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DOI 10.1007/s11573-010-0415-x Z Betriebswirtsch (2011) 81:119–148 Zf B-SPECIAL ISSUE 1/2011 Anreizsysteme und Unternehmensethik Hans-Ulrich Küpper Kai Sandner Zusammenfassung: Der Beitrag untersucht die Gestaltung von Anreizsystemen aus einer unter- nehmensethischen Perspektive. Der Fokus liegt auf der Analyse des Einflusses verschiedenartiger sozialer Präferenzen. Neben der Gestaltung von Anreizsystemen wird insbesondere auch auf die Auswirkungen auf die Unternehmensprofitabilität eingegangen. Wesentliche Determinanten wer- den systematisiert und aufbauend auf einem möglichst allgemeinen Modellansatz ein Überblick über den bisherige Erkenntnisstand formaler Ansätze gegeben. Daraus werden Erkenntnisse für die Unternehmensethik gezogen. Schlüsselwörter: Soziale Präferenzen · Altruismus · Rivalität · Egoismus · Anreizsysteme · Interdependenzen · Ethik JEL Classification: D02 · D03 · D86 · J31 · M52 © Gabler-Verlag 2010 Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. Küpper () · Prof. Dr. K. Sandner Institut für Produktionswirtschaft und Controlling, Ludwig-Maximilians-Universität München, Ludwigstraße 28 Rgb. V, 80539 München, Deutschland E-Mail: [email protected] Prof. Dr. K. Sandner E-Mail: [email protected]

Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

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Page 1: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

DOI 10.1007/s11573-010-0415-xZ Betriebswirtsch (2011) 81:119–148

Zf B-SPECIAL ISSUE 1/2011

Anreizsysteme und Unternehmensethik

Hans-Ulrich Küpper • Kai Sandner

Zusammenfassung: Der Beitrag untersucht die Gestaltung von Anreizsystemen aus einer unter-nehmensethischen Perspektive. Der Fokus liegt auf der Analyse des Einflusses verschiedenartigersozialer Präferenzen. Neben der Gestaltung von Anreizsystemen wird insbesondere auch auf dieAuswirkungen auf die Unternehmensprofitabilität eingegangen. Wesentliche Determinanten wer-den systematisiert und aufbauend auf einem möglichst allgemeinen Modellansatz ein Überblicküber den bisherige Erkenntnisstand formaler Ansätze gegeben. Daraus werden Erkenntnisse für dieUnternehmensethik gezogen.

Schlüsselwörter: Soziale Präferenzen · Altruismus · Rivalität · Egoismus · Anreizsysteme ·Interdependenzen · Ethik

JEL Classification: D02 · D03 · D86 · J31 · M52

© Gabler-Verlag 2010

Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. Küpper (�) · Prof. Dr. K. SandnerInstitut für Produktionswirtschaft und Controlling,Ludwig-Maximilians-Universität München,Ludwigstraße 28 Rgb. V, 80539 München, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. K. SandnerE-Mail: [email protected]

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1 Anreizsysteme als Gegenstand der Unternehmensethik

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Betriebswirtschaftslehre lange kaummit Gegenstand und Fragen der Unternehmensethik befasst1; ethische Begriffe wurdenweitestgehend vermieden. Einer der wenigen Bereiche, in dem ein Kernbegriff der Ethikverwendet wurde, bildete die Entlohnung. Es wurde weitgehend anerkannt, dass sichderen Systeme und Verfahren an Prinzipien der Gerechtigkeit auszurichten hätten. Sowurde postuliert, dass für die Arbeitsbewertung die Anforderungsgerechtigkeit2 und fürdie Leistungsbewertung die Leistungsgerechtigkeit3 bestimmend sein sollten.4 Darin kamein Bezug zur Ethik zumAusdruck, ohne dass dies im Hinblick auf die Unternehmensethikvertieft wurde. Dieser Bezug zeigt sich auch an der aktuellen Diskussion um die Gehältersowie Boni für Manager.5 Daran wird deutlich, dass sich die Festlegung von Entgelten fürmenschliche Arbeit nicht nur an normativen Prinzipien orientieren sollte, sondern dabeiin hohem Maße ethische Gesichtspunkte als relevant erachtet werden.

Die Entlohnung ist eine zentrale Komponente von Anreizsystemen. In der Principal-Agent-Theorie, die in der modernen Betriebswirtschaftslehre eine wichtige Rolle spielt,geht es vielfach um die optimale Gestaltung des Anreizsystems, um den Agent im Sinnedes Principal zu steuern6. Obwohl man in dieser Theorie moralische Begriffe wie ,moralhazard‘, ,opportunistischesVerhalten‘ u. ä. verwendet, wird dieVerbindung zur Ethik kaumhergestellt7. Insbesondere deren Bedeutung für die Gestaltung von Anreizsystemen wirdnicht berücksichtigt.

Dies erscheint jedoch notwendig und vielversprechend, weil in der Realität die Be-ziehung der Entlohnung zu deren moralisch-ethischer Bewertung eng ist. Deshalb ist dieGestaltung von Anreizsystemen ein konkretes Problem der Praxis, dem sich die Unter-nehmensethik in besonderer Weise stellen muss. An ihm zeigt sich unmittelbar, ob undinwieweit ethische Überlegungen und Prinzipien ökonomisch relevant werden. Der vor-liegende Beitrag greift daher eine Fragestellung auf, die für eine anwendungsorientierteUnternehmensethik ein hohes Gewicht besitzt.

Den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden dabei nicht ethische Prinzipien, bei-spielsweise der Gerechtigkeit,8 sondern die Bedeutung der Präferenzen jener Mitarbeiter,deren Verhalten durch ein Anreizsystem beeinflusst werden soll. Damit wird ein weite-rer Aspekt aufgegriffen, der in der Diskussion um Wirtschafts- und Unternehmensethikeine Rolle spielt, nämlich die Prämisse individueller egoistischer Nutzenmaximierung inden meisten ökonomischen Modellen und Theorien. Auch wenn nicht behauptet wird9,dass diese Annahme empirisch durchweg gültig sei, werden mit ihr Erkenntnisse herge-leitet. Insbesondere zwei Entwicklungen weisen aber darauf hin, dass eine Erweiterungdieser Prämisse notwendig und zweckmäßig erscheint. Zum einen wurde und wird inder experimentellen Entscheidungstheorie herausgearbeitet, dass in der Realität bei einemgewichtigen Anteil an Personen andere Präferenzen handlungsbestimmend sind10. Zumanderen erfordert auch die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen, wie sie gegenwärtigim Hinblick auf wirtschaftliche Krisen intensiver diskutiert werden, eine Offenheit gegen-über den Präferenzen der Handlungsträger, indem die Prämisse des reinen Egoismus nichta priori gesetzt wird.

Am Beispiel betrieblicher Anreizsysteme analysiert der vorliegende Beitrag daher,welche Erkenntnisse sich durch die Berücksichtigung weiterer Präferenzen im Hinblickauf die Gestaltung derartiger Anreizsysteme, die Auswirkungen auf den Unternehmens-

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 121

erfolg und den Bezug zur Unternehmensethik herleiten lassen. Die Vorgehensweise istdabei unter Nutzung der Spiel- und Principal-Agent-Theorie formal-analytisch angelegt,um grundsätzliche Wirkungsmöglichkeiten einer derartigen Erweiterung aufzuzeigen. Damit diesem Instrumentarium schon eine Reihe von Einzelergebnissen hergeleitet wur-de und auf grundlegende Verbindungen zur Unternehmensethik abgezielt wird, sollenhier ein genereller Ansatz entwickelt und ein Einblick in die wichtigsten, bisher ge-fundenen Ergebnisse erarbeitet werden. Dies entspricht dem Konzept der analytischenUnternehmensethik11, nach der sich die unternehmensethische Analyse nicht auf norma-tive (Begründungs-)Probleme beschränken sollte. Vielmehr werden die Analyse logischerund empirischer Zusammenhänge im Rahmen der Wirkungsanalyse von Normen bzw. Prä-ferenzen sowie der Beziehungs- und Konfliktanalyse zwischen unterschiedlichen Normen,zu denen insbesondere ökonomische Ziele wie der Unternehmenserfolg und individuellePräferenzen gehören, als maßgebliche Dimensionen der Unternehmensethik gesehen12.Insofern gibt dieser Beitrag nicht nur neue Erkenntnisse zur Gestaltung betrieblicher An-reizsysteme, sondern auch zu wichtigen Teilbereichen der Unternehmensethik wieder.Diese werden als notwendige Voraussetzung für eine Begründung normativer Aussagenaus ethischer Sicht angesehen.

Dazu systematisiertAbschn. 2 maßgebliche Determinanten vonAnreizsystemen. Wäh-rend die in der Literatur bisher vorgeschlagenen Modelle jeweils Teilaspekte aufgreifen,wird dadurch erkennbar, wie viele Einflussgrößen und deren Beziehungen einbezogenwerden müssten und wie anspruchsvoll eine umfassende Analyse der Wirkungen alter-nativer Präferenzen wird. In Abschn. 3 wird gezeigt, dass sich hierfür ein Grundmodellentwickeln lässt, das alle maßgeblichen Determinanten aufnehmen sowie die zentralenBeziehungen zwischen den Präferenzen und den anderen Einflussgrößen aufzeigen kann.An ihm lassen sich die wichtigsten, bisher hergeleiteten Erkenntnisse zur Gestaltung vonAnreizsystemen und die Auswirkungen der Präferenzenstruktur auf den Unternehmens-erfolg verdeutlichen. Hierdurch wird es möglich, in Abschn. 4 neue Einsichten über dieBezüge zwischen den Präferenzen von Mitarbeitern, der Gestaltung von Anreizsystemenund der Unternehmensethik zu gewinnen.

2 Determinanten der Gestaltung betrieblicher Anreizsysteme

2.1 Bedeutung der Präferenzstruktur für das Anreizsystem

Anreizsysteme13 werden in Unternehmungen eingesetzt, um Mitarbeiter für ein auf derenZiele ausgerichtetes Verhalten zu motivieren. Diese Wirkung kann nur erzielt werden,wenn die Anreize an den Präferenzen der einzelnen Personen und Gruppen ansetzen.Die primäre Komponente des Anreizsystems bildet die (monetäre) Entlohnung, neben dieandere Elemente wie Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsgestaltung, Aufstiegsmöglichkeitenu. a. treten können. Formale Modelle enthalten zur Begrenzung der Komplexität meist nurdas Entgelt. Nachfolgend wird daher untersucht, wie das monetäre Entlohnungssystembei voneinander abweichenden Präferenzen zu gestalten und zu optimieren ist.

Die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale14 von Menschen führen dazu, dasssie sich in der Realität erkennbar verschieden verhalten. Neben dem Eigennutz15 werden

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weitere Formen von Präferenzen wirksam, bei denen Menschen das Wohlergehen und dieHandlungsweise anderer Personen in ihrem eigenen Verhalten berücksichtigen und diedaher als soziale Präferenzen bezeichnet werden können.

