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366 Aostatal Aostatal Valle dAosta Vallée dAoste In weitem Bogen schwingt sich das Aostatal dem Lauf der Dora Baltea folgend tief in die Alpen hinein. Flankiert von den Gebirgszügen um Monte Rosa und Matterhorn im Norden sowie dem Gran Paradiso im Süden, endet das Haupttal der Region Valle dAosta an den eindrucksvollen Gletschern des Mont Blanc. Vier berühmte Viertausender gruppieren sich um das Tal und krönen mit ihren majestätischen Gipfeln die Höhenzüge der Alpen, darunter mit 4807 Metern Euro- pas höchster Berg, der Mont Blanc, der auf Italienisch Monte Bianco heißt. Die Tä- ler zu Füßen der Gletscher sind teils weit und durchzogen von sanften Hügeln, teils dramatisch steil und schroff am Fels gelegen. Am Ende des Val di Gressoney thro- nen die Hauptgipfel des Monte-Rosa-Massivs, zwei Täler weiter ist man bei Breuil- Cervinia dem markanten Zacken des (ebenfalls schweizerischen) Matterhorns (4478 Meter) zum Greifen nah. Der Vierte im Bunde, der südlich gelegene Gran Paradiso (4061 Meter), macht seinem Namen alle Ehre: Der Parco Nazionale del Gran Paradiso ist in der Tat ein Naturparadies par excellence. Seit Menschengedenken ist das Aostatal Transitstrecke über die westlichen Alpen. Früher wanderten die Siedler, Mönche oder Händler, Soldaten oder Bildungsreisen- den über den Großen oder Kleinen Sankt Bernhard und entlang der Dora Baltea. Zahlreiche Brücken sind über den breiten Fluss und seine Seitenarme geschlagen. Auf dem Weg zum Colle del Piccolo San Bernardo Aos Aostat

Aostatal Aosta Vallée d Aoste - michael-mueller-verlag.de · Aostatal 367 Aostatal → Karte S. 369 Eine der ältesten ist die alte Römerbrücke von Pont-Saint-Martin, einem kleinen

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366 Aostatal

Aostatal Valle d�Aosta │ Vallée d�AosteIn weitem Bogen schwingt sich das Aostatal dem Lauf der Dora Balteafolgend tief in die Alpen hinein. Flankiert von den Gebirgszügen um MonteRosa und Matterhorn im Norden sowie dem Gran Paradiso im Süden, endetdas Haupttal der Region Valle d�Aosta an den eindrucksvollen Gletscherndes Mont Blanc.

Vier berühmte Viertausender gruppieren sich um das Tal und krönen mit ihrenmajestätischen Gipfeln die Höhenzüge der Alpen, darunter mit 4807 Metern Euro-pas höchster Berg, der Mont Blanc, der auf Italienisch Monte Bianco heißt. Die Tä-ler zu Füßen der Gletscher sind teils weit und durchzogen von sanften Hügeln, teilsdramatisch steil und schroff am Fels gelegen. Am Ende des Val di Gressoney thro-nen die Hauptgipfel des Monte-Rosa-Massivs, zwei Täler weiter ist man bei Breuil-Cervinia dem markanten Zacken des (ebenfalls schweizerischen) Matterhorns(4478 Meter) zum Greifen nah. Der Vierte im Bunde, der südlich gelegene GranParadiso (4061 Meter), macht seinem Namen alle Ehre: Der Parco Nazionale delGran Paradiso ist in der Tat ein Naturparadies par excellence.

Seit Menschengedenken ist das Aostatal Transitstrecke über die westlichen Alpen.Früher wanderten die Siedler, Mönche oder Händler, Soldaten oder Bildungsreisen-den über den Großen oder Kleinen Sankt Bernhard und entlang der Dora Baltea.Zahlreiche Brücken sind über den breiten Fluss und seine Seitenarme geschlagen.

