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Diplomarbeit
Anatomische und funktionelle Ergebnisse nach primärer Amotiochirurgie an der Universitäts-
Augenklinik Graz in den Jahren 2001-2006
eingereicht von
Philipp Emanuel Augustin
30.12.1987
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitäts-Augenklinik Graz
unter der Anleitung von
Univ. Prof. Dr. Andreas Wedrich
Graz, am 28.04.2014 Philipp E. Augustin
i
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am 28.04.2014 Philipp E. Augustin
ii
Danksagungen
Ich möchte mich an dieser Stelle bei den vielen Menschen bedanken, die mich am
Erstellen meiner Diplomarbeit persönlich und fachlich unterstützt haben.
Nicht zuletzt für die Bereitstellung des Diplomarbeitsthemas möchte ich mich recht
herzlich bei meinen Betreuern Prof. Dr.Andreas Wedrich und Dr. Eva-Maria
Pöschl bedanken. Eine bessere Betreuung kann man sich wohl kaum wünschen.
Danke Eva, unter deiner Obhut konnte ich vieles lernen und wachsen. Du hast mir
stets das Gefühl vermittelt, nicht alleine mit meinen Aufgaben und Problemen zu
sein!
Weiterhin bedanke ich mich bei Herrn Dr. Domagoj Ivastinovic für die freundliche
Unterstützung und dafür, dass er ein offenes Ohr für mich hatte.
Ganz besonders möchte ich mich bei Michaela Schoberl bedanken. Ohne dich
hätte ich vieles nicht erreicht. Durch dein Verständnis und deine Geduld mir
gegenüber haben sich viele Perspektiven aufgetan und ich konnte Kräfte
sammeln, um meine Projekte voranzutreiben.
Ich bedanke mich bei meinen Eltern, die mich jahrelang finanziell und emotional
unterstützt und mir somit meine Ausbildung erst ermöglicht haben.
Ohne meine Schulfreundin Juliane Körbler würde ich wahrscheinlich immer noch
im Statistikdunkel tappen. Danke Juliane für dein Engagement!
Dank gebührt auch meinem Bruder Christoph Augustin, der mir auch in schweren
Zeiten stets ein guter Freund war.
iii
Zusammenfassung
Hintergrund: Die rhegmatogene Netzhautabhebung ist eine schwere Erkrankung
des Auges, die ohne Behandlung zur Erblindung führen kann. Es wird kontrovers
diskutiert, welche chirurgische Methode zur Versorgung der rhegmatogenen
Netzhautabhebung im Hinblick auf das operative Outcome überlegen ist. In dieser
Studie wurden anhand der im Zeitraum 2001-2006 an der Universitätsaugenklinik
Graz gesammelten Patientendaten eine ergebnisorientierte Gegenüberstellung
von eindellenden Verfahren und der primären 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie
(20g ppV) zur Versorgung der rhegmatogenen Netzhautabhebung erarbeitet.
Aufbau: Retrospektive Datenanalyse
Methoden: Im ersten Teil der Arbeit wurden sämtliche Krankengeschichten von
Patienten, die im Zeitraum Jänner 2001 bis Dezember 2005 an der Universitäts-
Augenklinik Graz wegen einer rhegmatogenen Netzhautabhebung erstoperiert
wurden, evaluiert. Es handelt sich um Patienten, die entweder mittels eindellenden
Verfahren oder mittels 20g ppV behandelt wurden. Das so generierte
Patientenkollektiv wurde mittels deskriptiver Statistik beschrieben. Im Hinblick auf
einen möglichen Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode wurden Zielgrößen
wie Alter, Makulastatus und Linsenstatus mittels Kontingenztabellen und
Chiquadrat-Test analysiert. Weiters wurde die Dauer des stationären Aufenthaltes
der PatientInnen, bezogen auf die unterschiedlichen Operationsmethoden, die
primäre Anlagerate sowie die Reamotiorate untersucht.
Im zweiten Teil der Arbeit wurden die Operationsergebnisse von eindellenden
Operationsverfahren und 20g ppV mit Gastamponade mittels verbundenen
Testverfahren verglichen. Hauptzielgrößen waren Visus bei bester Korrektur und
der Augeninnendruck. Die Werte wurden präoperativ zum Zeitpunkt der
Aufnahme, postoperativ zur Entlassung und im Rahmen einer Nachuntersuchung
gemessen. Ausschlusskriterien waren Minderjährigkeit, Follow-up unter drei
Monaten, Reamotiooperation, andere Reoperationen am Augenhintergrund und
20g ppV mit Silikonöltamponade. Lichtempfinden, Handbewegungen,
Fingerzählen und Dezimalvisus wurden entsprechend der Literatur und zur
besseren statistischen Auswertung in logMAR umgewandelt. Die Daten wurden
mittels Kolomogorow-Smirnow Test auf Normalverteilung getestet. Normalverteilte
Daten wurden mit parametrischen Testverfahren (Student´s t-Test), nicht
iv
normalverteilte Daten mit nichtparametrischen Testverfahren (Mann-Whitney-U-
Test, Wilcoxon-Rangsummen-Test), ausgewertet.
Ergebnisse: Teil I: Im Zeitraum 2001-2006 wurden 477 PatientInnen erstoperiert
und 474 PatientInnen eingeschlossen. Eindellende Verfahren wurden in 85%
angewandt. 63(13,4%) Patienten wurden reoperiert. Die primäre Anlagerate
betrug nach eindellenden Verfahren 80,5% und nach 20g ppV mit Gas 66,6% und
nach Silikonöltamponade 79,4%. Es konnte kein signifikanter Unterschied
zwischen den Methoden festgestellt werden (p=0,195). Die Reamotiorate betrug
19,7% und war bei 20g ppV mit Gastamponade am höchsten(33,3%). Aufgrund
der Datenlage kann im Allgemeinen nicht angenommen werden, dass es einen
Zusammenhang zwischen präoperativem Linsenstatus (p=0,235), präoperativem
Makulastatus (p=0,535) und dem Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Operation
(p=0,367) und der Wahl der Operationsmethode gibt.
Teil II: 128 Patienten konnten aus dem Kollektiv in die Studie eingeschlossen
werden. Davon wurden 117(91%) mittels eindellenden Verfahren und 11(8.6%)
mittels 20g ppV mit Gastamponade versorgt. Mit 4,56±1,37 Tagen war die
mittleren Aufenthaltsdauer in der Gruppe der eindellenden Verfahren signifikant
(p=0,000) kürzer als in der Gruppe der 20g ppV, in der die Patienten im Mittel
6,82±1,08 Tage stationär aufgenommen wurden. Die Augeninnendruckdifferenz
der präoperativen Werte zu den postoperativen Werten des Follow-up,
unterschieden sich, bezogen auf die unterschiedlichen Operationsmethoden, nicht
signifikant voneinander (p=0,559). Bezüglich der Sehschärfe konnte ein
signifikanter Unterschied zwischen den zwei zu vergleichenden
Operationsmethoden festgestellt werden (p=0,047). Der Visus der Patienten, die
mittels eindellenden Verfahren behandelt wurden, war signifikant (p=0,023) besser
als in der Vergleichsgruppe der Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade.
Schlussfolgerung: Im Zeitraum 2001-2006 kamen hauptsächlich eindellende
Verfahren zur Anwendung und nur wenige 20-gauge Pars-plana-Vitrektomien
wurden durchgeführt. Die Baseline- Charakteristika entsprechen den in der
Literatur angeführten Werten. Der stationäre Aufenthalt gestaltete sich nach
eindellenden Verfahren signifikant kürzer. Es konnte kein signifikanter Unterschied
bezüglich der Augeninnendruckveränderung zwischen den Gruppen festgestellt
werden. Der Visus nach eindellenden Verfahren war signifikant besser als in der
v
Gruppe der 20g ppV mit Gas, was durch die geringe Patientenzahl und eine
höhere postoperative Kataraktrate in der Vitrektomiegruppe erklärt werden könnte.
vi
Summary
Introduction: Rhegmatogenous retinal detachment (RRD) is a serious disease of
the eye and - without any treatment- a potentially blinding condition. There is a
controversy about superior treatment between scleral buckling and pars plana
vitrectomy. In this study we compared outcome measurements of patients who
had been treated for RRD in the period of 2001 to 2006 at the University Hospital
Graz.
Design: Retrospective data analysis
Methods: In the first part of this diploma thesis, medical records of all patients,
who underwent RRD treatment, either with scleral buckling procedures or 20-
gauge pars plana vitrectomy (ppV) between Jannuary 2001 and December 2005
at the University Eye Hospital Graz, were evaluated.
It concerned patients who had been treated either by scleral buckling methods or
by 20-gauge ppV. The results arising from this were described by descriptive
statistics. As to a possible effect on the selection of the surgery technique, target
values like age, macula status and lens status were analysed by means of
contingency tables and Chi-squared tests. In addition, differences in the duration
of hospitalization dependent on operation methods were checked as well as
primary anatomic success rate, further re-detachment rate was analysed.
In the second section of the study the results of best-corrected visual acuity and
intraocular pressure after scleral buckling methods versus 20-gauge ppV with gas
tamponade were compared. Values were measured before surgery at the time of
hospitalization, postoperative when leaving hospital and during a final post
examination. Exclusion criteria were under-age, follow-up under 3 months,
resurgery because of reamotio ,or other causes on the eye background and
vitrectomy with a silicon-oil-tamponade. Light perception, hand motion, counting
fingers and decimal visus were converted into logMar according to the literature
and for a better statistical evaluation. The data were tested by means of the
Kolomogorow-Smirnow test for standard distribution. Normally distributed data
were evaluated by parametic testing methods (student´s t-Test), data which were
not normally distributed were evaluated by non-parametric testing methods (Mann-
Whitney-U-Test, Wilcoxon Rank-Sum test).
vii
Results: Part I: In the period between 2001 and 2006, 472 patients underwent
surgery because of retinal detachment. One patient was not included because of
incomplete data. Scleral buckling methods were preferred (85%). 63 patients
(13.4%) were re-operated. The highest primary reattachment rate resulted after
scleral buckling treatment (80,5%), followed by vitrectomy with silicon-oil-
tamponade (79,4%) and 20g ppV with gas tamponade (66,6%). No significant
difference could be found between these methods (p=0,195). The redetachment
rate amounted to 19.7% and was highest with vitrectomy with gas tamponade
(33.3%). From the test results it cannot be assumed in general that there is a
connection between the pre-operative lens status (p=0,235), the pre-operative
macula status (p = 0,535) and the patient´s age at the time of the operation (p =
0,367) and the selection of the operation method.
Part II: 128 patients were included for evaluation of the endpoints best- corrected
visual acuity and intraocular pressure (see exclusion criteria in “Methods”). 117
(91%) were treated by scleral buckling methods and 11 (8.6%) by 20-gauge ppV
with gas tamponade. The average hospitalization of 4.56 ± 1.37 days for the group
of patients treated by the scleral buckling methods was significantly shorter
(p=0.000) than in the group of 20-gauge ppV, where the hospitalization on average
was 6.82±1.08 days. The intraocular pressure before and after surgery didn`t differ
much when comparing the various surgical tecniques (p=0.559). As to the best-
corrected visual acuity, the difference in the results of the two different surgical
methods was more obvious (p=0,047). The best-corrected visual acuity of the
patients undergoing the scleral buckling operation methods was significantly better
(p=0,023) than that obtained by the 20g ppV with gas tamponade.
Conclusion: In the period between 2001 and 2006 it was mainly the scleral
buckling operation method that was applied. Only 14,7% of surgery were done by
20-gauge pars plana vitrectomy. The baseline characteristics are consistent with
the values shown in the literature. The hospitalization is much shorter with scleral
buckling operations. In intraocular pressure there was no significant difference
between the two methods. The best-corrected visual acuity was much better after
the scleral buckling surgery. A possible explanation for this result could be the
small number of patients in the group of vitrectomy and higher risk of cataract
progression.