In der ökonomischen Literatur werden typischerweise Neid, Schadenfreude und Schamsowie Altruismus, Reziprozität und Ungleichheitsaversion als wichtige Formen sozialerPräferenzen unterschieden16. Neid und Schadenfreude entstehen aus dem Vergleich dereigenen Situation mit der einer (oder mehrerer) anderen(r) Person(en). Dabei bezeichnetNeid ein Gefühl des Unbehagens über das Glück oder den Erfolg von Mitmenschen, wäh-rend Schadenfreude als positive Empfindung über das Leid oder Unglück von anderenauftritt.17 Umgekehrt äußert sich Scham als negatives Empfinden über eine sozial uner-wünschte Handlung. Aus ihr resultiert die Bereitschaft, entstehende Vorteile mit anderenzu teilen. Altruismus bezieht sich auf das Wohl anderer und wird definiert als „ein Verhal-ten, das anderen nützt und nicht in Erwartung einer externen Belohnung erfolgt“18. UnterReziprozität versteht man ein Prinzip der Gegenseitigkeit19, dessen Einhaltung z. B. ander Gleichmäßigkeit einer Ergebnisverteilung gemessen werden kann. Es steht in engemBezug zur Ungleichheitsaversion, bei der man eine nach der eigenen Wahrnehmung faire20

Ergebnisverteilung zu erreichen versucht.21

Diese verschiedenen Präferenzen geben wie Eigennutz bzw. Egoismus, Altruismus,Reziprozität und Ungleichheitsaversion einerseits Verhaltensweisen wieder, die auch alsethische Normen für das (bewusste) Verhalten gefordert werden. Andererseits kennzeich-nen Neid, Schadenfreude und Scham Gefühle, die aus dem Unbewussten kommen. Inso-fern drücken sie eigentlich sprachlich keine (ethischen) Präferenzen aus. Hierin deutet sichder enge Bezug derartiger Prinzipien zum Unbewussten und damit zu Gefühlen an, wie erinsbesondere in der Neurobiologie22 untersucht wird.23 Nach deren Erkenntnissen machendie „genetisch oder bereits vorgeburtlich bedingten Charakterzüge …knapp die Hälfte un-serer Persönlichkeit …“24 aus; zusätzliche Prägungen erfolgen durch das soziale Umfeldin frühester Kindheit.25 Die entsprechenden Veranlagungen sind demnach bereits zu ei-nem frühen Stadium der Persönlichkeitsentwicklung im Gehirn verankert und bestimmen,ob wahrgenommene Geschehnisse emotional als positiv oder negativ empfunden werden.Derartige Bewertungen erfolgen im Bereich der unbewussten Hirnzentren, „die für das– immer bewusste – Denken und das bewusste sowie das unbewusste Handeln in hohemMaße bestimmend sind. …Dies spricht dafür, dass Präferenzen …in den unbewusstenSchichten des Gehirns verankert sind“26 und situationsbedingt abgerufen werden.

Für eine formal-analytische Untersuchung erscheint es zweckmäßig, auf die Verhal-tensweisen und nicht die – von der Psychologie zu erfassenden Gefühle – abzustellen.Neid und Schadenfreude führen zu einem Konkurrenzverhalten, während Scham die Be-reitschaft hervorruft, Vorteile mit anderen zu teilen und in eine Form von Altruismusmündet. Ungleichheitsaversion (UA) und Reziprozität sind Ausprägungen bedingt koope-rativer Eigenschaften, die in vielen Situationen zu ähnlichen Verhaltensweisen führen.27

Deshalb kann Reziprozität unter Ungleichheitsaversion subsumiert werden. Dann lassensich die Präferenzen entsprechend Abb. 1 danach systematisieren, wie sich die Verände-rung des Ergebnisses zB einer anderen Person B auf die eigene Präferenz (Person A, derenErgebnis mit zA bezeichnet wird) auswirkt.28

Die Verhaltensweise einer Person kann entsprechend der Klassifikation in Abb. 1 wie beiEgoismus bzw. Eigennutz allein auf sich selbst gerichtet sein oder auch die Ergebnisverän-derung bei einem bzw. mehreren anderen einbeziehen. Im zweiten Fall bilden Konkurrenz

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 123

Abb. 1: Klassifikation von so-zialen Präferenzen nach derAuswirkung einer Ergebnisver-änderung anderer Personen aufden eigenen Nutzen

Steigerung Reduktion

Veränderung des Ergebnisses von B

• Schadenfreude

-> Konkurrenz K

• Freude

• UA, bei zA > zB

-> Altruismus A

• Neid • Schuldgefühle

Wirk

ung

auf A

-> Egoismus E

Nutzen-steigernd

Nutzen-senkend

OhneEffekt

-> Konkurrenz K -> Altruismus A

• •

UA, bei zB > zA

UA, bei zB > zA UA, bei zA > zB

und Altruismus entgegen gesetzte Orientierungen, zwischen denen unterschiedliche Aus-prägungen der Ungleichheitsaversion liegen können.

Im nachfolgenden Grundmodell zur Erfassung wichtiger Determinanten der Gestal-tung von Anreizsystemen wird gezeigt, wie sich Konkurrenz und Altruismus in einer Prä-ferenzfunktion erfassen lassen, die Egoismus als Spezialfall enthält.Auf diese drei Formender Präferenz beschränkt sich die mit ihnen vorzunehmende Analyse, weil die Modellie-rung von Ungleichheitsaversion zusätzliche methodische Probleme aufwirft. Präferenz-funktionen für Ungleichheitsaversion weisen Sprungstellen auf, wodurch das Modell sehranspruchsvoll und zumindest in dem hier gewählten Zusammenhang schwer lösbar wird.Minimale Ungleichheit erhielte man lediglich für identische Agenten, wodurch das Pro-blem auf den Fall der Eigennutzmaximierung reduziert würde. Aus diesen Gründen wirdauf eine explizite Einbeziehung der Ungleichheitsaversion nachfolgend verzichtet.

2.2 Abhängigkeit des Anreizsystems von der Organisationsstruktur

Wenn sich die Präferenz einer Person wie bei Eigennutz nur auf sich selbst bezieht, kanndas Anreizsystem unabhängig von der Organisation der Unternehmung optimiert werden.Im Fall sozialer Präferenzen wird dagegen die Beziehung zu anderen Personen bedeutsam.Damit gewinnt die Organisationsstruktur Einfluss auf die Wirkung von Anreizen und istsie bei der Gestaltung des Anreizsystems zu berücksichtigen.

Die maßgeblichen Bezugspersonen für einen Mitarbeiter sind dessen Vorgesetzter aufder übergeordneten und seine Kollegen auf derselben Hierarchieebene. Deshalb werden inPrincipal-Agent Modellen29 die in Abb. 2 schematisch dargestellten Organisationsstruk-turen zugrunde gelegt.

In der vertikalen Organisationsbeziehung beeinflusst der Vorgesetzte als Prinzipal dasHandeln seiner Untergebenen als Agenten durch seine Anreizgestaltung. Diese bestimmt,welches Entgelt die Agenten für ihre erbrachten Anstrengungen erhalten und wie erzielteÜberschüsse zwischen den am Leistungserstellungsprozess beteiligten Personen aufgeteiltwerden. In dieser Richtung ist relevant, ob sich die Präferenzen der Untergebenen auch ander Entlohnung für den Vorgesetzten orientieren30. Bei einem solchen vertikalen Auftreten

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Abb. 2: Ebenen und Rahmen-bedingungen des Einflussessozialer Präferenzen im Bezie-hungsgeflecht der Organisation

Prinzipal P

VertikaleRahmenbedingungen:

Anreizgestaltung durch denPrinzipal

Agent A Agent BHorizontal

1. Technologische Abhängigkeit

2. Stochastische Abhängigkeit

3. Möglichkeit von Absprachen

Horizontale Rahmenbedingungen:

sozialer Präferenzen vergleichen sich die Agenten über Hierarchieebenen hinweg mitihrem jeweiligen Vorgesetzten. Ein Beispiel für die Relevanz dieses Einflusses kann in deraktuellen Diskussion um die Höhe und Transparenz der Managergehälter in Deutschlandgesehen werden.31

Bei horizontalen sozialen Präferenzen vergleichen sich hingegen Agenten derselbenHierarchiestufe miteinander. Die Geheimhaltung der Gehälter und ihrer Zusammensetzungin vielen Großbetrieben deutet darauf hin, dass die Geschäftsführung kontraproduktiveEffekte befürchtet, wenn sich die Agenten über ihre jeweiligen Entgelte austauschen kön-nen. Beispielsweise können eine räumlich enge Zusammenarbeit und die Möglichkeit zuwechselseitiger Beobachtung dazu führen, dass dieAgenten ihr Leistungsverhalten je nachAnreizgestaltung des Prinzipals in Form von Seitenverträgen32 untereinander abstimmen.Diese Möglichkeit wird in den nachfolgenden formalen Modellen nicht berücksichtigt.

In eine umfassende Analyse müssten die vertikalen und die horizontalen Beziehungeneinbezogen werden. Zudem erstrecken sich die Organisationsstrukturen der Unternehmun-gen meist über verschiedene Hierarchieebenen33. Da in der Realität vielfach der Vergleichmit Mitarbeitern derselben Ebene im Vordergrund stehen dürfte und die nachfolgendenweiteren Determinanten für sie besonders relevant sind, konzentriert sich dieser Beitragauf horizontale Präferenzen. Zwei Personen können hierbei dieselben oder verschiedenePräferenzen haben. Beschränkt man aus Komplexitätsgründen die Analyse auf die dreiFormen der Konkurrenz, des Egoismus und des Altruismus, sind die in Abb. 3 enthaltenenKombinationsmöglichkeiten zu untersuchen.

Abb. 3: WichtigeKombinationen horizontalerPräferenzen

Konkurrenz

(K)

Egoismus

(E)

Altruismus

(A)

Konkurrenz K K K E K A

Egoismus E K E E E A

Altruismus A K A E A A

Agent A

Agent B

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 125

2.3 Einfluss von internen Technologie- bzw. Leistungsbeziehungen

Da mit Anreizen ein Verhalten der Mitarbeiter bewirkt werden soll, das zu unternehmens-zielkonformen Ergebnissen führt, knüpfen die Entgelte nach Möglichkeit auch im nachfol-gend zu entwickelnden Modell an Ergebnisgrößen als Leistungs- oder Performancemaßenfür die Agenten an. Ein grundlegendes Problem jeder Anreizsetzung in Unternehmungenbesteht darin, dass diese Ergebnisse meist nicht nur von den Handlungen des jeweiligenMitarbeiters, sondern von den Handlungen anderer Mitarbeiter in der Unternehmung undvon Umwelteinflüssen abhängig sind. Deshalb bilden interne Technologie- bzw. Leistungs-und externe Wirkungsbeziehungen zwei weitere Typen von Determinanten der Anreizsy-steme.

