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Balkan macht Schule Dein Freiwilligendienst in Südosteuropa Friedenskreis Halle e. V. Große Klausstraße 11 06108 Halle (Saale) Ansprechpartnerin: Marina Schulz Telefon: 0345 / 279 807 40 friedensdienst@friedenskreis-halle.de Eirene e. V. Postfach 1322 56564 Neuwied Ansprechpartnerin: Elisabeth Freise Telefon: 02631 / 83 79 21 freise@eirene.org Stiftung Schüler Helfen Leben Axel-Springer-Straße 40 10969 Berlin Ansprechpartnerin: Anissa Kirchner Telefon 030 / 30 83 16 90 anissa.kirchner@schueler-helfen-leben.de pax christi Bistumsstelle Aachen Klosterplatz 7 52062 Aachen Ansprechpartnerin: Anaïs Imbaud Telefon 0241 / 402 876 info@pax-christi-aachen.de Kontaktdaten Texte von Mareike Engels Layout von Götz Richter Gefördert durch:

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Balkanmacht

Schule

Dein Freiwilligendienst in Südosteuropa

Friedenskreis Halle e. V.Große Klausstraße 1106108 Halle (Saale)Ansprechpartnerin: Marina SchulzTelefon: 0345 / 279 807 [email protected]

Eirene e. V.Postfach 132256564 NeuwiedAnsprechpartnerin: Elisabeth FreiseTelefon: 02631 / 83 79 [email protected]

Stiftung Schüler Helfen LebenAxel-Springer-Straße 4010969 BerlinAnsprechpartnerin: Anissa KirchnerTelefon 030 / 30 83 16 [email protected]

pax christi Bistumsstelle AachenKlosterplatz 752062 AachenAnsprechpartnerin: Anaïs ImbaudTelefon 0241 / 402 [email protected]

Kontaktdaten

Texte von Mareike EngelsLayout von Götz Richter

Gefördert durch:

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Einleitung

»Von bosnischer Kaffeekultur bis zur Clubszene in Belgrad, von der Adria über die Olympia-Berge bis zum Schwarzen Meer, von der habsburgischen und osmanischen Geschichte bis in die Gegenwart.«

Mittlerweile liegen die Jugoslawienkriege schon so viele Jahre zurück, dass sich Schülerinnen und Schüler nicht mehr an die Tagesschauberichte erinnern können oder womöglich noch gar nicht geboren waren. Für junge Menschen auf dem Balkan ist die Geschichte der Region aber noch immer präsent: Mit den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der sozialistischen Zeit und der Jugoslawienkriege haben sie noch heute zu kämpfen.

Eine gute Möglichkeit dafür sind Freiwilligendienste, die dir die Chance geben kulturelle Unterschiede und Gemeinsam-keiten zu erleben, neue Sprachen zu lernen und Teil einer gemeinnützigen Organisation zu werden � auch auf dem Balkan. Die Organisationen Eirene, Friedens-kreis Halle, pax christi und Schüler Helfen Leben (SHL) sind die Anlaufstellen in Sachen Freiwilligen-dienst und Balkan. Bewirb dich und lerne den Balkan kennen � Nutze die Chance!

Du möchtest die Welt entdecken?

Balkan? Da war doch was?

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Friedrich, wie bist du zu dem Entschluss gekommen einen Freiwilligendienst im Kosovo zu machen? Meine damalige Freundin, mit der ich schon lange zusammen war, ist Kosovo- Albanerin. Über sie kam ich zu der Idee und dann habe ich länger darüber nachgedacht und mich auf der weltwärts-Seite informiert. Mit der Stelle bei einem Theater-Projekt vom Friedenskreis Halle konnte ich mich sofort identi�zieren und so wurde aus der Idee Ernst.

Und wie begann dann dein Jahr? Konntest du dich gut einleben? Ich glaube der schlimmste Tag, das war der Erste. Als ich ankam dachte ich: "Oh Mann, hier soll ich jetzt ein Jahr sein?" Ich kannte ja noch niemanden, war an einem völlig fremden Ort und verstand kein Wort. Eingelebt habe ich mich dann aber doch recht schnell.

Und hat die Arbeit in dem Theater-Projekt deinen Erwartungen entsprochen?