viii
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen ...................................................................................................... ii
Zusammenfassung .............................................................................................. iii
Summary .............................................................................................................. vi
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................. viii
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ x
Tabellenverzeichnis ........................................................................................... xii
1 Einleitung ..................................................................................................... 13
1.1 Epidemiologie .......................................................................................... 13
1.2 Aufbau und Physiologie der anliegenden Netzhaut ................................. 14
1.3 Einteilung der Netzhautabhebungen ....................................................... 15
1.3.1 Exsudative Netzhautabhebung ......................................................... 15
1.3.2 Traktive Netzhautabhebung .............................................................. 16
1.3.3 Rhegmatogene Netzhautabhebung .................................................. 16
1.4 Risikofaktoren der rhegmatogenen Netzhautabhebung .......................... 17
1.4.1 Hintere Glaskörperabhebung ............................................................ 17
1.4.2 Periphere retinale Degenerationen ................................................... 18
1.4.3 Myopie .............................................................................................. 20
1.4.4 Kataraktextraktion und andere Operationen am Auge ...................... 20
1.4.5 Traumata nicht chirurgischer Genese ............................................... 21
1.4.6 Erbkrankheiten.................................................................................. 22
1.5 Diagnose der rhegmatogenen Netzhautabhebung .................................. 24
1.6 Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabhebung .............................. 26
1.6.1 Geschichtlicher Abriss ...................................................................... 26
1.6.2 Technik der Plombenchirurgie .......................................................... 27
1.6.3 Technik der Pars-plana-Vitrektomie .................................................. 29
1.6.4 Pneumatische Retinopexie ............................................................... 31
1.6.5 Vor- und Nachteile der Plombenchirurgie ......................................... 31
1.6.6 Vor- und Nachteile der Pars-plana-Vitrektomie ................................ 32
1.7 Postoperative Augeninnendruckerhöhung .............................................. 33
1.8 Ziel der Diplomarbeit ............................................................................... 35
2 Material und Methoden ............................................................................... 35
2.1 Studiendesign ......................................................................................... 35
ix
2.2 Einschlusskriterien .................................................................................. 36
2.3 Ausschlusskriterien ................................................................................. 37
2.4 Ethische Überlegungen ........................................................................... 37
2.5 Datenerhebung ....................................................................................... 38
2.6 Statistische Methoden ............................................................................. 40
3 Ergebnisse ................................................................................................... 41
3.1 Teil I ........................................................................................................ 41
3.1.1 Baseline Charakteristika aller eingeschlossenen PatientInnen ......... 41
3.1.2 Primäre Anlagerate ........................................................................... 50
3.1.3 Reamotiorate .................................................................................... 53
3.1.4 Reoperationen aus anderen Gründen als Reamotio ......................... 53
3.1.5 Follow-Up ......................................................................................... 54
3.1.6 Stationäre Aufenthaltsdauer nach initialer Anlage der Netzhaut ....... 54
3.2 Teil II ....................................................................................................... 57
3.2.2 Outcome der Operationsmethoden ................................................... 61
4 Diskussion ................................................................................................... 68
4.1 Teil I ........................................................................................................ 68
4.1.1 Primäre Anlagerate ........................................................................... 69
4.1.2 Follow-up .......................................................................................... 71
4.2 Teil II ....................................................................................................... 71
4.2.1 Augeninnendruck .............................................................................. 72
4.2.2 Visus bei bester Korrektur ................................................................ 73
4.3 Kritik und Limitierungen ........................................................................... 74
4.4 Schlussfolgerung ..................................................................................... 75
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 77
x
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schnitt durch ein embryonales menschliches Auge. ....................... 14
Abbildung 2: Histologischer Aufbau der menschlichen Netzhaut. ........................ 15
Abbildung 3: a) Komplette hintere Glaskörperabhebung. b) Manifestes
Netzhautloch ................................................................................... 18
Abbildung 4: Gitterförmige Degenerationen in abgelöster Netzhaut.(25) ............. 19
Abbildung 5: Ultraschall einer totalen Netzhautabhebung. ................................... 25
Abbildung 6: Optische Kohärenztomographieaufnahme der gesunden Netzhaut im
Bereich der Makula. ........................................................................ 25
Abbildung 7: Schema der Versorgung einer abgelösten Netzhaut durch das
Aufnähen einer Silikonschaumstoffplombe. .................................... 28
Abbildung 8: Wiederanlage der Netzhaut durch Unterfütterung des Netzhautloches
durch die aufgenähte Plombe ......................................................... 29
Abbildung 9: Schema der 3-Port Pars Plana-Vitrektomie am horizontal
geschnittenen Auge......................................................................... 31
Abbildung 10: Geschlechterverteilung innerhalb der Altersgruppen ..................... 43
Abbildung 11: Darstellung der Häufigkeiten des präoperativen Linsenstatus
bezogen auf die Operationsmethode. ........................................... 46
Abbildung 12: Darstellung des Makulastatus zum Zeitpunkt der stationären
Aufnahme ...................................................................................... 48
Abbildung 13: Darstellung der Verteilung innerhalb der Operationsmethoden
während des Beobachtungszeitraumes. ....................................... 50
Abbildung 14: Flowchart des anatomischen Outcomes. ....................................... 53
Abbildung 15: Darstellung der prä- und postoperativen Augeninnendruckwerte bei
eindellenden Verfahren. ................................................................ 62
xi
Abbildung 16: Darstellung der prä- und postoperativen Augeninnendruckwerte bei
20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. ................................................. 63
Abbildung 17: Augeninnendruckdifferenz präoperativ zu Follow-up bei eindel-
lenden Verfahren und 20-gaugePars-plana-Vitrektomie ............... 64
Abbildung 18: Visusverlauf bei bester Korrektur und Behandlung durch
eindellende Verfahren. .................................................................. 65
Abbildung 19: Visusverlauf bei bester Korrektur und Behandlung durch 20-gauge
Pars-plana-Vitrektomie. ................................................................. 66
Abbildung 20: Visusdifferenz präoperativ zu Follow-up bei eindellenden Verfahren
und 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. .......................................... 67
xii
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gruppierung der Refraktionswerte und deren prozentuelle sowie
absolute Häufigkeit. ............................................................................. 40
Tabelle 2: Altersgruppen und deren prozentuelle und absolute Häufigkeit. ......... 42
Tabelle 3: Häufigkeiten des präoperativen Linsenstatus bezogen auf ................. 45
Tabelle 4: Makulastatus zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme bezogen auf die
Operationsmethode. ............................................................................ 47
Tabelle 5: Operationsaufkommen während des Beobachtungszeitraumes. ......... 49
Tabelle 6: Primäre Anlagerate innerhalb der Operationsmethoden. ..................... 51
Tabelle 7: Primäre Anlagerate der phaken Augen innerhalb der
Operationsmethoden. .......................................................................... 52
Tabelle 8: Primäre Anlagerate der a- und pseudophaken Augen innerhalb der
Operationsmethoden. .......................................................................... 52
Tabelle 9: Zusammengefasste Daten aller erstbehandelten PatientintInnen. ...... 56
Tabelle 10: Zusammengefasste Daten der zur Untersuchung funktioneller
Operationsergebnisse eingeschlossenen PatientInnen. .................... 60
Tabelle 11: Überblick der Augeninnendruckveränderungen vor und nach
eindellender Verfahren. ..................................................................... 61
Tabelle 12: Überblick der Augeninnendruckveränderungen vor und nach 20-gauge
Pars-plana-Vitrektomie. ..................................................................... 63
Tabelle 13: Visus bei bester Korrektur im Verlauf. ............................................... 67
13
1 Einleitung
Trotz kontinuierlich gewonnener Erkenntnisse und Errungenschaften in den
Bereichen der Pathophysiologie und der vitreoretinalen Chirurgie sind sowohl
Ursache als auch Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabhebung
Gegenstand der aktuellen Forschung.
Bei Vorliegen einer Netzhautabhebung handelt es sich um einen
ophthalmologischen Notfall. Da es zu einem erheblichen Visusabfall und ohne
Behandlung auch zu einem Erblinden des betroffenen Auges kommen kann, ist
eine suffiziente Therapie zum Erhalt der Sehkraft zwingend notwendig (1).
Zur Therapie der rhegmatogenen Netzhautabhebung stehen verschiedene
Operationsmethoden zur Verfügung, die allesamt sowohl Vorteile als auch
Nachteile mit sich bringen. Zu den wichtigsten Anwendungen zählen
exochirurgische bzw. eindellende Verfahren, wie Plomben- oder
Cerclagenaufnähung mit und ohne Punktion, die primäre Pars-plana-Vitrektomie
(ppV) mit Endotamponade, die pneumatische Retinopexie sowie
Kombinationsbehandlungen der genannten Methoden (2,3).
Trotz der potentiellen Auswirkungen dieser Erkrankung und obwohl die
rhegmatogene Netzhautabhebung nach wie vor eine der bedeutendste
Indikationen zur vitreoretinalen Chirurgie darstellt, gibt es bis zum heutigen Tag
keine allgemein gültige Therapieempfehlung (4,5).
Es bestehen, abhängig von den einzelnen Behandlungszentren, signifikante
Unterschiede bezüglich der Wahl und der Frequenz der angewandten
Operationsmethoden (6). Aufgrund des fehlenden Konsens wird international
darüber diskutiert, welche Methode zur Versorgung der rhegmatogenen
Netzhautabhebung überlegen ist und welche Kriterien zur Wahl der Methode
ausschlaggebend sind.
1.1 Epidemiologie
Die weltweite Inzidenz der rhegmatogenen Netzhautabhebung wird in der Literatur
zwischen 6,3 und 17,9 Fällen pro 100.000 Einwohner angegeben. Im Mittel kann
man in Europa von einem Wert von 10:100.000 PatientInnen pro Jahr ausgehen.
14
Ein Altersgipfel findet sich in der Gruppe der 60-70 Jährigen, gefolgt von einem
zweiten Häufigkeitsgipfel bei jungen myopen PatientInnen. Männer sind häufiger
betroffen als Frauen (7,8,9).
1.2 Aufbau und Physiologie der anliegenden Netzhaut
Die Netzhaut entsteht in ihrer Entwicklung durch das Einsinken der Augenblase
zum Augenbecher. Durch das Einsinken der Augenblase verengt sich der
Ventrikulus optikus, bis sich die zwei Blätter aneinander anlegen. Es liegen nun
das innere Blatt, Stratum nervosum retinae (neurosensorische Retina) und das
äußere Blatt, Stratum pigmentosum retinae (retinales Pigmentepithel) aufeinander.
Die äußeren Enden der Photorezeptorzellen sind mit Mikrovilli des
Pigmentepithels verzahnt. Mit Ausnahme der Ora serrata und im Bereich der
Papille ist die neurosensorische Netzhaut nicht durch feste Zellverbindungen mit
dem darunterliegenden retinalen Pigmentepithel verbunden (10,11).
Abbildung 1: Schnitt durch ein embryonales menschliches Auge. Modifiziert nach Gray´s Anatomy (12).
Außer der Verzahnung wird der Kontakt der Retina zum Pigmentepithel noch
durch weitere Mechanismen gewährleistet. Der Interphotorezeptormatrix wird eine
adhäsive Wirkung als interzellulare Brücke zugesprochen (13).
15
Des Weiteren wird durch einen aktiven Ionentransport im Pigmentepithel
subretinale Flüssigkeit zur Aderhaut gepumpt und trägt einen wichtigen Teil zum
Anliegen der Netzhaut bei (14).
Auch passiv, durch onkotische und hydrostatische Kräfte, wird Flüssigkeit
abgeleitet, wobei der aktive Transport den Hauptmechanismus darstellt (11).
Unter pathologischen Bedingungen kann sich der Ventrikulus optikus
wiedereröffnen und es kommt zu einer Abhebung der neurosensorischen Netzhaut
vom retinalen Pigmentepithel.
Abbildung 2: Histologischer Aufbau der menschlichen Netzhaut. Modifiziert nach Kahle. (15)
1.3 Einteilung der Netzhautabhebungen
In Bezug auf die zugrunde liegende Pathologie werden drei Hauptgruppen der
Netzhautabhebung unterschieden. Es können auch Mischformen auftreten:
1.3.1 Exsudative Netzhautabhebung
Erkrankungen wie Aderhauttumore und Entzündungen, sowie Eingriffe am
hinteren Auge können zu einer exsudativen Ablösung der Netzhaut führen.
16
Durch einen Schrankendefekt kommt es zum Übertreten von Flüssigkeit
aus der Aderhaut in den subretinalen Raum, was eine Abhebung der
neurosensorischen Retina zur Folge hat.
Hierbei handelt es sich um die seltenste Form der Netzhautabhebung
(15,16).
1.3.2 Traktive Netzhautabhebung
Proliferative Retinopathie und perforierende Traumata mit Narbenbildung
sind die bedeutendsten Ursachen der traktiven Netzhautabhebung. Es
bestehen starke Adhäsionen zwischen Glaskörper und Netzhaut, wobei es
durch Schrumpfungsprozesse der vitreoretinalen Membranen zu einer
Ablösung der neurosensorischen Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel
kommt. Im Gegensatz zur rhegmatogenen Netzhautabhebung findet man
bei dieser Form der Netzhautablösung keine Löcher oder Risse in der
Netzhaut, die Herkunft der subretinalen Flüssigkeit ist derzeit nicht geklärt
bzw. oft unklar (16,17).
1.3.3 Rhegmatogene Netzhautabhebung
Die rhegmatogene (gr.: rhegma = Riss) Netzhautabhebung ist die häufigste
Form in der Gruppe der Netzhautabhebungen. Durch ein Loch oder einen
Riss in der Netzhaut gelangt Flüssigkeit aus dem Glaskörperraum in den
subretinalen Raum, wodurch sich die Netzhaut von dem darunterliegenden
retinalen Pigmentepithel abhebt. Das Auftreten von Löchern und Rissen in
der Netzhaut ist durch das gemeinsame Auftreten von einem
Glaskörperzug und prädisponierenden Defekten in der Netzhaut bedingt
(16,17).
Obwohl Netzhautrisse und Löcher in der Pathogenese der rhegmatogenen
Netzhautabhebung eine entscheidende Rolle spielen, sind die meisten
Netzhautdefekte nicht mit klinisch manifesten Netzhautabhebungen
17
assoziiert. In nur 52% der Fälle entwickelt sich aus einem symptomatischen
Netzhautriss auch eine klinisch manifeste Netzhautabhebung (18).
1.4 Risikofaktoren der rhegmatogenen Netzhautabhebung
1.4.1 Hintere Glaskörperabhebung
Die Entstehung einer rhegmatogenen Netzhautabhebung steht in engem
Zusammenhang mit vitreoretinalen Adhäsionen und Veränderungen der
Glaskörperstruktur. Im Alter verflüssigt sich der Glaskörper zunehmend
(Syneresis), wobei nur ein gewisses Maß dieser Strukturveränderung
toleriert werden kann. Danach kollabiert der verbleibende Glaskörper, löst
sich an den physiologischen Anhaftungsstellen von der Netzhaut und die
Flüssigkeit ergießt sich in den Retrohyaloidalraum. Durch die Abhebung
des Glaskörpers kann es zu Netzhautrissen und Löchern kommen, durch
die sich dann in weiterer Folge eine Netzhautabhebung entwickeln kann.
Die Bildung von Netzhautdefekten kann entweder zum Zeitpunkt der
Ablösung oder verzögert -durch erhöhte Zugkräfte an weiter bestehenden
Adhäsionen- entstehen (16,19,20,21).
YAG-Laser, Traumata, Katarakt-Operationen, Myopie, Diabetes und
weitere Faktoren beschleunigen die natürliche Alterung des Glaskörpers
und erhöhen das Risiko einer hinteren Glaskörperabhebung (21).
18
Abbildung 3: a) Komplette hintere Glaskörperabhebung in einem Autopsieauge (weiße Pfeile). b) Manifestes Netzhautloch (weißer Pfeil). Modifiziert nach Lang (22)
1.4.2 Periphere retinale Degenerationen
Durch Degenerationen der Netzhaut können Netzhautlöcher entstehen.
Diese erhöhen wiederum das Risiko einer Netzhautabhebung.
Zu diesen Degenerationen zählen Gitterdegenerationen, degenerative
Retinoschisis, zystische Netzhautbüschel und Zonula-Retina-
Ausziehungen.
Die Pathogenese von Gitterdegenerationen ist noch unklar, sie stellen
jedoch die wichtigsten peripheren retinalen Degenerationen in Bezug auf
die rhegmatogene Netzhautabhebung dar.
Gitterdegenerationen kommen bei ca. 10% der Menschen vor. 22-30% der
Netzhautabhebungen stehen mit Gitterdegenerationen in direktem
Zusammenhang (23,24,25).
19
Abbildung 4: Gitterförmige Degenerationen in abgelöster Netzhaut(26).
Bezogen auf das Auftreten einer rhegmatogenen Netzhautabhebung liegt in
bis zu 6% auch eine Retinoschisis vor, welche in 2,5% ursächlich mit der
Netzhautabhebung in Verbindung steht (25,27-30).
Bei der degenerativen Retinoschisis handelt es sich um ein degeneratives,
idiopathisches Geschehen. Sie ist gekennzeichnet durch das Aufspalten
der neurosensorischen Retina in eine äußere und eine innere Schicht.
Man unterscheidet zwischen einer retinalen und einer typischen Form.
Weiters werden zwei Arten der Netzhautabhebung mit der degenerativen
Retinoschisis assoziiert, eine stabile, langsam progrediente Form, bei der
nur in der äußeren Schicht Löcher auftreten, und eine schneller
voranschreitende Ausprägung. Bei jener schnell voranschreitenden Form
reichen die Löcher durch beide Schichten der neurosensorischen Netzhaut
(25).
Zystische Netzhautbüschel sind angeborene, weißliche, scharf begrenzte
vitreoretinale Läsionen. Meist imponieren sie rund bis oval, sind leicht
erhaben und kommen bei 5% der Bevölkerung vor. Durch ihr starkes
Anhaften am Glaskörper sind sie Prädilektionstellen für Netzhautlöcher. Bis
zu 10% der rhegmatogenen Netzhautabhebungen sind auf Netzhautlöcher
in Arealen von zystischen Netzhautbüscheln zurückzuführen. Das Risiko
20
der Entwicklung einer rhegmatogenen Abhebung aus zystischen
Netzhautbüscheln beläuft sich jedoch auf weniger als 1% (31).
Wie auch bei zystischen Netzhautbüscheln sind Zonula- Retina
Ausziehungen angeboren und bestehen bereits bei der Geburt. Nach
posterior verlagerte Zonulafasern können zu Zonula- Retina- Ausziehungen
führen. Es entsteht ein Zug an der anterioren Retina, der etwa in 6% zu
Netzhautlöchern führt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine
Netzhautabhebung aus diesen Löchern entsteht, ist allerdings sehr gering
(31).
