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Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Standort Wolfsburg Fakultät Gesundheitswesen Analyse der Arzt- Patienten- Kommunikation zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen Bachelorarbeit zur Erlangung des Grades „Bachelor of Arts“ (B.A.) Erstprüferin: Prof. Dr. rer. pol. Wilma Pohl Zweitprüfer: Verw. Prof. Dr. Dirk A. Reh Birgit Fischer Kurt- Schumacher- Str.27 38518 Gifhorn Matrikelnummer: 30895531 Datum: 04. Januar 2012

Anlayse der Arzt- Patienten- Kommunikation zur Entwicklung von ... · Aussage geht auf das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun zurück, welches definiert, dass Kommunikation

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Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Standort Wolfsburg

Fakultät Gesundheitswesen

Analyse der Arzt- Patienten- Kommunikation zur Entwicklung von

Handlungsempfehlungen

Bachelorarbeit zur Erlangung des Grades „Bachelor of Arts“ (B.A.)

Erstprüferin: Prof. Dr. rer. pol. Wilma Pohl Zweitprüfer: Verw. Prof. Dr. Dirk A. Reh Birgit Fischer

Kurt- Schumacher- Str.27

38518 Gifhorn

Matrikelnummer: 30895531

Datum: 04. Januar 2012

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II

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ............................. ........................................ IV

Abbildungsverzeichnis ............................. .......................................... V

1 Einleitung ...................................... .................................................... 1

1.1 Problemstellung ........................................................................... 1

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ............................................... 3

2 Aspekte der Gesundheitskommunikation ............ .......................... 4

2.1 Abgrenzung Kommunikation ........................................................ 4

2.2 Gesundheitskommunikation im Wandel der Zeit .......................... 6

2.2.1 Auffassung von Gesundheit der WHO................................... 6

2.2.2 Ursprung von Gesundheitskommunikation ............................ 7

2.2.3 Verschiedene Ebenen von Gesundheitskommunikation ..... 10

2.3 Mündiger Patient ........................................................................ 14

2.3.1 Konzept des Empowerments ............................................... 14

2.3.2 Studien zur Arzt- Patienten- Kommunikation ....................... 16

2.4 Gesundheitskommunikation im Praxisalltag .............................. 20

3 Analyse anhand von Kommunikationstheorien ....... .................... 22

3.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick .................................. 22

3.1.1 Abgrenzung ......................................................................... 22

3.1.2 Anwendung ......................................................................... 26

3.1.3 Evaluation ............................................................................ 29

3.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun .......................... 30

3.2.1 Abgrenzung ......................................................................... 31

3.2.2 Anwendung ......................................................................... 36

3.2.3 Evaluation ............................................................................ 38

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3.3 Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse ...................... 39

3.3.1 Abgrenzung TA ................................................................... 39

3.3.2 Abgrenzung Kommunikationsmodell ................................... 49

3.3.3 Anwendung ......................................................................... 54

3.3.4 Evaluation ............................................................................ 57

3.4 Zwischenergebnis ...................................................................... 58

4 Handlungsempfehlungen für eine gelungene Kommunik ation .. 60

4.1 Empfehlungen für den Arzt ........................................................ 60

4.2 Empfehlungen für den Patienten ................................................ 67

5 Resümee ......................................... ................................................ 69

Literaturverzeichnis .............................. ............................................ 73

Ehrenwörtliche Erklärung .......................... ....................................... 83

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Abkürzungsverzeichnis bzw. beziehungsweise

f. folgende

et al. und andere

ggf. gegebenenfalls

Hrsg. Herausgeber

ICA International Communication Association, internationale

kommunikationswissenschaftliche Organisation

o. J. ohne Jahr

o. S. ohne Seite

o. V. ohne Verfasser

S. Seite

TA Transaktionsanalyse

u. a. unter anderem

Vgl. Vergleiche

WHO World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation

z. B. zum Beispiel

z. T. zum Teil

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V

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das Nachrichtenquadrat ........................................................ 32

Abbildung 2: Die Persönlichkeit ................................................................... 42

Abbildung 3: Symbiose ................................................................................. 48

Abbildung 4: Parallele Transaktionen ......................................................... 50

Abbildung 5: Gekreuzte Transaktionen ...................................................... 51

Abbildung 6: Verdeckte Transaktionen ...................................................... 53

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1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die Entwicklung neuer Technologien, die Zunahme von chronischen

Krankheiten und der Wandel in der Altersstruktur der Bevölkerung füh-

ren zu Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen. Diese Verän-

derungen betreffen u. a. auch die Kommunikationsstrukturen innerhalb

des Systems.1

Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich über Sprache und begleitende

Gestik und Mimik auszudrücken. Somit kann verbale und nonverbale

Kommunikation auch als unverzichtbarer Bestandteil in der Interaktion

zwischen Arzt und Patient angesehen werden.2

Bis vor einigen Jahren war die Beziehung zwischen Arzt und Patient

traditionell bedingt sehr stark patriarchalisch durch den Arzt dominiert.

Heutzutage soll es vielmehr so sein, dass der Arzt mehr ein Begleiter

des Patienten sein soll, der ihn unterstützt und ihm beratend zur Seite

steht. Die Wunschvorstellung wäre, dass sie als gleichberechtigte Part-

ner auf einer Ebene stehen sollen.3 Diese Verschiebung der Verhältnis-

se ist auf einen gesteigerten Informationsbedarf des Patienten zurück-

zuführen. Er möchte als mündiger und informierter Patient eine aktive

Rolle in der Gestaltung seines Gesundheitszustandes einnehmen. Da-

bei ist zu beachten, dass der Patient keinesfalls die Kompetenzen sei-

nes Arztes unterschätzen will, sondern lediglich in den Behandlungs-

und Therapieprozess einbezogen werden möchte, um eine Möglichkeit

1 Vgl. Dierks, M-L., Seidel, G., Vermittlung gesundheitsbezogener wissenschaftlicher Erkenntnisse an die Bevölkerung- Konzept und Erfahrungen der Patientenuniversität, 2011, o. S. 2 Vgl. Sciborski, C., Kommunikative Kompetenzen in der Pflege, 2007, S. 19 3 Vgl. Baumgart, J., Ärzte und informierte Patienten- Ambivalentes Verhältnis, 2010, S. 2556

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zu bekommen, selber ein gewisses Stück für seine Gesundheit verant-

wortlich zu sein.4

Der mündige Patient stellt eine neue Herausforderung für die Ärzte dar.

Der eine kommt bereits informiert, manchmal sogar schon mit Therapie-

und Medikamentenvorschlägen, die er sich über Drittanbieter geholt

hat, in die Sprechstunde. Andere Patienten hingegen wollen detailliert

über Behandlungsalternativen und Risiken informiert werden oder sie

möchten einfach nur genauestens über ihren Gesundheitszustand auf-

geklärt werden. Der Arzt muss nun die Fülle an Informationen in kürzes-

ter Zeit ordnen, seine eigene Diagnose stellen, die eigenen Handlungs-

alternativen hinterfragen und alles dem Patienten mitteilen.5 Um dies

adäquat leisten zu können, muss der Arzt gute Kommunikationsfähig-

keiten besitzen. Problematisch zeigt sich hierbei allerdings die hohe

Belastung im Arbeitsalltag des Arztes, in kurzer Zeit möglichst viele Pa-

tienten zu behandeln. Informationen werden nur selten ausreichend

weitergegeben und Behandlungen nur ungenügend erläutert.6

Wird der Patient dann allerdings ausreichend informiert und kann mit

seinem Arzt über seine Fragen oder Bedenken sprechen, kann sich das

positiv auf den Behandlungs- und Therapieerfolg auswirken. Je eher

der Patient in das weitere Vorgehen einbezogen wird und er die Infor-

mationen bekommt, die er benötigt, desto mehr steht er hinter der je-

weiligen Behandlung und trägt zu einer schnelleren Heilung bei. Daraus

lässt sich schließen, dass eine gute Kommunikation die Compliance7

des Patienten erhöht.8

4 Vgl. Dieterich, A., Arzt- Patient- Beziehung im Wandel: Eigenverantwortlich, infor-miert, anspruchsvoll, 2007, S. 2489f. 5 Vgl. Baumgart, J., Ärzte und informierte Patienten- Ambivalentes Verhältnis, 2010, S. 2555f. 6 Vgl. Kutscher, P., Arzt- Patienten- Kommunikation: Den Perspektivenwechsel trainie-ren, 2008, S. 1469f. 7 Unter Compliance ist die Therapietreue eines Patienten zu der jeweiligen, vom Arzt vorgeschlagenen Therapie gemeint. Vgl. Seelos, H., Patientensouveränität und Pati-entenführung, 2008, S. 92f. 8 Vgl. Baumgart, J., Ärzte und informierte Patienten- Ambivalentes Verhältnis, 2010, S. 2555

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1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es, die Arzt- Patienten- Kommunikation anhand

verschiedener Kommunikationsmodelle auf theoretischer Ebene zu

analysieren, um Handlungsempfehlungen für eine gelungene Kommu-

nikation im Rahmen des Gesprächs zwischen Arzt und Patient zu ent-

wickeln.

In Kapitel zwei werden grundlegende Aspekte der Gesundheitskommu-

nikation betrachtet. Als Basis für die Arbeit werden zunächst die we-

sentlichen Definitionen von Kommunikation und Gesundheit umrissen

und die Entwicklung von Gesundheitskommunikation wird beschrieben.

Außerdem werden die verschiedenen Ebenen von Gesundheitskom-

munikation beleuchtet. Das Thema Empowerment findet im Zusam-

menhang mit mündigen Patienten Beachtung. Des Weiteren wird auf

einige Studien eingegangen, die die Kommunikationssituation zwischen

Arzt und Patient untersucht haben. Ebenfalls wird kurz auf die derzeiti-

ge Kommunikationssituation in der Praxis eingegangen.

Die Analyse der Arzt- Patienten- Kommunikation anhand verschiedener

Kommunikationsmodelle erfolgt in Kapitel drei. Dazu werden als erstes

die einzelnen Theorien beschrieben und wichtige Aspekte dieser her-

vorgehoben. Im Anschluss daran erfolgt eine Anwendung der Theorie

auf die derzeitige Situation in der Arzt- Patienten- Beziehung sowie eine

Evaluation, in wie weit die Theorie anwendbar ist.

Im darauffolgenden Kapitel vier werden Handlungsempfehlungen so-

wohl für die Seite des Arztes als auch für die Seite des Patienten entwi-

ckelt, um mögliche Lösungsansätze für eine verbesserte Kommunikati-

on zwischen den beiden Parteien zu finden.

Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Resümee, in dem die erlang-

ten Ergebnisse zusammengefasst werden und ein Ausblick gegeben

wird.

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die im Deut-

schen für Verallgemeinerung übliche männliche Form verwendet. In

direkten Zitaten werden die geschlechtsspezifischen Formulierungen

verfassergemäß übernommen.

2 Aspekte der Gesundheitskommunikation

2.1 Abgrenzung Kommunikation

Aus allgemeiner Sicht beschreibt das Wort Kommunikation9 den „[…]

Austausch von Wissen, Erfahrungen, Gedanken, Meinungen und Ge-

fühlen zwischen Menschen und die Übertragung von Nachrichten und

Informationen durch Sprache, Bilder und andere Zeichen […].“10 Bei

diesem sehr allgemein gehaltenen Verständnis sollte aber darauf ge-

achtet werden, dass die Begriffe Austausch und Übertragung nicht nur

in ihrer grundlegenden Bedeutung betrachtet werden, sondern dass viel

mehr ein komplexer Prozess dahinter steht. Dieser setzt voraus, dass

beide Parteien, die an der Kommunikation beteiligt sind, eine gemein-

same Basis haben, also den gleichen gesellschaftlich vereinbarten

Sprachcode teilen.11 „Menschliche Kommunikation liegt erst dann vor,

wenn (mindestens zwei) Individuen ihre kommunikativen Handlungen

nicht nur wechselseitig aufeinander richten, sondern darüber hinaus

auch die […] allgemeine Intention ihrer Handlungen (= Bedeutungsin-

halte miteinander teilen wollen) verwirklichen können und damit das

konstante Ziel (= Verständigung) jeder kommunikativen Aktivität errei-

9 Kommunikation, vom lateinischen Begriff communicare = mitteilen, teilen, sich ver-ständigen, Vgl. Elzer, M., Einführung in die Kommunikationswissenschaften, 2007, S. 34 10 Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation- eine Einführung, 2001, S. 10 11 Vgl. Maletzke, G., Kommunikationswissenschaft um Überblick- Grundlagen, Prob-leme, Perspektiven, 1998, S. 38

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chen.“12 Dieses ist auch die Definition, die dieser Arbeit zu Grunde liegt,

da sie alle wichtigen Aspekte von Kommunikation mit einbezieht. Wei-

terhin ist zu beachten, dass eine Nachricht immer vier Seiten hat. Diese

Aussage geht auf das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun

zurück, welches definiert, dass Kommunikation nicht nur auf der Sach-

ebene, sondern gleichzeitig auch auf der Beziehungs-, Selbstoffenba-

rungs- und Appellebene stattfindet. Jede Nachricht ist nicht nur eine

reine Mitteilung; auch die Beziehung zwischen den beiden Gesprächs-

partnern spielt eine Rolle. Mit jeder Nachricht gibt der Sender etwas von

sich preis und verfolgt einen bestimmten Zweck, den er zu erreichen

versucht.13 Kommunikation wird also folglich als das Medium verstan-

den, welches zentral die Menschen miteinander verbindet, über das sie

sich mitteilen und verwirklichen können.14

Innerhalb der Kommunikation kann zwischen direkter und indirekter

Kommunikation unterschieden werden. Die direkte Kommunikation,

auch interpersonale Kommunikation genannt, findet face- to- face zwi-

schen den Gesprächspartnern, in der Literatur oft als Sender und Emp-

fänger15 bezeichnet, statt, wobei die gesprochenen Worte oft nonverbal

durch Gestik und Mimik begleitet werden.16 Das Hauptmerkmal der

interpersonalen Kommunikation ist, dass der Sender seine Botschaft

direkt an den Empfänger richtet, also die Absicht verfolgt, durch seine

Nachricht eine bestimmte oder unbestimmte Wirkung hervor zu rufen

und dabei die Reaktion des Empfängers sofort erlebt.17 Die Kommuni-

12 Burkart, R., Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft, 1995, S. 32 13 Vgl. Regnet, E., Kommunikation als Führungsaufgabe, 2009, S. 205f. Eine detaillierte Erläuterung des Modells erfolgt in Kapitel 3.2 14 Vgl. Schnabel, P-E., Kommunikation im Gesundheitswesen- Problemfelder und Chancen, 2009, S. 35 15 Die Begriffe Sender und Empfänger gehen auf das Kommunikationsmodell von Shannon und Weaver zurück und werden in der Kommunikationstheorie häufig ver-wendet, um die beiden Gesprächspartner zu bezeichnen. Während eines Gesprächs findet stets ein Rollenwechsel statt und beide agieren wechselseitig sowohl als Sen-der, als auch als Empfänger. Vgl. Burkart, R., Kommunikationswissenschaft- Grundla-gen und Problemfelder, 1995, S. 398f. 16 Vgl. Maletzke, G., Kommunikationswissenschaft im Überblick, 1998, S. 41 17 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2010, S. 10

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kation erfolgt mit dem Ziel der gegenseitigen Verständigung18 und „[…]

bedeutet ebenfalls, um Verständnis und Zustimmung zu werben sowie

eine vertrauensvolle Beziehung zum Gesprächspartner aufzubauen.“19

Im Gegensatz zur direkten Kommunikation werden bei der indirekten

oder auch massenmedialen Kommunikation die Medien, wie z. B. Zei-

tungen, Internet oder das Fernsehen, als Hilfsmittel verwendet. So er-

öffnet sich die Möglichkeit, möglichst viele Empfänger gleichzeitig zu

erreichen.20 Das Problem, das sich hierbei ergibt, ist, dass die gesende-

te Botschaft meist neutral gehalten ist und somit nicht speziell auf einen

bestimmten Empfänger zugeschnitten ist. Außerdem kann nicht durch

ein Feedback des Empfängers überprüft werden, ob die Botschaft rich-

tig angekommen ist oder ob Missverständnisse, also Kommunikations-

probleme, aufgetreten sind. Da Sender und Empfänger durch ein Medi-

um getrennt sind, erfolgt keine direkte Kommunikation und somit auch

keine Überprüfung der richtigen Interpretation der Botschaft.21

2.2 Gesundheitskommunikation im Wandel der Zeit

2.2.1 Auffassung von Gesundheit der WHO Die Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1946 de-

finiert Gesundheit als einen Zustand des völligen körperlichen, geistigen

und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krank-

heit und Gebrechen.22 Die von 1986 stammende Ottawa- Charta23 er-

gänzt die Definition von Gesundheit um weitere Bedingungen, die vor-

herrschen müssen. Dies sind u.a. „[…] Frieden, angemessene Wohn-

18 Vgl. Schnabel, P-E., Kommunikation im Gesundheitswesen, 2009, S. 36 19 Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 11 20 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2010, S. 10 21 Vgl. Schnabel, P., Kommunikation im Gesundheitswesen, 2009, S. 38 22 Vgl. World Health Organization, Constitution of the World Health Organization, 1946, S. 1 (Internet) Originaltext: „Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.” 23 Die Ottawa- Charta wurde am 21.11.1986 in Kanada während der 1. Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung verabschiedet und beinhaltet Strategien zur Gesundheitsförderung mit dem Ziel Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000. Vgl. World Health Organization, Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1993, o. S.

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bedingungen, Ernährung, Bildung, […] und Chancengleichheit.“24 Ge-

sundheit steht folglich immer in Abhängigkeit zum allgemeinen Zustand

der Person, seinem Alter, möglichen Erkrankungen, die sowohl der Pa-

tient selber hat oder noch haben wird sowie denjenigen Krankheiten,

die in seinem familiären Umfeld aufgetreten sind oder auftreten werden.

Allerdings bedeutet Gesundheit für jeden Menschen persönlich etwas

Unterschiedliches. Für den einen bedeutet es die Abwesenheit von

Krankheiten, für einen anderen die Möglichkeit, trotz Krankheit am öf-

fentlichen Leben teilnehmen zu können.25 Daraus lässt sich erkennen,

dass der Gesundheitsbegriff nicht nur der rein positiven Definition der

WHO von 1946 entspricht, sondern ebenfalls Krankheit mit einschlie-

ßen kann.26 In der heutigen Gesellschaft wird der Begriff mehrdimen-

sional betrachtet, dessen Konzept sich „[…] sowohl auf körperliches wie

auf psychisches Wohlbefinden bezieht, auf Leistungsfähigkeit im Sinne

von Bewältigung von Lebensaufgaben und von Rollenerwartungen so-

wie auf Selbstverwirklichung und Sinnfindung.“27

2.2.2 Ursprung von Gesundheitskommunikation

Der Begriff der Gesundheitskommunikation bündelt zwei Wissen-

schaftsfelder, zum einen das der Gesundheitswissenschaft und zum

anderen Aspekte der Kommunikationswissenschaft. Es handelt sich

dabei nicht um ein eigenständiges Konzept oder eine autonome Theo-

rie, sondern ist vielmehr ein sehr breit gefächertes Forschungsfeld.28

Ursprung findet die Gesundheitskommunikation im angloamerikani-

schen Sprachgebiet unter dem Begriff health communication. Das For-

schungsfeld entstand 1972 durch die Erweiterung der International

24 World Health Organization, Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1993, o. S. 25 Vgl. Seelos, H-J., Patientensouveränität und Patientenführung- Medizinmanage-ment in Theorie und Praxis, 2008, S. 1 26 Vgl. Schnabel, P-E., Gesundheitskommunikation auf dem Weg zum Beruf?, 2006, S. 130 27 Vogt, I., Psychologische Grundlagen der Gesundheitswissenschaften, 2006, S.147 28 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 10

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Communication Association (ICA)29, die eine international führende

kommunikationswissenschaftliche Organisation ist, mit der Therapeutic

Communication Interest Group. Diese wurde 1985 wiederum in Health

Communication umbenannt.30

Eine der ersten und bedeutendsten Definition zur Gesundheitskommu-

nikation stammt von Kreps und Thornten. Sie definieren Gesundheits-

kommunikation als ein Wissenschaftsfeld, welches menschliche Inter-

aktion im Gesundheitswesen betrifft. Es geht darum, Gesundheitsinfor-

mationen zu suchen, zu verarbeiten und weiter zu geben.31 Kritisch an-

zumerken ist, dass diese Definition nicht besonders umfassend ist und

kaum über die Kommunikation zwischen Arzt und Patient hinausgeht.

