Gelenkfläche auf der anderen wie auf einem Sattel. Beidiesem Gelenk sind vier Richtungen und zwei Achsen möglich:J Sagittalachse = Abduktion und AdduktionJ Longitudinalachse = Opposition und Reposition

Schiebegelenke, plane Gelenke

Durch die „ebenen“ Gelenkflächen können bei Schiebegelenken(syn. plane Gelenke) zwei Knochen gegeneinander verschoben wer-den. Schiebegelenke befinden sich zwischen den Hand- und Fuß-wurzelknochen oder zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule.

3.2 Allgemeine Muskellehre

Tipp: Lernen Sie Muskeln immer am Skelett. Legen Sie Bänderoder Fäden im Verlauf eines Muskels vom Ursprung an einemKnochen bis zum Ansatz am anderen Knochen. Schauen Sie,welches Gelenk bzw. welche Gelenke der Muskel überbrückt.So können Sie nachvollziehen, welche Bewegungen er durchsein Zusammenziehen (Kontraktion) ermöglicht.Abb. 3.4 zeigt alle oberflächlich liegende Muskeln.

Am Muskel wird der Muskelbauch von den Kraft übertragendenSehnen unterschieden. Der Ursprung der Rumpfmuskeln befindetsich kopfwärts (kranial), bei den Extremitätenmuskeln körpernah(proximal) und ihr Ansatz ist entsprechend steißwärts (kaudal) bzw.körperfern (distal).Muskeln können nur ein Gelenk oder mehrere überbrücken. Man

unterscheidet ein- und mehrgelenkige Muskeln. Der M. brachialisz. B. überbrückt nur das Ellbogengelenk, er ist eingelenkig. Der M.biceps brachii überbrückt Schulter- und Ellbogengelenk, er istmehrgelenkig. Mehrgelenkige Muskeln haben ihre Hauptfunktionin der Regel im distalen Gelenk. Sie können dort die beste Wirkungentfalten, wenn sie sich nicht über beide Gelenke gleichzeitig ver-kürzen müssen.

3 BEWEGUNGSAPPARAT

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DaumensattelgelenkJ Sagittalachse =Abduktion und Ad-duktion

J Longitudinal-achse = Oppositionund Reposition

Schiebegelenkezwischen Hand- undFußwurzelknochenoder zwischen Wir-beln.

MuskelMuskelbauch undSehnen.J Ursprung: kranialbzw. proximal amKnochen

J Ansatz: kaudalbzw. distal

FunktionseinteilungJ ein- und mehr-gelenkige Muskeln

J AgonistJ SynergistJ Antagonist

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ALLGEMEINE MUSKELLEHRE

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Abb. 3.4a+b Oberflächliche Muskulatur.a dorsale Muskelketten.

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3 BEWEGUNGSAPPARAT

78b ventrale Muskelketten.

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