Es ging etwas holprig los. Die Organisation war sehr klein und jeder hatte seine eigenen Aufgaben. Es war also schwierig für mich den Einstieg zu �nden. Aber ich hatte ja meine eigenes Vorhaben: eine Theatergruppe mit Jugendlichen. Diese durfte ich über-nehmen. Ich hatte volle Planungsfreiheit und die Jugendlichen waren sehr interessiert an mir.

Hast du Freund_innen gefunden?

Ja, aber es war eine Herausforderung. Jede_r wusste, dass ich nur für ein Jahr bleiben würde, das ist keine gute Basis für eine tiefe Freundschaft. Aber ich habe mich viel rumgetrieben und mit der Zeit viele nette Leute kennengelernt, Inter-nationale, aber auch Albanerinnen und Albaner.

Friedrich Püttmann war für ein Jahr als Freiwilliger im Kosovo, nun studiert er in Maastricht. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen.

Wie bist du mit der Sprache zurecht gekommen?

Albanisch ist keine leichte Sprache. Aber ich war sehr ambitioniert, es zu lernen. Ich wollte so viel wie möglich aufnehmen. Nur so bekommt man echten Zugang zu Einheimischen und kann das Land richtig kennenlernen.

Was rätst du Interessierten an einem Freiwilligendienst auf dem Balkan?

Man sollte sich keine zu genauen Vorstellungen machen und keine überhöhten Erwartungen aufbauen. Höhstwahrscheinlich läuft es nämlich ohnehin anders ab und das ist auch in Ordnung. Sich einfach auf die Erfahrungen einzulassen ist das Wichtigste. Und viel Eigeninitiative sollten Freiwillige mitbringen, denn manchmal ist das Umfeld nicht so aktiv wie man es gern hätte, dann muss einfach Motivationsarbeit geleistet werden.

Würdest du einen solchen Freiwilligendienst weiter-empfehlen?

Auf jeden Fall. Es ist einfach eine super Erfahrung und man gewinnt ganz neue Perspektiven. Was habe ich vorher über die Welt gedacht? Nun konnte ich eine neue kritische Haltung hinzufügen. Es klingt zwar blöd, aber ich habe viel über die Welt und das Leben gelernt. Ein Freiwilligendienst hat nichts damit zu tun, die Welt zu retten, es ist eher ein Geben und Nehmen, ein Austausch. Das haben auch meine Theater - Kinder so zu mir gesagt.

Ein Jahr als Freiwilliger im Kosovo

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???

vorzugehen. Dafür ist es wichtig Freizeit- und Freiräume für junge Menschen zu schaffen, in denen sie angeregt werden über Alternativen nachzudenken und Neues kennenzulernen.

Während meines Freiwilligendienstes habe ich viele tolle, interessante Menschen kennen gelernt, verschiedenste Städte und Orte besucht, leckere 'serbische' Speisen probiert und eine Sprache gelernt, die eigentlich vier Sprachen beinhaltet.

Ich habe also ein Land und teilweise eine Region kennengelernt, die ich vorher nur aus den Nachrichten, Büchern und Erzählungen kannte und habe einen ganz persönlichen Eindruck erhalten. Dieser Eindruck ist oft zwiespältig, da ich viele politische, wirtschaft-liche und soziale Probleme gesehen habe, die das Leben der Menschen hier prägen. Und gleichzeitig habe ich Menschen kennen-gelernt, die diese Probleme und das Leben hier meistern und versuchen, es nicht nur für sich so gut wie möglich zu gestalten, sondern auch versuchen die ganze Gesellschaft in kleinen Schritten zu ändern.

Im Rahmen meines Freiwilligendienstes habe ich 14 Monate im serbischen Novi Sad gelebt und gearbeitet. Das Jugendzentrum CK13 war in dieser Zeit mein Arbeitsort, an dem ich aber auch viele Stunden meiner Freizeit verbracht habe. Die dort angebotenen Veranstaltungen reichen von politischen Diskussionen und Vorträgen, über Konzerte, kreative Workshops bis hin zu Filmvorführungen und einfach ge-mütlichem Beisammensein im Hof des Hauses.

Ich habe mich unter anderem dafür entschieden, den Freiwilligendienst während meines Studiums zu machen, um nicht nur von Südosteuropa zu lesen und zu hören, sondern es mit eigenen Augen zu sehen und es zu erleben.

