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Seite 67 Elektrische Gefährdungen 3.3 3.3 Elektrische Gefährdungen 3.3 Elektrische Gefährdungen 3.3.1 Grundlagen 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 3.3.1.1 Wirkungen des elektrischen Stroms 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 Elektrischer Strom als Schweißenergiequelle 0 / 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 Bei allen Schweißverfahren, bei denen der Schmelzprozess der zu verbindenden Werkstücke nicht durch eine Brenngas- flamme, ggf. durch mechanische Wärmeerzeugung oder durch eine chemisch-thermische Reaktion in Gang gesetzt wird, ist Elektrizität die Energiequelle des Prozesses. Prinzipiell werden die Stromwirkungen für die Ausführung folgender Schweißver- fahren genutzt: Lichtbogenschweißverfahren (Nutzung der Gasentladung zwischen zwei Elektroden; entstehendes Hochtemperatur- plasma erzeugt Wärmeenergien, die zum örtlich begrenzten Aufschmelzen von Metallen führen) Widerstandsschweißverfahren (Nutzung der elektrischen Leitfähigkeit der zu verbindenden Werkstücke und des Wi- derstandsgefälles an der Verbindungsstelle; Aufschmelzen er- folgt an der Stelle des größten elektrischen Widerstands) Elektrowärmeschweißverfahren (Einbringen von Wärme aus einem elektrisch erwärmten Werkzeug in die zu verbinden- den Werkstücke, z.B. Lötprozesse, Kunststoffschweißen) Grundgefährdungen 0 / 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 Grundgefährdungen im Zusammenhang mit elektrischem Strom sind: elektrischer Schlag durch Berühren spannungsführender Teile primäre und sekundäre Wirkungen von Störlichtbögen Wirkungen elektrostatischer Aufladung Berührung spannungs- führender Teile 0 / 0 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0 Die größte Bedeutung für den Schweißer haben die Gefährdun- gen, die sich aus dem Berühren spannungsführender Teile erge- ben, und auch die Wirkungen von Störlichtbögen. Elektrostati- sche Aufladung hat im Regelfall keine unmittelbare Bedeutung für typische Schweißarbeiten. Die Wirkung des elektrischen Stroms auf den menschlichen Körper ist abhängig: von der Stromstärke des Stroms, der den Körper oder Teile davon durchfließt vom Weg des Stroms durch den Körper von der Einwirkdauer

Arbeitsschutz beim Schweißen - elektrische Gefährdung

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Kompakter Leitfaden zum Arbeitsschutz beim Schweißen, auch bei Fremdfirmen. Schützen Sie sich und ihre Mitarbeiter durch optimale Vorsorge. Typische Gefährdungen und wirksamen Maßnahmen, zum Arbeitsschutz, übersichtlich dargestellt. Weiter Lesen: http://www.schweissaufsicht-Kompakter Leitfaden zum Arbeitsschutz beim Schweißen, auch bei Fremdfirmen. Schützen Sie sich und ihre Mitarbeiter durch optimale Vorsorge. Typische Gefährdungen und wirksamen Maßnahmen, zum Arbeitsschutz, übersichtlich dargestellt.

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Elektrische Gefährdungen 3.3

3.3

Elektrische Gefährdungen

3.3 Elektrische Gefährdungen

3.3.1 Grundlagen 0.0.0.0.0.0.0

3.3.1.1 Wirkungen des elektrischen Stroms 0.0.0.0.0.0.0

Elektrischer Strom als

Schweißenergiequelle 0/0.0.0.0.0.0

Bei allen Schweißverfahren, bei denen der Schmelzprozess der zu verbindenden Werkstücke nicht durch eine Brenngas-flamme, ggf. durch mechanische Wärmeerzeugung oder durch eine chemisch-thermische Reaktion in Gang gesetzt wird, ist Elektrizität die Energiequelle des Prozesses. Prinzipiell werden die Stromwirkungen für die Ausführung folgender Schweißver-fahren genutzt:

n Lichtbogenschweißverfahren (Nutzung der Gasentladung zwischen zwei Elektroden; entstehendes Hochtemperatur-plasma erzeugt Wärmeenergien, die zum örtlich begrenzten Aufschmelzen von Metallen führen)

n Widerstandsschweißverfahren (Nutzung der elektrischen Leitfähigkeit der zu verbindenden Werkstücke und des Wi-derstandsgefälles an der Verbindungsstelle; Aufschmelzen er-folgt an der Stelle des größten elektrischen Widerstands)

n Elektrowärmeschweißverfahren (Einbringen von Wärme aus einem elektrisch erwärmten Werkzeug in die zu verbinden-den Werkstücke, z.B. Lötprozesse, Kunststoffschweißen)

