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Ansichten eines Clowns Ansichten eines Clowns ist ein Roman des deutschen Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll . Bereits der Vorabdruck in der Süddeutschen Zeitung löste eine heftige Diskussion wegen seines Inhalts aus. Im Januar 1963 wurde der Roman erstmals vollständig veröffentlicht. Böll selbst kritisierte an seinem Roman, dass er sehr konstruiert sei und hob hervor, dass sein Werk nicht von Anti-Katholizismus geprägt sei. Inhalt Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Beziehung und Liebe zu einer Frau, und so auch er selbst, an der wertmobilen Nachkriegsgesellschaft der fünfziger und sechziger Jahre zerbricht. Der Protagonist Hans Schnier hat sich in Abwendung von den Traditionen seiner vom Wirtschaftswunder geprägten Familie ganz bewusst gegen eine Karriere als Politiker oder Unternehmer entschieden. Sehr früh beginnt dieser mit hohen moralischen, jedoch vom Glauben völlig unabhängigen Werten ausgestattete junge Mann eine Beziehung zu einem streng katholischen Mädchen namens Marie Derkum. Sechs Jahre führen beide eine ausgefüllte Beziehung. Als sie heiraten wollen, beginnt eine Diskussion über die Art der Trauung und die Erziehung ihrer Kinder. Und obwohl Hans Schnier in allen Punkten einwilligt, sich den Vorstellungen seiner zukünftigen Frau zu beugen, zerfasert bereits in der Diskussion das Band, das beide miteinander verbunden hatte. Am nächsten Tag findet Hans Schnier einen Zettel, auf dem steht: „Ich muss den Weg gehen, den ich gehen muss.“ Von diesem Tag an geht es mit dem recht erfolgreichen Clown, offiziell „Komiker“, bergab. Er ergibt sich dem Alkohol und erlebt einen rasanten Abstieg. Der Roman umfasst insgesamt nur eine Zeitspanne von wenigen Stunden, beginnend bei der Ankunft in Bonn. In Bonn beginnt Schnier, seine Eltern und alte Bekannte anzurufen, doch nirgendwo findet er sich verstanden. Seine Eltern waren überzeugt vom Nationalsozialismus . Seine Mutter

Ansichten Eines Clowns

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Page 1: Ansichten Eines Clowns

Ansichten eines ClownsAnsichten eines Clowns ist ein Roman des deutschen Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll. Bereits der Vorabdruck in der Süddeutschen Zeitung löste eine heftige Diskussion wegen seines Inhalts aus. Im Januar 1963 wurde der Roman erstmals vollständig veröffentlicht. Böll selbst kritisierte an seinem Roman, dass er sehr konstruiert sei und hob hervor, dass sein Werk nicht von Anti-Katholizismus geprägt sei.

Inhalt

Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Beziehung und Liebe zu einer Frau, und so auch er selbst, an der wertmobilen Nachkriegsgesellschaft der fünfziger und sechziger Jahre zerbricht.

Der Protagonist Hans Schnier hat sich in Abwendung von den Traditionen seiner vom Wirtschaftswunder geprägten Familie ganz bewusst gegen eine Karriere als Politiker oder Unternehmer entschieden. Sehr früh beginnt dieser mit hohen moralischen, jedoch vom Glauben völlig unabhängigen Werten ausgestattete junge Mann eine Beziehung zu einem streng katholischen Mädchen namens Marie Derkum. Sechs Jahre führen beide eine ausgefüllte Beziehung. Als sie heiraten wollen, beginnt eine Diskussion über die Art der Trauung und die Erziehung ihrer Kinder. Und obwohl Hans Schnier in allen Punkten einwilligt, sich den Vorstellungen seiner zukünftigen Frau zu beugen, zerfasert bereits in der Diskussion das Band, das beide miteinander verbunden hatte. Am nächsten Tag findet Hans Schnier einen Zettel, auf dem steht: „Ich muss den Weg gehen, den ich gehen muss.“ Von diesem Tag an geht es mit dem recht erfolgreichen Clown, offiziell „Komiker“, bergab. Er ergibt sich dem Alkohol und erlebt einen rasanten Abstieg.

Der Roman umfasst insgesamt nur eine Zeitspanne von wenigen Stunden, beginnend bei der Ankunft in Bonn.

