12
Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 – Information der VVN - Bund der Antifaschist*innen In vielen Teilen Europas sind rechte Bewegungen und Parteien auf dem Vor- marsch. Die Nazis wollen mit der Zu- sammenkunft und Demo die europäi- sche extreme Rechte festigen und die Stimmung für einen weiteren Rechts- ruck bereiten. Dies gilt es zu verhindern! Stellen wir uns dem Rechtsruck in Europa und dem Naziaufmarsch in Dortmund am Gemeinsam gegen Nazis: Am 14. April für ein solidarisches Europa Für den 14. April 2018 mobilisieren Dortmunder Nazis der Partei „Die Rechte“ europaweit zu einer Demonstration in Dortmund – diesmal im Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter dem zur Demo aufgerufen wird, erinnert in fataler Weise an die Reden von Hitler und Goebbels, die vielfach mit „Deutschland erwache“ endeten. 14. April ganz konkret entgegen. Zei- gen wir den Nazis, dass wir ein offe- nes, solidarisches und soziales Europa und keine nationalistische Beschränkt- heit wollen! Zeigen wir ihnen, dass wir uns gegen jegliche rechte Hetze und Ausgrenzung stellen! Wir sehen uns am 14. April auf den Straßen und den Plätzen in Dortmund! Aktuelle Infos: http://dortmund.blogsport.de Seit 37 Jahren: Antifa Blätter der VVN Kein Jubiläum, aber doch erwäh- nenswert: Die Antifaschistischen Bo- chumer Blätter der VVN-BdA Bo- chum gibt es jetzt schon seit 37 Jah- ren. Die erste Ausgabe erschien im Juni 1981. Themen waren damals die Frie- densbewegung, NPD-Demonstrationen gegen Ausländer und zahlreiche anti- faschistische Aktionen. Über die Folter- stätte Gibraltar wurde mit Infos und Fotos berichtet. Der Rückblick zeigt: Die Themen sind geblieben, das Er- scheinen der ABB ist unverzichtbar. AfD Politiker in wichtige Funktionen gewählt Der groß angekündigte Widerstand gegen die AfD in den Parlamenten ist schon nach wenigen Wochen be- endet worden. Kürzlich einigten sich die Bundestags- parteien der AfD den Vorsitz in drei Bundestagsausschüssen zu überlassen. Die drei Vorsitzenden Peter Boehringer, Stephan Brandner und Sebastian Mün- zenmeier gelten allesamt als besonders rechts. Boehringer, Vorsitzender des wichtigen Haushaltsausschusses, schreibt immer wieder von einer sog. „Umvolkung“ und von einer „kulturel- len Überfremdung durch Wirtschafts- flüchtlinge“. Stephan Brandner, Vorsit- zender des Rechtsausschusses, gilt als Vertrauensmann des völkischen Flü- gels der Partei um Björn Höcke. Von Münzenmeier, Vorsitzender des Aus- schusses für Tourismus, ist seine Nähe zur Hooligen-Szene bekannt. Er war oder ist in mehrere Strafverfahren ver- wickelt. Im Landtag von Sachsen-An- halt wurde Andree Poggenburg Vorsit- zender einer von CDU und AfD einge- setzten Kommission, die „linksextre- me Strukturen“ untersuchen soll.

Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

AntifaschistischeBochumer Blätter

Nr. 1/2018 – Information der VVN - Bund der Antifaschist*innen

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

In vielen Teilen Europas sind rechteBewegungen und Parteien auf dem Vor-marsch. Die Nazis wollen mit der Zu-sammenkunft und Demo die europäi-sche extreme Rechte festigen und dieStimmung für einen weiteren Rechts-ruck bereiten.

Dies gilt es zu verhindern! Stellenwir uns dem Rechtsruck in Europa unddem Naziaufmarsch in Dortmund am

Gemeinsam gegen Nazis: Am 14.April für ein solidarisches Europa

Für den 14. April 2018 mobilisieren Dortmunder Nazis der Partei „DieRechte“ europaweit zu einer Demonstration in Dortmund – diesmal imVerbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“,unter dem zur Demo aufgerufen wird, erinnert in fataler Weise an die Redenvon Hitler und Goebbels, die vielfach mit „Deutschland erwache“ endeten.

14. April ganz konkret entgegen. Zei-gen wir den Nazis, dass wir ein offe-nes, solidarisches und soziales Europaund keine nationalistische Beschränkt-heit wollen! Zeigen wir ihnen, dass wiruns gegen jegliche rechte Hetze undAusgrenzung stellen! Wir sehen unsam 14. April auf den Straßen und denPlätzen in Dortmund! Aktuelle Infos:http://dortmund.blogsport.de

Seit 37 Jahren: AntifaBlätter der VVN

Kein Jubiläum, aber doch erwäh-nenswert: Die Antifaschistischen Bo-chumer Blätter der VVN-BdA Bo-chum gibt es jetzt schon seit 37 Jah-ren.

Die erste Ausgabe erschien im Juni1981. Themen waren damals die Frie-densbewegung, NPD-Demonstrationengegen Ausländer und zahlreiche anti-faschistische Aktionen. Über die Folter-stätte Gibraltar wurde mit Infos undFotos berichtet. Der Rückblick zeigt:Die Themen sind geblieben, das Er-scheinen der ABB ist unverzichtbar.

AfD Politiker inwichtige Funktionen

gewähltDer groß angekündigte Widerstandgegen die AfD in den Parlamentenist schon nach wenigen Wochen be-endet worden.

Kürzlich einigten sich die Bundestags-parteien der AfD den Vorsitz in dreiBundestagsausschüssen zu überlassen.Die drei Vorsitzenden Peter Boehringer,Stephan Brandner und Sebastian Mün-zenmeier gelten allesamt als besondersrechts. Boehringer, Vorsitzender deswichtigen Haushaltsausschusses,schreibt immer wieder von einer sog.„Umvolkung“ und von einer „kulturel-len Überfremdung durch Wirtschafts-flüchtlinge“. Stephan Brandner, Vorsit-zender des Rechtsausschusses, gilt alsVertrauensmann des völkischen Flü-gels der Partei um Björn Höcke. VonMünzenmeier, Vorsitzender des Aus-schusses für Tourismus, ist seine Nähezur Hooligen-Szene bekannt. Er waroder ist in mehrere Strafverfahren ver-wickelt. Im Landtag von Sachsen-An-halt wurde Andree Poggenburg Vorsit-zender einer von CDU und AfD einge-setzten Kommission, die „linksextre-me Strukturen“ untersuchen soll.

Page 2: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 2 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

Unter Führung des legalisierten Inter-nationalen Lagerkomitees organisier-ten die Antifaschisten die Übergabedes Lagers an die in Weimar einge-rückten US-Streitkräfte. Auf dem gro-ßen Appellplatz im Lager versammel-ten sich die KZ-Häftlinge aus vielenLändern und leisteten den „Schwurvon Buchenwald“.

Zugleich bereiteten sich die ehema-ligen Häftlinge auf ihre Heimkehr vor,

Hans Eiden* 24. November 1901 in Trier –

† 6. Dezember 1950 in Trier

Auf Grund seiner politischen Aktivi-täten als Mitglied der Kommunisti-schen Partei Deutschlands (KPD),der er seit 1929 angehörte, und sei-ner Tätigkeit als politischer Stütz-punktleiter des „Kampfbundes ge-gen den Faschismus“ in Trier-Nordwurde er 1933 verhaftet, 1936 wegenseiner antifaschistischen Arbeit we-gen „Hochverrat“ zu drei JahrenZuchthaus verurteilt, die er von De-zember 1936 bis Mai 1939 im Zucht-haus Siegburg verbüßte.

Drei Monate später, zur Zeit des Über-falls auf Polen, wurde er wieder inhaf-tiert und am 16. September 1939 in dasKZ Buchenwald eingeliefert (Gefan-genennummer 6222). Ende 1944 wur-de er dort Lagerältester.

In dieser Position setzte er sich da-für ein, die Lebensumstände der Häft-linge zu verbessern. Viele Häftlingeverdanken seinem selbstlosen und mu-tigen Einsatz ihr Leben. Unter Einsatzseines eigenen Lebens verhinderte ermehrfach todbringende Evakuierungendes Lagers und gehörte der Gruppe derHäftlinge an, die das Lager übernah-men, nachdem ein Großteil der SS-Wachmannschaften vor der anrücken-den 3. US-Armee geflohen waren.