Grundgefährdungen 0/0.0.0.0.0.0 Grundgefährdungen im Zusammenhang mit elektrischem Strom sind:

n elektrischer Schlag durch Berühren spannungsführender Teile

n primäre und sekundäre Wirkungen von Störlichtbögen

n Wirkungen elektrostatischer Aufladung

Berührung spannungs-

führender Teile 0/0.0.0.0.0.0

Die größte Bedeutung für den Schweißer haben die Gefährdun-gen, die sich aus dem Berühren spannungsführender Teile erge-ben, und auch die Wirkungen von Störlichtbögen. Elektrostati-sche Aufladung hat im Regelfall keine unmittelbare Bedeutung für typische Schweißarbeiten. Die Wirkung des elektrischen Stroms auf den menschlichen Körper ist abhängig:

n von der Stromstärke des Stroms, der den Körper oder Teile davon durchfließt

n vom Weg des Stroms durch den Körper

n von der Einwirkdauer

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n von der Stromart (hier ist insbesondere die Frequenz des Stroms gemeint)

Stromwirkung 0/0.0.0.0.0.0 Die Auswirkungen werden im Allgemeinen wie folgt beschrie-ben:

n ab 0,5 mA: Kribbeln bei Berührung

n ab 10 mA: Muskelverkrampfung, im Regelfall nicht tödlich

n ab 50 mA: Bewusstlosigkeit durch Verkrampfung der Atem-muskulatur; ggf. Herzstillstand

n ab 80 mA: Tod durch Herzkammerflimmern

n ab 5 A: akuter Herzstillstand (reversibel bei nur kurzer Ein-wirkzeit), schwere Verbrennungen

Detaillierter und in Abhängigkeit von der Einwirkzeit zeigt die Wirkungen von Wechselstrom nachfolgendes Diagramm aus der IEC-Publikation Nr. 479.

Abb. 8: Wirkung von Wechselstrom auf den menschlichen Körper

Ein Strom I kann nur dann fließen, wenn eine Spannung U dies gegen einen Widerstand R ermöglicht. Nach dem ohmschen Gesetz

I = U / R

fließt der Strom umso stärker durch den Widerstand, je größer die elektrische Spannung oder je kleiner der Wert des Wider-stands ist.

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3.3.1.2 Unerwünschter Stromfluss im normalen Stromweg der Lichtbogenschweißeinrichtungen 0.0.0.0.0.0.0

Die entscheidenden Größen sind also die Spannung und der Gesamtwiderstand aller Elemente, die sich im Stromweg befin-den. Während der Handhabung der Schweißkabel, Elektroden-halter und Elektroden und somit auch während des Schweiß-prozesses befindet sich der Schweißer in unmittelbarer Nähe stromführender Elemente; er nutzt den „freien“ Lichtbogen als Werkzeug. Bei einem unerwünschten Stromfluss über den menschlichen Körper, z.B. beim Lichtbogenhandschweißen, fließt der Strom insgesamt über folgende Elemente:

Elemente im Stromweg 0/0.0.0.0.0.0 1. Schweißstromquelle

2. Schweißstromzuleitungen

3. Elektrodenhalter

4. Elektrode

5. Werkstück

6. Handschuhe, Arbeitsschutzkleidung, Schuhe etc.

7. menschliche Haut, menschlicher Körper

8. Übergangswiderstände von einem Element zum anderen

Während verfahrensbedingt die Widerstände der Elemente, die planmäßig zum Fortleiten des Schweißstroms dienen, niedrig sein müssen (1. bis 4.), kommt es darauf an, den Widerstand der Elemente 6., 7. und ggf. 8. so hoch wie möglich zu gestal-ten.