Auf dem Weg zum Colle del Piccolo San Bernardo

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→Karte

S.369

Eine der ältesten ist die alte Römerbrücke von Pont-Saint-Martin, einem kleinenOrt am Eingang des Aostatals. Seit fast 2000 Jahren spannt sich ihr zeitlos elegan-ter Bogen über die kleine Schlucht der Lys. Bis ins 19. Jh. hinein war das 31 Meterlange und 23 Meter hohe Bauwerk, das seit der Römerzeit fast unverändert geblie-ben ist, die einzige Verbindung zwischen den zwei Ortsteilen diesseits und jenseitsdes Gebirgsbachs. Er entspringt beim südlichen Gletscher des Monte Rosa und win-det sich hinab durch das Val di Gressoney (→ S. 123), das idyllische Tal der Walser.Taleinwärts hinter Pont-Saint-Martin lässt sich in Donnaz rechts der Hauptstraßeein Teil der ausgegrabenen Römerstraße besichtigen und auch begehen.

Angesichts der Bedeutung des Aostatals als Transitweg verwundert es nicht, dassüber fast jedem Dorf eine Burg thront. Der mächtigste Wehrbau ist die Feste Bard(→ S. 373), die wenige Kilometer hinter Donnaz über den dramatisch engen Ein-gang ins Tal wacht. Bedeutend ist auch das mittelalterliche Castello di Verrès (→ S.375), das schmucklos, aber äußerst wehrhaft über dem gleichnamigen Ort thront.Hier mündet das Val d�Ayas (→ S. 377) in einer tiefen, vom Gebirgsbach Evançongeformten Schlucht in das Haupttal. Als Zwischenstation auf dem langen Weg nachGallien war Verrès schon den antiken Reisenden bekannt, damals unter dem Na-men Vitricium. Die erste Besiedelung des Hügels geht wahrscheinlich sogar auf dieSalasser zurück. Im 14. Jh. gingen Tal und Ort an Ibleto de Challant, Spross einerFamilie aus dem Ayastal, die in der Folgezeit zu einer der einflussreichsten desAostatals aufsteigen sollte. Gegenüber von Verrès liegt auf der anderen Seite desTals ein weiteres Highlight der Region, das Schloss von Issogne (→ S. 375) mitseinem malerischen Innenhof und den sehenswerten Fresken.

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Ausflüge ins Aostatal

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368 AostatalWenige Kilometer weiter schiebt sich erneut ein gewaltiger Fels in das ohnehinschon dramatisch verengte Tal. Zwischen den Felswänden war neben dem Flussnicht einmal mehr Platz für eine Straße: Die Landstraße wurde in den Fels gesprengt,die Autobahn führt drunter durch. Natürlich wacht auch über dieses Nadelöhr eineBurg: Montjovet, im 11. Jh. auf den Trümmern eines römischen Forts gebaut, ge-hörte den u. a. den Challants und den Savoyern, bevor sie 1661 aufgegeben wurdeund verf iel. Ist man um das ehemalige Bollwerk herumgefahren (oder drunterdurch), erreicht man an der Biegung der Dora Baltea und des sich weitenden Talsdie Orte Saint-Vincent und Châtillon. Unter dem Gipfel des Zerbion (2722 Meter)liegen die beiden in bester Südhanglage direkt nebeneinander, ausgemachte Schön-heiten sind sie allerdings nicht. Immerhin lockt Saint-Vincent seine Besucher mitzwei Attraktionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: einem Spielcasino, indessen verglaster Fassade sich das Gebirgspanorama spiegelt, und einer über demOrt thronenden Therme. Hinter Châtillon mündet mit dem Gebirgsbach Marmoredas vielleicht bekannteste Tal der Region in das Valle d�Aosta: Das Val Tournenchemit seinem �Zentrum� Breuil-Cervinia (→ S. 378) ist berühmt als herrliches Skige-biet unter der markanten Silhouette des Matterhorns � Italiens Antwort auf Zermatt.Hinter Châtillon führt das nun sanfter werdende Aostatal geradewegs nach Westen.Man passiert das Castello di Fénis (→ S. 380), eine Burg wie aus dem Bilderbuch,bevor man das beschauliche Zentrum des Tals erreicht: Aosta (→ S. 381).

