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Prestel München · Berlin · London · New York Isabel Kuhl Andy Warhol

Andy Warhol - bücher.de...Andy Warhol und kein Ende Inhalt Rückblende »New York ist keiner anderen Stadt ähnlich. Es ist eine hässliche Stadt, und sie ist schmutzig. Das Klima

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PrestelMünchen · Berlin · London · New York

Isabel Kuhl

Andy Warhol

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S. 4 Rückblende

Big Apple zieht allen davon

S. 18 Ruhm und Ehre

Ein Künstler will nach oben

S. 34 Die Kunst

Maler des Alltags

S. 56 Das Leben

Erst die Arbeit, dann die Party

S. 90 Die Liebe

Ein Superstar wird leise

S. 110 Heute

Andy Warhol und kein Ende

Inhalt

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Rückblende

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»New York ist keiner anderen Stadt ähnlich.

Es ist eine hässliche Stadt, und sie ist schmutzig. Das Klima ist ein Skandal. Aber wer einmal in New Yorkgelebt hat, für den ist

kein anderer Ortgut genug.«

Henry James

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Big Apple … … mausert sich im 20. Jahrhundert zum Nabel

der Kunstwelt, zum Zentrum der Medien und des Finanzgeschehens. In der Stadt, die niemals schläft, kommt jeder auf seine Kosten. Allen

voran Andy Warhol.

Das Fern-sehen ...

-> tritt in den 1950er

Jahren seinen Sieges-

zug an.

-> am Ende des Jahr-

zehnts sind in 90% der

amerikanischen Haus-

halte Fernsehgeräte

zu finden.

spots

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Kunst ist LebenIn den 1950er Jahren ist es soweit: Die Hauptstadt der Kunst ist nicht

länger Paris. In New York drängen sich nicht nur Museen von Weltrang

und renommierte Galerien dicht an dicht, hier werden fortan auch die

Weltmarktpreise für Kunst ausgeklügelt. Mit dem Erfolg des Abstrak-

ten Expressionismus ist die Vorherrschaft Europas in der Kunstwelt

gebrochen. »Kunst ist Leben – Leben

ist Kunst« lautet die Devise der

Kunstschaffenden allerorten: Die

Pop Art-Künstler finden ihre Moti-

ve unter Alltagsgegenständen,

bei Happenings treffen bildende

Kunst, Musik und Theater zu

einem oft provokativen Ereignis

zusammen.

Claes Oldenburg bevorzugt die Gegenstände des Alltags in monumentalen Dimensionen.

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Broadway Ecke 54th Street War da nicht ein Nachtclub? Nein, der Nachtclub der

späten 1970er Jahre! Im Studio 54 feiern Stars und

Groupies, Reiche und Schöne: Diana Ross, Andy Warhol,

John Travolta, Liz Taylor, das Ehepaar Bianca und Mick

Jagger sowie Truman Capote teilen sich hier mit ande-

rem Partyvolk die Tanzfläche. »Dress spectacular« lau-

tet die Devise – je exzentrischer die Kleidung, desto

größer die Chance, auch eingelassen zu werden in den

Discotempel. Nicht nur in puncto Party und Drogenex-

zesse gibt das ehemalige Fernsehstudio an der Ecke

Broadway und 54th Street den Ton an. Auch musikalisch

ist es stilbildend für die Disco-Ära.

Rockige TöneDie steile Karriere der Band Velvet

Underground beginnt mit Andy War-

hol. Er entdeckt die wilde Truppe um

den Musiker und Songautor Lou Reed

bei einem Auftritt in Greenwich Villa-

ge. Warhol engagiert die Velvets für

seine Happenings Exploding Plastic

Inevitable. Die Band, die wegen der

von ihr erzeugten Lautstärke keinen

Probenraum mehr hat, darf sich in

Warhols Factory austoben. Das De-

bütalbum der Band The Velvet Under-

ground & Nico von 1967 gestaltet der

Pop-Künstler persönlich: eine ab-

ziehbare Banane schmückt das Cover.

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»Ich bin der Meinung, dassein Kunstwerk wirklicher ist,wenn es aus Teilen der wirk-lichen Welt gemacht ist.«

Robert Rauschenberg

Rückblende

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Steil nach oben geht es in den 60er Jahren fürAndy Warhol und seine Wahlheimat New York. Hier präsentiert der Künstler seine silver clouds,schwebende silberne Kissen.