Körperwiderstand erhöhen 0/0.0.0.0.0.0 Der menschliche Körper kann einen Widerstand von bis zu ca. 1.000 Ω aufweisen für eine Durchströmung von der Elektrode über die ungeschützte Hand bis zum (ungeschützten) Fuß auf eine leitfähige Unterlage. Bei einer Spannung von 80 V ergibt sich mit 80 / 1.000 = 0,08 A = 80 mA bereits eine Stromgröße, die unter ungünstigen Umständen sicherheitskritisch sein kann. Es kommt also darauf an, den Widerstand durch geeignete per-sönliche Schutzausrüstung zu erhöhen. Unter günstigsten Um-ständen weisen neue, unbeschädigte Arbeitsschutzschuhe mit Gummisohle in trockener Umgebung einen Widerstand von 10.000 Ω auf. Die Gefährdung ist also unter diesen Umständen deutlich geringer. Lichtbogenschweißer sind somit durch geeig-nete persönliche Schutzausrüstungen gegen unerwünschten Stromfluss zu schützen:

n unbeschädigte, trockene Sicherheitsschuhe mit Gummi- oder Kunststoffsohle, z.B. nach DIN EN ISO 20345

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Elektrische Gefährdungen3.3

n unbeschädigte trockene Schweißerschutzhandschuhe aus Le-der ohne eingearbeitete Metallteile (Schnallen, Nieten o.Ä.), z.B. nach DIN EN 12477

n vollständige und unbeschädigte sowie trockene Arbeits-schutzbekleidung

Erhöhte elektrische

Gefährdung 0/0.0.0.0.0.0

Können solche Idealbedingungen nicht hergestellt werden (z.B. im Freien oder in ansonsten feuchter oder verschmutzter Um-gebung), spricht man von Bereichen mit erhöhter elektrischer Gefährdung.

Die Arbeitsspannung typischer Schweißstromquellen des Licht-bogenhandschweißens beträgt ca. 15–40 V. Brennt der Licht-bogen nicht, steigt die Spannung stark an. Diese sogenannte Leerlaufspannung ist also im hier behandelten Zusammenhang die entscheidende sicherheitstechnische Größe, die es zu be-grenzen gilt. Folgende Höchstwerte sind zulässig:

Tab. 3.3.1.2: Zulässige Höchstwerte der Leerlaufspannung von Lichtbogenschweißquellen

Unter Bereichen mit erhöhten elektrischen Gefährdungen ver-steht man z.B. folgende Arbeitsplätze:

Einsatzbedingungen

Leerlaufspannung

SpannungsartHöchstwerte in Volt

Scheitelwert Effektivwert

erhöhte elektrische GefährdungGleich 113 –

Wechsel 68 48

ohne erhöhte elektrische GefährdungGleich 113 –

Wechsel 113 80

begrenzter Betrieb ohne erhöhte elek-trische Gefährdung

Gleich 113 –

Wechsel 78 55

Lichtbogenbrenner maschinell ge-führt

Gleich 141 –

Wechsel 141 100

PlasmaverfahrenGleich 710 –

Wechsel 710 500

unter Wasser mit Personen im WasserGleich 65 –

Wechsel unzulässig

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Elektrische Gefährdungen 3.3

Typische Bereiche 0/0.0.0.0.0.0 n Schweißer arbeitet in Zwangshaltung (kniend, sitzend, lie-gend, angelehnt) und berührt dabei mit seinem Körper elek-trisch leitfähige Teile

n freier Bewegungsraum für den Schweißer zwischen zwei elektrisch leitfähigen Bauteilen beträgt weniger als 2 m

n Schweißer arbeitet unter nassen, feuchten oder heißen Um-gebungsbedingungen

Schweißstromquellen, die in Bereichen mit erhöhter elektri-scher Gefährdung eingesetzt werden dürfen, sind speziell ge-kennzeichnet.