Ende der 80er Jahre fand dann eine Erweiterung des Forschungsfeldes

statt und neue Schwerpunkte haben sich heraus kristallisiert. Gesund-

heitskommunikation wurde immer mehr in die Medien mit eingebunden,

um so Einfluss auf das Gesundheitsverhalten der Menschen zu neh-

men. Durch diese Auffächerung rückten auch zunehmend Aspekte von

Professionalisierung und Politisierung in den Fokus und gewannen an

Bedeutung.32 Unter Professionalisierung ist in diesem Zusammenhang

gleichermaßen die Schaffung von Institutionen, die sich mit dem Thema

Gesundheitskommunikation befassen sowie die Etablierung themen-

spezifischer Fachzeitschriften und die Entstehung neuer Studiengänge,

wie z. B. Public Health33 zu verstehen. Mit Politisierung ist gemeint,

dass die Medien nun nicht mehr nur Einfluss auf das Gesundheitsver- 29 Die ICA wurde 1950 von amerikanischen Kommunikationsforschern gegründet und ist mittlerweile eine internationale wissenschaftliche Vereinigung für alle Aspekte menschlicher und vermittelnder Kommunikation. Weitere Informationen siehe auch ICA, About ICA, o. J., o. S. (Internet) 30 Vgl. Korus, J., Health Communication On- Line, 1999, o. S. (Internet) 31 Vgl. Kreps, G., Thornton, B., Health Communication: Theroy and Practice, 1992, S.2, Originaltext: „Health Communication is an area of study concerned with human interaction in the health care process. It is the way we seek, process and share health information.“ 32 Vgl. Jazbinsek, D., Gesundheitskommunikation, 2000, S. 13 33 Public Health (dt.: Gesundheitswissenschaften) ist ein interdisziplinär ausgerichte-tes Wissenschaftsfeld und beschäftigt sich u. a. mit der Analyse von Gesundheits- und Krankheitsprozessen sowie der Ableitung bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen und deren Evaluation. Weiterführende Literatur siehe auch Turnock, B., Public Health- What it is and how it works, 2009, S. 8f.

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halten von Einzelpersonen ausüben, sondern ebenfalls ein Einfluss auf

die Gesundheitspolitik besteht.34

Hurrelmann und Leppin definieren Gesundheitskommunikation wie

folgt: „Gesundheitskommunikation bezeichnet die Vermittlung und den

Austausch von Wissen, Meinungen und Gefühlen zwischen Menschen,

die als professionelle Dienstleister oder Patienten/ Klienten in den ge-

sundheitlichen Versorgungsprozess einbezogen sind, und/ oder als

Bürgerinnen und Bürger an Fragen von Gesundheit und Krankheit und

öffentlicher Gesundheitspolitik interessiert sind.“35 Diese relativ weit ge-

fasste Definition von Gesundheitskommunikation ist auch diejenige, die

dieser Arbeit zu Grunde liegt, da sie sowohl verbale als auch nonverba-

le Aspekte von Kommunikation mit einschließt und beide Gesprächs-

parteien berücksichtigt.

Es lässt sich erkennen, dass Gesundheitskommunikation nicht nur die

reine Kommunikation über Krankheit bedeutet, denn es lassen sich

hauptsächlich zwei unterschiedliche Arten heraus differenzieren, wie

Kommunikation zur Aufrechterhaltung und Herstellung von Gesundheit

beiträgt. Zum einen ist dort die direkte Kommunikation zwischen Arzt

und Patient, mit dem Ziel, eine bestehende Krankheit zu heilen oder

Unwohlsein zu beseitigen gemeint. Zum anderen kann mit Hilfe von

Massenkommunikation indirekt den Menschen mitgeteilt werden, in wie

weit gesundheitsbewusstes Leben möglich ist und was sie tun können,

um ihre Gesundheit aufrecht zu erhalten. Außerdem werden Informati-

onen über das Gesundheitssystem bereitgestellt.36 Somit ist eine Auf-

gabe von Gesundheitskommunikation, positiv auf das Gesundheitsver-

halten einzuwirken. Diese Informationsvermittlung erfolgt über persönli-

che Gespräche, Patientenschulungen oder die Medien. Diese Fülle an

Informationen birgt allerdings das Risiko, dass nicht alle Daten korrekt

34 Vgl. Jazbinsek, D., Gesundheitskommunikation, 2000, S. 13 35 Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 11 36 Vgl. Schnabel, P-E., Gesundheitskommunikation auf dem Weg zum Beruf?, 2006, S. 131

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sind und jeder Einzelne den Wahrheitsgehalt überprüfen muss.37 Weite-

re Aufgaben sind die Wissensvermittlung, Informationen zur Herstellung

und Aufrechterhaltung von Gesundheit, individuelle Ressourcenaktivie-

rung und Aufklärung, Motivation und Unterstützung zum Therapieer-

folg.38

2.2.3 Verschiedene Ebenen von Gesundheitskommunikat ion

Wie schon erwähnt, findet Gesundheitskommunikation auf unterschied-

lichen Ebenen statt. Dazu zählen außer der interpersonalen Kommuni-

kation auch die intrapersonale Kommunikation sowie die Organisations-

und Massenkommunikation. An dieser Stelle soll nur kurz auf die

intrapersonale Kommunikation, Massen- und Organisationskommunika-

tion eingegangen werden, da Gegenstand dieser Arbeit die interperso-

nale Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist.

Eine Ausnahme im Bereich der Kommunikation bildet die intrapersonale

Kommunikation, da es sich bei dieser Form nicht um zwei Gesprächs-

partner handelt, sondern der Sender auch gleichzeitig der Empfänger

ist. Es findet also kein wechselseitiger Austausch statt. Die Kommunika-

tion spielt sich größtenteils kognitiv, also geistig, ohne ausgesprochene

Worte innerhalb eines Individuums ab.39 Es geht dabei um die „[…] in-

nerpsychische Verarbeitung und Wahrnehmung von Kommunikations-

prozessen (in) einer Person.“40 Bezogen auf Gesundheit bedeutet das

z. B., inwiefern die eigene Persönlichkeit die Aufnahme von Botschaften

von Gesundheitskampagnen oder Beratungsgesprächen beeinflusst

oder auch welchen Stellenwert Gesundheit und auch Krankheit im ei-

genen Leben beigemessen werden.41

37 Vgl. Dehn- Hindenberg, A., Gesundheitskommunikation im Therapieprozess, 2010, S. 12 38 Vgl. Ebd., S. 12 39 Vgl. Misoch, S., Online- Kommunikation, 2006, S. 33f. 40 Nöcker, G., Gesundheitskommunikation und Kampagnen, o. J., o. S. (Internet) 41 Vgl. Nöcker, G., Gesundheitskommunikation und Kampagnen, o. J., o. S. (Internet)

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Auf der Ebene der Massenkommunikation werden Gesundheitsinforma-

tionen mit Hilfe der Massenmedien (u. a. Fernsehen, Zeitung, Radio,

Internet) an möglichst viele Empfänger gleichzeitig vermittelt. Sie ist

also einseitig, ohne wechselseitige Interaktion zwischen Sender und

Empfänger und indirekt, also über Massenmedien. Hierbei liegt ein gro-

ßer Fokus auf der Wissensvermittlung über das Gesundheitssystem,

verschiedene Einrichtungen des Gesundheitswesens und bestehende

Informationskampagnen.42 Größtenteils werden diese Medien von öf-

fentlichen Organisationen, wie z. B. den Krankenkassen, Pharmaunter-

nehmen und gemeinnützigen Wohlfahrtsorganisationen, angeboten.

Ziel ist es, den Konsumenten über die verschiedenen Angebote und

Leistungen zu informieren, damit dieser die für sich bestmögliche Wahl

treffen kann.43 Ein Vorteil dieser sehr breit aufgestellten Informations-

quellen ist die Möglichkeit, gezielt einzelne Zielgruppen, z. B. Jugendli-

che, ansprechen zu können. Allerdings muss dann bei einer gesamtbe-

völkerungsbezogenen Kampagne eine kritische Medienplanung statt-

finden, um sich der jeweiligen Mediennutzung einzelner Bevölkerungs-

gruppen bewusst zu werden, damit die Kampagne eine größtmögliche

Erreichbarkeit erzielt und von den jeweiligen Adressaten verstanden

wird.44

Ist von Organisationskommunikation die Rede, ist sämtliche Kommuni-

kation gemeint, die in Organisationen stattfindet und die von ihnen aus-

geht. Es beinhaltet sowohl Aspekte der interpersonalen, als auch der

Massenkommunikation sowie Strukturen und Funktionen der Organisa-

tion, Organisationsprozesse und Organisationskultur.45

Bezogen auf das Gesundheitswesen geraten dabei insbesondere die

Strukturen von Organisationen des Gesundheitswesens, wie z. B.

Krankenhäuser, Altenheime, Praxen und Selbsthilfegruppen, in den

Fokus. Es stellt sich die Frage, wie sich die organisatorischen Struktu-

42 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 14 43 Vgl. Ebd., S. 14f. 44 Vgl. Nöcker, G., Gesundheitskommunikation und Kampagnen, o. J., o. S. (Internet) 45 Vgl. Maletzke, G., Kommunikationswissenschaften im Überblick, 1998, S. 41

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ren, die Kommunikation einzelner Abteilungen untereinander und die

Kommunikation mit den Patienten auf den Gesundheitszustand bzw.

das Gesundheitsverhalten der Patienten auswirken.46 Dabei ist die

Kommunikation „[…] an die Entscheidungsstrukturen des Systems und

die Ausgestaltung der «kommunikativen Plattformen» gekoppelt.“47

Kommunikation hängt somit von der Aufbauorganisation des Systems

ab und die dort bestehenden Hierarchien beeinflussen dementspre-

chend die Kommunikation der Organisationsmitglieder. So ist die Kom-

munikation in einer durch ein Einliniensystem48 aufgestellten Arztpraxis

eine andere, als in einer Praxis, die durch eine Matrixorganisation49 or-

ganisiert ist.50 Es gibt drei Arten organisatorischer Kommunikation. Ei-

nerseits die Kommunikation übergeordneter Stellen mit untergeordne-

ten Stellen, wo primär Anordnungen und Weisungen top- down gege-

ben werden, andererseits die Kommunikation von untergeordneten

Stellen mit übergeordneten Stellen, bei der Mitarbeiter Information an

ihren Vorgesetzten in bottom- up- Richtung weitergeben und die Kom-

munikation zwischen zwei gleichrangigen Stellen.51 Ziele der Organisa-

tionskommunikation sind u. a. die Kundengewinnung, Kundenüberzeu-

gung und die Kundenbindung sowie Mitarbeiterzufriedenheit.52

Die interpersonale Kommunikation ist die Kommunikation, die zwischen

zwei Gesprächspartnern stattfindet und sowohl verbale als auch non-

verbale Elemente enthält. Wie vorab schon beschrieben, findet diese

46 Vgl. Nöcker, G., Gesundheitskommunikation und Kampagnen, o. J., o. S. (Internet) 47 Meissner, J., Gentile, G., Tuckermann, H., Kommunikation: Eine Hinführung zum Kommunikationsverständnis der neueren Systemtheorie, 2009, S. 165 48 Bei dem Ansatz des Einliniensystems, der auf Henri Fayol zurückgeht, ist jede Stel-le nur einer Instanz unterstellt. Es herrscht eine klare hierarchische Ordnung, was zur Folge hat, dass die Kommunikation streng in der Linie verläuft. Kompetenzüberschrei-tungen werden vermieden, allerdings sind die Informationswege sehr lang. Weiterfüh-rende Literatur siehe auch Mangler, W., Aufbauorganisation, 2010, S. 133f. 49 Die Matrixorganisation ist die Verbindung zweier Organisationstypen. Es ist die Erweiterung der Mehrlinienorganisation, bei der eine Stelle mehreren Instanzen unter-stellt ist. Auf Grund der vernetzten Struktur besteht ein hoher Kommunikationsauf-wand und Kompetenzen müssen detailliert voneinander abgegrenzt werden. Weiter-führende Literatur siehe auch Mangler, W., Aufbauorganisation, 2010, S. 149f. 50 Vgl. Aerni, M., Bruhn, M., Pifko, C., Integrierte Kommunikation- Grundlagen, 2008, S. 60 51 Vgl. Mangler, W., Aufbauorganisation, 2010, S. 119f. 52 Vgl. Borchardt, H., Harms, H., Strategisches Kommunikationsmanagement: Inte-grierte Kommunikation systematisieren und optimieren, 1998, S. 18

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Kommunikation durch eine wechselseitige Interaktion statt, bei der jeder

Gesprächspartner sowohl die Rolle des Senders, als auch die des

Empfängers annimmt.

Im Gesundheitswesen wird unter der interpersonalen, direkten Kommu-

nikation die Kommunikation zwischen den Professionellen, die im

Gesundheitswesen53 tätig sind und den Patienten verstanden. Sie findet

zum Zweck der Behandlung und der Therapie von Krankheiten sowie

der Aufrechterhaltung von Gesundheit statt.54 Einen großen Teil nimmt

die Kommunikation über Gesundheit bzw. Krankheit ein. Der Patient

verfolgt mit dieser Kommunikation die Absicht, dem Arzt mitzuteilen,

welches Leiden er hat, um eine mögliche Therapie zu erhalten, damit

eine Besserung des Gesundheitszustandes eintreten kann. Der Arzt

hingegen kommuniziert mit der Absicht, den Patienten bestmöglich zur

Mitarbeit zu motivieren, um einen schnellen Therapieerfolg zu erzie-

len.55

Die Kommunikation kann sowohl autoritär, als auch partizipativ ablau-

fen. Im Rahmen der autoritären Kommunikation klärt der Arzt den Pati-

enten über die Diagnose auf und informiert ihn über das weitere Vorge-

hen der Behandlung. Weiterführende Informationen erhält der Patient

nur auf Nachfrage und auch über Sinn und Zweck der gewählten Be-

handlung bleibt er größtenteils im Unklaren.56 Diese Art der Kommuni-

kation ist problematisch, da sie asymmetrisch abläuft. Der Arzt besitzt

das fachliche Wissen und gibt dieses nur in ungenügendem Umfang an

den Patienten weiter. Unterschiedliche soziale Stände und verschiede-

ne Bildungsniveaus kommen erschwerend hinzu. Nicht jeder Patient ist

in der Lage, den größtmöglichen Nutzen aus dem Gespräch zu ziehen,

wenn die Kommunikation nicht auf einer Ebene stattfindet.57 Bei der

53 Gemeint sind hier Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte und Mitarbeiter, die in Organisa-tionen und Einrichtungen des Gesundheitswesens tätig sind. Zur Vereinfachung der Lesbarkeit wird von hier an nur noch der Arzt genannt. 54 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 11f. 55 Vgl. Schnabel, P-E., Kommunikation im Gesundheitswesen, 2009, S. 41 56 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001. S. 12 57 Vgl. Schnabel, P-E., Kommunikation im Gesundheitswesen, 2009, S. 44

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partizipativen Kommunikation hingegen stehen der Arzt und sein Pati-

ent als gleichberechtigte Partner auf einer Ebene. Die Diagnose und die

darauffolgende Behandlung werden ausreichend besprochen und be-

wertet. Der Patient entscheidet, in wie weit er Informationen von seinem

Arzt benötigt und wo er sich unabhängig zusätzliche Informationen ein-

holen kann, um seinen Gesundheitszustand wieder herzustellen und

aufrecht zu erhalten.58 Er „[…] entscheidet als «mündiger Bürger», in-

wieweit er den Anweisungen des Gesundheitsexperten folgt.“59

Außer der Kommunikation über Gesundheit bzw. Krankheit zählen zur

interpersonalen Gesundheitskommunikation auch noch die sogenann-

ten Patientenschulungen. „Ziel ist es, Patienten und Klienten so zu be-

raten, dass sie aufgeklärt, informiert, selbstbestimmt und selbstbewusst

ihr krankheitsbezogenes Verhalten steuern, therapeutische und rehabi-

litative Versorgungsentscheidungen mit beeinflussen und in geeigneter

Weise ihre verbliebenen Gesundheitspotenziale sichern können.“60

Weiterhin soll der Patient dazu befähigt werden, in Gesprächen mit dem

Arzt auf gleicher Ebene agieren zu können, um die eigenen Bedürfnisse

mitteilen und aktiv am Behandlungsprozess teilnehmen zu können.61

2.3 Mündiger Patient

2.3.1 Konzept des Empowerments Im Zusammenhang mit mündigen Patienten findet das Konzept des

Empowerments fortwährende Beachtung. Ursprung hat das Konzept in

der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Minderhei-

ten in den 1960er Jahren.62 Der Wortteil power ist in diesem Fall mit

politischer Macht zu übersetzen. Somit kann Empowerment als ein kol-

lektiver Prozess der Umverteilung von politischer Macht angesehen

58 Vgl. Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 12 59 Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 12 60 Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 13 61 Vgl. Ebd., S. 13 62 Vgl. Herriger, N., Empowerment in der sozialen Arbeit, 2010, S. 14f.

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werden und geht einher mit der persönlichen und sozialen Weiterent-

wicklung und Selbstständigkeit von Individuen und Gruppen.63

Herriger definiert Empowerment als „[…] Selbstbefähigung, Selbstbe-

mächtigung, Stärkung von Eigenmacht, Autonomie und Selbstverfü-

gung. Empowerment beschreibt mutmachende Prozesse der Selbst-

bemächtigung, in denen Menschen in Situationen des Mangels, der

Benachteiligung oder der gesellschaftlichen Ausgrenzung beginnen,

ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, in denen sie sich

ihrer Fähigkeiten bewußt werden, eigene Kräfte entwickeln und ihre

individuellen und kollektiven Ressourcen zu einer selbstbestimmten

Lebensführung nutzen lernen.“64

Eine weitere Definition stammt von Lenz. Dieser definiert Empowerment

als „[…] die Rückgewinnung eines subjektiven Gefühls von Kontrolle

über das eigene Leben durch den Einsatz partizipativer Strategien.“65

Es wird deutlich, dass Herriger das Individuum sowie die bereits vor-

handenen und noch zu erlernenden Kompetenzen in den Vordergrund

rückt. Er spricht sich für die Stärkung der persönlichen Macht aus.66

Lenz hingegen legt den Fokus auf die partizipativen Strukturen und be-

zieht somit die professionellen Helfer in den Empowermentprozess mit

ein. Allerdings muss ein Machtgleichgewicht zwischen beiden Parteien

herrschen.67

Die nun folgende Definition von Stark spricht sich ebenfalls für eine

gleichwertige Rollenbeziehung zwischen Laien und Professionellen

aus, in der der Perspektivenwechsel inbegriffen ist. Empowerment ist

hier ein Prozess, der „[…] wechselseitige Achtung und Fürsorge, kriti-

63 Vgl. Sambale, M., Empowerment statt Krankenversorgung, 2005, S. 48f. 64 Herriger, N., Empowerment in der sozialen Arbeit, 2010, S. 20 65 Lenz, A. Empowerment und Ressourcenaktivierung – Perspektiven für die psycho-soziale Praxis, 2002, S. 15 66 Vgl. Herriger, N., Empowerment in der sozialen Arbeit, 2010, S. 20 67 Vgl. Lenz, A. Empowerment und Ressourcenaktivierung – Perspektiven für die psy-cho-soziale Praxis, 2002, S. 15

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sche Reflexion und Bewußtwerdung der Akteure [beinhaltet], durch die

eine Form der Teilhabe für die Personen oder Gruppen ermöglicht wird,

die einen unzureichenden Zugang zu wichtigen sozialen Ressourcen

haben. Durch diesen Prozess können sie diesen Zugang verbessern

und die für sie wesentlichen sozialen Ressourcen stärker kontrollie-

ren.“68 Dies ist auch die Definition, die dieser Arbeit zugrunde gelegt ist.

