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ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE HANNOVER 9. Jahrg. 1981

ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE · aus dem Chalk von England nach WANDERER aus dem Mittl. Turon von Sach sen. Abb.S: nach MÜLLER (1966) aus dem Pläner von England.Größter Durchmesser

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ARBEITSKREIS

PALÄONTOLOGIEHANNOVER

9. Jahrg. 1981

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Titelblattzeichnung;

Ptychodus latissimus AGASSIZ, Zahn eines rochen-artigen Fisches (siehe Seite 5 Abb.11)

Inhalt Heft 2/1981:

POCKRANDT,Werner, Ptychodus,der Rochenartige. S 1 - 8

MÜHLE,HELMUT, Das Callovium - die oberste Stufedes Doggers Seite 9-13

POCKRANDT,WERNER? Maulwurfskrebse Seite 14-17

"Arbeitskreis Paläontologie Hannover"Zeitschrift für Amateur-Paläontologen,erscheint jährlich mit 6 Heften, Bezugspreis z.Zt. 15,- DM,der mit der Lieferung des ersten Heftes fällig wird. FürMitglieder gelten Sonderregelungen. Abbestellungen müssenbis zum 1.12. d.Jhres.erfolgen. Zahlungen auf Postscheck-konto Werner Pockrandt,Hannover, Psch.Kto.Han 24 47 18-300erbeten.Herausgeber: Arbeitskreis Paläontologie Hannover,ange-schlossen der Naturkundeabteilung des Landesmuseums HannoverSchriftleitung; Werner Pockrandt, Am Tannenkamp 5,

3000 Hannover 21 (Tel.0511 - 75 59 70)Druck; bürocentrum weser Kirchner & Saul, Stüvestr.41,

3250 Hameln 1.

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Ptychodus, der Rochenartige

(mit //OAbb.)

Bei Ptychodus handelt es sich um die Reste eines rochen-artigen Knorpelfisches aus der Oberkreide Europas, vondem bisher sehr wenig bekannt ist. Man hat lediglich Kie-ferreste, Zähne und Wirbel ,die vermutlich zu Ptychodusgehören, gefunden. BERG (1958) bildet einen Unterkiefer-bogen mit Zähnen und Zahnreihen des Oberkiefers von Pty-chodus decurrens AGASSIZ ab (siehe Abb.l und 2).

Abb.l: Unterkiefer von Pty-chodus decurrens AGASSIZ,et-wa 0,5 nat.Gr. (Aus der Un-terkreide Emglands nach WOOD-WARD).

Abb.2: Zahnreiften desOberkiefers von Ptycho-dus decurrens AGASSIZ,etwa 0,4 nat.Gr. (Ausder Unterkreide Eng -lands nach WOODWARD).

Die Kiefer sind schmal,nicht verbreitert, und leicht zu-gespitzt. Die Zähne stehen in Reihen, in der Mitte diegrößten, nach vorne und nach den Seiten hin kleiner wer-dend. Sie sind nicht miteinander verzahnt wie bei denechten Rachen,sie berühren sich nur. Auch die vermutlichzu Ptychodus gehörenden Wirbel unterscheiden sich von de-nen der echten Rochen , sie besitzen radiale, mitunterverzweigte, Kalkblätter oder Kalkkeile.Die Zähne von Ptychodus haben ein unverkennbares Ausse-hen. Die mehr oder weniger gerundete Schmelzschicht be-sitzt einen gekörnelten, gerieften oder wulstartig ge-streiften Rand. Dazwischen verlaufen mehr oder weniger