In Bonn beginnt Schnier, seine Eltern und alte Bekannte anzurufen, doch nirgendwo findet er sich verstanden. Seine Eltern waren überzeugt vom Nationalsozialismus. Seine Mutter arbeitet nun aber für das „Zentralkomitee zur Versöhnung rassischer Gegensätze“, was im Gegensatz zu ihrer Haltung während des Dritten Reichs steht. Sein Vater ist ein erfolgreicher und kluger Unternehmer. Aber er war auch überzeugter Nationalsozialist. Bei einem Zwischenfall, bei dem eine Gruppe der Hitlerjugend wegen eines defätistischen Scherzes über den Zehnjährigen herfällt, und dieser in seiner Angst dem HJ-Führer ein „Nazischwein“ entgegenschleudert, verteidigt der Vater den zehnjährigen Sohn nur halbherzig.

Er spricht über seinen alten Lehrer, der seinen Schülern nationalsozialistische Werte vermittelt hat, jedoch nie ein Parteibuch besaß, und nach dem Krieg eine glänzende Ämterkarriere machte, offiziell als Mann mit „weißer Weste“. Er spricht über einen Schriftsteller, einen überzeugten Nazi, der ein Buch schrieb, in dem es um eine deutsch-französische Liebe geht. Da die Protagonisten am Ende heiraten, hatte der Autor 10 Monate Schreibverbot bekommen; nach dem Krieg ließ er sich als Widerstandskämpfer feiern und betonte immer wieder, er habe Schreibverbot von den Nazis bekommen. Außerdem spricht Schnier immer wieder über Marie, das wohl einzige Mädchen, das er jemals geliebt hat, abgesehen vielleicht von seiner Schwester, die während des Krieges als Flakhelferin gestorben ist, nachdem ihre Mutter sie dorthin geschickt hat.

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Mehr und mehr wird die Kritik an den unreflektierten Wertewechseln der Deutschen im Übergang vom Dritten Reich zur Bundesrepublik klar, an der fehlenden Verarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus und der Katholischen Kirche, die als Institution ihren Anhängern eben diese unreflektierte Anpassung bis hin zu Gehorsam abverlangt.

Das Buch endet mit einem pathetischen Bild: Hans Schnier setzt sich in Bonn auf die Treppe des Bahnhofs und spielt Gitarre, wozu er nicht, wie ursprünglich geplant, die Lauretanische Litanei, sondern ein spontan getextetes Lied anstimmt, das mit den Zeilen beginnt: „Der arme Papst Johannes, hört nicht die CDU, er ist nicht Müllers Esel, er will nicht Müllers Kuh.“ (dtv-Ausgabe, 43. Aufl. 1997, S. 273.) Neben sich legt er den Hut, den er zu seinen Chaplinparodien getragen hatte. Die Leute halten ihn für einen Bettler, was er vielleicht auch ist, und werfen ihm Geld in seinen Hut. So wartet er dort auf die Rückkehr seiner Geliebten. - Die beiden der Druckfassung vorangehenden Niederschriften des Romans enthalten jeweils ein Schlusskapitel, in dem die Rückkehr Marie Derkums zu Hans Schnier geschildert wird.

Inhalt:

„Ansichten eines Clowns“ schildert, wie der Clown Hans Schnier im Verlauf eines einzigen Abends versucht, seine Freundin Marie zurückzugewinnen und seine katastrophale finanzielle Situation zu verbessern.

Nach einer missglückten Tournee kommt der Clown Hans Schnier abends mit einer Knieverletzung und leeren Taschen in seine Bonner Wohnung zurück. Er ist beruflich schwer angeschlagen und fühlt sich einsam, da ihn seine Freundin Marie, die er liebt, verlassen hat. Er führt lange Telefonate mit verschiedenen Bekannten aus dem „Kreis fortschrittlicher Katholiken", mit seiner Mutter und seinem Bruder. Er ist auf der Suche nach Marie und braucht Geld. Alle Gespräche sind ein Fehlschlag, er bekommt keine finanzielle Unterstützung und muss erfahren, dass Marie mit dem Katholiken Züpfner auf Hochzeitsreise in Rom ist. Auch der einzige Besuch des Abends bleibt enttäuschend. Sein reicher Vater möchte ihm eine solide künstlerische Ausbildung finanzieren. Hans Schnier lehnt jedoch ab und fordert Geld für seinen Lebensunterhalt. Er erfährt, dass dies für seinen Vater keine vernünftige, Gewinn bringende Investition ist. Deswegen denkt er über die Macht des Geldes nach. Nach etwas mehr als drei Stunden begibt sich Schnier, weiß geschminkt, mit einer Gitarre und einem Bettelhut an den Bahnhof Der Clown will sich seinen Lebensunterhalt durch Almosen sichern und den Kampf um Marie erneut aufnehmen. Er wartet dort auf ihre Rückkehr aus den Flitterwochen. uz839h4197xzzg