Charakterstärke bewies er auch da-durch, dass er Lynchjustiz an den gefan-gengenommenen KZ-Aufsehern mitden Worten „diese Verbrecher gehörenvor ein Gericht der Völker“ verhinder-te.

Nach Ende der NS-Diktatur kehrte HansEiden nach Trier zurück. Eiden wurde1947 Abgeordneter der KPD in demersten gewählten rheinland-pfälzischenLandtag, war als Sozialpolitiker tätigund leitete bis zur Niederlegung seinesMandats am 14. Juni 1948 den Peti-tionsausschuss.

1950 starb er an den Folgen der langenInhaftierung. 1995 wurde in seiner Hei-matstadt Trier an der Stelle seines Ge-burtshauses in der Engelstraße einDenkmal errichtet.

In Weimar trug bis 1990 eine Schu-le seinen Namen, eine Straße ist dortbis heute nach ihm benannt.

Die Befreiung 1945Nach acht Jahren mörderischen faschistischen Terrors im KonzentrationslagerBuchenwald rief der Lagerälteste Hans Eiden am 11. April 1945 über dieLautsprecheranlage der SS: »Kameraden, wir sind frei!« Diesen Worten unddem daraufhin ausbrechenden Jubel der Befreiten war die militärische Befrei-ungsaktion der illegalen Internationalen Militärorganisation vorausgegangen.

beseelt von dem Willen, Faschismusund Krieg nie wieder zuzulassen. DieEreignisse um die denkwürdigen Tageum den 11. April 1945 und der Schwurdürfen nicht vergessen werden.

Der Schwur gehört zur inhaltlichenGrundlage einer sozialen, demokrati-schen und antifaschistischen Kultur undArbeit, weit über die Grenzen Deutsch-lands hinaus. – Auch heute noch.

Der Buchenwaldschwur

vvn-bda-bochum.de

Page 3: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 Seite 3

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Nazi-Figuren von„Lego“ im Vertrieb

von AmazonDie VVN-BdA Bochum hat im De-zember 2017 gegen faschistische Pro-paganda im Vertrieb von Amazonprotestiert.

Die VVN-BdA Bochum fordert Ama-zon auf, die dem Lego-System nachge-machten und mit dem Lego-Systemkompatiblen Soldaten und Offiziere,bewaffnet und in SS-Uniform, sofortaus dem Versand zu nehmen. Reichs-adler, SS-Totenköpfe, faschistische Ei-serne Kreuze auf diesen imitiertenLego-Figuren fördern bei Kindern undnatürlich bei deren Bezugspersonen ein-schließlich anderer Spielkame-rad*innen die Akzeptanz für diese Sym-bole und wofür sie stehen: Für dasfaschistische System mit millionenfa-chem Mord und dem faschistischenEroberungskrieg mit 60 Millionen To-ten. Wir wissen nicht, wie lange dieseFiguren oder bisher unentdecktes fa-schistisches Propagandamaterial schonvon Amazon vertrieben werden. DassAmazon aus Profitgründen vor nichtszurückschreckt, wissen wir aber.Amazon müsste dringend (auch ausanderen Gründen!) einer Kontrolle un-terworfen werden. Die zuständigen Er-mittlungsbehörden sollten schnellstensdie Produzenten der faschistischen Fi-guren ermitteln.

Wolfgang Dominik

Die gezeigten Gegenstände spiegelnsowohl Schlüsselszenen der BochumerGeschichte, verweisen aber auch aufdas Alltägliche – und gerade deshalbUnverzichtbare.

Die Objekte brauchten Fürsprecher.Genau 78 Autorinnen und Autoren lei-hen ihnen ihre Stimmen. Natürlich istauch Herbert Grönemeyer dabei, derdie Entstehungsgeschichte seiner LP„4630 Bochum“ schildert und RainerEinenkel, der die Solidaritätsbewegungmit der Opel-Belegschaft darstellt.

Insgesamt spannt sich der Bogender Darstellungen von bronzezeitlichenScherben über Urkunden zur Stadtgrün-dung bis zum Bochumer Musikzen-trum.

Besonders interessant sind auch dieObjekte und Darstellungen zur Ge-schichte der Arbeiterbewegung undzum Komplex Faschismus und Krieg:Günter Gleising stellt einen Ausweisder Arbeiterwehr Bochum vor undschildert die Ereignisse in SachenKapp-Putsch und Märzrevolution 1920.

Ausstellung und Buch:107 Sachen zur Stadtgeschichte

Geschichte in der Darstellung von Objekten. Ein Lenkrad und ein Schein-werfer des Opel Kadett sind solche Objekte, die zeigen sollen, dass der„Kadett“ kam, als die Kohle ging. Sie sind Teil der aktuellen Ausstellung desStadtarchivs – Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte „HundertsiebenSachen – Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien“ und ihreBeschreibung ist ein „Kapitel“ in dem jetzt erschienenen gleichnamigenBuch.

Werner Schmitz berichtet von derEntstehungsgeschichte seines Krimis„Nahtlos braun“, indem die Ver-gangenheitsbewältigung, das BochumerKZ Gibraltar, der Antifaschist EmilSchewenerdel und der SA-Mann Straß-burger Rollen spielen.

Rita Kronauer stellt die BochumerFrauenfahne vor, die bei Aktionen undDemonstrationen der FrauenbewegungEnde der 1970er Jahre mitgeführt wur-de.

Insgesamt wurde Wertvolles zur Stadt-geschichte zusammengetragen. Die 107Sachen machen Stadtgeschichte leben-dig. Ein Besuch der Ausstellung imStadtarchiv ist unbedingt zu empfeh-len.

Das im Klartext Verlag erschieneBuch Ingrid Wölk (Hg.), HundertsiebenSachen – Bochumer Geschichte in Ob-jekten und Archivalien, Festeinband,zahlr. farb. Abb., ISBN: 978-3-8375-1869-6 ist für 29,95 Euro im Buchhan-del erhältlich.

Günter Gleising

Immer mehr deutsche Neonazis wür-den sich laut eines kürzlich veröffent-lichten Berichts der Truppe anschlie-ßen, die unter anderem im Donbassgegen die Einheiten der internationalnicht anerkannten Volksrepubliken imEinsatz ist. Zur Rekrutierung sei beieinschlägigen Veranstaltungen in derBundesrepublik geworben worden, un-ter anderem bei einem Rechtsrock-Kon-

zert im thüringischen Themar im Som-mer des vergangenen Jahres. Seitdemtauchten im Internet immer häufigerFotos von Deutschen auf, »die ihreZugehörigkeit zu ›Asow‹ stolz präsen-tieren«. Das dem ukrainischen Innen-ministerium unterstellte »Asow«-Ba-taillon wird von dem NeofaschistenAndrj Biletzkij kommandiert, der zur»Rückeroberung Europas« aufruft. (jW)

Deutsche Neonazis in der UkraineIn den Reihen des ukrainischen neofaschistischen »Asow«-Bataillons kämp-fen laut Informationen des deutschen Magazins Spiegel mittlerweile bis zu2.500 ausländische Freischärler mit.

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Bochumer Gericht verurteilt ReichsbürgerZu 9 Monaten Haft auf Bewährung istein Anhänger der Reichsbürger vomBochumer Amtsgericht verurteilt wor-den. Ein 26jähriger Bochumer hatte

eine Gerichtsvollzieherin bedroht, weiler diese, wie auch das Gericht nichtanerkenne. Mehrere ähnliche Fälle sindvor dem Bochumer Gericht anhängig.

»Pro Deutschland«schließt sich AfD an

Die rechte Partei »BürgerbewegungPro Deutschland« hat kürzlich ihreAuflösung beschlossen.

Darüber informierte der Parteivorsitzen-de Manfred Rouhs im Anschluss an die9. Bundesversammlung der Organisationin Wuppertal in einer Presseerklärung.

