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Katalog 29 Antiquariat Wolfgang Mantler

Antiquariat Wolfgang Mantler · Ein Practica practiciert, ausz der heylgen Bibel, vff vil zůkunfftig jar, Selig syn die, die jr war nemen, vnd darnach richten, Die zeyt ist hie,

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Katalog 29

Flugschriften aus der Frühzeit der Reformation

Barockpredigten zu Naturkatastrophen und Unglücksfällen

Astronomie und Astrologie

Varia des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts

Antiquariat Wolfgang Mantler

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Geschäftsbedingungen Preisangaben in Euro, inklusive der gesetzlichen Umsatzsteuer. Prices expressed in Euro, including VAT. Alle Angebote sind freibleibend, es besteht kein Lieferzwang. Um eventuelle Unklarheiten zu vermeiden, bitte ich um schriftliche Bestätigung einer telephonischen Bestellung. Die Rechnung ist nach Erhalt der Sendung ohne jeden Abzug fällig. Versand- und Versicherungsspesen gehen zu Lasten des Bestellers. An mir unbekannte Besteller erfolgt die Lieferung nur gegen Vorfaktura. Öffentliche Bibliotheken und Institute erhalten gegebenenfalls ein verlängertes Zahlungsziel. Rücksendungen sind nur bei begründeter Beanstandung innerhalb von zwei Wochen zulässig. Eine vorherige Rücksprache diesbezüglich wird erbeten. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Wien. Durch Aufgabe der Bestellung werden die Geschäfts-bedingungen anerkannt. Kein Ladengeschäft Temporäre Postanschrift: Wolfgang Mantler Johann Strauß Promenade 6 A-2000 Stockerau Telephon: (0043 - 1) 548 20 90 E-Mail: [email protected] Home: www.mantler-rarebooks.com VAT/Ust.-IdNr.: ATU 11886404 Bankverbindung: Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG), Konto Nr. 0491 0778 612 BLZ 14000 BIC: BAWAATWW IBAN: AT651400004910778612 Preise auf Anfrage Prices upon request

Antiquariat Wolfgang Mantler - Wien

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Flugschriften aus der Frühzeit der Reformation

(1)

Der rechte Glaube als „Stammtischthema“ (Hohenberger)

(1) Ain gůtter grober dyalogus Teütsch, zwyschen zwayen gůten gesellen, mit namen Hans Schöpfer, Peter Schabēhůt, bayd von Basel die auh nit nötiger geschäfft sunst außzůrichten habent angericht vō aim wirt. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Augsburg, Melchior Ramminger, um 1521]. 8 nn. Bll. Mit figürlicher Titelbordüre, Hans Baldung Grien zugeschrieben. 4to. Pappband. VD 16, G 4153; Goedeke II, 270, 41; Weller 1734; Hohenemser 3904; Kuczynski 568; Schmidt (Beck) 34; Muller 231, 57; Köhler 1458. Zur Titelbordüre siehe Oldenbourg 148 und Pflugk-Harttung 51. Einzige Ausgabe. „Zu einer eigenen Rahmenhandlung ausgestaltet sind die szenischen Angaben in der 1521 anonym erschienenen Flugschfrift „Ain gu(o)tter grober dyalogus Teutsch […], wonach ein Gastwirt zwischen zwei Basler Handwerksburschen, genannt Hans Schöpfer und Peter Schabenhut, eine Diskussion über den rechten Glauben in seiner Schankstube arrangiert. Die beiden Namen sind vom Verfasser mit Bedacht gewählt. Hans Schöpfer heißt der kreativ argumentierende Lutheranhänger, der am Ende den romtreuen Katholiken Peter Schabenhut von seinem starrköpfig-einfältigen Festhalten am >alten Hut< der ihm überkommenen Religiosität abbringt und ihm zur reformatorischen Überzeugung verhilft. Der Wirt berichtet im Vorspann von einer lebhaften Diskussion über Luther und den Papst beim Abendschoppen der zurückliegenden Nacht, in deren Verlauf sich Peter Schabenhut trotz guter Argumente und Schriftbeispiele nicht für die lutherische Lehre gewinnen ließ […]. Mit der scherzhaften Stichelei des Wirts >lond [= laßt] vns den Peter schabenhu(o)t hie mit wein to(e)ffen [= taufen]/ das er auch gu(o)tt Lutherisch wird< kommt nun die Unterredung in Gang. Schabenhut verweist auf den Glauben seiner

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Eltern, den er beibehalten möchte, wohingegen Schöpfer deutlich macht, daß die Seligkeit >an dem rainen gelauben ligt mit sampt d(er) grossen zu(o) sagung gots […].< Durch den zur Zeit der der Vorfahren üblich gewordenen Kauf von Ablaßbriefen ist solche Seligkeit nicht zu erwerben. Hier ist Gottes Wort und Gebot mehr zu achten als das Herkommen menschlicher Lehren. Nach einigem Hin und Her über die Gehorsamsforderung der Obrigkeit sowie manchen Vorbehalten in bezug auf Luthers Person stößt der Dialog auf die zentrale Problematik der als heilsnotwendig verstandenen Satisfaktionsleistung im spätmittelaterlichen Beichtinstitut. Die Ablaßbriefe werden als riesige Fehlinvestition entlarvt […]. Schöpfer signalisiert Verständnis für den als äußerst sparsam bekannten Schabenhut und führt ihn in das evangelische Beichtverständnis ein. Er benennt die zehn Gebote als Beichtspiegel und erläutert die Bedeutung des Glaubens an die göttliche Verheißung der Rechtfertigung, für die das Abendmahl Bürgschaft leistet […]. Dies bewirkt die Wendung bei Peter Schabenhut, und er dankt Schöpfer für den guten Unterricht“ (Th. Hohenberger, Lutherische Rechtfertigungslehre in den reformatorischen Flugschriften der Jahre 1521-22, S. 329 f.). Der Druck wurde früher meist René Beck in Straßburg zugeschrieben, da sich sein Monogramm in der Titeleinfassung befindet. Laut Pflugk-Harttung wurde diese jedoch nur 1514 von Beck benutzt, seit 1520 ist sie bei Melchior Ramminger in Augsburg zu finden, 1528 taucht sie bei Jörg Spitzenberg in Konstanz auf. Es handelt sich hierbei um die bekannte, Hans Baldung Grien zugeschriebene Einfassung mit den Tiergarten-Motiven. Titel mit Besitzvermerk und teils gelöschtem Stempel. Leicht gebräunt, wenig fleckig. Sole edition. With titleborder in woodcut, attributed to Hans Baldung Grien. Library stamp on title. Very fine copy in recent boards. (2) [Hauer, Georg]. Ander zwue predig Vom Salue regina dem Euangelio vnd heyligen gschrifft gemeß. Ain verantwurtung, gemelts Salue betreffendt, Wider die gewesen pröbst zů Nurmberg, (Landshut, durch Johann Weyssenburger, 1526). 18 nn. Bll. Mit Titelholzschnitt, dieser von vierteiliger ornamentaler Bordüre eingefasst. 4to. Pappband. VD 16, H 773; Weller 3809; Schottenloher, Landshut 141 (ungenau). Erste Ausgabe, 1533 von Stöckel in Dresden nachgeduckt. Enthält die beiden Predigten die Hauer am Lichtmesstag und zu Maria Verkündigung 1524 gehalten hatte. Bereits 1523 hielt er drei Predigten zum Salve Regina, die noch im selben Jahr von Lutz in Ingolstadt gedruckt wurden. Hauer (1484-1536), als Grammatiker einer der besten Latinisten seiner Zeit, griff 1524 auf seiner Ingolstadter Kanzel in den Streit um die Reformen der Nürnberger Pröpste Pömer und Peßler mit dem Augustinerprior Volprecht zugunsten der Konservativen ein. Die Maßnahmen von Pröpsten und Prior betrafen hauptsächlich Laienkelch, deutsche Messe, Abschaffung der Seelenmesse nebst dem Gesang „Salve regina" sowie die deutsche Taufe; praktisch bildeten sie den Anfang der Reformation in Nürnberg. „Er nahm Luthers Sermon vom Salve Regina von 1522 zum Anlaß, schützend für die Patronin seiner Kirche einzutreten. Luther und seine Anhänger hätten den Text des Salve Regina allein auf Christus bezogen; was Christus zustünde, stehe aber auch voll seiner Mutter zu. Er rechtfertigt die Tötung von lutherischen Marienschändern, will aber dazu beitragen, daß diese nicht nur durch das Schwert, sondern auch durch die Schrift widerlegt werden. Er setzt sich mit Luthers Auslegung der beigebrachten Bibelstellen auseinander und stützt sich bei seiner Widerlegung überwiegend auf die Kirchenväter“ (Laube-Weiß, Flugschriften gegen die Reformation, S. 39 f.). Der Titelholzschnitt zeigt Maria mit dem Kind im Strahlenkranz. Einband angeschmutzt, Rücken lädiert. Zwei bis drei durchgehende winzige Wurmlöchlein. Leicht gebräunt, teils etwas fleckig und stärker wasserrandig. First edition of two sermons against Luthers interpratation of the Salve Regina. Damaged boards. Two or three tiny wormholes, stronger waterstains.

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(2) (3)

(3) Karsthans. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Basel, Adam Petri, 1521]. 16 nn. Bll. (das letzte weiß). Mit einer siebenzeiligen Initiale in Holzschnitt. 4to. Halblederband des XIX. Jahrhunderts.

VD 16, K 131; Goedeke II, 220, 1 c; Weller 1441; Clemen, Flugschriften IV, 54 E; Burckhardt; Karsthans Druck E; Ausstellungskatalog Thomas Murner. Elsässischer Theologe und Humanist 1475-1537 (Badische LB & BNUS) H 1c. Einer von sieben Drucken im Jahr der Erstausgabe, vorliegend um die vier Schlußverse erweitert (s. u.). „Murners Luther-Kritik und die zwischen dem 11. November und 24. Dezember 1520 bei Grüninger anonym erschienenen Traktate führten bei Luthers Parteigängern zu einer heftigen Reaktion. In der Reihe der Pamphlete gegen Murner ist der Karsthans das früheste und bekannteste. Es stellt fünf Personen auf die Bühne: Murner, als Kater karikiert, den „Karsthans“, einen Studenten (Sohn des Karsthans), Luther und Merkur. Karsthans, der Hauptheld, ist die (recht bald zum Sinnbild geratende) Verkörperung des Bauern mit dem gesunden Menschenverstand, aufgeschlossen für die Ideen der Reformation. Die Schrift ist anonym erschienen […]“ (Ausstellungskat. Thomas Murner). Vorliegende Ausgabe enthält am Schluß die Verse: „Der murnar ist nit allein in dem spill// Zu Straßburg ich noch zwen nenne[n] will.// Der schulmeister Jheronymus genant// Vnd doctor Peter vffin stifft predicant“. Diese Verse verweisen auf Hieronymus Gebwiler (1473-1545), der zunächst als Professor in Schlettstadt, dann als Lehrer an der Lateinschule des Straßburger Münsters (1509-1524, also bis zur Einführung der Reformation in dieser Stadt) wirkte, und schließlich der Schule der St. Georgspfarrei zu Hagenau vorstand. Mit Dr. Peter ist Dr. Peter Wickram gemeint, der Neffe Geilers von Kaysersberg, der nach seinem Onkel Prediger am Straßburger Münster war. Titel mit Besitzvermerk und Resten eines Blattweisers. Etwas gebräunt, sonst schönes Exemplar. One of seven editions of the first and most prominent pamphlet against Thomas Murner. 19th cent. half-calf.

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(4) Kettenbach, Heinrich von. Ein Practica practiciert, ausz der heylgen Bibel, vff vil zůkunfftig jar, Selig syn die, die jr war nemen, vnd darnach richten, Die zeyt ist hie, dz man solich practicā mer acht hab, dañ der astronomey, got will selber regirn vber seyn volck. Ohne Ort und Drucker [Bamberg, G Erlinger], 1523. 8 nn. Bll. Mit Titeleinfassung in Holzschnitt. Pergamentband.

VD 16, K 812; Köhler, Flugschriften 2017; Clemen, Flugschriften II, 176, 1; Schottenloher, Erlinger 64, 4. Erste Ausgabe seiner „weitaus wichtigsten“ (Franck) Schrift, „selten“ (Schottenloher). Die größte Verbreitung unter Kettenbachs Schriften fand die vorliegende, in der er das Wormser Edikt als einen närrischen Rat der irregeleiteten Berater Kaiser Karls V. abtut, Luther verteidigt und das deutsche Volk aufruft, sich aus seiner Trägheit zu erheben und auf Luthers Seite zu stellen. Über Kettenbachs Herkunft und Bildungsweg ist wenig bekannt. Er war Franziskaner und ist nachweisbar als Magister novitiorum und juvenum sowie als Legens 1507-08 im Kloster Kaysersberg (Oberelsaß) und 1508-10 in Mainz sowie als Praedicator 1510-16 in Heilbronn, 1516-19 in Mainz, 1519-20 in Freiburg/Breisgau und ab 1520 in Ulm, von wo er 1522 flüchten mußte. „Von nun an verliert sich jede Spur des Mannes und über seinen ferneren Aufenthalt bis zu seinem Tode bestehen nur Vermuthungen, von welchen zwei die annehmbarsten sind. Die eine ist, daß er sich sogleich von Ulm aus auf die Ebernburg oder auch auf die zu Landstall (bei Kaiserslautern) zu Franz v. Sickingen begeben habe [...]. Noch wahrscheinlicher aber ist es, daß er von Ulm aus nach Wittenberg ging, wohin damals zu Luther’s und seiner Freunde nicht geringer Last die aus den Klöstern vertriebenen oder entwichenen Mönche, als einem allgemeinen Asyle, schaarenweise eilten, und wo er auch seinen ehemaligen Klosterbruder Eberlin anzutreffen hoffen konnte. Daß er aber an einem recht sicheren Orte gelebt haben müsse, dient zum Beweise, daß er nun selbst den Kaiser nicht schonte und sehr beleidigende Stellen gegen ihn in seine Schriften einrückte, weshalb man in Nürnberg für nöthig fand, sein Buch „Ein Practica practi | cirt ausz der heylgen Bibel, | vff vil zukünftig jar …“, 1533, 4, zu verbieten [...]. Seine Practica als die weitaus wichtigste, hat Böcking in den Opp. Hutt. III, 538–541 wieder abdrucken lassen“ (Franck in ADB). Titel mit Stempel. Etwas wasserrandig und fleckig. First edition of Kettenbachs´ most popular and most important pamphlet.- Recent vellum.

(5) Confutation wider meiner G. H. der Marggraffen zu Brandenburg &c. Prelaten, Stifften, vnnd Clöstern, papistischen Ratschlags, jren F. G. auff .xxiij. fürgehalten Artickel, der Euangelischen lere halben gegeben. Ohne Ort, Derucker und Jahr [Nürnberg, Jobst Gutknecht, 1525]. 32 nn. Bll. Mit Titelbordüre von Erhard Schön. 4to. Maroquinband mit goldgeprägt. Deckeltitel.

VD 16, K 1989; Weller 3365; Köhler 594; zur Titeleinfassung siehe Luther 123 und Röttinger 5. Erste Ausgabe. Diese zu den „fränkischen Bekenntnissen“ zählende Schrift reagiert auf die katholischen Einwände wider die 23 „Ansbacher Artikel" (Sommer 1524), das Keimstück der fränkischen Reformation. Die starke inhaltliche Verwandtschaft zwischen der „Confutation“ und dem großen Ansbacher „Ratschlag“ läßt J. B. Götz eine gemeinsame Verfasserschaft vermuten (Götz, Die Glaubensspaltung im Gebiete der Markgrafschaft Ansbach-Kulmbach i. d. Jahren 1520-35, Freiburg 1907, S. 53 Anm.). Da jedoch als Ursprungsort Schwabach unzweifelhaft ist, nimmt W. F. Schmidt die Schrift für den Schwabacher Stadtprediger Hofmann in Anspruch (Schmidt-Schornbaum, Die fränkischen Bekenntnisse, München 1930, S. 12). Titel oben mit teilw. gelöschtem Besitzvermerk und unten mit lateinischem Vierzeiler von alter Hand über die Tränen der Mädchen. Etw. gebräunt und fleckig, untere Ecke des Titelblattes restauriert. First edition. Systematic response to a series of propositions regarding the Catholic Church, addressed to George, Margrave of Brandenburg (and Duke of Saxony). With titleborder in woodcut. Title with latin ms. poem on a girls tears. Some browning and spotting. Recent calf.

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(5) (11)

(6) (Korn, Gallus). Ain handlung wie es aynem Prediger münch zů Nüernberg mit seynē Ordensbriedern vō wegen der Ewāgelischē warhait gangen ist. Ohne Ort und Drucker [Augsburg, Erhard Oeglin Erben], 1522. 4 nn. Bll. Mit schwarzgrundiger Titelbordüre von Heinrich Vogtherr. 4to. Pappband.

VD 16, 2130; Kuczynski 1207; Köhler 2075; Weller 2114; zur Titelbordüre siehe Sammlung Stickelberger Abb. 221, Dodgson II, 143, 11 und Johnson 27. Einer von vier Drucken im Jahr der Erstausgabe. Gallus Korn, ein Nürnberger Dominikaner, „predigte am Ostersonntag 1522 im Prediger-Kloster zu Nürnberg vornemlich wider die Missbräuche, die in den Klöstern und Orden nach päbstlichen Satzungen herrschen, wiederholte am Sonntag darauf, da er in der Katharinen-Kirche predigen mußte, seine Sermon, worauf er nicht nur von seinen Ordens-Brüdern, deren viele nebst den Carmelitern und Franciscanern in Nürnberg noch gar hartnäckige Papisten waren, angefeindet und verketzert, sondern auch vor den Prior und Subprior gebracht wurde, die ihm denn angedeutet, daß er […] den Kerker wohl verdient hätte, und in Zukunft nicht mehr predigen dürfe“(Will II, zit. nach DBI 694, 388 ff.; Predigtdatum korr.: „am Tag nach Himmelfahrt, nicht am andern Ostertag“ bei Will VI). Gering gebräunt bzw. fleckig. One of four editions of a sermon held at Nuremberg. With a fine title-border in woodcut. Recent boards.

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(6) (7) (7) Mayer [Meyer], Sebastian. Doctor Sebastian Mayers, etwaň Predicant zun Barfůssen zů Straßburg, widerrůffung, an ain Löbliche Freystatt Straßburg. Ohne Ort und Drucker [Augsburg, Philipp Ulhart d. Ä.], 1524. 24 nn. Bll. (das letzte weiß). Mit vierteiliger schwarzgrundiger Titeleinfassung in Holzschnitt. 4to. Pappband.

VD 16, M5121; Schottenloher, Ulhart 53; die Titeleinfassung bei Sammlung Stickelberger Abb. 364-367. Einer von drei Nachdrucken aus dem Jahr der der Straßburger Erstausgabe; selten. Sebastian Meyer (1465–1551) erwarb in Basel des Grad des Doktors der heiligen Schrift und trat in Bern in den Franziskanerorden ein, wo er als Lesemeister (Lektor) wirkte und die Lehre Luthers als erster Prediger in Bern vertrat. Damit gewann er das Vertrauen des Stadtrats, der ihn vor den Nachstellungen des Diözesanbischofs von Lausanne schützte. 1523 nahm Meyer am ersten Züricher Religionsgespräch teil. Missverständliche Predigten und Aussagen führten dazu, daß der Rat dem Franziskaner nicht mehr wohlgesonnen war und in aus der Stadt wies. Von dort vertrieben, gewährte ihm der Straßburger Rat Zuflucht. In der vorliegenden Schrift widerruft er in 10 Punkten vorher von ihm gepredigte Lehren von Messe und Altarsakrament, von Buße, der päpstlichen Gewalt, Ablaß, Fegefeuer, Heiligenverehrung, vom freien Willen, von Klostergelübden und Kirchengütern. Ein Bl. mit Eckausriß (ohne Textverlust). Sehr schönes Exemplar . One of three reprints in the year of the first edition. Meyer was one of the first, who brought the reformation to Bern. Boards.