1.4.3 Myopie
Kurzsichtigkeit gilt als gesicherter Risikofaktor.
Bei einem Refraktionsfehler von -1 bis -3 Dioptrien sphärischem Äquivalent
steigt das Risiko, eine rhegmatogene Netzhautabhebung zu erleiden,
bereits um das 4-fache. Bei mehr als -3 Dioptrien steigt das Risiko im
Vergleich zu einem emmetropen Auge um das 10- fache. Myopie geht mit
einem erhöhten Auftreten von Risikofaktoren für eine rhegmatogene
Netzhautabhebung einher. Gitterdegenerationen, Verflüssigung des
Glaskörpers und eine damit einhergehende hintere Glaskörperabhebung
treten in myopen Augen früher und häufiger auf als in emmetropen Augen.
Auch asymptomatische Netzhautlöcher, welche besonders bei jungen
PatientInnen einen Risikofaktor darstellen, finden sich gehäuft in myopen
Augen (17,32).
1.4.4 Kataraktextraktion und andere Operationen am Auge
Eine erfolgte Katarakt-Operation -mit oder ohne Implantierung einer
intraokularen Linse- ist häufig mit einer Netzhautabhebung assoziiert. Bis
zu 40% der rhegmatogenen Netzhautabhebungen treten in aphaken oder
pseudophaken Augen auf, wobei die Netzhautabhebung in aphaken Augen
oft ausgedehnter ist und die Makula mitbetrifft (33,34).
21
Auch andere Operationsmethoden am Auge sind mit einer erhöhten
postoperativen Rate an Netzhautabhebungen verbunden. Nach
penetrierender Keratoplastik, einer Operationsmethode bei der
pathologisch verändertes Hornhautgewebe durch eine Spenderhornhaut in
voller Dicke ersetzt wird, kommt es bei ca. 2% der Fälle postoperativ zu
einer Netzhautabhebung. Es handelt sich jedoch fast ausschließlich um
Augen, deren Linse entfernt wurde oder die einen Glaskörperschaden
erlitten haben (17,35).
Auch nach erfolgter Pars-plana-Vitrektomie kommt es gehäuft zu
Netzhautlöchern und Netzhautabhebungen. Vor allem im Bereich der
Glaskörperbasis -posterior der Sklerotomien- können sich durch die
mechanische Belastung während der Operation Netzhautlöcher bilden.
Vorbestehende Pathologien haben einen Einfluss auf das Auftreten von
Netzhautlöchern und erhöhen das Risiko einer Netzhautabhebung. Neben
peripheren Netzhautdefekten kann es in seltenen Fällen auch zu
posterioren Netzhautlöchern und Netzhautabhebungen kommen
(17,36,37,38).
1.4.5 Traumata nicht chirurgischer Genese
Eine Netzhautabhebung kann sich sowohl nach einem stumpfen als auch
nach einem perforierenden Trauma entwickeln. Meist handelt es sich um
Haushaltsunfälle oder Sportverletzungen. Die Angaben zum Auftreten von
traumatisch bedingten Netzhautabhebungen sind unterschiedlich. Man
kann von einer Rate von etwa 10%-15% ausgehen (16,17,39).
Traumata spielen in der Genese der rhegmatogenen Netzhautabhebung
besonders bei jungen Menschen eine große Rolle. Die PatientInnen sind im
Durchschnitt bis zu 40 Jahre jünger als PatientInnen aus
Vergleichsgruppen mit unilateralen Netzhautabhebungen jeglicher Genese.
Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Cox et al berichtet von einem
Männeranteil von 86,7% (39,40).
22
1.4.6 Erbkrankheiten
Verschieden hereditäre Erkrankungen führen speziell zu degenerativen
Veränderungen im Glaskörper und erhöhen damit das Risiko einer
Netzhautabhebung.
1.4.6.1 Goldmann-Favre Syndrom
Das Goldmann-Favre Syndrom ist ein seltenes, autosomal-rezessiv
vererbtes Syndrom. Es kann zu Nachtblindheit, atypischen
Pigmentveränderungen am Auge, Retinoschisis, Gesichtsfeldausfällen und
Synchisis kommen. Es handelt sich um eine Mutation des NR2E3-Gens am
Chromosom 15, die auch für das „enhanced s-cone syndrome“
verantwortlich gemacht wird (41,42).
1.4.6.2 Stickler Syndrom
Das Stickler Syndrom oder auch Wagner-Jansen-Stickler Syndrom ist eine
autosomal-dominant vererbte Bindegewebserkrankung, die mit Gelenks-
und Augenveränderungen einhergeht.
Anhand der gefundenen Genmutationen für Kollagen-II und XI werden drei
Typen der Erkrankung unterschieden.
Typ I betrifft das COL2A1-Gen auf dem Genlocus 12q13.11-q13.2. Es
codiert für Kollagen-II. Der Typ II des Stickler-Syndroms wird durch das
Gen COL11A1 auf 1p21 verursacht. Dieses codiert für Kollagen-XI. Auch
das COL11A2-Gen auf dem Genlocus 6p21.3 codiert für Kollagen-XI. Eine
Mutation dieses Gens verursacht das Stickler-Syndrom Typ III.
Neben hochgradiger Myopie, Gitterdegenerationen, zentraler Synchisis,
Katarakt und Glaukom geht das Syndrom in über 50% mit einer
Netzhautabhebung einher.
Nicht okuläre Symptome des Syndroms sind: Hypoplasie der
Mittelgesichtsknochen, Gehörverlust und epiphysäre
Entwicklungsstörungen an den Gelenken (43,44).
23
1.4.6.3 Marfan-Syndrom
Das Marfan-Syndrom ist ein seltener, autosomal-dominant vererbter
Gendefekt. Es ist assoziiert mit Veränderungen des kardiovaskulären
Systems, des Habitus und der Augen. 1991 wurde erstmals das FBN1-Gen
auf 15q21.1 als ursächlich für das Syndrom identifiziert (45).
2004 wurde ein zweites Gen (TGFB2 auf 3p24.1) gefunden, welches dem
Marfan-Syndrom II zugeordnet wurde (46).
Die Veränderungen am Auge sind charakterisiert durch Subluxationen oder
Luxationen der Linse und Achsenmyopie mit Veränderungen der
peripheren Netzhaut wie Gitterdegenerationen und Netzhautlöchern. In
Folge erleiden die PatientInnen in bis zu 25% der Fälle eine
Netzhautabhebung (47,48).
1.4.6.4 Homozysteinurie
Wie das Marfan Syndrom ist auch die Homozysteinurie mit Linsenluxation
assoziiert. Weiters treten bei PatientInnen, die an Homozysteinurie leiden,
vermehrt Sekundärglaukome, Opthikusathrophien und
Netzhautabhebungen auf (49).
1.4.6.5 Morningglory Syndrom
Es handelt sich um eine seltene, angeborene, unilaterale Dysplasie des
Nervus Opticus. Der Sehnervenkopf ist vergrößert und stark exkaviert. Das
Erscheinungsbild der Papille erinnert an die amerikanische Morning Glory
Blume. Sie gehört zu den Windengewächsen und hat eine trichterförmige
Blüte.
Die häufigste Komplikation des Syndroms ist das Auftreten von
Netzhautabhebungen (38%), wobei der zugrunde liegende
Pathomechanismus noch nicht zur Gänze geklärt werden konnte
(50,51,52).
24
1.4.6.6 Juvenile Retinoschisis
Bei der X-chromosomalen juvenilen Retinoschisis kommt es zu einer
Spaltung der neurosensorischen Netzhaut. Nicht weniger als 191
Mutationen des RS1 Gens, die zur vererbten juvenilen Retinoschisis führen,
sind bis heute bekannt (53).
Glaskörperblutungen und Netzhautabhebungen kommen in 5% als
Komplikationen der X-chromosomalen juvenilen Retinoschisis vor. Im
Gegensatz zu Netzhautabhebungen bedürfen Glaskörperblutungen meist
keiner operativen Eingriffe und werden oft spontan resorbiert (54,55).
1.5 Diagnose der rhegmatogenen Netzhautabhebung
Die Klinik der rhegmatogenen Netzhautabhebung umfasst sogenannte Mouches
volantes, die im Rahmen der hinteren Glaskörperabhebung auftreten und als
schwarze Punkte oder Flecken wahrgenommen werden. Ebenso können
Photopsien und periphere Gesichtsfeldausfälle, die mit der Progression der
Netzhautabhebung korrelieren und zu einer Abnahme der Sehschärfe führen,
auftreten. Bei Makulabeteiligung kommt es häufig zu Metamorphopsien, die sich
durch eine verzerrte Wahrnehmung der Umwelt äußern (56,57).
Ist es möglich, den Augenhintergrund einzusehen, kann die Diagnose durch
indirekte Ophthalmoskopie gestellt werden. Die Untersuchung mittels Spaltlampe
und Dreispiegelglas ist nützlich, um die genaue Lokalisation und die Art der
Netzhautlöcher beurteilen zu können (57).
Ist eine Ophthalmoskopie aufgrund mangelnder Einsicht auf den
Augenhintergrund nicht möglich, sollte eine Ultraschalluntersuchung erfolgen.
25
Abbildung 5: Ultraschall einer totalen Netzhautabhebung. Die dickere Linie entspricht der flach abgelösten Netzhaut (große Pfeile), die dünne Linie (dünner Pfeil) der hinteren Glaskörperoberfläche. (58)
Eine weitere Methode zur Beurteilung der Netzhaut ist die optische
Kohärenztomographie (OCT). Bei dieser Methode handelt es sich um eine
kontaktlose, nicht-invasive Untersuchung, die zweidimensionale, hochauflösende
Schnittbilder der Netzhaut erzeugt. Es werden dabei die unterschiedlichen
optischen Eigenschaften der Netzhautschichten genutzt, um durch reflektiertes
Licht einer bestimmten Wellenlänge Bilder der Netzhaut zu errechnen. Das OCT
ermöglicht die Beurteilung von intraretinalen Ödemen, retinalen Proliferationen,
Netzhautlöchern oder Glaskörpertraktionen (56).
Abbildung 6: Optische Kohärenztomographie der gesunden Netzhaut im Bereich der Makula. Modifiziert nach Lang (22).
26
1.6 Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabhebung
1.6.1 Geschichtlicher Abriss
Grundsätzlich haben alle Therapieformen das Wiederanlegen der abgehobenen
Netzhaut zum Ziel. Für eine erfolgreiche Therapie braucht es eine Aufhebung der
vitreoretinalen Traktion, sowie einen effektiven Verschluss der Netzhautlöcher
(59).
Nach der Erfindung des Augenspiegels durch Helmholz 1851 war es erstmals
möglich, die Diagnose am lebenden Auge zu stellen. Doch es gelang erst Jules
Gonin um 1920, die Netzhaut erfolgreich wieder anzulegen (60,61).
Gonin erkannte die Notwendigkeit, Löcher in der Retina zu schließen, um eine
erfolgreiche Therapie durchführen zu können. Er verödete die Netzhautlöcher mit
Hilfe einer glühenden Sonde (62).
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Gonin´s Methode durch die
Einführung der Diathermie durch Larsson und die Erfindung der Kryotherapie
durch Bietti verbessert (63,64).
1949 entwickelte Custodis die erste Plombenoperation, indem er eine segmentale
Polyviolplombe über dem Netzhautloch aufnähte (65).
In den frühen 1950er Jahren wurden die eindellenden Verfahren durch Schepens
und ein Jahrzehnt später durch Lincoff weiterentwickelt und stellten lange Zeit die
Methode der Wahl dar (66,67).
Eine weitere therapeutische Methode wurde mit der Entwicklung der Pars-plana-
Vitrektomie durch Machemer 1971 erschlossen. Er entwickelte Instrumente, mit
deren Hilfe man über die Pars plana in das Auge eingehen, gleichzeitig den
Glaskörper entfernen und als Ersatz Flüssigkeit infundieren konnte (68).
Die Pars-plana-Vitrektomie ermöglicht somit das Lösen von Traktionen an der
Netzhaut über den Glaskörperraum. Weiters ist ein darauf folgendes Verschließen
von Netzhautlöchern mittels Endolaser, sowie das intraokulare Applizieren von
Gas oder Silikonöl als Tamponade möglich.
Mit der Entwicklung immer kleinerer Instrumente und durch die Verbesserung der
Optik ist die Pars-plana-Vitrektomie heute zu einer Standardmethode in der
Augenchirurgie geworden und erfreut sich immer größerer Beliebtheit (4,69).
27
Bis heute existiert keine einheitliche Therapieempfehlung. Es wird in
ophthalmologischen Kreisen international diskutiert, welche chirurgische Methode
zur Versorgung der rhegmatogenen Netzhautabhebung im Hinblick auf das
Outcome überlegen ist (6,59,70,71,72).
1.6.2 Technik der Plombenchirurgie
Die Plombenchirurgie ist eine Methode, bei der durch Aufnähen von Explantaten
auf die Sklera ein Buckel entsteht. Das Ziel dieser Eindellung ist ein Verschluss
der Netzhautlöcher durch eine Wiederannäherung des retinalen Pigmentepithels
an die neurosensorische Retina. Ein weiterer erwünschter Effekt ist die
Verminderung der lokalen vitreoretinalen Traktion (56).
Die Explantate werden aus weichem oder hartem Silikon bzw. Silikonschaumstoff
hergestellt. Um einen zufriedenstellenden Lochverschluss zu gewährleisten,
müssen die Plomben eine adäquate Dimension aufweisen. Der Buckel, den die
Plombe aufwirft, sollte das gesamte Loch im Idealfall mit einem Rand von 2 mm
umschließen. Je nach Typ des Netzhautloches werden verschiedene Plomben
verwendet. Man unterscheidet radiäre Plomben, welche im rechten Winkel zum
Limbus aufgenäht werden, von limbusparallelen Plomben und Cerclagen. Bei
einer Cerclage handelt es sich um ein Silikonband, welches bei multiplen
Netzhautlöchern oder unklarer Lokalisation des Netzhautloches um den gesamten
Augapfel geschnürt wird. Je nach Indikation ist es auch möglich, unterschiedliche
Plomben in Kombination zu verwenden (56).
Eindellende Verfahren sind sowohl in Lokalanästhesie als auch in
Allgemeinanästhesie durchführbar (57).
Zu Beginn der Operation wird eine Peritomie -entweder am Limbus
corneoscleralis, oder einige Millimeter weiter posterior- durchgeführt. Sklera und
Augenmuskelansätze werden dargestellt und um ein Einreißen durch
Manipulationen während der Operation zu vermeiden, wird die Konjunktiva radiär
inzidiert (57).
Nach Eröffnung der Konjunktiva wird ein Muskelhaken unter den M. rectus geführt
und derselbige mit einem 4/0 Haltefaden angeschlungen. Der Haltefaden wird mit
einer Moskitoklemme gesichert. Das Anschlingen ermöglicht eine Inspektion der
Sklera auf Ausdünnungen, Staphylome und abnorme Vortexvenen (56,73).
28
Die Lokalisierung der Netzhautlöcher wird unter Sicht durch das indirekte
Ophthalmoskop und durch Eindrücken der Sklera durchgeführt. Die Löcher
werden mit chirurgischer Tinte markiert (56).