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Rückblende

Es brodelt im East VillageAndy Warhols New York ist klein, es beschränkt sich vor allem auf das

20 Kilometer lange Manhattan, von seinen Bewohnern auch schlicht

»the City« genannt. Als Warhol zusammen mit seinem Pittsburgher

Studienkollegen Philip Pearlstein nach New York kommt, lassen die

beiden sich zunächst in der Lower East Side nieder.

Die Gegend gilt als Zentrum der Alternativkultur: Hippies, Linke und

Rockfans leben hier Tür an Tür, auch viele Literaten zieht es dort-

hin. Die Mieten sind niedrig, die Stimmung ist kreativ. Die Schriftsteller Jack Kerouac,

Allen Ginsberg und Norman Mailer nennen das Viertel in den 50er Jahren ihr Zuhau-

se. Analog zum benachbarten Greenwich Village, wo unter anderem Bob Dylan wohnt,

wird die Lower East Side bald in East Village umbenannt. Norman Mailer gibt ab 1955

New York entwickelt sich nach dem Zweiten Weltkrieg in rasantem Tempo vom Industriezentrum zur Kulturhauptstadtder USA. Künstler und Literaten entdecken den Charme ehe-maliger Fabrikgebäude in Manhattan.

Big Apple zieht allen davon

»Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen.«

Claes Oldenburg

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Das Künstler- und Szene-viertel Greenwich Village in den 50er Jahren.

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die alternative Wochenzeitung The Village Voice her-

aus, die zum Sprachrohr der New Yorker Intellektuel-

len wird.

Die Beatniks sind unterwegsNoch bevor die Hippies sich finden, treibt die »beat ge-

neration«, eine Gruppe von Autoren, Dichtern und Lite-

raturfans, ihr Unwesen im New Yorker Untergrund. Die

Beatniks verstören die Gesellschaft mit ihren unkon-

ventionellen, bisweilen obszönen Werken. Das Wort

»beat« bedeutet müde und heruntergekommen, hat

aber auch Bezüge zur Musik und meint in diesem Kon-

text den Rhythmus. Weniger die Musik als Alkohol und

Drogen spielen im Umkreis der Beat-Poeten und Auto-

ren eine große Rolle, zu denen sich neben Kerouac und

anderen auch Ginsberg und William S. Burroughs

zählen. Kerouacs erfolgreiches Werk On the Road ist

eine Bestandsaufnahme dieses anderen Amerikas, vol-

ler Drogen, Jazz und Sex.

Medienmetropole Nicht nur das alternative New York wächst und gedeiht

nach dem Zweiten Weltkrieg. Die auflagenstärksten Ta-

geszeitungen, große Fernsehanstalten und die meisten

US-Verlage sind hier beheimatet. New York ist auch

Werbehauptstadt, der wirtschaftliche Aufschwung geht

einher mit einer Flut an Reklame. Selbstbedienungslä-

den sind auf dem Vormarsch, die dort angebotenen Pro-

dukte wollen entsprechend aufwändig beworben wer-

den – ein Glück für Andy Warhol, der in den 50er Jahren

als Grafiker Arbeit sucht.

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Die Beat-Poeten Allen Ginsberg und Gregory Corso mit dem Publizisten BarneyRosset am Washington Square, 1957.

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Ein Bauboom kennzeichnet die 60er Jahre. Ausländische

Investoren entdecken den Big Apple, prestigeträchtige

Wolkenkratzer entstehen. Die Verrazano-Narrows Bridge

wird 1964 eröffnet und verbindet Staten Island mit Brook-

lyn. Im ebenfalls östlich von Manhattan gelegenen Stadt-

teil Queens findet 1964/65 die Weltausstellung auf dem

Gelände des Flushing Meadow Parks statt.

Eine Stadt im WandelDoch vor allem in den 70ern geht es wirtschaftlich rapi-

de bergab für die Stadt und ihre Bewohner: drei von fünf

Jobs werden gestrichen, 600.000 Arbeitsplätze gehen

verloren. 1975 ist New York wirtschaftlich am Boden.

Die Stadt ist nicht in der Lage, ihre Schuldverschreibun-

gen einzulösen, nur mit einem Darlehen kann die Bun-

Rückblende

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desregierung den Konkurs der Metropole verhindern.

Ganze Wohnviertel rutschen ab. Die Mittelklasse verlässt

den Stadtkern und zieht in die Vororte. Die in Manhattan

leer stehenden Häuser und Fabriken locken Künstler

mit zumindest räumlich perfekten Arbeitsbedingungen:

Ganze Etagen ohne einengende Wände bieten Platz zum

Leben und Arbeiten. Die Mietpreise sinken.