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Der Reformator von Jena (8) Reinhart, Martin. Ein Christliche Brůderliche vndterricht an die Christliche gemeyne yn der stat Jhene ym landt zů Döringen der verbante ketzerischen Münch halben, Wie vnd weß sie sich Cristlich gegen yn halten sollē. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Zwickau, Johann Schönsperger d. J., 1523]. 12 nn. Bll. Mit figürlicher Titelbordüre in Holzschnitt und mehreren Notazeichen. Rückenbroschur.

VD 16, R 947; Claus, Die Zwickauer Drucke des 16. Jahrhunderts I, 34; Köhler III, 3854; Weller, Repertorium 2655 (und Suppl. I S. 32, 2655). Einzige Ausgabe. Seltene Flugschrift des Predigers zu Jena, radikalen Theologen und Reformers Martin Reinhart aus dem fränkischen Eibelstadt über die der Ketzerei angeklagten Mönche Peter von Onspach, den „welschen Doktor Johann Eckenfeldt“ und den „kleynen Jorg von Frickenhausen“. Reinhart wurde von Luther, auf Begehren des Königs Christian, nach Dänemark gesandt um das Evangelium zu verkünden. Der König berief ihn dann 1522 an der Universität Kopenhagen zum Lehrer der Theologie, und er war dreist genug, in diesem Jahre ein Buch herauszugeben, in welchem er die babylonische Gefangenschaft als ein Vorbild des Pabstthums darstellte. So kehrte er, unter dem Vorwande die Magisterwürde anzunehmen, wieder nach Wittenberg zurück. Noch in diesem 1522sten Jahre ward er Superintendent in Jena und der erste evangelische Lehrer daselbst (Adelung VI, 1710). Seine Vehemenz veranlaßte Luther, der für eine gemäßigte Reformation ohne Gewalt eintrat, am 22. August 1524 nach Jena zu kommen, um in der Stadtkirche gegen sein allzu radikales Vorgehen zu predigen. Sauberes Exemplar, etwas kurzrandig. Sole edition. Reinhart, preacher at Jena denfends three friars, which have been indicted for heresy. – Very clean copy. (9) Reuter, Simon. Anntwort […], wider die Baals pfaffen vnd prediger welche die fest Marie vnnd aller heyligen, auch das gebet vnd gutte wergk fur die lieben seelen so fleysiglich vñ ernstlich hanthaben verteydige, […] zů handenn gestellet. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Bamberg, Georg Erlinger, 1523]. 4 nn. Bll. (das letzte weiß). Mit Titelbordüre in Holzschnitt. 4to. Pappband.

VD 16, R 1526; Köhler III, 3875; Kuczynski 2285; nicht bei Schottenloher, Erlinger. Einzige Ausgabe, selten. Streitschrift wider den Klerus, der die Feste Marias und der Heiligen zur eigenen Bereicherung mißbrauchte. „Auch die kleine Schrift Simon Reuters – 1523 entstanden – ist noch von Hoffnung auf eine Reichsreform durch den Kaiser und das Reichsregiment getragen“ (Laube II, 795). Über den aus Schleiz (Thüringen) gebürtigen Verfasser ist wenig bekannt. Er war vermutlich Zisterzienser- oder Karthäusermönch (Heming, Protestants and the Cult of the Saints in German-Speaking Europe S. 13, Anm. 1) und Verfasser zweier weiterer Flugschriften, die ebenfalls in Bamberg gedruckt wurden. Titel mit der bekannten Bordüre Erlingers, hier ohne Druckernennung im unteren Schildchen (vgl, Schottenloher Tafel 4). Erstes und letztes Bl. im Falz verstärkt, gutes Exemplar. Sole edition. „In Refutation of the Prophets of Baal, Simon Reuter rails against the moneygrubbing idolatrous clerics who promoted the festivals of Mary and the saints for their own gain“ (Heming p. 42).- With title-border in woodcut. Recent boards.

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(10) Ain schöner dialogus von zwayen gutten gesellen genannt Hanns Tholl. vnnd Claus Lamp. sagendt vom Antechrist vnd seynen jungern. Sytzendt peym weyn gůts můts vnuerholen auß der Epistel pauli. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Augsburg, Erhard Oeglin Erben, um 1521]. 3 nn. Bll. 4to. Pappband.

VD 16, S 3432; Goedeke II, 268, 14; Weller 1733; Kuczynski 570; Hohenemser 3903; Schade, Satiren und Pasquille 128 und 325. Einzige Ausgabe. „Das Stück scheint noch aus dem Jahr 1520, aber aus der zweiten Hälfte oder dem Ende desselben nach der Veröffentlichung der päpstlichen Bulle zu stammen. Die Heimat läßt sich nicht genau angeben, doch zeigt die Schreibung, daß sie nicht Schwaben, Elsaß oder die Schweiz, sowenig wie eine niederdeutsche Gegend ist: sie könnte das nördliche oder nordwestliche Franken nach dem Mittelrhein zu sein“ (Schade). Die Druckerzuschreibung an Oeglin (Erben) nach dem VD 16, früher auch Philipp Ulhart d. Ä. zugeschrieben (vgl. Schottenloher, Ulhart Anhang 152, 3), der Oeglins Druck- und Typenmaterial 1523 übernommen hatte (vgl. Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet 31). Leicht gebräunt und braunfleckig. Sole edition of this dialogue between the fictitious persons Hans Tholl and Claus Lamp on the antichrist, probably written in Franconia at the end of the year 1520. Somewhat stained; boards. (11) Strauss, Jakob. Eyn Sermō Jn ď deutlich angezeigt vñ geleret ist die pfaffen Ee, yn Euangelischer leer nitt zu ď freiheyt des fleischs, vnd zu bekrefftygen den allten Adam, wie ettlich fleischlich Pfaffen das Elich wesen mit aller pomp, hoffart vnd ander teuffels werck anheben, gefundiert [...]. (Erfurt, ynn der Permenter gasszen, zum Ferbe fasz [Johannes Loersfeld], 1523). 8 nn. Bll. Mit Titeleinfassung in Holzschnitt. 4to. Kartoniert.

VD 16, S 9500; Köhler, Flugschriften 4324; Barge Die gedruckten Schriften des evangelischen Pfarrers Jakob Strauß (in: Archiv f. Reformationsgeschichte XXII, 1935) 6a (weist den Druck Ludwig Trutebul zu); Panzer, Annalen II, 206, 1985; Hase, Erfurt 684; zur Titeleinfassung siehe v. Dommer 135 (Trutebul) und Luther 71 (Loersfeld). Erste Ausgabe der am Sonntag vor Christi Himmelfahrt 1523 in Eisenach gehaltenen Predigt über den Zölibat. In mehreren Ausgaben nachgedruckt, ist sie die einzige Schrift des Reformators, von der auch eine lateinische Übersetzung erschien. Anlaß war wohl seine eigene Eheschließung; 1524 wurde sein erstes Kind geboren. Nach seiner erzwungenen Abreise aus Tirol fand der um 1480 in Basel geborene Jakob Strauss Anfang 1523 einen neuen Wirkungskreis als Prediger an der Georgskirche in Eisenach, zahlreiche seiner Predigten erschienen nun als Druckschriften. Sein Kampf gegen das alte Kirchenwesen gipfelte im „Wucherstreit“, der auch zu einer Entfremdung zu Luther führte. Seinen Aufruf, die Zahlungen zu verweigern, sahen seine Gegner als Aufwiegelung an und verglichen ihn mit Thomas Müntzer. Nach der Niederschlagung der aufständischen Bauern wurde er zu einem Verhör nach Weimar bestellt. Obwohl ihm danach die weitere Tätigkeit in Eisenach gestattet wurde, war das Verhältnis so schwer belastet, daß Strauss im Herbst 1525 die Stadt verließ. Er hielt sich kurz in Nürnberg und Schwäbisch Hall auf und kam Ende 1525 oder Anfang 1526 nach Baden-Baden, wo er die Stelle des Stiftspredigers bei Markgraf Philipp aufnahm (vgl. BBLK XI, Sp. 34 ff.). Der Drucker Johann Loersfeld war zunächst in Paris und danach wohl bei Lorenz Stuchs/Ludwig Trutebul in Halberstadt als Geselle tätig, da er Stuchs Typenmaterial übernahm. Er begann 1523, also im Erscheinungsjahr des vorliegenden Druckes, seine Tätigkeit im „Haus zum Färberfaß“ in der Pergamentergasse in Erfurt (vgl. J. Luther, Zur Trutebulfrage. In: ZfB. XXX, 1913, S. 504 f.). Etwas kurzrandig, unbedeutend gebräunt. First edition of a sermon on the marriage of priests by the first Reformer of Eisenach, Jakob Strauss (ca. 1480-1533). Title within elaborate woodcut border. Boards.

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Protestantische Predigt in Tirol

(12) Strauß, Jakob. Ain trostliche verstendige leer über das wort sancti Pauli. Der mensch soll sich selbs probieren, vñ also von dem brot essen, vñ von dem kelch trincken. Geprediget zů Hall im Jntal […]. Ohne Ort und Drucker [Augsburg, Silvan Otmar], 1522. 14 nn. Bll. Mit vierteiliger Titelbordüre in Holzschnitt nach Urs Graf. 4to. Umschlag.

VD 16, S 9504; Barge, Die gedruckten Schriften des evangelischen Pfarrers Jakob Strauß (in: Archiv f. Reformationsgeschichte XXII, 1935) 1f; Kuczynski 3608; vgl. Köhler 4315 & 4316 (andere Ausgaben). Zur Titeleinfassung siehe von Dommer 117 und Götze 169. Eine von sechs Drucken im Jahr der Wittenberger Erstausgabe. Die erste gedruckte Schrift des Reformators, unmittelbar nach seiner Vertreibung aus Hall in Auftrag gegeben. Sie „ist ein erweiteter Abdruck einer von ihm in Hall gehaltenen Predigt […]. Die Vorrede ist vom 4. August 1522, am Ende steht das Datum 6. August (nicht in der vorliegenden Ausgabe; Anm.). Diese Angben lassen erkennen, daß Strauß das Manuskript seiner Schrift vom 4. bis 6. August 1522, also in zwei Tagen niedergeschrieben hat“ (Barge). Er hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Kemberg auf, von wo aus er in persönliche Beziehung zu Luther und anderen Reformatoren in Wittenberg trat, auch wurde er im SS 1522 an der Wittenberger Universität immatrikuliert. Mit dieser Predigt gab er eine „Anleitung über die rechte Bereitung zum Abendmahl und ermahnte die, welche von der Messe sich nicht fernhalten können, während derselben Christi Leiden und Sterben zu betrachten“ (Herzog-Hauck XIX, 93). Strauß (um 1480-vor 1532), „verließ 1495 seine Geburtsstadt Basel und trat kurz nach 1500 in den Dominikanerorden ein. Im Jahr 1516 immatrikulierte er sich an der Universität Freiburg, im nächsten Jahr erwarb er dort den Titel eines baccalaureus artium. Er studierte weiter und erwarb den Doktorgrad der Theologie. Für das Jahr 1521 ist ein Aufenthalt in Berchtesgaden belegt, am 21. Juni 1521 kam er nach Hall bei Innsbruck. Er hielt zunächst Vorlesungen in lateinischer Sprache über das Matthäus-Evangelium vor Priestern aus Hall und Umgebung, sehr bald aber auch Predigten in der Kirche des Frauenklosters, die das Evangelium im Sinne Luthers auslegten und großen Zulauf hatten. St. erhielt auch die Möglichkeit in der größeren Pfarrkirche St. Nikolaus zu predigen und hielt bei schönem Wetter Predigten im Stadtgarten ab. Der zuständige Bischof von Brixen wandte sich ab 1522 gegen St. und verlangte seine Ausweisung. Der Rat der Stadt stellte sich hinter ihn. Die österreichische Regierung in Innsbruck verhielt sich zunächst abwartend, verlangte schließlich aber seinen Wegzug“ (BBKL, XI, Sp. 34ff.).. Die Titelbordüre ist der Silvan Otmarsche Nachschnitt der bei v. Dommer 103 beschriebenen Kirchen-väterbordüre Urs Grafs für Adam Petri. Minimal gebräunt, gering fleckig. Titel mit Trockenstempel der Rockefeller-Stiftung und eh. Namenszug des Sammlers und Forschers Howard Osgood (Mitglied des American Committee on Revision on the Old Testament, 1831- 1911). One of six editons from the year of the first printing of a sermon held at Hall/Tyrol. With a fine woodcut-border after Urs Graf. Recent wrappers.

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Barockpredigten zu Naturkatastrophen und Unglücksfällen (13) Amerbacher, Georg Sebastian. Percutientis Gradinis Horror. Das ist Christlicher Sermon vom Hagel, Darzu Anlaß gegeben, die den 6ten Junij Anni 1680 [...] in grossem Sturm gefallene Steine, so das meiste Winterkorn sampt dem Obs um Goldburghausen und andere anstossende Flecken, jammerlich darnider geschlagen, Zu Aufmunterung hertzlicher Busse, und Besserung dess Lebens, kurtzlich und einfaltig abgeleget […]. Nördlingen, durch Friedrich Schultes, [1680]. 10 (recte 20) SS. 4to. Geheftet.

OCLC 43841600; nicht im VD 17, bei Halle und Hohenemser. Wohl einzige Ausgabe, nur zwei weitere Exemplare sind via KVK nachweisbar (New York PL und UB München). Predigt anläßlich des Hagelunwetters am 6. Juni 1680 in der 300 Einwohner zählenden Ortschaft Goldburghausen, damals zu Nördlingen, heute zu Riesbürg (Baden-Württemberg) gehörig. Erwähnt wird u. a. ein angeblicher Steinregen in Graz 1657, wobei „solche Steine herunter geworffen worden, die theils spitzig, theils wie Todtenköpfe außgesehen, darinnen nicht allein Haar, sondern auch buhlerische Liberey-Bändel, ja gar in einen Stein ein Schneid-scheerlein gefunden ward“. Leicht gebräunt, etwas wasserrandig. (14) Chremitz, Johann. Baruthische Brand-Warnungs-Predigt, Aus dem 4. Buch Mosis aus dem II. Cap. v. 1. 2. 3. Statt ordentlicher Freytags-Predigt, Jm Jahr Christi 1678. den 31. Maj. Als den 28. Maj. vorher eine erschreckliche Feuers-Brunst bey einem Schmiede entstanden […]. Leipzig, Gedruckt bey Johann Kölern, 1678. 18 nn. Bll. 4to. Geheftet.

VD 17, 14:015987M; nicht bei Halle und Hohenemser. Einzige Ausgabe, nur die Exemplare in Dresden und Halle werden im KVK genannt. Den Grafen Friedrich Sigismund und Johann Georg zu Solms gewidmet. Bei dem Brand am 28. Mai in Baruth (Brandenburg) wurden acht Häuser und das Stadttor vernichtet, weiter Brände geschahen am 4. und 7. Juni, richteten jedoch nur geringe Schäden an. Johann Chremitz stammte aus Bautzen, studierte in Bautzen und Leipzig, er war zuerst Pfarrer in Franken und Münchhausen, ab 1674 Pastor und Superintendent in Baruth wo er 1678 verstarb. Etwas gebräunt und fleckig. (15) Grafunder, David. Luckausche Feuer-Glocke, Oder Feuer-Predigt, Mit welcher An dem Jn der Stadt Luckau, wegen der vielfältigen schrecklichen Feuerst-Brunsten Christlöblich-angestellten Brand-Buß-Tage Anno 1674. den 2. Maji [...] zur Busse hat aufgeweckt […]. Zwei Teile in einem Band. Wittenberg, bey Matthaeus Henckeln, 1677. 30 nn. Bll. 4to. Geheftet.

OCLC 248102593; nicht im VD 17, bei Halle und Hohenemser. Wohl einzige Ausgabe; nur zwei weitere Exemplare nachweisbar (Oldenburg und Stuttgart). Enthält mit eigenem Titelblatt die „Feuer Predigt“ vom 28. April 1677 (ab Bl. E3). Kurz erwähnt werden auch die Brände in Luckau in den Jahren 1644, 1652 und 1671, wobei der Brand von 1644 große Teile der mittelalterlichen Kirche zerstörte, deren Inneres dann unter der Leitung der Architekten Petzsch und Bärgt erneuert wurde. Grafunder war Fürstl. Sächsischer Assessor des Kirchenrates zu Lübben (Spreewald) und Erster Pastor zu Luckau (Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg), neben einigen kleineren Schriften ist eine syrische Grammatik von ihm erschienen. Gebräunt, kleine Nässespur im oberen Rand.

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(16) Herrenschmidt, Jacob. Antiquo-Novum Alt-New, Oder Zwey Christliche Predigten, vnter welchen die erste auff den letzten Sonntag im verflossenen 1627. Jahr, Ezechielis prophetae Sigillum & valedictorium, deß Propheten Ezechiels Signet, Sigelwachs vnd Ertzt genannt: Als […] den 27. Decembris ein starckes Donnern, Blitzen vnd Vngestümm vorüber gangen, Die ander Pellecanus, [...] auff den Newen JahrsTag gehalten. Nürnberg, bey Simon Halbmayern, 1628. 62 SS. 4to. Geheftet.

VD 17, 3:303225P (= 1:037714X); nicht bei Halle und Hohenemser. Einzige Ausgabe, nur zwei weitere Exemplare im KVK gelistet (Berlin und Halle). Den Gräfinnen Margarethe zu Öttingen, Maria Magdalena zu Solms, Johanna zu Hanau, den Fräulein Anna Elisa, Christina, Agathe, Sophie, alle geborene Gräfinnen zu Öttingen, sowie Barbara Dorothea Schenck in Limburg gewidmet. Die erste Predigt nach Ezechiel 48, 35 anläßlich eines schweren Wintergewitters „im Rieß vnd benachbarten Orten“, die zweite (ab Bl.C4) auf den Neujahrstag „Auß Dem gewöhnlichen Newen Jahrs- Evangelio Luc. 2. Darinn Das zarte trawte Jesulein, vnter dem Pellecanen Vogel Formlich abgebildet […]“. Jacob Herrenschmid(t) (1578-1641), aus Öttingen gebürtig, studierte in Wittenberg und Tübingen, war evangelischer Pfarrer und Superintendent in Zimmern (Württemberg), Harburg (Grafschaft Öttingen) und Nördlingen. Mäßig gebräunt, teils fleckig. (17) Herrenschmidt, Jacob. D.O.M.A. A´IMATOΨEKAΔOΓIA Oder. Ein Christlicher vnnd Schrifftmässiger Underricht, Waß bey dem im Julio, lauffenden 1623. Jahrs im Rieß gefallenen vielfältigen Blutstropffen, in acht zunemmen: […] Auff den 6. Sontag Trinitatis, Sermons vnd Predigtweiß vorgestellt. Ulm, bey Johann Meders Wittib, 1623. 1 Bl., 27, (1) SS. 4to. Geheftet.