Thematik des Werkes:

Böll kritisiert mit diesem Werk alle politischen und religiösen Standpunkte. Rechte und Linke, Arme und Reiche, Protestanten und Katholiken werden gleichermaßen von ihm angegriffen. Der Roman „Ansichten eines Clowns“ spiegelt das Leben eines Ausgestoßenen der Gesellschaft wieder, dem jede Freiheit genommen wird.

Entwicklung des Konfliktes:

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Der Clown Hans Schnier verliert seinen Job und seine Geliebte. Er versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und seine Geliebte Marie wieder zurückzuerobern. Doch alle seine Pläne scheitern. Sein letzter Plan ist am Bahnhof Almosen zu sammeln und mit diesem Geld Marie zurückzubekommen. Er endet wie es sich schon am Anfang dieses Buches abgezeichnet hat in der Gosse.

Beteiligte Personen:

Alle Konflikte drehen sich um den Clown Hans Schnier, der seine Arbeit und seine Geliebte verliert. Seine Beziehung zu seinen Eltern ist tief gestört. Den Tod seiner Schwester Henriette lastet er seiner Mutter an, da diese Henriette dazu ermutigt hat in den Krieg zu ziehen. Sein Vater ist ein materialistischer Geschäftsmann, der Hans als Pantomime vermarkten will. Hans will sich aber nicht an ihn binden und lehnt ab. Marie ist Hans Schniers verlorene Geliebte, die ihm alles bedeutete. Sie verließ ihn auf Anraten ihrer katholischen Glaubensgenossen und heiratete Heribert Züpfner, einen katholischen Verbandsfunktionär.

Charakteristik der wichtigsten Personen:

Hans Schnier: Der Held des Romans weist einige Besonderheiten auf: Er leidet von Natur aus an Kopfschmerzen und Melancholie, ist dem Alkohol zugewandt und kann am Telefon Gerüche wahrnehmen. Er versteht nicht das so viele Menschen die sich für den Nationalsozialismus eingesetzt haben in der Kirche Unterschlupf gefunden haben. Hans flüchtet gerne in seine Träume und Erinnerungen an die Vergangenheit. Er befindet sich in einer tiefen persönlichen und beruflichen Krise, seitdem ihm seine Geliebte Marie verlassen hat. Ihm fehlt jeglicher Lebensmut, er ist total verzweifelt und handelt dadurch manchmal unlogisch und nicht zu seinen Gunsten. Am Ende des Werkes landet er in der Gosse.

Marie: Sie verkörpert die traditionelle Frauenrolle, die fernab eines modernen emanzipierten Frauenbildes steht. Marie ist die Aktivere im Gemeinschaftsleben und umsorgt ihren Mann (Hans Schnier) liebevoll. Da sie eine gläubige Katholikin war widersagte es ihr, das sie Hans nicht kirchlich heiraten wollte. Darum verließ sie ihn. Sie ist sehr abhängig von ihren katholischen Genossen und lebt für ihren Glauben.

Zeit und Ort der Handlung:

Der Roman „Ansichten eines Clowns“ erschien im Jahr 1963. Die Handlung spielt in der unmittelbaren Gegenwart, greift aber häufig auf die Nachkriegsjahre und das Kriegsende zurück. Die Zeitspanne des Geschehens in diesem Werk beträgt nur wenige Stunden. Das gesamte Werk spielt in Bonn.

Zeitgeschichtlicher Hintergrund:

Böll kritisiert in seinen Werken immer wieder die weit verbreitete Tendenz, die nationalsozialistische Vergangenheit zu verdrängen, anstatt sich mit ihr bewusst auseinander zu setzen. Er bekannte sich 1952 rückblickend zur so genannten Trümmerliteratur: „Wir schrieben also vom Krieg, von der Heimkehr und dem, was wir im Krieg gesehen hatten und bei der Heimkehr vorfanden: von Trümmern; das ergab drei Schlagwörter, die der jungen Literatur angehängt werden: Kriegs-, Heimkehrer- und Trümmerliteratur.“

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Bölls kritische Sichtweise der bundesdeutschen Gesellschaft geht einher mit der Kritik am Katholizismus. Gerade diese, nicht nur von Böll gesehene Verbindung von Kirche und Staat kehrt als Thema in vielen seiner Schriften immer wieder ein.