Die Lage der Garnisonsstadt war von den Römer keineswegs zufällig gewählt, dennhier gabelt sich der Weg nach Gallien: Direkt bei Aosta mündet von Norden dasValle del Gran San Bernardo, das hinauf zum berühmten Pass führt (→ S. 387), indas Haupttal, während ein Stück talaufwärts Richtung Süden der Transitweg überLa Thuile und den Pass des Kleinen San Bernardo (→ S. 393) nach Frankreichverläuft. Zuvor aber f inden sich auch im Oberen Aostatal (→ S. 390) noch jedeMenge Burgen und Schlösser, wie das Castello di Sarre oder die Schlösser bei Saint-Pierre. Zudem zweigen vom oberen Aostatal mehrere Täler nach Süden ab: Das Valdi Cogne (→ S. 391), das geradewegs in den herrlichen Gran-Paradiso-National-park führt, das abgeschiedene Valsavarenche, das idyllische Val di Rhêmes und daswilde Valgrisenche. Das Aostatal endet hinter Courmayeur vor der gewaltigenWand des Mont-Blanc-Massivs (→ S. 394). Hier wäre das Ende der Welt, zumin-dest das der italienischen Bergwelt, gäbe es nicht zwei Faktoren, die den Abschlussdes Aostatals belebten: der Tunnel, der durch den Berg nach Chamonix führt, unddie telecabina, die den Berg hinaufgondelt.

GeschichteWahrscheinlich kamen die ersten Menschen, als am Ende der letzten Eiszeit die ab-schmelzenden Gletscher die Täler freigaben. Funde am Gran San Bernardo bele-gen, dass der Pass bereits in prähistorischer Zeit genutzt wurde. Über die ersten na-mentlich bekannten Siedler, die Salasser, weiß man nicht viel � außer, dass sie wohlein keltisch-ligurischer Stamm waren und den aufstrebenden Römern nachhaltigeSchwierigkeiten bereiteten. Selbst als sich das Römische Reich unter Julius Cäsarvon Britannien bis an die Küsten Nordafrikas erstreckte, leisteten die Salasser er-folgreichen Widerstand. Erst im Jahre 25 v. Chr. war es mit der Hartnäckigkeit deskleines Stammes, der als Vorbild für die berühmten Asterix-Comics von Goscinnyund Uderzo gedient haben könnte, vorbei. Bezeichnenderweise mussten die Römerauf eine List zurückgreifen, um mit den Salassern fertig zu werden � sie luden zuFriedensgesprächen ein und legten dabei einen Hinterhalt.

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Noch im gleichen Jahr (25 v. Chr.) wurde an der Mündung des Valle del Gran SanBernardo im Haupttal die Stadt Augusta Praetoria Salassorum gegründet, das heu-tige Aosta. Die Stadt, die strategisch günstig an den Passagen über die Alpen nachGallien lag, wurde zur Festung ausgebaut. Aus dieser Gründungszeit stammen auchder wuchtige Augustusbogen und die Stadtmauern mit der Porta Praetoria, dieheute noch das Stadtbild prägen.

Die Christianisierung des Tals begann im 4. Jh., vorangetrieben wurde sie vom ers-ten Piemonteser Bischof Eusebio di Vercelli. Anfangs noch Mailand unterstellt, ent-wickelte sich bald eine eigenständige Diözese. Nach dem Niedergang des Römi-schen Reiches sicherten sich die Burgunder das obere Tal, bis das gesamte Valled�Aosta ab 576 Teil des Frankenreiches war. Als das Aostatal im 11. Jh. an den SalierKonrad gegangen war, stattete dieser seinen Gefolgsmann Umberto Biancamano(Weißhand) mit dem Titel Graf von Aosta aus. Mit Titel und Erbrechten versehen,gründete Biancamano die Linie der Savoyer.

Das dank der Zolleinnahmen ungemein attraktive Gebiet bauten die Savoyer in denfolgenden Jahrhunderten weiter aus, bis sie über die wichtigsten westalpinen Tran-sitwege herrschten. Auch nachdem der Stammsitz im 16. Jh. nach Turin verlegtwurde, vergaß die Familie nicht, welcher Gegend sie ihren Aufschwung zu verdan-ken hatte: Noch im 19. Jh. beliebte der �oberste Savoyer�, nunmehr auch König vonItalien, das Aostatal als Sommerresidenz und Jagdrevier zu besuchen.