OCLC 311403964; Vgl. VD 17, 39:135377F, nicht bei Halle und Hohenemser. Eine von zwei im selben Jahr erschienenen Ausgaben, wie auch der im VD 17 geführte Ulmer Druck Ludwig Wilhelm Moser gewidmet. Von der vorliegenden Ausgabe sind nur zwei Exemplare im KVK gelistet (Dresden und Stuttgart). Herrenschmid(t) beklagt die Häufung von Wunderzeichen: der Komet sei kaum ausgebrannt, die 3 Wundersonnen kaum verloschen, der schöne ganze Halo „in kleines vergangen“, da kommt „Gott mit vnderschidlichen vielen Blutströpflein“. Auch über historische „Blutwunder“ und andere Phänomene, wobei auch Kepler zitiert wird (Bl. D1r). Im oberen Rand knapp beschnitten, dadurch teils Verlust der Pagination und Seitenüberschrift. Teils fleckig. (18) Hickmann, Jeremias. Prodigium Martisburgense. Das ist: Merseburgische Blut Predigt, Von den Egyptischen in Blut verwandelten Wassern, weil fast dergleichen auch am 3. August, zu Merseburg, in der new auffgeworffenen Wassergrufft geschehen […]. Mit beygefügten Extract eines warhafftigen Berichts vnd Schreibens, auß Halla [sic] in Sachsen, wie auch daselbst das Wasser an 5. vnterschiedenen Orthen, sich von 2. Augusti an, biß dato in Blut verwandelt habe […]. Gera, Bey und in Verlegung Andreae Mamitzschs, 1631. 12 nn. Bll. 4to. Geheftet.

VD 17, 14:017403L; vgl. Hohenemser 5455 (andere Ausgabe); nicht bei Halle. Erste Ausgabe, in zwei Varianten gedruckt und 1632 erneut aufgelegt. Enthält u. a. eine Chronik ähnlicher Ereignisse, sowie am Schluß ein drei Seiten langes gereimtes „Ehren Lob“ auf die Predigt von Johannes Hellborn. Hickmann war Respondent in Jena und Pastor in Francekenau, hier bezeichnet er sich als Feldprediger des Starschedelischen Stadtregimentes. Drucke seiner Schriften erschienen zwischen 1618 und 1632. Etwas wasserrandig.

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(19) Jenisch, Paul. Christlicher vnd Notwendiger Unterricht, Von Wettern, Wann vnd woher sie sich vrsachen, Weß man sich dabei zu erinnern, Wie man sich bey grossen Ungewitter trösten, Und dieselben abwenden soll: Aus zwo Predigten zusam[m]en gezogen [...]. Jetzt wiederumb [...] Gedruckt. Leipzig, (Typis Beerwaldin: Durch Jacobum Popporeich) Jn verlegung Johann: Börners des ältern, 1610. 55, (1) SS. Titel in Rot und Schwarz mit vierteiliger Titelbordüre und einer Holzschnittleiste, letztes Bl. mit Druckermarke Beerwalds. 4to. Umschlag.

Vgl. VD 17, 23:634461R (zur EA von 1606); nicht bei Hohenemser. Seltene zweite Ausgabe, nur ein Exemplar (UB Leipzig) im KVK genannt. Predigten über Unwetter mit Beispielen aus der Bibel, der älteren und neueren Geschichte. Den Schluß bildet der „Bericht von Wettern, Auß der Erklerung des 18. Psalms gezogen“ von Nikolaus Selnecker (1530 - 1592). Paul Jenisch, 1551 - 1612, studierte in Wittenberg, wo er 1576 Magister der Pädagogik wurde. Daraufhin ging er als Konrektor an die Schule seiner Heimatstadt Annaberg und wurde 1581 der Rektor derselben. 1593 legte er sein Schulamt nieder und übernahm 1594 eine Pastorenstelle in Eula. 1596 wurde er Superintendent in Eilenburg und ging 1603 als dritter Hofprediger nach Dresden in welcher Funktion er auch Assessor am sächsischen Oberkonsortium tätig wurde. 1609 stieg er zum zweiten Hofprediger auf und trat 1610 die Stelle des Oberhofpredigers an, die er bis zu seinem Tod 1612 inne hatte. Papierbedingt stärker gebräunt bzw. braunfleckig. (20) Senff, Samuel. Schrifftmäsiger Bericht Von des himmlischen Haus-Vaters eigenthümlichen Weinberges zu Stolpen […] Welchen Am Sontage Septuagesima, als Dienstags zuvor den 14. Februarii Anno 1671. [...] eine schreckliche Feuers-Brunst entstanden [...] in der Ampts-Predigt der Christlichen Gemeine vorgetragen […]. Dresden, Mit Seyffertischen Schrifften, [1671]. 20 nn. Bll. 4to. Geheftet.

VD 17, 14:015409X; nicht bei Halle und Hohenemser. Einzige Ausgabe, nur die Exemplare in Dresden und Halle werden im KVK geführt. Stolpen in der Sächsischen Schweiz wurde aufgrund der nicht einfachen Wasserversorgung und der dichten Bebauung mehrfach von Feuersbrünsten heimgesucht. Der fünfeinhalb Stunden währende Brand vom 14. Feber 1671 vernichtete „beyde Gasthöfe und ein Burger- und Brauhaus am Marckte, zwölff andere Bürgerhäuser in der Niedergassen, wie auch drey Thürme auff der Stadt-Mauer“. Samuel Senf (1612-1688) aus Schortau in Thüringen gebürtig, studierte in Leipzig, war Privatdozent, Respondent und Praeses in Jena; Feldprediger, sowie ab 1638 Pfarrer in Höckendorf, in Possendorf (1644) und seit 1653 in Stolpen. Gebräunt und etwas fleckig.

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Astronomie und Astrologie

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(21) Ein newer Calender in Cantzelleien schreibstuben, auch sunst in kaufmans vnd burgerlichen hewsern nutzlich zugebrauchen […]. Einblattdruck in Kupferstich von zwei Platten [von Matthias Quad?]. Köln, truckts Johann bussemecher, [wohl 1593]. Folio (262 x 227 mm).

Zinner 3582 („Ostertafel“); Benzing, Bussemacher (in: Aus der Welt des Bibliothekars. Festschrift für Rudolf Juchhoff, hg. v. W. Krieg u. K. Ohly, 1961), 21; Schöller, Kölner Druckgraphik der Gegenreformation 188, 111 und Abb. 61. Wasserzeichen: Äskulapstab auf Schild. Sehr seltener Wandkalender für die Jahre 1594 bis 1630. Schöller kennt nur das Exemplar im Germanischen Nationalmuseum und ein weiteres in Privatbesitz (vorliegendes?). Der eigentliche Kalender wurde von einer 200 x 155 mm großen Platte gedruckt, umgeben von einer gestochenen Umrahmung. Diese zeigt in den Ecken Medaillons mit Darstellungen der vier Evangelisten (identisch mit Benzing 74, der die Evangelistenbilder für Einzelblätter hielt), diese sind Kopien nach Hans Sebald Beham (Pauli, Beham 57-60). Im oberen Rand ein von Putten flankiertes querovales Medaillon mit der Darstellung des hl. Geistes in Form einer Taube, im unteren Rand eine leere Kartusche. Die Rahmenfüllung besteht aus Blumen und Insekten. Benzing vermutet Matthias Quad als Stecher des Blattes. Der Kalender nennt die Ostertermine nach altem und neuem Stil, die Schaltjahre, die Anzahl der Tage des Monats, Tag- und Nachtstunden etc. Johann Bussemacher (tätig ca. 1580-1616), war „der bedeutendste unter den Kölner Kupferdruckern um 1600 und später […], dessen Kunstdrucke heute noch beliebte Sammelobjekte darstellen“ (Benzing). Vermutlich das von Lathrop C. Harper, Catalogue 26 (1967), Nr. 118 angebotene Exemplar; danach in deutscher Privatsammlung. Am rechten Rand montiert. Schwach sichtbare horizontale Faltspur. Druck an wenigen Stellen etwas flau, schwache Bräunung in der Mitte des Blattes. Im Ganzen von sehr guter Erhaltung. Beautiful example of a fully engraved German wall calendar for a 37-year period, a very decorative broadside in nearly perfect condition. With the address and signature of the well-known engraver-publisher Bussemacher (active 1580-1616) from Cologne. „The rarity of such ephemeral pieces, which are of considerable importance in the history of civilisation and especially of astronomy, is well known“ (L. C. Harper; who offered a (this?) copy in 1967, Cat. 26, lot 118).

Bergbau und Astrologie

(22) Fischer, Matthias. Prognosticon Astrologicvm Oder Practica, Auffs Jahr nach der frölichen vnd gnadenreichen geburt vnsers Erlösers vnd Seligmachers Jesu Christi M.D.XCVI. Auß wahrem Astronomischen grund, auff die vier Jahrszeiten vnnd andere Accidentia mit fleiß gestellt vnnd beschrieben. Nürnberg, Valentin Fuhrmann, [1595]. 15 nn. Bll. Mit Wappenholzschnitt am Titel, einigen Initialen und Zierstücken in Holzschnitt. 4to. Umschlag.

VD 16, ZV 5880; Zinner 3652; Hohenemser, Flugschriftensammlung Gustav Freytag 159; Houzeau-Lancaster 14955 („Practica“). Erste und wohl einzige Ausgabe, sehr selten: nur vier weitere Exemplare sind nachweisbar. Zinner verzeichnet weitere Prognostica aus seiner Feder für die Jahre 1594 -97 und 1599, im VD 16 findet sich (neben dem vorliegenden Jg.) nur eines für 1594 (F 1194; ohne Standortnachweis). Matthias Fischer stammte aus Annaberg und war Bürger der Bergbaustadt Schlackenwald, am Titel nennt er sich „Astronomiae Studiosum“. Neben Angaben zu den Konstellationen der Planeten beschreibt er die zu erwartende Witterung, weiters über Finsternussen, deren Erscheinung vnd würckung, Von Krieg vnd Kriegsgeschrey, Von Fruchtbarkeit oder mißwachs der Feld vnd Garten gewächse (unter Berufung auf Antonius Mizaldus), dann ausführlich Von zustand des lieben Bergwercks sowie Von geferlichen Seuchen, vnnd Kranckheiten. Den Schluß bilden kurze Beschreibungen der Eigenschaften von Sonne, Mond und den

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Planeten (z. B.: „Dem Saturno seind vnterworffen Alte, Betagte, Karge, Einsam lebende Menschen, Münch, Berckleut [...]. Der Jupiter nimbt in seinen Schutz die mächtigen Prelaten, Bischoffe, Juristen [...]“).- Eines der interessantesten Kapiteln der Schrift ist jenes über den Bergbau. Für den Winter sagt er z. B. reiche Funde von Messing, Kupfer und Silber voraus, jedoch nur geringe Mengen an Gold, Blei, Eisen und Stahl. Zinn soll gut und reichlich gefunden werden, jedoch sind dabei Grubeneinstürze oder andere Probleme zu erwarten. Solch detaillierte Angaben folgen auch für das restliche Jahr. Titel angestaubt und etwas fleckig, die letzte Lage mit kleinem Wasserfleck in der oberen Ecke. Sole edition. Prognostication with a chapter on mining.- Wrapper. (23) Herlicius, David. Newer vnd Alter Schreibkalender, Auff das SchaltJar [...] M. DC. XXXX. Neben bequemer Verzeichnuß aller Messen, Jar= vnd Viehmärckt im gantzen Röm. Reich [...]. Zwei Teile in einem Band. Nürnberg, In verlegung Wolffgang Endters, [1639]. 14, 16 nn. Bll. Titel und Kalendarium in Rot und Schwarz gedruckt. Mit Titeleinfassung und einem Portrait in Holzschnitt. 4to. Lederband d. Zt. mit Resten reicher Gold- und Blindprägung.

Vgl. Matthäus, Zur Gesch. d. Nürnberger Kalenderwesens (In: AGB IX), 1197 und 1353. Dieser Jahrgang nicht im VD 17 und im KVK. Vermutlich von Herlitz noch selbst verfaßt; der letzte im VD 17 genannte Jahrgang ist für das Jahr 1655 erstellt. Wie alle ab 1637 nachweisbaren, von Endter gedruckten Prognostiken von Herlitz, mit dem Holzschnittportrait des Verfassers und den lateinischen Versen des Alchemisten und Arztes Adrian von Mynsicht (1603-1638) unterhalb. David Herlitz, 1557 in Zeitz geboren, studierte in Wittenberg, Leipzig und Rostock. Zunächst wurde er Konrektor an der Schule in Güstrow, spezialisierte sich auf die Medizin und war 1582 in Prenzlau, sowie 1583 als Physikus in Anklam tätig, wo er sich eine Praxis einrichtete. 1585 folgte er einem Ruf an die Universität Greifswald als Professor der Mathematik, promovierte dort 1596 zum Doktor der Medizin und war 1597 Rektor der Greifswalder Hochschule. 1598 verließ er Greifswald, wurde zunächst Physikus in Stargard und war ab 1606 Stadtphysikus in Lübeck. 1614 kehrte er nach Stargard zurück, richtete dort seine Praxis ein und machte sich als medizinischer und mathematischer Schriftsteller einen Namen. 1628 beauftragte ihn Wallenstein, das Horoskop von König Gustav Adolf von Schweden zu erstellen. Bei der Belagerung von Stargard am 7. Oktober 1635 verlor er seine Bibliothek mit zahlreichen Manuskripten und verstarb 1636. Die Titelleiste des Kalenders mit einer Ansicht von Wien. Kalenderteil mit Schreibpapier durchschossen, mehrere (teils lose) beschriebene Bll. vorgebunden. Buchblock gelockert. Kalendarium knapp beschnitten. Einband etwas beschabt, die Prägungen nur mehr schwach sichtbar. Laut Deckelprägung Geschenkexemplar für Sidona von Windischgrätz, geborene Freiin von Herrenstein auf Hohenberg, die zahlreichen Einträge wohl von ihrer Hand. Unrecorded issue. Two parts (calendar and prognostication) in one vol, with a portrait in woodcut.- Gold-and blind tooled calf. Dedication binding for Sidona of Windischgraetz. Binding worn.

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Titelbordüre mit Finsternisdrachen (24) Hilstein, Josua von. Alter und Newer Mit besonderm Vleiß auff das M. DC. LX. Welches [...] das 415. Schalt Jahr ist, überlegter Schreib-Calender Neben der Practica. Zwei Teile in einem Band. Erfurt, Gedruckt und verlegt bey Martha Hertzin, [1659]. 14, 12 nn. Bll. Titel und Kalendarium in Rot und Schwarz gedruckt, Titel mit Holzschnittleisten. 4to. Pappband.

VD 17, 32:636979U und 27:710071D (nur ein Exemplar in Jena sowie ein unvollständiges in Weimar); OCLC 254185645 (das nicht mehr vorhandene Berliner Exemplar). Wohl der letzte Jahrgang des seit 1650 nachweisbaren Kalenders und Prognostikons, alle wurden von Hertz in Erfurt gedruckt. Der zweite Teil mit dem Titel: Prognosticon Natürliche und wolgegründete Anzeigung deß Gewitters, durch den Himmlischen Einfluß zuvermuthen, neben andern nötigen in dieser untersten Welt erregenden Dingen. Auff das M.DC.LX. Jahr [...]. Über den Verfasser scheint nichts bekannt zu sein, er selbst nennt sich „Philo.Mathematicus“. Es sind nur die Kalender und Prognostiken aus seiner Feder im Druck erschienen. Bemerkenswerte Titeleinfassung mit zwei sogen. „Finsternisdrachen“, den Mond verschlingend. Es handelt es sich um eine symbolisierte Darstellung des draconitischen Monats, also jener Zeitspanne, die der Umlauf des Mondes von einem Knoten wieder zurück zum gleichen Knoten dauert (27d 5h 5m 35,6s). Der Drachenkopf ist dabei der aufsteigende Knoten, wobei der Mond von der Südseite auf die Nordseite der Ekliptik wechselt, der Drachenschwanz entspricht dem absteigenden Knoten. Als Drachenbauch bezeichnet man das zwischen Kopf und Schwanz liegende Stück der Mondbahn. Dahinter steht die mythologische Vorstellung, daß bei einer Finsternis die Sonne, bzw. der Mond von einem Drachen verschlungen wird, eine Vorstellung, die noch im ausgehenden Mittelalter häufig zu finden ist. Teils schief gebunden. Mäßig gebräunt und braunfleckig. Calendar and prognostication by the otherwise unknown Josua von Hilstein. Only one complete copy is recorded.- Browned. (25) Praetorius, Johannes. IVDICIolVM AsterIae. Oder Der Mittägliche Strauß=Stern, So sich im Außgange des 1664. Jahrs nach Christi Geburt, im Monat Decembr. am 3. 4. 5.12. uñ 18. gegen Sůden, früe Morgens, erschrecklich hat sehen lassen [...]. Nebst einer kurtzen Berührunge des angebrandten andern, und zwar Nordischen, Caudat-Sterns. Leipzig, Druckts Johann Wittigau, 1664. 18 nn. Bll. 4to. Pappband. VD 17, 39:107640Y; Dünnhaupt(2) 3164, 19, 1. Ohne Variantenunterscheidung: Zarncke in: ADB XXVI, 525, Nr. 13; Hohenemser 288; Houzeau- Lancaster 5734. Vgl. Brüning 1207* (Frankfurter Nachduck). Erster von zwei Drucken der ersten Ausgabe (vgl. Dünnhaupt). Enthält u. a. ein „Register der vornehmern Länder und Städte, unter welchen Zeichen ein jedes gelegen“ und am Schluß ein Verzeichnis von 32 seiner Schriften, welche „theils schon untergebracht seyn, theils noch ihre Verläger erwarten“. Darunter auch die unter dem Pseudonym „Johann Richter“ erschienene Kometenschrift (s. nächste Nr.). Johannes Praetorius (genannt Praetorius Zetlingensis zur Unterscheidung von den zahlreichen Trägern dieses Namens; eigentl. Hans Schultze; 1630-1680), deutscher Schriftsteller, Polyhistor und Kompilator, promovierte 1653 zum Magister und hielt in der Folgezeit an der Universität Leipzig Vorlesungen als Privatdozent. Schon 1659 wurde er zum poeta laueratus erkoren, die entsprechenden Initialen P.L.C. finden

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sich auch am Titel der vorliegenden Schrift. Er verbrachte den Großteil seines Lebens in emsiger Sammeltätigkeit mit der Kompilation von Anthologien aus Beständen der Leipziger Universitäts-bibliothek. Heute kennt man ihn vor allem als Entdecker und Kompilator der Rübezahlsagen, doch schon seit Grimmelshausen boten seine Werke ganzen Generationen deutscher Dichter unerschöpfliches Material. Auch Goethe kannte sie gut und bediente sich ihrer (vgl. Dünnhaupt). Unbeschnittenes Exemplar, die breiten Ränder vereinzelt etwas fleckig. First edition, first issue. Includes a list of 32 writings by Praetorius, some prited, others as manuscripts.- Uncut. (26) [Richter, Johann, d. i. Johann Praetorius]. MerIDIonaLIs NVnCIVs Das ist Ein Wunder=seltzamer Südischer Crinit= oder Comet= Stern, Welchen der Allmächtige und Getreue Gott im Reste des 1664. Jahrs nach Christi Geburt, vom Außgange Novembris biß in den Decembrem weit hinein, an Himmel gegen Mittage, nach Mitternacht in denen Morgen-Stunden, der untern Welt zur Warnung und Erleuchtung/ angebrandt und hernieder gehänget hat: Wie solcher von etlichen Jahren [...] vom Herrn D. Tackio und Barth. Schimpfero &c zuvor verkündiget, oder prognosticiret worden: nebst einem Astrologischen und Cabbalistischen iudicio so wohl jenes Südischen, als des allerneuesten Nordischen Cometens illustriret. [Leipzig, Christian Kirchner, ca. 1665]. 16 nn. Bll. Mit Titelkupfer. 4to. Pappband. VD 17, 3:011703A (unter Richter); Dünnhaupt(2) 3163. 18; Houzeau-Lancaster 5737; nicht bei Brüning und Zarncke. Einzige Ausgabe. Im VD 17 unter Johann Richter *1665* geführt, jedoch bereits von Houzeau-Lancaster als Schrift des Johann Praetorius erkannt. „Im übrigen schrieb P. schon 1664 in seinem IVDICIolVM AsterIae [...]: „Davon habe ich mich... eingelassen... in einem anderen Tract... MerIDIonaLIs NVnCIVs genannt, unter dem Namen Johann Richters (Bl. 17v)“ (Dünnhaupt). Behandel die vornehmlich die Frage, Ob Cometen können prognosticiret werden?; weiters über die Grösse und Verdoppelung des Cometen, Von der Location des Cometen, Von der Farbendeutung des Cometen, Vom Glantze des Cometen, Vom Fortgange des Cometen, Vom Alterthume des Cometen, Von des Cometen Gestalt und Von der Höhe des Cometen. Titelblatt seitlich mit etwas Bildverlust, unten unter Verlust der Verfasser- und Druckerangabe beschnitten. Zu Beginn etwas fleckig. Sole edition.- Title cut too close with loss of authors name, printing place and date.