Er forderte Mitglieder und Mandats-träger auf, »sich der AfD anzuschlie-ßen«. Als Grund nannte er unter-anderem, diese nicht durch Konkurrenz-kandidaturen bei Wahlen schwächenzu wollen. Außerdem haben sich, nachAussage Rouhs, die rechten europäi-schen Parteien und bisherigen Verbün-deten von Pro Deutschland – FPÖ(Österreich), Front National (Frank-reich) und Vlaams Belang (Belgien) –darauf verständigt, keine deutsche Par-tei außer der AfD zu unterstützen.

Page 4: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 4 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

Die jeweilige Situation und die persön-liche Sicherheit haben immer oberstePriorität, einem wütenden Mob eineGrundsatzdiskussion vorzuschlagen,bietet sich nicht an. Teile der Nazi-szene sind hochgradig gewaltbereit! Au-ßerdem wollen sie vielfach gar nichtdiskutieren, sie fühlen sich im Recht,da sie der „ richtigen“ Rasse angehörenund somit die „richtige“ Ideologie ver-treten. Wir sind per se „Verräter amDeutschen Volk“ und somit auf glei-cher Stufe wie Ausländer, Juden,Lügenpresse und die „Eliten“. Die hoheGewaltbereitschaft gehört zur Ideolo-gie, die sich mit sozialen oder psycho-logischen Faktoren der Einzelnen ar-rangiert.

Der Dialog sollte der erste Weg derpolitischen Auseinandersetzung sein.In anderen Belangen beharren wir aufvernünftig geführten Diskussionen undein Mindestmaß an gegenseitiger Ak-zeptanz. Dabei sollte das moralischeGebot des Dialogs nicht von Beginn anausgeschlossen werden. Reden alsGrundpfeiler der mitmenschlichenÜberzeugungsarbeit ist legitim.

Beachtet werden sollte die individuelleGeschichte des Gegenübers und es solltegelingen, den schmalen Grat zwischenVerständnis für, Hoffnung in einen Men-schen und der Missbilligung seiner poli-tischen, menschenverachtenden Motiva-tion zu beschreiten. Jede Person kannsich weiterentwickeln, ändern.

Das ist nicht jedem möglich und nichtmit jedem möglich, aber was ist dieAlternative? Aufgeben? Eskalation?Gewaltexzesse? Verbiegen der eigenenWeltanschauung auf dem Gebiet derpolitischen Auseinandersetzung? Eingemein machen mit den Reflexen de-rer, die so weit von unserem humani-stischen Denken entfernt sind? Wir soll-ten Vorbilder sein, Fragen stellen, dienachwirken, die Boshaftigkeit undMenschenverachtung der Ideologie auf-decken und in dem Einzelnen einenReflexionsprozess auslösen. Natürlichwirkt es nicht bei jedem und aus einemFaschisten wird nicht nach einem kur-

Mit Rechten reden…… möglich und nötig!

So vielschichtig wie die Strukturen, Motive und Bandbreiten der neuenRechten sind, so vielschichtig sind auch die Ansätze zur Bekämpfung dieserBewegungen. Es gilt zu differenzieren zwischen geistigen Brandstiftern inund außerhalb von Parlamenten, Finanziers, den Interessen der Medien,dem besorgten Bürger, der militanten und gewaltbereiten Fraktion.

zem Gespräch ein Demokrat und Kos-mopolit, aber einige der Aussteiger be-schritten diesen Weg.

Wir müssen gewappnet sein, unsereArgumente klug wählen, Vorbild sein,auf den ideologischen Inhalt zielen,zuhören, auch wenn es weh tut, fürunsere Werte einstehen und dagegen-halten. Es nützt nicht, sie mit demGeschichtsbuch verprügeln zu wollen.Aufs Glatteis muss jeder Einzelne vonihnen geführt werden, an die Unzu-länglichkeiten seiner widerlichen Welt-anschauung.

Die Interventionsstrategien und dasBemühen, einen Einzelnen aus denStrukturen dieser zum Teil sektenhaft,militärisch organisierten Maschineriezu lösen, erschwert der Mangel an An-geboten. Die Einsparungen im sozia-len Bereich haben auch auf die Ent-wicklung des rechten Milieus Einflussund zeigen hier einen Aspekt der Ver-schärfung der sozialen Situation. DerAussteiger ist Feind, Verräter auf vie-len Ebenen und vor allem erst einmalganz allein. Gäbe es bessere Struktu-ren, um die Reintegration zu gewähr-leisten, wären es vielleicht mehr Aus-steiger und das Reden wirksamer. Sosind der Schritt, die Veränderung, dasdrohende Gewaltszenario gegen denAusgestiegenen und seine Familie fastunmöglich. Trotzdem beginnt umden-ken mit Worten!

Erkennen wir auf einen Blick, in einerSituation, ob jemand ein Gewaltbereiter,ein Mitläufer, ein Verirrter oder einVerwirrter ist? Es ist an uns, Lösungen,Fakten und Utopien anzubieten. Es darfnicht sein, dass wir den „neuen Rech-ten“ den kompletten Dialog und dieBühne überlassen. Bestes Beispiel istdie Identitäre Bewegung: Sie beschrei-tet unaufhörlich neue Wege beispiels-weise an Universitäten, im Sportbe-reich, in den Nachbarschaften, durchSpenden an Obdachlose. Bewusst ge-ben sie Gewaltlosigkeit vor, geben sichkonservativ, liberal als die nettenKümmerer von nebenan. Diese Strate-gie kommt an.

Bottrop: Nazi-DemoIn Bottrop nahmen etwa 1.000 Men-schen an einer „Mütter“-Demonstra-tion teil, auf der rassistische Stim-mungsmache betrieben wurde.

Bei den Teilnehmern handelte es sich umAfD-Funktionäre, Hooligans, Neonazisund „besorgte Bürger“. Nach dem Schei-tern der Pegida Demonstrationen imRuhrgebiet, war dies ein neuer Versuch,der Rechten Szene hier Fuß zu fassen.

Bottrop ist „bunt statt braun“ beton-ten Gegendemonstranten, die sich derKundgebung der Gewerkschaften unddem „Bündnis gegen Rechts“ ange-schlossen hatten.

Nazis auf der Mütterdemo

Protest gegenEhrungen der

Waffen-SS in RigaMitglieder der Bochumer VVN-BdAbeteiligten sich am 16. März 2018 ander Mahnwache vor dem Konsulatder Republik Lettland in Düsseldorf.

Die VVN-BdA und die Mitglieds-verbände der Internationalen Föderationder Widerstandskämpfer (FIR) hatten zuMahnwachen vor der lettischen Botschaftund den Honorarkonsulaten in Berlin,Bremen, Hamburg, Frankfurt und Düs-seldorf aufgerufen. Es wurde ein Endeder Ehrungen und der Treffen der „Vete-ranen der lettischen Legion der Waffen-SS“ gefordert. Rund 70.000 jüdischeMenschen, darunter auch einige aus Bo-chum, wurden hier von den deutschenFaschisten und ihren Helfershelfern derlettischen SS ermordet.

Seit 2007 ist die Stadt Bochum Mit-gliedsstadt im Deutschen Riga-Komi-tee, das an die Ermordeten und Verbre-chen im „Ghetto Riga“ erinnern will.Ein Protest des Komitees an den Auf-märschen zum sog. Marsch der Legio-näre zu Ehren von Letten in der Waf-fen-SS in Riga ist bisher öffentlichnicht bekannt geworden.

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Page 5: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 Seite 5

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

„Sascha ... einaufrechter Deutscher“

Der Sascha, der ist arbeitslos,Was macht er ohne Arbeit bloß?Er schneidet sich die Haare abUnd pinkelt auf ein Judengrab.

Zigeunerschnitzel, das schmeckt gut,Auf Sintis hat er eine Wut,Er isst so gern Chevapcici,

Kroaten mochte er noch nie.

Der Sascha, der ist Deutscher,Und deutsch sein, das ist schwer.Und so deutsch wie der Sascha,

Wird Abdul nimmer mehr.

Er kennt sogar das Alphabet,Weiß, wo der Führerbunker steht.

Nein, dieser Mann, das ist kein Depp,Der Sascha ist ein deutscher REP.

Er ist politisch informiertUnd weiß, dass jeder Fremde stört,Und auch sein treuer Schäferhund

Bellt jetzt nicht ohne Grund.