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370 AostatalAber auch die Valdostani prof itierten von den Savoyern. Bereits im 12. Jh. wurdenden Bewohnern des Tals Privilegien und Zollfreiheiten zugesprochen. Diese Frei-heiten beförderten auch ein gewisses Selbstbewusstsein gegenüber dem Lehns-herrn, ein Wille zur Eigenständigkeit, der sich bis heute erhalten hat. Zur Zeit desitalienischen Faschismus äußerte sich dieses Selbstbewusstsein durch den aktivenWiderstand gegen römische Zentralisierungsbestrebungen und die Unterdrückungkultureller und sprachlicher Eigenheiten. Belohnt wurden die Valdostani nach Endedes Zweiten Weltkrieges. Als Ergebnis zäher Verhandlungen (sogar die Idee der Ab-spaltung von Italien stand im Raum) wurde das Aostatal 1948 zu einer AutonomenRegion mit Sonderstatut mit deutlich mehr Kompetenzen in Verwaltung, Gesetzge-bung und dezentraler Finanzierung. Hintergrund der Sonderlösung (die es in Ita-lien auch für Trentino/Südtirol, Friaul-Julisch Venetien, Sardinien und Sizilien gibt)war der Minderheitenschutz der frankoprovenzalischen Bevölkerung in der Region.

Information Die zentrale Tourist-Info be-findet sich im Zentrum von Aosta an der Por-ta Praetoria. Umfangreiches Informationsma-terial. Sehr freundliche, auch deutschspra-chige Mitarbeiter. Ganzjährig tägl. 9�19 Uhrgeöffnet. Piazza Porta Praetoria 3, 11100Aosta (AO), ¢ 0165-236627, www.lovevda.it.Verbindungen Bahn: etwa stündl. mitdem Regionalzug (Umsteigen in Ivrea) nachAosta und weiter bis Pré-Saint-Didier kurzvor Courmayeur, Halt u. a. in Pont-Saint-Martin, Verres und Chatillon/Saint-Vincent.

Bus: 3-mal tägl. von Turin durch das Aosta-tal bis Courmayeur (www.savda.it).Mindestens stündl. Verbindung von Pont-Saint-Martin bis Aosta, (www.vitagroup.it)und von Aosta bis Courmayeur mit Halt inallen Dörfern (www.savda.it).

PKW Achtung: Im Aostatal giltvom 15. Okt. bis zum 15. AprilWinterreifenpflicht!

Val di GressoneyGleich am Anfang des Haupttales öffnet sich eines der schönsten Seitentä-ler des Aostatals. Aus einem Gletscher an der Südflanke des Monte Rosaentspringt der Gebirgsbach Lys, der durch das waldreiche Tal hinabfließt.Hier und im oberen Valle Formazza leben die letzten Walser, eine deutsch-sprachige Volksgruppe, die einst rund um denMonte Rosa siedelte.

Der Eingang ins Tal liegt gut 200 Meter über Pont-Saint-Martin. Direkt im Rückendes Ortes windet sich die Straße in Serpentinen hinauf, bevor sich das enge Talnach Norden hin öffnet. Im breiten Bachbett plätschert im Sommer die Lys, die zurSchneeschmelze zum reißenden Gebirgsbach werden kann. Man durchquert anihrem Ufer die Dörfer Lillianes, Fontainmore und schließlich Issime.

Bei der kleinen Ortschaft Gaby (sehenswerte alte Brücke am Fluss) verengt sich dasTal und die Straße klettert hinter einem kurzen Tunnel auf die nächste Talstufe hi-nauf. Kurz vor Gressoney-Saint-Jean eröffnet sich erstmals der Blick auf das impo-sante Monte-Rosa-Massiv. Der beliebte Ort ist das überschaubare Zentrum des Tals:Im Winter richten sich hier die Skiurlauber ein, im Sommer sind es vor allemWander-freunde oder Besucher, die sich für die fast untergegangene Kultur der Walser interes-sieren und ein paar Brocken des hier noch gesprochenen deutschen Dialekts, Titschoder Toitschu, aufschnappen wollen. Gressoney-Saint-Jean ist ein idyllischer unddemzufolge auch beliebter Ort. Wer aber hofft, hier die alpenländische Walserarchi-tektur bewundern zu können, wird enttäuscht. Um sich einen der erhaltenen traditio-nellen Stadel anzusehen, muss man ein wenig abseits entlang der Hänge wandern.

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Val di Gressoney 371Aostatal

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Die WalserWas die Walser zuallererst auszeichnete, war ihre Fähigkeit, sich in der un-wirtlichen Welt alpiner Hochtäler zurechtzuf inden. Keine Alm war zu hoch-gelegen, um nicht in ein Feld umgewandelt und bestellt werden zu können,und kein Pass zu schwierig, um nicht Waren in das nächstgelegene Tal zutransportieren, ohne um alle Ausläufer des Berges herumlaufen zu müssen.