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Gründer der „Aufrichtigen Tannengesellschaft“ und Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“

(27) Schneuber, Johann Matthias. Vmständliche Beschreibung Deß grossen Cometen, Welcher im Anfang deß Christmonats 1664. erschinen und biß zu end deß Jenners 1665. gestanden. Samt beigefügter Abbildung deß gantzen Lauffs, und beiläuffiger Bedeutung in underschidliche Kurtzgedichte verfaßt. Straßburg, Gedruckt vnd zufinden, bey Johann Pastorius, [1665]. 52 SS. Mit Titelkupfer und einer gefalteten Kupfertafel. 4to. Pappband. VD 17, 23:288074Y (nennt wohl irrig drei Kupfer); Brüning 1228* und Abb. 33; Dünnhaupt(2) 3722, 163; ADB XXXII, 173; nicht bei Houzeau-Lancaster. Einzige Ausgabe der Kometenschrift des Barockdichters. Den Meistern und dem Rat von Straßburg gewidmet. Mit einem lateinischen Widmungsgedicht von Johannes Christophorus Artopaeus. Über das Wesen eines Cometen, wo und wie derselbe gezeugt werde, von der Cometen Würckung oder Bedeutung, von der Stell und Bewegung des Cometen etc. Unter den zahlreichen deutschen Reimen auch eine Übersetzung aus dem „Astronomico“ des Marcus Manilius. Johann Matthias Schneuber (1614-1665) stammt aus Mülheim in Baden. Schon als Kind erlernte Schneuber in Montbéliard die französische Sprache, besuchte später das Konvikt in Durlach, mußte jedoch nach der Schlacht bei Nördlingen wie viele andere in die sichere Stadt Straßburg fliehen, wo er sich im August 1634 immatrikulierte. Gemeinsam mit Jesaias Rompler und anderen Poeten gründete er hier die Aufrichtige Tannengesellschaft zum Zweck der Reinerhaltung der deutschen Sprache. Bis zur Erlangung der Magisterwürde erwarb er sich durch Anfertigung von Kasualpoesie ein Nebenverdienst. 1637 wurde er am Straßburger Protestantischen Gymnasium als Professor Poeseos fest angestellt. 1642 wurde er mit dem gleichen Titel an die Universität berufen. Auf Empfehlung Georg Philipp Harsdörffers fand er 1648 unter dem Beinamen Der Riechende Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft. Noch im gleichen Jahre wurde ihm die Leitung des Straßburger Gymnasiums übertragen, die er bis zu seinem Tod 1665 innehatte (zit. nach Dünnhaupt). Wie z. B. auch die Exemplare in Gotha, Wolfenbüttel, dem Max Planck Institute for the History of Science (Onlineverfilmung), im Catalogue of the Crawford library of the Royal observatory, Edinburgh etc. und auch bei Dünnhaupt und Brüning angegeben, mit nur einer Kupfertafel. Auch spricht der Titel im Singular von „beigefügter Abbildung“, was darauf schließen läßt, daß der Druck mit einer Tafel komplett ist. Wasserrandig und gebräunt, vereinzelt kleine Wurmspuren im Falz. Sole edition. With an engraving on title and one folded plate. With many German verses by the author, founder of the „Aufrichtige Tannengesellschaft“ and member of the „Fruchtbringende Gesellschaft“.- Waterstain throughout, some worming in inner margins, browned.

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Unbeschriebene Auflage

(28) Schülin, Johannes. Gründlicher Bericht vnd Außführliche Beschreibung, von den Himlischen Constitutionen vnd Contingentischen sachen, so sich nach der Planeten Stand, Lauff vnd Qualitet, in dem Jar [...] M. D. XCVI. welches ist das 399. SchaltJahr nach Christi Geburt, vermuthlich begeben vnd zutragen sollen. (Nürnberg, Gedruckt [...] Durch Nicolaum Knorrn, in verlegung Hans Lauers), 1596 (Chronogramm). 20 nn. Bll. Mitt Wappenholzschnitt am Titel. 4to. Rückenbroschur. Vgl. VD 16, 4331; Zinner 3634, Hohenemser, Flugschriftensammlung Gustav Freytag 163, Houzeau-Lancaster 14887. Offenbar unbeschriebener Neusatz mit mehreren Varianten zu dem digitalisierten Druck der BSB (http://www.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00025605/images/). Enthält zu Beginn eine lateinische Paranomasie von Albert Hoppach auf den Verfasser, gefolgt von der Zueignung der Schrift an Georg Ludwig von Sanißheim zu Hoen etc. Der Text ist in fünf Kapitel unterteilt: I) Von den Reuolutionen, vnd Vier Jahrstheylen, nach der Sonnen Lauff vnd gang in dem Zodiaco; II) Von dern Finsternussen, sampt derselben giftigen effecten vnd würckungen; III) Von Kriegsentpörung, Vnfried vnd Blutvergiessung; IV) Von erwachsung aller Handfrüchten vnnd Erdgewächsen, zu vnterhaltung Menschlichs lebens dienstlich vnd ersprießlich; V) Von den zufelligen Leibs schwach vnd Kranckheiten. Zum Verfasser ist wenig bekannt. Er wurde 1561 in Crailsheim geboren und war protestantischer Pfarrherr in Gnodstadt, wo er 1606 verstarb. Zinner kennt mehrere Vorhersagen aus seiner Feder für die Jahre zwischen 1585 und 1604, auch zum Kalenderstreit veröffentlichte er eine kleine Schrift. Sehr sauberes Exemplar. (29) Scultetus, Bartholomaeus. Calendarium Ecclesiasticum & Horoscopvm Perpetvvm. Ein ewigwerender Caleñder. Erstlich mit den vnbewglichen Festtagen der allgemeinen Catholischen Kirchen, Sampt der Corrigirten Gülden zal, [...] Darnach besonder auff alle Jahr nach Christi Geburt der Sonnen Zirckel, Sonntags Buchstab, Gülden Zal, [...] durch ein jetweder gantes Jahr. Görlitz, durch Ambrosium Fritsch, ohne Jahr [1571]. 20 nn. Bll. Mit zwei nahezu blattgroßen Holzschnitten. Durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt. 4to. Pappband. VD 16, S 5160; Zinner 2556; Helfricht, Fünf Briefe Tycho Brahes an den Görlitzer Astronomen Bartholomäus Scultetus (in: Dick-Hamel (Hrsg.), Beiträge zur Astronomiegeschichte II), S. 31 u. S. 33, Nr. 40. Erste Ausgabe, von großer Seltenheit: nur vier Exemplare für uns nachweisbar (Basel, Halle, Provo UT und Vatikan). Wichtige Schrift zur Kalenderreform, dem kirchlichen Generalkommissar und Diözesanadministrator des Bistums Meißen in der Ober- und Niederlausitz, Johann Leisentritt (1527-1586) gewidmet. Bartholomäus Scultetus (eingentl. Barthel Scholz; 1540-1614), „war seit 1571 um die Kalenderreform bemüht. Er stand auch mit Christoph Clavius (1538-1612), dem in Rom mit der Herausgabe des Gregorianischen Kalenders betrauten Jesuiten, in Kontakt. Bereits in seinem 1571 vollendeten Computus (vorliegende Schrift; Anm.) macht Scultetus auf die Unordnung im Kalenderwesen aufmerksam [...]. Während Sachsen und die meisten anderen protestantischen Staaten Deutschlands erst im Jahre 1700 zur neuen Kalenderrechnung übergingen, war in Görlitz und Umgebung durch Scultetus bereits 1584 die Schaltung vom 6. auf den 17. Jänner vorgenommen worden“ (Helfricht). Scultetus hatte in Wittenberg, wo er 1564 Magister wurde, und in Leipzig, wo er Tycho Brahe kennenlernte mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, studiert. 1567 kehrte er in seine Vaterstadt Görlitz zurück. Er war als Astronom und wissenschaftlicher Schriftsteller sowie als Lehrer an der Görlitzer Stadtschule tätig und bekleidete zahlreiche öffentliche Ämter. Bedeutend sind seine Leistungen auf den Gebieten des Kalenderwesens, der Astronomie und Kartographie. „Sehr angesehen waren auch Scultetus’ gnomonische Arbeiten, die er selbst (1572) in lateinischer und deutscher Sprache veröffentlichte, und von denen man beinahe ein Jahrhundert später (Amsterdam 1670) eine

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niederländische Ausgabe veranstaltete“ (ADB XXXIII, 497 f.). Er hatte u. a. Kontakte mit Rabbi Löw in Prag und entwickelte daraufhin ein Werk zum Vergleich verschiedener Kalender. Durch seine Schriften weithin bekannt, besuchten ihn u. a. Peucer und Kepler in Görlitz, Kaiser Rudolf II. erhob ihn in den Adelsstand. Kepler richtete auch einen Brief über den Neuen Stern vom 4. Oktober 1604 an ihn (Caspar Nr. 103). Die beiden Holzschnitte zeigen den Widmungsempfänger Johann Leisentritt: auf der Titelrückseite vor dem Schmerzensmann kniend, am vorletzten Bl. als Bruststück im Oval. Gebräunt (Ränder stark), sehr knapp beschnitten. Titel von alter Hand auf 1577 datiert. Rare first edition of this work on a perpetual calendar. Printed in red and black throughout, with two portraits in woodcut. The author was a friend of Tycho Brahe and visited by Kepler, who wrote to him about the New Star of 1604 (cf. Caspar 103).- Trimmed close by binders knife. Browned. (30) Sutor, Johannes Paul. Prognosticon astrologikon katholikon Auff das Jahr Iesv Christi tu theanthrōpu philanthrōpotatu. M. D. XCVI. AUs den Jährlichen Revolutionibus, Finsternussen vnd grossen Conjunctionen der Planeten vnd Sternen, als natürlichen vrsachen vnd Zeichen, guthertzigen Christen zu treuer warnung [...] verfasset vnd gestellet [...]. (Nürnberg, Gedruckt [...] durch Alexander Philip Dieterich, Jn verlegung Johann Lauers), [1596]. 20 nn. Bll. (das letzte weiß). Mit Wappenholzschnitt am Titel, einem schematischen Textholzschnitt und einer großen Schlußvignette. 4to. Rückenbroschur.

VD 16, S 10321; Zinner 3688; Hohenemser, Flugschriftensammlung Gustav Freytag 165; Houzeau-Lancaster 14950 (summarisch). Einzige Ausgabe, sehr selten: nur vier oder fünf (Berlin: Kriegsverlust?) Exemplare sind über KVK nachweisbar. Dem Bürgermeister und Stadtrat von Nürnberg gewidmet. Behandelt u. a. die „Reisefahrten vnd Kauffhandlungen zu Lande, zu Meer vnd Wasser“ und die „natürlichen zufellen des Berckwercks vnd der Metallen“ (mit einem sechszeiligen lat. Gedicht von Melanchthon). Der Verfasser war „der freyen Herrschafft Wolffstein Ecclesiastem vnd Mathematicum zur Obern Sultzburg“, nähere biographische Daten sind nicht bekannt. Neben Prognostiken für die Jahre 1595-99 sind von ihm nur eine Sammlung von acht Türkenpredigten und eine kleine Abhandlung zu einer Sonnenfinsternis bekannt. Die letzte Lage in der oberen Ecke schwach wasserrandig. Sonst schönes Exemplar. Sole edition, only some five copies are recorded.

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Kometenschrift vom Entdecker des Lymphsystems

(31) Theophilus, Christianus [d. i. Thomas Bartholin]. Cometen. Propheten: Ein kurtzer doch ausführlicher Bericht, von der Comet-Sternen Natur und Würckung; Samt einer Erzehlung Aller Cometen und ihrer Geschichten, soviel deren von Anfang der Welt her, in Historien auffgezeichnet worden, und was jederzeit darauf erfolget [...]. Nürnberg, Gedruckt bey Wolf Eberhard Felßeckern, 1665. 20 nn. Bll. inkl. Kupfertitel. 4to. Pappband.

VD 17, 23:287726Q; Brüning 1237 (Pseud. nicht aufgelöst); Hohenemser 299 (ebenso); nicht bei Houzeau-Lancaster. Einzige Ausgabe, laut VD 17 von Thomas Bartholin verfaßt. Es handelt sich hauptsächlich um eine Chronik aller seinerzeit bekannten Kometenerscheinungen und der angeblich daraus resultierenden politischen Veränderungen und Unglücksfälle. Den Schluß bildet ein „Theologisch oder Schrifftmäßiger Bericht vom Cometen“. Thomas Bartholin, 1616 – 1680, war dänischer Arzt, Anatom, Mathematiker und Theologe. Seine bedeutsamste Entdeckung ist die des Lymphsystems als eigenständiges Organsystem. Houzeau-L. (Nr. 5746) nennt eine in Kopenhagen erschienene Kometenschrift aus seiner Feder: „De cometa consilium medicum, cum monstrorum nuper in Dania natorum historia“. Unterschiedlich gebräunt und braunfleckig. Kupfertitel unterlegt und angerändert und, wie auch der Drucktitel, angestaubt.

Sole edition of this history of comets, attributed by VD 17 to the Danish anatomist Thomas Bartholin, who is known for the discovery of the lymphsystem as an apparatus.- Brownded, engraved title remargined.

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Thurneysser zum Thurn, Leonhard (1531-1596), Alchemist, Arzt, Astrologe, Bergbautechniker, Botaniker, Drucker, Goldschmied und vieles mehr, zählte zu den schillerndsten Figuren seiner Zeit. Seine Erfolge und sein daraus resultierender Reichtum brachte ihm auch viele Neider und den Ruf eines Scharlatans und Schwarzkünstlers, gegen den er sich heftig verteidigte (siehe z. B. die hier im Erstdruck vorliegende Schrift „Impletio“). Neben der paracelsischen Tria prima-Lehre bildete die Astrologie eine Hauptsäule seiner medizinisch-naturkundlichen Anschauungswelt. Astrologische Doktrinen haben seine alchemisch-pharmazeutische Praxis mitgeprägt, das Erstellen von Nativitäten für eine hochgestellte Klientel und das Abfassen von zahlreichen Prognostiken wie die hier angebotenen, spielten im Rahmen seiner fachschriftstellerischen Tätigkeit eine große Rolle. Zitierte Literatur: Paul H. Boerlin: Leonhard Thurneysser als Auftraggeber. Kunst im Dienste der Selbstdarstellung zwischen Humanismus und Barock. Basel und Stuttgart, (1976). [Mit einem Verzeichnis der Publikationen Leonhard Thurneyssers in der Universitätsbibliothek Basel]. Fritz Juntke: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine deutschen Kalender 1572-1584. In: AGB XXIX (1978), Sp. 1349 – 1400. Fritz Juntke: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine Schriften nach seiner Flucht aus Berlin (1584). In: AGB XXI (1980), Sp. 679 – 718. J. C. W. Moehsen: Leben Leonhard Thurneissers zum Thurn. Ein Beitrag zur Geschichte der Alchemie, wie auch der Wissenschaften und Künste in der Mark Brandenburg gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Berlin und Leipzig, 1783 (Reprint 1976). [Mit einem Verzeichnis von Thurneissers gedruckten Schriften]. Th. Odebrecht: Beiträge zur richtigen Würdigung Leonhard Thurneyssers. In: Märkische Forschungen. Band VII (1861), SS. 192 – 209. Gabriele Spitzer: ... und die Spree führt Gold. Leonhard Thurneysser zum Thurn. Astrologe –Alchimist-Arzt und Drucker im Berlin des 16. Jahrhunders. [Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin]. Berlin, 1996. Karl Sudhoff: Thurneyssersche Kalender auf die Jahre 1591, 1594 und 1596. In: Archiv für Geschichte der Medizin. Band II (1909). SS. 129 – 135. Provenienz: Alle hier angebotenen Schriften Thurneyssers stammen aus der Sammlung des niederländischen Pharmazeuten, Universitätsprofessors und –rektors Jan Kok (1899-1982) und tragen (bis auf die ohne Einband vorliegende Nr. 36) sein von J. Buning entworfenes Exlibris.

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(32) Thurneysser zum Thurn, Leonhard. Astrologische Sammelhandschrift in lateinischer und deutscher Sprache auf Papier mit Wasserzeichen „Eber mit Borsten“ (nicht bei Piccard XV und im Online-Nachtrag) sowie einem weiteren, nicht bestimmbaren WZ-Fragment. Wohl von Thurneysser und/oder einem seiner Schreiber. Auf Bl. 4 mit dem (leider stark beschnittenen) Namenszug (Unterschrift?) Thurneyssers. Ohne Ort [Berlin?], um 1577. 7 nn. Bll. 190 x 152 mm. Umschlag.