Struktur des Werkes:

Das eigentliche Geschehen - es ist kaum als Handlung zu bezeichnen - verläuft innerhalb von ungefähr zwei Stunden an einem Märztag des Jahres 1962, wobei Hans Schniers Erinnerungen bis in die Kindheit zurück-reichen. Der Roman ist in 25 Kapitel untergliedert, die logisch aufeinander folgen, jedoch kann man oft schwer zwischen Träumen und der Realität unterscheiden. Böll lässt das Buch am Ende beginnen und bringt

viele Rückblenden ein.

Sprache, Stil und Wortschatz:

Die Sprache ist klar und lebendig. Sie enthält viele Detailschilderungen, so dass man sich in das Erzählte hineinversetzen kann. Es kommen oft sehr lange Sätze mit vielen Nebensätzen vor. Viele verschiedene Teile setzen sich allmählich zu einem Bild zusammen. Das Werk ist ein durchgehender Ich-Monolog. Dadurch, dass der Roman in der Ich-Form geschrieben ist, wird die Identifikation mit der Sicht des Erzählers zwingend. Es kommen häufige Zeitwechsel vor, die verschiedene Ebenen, wie Erinnerungen, Gegenwart und Zukunft, voneinander abgrenzen sollen. Der Autor verwendet betonte Wiederholungen und eine bildhafte und übertriebene Ausdrucks-weise, um damit die tägliche Monotonie und Automatik zu kritisieren. Die Stimmung des Werkes ist eher getrübt und negativ. Der Autor kommt in diesem Werk zum Vorschein, da er seine eigenen Erfahrungen in diesem Buch verarbeitet.

Autor (Heinrich Böll):

Böll ist am 21.12. 1917 in Köln geboren.

Er starb am 16.07.1985 in Bornheim-Merten bei Bonn.

Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Erzähler nach dem Krieg. 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Böll wuchs in einer katholisch geprägten Familie in Köln auf. Er begann 1939 das Studium der Germanistik, wurde jedoch im selben Jahr als Soldat einberufen. 1945 kehrt Böll, geschwächt nach langer Kriegsgefangenschaft, nach Köln zurück. 1947 begann Böll Kurzgeschichten und Erzählungen zu publizieren. Seit 1951 war Böll freier Schriftsteller. Bis zu seinem Tode wuchs Bölls Werk immer weiter, sein Engagement und seine Gesellschaftskritik nahmen kein Ende.

Werke: 1951: „Wo warst du, Adam?“Bölls erster Roman in neun Episoden schildert die Kriegserlebnisse einzelner Soldaten.

1958: „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ Satire – befasst sich mit der Oberflächlichkeit des kulturellen Neubeginns

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1985: „Frauen vor Flusslandschaften“In Bölls letztem Roman äußern fiktive Figuren ihre Ängste und Sorgen, die sich auf die Verschwiegenheit und Loyalität ihrer Frauen beziehen.

Werke mit ähnlicher Thematik aus der selben Epoche:

1954: „Stiller“ Roman von Max FrischISBN: 351839147XHandlung: Kampf eines Menschen um seine subjektive und gegen seine objektive Identität

 

1958: „Die Blechtrommel“ Roman von Günter Grass ISBN: 3423118210Thema: Außenseiter in einer Welt des Scheins

Der Roman "Ansichten eines Clowns" handelt von dem Leben des

Beruf-Clowns Hans Schnier. Die Hauptfigur erscheint zugleich als

Ich-Erzähler, weil Böll als Autor vollständig zurücktritt. Das

eigentliche Geschehen - es ist kaum als Handlung zu bezeichnen   -

verläuft innerhalb von ungefähr zwei Stunden an einem Märztag des

Jahres 1962, wobei seine Erinnerungen bis in die Kindheit

zurückreichen.

Der Roman ist in 25 Kapitel untergliedert, die logisch aufeinander

folgen, jedoch kann man oft schwer zwischen seinen Träumen und

der Realität unterscheiden.

