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Arbeit der Zukunft gestalten
Dr. Tabea Bromberg
Institut Arbeit und Qualifikation
Universität Duisburg-Essen
DGB-Regionalveranstaltung „Arbeit der Zukunft mitgestalten“
Gelsenkirchen, 23.06.2017
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1. Neue Herausforderungen für Arbeit
2. Langfristige Entwicklungstrends von Arbeit
3. Arbeit 4.0: Zeitdiagnose oder Zukunftsvision?
4. Auswirkungen auf menschliche Arbeit?
5. Mitbestimmung und Digitalisierung
Gliederung
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Neue Herausforderungen für Arbeit I
3
• Ausgangspunkt: „Industrie 4.0“: mehr als neue Roboter mit
besseren Sensoren, 3D-Drucker oder Datenbrillen
• Verbindung der virtuellen Computerwelt mit der physischen
Welt zu autonomen „Cyber-physischen Systemen“
• Versprechen:
• bisherige technologische und wirtschaftliche Grenzen der
Automatisierung überwinden
• Gleichzeitig: steigende Flexibilitätsanforderungen erfüllen
• Wertschöpfungsketten optimieren → von der digitalen
Fabrik zur digitalen Lieferkette
• Geht über die Produktion hinaus, betrifft auch indirekte
Bereiche
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• Digitalisierung im Dienstleistungsbereich
– Einzelhandel und Logistik: vollautomatisierte Kassen,
robotergesteuerte Lagersysteme, autonome
Zustellsysteme
– Banken: Zahlen mit Smartphones
– Gesundheitsbereich: Dokumentationssysteme,
Sensorik, intelligente Objekte
– Verwaltung: Vernetzung von Datensystemen,
Automatisierung von Vorgängen, e-Akten
Neue Herausforderungen für Arbeit II
4
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• Massiver Beschäftigungsabbau, Entwertung von
Qualifikationen (z.B. Frey/Osborne 2013)
• Neue Formen der Arbeitsorganisation (z.B. Hirsch-
Kreinsen 2015)
• Fortschreitende Entgrenzung von Arbeit (z.B. Münchner
Kreis 2013, BMAS 2016)
• Neue Beschäftigungsformen (z.B. Sundararajan 2016)
Prognosen fundamentaler Brüche:
5
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6Quelle: http://index-gute-arbeit.dgb.de/veroeffentlichungen/grafiken, Zugriff 22.06.17
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7
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4
Organisation
Informationsmanagement
Wachstumsstrategien
Innovation
Change management
Neue Geschäftsmodelle
Industrie 4.0
Big Data/ Business Analytics
Effizienzsteigerung
Digitalisierung
0,38
0,5
0,81
0,59
0,68
0,7
0,6
0,73
1,27
0,89
0,36
0,6
0,73
0,73
0,78
0,86
1
1,12
1,27
1,36
Frage: In welche Projekte fließen die Budgets ihrer Kunden? (+2= wahrscheinlich, bis -2= unwahrscheinlich, befragt N=65 Unternehmensberatungen)
Quelle: Lünendonk-Studie 2016 Managementberatung in Deutschland (gekürzt), Daten aus ManagerSeminare 10/2016, eigene Darstellung
2016 2015
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Langfristige Entwicklungstrends von Arbeit
8
• Zunahme des durchschnittlichen Qualifikationsniveaus
• Flexibilisierung der Arbeitsregulierung
• Ausweitung atypischer Beschäftigung
• Internationalisierung/Globalisierung
• Demografische Entwicklung
• …
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• Kein disruptiver Wandel
• Anknüpfung an Vernetzungs- und Automationsprozesse,
die schon mit CIM begonnen haben
• Sehr unterschiedliche Entwicklungsstände in den
Betrieben und innerhalb der Betriebe
• Industrie 4.0-Umsetzung i.e.S. (Vernetzung +
Selbststeuerung) noch nicht absehbar
• Nachdenken über neue Geschäftsmodelle
• Vereinheitlichung / Abstimmung von Prozessen und
Systemen
Arbeit 4.0: Schwerpunkte in Fallbetrieben
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Auswirkungen abhängig von
• betrieblichen Einführungsprozessen, Integration in
bestehende Produktionstechnik
• Unterschiedlichen Systemauslegungen
– Technologiezentrierte Automatisierungskonzepte
– Komplementäre Automatisierungskonzepte
Industrie 4.0 ist gestaltbar
Industrie 4.0 als Zukunftsvision
12.07.2017 10www.iaq.uni-due.de
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In der Entwicklung wird das Programm Jira zur Verwaltung
von Aufgaben eingesetzt. Jedes Problem, das in der
Produktentwicklung auffällt, wird anhand eines Jira-Punktes
identifiziert und einem Teammitglied zur Bearbeitung
zugewiesen. Für die Beschäftigten bedeutet die Arbeit mit
Jira vor allem Stress, denn wenn ein Punkt nicht innerhalb
einer bestimmten Frist bearbeitet wird, löst das Programm
einen Eskalationsmechanismus aus. In der Folge entledigen
sich Beschäftigte Arbeitsaufgaben, die sie nicht bewältigen,
indem sie sie an einen Kollegen weiterleiten.
Bsp. Entwicklung
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Im Vertrieb arbeiten die Beschäftigten mit 42 unter-
schiedlichen Software-Portalen der Kunden, in denen die
Bestellungen bearbeitet werden. Die Nutzung der Portale ist
von den Kunden vorgegeben. Jedes Portal sieht anders aus
und funktioniert nach anderen Regeln. Schulungen finden
nicht statt, die Beschäftigten müssen von jetzt auf gleich mit
den Programmen arbeiten. Bei den Portalen handelt es sich
in der Regel um Beta-Versionen, die noch Fehler enthalten.