Eine technologische oder Leistungsabhängigkeit zwischen zwei Mitarbeitern liegt vor,wenn das Ergebnis der Handlung des einen auch von der Handlung des anderen bestimmtwird34. Das für die Unternehmung maßgebliche Ergebnis beispielsweise in Form einesAbteilungs- oder Bereichsgewinns wird bei einer solchen Interaktionsbeziehung durch ihrgemeinsames Handeln determiniert. Sie können also nicht unabhängig voneinander agie-ren, sondern müssen in irgendeiner Form miteinander kooperieren. Die sich aus dem Zu-sammenspiel der Fähigkeiten und Handlungen verschiedener Personen ergebenden Syner-gien sind ein wichtiges Potential von Unternehmenserfolgen, erschweren aber gleichzeitigderen Zurechnung auf den Einzelnen35.

Grundsätzlich lassen sich dabei entsprechend Abb. 4 zwei Möglichkeiten unterschei-den; die Wirkungen auf das Ergebnis können in der Produktionsfunktion additiv oderintegrativ verknüpft sein. Während im ersten Fall der gegenseitigen Beeinflussung ei-ne Ergebnisaufspaltung in individuelle Performancemaße yi (i = 1,2) durchführbar ist36,welche durch die Leistungsbeiträge xi und hi der beiden Agenten A (xi) und B (hi) sowiedie von ihnen nicht zu kontrollierenden stochastischen Einflüsse ei

37 beeinflusst werden,schränkt dies die Berücksichtigung einer z. B. multiplikativen Verknüpfung der Wirkung

Ausmaß tech-nologischerAbhängigkeit

Voll integrierte ProduktionVollständigeUnabhängigkeit

GegenseitigeBeeinflussung

• mehrere Ressourcen• nicht separierbar• gehören nicht einer Person, z.B.

• Jeder Agent verant- wortet ein Perfor- mancemaß• Leistung aller Agen- ten für alle Maße, z.B.

TechnologischeUnabhängigkeit

• Ein Performance- maß, zu dem• alle Agenten beitragen, z.B.

yi = xi + hi + ei,yi = xi + eiy = min [x1,..., xN] + e

Öffentliches-Gut-Spiel der Agenten

A: xi , i = 1,2

B: hi , i = 1,2

y = xi

Ne

i = 1+

Abb. 4: Ausprägungsformen interner Leistungsbeziehungen

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auf das Ergebnis ein.38 Entsprechende Zurechnungen können zwar grundsätzlich bei ei-ner Cobb-Douglas-Produktionsfunktion durch den Grenzproduktivitätensatz vorgenom-men werden39, eine analytische Lösbarkeit im Rahmen von Principal-Agent Modellenmit Moral Hazard ist in diesem Fall aber problematisch. Wenn derartige Leistungsbe-ziehungen bei hoher technologischer Abhängigkeit stark bestimmend werden, kann sicheine individuelle Entlohnung, deren Höhe in Relation zur Leistung der anderen Mitar-beiter festgelegt wird, als schwer durchführbar und unzweckmäßig im Hinblick auf dieAnreizsetzung erweisen. Statt einer relativen Leistungsentlohnung bietet sich dann einÜbergang auf Teamentlohnung an, wie sie in vielen modernen Organisationsstrukturen alsAnreizsystem vorkommt. Im Extremfall der voll integrierten Produktion40, bei der keineindividuellen Leistungsmaße verfügbar sind und die Performance folglich lediglich überein gemeinsames Maß y erhoben wird, arbeiten die Agenten i = 1, . . . , N mit ihren indivi-duellen Leistungsbeiträgen x1, . . . , xN in die gleiche Richtung, wobei das Ergebnis durchden stochastischen Störterm e verzerrt ist. Ihre Interaktionsbeziehung hat den Charak-ter eines Öffentlichen-Gut-Spiels.41 Abbildung 4 kennzeichnet diese Ausprägungsformeninterner Leistungsbeziehungen und deren formale Abbildung.

2.4 Einfluss von externen Wirkungsbeziehungen

Die Ergebnisse betrieblichen Handelns sind in der Realität fast immer auch von Umwelt-faktoren abhängig, die in Principal-Agent Modellen üblicherweise durch einen stocha-stischen Störterm abgebildet werden. Deshalb können die Ergebniswirkungen der Hand-lungen eines Mitarbeiters nicht nur durch interne Leistungs-, sondern auch durch externeWirkungsbeziehungen beeinflusst werden. Ursache für das mögliche Bestehen stochasti-scher Abhängigkeiten sind externe Zufallseinflüsse, die durch die gemeinsame Verbun-denheit im Unternehmen zumindest teilweise alle Agenten gleichermaßen betreffen. Ineinem Principal-Agent Modell sind dann die Störterme für die Leistungsmaße der beidenAgenten stochastisch miteinander verknüpft.

Dabei lassen sich zwei Fälle unterscheiden. Einmal kann der externe Einfluss auf dieErgebniswirkungen beider Agenten in dieselbe Richtung gehen, weil z. B. ein Konjunk-turaufschwung beide Ergebnisse beflügelt. Dann sind ihre Störterme positiv korreliert.Die andere Möglichkeit sind gegenläufige Einflüsse mit einer negativen Verknüpfung derstochastischen Störterme.

2.5 Überblick über wichtige Determinantenkombinationen

Die Beziehung von Mitarbeitern untereinander auf der horizontalen Organisationsebe-ne wird im Wesentlichen durch die interne Rahmenbedingung der technologischen bzw.Leistungsabhängigkeit und die externe Rahmenbedingung der stochastischen Wirkungs-abhängigkeit bestimmt. Beachtet man lediglich das Vorliegen bzw. Fehlen einer solchenAbhängigkeit und berücksichtigt man die drei grundlegenden Präferenzformen der Kon-kurrenz, des Egoismus und des Altruismus, so kommt man zu den in Abb. 5 wiederge-gebenen Fällen. Eine Unterscheidung zumindest dieser Szenarien ist für die Analyse derWirkungen von Anreizsystemen zwingend erforderlich.

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 127

Abb. 5: GrundlegendeKombinationen der Determi-nanten von Anreizsystemen beihorizontalen Präferenzen

TechnologischeLeistungs-

abhängigkeit Abhängig

UnabhängigPräferenzen:

Konkurrenz

Egoismus

Altruismus

StochastischeWirkungs-

abhängigkeitUnabhängig Abhängig

Sie wird verfeinert, wenn man neben der Existenz interner und externer Interdependenzenzusätzlich deren wichtigste Ausprägungen erfasst. Darüber hinaus ist relevant, ob die Per-sonen gleich- oder verschiedenartige Präferenzen haben und dass gleichartige Präferenzenwie beispielsweise der Konkurrenz bzw. des Altruismus unterschiedlich stark ausgeprägtsein können. Mit diesen Differenzierungen gelangt man zu den in Abb. 6 wiedergegebenenKombinationsmöglichkeiten. An ihnen wird deutlich, wie groß das Untersuchungsfeld derWirkungen sozialer Präferenzen auf die Gestaltung von Anreizsystemen auch ohne denFall der Ungleichheitsaversion ist.

Abb. 6: Kombinationen derAusprägungen unterschiedlicherPräferenzen, Leistungs- undWirkungsbeziehungen

Präferenzart Übereinstimmungder Präferenzen

Leistungs-beziehungen

Wirkungs-beziehungen

Konkurrenz Homogen:

Unabhängig Unabhängig

(K)

(E)

E – EK – KA – A

EgoismusHeterogen:

- Art Abhängig: Abhängig:

E – AE – KA – K

• additiv • positiv

(A)

Altruismus- Ausprägung • integrativ • negativ

K – KA – A

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3 Grundmodell zur Erfassung wichtiger Determinanten der Gestaltungvon Anreizsystemen

3.1 Auswahl eines Basisansatzes zur Entwicklung eines Modells sozialer Präferenzen

Eine Abbildung der unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale von Personen in spiel-theoretischen Modellen bedeutet, dass der Nutzen eines Spielers neben dem eigenen ma-teriellen Ergebnis auch von demjenigen der Mitspieler, den Vorstellungen42 über ihreHandlungen oder deren Präferenzparameter abhängig ist.43 Ziel bei der Modellierungsozialer Präferenzen ist es, Theorien zu entwickeln, die eine Vielzahl experimenteller Er-gebnisse erklären können.44 Hierzu sind in den vergangenen Jahren drei unterscheidbareModellansätze entstanden45. Distributional Approaches46 erweitern die (neo-)klassischePerspektive der Eigennutzmaximierung um die Annahme, dass neben dem eigenen mone-tären Ergebnis die Verteilung monetärer Ergebnisse zwischen allen Spielern ihr Verhaltendeterminiert. Mit ihnen lassen sich alle gekennzeichneten Präferenztypen mit Ausnahmeder Reziprozität in formalen Modellen erfassen. Bei den Ansätzen des Intention BasedModelling47 wird in Anlehnung an eine Reihe von Experimentergebnissen48 angenom-men, dass die Spieler das Verhalten ihrer Mitspieler im Hinblick auf die dahinter liegendenAbsichten bewerten und ihre Reaktion vom Ergebnis dieser Bewertung abhängig machen.Formal bedeutet dies, dass der Nutzen eines Spielers nicht mehr nur von den monetä-ren Payoffs, sondern auch von seinen Annahmen über die Absichten der anderen sowieggf. den Vorstellungen über deren Annahmen über die eigene Strategienwahl abhängt.Damit kann insbesondere die soziale Präferenz der Reziprozität abgebildet werden. Umeine größere Nachvollziehbarkeit bei der Abbildung der intentionsbasierten Reziprozi-tät zu erreichen, versuchen Ansätze des Type Based Modelling49, Elemente der beidenanderen Ansätze zu verbinden. Dabei wird angenommen, dass die Präferenztypen derMitspieler und nicht deren Absichten die eigenen Entscheidungen bestimmen50. Formaläußert sich dies darin, dass die eigene Nutzenfunktion und damit das eigene Verhaltenauch von der Ausprägung der Präferenzparameter in der Nutzenfunktion der anderen(Referenz-)Spieler abhängen. Mit dieser Modellierungsart können grundsätzlich alle der inAbschn. 2.1 gekennzeichneten Arten von sozialen Präferenzen formal abgebildet werden.

Die Ansätze des Intention und des Type Based Modelling werden schon für einfacheEntscheidungssituationen sehr komplex und sind kaum noch handhabbar. Deshalb er-scheint der Distributional Approach am besten geeignet, auch wenn mit ihm die Präferenzder Reziprozität nicht unmittelbar erfasst wird. Sie könnte lediglich über eine Modellierungvon Ungleichheitsaversion approximiert werden, worauf in der nachfolgenden Modellent-wicklung aber verzichtet wird. Er ermöglicht dafür die einfache Abbildung einer Vielzahlmöglicher Verhaltensweisen bei gleichzeitig transparentem Modelldesign.