Denn der Sascha, der ist DeutscherUnd deutsch sein, das ist schwerUnd so deutsch wie der Sascha

Ist man nicht nebenher.

Denn der Sascha, der ist Deutscher,Und deutsch sein, das ist schwer.Und so deutsch wie der Sascha,

Ist man nicht nebenher.

Jetzt lässt er die Sau erst rausUnd geht zum Asylantenhaus,

Dort schmeißt er eine Scheibe ein,Denn jeder Neger ist ein Schwein.

Dann zündet er die Bude an,Ein jeder tut halt, was er kann.

Beim Thema „Deutsche Gründlich-keit“,

Da weiß er voll Bescheid.

Ja der Sascha, der ist Deutscher,Und Deutsch sein, das ist schwer.Wer so deutsch wie der Sascha ist,

Der ist sonst gar nichts mehr.Vor gut 50 Jahren

Hat’s schon einer probiert.Die Sache ging daneben,

Sascha hat’s nicht kapiert.

„Sascha … ein aufrechter Deutscher“ist ein Lied der deutschen Band DieToten Hosen aus dem Jahr 1992.

Songwriter: Andreas Frege/Hanns ChristianMueller. Songtext © Universal MusicPublishing Group, BMG Rights ManagementUS, LLC

Gewalt als Antwort schürt Ressenti-ments, lässt uns als gefährlich und kopf-los dastehen, unterbindet Rückhalt beidenen, die wir erreichen wollen umeine solidarische, bunte, humanistischeGesellschaft zu festigen. Es stärkt zu-dem die gerne eingenommene Opfer-rolle der Patrioten. Intelligente, ehrli-che und auch mal humorvolle Aktio-nen sind ein Schlüssel, mit dem neuenAuftreten der Nazis umzugehen, dienicht mehr nur in Springerstiefeln undmit Glatze auftreten.

Das Podium, die menschenfeindli-chen Thesen zu verbreiten, dürfen wir

Mit Rechten reden…… möglich und nötig!

den Rechten nicht überlassen. Das er-ledigen einige Talkshows, Teile derPresse, aber nicht eine gut geführteDiskussion, bei der Argumente vonSolidarität, Humanismus, Freiheit, Völ-kerverständigung und Frieden im Mit-telpunkt stehen, die letztlich alternativ-los sind.

Wenn das Reden nicht hilft, haben wirimmer die Möglichkeit, das Gesprächabzubrechen und zu gehen. Dann ha-ben wir es aber auf dem Weg versucht,der Menschen verbindet - mit Worten!

K. G.

Mit Nazis reden?Die Contra-Position

Über den Sinn oder Unsinn, mit AFDlern undanderen Nazis zu diskutieren

Zahlreiche Mitglieder der VVN-BdA Bochum verteilten mehrfach 1992/93auf der Kortumstraße Flugblätter gegen die faktische Abschaffung desAsylrechts. Die vorbei eilenden Passanten riefen uns Sachen zu wie „Gehtdoch nach drüben!“ (sie hatten noch nicht mitgekriegt, dass es drüben nichtmehr gab); ich habe selten so etwas wie „Diskussionen“ erlebt und wenn,dann wurden mir alle gängigen und selbst erfundenen Vorurteile gegen die„Ausländer“ um die Ohren gehauen.

Theodor W. Adorno hat so um 1958sinngemäß gesagt: Wer mit Nazis dis-kutiert, ob nicht nur 3 Millionen Judenermordet worden sind oder doch 6 Mil-lionen, hat schon verloren.

Die „Meinung“ steckt bei überzeugtenNazis nicht im Kopf, sondern im Bauch,also im rassistisch-ideologischen Be-drohungs- und Überlegenheitsgefühlgegenüber Jüdinnen und Juden, Mi-grant*innen, Minderheiten. Wenn ichFakten, Zahlen oder schlicht und ein-fach Menschenrechte nenne, werde ichbestenfalls als „links-grün versiffterGutmensch“ bezeichnet. Das ist beivielen Nazis die Ausgangsposition. Siewollen durch mich keinen Identitäts-verlust erleiden. Identität wächst übersganze Leben.

Dass im nachfaschistischen Deutsch-land natürlich mit dem 8. Mai 1945 seitJahrhunderten ins kollektive Bewusst-sein eingebrannte rassistische Ideolo-gien nicht plötzlich ins Gegenteil ver-ändert wurden, ist klar. Inzwischendurften und dürfen in dutzenden Talk-Shows, Fernseh-Diskussionen, Tages-

schauen, Zeitungs-Interviews die Na-zis der AfD ihre rassistischen Parolenverbreiten.

Auch noch so kluge anders denkendeMitdiskutanten konnten weder dieAfDler zur Meinungskorrektur veran-lassen noch die Zuschauer*innen. Dassdie öffentlich geförderte Propagandaauf sowieso schon fruchtbaren Bodenfiel, zeigen die AfD-Wahlerfolge. Anti-rassistische Fakten werden von Naziszu fake news gemacht. Durch Faktenund Argumente sind Nazis ja nicht zuerreichen. Was dann außerdem an Lü-gen und hate-speech über die sozialenMedien läuft, ist gar nicht zu widerle-gen, weil die Absender und daran Glau-bende mit rationalen Argumenten garnicht zu erreichen sind. Leider sind wirAntifaschist*innen immer eine Min-derheit gewesen. Dennoch dürfen wirunser Engagement gegen die Unver-nunft nicht aufgeben, um noch Schlim-meres vielleicht zu verhindern.

Wolfgang Dominik

Gibt es keine AfDlerinnen? Fragt der/die Setzer*in.

Page 6: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 6 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

Projektkurs der Hildegardis-Schule will Schicksaleaufarbeiten:

Gegen dieVerwahrlosung von

ZwangsarbeitergräbernEin geschichtlicher Projektkurs derHildegardis-Schule und des Goethe-Gymnasiums hat am Volkstrauertagdes letzten Jahres die zentrale Ge-denkfeier der Stadt gestaltet und da-bei mit einer beeindruckenden Prä-sentation auf den erbärmlichen Zu-stand der Zwangsarbeitergräber aufdem Blumenfriedhof hingewiesen.

Die Projektgruppe hat jetzt eine Web-seite veröffentlicht, auf der sie überihre Arbeit berichtet. Hier heißt es u. a.:„Kein Mensch hat es verdient auf ei-nem verwahrlosten Gräberfeld bestat-tet zu sein. Doch leider ist genau diesauf dem Blumenfriedhof in Bochumder Fall. 307 sowjetische Zwangsar-beiter wurden dort vor über 70 Jahrenbestattet und sind mit der Zeit immermehr in Vergessenheit geraten, genau-so wie ihre Grabstelle.”

„Bei unserem ersten Besuch auf demGräberfeld stand uns der Schock insGesicht geschrieben. Den Zustand dortempfanden wir als respektlos gegen-über den Verstorbenen und wusstensofort, dass es unsere Pflicht ist, etwaszu ändern. Gemeinsam mit dem Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorgemöchten wir die Schicksale der dortliegenden Menschen aufarbeiten, dasGräberfeld neu herrichten und versu-chen, lebende Verwandte ausfindig zumachen.“

(bo-alternativ)○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Schon seit ewigen Zeiten wird demgemeinen Volk erklärt: „Si vis pacem,para bellum! Wenn du den Friedenwillst, bereite den Krieg vor!“ Das hatbisher in der gesamten Weltgeschichtenoch nie geklappt, aber diesmal ganzbestimmt! Und die führenden Mediensind auch dieser Meinung!

Um des lieben Friedens willen hatgegen alle Absprachen von 1990 dieNATO ihren Macht-, äh: Friedens-bereich bis an die Grenzen Russlands,des beliebten Feindes schon aus 2 Welt-kriegen, ausgedehnt. Dass die Russendas als Bedrohung empfinden, zeigtnur deren Begriffsstutzigkeit. Diesmalwollen wir die doch wirklich nichtschon wieder überfallen! Und diesmalgehören wir zum Friedensnobelpreis-träger EU, und bisher haben wir auchnoch die friedlichen USA auf unsererSeite, die eigentlich längst den Frie-densnobelpreis verdient hätten, dennohne sie hätten Afghanistan, Vietnam,Irak, Libyen nicht diesen wunderbarenFrieden.