Mit einer Kryosonde wird die Sklera über der Läsion leicht eingedrückt und es wird
so lange angefroren, bis ein 2mm breiter Eisrand um das Netzhautloch entsteht.
Anstelle der Kryotherapie kann auch eine Behandlung durch Diathermie oder
Laser erfolgen. (57).
Die Distanz zwischen den Ankernähten zur Befestigung der Plombe wird mit
einem Zirkel abgemessen und markiert. Als Faustregel sollte der Abstand der
Nähte etwa 1,5-2x dem Durchmesser des Explantates entsprechen. Als
Nahtmaterial wird ein nichtresorbierbarer 5/0 Superamid-, Polyester-, oder
Nylonfaden verwendet. Die Cerclage wird in jedem Quadranten mit einer
Matratzennaht fixiert (56,73).
Ist die Plombe oder Cerclage justiert und stimmt die Position, so werden die Nähte
festgezogen. Die Knoten werden an den posterioren Rand des Buckels
geschoben. Anschließend kann der Bulbus und die Tenon´sche Kapsel mit einer
antibiotischen Lösung gespült werden. Das Spülen mit 0,5% Bupivacainlösung
mindert den postoperativen Schmerz (57).
Die Tenon´sche Kapsel und die Konjunktiva werden schichtweise vernäht und
auch die Spannungsinzisionen werden verschlossen (57).
Abbildung 7: Schema der Versorgung einer abgelösten Netzhaut durch das Aufnähen einer Silikonschaumstoffplombe. a) Positionierung des Auges mit Hilfe der Haltefäden und Aufnähen der Plombe von außen auf die Sklera. b) Darstellung des Netzhautloches. c) Eindellung im Bereich des Netzhautloches durch die aufgenähte Plombe. Modifiziert nach Lang (22).
29
1.6.2.1 Drainage- vs. Nicht-Drainage Operation
Die Indikation zur Drainage der subretinalen Flüssigkeit im Rahmen der
Plombenchirurgie wird kontrovers gesehen. Die Argumentation zur Durchführung
einer Drainage bezieht sich auf das Eindellen des Bulbus ohne dabei den
intraokularen Druck zu erhöhen und das sofortige Verschließen des
Netzhautloches durch die Eindelltiefe der Plombe (2,57,73,74).
Da es sich um einen kritischen Schritt in der Exochirurgie handelt, sollten
bestimmte Indikationen zur Durchführung einer Drainage berücksichtigt werden.
Diese wären ein niederer Blutdruck des Patienten/in, Gerinnungsstörungen, eine
ausgedünnte Sklera und die Lokalisation des Netzhautloches in der unteren Hälfte
des Fundus (2,74).
1.6.3 Technik der Pars-plana-Vitrektomie
Neben der konventionellen 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie hat sich durch die
Miniaturisierung des Instrumentariums und der damit verbundenen Vorteile in den
letzten Jahren die transconjunktivale nahtlose Kleinschnitt-Vitrektomie als
Methode der Wahl etabliert. Diese Systeme sind mit einem
Abbildung 8: Wiederanlage der Netzhaut durch Unterfütterung des Netzhautloches durch die aufgenähte Plombe.
30
Instrumentendurchmesser von 23-gauge, 25-gauge und durch eine weitere
Miniaturisierung auch in 27-gauge erhältlich (75).
In der Routine kommt die 3-port- Pars-plana-Vitrektomie zur Anwendung. Die
Instrumente können durch alle drei ports eingeführt und untereinander
ausgetauscht werden (57).
Der Großteil der Operationen wird unter Lokalanästhesie durchgeführt. Ist der
Patient sehr ängstlich oder nicht kooperationsfähig, kann auch in allgemeiner
Narkose operiert werden (57).
Wie auch bei den eindellenden Operationsmethoden wird zu Beginn der Operation
eine Limbusperitomie durchgeführt. Im Anschluss wird bei aphaken und
pseudophaken Augen 3,5mm und bei phaken Augen 4mm hinter dem Limbus- auf
Höhe des inferioren Randes des M. rectus lateralis- sklerotomiert. Eine
Infusionskanüle wird eingeführt und mit einer Naht gesichert. Zum Einführen der
Fiberoptik und des Saugschneiders werden zwei weitere Sklerotomien auf 10- und
2 Uhr gesetzt. Die hintere Glaskörpergrenzmembran und der zentrale Glaskörper
werden herausgeschnitten (56,57).
Je nach Gegebenheiten werden zusätzlich zu Glaskörpersaugschneider,
Fiberoptik und Infusionskanüle noch weitere Hilfsinstrumente mit denselben
Durchmessern verwendet (56).
Ein weiterer Schritt in der Glaskörperchirurgie ist die Entscheidung, ob es zum
Zweck des Lochverschlusses notwendig ist, den Glaskörperraum zu Tamponieren.
Als Tamponade können entweder Gas bzw. Luft oder Flüssigkeiten verwendet
werden. Bei den Flüssigkeitstamponaden unterscheidet man zwischen
Flüssigkeiten mit einem hohen spezifischen Gewicht wie Perfluorcarbonat oder
Flüssigkeiten wie Silikonöl, die ein niedriges spezifisches Gewicht aufweisen
(56,57).
31
Abbildung 9: Schema der 3-Port Pars Plana-Vitrektomie am horizontal geschnittenen Auge (76).
1.6.4 Pneumatische Retinopexie
Obwohl sie in dieser Arbeit nicht behandelt wird, ist die pneumatische Retinopexie
zu erwähnen. Die pneumatische Retinopexie ist ein Verfahren, bei dem eine
intravitreale Gasblase verwendet wird, um Netzhautlöcher zu verschließen. Diese
Methode ist vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika populär und wird
bevorzugt bei unkomplizierten Netzhautabhebungen angewandt. Obwohl die
Erfolgsrate gegenüber anderen Operationsmethoden etwas geringer ist, hat diese
Methode den Vorteil eines minimalinvasiven Eingriffes, der ambulant und mit
einem geringen Kostenaufwand durchgeführt werden kann (2,56).
1.6.5 Vor- und Nachteile der Plombenchirurgie
Bei der Plombenchirurgie oder buckelnden Verfahren handelt es sich um hoch
selektive Eingriffe, die, sofern durch einen erfahrenen Operateur durchgeführt, mit
einer sehr niedrigen Morbidität einhergehen. Postoperativ kommt es lediglich zu
einer geringen Refraktionsänderung von weniger als 1 Dioptrie. Weiters bleiben
32
die Eingriffe und eventuelle Komplikationen extraokular. Ein weiterer Vorteil der
Buckelchirurgie ist die bei richtig durchgeführter Kryokoagulationstechnik geringe
PVR-Rate. Auch die Struktur des Glaskörpers wird bis auf eine mögliche
Pigmentliberation nicht verändert (2).
Eine gute Ausbildung und ein hohes Maß an Erfahrung ist jedoch Voraussetzung,
um Explantate richtig zu platzieren. Die suffiziente Fixierung des
Plombenmaterials ist oft schwer durchzuführen und wird weiter erschwert, falls die
Sklera an der Stelle des Netzhautloches stark ausgedünnt ist, oder die Plombe im
posterioren Quadranten angebracht werden muss.
Da in 50% der Fälle mehr als ein Netzhautloch vorliegt, wobei weitere Löcher
meist innerhalb von 90° zueinander lokalisiert sind, ist für das Gelingen der
Plombenchirurgie die penible Suche nach weiteren Netzhautlöchern genauso
wichtig wie die Positionierung und Dimensionierung des Explantates (2,56).
Bei Plombenchirurgie mit Punktion kommen die Gefahren einer
Netzhautinkarzeration, Perforation, Blutung und eines möglicherweise erhöhten
PVR-Risikos hinzu (2).
1.6.6 Vor- und Nachteile der Pars-plana-Vitrektomie
Ein großer Vorteil der Pars-plana-Vitrektomie, besonders bei schlechten
Sichtverhältnissen, ist die gute Visualisierung von Netzhautlöchern. Zudem ist es
möglich, gleichzeitig eine Kataraktoperation oder hintere Kapsulotomie
durchzuführen, um die Sicht weiter zu verbessern. Die intraoperative Anwendung
eines Endolasers anstelle der Kryotherapie ist bei dieser Methode genauso
möglich, wie das stete Kontrollieren der Bewegungen der Netzhaut während der
Operation. Ein weiterer Vorteil ist die einfachere Versorgung äquatornaher Löcher
und die verhältnismäßig kurze Operationszeit. Zudem ist die Pars-plana-
Vitrektomie gegenüber der Buckelchirurgie weniger schmerzhaft für die
PatientInnen und bewirkt keine Einschränkung der Bulbusmotilität. Durch eine
besser kontrollierbare Drainage der subretinalen Flüssigkeit während der
Vitrektomie ist eine komplette intraoperative Netzhautanlage ohne das Risiko einer
Blutung oder Netzhautinkarzeration, wie es bei externen Drainagemethoden der
Fall sein kann, möglich (77).
33
Diesen oben genannten Vorteilen stehen einige Risiken, die die Behandlung
mittels Pars-plana-Vitrektomie mit sich bringt, gegenüber. Zum einen besteht bei
phaken PatientInnen die Gefahr einer iatrogenen Linsenverletzung, zum anderen
kommt es vor, dass intraoperativ sowohl periphere als auch posteriore
Netzhautlöcher erzeugen werden (2,57).
Eine wichtige Problematik stellt das erhöhte Kataraktrisiko nach der Behandlung
durch die Pars-plana-Vitrektomie dar. Es gibt mehrere Theorien zur Erklärung
dieses Phänomens. Als mögliche Ursachen diskutiert werden unter anderem
direkte und indirekte mechanische Schädigung durch chirurgische Instrumente,
durch die intraoperative Lichtquelle bedingte toxische Reaktionen,
Entzündungsreaktionen, Gasinduktion und Silikonölinduktion der postoperativen
Katarakt. Eine weitere Theorie beschäftigt sich mit Flüssigkeitsverschiebungen
nach Entfernung des Glaskörpers und eine dadurch veränderte Versorgung der
Linse mit Antioxidantien (78).
1.7 Postoperative Augeninnendruckerhöhung
Die postoperative Augeninnendruckerhöhung gilt sowohl bei eindellenden
Verfahren, als auch bei Pars-plana-Vitrektomie als Operationskomplikation. Zu
unterscheiden ist ein präexistentes Glaukom, das bei bis zu 7% der PatientInnen
einer Netzhautabhebung vorausgeht, von einem sekundären Glaukom, das als
direkte Folge der Operation entsteht (79).
In der Literatur wird berichtet, dass nach 1,4% bis 4,4% der
Netzhautversorgungen durch eindellende Verfahren ein Glaukom oder ein
Augeninnendruckanstieg auftritt (79-82).
Die postoperativ auftretende, choroidale Effusion kann zur Vorverlagerung der
Linse und Iris, wie auch zur Schwellung und anterioren Rotation des Zilliarkörpers
führen. Die veränderten anatomischen Gegebenheiten können somit eine
Verengung und/oder einen Block des Kammerwinkels bedingen (83-85).
Ein möglicher Auslöser der choroidalen Effusion ist die Kompression der
Vortexvenen. Die Kompression kommt durch das Explantat selbst, durch
exzessive Kryotherapie, oder auch durch Drainage subretinaler Flüssigkeit
während der Operation zustande. Eine vorbestehende Enge des Kammerwinkels,
34
das Verwenden einer Cerclage, schwere Myopie, sowie höheres Alter der
PatientInnen sind prädisponierende Faktoren (80,81,82,86).
Zur Inzidenz der Augendruckerhöhung oder des Glaukoms nach Pars-plana-
Vitrektomie mit Silikonöltamponade findet man in der Literatur sehr
unterschiedliche Werte. Es wird berichtet, dass bei 4,8% bis über 40% der
Patientinnen postoperativ ein erhöhter Augeninnendruck auftritt (79).
Ein häufiger Grund für einen frühen postoperativen Augeninnendruckanstieg ist
das Pupillarblockglaukom. Besonders bei aphaken Augen, aber auch bei
pseudophaken und phaken Augen kommt es durch Silikonöl in der Hinterkammer
zum Verschluss der Pupille. Um dem Entstehen eines Pupillarblocks
entgegenzuwirken, kann prophylaktisch eine Ando-Iridektomie in der 6-Uhr-
Position durchgeführt werden. Es kann jedoch trotz Ando-Iridektomie -aufgrund
einer insuffizienten Anlage der Iridektomie, oder durch einen Wiederverschluss
durch Fibrin- zu einem Augeninnendruckanstieg kommen. Auch schwere
Entzündungen und Synechien können einen Druckanstieg bewirken (79,87,88).
Ein weiterer Grund für einen Augeninnendruckanstieg nach Pars-plana-
Vitrektomie ist das Überfüllen mit Silikonöl. Es kann zu einem Übertreten des
Silikonöles in die Vorderkammer und dadurch zu einer Abflussstörung kommen
(79).
Als Ursache für mittelfristig und spät auftretende Druckerhöhungen wird ein
Emulgieren des Silikonöls in der Vorderkammer diskutiert. Die Folge dieses
Emulgierens ist die Infiltration und das Verlegen des Trabekelwerkes, was zu einer
Trabekulitis und einem sekundären Offenwinkelglaukom führen kann. Das
Entfernen des emulgierten Silikonöls gewährleistet keine Kontrolle über die
Druckerhöhung. Eine dauerhafte Strukturveränderung wird diskutiert (79,89).
Auch das Injizieren von Gas wie Schwefelhexafluorid (SF6), Hexafluorethan
(C2F6) oder Octafluorpropan (C3F8) in die Glaskörperhöhle birgt die Gefahr eines
Augeninnendruckanstieges. Das Volumen von SF6 kann sich innerhalb von 24 bis
48 Stunden verdoppeln, das Volumen von C3F8 sogar vervierfachen. Diese
Volumenzunahme kann eine anteriore Verlagerung des Linsen-Iris Diaphragmas
bewirken und einen sekundären Winkelblock verursachen. Es ist für PatientInnen
nach erfolgter Gasinjektion nicht ratsam, sich in großen Höhen aufzuhalten oder
Flugreisen zu unternehmen. Durch den erniedrigten Luftdruck kann das Gas
expandieren und einen erhöhten Augeninnendruck verursachen (79,90,91).
35
1.8 Ziel der Diplomarbeit
In Bezug auf das Fehlen einer international einheitlichen Therapieempfehlung zur
Versorgung der primären rhegmatogenen Amotio ist es das Ziel dieser
Diplomarbeit, eine ergebnisorientierte Gegenüberstellung von eindellenden
Verfahren und der primären Vitrektomie zur Versorgung der rhegmatogenen
Ablatio retinae zu erarbeiten.
Anhand der im Zeitraum vom 01.01.2001 bis 31.12.2005 an der
Universitätsaugenklinik Graz gesammelten PatientInnendaten soll eine
Evaluierung der Operationsergebnisse durchgeführt und mit internationalen Daten
verglichen werden.
2 Material und Methoden
2.1 Studiendesign
Im ersten Teil der Arbeit wurden sämtliche Krankengeschichten von PatientInnen,
die im Zeitraum Jänner 2001 bis Dezember 2005 an der Universitäts-Augenklinik
Graz wegen einer rhegmatogenen Netzhautabhebung erstoperiert wurden,
evaluiert.