3.2 Annahmen und Struktur des allgemeinen Grundmodells

Zur Verdeutlichung, wie die verschiedenen skizzierten Determinanten in Agencymodellenberücksichtigt werden können, wird im Folgenden ein möglichst allgemeines Grundmo-dell des Distributional Approach formuliert, dessen Leistungsfähigkeit anschließend füreinfache Spezialfälle exemplarisch verdeutlicht wird. Um die Auswirkungen sozialer Prä-

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 129

ferenzen auf den Unternehmenserfolg untersuchen sowie möglichst klare und nachvoll-ziehbare Aussagen treffen zu können, wird als Modellrahmen der LEN-Ansatz gewähltund um soziale Präferenzen erweitert. Da der Fokus auf dem Vergleich mehrerer horizon-tal angeordneter Agenten untereinander liegt, wird der n-Agenten-Fall in Matrizenformdargestellt.51

3.2.1 Produktionsfunktion und Anreizvertrag

Wie üblich wird eine lineare Produktionsfunktion der Form52

y = �x + e, (1)

unterstellt, wobei y den (n × 1)-Vektor der Performancemaße der Agenten, e den (n × 1)-Vektor der Störterme und x den (n × 1)-Vektor der Aktionen der Agenten bezeichnet. DieStörterme ei sind normalverteilte Zufallsvariablen mit (n × 1)-Erwartungswertvektor 0und positiv-definiter Dispersionsmatrix � := (

σij)i=1,...,n

j=1,...,n, welche die Möglichkeit sto-chastischer Abhängigkeiten zwischen den Performancemaßen yi berücksichtigt. In der(n × n)-Matrix � sind alle Produktionskoeffizienten wij enthalten, wobei in jeder Zeileangegeben wird, wie stark das Ergebnis yi von Agent i jeweils durch die Aktionen xj derAgenten j (j = 1, . . . , n) beeinflusst wird. � kann insofern als Leistungs- oder Technolo-giematrix bezeichnet werden, welche die Möglichkeit beinhaltet, dass Interdependenzenin Wirkungen der Produktion bestehen, so dass die Handlungen jedes der n betrachtetenAgenten bzw. jeder der n betrachteten dezentralen Einheiten als Externalität das Ergeb-nis bzw. Performancemaß aller anderen Agenten bzw. dezentralen Einheiten beeinflussenkann. Den Agenten entstehen für ihre Anstrengungen Nachteile53, die als nicht-lineare„Kosten“ der Form

k = �(xx′)i, (2)

erfasst werden. Dabei bezeichnen k den (n × 1)-Vektor der Kosten der Agenten, � denDiagonalisierungsoperator54 und i den (n × 1)-Vektor, dessen Elemente alle 1 sind. In derSecond-Best Situation nicht-beobachtbarerAnstrengungsniveaus derAgenten gestaltet derals risikoneutral angenommene Prinzipal die Parameter linearer Anreizverträge der Form

z(y) = g + Vy, (3)

um seine Manager dezentraler Einheiten zu Leistungen in seinem Interesse zu motivieren.In Gl. 3 ist z der (n×1)-Vektor der gesamten Entlohnungen aller Agenten, welche sich ausden fixen Grundlöhnen im (n × 1)-Vektor g und den variablen EntlohnungsbestandteilenVy zusammensetzen. Die (n × n)-Matrix V beinhaltet dabei alle variablen Entlohnungs-koeffizienten aller Agenten, wobei in jeder Zeile über das jeweilige Element vij angegebenist, wie stark das Entgelt des Agenten i durch das Performancemaß yj des Agenten j be-einflusst ist. Je nach Vorzeichen von vij erfolgt eine positive oder negative Koppelung dergesamten Entgelthöhe des Agenten i an das Performancemaß des Agenten j. Eine positiveAnbindung hat dabei zur Konsequenz hat, dass i und j als Team entlohnt werden, wohinge-gen eine negative Verknüpfung beide Agenten in Form von relativer Leistungsbewertungin ein Wettbewerbsverhältnis zueinander setzt.

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130 H.-U. Küpper und K. Sandner

3.2.2 Einbau sozialer Präferenzen

Soziale Präferenzen führen bei dieser Modellformulierung dazu, dass für dieAgenten nichtnur die eigene Entlohnungshöhe für ihre Anstrengungswahl maßgeblich ist. Stattdessenvergleichen sich die Agenten untereinander, woraus sowohl positive als auch negativeMotivationswirkungen resultieren können. Empfinden die dezentralen Agenten z. B. Kon-kurrenz zu den anderen Agenten, kann der Vergleich über die soziale Präferenzfunktion

p = �{[

�(li′)Gz − z]

i′}

k (4)

abgebildet werden, die mit einem negativen Vorzeichen in das Nutzenkalkül der Agenteneingeht. Der (n × 1)-Spaltenvektor p sammelt die Wertigkeiten der sozialen Präferenzter-me aller Agenten. Diese sind das Ergebnis eines sozialen Vergleichs, dessen Natur überdie (n × n)-Gewichtungsmatrix G abgebildet wird. Sie beinhaltet, inwiefern welche Ent-lohnungen für das Leistungsverhalten der verschiedenen Agenten relevant sind, wobei injeder Zeile der Matrix eingetragen ist, mit welchem Faktor sich die absolute erwartete Ent-lohnungshöhe anderer Agenten negativ auf das eigene Nutzenniveau auswirkt. Vergleichtein Agent i beispielsweise sein Entgelt mit dem Durchschnitt der Entgelte aller anderenAgenten, dann besteht die Matrix G in Zeile i vollständig aus Einträgen 1/(n − 1), au-ßer in Spalte i, in welcher eine 0 steht. Eine andere denkbare Konstellation wäre, dasssich ein Agent i aufgrund einer räumlich engen Zusammenarbeit lediglich mit einemAgenten j vergleicht und er beiden Entlohnungen gleiches Gewicht gibt. In diesem Fallhätte die Matrix G in Zeile i nur einen Eintrag �= 0, nämlich eine 1 in Spalte j. Entspre-chend wären alle Einträge mit Ausnahme jener in den Spalten j und q gleich 0, wenn sichAgent i mit zwei anderen Agenten j und q vergleicht, weil diese beispielsweise demselben(Projekt-)Team angehören wie er selbst. Gibt er deren Entlohnungen gleiches Gewicht,wären die entsprechenden Faktoren ungleich 0 in den Spalten j und q jeweils gleich 0.5. Isthingegen j aus seiner Sicht doppelt so wichtig wie q, wären die Gewichte entsprechend 2/3und 1/3. Generell sollten sich die Gewichtungsfaktoren aller Zeilen in G zu 1 addieren. Istdie eigene Entlohnung für l = 1 höher als die gewichtete Entlohnung der Referenzgruppe,entsteht ein Zusatznutzen, andernfalls ein Disnutzen. Ersterer kann als Schadenfreude,letzterer als Neid inhaltlich interpretiert werden.

Der (n × 1)-Spaltenvektor l gibt das Anspruchsniveau der n Agenten an, wobei dieZeileneinträge li ≥ 1 sein sollten. Andernfalls könnte Agent i einen zusätzlichen Nutzenerhalten, obwohl sein eigenes Entgelt hinter jenem der relevanten Referenzgruppe zurückbleibt, was nicht sinnvoll erscheint. Die Zeileneinträge beinhalten, das Wievielfache derjeweils relevanten Referenzgröße ein Agent verdienen muss, damit er aus dem sozialenVergleich einen zusätzlichen Nutzen zieht und als Konsequenz bereit ist, für den gleichenLohn mehr Leistung zu erbringen. Für li = 2 ist beispielsweise eine Entgelthöhe vonAgenti erforderlich, welche seine Referenzgröße um mindestens das Doppelte übersteigt, damiter durch den sozialen Vergleich einen zusätzlichen Nutzen erhält. Wird diese Bedingungnicht eingehalten, ist der eigene Anspruch des Agenten nicht erfüllt und muss er durchzusätzliche Leistungsanreize gesondert motiviert werden, wenn er dieselbe Leistung wieim Fall des reinen Egoismus erbringen soll. Der (n × 1)-Spaltenvektor k sammelt die Ge-wichtungsfaktoren der sozialen Präferenzen aller Agenten und gibt an, welche Bedeutungder wie auch immer geartete sozialeVergleich derAgenten für deren jeweiligen Nutzen hat.

Page 13: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

Anreizsysteme und Unternehmensethik 131

Neben Konkurrenz können in den vorliegenden Analyserahmen auch andere Präfe-renztypen wie Altruismus integriert werden.55 Altruistische Präferenzen lassen sich überdie Formulierung

a = �(mi′)z + �(ni′)Az (5)

berücksichtigen und gehen mit einem positiven Vorzeichen in das Nutzenkalkül der Agen-ten ein. Die (n × n)-Matrix A beinhaltet in jeder Zeile für die verschiedenen Agenten idas Gewicht, mit welchem die Entgelte der anderen Agenten j in das eigene Nutzenkalküleingehen. Wie bei der Festlegung von G handelt es sich hierbei um relative Gewichte,welche zum Ausdruck bringen, wie sich der Altruismus des Agenten i auf die anderenAgenten j verteilt. Insofern sollten sich die Gewichte jeder Zeile zu 1 addieren, wobei inSpalte i erneut eine 0 steht. Die Stärke des Altruismus verschiedener Agenten wird überden (n × 1)-Spaltenvektor n abgebildet, dessen Elemente nur Wertigkeiten ≥ 0 annehmenkönnen. Der (n × 1)-Gewichtungsvektor m, dessen Elemente ≤ 1 sein müssen, bringtzum Ausdruck, dass in der Folge ihres Altruismus das eigene Entgelt unter Umständeneine geringere Bedeutung für das individuelle Nutzenniveau hat. Für das Leistungsver-halten altruistischer Agenten ist entsprechend der verwendeten Spezifikation folglich diegewichtete Summe der Entgelte aller Agenten maßgeblich.56

Zu berücksichtigen ist, dass sich die Formulierungen (4) und (5) ineinander überführenlassen. Sind die Bedingungen

�(mi′) = �[(i + k)i′] und �(ni′) = −�(kl′) (6)

erfüllt, besteht eine formale Äquivalenz beider Spezifikationen. Dieser Umstand hat zumVorteil, dass das Modell nur einmal, beispielsweise für den Fall aus (4) gelöst werden muss.Die entsprechende Lösung für den korrespondierenden Fall erhält man dann unmittelbarmit Hilfe der Identitäten in (6). Nachdem die Äquivalenz in (6) auch zeilenweise für jedenAgenten gilt, besteht ferner die Möglichkeit, anhand der für einen Extremfall erhaltenenErgebnisse Situationen näher zu analysieren, in denen sich eine Teilmenge von Agentenkonkurrierend, eine andere hingegen altruistisch verhält. Unter Verwendung von Simula-tionsverfahren können hierdurch tiefer gehende Erkenntnisse hinsichtlich der optimalenAnreizgestaltung sowie der Gruppenzusammensetzung gewonnen werden. Schwierigergestaltet sich die Untersuchung von Fällen, in denen sich einzelne Agenten gegenübereiner Teilmenge konkurrierend, gegenüber dem Rest hingegen altruistisch verhalten.