Enthält: 1r &v: lateinische Merksprüche zu den zwölf Monaten. 2r & v: Aphorismus astrologicum sowie lateinische Zitate aus Hippocrates, Cardanus und Bruschius. 2r - 4r: kurze practica über das 1577 Jar (in Reimen). 4v - 6r: Gereimte Merksprüche für die 12 Monate in deutscher Sprache wie im Allmanach vnnd Schreib Kalender auff das Jahr... M.D.LXXVII. 6v-7v: Epigramma in fatuos, Fatutem Astrologicis praedictionibus necessitatem imponentes. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden die deuschsprachigen Merksprüche und die Praktik, die - mit kleinen orthographischen Abweichungen - 1577 von Johann Beyer in Leipzig gedruckt wurde (VD 16, T 1150 & T 1185) und von der heute nur noch zwei Exemplare bekannt sind (Halle und Zürich). „Ob es sich um einen Nachdruck oder um einen Erstdruck handelt, läßt sich nicht genau sagen. Da Thurneysser mit dem Brevir, der Confirmatio Concertationis und den Kräuterbüchern stark beschäftigt war, zudem oft auf Reisen, ist es möglich, daß er Beyer mit dem Druck beauftragte, der auch Thurneyssers Holzstöcke und Buchstaben verwendete“ (Spitzer S. 101). Die Drucklegung außerhalb Berlins und der Umstand, daß der Druck spät, nämlich erst im Jahr der Gültigkeit von Almanach und Prognostikon erfolgte, könnten im Zusammenhang mit der vorliegenden Niederschrift stehen. Leider ist nicht mit letzter Sicherheit feststellbar, ob es sich um ein eigenhändiges Manuskript Thurneyssers handelt, oder ob es von einem seiner Schreiber verfertigt wurde. Thurneysser bediente sich - wie viele seiner Zeitgenossen - mehrerer Schreiber, die seine Handschrift teils recht erfolgreich nachahmten. (Auch Goethe beschreibt dieses Problem, wenn er im „Egmont“ (2. Aufzug, Egmonts Wohnung) seinen Helden zu dessen Sekretär sagen läßt: „[...] unter vielem Verhaßten ist mir das Schreiben das Verhaßteste. Du machst meine Hand ja so gut nach, schreib in meinem Namen [...]“, worauf der Sekretär antwortet: „Sagt mir nur ungefähr eure Meinung; ich will die Antwort schon aufsetzen und sie euch vorlegen. Geschrieben soll sie werden, daß sie vor Gericht für eure Hand gelten kann“). Teils knapp innerhalb des Schriftspiegels beschnitten. Astrological manuscript on paper in Latin and German. Includes a prognostication for the year 1577 by Thurneysser. It is uncertain, whether it was written by Thurneysser himself or one of his scribes.

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(33) (33) Thurneysser zum Thurn, Leonhard. Allmanach vnd schreib Kalender, sampt verenderung deß wätters, mit eingefürter Practic, auff das Jar […] M. D. LXXVIII. […]. Berlin, [Thurneysser] im Grawen Closter [1577]. 24 nn. Bll. Mit Titel- und einem Textholzschniit sowie figürlicher vierteiliger Titeleinfassung, alle SS. von Schmuckbordüren eingefaßt. Titel und Kalendarium in Rot und Schwarz gedruckt. 4to. Wohl späterer Einband unter Verwendung von blindgeprägtem Schweinsleder d. Zt. VD 16, T 1151; Odebrecht 196 f.; Boerlin 173, 13 (dieser Druck?); vgl. Juntke, Kalender Sp. 1397 (Variante) sowie Zinner 2863 („Kalender“) und 2865 („Vorhersage“); nicht bei Moehsen. Eine von zwei Druckvarianten der Berliner Originalausgabe, beide von größter Seltenheit: zusammen in nur drei Exemplare nachweisbar. Weiters erschien ein von Thurneysser autorisierter Leipziger Nachdruck, ebenfalls in zwei Varianten. Vorliegende Variante mit Druckvermerk am Titel und Widmung an Joachim Graf zu Hohenzollern. „Dieser Almanach auf 1578 ist in mehrfacher Beziehung merkwürdig und unterscheidet sich von denen auf die späteren Jahre [...]“ (Odebrecht). „Die [zehnseitige; Anm.] Widmung, die in diesem Kalender dem 20jährigen Grafen Joachim zu Hohenzollern, der am Hofe des Kurfürsten lebte und schon im Jahre 1587 starb, dargebracht wird, ist dadurch interessant, daß Thurneisser auf seine Prophezeiungen zu sprechen kommt, die seine Feinde und Neider als falsch und ungenau angegriffen haben. Er beklagt sich über die Mathematiker und Astrologen, die mit Spitzfindigkeit, Sophismus und Blasphemie über ihn herfielen [...]“(Juntke Sp. 1383). Es folgt der Kalenderteil mit einer einleitenden Tabelle der „Siben Planeten vnd zwelff Himmelischen gebildeten Zeichen“. Der Kalender auf der linken Seite, auf der rechten Seite nochmals die Auflistung der Tage in einer Spalte, daneben weißer Platz für Einträge, darunter für jeden Monat ein gereimter Zweizeiler. Der für den Mai lautet: „Bey gselschafft, Gsang, und seitenspil, Gwürtzt Wein, Meet, Wandre, süch kürtzwil, // Vom Hertzen, Leber, und dem Haupt, Laß Blut, Bad, s Weib ist dir erlaubt“. - Nach dem Kalendarium folgt ein Bericht über eine kleine Finsternis im Jahre 1578 Den Schluß bildet eine gereimte 6 1/2 seitige „Kurtze Practick“ auf das Jahr 1578.

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Aus Thurneyssers eigener Druckerei, die er 1574 im Grauen Kloster errichten ließ. Im Jahr 1577 übernahm Michael Hentzke die Leitung, während Thurneysser die Oberaufsicht weiter inne hatte (vgl. ausführlich Reske, S. 100 ff. mit weiterer Literatur). Juntke Sp. 1378 ff. erwähnt ein Dedikationsexemplar unseres Jahrganges, in dem sich Daniel Seidel, ein Angestellter in Thurneyssers Offizin, als Drucker bezeichnet. Wohl aus der Sammlung Odebrecht, die dieser dem Germanischen Nationalmuseum übergab. Darunter befanden sich zwei Exemplare dieses Druckes (s. Odebrecht S. 194 f.). Titelblatt mit Stempel des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (Lugt 2809) und Doublettenstempel verso, dort vermutlich 1913 verkauft (siehe Lugt 1076). Titel stark fleckig und innen ausgebessert. Die letzten beiden Bl. ausgebessert (geringer Bildverlust in der Bordüre). Etw. gebräunt und fleckig, knapp beschnitten (Bordüren teilw. angeschnitten). Einband fleckig und berieben. One of two variants, printed by Thurneysser. The almanac printed in red and black. With a prognostication in German rimes (6 ½ pp.). Later boards with contemporary blindtooled pigskin (rubbed). Title heavily soiled, some pages cut close (border touched by binders knife).

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(34) Thurneysser zum Thurn. מלא KAÌ ÉKΠΛΗΡΩΣΙΣ Vnd Impletio oder Erfüllung, der verheissung […]. Welche zůsagunge, von jhme zů Berlin Anno 1580. den x. tag Martij (wegen der […] Explication seines Calenders) zů leisten beschehen. Darinn nicht allein, grundtlicher vnd außführlicher verstandt, aller Caracter […] Sonder auch warhafftiger Bericht deren vrsachen, neben den fundamenten seines Glaubens, Distilirens, Curirens Prognosticirens, frembder sprachen Redens, Bücherschreibens, Kreüterkennens, Wanderens, Harnprobirens, vnd anderer seiner betribē vnd hendlen, gegeben wirt. Ohne Ort [Basel?] und Drucker, 1580. 4 nn., 13 gez., 82 nn. Bll. (Bll. 33 und 71 weiß). Mit einem nahezu blattgroßen Textholzschnitt von Jost Amman, zwei gefalteten Tabellen (davon eine mit mehreren kleinen Holzschnitten), ein beweglicher Tabellenstreifen („Instrument“) und drei gestochenen Tafelstreifen mit Schriftproben. 4to. Flexibler Pergamentband d. Zt. aus einer Bibelhandschrift (Buch der Weisheit) des XIV./XV. Jahrhunderts. VD 16, T 1181; Zinner 2959; Moehsen 194, XV; Boerlin 175, 18; Ferguson II, 452 (Anm.); Duveen 580 (Anm.; „[…] like all Thurneisser's books this is a curious example of printing“); zum Holzschnitt von Amman siehe Andresen I, 209, 24. Erste Ausgabe; sehr selten: nur ca. acht Exemplare via KVK nachweisbar, in den meisten Bibliotheken nur die Mikroverfilmung oder die zweite Ausgabe vorhanden. Enthält die Rechtfertigungen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Zauberei und medizinischen Scharlatanerie neben einem Kalender für 1580 bis 1590 (darinnen ein Bl. mit beweglichem Teil, als „Jnstrument der ersten stellung meiner Calender“ bezeichnet; fehlt im digitalisierten Expl. der BSB, dieses auch ohne die zugehörige Beschriftung) und einer Vorhersage für 1581. Der Vorhersage beigegeben sind drei kleine einmontierte Zettelchen mit gestochenen äthiopischen, syrischen und arabischen Schriftzeichen. Im Einzelnen richtet er seine Schrift gegen „das Ungegründt Klagen etlicher Theologen“, „auff die mit mehr Neid, vnd vnverstandt [...] Klag, etlicher Philosophen“, „auff etlicher gar vngesaltzner, vnd inn guter erfahrung vbel gebrachter, aber gar Thimonischer Medicus klagen“, „auff etlicher Mathematicoru[m] vngrundtlich außrüffen vnnd falsche, neidische anklag“ sowie „Auff die den Klägern (woher jr Maulberē entsteht [...] Klag, etlicher Adell, Wolgebornē, aber in Adelichen Tugenden, Wahrheit [...] bößlich vnd vbel vnderwiesenen Edelleuten [...]“. „Die Anschuldigung, dass er ein Zauberer sei, war schon 1579 öffentlich von einem Greifswalder Professor gegen ihn erhoben und alsbald von einigen Berliner Predigern zur Erbauung und Warnung ihrer Gemeinden wiederholt worden, so dass Thurneysser schon in seiner 1580 ausgegebenen Schrift [...] sich über diese Geistlichen beschwerte: dass sie, wenn sie nicht viel studirt hätten, wegen seiner Kalenderprophezeihungen gegen ihn predigten und ihn bei der Gemeinde in Verdacht brächten, es sitze, wenn er seine Kalender schreibe, ein Teufel in Mönchsgestalt bei ihm, der sie ihm dictire" (Kopp I, 122). Die ursprüngliche Druckerzuschreibung des VD 16 an Heußler in Nürnberg wird in der Online-Version nicht aufrecht erhalten Es könnte sich um einen Basler Druck handeln; dafür sprechen sowohl die Falttabelle mit der „Ordnung der zwölff Heusser“ die hier mit „Basileae M.D. LXXXI“ (beim firmierten Druck der zweiten Ausgabe mit „Noribergae M.D. LXXXI“) bezeichnet ist, als auch der Umstand, daß Thurneysser 1580 in Basel weilte, wo er das Bürgerrecht eworben und am 7. November geheiratet hatte (vgl. Moehsen S. 156 ff.). Der prachtvolle Holzschnitt Jost Ammans zeigt Thurneysser in voller Gestalt über seine Feinde triumphierend. Die eine Hälfte der Gestalt in einer Rüstung, die andere im Gelehrtenhabit. Rücken defekt, ohne die Bindebänder. Etwas gebräunt bzw. braunfleckig. First edition, only some eight copies are recorded. - Contains the justification of the accusations of witchcraft and medical charlatanry made against him, as well as a prediction for 1581 and a calender for the years 1580 to 1609 (with moveable part). - The almost full-leaf woodcut on leaf 2 recto „shows a full-length portrait of the author trampling on his enemies. His right side is in armour, and he is holding a tilting spear with the point downwards; his left side is in a full academic dress, and he has a book in his left hand. He thus depicts himself in the two-fold character of soldier and scholar“ (Ferguson). With three engraved stripes in oriental letters. - A little browned and soiled. - Old limp manuscript vellum (spine with defects, soiled, rubbed and scuffed, clasp ribbons missing).

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(35) (35) Thurneysser zum Thurn, Leonhard. [...] Oder Astrolgisch Prognosticon von der influentz oder bedeutung aller zusammenfügung vnd Aspecten, auch ferner daraus entspringenden configurationen des verbergens vnd erscheinens der Himlischen fixen vnd Planeten sternen vnd andern zeichen, so sich zutragen werden in dem Jhar [...] 1592. Darinnen was geschehen und sich ereügnen soll [...]. Notopyrgen [Frankfurt am Main], ohne Drucker, 1592. 20 nn. Bll. Mit Thurneyssers Pegasusvignette am Titel und zwei Textholzschnitten. Titel in Rot und Schwarz gedruckt. 4to. Halbpergamentband um 1900. VD 16, T 1200; Zinner 3522 (Titel ungenau); Juntke, Schriften Sp. 695 ff. und Abb. 4; nicht bei Moehsen und Boerlin. Einzige Ausgabe, von größter Seltenheit: nur ein weiteres Exemplar in der Staatsbibliothek Berlin scheint bekannt zu sein. Ob es sich bei dem von Juntke beschriebenen Exemplar um das der Stabi Berlin handelt, war nicht feststellbar. „Der Text des Titels weicht von der üblichen Form seiner Praktiken ab, indem er ganz auf seine Tätigkeit als Arzt hinweist. Thurneisser schreibt von Krankheiten und deren Heilung durch köstliche Salben und gute Arzneien. Auch steht hinter seinem Namen in rotem Druck D. Philosophum, Medicum und Astronomum, ein Zusatz den er bei seinen Kalendern und Praktiken sonst nicht gebraucht hat [...]. Seine Vorrede ist [...] gegen die Ärzte gerichtet. Er geht dabei auf die griechische Sage von Kephalos und Pokris zurück [...]. Thurneisser deutet diese Sage so, daß Kephalos Paracelsus und Pokris Galen und dessen Schüler sein sollen. Da Paracelsus der Lehre Galens verschiedene Irrtümer nachgewiesen hatte, wurden die „ungelehrten Schüler“ Galens mißtrauisch, argwöhnisch und auf die großen Heilerfolge neidisch und verbreiteten, daß diese Heilerfolge nur mit Unterstützung des Teufels durch die Magie für Paracelsus und für seinen Schüler Thurneisser möglich wären. Thurneisser verteidigte sich damit, daß auch die drei Weisen aus Morgenland schon eine vernünftige Magie ausgeübt und fleißig nach dem von der Natur Verborgenen geforscht hätten. Ihnen vergleicht er sich [...]. Es ist das erste Mal, daß er sich so gegen die akademischen Ärzte in seinen Kalendern zur Wehr setzt, die genau wie die Astrologen seine Neider und Gegner waren und ihn der Unwissenheit und Zauberei bezichtigten. Thurneisser hat sich schon früher in seiner Schrift Impletio im Jahre 1580 gegen die Angriffe der akademischen Ärzte verteidigt. Jetzt tut er es

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in seinem Kalender für das Jahr 1592, indem er durch die griechische Sage von Kephalos und Pokris auf das Mißtrauen und den Neid der Ärzte hinweist“ (Juntke a.a.O.). Fliegender Vorsatz mit montierter Katalogbeschreibung des Antiquariates Taeuber & Weil (Liste 19, Nr. 62): „Bisher unbekannte Prognostik Thurneyssers, von hohem biographischen Interesse [...].“ Gebräunt und etwas fleckig, wasserrandig. Sole edition of this prognostication, only one other copy seems to be known. With an important preface, in which he defends himself and Paracelsus against Galenic doctors.- Browned, waterstain in upper corner. Half-vellum.

(36) (36) (Thurneysser) - Hardt[mann], Bern[erus]. Alter vnd Newer SChreibkalend´ vnd Allmanach, sampt veränderung des Wetters, Auff das Jar […] M. D. XCVII. Calculirt vñ beschrieben, Durch Leonhart Thurneyser zum Thurn, Dis. Sonsten Bern: Hardt: Medic. et Astronom. Erfurt, bey Jacob Singe, in verleg[ung] Paul Brach[feld], [1596]. 13 (von 14) nn. Bll. Mit breiter figürlicher Titelbordüre, durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt. 4to. Geheftet. Bibliographisch nicht nachweisbar, kein Exemplar im KVK. Wohl einzige Ausgabe, dem Bürgermeister, den Räten und der „gantzen gemein“ von Reval gewidmet. Der Verfasser bezeichnet sich als Schüler Thurneyssers, Mediziner und Astronom. Aus seiner Feder sind ein Schreibkalender auf das Jahr 1594 (Magdeburg, Donat für Kirchner; Sudhoff S. 133), ein Prognosticon für 1597 (Zinner *3710a) sowie ein weiterer Schreibkalender und ein Prognosticon auf das Jahr 1598 (Juntke, Schriften Sp. 716, Nr. 7 & 8, beide von Singe in Erfurt gedruckt) bekannt. Nähere Angaben zu

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seiner Person sind nicht auffindbar. Sudhoff meint lapidar: „Was die Schlußworte der Kalendertitels „Discip: Bern: Hard: Medi: et Astro“ besagen wollen, mag heute noch unerörtert bleiben“. Thurneysser hatte bereits in seinem Kalender für 1592 deutsche Astrologen die ihre Kalender während seiner Abwesenheit unter seinem Namen erscheinen ließen ermahnt: „Ich bitte derhalben alle Ehrlibenden Personen, dieweil heur nun abermahl falsche Calender mit meinem Namen außgangen, die wöllend den einen Calender, nicht für mein, wie er denn auch nicht mein ist, den andern nicht für meinnen Discipel achten, die beyden aber, weil ich deren keinen noch sonst niemand meine Magie gelehrt, für verlogene Betrüger Felscher vnd Verleumbder [...] halten“ (zit. nach Juntke, Werke Sp. 690). Da Thurneysser 1596 verstorben war, hatten die angeblichen Schüler nichts zu befürchten. Der Gestaltung folgt dem bei Thurneysser-Kalendern üblichen Schema: der Kalender auf der linken Seite eingefaßt von einer Bordüre, auf der rechten Seite nochmals die Auflistung der Tage in zwei Spalten, daneben Platz für handschriftliche Notizen, darunter für jeden Monat ein gereimter Vierzeiler. Die Angaben nach dem Julianischen und Gregorianischen Kalender. Die Titeleinfassung ist ein Nachschnitt der Planetenbordüre mit Pegasus, die in Berliner Drucken Thurneyssers verwendet wurde (vgl. Juntke, Schriften Abb. 11). Es fehlt Bl. A3 mit dem Eintragungsteil für Jänner und dem Kalendarium für Februar, das Gegenblatt A6 lose. Bl. A4 mit Papierfehler (kleines Loch), vereinzelt unbedeutend fleckig. Unrecorded calendar by self-proclaimed disciple of Thurneysser.- Lacking fol A3.- Sewn. (37) Trew, Abdias. Gründliche und zu Erörterung vieler schweren puncten in der gantzen Stern= und Natur- Kunst dienliche Beschreibung des jüngst zu End des Jahrs 1664 und im Anfang 1665 erschienenen Cometen. Nürnberg, In Verlegung Michael und Johann Friderich Endtern, 1665. 4 nn. Bll., 64 SS. Mit zwei Kupfertafeln auf einem Faltblatt. 4to. Pappband. VD 17, 14:004843S; Brüning 1238* (nennt wohl irrig 3 gefalt. Kupfertafeln); Hohenemser 300; nicht bei Houzeau-Lancaster. Einzige Ausgabe, Kaiser Leopold I. gewidmet. In 18 Fragen gegliederte Abhandlung über Kometen, wobei u.a. Tycho Brahe (dessen Weltbild er anhing), Kepler und Severinus zitiert werden. Am Schluß ein „Anhang von dem eigentlichen Lauff des Cometen, da anderer Authorum Meinung widerlegt wird“. Abdias Trew, 1597 – 1669, war evangelischer Theologe, Mathematiker und Astronom. Seit 1636 war er Professor der Mathematik an der Universität Altdorf (bei Nürnberg) und bekam 1650 zusätzlich einen Lehrauftrag für physikalische Naturphilosophie. In dieser Funktion war er mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät und bekleidete auch mehrfach das Rektorat der Altdorfer Hochschule. Er initiierte 1657 die Schaffung eines Observatoriums auf dem Nordturm der Altdorfer Stadtmauer und versuchte seine frühaufklärerischen Reformideen durchzusetzen. „Alle während seiner Lebenszeit erschienenen Kometen hat T. sorgfältig beobachtet und in akademischen Gelegenheitsschriften, deren es aus seiner Feder eine Menge gibt, beschrieben [...]. Dem kometarischen Aberglauben stand T. ablehnend gegenüber, und überhaupt bemühte er sich, über die Astrologie, welcher viele seiner Publicationen gewidmet sind [...], richtigere Anschauungen zu verbreiten, ohne freilich die falsche Prämisse schon gänzlich verwerfen zu können“ (Günther in: ADB XXXVIII, 592). Das Faltkupfer mit „Fol. A“ und „Fol. B“ bezeichnet. Brüning nennt wohl irrig eine dritte Tafel, die jedoch in keinem Vergleichsexemplar vorhanden ist (vgl. die Expl. im VD 17). Durchgehender Wasserrand, die Kupfertafel mit fachmännisch restauriertem Einriß. Mäßig gebräunt. Sole edition with two engravings on one folded sheet. Discusses in 18 questions all aspects on comets. The author was astronomer in Altdorf near Nuremberg.- Waterstain throughout, folded plate with expertly repaired tear.