Das so gewonnene PatientInnenkollektiv wurde mittels deskriptiver Statistik
beschrieben und Zielgrößen zum anatomischen Operationsergebnis wie primäre
Anlagerate und Reamotiorate wurden bestimmt. Mit Rücksicht auf einen
möglichen Einfluss bezüglich der Wahl der Operationsmethode wurden Zielgrößen
wie Alter, Makulastatus und Linsenstatus mittels Kontingenztabellen und
Chiquadrat-Test analysiert.
Weiters wurde die Dauer des stationären Aufenthaltes der PatientInnen, bezogen
auf die unterschiedlichen Operationsmethoden, untersucht.
Im zweiten Teil der Arbeit wurden als erstes die demographischen Daten der in die
Studie eingeschlossenen PatientInnen beschrieben. Anschließend wurden die
36
funktionellen Operationsergebnisse, Visus bei bester Korrektur und
Augeninnendruck (IOD), von eindellenden Operationsverfahren und 20-gauge
Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade verglichen.
Hauptzielgrößen waren die Differenz der Visuswerte präoperativ zum Zeitpunkt
einer Nachuntersuchung und analog dazu die Differenz der Werte des
Augeninnendrucks. Ausschlusskriterien waren Minderjährigkeit, Follow-up unter
drei Monaten, Reamotiooperation, andere Reoperationen am Augenhintergrund
und Vitrektomie mit Silikonöltamponade.
Lichtempfinden, Handbewegungen, Fingerzählen und Dezimalvisus wurden
entsprechend der Literatur und zur besseren statistischen Auswertung in logMAR
umgewandelt. (92)
2.2 Einschlusskriterien
Das Studienkollektiv ergibt sich ausschließlich aus PatientInnen, welche im
Zeitraum zwischen 01.Jänner 2001 und 31.Dezember 2005 an der Universitäts-
Augenklinik Graz wegen einer rhegmatogenen Netzhautabhebung durch
eindellende Verfahren, wie Plombe und Cerclage, oder mittels primärer 20-gauge
Vitrektomie erstversorgt wurden. Die Wahl der Operationsmethode traf der
Operateur selbst. Die PatientInnen wurden vor dem Eingriff über Procedere und
mögliche Komplikationen aufgeklärt und unterzeichneten eine
Einverständniserklärung.
Voraussetzung für den Einschluss in die Studie war die Diagnose der
rhegmatogenen Netzhautabhebung und die erstmalige Behandlung im definierten
Zeitraum an der Universitäts-Augenklinik Graz.
Weiters musste für jeden PatientInnen eine Follow-up Untersuchung über einen
Zeitraum von mindestens drei Monaten postoperativ dokumentiert sein.
Die PatientInnen wurden unabhängig von Geschlecht, Refraktion, Netzhautstatus,
Linsenstatus, Makulastatus, Augeninnendruck und Visus in die Studie
eingeschlossen.
37
2.3 Ausschlusskriterien
Ausgeschlossen wurden minderjährige PatientInnen, sowie PatientInnen, deren
Operation nicht im vorgegebenen Behandlungszeitraum stattgefunden hatte. Fälle,
in deren Krankengeschichte bereits eine Behandlung mittels eindellenden
Verfahren oder primärer Vitrektomie beschrieben, oder die in anderen Zentren
erstoperiert worden waren, wurden ebenfalls nicht in die Studie aufgenommen.
Kataraktoperationen und Vorbehandlungen mittels Netzhaut-Laser oder
Kryokoagulationstherapie waren kein Ausschlussgrund.
Reamotiooperationen und andere Reoperationen wie Plombenentfernung,
Plombentausch oder hinterer Vitrektomie auf Grund von proliferativer
Vitreoretinopathie waren ein Ausschlussgrund für die Analyse der Hauptzielgrößen
Visus bei bester Korrektur und Augeninnendruck.
Um Verzerrungen im Ergebnis der Untersuchung zu Visus und Augeninnendruck
zu vermeiden, wurden alle Fälle, die durch Vitrektomie mit Silikonöltamponade
behandelt wurden, ebenfalls aus der Studie ausgeschlossen.
2.4 Ethische Überlegungen
Der Wissenszuwachs, der durch diese Studie gewonnen wird, kann helfen,
zukünftig chirurgische Eingriffe zu optimieren. Im Gegensatz dazu steht als
einziges Risiko die Verletzung der persönlichen Integrität der PatientInnen,
welches durch Pseudonymisierung aller Daten minimiert wurde.
In der Datensammlung werden die PatientInnen mit einer ID-Nummer geführt,
weder Name noch Initialen werden festgehalten. Nur autorisierte Personen
können der ID die entsprechenden PatientInnen zuordnen.
Da es sich um eine rein retrospektive Auswertung der PatientInnendaten handelt,
ist kein direktes Risiko zu erwarten.
38
Ein Ethikkommissionsantrag wurde an der Ethikkommission der Medizinischen
Universität Graz eingereicht und stattgegeben.
2.5 Datenerhebung
Alle PatientInnendaten wurden zum Zweck der Studie aus der elektronischen
Datenbank der Universitätsaugenklinik Graz entnommen. Für den Zeitraum der
Datenerhebung wurde dem Diplomanden ein eigener limitierter Zugang erstellt.
Durch einen an der Universitätsaugenklinik Graz angestellten Informatiker wurde
eine Namensliste aller PatientInnen erstellt, die im vorgegebenen Zeitraum mit der
Diagnose einer rhegmatogenen Amotio vorstellig wurden. Anhand dieser Liste
wurden Ambulanzkarten, Operationsberichte, Aufnahme- und
Entlassungsprotokolle sowie andere relevante Einträge der elektronischen
Krankenakten eingesehen und gemäß der Ein- und Ausschlusskriterien auf eine
Microsoft Excel Liste übertragen.
Fehlende oder unbestimmbare Werte wurden in der Liste als solche vermerkt und
in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Folgende Parameter wurden erhoben und in die Microsoft Excel Liste übertragen:
Alter
Operationsmethode
Datum der Operation
Präoperativer Visus in logMar bei bester Korrektur
Refraktion
Makulastatus
Augendruck präoperativ
Follow up
Zeit Entlassung bis Follow up
39
Linsenstatus präop
Visus zum Zeitpunkt der Entlassung
Dauer des stationären Aufenthaltes
Endvisus bei Follow up in log Mar
Augendruck zum Zeitpunkt des Follow ups
Reoperationen
Art der Reoperationen
Trauma in der Anamnese
Voroperationen in der Anamnese
Art der Voroperationen
Laserkoagulationsbehandlungen der Netzhaut vor dem Eingriff
Laserkoagulationsbehandlungen der Netzhaut nach dem Eingriff
Das Alter der Studienteilnehmer wurde auf den Tag der Operation berechnet.
Der Augeninnendruck wurde durch Goldmann- Applanationstonometrie
präoperativ im Zuge der Aufnahmeuntersuchung, postoperativ vor der Entlassung
und während der Follow-up Untersuchung gemessen, dokumentiert und in die
Microsoft Excel-Liste übertragen.
Zur Ermittlung des Visus wurden die PatientInnen am Tag der Aufnahme, zur
Entlassung und während der Follow-up Untersuchung mittels Snellen-Index und
semiquantitativen Maßen wie Fingerzählen, Handbewegungen und
Lichtempfinden untersucht. Der so ermittelte Visus wurde dann für die statistische
Auswertung in logarythmic minimal angle of resolution (logMar) umgerechnet (92).
Zur Ermittlung der Refraktion der PatientInnen wurden die Werte aus dem
Sehtest, der zum Zeitpunkt der Aufnahme durchgeführt wurde, oder die Werte der
eigenen Brille aus der Krankenakte herangezogen.
40
Für die nachfolgende Auswertung wurden die Refraktionswerte in das spärische
Äquivalent (Sphärisches Äquivalent = Sphäre + ½ × Zylinder) konvertiert und in
fünf Gruppen (siehe Tabelle 1) unterteilt (93).
Refraktion Häufigkeit Prozent
emmetrop -0,5 bis 0,5dpt 13 2,8
leicht myop -0,5 bis -3,0dpt 79 16,8
moderat myop -3,0 bis -6,0dpt 68 14,5
stark myop <-6,0dpt 65 13,8
hyperop > 0,5dpt 73 15,5
Fehlend 172 36,6
Gesamt 470 100,0
Tabelle 1: Gruppierung der Refraktionswerte und deren prozentuelle sowie absolute Häufigkeit (93).
Der Status der Makula wurde, sofern möglich, aus den Ambulanzbefunden
entnommen.
2.6 Statistische Methoden
Die gesamte Datenauswertung wurde mit IBM SPSS Statistics 20.0 (Chicago,
Illinois, USA) durchgeführt. Deskriptive Statistik wurde als
Mittelwert±Standardabweichung und Prozentangaben dargelegt. Die Daten
wurden mittels Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung geprüft und in
Abhängigkeit der Verteilung mit parametrischen oder nicht parametrischen Tests
ausgewertet. Signifikante Unterschiede von Makulastatus, Linsenstatus und Alter
der PatientInnen bezogen auf die Wahl der Operationsmethode wurde mittels
Kontingenztabellen und Chi-Quadrat-Test untersucht. Im Teil II der Studie wurde
zum Gruppenvergleich der Augeninnendruckveränderung der Student's-t-Test
angewandt. Zum Gruppenvergleich der Visusveränderung wurde der Mann-
41
Whitney-U-Test durchgeführt. Das statistische Signifikanzniveau wurde auf einen
p-Wert <0.05 festgelegt.
3 Ergebnisse
3.1 Teil I
3.1.1 Baseline Charakteristika aller eingeschlossenen PatientInnen
In den Jahren 2001 bis Ende 2005 wurden 477 PatientInnen an der Universitäts-
Augenklinik Graz wegen rhegmatogener Netzhautabhebung erstoperiert. Es
handelt sich um PatientInnen, die entweder mittels eindellenden Verfahren oder
primärer 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie (20g ppV) behandelt wurden.
PatientInnen, die eine Kombinationstherapie erhielten, wurden nicht in die Arbeit
eingeschlossen. Drei PatientInnen wurde wegen fehlender Daten ausgeschlossen.
3.1.1.1 Geschlecht, Alter
Das PatientInnenkollektiv setzt sich aus 282 (60%) männlichen PatientInnen und
188 (40%) weiblichen Patientinnen zusammen.
Das Alter der PatientInnen wurde, bezogen auf das Datum der Operation,
berechnet. Der jüngste Patient war 18,4 Jahre und der älteste 92,9 Jahre alt. Das
mittlere Alter der PatientInnen lag bei 59,4±15,21 Jahren, wobei der
Altersdurchschnitt bei den Männern 58,9±0,85 Jahre und bei den Frauen
60,3±1,19 Jahre betrug.
Der Altersgipfel des Auftretens der rhegmatogenen Netzhautabhebung findet sich
in diesem PatientInnenkollektiv, sowohl bei den männlichen als auch bei den
weiblichen PatientInnen, in der Gruppe der 60 bis 70 Jährigen(siehe Tabelle 2). Im
Verhältnis übersteigt die Zahl der Frauen die der Männer in den Gruppen der 20
bis 30 Jährigen, 30 bis 40 Jährigen und 80 bis 90 Jährigen.
42
Es konnte im Allgemeinen kein signifikanter Unterschied (p=0,368) des Alters
bezogen auf die Wahl der Operationsmethode festgestellt werden.
Häufigkeit Prozent
18a-20a 4 0,8
20a-30a 15 3,2
30a-40a 42 8,9
40a-50a 61 12,9
50a-60a 92 19,4
60a-70a 140 29,5
70a-80a 86 18,1
80a-90a 33 7,0
90a-100a 1 0,2
Gesamt 474 100,0
Tabelle 2: Altersgruppen und deren prozentuelle und absolute Häufigkeit.
43
Abbildung 10: Geschlechterverteilung innerhalb der Altersgruppen.
3.1.1.2 Refraktion
Sofern die Refraktionswerte aus den PatientInnenakten erhoben werden konnten,
wurden die Werte in die Excel Liste übertragen und in das sphärische Äquivalent
umgerechnet (92, 93).
79 (16,7%) PatientInnen waren leicht myop, 68 (14,6%) moderat myop und 65
(13,7%) stark myop. 74 (15,6%) PatientInnen waren hyperop und 13 (2,8%)
emmetrop. Aus 174 (36,7%) Akten konnten keine Daten erhoben werden.
3.1.1.3 Linsenstatus präoperativ
44
Mit einem Anteil von 70,5% und 334 Fällen waren die meisten Augen phak. 100
(21,5%) Augen waren pseudophak und 15 (3,2%) aphak. Bei insgesamt 23 (4,9%)
PatientInnen konnten keine Daten erhoben werden.
3.1.1.4 Linsenstatus bezogen auf die Operationsmethode
In der Gruppe der eindellenden Verfahren wurden 286 phake PatientInnen
behandelt. Das entspricht 71,3% innerhalb der eindellenden Verfahren. 80
pseudophake PatientInnen machten einen Anteil von 20,0% innerhalb dieser
Gruppe aus. 12 (3,0%) PatientInnen, die mittels eindellenden Verfahren operiert
wurden, waren aphak. In 23 (5,7%) Fällen konnten keine Daten erhoben werden.
Durch Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade wurden 22 phake PatientInnen
versorgt, das entspricht einem Anteil von 73,3% innerhalb der Vitrektomie Gruppe.
7 (23,3%) PatientInnen waren pseudophak und 1 (3,3%) Patient aphak.
Mittels Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöltamponade wurden 24 (61,5%) phake
PatientInnen behandelt. 13 (33,3%) PatientInnen ware pseudophak und 2 aphake
PatientInnen machten einen Anteil von 5,1% der Behandelten innerhalb der
Gruppe aus.
Sowohl in der Gruppe der Gruppe der Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade
als auch in der Gruppe der Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöltamponade liegen
keine fehlenden Werte vor.
Linsenstatus präoperativ
fehlend aphak phak pseudo-
phak ges.
Eindellende
Verfahren
Anzahl 23 12 288 82 405
% innerhalb von
Op-methode
5,7% 3,0% 71,1% 20,2% 100,0
%
% innerhalb von
Linsenstatus
präop
100,0% 80,0% 86,2% 80,4% 85,4%
20g ppV mit
Gas
Anzahl 0 1 22 7 30
% innerhalb von
Op-methode
0,0% 3,3% 73,3% 23,3% 100,0
%
45
% innerhalb von
Linsenstatus
präop
0,0% 6,7% 6,6% 6,9% 6,3%
20g ppV mit
Silikonöl
Anzahl 0 2 24 13 39
% innerhalb von
Op-Methode
0,0% 5,1% 61,5% 33,3% 100,0
%
% innerhalb von
Linsenstatus
präop
0,0% 13,3% 7,2% 12,7% 8,2%
gesamt
Anzahl 23 15 334 102 474
% innerhalb von
Op-Methode
4,9% 3,2% 70,5% 21,5% 100,0
%
% innerhalb von
Linsenstatus
präop
100,0% 100,0
%
100,0
%
100,0% 100,0
%
Tabelle 3: Häufigkeiten des präoperativen Linsenstatus bezogen auf die Operationsmethode. ppV= Pars-plana-Vitrektomie
Bezogen auf die Gesamtzahl der phaken PatientInnen wurden 86,2% der
PatientInnen mittels eindellenden Verfahren operiert. 7,2% der PatientInnen
wurden durch Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöltamponade und 6,6% wurden
durch Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade versorgt.