Abb. 9: Kennzeichnung einer Schweißstrom-quelle zum Einsatz in Bereichen mit erhöhter elektrischer Gefährdung

Technische Anforderungen 0/0.0.0.0.0.0 Soll unter solchen Bedingungen mit Einrichtungen mit höherer Leerlaufspannung gearbeitet werden als in Tabelle 3.3.1.2 – Zeile 1 angegeben, müssen bestimmte Randbedingungen einge-halten werden:

n Einsatz automatischer Leerlaufspannungsminderungsein-richtungen an der Schweißstromquelle

n automatische Umschalteinrichtung zwischen Wechselspan-nung und Gleichspannung an der Schweißstromquelle

n zusätzliche Maßnahmen zur Isolierung des Schweißers (iso-lierende Unterlage, isolierende Kopfbedeckung o.Ä.)

In Bereichen mit erhöhter elektrischer Gefährdung dürfen Brennerstörungen nicht behoben werden, indem der Schweißer den Brenner öffnet. Die Schweißstromquelle muss immer vor-her abgeschaltet werden oder man muss aus dem gefährdeten Bereich herausgehen!

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Zusammengeschaltete

Schweißstromquellen 0/0.0.0.0.0.0

Bei Anlagen mit mehreren zusammengeschalteten Schweiß-stromquellen dürfen weder die Werte der einzelnen Quellen noch die resultierenden Werte die oben genannten Grenzen überschreiten. Unter Umständen müssen Arbeitsplätze z.B. durch isolierende Zwischenwände voneinander getrennt wer-den.

3.3.1.3 Weitere Hinweise 0.0.0.0.0.0.0

Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu arbeitsschutzge-rechtem Verhalten:

n Schweißstromquellen bei längeren Arbeitsunterbrechungen (auch Arbeitspausen, Schichtwechsel o.Ä.) abschalten; Ge-fährdung durch Leerlaufspannung wird so von vornherein vermieden

n nicht mit beschädigten Schweißstromquellen, Leitungen oder Schweißwerkzeugen arbeiten

n Elektrodenhalter, MAG-Brenner nicht unter den Arm klem-men

n potenziell spannungsführende Bereiche nicht bewusst berüh-ren (Draht- oder Elektrodenspitze, Stromkontaktrohr, Kon-takte der Schweißzange), auch nicht mittels Werkzeug

n Stabelektroden nur mit trockenen Schweißerschutzhand-schuhen wechseln

n Drahtelektroden spannungsfrei wechseln

n auch bei Sitzgelegenheiten darauf achten, dass keine leitfähi-gen Verbindungen zum Körper hergestellt werden (Armleh-nen aus Metall; Metallschrauben im Holzsitz o.Ä.)

3.3.1.4 Unerwünschter Stromfluss durch beschädigte elektrische Betriebsmittel 0.0.0.0.0.0.0

Konforme und sichere

Betriebsmittel 0/0.0.0.0.0.0

Netzanschlussleitungen, Schweißstromerzeuger, ggf. Schweiß-stromkabel und Übertragungselemente (z.B. Elektrodenhalter), sonstige teilmechanisierte, vollmechanisierte oder automatische Schweißeinrichtungen dürfen nur benutzt werden, wenn sie nicht beschädigt sind. Neue Elemente müssen den geltenden Rechtsvorschriften für Produkte (hier im Regelfall 1. ProdSV und/oder 9. ProdSV) entsprechen. Im Zuge der Benutzung sind diese Einrichtungen regelmäßig wiederkehrend zu prüfen. Dies erfolgt auf der Grundlage der BetrSichV (wiederkehrende Prü-fung von Arbeitsmitteln, die Schäden verursachenden Einflüs-sen unterliegen) und § 5 der BGV A3.

Fehlerstrom-Schutz-

einrichtungen 0/0.0.0.0.0.0

Einen sehr guten Schutz gegen Gefährdungen durch elektri-schen Schlag bieten Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen in den

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Versorgungsnetzen der Schweißbetriebe, die beim Auftreten ei-nes Fehlers in der Stromleitung (ggf. Stromschlag über eine Person) ein zuverlässiges und schnelles Abschalten der Strom-versorgung bewirken.