3.2.3 Optimierung des Anreizsystems

Für die Formulierung des Optimierungsproblems wird unterstellt, dass sich die Agentenkonkurrierend verhalten. Geht man entsprechend den Standardprämissen der Agencytheo-rie davon aus, dass die Agenten risikoavers mit dem (n × 1)-Vektor der Risikoaversions-koeffizienten α sind und in ihrem Verhalten einer exponentiellen Risikonutzenfunktionfolgen, lässt sich ihr Optimierungskalkül in Sicherheitsäquivalentschreibweise unter Ver-wendung der getroffenen Annahmen mit Hilfe der Funktion

ϕ = �[(i + k)i′](g + V�x) − �(kl′)G(g + V�x) − �(xx′)i−1/2�({�[(i + k)i′]V − �(kl′)GV} �{�[(i + k)i′]V − �(kl′)GV}′)α (7)

Page 14: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

132 H.-U. Küpper und K. Sandner

beschreiben. Leitet man diese Funktion nach den Anstrengungsniveaus V der Agenten ab,so erhält man deren Reaktionsfunktionen. Zu beachten ist, dass sich diese ausschließlichauf der Hauptdiagonalen des resultierenden Gradienten ϕ∇x befinden, so dass gilt:

�(ϕ∇x)i = 0. (8)

Berechnet man diese Bedingung, so ergibt sich der Vektor der Reaktionsfunktionen der nAgenten:

∧x = 1

/2�

[(i + k) i′

]� (V�) i − 1

/2�

(kl′

)� (GV�) i. (9)

Es wird erkennbar, dass zwei gegenläufige Effekte das Leistungsverhalten konkurrieren-der Agenten im Vergleich zum Fall des Egoismus beeinflussen. Zum einen besteht einezusätzliche intrinsische Motivation, sich möglichst stark vom relevanten Vergleichsmaß-stab in der Lohnhöhe abzusetzen, was im Faktor �[(i + k)i′]i > i zum Ausdruck kommt.Gleichzeitig beeinflussen selbst bei technologischer Unabhängigkeit (� ist in diesem Falleine Diagonalmatrix) auch diejenigen variablenVergütungsbestandteile dasAnstrengungs-niveau eines Agenten i, welche die variable Vergütungshöhe aller anderen Agenten j inAbhängigkeit vom Performancemaß yi des Agenten i festlegen. Positive Anteilsraten vjibewirken eine Reduktion der Leistungsmotivation von i, negative eine Steigerung. DieRichtung des Gesamteffekts wird durch die Summe der gewichteten Anteilsraten vji fürjeden Agenten i bestimmt. Für die Stärke des Effekts sind zusätzlich das Anspruchsniveauli sowie die Stärke der sozialen Präferenz ki relevant.

Der Prinzipal antizipiert das Verhalten der Agenten und berücksichtigt bei seiner Op-timierung zusätzlich, dass die Agenten mindestens einen Reservationsnutzen der Höheri bei alternativer Beschäftigung erzielen können. Diese Mindestnutzenniveaus sind im(n × 1)-Vektor r gesammelt. Unter Beachtung dieser Restriktionen maximiert der Prinzi-pal das Residuum der Summe aller durch die Agenten erwirtschafteten Profite abzüglichihrer Entgelte

φ = i′ (�x − V�x − g) = i′[(J − V) �x − g

], (10)

wobei J für die Einheitsmatrix steht. Aus den bisherigen Erwägungen folgt mit den Gl. 9und 10 für das Gesamtoptimierungsproblem:

φ → maxV

s.t. x = ∧x und

∧ϕ = r. (11)

Verwendet man für die Lösung dieses Optimierungsproblems den Lagrangeansatz, leitetnach g ab und setzt die erhaltene Bedingung für denVektor der Lagrangeparameter λ ein, soerhält man nach einigen Umformungen unter Berücksichtigung der Reaktionsfunktionen(9) das restriktionsfreie Problem:

maxV

φ = 1/2i′��(BV�)i − 1/4i′B−1�(BV�)�(BV�)i

−1/2i′B−1�(BV�V′B′)α − 1/2i′B−1r,(12)

wobeiB = �[(i + k)i′] − �(kl′)G. (13)

Wir verzichten an dieser Stelle auf die exakte Lösung dieses allgemeinen Problems undfokussieren uns stattdessen auf Spezialfälle, welche aus diesem Kalkül abgeleitet werden

Page 15: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

Anreizsysteme und Unternehmensethik 133

können und in der Literatur bereits untersucht wurden. Ziel der folgenden Ausführun-gen ist es, einen Einblick in die grundsätzlichen Lösungsstrukturen und die treibendenMechanismen zu geben. Für die detaillierten Untersuchungen sei auf die entsprechendenEinzelanalysen verwiesen.57

4 Wichtige Modellergebnisse für soziale Präferenzen

4.1 Struktur des optimalen Anreizsystems

4.1.1 Anreizsystem bei Leistungs- und Wirkungsunabhängigkeit

Im Fall zweier Agenten und unter der Annahme technologischer und stochastischer Unab-

hängigkeit werden die Technologiematrix � durch die Diagonalmatrix(

w11 00 w22

)und

die Kovarianzmatrix � durch die Diagonalmatrix(

σ21 0

0 σ22

)angegeben. Hieraus leiten

sich die in Tab. 1 einander gegenüber gestellten optimalen Werte der Beteiligungsparame-ter ab.58

Anhand dieses einfachsten Falls wird die erste Grundauswirkung einer Berücksichti-gung verschiedenartiger sozialer Präferenzen ersichtlich. Die absoluten Werte der Betei-ligungsparameter ergeben sich als das Produkt aus den Faktoren, die vom Fall des reinenEgoismus bekannt sind, und zusätzlichen Gewichtungsfaktoren, deren Ausprägung durchdie Art des sozialen Vergleichs determiniert ist. Unabhängig von der Art sozialer Präfe-renzen kommt es im Vergleich zur Situation des reinen Egoismus als Konsequenz zu einerUmverteilung zwischen den Agenten, welche die Höhe ihrer jeweiligen variablen Vergü-tungsbestandteile verändert. Diese Umverteilung betrifft als Folge der sozialen Präferenzeines Agenten immer diejenigen Anteilsraten, welche die Beteiligung beider Agenten amPerformancemaß des jeweils anderen Agenten festlegen. Im Falle von Konkurrenz erfolgt

Tab. 1: Optimale Werte der Beteiligungsparameter für unterschiedliche Präferenzkonstellationender Agenten und stochastische sowie technologische Unabhängigkeit

Beteili- Zwei Egoisten Zwei konkurrierende Zwei altruistische Ein Altruist undgungspa- Agenten Agenten ein konkurrierenderrameter Agent

v11w2

11

w211 + α1σ2

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= AR11 + k2

1 + k2 + k2l2· AR1

m2

m2 − n2· AR1

m2

m2 − n2· AR1

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1 + k1 + k1l1· AR2 − n1

m1 − n1· AR2

k1l11 + k1 + k1l1

· AR2

v21 0k2l2

1 + k2 + k2l2· AR1 − n2

m2 − n2· AR1 − n2

m2 − n2· AR1

v22w2

22

w222 + α2σ2

2

= AR21 + k1

1 + k1 + k1l1· AR2

m1

m1 − n1· AR2

1 + k1

1 + k1 + k1l1· AR2

Page 16: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

134 H.-U. Küpper und K. Sandner

Konkurrenz Altruismus

Auswirkung auf das Anreizsystembei

- Unabhängigkeit Teamentlohnung RelativeLeistungsbewertung

- nur externen Wirkungs- beziehungen

Vorteilhaftigkeit von Teamentlohnungnimmt zu

Keine Veränderung

- externen und internen Abhängigkeiten

Gleichmäßiges Konkurrenzdenkenführt zu Angleichungder Entlohnung;

Vorteilhaftigkeit der Teamentlohnungsteigt

Stärkere Konzentration aufdas eigene Performancemaß;

Vorteilhaftigkeit der relati-ven Leistungsbewertungsteigt

Auswirkung auf denUnternehmenserfolg

- Unterschiede in den homogenen oder heterogenen Präferenzenkönnen durch den Prinzipal i. d. R. genutzt werden

- Unveränderte Profitabilität bei identischen Agenten(sowohl bei Altruismus als auch bei Konkurrenz)

Abb. 7: Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse bei einer Berücksichtigung von altruistischen und konkur-rierenden Präferenzen

eine Begünstigung des konkurrierenden zu Lasten des jeweils anderen Agenten, im Fallvon Altruismus resultiert eine Lohnreduktion des Altruisten zu Gunsten einer höheren An-reizintensität des jeweils anderen. Als Ergebnis werden entsprechend Abb. 7 die Agentenim Unterschied zum Fall des reinen Egoismus bei Konkurrenzdenken nach Teamgesichts-punkten sowie bei Altruismus relativ zueinander vergütet.

4.1.2 Einfluss externer Wirkungsbeziehungen

Diese einfache Grundstruktur wird durch die Berücksichtigung externer stochastischer

Beziehungen (� =(

σ21 σ12

σ21 σ22

), wobei σ12 = σ21 = σ1σ2ρ mit ρ als Korrelationskoef-

fizientem) grundsätzlich erweitert. Die entsprechenden optimalen Werte der Beteiligungs-parameter sind in Tab. 2 einander gegenüber gestellt.

Zwei zusätzliche Ergebnisse sind in diesem Zusammenhang hervorzuheben. Zumeinen gehen von den (negativen) Beteiligungsparametern v12 und v21 durch die sozia-len Präferenzen der Agenten die bei der Erläuterung der Reaktionsfunktionen in Gl. 9beschriebenen Anreizwirkungen aus. Im Falle von Konkurrenzdenken sind diese posi-tiv, im Falle von Altruismus negativ. Die Folge ist, dass die Anreizintensitäten v11 undv22 bei Konkurrenz zu reduzieren, bei Altruismus hingegen zu erhöhen sind. Andernfallskäme es zu entweder ineffizient hohen oder ineffizient niedrigen Anstrengungsniveaus der

Page 17: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

Anreizsysteme und Unternehmensethik 135T

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m1

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w2 22

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l 21

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n 2·A

R1·σ 1 σ 2

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n 2m

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n 2·A

R1·σ 1 σ 2

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136 H.-U. Küpper und K. Sandner

Agenten. Zum anderen besteht zumindest für den Fall der Konkurrenz (und für einen derbeiden Agenten bei verschiedenartigen Präferenzen) die Notwendigkeit zum Ausgleichzwischen verschiedenen Entlohnungsarten. Im Unterschied zum Fall des reinen Egois-mus können die Beteiligungsparameter v12 und v21 in Abhängigkeit von der Stärke derstochastischen Abhängigkeit sowie je nach Stärke des Konkurrenzdenkens ihr Vorzeichenwechseln. Es existiert folglich ein kritischer Wert für den Korrelationskoeffizienten, abdessen Unterschreitung relative Leistungsbewertung nicht länger optimal ist und durcheine Teamentlohnung zu ersetzen ist. Konkurrenz führt also dazu, dass die relative Vorteil-haftigkeit von Teamentlohnung im Vergleich zur relativen Leistungsbewertung zunimmt(vgl. Abb. 7). Für den Fall von Altruismus (sowie für den anderen der beiden Agentenbei verschiedenartigen Präferenzen) werden hingegen die ursprünglich bereits negativenBeteiligungsparameter v12 und v21 außer für hier nicht gesondert behandelte spezielleKonstellationen (n1 > m1 bzw. n2 > m2) noch negativer, und eine Veränderung in derVorteilhaftigkeit der Entlohnungsart ist dann nicht möglich.