Bsp. Vertrieb
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In der Werkserhaltung wurde vor kurzem SAP-PM (Plant
Maintenance) eingeführt. Die Mitarbeiter haben dazu eine
20stündige Schulung besucht, danach dauerte es bis zur
tatsächlichen Einführung des Programms allerdings noch ein
Jahr. Die Arbeit mit der Software soll zusätzlich zu der bisher
geleisteten Arbeit „nebenbei“ erfolgen, neues Personal
wurde nicht eingestellt. Dabei sind die Aufgaben – zumindest
vorübergehend – umfangreich: Alle für die Werkserhaltung
relevanten Elemente sollen in SAP erfasst werden. Zunächst
sind die 850 Türen im Werk an der Reihe, die (inklusive
Prüfprotokollen, Wartungsanleitungen etc.) registriert
werden. In Zukunft sollen auch weitere Elemente, wie etwa
Stecker und Schalter, erfasst werden.
Bsp. Werkserhaltung
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Auswirkungen auf menschliche Arbeit?
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• Aufgabenspektrum und Handlungsspielräume
unterschiedlicher Beschäftigtengruppen?
• Taylorisierung indirekter Tätigkeiten?
• Aufgabenintegration und teilautonome Gruppenarbeit?
• Ersatz körperlicher Arbeit, Gewährleistungsarbeit?
• Verschmelzen direkte und indirekte Tätigkeiten?
• Gestaltung der Zusammenarbeit von Mensch und
Technik?
Arbeitsorganisation und Tätigkeitsstrukturen
12.07.2017 15www.iaq.uni-due.de
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• Polarisierung der Qualifikationsanforderungen?
• Lernförderliche Gestaltung von Arbeit?
• Entwicklung betrieblicher Aus- und Weiterbildung,
Personalentwicklung?
• Rekrutierungsstrategien?
• Berufsbilder?
Qualifikationsanforderungen
12.07.2017 16www.iaq.uni-due.de
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• Auswirkungen auf Eingruppierung in bestehende
Entgeltstrukturen?
• Anpassung von Entgeltstrukturen?
• Welche Beschäftigtengruppen profitieren, welche haben
negative Folgen zu erwarten?
Entgelt
12.07.2017 17www.iaq.uni-due.de
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• Weiterer Abbau physischer Belastungen oder
Konzentration?
• Gefährdungen durch autonome Systeme?
• Ergonomische Potenziale?
• Neue psychische Belastungen?
Arbeitssicherheit und Gesundheit
12.07.2017 18www.iaq.uni-due.de
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• Definition und Beurteilung von Leistung angesichts
selbststeuernder Systeme und zunehmender Markt- und
Ergebnisorientierung?
• Auswirkungen auf bestehende Leistungskompromisse?
Leistungsregulierung
12.07.2017 19www.iaq.uni-due.de
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• Daten als neuer Rohstoff?
• Umgang mit Kundendaten?
• Technische Kontrollpotenziale?
• Nutzung dieser Potenziale, Regulierung?
Datenschutz, Kontrolle
12.07.2017 20www.iaq.uni-due.de
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• Weitere Flexibilisierung?
• Bessere Berücksichtigung der Bedürfnisse der
Beschäftigten?
• Verlängerte Betriebszeiten angesichts kapitalintensiver
Produktionstechnik?
• Beschäftigte/Arbeitszeiten als Flexibilitätspuffer?
• Ständige Erreichbarkeit?
Arbeitszeit
12.07.2017 21www.iaq.uni-due.de
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• Digitalisierung/Industrie 4.0 als Querschnittsthema, das
zahlreiche gewerkschaftliche und betriebsrätliche
Gestaltungsthemen betrifft
• Jetzt wichtig: Technik so gestalten, dass sie die
Potenziale der Beschäftigten nutzt statt ersetzt
• Zentral: Mitbestimmung und –gestaltung
Bewusstsein für Herausforderungen der Digitalisierung
schärfen
Kompetenzen entwickeln
Beteiligung der Beschäftigten
Mitbestimmung und Digitalisierung I
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• Auch Arbeitgeber haben großes Interesse am Thema
• Industrie 4.0 als Türöffner für arbeitspolitische Themen
(„trojanisches Pferd“)
• Auch Beschäftigte haben großes Interesse am Thema,
Organisierungspotenzial
• Gewerkschaften, DGB: politische Arbeit (Beispiel „Allianz
Wirtschaft und Arbeit 4.0“ in NRW)
Mitbestimmung und Digitalisierung II
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• Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (2016): Weißbuch Arbeiten 4.0.
http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a883-
weissbuch.pdf;jsessionid=C6FB3688F5E9DBC9A51016EDCA1627AB?__blob=publicati
onFile&v=6 (Zugriff 31.01.2017)
• Frey, Carl B. / Osborne, Michael A: The Future of Employment. How Susceptible are
Jobs to Computerization? Oxford Martin School Working Paper. Oxford.
• Hirsch-Kreinsen, Hartmut (2015): Digitalisierung von Arbeit: Folgen, Grenzen und
Perspektiven. Soziologisches Arbeitspapier TU Dortmund Nr. 43/15. Dortmund.
• Münchner Kreis (2014): Arbeit in der digitalisierten Welt. https://www.muenchner-
kreis.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1485959238&hash=5211e0bcca
a1311459e4d21187a74e753d786b46&file=fileadmin/dokumente/_pdf/it-gipfel-2014-ag-
1-arbeit-in-der-digitalen-welt.pdf (Zugriff 31.01.2017)
• Sundararajan, Arun (2016): The Sharing Economy. The End of Employment and the
Rise of Crowd-Based Capitalism. Cambridge/London.
Literatur
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