Der Anteil der pseudophaken PatientInnen, die mit eindellenden Verfahren
operiert wurden, beläuft sich auf 80,4 %. Der Anteil der Pars-plana-Vitrektomie mit
Silikonöltamponade macht 12,7% aus. 6,9% der pseudophaken PatientInnen
erhielten eine Behandlung durch Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade.
Eine ähnliche Verteilung wie die der pseudophaken PatientInnen kann auch in der
Gruppe der aphaken PatientInnen beobachtet werden. 80,0% wurden
exochirurgisch behandelt. 13,3% wurden durch Pars-plana-Vitrektomie mit
Silikonöltamponade und 6,7% durch Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade
versorgt.
46
Abbildung 11: Darstellung der Häufigkeiten des präoperativen Linsenstatus bezogen auf die Operationsmethode.
Der zur statistischen Auswertung angewandte Chi-Quadrat-Test besagt, dass man
aufgrund der Datenlage nicht davon ausgehen kann, dass es einen
Zusammenhang zwischen dem präoperativen Linsenstatus und der Wahl der
Operationsmethode gibt. (chi-quadrat, p=0,251)
3.1.1.5 Makulastatus
249 (52,5%) PatientInnen hatten zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme im
betroffenen Auge eine anliegende Makula. Bei 163 (34,4%) PatientInnen war die
Makula abgehoben. In 63 (13,1%) Fällen war die Makula nicht einzusehen oder
der Makulastatus wurde nicht dokumentiert.
47
Aufgrund der Datenlage kann im Allgemeinen nicht angenommen werden, dass
der Makulastatus einen Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode hatte.
(p=0,550)
Makulastatus
on off gesam
t
Eindellende Verfahren
Anzahl 216 137 353
% innerhalb
von Op-
Methode
61,2% 38,8% 100,0
%
% innerhalb
von
Makulastatus
86,7% 84,0% 85,7%
20g ppV mit Gas
Anzahl 16 10 26
% innerhalb
von Op-
Methode
61,5% 38,5% 100,0
%
% innerhalb
von
Makulastatus
6,4% 6,1% 6,3%
20g ppV mit Silikonöl
Anzahl 17 16 33
% innerhalb
von Op-
Methode
51,5% 48,5% 100,0
%
% innerhalb
von
Makulastatus
6,8% 9,8% 8,0%
gesamt
Anzahl 249 163 412
% innerhalb
von Op-
Methode
60,4% 39,6% 100,0
%
% innerhalb
von
Makulastatus
100,0% 100,0% 100,0
%
Tabelle 4: Makulastatus zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme bezogen auf die Operationsmethode.
48
Abbildung 12: Darstellung des Makulastatus zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme.
3.1.1.6 Operationsmethode
Eindellende Verfahren wurden während des Beobachtungszeitraumes bei 405
(85,4%) PatientInnen angewandt und waren somit die gebräuchlichsten
Operationsmethoden. 69 (14,5 %) Fälle wurden mittels Vitrektomie behandelt,
wobei 30 (6,3%) Augen mittels Gastamponade und 39 (8,2%) Augen mittels
Silikonöltamponade versorgt wurden.
49
Jahr der Operation
2001 2002 2003 2004 2005 Gesamt
Eindellende
Verfahren
Anzahl 87 73 85 78 82 405
% innerhalb
von Op-
Methode
21,5
%
18,0% 21,0% 19,3% 20,2
%
100,0%
% innerhalb
Operationsjahr
92,6
%
86,9% 90,4% 75,7% 82,8
%
85,4%
20g ppV mit
Gas
Anzahl 1 5 3 12 9 30
% innerhalb
von Op-
Methode
3,3% 16,7% 10,0% 40,0% 30,0
%
100,0%
% innerhalb
Operationsjahr
1,1% 6,0% 3,2% 11,7% 9,1% 6,3%
20g ppV mit
Silikonöl
Anzahl 6 6 6 13 8 39
% innerhalb
von Op-
Methode
15,4
%
15,4% 15,4% 33,3% 20,5
%
100,0%
% innerhalb
Operationsjahr
6,4% 7,1% 6,4% 12,6% 8,1% 8,2%
gesamt
Anzahl 94 84 94 103 99 474
% innerhalb
von Op-
Methode
19,8
%
17,7% 19,8% 21,7% 20,9
%
100,0%
% innerhalb
Operationsjahr
100,
%
100,0
%
100,0
%
100,0
%
100,0
%
100,0%
Tabelle 5: Operationsaufkommen während des Beobachtungszeitraumes.
Mit einem Höchststand von 24,3% im Jahr 2004 zeigte sich eine Zunahme der 20g
ppV Anwendung über den Beobachtungszeitraum.
50
Abbildung 13: Darstellung der Verteilung innerhalb der Operationsmethoden während des Beobachtungszeitraumes.
3.1.1.7 Stumpfe Bulbustraumata in der Anamnese
Bei 37 PatientInnen (entspricht 7,8%) von 474 PatientInnen konnte eine Contusio-
bulbi in der Anamnese erhoben werden.
3.1.2 Primäre Anlagerate
In dieser Studie konnte bei 377 (79,53%) der 474 erstoperierten PatientInnen eine
permanente Netzhautanlage durch einen einzelnen vitreoretinalen Eingriff (außer
einer Silikonentfernung) erreicht werden. Innerhalb der eindellenden Verfahren
betrug die primäre Anlagerate 80,5%, nach 20g ppV mit Gastamponade 66,6%
und nach 20g ppV mit Silikonöltamponade 79,4%. Es wurde kein signifikanter
51
Unterschied zwischen den Operationsmethoden gefunden (p= 0,195; Kruskal-
Wallis-Test für unabhängige Stichproben).
primäre Anlagerate eindellende Verfahren
vs 20g ppV
eindellende
Verfahren
Anzahl 326
% innerhalb
eindellender
Verfahren
80,5%
20g ppV mit Gas
Anzahl 30
% innerhalb 20g
ppV mit Gas 66,6%
20g ppV mit Silikonöl
Anzahl 31
% innerhalb 20g
ppV mit Silikonöl 79,4%
Gesamt
Anzahl 377
% von Anzahl
der
Erstoperationen
79,5%
Tabelle 6: Primäre Anlagerate innerhalb der Operationsmethoden.
Für die Gruppe der phaken Augen betrug die primäre Anlagerate nach
eindellenden Verfahren 83,0%. Nach 20g ppV mit Gas- oder Silikonöltamponade
konnte bei 78,3% der phaken Augen nach nur einem Eingriff die Netzhaut wieder
permanent angelegt werden. In der Gruppe der phaken Augen konnte kein
signifikanter Unterschied zwischen eindellenden Verfahren und 20g ppV in Bezug
auf die primäre Anlagerate gefunden werden (p= 0,435)
52
Primäre Anlagerate der phaken Augen
eindellende
Verfahren
Anzahl 239
% innerhalb
von Op-
Methode
83,0%
20g ppV mit Gas-
oder
Silikonöltamponade
Anzahl 36
% innerhalb
von Op-
Methode
78,3%
Gesamt
Anzahl 275
% innerhalb
von Op-
Methode
82,3%
Tabelle 7: Primäre Anlagerate der phaken Augen innerhalb der Operationsmethoden.
In der Gruppe der aphaken und pseudophaken Augen konnte eine primäre
Anlagerate nach eindellenden Verfahren von 79,8% erzielt werden. Nach 20g ppV
mit Gas- oder Silikonöltamponade konnte bei 65,2% der aphaken und
pseudophaken Augen nach nur einem Eingriff (ausgenommen
Silikonölentfernung) die Netzhaut wieder permanent angelegt werden. In dieser
Gruppe wurde kein signifikanter Unterschied zwischen eindellenden Verfahren
und 20g ppV in Bezug auf die primäre Anlagerate gefunden (p= 0,137).
Primäre Anlagerate der aphaken und pseudophaken
Augen
eindellende
Verfahren
Anzahl 75
% innerhalb von
Op-Methode
79,8%
20g ppV mit Gas-
oder
Silikonöltamponade
Anzahl 15
% innerhalb von
Op-Methode
65,2%
Gesamt
Anzahl 90
% innerhalb von
Op-Methode
76,9%
Tabelle 8: Primäre Anlagerate der a- und pseudophaken Augen innerhalb der Operationsmethoden.
53
Abbildung 14: Flowchart des anatomischen Operationserfolges.
3.1.3 Reamotiorate
In 4 (0,84%) von 474 Fällen konnte die Netzhaut nicht während der 1. Operation
wiederangelegt werden. Alle 4 PatientInnen wurden mittels eindellenden
Verfahren erstversorgt. Von 470 PatientInnen mit initial anliegender Netzhaut
erlitten 75 von 401 (18,7%) PatientInnen aus der Gruppe der eindellenden
Verfahren, 10 von 30 (33,3%) PatientInnen nach 20g ppV mit Gas und 8 von 39
(20,5%) PatientInnen nach 20g ppV mit Silikonöl eine Reamotio während des
Nachbeobachtungszeitraumes. In Summe mussten von 474 PatientInnen 93
(19,8%) wegen einer Reamotio am selben Auge reoperiert werden. Es konnte kein
signifikanter Unterschied bezüglich der Reamotiorate zwischen eindellenden
Verfahren und der 20g ppV gefunden werden (p= 0,155).
3.1.4 Reoperationen aus anderen Gründen als Reamotio
62 (13,2%) PatientInnen wurden wegen Plombenentfernung, Plombentausch oder
hinterer Vitrektomie auf Grund von proliferativer Vitreoretinopatie reoperiert.
54
3.1.5 Follow-Up
168 (35,7%) PatientInnen kamen nicht zu einer Follow-up Untersuchung, die
mindestens drei Monaten postoperativ stattgefunden haben musste.
Sowohl PatientInnen ohne Follow-up Untersuchung von mehr als drei Monaten,
als auch PatientInnen, die eine Reamotio erlitten hatten oder aus anderen
Gründen reoperiert werden mussten, wurden von der Analyse der
Hauptzielgrößen -Visus und Augeninnendruck- ausgeschlossen.
3.1.6 Stationäre Aufenthaltsdauer nach initialer Anlage der Netzhaut
Mit 4,61±1,52 Tagen ist die mittleren Aufenthaltsdauer in der Gruppe der
eindellenden Verfahren signifikant (p=0,0001) kürzer als in der Gruppe der Pars-
plana-Vitrektomie mit Gastamponade, in der die PatientInnen im Mittel 6,31±1,34
Tage stationär aufgenommen werden mussten.
Auch die PatientInnen, die mit Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöltamponade
behandelt wurden, hatten eine signifikant (p=0,036) längere stationäre
Aufenthaltsdauer von 5,66±2,96 Tage gegenüber der Gruppe der eindellenden
Verfahren.
Innerhalb der Vitrektomiegruppen konnten keine signifikanten Unterschiede
bezüglich der Aufenthaltsdauer ermittelt werden (p=0,230).
Baseline Charakteristika aller erstoperierten PatientInnen 2001-2006
n(%)
PatientInnen
2001 94 (19,8)
2002 84 (17,7)
2003 94 (19,8)
2004 103 (21,7)
2005 99 (20,9)
gesamt 474 (100)
55
Alter
Mw (SD)
gesamt
59,4 (15,2)
Geschlecht
männlich 284 (59,9)
weiblich 190 (40,1)
Auge
rechts 244 (51,5)
links 230 (48,5)
gesamt 474(100)
Operationsmethode
eindellende Verf. 405 (85,4)
ppV Gas 30 (6,3)
ppV Silikonöl 39 (8,2)
Initiale Anlage/Reamotio
Reamotio 93 (19,6)
initiale Anlage
gesamt
470 (99,2)
474 (100)
Reoperation/follow up
mit follow up 147 (31,3)
ohne follow up 168 (35,4)
Reoperation
gesamt
62 (13,1)
474 (100)
Makulastatus
On 249 (52,5)
Off 163 (34,4)
gesamt 412 (86,9)
56
Refraktion
Emmetropie 13 (2,7)
Leichte Myopie 79 (16,7)
Moderate Myopie 69 (14,6)
Starke Myopie 65 (13,7)
Hyperopie 74 (15,6)
fehlend 174 (36,7)
gesamt 474 (100)
Trauma in der Anamnese
ja 37 (7,8)
nein 437 (92,2)
gesamt 474 (100)
Linsenstatus präoperativ
aphak 15 (3,2)
phak 334 (70,5)
pseudophak 102 (21,5)
gesamt 474 (100)
Klinikaufenthalt nach initialer Anlage
(d)
Mw (SD)
eindellende Verf. 4,61 (1,52)
PPV mit Gas 6,31 (1,34)
PPV mit Silikonöl 5,66 (2,93)
Tabelle 9: Zusammengefasste Daten aller erstbehandelten PatientintInnen.
57
3.2 Teil II
3.2.1.1 Baseline Charakteristika der PatientInnen mit vorliegenden Daten der primären Hauptzielgrößen (Visus und Augeninnendruck)
128 (27,2%) PatientInnen erfüllten die Einschlusskriterien und konnten in die
Analyse der Hauptzielgrößen -Visus bei bester Korrektur und Augeninnendruck-
aufgenommen werden.
3.2.1.2 Geschlecht, Alter und Auge
72 (56,3%) der Studienteilnehmer waren männlich. 56 (42,8%) waren weiblich.
Das Alter der PatientInnen wurde, bezogen auf das Datum der Operation,
berechnet.
Das Altersminimum betrug 18,52 Jahre und das Altersmaximum 86,19 Jahre. Das
mittlere Alter der PatientInnen beläuft sich auf 60,67 15,07 Jahre, wobei der
Altersdurchschnitt bei den Männern 60,16 13,83 Jahre und bei den Frauen
61,33 16,63 Jahre betrug.
Der Häufigkeitsgipfel der Betroffenen findet sich in der Gruppe der Männer
zwischen 60 und 70 Jahren (41,7%).
Innerhalb der weiblichen StudienteilnehmerInnen finden sich zwei
Häufigkeitsgipfel. Zum einen ist die Gruppe der 30 bis 40 Jährigen (12,5%) und
zum anderen die Gruppe der 60 bis 80 Jährigen (59,0%) besonders betroffen.
Die Anzahl der Frauen, die im vorgegebenen Zeitraum an der Universitäts-
Augenklinik Graz operiert wurden, überwiegt in den Gruppen der 30 bis 40
(60,0%) Jährigen und in der Gruppe der 70 bis 80 (60,7%) Jährigen gegenüber
den männlichen Patienten.
58
3.2.1.3 Refraktion
27(21,1%) Augen waren leicht myop, 17(13,3%) moderat myop und 21(16,4%)
stark myop. 17(13,3%) Augen waren hyperop. In 46 (35,9%) Fällen waren die
PatientInnen emmetrop, oder es konnten keine Daten erhoben werden.
3.2.1.4 Linsenstatus
92(71,9%) in die Studie eingeschlossene Augen waren zum Zeitpunkt der
stationären Aufnahme phak. 33(25,8%) Augen waren pseudophak und 3(2,3%)
Augen aphak.