4.1.3 Einfluss zusätzlicher interner Leistungsbeziehungen

Berücksichtigt man neben stochastischen zusätzlich noch interne technologische Bezie-

hungen(

� =(

w11 w12

w21 w22

)), so können die Gewichtungsfaktoren AR1, AR2, AR3 und

AR4, die dann anders definiert sind als in Tab. 2, ihr Vorzeichen entsprechend der bisheri-genAnalysen für den Fall des reinen Egoismus ändern.59 Die bestimmenden Faktoren sinddie Stärke der technologischen Abhängigkeit, die Stärke der stochastischen Abhängigkeitsowie das relative Risiko.60

Berücksichtigt man in dieser Situation unterschiedliche Typen sozialer Präferenzen,können sich je nach konkret vorliegender Parameterkonstellation eineVielzahl vonAuswir-kungen auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems ergeben.61 Aus der Gesamt-sicht kann entsprechend Abb. 7 festgehalten werden, dass gleichmäßig stark ausgeprägtesKonkurrenzdenken beiderAgenten zu einerAngleichung ihrerVertragsangebote durch denPrinzipal führt. Die variablen Vergütungsbestandteile, welche die Entgelte verschiedenerAgenten an dasselbe Performancemaß festlegen, werden mit zunehmend starkem Kon-kurrenzdenken immer ähnlicher. Die relative Vorteilhaftigkeit der Teamentlohnung steigt.Das Gegenteil ist für Altruismus der Fall. Hier liegen die Beteiligungen beider Agenten andemselben Performancemaß mit zunehmender Bedeutung der sozialen Präferenz in ihrerWertigkeit immer weiter auseinander. Es kommt zu einer stärkeren Konzentration auf dasjeweils eigene Performancemaß, und die relative Vorteilhaftigkeit der relativen Leistungs-bewertung steigt. Für verschiedenartige Präferenzen überlagern sich diese Tendenzen.

4.2 Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg

Eine wichtige Fragestellung in der Unternehmensführung betrifft die (optimale) Zusam-mensetzung von Arbeitsgruppen. Die entsprechende Literatur ist bisher stark durch sozio-logische und psychologische Untersuchungen geprägt,62 bei denen methodisch konzep-tionelle Erwägungen und Experimente im Vordergrund standen.63 Durch die Möglichkeit,unterschiedliche menschliche Motivstrukturen über den Vergleich von Zahlungsgrößen

Page 19: Anreizsysteme und Unternehmensethik; Incentive systems and business ethics;

Anreizsysteme und Unternehmensethik 137

zu approximieren,64 besteht die zusätzliche Möglichkeit, die optimale Zusammenstellungeiner Arbeitsgruppe auch formal-theoretisch zu analysieren. Mit den gewonnenen Ergeb-nissen lassen sich präzise Hypothesen ableiten, die eine empirische oder experimentelleÜberprüfung erleichtern.65

Erforderlich ist eine Modellstruktur entsprechend Abschn. 3.2, welche eine expliziteLösung und Berechnung von Nutzenwerten ermöglicht. Im Folgenden sollen die wesentli-chen Erkenntnisse anhand des 2-Agenten-Falls skizziert sowie Erweiterungsmöglichkeitenbeschrieben werden. Grundlegend hierfür sind die in der folgenden Tab. 3 dargestelltenErgebnisfunktionen für den einfachsten Fall technologischer und stochastischer Unab-hängigkeit, welche man erhält, wenn man die optimalen Werte der Anteilsraten aus Tab. 1in die Zielfunktion des Prinzipals einsetzt. Im Hinblick auf die nachfolgend ausgeführtenErkenntnisse wird für eine möglichst einfache Darstellung der Wirkung sozialer Präferen-zen davon ausgegangen, dass sich die Agenten abgesehen von ihren sozialen Präferenzennicht stark unterscheiden.66

Die wesentliche Erkenntnis aus der Analyse der angegebenen Einzelterme liegt darin,dass sich möglichst heterogene Präferenzen durch den Prinzipal am besten nutzen lassen,um eine maximale Firmenprofitabilität zu erreichen67. Gleichartige Präferenzstrukturenkönnen durch den Prinzipal hingegen nicht zu einer Steigerung des Zielfunktionswertesgenutzt werden. Zwei Voraussetzungen sind für dieses Ergebnis erforderlich:

1. Es müssen separate Leistungsmaße für jeden der Agenten verfügbar sein.2. Etwaige Gleichheitsgrundsätze der Entlohnung dürfen keine Rolle spielen.

Um die empirische Aussagekraft der theoretisch abgeleiteten Ergebnisse einzuordnen, istdie Bedeutung dieser Voraussetzungen näher zu kennzeichnen.

Im Hinblick auf die erste Bedingung sind in der Praxis grundsätzlich verschiedene For-men der Gruppenbildung von Agenten denkbar68. Sind individuelle Leistungsmaße trotzeiner unterschiedlich ausgeprägten Erfordernis zur Zusammenarbeit verfügbar, kann dievorgestellte Modellstruktur (ggf. leicht modifiziert) zur Abbildung herangezogen werden.Beispiele reichen von Leistungsinterdependenzen über die gegenseitige Unterstützungbis hin zur gemeinschaftlichen Erfüllung von Projekten, wobei vorausgesetzt wird, dassdie individuellen Beiträge zumindest approximativ über objektive Kennzahlen evaluiertwerden können. In letzter Konsequenz ist es oft eine Frage des Aufwandes, ob separateLeistungsmaße erhoben werden oder nicht, da die für die Gültigkeit der Modellergebnissemindestens erforderlichen Indikatoren grundsätzlich oft verfügbar wären. Alle Situationender Gruppenarbeit, in denen eine derartige Evaluation möglich ist, sind mit dem vorge-stellten Modell erfassbar. Dem entgegen steht der Aufwand der Erhebung, wobei der füreine Gesamtbetrachtung erforderliche Kosten-Nutzen Vergleich selbst nicht Gegenstandder dargestellten Modellstruktur ist.

Situationen, in denen sich die Leistungsbeiträge einzelner Agenten nicht separierenlassen oder eine Erhebung getrennter Leistungsindikatoren einen zu hohen Aufwand ver-ursacht bzw. unmöglich ist, können mit der vorliegenden Modellstruktur hingegen nichtuntersucht werden. Beispiele sind Situationen der voll integrierten Produktion im Sinnevon Alchian und Demsetz (1972) wie das gemeinsame Heben schwerer Ladung in einenLKW.

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138 H.-U. Küpper und K. SandnerT

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 139

Die zweite Anforderung ist im Hinblick auf die praktische Geltung kritischer zu sehen.Voraussetzung für einen möglichst hohen Unternehmenserfolg ist ein Entlohnungssystem,das konkurrierende gegenüber altruistischen Agenten finanziell bevorzugt. In der Unter-nehmenspraxis ist diese Anforderung umso eher erfüllt, je höher die Hierarchieebene derbetroffenen Mitarbeiter ist. Einer entsprechenden Umverteilung variabler Entlohnungsbe-standteile stehen auf niedrigeren Gehaltsstufen ein etwaig vorhandener Tarifvertrag oderzumindest Gleichheitsgrundsätze der Entlohnung gegenüber. Letztere basieren nicht aufden sozialen Präferenzen der Agenten selbst, sondern auf jenen (ggf. außenstehender)Dritter, welche in die Modellstruktur beispielsweise über eine Ungleichheitsaversion desPrinzipals integriert werden könnten.

Unter den besprochenen Voraussetzungen ist die Begründung für die auf den erstenBlick überraschend erscheinende Optimalität einer möglichst großen Heterogenität in denPräferenzen derAgenten intuitiv einleuchtend.Altruisten ziehen einen zusätzlichen Nutzenaus einer höheren erwarteten Entlohnung des anderen Agenten. Konkurrierende Agentenwiederum sind zu höheren Leistungen motiviert, wenn ihr variabler Entgeltanteil jenen desanderen Agenten übersteigt. Für den Prinzipal resultiert aus diesen individuellen Unter-schieden die Möglichkeit, die variablen Entlohnungsparameter des Altruisten zu Gunstendes konkurrierenden Agenten zu reduzieren. Durch diese Maßnahme werden die Präfe-renzstrukturen beider Agenten optimal genutzt. Der konkurrierende Agent strengt sichdurch seine Bevorzugung mehr an, wohingegen der Altruist diese Bevorzugung toleriertund nicht mit reduziertem Leistungsverhalten reagiert. Dies führt zum höchsten erzielbarenUnternehmenserfolg.

Umgekehrt ist ein entsprechender Ausgleich bei homogenen Präferenzen der Agentennicht möglich, und zwar überraschenderweise bei Altruisten ebenso wie bei konkurrie-renden Agenten. Sind beide Agenten durch ein ähnlich ausgeprägtes Konkurrenzdenkengekennzeichnet, müsste der Prinzipal, um dieses nutzen zu können, jeweils den einen zuLasten des anderen bevorzugen. Diese Maßnahmen sind nicht kompatibel und gleichensich im Extremfall gerade aus. Gleiches gilt für altruistische Agenten, in deren Interessejeweils eine Bevorzugung des anderen Agenten liegt. Auch hier sind die Maßnahmen desPrinzipals zur Nutzung einer etwaigen Zusatzmotivation für beide Agenten nicht kompati-bel, weshalb sich im Extremfall identischer Agenten ein unveränderter Zielfunktionswertim Vergleich zu rein egoistischen Abteilungsleitern ergibt.

Allgemein bedeutet dies, dass der Prinzipal zwar das Konkurrenzdenken eines Agentengenauso wie den Altruismus eines Agenten für sich nutzen kann, diese Möglichkeit aberverloren geht, wenn der jeweils andere Agent sich nicht egoistisch, sondern ebenfalls kon-kurrierend oder altruistisch verhält. Also kann der Prinzipal jede Form der Heterogenitätin den (sozialen) Präferenzen durch ein geeignet gestaltetes Entgeltsystem für sich nutzen,während homogene Präferenzen unabhängig von ihrer Charakteristik zu einem unverän-derten Zielfunktionswert führen. Der maximale Unternehmenserfolg wird bei möglichstgroßer Heterogenität erreicht.