Auch Warhol bezieht mit seiner Crew verwaiste Fabrik-

gebäude in Midtown, weshalb sich für sein Atelier der

Name »Factory« etabliert. Vor allem SoHo (South of

Houston Street, also die Gegend südlich der Houston

Street) und TriBeCa, das Dreieck unterhalb der Canal

Street (Triangle below Canal Street) sind Gebiete, aus

denen sich die Industrie im Lauf des Jahrhunderts

zurückzieht. Noch 1949 gab es eine Million Fabrikarbei-

Andy Warhols erste Factory in einer ehemaligen Hutfabrik in Manhattan.

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ter in New York, ein Achtel der Einwohner. Nun wird die

Stadt ein Zentrum der Kunst.

Alte Welt trifft Neue WeltDer Zweite Weltkrieg und die Verdammung der moder-

nen Kunst durch die Nationalsozialisten hatten zu einer

Immigrationswelle europäischer Avantgarde-Künstler

in die Vereinigten Staaten geführt. Vor allem nach New

York verschlägt es viele von ihnen, etwa Max Ernst,

Marcel Duchamp, Marc Chagall und Yves Tanguy. Ihr

Einfluss auf das zeitgenössische amerikanische Kunst-

schaffen ist groß. Umgekehrt ist die Bedeutung des Abs-

trakten Expressionismus für die nicht-amerikanischen

Künstler kaum zu unterschätzen. Eine Reihe junger

Maler, darunter Jackson Pollock, Willem de Kooning

und Mark Rothko, hatte sich daran gemacht, neue Wege

und Konzepte in der Kunst zu entdecken.

Pop Up1961 ist ein ereignisreiches Jahr in New York: Jim Dine

stellt seine Assemblagen in der Martha Jackson Gallery

aus, Tom Wesselmanns Great American Nudes finden

den Weg in die Tanager Gallery. Claes Oldenburg be-

sorgt eine Präsentation seiner monumentalen Nachbil-

dungen von Alltagsgegenständen im eigenen Atelier,

Roy Lichtenstein zeigt seine Comic Strip-Bilder in den

Räumen des Galeristen Leo Castelli, der in den nächs-

ten Jahren zahlreiche Ausstellungen junger Pop

Art-Künstler organisieren und vielen von ihnen zum

Durchbruch verhelfen wird. »Pop« bedeutet übrigens

zweierlei: zum einen heißt es knallen oder platzen, zum

anderen aber auch populär.

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Der Tänzer Merce Cunningham und ein Ensemblemitglied im

Ballett Rain Forest, 1968.

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Rückblende

Pop Art-Künstler TomWesselmann malt großeweibliche Akte und setztsie zusammen mit Alltags-gegenständen in Szene.

Tonlos glücklichNicht nur in der bildenden Kunst ist New York weit vorne.

Auch beim Stichwort Neue Musik muss die Stadt sich

nicht verstecken. Der gebürtige Kalifornier John Cage

macht sich dort als Theoretiker auch im Bereich der Hap-

peningkunst einen Namen. Sein Klavier präpariert er mit

Radiergummis und Nägeln und erzielt so völlig neue Klän-

ge. Ganz ohne Töne kommt sein Stück 4’33“ aus, dessen

drei Sätze aus völliger Stille bestehen. Uraufgeführt wird

das Werk 1952. Auch mit der elektronischen Musik setzt

Cage sich auseinander. Er beginnt, mit dem Tänzer und

Choreografen Merce Cunningham zusammenzuarbeiten,

der für die New Yorker Martha Graham Dance Company

tanzt. In seinen eigenen Choreografien stellt Cunningham

das Zufallsprinzip über Handlungsstrukturen, so wie es

Cage in seinen Kompositionen tut, und ermöglicht so das

Entdecken neuer tänzerischer Bewegungen. Das Ergebnis

ihrer Zusammenarbeit ist revolutionär, Musik und Bewe-

gung geraten in ihren Werken in ein neues Verhältnis. Um

die Bühnenbilder der Stücke kümmert sich der Maler

Robert Rauschenberg. Zeitweise lebt das Künstlertrio in

New York zusammen. Cunningham nutzt als Bühnen-

dekoration für sein Stück Rain Forest Warhols frei im

Raum schwebende, kissenartige Silver Clouds.

Kein Ende in SichtNew York ist nicht nur die bedeutendste amerikanische

Kulturstadt, sondern auch das Finanzzentrum der Welt.

In den 1980ern machen sich in Manhattan Spekulanten

breit: zahlreiche luxuriöse Apartmenthäuser und riesi-

ge Bürokomplexe entstehen. Die Künstler ziehen weiter

in den Westen von downtown New York oder gar nach

Brooklyn oder New Jersey, und in den bunt-kreativen

Stadtvierteln von einst lässt sich die Schickeria nieder.