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Varia des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts

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Das große Destillierbuch

(38) Brunschwig, Hieronymus. Das buch zu distillieren die zusamen gethonen ding Composita genannt, durch die eintzigē ding, vnd das bůch Thesaurus pauperū, fürd die armen, durch experiment […] vff geklvbt vnd geoffenbart […]. (Straßburg, durch Johãnem Grüninger,vff Sãt Adolffs abent [=28. August] 1519). CCCXXX Bll. Mit Titel- und ca. 150 (ein doppelblattgr.) Textholzschnitten. Folio. Blindgeprägter Lederband d. Zt. über Holzdeckeln mit Titelprägung am Vorderdeckel. VD 16, B 8699; Index Aureliensis 125.934; Benzing, Brunschwig 32; Schmidt (Grüninger) 167; Muller 37, 148; Ritter, Rép. II, 310; Choulant, Graphische Incunabeln 85; Kristeller 170. Zweite Ausgabe des sogenannten „Großen Destillierbuches“, erstmals 1512 erschienen. Die in der Literatur vereinzelt genannten Ausgaben von 1514 und 1517 gibt es nicht (s. Benzing). Mit den gleichen Illustrationen wie die Erstausgabe von 1512, jedoch um einige neue Holzschnitte und auch im Text erweitert. Ein von dem sog. „Kleinen Destillierbuch“ von 1500 völlig verschiedenes Werk. Es enthält in fünf Teilen 1) Abhandlungen zur allgemeine Destillierkunst; 2) ein Dispensatorium, in welchem die Bereitung der damals gebräuchlichen pharmazeutischen Composita und ihre Anwendung in Krankheit gebraucht wird; 3) die Aufzählung der Composita und ihre Anwendung nach der Reihenfolge der Krankheiten einzelner Organe; 4) ein chirurgisches Dispensatorium: Composita die der Wundarzt

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braucht, vorzugsweise äußere, aber auch innere Mittel; 5) ein Arzneibuch für Arme und solche, denen kein Arzt zur Verfügung steht (Thesaurus pauperum). „A gigantic work far more than a mere book on destillation, a manual rather of pharmacological therapeutics“ (Sigerist). Brunschwig (auch Brunschwick oder Braunschweig), wurde um 1450 in Straßburg geboren, wo er 1512 verstarb. Er studierte Medizin in Paris, Bologna und Padua, erwarb aber offensichtlich keinen akademischen Grad. Er war als Wundarzt und Chirurg tätig, vorbildlich wurden seine Behandlungs-weisen von Schusswunden. Nach einigen Jahren der Tätigkeit im süddeutschen Raum wurde er Ende des Jahrhunderts Stadtarzt in Straßburg. Die Holzschnitte zeigen Destillierapparate, eine Visite am Krankenbett, Apotheken, Anatomisches, Dampfbäder, einen Aderlaßmann etc., tls. aus dem Umkreis oder auch von Baldung Grien. Die großen figürlichen Darstellungen wurden bereits 1497 von Grüninger verwendet (vgl. Muther, Tafeln 136/37), weitere kleine Holzschnitte fanden in Reischs „Margarita philosophica“ von 1504 erstmals Verwendung, z. B. die Darstellung des Auges, Mann mit geöffneter Brust, phrenologischer Kopf etc. Neu in dieser Ausgabe ist u. a. die Urinbeschau. Teils etwas wasserrandig, gebräunt und fleckig. Durchgehend etwas wurmstichig, nur vereinzelt etwas stärker (geringer Buchstaben- bzw. Bildverlust). Letzte Lage gelockert. Einband etwas wurmstichig, ohne die Schließen, Kapitale fachmännisch restauriert. Spiegel durch entferntes Exlibris (?) etwas lädiert. Im Ganzen jedoch ein schönes Exemplar im originalen Einband. Second edition of this so-called „Great distillation book“. - With the same illustrations as in first edition of 1512, but enlarged with some new woodcuts and text. This is a completely different work from the one called „Small distillation book“. - The woodcuts show distillery equipment and installations, visits to a sickbed, pharmacies, aspects of anatomy, steam baths, a bloodletting man etc. They partly come from Reisch's „Margarita philosophica“ of 1504, partly from the group around or even from Baldung Grien himself. Paste-down damaged; here and there stronger worming (minor loss of letters or illustration), partly a little waterstained, browned and soiled. Altogether a very good copy. - Contemporary blind-pressed calf over wooden boards with spine label (without clasps, turn-ins restored, some worming).

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Mit einer frühen Zahnarzt-Darstellung

(39) Brunschwig, Hieronymus. Thesavrvs Pavpervm. EJnn fürtreffliche vnd volkomne Haußapoteck, gmeiner gbreuchlicher Artzney, zu ieden leibs gebrechen, Für allgetrewe leib ärtzt, Fürnemlich aber für dz arm landt volck, vnnd gemeynen man. Frankfurt (am Main), Chr(istian) Ege(nolff), (1537). 4 nn., lxxvi (=ges. 80) Bll. Mit breiter Titelbordüre in Holzschnitt vom Jörg Breu d. J. und fünfzehn Textholzschnitten von verschiedenen Künstlern. 4to. Halbpergamentband. VD 16, B 8732; Benzing, Brunschwig 38 (irrig nur „14 Holzschnitte von Beham(?)“); Waller 1589; Neu 759; Röttinger, Frankfurer Buchholzschnitt S. 36, 51, 59, 67; Annan, Printing and Medicine (Ausstellungskatalog der Library of the N.Y. Academy of Medicine), 31. Erste Einzelausgabe des fünften Teils des „Großen Desitllierbuches“ (siehe vorherige Nr.), unterscheidet sich durch die Bearbeitung von diesem jedoch auch inhaltlich. Selten: nur ca. 10 Exemplare in Bibliotheksbesitz sind für uns nachweisbar. Wie die zahlreichen Ausgaben zeigen, handelt es sich um einen der beliebtesten medizinischen Ratgeber des XVI. Jahrhunderts für Laien. Behandelt werden von Schlafproblemen über Zittrigkeit und Kopfschmerzen alle nur denkbaren Beschwerden, die einzelnen Körperteile (teils mit kleinen Holz-schnitten) und ihre Gebrechen, Kinderkrankheiten etc. Bemerkenswert ist auch die Abhandlung über Zahnschmerzen mit einer der frühesten druckgraphischen Darstellungen eines Zahnarztes bei der Arbeit (Proskauer, Iconographia odontologica Abb. 14 und S. 179 mit Zuschreibung an Hans Sebald Beham; kennt nur spätere Verwendungen). Röttinger schreibt die Holzschnitte verschiedenen Künstlern zu, darunter dem „Zeichner H.O.“, dem „Zeichner der Melancholien-Rahmen“ und Heinrich Vogtherr. Die schöne Titelbordüre zeigt David und Bathseba, sie stammt laut Röttinger von Jörg Breu d. J. und liegt in früher Verwendung (Erstdruck?) vor. Einzelne Holzschnitte ankoloriert. Durchgehend etwas gebräunt und teils braun- bzw. fingerfleckig. Einige Bll. mit Randläsuren bzw. -ausrissen (ohne Textberührung). Mit zeitgenössischen Unter-

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streichungen und Marginalien. Ein Blatt mit Papierfehler ohne Text- oder Bildverlust, das letzte Blatt mit geklebtem Einriß. Für ein Gebrauchsbuch des frühen 16. Jahrhunderts von guter Erhaltung. First separate edition of this pharmacy for the poor, published before as part 5 of Liber de arte distillandi de compositis, also called „Grosses Destillierbuch“ (see above). With 15 woodcuts, some partly coloured. One of them shows a dentist at work, one of the earliest prints of this subject. Some stains and browning, few early marginal notes. Recent half vellum.

Breslauer „Rechnebuch“ für die Jugend

(40) Capricornus, Daniel. Epitome Arithmeticae, Oder Kurtzer Begriff der Edlen Rechne – Kunst. Jn fünff unterschiedliche Büchlein durch gewisse Capitel und Unterschiede Jeglichen Regel Exempla ordentlich abgetheilet und unterschieden […]. Der gestalt Unterschied: Ordnung des Rechnens vorhin in keiner Sprache gesehen worden. Fünf Teile in einem Band. Oels, gedruckt bey Johann Seyffert Jn Verlegung des Autoris, 1662 (1657-1660). 8 nn. Bll., 248 (recte 246) SS. Alle SS. mit Einfassung, vereinzelt Vignetten in Holzschnitt. Haupttitel in Rot und Schwarz gedruckt. 4to. Halbpergamentband d. Zt. Scheibel, Einleitung zur mathematischen Bücherkentnis (Breslau 1775) VII, 502; nicht bei Cantor, Brüggemann-Bruncken etc., im VD 17 und bei Estreicher, kein Exemplarnachweis im KVK. Einzige Ausgabe; die einzelnen Teile erschienen zwischen 1657 und 1660, alle wurden auf Kosten des Verfassers von Seyffert gedruckt. Offenbar wurden die 1662 noch nicht verkauften Faszikel zusammengebunden und um die Vorstücke vermehrt. Diese enthalten den Rot und Schwarz gedruckten Titel, eine Widmung des Verfassers an den Rat der Stadt Breslau sowie lateinische und deutsche Zuschriften an den Verfasser von Johannes Kretschmar, Johannes Fechner, Fridericus Viccius, Adam Regio, Georg Nebe und Matthäus Lapatky. Durchpaginiert, die einzelnen Teile mit eigenen Titelblättern: I) Erstes Büchlein von dem Goldenen Arithmetschen Schlüssel (1657); II) Von dem Nutz und Brauch des Arithmetischen Schlüssels (1657); III) Von etlichen Rechnungen und schönen Exempeln so allhier bey der Kauffmanschafft und Täglicher Hauß-Haltung fürfallen mögen (1658); IV) Von der Regula de Tri. Dasselbe Lehret wie man die Regel de Tri oder Proportionum auß rechtem Grunde leichtlich und ohne eintzigen Mündlichen Bericht, in gantzen Zahlen lernen kann (1658); V) Wie man die Gebrochenen Species die Regel de Tri, Jn gantzen- und Gebrochenen- Zahlen: So wohl die welsche Practicam, als den darzugehörigen Schlüssel, auch sonsten allerley Kunstreich: außerlesene nützliche, Arithmetische Quaestiones, Progressiones, und Kauffmans Regeln […] lernen sol (1660). Der biographisch für uns nicht näher nachweisbare Verfasser Capricornus (Steinbock?, Bockshorn?), stammte aus Groß Strehlitz (Oberschlesien, heute Strzelce Opolskie) und war Bürger, Schreib- und Rechenmeister in Breslau (Wrocław). Vorliegendes, mit vielen praktischen Beispielen angereichertes Lehrbuch schrieb er „in nahe bey vier Jahren, soviel ich nach meinem verrichtetem saurem und schweren Schul Ampte der ordinar- privat- und extraordinar-Stunden můsse gehabt“. Haupttitel mit Besitzvermerk (einer Kongregation in Gostyn) von alter Hand und etwas fleckig. Einband stark beschädigt. Bindung der ersten Lagen gelockert. Ohne fliegende Vorsätze, Spiegel beschrieben, letzte Seite mit Federproben. Ewas wasserrandig und gering wurmstichig. Von ordentlicher Innenerhaltung. Only knowen copy of this school-book for mathematics for the youth of Breslau (Silesia), printed at the authors own expense. Five parts in one volume. Contemporary half-vellum (very worn). Some small waterstains and wormholes, but otherwise inside well preserved.

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Ein unbekannter Donat Johann Schöffers

(41) [Donatus, Aelius. Ars minor.]. (Incipit:) PArtes orationis quot sunt// Octo […]. (Mainz, per Joannem Schöffer), ohne Jahr [um 1517/18]. 28. nn. Bll. (a-g4). Alle Seiten mit wechselnden vierteiligen Bordüren in Schrot- oder Holzschnitt, einer sechszeiligen schwarzgrundigen Holzschnittinitiale zu Beginn und zahlreichen vierzeiligen Lombarden mit Perlen sowie mit einem Holzschnitt am letzten Bl. 4to. Pappband des XVIII. Jahrhunderts. Nicht im VD 16, bei Panzer, Roth, Schöffer und P. Theil, Johann Schöffer, Buchdrucker zu Mainz 1503 bis 1531 (http://ubm.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2007/1384/); kein Exemplar im KVK nachgewiesen. Unbeschriebener Druck, wohl das einzig bekannte Exemplar. Der Text dieses seit der Antike gebräuchlichen Lehrbuches der lateinischen Sprache liegt hier in der spätmittelalterlichen Fassung vor (vgl. Schwenke; Donattext nach den ältesten gedruckten Ausgaben. In.: Veröffentlichungen der Gutenberg-Ges. II, 37 ff.). Donate zählen zu den ältesten Erzeugnissen des Buchdruckes, von den meisten frühen Ausgaben haben sich nur Bruchstücke erhalten (vgl. GKW 8674-8986). Umso bedeutender ist der Fund einer unbekannten Ausgabe, zumal aus einer der wichtigsten Druckerfamilien der Frühzeit stammend und in ungewöhnlicher Ausstattung. Aelius Donatus (um 320 - um 380), römischer Grammatiker und Rhetoriklehrer, verfasste eine Reihe von Werken, von denen mehrere erhalten blieben: ein teilweise unvollständiger Kommentar zum Terenz, ein Fragment zum Leben Vergils, sowie seine beiden grammatischen Lehrwerke, die Ars minor und die Ars major. Sie erlangten eine solch weite Verbreitung, daß sie ohne Übertreibung als Standardwerke der Spätantike und des Mittelalters bezeichnet werden können. Dies gilt besonders für den unter dem Namen Ars minor bekannten Abriss der Wortartenlehre, der in Frage-Antwort-Form gehalten ist und sich an ein Anfängerpublikum wendet. Die umfangreichere Ars maior ist demgegenüber für Fortgeschrittene

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konzipiert und thematisiert beispielsweise auch den Komplex der Sprachrichtigkeit (vitia et virtutes orationis). Es ist dies der nun zweite bekannte Druck des Donats bei Johann Schöffer. Vorangegangen war ein ebenfalls undatierter Druck, der vermutlich um 1505 erschien (VD 16, D 2216). Bereits sein Vater Peter Schöffer hatte nach 1466 mehrere Ausgaben davon gedruckt. Das vorliegende Unikat wurde mit der modernisierten und neugegossenen Schwabacher (T 7) seines Vaters hergestellt, mit der er ab 1505 alle deutschen Texte druckte und die er nur geringfügig modifizierte. Die Minuskeln mit verschleiften Oberlängen „b”, „h”, „k” und „l” wurden ohne diese Oberlängen neugeschnitten; auch das sackartige „d” wurde herausgenommen. Die Versalien behielt er unverändert bei. Seit 1517 verwendete er erstmals ein weiteres „g”, dessen Körper etwas über der Schriftlinie schwebt und einen Anhaltspunkt für die Datierung unseres Druckes liefert. Die Lombarden mit Perlen (Ξ) wurden „vorwiegend bis 1518 gedruckt“ (Theil S. 104). Die prachtvollen, ca 110 x 18 mm großen Leisten die den Text auf allen Seiten umgeben, wurden erstmals im „Hortulus animae“ von 1514 verwendet. Sie gehören nach Oldenbourg, Hortulus Animae S. 91 f. zur Folge III der Johann Schöffer´schen Hortulus-Illustrationen. An der äußeren Längsseite zeigen sie Verzierungen mit Zacken, Langetten, Rosetten etc. „Die mannigfaltigen Variationen der Außenrandleiste – über 70 verschiedene [recte ca. 88; Anm.] – lehnen sich z. T. an den Randschmuck der Livres d´Heures an [...]. Ihre Bildinhalte wechseln von Jagdszenen über Heilige, Tod, Mönche, Nonnen, Hexen, Narren, einer Anhäufung verschiedenster Gebrauchsgegenstände etc.“ (Oldenbourg). Erwähnenswert ist auch die kleine Darstellung einer Druckerpresse. Oldenbourg und Theil bezeichnen die Leisten als Holzschnitte; aufgrund der Feinheit und Schärfe scheinen es jedoch eher Metallschnitte zu sein. Der ca. 90 x 68 mm große Holzschnitt auf der letzten Seite zeigt einen Herold (mit Stab und wappen-geschmücktem Wams) und zwei miteinander redende Männer. Theil kennt seine Verwendung in zwei undatierten Drucken: Verzeichnis der Stände des Reichstags zu Worms 1521 (VD 16, A 4045) und in dem Buch vom Weintrank (VD 16, V 1004; um 1508). „Auffällig ist an diesem Holzschnitt, daß vor allem der Stil, besonders der der (spitzen) Schnabelschuhe, veraltet ist; in seiner einfachen Art hat er Parallelen zu den Bildern der Bamberger Halsgerichtsordnung [1508.1; 1510.1]“ (Theil S. 120 f.). Die Abb. bei Theil (S. 254, Abb. 38; Verwendung von 1521) zeigt den selben Ausbruch im Stock wie hier, jedoch mit weiteren Ausbrüche in der Einfassung. Einband stark fleckig und beschabt. Bindung teils gelockert, Buchblock vom Einband nahezu gelöst. Etwas fleckig, Ränder teils fingerfleckig. Zwei Bll. mit kleinem Eckabriß. Vorsatz mit eingeklebter alter gedruckter Beschreibung („lib. summae raritatis“). Mit hs. Datierung auf 1555. Unrecorded editon of the Ars minor by the Roman grammarian Aelius Donatus (fl. mid 4th century AD), printed by Johann Schöffer around 1517/18. All pages with figurative woodcut- or rather metalcut borders (some 88 different borders have been used). With a woodcut on the last page.- 18th cent. boards, with traces of age. Binding loosened, some (finger-) stains in margins. Two corners torn away, not touching the borders.