Diese in Abb. 7 enthaltenen Ergebnisse gelten für verschiedene Formen der internenund externen Beziehungen, solange die Voraussetzung erfüllt ist, dass getrennte Perfor-mancemaße der Agenten verfügbar sind. Dabei spielt es insbesondere keine Rolle, obtechnologische Abhängigkeiten bestehen, die Agenten sich gegenseitig unterstützen undmiteinander kooperieren sollten oder ob keinerlei Leistungsverbund auf horizontaler Ebe-

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140 H.-U. Küpper und K. Sandner

ne vorliegt. In ähnlicher Art und Weise konnte gezeigt werden, dass der Prinzipal beivertikalen Präferenzen das Konkurrenzdenken eines Agenten gegenüber ihm selbst fürsich nutzen kann.69

4.3 Erweiterungsmöglichkeiten der Modellanalyse

Die beschriebenen Ergebnisse des 2-Agenten-Falls eröffnen eine Reihe weiterer interes-santer Forschungsfragen. Insbesondere ist zu untersuchen, inwiefern der Prinzipal von derHeterogenität seiner Agenten im n-Agenten-Fall profitieren kann. Dies wird maßgeblichvon der Art abhängen, wie sich die Agenten untereinander vergleichen, da dies letztendlichentscheidend dafür ist, ob und wie der Prinzipal bei den erforderlichen Umverteilungs-maßnahmen einen für ihn vorteilhaften Ausgleich finden kann. Die Beantwortung dieserFragen wird ermöglicht, wenn man das in Abschn. 3.2 beschriebene allgemeine Modellfür n Agenten explizit löst und das Nettoergebnis des Prinzipals berechnet.

Eine andere wichtige Erweiterung betrifft die Frage, wie sich eine Ungleichheitsa-version des Prinzipals auf den Unternehmenserfolg auswirkt. In diesem Fall würden dieerforderlichen Umverteilungen, um heterogene Präferenzen im eigenen Interesse nutzenzu können, einen Disnutzen beim Prinzipal verursachen. Die daraus resultierenden gegen-läufigen Effekte bedingen einen Ausgleich, der weitere interessante Einblicke hinsichtlicheiner optimalen Gruppenzusammensetzung aus theoretischer Sicht ermöglicht.

Ferner könnte man annehmen, dass die Agenten neben den absoluten Entgelthöhenzusätzlich die Anstrengungen, die erforderlich sind, um das jeweilige Entgelt zu erreichen,zum Bestandteil des sozialen Vergleichs machen. Dies würde jedoch eine Beobachtbarkeitder Anstrengungskosten voraussetzen; es ist zu vermuten, dass sich keine wesentlichenVeränderungen der Modellergebnisse ergeben.

Die eindrücklichsten Erkenntnisse der Modellanalyse liegen in der Nutzbarkeit hete-rogener Präferenzen zugunsten des Unternehmenserfolgs und den Hinweisen auf die Zu-sammensetzung von Arbeitsgruppen. Beide bedürfen einer weitergehenden empirischenund analytischen Überprüfung. Eine wichtige Einschränkung der hier durchgeführten Un-tersuchung besteht darin, dass sie lediglich Präferenzen gegenüber Kollegen derselbenHierarchieebene einbezog. Neben dem vertikalen Vergleich können insbesondere die wer-tende Einstellung einer Person gegenüber der Unternehmung und der eigenen Tätigkeitsowie weitere ethische Prinzipien wie Pflichtauffassung usw. seinVerhalten bestimmen. ImHinblick auf diese Komponenten der Präferenzstrukturen könnte sich dann Heterogenitätals weniger vorteilhaft erweisen70.

Für die Zusammensetzung von Arbeitsgruppen können die beschriebenen Ergebnisselediglich einen wichtigen motivationalenAspekt aus Sicht derAnreizsetzung abbilden. Zu-dem waren andere Faktoren wie die Komplementarität fachlicher Kompetenzen oder diealters- bzw. geschlechtsmäßige Zusammensetzung nicht Gegenstand derAnalyse. Deshalbist es weiterhin erforderlich, sich dem komplexen Problem der Gruppenzusammensetzungaus verschiedenen Perspektiven unter Verwendung unterschiedlicher methodischer Ansät-ze zu nähern, um mit der dann gewonnenen Gesamtsicht wertvolle Erkenntnisse für diePraxis liefern zu können.

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 141

5 Einordnung der Modellergebnisse und Forschungsaufgaben ausunternehmensethischer Sicht

Mit sozialen Präferenzen werden Aspekte in die Analyse eingeführt, die einen Bezug zuethischen Normen aufweisen. Dabei wird zuerst deutlich, dass Egoismus nicht den Gegen-pol zuAltruismus und diesem ähnlichen Präferenzen wie Reziprozität und Ungleichheitsa-version bildet. Da sich auf der anderen Seite die ebenfalls in der Realität zu beobachtendenKonkurrenzorientierungen bis hin zu Neid und Schadenfreude befinden, steht Egoismusletztlich zwischen zwei Polen. Auf die Realität gerichtete Analysen und Gestaltungsaus-sagen haben entsprechend den Ergebnissen beispielsweise der experimentellen Forschungdavon auszugehen, dass die Menschen unterschiedliche Präferenzen verfolgen. Die empi-rische Forschung verschiedener Disziplinen wie der Psychologie, der Neurobiologie undder experimentellen Entscheidungsforschung muss zeigen, wie (und wann) diese Präfe-renzen gebildet werden, wie stark und unveränderlich sie im Einzelnen verankert sind undinwieweit sie situationsabhängig beeinflussbar sind.

Aus betriebswirtschaftlicher und aus ethischer Sicht liegt ein wichtiges Ergebnis dieserUntersuchung darin, dass zumindest für die Unternehmung keine Präferenzart von vornher-ein vorziehenswert ist. Interessanterweise zeigt die Modellanalyse am Beispiel der Gestal-tung betrieblicherAnreizsysteme auf der einen Seite, dass konkurrenzorientiertesVerhaltenfür die Zielerreichung der Unternehmung günstig sein kann, während umgekehrt Altruis-mus zu Problemen führen kann. Konkurrenz stärkt die intrinsische Motivation, verringertdaher die Notwendigkeit der Anreizsetzung durch die Unternehmung und spart insoweitbetriebliche Kosten. Ihre positiven Effekte zeigen sich in verschiedenen Gesellschaftsbe-reichen wie z. B. dem Sport und werden in marktwirtschaftlichen Systemen explizit ge-nutzt. Während starkes Konkurrenzdenken auch bei externem Wirkungsverbund die Team-entlohnung vorteilhaft werden lässt, steigt mit zunehmendem beidseitigem Altruismus dieVorteilhaftigkeit der relativen Leistungsbewertung. Diese Ergebnisse der Modellanaly-se weisen darauf hin, dass Konkurrenz und Altruismus im Hinblick auf die EntlohnungKonsequenzen haben können, die der ursprünglichen Intuition eher zuwider laufen.

Die individuellen Präferenzen der Führungskräfte und Mitarbeiter einer Unternehmungsind empirisch wirksam. Da aus wissenschaftlicher Sicht die Akzeptanz von Normendem Einzelnen überlassen bleiben muss71, haben auch unternehmensethische Analysenvon ihnen auszugehen. Die Einbeziehung altruistischer Präferenzen lässt erkennen, dassauch diese der gewünschten Wirkung moralischer Prinzipien entgegenstehen können. Diesuntermauert die Notwendigkeit analytischer und empirischer Untersuchungen für einefundierte Begründung solcher Prinzipien.

Die Analyse hat ferner gezeigt, dass die Wirkung der verschiedenartigen Präferenzenvon mehreren Determinanten abhängig ist. Interner Leistungs- und externer Wirkungsver-bund sind maßgeblich dafür, inwieweit soziale Präferenzen zugunsten der Unternehmungwirken oder einem an Egoismus orientierten Anreizsystem eher entgegenstehen. OhneBeachtung dieser Rahmenbedingungen lassen sich daher Anreizsysteme und deren Wir-kung auf den Einzelnen und die Unternehmung nicht angemessen prognostizieren undbeurteilen.

Wenn Mitarbeiter verschiedenartige Präferenzstrukturen aufweisen, können sie nichtmit demselben Anreizsystem in gleicher Weise motiviert werden. Dies deutet auf den

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142 H.-U. Küpper und K. Sandner

alten (Rechts-)Grundsatz hin, dass Gerechtigkeit nicht Gleichbehandlung heißt, sonderndem Einzelnen nach seinen Eigenschaften begegnet werden muss72. Andererseits spielenGleichheitsgrundsätze in der Entlohnung eine wichtige Rolle73. Die durchgeführte Modell-analyse lässt erkennen, dass der unternehmensethische Konflikt zwischen beiden Prinzipi-en bei der Gestaltung von Anreizsystemen zu beachten und zu lösen ist. Untersuchungenwie die hier vorgelegte sind erforderlich, um die Konflikte zwischen moralischen Prinzi-pien wie die einer Lohngerechtigkeit in Form von Gleichheit, individuellen (ethischen)Präferenzen und Unternehmenszielen oder Präferenzen von Shareholdern zu durchleuch-ten. Auf dieser Basis lassen sich dann Prinzipien für die Gestaltung von Anreizsystemenaus der rein ökonomischen Sichtweise lösen und ethisch begründen.

Anmerkungen

1 Vgl. hierzu Küpper und Schreck (2008).

2 Als Äquivalenz von Lohnsatz und Schwierigkeit der Arbeit.

3 Als Äquivalenz von individuellem Lohn und individueller Leistung.

4 Vgl. z. B. Kosiol (1962, S. 29 ff.); Marr und Stitzel (1979, S. 183, 394–426); Kupsch und Marr(1991, S. 819–829).

5 Vgl. Friedl et al. (2009).

6 Neben derVerhaltensbeeinflussung kommt in der entscheidungsorientierten Betriebswirtschafts-lehre vor allem auch der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle zu. Vgl. hierzu Küpper(2009b).

7 Eine explizite Ausnahme ist die Arbeit von Roiger (2007).

8 Vgl. hierzu Küpper (2006, S. 88, 173 f.).

9 Zur Funktion dieser Prämisse vgl. Kirchgässner (2008); Homann (1994, S. 69 ff.); Homann undSuchanek (2005, S. 363 ff.).

10 Vgl. Fehr und Schmidt (1999, 2003); Fehr und Fischbacher (2002).

11 Vgl. hierzu Küpper (2005, 2006).

12 Vgl. Küpper (2006, S. 148–152).

13 Vgl. hierzu Berthel und Becker (2007, S. 445 ff.) sowie Küpper (2008, S. 239 ff.).

14 Persönlichkeitsmerkmale werden spieltheoretisch als Präferenzen in den Nutzenfunktionen ab-gebildet.

15 Auch wenn Präferenzen nur schwierig zu beobachten sind, existieren in der Literatur keine Belegedafür, dass das eigene (materielle) Wohlergehen für die Erklärung individuellen Verhaltens keineRolle spielt.