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breite Falten fast senkrecht zur Längsachse, deren Zahlverschieden groß sein kann und zwischen 5 und 20 Faltenbeträgt,Zumeist findet man nur die flache, nur wenige mm dickeSchmelzschicht der Zähne. Die darunter liegenden Wurzel—schichten sind knochenartig, porös und von hohlen Röhr-chen durchzogen* Diese Röhrchenschicht kann l cm und mehrstark sein.Sie geht unten in ein dichteres,festeres Ge-webe über. Die Röhrchenschicht setzt sich auch in derSchmelzschicht fort, doch hier sind die senkrechten Röhr-chen massiv und fest und mit Schmelz verfüllt. Die An-sicht von KRUCKOW,(1979), daß die Schmelzkrone schon zuLebzeiten des Fisches abgefallen ist und von der Wurzelher erneuert wurde, kann zutreffen* Jedenfalls bestehtzwischen der SchmelzKrone und dem röhrchenreichen Wurzel-teil eine "Schwächezone", an welcher ein Absprengen aberauch nach dem Tode des Fisches während der Abrollung derKiefer oder Zähne in bewegtem Wasser oder bei Schlagoder Druck leicht möglich gewesen sein dürfte. Bei demmir vorliegenden Material ist die gesamte Zahnwurzel mitSchmelzschicht bei dem Zahn Abb.13 erhalten, während derZahn Abb.12 an der Unterseite die glatte Fläche der mitSchmelz verfüllten Röhren wie bei Abb.10 erkennen läßt.Man kann hier wohl eine Abrollung annehmen. Wäre dieSchmelzkrone bereits bei Lebzeiten des Fisches abgesto-ßen worden, dann hätte wohl die Wurzelschicht mit ihrenRöhrchen offen gelegen. Dann wäre der Zahn für die Zer-kleinerung der Nahrung bis zu einer Regenerierung derSchmelzkrone unbrauchbar gewesen.Nach dem Aussehen und der Rundung der Schmelzschicht,derKörnelung des Randes und der Anzahl der Falten sowie derGröße der Zährte wurden 6 verschiedene Arten der GattungPtychodus aufgestellt. AGASSIZ (1833 - 45) benannte be-reits vier Arten. Man unterscheidet:l) Ptychodus mammilaris AGASSIZ . Zähne klein,mit überhöh-

ter Mitte,5 -12 Falten,breiter Rand.

Abb.3: (links) nachWANDERER (1909)

Abb.4: (rechts) nachFRAAS (1910)(stark ideali-siert).

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Vorkommen:'WANDERER nennt Cenoman und Mittleres Turoneiniger Orte in Sachsen. Nach FRAAS sollensie häufig im Senon von Oppeln vorkommen.

2) Ptychodus latissimus AGASSIZ. Zähne groß, 5 und mehrbreite Falten, Rand grob gekörnelt oder fein gerieft.

Abb.5 a:

b)

b)nach QUENSTEDTaus dem Chalkvon Englandnach WANDERERaus dem Mittl.Turon von Sachsen.

Abb.S: nach MÜLLER (1966)aus dem Pläner vonEngland.GrößterDurchmesser 4,5 cm.

3) Ptychodus decurrens AGASSIZ . Zähne nicht sehr groß,11 - 12 und mehr Falten, Rand gerieft und mit grober,wulstiger,tuberkelhafter Körnelung.

Abb.7: nach QUENSTEDT,verschiedene Ansichten,aus dem Planer von Eng-land u.Quedlinburg.

Abb.8: nach KRUCKOW ausder Oberkreide der Helgo-länder Düne,3 x vergr.Samml.DIENSTMAIER

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Abb.9: P.decurrens AG.nach KRUCKOW (1979) ausder Oberkreide der Helgo-länder Düne,ca 3 x vergr.Samml.RAUCH,Foto MENZEL.

Abb.10: Unterseite desgleichen Zahnes wie Abbi9, die in die Schmelz-schicht führenden Röhr-chen zeigend.

4] Ptychodus polygyrus AGASSIZ. Hier können keine näherenAngaben gemacht werden.

5) Ptychodus rugosus DIXON. Auch hier sind keine näherenAngaben möglich.

6) Ptychodus mediterraneus CANAVARI. Der Name deutet aufFundstellen am Mittelmeer hin.

Zähne von^ Ptychodus befinden sich in folgenden Sammlungen;

a) ohne Abbildung: Kurt Flörke, Nordstemmen 4Ptychodus latissimus Ag.,ein fast voll-ständiger Zahn aus dem M-Santon vonLengede/Peine,ca 1,5 cm breit.

Manfred Jäger, Bad Münder 2l vollst.Zahn,wenig Rand mit sehr fei-ner Körnelung,L = 7 mm, Br. = 10 mm,wohl Pt.latissimus, hat 11 Falten.1/2 Zahn, 9 breite Falten,Pt.latissi-mus. L = 15 mm, Br = 20 mm.Drei Bruchstücke zwischen 5 und 10 mmBreite sind nicht bestimmbar.Naturhist.Museum Eschede besitzt zweiZähne aus Graes/Ahaus,wohl P.decurrens.STUMMER.Helgoland, l Zahn Pt.decurrens,Abbildung bei KRUCKOW 1979.

b) mit Abbildungen:

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Abb*11: Ptychodus latissimus AGASSIZ aus demM-Santon (Bohnerz) vonLengede/Peine,Samml.Hermann SCHWENKE,Peine. Foto GiselaGünther u. AlmutSchütze,Peine.