3.3.1.5 Sekundärwirkungen 0.0.0.0.0.0.0

Neben den oben beschriebenen direkten Wirkungen des elek-trischen Stroms auf den Menschen können weitere Effekte zu Verletzungen oder zum Tode führen:

n Verbrennungen oder Schädigung der Augen durch Lichtbo-genwirkung

n Verletzungen durch Herausschleudern von Bauteilen durch Lichtbogeneinwirkung

n Folgeverletzungen durch ausgelöste Brände oder Explosio-nen

n Sturzverletzungen, z.B. von einem Arbeitsplatz in größerer Höhe aus

n sonstige thermische Wirkungen des Stroms

3.3.1.6 Beschädigung von elektrischen Betriebsmitteln 0.0.0.0.0.0.0

Bei unsachgemäßem Arbeiten können über die akuten Gefähr-dungen von Personen hinaus Schäden an den Einrichtungen auftreten. Richten Sie das Handeln aller Beteiligten im Unter-nehmen bis hin zu den Beschäftigten auch hier sicherheitsge-recht aus.

Ablage des

Elektrodenhalters 0/0.0.0.0.0.0

Bei Lichtbogenhandschweißeinrichtungen erfolgt die Ablage des Elektrodenhalters immer auf isoliertem Untergrund und ohne Elektrodenrest. Niemals mit beschädigten oder fehlen-den Isolierstücken des Elektrodenhalters arbeiten. Schutzgas-schweißbrenner sind so abzulegen, dass der Brennerschalter nicht versehentlich betätigt wird.

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Abb. 10: Ablage des Elektrodenhalters isoliert und ohne Elektrodenrest

Vagabundierende Schweiß-

ströme 0/0.0.0.0.0.0

Schutzleiter von elektrischen Antrieben innerhalb der Schweiß-stromquelle oder von anderen elektrischen Geräten können durch vagabundierende Schweißströme beschädigt werden. Drahtseile, z.B. von Personenaufnahmemitteln, können da-durch beschädigt werden. Der Absturz der gesicherten Person wäre die Folge. Eine nicht korrekt angebrachte Schweißstrom-rückleitung kann diese Probleme verstärken. Beachten Sie des-halb:

Wichtige Maßnahmen 0/0.0.0.0.0.0 n schutzisolierte Elektrowerkzeuge verwenden bei Arbeiten an oder in der Nähe von Schweißarbeitsplätzen

n Lichtbogenzündversuche an dafür nicht vorgesehenen Stel-len unterlassen

n Schweißstromrückleitung sicher am Werkstück oder Schweißtisch befestigen, sodass kürzestmögliche Stromwege entstehen

n niemals mehrere Schweißarbeitsplätze mit einer „Sammel-rückleitung“ verbinden

n bei Arbeiten von Personenaufnahmemitteln aus den Arbeits-korb immer isoliert aufhängen; ausreichend dimensionierte Schweißstromleitungen verwenden

n beim Schweißen von Bauteilen am Kran die Werkstücke im-mer isoliert aufhängen (trockene Hanf- oder Kunstfaserseile)

n Rückstrom niemals über Räder, Rollen, Lager o.Ä. eines zu schweißenden Bauteils führen

n Schweißkabel immer ausreichend dimensionieren, um Be-schädigungen durch Widerstandserwärmung zu dünner Ka-bel zu verhindern

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Abb. 11: Definierte Anbringung der Schweiß-stromrückleitung

Als praktische Ergänzung zu diesem Kapitel finden Sie im An-hang auf der CD-ROM die editierbare Checkliste 4.5 Sicherer Umgang mit Schweißmaschinen.

3.3.2 Gefährdungen durch elektrischen Schlag 0.0.0.0.0.0.0

3.3.2.1 Gefährdungsfaktor: elektrischer Schlag (I) 0.0.0.0.0.0.0

Die folgende Tabelle zeigt Grundinformationen zur Verwen-dung im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung für Arbeitssys-teme für den Gefährdungsfaktor „elektrische Gefährdung –elektrischer Schlag (unerwünschter Stromfluss im Zuge der Schweißstromführung)“ im Zusammenhang mit Schweißar-beitsplätzen.