Gemeinsam mit einem motiviertem Team, welches sich für politische Bildung und alternative Freizeit-Angebote einsetzt, habe ich geholfen, jungen Menschen die Augen für Fragen und Antworten zu öffnen, die nicht dem Mainstream in der Gesellschaft entsprechen. In Novi Sad gleicht diesem Anliegen manchmal einem Kampf gegen Windmühlen. Mit der Arbeit im CK13, aber auch in anderen Projekten, versucht die Organisation gegen den weit verbreiteten Nationalismus

Ein Jahr in Serbien

Hanna Stein hat einen Freiwilligendienst von Schüler Helfen Leben im Jugend- und Kulturzentrum CK13 in Novi Sad absolviert und mit Kultur und politischer Diskussion Freiräume für nicht-nationalistisches Denken geschaffen.

Welche Freiwilligendienste gibt es?Dein Freiwilligendienst kann sowohl als weltwärts, Europäischer oder Internationaler Freiwilligendienst anerkannt werden. Das hängt von der Entsendeorganisation, der Einsatzstelle und teilweise sogar von dir ab. Am besten du informierst dich über dich ansprechende Projekte und fragst dann bei den Organisationen nach, sofern die Angaben auf den Webseiten nicht eindeutig sind.

Wie kann ich mich bewerben?Du bewirbst dich direkt bei den Organisationen � meistens über ein halbes Jahr im Voraus. Informiere dich also rechtzeitig bis wann und wie du dich bewerben musst. Bewerben können sich alle, die zum Zeitpunkt des Beginns des Freiwilligendienstes zwischen 18 und 28 Jahren alt sind.

Was sollte ich mitbringen um mich zu bewerben?In erster Linie solltest du motiviert sein und Interesse an der Arbeit und der Region haben. Außerdem solltest du mit ungewohnten und manchmal auch stressigen Lebenssituationen zurecht kommen. Formale Voraussetzungen � außer die Altersgrenzen � gibt es kaum. Du kannst dich bewerben, egal ob du gerade erst die Schule abgeschlossen hast, nach einer Ausbildung oder mitten im Studium.

Wie sieht die Lebenssituation vor Ort aus?Bei einigen Einsatzstellen steht eine Wohnung oder ein WG-Zimmer für die Freiwilligen zur Verfügung. Wenn dies nicht der Fall ist, wirst du bei der Suche von deiner Organisation unterstützt. Die Kosten werden in der Regel von der Entsendeorganisation getragen oder bezuschusst.

Wie werde ich finanziell unterstützt?Alle Freiwilligen bekommen ein Taschen- und Verp�egungsgeld. Wenn du einen weltwärts-Freiwilligendienst absolvierst, musst du dir außerdem einen Spenderkreis aufbauen. Informationen dazu bekommst du von deiner Entsendorganisation.

Wie lange dauert ein Freiwilligendienst?Regulär dauern Freiwilligendienste 12 bis 14 Monate und beginnen im August und September. Es gibt aber auch die Möglichkeit für kürzere Zeit einen Freiwilligendienst zu absolvieren.

Freiwilligen FAQ ?

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Die Organisationen

Informationen zu Schüler helfen leben und den Einsatzstellen: www.schueler-helfen-leben.de

Während des Jugoslawienkrieges haben Schülerinnen und Schüler 1992 den Verein gegründet, um den Menschen, insbesondere den Kindern und Jugendlichen in Bosnien und Kroatien zu helfen. Seit 1998 veranstaltet SHL j äh r l i ch den Soz i a l en Tag , an dem

Schüler_innen einen Tag arbeiten und ihren Lohn für Projekte auf dem Balkan spenden.

SHL betreibt Büros in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo und konzentriert sich dabei auf Jugendprojekte. Jedes Jahr können sieben Jugendliche ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei SHL in Deutschland ableisten. SHL entsendet aber auch auf den Balkan, sowohl in die eigenen Büros nach Sarajevo und in den Kosovo sowie zu Partnerprojekten in Serbien, Mazedonien und Albanien.