Sie vereint sowohl die Selbstbefähigung, als auch die Selbstbemächti-

gung des Einzelnen mit der trotzdem erforderlichen Einbeziehung des

Professionellen und legt damit den Fokus auf eine gleichwertige Part-

nerschaft in einer Beziehung, die sonst größtenteils durch eine einseiti-

ge Wissensmacht geprägt ist.

Wird im Gesundheitswesen von Patientenempowerment gesprochen,

wird sich auf die aktive, eigenverantwortliche und selbstständige Bewäl-

tigung von gesundheitsbezogenen Situationen bezogen.69 Auch die Ot-

tawa- Charta zur Gesundheitsförderung der WHO bezieht die Eigen-

ständigkeit des Menschen ein und fordert „[…] allen Menschen ein hö-

heres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen

und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“70 Durch den

Zugang zu Gesundheitsinformationen, Gesundheitsbildung und ge-

meinsamen Strategieentwicklungen soll der Patient mehr Einfluss ge-

winnen. Dies resultiert in einer Umverteilung der Machtverhältnisse zwi-

schen Arzt und Patient und somit in einer Auflösung der Informations-

asymmetrie.71

2.3.2 Studien zur Arzt- Patienten- Kommunikation Die gemeinsame Beteiligung und Kommunikation von Arzt und Patient

am Behandlungsprozess wurde auch im Rahmen der The European

68 Stark, W., Empowerment, 1996, S. 17 69 Vgl. Nebling, T., Wollen Patienten mündig sein, 2009, S. 83 70 World Health Organization, Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1993, o. S. 71 Vgl. Dietz, B., Patientenmündigkeit: Messung, Determinanten, Auswirkungen und Typologie mündiger Patienten, 2006, S. 28f.

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patient of the future72- Studie beleuchtet. So wollen etwa 87% (n =

1026, # = 893)73 der befragten Deutschen, dass der Patient in die Ent-

scheidungen im Behandlungs- und Therapieprozess mit einbezogen

wird. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf Platz zwei

hinter der Schweiz.74

Auch Aspekte der Arzt- Patienten- Kommunikation wurden in der Studie

untersucht. So gaben 55% (n = 887, # = 488) 75 aller Befragten in der

Altersgruppe 45 – 54 an, dass ihr Arzt immer gründlich zuhört, Fragen

erlaubt und eindeutige Erklärungen gibt. 85% (n = 1026, # = 873) 76 der

befragten Deutschen führten an, dass ihr Arzt meistens gut zuhört.77

Außerdem wurde untersucht, ob es eine Verbindung zwischen Bil-

dungsniveau und dem Verständnis dessen, was der Arzt dem Patienten

erklärt, gibt. Befragte mit höherem Bildungsniveau antworteten grund-

sätzlich positiver (60% (n = 1028, # = 617) 78) als Befragte mit niedrige-

rem Bildungsniveau (48% (n= 1509, # = 725) 79).

Die Rolle des Patienten wandelt sich also zunehmend vom passiven

Teilnehmer zum selbstständigen „[…] Akteur, der sich in eigener Initiati-

ve die notwendigen Informationen und Angebote einholt, die für die

Bewältigung seiner Gesundheitsstörung oder Krankheit nötig sind.“80

Anstatt nur noch Empfänger ärztlicher Leistungen zu sein, wird der Pa-

tient immer mehr zum Mitproduzenten von Gesundheit und wiegt zu-

sammen mit dem Arzt verschiedene Behandlungs- und Therapiealter-

nativen ab. Je größer die Mündigkeit des Patienten, desto größer ist die

72 The European patient of the future ist eine Studie, die 2002 in acht europäischen Ländern (Deutschland, Italien, Polen, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz und Großbritannien) durchgeführt wurde und beschäftigt sich mit den Interessen von euro-päischen Patienten bezüglich des Gesundheitswesen, der Rolle des Arztes und des Patienten so wie möglichen Veränderungen im Gesundheitssystem. Vgl. Coulter, A., Magee, H., The European patient of the future, 2003, S. 1f. 73 Vgl. Coulter, A., Magee, H., The European patient of the future, 2003, S. 219f. 74 Vgl. Ebd., S. 220 75 Vgl. Ebd., S. 208 76 Vgl. Ebd., S. 210 77 Bei den Antwortmöglichkeiten wurde zwischen never, sometimes, usually und always differenziert. 78 Vgl. Coulter, A., Magee, H., The European patient of the future, 2003, S. 210 79 Vgl. Ebd, S. 210 80 Hurrelmann, K., Leppin, A., Moderne Gesundheitskommunikation, 2001, S. 12

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Wahrscheinlichkeit auf Erfolg der Therapie, da der Patient den Sinn

dieser versteht.81 Dies geht einher mit einer Steigerung der Verantwor-

tung für das eigene Gesundheitsverhalten. Die Weiterentwicklung der

Patientenrolle ist u. a. auf veränderte Kommunikationsstrukturen und

neue Technologien, den gestiegenen Informationsbedarf des Patienten

und den Wunsch nach Partizipation zurückzuführen.82

Die Studie Influence of context effects on health outcomes ist eine Me-

taanalyse und fasst verschiedene Studien zusammen, um einen evi-

denten Beweis zu bekommen, ob die Arzt- Patienten- Kommunikation

Einfluss auf die therapeutische Behandlung hat.83 Es wird hierbei zwi-

schen cognitive care und emotinal care84 unterschieden. Ärzte, die mit

einer warmen, freundlichen Stimme kommunizieren und sich rückversi-

chern erzielen einen größeren Behandlungserfolg als diejenigen, die die

Behandlung formal halten.85 Somit erzielt eine Kombination von

cognitive und emotional care die bestmöglichen Ergebnisse.86

Wie viel Zeit ein Arzt im Durchschnitt pro Arbeitstag mit seinen Patien-

ten kommuniziert und wie viel Zeit für spezifische Arbeitsaufgaben ver-

wendet werden, wurde in der Studie Four minutes for a patient, twenty

seconds for a relative untersucht. Die Studie wurde 2010 im Universi-

tätsklinikum Freiburg87 auf 36 Stationen durchgeführt. In einem Zeit-

raum von sechs Monaten wurden ausgewählte Ärzte in ihrem Arbeitsall-

tag begleitet, um deren Workload festzustellen.88 Becker et al. sind da-

81 Vgl. Rosenbrock, R., Verbraucher, Versicherte und Patienten als handelnde Subjek-te, 2001, S. 27f. 82 Vgl. Dietz, B., Patientenmündigkeit: Messung, Determinanten, Auswirkungen und Typologie mündiger Patienten, 2006, S. 32ff. 83 Vgl. Di Blasi, Z., Harkness, E, Ernst, E., u. a., Influence of context effects on health outcomes: a systematic review, 2001, S. 757 84 cognitive care: Beeinflussung der Erwartung des Patienten, emotional care: Art und Weise der Behandlung, Vgl. Ebd., S. 757 85 Vgl. Di Blasi, Z., Harkness, E., Ernst, E., u. a., Influence of context effects on health outcomes: a systematic review, 2001, S. 758 86 Vgl. Ebd., S. 760 87 Das Universitätsklinikum Freiburg ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit 1800 Betten. Es beteiligt sich an der Ausbildung nichtärztlicher Berufe im Gesund-heitswesen. 88 Vgl. Becker, G., Kempf, D., Xander, C., u. a., Four minutes for a patient, twenty seconds for a relative- an observational study at a university hospital, 2010, S. 2 (In-ternet)

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bei zu dem Ergebnis gekommen, dass bei einem durchschnittlichen

Arbeitstag eines Arztes von 685,91 Minuten89 rund 150 Minuten90 auf

Gespräche und Diskussionen mit Kollegen entfallen, etwa 148 Minu-

ten91 werden für Dokumentation und administrative Zwecke verwendet

und im Durchschnitt werden 85 Minuten92 mit dem Patienten und seinen

Angehörigen pro Tag kommuniziert. Herunter gerechnet auf den einzel-

nen Patienten ergibt dies einen Kommunikationsaufwand von vier Minu-

ten und 17 Sekunden93 sowie 20 Sekunden94 für den Angehörigen. Die

Umgebung im Krankenhaus und die vorhandenen Prozessabläufe wa-

ren zwei der Gründe, die angegeben werden, um zu erklären, warum

Kommunikation größtenteils vernachlässigt wird. Im Krankenhausalltag

bleibt den Ärzten oft nur wenig Zeit, um mit den Patienten zu reden.95

In der EUROCOM- Studie zur Arzt- Patient- Kommunikation96 ging es

darum, wesentliche Strukturen der Gesundheitssysteme sechs europäi-

scher Länder zu untersuchen. Auslöser war die Veränderung in den

letzten zwei Jahrzehnten von akuten zu chronischen Krankheiten, von

Heilung hin zu Pflege und von arztzentrierter Domination zu patienten-

zentrierter Behandlung. Dabei spielt die Kommunikation zwischen Arzt

und Patient eine immer größer werdende Rolle97, denn laut der

EUROCOM fördert eine positive Kommunikation, unterstützt durch non-

verbale Elemente, die Heilung.98 Im Bezug auf deutsche Ärzte wurde

herausgefunden, dass Behandlungen eher durch negativ emotionales

Verhalten wie Irritation und Beklemmung charakterisiert sind (arithmeti-

89 Vgl. Becker, G., Kempf, D., Xander, C., u. a., Four minutes for a patient, twenty seconds for a relative- an observational study at a university hospital, 2010, S. 1 (In-ternet) 90 Vgl. Ebd., S. 1 91 Vgl. Ebd., S. 2 92 Vgl. Ebd., S. 1 93 Vgl. Ebd., S. 1 94 Vgl. Ebd., S. 1 95 Vgl. Ebd., S. 6 96 Die Eurocommunication Study wurde von 1996 bis 1999 in sechs Ländern (Belgien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Schweiz und Spanien) in Hausarztpraxen durchgeführt. Ziel war die Untersuchung, in wie weit Besonderheiten der Gesund-heitssysteme die hausärztliche Versorgung beeinflussen. Vgl. NIVEL, The Eurocommunication Study, 1996, S. 2ff. (Internet) 97 Vgl. NIVEL, The Eurocommunication Study, 1996, S. 2f. (Internet) 98 Vgl. Ebd., S. 5

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sches Mittel 1,599). Außerdem bekamen deutsche Ärzte im europäi-

schen Vergleich die schlechteste Wertung im Bereich Interesse und

Freundlichkeit (arithmetisches Mittel 4,1100). Bezüglich der Kommunika-

tionsstrukturen wurde festgestellt, dass diese eher emotionslos und oh-

ne persönliche Gefühle sind.101 Des Weiteren fehlt eine klare Zielset-

zung der Behandlung.102 Der Fokus liegt auf der Beratung und der me-

dizinischen Konversation, charakterisiert durch geringen Blickkontakt.

Gespräche werden im Vergleich zu den anderen Ländern eher kurz

gehalten, im Durchschnitt etwa acht Minuten103, dafür werden aber viele

Gespräche geführt.104

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, obwohl alle Studien unter-

schiedliche Merkmale untersuchen, allen das Ergebnis gleich ist, dass

Patienten immer mündiger und in den Entscheidungsprozess mit ein-

bezogen werden sowie aktiver am Behandlungs- und Therapieprozess

teilnehmen möchten. Außerdem lässt sich feststellen, dass eine offene

und gute Kommunikation mit dem Patienten dessen Heilungserfolg po-

sitiv beeinflusst. Eine Begründung kann darin liegen, dass der Patient

auf Grund veränderter Strukturen im Gesundheitswesen mehr Verant-

wortung für seinen Gesundheitszustand übernehmen möchte. Unter-

stützung findet dies durch eine erhöhte Kommunikation mit allen betei-

ligten Akteuren.

2.4 Gesundheitskommunikation im Praxisalltag

Im Praxisalltag, egal ob in Krankenhäusern, Arztpraxen oder Kliniken,

werden die kommunikativen Kompetenzen des Arztes und auch des

Patienten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Einrichtungen des

Gesundheitswesens können schon jetzt als mittlere Wirtschaftsunter- 99 Vgl. NIVEL, The Eurocommunication Study, 1996, S. 54 100 Vgl. Ebd., S. 54 101 Vgl. Ebd., S. 57 102 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 25 103 Vgl. Ebd., S. 25 104 Vgl. NIVEL, The Eurocommunication Study, 1996, S. 95 (Internet)

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nehmen angesehen werden. Somit steht der kommunikativen Interakti-

on, also dem Dialog mit dem Patienten, die Forderung nach marktöko-

nomischer Wirtschaftlichkeit gegenüber.105 Der Arzt steht im Span-

nungsfeld, dem Patienten mit seinen Interessen und Wünschen in an-

gemessenem Maß gerecht zu werden und dabei gleichzeitig auf die

Wirtschaftlichkeit seiner Praxis achten zu müssen. Er benötigt die ent-

sprechenden Patientenzahlen, darf dabei aber auch nicht zu viele Ver-

ordnungen und Medikamente verschreiben und muss ein Auge darauf

haben, wie viel Zeit er pro Patient benötigt.106

Es existieren gewisse Parallelen zwischen der Arzt- Patienten- Bezie-

hung und der Beziehung zwischen Anbieter und Kunde. Arzt und Pati-

ent stehen in einem Vertragsverhältnis mit Dienstleistungscharakter, in

dem der Patient die Rolle des Kunden einnimmt, da er die Dienstleis-

tung, also die Behandlung durch den Arzt, in Anspruch nimmt. Der Arzt

wiederum hat ein Interesse daran, dem Patienten Zusatzleistungen107

zu verkaufen.108 Zusätzlich zu seiner fachlichen Kompetenz benötigt

der Arzt nun auch gute kommunikative Fähigkeiten, um dem Patienten

als medizinischer Laie die Diagnose und Therapie verständlich zu erklä-

ren und Vor- bzw. Nachteile adäquat zu erläutern.109

Die Kommunikation zum Zweck des Informationsaustausches zwischen

Arzt und Patient verläuft meistens standardisiert ab, indem der Arzt

größtenteils Routinefragen stellt, anstatt individuell auf jeden Patienten

einzugehen und viele Fachbegriffe verwendet, ohne diese dem Patien-

ten genauer zu erläutern. Aber auch Patienten kommunizieren in vielen

105 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 4 106 Vgl. Ebd., S. 4 107 Zusatzleistungen, auch Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) genannt, sind Leistungen, die der Arzt seinen Patienten gegen Selbstzahlung anbieten kann, da sie nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten sind, nach Meinung des Arztes nicht erforderlich sind oder vom Patienten ausdrücklich ge-wünscht werden. Weitere Literatur siehe auch Frodl, A., Gesundheitsbetriebslehre- Betriebswirtschaftslehre des Gesundheitswesens, 2010, S. 266 108 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 4 109 Vgl. Ebd., S. 4f.

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Fällen standardisiert, da sie davon ausgehen, dass der Arzt wenig Zeit

hat und verkürzen somit ihren Bericht auf rein körperliche Symptome

und lassen psychische und soziale Empfindungen außen vor.110

Durch gute Kommunikation kann der Patient in die Lage versetzt wer-

den, zu lernen, wie der Gesundheitszustand hergestellt und vor allen

Dingen auch aufrechterhalten werden kann. Er erfährt außerdem, wel-

chen Beitrag er selber dazu leisten kann und welche Verhaltensweisen

seiner Gesundheit schaden.111 Ebenso kann der Beziehungsaufbau

zum Patienten durch eine gelungene Kommunikation vereinfacht wer-

den. Je mehr der Patient seinem Arzt vertraut, desto offener kann er mit

diesem über seine Probleme sprechen und die Therapietreue steigt.

Dies hat auch wirtschaftliche Aspekte für den Arzt, denn ein Patient, der

Vertrauen gefasst hat, wird nicht so schnell die Praxis wechseln und

bleibt somit als Einnahmequelle bestehen.112

3 Analyse anhand von Kommunikationstheorien

3.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick

3.1.1 Abgrenzung

In den 1960er Jahren entwickelte Watzlawick113 ein Konzept zur Kom-

munikation welches sich auf die Interaktion zweier Personen bezieht.114

110 Vgl. Hoefert, H-W., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikati-on, 2008, S. 28f. 111 Vgl. Schnabel, P-E., Gesundheitskommunikation auf dem Weg zum Beruf?, 2006, S. 131 112 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 6 113 Paul Watzlawick (1921-2007) war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychothe-rapeut und –analytiker, Soziologe, Philosoph und Autor. Er entwickelte zusammen mit Janet Beavin und Don Jackson das vielbeachtete Konzept der menschlichen Kommu-nikation mit fünf Axiomen, die in jeder Situation Geltung finden, die einen kommunika-tiven Charakter haben. Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation- Formen, Störungen, Paradoxien, 1985, S. 13ff.; o. V., Biographie von Paul Watzlawick, o. J., o. S. (Internet)

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Dieses theoretische Modell stützt sich auf eine Grundlage von fünf Axi-

omen115. „Man kann nicht nicht kommunizieren“116- so lautet das erste

von Watzlawick aufgestellten Axiomen. Egal wie sich in einer Situation

verhalten wird, ob gehandelt wird oder nicht, Schweigen oder Spre-

chen, alles bedeutet Kommunikation und besitzt somit einen Mittei-

lungscharakter.117 Auch durch Nichthandeln wird der Gesprächspartner

beeinflusst; dieser schweigt ebenfalls oder erwidert trotzdem etwas.

Nicht nur erfolgreiche, bewusst abgehaltene Kommunikation wird als

solche bezeichnet, auch gestörte, einseitige oder nonverbale Kommu-

nikation gehört dazu.118 Sobald zwei Menschen sich in einem Raum

befinden, werden bewusste und auch unbewusste Signale ausgesendet

und interpretiert. Dieser Prozess zählt ebenso zur Kommunikation.119

Das zweite von Watzlawick entwickelte Axiom bezieht sich auf die In-

halts- und Beziehungsebene von Kommunikation. Es lautet wie folgt:

„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt, derart,

daß letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikati-

on ist.“120 Richtet der Sender eine Nachricht an den Empfänger, möchte

er nicht nur den reinen Inhalt und die Bedeutung der Nachricht vermit-

teln, sondern er möchte auch des Weiteren vermitteln, in welcher Be-

ziehung die beiden zueinander stehen.121 Somit hängen Inhalt und Be-

ziehung einer Nachricht voneinander ab. Dabei spielt die Ebene und die

Art der Beziehung eine Rolle, da in positiven Beziehungen Inhalte unter

114 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 4 115 Ein Axiom ist ein Grund- oder Lehrsatz, der unmittelbar einleuchtet und keines weiteren Beweises bedarf. Die fünf Axiome von Watzlawick wollen im Kontext von Kommunikation die Grundeigenschaften von zwischenmenschlicher Kommunikation beschreiben. Vgl. Elzer, M., Sciborski, C., Kommunikative Kompetenzen in der Pflege- Theorie und Praxis der verbalen und nonverbalen Interaktion, 2007, S., 106 116 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 53 117 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 4 118 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 51ff. 119 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 4 120 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 56 121 Vgl. Ebd., S. 53

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Umständen anders erscheinen und aufgefasst werden, als in negativ

belasteten Beziehungen. So kann ein und dieselbe Nachricht einerseits

vertrauenswürdig und glaubhaft erscheinen, aber auch Misstrauen und

Unglaubwürdigkeit hervorrufen.122 „Da der Beziehungsaspekt eine

Kommunikation über eine Kommunikation darstellt […]“123, kommt die

Ebene der Metakommunikation hinzu. Unter Metakommunikation ist die

Kommunikation über die Kommunikation selbst zu verstehen. Dabei

wird losgelöst von der eigentlichen Gesprächsebene die gerade statt-

findende Kommunikation von oben herab betrachtet und evaluiert.124

Das dritte Axiom „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion

der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“125 bezieht

verbale und nonverbale Aspekte von Kommunikation ein. Dabei unter-

stützen nonverbale Aspekte wie Mimik, Gestik und Körpersprache das

Verständnis der verbal geäußerten Nachricht. Je nach Ausmaß der

verwendeten nonverbalen Kommunikation kann der Nachricht eine un-

terschiedliche Bedeutung beigelegt werden.126 Hierbei kommt es immer

auf die Interpretation des Empfängers an, in welcher Beziehung er zu

dem Sender steht und wie die Nachricht von dem Sender übermittelt

wird.127 Hierbei entsteht Konfliktpotential. Dabei kann nur sehr selten

erkannt werden, wo der Anfang eines Konfliktes ist. Jeder Partner sieht

sich im Recht, da er eine andere subjektive Interpunktion, also eine an-

dere Zeichensetzung, hat als der Andere.128 Watzlawick gibt dazu ein

passendes Beispiel eines sich streitenden Ehepaars, in dem der Mann

passiv und zurückgezogen lebt und die Frau den ganzen Tag nörgelt.