Im 13. Jh. waren Nachfahren der Alemannen aus dem Oberwallis über Zer-matt und den Passo del Teodulo in die südlichen Täler des Monte-Rosa-Massivs eingewandert. Sie kamen als Siedler, nicht als Eroberer und arran-gierten sich mit der ansässigen frankoprovenzalischen Bevölkerung, waseben auch zur Folge hatte, dass die Neulinge bis dahin noch nicht erschlos-sene, höher gelegene Gebiete zu beackern hatten. Aufgrund ihrer Herkunftwurden sie Vallesani, Walliser bzw. später einfach Walser genannt. DasSiedlungsgebiet umfasste vor allem das Val d�Ayas, auf (sehr) alten Kartenauch Deutsch-Ayas oder Kanton des Allemands genannt, das obere Valsesia,das obere Valle Formazza und eben das Val di Gressoney (dessen Name wahr-scheinlich auf deutsch Kressenaue zurückgeht). Die Walser betrieben auf ihrenabgelegenen Höfen nicht nur Landwirtschaft, sondern auch einen schwung-vollen Handel mit den Tiefländern und den Verwandten nördlich des MonteRosa, sodass das Val di Gressoney auch bekannt wurde als Tal der Kaufleute.

Durch die Jahrhunderte verteidigten die Walser ihre Sprache, von Tal zu Talunterscheidbare Dialekte des Deutschen, Titsch oder Toitschu genannt, undwurden (allerdings erst) 1983 sogar als Sprachminderheit anerkannt. Heuteindes ist die Sprache des zähen Bergvolkes und damit ihre kulturelle Identi-tät nahezu erloschen: Das obere Val di Gressoney ist einer der Reste einerSprachinsel, auf der sich nur noch die Alten im alten Dialekt unterhalten.

Wenige Kilometer aufwärts bef indet sich das Schwesterdorf von Gressoney-Saint-Jean: Gressoney-La-Trinité, ein nettes, auf einer kleinen Ebene gelegenes Alpen-dorf. Am Ende des Tals liegt schließlich Staffal. Beide sind intensiv vom Winter-sport-Tourismus geprägt. Dabei wirkt Staffal im Sommer recht seelenlos: geschlos-sene Hotels, leere Parkplätze und Sessellifte bestimmen das Bild. Herrlich aber istder Blick auf die Südflanke des Monte Rosa. Im Winter ist die Lage des Gebietesfür Alpinfahrer besonders attraktiv: Wo einst die Walser über die alten Pässe Han-del trieben, führen jetzt Lifte auf die Hänge hinauf und Pisten auch in die Nachbar-täler hinab. Gressoney-La-Trinité ist das Zentrum eines Skigebietes um den südli-chen Monte Rosa, in dem sowohl Alagna im Valsesia als auch das obere Val d�Ayasauf Brettern erreichbar sind.

Information Ufficio del Turismo Gresso-ney-Saint-Jean, an der Hauptstraße rechts,beschildert. Tägl. 9�12.30 und 15�17.30 Uhr(Juli/Aug. bis 18.30 Uhr). Villa Deslex, 11025Gressoney-Saint-Jean (AO), ¢ 0125-355185,www.lovevda.it.Ufficio del Turismo Gressoney-Saint-Tri-nité, im alten Ortskern. Tägl. 9�12.30 und14�17.30 Uhr (Juli/Aug. tägl. 9�12.30 und

14.30�18 Uhr), Di geschlossen. Piazza Ta-che, Loc. Edelboden Superiore, 11020 Gres-soney-Saint-Trinité (AO), ¢ 0125-366143,www.lovevda.it. Beide Tourist-Infos vermit-teln auch Bergführer.Verbindungen Von Pont-Saint-Martinfährt mind. 6-mal am Tag ein Bus durch dieDörfer des Tals bis hinauf nach Staffal, Fahrt-dauer (gesamt) 75 Min., Tickets im Bus.