Weitere Informationen zu Eirene und den Einsatzstellen: www.eirene.org

Der Name EIRENE kommt aus dem Grie-ch ischen und bedeute t F r ieden. A ls internationaler christlicher Friedensdienst versucht EIRENE dazu seinen Beitrag zu leisten. Die Organisation entsendet zu Partnerprojekten in ve rsch iedene Länder A f r i kas und

Lateinamerikas. Die Arbeitsbereiche um-fassen u. a. Friedens- und Versöhnungsarbeit, Menschenrechtsfragen, Umwelt- und Res-sourcenschutz. In ihrem Freiwilligen-programm vermittelt EIRENE jährlich ca 100 Freiwillige zu Partnerorganisationen in der nördlichen und südlichen Erdhälfte. Im Süd-osteuropaprogramm engagieren sich jährlich 13 Freiwillige in Projekten.

Informationen zum Friedenskreis Halle und den Einsatzstellen: www.friedenskreis-halle.de

Aus den Erfahrungen der friedlichen Revolution 1989 in der DDR, entstand in v ielen Bürgerinitiativen der Wunsch sich stärker für die Hoffnung auf Frieden und ein Leben ohne Gewalt einzusetzen, so gründete sich 1991 der Verein Friedenskreis Halle. Die Schwerpunkte liegen

auf der Friedensbildungsarbeit und Friedenspolitik � sowohl im Inland und Ausland. Der Friedenskreis Halle entsendet über w e l t w ä r t s u n d d e n e u ro p ä i s c h e n Freiwilligendienst auf dem Balkan nach Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Albanien, Kroatien, Serbien und in den Kosovo und engagiert sich in der Region insbesondere für Verständigung und Versöhnung.

Weitere Informationen zu Pax Christi und den Einsatzstellen: www.paxchristi.de

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, von Menschen verschiedener europäischer Nationen als internat ionale Bewegung gegründet, ist der Name Programm: Friede Christi. Mittlerweile tritt die Organisation in über 60 Ländern für Frieden und Gerechtigkeit ein.

Ziel war ein Neuanfang im friedlichen Zusammenleben der Völker in Europa � eine Aufgabe, der sich pax christi auch nach den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren auf dem Balkan stellt. Freiwillige können mit pax christi ihren Friedensdienst in einem Jugend- oder Kulturzentrum in Mazedonien oder im Kosovo ableisten. Weiterhin gibt es zwei Einsatzstellen in Bosnien und Herzegowina in Einrichtungen für u. a. behinderte Kinder.

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Du findest alle Projekte mit Beschreibung auf

www.weltwaerts.de1 2

34

6Der Balkan

Tirana

Kulturzentrum Tirana Ekspres

Tageszentrum für

Straßenkinder Arsis

Albanien

SkopjeZentrum für soziale Initiative NADEZZentrum für Roma-Jugendliche / Büro forumZFD