Der Ehemann beschreibt sein Verhalten als einzige Möglichkeit, den

122 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 4 123 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 55 124 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 41f. 125 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 61 126 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 4 127 Vgl. Meissner, J., Gentile, G., Tuckermann, H., Kommunikation: Eine Hinführung zum Kommunikationsverständnis der neueren Systemtheorie, 2009, S. 153 128 Vgl. Elzer, M., Sciborski, C., Kommunikative Kompetenzen in der Pflege, 2007, S. 110

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Nörgeleien seiner Frau zu begegnen. Sie hingegen nörgelt immer wei-

ter, da sich ihr Mann absondert. Gelöst werden kann dieser Fall durch

Metakommunikation. Die beiden müssen sich aus ihrer Situation lösen,

die subjektive Sichtweise verlassen, um so zu einer Lösung zu gelan-

gen.129

„Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Moda-

litäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige

logische Syntax. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses

semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunika-

tion erforderliche logische Syntax.“130 Watzlawick will mit diesem vierten

Axiom zum Ausdruck bringen, dass eine Nachricht sowohl analog, wie

durch Tonfall, Bilder oder Zeichnungen als auch digital durch Sprache,

Wörter und Begriffe übermittelt werden kann. Die Sprache folgt dabei

einer eindeutigen logischen Syntax, die allerdings auf dem Gebiet der

Beziehungen unzulänglich ist. Die analoge Kommunikation hingegen

setzt auf die Bedeutung und Beziehung der Zeichen, jedoch fehlt ihr die

für eine eindeutige Kommunikation erforderliche Syntax und es kann zu

Interpretationsmissverständnissen kommen.131 Es wird davon ausge-

gangen, dass der Inhaltsaspekt einer Nachricht primär digital vermittelt

wird und somit auch eindeutig verstanden werden kann, während der

Beziehungsaspekt hauptsächlich analog übertragen wird und es am

Empfänger liegt, die Bedeutung der Nachricht richtig zu interpretieren

und zu verstehen. Durch die Kombination analoger und digitaler Aspek-

te kann Kommunikation gelingen.132

Das letzte der fünf Axiome lautet „Zwischenmenschliche Kommunikati-

onsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nach-

dem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Un-

129 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 58f. 130 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 68 131 Vgl. Meissner, J., Gentile, G., Tuckermann, H., Kommunikation: Eine Hinführung zum Kommunikationsverständnis der neueren Systemtheorie, 2009, S. 153 132 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 64ff.

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terschiedlichkeit beruht.“133 Ist von symmetrischer Interaktion die Rede,

handelt es sich um Beziehungen, in denen beide Partner gleichberech-

tig interagieren. Beide sind sich in ihrem Verhalten ebenbürtig, streben

nach Gleichheit und wollen Unterschiede reduzieren.134 Bei komple-

mentärer Kommunikation werden diese Unterschiede hingegen betont,

da sich die Partner durch diese in ihrem Verhalten ergänzen. Jeder der

Partner nimmt eine unterschiedliche Rolle im Gespräch ein. Dabei wird

zwischen superioren, primären Stellungen und inferioren, sekundären

Stellungen unterschieden, wobei superior und inferior hier nicht mit

stark und schwach zu verstehen sind. Vielmehr beruhen diese Bezie-

hungen größtenteils auf kulturellen oder gesellschaftlichen Kontexten

(z. B. Arzt- Patient, Lehrer- Schüler, Vorgesetzter- Mitarbeiter).135 „In

beiden Fällen muß jedoch die ineinander verzahnte Natur der Bezie-

hung hervorgehoben werden, wobei unterschiedliche, aber einander

ergänzende Verhaltensweisen sich gegenseitig auslösen.“136

3.1.2 Anwendung

Ob sich die fünf von Watzlawick entwickelten Axiome auf die heutige

Situation der Arzt- Patienten- Kommunikation anwenden lassen, soll

nun im Folgenden nachgegangen werden.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“137- das erste Axiom von

Watzlawick findet eindeutig Anwendung bei der Arzt- Patienten- Kom-

munikation. Es ist einerseits festzustellen, dass eine Notwendigkeit be-

steht, mit dem Arzt verbal zu kommunizieren, um ihm sein Befinden und

seine Beschwerden mitzuteilen.138 Andererseits ist es auch eine Art von

Kommunikation, wenn der Patient in sich gekehrt und mit gesenktem 133 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 70 134 Vgl. Meissner, J., Gentile, G., Tuckermann, H., Kommunikation: Eine Hinführung zum Kommunikationsverständnis der neueren Systemtheorie, 2009, S. 153 135 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, J., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 69f. 136 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 70 137 Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 53 138 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 91

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Blick im vollen Wartezimmer sitzt. Er will damit zum Ausdruck bringen,

dass er weder mit jemandem reden, noch angesprochen werden will.

Die meisten Menschen deuten diese Situation intuitiv richtig und lassen

ihn in Ruhe.139 Auch durch wenige Worte oder sogar Schweigen kann

der Patient seinem Arzt etwas mitteilen. Das Problem dabei ist, dass

dieser die vom Patienten gesendeten Signale, sowohl Sprache als auch

Körpersprache, durch die ebenso Emotionen, Gefühle und Befinden

ausgedrückt werden können, richtig verstehen und interpretieren muss.

Richtig diagnostizieren kann ein Arzt erst mit Hilfe geeigneter Kommu-

nikation. Er muss dem Patienten die Zeit geben, sein Problem schildern

zu können und dieser darf nicht das Gefühl bekommen, durch ge-

schlossene Fragen in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden.140

Der Arzt wird durch dieses Axiom indirekt dazu aufgefordert, sich sei-

nes Verhaltens bewusst zu werden, dass er vor dem Patienten nichts

verbergen kann. Denn sowohl sein Verhalten als auch sein Nichtverhal-

ten besitzt immer einen Mitteilungscharakter.141

Das zweite Axiom sagt aus, dass jede Nachricht einen Inhalts- und ei-

nen Beziehungsaspekt besitzt.142 Ärztliche und pflegerische Leistungen

finden unmittelbar in sozialer Direktheit statt und fallen somit unter die

Bedingung des zweiten Axioms. Jede Interaktion oder Mitteilung des

Arztes an den Patienten besitzt sowohl einen Inhalts- als auch einen

Beziehungsaspekt. Mit dem Inhaltsaspekt möchte der Arzt dem Patien-

ten Informationen über seinen Gesundheitszustand, das weitere Vorge-

hen der Behandlung sowie mögliche Risiken aufklären. Die Akzeptanz

des Gesagten durch den Patienten hängt von der Beziehung zwischen

ihm und seinem Arzt ab. Dabei wird die Beziehung eher unterbewusst

durch das Verhalten des Arztes und des Patienten definiert. 143 Pflegen

beide einen offenen Umgang miteinander, ist die Akzeptanz der Infor- 139 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 51 140 Vgl. Demmel, H-J., Schwierige Patienten- zum Problem unerkannter psychosoma-tischer Erkrankungen, 2008, S. 66 141 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 107 142 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 56 143 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 108f.

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mation und ein schneller Therapieerfolg eher wahrscheinlich, als in ei-

ner von Distanz geprägten Beziehung.144

Interpunktionen, die Erwähnung im dritten Axiom von Watzlawick fin-

den, treten auch in der Pflege auf.145 Dies lässt sich am besten an ei-

nem Beispiel eines depressiven Patienten verdeutlichen. Seine zurück-

gezogene, depressive Lebensweise beschäftigt auch die ihm naheste-

henden Personen, die wiederum versuchen, ihm zu helfen und ihm

mehr Aufmerksamkeit schenken. Dadurch wiederum steigen die

Schuldgefühle des depressiven Patienten, seine Depressionen verstär-

ken sich, ebenso wie das Mitgefühl der anderen.146 Die Interpunktion

läuft hier unterschiedlich; sie läuft nicht linear, sondern kreisförmig ab.

Der Patient möchte nicht noch mehr Mitgefühl und Aufmerksamkeit be-

kommen, da er denkt, den anderen zur Last zu fallen. Die ihm Nahe-

stehenden und auch Ärzte und Pflegepersonal hingegen wollen, dass

es dem Patienten besser geht und ihm helfen, die Depressionen zu

überwinden. Lösung findet die Situation nur mit Hilfe von Metakommu-

nikation.147

Im vierten Axiom geht es um die digitale und analoge Kommunikati-

on.148 Auch Ärzte und Patienten kommunizieren sowohl digital als auch

analog. Bei der digitalen Kommunikation übermittelt der Patient mit Hilfe

von Wörtern seine Beschwerden. Diese Aussagen werden analog

durch Tonfall, Gesten und Mimik unterstützt. Auch der Arzt kommuni-

ziert digital die Diagnose und erklärt dem Patienten die Therapie, ana-

log unterstützt durch Körpersprache.149 Ist es dem Patienten nicht mehr

möglich, digital zu kommunizieren, z. B. auf Grund von Krankheit, bleibt

ihm immer noch die Möglichkeit der analogen Kommunikation. Für den

144 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 92 145 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 61 146 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 110 147 Vgl. Ebd., S.. 111 148 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 68 149 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 112

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Arzt oder das Pflegepersonal ist jedoch wichtig zu wissen, dass rein

analoge Kommunikation unter Umständen zu Missverständnissen füh-

ren kann, da sich der Patient nicht klar ausdrücken kann und es an dem

Arzt bzw. dem Pflegepersonal liegt, die Gesten, Zeichen oder Körper-

sprache zu interpretieren.150

Gegenstand des fünften Axioms ist die zwischenmenschliche Kommu-

nikation, die entweder symmetrisch oder komplementär ablaufen

kann.151 Die Beziehung zwischen Arzt und Patient ist oft komplementär

geprägt. Sie ist durch Informationsasymmetrie und Machtdemonstrie-

rung des Arztes gekennzeichnet. Der Patient ist oftmals hilflos und be-

nötigt eine gute Beratung durch den Arzt. Einige Ärzte nutzen dieses

ungleiche Rollenverhältnis aus und zeigen dem Patienten, dass dieser

von ihnen abhängig ist. Stattdessen sollte dieses Verhalten reflektiert

und zu einer symmetrischen, also patientenorientierten und aktivieren-

den, Kommunikation gewechselt werden.152 Anstelle eines Gesprächs,

das durch Fragen und Antworten geprägt ist (komplementäre Kommu-

nikation), sollte bei der Arzt- Patienten- Kommunikation darauf geachtet

werden, dass auf gleicher Ebene, symmetrisch, mit Hilfe von gegensei-

tigen Stellungnahmen kommuniziert wird.153

3.1.3 Evaluation

Obwohl Watzlawick sein Kommunikationskonzept der fünf Axiome be-

reits in den 1960er Jahren entwickelt hat, ist es heutzutage immer noch

anwendbar. Arzt und Patient stehen in einem Kommunikationsverhält-

nis zueinander, das mit Hilfe der Axiome, wie zuvor geschehen, charak-

terisiert werden kann. Es findet immer eine Kommunikation zwischen

den beiden Parteien statt, auch wenn der Patient nicht in der Lage ist,

sich verbal zu äußern. Die ausgetauschten Nachrichten haben sowohl

150 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 113 151 Vgl. Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D., Menschliche Kommunikation, 1985, S. 70 152 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 113f. 153 Vgl. Ebd., S. 114

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eine Inhalts- als auch eine Beziehungsebene und unterschiedliche In-

terpunktionen können zu Missverständnissen führen. Beide Ge-

sprächspartner kommunizieren mit digitalen und analogen Elementen.

Ob die zwischenmenschliche Kommunikation symmetrisch oder kom-

plementär abläuft, hängt davon ab, wie der Arzt die Kommunikationssi-

tuation gestaltet.

Bei der Arzt- Patienten- Kommunikation muss besonders darauf geach-

tet werden, dass Missverständnisse vermieden werden, um eventuelle

gesundheitliche Folgeschäden auszuschließen. Dazu sollte die Kom-

munikation möglichst symmetrisch ablaufen und viele digitale Elemente

enthalten. Eine gute Beziehung zwischen Arzt und Patient erleichtert

dies.

Kritisch zu betrachten ist dennoch die Zeit, in der Watzlawick die fünf

Axiome entwickelt hat. In den 1960er Jahren war die Kommunikation

über elektronische Medien noch nicht verbreitet und stellte eine Aus-

nahme dar. Durch die heutige Präsenz von digitalen Medien, wie z. B.

des Internets, ergibt sich eine andere Kommunikation als die ursprüng-

lich von Watzlawick beschriebene. Zur rein persönlichen Kommunikati-

on kommt ein weiteres, unpersönliches Element und kann, gerade bei

älteren Patienten, zu Problemen führen, da diese den Umgang mit der

neuen Technik nicht sonderlich gewöhnt sind.154

Weiterhin kann es als kontrovers gesehen werden, dass es die eine,

richtige, störungsfreie Kommunikation gibt. Immer dann, wenn zwei In-

dividuen aufeinander treffen und kommunizieren, sind Kommunikati-

onsprobleme sehr wahrscheinlich. Lösung findet diese Situation nur

dadurch, dass man sich der Störungsquellen bewusst wird, diese reflek-

tiert und sich mit Hilfe von Metakommunikation so auf eine andere Ebe-

ne begibt, um zum Wohl des Patienten einen schnellen Heilungserfolg

zu erzielen.155

154 Vgl. Sciborski, C., Der kommunikationstheoretische Beitrag, 2007, S. 115 155 Vgl. Ebd., S. 117

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3.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun

3.2.1 Abgrenzung

Schulz von Thun156 verdeutlicht mit seinem Kommunikationsmodell die

vier unterschiedlichen Seiten oder auch Ohren einer Nachricht. Das

Modell beruht auf dem klassischen Sender- Empfänger- Modell der

Kommunikation und kann als Weiterentwicklung von Watzlawicks Axi-

omen betrachtet werden.157 Ein Sender sendet eine in Zeichen codierte

Nachricht an einen Empfänger mit der Absicht, diesem etwas mitteilen

zu wollen. Der Empfänger muss diese Nachricht entschlüsseln. Benut-

zen beide den gleichen Zeichencode, ist die Entschlüsselung der Nach-

richt unproblematisch. Durch eine entsprechende Rückmeldung oder

Nachfrage kann sich der Empfänger beim Sender absichern, ob er die

Nachricht richtig verstanden hat.158 Das Sender- Empfänger- Modell ist

ein dynamisches Modell, da ständig ein Rollenwechsel zwischen Sen-

der und Empfänger stattfindet. Innerhalb eines Gesprächs werden

wechselseitig die beiden Rollen von jedem Partner übernommen.159

Kommunikationsprobleme können entstehen wenn z. B. nicht der glei-

che Zeichencode verwendet wird.160

Von diesem Modell ausgehend hat Schulz von Thun eine Theoie entwi-

ckelt, bei der eine Nachricht vier verschiedene Seiten besitzt und be-

zeichnete sie als das Nachrichtenquadrat.161 Es wird zwischen dem

Sachinhalt, der Selbstoffenbarung, der Beziehung und dem Appell un-

156 Friedemann Schulz von Thun, geb. 1944 ist ein deutscher Psychologe und Kom-munikationswissenschaftler. Zu seinen bekanntesten Entwicklungen gehört das Mo-dell der „Vier Seiten einer Nachricht“. Außerdem ist er maßgeblich an der Konzeption und Durchführung von Kommunikationstrainings für verschiedene Gruppen beteiligt. Vgl. o. V., Zur Person Schulz von Thun, o. J., o. S. (Internet) 157 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 117 158 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 25 159 Vgl. Burkart, R., Kommunikationswissenschaft- Grundlagen und Problemfelder, 1995, S. 398f. 160 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 63f. 161 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 117

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terschieden und kann wie in der folgenden Abbildung dargestellt wer-

den:

Abbildung 1: Das Nachrichtenquadrat 162

Der Sachinhalt einer Nachricht ist die grundlegende Information über

die der Sender informieren möchte.163 „Hauptziel ist die Weitergabe von

sachlichen Inhalten, ohne dass die anderen drei Seiten die Oberhand

gewinnen und den Informationswert abschwächen.“164 Losgelöst von

den anderen Seiten möchte der Sender seinen eigenen Sachstand-

punkt dem Empfänger mitteilen. Dabei sollte ihm bewusst sein, dass es

auch andere Standpunkte geben kann, die Sender und Empfänger nicht

unbedingt miteinander teilen.165

Mit jeder Nachricht gibt der Sender automatisch etwas von sich preis.

Schulz von Thun definiert dies als die Selbstoffenbarung, eine Seite, die

bei jeder Nachricht vorhanden ist. Die Selbstoffenbarung wird eher sel-

ten bis gar nicht direkt ausgesprochen und unterliegt dem Verständnis

und der Interpretation des Empfängers. Es kann dabei einerseits zwi-

schen der gewollten Selbstdarstellung und andererseits der unfreiwilli-

162 Eigene Darstellung in Anlehnung an Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 30 163 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 26 164 Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 118 165 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 129f.