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(42) (42) (Fabelwesen). Zwei deutschsprachige Flugschriften über angeblichen Sichtungen von Fabelwesen in Amerika und Kroatien.

a) Merkwürdige Beschreibung eines großen Wunderthieres, welches den 16ten Februar 1791. viele reisende Kaufleute ums Leben gebracht, und im Monat März dieses Jahres in Hinter-Amerika erleget worden. Nach erhaltenem Bericht in Druck gegeben. Ohne Ort und Drucker, 1791. 2 nn. Bll. Mit Titelholzschnitt. 4to. Beschreibung eines 6 Ellen großen Wesens mit Menschen- Hund- und Schlangenkopf sowie Flügeln, welches mit Hilfe einer Kanone „zwischen Pensilvania und Philadelphia gefangen“ wurde. Den Schluß bildet ein Lied in fünf Strophen. b) Wahre Beschreibung des Seewunders oder Wassermanns, der im letzten Herbst im Venetianischen Meerbusen auf der Dalmatinischen Küste sich gezeiget hat, und zur Verwunderung und fast Entsetzung von viel tausend Menschen ist gesehen worden. Nachrichten aus Italien. Ohne Ort und Drucker, 1796. 2 nn. Bll. Mit Titelholzschnitt und zwei Vignetten. 4to. Beschreibung eines 14 Tage lang gesichteten, 8 Ellen großen „Wassermannes“, beschrieben von „einem Priester aber, der sich hinter einer alten Mauer verborgen hielte [...] und [...] gut zeichnen gelernt hatte“. Ebenfalls mit einem Lied am Schluß. Die recht qualitätvollen Rokokovignetten lassen auf eine größere, gut ausgestattete Druckerei schließen. Zwei interessante Dokumente zur Leichtgläubikeit im Zeitalter der Aufklärung. Beide Drucke fleckig und angestaubt sowie unregelmäßig beschnitten. Two unrecorded reports on the sighting of „monsters“, one in the USA, the other one in Croatia.

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(43) (Ferdinand I. - Maximilian II.) - Sammelband mit drei Drucken und zwei Handschriften zum Einzug Ferdinands I. und zu den Krönungen Maximilians II. in Prag und Preßburg. 4to. Blind- und goldgeprägter Kalbslederband d. Zt. über Holzdeckeln, gepunzter Goldschnitt. I) Cuthenus, Martinus (und Matthäus Collinus). Brevis, Et Svccincta Descriptio Pompae In honorem Sacratissimi ac Inuictissimi Imperatoris Ferdinandi Primi, Hungariae, Boiemiae, &c Regis, ex Austria in Metropolim Boiemiae Pragam aduentantis, exhibitae a Sereniss: Principe, ac Domino, D. Ferdinando, Archiducae Austriae &c,& ab Ordinibus totius Regni Boiemiae, octaua Nouembris. Anno 1558. Prag, Excvdebat Georius Melantrichus ab Auentino, [1558]. 36 nn. Bll. (das letzte weiß). Index Aureliensis 148.394; vgl. VD 16, ZV 9328 (nur ein Expl. in Wolfenbüttel), Zibrt, Bibliografie ceske historie III, 9106 und Hohenemser, Flugschriftensammlung G. Freytag 1148 (alle nur den Nachdruck mit 34 Bll.); nicht bei Knihopis. Erste Ausgabe mit dem obengenannten Druckvermerk und 36 Bll., der Nachdruck mit 34 Bll. erschien mit dem Impressum „Excvsvm Pragae Apvd Georgium Melantrichum ab Auentino“. Rarissimum: nur die beiden Exemplare in Prag (UK) sind nachweisbar, auch der Nachdruck ist sehr selten (vier Exemplare scheinen bekannt zu sein). „Eine zentrale Rolle spielten humanistische Gelehrte als Autoren von Festbeschreibungen und Casualcarmina [...]. So veröffentlichten etwa die beiden Prager Humanisten Martinus Cuthenus und Matthaeus Collinus a Choterina gemeinsam eine Beschreibung des feierlichen Einzugs von Ferdinand I. in Prag 1558. Beide waren Augenzeugen des Einzugs gewesen, allerdings nicht der in seinem Kontext durchgeführten Festlichkeiten wie etwa des Turniers im Burghof, zu dem sie als Mitglieder der Prager Akademie keinen Zutritt hatten. Dessen Beschreibung übernahmen sie aus der Festbeschreibung Pietro Andrea Mattiolis, der als kaiserlicher Leibarzt und Botaniker zum inner circle des Kaisers gehörte und deshalb anwesend war. Anders als Mattioli, der wie die meisten anderen Autoren von Festbeschreibungen eher eine Idealversion als den tatsächlichen Ablauf überliefert, berichten Cuthenus und Collinus auch über Störungen der Einzugsinszenierung: So habe der Kaiser sein Pferd während der Darbietung der Jesuiten nur mühsam zügeln können, während er der sonderbaren Aufführung der Prager Judenschaft erst gar keine Aufmerksamkeit geschenkt habe“ (H. Rudolph, Humanistische Feste? S. 184 f., in: Th. Maissen u. G. Walther (Hrsg.), Funktionen des Humanismus. Studien zum Nutzen des Neuen in der humanistischen Kultur).

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Martinus Cuthenus (Kuthen ze Sprymsberka), „ein Lateinischer Dichter und Böhmischer Geschicht-schreiber, gegen die Mitte des 16ten Jahrhunderts [...] stand bey dem Kaiser Rudolph 2 in großem Ansehen, der ihn wegen eines Chronostici auf Carln 4 ansehnlich beschenkte“ (Jöcher-Adelung nach DBA I, 214, 400). Matthäus Collinus (Matouš Collinus z Chotěřiny), 1516-1566, ein tschechischer Dichter und Humanist aus Kourim, studierte in Wittenberg und kehrte 1540 nach Prag zurück, wo er Griechisch und Latein lehrte. 1548 bekam er vom Herzog Christoph von Hardegg ein Haus geschenkt, in dem er eine Schule mit zwei Klassen einrichtete. Seine satirischen Gedichte führten 1560 zu Auseinandersetzungen mit der Universität und er mußte seine Lehrtätigkeit einstellen. II) [Incipit:] Allman schon so auf Erdt leben, Nach tugent und ehr thuen streben [...]. Deutsche Handschrift auf Papier. [Prag (?), nach 1547, nicht nach 1558]. 16 nn. beidseitg beschriebene Bll. Die Zeilenanfänge der Verse mit Versalien in Gold, die als Akronyme die Namen und Titeln ergeben. Vermutlich ungedruckte Handschrift in sorgfältiger Kanzleischrift. Auf Papier mit WZ ähnlich Briquet 2323, das auf Prag verweist. In einer Art genealogischer Darstellung, teilweise in Gedichtform, werden Ferdinand I. und seine Gemahlin Anna sowie deren fünfzehn Kinder (von denen drei Söhne und neun Töchter den Vater überlebten) beschrieben und verherrlicht. Da sowohl die am 24. Jänner 1547 letztgeborene Tochter Johanna (gest. 1578 als Großherzogin v. Toskana) darunter ist, als auch der Tod seiner Gemahlin Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547) beklagt wird, ergibt sich dieses Jahr als Terminus post quem. Den Schluß bilden eine kurze Abhandlungen über seinen Bruder Karl V. (1500-1558) dessen Tod noch nicht erwähnt wird (und somit eine Datierung der Hanschrift nach 1558 ausschließt) sowie eine nur wenige Zeilen unfassende Biographie Ferdinands. Auf Papier mit einem Wasserzeichen sehr ähnlich Briquet 2323 (drei Türme über Burgmauer mit Tor, datiert Prag 1547). III) Brim, Blasius. Ein Teudtsch Panegyricō oder lobsprũch auff die Krönung des Durchleuchtigisten, Großmechtigisten Fürsten vnnd Herrn Herrn Maximiliano, Künig zu Beheim, rć. Jrer Mayestat, zu vnderthanigistem gehorsam Reymweiß gemacht. (Gedruckt in der Alten Stat Prag bey Sebastian Ochs, rć.), 1562. 4 nn. Bll. Mit kleinem Titelholzschnitt. Nicht im VD 16, im Index Aureliensis, bei Zibrt (Bd. III), Knihopis, Weller etc. Wohl einzige Ausgabe, das einzig bekannte Exemplar. In etwas ungelenken Reimen lobt der biographisch nicht fassbare Blasius Brim die Tugenden Maximilians II. Auch über den Drucker Sebastian Ochs ist kaum etwas bekannt. „Der erste von den Neuen, die sich nach 1549 in Prag niederließen war Šebastian (Sebastian) Oks (Ochs) z Kolovsi. Zunächst erscheint er auf der Liste der Prager knihari, also der Buchbinder und -händler, [...]. Später war Oks Verleger, der die Kalender und Prognostiken des Prager Astronomen Mikuláš Šud ze Semania († 1557 in Prag) vertrieb, erst seit 1562 der Drucker ausschließlich volkstümlicher Schriften kleineren Umfanges und bei einem Büchlein von der Pestkrankheit sein eigener Autor. 1550 und 1570 sind die Grenzen seiner Tätigkeit“ (P. Krasnopolski, Prager Drucke bis 1620. In: Gutenberg Jahrbuch 1927, S. 81). Der Titelholzschnitt zeigt das bekrönte kaiserliche Wappen mit dem Orden vom Goldenen Vlies. IV) Warhafftige Beschreibung, welcher gestalt die Königkliche wirde Maximilian, vnd Frewlin Maria, geborne Königin auß Hispanien, dero Gemahel, zů Behemischen König vnd Königin in Prag den 20. Septembris, dieses 1562. jars, gekrönt worden [...]. (Frankfurt am Main, bey Georg Raben, Sigmunden Feyerabend, vnd Weygand Hanen Erben), 1563. 58 nn. Bll. VD 16, W 235; vgl. Zibrt III, 9450. Digitalisiert unter http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ 0001/bsb00010160 /images/ abrufbar. Wesentlich erweiterte Ausgabe, erstmals 1562 gedruckt. Neben der Beschreibung der beiden Krönungsfeierlichkeiten enthält der Druck die Warhafftige Beschreibung der Erwehlung Maximiliani [...] zum Römischen König, geschehen in Franckfurt am Mayn, 1562. den 24. Nouembris, und einen Bericht über die Crönu[n]g Maximiliani [...] den letzten Nouembris, 1562. in Franckfurt am Mayn [...] (mit einem Kapitel über den gebratenen Ochsen und den Weinbrunnen sowie ein Wettrennen um vergoldetes Trinkgeschirr und ein Feuerspektakel; vgl. VD16, K 2681). Weiters: Ebrahim Strotschen, deß Türckischen Keysers Bottschafft [...] mit sampt seinen herrlichen Geschencken [...]; (vgl. VD16, T 2209) sowie mit Zwischentitel: Gründtliche vnnd gewisse verzeichniß aller Potentaten [...] die auff der [...] Waal

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vnnd Krönung [...] persönlich erschinen vnd gewesen seind (darinnen Gelehrte so Bücher geschriben, vnd dißmal zů Franckfurt bey den Bůchführern vnd Fürstenhöfen erfraget worden, darunter Johann Agricola, Georg Witzel, Johannes Brenz, Orlando di Lasso etc.; vgl. VD 16, T 2209). V) [Incipit:] Alls aus verordenung der Romischen khayserlichen Maiestat unnsers aller gnedigsten herrn zum vorschinen Sambtstag den 28 Augusty die bürgerschafft zu wien mit Jrem Regimendt für wohl den vortzügl. hieher genommen [...]. Deutsche Handschrift auf Papier. [Wien (?) oder Preßburg (?), nach dem 8. Sept. 1563]. 58 beidseitig beschriebene Bll. Wohl ungedruckte zeitgenössische Beschreibung der Krönung Maximilians II. zum König von Ungarn am 8. September 1563, dem Feiertag der Geburt Mariä, der Schutzheiligen Ungarns. In sauberer Kanzleischrift, mit ganz wenigen Streichungen und Einfügungen; nicht ident mit dem Schreiber von II). Auf Papier mit WZ ähnlich Briquet 8796 (Buchstabe P unter Wappenschild, Wien 1557). Beginnt mit der Abreise Maximilians mit seinen Brüdern Karl und Erzherzog Ferdinand sowie dem Erzbischof von Salzburg von Wien am 25. August, ferner über den Verlauf der Reise mit Angaben der Nachtlager in Prellenkirchen und Bruck an der Leitha. Es folgen die Krönungsvorbereitungen, die eigentliche Krönung im Martinsdom, das Bankett mit namentlicher Angabe der bedienenden Adeligen, sowie weitere Festlichkeiten und Festakte, darunter ein Turnier. Die Detailgenauigkeit läßt auf ein Mitglied des Hofes als Augenzeuge schließen. Es war dies die erste Krönung eines Habsburgers zum ungarischen König in Preßburg (Bratislava, Slowakei), der bis 1830 noch einige weitere folgen sollten. Der auf Vorder- und Rückendeckel idente Einband zeigt in der Mitte eine goldgeprägte Platte mit Arabesken, umgeben von drei verschiedenen, durch Streicheisenverzierungen getrennten Rollstempelumrahmungen. Zusammenstellung und Einband lassen eine Herkunft des Bandes aus der Umgebung des Hofes vermuten. Da leider jeglicher Besitzvermerk fehlt, ist es nicht feststellbar, ob der Erstbesitzer nicht eventuell selbst Teilnemer an einer der Feierlichkeiten war. Einband mit fachmännisch restaurierten kleinen Fehlstellen am Rücken und Hinterdeckel, ohne die Schließen, Vergoldung stellenweise verblaßt. Bindung teils etwas gelockert. Vereinzelt unbedeutend fleckig, die am Schluß beigebundene Handschrift mit kleiner Wurmspur im oberen Rand. Outstanding Sammelband with three prints and two manuscripts on the arrival of Ferdinand I and the coronation of Maximilian II at Prague and Pressburg.- Partly slightly browned and soiled, second manuscript with some worming here and there at upper margin. Contemporary restored calf over wooden boards with gold and blind tooling on both covers and embossed gilt edge (claps defective, gilt stronger oxidated, scratched and scuffed, but still a desirable volume).

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(44) (44) [Hydraulik] – Sammelband mit drei Schriften zur Hydraulik bzw. Pneumatik. 4to. Marmorierter Lederband um 1800 mit Rückenschildchen, Rücken- und Stehkantenvergoldung. I) Hero Alexandrinus. Spiritalivm liber. A Federico Commandino Vrbinate, ex Graeco, nvper in Latinvm conversvs. Urbino, ohne Drucker [Domenico Frisolino], 1575. 2 nn., 70 [recte 80] num. Bll. Mit zwei Initialen in Holzschnitt und 89 Textholzschnitten. Edit 16, CNCE 22643; Mortimer 230 (Anm.); Caillet, 5117; BM Italian Books 326; Poggendorff I, 469; Riccardi I/1, 364, 9/1; Roberts & Trent, Bibliotheca Mechanica 161. Erste lateinische Ausgabe der „Pneumatika“, ein griechischer Druck erschien erst 1693. Hero von Alexandria, Mathematiker und Ingenieur, lebte vermutlich im ersten Jahrhundert und lehrte am Museion von Alexandria. Seine Werke sind teilweise nur fragmentarisch überliefert, offenbar handelt es sich zum Teil um Vorlesungsnotizen. Sie beschäftigen sich unter anderem mit mathematischen, optischen und mechanischen Themen. Bekannt sind vor allem seine Ausführungen zu automatischen, teilweise sogar schon programmierbaren Geräten und der Ausnutzung von Wasser, Luft und Hitze als treibende Kraft. Zu seinen Erfindungen zählte auch die hier erstmals beschriebene Konstruktion eines Weihwasserautomaten. Dabei lag eine Holzscheibe auf der Wasseroberfläche des Weihwassers. Sobald eine Münze eingeworfen wurde, drückte deren Gewicht das geweihte Nass durch ein Metallrohr nach oben, das vom Gläubigen in Empfang genommen werden konnte. Dieses entspricht dem Prinzip des nach ihm benannten Aeolipile.- „Esteemed effort to make the principal texts of classical science available in the Renaissance. Vernet further suggests that many of the devices: the dioptra, screw-cutter, odometer, etc., may have been Hero's own inventions. Although many of the devices are toys or parlor-tricks, that was the fashion of the day, and Hero's matter-of-fact treatment clearly indicates that his interest was in the way they worked. Cardwell notes that Hero of Alexandria had, or at least proposed, a model steam engine in the form of a reaction turbine, that would actually work (Roberts & Trent)".

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Eines von offenbar nur drei im 16. Jahrhundert in Urbino gedruckten Büchern, aus der zweiten dortigen Offizin. Der Wanderdrucker Heinrich von Köln hatte um 1495 einige Bücher in Urbino erscheinen lassen, danach wurden erst wieder in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Urbino Druckereien gegründet, Fumagalli (Lex. Typogr. Italiae 442) kennt nur Frisolinos Euklid von 1575; im STC sind der Euklid, unser Hero und Montanos "Rime" als Frisolino-Drucke verzeichnet, alle von 1575. Leicht gebräunt, wenig fleckig. Die ersten Bll. mit Wurmspuren in den breiten weißen Rändern. – Titelbl. mit Trockenstempel, die Vorsätze mit Exlibris und hs. Eintragungen der South Library (ca. 1860). II) Weidler, Johann Friedrich. Tractatvs de machinis hydravlicis toto terrarvm orbe maximis Marlyensi et Londinensi et aliis rarioribvs similibvs. Wittenberg, Svmtibvs Vidvae Gerdaesiae, 1728.. 4 nn. Bl., 104 SS. Mit 5 gefalt. Kupfertafeln. Erste Ausgabe. Poggendorff II, 1281; Vgl. Libri rari 297 (Ausg. 1733). Beschreibung zweier in der Barockzeit als technische Weltwunder betrachteter Wasserhebewerke: das eine in der Themse bei London, das andere in der Seine bei Marly, um die Parkanlagen von Versailles mit Wasser zu versorgen. Enthält auch eine kurze Beschreibung der von Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693-1742) entwickelten Dampf- und Feuermaschinen. Den Schluß bildet eine Beschreibung der am 19. und 20. Oktober zu Wittenberg beobachteten Aurora Borealis. Johann Friedrich Weidler (1691-1755) war Mathematiker und Jurist und als Professor der Mathematik an der Wittenberger Akademie tätig. Gebräunt, braun- und stockfleckig. III) Jurin, Jacob. De mensura et motu aquarum fluentium tentamen primum. Ohne Ort, Drucker und Jahr [London?, um 1740?]. 1 Bl., 63 SS. Mit einer gefalt. Kupfertafel. Separatabdruck aus den Philosophical Transactions von 1739. Jacob Jurin war Arzt, Meteorologe und Sekretär der Royal Society of London. Enthält: "De aqua effluente ex vase semper pleno per foramen rotundum: et de resistentia ejusdem ex defectu fluiditatis oriunda". Leicht gebräunt, wenig fleckig. Fine Sammelband with three works on hydraulics. I) First edition of the Pneumatics of the mechanician, physicist, and mathematician Hero of Alexandria (fl. A.D. 62), an important text in the history of science from antiquity. His experiments on the power and use of steam, and the theories at which he arrived, were studied with lively interest by the engineers of the Renaissance. The book was translated by Federico Commandino (1509-75), as part of his effort to make the principal texts of classical science available to the Renaissance reader.- Some worming in margins. II) First edition. Describes the hydraulic machineries in Paris and London. With 5 folded plates. Browned. III) Offprint from the Philosophical Transactions from 1739. With one folded plate. Marbeld calf from ca. 1800 with spine label and richly gilt back.