Der Roman beginnt damit, dass Schnier allein und ohne Geld nach

Bonn in seine Wohnung zurückkehrt und sich im Klaren ist, dass er

entweder zu seinem reichen Eltern zurückkehrt und sie anbettelt

oder in der Gosse landet. Er ist verzweifelt, da ihn seine Geliebte

Marie mit der er fünf Jahre zusammenlebte und die er als seine Frau

ansah, ohne sich standesamtlich und kirchlich trauen zu lassen,

verlassen hat. Schnier ist nämlich der Ansicht, dass eine echte Ehe

der Legalisierung durch Staat und Kirche nicht bedürfe. Aber Marie

hat ihn auf Drängen ihrer katholischen Glaubensgenossen verlassen

und hat Heribert Züpfer, einen führenden Mann des "Dachverbandes

katholische Laien" geheiratet. Außerdem erfährt man, dass er

Gerüche durch das Telefon erkennen kann.

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Seine Eltern existieren für ihn nicht mehr, da seine Mutter, die

während des Krieges eine überzeugte Nationalsozialistin war, ihre

eigenen Kinder für die Heimatfront zur Verfügung stellte, aber

heute die Präsidentin des Zentralkomitees der Gesellschaft zur

Versöhnung rassischer Gegensätze ist. In ihr sieht er das

Paradebeispiel für Profitgier, Angebertum, Heuchelei und

Verstellung. Damals kam seine Schwester Henriette um, dies hat er

ihr nie verziehen.

Um noch an Geld zu kommen hat er nur noch das Telefon um

Freunde und Bekannte anzurufen, die ihm aushelfen könnten. Als

erstes ruft er seine Mutter an, jedoch beendet er das Gespräch

abrupt, weil ihn ihre jetzige Stellung und Verlogenheit anekelt.

Außerdem erfuhr er, dass sich sein Schicksal herumgesprochen hat,

und somit jeder über seine finanzielle Situation Bescheid weiß -

auch Marie. Danach fällt er in Erinnerungen , wie er Marie kennen

gelernt hat und mit ihr die Stadt verlassen hatte, weil er Clown

werden wollte.

Als zweites rief er seinen Bruder Leo an, der in einem katholischen

Konvikt war, jedoch war er nicht erreichbar. Daraufhin fällt er

wieder in seine Träume und erinnert sich, wie er sich mit Marie

Kinder wünschte, jedoch ein Streit ausbrach, weil sie

standesamtlich heiraten wollte und Hans Schnier ein Dokument

unterzeichnen musste, dass die Kinder katholisch erzogen werden.

Daraufhin verließ Marie ihn mit der Begründung, dass sie ihren

eigenen Weg gehen muss. Dies wurde ihr aber von ihren

katholischen Freunden eingetrichtert.

Als nächstes ruft er zwei Mitglieder des katholischen Kreises,

Freudebeil und Kinkel, an. Diese waren auch hohe Mitglieder der

CDU. Bei Freudebeil war nur die Frau zu sprechen und würgte

Schniers Anruf ab. Bei Kinkel, der auch ein hohes Tier im deutschen

Katholizismus ist, hört er im Hintergrund viele Schimpfwörter und

Beleidigungen, die das Bild einer ehrbaren Persönlichkeit zerstört.

Kinkel redet Schnier Mut zu, dieser geht Kinkel an, indem er ihm

vorwirft, dass Marie Ehebruch begeht, weil sie ihn verlassen hat

und er droht im Zorn, alle wichtigen Prälaten umzubringen, da er

nichts mehr zu verlieren hat.

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Nun erhielt Schnier einen Anruf von einem Mitglied des

katholischen Zirkels, der ihn fragt, ob er nun allen Mitgliedern die

Feindschaft ansagen will. Doch dieser Anrufer Sommerfeld will

Schnier Mut zureden und ihm die Sache zu erleichtern, doch als

Schnier erfährt, dass seine Marie mit diesem Züpfler schon in den

Flitterwochen in Rom ist, bricht für ihn eine Welt zusammen, da er

seine Marie verloren sieht. Darauf hat Schnier ein Zukunftsvision,

in der er Marie und Heribert Züpfler in einem Haus für zwölf Kinder

sieht und Marie schon Nachwuchs hat.

Daraufhin kam sein reicher Vater ihn besuchen um ihn eine neue

Existenz zu finanzieren, doch die Offerte von 200 DM monatlich

scheint Hans Schnier zu gering und lehnte ab. Im Gegenteil er

machte seinem Vater noch Vorwürfe, dass die Kindheit so kühl war

und die Wärme der Eltern fehlte, "Selbst am Essen wurde gespart,

obwohl sie Millionäre waren".