TearceCenter for Educational Development

Mazedonien

Pri�tinaFriedensorganisation GAIAKulturzentrum Qendra Multimedia

Gra�anica

Center for Peace and Tolerance

Rahovec/OrahovacSHL Haus Kosova

Kosovo

Cluj-NapocaJugendzentrum FRCCF

RumänienZaje�ar

Jugendzentrum Zaječar

Serbien

KumanovoCenter for Intercultural Dialogue

Novi Sad

Jugendzentrum CK13

Kraljevo

Jugendzentrum Pozitivna OmladinaBijeljina

Romaprojekt Otaharin

JajceJugendzentrum - Jajce

Banja Luka

Menschenrechtsorganisation HCA

interreligiöses Friedensprojekt Mirna Luka

Br�koJugendzentrum Svitac

Derventa

Förderzentrum Sunce

SarajevoJugenzentrum SpajalicaFörderschule Mjedenica

Caritas SozialzentrumSHL Haus und Büro

Bosnien

VisokoFörderzentrum für

Jugendliche mit Behinderungen

Maglaj

Ambulantes Förderzentrum

BukarestTageszentrum für Jugendliche mit Behinderungen Chance for life

Rosia (bei Sibiu)Arbeit mit Kindern Ovidiu Ro

Sibiu Ambulante Altenhilfe Acord

Rusciori (bei Sibiu) Tageszentrum für Kinder

Târgu Mure�Kinder- und Jugendarbeit Philothea-Klub

Schüler helfen Leben Friedenskreis Halle

Legende

EIRENE pax christi

PotlogiArbeit mit Kindern Ed�co

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Geschichte des Balkans

In der gesamten Region is t die wirtschaftliche Lage nicht nur auf Grund der Finanz- und Wirtschaftskrise eher schlecht und auch die soziale Lage ist von vielen Problemen gekennzeichnet. Viele Menschen sind arbeitslos oder arbeiten schwarz und haben dadurch eine schlechte soziale Absicherung. Roma und andere Minderheiten werden häu�g schlecht integriert, leben in starker Armut und sind in vielen Staaten des Balkans Diskriminierung aus-gesetzt. Die meisten Jugendlichen haben keine guten Zukunftsperspektiven und sehen ihre einzige Chance in der Aus-wanderung nach Westeuropa oder in die USA. Der politische Prozess wiederum ist in vielen Ländern des Balkans von Korruption und mangelhaften demo-kratischen Prozessen gekennzeichnet, was Fortschritte eher blockiert als fördert.

Seit vielen Jahrhunderten liegt der Balkan an der Schnittstelle zwischen zunächst orthodoxem und katholischem Christentum, im 15. Jahrhundert kam mit dem Osmanischen Reich dann noch der Islam hinzu. Mit dem schrittweisen Zerfall der osmanischen und österreich-ungarischen Reiche im 19. Jahrhundert, s o w i e d e m A u f k o m m e n v o n Nat ionals taaten im 19. und 20. Jahrhundert, kam es zu zahlreichen Kon�ikten, die teilweise bis heute noch nicht gelöst wurden. Wie bereits während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, tobte in den 1990er Jahren nach dem Auseinanderbrechen des sozialistischen Jugoslawiens (1943 bis 1990) ein B ü rg e r k r i e g d e r z u r A u � ö s u n g Jugoslawiens in d ie vorher igen Teilrepubliken führte. Damit müssen v i e l e d e r e h e m a l i g e n S t a a t e n Jugoslawiens, das sind Slowenien, Kroat ien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kosovo, Montenegro und Mazedonien nicht nur die Kriegstraumata überkommen und zu Versöhnung und dauerhaften Frieden �nden, sondern genauso wie Bulgarien und Rumänien ihre sozialistische Vergangenheit aufarbeiten.

Für den Fr iedens- und Versöh-nungsprozess, aber auch für den soz ia len , po l i t i schen und wi r t -schaftlichen Fortschritt spielt der europäische Integrationsprozess eine wichtige Rolle. Slowenien, Rumänien, Bulgarien und Kroatien sind bereits Mitglieder der Europäischen Union; Serbien und Mazedonien of�zielle Beitrittskandidaten. Grundsätzlich wurde allen Ländern des westlichen Balkans eine Beitrittsperspektive eröffnet, doch ob diese Chance genutzt wird, liegt in der Hand der Politik der einzelnen Staaten.

Freiwillige können sich vor Ort einbringen und zusammen mit lokalen Initiativen Veränderungen anstoßen. Nähere Informationen erhältst du bei den einzelnen Organisationen und unter:

www.weltwaerts.de

LektüretippsMarie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert

Mark Mazower: Balkan � Kleine Weltgeschichte

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Steckbrief BosnienHauptstadt: SarajevoEinwohner_innen: 4,6 MillionenBosniakisch 48%, Serbisch 37,1%Kroatisch 14,3%, Andere 0,6%Religionen: Muslimisch 40%, Orthodox 31%, Katholisch 15%, Andere 14%

Landessprachen: Bosnisch, Serbisch, KroatischStaats- und Regierungsform: Demokratischer Staat mit zwei Entitäten: Föderation Bosnien und Herzegowina und Serbische RepublikPro-Kopf-Einkommen: ca. 3.889 Euro pro Jahr