J£ mm

Abb.12: Ptychodus latissi-mus AGASSIZ' aus dem Mittel-Santon von Lengede/Peine(Trümmererz). Sammlung W.POCKRANDT, Hannover.

Foto: POCKRANDT.

10 mm

Abb.13: Ptycho-dus latissimusAGASSIZ ausdem Mittel-Santon; (Trürrr-mererz) vonLengede/Peine.Sammlung W.POCKRANDT,Hanno-ver.Foto: POCKRANDT.

29 mm

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Abb.14: Ptychoduslatissimus AGAS-SIZ aus dem Tu-ron der Kreide-mergelgrubeWunsdorf. Samm-lung H.J.DIRKS,Hann.Münden.Foto: POCKRANDT

Abb.15: Ptychodus latis-simus AGASSIZ aus demTuron der Kreidemergel-grube Wunstorf. SammlungH.J.DIRKS,Hann.Münden.Dieser Zahn lag auf derRückseite des Zahnes inAbb.14.Foto: POCKRANDT.

2S mm

IS mm

Abb.16: Ptychodus decurrensAGASSIZ, aus dem Cenoman/Turon der Grube Kassebergbei Mülheim. Sammlung UdoFRERICHS.LANGENHAGEN 9,Von der Fundstelle hat FR.noch 2 weitere kleinere Zähneder gl.Art. Foto POCKRANDT. 10 mm

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Abb.17: Ptychoduslatissimus AGASSIZaus dem Turonder KreidegrubeErwitte.Oer Zahnschon vor derBergung starkbeschädigt.Sammlung UdoFRERICHS, Lan-genhagen 9.Foto:POCKRANDT.

mm

Abb.18: Ptychodus latissimus AGASSIZ aus demTuron der Kreide-grube Erwitte. Samm-lung Udo FRERICHS,

Langenhagen 9.Foto: POCKRANDT.

Abb.19: Ptychodusdecurrens AG. (?)a.d.Turon von Pe-tit Cape Nez beiWissant/Frankreich.Samml.WURZ3ACHER,Vinnhorst. Zeichn.POCKRANDT.

l» mm

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- a -Literaturhinweise;————————AGASSIZ (1833 - 1S45), Recherches sur le poissons fos-

• siles . 5 Bd.u.Atlanten. Neuchatel .

BERG,L.B.,1958: System der rezenten und fossilen Fisch-artigen und Fische. VEB Deutscher Verlag der Wis-senschaften Berlin.

CASSIER, 1953: Origine des Ptychodontes. Inst.scienc.na-tur.Belgique Bruxelles.

FRAAS, 1910: Der Petrefaktensammler. K.G.Lutz VerlagStuttgart.

KEMPER,E., 1976: Geologischer Führer durch die GrafschaftBentheim und die angrenzenden Gebiete. VerlagHeimatverein der Grafschaft Bentheim,Nordhorn undBentheim.

KRUCKOW,Th.,1979: Wirbeltierzähne aus dem Muschelkalk undder Kreide von Helgoland. Abh.Naturw,Verein Bre-men 39,Bremen.

MÜLLER,A.H., 1966: Lehrbuch der Paläozoologie Bd.IIITeil 1, Vertebraten. VEB Gustav Fischer VerlagJena.

QUENSTEDT,Fr.Aug.,1885: Atlas zum Handbuch der Petrefak-tenkunde. Verlag der Lauppschen Buchhandlung,Tübingen.

WANDERER,K., 1909: Tierversteinerungen aus der KreideSachsens. Verlag von Gustav Fischer,Jena.

WOODWARD,A.S., 1912: Fossil fishes of the English CHALK.Monogr.Paläont.Sec. 1912,245 S.9 Abb. 5 Taf.Lorv-don.

TOULA, 1918: Lehrbuch der Geologie. Verlag Alfred Hol-der, Wien und Leipzig.