Er versuchte wieder seinen Bruder im Konvikt anzurufen, erfuhr

jedoch, dass Leo in Ungnade gefallen war und nur noch einen

Dienerlohn bekam. Doch Schnier denkt nur noch an Geld. Daraufhin

erinnerte er sich an die Fehlgeburt, die Marie hatte und an die

Nonne im Krankenhaus, die erzählte, dass das "Kind" nicht in den

Himmel kommen könne, sondern in der Vorhölle schmoren muss, da

es nicht getauft war. Schnier erfuhr da zum ersten Mal, was für

Scheußlichkeiten die katholische Kirche im Religionsunterricht

verbreite. 

Daraufhin rief er noch Monika Silv an, die aber auch unter Einfluss

Sommerwilds stand und ihm nicht helfen wollte. Als er Simone

Emonds anrief, klagte er ihr sein Leid, da sie noch nicht Bescheid

wusste. Simone selber hatte Probleme, da ihr viertes Kind

unterwegs war und sie nicht wusste wie sie und ihr Mann Karl mit

dem Geld zurechtkommen würden. Hier spielte Böll auf die

Probleme der Empfängnisverhütung an, die der Papst verbietet und

somit die biologische Zeitbombe, also die Bevölkerungsexplosion

negiert.

Schnier gefiel sich in der Position des Heuchlers, da er nichts mehr

zu verlieren hatte. Jetzt da er wirklich keine Freunde und somit

Gönner hatte, musste er sich entweder für eine Versöhnung mit

dem katholischen Zirkel entscheiden und somit vielleicht eine

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Versöhnung mit Marie oder auf ewig den Kontakt abbrechen. Er fiel

wieder in seine Erinnerungen an seine Kindheit und erinnert sich

wie er von dem Tod seiner Schwester Marie erfuhr, daraufhin in ihr

Zimmer rannte und alles was ihn an Henriette aus dem Fenster warf

und anzündete.

Zum Schluss des Romans rief ihn noch sein Bruder Leo aus dem

Konvikt an und sagte, er könne sich 6 DM 30 Pf abholen. Schnier

fragte noch nach Adressen und Telefonanrufen anderer Bekannter,

jedoch konnte ihm Leo keine Auskünfte geben. Nun ergriff Schnier

seine letzte Zigarette und begab sich mit Hut zum Bonner

Hauptbahnhof und begann zu betteln.  

Als Schnier sich mit der Maske eines Narren auf der Bahnhoftreppe

niederließ, waren seit seiner Ankunft in Bonn vier Stunden

vergangen. In dieser Zeit büßte er nicht nur seine Hoffnung ein,

dass Marie alsbald zu ihm zurückfinden würde, sondern er zog auch

eine kritische Bilanz. Sie führte ihn zu der Einsicht, dass in dieser

Gesellschaft nichts Sinnvolles auszurichten ist.  

In "Ansichten eines Clowns" übt Böll radikale Kritik an einer Kirche,

die aus Sorge um die Erhaltung ihrer Macht den von ihrem Chef

erteilten Auftrag die Armen und Bedürftigen zu schützen und zu

unterstützen der Anpassung an das herrschende Milieu opfert.

Dieses Milieu sind ehemalige Nationalsozialisten, die sich unter

Schutz und Deckung der katholischen Kirche eine reine Weste und

hohe Positionen im Nachkriegsdeutschland erschlichen. Eine

Grundstimmung in "Die Ansichten eines Clowns" ist der Zorn

Heinrich Bölls über die Kapitulation des deutschen Katholizismus

vor dem Hitlerregime und dass dieser versucht, es zu leugnen.  

Der Clown Hans Schnier ist konfessionslos und man kann ihn auch

nicht auf eine politische Richtung festlegen. Ich frag mich auch,

warum Böll einen Clown gewählt hat, der Roman hätte genauso gut

"die Ansichten Hans Schniers" heißen können. Doch ich glaube, dass

sich Schnier als Einziger seine Umgebung und Umwelt objektiv

sieht, so wie sie wirklich ist und sie auch ankreidet, aber sich da

auch zum Clown macht und Außenseiter ist, wie es auch ein Clown

oder eine Pantomime im Zirkus ist.