Die Militärausgaben Russlands be-tragen immerhin 69 Milliarden US-Dollar! Gut, dass unser transatlanti-scher Bruder einen 9x höheren Kriegs-haushalt hat. Und alle 28 NATO-Staa-ten zusammen haben sogar 918 Milli-arden US-Dollar, also das 13 fache desgefährlichen Aggressors Russland, zurErhaltung des Gleichgewichts der mi-litärischen Kräfte ausgegeben. Und dasVolk im freien Westen verzichtet gerneauf Schulbildung, Sozialleistungen,

Ein satirischer Beitrag von Wolfgang Dominik

Den nächsten Krieg werdenwir gewinnen!

Wir müssen endlich aufrüsten!Dank des unermüdlichen und ehrlichen Friedenswillens des US-Präsidenten(noch kein Friedensnobelpreisträger, aber immerhin lt. Selbstdiagnose ein„sehr gefestigtes Genie“) muss auch Deutschland endlich den Kriegshaushaltfast verdoppeln! Und die Regierungen und ihre Not leidenden Freunde inder wachsenden Kriegsindustrie jubeln! Endlich können die Profite nochmehr wachsen.

höhere Renten, bessere ärztliche Ver-sorgung, weil der Frieden ja viel wich-tiger ist. Dafür lohnt es auch, dassimmer mehr Menschen im Land derFreien, denen es so gut geht wie nochnie, unter den Brücken schlafen undetwas weniger essen. Für den Friedenmodernisieren die USA auch ihre inDeutschland lagernden Atombomben,damit die zur Verteidigung des Frie-dens noch effektiver eingesetzt werdenkönnen. Weltweit bezahlt jeder Mensch227 US-Dollar jährlich für den Frie-den. Da aber ein Mensch in vielenLändern jährlich ein „Einkommen“ vonweniger als 227 Dollar hat, wollen wirgerne das irgendwie von unseren Steu-ern mitbezahlen. Dafür hängt zu unse-rer Friedenssicherheit über dem Kopfjedes Menschen ein Würfel von 3 qm-Kantenlänge TNT, dem stärkstenSprengstoff, das aber allein in Formvon weltweit ca. 30.000 Atombomben.Da vielleicht nicht immer in Zukunftauf die USA Verlass ist, muss nun dieEU den Frieden alleine vorne verteidi-gen. Offensichtlich leuchtet das derMehrheit der Wähler*innen auch ein,sonst hätten sie ja nicht die Parteiender Kriegsindustrie gewählt. ZumGlück regiert ja hier bei uns das Volk!

Nun gibt es in der VVN-BdA tatsäch-lich Leute, die zweifeln das mit derFriedenssicherung an und können nach-weisen, dass das alles Kriegsvorberei-tungen sind, weil Aufrüstung immerzum Krieg geführt hat.

8. Mai:Tag der Befreiung

Auch in diesem Jahr wird an den 8.Mai 1945 erinnert, der als Tag derBefreiung vom Faschismus und Kriegbegangen wird.

Geplant ist ein Rundgang zu den Grä-bern der Opfer des Naziregimes undder ermordeten und hingerichteten Wi-derstandskämpfer. Mitmachen werdenSchüler*innen der Hildegardis- undGoethe-Schule.

8. Mai 2018, 17.00 Uhr.Treffpunkt Haupteingang Friedhof

Freigrafendamm.

www.ostermarsch-ruhr.de/termoine.de

Wie jedes Jahr gibt es bald den Ostermarsch.Die VVN-BdA ist dabei. Alle Veranstaltungen in Bochum auf:

Page 7: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 Seite 7

Hintergrund:Zwangsarbeit in

Bochum undWattenscheid

Nach Schätzungen betrug die An-zahl der Menschen, die in Bochumund Wattenscheid in Betrieben, denZechen, auf Baustellen oder in derLandwirtschaft, zwangsweise Skla-venarbeit verrichten mussten 40.000.

Es waren u. a. Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiterrinnenund Zwangsarbeiter, die aus anderen,vornehmlich osteuropäischen Ländernnach Deutschland verschleppt wurden.Durch die oft katastrophalen Arbeits-und Lebensbedingungen, durch Miss-handlungen vom Aufsichtspersonal undbei Bombenangriffen fanden viele denTod.

Auf dem Bochumer Hauptfriedhof sind1.152 tote sowjetische Kriegsgefange-ne und 606 tote Zwangsarbeiterinnenund Zwangsarbeiter aus der Sowjet-union, aus Polen, Belgien, Frankreich,Jugoslawien, Griechenland und ande-ren Ländern begraben.

Auf dem jüdischen Friedhof in Wie-melhausen befinden sich 52 Grabstei-ne von KZ-Häftlingen, die im Buchen-wald-Außenlager Bochumer Verein inden letzten 4 Monaten des Krieges denerbärmlichen Lebens- und Arbeitsbe-dingungen zu Opfer fielen.

In anderen Bochumer Stadtteilen(Weitmar, Voede, Langendreer, Dahl-hausen) sowie in Wattenscheid-Höntropund -Günnigfeld befinden sich weitereGräber.

-sing

In Langendreer auf dem Gelände derZeche Neu Iserlohn der Harpener Berg-bau AG wurden im Sommer 1945 „8Leichen ausländischer Arbeiter gefun-den“, die in Bombentrichtern verscharrtwaren. Untersuchungen ergaben, dass essich um 7 russische und einen belgischenZwangsarbeiter handelte. Als Todesursa-che wurde in 4 Fällen „gewaltsame To-desart“ angegeben, bei den weiteren „Tu-berkulose“ und „Typhus“, 2 der russi-

schen Zwangsarbeiter sollen auf Befehleines Gestapo-Beamten am 25. März1945, wenige Tage bevor alliierte Trup-pen Langendreer erreichten, von Ange-hörigen des Werkschutzes erschossenworden sein. Bei dem belgischen Kriegs-gefangenen wurde „Zertrümmerung desSchädels“ festgestellt. Noch im März1946 wurden in der Nähe der Straße AmSteinhardt (Langendreer-Somborn) dieLeichen von einem „Ostarbeiter und ei-nem Italiener“ gefunden, die Insassen ineinem „in der Nähe befindlichen Aus-länderlager“ der Zeche Neu Iserlohn ge-wesen waren. Zur gleichen Zeit wurden

März und April 1945:Verbrechen im Bochumer Osten

In den Wochen und Monaten nach der Befreiung von Faschismus und Kriegwurden zahlreiche Leichen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiterngefunden, andere verstarben in Krankenhäusern. Ermittlungen der Behör-den ergaben, dass mehrfach Verbrechen verübt worden waren.

an der Bahnstrecke Langendreer-Wittenmehrere Leichen gefunden, die 1945 ver-graben worden waren. Unter ihnen ein 9Monate altes Kind.

In den Krankenhäusern starben imSommer und Herbst 1945 eine größereAnzahl von Zwangsarbeiterinnen undZwangsarbeitern, die dort verletzt, krankoder geschwächt von der Besatzungs-macht eingeliefert worden waren.

Günter Gleising

Page 8: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 8 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Es bleibt dabei:Wachsam sein …

ist die Aufgabe gerade jetzt in Bo-chum, wo es scheinbar ruhig ist umdie rechten, faschistischen und rassi-stischen Gruppierungen.

Auch wenn es schon seit einiger Zeitkeine Demonstrationen oder Aufmär-sche in Bochum gegeben hat, heißt dasnicht, dass sich nichts tut.

Da ist zum einen die Identitäre Be-wegung (IB), die auch hier in Bochumeinen Ableger gegründet hat und be-sonders im Umfeld der Universität undin Weitmar durch das Verkleben vonStickern auffällt. Aber auch in anderenStadtteilen wurden schon Flyer ver-teilt.

Der (sich selbst so nennende) Orts-gruppenleiter Marco M. der IB Bo-chum, wohnhaft in Weitmar, wurde imOktober 2017 von Antifaschisten ge-outet und der Stadtteil über dessenAktivitäten informiert. Seitdem gibt erbei Youtube mit eigenen Videos seinerassistischen und faschistischen State-ments zum Besten.

