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ARTICLE IN PRESS
BUCHBESPRECHUNGEN 93
neuen Ansatzes—die genialen Ideen des AachenerOrthopaden Friedrich Pauwels, dessen Theorie zurKausalen Histogenese im Zeitalter der molekular-biologischen Untersuchungstechniken auch unterzellbiologischen Aspekten ihre Bestatigung erlan-gen. Wer ware in unserer Zeit berufener, eineBiomechanik zu schreiben, als Benno Kummer, derals Schuler von Friedrich Pauwels dessen Theorienund praktische Anwendungen aus erster Handerfahren hat und gleichzeitig seine eigenstandigeForschung auf diesem Gebiet auf internationalemNiveau betrieb! Auf diese Synopse haben vieleOrthopaden und Unfallchirurgen, aber auch einigeAnatomen gewartet. Das Buch von Benno Kummerwar uberfallig!
Das Werk ist sinnvoll gegliedert. Im ersten Teilwerden die Grundlagen der Biomechanik in einerallgemeinen Ubersicht vermittelt. Auch wer alsGymnasiast oder in der Vorklinik mit der Physik aufKriegsfuß stand, wird dem Autor folgen konnen. Diein der Bewerbung durch den Verlag verbreiteteAussage, Biomechanik sei gar nicht so schwer, trifftim Prinzip zu, was aber nicht heißt, die hierabgehandelten Inhalte seien nicht anspruchsvoll.Im Gegenteil! Der Leser wird sich freuen, z. B. inden Abschnitten des passiven und aktiven Bewe-gungsapparates auf vertraute morphologischeKenntnisse aus dem Studium zu stoßen. DerWiedererkennungseffekt ist ein positiver Anreiz,sich gleichzeitig in die dazugehorige Biomechanikder Gewebe zu vertiefen. Er wird Neues erfahrenund Bekanntes repetieren. Als Beispiel sei aufdas Kapitel 2.4.4 ‘‘Biomechanik der Frakturhei-lung’’ verwiesen; hier gelingt dem Autor derBruckenschlag zwischen Biomechanik und derenklinischer Anwendung in besonders uberzeugenderWeise. Bei der Darstellung des Themas finden diemodernen Methoden der Morphologie und derFrakturbehandlung gleichermaßen Berucksichti-gung. Im Kapitel 6 ‘‘Biomechanische Voraussetzun-gen der Bipedie des Menschen’’ mogen manchemalteren Leser Reminiszenzen an seine Anatomie-vorlesungen kommen, als vergleichende Anatomiesinnvoll in den Unterricht einbezogen wurde.
Kummer versteht es, mit seinem fundiertenWissen der vergleichenden Morphologie im Verbundmit der Biomechanik auch deren praktisch—kli-nische Bedeutung verstandlich zu machen. Derspezielle Teil befasst sich mit der Biomechanikvon unterer Extremitat, oberer Extremitat,Wirbelsaule und Kauapparat. Der Leser wird esbegrußen, dass in die speziellen biomechanischenThemen gewissermaßen als Repetitorium diesystematische Anatomie unter funktionellenGesichtspunkten integriert wurde. Wegen dieserKombination sei der spezielle Teil vor allem jungenFachkolleginnen und –kollegen empfohlen, die‘‘abkommandiert’’ werden, den Bewegungapparatzu lesen, obwohl dieser weit entfernt von ihremForschungsgebiet liegt. Man kann solides funktio-nelles Wissen erwerben und weitergeben, so dassdas Erlernen der Systematik unter funktionellenund klinischen Gesichtspunkten den Studierendensinnvoll erscheint.
Das Werk ist mit uber 700 Abbildungen undTabellen reichlich illustriert. Neben den anschau-lichen Skizzen zur Biomechanik vermitteln Zeich-nungen und Fotos vor allem morphologischeBefunde. Man wunscht sich manche Abbildungenzur Erkennung von Details großer, dies lasst das vomVerlag gewahlte Format leider nicht zu. Dieses Buchvermittelt nicht nur Wissen, es bewahrt auchwissenschaftliche Erkenntnisse vergangener Zeitvor dem Vergessen. Klinikern ist die Bedeutungdieses Werkes bewusst, Benno Kummer wurde dafur2006 mit dem Carl–Rabl–Preis ausgezeichnet. DerRezensent empfiehlt seinen Fachkolleginnen und–kollegen die Biomechanik von Benno Kummervorrangig zur Vorlesungs– und Seminargestaltung.Den Autor wird es sicher besonders freuen, wennseine Darstellung junge Wissenschaftler dazu an-regt, sich forschend fur die Biomechanik desBewegungsapparates zu begeistern.
Bernhard TillmannKiel, Germany
E-mail address: [email protected]
10.1016/j.aanat.2005.06.006
Anatomie des Gehirns. Interaktives Lernpro-gramm, Version 3.0. Bock R. Urban & Fischerbei Elsevier, Munchen (2006) (h49.95, ISBN: 3-437-41308-2)
Das interaktive Lernprogramm der Anatomie desGehirns wird auf CD-ROM geliefert und lasst sich
leicht unter Windows Betriebssystemen installie-ren. Nach der Installation kann das Computer BasedTraining Programm nur gestartet werden, wenn dieCD-ROM im Laufwerk liegt.