Anschrift des Verfassers; Werner Pockrandt, Am Tannen-kamp 5, 3000 Hannover 21

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- 9 -HELMUT MÜHLE

Das CALLOVIUM - die oberste Stufe des Doggers•—••—l••—«••l»« ••.!!• •IM» <•• -l III. l-II II. l •!•!•• l ... • Il 1.1 I.M— - MM l II - I I I

( mit 8 Abb.)'

Lithostratigraphie und Mächtigkeiten;

Während ARKELL diese Stufe Callovium nennt, unter-teilt QUENSTEDT in Braunjura zeta 1, dem macrocephalus-Oolith bis Basis anceps-Oolith und in Braunjura zeta 2von Basis anceps-Oolith bis einschließlich lamberti-Knollen. In Nordwest-Deutschland wird dagegen diese Stu-fe in Macrocephalusschicht und Ornatenton unterteilt.

Der macrocephalus-Oolith besitzt im gesamten Bereichdes schwäbischen Jura s Mächtigkeiten von 20 - 100 cm,der anceps-Oolith in der Westalb 50 - 90 cm. Darübertreten Phosphoritknollen und glaukonitische Tone auf.

Im fränkischen Jura ist der Macrocephalenoolith durchooidische gelb- bis dunkelbraune Mergel, Tonmergel, Kalk-mergel und Mergelkalke mit eingeschalteten Kalksteinbän-ken vertreten. Während im südlichen Teil der Frankenalbkalkige Fazies vorherrscht, sind die Schichten im nörd-lichen Teil mehr tonig mit Phosphoriten und Pyrit. Diegrößte Mächtigkeit dieser Tone finden wir am Staffelbergbei Staffelstein.

Auch in Nordwest-Deutschland ist der Macrocephalen-Oolith relativ geringmächtig: Hannover-Mühlenberg 200 -300 cm, im Bereich des Wittekindflözes in der Nähe derPorta -Westfalica 100 - 200 cm. Mergelig bis kalkig,abergrößtenteils eisenoolithisch ist der Braunjura zeta imSüdwesten des Wutach-Gebietes bei Blumberg. Hier wirdin "Rotes Erzlager", "Braunes Erzlager" und "ViolettesErzlager" unterschieden.Aufschlüsse!1] Ziegeleitongrube Kandern

Sie liegt am südwestlichen Schwarzwaldrand im Mark-gräflerland. Aufgeschlossen sind hier die Varians -Schicht an der Grubensohle bis zu den Oxfordiumtonen.Dazwischen trennt die ca 2,5 m starke Ancepsbank dieGalloviumtone von den Oxfordium. Nur in der Anceps-schicht finden sich eine Fülle von Versteinerungen.

Anschrift des Verfassers: Helmut Mühle, Striegauer Str.34, 3250 Hameln 5

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2) Aufgelassener Tagebau am Stoberg bei BlumbergDie Schichten des ehemaligen Erzabbaus (1942 bereitseingestellt) sind heute völlig zugewachsen. Nur derunterste Malm ist noch aufgeschlossen.

3) Tagesaufschlüsse in der WestalbHier war nur über der varians-Schicht der macrocepha-lus-Oolith des zeta 1 aufgeschlossen. Während im unte-ren Teil kalkiges Sediment vorherrschte, fand sich dar-über eine eisenoolithische Bank.

4) Im Bereich von Staffelstein- in der fränkischen Alb fin-det sich nur die tonige Fazies mit den sogen. "Gold-Schnecken". Einige Tagesaufschlüsse wurden aufgesucht.

5) Mühlenberg - HannoverIn der Baustelle der Preußen-Elektra und der U-3ahn-trasse waren 1974 unter anderem der MacrocephalenoO -lith aufgeschlossen.