Doch die Kunstszene pulsiert weiter. Mit dem P.S.1 Con-

temporary Art Center, einer Tochter des Museum of

Modern Art, öffnet 1971 eine weiteres Haus für die zeit-

genössische Kunst seine Pforten. Ein Fixstern am New

Yorker Kunsthimmel der 80er Jahre ist die Galeristin

Mary Boone. Sie stellt den Maler und Grafiker Julian

Schnabel aus und vertritt Jean-Michel Basquiat, dessen

Graffiti-Bilder bald heiß begehrt sind.

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Action Painting Jackson Pollock erfindet sich nicht nur eigene Bilderwelten, sondern die neue Maltechnik gleich mit dazu. Als »Drip-pings« werden seine großformatigen Leinwände bezeichnet, weil der Künstler die Farbe auf sie tropft oder schleudert. Je nach Größe des Bil-des läuft Pollock auch über die auf dem Boden ausgebreitete Leinwand: Das Action Painting ist geboren!

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Expressiv Willem de Kooning wird nach Jackson Pollocks Tod einer der führenden Künstler des Abstrakten Expressionismus. Sein Bild Palisade von 1957 verrät seine Wurzeln im Gegenständlichen nur noch durch den Titel. Breite Pinselstriche ziehen sich über die von leuchten-dem Blau dominierte Leinwand.

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Entdecker Der Galerist Leo Castelli, hier von Andy Warhol porträtiert, gehört seit den 60ern zu New Yorks angesagtesten und erfolgreichs-ten Kunstvermittlern. Er ist es, der Ausstellungen der Pop Art-Künstler Jasper Johns, Roy Lichtenstein und Andy Warhol zeigt und ihnen zumDurchbruch verhilft.

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Junger Wilder Jean-Michel Basquiat pflasterte Manhattan mit Graffiti, bevor er sich mit Andy Warhol, Keith Haring und anderen Künstlern anfreundet. Sein rascher Aufstieg in New Yorks Kunstszene der 70er und 80er Jahre ist beispiellos. Als er 27-jährig stirbt, hinter-lässt Basquiat mehr als 100 Gemälde und Objekte sowie 2000 Zeichnungen.

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Ruhm und Ehre

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»Ich will nicht behaupten,Andy Warhol habe kein Talent. (…) Aber ich könnte nicht sagen, woringenau sein Talent

besteht – außer dass er ein Genie ist, wenn es darumgeht, sich selbst zu verkaufen.«

Truman Capote

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»Ein gutes Business ist diefaszinierendste Kunstüberhaupt.«

Nach diesem Prinzip erarbeitet sich Warhol schon früheinen Platz in der New Yorker Werbeszene. Es dauert jedoch

eine Weile, bis ihn die Kunstwelt ernst nimmt. Dann aber gibt es keinHalten mehr.

»Publicity ...

-> ... ist wie Erdnüsse

knabbern. Hat man ein-

mal angefangen, kann

man nicht mehr auf-

hören.« So äußert War-

hol sich zum Suchtcha-

rakter des Erfolgs.

-> … hat Warhol mehr

als genug. Mit seinen

für damalige Verhält-

nisse radikalen Arbei-

ten, seinem exzentri-

schen Auftreten und

seiner Omnipräsenz bei

jeder Art von gesell-

schaftlichen Ereignis-

sen ist ihm die

Aufmerksamkeit der

Medien sicher.

spots

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Illustre FreundeWarhol porträtiert nicht nur zahllose Berühmtheiten aus der Kunst-

welt, mit vielen von ihnen tauscht er auch Werke. Im März 1981 kann

Warhol im Tagebuch ein besonders ausgefallenes Geschenk eines

Freundes verbuchen: »Wir frühstückten mit Joseph Beuys. Er bestand

darauf, dass ich in sein Haus komme und mir sein Atelier anschaue. Ich

sollte sehen, wie er lebt, mit ihm Tee trinken und Kuchen essen. Es war

sehr nett. Er schenkte mir ein Kunstwerk, das aus zwei Flaschen mit

Sprudelwasser bestand. Sie explodierten in meinem Koffer und zer-

störten alles, was ich mithatte. Ich kann den Kof-

fer nicht aufmachen, weil ich nicht weiß,

ob es sich noch um ein Kunstwerk

handelt oder nur um zerbrochene

Flaschen. Wenn er nach New York

kommt, muss ich ihn dazu bringen,

den Koffer zu signieren,

denn sonst ist er zu

nichts mehr zu ge-

brauchen.«

Andy Warholund JosephBeuys 1980 inMünchen.