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372 Aostatal

Wandern Zahlreiche Wanderwege durch-ziehen das Tal und reichen darüber hinaus,z. B. der alte Walserweg, der über den Col-le Pinter ins Val d�Ayas und weiter zumPasso del Teodulo verläuft. Entlang der Lysverbindet der Walserweg Gressoney-Saint-Jean mit Gressoney-La-Trinité (→ �KleinerWanderführer�/Wanderung 8, S. 415).Vom Talende in Staffal führt der sentiero 7zur Quelle der Lys am Fuß des gleichnami-gen Gletschers (knapp 1000 Höhenmeter,3 Std. Aufstieg, beschildert).In Gressoney-Saint-Jean **** HotelGressoney, Holzhaus mit Schieferdach amunteren Ortseingang auf der linken Seite,sicher eines der besten Hotels des Tals,gutes Restaurant, Sauna, tropischer Win-tergarten, freundliche Zimmer, viele mitBalkon. DZ 168�200 �, auch Drei- und Vier-bett-Zimmer, jeweils inkl. Halbpension.Hund 8 �/Tag, Garage 12 �. Nur im Winterund in den Sommermonaten geöffnet. ViaLys 3, 11025 Gressoney-Saint-Jean (AO),¢ 0125-355986, www.hotel-gressoney.it.Gressoney-La-Trinité *** Hotel LoScoiattolo, am südlichen Eingang des alten

Ortes auf der rechten Seite gelegen, mittypisch alpenländischem Flair, Restaurant,Fitnessraum, Sauna, Whirlpool. Die Zimmerz. T. auch mit Balkon. Es werden auch eini-ge Appartements vermietet. DZ 130�150 �,inkl. Frühstück. Loc. Tache 6, 11020 Gresso-ney-La-Trinité (AO), ¢ 0125-366313, www.htlscoiattolo.com.Ristorante Walserschild, große Auswahlan Flaschenweinen zu adäquaten Preisen,gemütlich rustikal eingerichtet, auch Pizzaaus dem Holzofen. Freundliche Bedienung.Mittags und abends geöffnet, Mi und imNov. geschlossen. Loc Edelboden 7,¢ 0125-366025.Camperstellplatz, in Tschaval bei den Ski-anlagen. Ganzjährig geöffnet. Strom (3 �),warmes Wasser, Toiletten, Busverbindungzum Zentrum. 12 �/Tag. ¢ 347-8466336.In Lillianes ** Camping Mongenet, schö-ner, einfacher Waldcamping, ganzjährig ge-öffnet. Erwachsene 4 �, Kinder bis 12 J. 3 �,Zelt 3�4 �, Auto 2,10 �, Wohnmobil 5 �. ViaThey 4, 11020 Lillianes (AO), ¢ 0125-832391oder mobil unter 347-4862918, www.campingmongenet.it.

Wanderung 8: Auf dem Walserweg → S. 415Auf dem alten Handelsweg von Gressoney-Saint-Jean nach Gressoney-La-Trinité

Im Val di Gressoney

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Forte di Bard 373Aostatal

→Karte

S.369

Forte di BardBesser kann eine Burg nicht liegen. Bard wacht nahe am Eingang des Aosta-tals und ist dennoch zur großen Ebene hinter der ersten Flussbiegung ver-borgen. Die Burg thront auf einem wuchtigen Felsen, der in das dramatischenge Tal hineinragt. Neben dem Flusslauf bleibt zwischen steil aufragendenBergflanken nur noch Platz für eine Straße, für die Autobahn musste derAbhang gegenüber der Festung untertunnelt werden.

Seit Menschengedenken war dieser Felsen befestigt und stets versehen mit demAttribut �uneinnehmbar�. Die strategisch günstige Lage gebot es, sie militärischoder wirtschaftlich zu nutzen. An der Forte di Bard war kein Vorbeikommen, es seidenn, man war bereit, den Wegezoll zu bezahlen. Nachdem der Fels im 13. Jh. andie Savoyer gegangen war, wurde die Burg ausgebaut. Für die aufstrebende Familiewar die Feste unverzichtbar. Mehrmals stand sie im Mittelpunkt bewaffneter Aus-einandersetzungen.

Der prominenteste Feldherr, der sich an den Mauern von Bard festbiss, war Napo-leon Bonaparte. Beinahe wäre seine Armee zur Schlacht von Marengo (→ S. 30),durch die Italien unter französische Herrschaft f iel, zu spät gekommen.