Nachricht

Sachinhalt

Beziehung

Selbst- offen-

bahrung

Appell

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33

gen Selbstenthüllung unterschieden werden.166 Bei der Selbstdarstel-

lung werden der Nachricht bewusst weitere Zeichen wie z. B. Fremd-

wörter, Ausschmückungen oder Fremdsprachen hinzugefügt, um den

Empfänger zu beeindrucken. Die Selbstenthüllung erfolgt dagegen un-

bewusst und wird versucht, von dem Sender vermieden zu werden, da

oftmals eher negative Aspekte wie Unsicherheit und Hilflosigkeit enthüllt

werden.167

„Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen

eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.“168 Die Beziehungs-

seite ist also die dritte Seite einer Nachricht. Der Sender drückt mit Hilfe

von Tonfall, Wortwahl und auch Gestik und Mimik aus, in welcher Be-

ziehung er zu dem Empfänger steht, was er von ihm hält und auch, wie

er die Beziehung gestalten möchte. Für den Beziehungsaspekt hat der

Empfänger meistens ein sehr empfindliches Ohr, denn durch die Art

und Weise, wie etwas ausgesprochen wird, definiert sich die Bezie-

hung.169

Die Art der Beziehung ist von dem sozialen Umfeld und den einzelnen

Rollen der Gesprächspartner abhängig und wirkt sich dementsprechend

auch auf die Kommunikation aus. Die Kommunikation zwischen Arzt

und Patient ist z. B. eine andere als zwischen einem Vorgesetztem und

seinem Mitarbeiter. Ärzte müssen zumeist sensible Themen mit dem

Patienten besprechen und auf dessen Informationsbedarf eingehen,

während der Vorgesetzte primär Anweisungen an seinen Mitarbeiter

gibt.170

Da die Beziehungsseite nicht offen ausgesprochen wird, muss sie vom

Empfänger interpretiert werden. Dabei kann es natürlich zu Fehlinter-

166 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 26f. 167 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 118 168 Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 28 169 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 27 170 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 119

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pretationen kommen oder der Empfänger ist mit der durch den Sender

definierten Beziehung nicht einverstanden und muss dies aufwändig

definieren.171

Es wird zwischen symmetrischen, komplementären und metakomple-

mentären Beziehungen unterschieden. Bei symmetrischen Beziehun-

gen zeigen beide Partner dem anderen gegenüber gleiche Verhaltens-

muster, wo hingegen bei einer komplementären Beziehung unter-

schiedliche Verhaltensweisen, die sich aber gegenseitig ergänzen, ge-

zeigt werden. Metakomplementäre Beziehungen sind wie komplemen-

täre Beziehungen zu sehen, jedoch stellt sich einer der Partner auf eine

höhere Ebene, um die Beziehung zu lenken.172

Zu beachten ist, dass die Beziehungsseite nicht mit der Selbstoffenba-

rung verwechselt wird, obwohl sie Aspekte dieser enthält. „Während

[…] die Selbstoffenbarungsseite (vom Sender aus betrachtet) Ich- Bot-

schaften enthält, enthält die Beziehungsseite einerseits Du- Botschaften

und andererseits Wir- Botschaften.“173

Die vierte Seite bzw. das vierte Ohr einer Nachricht ist der Appell, also

die Aufforderung an den Empfänger, etwas Bestimmtes zu tun.174 Der

Sender versucht, durch die Art und Weise wie er die Nachricht übermit-

telt, Einfluss auf den Empfänger zu nehmen. Dies kann einerseits ganz

offen durch eine bestimmte Wortwahl geschehen, andererseits kann

der Appell aber auch verdeckt durch den Tonfall und nonverbale Kom-

munikationsaspekte übermittelt werden.175 Wird der Appell verdeckt

übermittelt, kann der Sender die anderen Seiten der Nachricht so mani-

pulieren, dass diese die Appellwirkung unterstützen. Durch eine be-

stimmte Selbstdarstellung können beim Empfänger entsprechende Ge-

171 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 28 172 Vgl. Ebd., S. 181f. 173 Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 28 174 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 5 175 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 119

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fühle ausgelöst werden und auch Botschaften auf der Beziehungsebe-

ne tragen zur Zielerreichung bei.176

Jede Nachricht, die zwischen einem Sender und einem Empfänger

übermittelt wird, enthält immer alle vier zuvor benannten Seiten. Die

Nachricht ist dabei aus unterschiedlichen Anteilen zusammengesetzt.

Sie enthält sowohl verbal ausgesprochen als auch nonverbale, durch

Gestik, Mimik und Tonfall übermittelte Botschaften.177 Diese können

dabei explizit und implizit gesendet werden. Explizite Botschaften wer-

den direkt ausgesprochen und lassen auf Grund der direkten Formulie-

rung wenig Raum für Interpretationen des Empfängers. Botschaften, die

implizit übermittelt werden, sind nicht direkt formuliert und der Empfän-

ger muss diese erkennen sowie erfassen, was der Sender damit zum

Ausdruck bringen will. Nach Schulz von Thun wird die Hauptbotschaft

größtenteils implizit übermittelt und nicht explizit, wie man häufig vermu-

ten würde.178 Außerdem kann zwischen kongruenten und inkongruen-

ten Botschaften unterschieden werden. Bei kongruenten Nachrichten

stimmen übermittelter Sachinhalt und begleitende Körpersprache sowie

der Tonfall überein. Anders verhält es sich bei inkongruenten Botschaf-

ten, wo Sachinhalt und nonverbal übermittelte Signale im Widerspruch

zueinander stehen und es wieder am Empfänger ist, diese Aussage zu

deuten.179

Wie eingangs schon erwähnt, kann das Nachrichtenquadrat von Schulz

von Thun als Weiterentwicklung von Watzlawicks Axiomen gesehen

werden. Zu der im zweiten Axiom genannten Inhalts- und Beziehungs-

ebene, die jede Nachricht besitzt, kommen im Nachrichtenquadrat noch

die Selbstoffenbarung und der Appell.180 Auch die Aussage des ersten

Axioms, dass nicht nicht kommuniziert werden kann, wird durch Schulz

176 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 29 177 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 118 178 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 33 179 Vgl. Ebd., S. 35f. 180 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 117

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von Thun aufgegriffen. Wird eine Nachricht nonverbal übermittelt, ist

allerdings kein Sachinhalt vorhanden, aber über die drei anderen Seiten

des Quadrats kann die Nachricht verstanden werden. Es wird somit

auch ohne eine verbale Aussage kommuniziert.181

Die vier Seiten einer Nachricht bieten allerdings auch ein großes Stör-

potential, da bei einer einzigen Aussage viele Botschaften mitschwin-

gen. Bewusste und unbewusste persönliche Wahrnehmungen, Gefühle

und Interpretationen können zu Missverständnissen und somit zu

Kommunikationsproblemen führen. Durch die Nachricht, die der Sender

vom Empfänger zurückbekommt, auch Feedback genannt, kann über-

prüft werden, in wie weit die eigene Nachricht richtig verstanden wurde

und ob noch weiterer Klärungsbedarf besteht.182

3.2.2 Anwendung

Das Nachrichtenquadrat findet auch bei der Arzt- Patienten- Kommuni-

kation Anwendung. Am einfachsten lässt es sich anhand eines Bei-

spiels darstellen. Ein Patient wendet sich mit der Aussage Ich habe

immer noch starke Schmerzen an seinen Arzt. Diese explizit formulierte

Nachricht kann auf allen vier Ebenen des Nachrichtenquadrats betrach-

tet werden.

Auf der Ebene des Sachinhalts bleibt auf Grund der klaren Formulie-

rung kaum Raum für Interpretationen durch den Arzt. Der Patient teilt

hier dem Arzt mit, dass er immer noch unter starken Schmerzen leidet.

Dies lässt darauf schließen, dass der Patient sich seit geraumer Zeit in

einer Behandlung befindet, die aber nicht anzuschlagen scheint.183

181 Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden: Störungen und Klärungen, 2009, S. 34f. 182 Vgl. Elzer, M., Angewandte Kommunikationstheorie, 2007, S. 120 183 Vgl. Geisler, L., Arzt und Patient- Begegnung im Gespräch, 1992, o. S. (Internet)

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Die Selbstoffenbarung, die in dieser Nachricht enthalten ist, kann unter-

schiedlich gedeutet werden. Zum einen könnte der Patient ausdrücken

wollen, dass er mit dem bisherigen Behandlungsergebnis nicht zufrie-

den ist. Zum anderen kann er damit auch sagen wollen, dass er keinen

Sinn mehr in dieser Behandlung sieht. Eventuell ist er auch verzweifelt,

da bislang keine Besserung seines Leidens eingetreten ist.184

Über die Beziehungsebene drückt der Patient nun einerseits aus, was

er von seinem Arzt hält und andererseits in welcher Beziehung er zu

diesem steht. Er wendet sich erneut an seinen Arzt, da er die Hoffnung

hat, dass dieser ihm bei seinen Schmerzen weiterhelfen kann. Er

schätzt also die fachliche Kompetenz seines Arztes. Dadurch, dass der

Patient seinen Arzt kontaktiert, baut er Vertrauen zu ihm auf und defi-

niert so die Beziehung der beiden.185

Der Appell, den der Patient mit dieser Aussage an seinen Arzt richten

möchte, kann als Aufforderung zur weiteren Hilfe gesehen werden. Er

erwartet von seinem Arzt, dass dieser eine passende Behandlung fin-

det, die erfolgreich seine Schmerzen bekämpft und seinen Gesund-

heitszustand wieder herstellt.186

Der Arzt steht jetzt nicht nur vor der Herausforderung, auf allen vier Oh-

ren hören zu müssen, sondern muss auch noch gleichzeitig alle non-

verbalen Aspekte der Kommunikation mit einzubeziehen. Er muss also

erkennen, was der Patient zusätzlich mit Hilfe von Mimik, Gestik und

Tonfall ausdrücken will. Des Weiteren muss er zwischen den explizit

gesagten und den implizit begleitenden Botschaften unterscheiden.

Auch Kongruenz bzw. Inkongruenz der Nachricht müssen Beachtung

finden.

184 Vgl. Geisler, L., Arzt und Patient- Begegnung im Gespräch, 1992, o. S. (Internet) 185 Vgl. Ebd., o. S. (Internet) 186 Vgl. Ebd., o. S. (Internet)

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3.2.3 Evaluation

Das Nachrichtenmodell von Schulz von Thun eignet sich dazu, auch die

Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu analysieren, um die Inhal-

te der Botschaften zu verstehen. Jede Nachricht, die vom Arzt oder

dem Patienten übermittelt wird, kann mit allen vier Ohren gehört wer-

den.

Für den Arzt ist es dabei besonders wichtig, die Nachricht des Patien-

ten auch auf allen vier Ebenen zu betrachten, um eine möglichst ge-

naue Diagnose stellen zu können. Erhöhte Aufmerksamkeit sollte dem

Selbstoffenbarungs- und dem Appellohr geschenkt werden. Über die

Ebene der Selbstoffenbarung teilt der Patient indirekt mit, wie er sich

fühlt und der Arzt kann sich durch die gezeigten Emotionen ein Bild

vom dem Zustand des Patienten machen. Auch dem Appellohr liegt

eine besondere Bedeutung bei, da viele Patienten nicht direkt ausspre-

chen können was sie sich von ihrem Arzt wünschen.187 Allerdings soll-

ten sowohl die Sach- als auch Beziehungsebene nicht außer Acht ge-

lassen werden. Alle vier Ebenen zusammen ergeben ein vollständiges

Ganzes.

Besondere Aufmerksamkeit sollte der Arzt den impliziten Botschaften

im Verlauf der Kommunikation schenken. Werden diese nicht beachtet

oder falsch interpretiert, können schwerwiegende Kommunikations-

störungen die Folge sein. Allein durch die Aussage des Patienten, dass

er das Gefühl hat, dass die angewendete Therapie nicht effektiv an-

schlägt, kann er dem Arzt implizit verschiedene Botschaften senden. Es

kann sein, dass dieser Patient die Wirksamkeit dieser Therapie anzwei-

felt, sie nicht für richtig hält und somit auch nicht mehr hinter der Thera-

pie steht. Oder er äußert damit Zweifel an der richtigen Feststellung der

Diagnose. Diese Zweifel können auf die Beziehung zu seinem Arzt zu-

rückgeführt werden und können zur Folge haben, dass der Patient kein

Vertrauen mehr zu dem Arzt hat und keine weitere Behandlung durch 187 Vgl. Geisler, L., Arzt und Patient- Begegnung im Gespräch, 1992, o. S. (Internet)

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ihn wünscht. Was der Patient letztendlich wirklich mit dieser Aussage

bewirken will, muss nun vom Arzt verstanden und mit Hilfe von rückver-

sichernden Fragen und aktivem Zuhören geklärt werden.188

Kritisch zu bedenken ist allerdings, ob sich der Arzt wirklich die Zeit

nehmen kann und vor allen Dingen auch nehmen will, um bei jedem

Patienten individuell herauszufinden, welche impliziten Botschaften die-

ser sendet.

3.3 Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse

3.3.1 Abgrenzung TA

Das Konzept der Transaktionsanalyse (TA) geht auf Eric Berne189 zu-

rück. Ursprünglich wurde das Konzept in den 1950er Jahren für die

Praxis der Psychotherapie entwickelt und liefert Methoden und Modelle,

die eigene Persönlichkeit sowie die Transaktionen190 zwischen zwei

Personen oder zwei Ich- Zuständen zu analysieren und Veränderungen

in dieser zu bewirken.191 Heutzutage ist die TA auf viele Bereiche, u. a.

Sozialarbeit und Organisationsberatung, ausgedehnt und findet in vie-

len unterschiedlichen Situationen Anwendung.192

Grundannahmen der Transaktionsanalyse

Ein Aspekt der TA ist die Theorie der menschlichen Persönlichkeit.

Hierbei werden der Mensch und seine Persönlichkeit in ihrer psycholo- 188 Vgl. Geisler, L., Arzt und Patient- Begegnung im Gespräch, 1992, o. S. (Internet) 189 Eric Berne (1910-1970), ausgebildeter Arzt und Psychoanalytiker, entwickelte die Transaktionsanalyse, um wirksame Methoden für Gruppenpsychotherapien zu erhal-ten. Er ist Mitbegründer der San Francisco Social Psychiatry Seminars, die bis zum heutigen Tag stattfinden. Seine Modelle wollte er bewusst einfach und verständlich halten, damit Interessierte auch ohne Anleitung Zugang zur Umsetzung finden kön-nen. Weiterführende Literatur zur Biographie Bernes siehe auch Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse- Eine Einführung, 2010, S. 403f. 190 Als Transaktion werden ein Reiz, also eine gesendete Nachricht, und der dazuge-hörige Response, die Antwort darauf, bezeichnet. Siehe hierzu auch Wagner, A., Bes-ser Führen mit Transaktionsanalyse, 1992, S. 7 191 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 23 192 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S 329

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gischen Beschaffenheit mit Hilfe des sogenannten Ich- Zustands- Mo-

dells193 betrachtet. Veranschaulicht werden mit Hilfe von drei überei-

nanderliegenden Kreisen die verschieden Ich- Zustände einer Person

und wie diese das Handeln einer einzelnen Person beeinflussen kön-

nen.194 Ziel ist es, sich mit dem eigenen Handeln, Erfahrungen und Ge-

fühlen auseinander zu setzen, um so kritische Situationen erkennen

und bewusst lösen zu können.195

Die TA kann auch als Kommunikationstheorie gesehen werden. Es

stellt „[…] ein System zur Verbesserung der Kommunikation und zum

besseren Verständnis menschlichen Verhaltens“196 dar. Es kann somit

auf jedem Gebiet angewandt werden, „[…] wo es um das Verständnis

des einzelnen, das Erfassen von Beziehungen und die Theorie und

Praxis der Kommunikation geht.“197 Zu beachten ist dabei, dass ein of-

fener und direkter Kommunikationsstil praktiziert wird.198 Es wird Wert

darauf gelegt, dass sowohl Klient als auch Transaktionsanalytiker voll-

ständig informiert sind. Um die Kommunikation zu erleichtern, werden

Fachausdrücke und Fremdwörter vermieden und spezielle TA- Begriffe

vereinfacht ausgedrückt.199

Der TA liegen einige Basisannahmen zu Grunde, bei denen es sich um

die Einstellung zum Leben im Allgemeinen, die Einstellung zum Men-

schen und zu den Zielen einer Veränderung handelt. Die erste Grund-

annahme besagt, dass der Mensch in Ordnung ist. Jeder wird so ak-

zeptiert wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, auch wenn es

dem Gegenüber nicht richtig erscheint. Auch wenn mögliche Unter-

schiede vorhanden sind, wird sich auf einer Ebene bewegt.200 Die zwei-

te Annahme drückt aus, dass jeder Mensch die Fähigkeit zum Denken

193 Das Ich- Zustands- Modell findet im weiteren Verlauf dieses Kapitels nähere Be-trachtung. 194 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 23 195 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 9 196 Wagner, A., Besser Führen mit Transaktionsanalyse, 1992, S. 7 197 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 24 198 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 179 199 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 30 200 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 91

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besitzt. Somit kann jeder die Verantwortung für sein Handeln und seine

Entscheidungen übernehmen und muss folglich auch mit den daraus

resultierenden Konsequenzen leben.201 Die dritte Annahme legt fest,

dass das Modell der TA entscheidungs- und vertragsorientiert ist. Jeder

Mensch trifft ein Leben lang Entscheidungen und kann diese beliebig

wieder ändern, wenn sie nicht passen. Er kann sich also in seinem Ver-

haltensmuster ändern, allerdings muss der Mensch aktiv zu dieser Ver-

änderung bereit sein, um eine dauerhafte Verwandlung zu bewirken.

Die Basis einer jeden Zusammenarbeit in der TA ist ein Vertrag, in dem

die gemeinsame Verantwortung für die Veränderungen festgelegt wer-

den.202

Durch die TA können nun die einzelnen Transaktionen untersucht wer-

den. Berne definiert diese Transaktionen als „[…] Grundeinheit aller

sozialen Verbindungen […].“203 Immer wenn zwei Menschen aufeinan-

der treffen, werden sie verbal oder auch nonverbal in Kontakt treten und

kommunikativ miteinander interagieren. Einer der beiden sendet eine

Nachricht oder einen Reiz (transactional stimulus), der andere nimmt

dieses zur Kenntnis und antwortet in irgendeiner Form darauf

(transactional response).204 Die Zurkenntnisnahme wird im Rahmen der

TA auch als Stroke bezeichnet. Damit der Mensch sich wohlfühlen kann

und gesund bleibt, benötigt er Strokes. Dadurch wird ihm gezeigt, dass

er zur Kenntnis genommen wird und ein Teil dieser Transaktionen ist.205

Ich- Zustands- Modell

Transaktionen müssen nicht immer zwangsläufig zwischen zwei Perso-

nen stattfinden. Sie können auch zwischen zwei der drei Ich- Zustände

ablaufen.206 Das Ich- Zustands- Modell der menschlichen Persönlichkeit

201 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 29 202 Vgl. Ebd., S. 29f. 203 Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanalyse, 2007, S. 27 204 Vgl. Ebd., S. 27 205 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 25 206 Vgl. Wagner, A., Besser Führen mit Transaktionsanalyse, 1992, S. 7f.

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ist eines der wichtigen im Rahmen der TA. „Ein Ich- Zustand ist eine

Gesamtheit von zusammenhängenden Verhaltensweisen, Denkmustern

und Gefühlen. Es ist die Weise, in der […] [sich ein] Teil unserer Per-

sönlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt [äußert].“207 Hierzu gehören

Einstellungen, Wesensseiten, Befindlichkeiten und Haltungen. 208

Es kann zwischen drei verschiedenen Ich- Zuständen unterschieden

werden, dem Eltern- Ich, dem Erwachsenen- Ich und dem Kind- Ich.

Jeder Mensch vereint alle drei Ich- Zustände in seiner Persönlichkeit

und kann diese beliebig oft wechseln, je nach der Situation, in der er

sich gerade befindet und in der gehandelt werden muss.209 Aus der fol-

genden Abbildung kann entnommen werden, wie die einzelnen Ich- Zu-

stände zueinander stehen:

Abbildung 2: Die Persönlichkeit 210 Das Eltern- Ich enthält alle hingenommenen, akzeptierten oder aufge-

zwungenen Äußerungen, Ermahnungen, Prinzipien, Normen und Ver-

207 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 24 208 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 125 209 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 19 210 Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanalyse, 2007, S. 32

Eltern-

Ich

Erwach- senen-

Ich

Kind- Ich

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bote, die in frühester Kindheit durch Aussagen der Eltern oder Bezugs-

personen aufgenommen wurden.211 Dabei muss es sich nicht unbedingt

nur um verbal geäußerte Aspekte handeln, auch durch den Klang der

Stimme oder den Gesichtsausdruck übermittelte Äußerungen zählen

dazu. Alle zusammen formen zusammenhängende Reaktionen und

Verhaltensweisen.212

Dieser Ich- Zustand kann in das kritische und das unterstützende El-

tern- Ich unterteilt werden. Das kritische Eltern- Ich „[…] enthält unre-

flektierte, z. T. irrationale Wertungen und Vorurteile. Das kritische El-

tern- Ich ist der Ich- Zustand, aus dem heraus wir etwas müssen, sollen

oder nicht dürfen.“213 Es ist stark vergangenheitsorientiert und kann nur

schwer mit Fehlern, Unzuverlässigkeiten oder Unwahrheiten umgehen.