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(45)

„Der barocke Höhepunkt des französischen Ornaments“

(45) Le Pautre, J[ean]. Nouueaux Dessings Pour Orner et Embelir les Carosses et Chaires Roullantes Inuentes et Graues Par I. le Pautre. Amsterdam, by I. Danckerts, ohne Jahr [um 1700]. 6 num. Bll. Kupferstiche (inkl. Titelblatt). Quer 4to. (Blattgröße ca 19 x 31,5 cm.). Alter Umschlag mit hs. Deckel-schildchen. Vgl. Guilmard 74, III und Katalog der Ornamentstichsammlung Berlin 313, 111 (spätere Ausgabe bei Jombert, Paris). Mit „Nr. 8“ bezeichnete Folge von Ornamentstichen zur Verzierung von Kutschen und Sänften. Die Tafeln mit je zwei symmetrisch angeordneten Entwürfen und Detailansichten. „Lepautre ist der große Meister der Ranke [...]. Der Ideenanschluß an die große Zeit von Fontainbleau ist freilich gegeben, doch führt die Entwicklung zu einer ganz anderen Gesamteinteilung. In seinen Arbeiten [...] liegt der barocke Höhepunkt des französischen Ornaments“ (Berliner-Egger, I, 92). Six copperplates incl. title with designs for carriages and sedans.- Le Pautre, 1618-1682, „showed brilliant originality in the designing of arabesques and other fantasies for wall panels or tapestries“ (Blunt, Art and Architecture in France 1500 to 1700, p. 252, note 62).

East meets West

(46) Metastasio, Pietro. L´ Eroe Cinese Dramma Per Musica Da Rappresentarsi Nell´ Imperial Corte Da Dame E Cavalieri L´ Anno MDCCLII. Wien, per il van Ghelen, [1752]. 4 nn. Bll., 63 SS. Mit zwei Vignetten. 4to. Kleisterpapier-Umschlag d. Zt. Sartor, I libretti Italiani... 9182; Brunelli, Tutte le opere di Pietro Metastasio I, 1153; The New Grove XVI, 516; MGG(2) XII, Sp. 90; Wurzbach XVIII, 10 f.; Campianu, Terpischore im Wien der Kaiserin. (In: Koschatzky W. (Hg.) Maria Theresia und ihre Zeit, (Wien 1979)), S.405. Erste Ausgabe des Librettos, sehr selten: wir konnten nur ein Exemplar in Wien sowie zwei in Italien nachweisen. Noch im gleichen Jahr erschienen Ausgaben u. a in Palermo (IT\ICCU\DE\ 03041101137), Neapel (IT\ICCU\DE\03041800606) und Rom (IT\ICCU\ VIAE\017583 Das Drama in drei Akten wurde am 13. Mai 1752 im Theater zu Schönbrunn anläßlich des Geburtstages von Kaiserin Maria Theresia von Damen und Herrn des kaiserlichen Hofes uraufge-

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führt, die Musik stammte von Giuseppe Bonno (1711-1788). Der Text wurde in der Folge mehrfach vertont, u. a. von Johann Adolph Hasse (UA 1753) und Christoph Willibald Gluck (UA 1754). Die Vorlage des Stoffes entnahm Metastasio der „Ausführlichen Beschreibung des Chinesischen Reiches und der großen Tartarey“ von Jean Baptiste du Halde; zum Inhalt vgl. Wagner, Das große Handbuch der Oper(4), S. 522. Die Oper steht in der Tradition der China-Begeisterung des 18. Jahrhunderts: drei Jahre später schrieb Voltaire sein „L’ orphelin de la Chine“ für Paris, 1781 errichtete man das „Chinesische Dorf“ Mou-lang in Kassel, 1789/90 den „Chinesischen Turm“ im „Englischen Garten“ in München, chinesisches Porzellan, Lackarbeiten und Stoffe galten als „Muß“. Pietro Metastasio, eigentl. P. Trapassi (1698-1782), aus Rom gebürtig, kam 1730 in der Nachfolge von Apostolo Zeno als Hofdramaturg nach Wien, wo er bis zu seinem Tod blieb. Er zählte zu den bedeutendsten Librettisten seiner Zeit, noch Schubert vertonte sein Lied „Penso che questo instante“ (zu Metastasio vgl. E. Hilscher – A. Sommer-Mathis (Hrsg.): Pietro Metastasio - uomo universale (1698-1782). Festgabe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum 300. Geburtstag von Pietro Metastasio. Wien, 2000). Wohl in kleinster Auflage für die Zuschauer der Uraufführung im Schloß Schönbrunn gedachter, sorgfältig ausgeführter Druck auf großem Papier. Buchblock etwas verzogen. Umschlag, Schnitt und einige Ecken etwas angestaubt. Vorderer Um-schlag und die beiden Titelbll. mit kleiner Wurmspur im Falz. First edition of this libretto, the music was composed by Giuseppe Bonno. The opera was performed at Schoenbrunn-Palace in May 1752 for Empress Maria Theresia by members of the royal court.- Contemporary wrapper. (47) Meyster von Lindenfels, Philipp. Specvlvm Notariatvs, Das ist: Notariat spiegel vnd auß fürlicher bericht Vom Ampt der Notarien, so wol in gemein, als sonderlich in Beschreibung der Contracten, Testamenten vnd letzten Willen, auch Gerichtlicher Acten, vnd andern, solchen drey Hauptstücken, anhängigen Sachen [...]. Neustadt an der Haardt, durch Wilhelm Harnischs Wittib, 1598. 4 nn. Bll., 690 SS., 7 nn. Bll. Titel in Rot und Schwarz gedruckt und mit kleiner Druckermarke. Folio. Pergamentband d. Zt. VD 16, M 2294; Harms, Bibliographie zur Geschichte des deutschen Notariats Nr. 787 (Anm.); vgl. Costa, Bibliographie der deutschen Rechtsgeschichte 364 (Ausgabe von 1607). Erste Ausgabe, im XVII. Jahrhundert mehrfach aufgelegt. Der Verfasser, dessen genauen Daten nicht bekannt zu sein scheinen, nennt sich hier Notar am Kammergericht und Stadtschreiber zu Neustadt. „Dieses juristische Kompendium des 1585 immatikulierten Kammergerichsnotars und Landauer Prokurators Philipp Meister von Lindenfels enthielt neben dem Abdruck von wichtigen gesetzlichen Bestimmungen (Kammergerichtsordnungen, Ordnung des Hofgerichts Rottweil, lokale Statuten, Stadtrechtsreformationen u.a.), die kammer-gerichtlichen Examensfragen, lehrbuchartige Zusammenstellungen über das Notarsamt im allgemeinen, Auszüge juristischer Schriften (u.a. Wilhelm Durandus, Rolandinus, Johannes Oldendorp), Briefformulare [und] ein Verzeichnis von Synonyma [...]“ (Battenberg, in: Tradition und Gegenwart, Festschrift zum 175-jährigen Bestehen eines badischen Notarstandes. Herausgegeben von Peter-Johannes Schuler im Auftrag des Badischen Notarvereins Karlsruhe 1981, S. 137 f.). Einband fleckig; hinteres Gelenk etwas angeplatzt, Vorsätze lädiert, die Bindebänder fehlen. Titelblatt mit hinterlegtem Randausriß (ohne Textberührung). - Stellenweise etwas wasserrandig und gebräunt, Ecken teils etwas knittrig. Im Ganzen jedoch ordentliches Exemplar. First edition of this German manual for lawyers.- Contemporary vellum, lacking ties. Some spotting, a few waterstains. Endpapers dammaged.

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(48) Schmitner, Franz Leopold (Stecher). Geistliche Passions=Uhr. Oder Letzte 24 Stunden des Bitteren Leydens U. H. JESU Christi von 6 Uhr abends am grünen Donnerstag bis 6 Uhr abends am H. Chor=Freytag. Einblattdruck in Kupferstich von F. L. Schmitner in Wien nach Johan Jacob Höffner in Schlaggenwald, weiters mit dem gestochenen Vermerk „F. Fec. D. Carpe“. Um 1740. Plattengröße: ca 950 x 560 mm. Mit breitem Rand. Offenbar unbeschrieben (nicht bei Ilg und Thieme-Becker [Nachtrag zu Ilg]). Wohl als eines der Hauptblätter Schmitners zu wertende Arbeit, zugleich ein prachtvolles Beispiel österreichischer Graphik des Spätbarock. Der komplexe Aufbau des Bildes kann hier nur kurz beschrieben werden: Zwei konzentrische, in je zwölf Segmente unterteilte Kreise zeigen zusammen 24 Darstellungen aus der Passionsgeschichte. Diese Kreise werden durch drei Stundenringe eingerahmt, im Zentrum ein stehender Engel (Erzengel Michael?) mit Kreuzfahne, hinter ihm die Verdammten in der Hölle und eine in den Himmel aufsteigende Figur (Christus oder ein Erretteter?). In den Bildecken sitzen die vier Evangelisten vor Säulen, den Hintergrund bilden verschiedene Landschaften. Unterhalb der Bodenflächen der zwei unteren Evangelisten (Matthäus und Markus) Darstellungen der Katakomben als Sinnbilder des Frühchristentums. Oberhalb der „Uhr“ der hl. Geist in Gestalt einer Taube, unterhalb die betende Maria vor einer Nische sitzend und von zwei Engeln mit Schrifttafeln flankiert. Unterhalb der Darstellung befindet sich der gestochene Text in drei Spalten. Er beginnt mit einer Erklärung der Tageseinteilung in vier Tag- und vier Nachtstunden bei den Hebräern, der der äußere Stundenring folgt. Anschließend eine Erklärung der 12 Stunden des Tages, denen die beiden inneren Ringe folgen, als Quelle dieser Erklärung wird „Jacob. Tyrin. chronic. de Horis. cap. 2“ genannt. Es folgt eine Erklärung der 24 Kreuzwegsdarstellungen, den Schluß bildet ein 12zeiliges Lied oder Gedicht „Sum[me] des Lieb=und Schmertzen=vollen Heylands“ mit den daruntergesetzten Buchstaben O[mnia] A[d] M[aiorem] D[ei] G[loriam], dem Wahlspruch der Jesuiten. Der 1703 geborene Wiener Kupferstecher Franz Leopold Schmit[t]ner erlernte das Schlosserhandwerk und zeichnete und stach zunächst als Autodidakt. Später wurde er Schüler Andreas Schmutzers und war seit 1732 Universitäts-Kupferstecher. Nach Schmutzers Tod 1740 selbstständig in Wien tätig, reproduzierte er meist nach anderen Künstlern, selten nach eigenen Entwürfen. Er stach unter anderem in Placidus Herzogs Werk „Cosmographia Austriaco-Franciscana“ (Köln 1740), in dem alle Franziskaner- und Klarissenklöster in Österreich ausführlich dargestellt werden, topografische Ansichten und Porträts. Mit Johann Veit Kauperz zusammen war er im Wallfahrtsbild seiner Zeit führend. Er starb 1761 in Wien. Der hier als Erfinder der Vorlage genannte Johann Jacob Höffner ist als Künstler für uns nicht nachweisbar. Er nennt sich hier „Crucig. cum rub. Stel. Decan Schlaggenwald“, war also Dekan der Kreuzherrn mit dem Roten Stern zu Schlaggenwald in Böhmen. Ob er die Vorlage selbst gezeichnet, oder Schmitner auf andere Art instruiert hat, muß vorläufig ungeklärt bleiben. Prachtvoll kontrastreicher und gleichmäßiger Druck. Etwas angestaubt und fleckig. Verso mehrere alt unterlegte Einrisse, davon einer bis knapp in die Darstellung reichend. Ob der Größe des Blattes von ansprechender Erhaltung. Unrecorded engraved broadside by F. L. Schmitner, illustrating the passion of Christ. Some dust on surface, some old repaired tears, one affecting the image.

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Ein Augsburger Meistersinger beschimpft den Papst (49) [Schrot, Martin]. Vrsprung vnnd Vrsach diser Auffrur, Teutscher Nation. Ohne Ort, Drucker und Jahr [Nürnberg, Christoph Gutknecht, um 1546]. 6 nn. Bll. Mit einem Titel- und einem Textholzschnitt. 4to. Kartoniert. VD 16, S 4304; Goedeke II, 300, 176; Wackernagel, Bibliographie des deutschen Kirchenliedes 503; Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen IV, 528 B; Breslauer, Das deutsche Lied 179 (vermutet Hans Varnier in Ulm als Drucker); ADB XXXII, 557; vgl. Halle 301 (andere Ausgabe). Eine von vier heute bekannten Ausgaben. „Protestantisches Lied voll der allerschärfsten Schmähungen des Papstes. Die beiden grossen Holzschnitte sind bemerkenswert“ (Breslauer). Der Titelholzschnitt zeigt den Engel mit dem Mühlstein („Und ein starker Engel hub einen großen Stein auf als einen Mühlstein, warf ihn ins Meer, und sprach: Also wird mit einem Sturm verworfen die große Stadt Babylon, und nicht mehr erfunden werden“ Offb 18, 21), der Holzschnitt verso zeigt die Hure Babylon. Das Lied besteht aus 27 achtzeiligen abgesetzten Strophen, zu singen im „Bruder Veiten thon“, sowie einem weiteren 8zeiligen Vers am Titelblatt.

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Martin Schrot (gest. 1575/76), Verfasser protestantischer Flugschriften und Lieder, stammte aus Augsburg, wo er vermutlich den Großteil seines Lebens verbrachte. Er war Mitglied der Augsburger Meistersingerschule und zählte sogar zu der auserlesenen Zwölfzahl der Augsburger Meister. Er erfand eine 20reimige Schrotweis und eine 24reimige Narrenweis, beide wurden auch von Hans Sachs aufgegriffen. „Er stand Zwingli´s Lehre wahrscheinlich näher als Luther´s, dessen Namen nie bei ihm begegnet; demgemäß citirt er überwiegend die Züricher Bibel und copirt sogar ein paar mal deren Holzschnitte. Seine schriftstellerische Thätigkeit concentrirt sich auf die ernsten Jahre 1545-52, auf das Decenium des Schmalkaldischen Krieges [...]. Aber charakteristischer für Schrot´s Art sind die erhitzteren Lieder des durch Moritz von Sachsen unerwartet günstig entschiedenen Krieges. Da, zumal in den Jahren 1546 und 1552, wird S. ein gewaltiger Apokalyptikus, der nirgends besser zu Hause ist, als in der Offenbarung Johannis und der Propheten; er erhebt etwa auf seine Siegeshoffnung hin ain Freudengeschrey über das gefallen Bapstum, das er in ausführlicher Deutung auf das siebenköpfige Thier und die babylonische Hure zugleich bezieht; er betitelt im Liede vom Ursprung und ursach diser Aufrur Teütscher Nation , bestimmt die im Unglück Schwankenden bei der guten Sache zu erhalten, den Papst Antichrist, blutgierigen Hund, Mordfuchs; seine Anhänger in Deutschland, das der Papst als milchende Kuh betrachtet, sind ihm ein ehrlos Nattergezücht, das das eigene Nest beschmutzt [...]“ (Roethe in ADB). Gutes, breitrandiges Exemplar. One of four editions from the same year of a long rhyming. German anti-papal poem by the Augsburg protestant author M. Schrot. With another 8-line poem on the title-page. Large woodcut on title; another one „Apocalypse“ on verso.- Very fine copy.

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(50) Weigel, Erhard. Speculum terrae, Das ist, Erd-Spiegel, Darinnen der Erd Creiß Nach seinen Eigenschafften an Land und Wasser: Nach denen Völckern und Einwohnern seiner Länder [...] so wohl gegen einander und in gewissen Gegenden, als unter denen Sternen in gewissen Zonen und Climen: [...] abgebildet, und zugleich der helleuchtende Comet [...] beschrieben wird. Jena, In Verlegung Thomas Matthias Götzen, druckts Samuel Krebs, 1665. 3 nn. Bll., 144 SS. Mit Kupfertitel (J[ohann] B[aptist] Paravicin[i] f[ecit]) und einem schematischen Textholzschnitt. 4to. Halb-pergamentband. VD17; 23:671085N (nur Wolfenbüttel); Brüning, Bibliographie der Kometenliteratur 1247; vgl. Schüling, Erhard Weigel Nr. 22, Faber du Faur 1508 und Alden, European Americana 665/214 (alle die unten beschriebene Variante); nicht bei Sabin. Erste Ausgabe, in zwei Varianten erschienen: die eine zählt 200 SS., die hier vorliegende mit Neusatz des letzten Bogens („S“) 144 SS. Wohl um es als Lehrbuch für den Geographieunterricht preisgünstiger zu machen, wurde hier der Anhang über den Kometen weggelassen, der Neusatz ist durch die Erhöhung Zeilenanzahl eindeutig. Wie ein Vergleich der über KVK nachweisbaren Exemplare zeigt, ist die vorliegende Variante wesentlich seltener. Beschreibt in neun Kapiteln alle möglichen Bereiche der Geographie: I) Von den irdischen und wässrigen unterschiedenen Stücken des Erdkreises; II) Von denen Eigenschafften des Erdreichs ins gemein; III) Von denen Eigenschafften derer Wasser; IV) Von den Einwohnern derer Landschafften; V) Von der Figur, wie auch von der Lage des gantzen Erdkreises und seiner Theile, nach der Länge und Breit seiner eusserlichen Fläche; VI) Von der Grösse der Erdkugel und ihrer Theile, auch wie viel Menschen beyläufftig darauff wohnen; VII) Von den 5. Zonen der Erdkugel, ihren Wetter-Zeiten und andern Eigenschafften; VIII) Von den Climen oder Zwingern der Erdkugel und ihren Tages Längen; IX) Von denen Gegenden auff Erden, und wie weit von einem Ort zum andern, auch wie dahin zu kommen. - Enthält zahlreiche Passagen über Asien und Amerika, sowie über die Schiffahrt dorthin. Erhard Weigel (1625-1699) war Mathematiker, Astronom, Pädagoge und Philosoph. „Die hervor-ragenden Leistungen Erhard Weigls in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft des 17. Jahr-hunderts werden heute mehr und mehr erkannt. Trotzdem ist immer noch eine ganze Reihe von Gebieten seines Wirkens nur unzureichend erforscht“ (Schüling, S. 1). Der interessante Kupfertitel zeigt die Erde vom Weltall aus gesehen, umgeben von Sternen (mit Darstellung der Sternbilder) und den Kometen. Der Stich nimmt die heute durch Satelitenphotos bekannte Art der Darstellung unseres Planeten um drei Jahrhunderte vorweg. Kupfertitel mit winziger Eckläsur und schwacher Faltspur. Drucktitel mit kaum sichtbar restaurierter Fehlstelle duch entfernten Blattweiser. Sehr schönes Exemplar. Very rare variant, published without the second part. Most probably to make a cheaper variant for the use at the University of Jena, the second part on comets was released, and the last quire reset; it ends on p. 144. with "Ende". The work gives detailed geogrpahical informations with many references to the Americas and ship-voyages to East Asia. - Weigel, 1625-1699, was the leading figure of the German baroque 'Enlightenment' created by the Fruchtbringende Gesellschaft of Duke Ludwig of Anhalt. Weigel was appointed court mathematician to Duke Wilhelm of Weimar and professor at Jena. With an engraved title, showing the earth from space with the shaped constellations surrounding the planet and the path of the comets. A very fine copy. Recent half-vellum.

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