3.2.1.5 Makulastatus
Bei 78(60,9%) der 128 in die Studie eingeschlossenen PatientInnen war die
Makula des betroffenen Auges anliegend.
In 39(30,5%) war die Makula zum Zeitpunkt der Aufnahme abgehoben.
In 11(8,6%9) Fällen konnte keine Information über den Status der Makula im
betroffenen Auge aus der PatientInnenakte gewonnen werden.
3.2.1.6 Operationsmethoden
Mit 117(91,4%) Anwendungen waren die eindellenden Verfahren die
Operationsmethoden der Wahl. In 11(8,6%) Fällen wurden die PatientInnen mittels
primärer Vitrektomie mit Gastamponade versorgt.
3.2.1.7 Laserbehandlungen der Netzhaut
Bei 10(7,8%) PatientInnen, war eine Laserkoagulation der Netzhaut nach der
Versorgung der Netzhautabhebung notwendig. Es wurden Argon-Laser, Dioden-
Laser, Neodym-YAG und Erbium-YAG Laser eingesetzt.
7(5,5%) Augen wurden an der Netzhaut bereits vor dem netzhautchirurgischen
Eingriff laserkoaguliert.
3.2.1.8 Traumata in der Anamnese
In 10(7,8%) Krankenakten wurde ein Trauma in der Anamnese dokumentiert.
59
3.2.1.9 Follow-up
Durchschnittlich wurde die letzte Nachsorgeuntersuchung in der Gruppe der
eindellenden Verfahren nach 29,1±2,9 Monaten und in der Gruppe der 20g ppV
mit Gastamponade nach 14,1±4,5 Monaten durchgeführt (p= 0,141).
Baseline Charakteristika der Studienteilnehmer funktionelle
Operationsergebnisse
n(%)
PatientInnen
2001 27 (21,1)
2002 20 (15,6)
2003 26 (20,3)
2004 28 (21,9)
2005 27 (21,1)
gesamt 128 (100)
Alter (Jahre)
Mw (SD)
gesamt 59,7 (16,0)
Geschlecht
männlich 72 (56,3)
weiblich 56 (43,8)
Auge
rechts 56 (43,8)
links 72 (56,3)
Operationsmethode
eindellende Verfahren 117 (91,4)
Vitrektomie Gas 11 (8,6)
60
Linsenstatus
phak 92 (71,9)
pseudophak 33 (25,8)
aphak 3 (2,3)
Refraktion
Leichte Myopie 27 (21,1)
Moderat Myopie 17 (13,3)
Starke Myopie 21 (16,4)
Hyperopie 17 (13,3)
nicht korrigiert 46 (35,9)
gesamt 128 (100)
Makulastatus
anliegend 78 (60,9)
abgehoben 39 (30,5)
gesamt 117 (91,4)
Netzhautlaserkoagulation
Vorbehandlung 7 (5,5)
Nachbehandlung 10 (7,8)
Tage Klinikaufenthalt
Mw (Sd)
gesamt 4,75 (1,49)
eindellende Verf. 4,56 (1,37)
PPV Gas 6,82 (1,08)
Follow Up (Monate)
Mw (Sd)
gesamt 27,8 (31,0)
Trauma in Anamnese
gesamt 10 (7,8)
Tabelle 10: Zusammengefasste Daten der zur Untersuchung funktioneller Operationsergebnisse eingeschlossenen PatientInnen.
61
3.2.2 Outcome der Operationsmethoden
3.2.2.1 Augeninnendruck (IOD)
Vier PatientInnen hatten zum Zeitpunkt der Aufnahme einen präexistent erhöhten
Augeninnendruck (>21mmHg), wobei der Druck bei zwei PatientInnen im Verlauf
sank und bei zwei PatientInnen keine Veränderung während den
Folgeuntersuchungen festgestellt wurde. Bei Entlassung wurde bei weiteren vier
Personen ein transienter Druckanstieg über 21mmHg gemessen. Im Follow up
wurden ausschließlich bei jenen zwei PatientInnen ein erhöhter Augeninnendruck
gemessen, deren Druck über den gesamten Beobachtungszeitraum erhöht war.
In der Gruppe der eindellenden Verfahren betrug der mittlere Augeninnendruck
zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme 14,52±3,56 mmHg.
Zum Zeitpunkt der Entlassung stieg der Augeninnendruck im Mittel auf 14,64±3,64
mmHg (p=0,685).
Mit 14,08±3,49 mmHg sank der Augeninnendruck zum Zeitpunkt der Follow-up
Untersuchung unter den Wert, der zur stationären Aufnahme gemessen wurde
(p=0,185).
Postoperativ zum Zeitpunkt der stationären Entlassung gemessen, war der
mittlere Augeninnendruck signifikant höher als zur Follow-up Untersuchung
(p=0,034).
Augeninnenduck eindellende Verfahren
N Minimum Maximum Mittelwert Sd
IOD Aufnahme 111 8 28 14,52 3,565
IOD Entlassung 104 2 23 14,64 3,644
IOD Follow up 71 6,0 23,0 14,085 3,4959
Tabelle 11: Überblick der Augeninnendruckveränderungen vor und nach eindellender Verfahren.
62
Abbildung 15: Darstellung der prä- und postoperativen Augeninnendruckwerte bei eindellenden Verfahren.
In der Gruppe der primären 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie wurde am Tag der
Aufnahme ein mittlerer Augeninnendruck von 14,55±3,14 mmHg gemessen.
Am Tag der Entlassung unterschied sich der Augeninnendruck mit 13,90±2,13
mmHg (p=0,770) nicht signifikant von dem zur Aufnahme gemessenen Wert.
Zum Zeitpunkt der Follow-up Untersuchung stellte sich ein mittlerer
Augeninnendruck von 15,00±1,76 mmHg ein, welcher nicht signifikant vom initial
gemessenen Augeninnendruck abweicht (p=0,560).
63
Augeninnendruck 20g ppV
N Min. Max. Mittelwert Sd
IOD Aufnahme 11,0 10,0 19,0 14,55 3,142
IOD Entlassung 10,0 10,0 16,0 13,90 2,132
IOD Follow up 10,0 12,0 18,0 15,000 1,7638
Tabelle 12: Überblick der Augeninnendruckveränderungen vor und nach 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. IOD=Augeninnendruck
Abbildung 16: Darstellung der prä- und postoperativen Augeninnendruckwerte bei 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. IOD=Augeninnendruck
Die Augeninnendruckdifferenz der präoperativen Werte zu den postoperativen
Werten des Follow-ups unterscheiden sich, bezogen auf die unterschiedlichen
Operationsmethoden, nicht signifikant voneinander (p=0,559).
64
Abbildung 17: Augeninnendruckdifferenz präoperativ zu Follow-up bei eindellenden Verfahren und 20-gaugePars-plana-Vitrektomie.
3.2.2.2 Visus bei bester Korrektur
Bei stationärer Aufnahme war der mittlere Visus bei bester Korrektur in der
Gruppe der eindellenden Verfahren mit 1,12 ± 0,09 logMar signifikant niedriger
(p=0,021) als in der Gruppe der 20g ppV mit 0,46 ± 0,21logMar. Postoperativ war
die maximale Sehschärfe mit 0,94 ± 0,06 logMar nach eindellenden Verfahren
signifikant höher als nach 20g ppV mit 1,89 ± 0,17 logMar (p=0,0001). Zum
Zeitpunkt des Follow-up betrug der mittlere Visus nach eindellenden Verfahren
0,62 ± 0,06 logMar und nach 20g ppV 0,37 ± 0,07 logMar. Im Verlauf konnte kein
signifikanter Visusunterschied zwischen den beiden Operationsmethoden im
Follow-up nachgewiesen werden (p=0,294).
65
Innerhalb der eindellenden Verfahren gibt es bezüglich des Visus keinen
signifikanten Unterschied zwischen den präoperativen zu den postoperativ zum
Zeitpunkt der Entlassung gemessenen Werten (p=0,192). Präoperativ zum Follow-
up kann eine signifikante Verbesserung (p=0,0001) des Visus festgestellt werden.
Abbildung 18: Visusverlauf bei bester Korrektur und Behandlung durch eindellende Verfahren.
In der Gruppe der 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie mit Gastamponade tritt eine
signifikante Verschlechterung präoperativ zur Entlassung auf (p=0,010).
Präoperativ zur Follow-up Untersuchung kann keine signifikante Veränderung
(p=0,563) bezüglich der Visus-Werte beobachtet werden.
66
Abbildung 19: Visusverlauf bei bester Korrektur und Behandlung durch 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie.
Im Vergleich der Differenz der präoperativen Werte zum Follow-up konnte ein
signifikanter Unterschied zwischen den zwei zu vergleichenden
Operationsmethoden festgestellt werden. Die Verbesserung des Visus zwischen
der präoperativen Untersuchung und der Untersuchung im Follow-up, war nach
eindellenden Verfahren signifikant (p=0,047) höher als nach 20-gauge Pars-plana-
Vitrektomie mit Gastamponade. (Mann-Whitney-U-Test)
Auch bei Analyse ausschließlich phaker PatientInnen schnitten die eindellenden
Verfahren bezüglich des Visusanstieges über den Beobachtungszeitraum
signifikant besser ab als die 20g ppV (p=0,016).
67
Abbildung 20: Visusdifferenz präoperativ zu Follow-up bei eindellenden Verfahren und 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie.
Visus bei bester Korrektur
Eindellende
Verfahren 20g ppV p-Wert
Aufnahme 1,118 ± 0,094 0,459 ± 0,209 p=0,021*
Entlassung 0,944 ± 0,059 1,886 ± 0,171 p=0,000*
Follow-up 0,618 ± 0,055 0,373 ± 0,071 p=0,294*
Differenz
Aufnahme zu
Follow-up
0,501 ± 0,085 0,086 ± 0,235 p=0,047*
*Kolmogorov-Smirnov-Test und Mann-Whitney-Test
Tabelle 13: Visus bei bester Korrektur im Verlauf.
68
4 Diskussion
4.1 Teil I
Die im Teil I der Studie erhobenen demographischen PatientInnendaten
entsprechen -mit einem Altersgipfel zwischen 60 und 70 Jahren- einem leichten
Überhang des männlichen Geschlechtes sowie weiteren Charakteristika, im
Allgemeinen den Werten anderer Arbeiten entsprechend (6,7,70,94). Einzig die
Anzahl der PatientInnen, deren Makula präoperativ abgehoben war, unterscheidet
sich mit einem verhältnismäßig niedrigen Anteil von 34,3% von veröffentlichten
Daten in vergleichbaren Studien. Heimann et al berichten in der SPR-Studie über
Werte von 63,0% an präoperativ abgehobenen Makulä in phaken Augen und
einem Anteil von 64,5% in pseudophaken Augen. Mirty et al zeigen in ihrem im
Jahr 2009 veröffentlichten Review, dass in westlichen Ländern in 40-60% und in
Entwicklungsländern in bis zu 86.8% der von einer Netzhautabhebung betroffenen
Augen eine präoperative Makulaabhebung vorliegt. (6,7,94). Der niedere Anteil an
präoperativen Makulaabhebungen in dieser Studie könnte dadurch erklärt werden,
dass PatientInnen, deren Makula bereits zur Aufnahme abgehoben war, häufiger
durch eine Kombination aus Plombe oder Cerclage und 20g ppV behandelt
wurden und somit nicht in unsere Auswertung mitaufgenommen werden konnten.
Um einen möglichen Zusammenhang zwischen den präoperativen Befunden und
der Wahl der Operationsmethode zu ermitteln, wurden die Häufigkeiten der
Vorbefunde, bezogen auf die jeweilige Operationsmethode, mittels
Kontingenztafeln und Chi-Quadrat-Tests analysiert.
Es konnte jedoch im Allgemeinen kein signifikanter Unterschied des Alters
(p=0,367) bezogen auf die Wahl der Operationsmethode festgestellt werden.
Ebenso wenig kann man aufgrund der Datenlage davon ausgehen, dass es einen
Zusammenhang zwischen präoperativem Linsenstatus (p=0,235), oder
präoperativem Makulastatus (p=0,535) und Wahl der Operationsmethode gibt.
Es wäre zu erwarten gewesen, dass ein signifikanter Anteil der mittels Pars-plana-
Vitrektomie behandelten PatientInnen pseudophak ist (95,96).
69
Auch das Alter der PatientInnen könnte, aus der Überlegung heraus, einer
frühzeitigen Katarakt und damit einem Akkomodationsverlust nach Implantation
einer Intraokularlinse vorzubeugen, ein Kriterium bei der Wahl der
Operationsmethode sein (78).
Eine mögliche Erklärung für den geringen Einfluss der Vorbefunde auf die
Methodenwahl könnte eine Verzerrung durch das Nichteinbeziehen anderer
Einflussfaktoren in dieser Studie, wie die Lochsituation, die Ausdehnung der
Netzhautabhebung, oder das Vorliegen einer proliferativen Vitreoretinopathie sein.
Ein weiterer Grund für diese Ergebnisse könnte auch die Tatsache sein, dass die
Pars-plana-Vitrektomie während des Beobachtungsraumes nicht so häufig
durchgeführt wurde wie die buckelnden Methoden und im Gegensatz zu anderen
Studien, in denen auch 23-gauge Systeme Anwendung fanden, die Vitrektomien
dieser Studie ausschließlich mit 20-gauge Instrumenten durchgeführt wurden
(97,98).
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die mittlere Aufenthaltsdauer nach
der Behandlung mit eindellenden Verfahren signifikant (p<0,0001) kürzer war als
nach Behandlung mit 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. PatientInnen, welche
mittels einer Plombe oder einer Cerclage versorgt wurden, konnten im Mittel
1,34±0,30 Tage früher die Klinik verlassen als die PatientInnen der
Vitrektomiegruppe. Innerhalb der 20-gauge Pars-plana-Vitrektomiegruppe gab es
bezüglich der Art der Tamponade keine signifikanten (p=0,230) Unterschiede. Die
im Vergleich zur Buckelchirurgie invasivere Methode der Pars-plana-Vitrektomie
und die damit verbundenen Komplikationen, sowie die damals an der Grazer
Augenklinik bevorzugtere Methode der Buckelchirurgie und deswegen bessere
Technik derselben mag die Ursache der längeren Hospitation in der Gruppe der
VitrektomiepatientInnen erklären..
4.1.1 Primäre Anlagerate
Die primäre Anlagerate ergibt sich aus der Anzahl der permanenten
Wiederanlagen nach einem einzelnen vitreoretinalen Eingriff (ausgenommen
Silikonölentfernungen), durch die Zahl der insgesamt durchgeführten
70
Erstoperationen. Eine Operation wurde auch als erfolgreich gewertet, wenn noch
eine geringe Abhebung bestand, die sich im Verlauf resorbierte.
In der Literatur findet man sehr unterschiedliche Ergebnisse zur primären
Anlagerate (5,99). Um Vergleiche mit anderen Arbeiten anzustellen, müssen
Unterschiede zwischen Studiendesigns und der Definition der primären Anlagerate
berücksichtigt werden.
In dieser Studie konnte bei 377 (79,53%) der 474 erstoperierten PatientInnen eine
permanente Netzhautanlage durch einen einzelnen vitreoretinalen Eingriff erreicht
werden. Es liegen weder innerhalb der phaken PatientInnengruppe (p= 0,435),
noch innerhalb der aphaken- und pseudophaken PatientInnengruppe (p= 0,137),
signifikante Unterschiede bezüglich Operationsmethode und primärer Anlagerate
vor. Auch im Allgemeinen unterscheiden sich die Ergebnisse der primären
Anlagerate innerhalb der Operationsmethoden nicht signifikant (p= 0,195)
voneinander.