Es erteilt Ermahnungen, kritisiert, befiehlt und wertet ab.214 Wird hinge-

gen aus dem unterstützenden Eltern- Ich heraus gehandelt, geht es um

Sachen, die man nicht tun darf bzw. muss. Es erteilt Ratschläge, um

vor seelischen oder körperlichen Schmerz zu bewahren. Es hört zu und

zeigt Verständnis, ermutigt und wertet auf. Problematisch kann es wer-

den, wenn durch die gut gemeinten Ratschläge das Sammeln eigener

Erfahrungen behindert wird.215

Das Kind- Ich wird definiert als eine Kombination von Impulsen aus Ge-

hörtem, Gefühltem, Gesehenem und Verstandenen. Es speichert alle

Emotionen und Gefühle, die im Zusammenhang mit einer Situation ste-

hen und als Reaktion auf diese gezeigt werden, obwohl der Zusam-

menhang zwischen Ursache und Wirkung oft noch nicht erkannt wird.216

Diese Aufzeichnungen werden in den ersten Lebensjahren getätigt und

äußern sich in für Kinder typischen Verhaltensweisen. Gespeicherte

Verhaltensweisen sind unauslöschlich und treten später, je nach Reak- 211 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 19 212 Vgl. Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanaly-se, 2007, S. 34f. 213 Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 20 214 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 19f. 215 Vgl. Ebd., S. 20f. 216 Vgl. Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanaly-se, 2007, S. 40

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tion auf eine bestimmte Situation, beim Erwachsenen immer wieder

auf.217

Auch das Kind- Ich kann in verschiedene Ausdrucksformen unterteilt

werden. Es kann zum einem als das natürliche oder freie Kind- Ich auf-

treten. Alle geäußerten Reaktionen und Gefühle sind frei und unkontrol-

liert. Sie unterliegen nicht dem Zwang, etwas zurückhalten zu müssen.

Es wird spontan und impulsiv reagiert und sucht die Abwechslung und

den Spaß. Auch negative Reaktionen wie Aggressivität und Rebellion

können in bestimmten Situationen auftreten.218 Im angepassten Kind-

Ich- Zustand wird versucht, bestimmte Verhaltensweisen zu unterdrü-

cken, um sich unauffällig zu benehmen. Es wird sich an Regeln gehal-

ten und das getan, was von einem erwartet wird. Oft ist es durch Ab-

warten geprägt, in der Hoffnung, dass sich das Problem oder die Situa-

tion von alleine löst. Das angepasste Kind- Ich zeigt Angst und gibt oft

nach.219 Der letzte Zustand, der dem Kind- Ich inne liegt ist der Zustand

des kleinen Professors. Er ist geprägt durch Intuition und schnelles Be-

greifen. Des Weiteren zeichnet sich der kleine Professor durch seine

Kreativität aus und schafft es aber auch gleichzeitig, andere Menschen

zu manipulieren, um das zu erreichen, was er sich als Ziel gesetzt

hat.220

Das Erwachsenen- Ich bildet sich etwa ab dem fünften Lebensjahr und

entwickelt sich ein Leben lang weiter. Zu seinen Aufgaben gehört es,

Informationen zu geben und zu sammeln, Wahrscheinlichkeiten einzu-

schätzen und Entscheidungen zu treffen. Eine wesentliche Rolle spielt

das Erwachsenen- Ich wenn es um Auseinandersetzungen zwischen

den einzelnen Ich- Zuständen geht. Durch sachliche Fragen kann es

abwägen und Probleme konstruktiv lösen.221 „Mit Hilfe seines Erwach-

senen- Ichs kann der kleine Mensch allmählich den Unterschied fest-

217 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 23 218 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 51 219 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 23 220 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S 169 221 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 21f.

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stellen zwischen dem Leben, wie es ihm beigebracht und gezeigt wurde

(Eltern- Ich), dem Leben, wie er es gefühlt, sich gewünscht oder aus-

gemalt hat (Kindheits- Ich) und dem Leben, wie er es nun auf eigene

Faust begreift (Erwachsenen- Ich).“222 Ein Ziel der TA ist es nun, den

Zustand des Erwachsenen- Ichs dahin zu bringen und zu stärken, dass

es in jeder beliebigen Situation frei wählen kann, aus welchem Ich- Zu-

stand heraus gehandelt werden soll, um unabhängig von unterschiedli-

chen Beeinflussungen reagieren zu können.223

Lebensskript und Grundeinstellungen

Neben dem Ich- Zustands- Modell ist das Modell des Lebensskripts ei-

nes der wichtigsten in der TA. Mit Hilfe des Konzepts der Lebensskripte

wird durch die TA erklärt, wie bestimmte, bereits in der Kindheit erwor-

bene Lebens- und Verhaltensmuster, das heutige Leben und die eigene

Persönlichkeit beeinflussen.224 Das Lebensskript ist der Plan vom Le-

ben, den sich ein Kind in den ersten Jahren unbewusst zu Recht legt

und der auf Grund von elterlichen Aussagen und Botschaften entsteht

sowie durch spätere Ereignisse bestärkt wird. Somit ist dieser Plan eine

der Grundvoraussetzungen für bestimmte Verhaltensweisen in wichti-

gen Lebensfragen.225 Diese Skriptentscheidungen werden nicht durch

bewusstes Nachdenken getroffen, sondern folgen Gefühlen und Um-

welteinflüssen und resultieren aus verbalen und nonverbalen Aussa-

gen, die dem Kind sagen, was es zu tun oder zu lassen hat.226 Jede

persönliche Lebensgeschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein En-

de und wird bis zum Alter von etwa sieben Jahren weiter ausge-

schmückt. Als Erwachsener hat man zum größten Teil das Bewusstsein

für seine eigene Lebensgeschichte verloren, verfolgt sie aber dennoch

unbewusst weiter.227

222 Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanalyse, 2007, S. 46 223 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 23 224 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 23 225 Vgl. Wagner, A., Besser Führen mit Transaktionsanalyse, 1992, S. 63 226 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 153 227 Vgl.Ebd., S. 25

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Die Skripttheorie ist deshalb so bedeutend in der TA, um Verständnis

dafür zu bekommen, warum sich der Mensch in bestimmten Situationen

so verhält, wie er es tut. Jede Aktion dient dazu, dass eigene Skript vo-

ranzutreiben und zu bekräftigen.228

Die Elternbotschaften, die zur Lebensskriptbildung notwendig sind, las-

sen sich nun in kritische und unterstützende Botschaften unterteilen.

Kritisch sind diejenigen, die besagen, was man tun muss, soll oder nicht

darf.229 Als unterstützende Elternbotschaften können jene angesehen

werden, die einem etwas erlauben und besagen, dass man etwas tun

darf bzw. nicht muss.230 Die TA hat es sich zum Ziel gemacht, die El-

ternbotschaften bewusst zu erkennen, um sich mit ihnen auseinander-

setzen zu können.231

Eng verknüpft mit dem Lebensskript sind die Grundeinstellungen eines

jeden Menschen. Diese besitzt man seit der frühesten Kindheit und sie

sind bezeichnend für Grundeinstellungen sowohl sich selbst gegenüber

als auch im Bezug auf die Menschen, die einen umgeben.232

Die erste Einstellung wird als „Ich bin OK, du bist OK“233 definiert und

steht für eine positive Einstellung gegenüber dem Gesprächspartner

und sich selbst. Es „[…] ist gleichbedeutend damit, daß jemand realis-

tisch denkt und entscheidet, daß er weiß, was er will, daß er sich für

seine Ziele einsetzt, daß er die Verantwortung übernimmt und anderen

vertraut, solange ihm nicht […] die Basis für sein Vertrauen entzogen

wird.“234

228 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 172 229 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 37 230 Vgl. Ebd., S. 41 231 Vgl. Ebd., S. 36 232 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 177 233 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 182 234 Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 74f.

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„Ich bin nicht OK, du bist OK“235, die zweite Grundeinstellung, be-

schreibt eine Interaktion, die auf zwei unterschiedlichen Ebenen statt-

findet. Sich selber sieht man als unterlegen an, wo hingegen der andere

so akzeptiert wird, wie er ist.236

Die dritte Einstellung definiert sich als „Ich bin OK, du bist nicht OK“237.

Auch hier wird wieder eine Überlegenheit hergestellt, nur ist man dies-

mal selbst der Überlegene. Man verhält sich autoritär und wenn etwas

schief geht, dann scheint es immer die Schuld des anderen zu sein.238

Bei der vierten Grundeinstellung „Ich bin nicht OK, du bist nicht OK“239

wird sowohl sich selbst, als auch dem Anderen gegenüber eine gewisse

Unfähigkeit bescheinigt. Häufig wird vor den gestellten Aufgaben resig-

niert und es wird mit der Überzeugung gelebt, dass nichts im Leben

Sinn macht.240

Meistens verbringt man sein ganzes Leben in einer der vier Grundein-

stellungen. Diese wird unbewusst am Anfang des Lebens gewählt, ab-

hängig davon, wie das Skript durch die verschiedenen Elternbotschaf-

ten geprägt wurde. Befasst man sich im Rahmen der TA mit seiner

Grundeinstellung und ist zu Veränderungen bereit, kann auch ein

Wechsel der Position erfolgen.241

Symbiose

Neben dem Ich- Zustandsmodell und den unterschiedlichen Lebensein-

stellungen sind Symbiosen in der TA von wichtiger Bedeutung. Symbio-

sen kommen zu Stande, „[…] wenn zwei oder mehr Individuen sich so

235 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 182 236 Vgl. Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanaly-se, 2007, S. 61f. 237 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 183 238 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 73 239 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 184 240 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 72 241 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 184f.

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verhalten, als bildeten sie zusammen eine einzige Person.“242 Dabei

übernimmt einer der Partner eine überverantwortliche Rolle und agiert

nur aus seinem Eltern- Ich – und Erwachsenen- Ich- Zustand heraus,

während das Kind- Ich komplett ausgeblendet wird. Der andere Partner

begibt sich in eine unterverantwortliche Rolle, indem er nur aus dem

Kind- Ich- Zustand handelt und die anderen beiden Ich- Zustände kom-

plett ausschließt. Somit stehen insgesamt nur drei statt der eigentlichen

sechs Ich- Zustände zur Verfügung. 243 In der folgenden Abbildung wird

die Symbiose graphisch dargestellt.

Nicht benutzte Ich- Zustände

Symbiose

Abbildung 3: Symbiose 244

Es kann zwischen der gesunden und ungesunden Symbiose unter-

schieden werden. Eine gesunde Symbiose zeichnet sich dadurch aus,

dass sie freiwillig eingegangen wird. Dies ist z. B. der Fall, wenn ein

kleines Kind noch nicht in der Lage ist, seinen Eltern- Ich- und Erwach-

senen- Ich- Zustand zu verwenden, da diese noch nicht ausgebildet

sind. In diesem Fall übernimmt die Mutter die beiden Ich- Zustände,

242 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 280 243 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 313f. 244 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 280

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allerdings ohne ihr eigenes Kind- Ich mit Absicht auszuschließen.245

Eine gesunde Symbiose kann auch dann entstehen, wenn ein Erwach-

sener Hilfe benötigt und auf Grund von Krankheit nur in der Lage ist,

sein Kind- Ich zu verwenden. Damit bittet er indirekt sein Gegenüber,

das Eltern- Ich und das Erwachsenen- Ich für ihn mit zu übernehmen,

ohne sich selbst dadurch abzuwerten.246

Bei der ungesunden Symbiose hingegen werden von beiden Partnern

bewusst die jeweiligen nicht verwendeten Ich- Zustände ausgeschlos-

sen. Dadurch wird sowohl der Gegenüber als auch die eigene Person

abgewertet, da nur ein Teil der Persönlichkeit verwendet wird.247 Das

Problem der ungesunden Symbiose besteht darin, dass, sobald sie

einmal eingegangen wurde, die Partner sich meistens mit ihren zuge-

teilten Rollen wohl fühlen, dabei aber nicht merken, wie viel Potential

auf der Erwachsenenebene beider Partner verloren geht.248

3.3.2 Abgrenzung Kommunikationsmodell

Das Kommunikationsmodell der TA beruht auf dem vorab schon er-

wähnten Sender- und Empfängermodell. Im Rahmen der TA werden

nun die einzelnen Transaktionen, also die verbalen und nonverbalen

Nachrichten zwischen den verschiedenen Ich- Zuständen der Sender

und Empfänger, analysiert.249 Es kann zwischen drei unterschiedlichen

Transaktionen unterschieden werden.

Die erste mögliche Form der Kommunikation ist die Komplementär-

oder Paralleltransaktion. Hier läuft die Kommunikation stimmig zwi-

schen zwei gleichen Ich- Zuständen ab. Der Sender richtet z. B. seine

Botschaft aus dem Erwachsenen- Ich- Zustand an das Erwachsenen-

245 Vgl. Henning, G., Pelz, G., Transaktionsanalyse- Lehrbuch für Therapie und Bera-tung, 2002, S. 349 246 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 285f. 247 Vgl. Henning, G., Pelz, G., Transaktionsanalyse- Lehrbuch für Therapie und Bera-tung, 2002, S. 350 248 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 282 249 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 48

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Ich des Senders und erhält auf gleicher Ebene eine Antwort zurück.250

Die folgende Graphik zeigt mögliche parallele Transaktionen:

Abbildung 4: Parallele Transaktionen 251

Auf der Kommunikationsebene zwischen den beiden Eltern- Ich- Zu-

ständen können zum Beispiel Vorurteile gegenüber anderen Personen

oder Sachen ausgetauscht werden. Wird auf der Ebene des Erwachse-

nen- Ichs kommuniziert, handelt es sich um eine sachliche, von Fakten

geprägte Kommunikation.252

Aus der parallelen Transaktion leitet Berne eine erste Kommunikations-

regel ab, die besagt, dass solange die Transaktionen parallel verlaufen,

die Kommunikation ungestört und unbegrenzt weiter laufen kann.253

Voraussetzung dafür ist, dass der Empfänger den angesprochenen Ich-

Zustand erkennt und aus dem entsprechenden Zustand heraus antwor-

tet. Sender und Empfänger sind somit aufeinander abgestimmt.254 Kri-

tisch anzumerken ist an diesem Punkt, dass es trotz parallel verlaufen-

der Transaktionen auf Grund anderer verbaler und nonverbaler Einflüs-

se zu Kommunikationsproblemen kommen kann.255

250 Vgl. Henning, G., Pelz, G., Transaktionsanalyse- Lehrbuch für Therapie und Bera-tung, 2002, S. 43 251 Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 49 252 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 49 253 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 175 254 Vgl. Henning, G., Pelz, G., Transaktionsanalyse- Lehrbuch für Therapie und Bera-tung, 2002, S. 43f. 255 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 175

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Bei der zweiten Art von Transaktionen handelt es sich um gekreuzte

Transaktionen. Diese kommen zu Stande, wenn der Empfänger aus

einem anderen Ich- Zustand heraus antwortet als dem, der eigentlich

vom Sender angesprochen wurde. Der Kommunikationsprozess zwi-

schen Sender und Empfänger enthält unstimmige Botschaften und

kann dadurch gestört werden.256 Überkreuztransaktionen können intern

durch bewusste und unbewusste Prozesse gesteuert werden. Hat der

Empfänger z. B. eine andere Botschaft erwartet als die gerade gesen-

dete, ist es möglich, dass er aus Überraschung unbewusst in einen an-

deren Ich- Zustand wechselt. Oder der Empfänger möchte bewusst ei-

nen Zustandswechsel erzwingen und so seine Macht über den Sender

demonstrieren.257 Der nachfolgenden Grafik kann entnommen werden,

wie gekreuzte Transaktionen aussehen können:

Abbildung 5: Gekreuzte Transaktionen 258 Bei der ersten in der Abbildung dargestellten Form der Transaktion wird

die vom Sender auf der sachlichen Ebene des Erwachsenen- Ichs ge-

stellte Frage aus dem Eltern- Ich des Empfängers beantwortet und zielt

auf das Kind- Ich des Senders ab. Bei der zweiten Möglichkeit einer

Überkreuztransaktion handeln beide Partner aus dem Eltern- Ich her-

256 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 104 257 Vgl. Henning, G., Pelz, G., Transaktionsanalyse- Lehrbuch für Therapie und Bera-tung, 2002, S. 45 258 Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 50

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aus und wollen das Kind- Ich des jeweils anderen ansprechen. Dies

kann häufig bei gegenseitiger Kritik der Fall sein.259

„Die Überkreuztransaktion bedeutet eine Störung in der Kommunikati-

on; soll diese wieder glatt ablaufen, muß einer der Gesprächspartner

oder müssen beide den Ich- Zustand wechseln.“260 So lautet die zweite

von Berne aufgestellte Kommunikationsregel. Problematisch ist, dass

die gekreuzte Transaktion erst aufgedeckt werden muss und mindes-

tens einer der beiden Partner dazu bereit sein muss, einen Ich- Zu-

standswechsel herbei zu führen.261

Eine weitere Art von Transaktionen ist die verdeckte Transaktion. Das

besondere an dieser Art ist, dass zwei Botschaften gleichzeitig gesen-

det werden. Einmal die verbal ausgesprochene Nachricht, auch be-

zeichnet als die Botschaft auf der sozialen Ebene und die verdeckte

Botschaft, eine Botschaft auf psychologischer Ebene.262 Schwierigkei-

ten können hierbei auftreten, die verdeckte Nachricht zu erkennen, da

etwas anderes gemeint ist als es eigentlich gesagt wird. Der Sachinhalt

der Nachricht wechselt oftmals zwischen den beiden Erwachsenen- Ich-

Zuständen hin und her, während die verdeckten Nachrichten zwischen

dem Eltern- Ich- und dem Kind- Ich- Zustand ablaufen.263 Hier lässt sich

ein Vergleich zum Kommunikationsmodell von Schulz von Thun ziehen,

da die Nachrichten dort auch eine Sach- und eine Beziehungsebene

besitzen.264 Graphisch dargestellt sehen verdeckte Transaktionen wie

folgt aus, wobei die verdeckten Nachrichten mit Hilfe des gestrichelten

Pfeils verdeutlicht werden:

259 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 50f. 260 Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 106 261 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 175 262 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 107 263 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 51 264 Vgl. Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse, 2002, S. 327

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53

Abbildung 6: Verdeckte Transaktionen 265 Sender und Empfänger kommunizieren beide sachlich auf der Ebene

des Erwachsenen- Ichs. Bei der ersten Variante schickt der Empfänger

zusätzliche eine verdeckte Nachricht aus seinem Eltern- Ich an das

Kind- Ich des Senders, z. B. in Form von unterschwelliger Kritik. Bei der

zweiten Möglichkeit enthält die Transaktion einen sogenannten doppel-

ten Boden, denn beide Gesprächspartner lassen eine verdeckte Nach-

richt im Kind- Ich- Zustand mit einfließen.266

Die Kommunikationsregel, die sich laut Berne daraus ableiten lässt,

besagt, dass der Verlauf des weiteren Gesprächs davon abhängt, wie

die Botschaft auf der psychologischen Ebene verstanden wird. Um das

Verhalten der beiden Gesprächspartner näher bestimmen zu können,

muss die psychologische Ebene des Gesprächs betrachtet werden.267

Die verdeckten Nachrichten bestehen oft aus ironischen Bemerkungen,

Unterstellungen bis hin zu unterschwelligen Drohungen und Angriffen

sowohl dem Partner als auch unbeteiligten Dritten gegenüber und wer-

den oftmals von Körpersprache und Tonfall begleitet.268 Zu beachten

ist, dass die verdeckte Transaktion einige Risiken birgt. Es besteht die

Gefahr, dass die verdeckte Botschaft nicht erkannt oder missverstan-

den wird. Stellt der Empfänger eine direkte Frage, was der Sender mit

dieser Botschaft aussagen möchte, ist dieser im Zugzwang und muss

265 Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 52 266 Vgl. Ebd., S. 52 267 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 110 268 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 52

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die verdeckte Botschaft offen erklären, obwohl er dieses höchstwahr-

scheinlich durch den Einsatz der verdeckten Transaktion vermeiden

wollte.269

3.3.3 Anwendung

Will man nun die Kommunikation zwischen Arzt und Patient mit Hilfe

der TA analysieren, muss festgestellt werden, welche Art von Transak-

tion abgelaufen ist. Dabei wird zwischen den parallelen, gekreuzten und

verdeckten Transaktionen unterschieden. Somit kann die Problemiden-

tifikation und –lösung darauf begrenzt werden, die jeweilige Transaktion

zu identifizieren und daraus entsprechende Handlungsmöglichkeiten

abzuleiten.270

Durch die erste Kommunikationsregel wird definiert, dass Kommunika-

tion dann problemlos ablaufen kann, wenn parallele Transaktionen zu

Grunde liegen. Im Arzt- Patienten- Gespräch verlaufen parallele Trans-

aktionen idealerweise zwischen den beiden Erwachsenen- Ich- Zustän-

den ab. Das Gespräch wird somit auf einer sachlichen, von Fakten ge-

stützten Ebene mit Hilfe von offener und freier Kommunikation ablau-

fen. Der Patient schildert dem Arzt seine Probleme und dieser antwortet

darauf, ohne eine mögliche Wissens- und Informationsmacht zu de-

monstrieren, um sich so von der Ebene des Patienten zu lösen. Auch

kurze Transaktionen zwischen den beiden Kind- Ich- Zuständen z. B. im

Rahmen eines Scherzes sind denkbar.271

Eine weitere mögliche parallele Transaktion liegt vor, wenn der Arzt

einvernehmlich aus dem Eltern- Ich und der Patient aus dem Kind- Ich

heraus agieren. Dies ist dann der Fall, wenn der Patient Schutz und

269 Vgl. Rüttinger, R., Transaktions- Analyse, 2001, S. 53 270 Vgl. Gerhold, D., Das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse: Ein Übungs- und Materialhandbuch zum Kommunikationstraining für Trainer, Lehrer und Gruppenleiter, 2005, S. 11 271 Vgl. Schweickhardt, A., Fritzsche, K., Kursbuch ärztliche Kommunikation: Grundla-gen und Fallbespiele aus Klinik und Praxis, 2007, S. 74

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Anlehnung sucht und der Arzt darauf fürsorglich antwortet. Vorausset-

zung dafür ist allerdings, dass beide freiwillig die übrigen Ich- Zustände

ausblenden und keine Zwangsunterdrückung entsteht. Es tritt also eine

gesunde Symbiose auf.272

Parallele Transaktionen können auch in ungesunden Symbiosen statt-

finden. Die Symbiose entsteht dadurch, dass der Arzt bewusst die Rolle

des Eltern- Ichs und der Patient die Rolle des Kind- Ichs übernimmt und

die restlichen Ich- Zustände bewusst unterdrückt werden. Der Arzt

übernimmt daher eine überverantwortliche Rolle, während der Patient in

die unterverantwortliche Rolle geht.273 Der Arzt demonstriert so sein

Wissen und seine Überlegenheit gegenüber dem Patienten, der aus

dem angepassten Kind- Ich heraus nicht reagieren kann. Wendet sich

z. B. der Arzt im Rahmen einer Visite mit den Worten „Also, das glaube

ich ja nicht! Wer hat Ihnen denn erlaubt aufzustehen? Sofort zurück ins

Bett! Ja, sind wir denn hier im Kindergarten, oder was?“274 wird der Pa-

tient vermutlich eingeschüchtert sein und nicht reagieren können.