6] Halde des WittekindstollensBis in die 50er Jahre hier das oolithische SedimentUntertage abgebaut, dessen Eisengehalt ca. 24 % be-trug. Im Jahre 1956 betrug die Förderung 255.ooo to.Wenig später wurde der Abbau aus wirtschaftlichen Grün-den eingestellt. Gebildet wurde dieses oolithische Ge-stein vor 155 Mill. Jahren im bewegten Wasser von Epi-kontinental-Meeren. Die Oolithe sind meist hirsekorn-große Kügelchen mit zumeist kalkigem schaligem Aufbau.Für alle vorgenannten Aufschlüsse gilt etwa der glei-che Fossilgehalt,Im obersten Dogger finden wir in der Regel eine inte-ressante Ammonitenfauna, während Brachiopoden,Schnek-ken und Muscheln stark zurücktreten.Eine besondere Beobachtung ist,daß bei altersmäßiggleichen Schichten die Tiere hier relativ großwüchsigwaren (kalkiges Sediment), im Gegensatz zu den fränki-schen Tonen und Tonmergeln.Erwähnenswert ist auch die mineralogische Ausbildungder Kammern der einzelnen Ammoniten. Neben verschie -denfarbigen Dolomiten treten Calcit, Siderit und was-serklare Quarze auf.

7) Aufschlüsse aus dem anceps-Oolith sind z.Zt.nicht be-kannt.

8) Den Abschluß des Calloviums bildet in unserem Raum derOrnatenton mit dem bekanntesten Aufschluß am Ebersberg

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- 11 -bei Springe. Aber auch in den tief eingeschnittenenTälern des Süntels ist verschiedentlich Ornatentonaufgeschlossen. Es soll aber hier nicht näher daraufeingegangen werden, da bereits Herr Jäger in Heft 4/1975 ausführlich diesen Aufschluß beschrieben hat.

FossiIliste der vorgenannten Fundorte;

Brachiopoden: Rhynchonelloidella socialis (PHILLIPS)Rhynchonelloidella varians (SCHLOTHEIM)

Muscheln: Goniomya literata (SOWERBY)Pholadomya murchisoni (SOWERBY)

Schnecken: Orbonella granulata (SOWERBY)Alaria sp. (GOLDFUSS)

Nautiliden: Paracenoceras calloviensis (OPPEL)Ammoniten: Cadoceras sublaewe (SOWERBY)

Chamoussetia chamousseti D'ORBIGNY (Abb.l)Oxycerites subcostarius (OPPEL)Jeanneticeras girondi (BONARELLl)Hecticoceras hectioum (RElNECKE)Kepplerites keppleri (OPPEL)Kepplerites gowerianus (SOWERBYl(Abb.2)Kosmoceras Jason (RElNECKE) (Abb.3lKosmoceras compressum (QUENSTEDT)Kheraiceras cosmopolitum (PARONA'BONARELLl)Sigaloceras calloviensis (SOWERBY) (Abb.4)Proplanulites koenigi (SOWERBY)Homoeoplanulites funatus (OPPEL)Homoeoplanulites homoeomorpha (BUCKMAN)Grossouvria sulcifera (OPPEL)Subgrossuvria recuperoi (GEMMELARd)Macrocephalites macrocephalus (SCHLOTH;) SMacrocephalites compressus (QUENST!) (Abb.6)Pleurocephalites tumidus (RElNECKE) (Abb.7)Pleurocephalites roturrdus (QUENST.) (Abb.j3)Pleurocephalites perseverans (MODEL)Reineckeia anceps (RElNECKE)Pseudocadoceras boreale (BUCKMAN)

Belemniten: Belemnopsis canaliculata (SCHLOTHEIM)Hibolites semihastatus (QUENSTEDT)

Seeigel: Collyrites ellipticus (LESKE)HOlectypus depressus (LESKE)

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Abb«1: Chamoussetia chamous-seti D'ORBIGNY Abtr.4; Sigaloceras callo-

viense [SOWERBY)

Abb.3: Kosmoceras Jason (REIN*)

Abb«5: Macrocephalites ma-crocephalus (SCHLOTH. )

Abb.2: Kepplerites goweria-nus (SOWERBY)

Abb.6: Macrocephalitescompressus (QUEM.}

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L

Abb.8: Pleurocephalitesroturrdus (QUENl )

Abb.7: Pleurocephalites tu-midus (REIMECKE)

Literaturhinweis:

Mineralien Magazin , 5/1978

Sammlung Geologischer Führer, Band 67

Kaever.Oekentorp,Siegfried: Fossilien Westfalens (Jura)

Treatise on invertebrate paleontology,Part L

Britisch Mesozoic fossils

Fraas, Der Petrefaktebsammler

Alle Abbildungen nach Kaever,Oekentorp, Siegfried, Fossi-lien WestfaletTB, Invertebraten des Jura, Tafel 40 u.41.(Münsterische Forschungen zur Geologie und PaläontologieHeft 40/41, Gievenbecker Weg 61, 4400 Münster).