Mit Mist und Tücke � Napoleons Armeen vor BardMitte Mai 1800 standen 40.000 Mann der napoleonischen Armee vor denToren der Forte di Bard. Zuvor war ihnen die spektakuläre Überquerung derAlpenpässe gelungen, folgen sollte ein Überraschungsangriff gegen die Ös-terreicher in der Lombardei. Doch aus den vier Tagen, die für den Marschdurch das Aostatal veranschlagt waren, wurden acht. An der Feste saßen dienapoleonischen Truppen fest, allen heftigen Gefechten und den Schimpfti-raden ihres Ersten Konsuls zum Trotz (�... diese Dummköpfe werden mir dieFestung von Bard nie einnehmen ...�), lediglich einige Fußtruppen waren imKriegsnebel an der Burg vorbeigehuscht.Der unter Druck stehende General Napoleons griff auf eine List zurück: ImSchutze der Nacht soll er die Straße, die um die Feste herumführt, mit Mistbepflastert haben, die Räder der Artillerie wurden mit Stroh umflochten,Stiefel und Hufe in Lumpen gewickelt. In den frühen Morgenstunden des 24.Mai hatte sich die stolze französische Armee, die sich anschickte Italien zuerobern, wie ein Dieb in der Nacht davongeschlichen.Napoleon erwies sich übrigens als nachtragend. Nachdem er Italien eroberthatte, ließ er Order ergehen, die hinderliche Burg zu sprengen.

Die Forte wurde zwischen 1830 und 1838 wiederaufgebaut, mächtiger als je zuvor.Damals entstand die massive Zitadelle in der Form, in der sie heute noch über demTal steht. Gestaffelt stehen die Bastionen übereinander und bieten � v. a. von Aostakommend � einen kolossalen Anblick.

Die einst uneinnehmbare Feste lässt sich heute über drei Wege betreten: Vom Dachdes Parkhauses gelangt man mit drei Zahnradbahnen und mehreren kleinen Aufzü-gen auf die oberste Ebene der Forte. Alternativ lässt sich die Burg auf zwei Fußwegen

For

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374 Aostatalerklimmen: einmal innerhalb der Festungsanlage vom alten Dorfkern aus (gleichin der Nähe vom Parkhaus) und zum anderen auf der alten Serpentinenstraße,die sich durch den historischen Ortskern von hinten an das Forte heranschlän-gelt und auf einem 20-minütigen, steil bergauf führenden Spaziergang herrlicheAusblicke ermöglicht.

In der mächtigen Festung verteilen sich mehrere Museen sowie wechselndeAusstellungen. In der untersten Bastion, Ferdinando, ist das gleichnamige Museumzur Geschichte der Befestigungsanlage untergebracht, in der Bastion Vittorio diekindgerechte Mitmach-Austellung Le Alpi dei Ragazzi. Im obersten Teil derFestung (Carlo Alberto) bef inden sich neben einem Café und einem umfangreichenBookshop die wechselnden Ausstellungen (vornehmlich Malerei und Fotograf ie), derZugang zu den Kerkern (Le Prigioni del Forte), neben den Zellen auch eine sehens-werte Ausstellung zur napoleonischen Belagerung und dem Wiederaufbau der Fes-tung) sowie das Museo delle Alpi. Letzteres ist eine bildreiche, eindrucksvolle, aberauch etwas hektische Multimediaausstellung, die sich umfänglich mit dem ThemaAlpen auseinandersetzt. Beleuchtet (und teils auch recht aufdringlich beschallt)werden weitläuf ige Sektionen zur alpinen Landschaft und Geologie, den Alpen als Le-bens- und Kulturraum bis hin zur Geschichte des Bergsteigens und des Tourismus.

Unbedingt sehenswert, aber von vielen Burgbesuchern vernachlässigt, ist auch daskleine Dorf Borgo di Bard, dessen schiefergedeckte Dächer sich zwischen den Burg-felsen und die Bergflanke zwängen. Platz ist nur für eine malerische, enge Gasse,die sich vom Tal hinauf bis zur Kirche zieht.

Öffnungszeiten Museo delle Alpi, Il Fer-dinando, Le Prigioni dei Forte (Kerker) unddie wechselnden Ausstellungen: Di�Fr 10�18Uhr, Sa/So 10�19 Uhr (die Kerker ab 11 Uhr),Mo geschlossen, Le Alpi dei Ragazzi nurSa/So 11�18 Uhr. Die Ticketschalter schlie-ßen jeweils 45 Min. früher als das Museum.