Gekreuzte Transaktionen können dann entstehen, wenn der Arzt nur

aus dem Erwachsenen- Ich kommuniziert, während der Patient aus

dem Kind- Ich spricht und sich an das Eltern- Ich des Arztes wendet.

Diese Situation kann auftreten, wenn der Patient Angst empfindet und

somit eine gewisse Fürsorge erwartet, der Arzt das allerdings nicht be-

merkt und weiterhin distanziert und sachlich antwortet. Im Laufe des

Gesprächs können so Kommunikationsstörungen auftreten, der Patient

fühlt sich nicht verstanden und kann im schlimmsten Fall so seine Prob-

leme nicht lösen, um seinen Gesundheitszustand wieder herzustel-

len.275

272 Vgl. Schweickhardt, A., Fritzsche, K., Kursbuch ärztliche Kommunikation: Grundla-gen und Fallbespiele aus Klinik und Praxis, 2007, S. 74 273 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 26 274 Gerhold, D., Das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse, 2005, S. 56 275 Vgl. Schweickhardt, A., Fritzsche, K., Kursbuch ärztliche Kommunikation, 2007, S. 74

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Problematisch kann es werden, wenn der Patient seinen Arzt aus dem

Eltern- Ich heraus kritisiert und der Arzt ebenfalls aus dem Eltern- Ich

heraus antwortet. Adressaten sind jeweils der Kind- Ich- Zustand. Bei

dieser Art von Transaktionen befindet sich der Patient in einer ankla-

genden Position, z. B. in dem er sich über mangelnde Informationen

beklagt, anstatt diese seinem Arzt sachlich mitzuteilen. Dieser kann

dann aus Verärgerung heraus ebenfalls in den Eltern- Ich- Zustand

wechseln, um so eine Antwort auf die mögliche Kritik zu geben.276

Bei verdeckten Transaktionen schwingt einer auf der Sachebene über-

tragenen Nachricht immer eine indirekte Botschaft mit. Dies kann auch

bei der Arzt- Patienten- Kommunikation der Fall sein und lässt sich an

Hand eines Beispiels verdeutlichen. Bezug nehmend auf das bereits

vorab genannte Beispiel wendet der Patient sich mit der Aussage, dass

er immer noch starke Schmerzen habe, an seinen Arzt. Als sachliche

Information teilt er seinem Arzt dadurch mit, dass kaum eine Besserung

eingetreten ist. Durch Tonfall und Gestik kann in diesem Kontext jedoch

auch eine verdeckte Botschaft übermittelt werden, die aus dem kriti-

schen Eltern- Ich gesendet wird und an das Kind- Ich des Arztes gerich-

tet ist. Der Arzt hat nun verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagie-

ren. Entweder begibt er sich auf die Ebene des freien Kind- Ichs und

zeigt mit einer rebellischen Antwort, dass er sich und seine Arbeitswei-

se nicht kritisieren lässt. Oder auch denkbar wäre eine Antwort aus dem

Erwachsenen- Ich, indem er sachlich und distanziert auf die Nachricht

reagiert. Hier besteht nun die Möglichkeit, dass der Patient sich eben-

falls auf die Erwachsenenebene begibt und die Kommunikation unge-

stört weiterverläuft.277

276 Vgl. Schweickhardt, A., Fritzsche, K., Kursbuch ärztliche Kommunikation: Grundla-gen und Fallbespiele aus Klinik und Praxis, 2007, S. 74 277 Vgl. Wernecke, A., Kommunikation verstehen Kommunikation verbessern, o. J., S. 19 (Internet)

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57

3.3.4 Evaluation

Die TA ist ein vergleichsweise einfaches Konzept, um die Transaktio-

nen zwischen Arzt und Patient zu untersuchen. Um Kommunikations-

probleme zu identifizieren, muss man sich der einzelnen Transaktionen

bewusst werden und erkennen, auf welcher Ebene diese ablaufen.

Verläuft die Kommunikation zwischen Arzt und Patient parallel, entste-

hen keine Missverständnisse und es könnte unendlich weiterlaufen.

Problematisch wird es, wenn gekreuzte oder sogar verdeckte Transak-

tionen auftreten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Formen von

Transaktionen im Laufe eines Gespräches auftreten und so zu Missver-

ständnissen führen können.

Besonders kritisch anzusehen sind die Transaktionen, die innerhalb

einer ungesunden Symbiose ablaufen. Da jeder Gesprächspartner in

diesem Fall einen Teil seiner eigenen Ich- Zustände bewusst unter-

drückt und so nicht mehr die Möglichkeit hat, aus diesen heraus zu

antworten, wertet er sich selber ab. Er verschenkt somit ein gewisses

Potential, auf die Nachrichten des Gegenübers angemessen reagieren

zu können.

In der Arzt- Patienten- Beziehung kann dies dazu führen, dass der Arzt

sich über den Patienten stellt, anstatt idealerweise auf gleicher Ebene

mit ihm zu kommunizieren. Es besteht die Möglichkeit, dass der Patient

sich so bevormundet und vom Behandlungsprozess ausgeschlossen

fühlt. Er wird sich seinem Arzt nicht mehr vollständig mitteilen, wodurch

ein schneller Behandlungserfolg behindert werden kann.

Dadurch, dass die TA viele verschieden Aspekte vereint, u. a. das Ich-

Zustandsmodell, das Konzept der Lebensskripte und die Grundeinstel-

lungen, geht sie besonders in die Tiefe der einzelnen Persönlichkeiten

und stellt somit eine gute Basis, um zu analysieren, warum der Mensch

in bestimmten Situation so reagiert wie er sich gerade verhält. Dies ist

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darauf zurückzuführen, dass jede Kommunikationseinheit einen be-

stimmten Ursprung hat und in der Persönlichkeit des Menschen be-

gründet liegt.

Mit Hilfe einer TA- Schulung kann sich jeder einzelne seiner eigenen

Ich- Zustände gewahr werden, ihrer Entstehung bewusst werden und

so die Möglichkeit bekommen, Kontrolle über die einzelnen Zustände

zu erlangen. Somit kann dann in jeder Situation bewusst entschieden

werden, aus welchem Ich- Zustand heraus geantwortet wird, um der

Kommunikation die gewünschte Richtung zu geben und Störungen zu

vermeiden.

3.4 Zwischenergebnis Jedes der drei vorab beschriebenen Kommunikationsmodelle stellt eine

Möglichkeit dar, die Arzt- Patienten- Kommunikation zu analysieren. Mit

Hilfe der fünf Axiome von Watzlawick kann die Interaktion zwischen

zwei Personen betrachtet werden. Eine seiner wichtigsten Erkenntnisse

definiert er durch die Aussage, dass man nicht nicht kommunizieren

kann. Auch ein Patient, der verbal nicht mehr in der Lage ist, sich aus-

zudrücken, kann sich trotzdem nonverbal seinem Arzt mitteilen. Er kann

mit Hilfe von digitalen und analogen Elementen sein Problem schildern.

Der Arzt muss die Nachricht, die der Patient sendet, verstehen und

kann wiederum auch eine Antwort mit verbalen und nonverbalen sowie

digitalen und analogen Anteilen verfassen. Zu beachten ist, dass jede

Nachricht eine Inhalts- und eine Beziehungsebene besitzt und zwischen

symmetrischen und komplementären Transaktionen unterschieden

werden kann.

Schulz von Thun gibt mit seinem vier Ohrenmodell oder auch Nachrich-

tenquadrat ein dynamisches Modell, um die vier einzelnen Seiten einer

Nachricht zu erkennen. Es basiert auf dem Sender- Empfänger- Modell

der Kommunikation. Jede Nachricht besteht aus dem Sachinhalt, der

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Selbstoffenbarung, der Beziehungsebene und dem Appell. Die Ebenen

der Selbstoffenbarung und der Beziehung unterliegen oftmals der Inter-

pretation des Empfängers der Nachricht, da diese Informationen zum

größten Teil nicht verbal ausgesprochen werden. Sie hängen häufig

vom sozialen Umfeld ab, in dem die beiden Gesprächspartner sich zum

Zeitpunkt der Unterhaltung befinden. Alle vier Seiten einer Nachricht

werden immer zusammen übertragen und abhängig davon, mit wel-

chem Ohr der Empfänger gerade hört, wird die Nachricht interpretiert.

Auch das Kommunikationsmodell der TA beruht auf dem Sender- Emp-

fänger- Modell der Kommunikation. Die einzelnen Nachrichten sind hier

Transaktionen, die zwischen den verschiedenen Ich- Zuständen zweier

Personen ablaufen. Mit Hilfe der TA können diese Transaktionen be-

wusst untersucht werden. Dabei wird zwischen parallelen, gekreuzten

und verdeckten Transaktionen unterschieden. Berne hat aus den ver-

schiedenen Transaktionsmöglichkeiten drei Kommunikationsregeln ab-

geleitet, die eine Abhängigkeit zwischen der Art der Transaktion und

dem weiteren Kommunikationsverlauf beschreiben.

Allen drei Modellen liegt die Aussage zu Grunde, dass jede Nachricht

sowohl einen Sachinhalt als auch einen Beziehungsaspekt besitzt. Je-

der Sender verfolgt mit seiner Nachricht die Intention, dem Empfänger

einen Sachinhalt mitzuteilen. Dadurch, dass dieser offen ausgespro-

chen wird, können Missverständnissen vorgebeugt werden. Der Bezie-

hungsaspekt wird immer automatisch mit gesendet und unterliegt der

Interpretation beider Gesprächspartner. Da dieser nicht verbal ausge-

sprochen wird, besteht die Gefahr, dass die Beziehung unterschiedlich

interpretiert und definiert wird. Daraus können mögliche Kommunikati-

onsprobleme und Missverständnisse entstehen.

Außerdem beruhen die drei Modelle auf dem Prinzip des Sender- Emp-

fänger- Modells der Kommunikation. Auch wenn dies bei den fünf Axi-

omen von Watzlawick nicht gleich offensichtlich ist, da die Axiome

grundlegende Charakteristika von Kommunikation beschreiben, werden

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60

einzelne Nachrichten auch hier zwischen einem Sender und einem

Empfänger gesendet. Innerhalb eines Gesprächs unterliegen die bei-

den Positionen einem dynamischen Wechsel, so dass jeder jede Rolle

übernimmt.

Jedes Modell an sich ist eine gute Möglichkeit, die Arzt- Patienten-

Kommunikation zu analysieren. Es lassen sich überall Ansatzpunkte

finden, um die einzelnen Merkmale eines jeden Modells auf diese

Kommunikation anzuwenden. Während die fünf Axiome und das Nach-

richtenquadrat rein theoretische Modelle sind, steht hinter der TA ein

komplexes Konzept, die Kommunikation in Verbindung mit der eigenen

Persönlichkeit zu betrachten. Im Rahmen von TA- Schulungen lernt

man die verschiedenen Ich- Zustände kennen und auch zu kontrollie-

ren, um dann später gezielt aus einem angemessenen Ich- Zustand

heraus kommunizieren zu können. Dieses kann für den Arzt von großer

Bedeutung sein, um entsprechend auf seinen Patienten eingehen zu

können, da es sich bei dieser Art von Kommunikation je nach Gesund-

heitszustand des Patienten um eine sensible Kommunikation handeln

kann.

4 Handlungsempfehlungen für eine gelungene Kommunikation

4.1 Empfehlungen für den Arzt

Damit der Arzt eine möglichst gelungene Kommunikation mit seinem

Patienten führen kann, hat er die Möglichkeit, auf verschiedene Schu-

lungen und Konzepte zurückzugreifen.

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61

Kommunikationstraining

Eine Möglichkeit besteht darin, dass der Arzt an einem Kommunikati-

onstraining teilnimmt, um sein Kommunikationsverhalten im Umgang

mit Patienten zu schulen und ggf. zu verbessern. Der Umgang mit Pati-

enten stellt spezielle Anforderungen an den Arzt, da es dabei um per-

sönliche, körperliche oder psychische Belange des Patienten geht.278

Inhalt eines solchen Kommunikationstrainings kann z. B. die Strukturie-

rung des Arzt- Patienten- Gesprächs sein. Der erste wichtige Schritt

hierbei ist die Eröffnung des Gesprächs. Der Patient sollte dabei offen

und freundlich mit seinem Namen angesprochen werden und auch der

Arzt muss sich ggf. bei neuen Patienten vorstellen.279 Bereits zu Beginn

des Gesprächs werden die meisten sozialen Informationen durch non-

verbale Kommunikation übermittelt und haben einen großen Anteil an

der Beziehungsbildung.280 Eine Rolle spielt dabei die Körperhaltung, die

offen und dem Patienten zugewandt sein sollte sowie ein stetiger Blick-

kontakt, um dem Patienten zu signalisieren, dass dieser die Aufmerk-

samkeit des Arztes besitzt.281

In einem nächsten Schritt geht es darum, das Befinden des Patienten

zu erfragen. Hierbei ist es wichtig, gezielte inhaltliche Fragen zu stellen,

um eine möglichst genaue Diagnose stellen zu können. Dabei sollte

das Interesse des Arztes nicht nur auf den verbal geäußerten Antwor-

ten liegen, sondern auch die nonverbalen Aspekte wie Gesichtsaus-

druck oder Zögern mit einbeziehen.282 Aktives Zuhören, also rückversi-

chernde Fragen über das gerade gehörte, kann helfen, Missverständ-

278 Vgl. Weinhold, C., Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal, 1997, S. 189 279 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 94 280 Vgl. Weinhold, C., Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal, 1997, S. 191 281 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 46 282 Vgl. Weinhold, C., Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal, 1997, S. 193

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nisse zu vermeiden. Außerdem muss sich der Arzt den Bedürfnissen

und Wünschen des Patienten klar werden und abklären, was der Pati-

ent sich von dem Gespräch bzw. der Behandlung erhofft.283 Zu beach-

ten ist, dass der Arzt den Patienten immer ausreden lassen sollte und

ihn so wenig wie möglich unterbrechen sollte, um dem Patienten das

Gefühl zu geben, dass er sich an der Kommunikation beteiligen darf

und auch soll.284

Des Weiteren kann mit Hilfe eines Kommunikationstrainings erlernt

werden, wie Informationen bestmöglich an den Patienten weiter gege-

ben werden können. Da der Patient ein Laie auf dem Gebiet der Medi-

zin ist, ist es wichtig, ihm Diagnosen, Krankheitsbilder und eine mögli-

che Therapie in einfachen Sätzen und Wörtern zu erläutern. Fachbegrif-

fe sollten vermieden bzw. verständlich erklärt werden. Durch Rückfra-

gen kann er sich beim Patienten versichern, ob dieser dem Gesprächs-

verlauf folgen kann.285 Vorteile und der Nutzen einer bestimmten Be-

handlung, aber auch mögliche Nachteile und Risiken sollten dem Pati-

enten offen erklärt werden, damit der Patient sich mit der Behandlung

identifizieren kann, um so zu einer positiven und schnelleren Heilung

beitragen zu können.286

Ein weiteres Element des Kommunikationstrainings im Hinblick auf das

Arzt- Patienten- Gespräch ist der Abschluss des Gesprächs und die

Verabschiedung des Patienten. Es wird als wichtig betrachtet, am Ende

eines Gesprächs, z. B. durch eine Abschlussfrage, dem Patienten

nochmals die Möglichkeit zu geben, zu Wort zu kommen, um eventuell

vorhandene Missverständnisse zu klären, unausgesprochenes anzu-

sprechen oder Wünsche zu äußern.287 Ist der Arzt bereit, den Patienten

283 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 98 284 Vgl. Ebd., S. 93 285 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 46 286 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 98 287 Vgl. Weinhold, C., Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal, 1997, S. 192f.

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als selbstverantwortlich und mündig zu akzeptieren, sollte gemeinsam

über das weitergehende Vorhaben gesprochen werden, um den Patien-

ten in den Gesundheitsprozess zu integrieren.288 Der Arzt erhält in die-

ser Phase auch die Gelegenheit, den Patienten um eine mögliche Wei-

terempfehlung zu bitten und wird diese auch erhalten, je zufriedener der

Patient mit dem Verlauf des Gesprächs bzw. der Behandlung ist.289

„Hauptziel des Patientengesprächs ist der Aufbau einer langfristig wirk-

samen Patientenbeziehung, welche auch die aktive Weiterempfehlung

einschließt.“290 Bemerkbar macht sich eine Verbesserung der kommu-

nikativen Fähigkeiten indirekt durch eine gesteigerte Patientenzufrie-

denheit mit einhergehender positiver Compliance sowie geringer Pati-

entenfluktuation und weniger Beschwerden über den behandelnden

Arzt.291

Coaching und Supervision

Coaching und Supervision sind zwei unterschiedliche Beratungskon-

zepte, die sich mit der Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit, der

Verbesserung des Verhaltens sowie der Selbstreflexion beschäfti-

gen.292 „Während Supervision […] dazu dient, sich einen komplexen

Überblick zu verschaffen, übernimmt Coaching die konsequente Arbeit

an den so gefunden Zielen. Gelungenes Coaching setzt idealerweise

supervisorisch gewonnene Erkenntnisse voraus […], wirksame Super-

vision mündet oft in Coaching- Prozessen oder integriert Coaching-

Elemente.“293

288 Vgl. Hoefert, H., Einbindung von Patienten in den Behandlungsprozess, 2008, S. 166f. 289 Vgl. Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 94 290 Kutscher, P., Seßler, H., Kommunikation- Erfolgsfaktor in der Medizin, 2007, S. 100 291 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 47 292 Vgl. Pohl, M., Fallner, H., Coaching mit System- Die Kunst nachhaltiger Beratung, 2009, S. 35 293 Pohl, M., Fallner, H., Coaching mit System- Die Kunst nachhaltiger Beratung, 2009, S. 34

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Im Rahmen der Supervision können die eigenen Handlungskompeten-

zen erweitert sowie neue Perspektiven gefunden werden. Auch die Re-

flexion und Verbesserung des eigenen Handelns steht im Fokus. Su-

pervision kann als Einzel-, Gruppen- oder Teamsupervision praktiziert

werden.294 Der Ablauf wird individuell dem jeweiligen Thema ange-

passt, durchläuft aber zum größten Teil immer die gleichen Phasen.