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29 Akte und 200 Stunden… ist Warhols einziges Theaterstück

zunächst lang. Es wird 1971 im Avantgarde-

Theater La MaMa Experimental Theatre

Club in New York aufgeführt. Tonbandmit-

schnitte und Telefongespräche zwischen Warhol und seinen Superstars sind die

Grundlage des Stücks, dessen Handlung im Wesentlichen eine Aneinanderreihung

von Obszönitäten ist. Der Titel des Werks, Pork, ist eine Anlehnung an den Künst-

lernamen der Darstellerin Brigid Polk (Foto oben), der Factory-Fotograf Billy Name

darf sich auf der Bühne in Billy Noname wiedererkennen. Die Begeisterung der

Factory-Mitarbeiter über das Stück hält sich in Grenzen. Aber im Londoner Round-

house Theatre steht das Werk immerhin ein Jahr lang auf dem Spielplan.

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»Ich bin nicht aneiner Psycho-analyse AndyWarhols interes-siert, denn dafürliebe ich ihn zusehr.«

Joseph Beuys

Ruhm und Ehre

Ein eigenes TheaterIm Sommer 1968 wird Andy War-

hol bei einem Attentat der Frau-

enrechtlerin Valerie Solanas

schwer verletzt. Im Krankenhaus

überhäuft man ihn mit Gene-

sungswünschen. Das Garrick

Theater in Greenwich Village, in

dem er des Öfteren seine Filme

gezeigt hatte, erweist dem Künst-

ler eine besondere Ehre: Am

15. Juli 1968 wird es umbenannt

und heißt nun The Andy Warhol

Garrick Theater.

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Warhols Zielstrebigkeit und Disziplin sollten sich schnell auszahlen.Schon zu Lebzeiten kann der Künstler Retrospektiven in namhaftenMuseen verbuchen und ist auf großen Ausstellungen weltweit ver-treten – vom finanziellen Erfolg ganz zu schweigen.

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Ruhm und Ehre

PreisgekröntWarhol ist bereits als Grafiker erfolgreich. Seine Auftrags-

bücher füllen sich mit Namen wie Harper’s Bazaar und Vogue.

Sogar erste Preise kann der Mittzwanziger einheimsen: 1952

wird er für seine Gestaltung von Zeitungsanzeigen mit der Art

Director’s Club Medal ausgezeichnet. Im selben Jahr kann Warhol eine erste Einzelaus-

stellung verzeichnen, und die New Yorker Hugo Gallery zeigt 15 seiner Illustrationen zu

Texten des von ihm verehrten Schriftstellers Truman Capote. Zwar geht diese Ausstellung

im großen New Yorker Kulturangebot unter und die Blätter werden nicht weiter gewür-

digt (heute gelten sie als verschollen), aber andere Preise folgen. 1954 verleiht das Ame-

Kaum in New York angekommen, beginnt Andy Warhol seinNetzwerk zu knüpfen. Zunächst wirbt er vor allem in den Büro-etagen der Hochglanzillustrierten um Aufträge als Grafiker. Doch schon bald taucht er in die Kunstszene ein und sammeltKontakte. Illustre Namen von Künstlern und Galeristen füllenseine Tagebücher, erste Käufer lassen nicht lange auf sich warten.

Ein Künstler will nach oben

»Alles ist hübsch.«

Andy Warhol

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Einer von Warhols ersten Aufträgenin New York ist 1949 eine Illustrati-on für den Artikel Success is a Job inNew York in der Zeitschrift Glamour.

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

living_art: Andy Warhol

Gebundenes Buch, Klappenbroschur, 128 Seiten, 19,5x23,5100 farbige Abbildungen, 20 s/w AbbildungenISBN: 978-3-7913-3738-8

Prestel

Erscheinungstermin: März 2007

Andy Warhol war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine in Serie produzierte Pop Art sorgteAnfang der 1960er Jahre in New York zunächst für ratloses Unverständnis, wurde aber baldals die Sensation auf dem Kunstmarkt gefeiert. Noch nie hatte jemand Alltagsgegenstände,z.B. Suppendosen, in dieser Form zum Thema seiner Kunst gemacht. Die "Factory", Warholsriesiges Atelier, war Treffpunkt der New Yorker Boheme. Erst ein Attentat, das er nur knappüberlebte, beendete die wilde Zeit. Der neue Band der Reihe living_art beleuchtet kenntnisreichdas schillernde Kunst-Leben von Andy Warhol.