16 Vgl. hierzu den überblick in Fehr und Fischbacher (2002, S. C2–C4).

17 Der Begriff Missgunst bezeichnet zusätzlich die Einstellung der Habenden gegenüber den Nicht-habenden, denen sie keineVerbesserung ihrer Situation gönnen. Für eine philosophische Betrach-tung des Neides vgl. Schöck (1966), insbesondere S. 75–122. Für eine philosophische Annähe-rung an den Begriff der Schadenfreude vgl. Heider (1958).

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 143

18 Macauly und Berkowitz (1970, S. 3). Für eine allgemeinere Kennzeichnung von Altruismus vgl.Hunt (1992, S. 16 ff.). Zum Verhältnis von Altruismus und Eigennutz vgl. Kirchgässner (2008,S. 56–62).

19 Vgl. Kolm (2000, S. 115 ff.); Fehr und Fischbacher (2002, S. C3).

20 Für eine philosophische Definition von Fairness vgl. Rawls (1979, S. 133 f.).

21 Vgl. hierzu und zum vorangegangenen Punkt Fehr und Fischbacher (2002, S. C3).

22 Vgl. hierzu u. a. Roth (2003, 2005); Singer (2005).

23 Mit der Entstehung und Stabilität von Präferenzen aus formaler Sicht befasst sich auch dieevolutionäre Spieltheorie. Für einen Überblick hierzu vgl. Sethi und Somanathan (2003) sowieHenrich (2004).

24 Roth (2003, S. 552). Vgl. hierzu und zum Folgenden auch Küpper (2006, S. 66–68).

25 Vgl. Küpper (2009a, S. 792) sowie Singer (2005, S. 708 ff.).

26 Küpper (2009a, S. 791). Vgl. zu dieser These auch Roth (2005, insbesondere S. 696 ff.).

27 Vgl. Fehr und Fischbacher (2002, S. C3). Anhand experimenteller Befunde wurde gezeigt, dassdie Modellierung von Ungleichheitsaversion eine Vielzahl scheinbar reziproker Verhaltens-weisen erklären kann. Vgl. hierzu Fehr und Schmidt (1999, S. 825 ff.) und Ockenfels (1999,S. 139 ff.).

28 Äquivalent dazu ist die Auswirkung der Veränderung des Durchschnittsergebnisses einer Refe-renzgruppe auf den eigenen Nutzen.

29 Vgl. Holmström (1979, 1982); Grossman und Hart (1983); Mookherjee (1984); Holmström undMilgrom (1987, 1990, 1991).

30 Zu Modellen hierfür vgl. Mayer und Pfeiffer (2004); Itoh (2004); Englmaier und Wambach(2005); Mayer (2006); Dur und Glazer (2008).

31 Vgl. Friedl et al. (2009).

32 Seitenverträge sind aufgrund ihrer Illegalität gerichtlich nicht durchsetzbar und daher notwen-digerweise unvollständig. Für agencytheoretische Untersuchungen der optimalen Anreizgestal-tung bei einer Möglichkeit der Agenten untereinander Absprachen zu treffen vgl. Tirole (1986,1988); Itoh (1993); Macho-Stadler und Pérez-Castrillo (1993) sowie Feltham und Hofmann(2006, 2007).

33 Zu den hierbei schon bei Eigennnutz auftretenden Agencyproblemen und deren formale Abbil-dung vgl. z. B. Riegler (2000).

34 Im Controlling spricht man dabei von einer Ziel- oder Ergebnisinterdependenz, weil die Wirkungder einen Handlung auf das Unternehmensziel auch von der anderen Handlung abhängig ist. Vgl.Küpper (2008, S. 68).

35 Vgl. Küpper (2009b, S. 252).

36 Beispielsweise handelt es sich dann um eine mehrvariablige lineare Kosten- (und/oder) Gewinn-funktion. Vgl. Schweitzer und Küpper (2008, S. 341, 416, 476); Küpper (2009b S. 260 ff.).

37 Stochastische Einflüsse können beispielsweise Umwelteinflüsse wie die konjunkturelle Ent-wicklung, aber auch Messfehler sein. Bei der Erhebung mehrerer Performancemaße besteht dieMöglichkeit, dass zwischen diesen stochastische Verbundbeziehungen bestehen. Vgl. hierzu denfolgenden Abschn. 2.4.

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144 H.-U. Küpper und K. Sandner

38 In der Kosten- und Erlösrechnung erkennt man derartige Beziehungen z. B. in der Abweichungs-analyse durch das Vorliegen von Abweichungen höheren Grades. Vgl. Schweitzer und Küpper(2008, S. 437, 687).

39 Vgl. Fandel et al. (2009).

40 Alchian und Demsetz (1972) definieren die voll integrierte Produktion (bei ihnen: Teampro-duktion) erstmals als einen Produktionsprozess, in dem zur Herstellung eines Outputs mehrereRessourcen benötigt werden, die nicht separierbar sind und nicht einer einzigen Person gehören.Vgl. Alchian und Demsetz (1972, S. 779).

41 Beim Öffentlichen-Gut-Spiel tragen mehrere Personen auf ihre Kosten zum Nutzen der Allge-meinheit bei. Vgl. hierzu grundlegend Olsen (1965).

42 Unter einem sogenannten „Belief“ versteht man in der Spieltheorie die Wahrscheinlichkeit,welche ein Spieler einem Knoten innerhalb einer mehrelementigen Informationsmenge zuordnet.

43 Man spricht in diesem Zusammenhang auch von interdependenten Präferenzen.

44 Ein häufigesArgument gegen die Berücksichtigung sozialer Präferenzen ist, dass man durch eineentsprechende Spezifikation der Nutzenfunktionen fast jedes beliebige Ergebnis rechtfertigenkann. Dem ist zu entgegnen, dass Nutzenfunktionen nicht fallweise angepasst, sondern allgemeinfür die Erklärung typischer menschlicher Verhaltensweisen entwickelt werden. Vgl. Camerer(2003, S. 101 ff.).

45 Zur Kennzeichnung vgl. Sandner (2008, S. 16–18). Vgl. hierzu auch den Überblick in Fehr undSchmidt (2003, S. 218–230) sowie Itoh (2004, S. 22–25).

46 Vgl. Bolton (1991); Fehr und Schmidt (1999); Bolton und Ockenfels (2000).

47 Vgl. grundlegend zu diesem Ansatz Rabin (1993) sowie die neueren Analysen von Charness undRabin (2002); Dufwenberg und Kirchsteiger (2004) und Falk und Fischbacher (2006).

48 Vgl. exemplarisch die Studien von Falk et al. (2005, 2008).

49 Vgl. Levine (1998); Cox et al. (2007).

50 Wegen dieses Konstruktionsmerkmals nehmen Fehr und Schmidt (2003, S. 218–224) beispiels-weise keine Unterscheidung zwischen den „Distributional Approaches“ und dem „Type BasedModelling“ vor.

51 Zur matriziellen Formulierung des LEN-Modells im n-Agenten-Fall vgl. Krapp (2000, 2004).

52 Im Folgenden bezeichnen normal gedruckte Kleinbuchstaben Skalare, fett gedruckte Kleinbuch-staben Vektoren und fett gedruckte Großbuchstaben Matrizen.

53 Diese wirken sich negativ auf ihren Nutzen aus und können in physischen oder psychischenMühen, Verzicht auf Freizeit oder anderen Aktivitäten bestehen.

54 Der Diagonalisierungsoperator extrahiert aus einer Matrix die Hauptdiagonale, indem er eineneue Matrix generiert, in welcher die Hauptdiagonalenelemente identisch mit jenen der Ur-sprungsmatrix, alle anderen Matrizenelemente aber gleich 0 sind.

55 Eine Abbildung der Ungleichheitsaversion ist im LEN-Kontext ebenfalls möglich. Vgl. Bartling(2008).

56 Vgl. hierzu Edgeworth (1881); Bester und Güth (1998) sowie Fehr und Schmidt (2003, S. 219 f.).

57 Vgl. Mayer und Pfeiffer (2004); Dierkes und Harreiter (2006); Sandner (2008); Küpper undSandner (2008); Sandner (2009).

58 Vgl. Dierkes und Harreiter (2006) sowie Sandner (2008).

59 Vgl. hierzu Choi (1993) sowie Itoh (1992, S. 327–332).

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Anreizsysteme und Unternehmensethik 145

60 Vgl. Choi (1993, S. 39–42).

61 Vgl. Sandner (2008, S. 122–134).

62 Vgl. exemplarisch die Studien von Yeh und Chou (2005); Sanders und Carpenter (1998); Bantelund Jackson (1989). Für eine betriebswirtschaftliche Studie vgl. Ensley und Hmieleski (2005).

63 Vgl. LePine (2003); Tziner (1988); Jackson (1992).

64 Vgl. Fehr und Schmidt (1999); Ockenfels (1999); Bolton und Ockenfels (2000).

65 Zur Bedeutung theoretisch hergeleiteter Hypothesen für die empirische Forschung im Hinblickauf das Endogenitätsproblem vgl. Chenhall und Moers (2007) sowie Larcker und Rusticus(2007).

66 Für den Fall eines dominierenden Agenten bei gleichzeitig nicht hinreichend starkensozialen Präferenzen können abweichende Ergebnisse als Spezialfälle resultieren. Vgl. hierzuKüpper und Sandner (2008).

67 Vgl. Küpper und Sandner (2008).

68 Vgl. Abschn. 2.3.

69 Vgl. Mayer und Pfeiffer (2004).

70 Vgl. Küpper (2006, S. 226 ff.), insbesondere S. 227.

71 Vgl. Küpper (2005, S. 837 f.); Küpper (2007, S. 259–262).

72 Vgl. Küpper (2006, S. 22); Rawls (1979, S. 81 ff.); Rawls (1977, S. 19–24).

73 Beispielsweise im Hinblick auf die Äquivalenz von Lohn und Arbeitsschwierigkeit sowie indi-viduelle Leistung. Vgl. Kosiol (1962, S. 29 ff.); Berthel und Becker (2007, S. 430–433).

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Incentive systems and business ethics

Abstract: The article analyses the structuring of incentive systems from a business ethics pointof view. The focus is on examining the impact of different types of social preferences on wagecompensation. Besides the structuring of incentive systems, especially the effects of different typesof social preferences on firm profits are analyzed. The paper systematizes important determinants forthe impact of social preferences on the structure of the incentive system as well as firm profitabilityand provides an overview over the literature employing formal models based on a possibly generalmodeling approach.

Keywords: Social preferences · Altruism · Rivalry · Egoism · Incentive systems ·Interdependencies · Business Ethics