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WERNER POCKRANDT

M a u l w u r f s k r e b s e

Ordnung:Unterordnung:Oberfamilie:Familie:

( mit 7 Abb.)

Decapoda LATREILLE 1302Anomura MILNE-EDWARDS 1832Thalassinoidea LATREILLE 1831Callianassiriae DANA 1852

Unterfamilie: Callianassinae DANA 1852,Ob.Jura bis rezent.

So wie der Maulwurf seine Wohnröhren unter der Erd-oberfläche anlegt, so legen Maulwurfskrebse auch Wohnröh-ren an, die an Maulwurfsbauten erinrrern, die jedoch klei-ner sind und bis zu l m unter der Sedimentoberfläche lie-gen^ Zumeist gibt es einen Ausgang und mehrere Eingängeund in ca l m Tiefe ein weitläufiges System von Wohnröh-ren. Diese können an einigen Stellen Ausbuchtungen haben,um dem Krebs ein Umdrehen zu ermöglichen. Die Wohnröhrengräbt der Krebs mit den großen Scheren des ersten Bein-paares. Die übrigen Beine sowie der Schwanzfächer beför-dern das gelockerte Sediment durch Scharr- und Strudelbe-wegung nach oben,wo sich daraus ein kleiner kraterförmi—ger Hügel bildet. Die Innenwände der Röhren werden durcheingeschleimte Sedimentbröckchen ausgespachtelt und ver-festigt. (Abb.1 und 2).

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Abb.1: Längsschnitt durch einen Gang mit dem Maul-wurf skrebs Callianassa.Die Gangwände sindmehrschichtig aufgebaut,außen grobgekörnelt.(Aus FÖRSTER 1973).

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Abb.2: Wohnbauten einesMaulwurfskrebses,im KegelAusgangsröhre mit ausge-worfenem Material,l^nksEingangsröhre (umgezeich-net von POCKRANDT nachFÖRSTER}.

Wohnbauten sind auch von un-seren Flußkrebsen (Edelkrebsu.Amerikan.Steinkrebs) be-kannt, die allerdings nur we-nige Dezimeter weit waage-recht ins Sediment gebautwerden und dem Krebs am Tageals Wohnung und Versteckdienen, wenn er nicht unterUferrändern oder im Wurzel-geflecht von Bäumen oder un-ter Steinen ein geschütztesPlätzchen für den Tag fin-det. Diese Krebse sind Nacht-tiere und kommen erst beiAnbruch der Dämmerung aus ih-rem Versteck hervor,um aufNahrungssuche zu gehen.IhreWohnröhren liegen nur loseund unverfestigt im Sedi-ment.

Da die Maulwurfskrebseihre Gangsysteme in nichtallzu tiefem Wasser unter100 m Tiefe meist in größe-

ren Kolonien anlegten,sind Sche-renfunde von Callianassa gleichmassenhaft in bestimmten Schich-ten vorhanden.Ein altberühmterFundpunkt ist der Burgberg beiGehrden mit Scheren vonProtocalli-anassa faujasi DESMAREST. ImSanton von Gehrden finden wirneben den Scheren auch sehr häu-fig die fossilen Wohnröhren.Essind jedoch keine Röhren, son-dern die massiven Sedimentaus-füllungen der Wohnröhren, diein kurze Enden zerbrochen sind.Die Wohnröhren von Engelbostelsind hohl und kaum mit Sedimentverfüllt.

Abb.3: Wohnröhrenbruch-stück des Maulwurfkreb-ses Callianassa unci-fera HARBORT aus dem U-Hauterive von Engelbo-stel (Zeich.POCKfflANDT).

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-16"*-

Außer den Scheren wurde bei Gehrden noch nichts von Kör-per- oder Schwanzresten von Protocallianassa faujasi ge-funden. Der Körper und Schwanz der Maulwurfskrebse istnur dünn und glatt und wenig verkalkt, daher also fossilkaum erhaltungsfähig. Dasselbe gilt auch für eine andereMaulwurfkrebsart,von der FÖRSTER am 28,8.1972 schreibt:

"Eine weitere Form,die aus der Schaumburg—LippeschenKreidemulde bekannt ist, scheint hier weiter im Ostenzu fehlen, nämlich Callianassa uncifera HARBORT.Die-ser Maulwurfskrebs ist in der Regel nur mit den stär-ker verkalkten Scheren erhalten."