Zusammen mit dem Kosovo ist Bosnien- Herzegowina zweifelsohne das Land, welches es während der Jugoslawienkriege und auch danach am härtesten getroffen hat. Von 1992 bis 1995 herrschte ein Bürgerkrieg zwischen den bosnischen Serb_innen sowie den bosnischen Muslim_innen und Kroat_innen. Seit Kriegsende besteht Bosnien aus zwei weitestgehend unabhängigen Entitäten und der Streit zwischen den Ethnien lähmt immer noch das politische System. Die Schulbildung �ndet größtenteils ethnisch getrennt statt. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, sodass viele Jugendliche keine Perspektiven im Land sehen

und es daher verlassen wollen. Gut ist, dass Bosnier_innen seit 2011 visumsfrei in Europa reisen können, die �nanziellen Mittel dazu fehlen aber vielen jungen Leuten. Bosnien hat allerdings auch viel zu bieten: So steht das Sarajevo Film Festival exemplarisch für die vielfältige Kultur und Rafting an der Neretva sowie die Olympia-Berge rund um Sarajevo für die zahlreichen Aktivitäten in der Natur. Und die Proteste im Juni 2013, die sogenannte Baby-Revolution, geben Hoffnung für ein politisches Vorankommen jenseits von ethnischer Zugehörigkeit und korrupter Eliten.

Bosnien und Herzegowina

Steckbrief SerbienHauptstadt: Belgrad

Einwohner_innen: 7,2 Millionen

Serbisch 83%, Ungarisch 3,5%, Bosnisch 2%,

Roma 2%, Andere 9,5%

(insgesamt 21 Minderheiten)

Religionen: Orthodox 84,6%, Katholisch 5%,

Muslimisch 3%, Andere 7,4%

Landessprachen: Serbisch

(kyrillisches Alphabet), teilweise die

Sprachen der Minderheiten

Staats- und Regierungsform:

Republik; Parlamentarische

Demokratie

Pro-Kopf-Einkommen:

ca. 3.967 Euro pro

Serbien ist im Grunde der letzte verbliebene Staat Jugoslawiens, alle anderen Länder haben sich zwischen 1991 und 2008 für unabhängig erklärt. An den Jugoslawienkriegen war Serbien zwar stark beteiligt, aber nicht Schau-platz kriegerischer Handlungen, dies änderte sich erst mit den NATO-Bombardierungen 1999, die zum Ende des Kosovokrieges führten. Nach einigen politischen Richtungswechseln be�ndet sich Serbien nun auf dem Weg zum EU-Beitritt mit den dafür notwendigen Reformen. Bis dahin sind aber vor allem noch For tschr i t te bei der Bekämpfung der Kor rup t ion , d ie Modern is ie rung des Rechtssystems und die Normalisierung der

Bez iehungen zum Kosovo vonnöten . Wirtschaftlich bleibt Serbien angeschlagen. Nachdem sich das Land von den Folgen der Te i l nahme an den K r i egen und den ökonomischen Sanktionen weitgehend erholt hatte, wurde es schwer durch die internationale Wirtschaftskrise getroffen. Innerhalb Serbiens gibt es große Unterschiede zwischen dem modernen Norden und dem eher traditionellem Süden, sowie zwischen Stadt und Land. Analphabetismus ist insbesondere unter Roma ein verbreitetes Problem, was auch au f d i e s t a a t l i c he D i s -kriminierung von Roma-Familien hinweist.

�Ob ich wirklich nach Bolivien gehe, wurde ich gefragt. Das zeigt, �nde ich, schon ganz gut, was die meisten über das Land wissen. In der Schule haben wir aber auch nichts darüber gelernt...�

Serbien

Die Arbeit im CK13 ist genau das, was ich machen wollte und hat mich in meiner Wahl, ab Herbst Soziale Arbeit zu studieren, nur bestätigt.

Foto und Zitat: Götz Richter, Freiwilliger FK Halle

Zitat und Foto: Mona, Freiwillige SHL

Angaben von:www.auswaertiges-amt.de

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Kosovo Mazedonien

Foto und Zitat: Sarah HouterFreiwillige SHL

�Diese anfängliche Zeit war für mich

aus verschiedenen Gründen sehr

eindrucksvoll: Einerseits hatte ich das

Gefühl, unendlich weit weg von dem

Leben in Deutschland zu sein, und

andererseits stellte sich bei mir sofort

ein Gefühl des Zuhause-Seins ein.�

Landessprachen: Albanisch, Serbisch

Staats- und Regierungsform:

Republik/Parlamentarische Demokra�e mit Einkammerparlament

Pro-Kopf-Einkommen:

ca. 2.682 Euro pro Jahr

Steckbrief KosovoHauptstadt: Pri�tina

Einwohner_innen: 1,8 Millionen

Albanisch 91 %, Serbisch 4 %, Andere 5 %

Religionen: Muslimisch 90 %, Orthodox 6 %,

Katholisch 3 %, Andere 1%

Seit dem kommt es allerdings immer wieder zu Diskriminierungen und Gewalt gegenüber der nichtalbanischen Bevölkerung, hauptsächlich der serbischen Bevölkerung im Norden des Kosovos. Die wirtschaftliche und soziale Lage im Kosovo ist extrem schlecht, hinzu kommt, dass über die Hälfte der Menschen unter 25 Jahre alt ist und der Staat nicht in der Lage ist, diesen J u g e n d l i c h e n Z u k u n f t s p e r s p e k t i v e n geschweige denn eine zufrieden stellende Schulbildung zu bieten.

Das jüngste und das kleinste Land Süd-osteuropas hat sich 2008 von Serbien unabhängig erklärt. In den 1990er Jahren kämpfte die Kosovo-Befreiungsarmee UÇK um die Unabhängigkeit, 1998 ging die jugoslawisch-serbische Armee in einer Großoffensive dagegen vor und es kam zu schweren Übergriffen gegenüber der albanischen Bevölkerung. Im Jahr 1999 wurde der Krieg durch NATO-Luftangriffe auf serbische Stellungen und zivile Infrastruktur beendet und das Kosovo per UN-Resolution unter internationale Verwaltung gestellt.

Steckbrief MazedonienHauptstadt: SkopjeEinwohner_innen: 2,1 MillionenMazedonisch 64,2%, Albanisch 25,2%, Türkisch 3,9 %, Andere 6,7%

Religionen: Orthodox 70%, Muslimisch 25%,

Landessprachen: Mazedonisch, Albanisch, Türkisch, Romani, Serbisch, Vlachisch

Staats- und Regierungsform: Republik/Parlamentarische Demokratie

Pro-Kopf-Einkommen: ca. 3540 Euro pro Jahr

Mazedonien schied bereits 1991 friedlich aus dem jugoslawischen Staatenverbund aus, unproblematisch verlief die Unabhängigkeit aber trotzdem nicht, so kam es 2001 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen zwischen den mazedonischen Insti tutionen und albanischen Nationalist_innen. Doch dieser Kon�ikt wurde durch ein Abkommen über neue Verwaltungsstrukturen beigelegt � zu Problemen im Alltag kommt es aber immer noch. Seit 2005 ist Mazedonien of�ziell EU-Bei t r i t tskandidat , For tschr i t te in der Beitrittsverhandlungen werden allerdings durch Griechenland auf Grund eines Streits um den Namen Mazedonien blockiert. In den letzten Jahren wurde das Schulsystem umfassend reformiert, so dass Schüler_innen

z.B. ab der ersten Klasse Englisch lernen. Nichtsdestotrotz hat Mazedonien Probleme Roma angemessen in die Gesellschaft zu integrieren und sich um eine gute Bildung zu kümmern. Wirtschaftlich leidet das Land wie alle anderen Länder in der Region unter der Wir tschafts- und Finanzkrise und die Arbeitslosenquote schwankt bei über 30 %. Hierbei ist allerdings wichtig zu bedenken, dass es ebenso wie in anderen Balkan-Ländern einen großen informellen Arbeitsmarkt in Mazedonien gibt. Kulturell sehr beliebt sind die großen Sommerfestivals in Skopje und der Stadt Ohrid sowie die Operntage und das Jazzfestival in Skopje.

�Das Hauptziel des Projektes, in dem

ich gearbeitet habe, ist es Roma-

Kindern eine Chance auf eine bessere

Zukunft zu geben. Der wichtigste

Ansatzpunkt dafür ist die Bildung.