Begonnen wird mit der Problemidentifikation, um den Anlass der Su-

pervision zu erkennen. Bezogen auf den Arzt kann dies die Kommuni-

kationsfähigkeit des Arztes sein und sein Ziel, diese dahin gehend ver-

bessern zu wollen, um gut mit dem Patienten kommunizieren zu kön-

nen. In einer weiteren Phase werden vom Supervisor, also demjenigen,

der die Sitzung leitet, Informationen gesammelt, um sich einen Über-

blick über die Situation zu verschaffen, damit das weitere Vorgehen

geplant werden kann. In der nachfolgenden Phase wird die Situation

bzw. das Problem bearbeitet und Lösungsmöglichkeiten werden entwi-

ckelt. Zum Abschluss findet eine Evaluation statt, um sich den Auswir-

kungen der Supervision bewusst zu werden.295

Der Coaching- Prozess läuft ähnlich in fünf Phasen ab. Es wird mit ei-

ner Einstiegs- und Kontaktphase begonnen, die dem Kennenlernen

dient. Das Problem bzw. die Situation wird genannt und ein erstes Ver-

trauen wird aufgebaut. In der zweiten Phase, der Vereinbarungs- und

Kontraktphase, werden Vereinbarungen für die Zeit des Coachings ge-

troffen und Zielvorstellungen abgeklärt. 296 In der Arbeitsphase wird zu-

erst die betreffende Situation analysiert, um ein Verständnis für diese

zu bekommen, damit später erfolgreich gehandelt werden kann. Da-

nach wird sich in mehreren Etappen mit einer möglichen Problemlösung

beschäftigt, um die vorab gesetzten Ziele zu erreichen.297 In der vierten

Phase, der Abschlussphase, wird noch einmal über den gesamten

Coachingprozess zurückgeblickt und beide Seiten, Coach und zu Coa- 294 Vgl. Schreyögg, A., Supervision- Ein integratives Modell, 2004, S. 17 295 Vgl. Deutsche Psychologen Akademie GmbH, Was ist Supervision?, o. J., o. S. (Internet) 296 Vgl. Vogelauer, W., Der Coaching- Prozess- Die Phasen und ihre praktische Um-setzung, 2005, S. 29f. 297 Vgl. Ebd., S. 21f.

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chender, geben ein Feedback. In der Evaluationsphase geht es dann

darum, die gelernten Inhalte und Veränderungen in den Alltag bzw. die

Arbeitswelt zu transferieren und umzusetzen.298

Entscheidet sich ein Arzt für ein Coaching im Rahmen von Kommunika-

tion, um diese zu verbessern, wird zuerst die Ist- Situation, also in wel-

cher Form der Arzt bislang mit seinen Patienten kommuniziert, analy-

siert. Die Kernursachen für mögliche Kommunikationsstörungen und

auch mögliche Konflikte im Praxisteam werden identifiziert und dienen

als Ansatzpunkt für das Coaching. Ziel ist es, mögliche Kommunikati-

onsschwächen des Arztes und deren Auswirkungen auf das Arzt- Pati-

enten- Verhältnis zu erkennen, um dann im Rahmen des Coaching an

einer ergebnisorientierten Kommunikation zu arbeiten.299

Anzumerken ist, dass sowohl Coaching als auch Supervision als gute

Methoden angesehen werden können, mit Hilfe derer sich ein Arzt sei-

ner Kommunikation bewusst wird und diese verbessern kann. Durch

professionelle Anleitung lernt er so, wie er u. a. durch Kommunikation

eine erhöhte Patientenzufriedenheit herstellen kann, welche wiederum

Auswirkungen auf die Arzt- Patienten- Beziehung und somit auch Aus-

wirkungen auf den Gesundheitszustand und die Compliance von Pati-

enten hat.

TA- Schulungen

Eine weitere Möglichkeit, sich mit Kommunikation und vor allem auch

deren Ursprung zu beschäftigen, sind Schulungen im Rahmen der TA.

Um zu verstehen, wie Kommunikation ablaufen kann, muss sich zuerst

mit den eigenen Ich- Zuständen, dem Lebensskript und den Grundein-

stellungen der eigenen Persönlichkeit beschäftigt werden. Ziel ist es,

sich seiner Ich- Zustände soweit bewusst zu werden, damit kontrolliert

298 Vgl. Vogelauer, W., Der Coaching- Prozess- Die Phasen und ihre praktische Um-setzung, 2005, S. 40f. 299 Vgl. Graf, E-M., Coaching meets Applied Linguistics- Möglichkeit und Grenzen einer sprachwissenschaftlichen Erforschung von Coaching, 2011, S. 153f.

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werden kann, aus welchem Ich- Zustand heraus kommuniziert wird.300

Die eigenen Verhaltens- und Denkmuster werden analysiert, um neue,

alternative Handlungsstrategien zu finden und sich bewusst zu verän-

dern. Hierbei ist die Unterstützung eines ausgebildeten Transaktions-

analytikers von großer Hilfe, denn dieser kann als Unbeteiligter eine

Rückmeldung geben. Dieses Feedback ist besonders wichtig, um zu

erkennen, welche Teile der eigenen Persönlichkeit in bestimmten Situa-

tionen unterdrückt werden.301

TA- Schulungen oder Therapien können sowohl als Einzel- als auch als

Gruppentherapien durchgeführt werden, wobei sie ursprünglich von

Berne als Gruppentherapie konzipiert wurden. Sie folgen dem theoreti-

schen Rahmen des TA- Konzepts. Grundlage ist ein Vertrag, indem u.a.

festgelegt wird, dass beide Parteien gemeinsam die Verantwortung für

die Veränderungen zur Zielerreichung übernehmen. Es wird mit Hilfe

einer offenen und freien Kommunikation kommuniziert.302

Für einen Arzt kann sich eine TA- Schulung positiv auf sein Kommuni-

kationsverhalten auswirken. Dadurch, dass er sich seiner Ich- Zustände

bewusst wird, kann er in einzelnen Situationen adäquat reagieren. Es

besteht die Möglichkeit, bewusst parallele Transaktionen herbei zu füh-

ren und vor allen Dingen eine ungesunde Symbiose zu vermeiden. So

kann ein zielgerichtetes Gespräch mit dem Patienten geführt und Miss-

verständnisse können reduziert werden. Dies kann alles zu einer

schnelleren Heilung und zu vermehrtem Wohlbefinden des Patienten

führen.

300 Vgl. Harris, T., Ich bin o.k. Du bist o.k.- Eine Einführung in die Transaktionsanaly-se, 2007, S. 217 301 Vgl. Stewart, I., Joines, V., Die Transaktionsanalyse, 2010, S. 387f. 302 Vgl. Ebd., S. 389

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4.2 Empfehlungen für den Patienten

Auch der Patient kann zu einer gelungenen Kommunikation im Rahmen

der Arzt- Patienten- Kommunikation beitragen. Vereinfachen kann er

diese Situation, indem er Vertrauen zu seinem behandelnden Arzt hat

und frei und offen über sämtliche Belange mit ihm kommunizieren kann.

Gesundheitsberatung und -bildung

In den letzten Jahren ist das Angebot an Gesundheitsinformationen

immer weiter gestiegen. Besonders im Internet findet der Patient Infor-

mationen zu Krankheitsbildern, Behandlungen und anderen Dienstleis-

tungen des Gesundheitssektors.303 Hier ist allerdings kritisch anzumer-

ken, dass der Patient mit der Fülle an Informationen und vor allen Din-

gen der Bedeutung dieser als medizinischer Laie schnell überfordert

sein kann. Problematisch kann es werden, wenn er nun während des

Gesprächs versucht, das vorab erworbene Wissen in Form von eigener

Diagnostik und möglichen Therapievorschlägen dem Arzt mitzuteilen.

Dabei kann es vorkommen, dass er sich auf diese Informationen fest-

legt, anstatt dem Arzt das eigentliche Befinden mitzuteilen. Der Arzt

muss nun aufwändig herausfinden, weswegen der Patient eigentlich

gekommen ist und die wichtigen Informationen heraus filtern.

Im Rahmen der Gesundheitsberatung und –bildung304 lernt der Patient

nun, mit diesen Informationen umzugehen und ihm werden gesund-

heitsbezogene Fähig- und Fertigkeiten durch Experten vermittelt. Die

erlernten Gesundheitskompetenzen sollen den Patienten zu einem

selbstbestimmten Handeln befähigen und ihm die Möglichkeit der Kon-

303 Vgl. Hoefert, H., Theoretische und pragmatische Grundlagen der Kommunikation, 2008, S. 20 304 Ein mögliches Angebot im Rahmen der Gesundheitsbildung ist die Patientenuni-versität der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Rahmen von Seminaren, Vorle-sungen und Bildungsangeboten werden den Bürgerinnen und Bürger medizinische Themen verständlich näher gebracht. Weiterführende Informationen siehe auch Medi-zinische Hochschule Hannover, Patientenuniversität der MHH, o. J., o. S. (Internet) Außerdem bieten u. a. Volkshochschulen und Krankenkassen eigenständige Angebo-te an.

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trolle über Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen, ge-

ben.305 „Die Arbeit der Experten […] schließt die Befähigung von tat-

sächlichen und potenziellen Patienten, aber auch die Fort- und Weiter-

bildung der diagnostizierenden, behandelnden und pflegenden Dienst-

leister mit ein […].“306 Damit soll das Ziel verfolgt werden, eine einfache

Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient, also zwischen Anbieter

und Konsument von Gesundheitsdienstleistungen, zu ermöglichen, um

Missverständnisse, Fehldiagnosen und Doppeluntersuchungen zu ver-

meiden.307

Patientenverfügung

Mit Hilfe einer Patientenverfügung kann ein Patient festlegen, welche

medizinischen Maßnahmen in bestimmten Krankheitssituationen ergrif-

fen werden sollen, wenn er nicht mehr in der Lage ist, dieses selber zu

kommunizieren. Die Situationen und entsprechende Maßnahmen müs-

sen vorher sorgfältig mit dem Arzt oder entsprechenden Institutionen

abgeklärt werden.308

Die Patientenverfügung hilft dem Patienten, sich vorab Gedanken zu

machen, welche Behandlung bzw. Maßnahmen z. B. im Falle eines

Komas vorgenommen werden sollen. Dafür muss er offen mit seinem

Arzt über seinen Willen sprechen. Der Arzt sollte auf die Wünsche sei-

nes Patienten eingehen und ihm beratend zur Seite stehen. Somit wird

im Ernstfall die Kommunikation erleichtert, denn es müssen nicht erst

Verwandte oder Bevollmächtigte nach dem Willen des Patienten befragt

werden.309

305 Vgl. Dierks, M-L., Seidel, G., Stärkung durch Gesundheitsbildung- Die Patienten-universität an der Medizinischen Hochschule Hannover, 2009, S. 310 306 Schnabel, P-E., Gesundheitskommunikation auf dem Weg zum Beruf?, 2006, S. 134 307 Vgl. Schnabel, P., Gesundheitskommunikation auf dem Weg zum Beruf?, 2006, S. 134 308 Vgl. Seelos, H-J., Patientensouveränität und Patientenführung, 2008, S. 32f. 309 Vgl. Ebd., S. 34

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69

5 Resümee

Gesundheitskommunikation nimmt in der heutigen Zeit einen immer

größeren Stellenwert sowohl für den Arzt, als auch für den Patienten

ein. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung und den Austausch von

Wissen und Gefühlen zwischen dem professionellen Dienstleister und

seinem Patienten, sondern auch um die Kommunikation zur Wiederher-

stellung und Aufrechterhaltung von Gesundheit. Auch grundlegende

Informationen über Gesundheitspolitik, das Gesundheitssystem und

einen gesunden Lebensstil werden z. T. mit Hilfe von Massenmedien

und durch Unterstützung von Experten kommuniziert. Innerhalb von

Organisationen des Gesundheitswesens ist Gesundheitskommunikation

ebenfalls von besonderer Bedeutung für das Wohlergehen der Patien-

ten und einen störungsfreien Ablauf des Behandlungsprozesses.

Bis vor einigen Jahren war die Arzt- Patienten-Beziehung sehr stark

durch die Dominanz des Arztes geprägt und es herrschte eine Informa-

tionsasymmetrie zwischen beiden Parteien. Die Überlegenheit liegt auf

der Seite des Arztes, der das fachliche Wissen besitzt und dieses nur

unzureichend an den Patienten weitergegeben hat. Im Rahmen des

Patientenempowerment wird nun versucht, diese Machtverhältnisse

aufzuheben und umzuverteilen. Dabei geht es darum, den Patienten

unabhängig seines Gesundheitszustandes zu befähigen, in den Pro-

zess der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung von Gesundheit

stärker einbezogen zu werden. Er soll eigene gesundheitliche Kompe-

tenzen erwerben. Ziel dabei ist es, dass Arzt und Patient sich auf einer

gleichwertigen Ebene als gleichberechtigte Partner gegenüberstehen.

Wichtig dafür ist es, dass der Arzt und alle weiteren Akteure des

Gesundheitswesens akzeptieren, dass der Patient als Individuum Un-

terstützung ihrerseits benötigt, um die entsprechenden Gesundheits-

kompetenzen zu entwickeln.

Anhand von Studien, u. a. der European Patient of the future- Studie,

konnte belegt werden, dass Patienten mehr in den Gesundheitsprozess

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70

einbezogen werden wollen. Dies ist auf veränderte Kommunikations-

strukturen und neue Technologien im Gesundheitswesen zurückzufüh-

ren. Der Arzt kommuniziert mit seinem Patient, um Informationen über

dessen körperlichen und psychischen Zustand auszutauschen, daraus

eine Diagnose zu erstellen und eine entsprechende Behandlung abzu-

leiten. Eine adäquate Kommunikation mit dem Patienten kann dessen

Compliance fördern und Missverständnisse vorbeugen.

Im Verlauf der Arbeit wurde die Arzt- Patienten- Kommunikation mit Hil-

fe dreier Modelle analysiert. Jedes der drei Modelle geht auf die Interak-

tion zweier Gesprächspartner ein. Die fünf Axiome von Watzlawick de-

finieren Eigenschaften von interpersonaler Kommunikation. Die wich-

tigste Aussage, die dabei getroffen wird besagt, dass nicht nicht kom-

muniziert werden kann. Egal in welcher Situation die Gesprächspartner

sich befinden, ob sie verbal oder nonverbal, digital oder analog kom-

munizieren, es wird immer eine Nachricht übermittelt.

Anhand des Kommunikationsmodells von Schulz von Thun können die

vier Seiten einer Nachricht identifiziert werden. Dabei ist anzumerken,

dass alle vier Seiten immer gleichzeitig übermittelt werden und abhän-

gig vom jeweiligen verwendeten Ohr des Empfängers kann einen Nach-

richt unterschiedlich interpretiert werden. Zusätzlich muss zwischen

impliziten und expliziten Nachrichten unterschieden werden.

Das Kommunikationsmodell der TA verbindet die einzelnen Transaktio-

nen zwischen zwei Menschen mit den verschiedenen Ich- Zuständen

der Persönlichkeit. Mit Hilfe der TA kann man sich der eigenen Ich- Zu-

stände bewusst werden und lernt diese zu kontrollieren. So kann dann

bewusst entschieden werden, aus welchem Ich- Zustand heraus die

jeweilige Transaktion gesendet werden soll. Berne unterscheidet dabei

drei verschieden Arten von Transaktionen und hat zu jeder Transaktion

eine Kommunikationsregel abgeleitet, die den weiteren Verlauf von

Kommunikation in Abhängigkeit der Transaktion beschreibt.

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Allen drei Modellen gemeinsam ist, dass jede Nachricht, die zwischen

einem Sender und einem Empfänger übermittelt wird, sowohl einen In-

halts- als auch einen Beziehungsaspekt besitzt. Wie der jeweilige Be-

ziehungsaspekt einer Nachricht vom Empfänger interpretiert und ver-

standen wird, hängt von dessen Beziehung zum Sender ab.

Jedes der Modelle eignet sich auf seine Weise, um die Arzt- Patienten-

Kommunikation zu analysieren. Anhand der Modelle von Watzlawick

und Schulz von Thun kann die Kommunikation mehr auf der theoreti-

schen Ebene analysiert werden, um so dem Arzt Anreize zu geben,

woraus mögliche Kommunikationsstörungen resultieren können. Durch

TA- Schulungen kann ein Arzt sich hingegen mit seiner eigenen Per-

sönlichkeit beschäftigen und erhält praktische Anwendungsmöglichkei-

ten, um die Kommunikation im Patientengespräch so zu steuern, dass

effektiv kommuniziert werden kann.

Außer den schon genannten TA- Schulungen hat ein Arzt weiterhin die

Möglichkeit, sein Kommunikationsverhalten im Rahmen von Kommuni-

kationstrainings zu verbessern. Dabei kann er lernen, wie Gespräche

gezielt vorbereitet und strukturiert werden können. Auch das eigene

Kommunikationsverhalten wird reflektiert, um Ansatzpunkte für eine

mögliche Verbesserung zu finden.

Diese Reflexionen können auch mit Hilfe von Coaching und Supervision

durchgeführt werden. Dabei geht es darum, die eigenen Handlungs-

kompetenzen zu erweitern, Kommunikationsstörungen zu erkennen und

beseitigen zu können. Ziel dabei ist es u. a. durch eine verbesserte

Kommunikation die Compliance des Patienten zu erhöhen.

Auch der Patient kann zu einer guten Kommunikation beitragen und so

den Behandlungsprozess erfolgreich unterstützen. Im Rahmen von

Gesundheitsberatung und –bildung kann er den Umgang mit Gesund-

heitsinformationen lernen. Dieses Wissen wird durch Experten vermit-

telt und kann dem Patienten so Sicherheit bei einem Thema geben, bei

dem er als Laie auftritt. Mit Hilfe einer Patientenverfügung kann der

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Patient festlegen, was in bestimmen medizinischen Situationen ge-

schehen soll, wenn er nicht mehr in der Lage ist, seine eigene Wünsche

und Bedürfnisse mitzuteilen.

Auch in Zukunft wird die Arzt- Patienten- Kommunikation immer mehr

an Bedeutung gewinnen. Der Patient ist auf dem Weg, immer mündiger

zu werden. Besonders durch das Internet kann er sich vorab über

Krankheitsbilder und Diagnosen informieren. Er möchte in sämtliche

Entscheidungen mit einbezogen werden, seine eigenen Wünsche und

Vorstellungen, aber auch Zweifel frei äußern und diese offen mit sei-

nem behandelnden Arzt besprechen können. Je zufriedener er ist, des-

to positiver kann die Behandlung verlaufen, da der Patient seinem Arzt

vertraut und vollständig hinter der Therapie steht.

Insofern kann Kommunikation als ein guter Indikator für die Qualität der

medizinischen Behandlung angesehen werden. Dazu müssen sowohl

der Arzt als auch der Patient einen Beitrag leisten. Kommunikations-

schulungen werden eine gute Möglichkeit sein, die Kommunikation zu

strukturieren, um gelungen kommunizieren zu können und Missver-

ständnisse vorbeugen zu können.

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Ehrenwörtliche Erklärung

„Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und

ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt

habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und

nicht veröffentlichten Schriften entnommen wurden, sind als solche

kenntlich gemacht. Die Arbeit ist in gleicher oder ähnlicher Form im

Rahmen einer anderen Prüfung noch nicht vorgelegt worden.“

Ort, Datum Unterschrift