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Tab. 3.3.2.1: Gefährdungsfaktor: elektrischer Schlag (unerwünschter Stromfluss im Zuge der Schweißstromführung)

Gefährdung elektrischer Schlag(unerwünschter Stromfluss im Zuge der Schweißstromführung)

Ursachen, Quellen, Hinweise

n beschädigte Schweißstromquellen

n nicht korrekt ausgewählte Schweißstromquellen

n beschädigte Leitungsführung und/oder Schweißwerkzeuge

n nicht korrekt dimensionierte Leitungsführung und/oder Schweißwerkzeu-ge

n nicht korrekt angebrachte Schweißstromrückführung

n ungünstige Umgebungsbedingungen

n persönliches Fehlverhalten der Schweißer (vgl. Kapitel 3.3.1.3)

mögliches Vorkommen

n alle Lichtbogenschweißprozesse (Ordnungsnummer 1 nach DIN EN ISO 4063)

n diverse Prozesse des Schneidens und Ausfugens, sofern Lichtbogenwir-kung eine Rolle spielt (z.B. Ordnungsnummern 82, 83, 84, 87, 88, 972 bis 975)

n thermisches Spritzen

mögliche Folgen n schwere bis tödliche Verletzungen durch die direkte Wirkung des elektri-schen Stroms

n Verletzungen, u.U. tödliche Verletzungen durch Sekundärwirkungen, wie unter Kapitel 3.3.1.5 beschrieben

Maßnahmen (beispielhaft)

n Schweißstromquellen korrekt auswählen und bestimmungsgemäß einset-zen

n Leitungsführung und Schweißwerkzeuge korrekt dimensionieren und richtig anwenden

n Bereiche erhöhter elektrischer Gefährdung beachten

n Einrichtungen nach BetrSichV und BGV A3 regelmäßig wiederkehrend prüfen

n beschädigte Einrichtungen nicht benutzen

n Wartung, Reinigung, Reparatur nur durch Elektrofachkräfte ausführen lassen

n Elektroinstallateure sicherheitsgerecht ausbilden

n Schweißer arbeiten mit korrekt ausgewählter und unbeschädigter persön-licher Schutzausrüstung (siehe Kapitel 3.3.1.2)

n Schweißer nutzen ggf. zusätzliche isolierende Einrichtungen in Bereichen erhöhter elektrischer Gefährdung

n Unterweisungen und Betriebsanweisungen für die Schweißarbeitsplätze

n wie davor, jedoch ggf. zusätzlich für besondere Arbeits- oder Umgebungs-bedingungen

n Vermittlung der Hinweise, wie unter Kapitel 3.3.1.6 aufgeführt

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Abb. 12: Verwendung isolierender Unterlagen in Bereichen erhöhter elektrischer Gefährdung

3.3.2.2 Gefährdungsfaktor: elektrischer Schlag (II) 0.0.0.0.0.0.0

Die folgende Tabelle zeigt Grundinformationen zur Verwen-dung im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung für Arbeitssys-teme für den Gefährdungsfaktor „elektrische Gefährdung –

elektrischer Schlag (unerwünschter Stromfluss durch beschä-digte Einrichtungen)“ im Zusammenhang mit Schweißarbeits-plätzen.

Hinweise, ausgewählte Literatur

n BetrSichV

n 1. ProdSV*)

n BGV A3

n BGI 553 – Lichtbogenschweißer

n DIN EN 60204-1:2007 – Sicherheit von Maschinen – Elektrische Ausrüs-tung von Maschinen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen

n DIN EN 60974 (Normenreihe) – Lichtbogenschweißeinrichtungen

n VDE 0100 (Normenreihe) – Errichten von Niederspannungsanlagen

n VDE 0544 (Normenreihe) – Schweißeinrichtungen und Betriebsmittel für das Lichtbogenschweißen und verwandte Verfahren

n Spezifikationen und Normen zu PSA – siehe Anlage zum Fachbuch

*) = mit weiteren jeweils zutreffenden harmonisierten Normen

Gefährdung elektrischer Schlag(unerwünschter Stromfluss im Zuge der Schweißstromführung)

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Tab. 3.3.2.2: Gefährdungsfaktor: elektrischer Schlag (unerwünschter Stromfluss durch beschädigte Einrichtungen)

Gefährdung elektrischer Schlag(unerwünschter Stromfluss durch beschädigte Einrichtungen)

Ursachen, Quellen, Hinweise

n nicht konforme oder nicht sichere (beschädigte) Schweißmaschinen oder vergleichbare Einrichtungen (auch Maschinen zur Vor- und Nachberei-tung von Werkstücken o.Ä.)