Allerdings spricht der IB statt von ras-sistisch lieber von ethnopluralistisch,sie verwenden neue Begriffe für alteThemen des Faschismus und der Frem-denfeindlichkeit.

Mit kleinen Aktionen versuchen auchdie IB in Bochum auf sich aufmerksamzu machen.

Und dann ist da noch die NPD, um diees seit dem Umzug der Landeszentraleaus Wattenscheid nach Essen ruhig ge-worden ist. Claus Cremer, der für dieNPD im Rat der Stadt Bochum sitzt,tritt dort eigentlich kaum in Erschei-nung. Allerdings ist er seit einiger ZeitGeschäftsführer der Ratsgruppe NPD/Die Rechte im Rat der Stadt Dort-mund. Inwieweit sich hieraus Synergienergeben, die zu einem verstärkten Auf-treten und mehr Aktionen der NPDoder von Die Rechte führen, bleibtabzuwarten.

In der nächsten Ausgabe der ABB wirdes einen ausführlichen Bericht über dieIdentitäre Bewegung in Deutschlandgeben, da viele Menschen diese Grup-pe noch gar nicht richtig einschätzenkönnen.

In der CD soll es um Liebe gehen.Wirklich? Warum dann immer wiederdiese Kampf-Rhetorik? Und der Ge-sang vom „zu bestehenden Krieg“?Welchen Krieg will er bestehen? Waswill er dem Publikum sagen, wenn erdiffus von „blutgierigen Monstern undtausend Gefahren“ singt?

Das alles ist nicht neu. Das gesamteWerk von Naidoo durchzieht eine ge-wisse Huldigung eines völkischen He-roismus, in dem unentwegt einer auf-steht, einer eine messianische Lichtge-stalt erhebt. Einer der die Massen mit-reißt und in die Schlacht führt und amEnde „das Dunkle vernichtet“. Am 3.Oktober trat Naidoo in Berlin sowohlbei einer Veranstaltung der „Reichs-bürgerbewegung“ auf und erklärte, erspreche zu den Menschen, die sich‚Reichsbürger‘ nennen, weil „es sindalles Systemkritiker so wie ich“.

Von blutgierigen Monstern undSchlachten: Xavier Naidoo

Xavier Naidoo hat wieder öffentlichkeitswirksam zugeschlagen. Der Lieblings-barde der Reichsbürger und Pegida-Krakeeler legt mit seiner neuen CD„Für Dich“ Lieder und Texte vor, die vor rechter Verschwörungstheorie undWutbürger-Terminologie nur so strotzen.

Am Bahnhof Köln-Deutz wurde an dieZwangs- und Todesmärsche der Gesta-po Köln von Gefangenen und Zwangs-arbeitern im März 1945 erinnert. InLindlar an der symbolischen Gedenk-tafel an der Kirche St. Severin standdie Erinnerung an die vielen Gefange-nen und Zwangsarbeiter, die im LagerKaiserau/Berghausen Sklavenarbeit

Mahn- und Gedenkfahrt:

Vergessene MassenverbrechenEine Abordnung der VVN-BdA Bochum beteiligte sich an der Mahn- undGedenkfahrt Köln-Lindlar-Lüdenscheid.

Das Foto zeigt die Gedenkkundgebung in Lüdenscheid/Versetalsperre.

Titel des Satire-Magazins Titanic

verrichten mussten und an 20 von denNazis Erschossenen im Mittelpunkt.An der Versetalsperre in Lüdenscheidwurde an die vielen Zwangsarbeitererinnert, die beim Bau der Talsperreden Tod fanden oder von den Nazisermordet wurden. An den drei Ortenwurden Informationstafeln angebrachtund Blumen niedergelegt.

Page 9: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 Seite 9

Das KZ Außenlager desBochumer Vereins

Die Entstehungs-geschichte

Seit Juli 1943 wurden im BochumerVerein auch KZ-Häftlinge zurZwangsarbeit eingesetzt.

Diese Häftlinge waren zunächst aufscharf bewachte „Ostarbeiter-Lager“verteilt worden. Anfang 1944 verein-barten das Reichsministerium für Rü-stung und Kriegsproduktion (Speer),die Waffen-SS und der Vorstand desBochumer Vereins den erweiterten Ein-satz von KZ-Häftlingen und die Schaf-fung eines KZ-Außenlagers, das derGeschossfabrik zugeordnet wurde.Hierfür waren Direktoren und Mitar-beiter des Bochumer Vereins in schonbestehende KZ-Außenlager („zum Stu-dium der Sicherungseinrichtungen“)und ins KZ Buchenwald („zum Aussu-chen der Facharbeiter“) geschickt wor-den. Schon wenig später traf dann eineKommission der SS in Bochum einund inspizierte das schon vorhandeneArbeitslager an der Brüllstraße. Wenigspäter begann ein „Vorkommando“,bestehend aus SS-Leuten und KZ-Häft-

lingen, mit dem Bau weiterer Barak-ken, des elektrischen Hochspannungs-zaunes, der Verbindungswege etc. La-gerleiter wurde der SS-ObersturmführerHermann Grossmann, der zuvor in Wer-nigerode Leiter eines KZ-Außen-kommandos war.

Zur Zeit arbeitet eine Autorengruppean einer Broschüre, die umfassend dieEntstehung, die Hintergründe und dieGeschichte des KZ-Außenlagers dar-stellen will.

In diesem Jahr will die VVN-BdA Bo-chum an das KZ-Außenlager von Bu-chenwald erinnern, dass auf Veranlas-sung des Bochumer Vereins von der SSauf dem Gelände des heutigen Um-weltparks (Kohlenstraße/Am Umwelt-park) geschaffen wurde. Die VVN-BdAwill diesmal die Verlegung einerStolperschwelle in die Wege leiten. Im

Spendenaufruf:Eine Stolperschwelle soll an das KZAußenlager Buchenwald erinnern

Bisher wurden in Bochum Stolpersteine verlegt, um an einzelne Personen zuerinnern, die von dem Naziregime verfolgt, umgebracht oder aufgrund vonUnterdrückungsmaßnahmen der Nazis umkamen.

Spätherbst soll die Verlegung von Gun-ter Demnig erfolgen.Da die Kosten dafür um ein vielfa-ches höher sind als für einenStolperstein, bitten wir um Spendenauf das Konto:Sparkasse Bochum, IBAN: DE214305 0001 0046 3097 46 mit demStichwort „Stolperschwelle“.

Bild oben:Das KZ-Lager auf einem Foto von ca. 1948als die Baracken als Notunterkünfte genutztwurden. Rechts im Hintergrund deutlich zu

erkennen: die Halle 5 des Bochumer Vereins,die sog. Bombenhalle

JUNI 1944 – MÄRZ 1945BIS ZU 2 000 HÄFTLINGE MUSSTEN HIER IM

AUSSENLAGER DES KZ-BUCHENWALDZWANGSARBEIT LEISTEN

SIE ARBEITETEN IN DER RÜSTUNGSPRODUKTIONDES BOCHUMER VEREINS

DURCH UNMENSCHLICHE ARBEITS- UNDLEBENSBEDINGUNGEN, MISSHANDLUNGEN UND

BOMBENANGRIFFEFANDEN VIELE DEN TOT

Anzeige

Mit einem Geleitwort von UlrichSander, Bundessprecher der VVN -Bund der Antifaschistinnen undAntifaschisten.268 Seiten, mit zahlreichen Dokumen-ten und Fotos.ISBN: 978-3-931999-22-318,00 EuroWeitere Infos: www.ruhrecho.deBestellung bitte über eMail:[email protected]

Weitere Infos zumThema:

vvn-bda-bochum.de

Page 10: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 10 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

Im Verlauf des Krieges wurde die Kriegs-produktion nur mit dem zahlreichen Ein-satz von Zwangsarbeitern aufrechterhal-ten. Beim Rundgang durch den heutigenWestpark und den Stadtteil Stahlhausensoll am Beispiel des Bochumer Vereins -einem NS-Musterbetrieb und einer dergrößten Rüstungsschmieden im Deut-schen Reich – ein Eindruck von Zwangs-arbeit und Kriegswirtschaft in Bochumvermittelt werden. Es soll den Fragennachgegangen werden, woher eigentlichdie Zwangsarbeiter/innen kamen, wo und

Die VVN-BdABochum:

Keine AfD-Hetzedulden!