Eintritt Museo delle Alpi 8 �, erm. 6 �,Kinder 6�18 J. 4 � (darunter frei); Prigioni deiForte 4 �, erm. 3 �; Le Alpi dei Ragazzi 6 �,erm. 5 �, Kinder 6�18 J. 4 �; Il Ferdinando9 �, erm. 7 �, Kinder 6�18 J. 5 �. Außerdemgibt es diverse Kombitickets zu den Museenund wechselnden Ausstellungen. 11020Bard, ¢ 0125-833811, www.fortedibard.it.

Trutzig: Forte di Bard

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Castello d'Issogne 375Aostatal

→Karte

S.369

Parken Das Parkhaus (pauschal 3 �/Tag,an Wochenenden und Feiertagen 4 �) be-findet sich etwas unerwartet, da nichtvorher angekündigt, hinter einer scharfenRechtskurve � vom Taleingang kommendunterhalb des Burgfelsens auf der rechtenSeite. Mit einer Eingangshöhe von 2,10 mist es nur für Pkws geeignet. Höhere Fahr-zeuge finden in unmittelbarer Nähe keineParkmöglichkeit und müssen einen halben

Kilometer entfernt im neuen Ortsteil vonBard auf der anderen Flussseite parken.Übernachten/Essen Hotel Stendhal,elegantes, freundliches Haus in Borgo diBard, am oberen Ortsrand bei der Kirche. Inder dazugehörigen Osteria wird valdostani-sche Küche serviert, wechselnde Gerichte,nicht teuer. DZ 100�120 � inkl. Frühstück. Pi-azza Cavour 1/3, 11020 Bard (AO), ¢ 347-1623055, www.hotel-stendhal-bard.it.

Castello di VerrèsEine Trutzburg par excellence: hoch über dem gleichnamigen Dorf gele-gen, nur vom steilen Weg hinauf aus wirklich angreifbar, schnörkellos, kom-pakt und funktional.

Die Existenz einer Burg an dieser Stelle ist bereits für das Jahr 1287 verbürgt. Derheute noch erhaltene wuchtige Block auf dem schroffen Felsen entstand zwischen1370 und 1390. Nachdem die Burg im 18. und 19. Jh. verwaist war, wäre sie beinahein Ruinen gefallen, hätten sich nicht einige piemontesische Romantiker für den Be-stand des Bauwerks eingesetzt. Heute schützt ein Dach, das sich über die Zinnenspannt, die Burg vor der Witterung.

Man betritt die Anlage über weite Steinstufen und muss zuerst an der Wache vor-bei (heute gibt es hier die Tickets), bevor man in das Gebäude kommt. Der Grund-riss der Burg ist quadratisch bei einer Mauerlänge von 30 Metern. Um den Innen-hof gruppieren sich rechts und links zwei Waffenhallen, die im Westen mit einemSpitzgewölbe und massiven Kaminen versehen sind. Eine imposante Steintreppeführt vom Innenhof hinauf zu den Wohnräumen des Schlossherrn. Beeindruckendsind der große Speisesaal und (mit einer Durchreiche verbunden) die Küche, ausge-stattet mit drei großen Kaminen. Der dritte Stock (ehemals Bedienstetenherberge)ist nicht zugänglich.

Anfahrt/Öffnungszeiten Durch Verrèshindurch führt eine Straße bis zu einemParkplatz, von hier sind es noch knapp 10Min. Fußweg (steil) zum Burgtor. Geöffnet

April bis Sept. tägl. 9�19 Uhr, Okt. bis März10�13 und 14�17 Uhr und Mo geschlossen.Geführter Rundgang alle 30 Min. Eintritt 3 �,ermäßigt 2 �. ¢ 0125-929067.

Castello d�IssogneVon außen eher unscheinbar, im Inneren mit spektakulären Fresken ver-ziert. Das Castello d�Issogne war einst die präsentable Residenz der Fa-milie Challant.

Von Verrès aus auf der anderen Flussseite liegt das Schloss mitten im gleichnami-gen Dorf. Schon zur Römerzeit existierte auf dem Gelände ein Landhaus. Späterstand hier eine Festung, die zunächst zu den Besitzungen des Bischofs von Aostagehörte und Ende des 14. Jh. den Challants zugesprochen wurde. Im folgendenJahrhundert wurden an dem Gebäude zahlreiche baulichen Veränderungen vorge-nommen, das seit 1510 Ergebnis zeigt sich als interessante Mixtur aus Gotik- undfrüher Renaissance-Architektur.

Casd'Iss