n nicht korrekt ausgewählte Schweißmaschinen oder vergleichbare Einrich-tungen

mögliches Vorkommen

n alle Lichtbogenschweißprozesse (Ordnungsnummer 1 nach DIN EN ISO 4063)

n alle Widerstandsschweißprozesse (Ordnungsnummer 2)

n Pressschweißprozesse unter Nutzung elektrisch angetriebener Einrichtun-gen (z.B. Ordnungsnummern 41, 42, 43, 45, 47, 48, 49)

n alle Strahlschweißprozesse (Ordnungsnummer 5)

n weitere Schweißprozesse unter Nutzung elektrischer Energie oder Antrie-be (z.B. Ordnungsnummern 72, 74, 78)

n diverse Prozesse des Schneidens und Ausfugens, sofern elektrische Be-triebsmittel verwendet werden (z.B. Ordnungsnummern 82, 83, 84, 87, 88)

n im Regelfall alle Lötprozesse (Ordnungsnummer 9 außer 912, 942, 971)

n Klebeprozesse, sofern elektrische Wärmeeinrichtungen verwendet werden

n Vor- und Nachbereitungsarbeiten der Werkstücke, sofern elektrische Werkzeuge verwendet werden

n thermisches Spritzen

mögliche Folgen n schwere bis tödliche Verletzungen durch die direkte Wirkung des elektri-schen Stroms

n Verletzungen, u.U. tödliche Verletzungen durch Sekundärwirkungen, wie unter Kapitel 3.3.1.5 beschrieben

Maßnahmen (beispielhaft)

n Einsatz konformer und sicherer elektrischer Betriebsmittel (Schweißma-schinen, sonstige Schweißeinrichtungen, elektrische Werkzeuge, elektri-sche Wärmeeinrichtungen etc.)

n Einrichtungen nach BetrSichV und BGV A3 regelmäßig wiederkehrend prüfen

n beschädigte Einrichtungen nicht benutzen

n Wartung, Reinigung, Reparatur nur durch Elektrofachkräfte ausführen lassen

n Elektroinstallateure sicherheitsgerecht ausbilden

n Unterweisungen und Betriebsanweisungen für die Schweißarbeitsplätze

n wie davor, jedoch ggf. zusätzlich für besondere Arbeits- oder Umgebungs-bedingungen

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Elektrische Gefährdungen 3.3

Hinweise, ausgewählte Literatur

n BetrSichV

n 1. ProdSV*)

n BGV A3

n DIN ISO 669:2001 – Widerstandsschweißen – Widerstandsschweißein-richtungen – Mechanische und elektrische Anforderungen

n DIN EN ISO 11553-1:2009 – Sicherheit von Maschinen – Laserbearbei-tungsmaschinen – Teil 1: Allgemeine Sicherheitsanforderungen

n DIN EN ISO 12100:2011 – Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Ge-staltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung

n DIN EN 60034 (Normenreihe) – Drehende elektrische Maschinen

n DIN EN 60204-1:2007 – Sicherheit von Maschinen – Elektrische Ausrüs-tung von Maschinen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen

n DIN EN 60519 (Normenreihe) – Sicherheit in Elektrowärmeanlagen

n DIN EN 60745 (Normenreihe) – Handgeführte motorbetriebene Elektro-werkzeuge

n DIN EN 60974 (Normenreihe) – Lichtbogenschweißeinrichtungen

n DIN EN 61029 (Normenreihe) – Sicherheit transportabler motorbetriebe-ner Elektrowerkzeuge

n DIN EN 62135-1:2009 – Widerstandsschweißeinrichtungen – Teil 1: Si-cherheitsanforderungen für die Konstruktion, Herstellung und Errichtung

n VDE 0100 (Normenreihe) – Errichten von Niederspannungsanlagen

n VDE 0544 (Normenreihe) – Schweißeinrichtungen und Betriebsmittel für das Lichtbogenschweißen und verwandte Verfahren

*) = mit weiteren jeweils zutreffenden harmonisierten Normen

Gefährdung elektrischer Schlag(unerwünschter Stromfluss durch beschädigte Einrichtungen)