Die VVN-BdA Bochum ist empörtüber die hetzerische Rede des AfD-Politikers André Poggenburg.

Poggenburg hat am 14. Februar unterdem Gejohle von vielen AfD-Anhän-gern Menschen aufgrund ihrer tür-kischen Wurzeln mit Begriffen wie„Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“gekennzeichnet, die in „Lehmhütten“mit „Vielweibern“ leben würden.

Poggenburg wörtlich: „Diese Ka-meltreiber sollen sich dahin scheren,wo sie hingehören, nämlich weit hinterden Bosporus“.

Menschen mit doppelter Staatsbür-gerschaft nannte der AfD-Politiker „va-terlandsloses Gesindel, das wir hiernicht länger haben wollen“.

Der Inhalt und Stil der Rede undder Ablauf der „Aschermittwochs-Ver-anstaltung der AfD“ erinnern die VVN-BdA an Hetzveranstaltungen von Jo-seph Goebbels und Adolf Hitler vorund nach 1933.

Diese neuen skandalösen Vorgänge zei-gen aus Sicht der VVN-BdA, dass derKurs von politischen Kräften und ei-nem Teil der Medien gescheitert ist,die AfD hoffähig zu machen.

Im Gegenteil: Wer dem rassistischenund demokratiefeindlichen Gedanken-gut der AfD ein Podium bietet und/oder sich anbiedert, trägt zur Stärkungder AfD bei und macht sich mitverant-wortlich dafür, dass sich die Anhänger-schaft der Poggenburgs, Höckes, Gau-lands und Weidels vergrößert.

Das gilt sowohl für die Bundes- undLandesebene, aber auch für unsereStadt.

Die VVN-BdA tritt für eine konse-quente Auseinandersetzung mit derAfD, ihrer rassistischen, antisozialenund demokratiefeindlichen Politik inWort und Tat unter Anwendung allerdafür notwendigen Mittel ein.○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

AfD und PegidaDie AfD hat das Rednerverbot vonihren Mitgliedern bei Demos der Pegidaaufgehoben.

Künftig wollen AfD-Funktionäreverstärkt in diesem Milieu der Neo-nazis und „Wutbürger“ werben.

Stadtrundgang:Alle Räder rollen für den Sieg –

Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft in BochumViele Bochumer Betriebe mussten spätestens mit Beginn des 2. Weltkriegsihre Produktion auf kriegswichtige Güter umstellen.

wie sie in Bochum lebten und wie dortdie Lebensbedingungen waren, wie sievon Arbeitskolleg/innen und von der Bo-chumer Bevölkerung behandelt wurden.Beim Rundgang kommen wir am Orteines großen Lagers für Zwangsarbeiter/innen, an einigen Stolpersteinen sowiean der ehem. Bombenfabrik vorbei.

Termin: So. 08.07.2018, Uhrzeit: 14:00 -16:15 Uhr, mit Dominik, Wolfgang, Treff:Gewerkschaftshaus, Alleestr. 80, Kosten: 5,00Euro, erm. 3 Euro

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

„Die Vernichtung des Nazismus mitseinen Wurzeln ist unsere Losung. DerAufbau einer neuen Welt des Friedensund der Freiheit ist unser Ziel.“

Dass dieser Schwur der befreitenHäftlinge des Konzentrationslagers Bu-chenwald bis heute aktuell bleiben wür-de, hat damals, im April 1945, nie-mand geahnt. Er ist unverändert gülti-ges Leitmotiv der „Vereinigung derVerfolgten des Naziregimes – Bundder Antifaschistinnen und Antifaschi-sten“ (VVN-BdA).

Dies ist kein Zufall: Die Ursprüngeder VVN sind bis in die KZs und

Das Vermächtnis weitertragen!Die VVN-BdA ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Verfolgten desNaziregimes, Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, Anti-faschistinnen und Antifaschisten aller Generationen.

Zuchthäuser zurückzuverfolgen. Dortentwickelten eingekerkerte Hitler-Geg-nerinnen und -Gegner Pläne für einvon den Nazis befreites, antifaschis-tisches, demokratisches und friedferti-ges Deutschland, als andere noch „SiegHeil!“ schrieen.

Die Frauen und Männer des antifa-schistischen Widerstandes, die Überle-benden der nazistischen Konzentrati-onslager gründeten kurz nach Ende desKrieges die VVN. Aus den unmittelbarnach der Befreiung entstandenenHäftlingskomitees und Ausschüssen„Opfer des Faschismus“ bildeten sich

zunächst aufregionaler Ebene

die „Vereinigungender Verfolgten des

Naziregimes“.Im März 1947

schlossen sie sichin Frankfurt am

Main zum gesamt-deutschen „Rat derVVN“ zusammen.

Mehr über dieVVN-BdA

Bochum imInternet unter:www.vvn-bda-

bochum.de

Page 11: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018 Seite 11

Nachdem wir ihr ein Video geschickthatten, in dem Günter Gleising dieGründe der VVN-BdA Bochum dar-legt, warum wir uns für die Aberken-nung einsetzten, erreichte uns einigeZeit später das folgende Ergebnis desUnterrichts mit dem Hinweis, dass dieUnterrichtsstunde sehr gut verlief unddie Schüler*innen großes Interesse andem Thema hatten.

Der Leistungskurs beschäftigte sichthematisch mit dem Scheitern der Wei-marer Republik unter dem Schwer-punkt, ob das Scheitern eine unver-meidliche Entwicklung gewesen sei.Dabei stand die Schulung der Urteils-kompetenz der Schülerinnen und Schü-ler im Zentrum, da die Schülerinnenund Schüler das Besondere des Schei-terns der Weimarer Republik unter Ver-wendung unterschiedlicher Kategorienund Perspektiven verstehen lernen soll-ten. Darüber hinaus sollten sie befähigtwerden, die zeitgenössischen Begrün-dungen und modernen Erklärungen fürdas Scheitern zu beurteilen. Ziel derUnterrichtsstunde zur Aberkennung derEhrenbürgerwürde Hindenburgs war es,einen eigenen Standpunkt zur Beurtei-lung der Aberkennung der Ehrenbürger-würde von Paul von Hindenburg zuentwickeln. Die Idee beruht auf einerDiskussion, die 2015 in Bochum ge-führt wurde. Diese Diskussion lässtsich nicht zur EhrenbürgerwürdeHindenburgs in Dortmund durchfüh-ren, weil die Stadt Dortmund dieseWürde 1980 aberkannt hat. Da dieEhrenbürgerwürde im Zuge der 2015angeregten Diskussion in Bochum nichtaberkannt wurde, während dies bspw.im selben Jahr in Frankfurt geschah, istdas Thema weiterhin aktuell. Die Ak-tualität des Themas ergibt sich auchaus seiner Kontroversität, die weiter-hin gegeben ist, da nicht nur Bochum,sondern auch Berlin die Aberkennungder Ehrenbürgerwürde Hindenburgsablehnte.

Um zu einem eigenen Urteil zugelangen, setzten sich die Schü-ler*innen zunächst mit der Bewertungder Parteien Die GRÜNE, CDU undDie LINKE auseinander. Diese bewer-

ten die Aberkennung der Ehrenbürger-würde unterschiedlich, was daran liegt,dass sie die heutigen Wertmaßstäbeunterschiedlich gewichten und darausdivergierende Schlussfolgerungen zie-hen, wie man mit der Ehrenbürger-schaft verfahren soll. Die anderen Par-teien haben nach Anfrage keine Stel-lungnahme abgegeben.