Nach der Vorlage von Wohnröhrenbruchstücken aus Engelbo-stel vermutete FÖRSTER im September 1972 bereits,daß die-se von Callianassa uncifera HARBORT stammen könnten.Mitdiesen Wohnröhren schien also der erste Nachweis gegebenzu sein. (Abb.3).

1975 fand der Verfasser in Engelbostel eine sehr klei-ne Schere, die er keinem der dort häufig vorkommenden Kreb-se zurechnen konnte.Diese Tongrube liefert ja in der Re-gel Langschwanzkrebse der Gattungen Hoploparia,Mecochirusund Eryma. Am 1.4.1975 bestätigte FÖRSTER den Fund als zuCallianassa uncifera HARBORT gehörig.(Abb.4). Damit waralso der erste Nachweis erbracht,daß C.uncifera auch imRäume Hannover, also östlich der Schaumburg-LippeschenKreidemulde, vorkommt.

Es sollten aber noch fünf Jahrevergehen, ehe ein zweiter gesich-erter Fund dieser Art in Engelbo-stel gemacht werden konnte.Der Ver-fasser fand in einer Geode einlängliches Stück eines Krebses,das er für ein Scherenbruchstückhielt. FÖRSTER bestimmte diesenfund als Merus (Beinglied) mitEndglied,auf dem vor den Pustelnfeine Poren sichtbar waren,in de-

9 mm °a

Abb.4: Kleine Scherevon Callianassa unci-fera HARBORT von En-gelbostel (Hauterive).(Zeichn.POCKRANOT).

nen früher Haarbüschel gestanden hatten. (Abb.5).

Abbt.5: Merus (Beinglied) vonCallianassa uncifera HARBORTin Geode des Hauterive vonEngelbostel (Zeichn.POCKRANDT)In den Poren vor den Pustelndes anschl.Endgliedes saßenHaarbüschel (1980).

8 mm

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- 17 -In der gleichen Geode lagen noch Reste des glatten,dün-

nen Panzers, und etwas abgeknickt davor die dorsale Gast-rioalregioni (Kopfplatte) mit den Dornleisten, wie sie denheute noch lebenden Callianassa-Vertretern eigen ist.(Abb.

^* Abb.6: Oberseite der Gastricalre-gion (Kopfplatte) des Maulwurfs-krebses Callianassa uncifera HAR-BORT aus dem Hauterive von Engel-bostel. (Zeichnung v.Verfasser).

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Zu den kaum bekannten oder fossil erhaltenen Krebsspu—ren gehören die Kotpillen der Krebse.Sie können sich andem oberen Ende der Ausgangsröhre befinden. Es sind kleinerundliche Röllchen von nur wenigen Millimetern Länge undgeringem Durchmesser. In Gehrden konnten sie noch nicht ge-funden werden* Aus Engelbostel konnte sie der Verfasser inGeoden nachweisen. Es muß allerdings offen bleiben,zu wel-cher Krebsart sie gehören,da Engelbostel ja eine sehr rei-che Krebsfauna besaß.Möglicherweise gehören sie sogar zuCallianassa uncifera. (Abb.7).

Das Beispiel von Callianassa unci-fera zeigt,daß man aus kleinsten Tei-len zu einer positiven Aussage gelan-gen kann.

Mein besonderer Dank gilt Dr.FÖRSTER,München, für seine stets bereitwilligeBeratung und Bestimmung unserer Fun- Abb*?: Kotpillende, wodurch uns manche neue Erkennt- von Krebsennis über die Krebsfauna unserer Han- (teichn.Pockrandt)noverschen Aufschlüsse vermittelt wurde»Literatur;FÖRSTER, Reinhard, 1973: Die Krebse und ihre Bauten aus

dem Santon der Gehrdener Berge. - Ber.Naturhist.Ges.Hannover 117.-

MOOREjR.C., 1969: Treatise on Invertebrata PaleontologyPart R Arthropoda 4 Volume 2.- The Geol.Soc.ofAmerica and The Univers.of Kansas.

Page 20: ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE · aus dem Chalk von England nach WANDERER aus dem Mittl. Turon von Sach sen. Abb.S: nach MÜLLER (1966) aus dem Pläner von England.Größter Durchmesser