NADEZ gibt zwar auch humanitäre

Hilfe, für sich allein genommen ist

diese jedoch ein Loch, das sich nicht stillen lässt.�

Andere 5%

Foto und Zitat: Henrike Pauling, Freiwillige SHL

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Albanien

Steckbrief RumänienHauptstadt: BukarestEinwohner_innen: 19 MillionenBosniakisch 48%, Serbisch 37,1%Kroatisch 14,3%, Andere 0,6%

Religionen: Orthodox 87 %, Katholisch 5 %, Andere 8 %

Staats- und Regierungsform: Republik

Pro-Kopf-Einkommen: ca. 4.300 Euro pro Jahr

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Albanien, wie die anderen Staaten des Balkans kommunistisch. Enver Hoxha regierte das Land au to r i t ä r, i so l ie r te es po l i t i sch und wirtschaftlich, verbot jegliche Religions-ausübung und herrschte bis zu seinem Tod im Jahre 1985. Danach öffnete sich Albanien langsam dem Westen. Dennoch �ndet Albanien im europäischen Konzert wenig Beachtung und steht allerhöchstes beim Thema organisierte Kriminalität im Fokus. Das Land ist bereits seit vielen Jahren von Emigration geprägt: Fast acht Millionen Menschen weltweit bezeichnen sich als Albaner_innen, doch nur ca. 3,2 Millionen

davon leben in der Republik Albanien. Ähnlich wie im Kosovo gibt es in Albanien hohe Geburtenraten und der Staat hat große Probleme diesen jungen Menschen adäquate Bildung und Zukunftschancen zu bieten. Albanien gehört zu den ärmsten Ländern Europas. In jüngster Vergangenheit gelang dem Land allerdings Fortschritte im Justizwesen und der öffentlichen Verwaltung sowie bei der Durchführung freier und fairer Wahlen � auch wenn die Parlamentswahlen im Jahr 2013 nicht überall unproblematisch verliefen. Ein EU-Kandidatenstatus rückt damit näher, hängt aber von weiteren Reformen ab.

Steckbrief AlbanienHauptstadt: Tirana

Einwohner_innen: 3,7 Millionenca. 95 % Albaner_innen, 5 % Andere

Religionen: Muslimisch 70 %, Orthodox 20 %, Katholisch 10 %

Staats- und Regierungsform: Parlamentarische Republik

Pro-Kopf-Einkommen: ca. 3.477 Euro pro Jahr

Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Ländern ist Rumänien bereits seit 2007 Mitglied der Europäischen Union. Trotzdem ist Rumänien weiterhin ein armes Land, was sich auch am durchschnittlichen Pro-Kopf-E inkommen ab lesen l äss t . N ied r ige Wachstumsraten und eine relativ hohe In�ation prägen die Wirtschaft. In Rumänien leben 20 Minderheiten, die staatlich unterstützt werden und über Minderheitenrechte im Parlament vertreten sind. Innerhalb der EU setzt sich Rumänien für den Beitritt der Republik Moldau und der Türkei ein, die Unabhängigkeit des Kosovo wurde bisher aber nicht anerkannt.

Durch die Regierungskrise und das gescheitere Amtsenthebungsverfahren des Präsidenten im Jahr 2012 verlor die rumänische Politik sowohl bei den eigenen Bürgerinnen und Bürgern sowie in der EU an Vertrauen. Wie sich das Land in den nächsten Jahren entwickelt, die Korruption bekämpft wird und die neue Strategie zur besseren Integration der Roma greift, wird sich zeigen. Kulturell international aufstrebend ist ins-besondere die Filmindustrie Rumäniens, außerdem gibt es in Rumänien sieben Kulturstätten, die auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurden.

"Mein Freiwilligendienst in Albanien war das bisher beste und aufregendste Jahr in meinem Leben - geprägt von vielen neuen Eindrücken und großartigen Menschen."

Rumänien

Yuka Mahn, Freiwillige SHL

�Rumänien ist ein Land, das mehr zu bieten hat, als ich es mir erträumt hätte. Sehr wenig habe ich gewusst, über dieses Land �irgendwo im Osten �, das doch eigentlich genau im Herzen Europas liegt, aber fernab vom öffentlichen Bewusstsein Westeuropas existiert. Ein Land, so voller Kontraste, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Fährt man durchs Land, sieht man bitterste Armut neben stolz zur Schau getragenem Reichtum und prunkvolle Häusersiedlungen - der Name verheißungsvoll �Europa-Park�. Seit der Wirtschaftskrise verblassen jedoch die Erinnerungen an die große Hoffnung EU. Aber trotzdem � oder gerade deswegen? - strahlt dieses Land einen Charme aus, der einen sofort in seinen Bann zieht.�

Maike Schmidt, Freiwillige Eirene