Die Frage nach der Aberkennungder Ehrenbürgerwürde ist ein Thema,das differenziert betrachtet werdenmuss, da es perspektivisch und kontro-vers ist. Die Vereinigung der Verfolg-ten des Naziregimes (VVN-BdA Bo-chum) entschloss sich 2015 zu einemAntrag zur Aberkennung der Ehren-bürgerwürde, nachdem Mitglieder derVVN einen Film zum Handeln Hin-denburgs gesehen hatten, in dem dar-gestellt wurde, dass Hindenburg – ent-gegen bisheriger Historikermeinungen– sehr wohl wusste, was er tat, als erAdolf Hitler zum Reichskanzler er-nannte. Damit schließt der Film an dieneuen Ergebnisse des Historikers Wolf-ram Pyta an, der eine Neubewertungdes Quellenmaterials zu Hindenburgvorgenommen hat. Der Antrag der VVNwurde allerdings nicht im Stadtrat Bo-chum behandelt, sondern dem Älte-stenrat der Stadt vorgelegt, die eineAberkennung aus formalen Gründenablehnten, aber keine symbolische Ab-erkennung in Betracht zogen. Seit die-sem Tag ruht die Diskussion, obgleichDie LINKE und der VVN weiterhinbekräftigen, Schritte zur Aberkennungeinleiten zu wollen.

Die Schülerinnen und Schüler sind indieser Stunde zu dem Ergebnis ge-langt, dass zwar formal die Ehren-bürgerwürde nicht aberkannt werdenkann, doch ein Informationstext zumKontext der damaligen Vergabe derWürde im Jahr 1917 und zur RolleHindenburgs bei der Ernennung Hit-lers zum Reichskanzler unverzichtbarist.

Es ist schön zu sehen, dass sichheute junge Menschen mit diesem The-ma beschäftigen und es dadurch in derDiskussion bleibt.

Ehrenbürgerwürde für von Paulvon Hindenburg?

Unsere Forderung nach der Aberkennung seiner Ehrenbürgerwürde findetEingang in den Unterricht am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Dortmund.Im Sommer 2017 erreichte uns die Anfrage einer Schulkklasse. Sie beschäf-tigte sich mit dem Leistungskurs Geschichte im Rahmen des Themas„Scheitern der Weimarer Republik“ mit der „Ehrenbürgerwürde an Paulvon Hindenburg“.

Keine Betti-Hartmann-Haltestelle

Die Bezirksvertretung Wattenscheidhat eine Anregung des Kuratoriums„Stelen für Wattenscheid“, die Hal-testelle Freiheitsstraße in Betti-Hart-mann-Platz umzubenennen, abge-lehnt.

„Stelen für Wattenscheid“ widmet sichder antifaschistischen Erinnerungs-kultur in Wattenscheid, besonders pflegtder Verein das Gedenken an die imFaschismus ermordeten WattenscheiderJüdinnen und Juden.

Betti Hartmann war die jüngste Jü-din Wattenscheids, als sie im Alter von15 Jahren während der Shoah ermordetwurde. Seit 2013 heißt der Platz vordem Rathaus „Betti-Hartmann-Platz“.Unser VVN-Mitglied Hannes Bienerthatte damals hartnäckig den neuen Na-men gefordert.

Die Verwaltung hat nun auf Anre-gung des Vorsitzenden des Kuratori-ums, Christoph Nitsch, eine Vorlagevorbereitet. Nitsch machte darauf auf-merksam, dass der neue Name ein wich-tiges Zeichen der Erinnerungskulturwäre und die Bekanntheit des Platzesund seiner Namensgeberin erheblicherhöhen würde. In der Vorlage der Ver-waltung wird darauf aufmerksam ge-macht, dass eine Umbenennung ca.26.000 Euro kosten würde, alle Aktua-lisierungen auf (auch digitalen) Fahr-plänen, in Straßenbahnen und Bussen,Haltestellenschildern usw. durchzufüh-ren. Eine ganz große Koalition im In-frastruktur- und Mobilitätsausschuss(SPD, Grünen, CDU, Freie Bürger) hatEnde Dezember nun die Anregung mit11:3 Stimmen abgelehnt – ohne Be-gründung.

Die Bezirksvertretung Wattenscheidhatte vorher einstimmig (andere Zu-sammensetzung als im Mobilitäts-ausschuss) die Anregung abgelehnt.

Wolfgang Dominik

Betti-Hartmann-Platz – während einerGedenkveranstaltung für Betti Hartmann

Page 12: Antifaschistische Bochumer Blättervvn-bda-bochum.de/wp-content/uploads/2018/04/ABB-2018-01-Inet.pdf · Verbund mit anderen europäischen Nazis. Das Motto „Europa Erwache!“, unter

Seite 12 Antifaschistische Bochumer Blätter Nr. 1/2018

Auch im Jahr 2017 hat die VVN-BdA Bochum, mit Unterstützung der Ratsfraktion DIE LINKE,Stolpersteine gestiftet. In Wattenscheid auf der Bahnhofstraße wurde ein Stein für Anton

Kolodziej und in Hofstede auf der Poststraße für Joseph Langner verlegt.

Beide waren Arbeiter auf dem Bochumer Verein und hatten einen intensiven Kontakt zuZwangsarbeitern. Für dieses Verhalten wurden sie von der Gestapo verhaftet, zu Geständnissen

gezwungen und schließlich hingerichtet.

Vorstellen möchten wir hier unser An-gebot an Rundgängen durch Bochum,wovon euch einige vielleicht schondurch unsere Kooperation mit der VHSbekannt sind.

Zu folgenden Themen bieten wir –auch kurzfristig – Stadtführungen undRundgänge an:

- Alle Räder stehen still – Zwangsar-beit und Kriegswirtschaft in Bo-chum

- Aufrüstung und Krieg 1933 – 1945:Der Rüstungsverbund BochumerVerein/Hanomag/Ruhrstahl AG

- Bochum im Faschismus – Auswir-kungen auf das Leben derBürger*innen

- Faschismus in Bochum – damalsund heute (mit aktuellen Bezügen)

Unsere Angebote sind jetzt online!Seit kurzem sind unsere Angebote auf unserer Homepage http://vvn-bda-bochum.de online zu finden. Diese Angebote richten sich unter anderem anSchulklassen, Student*innen, (Jugend-)Gruppen, Vereine, Parteien und po-litische Gruppierungen, Stadtteilgruppen, private Interessentinnen und In-teressenten, Betriebe.

- Jüdisches Leben in Bochum vor,während und nach dem Faschismusam Beispiel Ottilie Schönewalds

- Rundgang über den Friedhof Frei-grafendamm

Stadt(-teil)rundgänge stellen wir auchnach individuellen Wünschen zusam-men (z.B. Faschismus, Stolpersteine,jüdisches Arbeiterleben, Orte des Ter-rors).

Die Touren dauern ca. 2 bis 2,5Stunden, können aber auch individuellangepasst werden.

In der Regel werden die Führungenkostenfrei oder gegen eine Spendedurchgeführt.Kontaktaufnahme bitte perMail unter [email protected].

ImpressumHerausgeberin: Vereinigung der Ver-folgten des Naziregimes - Bund derAntifaschistinnen und Antifaschisten,Kreisvereinigung Bochum.V.i.S.d.P.: Günter Gleising, 44795 Bo-chum.Druck: druckhaus BochumBankverbindung: Sparkasse Bochum,IBAN: DE21 4305 0001 0046 309746, BIC: WELADED1BOCInternet: www.vvn-bda-bochum.deeMail: [email protected] im Studienkreis Deutscher Wi-derstand 1933-1945.Namentlich gekennzeichnete Artikelgeben nicht unbedingt die Meinungder Redaktion wieder.

Obdachlose: 505Opfer rechtsextremer

AngriffeMindestens 17 wohnungslose Men-schen sind 2017 umgebracht wor-den. Das berichtete kürzlich Spiegelonline unter Berufung auf Zahlen,die der BundesarbeitsgemeinschaftWohnungslosenhilfe (BagW) vorlie-gen.

Demnach seien seit Beginn der 1990erJahre insgesamt 505 Obdachlose infol-ge gewalttätiger Übergriffe gestorben.Registriert wurden auch 47 Körperver-letzungen im vergangenen Jahr. BagW-Geschäftsführerin Werena Rosenke sag-te: »Bei diesen Übergriffen auf Ob-dachlose spielen menschenverachtendeund rechtsextreme Motive häufig einezentrale Rolle.«

(jW/sing)

Erinnerungstafel an Josef Anton Gara,der 1997 ermordet wurde.

Weitere Infos zumThema:

vvn-bda-bochum.de