Im Jahr 2012 erschien eine Meta-Analyse von Sun et al, in der anatomische
Operationsergebnisse von insgesamt 7 Studien zum Vergleich von
Buckelchirurgie und ppV untersucht wurden (5).
In dieser Meta-Analyse lag die durchschnittliche primäre Anlagerate in der Gruppe
phaker PatientInnen bei 76,0% für eindellende Verfahren und 76,9% für primäre
ppV. In der Gruppe der aphaken und pseudophaken PatientInnen wurde von Sun
et al eine primäre Anlagerate von 68,8% nach eindellenden Verfahren und 78,2%
nach ppV beobachtet.
In unserer Studie konnten bei phaken PatientInnen mit 83,0% nach
eindellenden.Verfahren und 78,3% primärer Anlagen nach 20g ppV und in der
Gruppe der a- und pseudophaken Augen mit 79,8% nach eindellenden Verfahren
und 65,2% primären Anlagen nach 20g ppV sehr ähnliche Ergebnisse erzielt
werden. Im Unterschied zu der von Sun et al publizierten Meta-Analyse, in der
tendenziell die primäre Anlagerate nach ppV höher als nach eindellenden
Verfahren war, zeigte sich in unserer Studie sowohl bei phaken als auch bei a-
und pseudophaken Augen eine höhere primäre Anlagerate nach eindellenden
Verfahren. Diese Unterschiede sind jedoch sowohl bei Sun et al als auch in
unserer Studie nicht signifikant (5).
71
In die Berechnung der primären Anlagerate wurden auch jene PatientInnen
eingeschlossen, die nicht zu einer Follow-up Untersuchung nach mindestens 3
Monaten erschienen sind. Da die Universitäts-Augenklinik Graz für das gesamte
Einzugsgebiet das einzige Versorgungszentrum darstellt, kann davon
ausgegangen werden, dass diese PatientInnen keine Reamotio erlitten haben.
4.1.2 Follow-up
Die hohe Anzahl an PatientInnen ohne postoperatives Follow-up von mindestens
3 Monaten (35,7%) kommt dadurch zustande, dass die Nachsorge der
PatientInnen häufig in ausgelagerten Zentren oder von niedergelassenen
Fachärzten durchgeführt wird. Ein großer Teil der PatientInnen wurde wegen
Beschwerden am Partnerauge oder wegen einer geplanten Kataraktoperation am
betroffenen oder am Partnerauge zu einer Folgeuntersuchung vorstellig. Eine
Erhebung der Daten über niedergelassenen Fachärzte wurde aus Gründen des
Umfanges der Diplomarbeit nicht durchgeführt.
4.2 Teil II
Um eine Verzerrung der Ergebnisse bezüglich der funktionellen
Operationsergebnisse -Augeninnendruck und Visus bei bester Korrektur- zu
vermeiden, wurden im 2.Teil dieser Arbeit all jene PatientInnen ausgeschlossen,
die Reamotiooperationen und andere Reoperationen wie Plombenentfernung,
Plombentausch, oder hinterer Vitrektomie auf Grund von proliferativer
Vitreoretinopathie erhielten. Aus demselben Grund wurden auch alle Fälle, die
durch ppV mit Silikonöltamponade behandelt wurden, von der Analyse der
funktionellen Zielgrößen ausgeschlossen.
Trotz der strengen Selektion entsprechen auch die PatientInnencharakteristika der
Studienteilnehmer zur Erhebung der Zielgrößen, Augeninnendruck und Visus bei
bester Korrektur den in der Literatur angegebenen Werten. (6,7,70,94)
72
4.2.1 Augeninnendruck
Vier PatientInnen (5,12%) hatten zum Zeitpunkt der Aufnahme eine präexistente
Druckerhöhung über 21mmHg. Diese Zahl liegt damit etwas unter der von Phelps
und Burton publizierten Anzahl an PatientInnen (7%), bei denen ein präexistenter
Augendruckanstieg einer rhegmatogenen Netzhautabhebung vorausging (100).
Zur Entlassung zeigte sich bei weiteren vier PatientInnen (5,12%) eine transiente
Augeninnendruckerhöhung über 21mmHg. Es handelt sich dabei ausschließlich
um PatientInnenen aus der Gruppe der eindellenden Operationsmethoden und
betrifft im Speziellen PatientInnen, die mittels Cerclagenaufnähung oder einer
Kombination aus Cerclage und Plombe versorgt wurden. Diese transiente
Druckerhöhung ist jedoch von einer chronischen Druckerhöhung abzugrenzen und
stellt bei Behandlung keine Gefährdung des Sehnervs und somit der Sehleistung
dar. Die durch die Plombe oder Cerclage postoperativ veränderte anatomische
Konfiguration des Auges wird als mögliche Ursache eines
Augeninnendruckanstieges diskutiert. Hartley und Marsh beschreiben als
mögliche Ursache eine Verringerung der Vorderkammertiefe, die in 50% der Fälle
nach erfolgter eindellender Netzhautoperation auftreten und zu einem erschwerten
Abfluss des Kammerwassers führen kann (80).
Obwohl in der Literatur Augeninnendruckanstiege nach Pars-plana-Vitrektomie mit
Gastamponade, durch Gasexpansion, entzündliche Obstruktion des
Trabekelwerkes, Blutungen oder Winkelblockaden durch Gas, Fibrin oder einem
Ziliarkörperödem beschrieben wurden, konnte dies in dieser Studie nicht bestätigt
werden. Sowohl zur Entlassung (p=0,770) als auch im Follow up (p=0,560) wurde
kein signifikanter Druckanstieg gemessen (101,102).
Während des Follow-ups wurde ausschließlich bei PatientInnen, die bereits zum
Zeitpunkt der stationären Aufnahme an einem präexistenten Glaukom litten, ein
erhöhter Augeninnendruck gemessen.
Wir konnten in dieser Studie im Allgemeinen keinen kausalen Zusammenhang
zwischen der operativen Versorgung der rhegmatogenen Amotio und einer
permanenten Augeninnendruckerhöhung feststellen. Zwischen eindellenden
Verfahren und der 20g ppV mit Gastamponade wurde kein signifikanter
73
Unterschied bezüglich der prä- zu postoperativen Augeninnendruckdifferenz
festgestellt.
4.2.2 Visus bei bester Korrektur
Ein möglicher Grund für den, bei stationärer Aufnahme gemessenen, niedrigeren
Visuswert in der Gruppe der eindellenden Verfahren könnte die subjektive
Methodenwahl der Chirurgen sein, welche zur Versorgung schwerwiegenderer
Fälle eher auf die etabliertere Methode der Buckelchirurgie, als auf die ppV
zurückgegriffen haben könnten..
Die signifikante Verschlechterung des Visus präoperativ zur Entlassung in der
Vitrektomiegruppe, wird auf die noch nicht resorbierte intraokuläre Gasblase der
PatientInnen zurückgeführt und hat daher eine geringe Relevanz.
Es konnte vom Zeitpunkt der stationären Aufnahme zur Folgeuntersuchung
sowohl allgemein eine größere Zunahme der Sehschärfe (p=0,047) nach
Behandlung mittels eindellenden Verfahren gegenüber der Behandlung durch 20g
ppV, als auch bei ausschließlicher Betrachtung der phaken PatientInnen ein
signifikanter Unterschied des Visusanstieges zugunsten der eindellenden
Verfahren (p=0,016) beschrieben werden. Diese Ergebnisse decken sich teilweise
mit den in der Literatur veröffentlichten Daten (5,94,95,103).
Die Lernkurve der behandelnden Chirurgen in der Gruppe der 20g ppV während
Untersuchungszeitraum mag eine Erklärung für dieses Ergebnis sein (104).
Mazinani et al haben festgestellt, dass ein Operateur 500 Vitrektomieoperationen
durchgeführt haben muss, um auf einem konstant hohen Niveau operieren zu
können (105).
Ein weiterer Grund für das bessere Abschneiden der eindellenden Verfahren
könnte ein häufigeres Auftreten einer postoperativen Katarakt nach
Vitrektomiebehandlungen sein (78,94,103).
Da eine größere Auswahl an Operationsmethoden eine individuellere Therapie für
die PatientInnen ermöglicht und die Methode Vorteile wie eine signifikant kürzere
Operationszeit gegenüber der 20g ppV mit sich bringt, ist auch eine Verbesserung
74
durch die Einführung der 23-gauge Pars-plana-Vitrektomie (23g ppV) im Jahr
2006 zu erwarten (98,106).
Bezüglich der Behandlung von pseudophaken und aphaken PatientInnen findet
man in der Literatur unterschiedliche Meinungen und gegensätzliche
Erkenntnisse. In einer Metaanalyse von Arya et al konnte gezeigt werden, dass die
Pars-plana-Vitrektomie bei unkomplizierten pseudophaken Netzhautabhebungen
sowohl anatomisch als auch funktionell bessere Ergebnisse lieferte als
eindellende Verfahren. (107) Auch Sharma et al fanden ein besseres
Langzeitergebnis nach Pars-plana-Vitrektomie (108). Wieder andere Arbeiten
beschreiben ein vergleichbares Outcome der beiden Operationsmethoden, oder
ein signifikant schlechteres Ergebnis nach ppV bei pseudo- und aphaken
PatientInnen (5,95).
Aufgrund der Datenlage bzw. der fehlenden pseudo- und aphaken PatientInnen in
der Gruppe der 20g ppV konnte jedoch in dieser Studie keine Aussage bezüglich
der Visusänderungen zwischen Buckelchirurgie und 20g ppV bei pseudo- oder
aphaken PatientInnen getätigt werden.
4.3 Kritik und Limitierungen
Neben grundsätzlichen Schwächen einer retrospektiven Analyse gegenüber einer
prospektiven Studie ist die geringe Fallzahl dieser Studie zur Untersuchung des
funktionellen Operationserfolges (Visus und Augeninnendruck) ein kritikwürdiger
Faktor. Die geringe Fallzahl von 128 PatientInnen kommt vor allem durch eine
hohe Rate an PatientInnen ohne Follow-up Untersuchung (35,7%) zustande. Das
Fehlen dieser Daten birgt somit die Gefahr einer Negativselektion. Dieser
Umstand wirkt sich jedoch nur gering auf die Gegenüberstellung der
Operationsmethoden aus, da in den Vergleichsgruppen eine ähnliche Anzahl (30-
40%) an PatientInnen ohne Follow up Untersuchung vorliegt.
Ein weiterer limitierender Faktor bezüglich der Aussagekraft unserer Arbeit ist die
geringe Fallzahl in der Gruppe der 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie. Diese
Operationsmethode wurde in der entsprechenden Indikation an der
Universitätsaugenklinik Graz im Jahr 2001 eingeführt und wurde
75
dementsprechend seltener als die bereits gut etablierte Buckelchirurgie
angewandt.
Weiters ist die Zahl der Vitrektomien durch den Ausschluss der 20-gauge Pars-
plana-Vitrektomie mit Silikonöltamponade weiter gesunken.
Da das Injizieren von Silikonöl die Werte des postoperativ gemessenen Visus
verfälschen könnte und die Notwendigkeit einer weiteren Manipulation zur
Entfernung des Öls besteht, ist es unserer Meinung nach nicht sinnvoll, diese
Operationsmethode direkt in die Gegenüberstellung von Buckelchirurgie und Pars-
plana-Vitrektomie miteinzubeziehen.
Aus diesen Gründen möchte ich betonen, dass die Ergebnisse der Untersuchung
zu Visus- und Augeninnendruckunterschieden zwischen der Buckelchirurgie und
der 20-gauge Pars-plana-Vitrektomie, trotz der Signifikanz, eher als Trend und
weniger als allgemeingültige Ergebnisse zu betrachten sind.
Trotz der dadurch entstandenen geringen Fallzahl sehe ich die strenge Auswahl
und die somit erzielte Homogenität des untersuchten PatientInnenkollektives
positiv und als Stärke dieser Studie.
4.4 Schlussfolgerung
Die Behandlung der rhegmatogenen Netzhautabhebung ist nach wie vor von
vielen subjektiven Einflüssen geprägt. Je nach präoperativen Befunden, Erfahrung
bzw. Können des Operateurs und zu Verfügung stehender Technik wird aus einer
breiten Palette von möglichen Operationsmethoden gewählt. Es ist nicht
verwunderlich, dass es zwischen verschiedenen Behandlungszentren große
Unterschiede bezüglich der Wahl der Operationsmethoden gibt (6).
Obwohl in diversen Studien kein Vorteil gegenüber der konventionellen
Buckelchirurgie nachgewiesen werden konnte, entwickelte sich in den letzten
Jahren ein Trend hin zu einer häufigeren Anwendung der primären Pars-plana-
Vitrektomie gegenüber den buckelnden Verfahren (4,6,70-72,77,109).
Einige Spezialisten stehen dieser Entwicklung kritisch gegenüber (109,110). Es
wird befürchtet, dass es zu einem „Verlernen“ der eindellenden bzw. buckelnden
Operationsmethoden kommt. Gerade diese Methoden verlangen jedoch
jahrelange Übung und große Erfahrung. Durch eine seltene Anwendung ist es
76
jungen Chirurgen oft nicht mehr möglich, diese Techniken suffizient zu erlernen
(109,110).
In dieser Arbeit wurden aus dem Zeitraum 2001 bis Ende 2005 474 Datensätze
von PatientInnen mit der Diagnose einer primären rhegmatogenen
Netzhautabhebung untersucht. Es wurden hauptsächlich eindellende Verfahren
wie Cerclagen- und Plombenaufnähungen durchgeführt und nur bei ca. einem
Fünftel der Operationen wurde eine 20g ppV angewandt. Es zeichnete sich jedoch
eine vermehrte Anwendung der 20g ppV gegen Ende des
Beobachtungszeitraumes ab. Wurden im Jahr 2001 nur 7,6% der PatientInnen
durch 20g ppV versorgt, waren es Ende 2005 bereits 17,2%. In Hinblick auf die
Einführung der 23-gauge Pars-plana-Vitrektomie an der Universitätsaugenklinik
Graz im Jahr 2006 und der Lernkurve der Chirurgen ist zu erwarten, dass dieser
Trend hin zu einer häufigeren Anwendung der ppV an der Universitäts-Augenklinik
Graz auch in den Folgejahren bestehen bleibt (98).
Es konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass PatientInnen nach eindellenden
Verfahren eine signifikant (p<0.0001) kürzere Hospitationszeit als nach 20g ppV
benötigten und auch was das funktionelle Outcome betrifft, waren die eindellenden
Verfahren der 20g ppV mit Gastamponade überlegen (p=0,023). Bezüglich des
postoperativen intraokulären Druckanstieges (p=0,559) und der primären
Anlagerate (p= 0,211) konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den
Operationsmethoden festgestellt werden. Zum Vergleich chirurgischer Techniken
sollten mögliche Lernkurveneffekte nicht außer Acht gelassen werden. Es wäre
somit sinnvoll, weitere Untersuchungen mit einem Beobachtungzeitraum ab dem
Jahr 2006 durchzuführen.
77
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