Nach dem Anklicken des Bucherverzeichnis Sym-bols werden 14 Themen (Bucher) angeboten, dieinteraktiv durchgearbeitet werden konnen. Die
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BUCHBESPRECHUNGEN94
Themen folgen im wesentlichen den topografischenEinheiten des ZNS und zwei funktionellen Einheiten(olfaktorisches System, optisches System), wobeiandere Systeme wie akustisches, vestibulares odersensomotorisches nicht aufgefuhrt wurden. Ein Buchfuhrt in die Orientierungsbegriffe ein, gefolgt vomallgemeinen Aufbau des ZNS. Das Ventrikelsystemwird ebenso wie die Gefaße als separates Buchbehandelt. Als neuroanatomische Kapitel im en-geren Sinne verbleiben die Bucher
’’Graue und weiße
Substanz
’’
,’’Oberflache des Prosencephalon
’’
,’’Sek-
tion des Prosencephalon
’’
, der innere Aufbau desProsencephalon und schließlich
’’Hirnstamm und
Kleinhirn
’’
. Die Bucher’’Das Gehirn im NMR-Bild
’’
und’’Physikumsfragen
’’
bilden den Abschluss derAuswahlliste. Jedes Buch besitzt zudem ein Inhalts-verzeichnis, aus welchem direkt bestimmte Ansichtenoder Themen ausgewahlt werden konnen.
Nach dem Doppelklick auf ein entsprechendesBuch wird dieses
’’aufgeschlagen
’’
und der Benutzerkann Seite fur Seite am Bildschirm durcharbeiten.Der grundsatzliche Aufbau gestaltet sich so, dass aufder linken Bildschirmhalfte topografische Erkla-rungen und Wortdefinitionen zu den anatomischenStrukturen aufgefuhrt sind, die in der rechtenBildschirmhalfte in Form einer Abbildung oder Grafikzu erkennen sind. Teilweise kann der Benutzerbestimmte Begriffe in der linken Fensterhalfteeinfugen und sich in der Abbildung anzeigen lassen.Diese Wissenstests konnen von dem Programmauch ausgewertet werden. Meistens sind dieErklarungen so gehalten, dass die Begriffe ange-klickt werden konnen und der entsprechendetopografische Bereich in dem Bild farblich markiertwird. Ein
’’Eulen Symbol
’’
gibt Informationen zuSynonymen, durch Doppelklicken des
’’Skalpel Sym-
bols
’’
kann der Benutzer interaktiv eine makrosko-pische Struktur durchtrennen. Zudem konnenmakroskopische Praparate wie z.B. der Hirnstamminteraktiv um 360 Grad gedreht werden. Kippungenund Vergroßerungen sind jedoch nicht moglich. Zubestimmten Praparaten gibt es schematisierte Dar-
stellungen, welche symbolische Informationen bein-halten, die angezeigt werden, wenn der Benutzerden Mauszeiger auf diese richtet. Das
’’Informations
Symbol
’’
bietet tiefergehende Erklarungen.Eine wirklich gut ausgearbeitete Eigenschaft ist
das Buch mit den multiplanar rekonstruierten NMR-Bildern. Der Benutzer kann die Schnittebenenfestlegen und sowohl die Frontalebene als auchdie Sagittalebene gleichzeitig am Bildschirm be-trachten. Uber die Inhaltverzeichnisfunktion diesesBuches ist es auch moglich, die Schnitte in derTransversalebene anzeigen zu lassen. Mit Hilfe desObjektindex konnen Begriffe anatomischer Struk-turen angeklickt werden, die dann in den Bilderngekennzeichnet werden. Mit der Lupenfunktionkann der Benutzer ihn interessierende Bereiche inbeiden NMR-Ansichten auswahlen und vergroßern.In dieser dritten Programmversion fehlen nocheinige wichtige funktionelle Systeme. Positiv her-vorzuheben sind die interaktiv steuerbaren okulo-motorischen Reflexe. Histologische und embryo-logische Aspekte wurden inzwischen teilweiseeingearbeitet.
Die gewohnungsbedurftige Bedienungsoberflachedes Lernprogramms konnte
’’Windows
’’
einheit-licher zugeschnitten werden, was jedoch aufgrunddes hohen Strukturierungsgrades von objektorien-tierten Fensteroberflachen auch Nachteile in sichbirgt. In der vorliegenden Form kann der Benutzerdirekt mit den Seiten arbeiten ohne sich erst durchMenues und Untermenues zu klicken. Leider ist dasAusdrucken oder Exportieren von Abbildungen mitden Mitteln, die das Programm bietet, nichtmoglich.
Empfehlenswert erscheint das interaktive Lern-programm sowohl fur Studenten der Medizin undBiowissenschaften, als auch fur Arztinnen und Arztein der Weiterbildung.
Oliver SchmittRostock, Germany
E-mail address: [email protected]
10.1016/j.aanat.2006.08.002